1889 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

_— Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Friedri ch Gin, wie „W. T. B.“ aus Messina meldet, gestern nach Zhrer Ankunft den Bejuch der städtishen Behörden und begab Sich alsdann zur Befichtigung der Stadt an Land. Dana schiffte Sih Allerhöchstdieselbe an Bord der „Surprise“ nach Neapel ein.

Se. Majestät der Kaiser und König haben folgende Allerhöchste Kabinetsordre an den General-Feld- marschall Grafen Moltke zu richten geruht:

„Mein lieber Eeneral-Feldmarschall.

Fünfzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an wel&em Mein in Eott rubender Urgroßrater Ibnen für Ihr rübmlices Verbalten in der Türkei den Orden pour le mérite verlieh. In wie gutem Andenken der Name des scharfblickenden und thätigen Generalstabsoffiziers von 1839 noch jeßzt an dem Sgauplatze scines ersten kricgeris@en Wirkens steht, dav-en babe Ich Mich bei Meinem jüngsten Aufenthalt in dem fernen, ( Interefsantem reiSen Larde zu Meiner Freude persönli überzeugen können. Aber beute laffen Sie Mi vor Allem und immer aufs Neue der unsterbli&en Verdienste gedenken, die es Ihnen seit jener Zeit um Ihr Vaterland zu erwerben vergönnt war. Den äußeren Ehren, mittelst deren Ihre Könige der Dank- barkeit für Ihre rubmvollen Thaten Auëdruck gegeben haben, ver- mag i kaum eine neue Anerkennung binzuzufügen. Und doc liegt es Mir am Herzen, ten beutigen seltenen Gedenktag nicht obne eine fole vorübergehen zu lassen. In diesem Sinne verleibe I Ibnen beifolgend die Krone zu dem vor 50 Jahren erworbenen Gbrenzeicen und zwar, als Beweis Meiner besonderen Zuneigung, in Brillanten. Mit Mir bofft die Armee und das Vaterland, daß Sie sib der neu erdienten Autzeibnung, so Gott will, noch lange in der biéberigen Fris©e und Rüstigkeit erfreuen mögen,

Pleß, den 29. November 1889,

Ihr in tiefer Darkbarkeit treu ergebener König gez. Wilhelm. R.“

Der Kaiserlich russishe Botschafter am hiesigen Aller- höchsten Hofe, Graf Shuwalow, hat Berlin auf einige Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt d-r Botschaft s- Rath Graf Murawiew als Geschäftsträger.

Das Uebungsgeshwader, bestehend, aus S. M. Panzerschiffen „Kaiser“ (Flaggschiff), „Deutschland“, „Preußen“, und „Friedrich der Große“, Geshwader-Chef Contre-Admiral Hollmann, ift gestern in Lissa eingetroffen und beabsichtigt, am 5. Dezember wieder in See zu gehen.

Görliß, 29. Oktober. Der Kommunal-Landtag der preußishen Oberlausig bewilligte in seiner gestrigen Sitzung zunächst einige Urlaubsgesuche und trat dann in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenftand die Rechnungslegung über die umfangreiche gesammte ständishe Verwaltung pro 1888 bildete. Aus den vom Ausschusse auf Grund eingehender ckte- vision erstatteten Berichten gewann der Landtag die Ueber- zeugung von der gewissenhaften Sorgfalt, mit welcher die Kassen- und Rechnungsführung besorgt wurde, und ert eilte Decharge bezüglih der Sparkassen-Rehnung und der Bank: Bilanz. Hinsichtlih aller übrigen Rehnungen aber ermächtigte der Landtag den Landeshauptmann, die Entlastung der beiden Abtheilungen des Landsteuer-Amts auszusprechen. Aus dem Verwaltungsberiht der Kommunalständishen Bank entnahm der Landtag mit Befriedigung, daß der Ueberschuß der Bank pro 1888 den etatsmäßigen Sch er Landsteuerkasse überstiegen Me Ferner wurde der Verwaltungskosten-Etat der Kommunal- tändishen Bank pro 1890 festgeseßt und die Erweiterung der für den gesteigerten Verkehr niht mehr zulänglichen Geschäfts- räumlichkeiten der Bank genehmigt. Demnächst regelte der Landtag die Fürsorge für die Hinterbliebenen der ständischen Beamten nah dem Vorbilde der für die Reihs- und Staatsbeamten resp. für die Beamten verschiedener Provinzialverwaltungen geltenten Bestimmungen. Der Verwaltungsberiht über das Ober- lausizer Waisenhaus in Reichenbah wurde zur Kenntniß des Landtages gebracht, welcher die vom Kuratorium gestellten Anträge genehmigte, ebenso auch der Bericht über den Unter- stüßungsfonds für emeritirte Geisilihe der preußishen ODber- laufig und die Hinterbliebenen von Geistlichen.

Hannover, 29, November. (H. C.) Gestern starb bier im Alter von 69 Iabren der Senator Dr. Schläger. Er gehörte seit dem Iabre 1867 bis 1888 als Mitglied der nationalliberalen Partei dem Abgeordnetenbause, eine Zeit lang au dém Reichstage an.

Vayecn. München, 29. November. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig wird, der „Allg. Ztg.“ zu- folge, mit ihren Familien-Angehörigen von Schloß Leutstetten Ende der nähsten Woche nah dem hiesigen Wittelsbacher- Palais zum Winteraufenthalt übersiedeln. Prinzessin Leopold, Kaiserlihe und Königliche He, gab zu Ehren ihres Onfkels, des Erzherzogs Ludwig Viktor, eine Tafel, zu welcher Herzogin Adelgunde von Modena und Prinzessin a A mit Umgebung geladen waren. Die Prinzessin ershien mit ihren Kindern und Suiten.

