1889 / 287 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

sonen werden allerhand Mißverständnisse und Verwirrungen bervor- gerufen, bis Ieder endli zu seinem Ret kommt; überbaupt mögli und erhöht wird das allgemeine Wirrsal dur den Umstand, daß die Damen alle „nerrös* sind und Niemandem Zeit zu Erläuterungen laffen. Der alte Hempel bat seiner Familie, um die Damen von ibrer Ner- vosität zu beilen, vorgefabelt, er babe sein ganzes Vermögen verloren ; aus vorges obener Sparsamkeit zieht man auf ein Dorf hinaus, um die Damen dur Arbeit und fris&e Luft von ihrem Leiden zu be- freien. Alle balten den alten e wegen seiner in Rüccksiht auf die bedrän-ten Geldverbältnifte seltsamen Lustigkeit für gemütbs- leidend und behandeln ibn mit zartester Rücksicht. Von der allgemeinen Güte gerübrt, gestebt er endlich seine Lüge ein und alle Sorge [öft i in Woklgefallen auf.

Dieser ungefähre Inbalt giebt aber kein volles Bild von der ; | Auéfübrurg von Schumann's „Papillors* und Chbopin’'s Präludium

auêgelafenen Lustigkeit, welbe die komischen Scenen und die lavnige,

oft zu fräftige Srrabe erzeugen; allerdings werden die komis(en j

Scenen oft gercaltsam berbeigefübrt, und man&e Unwabrscheinlicfkeit und Unglaubli&feit würde unseren Widerstand berauéfordern, wenn er nit tur das fröblihe Lachen obnmäbtig gemaht würde.

Die Darstellung trug fehr viel zu dem freundlihen Erfolge des Abends bei Hr. Gutbervy fonnte mit vielem Humor Rube und Weicbkcit den nervösen Frauen gegenüber beudeln; Fr. Shramm spielte eine alte, natürli au nervöse Tante, mit trefender Natür- liéfkeit und föftliber Wirkung, wenn die ercentrisde Sentimentalität zum Auétdruck kam. Den Geschäftsreisenden gab Hr. Alexander sebr geschickdt und gemütbroll. der Hrrn. Meißner und Müller, welche ihre gewohnte Wirkung ni&t verfeblte, mit Anerkennung hervorzubeben. Der Bei? war na jedem Akt sehr rege urd rief die Darsteller wiederholt vor die Sardine.

Friedri&-Wilbelmftädtishes Töeater.

Mitte Oktober, von der Gunst des Publikums allabendli® aus- gezeinet, beherrste, vorläufig zurüdtr-ten. Ein heiter-grazióses Wer? von Planguette, dem Komponisten der vopulären „Slocken von Corneville*, „Prinzessin Peronette“ ift von Direktor Julius Fritsche alé nädbîite Nevität auf das Programm gestellt und seit längerer Zeit vorbereitet worden. Morgen findet die leßte Sonntags-Auf- fubrung des „Polengrafen“ ftatt. Residenz-Theater.

Louise von Pöllniß nimmt morgen ihre Tkätigkeit am Residenz- theater wieder auf. Die Rolle der , Madame Filohe“ in dem Zug- und Kassenstück „Sch{wiegermama“, an deren Darîtellurg die gerannte Künstlerin durch ibte plößliwe Erkrankurg verhindert wurde, wird also von nun ab in der ursprünglichen Beseturz von Fr. von Pôünißz gespielt werden.

Central-Theater.

Nadbdem die erste Blumenlese aus alten Berliner Possen und

S{mwänken, welde unter dem Sammeltitel „Das lacende Berlin“

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Sing-Akademie. Der Klaviervirtuos Hr. Bernbard Stavenbagen batte für seinen Klavier-Abend, der gestern stattfand, ein mit kunstfinnigem

| Geschmadck geordnetes Programm aufgestellt, dessen Inhalt dem be- | liebten und geschätten Kürstler zugleih Gelegenheit bot, die Vielfeitig-

feit seines Spiels im glänzendsten Lichte erscheinen zu lafsen. Auf die seltener gebörte, originelle und schwierige Sonate (H-moll) von Liszt, die bei ibrer freien, einer Phantasie ähnliben Formgestaltung zuglei die Klangeffekte des Klaviers in reichem Maße verwendet, folgten unmittelbar die fleinen, einfahen Variationen (F - moll) von Haydn, und das beliette Menuett von Séhubert (H-moll), deren zarte Vortragëwreise dem Svieler ebenso gelang wie die des großen Werkes von List. Rauscender Beifall des ¿ablreich erschienenen Publikums belohrte ibn. Na der vorzüglichen

in Des-dur steigerte f der Beifall so, daß der unermüdtlihe Künstler ro6 das As-dur-Präludium (Nr. 17) binzufügte. Wundervoll war der Vortrag der beiden Legenden von Liszt sowie des „Sonetto del Petrarca“ und der beliebten ¿zwölften Rbapsodie desselben Komponisten, nach deren Beendigurg wiederum lebhafter Beifall und Hervorruf ers{oll. Gern fâtten wir von dem fo ungewöbnlich begabten Virtuosen au

* etwas von Beethoven oder Brahms gehört.