Die Kammer der Abgeordneten erledigte heute den Etat der Bergwerks-, Hütten- und Salinengefälle. Gegenüber den Angriffen des Abg. Wolf vertheidigten die Abgg. Hahn und Walter aufs Entschiedenste die Amberger Hochofen-Anlage. Der Finanz-Minister Dr. von Riedel wies nah, daß die früheren Befürchtungen des Abg. Wolf thatsählich fich nicht als begründet erwiesen hätten, da die Gewinnung des Produktes des Hochofens nur Mittel zum

wecke der Aufrehthaltung des Bergwerksbetriebes in der

berpfalz gewesen sei und das Problem der Gewinnung von Robeisen in Amberg glänzend gelöst erscheine. Die Einbuße betrage auch nicht 560000 #, sondern nach Abrechnung der Abzahlungen nur 200000 # Dieser Summe gegenüber komme aber in Betracht, daß der Bergwerksbetrieb nicht nur erhalten geblieben sei, sondern 1884—1888 295 000 habe verdienen können, sowie daß der Eisenbahn dur die Ver- frahtungen in Folge des Hochofens ein€ Einnahme von 1500000 zugeführt worden sei. Das Haupt- R gegen die Ausführung des Abg. Wolf aber ilde die Thatsace, daß der Oberpfalz eine große Jndustrie und zahlreichen Arbeiterfamilien die Existenz erhalten geblieben sei. Zu einem Verkaufe oder zu einer Verpachtung des Hoch- ofens habe ex nach allen Erwägungen keine Neigung. Der

Abg. Walter ersuhte die Regierung, unter Umständen au ein Walzwerk in Amberg zu errihten. Der Abg. Daller wünschte auch, nah Einführung des neuen deutschen Tarifs auf den bayerishen Bahnen, die Beibehaltung der Ausnahme- tarife der bayerishen Kohlenwerke, damit dieselben den Wett- bewerb der ausländischen Kohle aushalten könnten.

Sachsen. Dresden, 29. November. Jn der heutigen Sizung der Zweiten Kammer erstatteten die Vorsigenden der 3. und 1. Abtheilung, Präsident Dr. Haberkorn und Abg. Knechtel, Bericht über die von ihren Abtheilungen voll- zogenen Wahlprüfungen, welche zur Gültigkeitserflärung sämmtiicher in Frage stehenden Wahlen geführt hatten. Die bei einzelnen Wahlen vorgekommenen Unregelmäßigkeiten sollen von sämmtlihen Abtheilungen zusammengestellt und später durch einen Gesammtberiht der Beschlußfassung der Kammer unterbreitet werden.

Die gestern erwähnte Erklärung der Amtshauptmann- schaft in Chemniß, über welhe von sozialdemokra- tisher Seite in der Zweiten Kammer eine JFnter- pellation eingebraht worden ist, hat folgenden Wortlaut :

„Aus Anlaß verschiedener bier zur Kenntniß gelangten Vorgänge sieht si die unterzeid;nete Königlicbe Amtsbauptmannschaft im Inter- esse der Arfrechterbaltung der öffentlihen Ordnung veranlaßt, bierdurch folgende Bestimmung zu treffen: „Wer in Zukunft es unternimmt, den Gereerbtebetrieb eincs Anderen dadur zu stôren oder zu beeinträtigen, daß er öffentlid vor einer Mensbenmenge oder dur Verbreitung (8.85 des Reichs-Strafgesezbuch#) oder dur öffentlidben Ans{lag dazu auffordert, in einem bestimmten Gewerbebetriebe keine Waaren an- zufaufen otcr zu bestellen, bezichentlich in cinem bestimmten Gescäfsté- lokale nidt zu verkehren, wird mit einer Geldstrafe bis zu 100 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.“ Wo am 2. No- vember 1889. Königlihe Amtébauptmanns&aft. Dr. Fischer.“

Baden. Die Gesundheit ZJhrer Königlihen Hoheit der Kron- prinzessin von Schweden und Norwegen hat fh mwährend ihres Aufenthalts in Baden - Baden wesentlih gestärkt. Die Prinzessin hat sich auf den Rath des Geheimen Raths Dr. Kußmaul seit einigen Wochen mit bestem Erfolg der Behandlung des Spezialisten Dr. Kaßen- berger anvertraut. Eine Konsultation zwishen dem schwedischen Arzt Dr. Thamm, dem Geheimen Rath Dr. Kuß- maul, dem Leibarzt Dr. Tenner und dem Dr. Kagenberger hatte das Ergebniß, daß der Frau Kronprinzessin gerathen wurde, ihre Abreise um 8 Tage zu verschieben, damit die Behandlung des Dr. Kagzenberger den entsprehenden Abschluß finde. Ueber das Befinden der hohen Frau laut:t d r ärzt- lihe Ausspruch sehr befriedigend; die Kronprinzessin wird nah dem Geburtstage Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin, am 3. Dezember, nah Meran zu dem ihr ärztlih angerathenen Winteraufenthalt abreisen.

Jn der Zweiten Kammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, das Centrum eine Jnterpellation darüber ein- ga wie sih die Regierung zu den Anträgen, welche auf

rund des Gesezes von 1860 die Zulassung der Orden ermöglichen sollen, verhalte.

Hessen. Darmstadt, 29. November. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist, aus Leipzig heute hier wieder eintzicoffen. E ¿ Die Landes-Synode wird hier in der ersten Hälfte oes Januar zusammentreten.

Sachsen-Meiningen. Meiningen, * 29. November. (Reg.-Bl. f. d. Herz. Sachs.-Mein.) Se. Hoheit der Herzog ist zum Winteraufenthalt hier wieder eingetroffen.

Oefterreich - Ungarn. Budapest, 29. November. (W. T. B) Das Unterhaus nahm in seiner heutigen Sitzung das Staatsbudget in seiner Gesammtheit mit sehr großer Majorität an und lehnte den.Antrag des Abgeordneten

Fran yi betreffend die Abänderung des Gesezes über

das Heimathsrecht (Jncolat) mit 193 gegen 84 Stimmen ab.

Großbritannien und JFrland. London, 29. November. (A. C.) Der neue Vize-König von JFrland, Lord Zetland, wurde gestern in Windsor während eines Ministerraths unter dem Vorsig der Königin als Mitglied des Geheimen Staatsraths vereidigt. Am 14, Dezember hält er seinen feierlihen Einzug in Dublin.

Frankreich. Paris, 28. November. (Köln. Ztg.) Der Senat seßte heute die Berathung des Entwurfs über Fabrik- arbeit von Frauen, Mädchen und Kindern fort. Der Antrag des Deputirten Chesnelong, die Nachtarbeit von Frauen in Fabriken zu verbieten, wurde troß der Befürworturg dur den Minister-Präsidenten Tirard mit 125 gegen 110 Stimmen verworfen. Jn der Deputirtenkammer brachte der Finanz- Minister Rouvier eine Vorlage über die Aenderung der Steuer auf Erbschaften und Schenkungen unter Lebenden ein. Die Wahl des konservativen Deputirten für Valognes, du Mesnildot, wird mit 311 gegen 198 Stimmen wegen Wahl- fälshung für ungültig erklärt.

Ftalien. Rom, 29. November. (W. T. B.) Der Großherzog von Sachsen-Weimar stattete heute dem Pap einen Besuch ab.

Portugal. Lissabon, 27. November. (R. B.) Der britische Gesandte Petre überreihte dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten am 25. November Lord Salisbury's Depesche vom 21. November, worin gegen die Ansprüche Portugals in Mashonaland protestirt wird!

Schweiz. Bern, 29. November. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den Antrag eingebracht, in die Bundes- verfassung die Bestimmung aufzunehmen, daß der Bund be- fugt sei, auf dem Wege der Gesetzgebung die obligato- rishe Unfallversiherung einzurihten. Der Bundesrath soll im Weiteren ermächtigt sein, über die Krankenver- siherung Bestimmungen zu treffen und für sämmtliche Lohnarbeiter den Beitritt zu einem Krankenkassen- Verband für verbindlich zu erklären.

Jn der Botschaft des Bundesraths, betreffend die definitive Kreditertheilung für Anschaffung des schweizerischen kleinkalibrigen Repetirgewehres und der dazugehörigen Munition, heißt es dem „Bund“ zufolge:

Der Bundesratb habe sein Möglichstes gethan, um die gewehr- tragende Mannschaft des Auszuges und der Landwehr in mögli@îst kurzer Frifi mit dem tur die Bundeëversammlung adoptirten Gewehr auSszurüsten und die eidgenöfsische Munitionsfabrik in den Stand zu setzen, die in Auésickt genommene Munitionétdotation rectzeitig herzu- ftellen. Er könne au bereits den für die Beschaffung von 150 000 Gewehren und einer Munitionsdotation von fünfundvierzig Millionen

Karlsruhe, 29. November. (W. T. B)

/

Patronen erforderlihen Kredit beziffern, während «r allerdings noch nit in der Lage sei, die Kosten der zur Umwantlung der Pulver- fabrik Worblaufen in eine Neupulverfabrik nothwendigen Neu- und Umbauten und mastinrellen Einrichtungen auch nur annähernd rihtig zu bere{nen. Immerhin feien alle Vorkehrungen getroffen, damit unter Benüßung vorbandener Räumli{fkeiten ein provisorischer

abrifationébetrieb in allernähster Zeit eröffnet werden könne.

m Laufe des Monats Juli wurden die Bedingungen der Submission aufgestellt und nahezu 100 Firmen, deren Leistungsfäßigkeit durH frühere Liefecungen oder Informationen bekannt war, zur Konkurren;bewilligung eingeladen. Da eine unbedingte Wecselbarkeit aller Gewehrbestandtbeile unter sich als Grundsaß aufgestellt wurde, was fostbare maschinelle Einrichtungen mit entsprewenden Räumli{keiten und Betriebskräften erforderte, war die Vergebung in Loosen von 150 060 oder 75 000 eine gegebene. Der Endtermin für die Liefecungsofferten mußte bis in die zweite Hâlfte August 1891 binausgerückt werden. An der Konkurrenz betbei- ligten sich im Ganzen 67 Firmen, wovon eine Mehbrzabl Eingaben auf mehrere Bestandtheile einzereidt batten. Es gelang allmäßli, und zwar obne Jnanspruchnahme der ausländishen Industrie, mit 28 schweizerishen Bewerbern annehmbare Preise über sammtlihe Gewebrbestandtheile zu vereinbaren und am 15. Oktober 1889 vorläufige Vertragëdokumente auszuwechfeln. Dabei war der Bundesratb aber genöthigt, den Bewerbern die Befugniß einzuräumen, den Beginn und die Beendigung der Lieferungen wezen der ein- getretenen Verzögerung um je drei Monate binauszuschieben. Nah den abgesdlofsenen Verträgen ergiebt ic nun für sämmtliche Gewehr- bestandtbeile, inklusice Dolbajonnet und Seite, ein auszulegender Preis von 69,89 Fr. Hiezu kommen no® die Kotten der Waffen- fabrif für allaemeiae Unfosten, für die Kontrole, für Montage und für das Einschießen der Gewehre, wofür dieselbe einen Kostendeois von 14,20 Fr. aufstellt, Gesammifofstenpreis 84 Fr. für das fertig montirte und eingesGofsene Gewehr. In Bezug auf die Munitions- beibaffung wurde in der Botschaft ter Preis der Patronen zu 10 C18. das Stück verans{lagt. Der Bundesrath beantragt somit, ibm für die vorgesehene Gewehr- und Munitionsanswaffung folgenden Kredit zu eröffnen: 1) 150 000 Stück 74 mm-GBewebre, Modell 1889, daë Stück zu 84 Fr. = 12 600 009 Ær.; 2) 300 Patronen zu 10 Cts. auf das Gewehr = 150000 X 30 Fr. = 4500 000 #r.; 3) für allgemeine Unkosten und Unvorherzesehznes 400 000 Fr., zusammen 17 500 C09 Fr. Diese Erstellungéekosten sind aus dem vom Bundes- rath mit Volimabt der Bundesversammlung erhobenen Gesammt- anlehen von 25 Millionen Francs zu beîtreiten.

Belgien. Brüssel, 29. November. (W. T. B.) Die von der Antisklaverei-Konferenz zur Prüfung der Fragen, betreffend die Unterbrückung des Sklaven- handels eingeseßzte Kommission hielt heute ihre dritte Sitzung ab. Es wurden die wirksamsten Mittel zur Unter- drückdung des Sklavenhandels an den Ursprungsorten berathen und sodann im Ganzen die Aufgaben, wel(he di Stationen und Posten im Jnnern erfüllen könnten, ins Auge gefaßt.

Der bisherige Verlauf der Konferenz läßt, wie die „Pol. Corr.“ sagt, mit Sicherheit darauf schließen, daß sie ein gutes prafktishes Ergebniß zu Tage fördern wird. Während die Sichtungskommission das große Material an Schriften und Anträgen durhmustert, arbeitet die maritime Kommisfion emsig an der Feststelung der langen Sklavenhandelssiraße, welhe aus dem Jnnern des schwarzen Erdtheils na dem Sudan und Ober-Egypten, nach Zanzibar und dem Orient führt. G

Bevor die Konfercnz daran ging, neue Vereinbarungen zur Ab- \&afung der Sklaverei zu entwerfen, ¡bat sie besblossen, sich mit dem Studium der völkerrewilichwe% Akte zu hescäftigen, die au

diesem Gebiete bereits in Geltung Hind. BekanFt&=#vrt 9/16, Ftovem-

®

ginn dieses Iabrhunderts zahlreihe Vèrt räge zum Dw ut e

drüdung des Sflavenbandels und des Transportes von Negern über Meer abgeschlossen worden. Um die Prüfung dieser internationalen Akte dur die Konferenz zu erleiwtern und zu fördern, bat man dieselben in einem Hefte vereinigt, weles die widbtigen der gegenwärtig rechtskräftig gültigen Verträge zusammenfaßt. Diese Sammlung entbält nit nur eine Analyvse der auf den Sfklavenbtaxdel zur See bezügiiben Vereinbarungen, sondern sie macht den Leser au mit den internationalen, von den Staaten Oft-Afrik2s und von den am Indischen Occan liegenden Ländern übzrzcmmenen Pflichten zur Unterdrückung des Sklavenhandels bekanrt. Den einzelnen Konferenz;-Bevollmäwtigten ift auf diese Weise cin uncntbebrliweë Mittel der Orientirung und der Information über die zur Ditkussion gestellten Fragen in die Hand gegeben, wélches sowobl nach der hbiïtori’chen als nab der rechtlihen Seite den Standpunkt bezeichnet, von dem aus das Werk dec beutigen Sklaven- befreiung zu beurtheilen ist. Der erste Abschnitt der erwähnten Denkschrift giebt ein Résumé aller völkerrectlihen, auf die Unter- drückung des Sitlavenhandels bezüglichen Verträge. Ihm folgen die Erflärur gen aller seit 1815 abgebaltenen europäisden Kongresse Im dritten Kapitel ist eine vergleichende Studie der von den europäischen und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zur Auêrottung des Merscenhandels abgeshtossenen Konventionen enthalten. Die weientlibsten Kapitel derselben behandeln: 1) das Ret der Untersuchung der Schiffe; 2) den Ort, wohin das den zuftändigen Behörden ¿zu übergebende Sklavens{chifff zu überfübhren ift; 3) die Be- fugnifse der zuständigen ribterlihen Behörde zur Konfiskation des Fahrzeuges; 4) die Beschlagnahme und Zeritörung des Fahr- zeuges; 5) die Zablung von Entschädigunzêsgeldern im Falle der Freisprehung; 6) die Befreiung der an Bord des Sflavenschifs vorgefundenen Sklaven, und noH einige andere Purkte. Der vierte Hauptabschnitt ist den zwischen Große britannien und den Staaten Afrikas und Asiens abgeschlossenen Kon- vertionen gewidmet; der fünfte zählt die internationalen, von den rersciedenen afrifanischzn und afiatishen Staaten aner- kannten Verpflichtungen über die Auêrottung des Sklavenhandels zu Lande und die Aufhebung der Sklaverei auf. Die Staaten, die solde Verpflichtungen anerkennen, sind Egypten und die Türkei, Abessinien, Madagaskar, Mohilla und Anjouan, Zanzibar, Mas®cati, Tunis, Dabomey und verschiedene kleine Negerstaaten der Westküste von Afrika. In dem Swlußabschnitt werden die wicktigsten Gesezesbestimmungen, welche die Türkei betreffs des Sklavenhandels erlassen bat, refümirt. E E :

Der Professor des Strafrechts an der hiefigen Uni- versität, Prins, welcher interimistish die Funktionen des zur Disposition gestellten Chefs der Sicherheits- behörde Gauthier de Rasse (vergl. Nr. 285 des eihs- und Staats-Anzeigers“) übernahm, wurde heute Morgen beim Betreten des Hörsaals von seinen Zuhörern mit Zischen und Pfeifen empfangen. Prins suchte den Lärm zu beshwicti- gen und machte vorstellig, daß er als Jnspektor der Gefäng- nisse der interimistishen Uebernahme der Funktionen Gauthier's sih nicht habe entziehen können.

Türkei. Konstantinopel, 29. November. Die „Agence de Constantinople“ ist von berufener Seite er- mächtigt, die Meldung der „Daily News“ von geheimen Verhandlungen Rußlands und der Türkei zum Zwede des Abschlusses einer Allianz, welhe Rußland eine Gebiets- abtretung und gewisse pekuniäre Vortheile fichern solle, zu dementiren. Angesichts der neutralen Politik der Pforte könne von fkeinerlei Verhandlungen die Rede sein.

Servien. Belgrad, 29. November. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Skupschtina wurde ein Gesed- entwurf, betreffend die Neuorganisation des Heeres eingebracht.

Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika in Bukarest, Snowden, welcher zugleih für Serbien beglau- bigt ist, überreichte den Regenten heute sein Beglaubi- gungsshreiben.

Amerika. New-York, 29. November. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Rio de Janeiro meldet: Frankreich habe die Republik der Vereinigten Staaten von Bra- filien anerkannt.

Australien. Ein Telegramm des „Reuter’shen Bureaus“ meldet aus Sydney, 26. November:

Das Parlamert von Neu-Südwales wurde heute von deim Gouverneur, Lord Carington, eröffnet, der in seiner Rede die Föderationsfrage berührte. „Die Verbältnifse,* sagte der Gouverneur, „baben jüngst Veranlaffung gegeben für die Anregung einer Frage edlerer Natur als irgend eine, welche mögliherweise die Intelligerz der australisen Völker beschäftigen oder deren Patriotisms anfeuern kann, nämli, daß die versbiedenen Kolonien Ausftraliens s zur Bildung einer mähtigen australishen Nation vereinigen. Die Re - gierung bat Unterbandlungen mit den übrigen Kolonien angeknüpft bebufs baldiger Ergreifung dieses wi{htigen Schrittes in dem nationalen Leben, und das Parlament wird sid freuen zu ver- nehmen, daf, abgeseben von einigen Meinungkversiedenbeiten über den modus operandi, fic in säâmmtli&en Kolonien die freundlichfte Neigung für dieses großen Zweck bekundet. Die Geburt einer Nation if eine Epoce, welde in der Folge ibres Gleichen nit haben kann. und das in der Mutterkolonie erweckte Nationalgefühl ist ein sieres Porzeichen der erhabenen Zeit, welche sich in ihrem Geschicke nähert. Es ist jede Aussiht darauf vorbanden, daß die Kolonien über die rorlâufigen Schritte, welche ratbsam crs{einen dürften, fch berzlih rerständigen werden, und es liegt kein Brund vor, daran zu zweifeln, da ein ey Zwischenverkehr zu einer patriotisGen Vereinbarung führen wird“.

Parlamentarische Nachrichten.

Die nächste Sizung des Reichstages findet Montag, den 2. Dezember, Mittags 12 Uhr, statt; auf der Tages- ordnung stehen:

Fortseßung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, tctreFcnd die Abänderung des Bankgeleßes vom 14. März 1875, und eríte Berathung des von dem Abg. Dr. Barth und Genoffen ein- gebrachten Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung «om 1. Fuli 1883 (Beseitigung des obligatoris{en Arbeit2buhs für Bergarbeiter).

(Der Shlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstages befindet fich in der Ersten Beilage.)

Zeitungsftimmen.

Das Verhalten der freisinnigen Parteiführer in den Reichstagsdebatten über folonialpolitische Fragen giebt den Blättern fortwährend . Stoff zu Be- ¡rachtungen. So schreibt die „Deutsche volkswirthschaft- lihe Correspondenz“:

„Tagelang dauert nun {on im Reiéstage die Debatte über unsere folonialpelitiswen Unternebmungen, eine Debatte, teren Un- foîten §r. Eugen Richter im Grunde genommen ganz aliein trägt. Alles, was man an folonialpolitis{er Weisheit seit Monaten in der „Freisinnigen Zeitung“, dem Blatt des gedachten Parlamentariers, gelesen hat, wird obne Gnade und BVarmberzigkeit nochmals vor dem MReicbsta2e mit der Miene ftolzester Unfeblbarkeit rerkfändet. Stellt sih dann beraus, daß die Dinge bis zur Unkennt- lidfeit verrenkt werden mtßten, um, in Rießter'she Beleuchtung ge- brabt, gegen die deuts&e Kolonialpolitik verwerthet werden zu tôrnen ; wird festgestellt, daß Hr. Ribter Dinge glaubt, diéè thatsäch- li ganz anders liegen; ergiebt sid, daß die Richter’s@e Bemängelung sachlich ganz werthlos ijt, dann fommt Hr. Vamberger und meint ganz naiv: eî, was Hr. Riéter sagte, sind ja doch „nur unschuldige Randbemerkungen“.

__ Lägen aber die Dirge auch-wirklich nur halb fo \{limm, wie sie dr. Richter darstellt, was sollte man von einem Parteiführer denken, der als seine vornehmste Aufgabe betrachtet, alle die Schäden und Mängel in unseren Kolonialunternehmungen vor dem Auslande auf- judeden? Müßte wan nit auf den Argwohn verfallen, ein fol@er Politiker verfolge die Absicht, das Autland auf unsere Schwätben wufmerïfam zu maden ? _ Nux, cffen gesagt, wir trauen Hrn. Richter sol&e Absidten ridt zu. Wir baben eine besseze Meinung von ihm als Andere. Wir glaubten vielmebr, daß er im Reichstage und in einer „iereistnnigen Ztitung* die deutshen Kolonialunternebmungen und die Kolonial- politik r.ur dekalb so beftig angreift und berabseßt, damit das Aus- lard rit mit argawöhnisckchen und rveidishen Augen auf die Entwitcke- 2rg der deutschen überseeischen Intereffen blicden soll, damit es glaube und in dem fals@en Glauben sier gemackt werde, daß unsere Kolonialunternekmunaen nichts, rein gar nits werth seien und die teren daber ungestört von fremden Rivalitäten sich desto freier und taftiger entwickeln können Sollicn wir uns aber in dieser Auffaffung täuschen, sollte r. Richter wirkli andere Absi&ten mit jencn Ängriffen verbinden - dann um so s{limmer für ihn und für feine Partei, denn damit ürde f das deutihe Volk dann nit zufrieden geben, daf ibm Dr. Bamberger sagt, eigentlih waren es ja „nur unschuldige Rand- ckemerkungen*, die Hr. Richter zu Play braŸte.“

Zu dem gleichen Thema bemerkt die „Nationalliberale Correspondenz“: _ „Die Art, wie die deuts{freisinnige Partei unter Fübrung des ptn. Richter in der die8maligen Etatsberatbung die auëwärtige, ins- ctlondere die fkoloniale Politif bebandelt bat, wird im ganzen Lande eenelben Unwillen erregen, den fie im Reich2tage erregt hat. Man M ja von dieser Seite viel gewrobnt, aber ein solhes Uebermaß von ‘.. . Sch{mäbsuht und Gekbässigkeit bat sich doch niemals aur einen Zeitraum von wenigen Stunden zusammengedränat, und das Sélimwste ift, daß die Partei sich gar nicht mebr ‘beut , ofenbare deutshe Interessen in der unpatrio- ti'bften Weise zu gefährden und zu: s{chädigen. . . . Alle anderen Veutshen betrachten es als die werthvollste FruWt der Herstellung der nationalen Einheit, daß der Deutshe im Ausland jezt S{uß und Ret findet; Hr. Bamberger aber erblickt darin eine Chimäre, ur die man das deutshe Geld niht vergeuden dürfe. Die teutie Witugesellschaft ferner wird hberuntergerifien, obwohl sie êin eines Privatunternebmen ift, dem Reih noch keincn Pfennig Flostet bat und überdies au gerade jeßt in Unterhandlungen ftebt, us denen das Hineinzerren in die Deffentlihkeit nur empfind- gen Scaden bringen kann. In jedem Parlament der Welt würde t Opposition fo viel Takt und Patriotismus besißen, \{webende aterbandlungen nicht durch Dreinreden zu ftôren, zumal wenn fie Q den Saden hingewiesen wird, den sie damit anrichten kann... N. Richter arbeitet mit seiner parlamentarischen Thätigkeit den i: ablen offenbar sehr glücklich vor. Je länger er am Werk ift, um o größer wird die Zuversibt in allen Kreisen, die noch National- eŒübl und Patriotismus besitzen.“ „_ Selbst die „Weser- Zeitung“ ift mit der Haltung ihrer arteifreunde im Reichstage nicht zufrieden ; so bemerkt sie: tebaf tan wird nit sagen können, daß r. Richter seine Kolonial- tbaite glüdlih geführt bat. Wenn man in diesem Augenblick eine

Probe anstellen könnte, wie sich seit drei Tagen die Ansibten der Wikblerschaft über die deutschen Kolonien geändert baben, fo würde man finden, daß Hr. Richter eine Einbuße erlitten hat. Das ift allein der äußeren Führung der Debatte und jenem Ueber- eifer zuzus&reiben, der ibm {hon so manten Verlust eingebracht b ._.. Die Debatte verlief so® daß das Publ:kum, dem die Einzelheiten rasch entshwinden, den Eindruck behalten wird, daß Richter von Graf Biëmarck, Geh. Rath Krauel und Woermann in den Thatsachen gebêrig abgeführt sei, und dazu tragen offenbare Irrthümer in manchen Einzelheiten ebenfalls bei. Wem die Ar.sichten des Publikums gleibgültig find, der mag über solche Folgen spotten und fich auf seinen iSelechrtenftandpunft besGränfen. aber [eider ist das durchaus unpolitisch In der Politik handelt es fb um Mattfragen, und wer die Madt ve: tbeilt, is die Wäblers@aft. Deshalb sollte man si vor ciner Erilirter-Stimmung büten und nit die Dinge lo übersharf zuspitzen, daß sie der Wäbler- schaft unerträglich werden. Das gilt aub von dem Ratb- schlag des Abg. Barth. Südwest-Afrika fo rasch wie mögli auf- zugeben. Man mag im Lande berumzieben, fo viel man will, so wird man doch verzweifelt wenig Leute finden, die dazu geneigt wären.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Koblen bergbau.

Aus dem Döüffzeldorfer Koblenrevier wird berichtet, daß dort n2ach Beendigung des Arbeiter- Ausstandes zunäcbst ein Arbeitermangel ein- trat. Allmäbli% kat si jedoch das Verbältniß wieder ausgegliden, und bei geïteigerten Löhnen ift au die Arbeit2leistunz wieder errcit. Die Koklenpreise sind wesentli zum Theil bis zu 590% geftiegen und zieken noch fortwäßrend an. Diese Steigerung der Koklenpreise ift die unvermeidlide Folge der außergewöbrlich dringenden Nachfrage, die sch auf Sei- ten der Verbraucer, der Eifenbabnen, Industriellen und selbst der Privaten, namenilich behufs Bescaffung eiserner Koblen- bestände, allerwärts geltend mat. Der Wegfall der Ueberschichten und die größere Vorsicht in der Annabme neuer Arbeitsfräfte baben andererseitÏ eine rasbere Zunabme der Förderung vcr- bindert. Uebrigens muß ausdrüdckli@ hervorgehoben werden, um einer weitverbreiteten irrlhümlichen Auffaffung zu begeanen, daß zie gegenwärtigen boben Koblenpreise vielfa niht sowobl den Werkbesizern als den Händlern zu Gute fommen, da ein sebr großer Tbeil der Förderung von den Grubenverwaltungen bereits bis Mitte oder Ende 1890 zu sehr wesentli niedrigeren Preisen verkauft ift.

Mit dem Steigen der Kodblenpreise gebt das Bestreben Hand in Hand, das Bergwerks-Eigenthum zusammenzulegen, wobei jedo die hierbei notbwendige Finanzirung eine bedenklibe Erscheinung in der Hinsicht bietet, daß die erböbten Course der ©Verg- werképapiere dazu benußt werden, den leitenden Kapitaliräflen erheblide Gewinne zuzuführen. Diese Gewinne müssen nit nur eine rüdläufige Bewegung baid zur Folge baben, sondern können leiht auch wieder zu einer Quelle neuer Unzufried nheit und neuer Forde- rungen der Arbeiter werden. Diese Befürchtung liegt um so näber, da die Aufbeßungen der Bergarbeiter dur Agitatoren in Preffe und Versammlungen unauêzesett fortdauern.

Sparkassenwesen.

In der Generalversammlung des Deutschen Sparkassen- Verbandes, welde am 22. November in Bielefeld stattfand, erstattete der Syndiîus Dr. jur Heyden den Iabresberiht, dem wir Folgendes entnehmen: Der Redner gedenkt mit Dank der Thätigkeit der Vebörden zuc Hebung des volkëswirthichaftlich so wichtigen und einflufreihen Sparkafsenwesens. neben welcher die Beftrebun- gen des Deutsen Sparkassen - Verbandes, welche darauf gerihtet sind, mehr von unten herauf caufzubauen, Teines- wegs als üvberflüsig oder bedeutunrgslos anzuschen - seien In eine neue Phase der Entwickelung sei in jüngster Zeit die Frage der Postisparkassen getreten, na&dem der Brandenkburgisce Sparkaffenverband in seiner Generalversammlung rom 17. August d. I. im Gegensaßze zu der bitherizen Haltung des Verbandes eine Reso- lution angenommen hat: de?Brandenburgi)®e Sparkafsentag halte es nicht für wünsWenswertbh, die Post in den Dienst der kommunalen Sparkaffen zu ftelen, vertraue vielmehr der Selbstverwaltung, daß diese aus eigener Kraft das ibr überwiesene Sparkafsenwesen gedeiblich weiter fördern werde. In Betreff des Reservefonds bcs{loß dieser Sparkasiertax, er halte die Ansammlung des Reservefonds in Höbe von 5 °% für aus- reichend, und es sei bei dem Herrn Miniftec des Innern dabin vor- stellig zu werden, daß allgemein den Gemeinden gestattet werde, {on dann, wenn der Reservefonds der Sparkasse 5 “/g des Einlaaekapitals erreici bhab:, über die Ueberswüsse mit Genchmigung der Auftihts- bebörde zu Sfentlihen Zwecken zu verfügen. Die Sorgen in Betreff des Zinsfußes kbaben fic im abgelaufenen Iabre gegen das Vorjahr nicht vermindert. Der 3} “/6 Zinsfuß für Kommunal- urd Staattpapiere bat sich noch verallgemeinert, und der Cours dieser Papicre gestattete beim Ankaufe für Sparkassen eine 34 9% Verzinsung des Anlagekapitals nicht, da die Course bis 104, ja 195 gestiegen waren. Es sei geradezu un- erklärli, daß gegen die Herabsezungx des Zinsfußes der Einlagen bei dieser Saclage noch Bederken laut werden können. Die tar der Sparkassen-Geseßgebung Deutshlands hofe Redner bis Mitte nä&sten Jahres zu dbeerden. Die Königreiwe seien fertig: die grêßeren Kleinstaaten haben zum Téeil ganz vortrefflie Einrichtungen, ¿. B. Baden, welche dann folgen; die kleineren baben nur wenig selbständige Vorschriften, wele si bald anfs@ließen werden bezw, zusammengefaßt werden fönnen.

Woblfahbrtéeinrihtungen.

Die Arbeiterkolonie bei Sayda und die Verpflegungéstationen in den verschGiedenen Orten des Regierungsbezirks Merseburg be- währen sich, wie von dort berichtet wird, na wie vor. Klagen über Be- lästigung dur& die Vagabondage werden nicht mebr laut. Das in mebreren Kreisen erlassene Verbot der Verabreihung von Gaben bat zu deren Unterdrückung wirksam beigetragen.

In Halle wird aufer den bereits vorhandenen zwei Volks- kaffeebhallen jeßt noch éine dritte von dem Verein für Voikswobl gebaut. Daselbsi wird von Privatunternebmern ein Volksspeise- haus im großen Maßstabe mit Leezimmern 2c. errichtet,

Kunst und Wissenschaft.

Die St. Peterêburger Zeitungen bringen, wie „W. T. B.* meldet, aus Anlaß des beutigen sechiigîten Geburtstages Anton Rubinstein's, der an diesem Tage zuglei das Jubiläum seiner fünfzigjährigen künstlerischen Thätigkeit begebt, sympathische Festartikel. Zur Feier des Tages finden mehrere Concerte und musikalishe Veranftaltungen ftatt.

Land- und Forstwirthschaft.

Das Ergebniß der diesjährigen Grnte

war im Regierungsbezirk Breslau im Allgemeinen unbefrie: igend und blieb in verschiedenen Kreisen des Bezirks hinter einer Mittel- ernte zurück. Die Qualität der Halmfrücte, namentlich des Roggens, war durhweg gering. Die Kartoffelernte verspricht zwar einen reichen Ertrag, do hat die Kartoffelfäule in Folge andauernden Reger® im September große Ausdehnung gewonnen; în den niedrigeren Bôden \chwammen sogar noch Anfangs Oktober die Kartoffelfelder im Waffer und konnten nit abgeerntet werden.

Raps ift gânzlih mißrathen. Die Heu- und Klecernte war reich- lib, Flas meist befriedigend, der Ertrag der Hülsenfrüchte nur

wig, Die Obsfternie war gering, Birnen waren faft gar nit vor-

Der Strobmangel bat sich in einzelnen Kreisen in seit vielen Iahren nicht dagewelenem Umfange gezeiat.

Der für die Landwirthschaft böchbîst ungünstige Verlauf des Sommers mit seinen zahlreiwen Niedershlägen bat leider au son die Hoffnungen fürs nächste Iahr wegen der Herbstbestellungen, die zu spät in Angriff genommen werden konnten, berabgemindert.

Bei der Schwierigkeit, von den dur&näßten Aeckern die Rüben abzvfaßren, waren die Zudckerfabriken, welche die Campagne bereits begonnen batten, genöthigt, den Betrieb wegen Mangels an zu ver- arbeitendem Rokbmaterial wieder einzustellen.

Insektenfraß.

Wie aus Düfseldorf geschrieben wird, batte das mafsenbafte Auf- treten von Insekten aller Art im Frübjabr? große Befürchtungen vor namhaften Beschädigungen der Waldbestände bervorgerufen. Glüdiidher- weise sind indessen die Schäden nicht in dem Maße eingetreten, wie erwartet wurde. Namentlich ist ein nach dem starken Sbwärmen des Kiefernspanners im Scbutßbezirk Alpen Oberförsterei Xanten 1n Aussicht ftehender verbeerender Fr es Spanners nicht eingetreten, sodaß zu hoffen stebt, ß die im ver- gangenen Jahre von diesem Inselte befallen gewesenen Be- stände sich wieder so erholen werden, daß ein vorzeitiger Abtrieb der- selben vermieden werden kann. Auw in der Oberförsterei der Rbein- warden ift der von der zweiten Generation des Phratora-Kärers be- fürdbtetie große Schaden nit in dem erwarteten Maße eingetreten, da das Insekt vielfa unter dem Einflusse der naffkalten Witterung im Juli und August gelitten hat. Nur der Rüfselkäfer bat bier, wenn au lofal, großen Schaden angeribtet und ßnd ibm besonders die obnebin i Folge deë anhaltenden Hochwassers kränkelnden Bestände z gefallen. Es ift die Vecbaÿturg gemacht worden, daß namentli Viminali2-Bestände von Irsekten ftark befallen werden währen Amygdalina- Arten weniger von denselben zu leiden haben.

r

ck Fr &

ck. L -_ n s c A C \

A » c

z o

Stodckbolm, 25. November.

im Kirchspiel Hammarby, wo in d

¡wei:r al ausgebroden, ¡zuleßt im Juni und alle vorbandenen Stbweine getödtet wurden, ift jeßt, na&dem seit jener Zeit kein Krankbeitefall weder auf dem Gute noch in der Umgegend vorgekommen, auf Antrag des Länêveterinärs von der Länêverwaltung als von der S&weinepeft befreit erklärt worden. Wie aus Halmitadt bericbtet wird, it von dem Länsveterirär in Sönder-Hallard auf einem Gute mit 126 Küben der Auébruch des Milzbrandes korfstatirt worden. Drei Kübe fielen \chnell, aber außerdem ist nur noch cine Kub von der Krankheit ergriffen worden. Die vorgeschrieben:n Abiperrungëmaënahmen sind getroffen worden

Handel und Gewerbe.

Die gestrige ordentlihe Generalversammlung der Schult-

heiß’ Brauerei Aktiengesellschaft gerebhmiate den Geschäftsä-

j ie ab 1. Dezember zahlbare Divi-

dende auf 15 9%o fest und ertbeilie dem Aufsibtêrath und Bocstand die Entlastung für das abgelaufene Beshäftsjab

Die gestrige ordentlide Gener gesellshaft für Sglesische Kramsta genehmigte die vorgeschlagene Dividende.

Der Aufsidbtérath der Mehanishen Weberei in Si hat tesdlofsen, nab reiblihen Abschreibungen die Verthbeilu 14 %g Dividende (ebensoviel wie im Vorjabre) der Generalvers lung vorziu’{lage

In Stk. Louis (Vereinigte Staaien von Amerika) ift eine nationale Silber-Konvention z:sammengetceten und bat den Beschluß ge‘aßt, den Kongreß zu ersucen, die unbegrenzte Prägung von Silberdollarmünzen zu veranlafsen, die als geseßlihes Wäßhrungëmittel den Goldmünzen glei zu ahten wären.

Wien, 39. November. (W T. B ) Ausweis der öfterreichisch- ungarischen Staatsbabn in der Woche vom 19. bis 25. No- vember: 833 601 F[., Mebreinnabme 37 859 Fl.

New-York, 29. Novemkter. (W. T. B.) Baumwollen- Wochenderiht. Zufubreaz in allen Unionsbäfen 288 009 Ballen; Ausfubr na Grofbritannien 152 099 Ballen; Ausfubr nach dem Fontinent 103 000 Ballen; Vorrath 715 009 Ballen.

Theater und Musik.

Königliche Schauspiele.

Der Spielplan für das Schausviel für die Zeit vom 1. Dezember bis ¡ember lautet: Am Sonntag, den 1.: Zum ersten Male wi „Gaudeamus“; Montag, den 2: „Die Räuber“ ; Dienf. 3,2: „Die Räuber“; Mittwoch, den 4.: „Gaudeamus“: Donne , den 5: „Die Journalisten“ ; Freitag, den 6.: „Gaudeamus“; Scnnat den 7.: Zum ersten Male: eFeurige Koblen“; Sonn 8: „Wilbelm Tell*; Montag, den 9.: „Wilbelm Tell“.

Für die Oper: Am Sonntag, den 1. Dezember: „Der fliegende Holländer“ ; Montag, den 2.: „Trompeter von Säkkingen“ * Dienstag, den 3.: „Satanella*; Mittwoch, den 4: „Lobengrin“; Donnerstag, den 5.: Zum ersten Male: „Aennchzn von Tharau“; Freitag, den 6.: „IV. Sinfonie der Königlichen Kapelle“; Sonn- abend, den 7.: Zum ersten Male wiederbolt: „Aennchen ron Tharau“; Sonntag, den 8: „Gioconda“ ; Montag, den 9.: „Das Rhbeingold®.

Deutsches Tbeater.

Am räâchften Sonnabend, 7. d. M., gebt „Der letzte Brief, Lustspiel in 3 Aufzügen von Sardou, neu einstudirt und mit neuer Besetzung in Scene. Am Sonntag wird „Der Sobn der Wildniß“ und am Montag „Die Stüten der Gesellschaft“ gegeben. Am Dienstag, 3, findet eine Auffübrung von „Romeo und Julia* mi: Hrn. Friedr. Taeger vom Großherzoglichen Hoftheater in Oldenburg, als Romeo stati. Das weitere Repertoire der Wohe ift folgender- maßen festgestellt: Mittwoch, 4, „Nätbftenliebe“; Donnerstag, d., „Der Sobn der Wildniß“ ; Freitag, 6., „Faust's Tod“; Sonnabend, 7.,, und Sonntag, 8., „Der leßte Brief“.

Berliner Theater.

Das Repertoire der nähîten Woche lautet: Am Sonntag, 1. Dezember: „Montjoye“ ; Montag 2.: „Stlewte Rasse“; Dien- ftag, 3.: „König Lear“; Mittwoch, 4.: „Schlehte Rafse“ ; Donner- stag, 5.: „Monijoye“; Freitag, 6.: 14. Abonnementé-Vorftelung: „Schlechte Rasse“; Sonnabend, 7.: „König Lear“; Sonntag, 8.:

„Swlechte Rasse“. : Lessing- Theater.

Das Repertoire für die lauferde Wowbe lautet: Am Sonntag: „Die Ghre*, Montag: „Die Ghre“, Dienftag: „Dec Zaungaîst*“, Mittwo: „Die Ehre", Donnerstag: „Die Ebre“, Freitag: „Der Fall Clémenceau*, Sonnabend: „Die Ebre*, Sonntag: „Die Ebre“.

Wallner-Theater.

Gestern Abend gelangte ein Schwank von G. von Moser und O. Girndt „Nervös* zur ersten Aufführung und erfreute si einer ret freundlichen Aufnahme. Das barmlo}e Stück bietet weder Neues in der Erfindung der Fabel oder in der Charafkterz;eihnung, noch Ueberrashungen in der sceniswea Verknüpfung. Es sind längst bekannte Figuren, die da vor uns erscheinen, und au die Mgoral der Handlung ruft Erinnerungen an früber Aufgeführtes wach, aber dennoch unterscheidet si die Novität vortheilhaft von der vor einigen Tagen abgelebnten französfishen Posse dur den bei aller Derbbeit der Sprawe anständigeren Ton und das ungekünstelte Benehmen der bandelnd auftretenden Perfoncn.

Ein junger Mann will ßch die Tochter eines Jugendfreundes seines Vaters, des Rentiers Hempel, die vielleicht seine Gattin werden joll, incognito anschen. Zu gleicher Zeit taudt ein Reisender auf, welbec den unglückiichen Namen „Ochs* führt und aleihfalls unter falscher Flagge segelt, Durch die Verwe{selung dieser beiden Per-

vahs f: nO Ga rabeie His ip