Sélieflih ift noch die derbe Komik |

au‘gefübrt wurde, ibre Zugkraft eingebüßt, ift Ed. Iacobfon daran |

gegangen, cine ¿weite Reibe von kleinen Scenen zusamméenzuftellen, welche gestern Abend unter dem Titel „Historiswer Possenabend“ zur Aufführung kam. Der Titel bekundet, was das Stüdck entbält. Heiteres aus der Berliner Theatergesbih!e mit Gesarz und Tanz ver- kiündete der Zettel, und die Darstellung bielt au in der Hauptsate. was er verivroden. Es waren Brucbstücke aus ten We@ken von Salingré, Angely, Friedri, Jacobson und Kalis®, welche biec in bunter

Reibenfolçe vorgeführt wurden. Am besten von diesen Sachen dürfte | : zum V i ins 3 i pflege in den Kolonien ift beute in den Feftraumen des Ratb |

das gefallen, was auf den Namen „bistorisch“, wenn er do einmal gebraudt werden soi, wirklid Anspruch bat, also die Scenen aus den alten, dec Theatergeshichte entnommenen Possen; in ihnen spiegelt s\ck& noch tine Nairetät und ein hacmlojer

Humor, wie sol&e in den neuesten Erzeugnifsen der Berliner !

Pofse vergebli® gesudt werden. Scenen aus „Köck und Guste*, „Pehshulze“, „Guten Morgen, Herr Fischer“, „Von Sieben die Häßlichste“ des meisten Beifalls zu er-

Daber tatten #ich die !

freuen. Selbstverstäntlih war Hrn. Direktor Thomas aut in dieser

tbeatralisden Rund’chau wieder die weitgehendste Gelegenheit gegeben,

sein vielseitiges Talent zu verwertben, und es wurde ihm nit schwer,

die Zuschauer unausgeseßzt in der beitersten Laune zu erbalten. Neben ibm verdienen die Hrrn. Kaiser und Bollmann und von den Damen Frl Dora lobend bervorgeboben zu werder.

R etiterberit vom 30. November, 9 orgens 8 Ubr.

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und P. Hertel.

7 Ubr.

der Wilduiß.

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1) Nauktfroft böbe 8 em. Schneefall.

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Eine flab rung und Sér rend ein intensices M li von den Britishen Inf in Weftirland ftürmii@e südlie In Wefideutsland ift seit geftern fallen. Schneeböhe in Ha Wiesbaden 8, Bamberg 15, Karlêöru

Theater - Anzeigen. | Afrifa.

Königliche Zchauspiele. baus. 247. Berfielluns. Der fliegende Holländer. | Romantise Oper in 3 Akten rcn Richard Wagner. i

Scene gesetzt | Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Ubr. | Scauspielhaus. 1 [

iederbolt: Gufiintel in 4 Nuf 14 s E O E N Lustspiel in 4 Auf în 3 Alten, nach cinem G. | Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Ubr. Opernhaus.

Trompeter von Säkkingeu. Oper in 4 Akten nebst âidun einem Vorspiel “fa mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original-Lieder aus I. Victor von StSeffel’s Dichtung, von R. Bunge. Guillemin. Anfang 7 Ubr. burg.

| Sauspielbaus. 263 Vorstellung. Die Räuber. | mama. | Trauerspiel in 5 Aufzügen ron Schiller.

Dienstag: Opernhaus. 249. Vorstellung. Sata- Phantastishes Vallet in 3 Akten und 4 Bildern von Paul Taglioni. Musik von Pugny Anfang 7 Uhr.

Schausvielbhazs. 264. Vorstelluna. Die Räuber. Trauerspiel in 5 Auf;ügen von Stiller.

Deutsches Theater. Sonntag: Der Sohn

Montag: Die Stützen der Gesellschaft. . Dienstag: Romeo und Julia. (Romeo: Hr. Friedrih Taeger von Oldenburg, a. G.)

Mirtwoh: Nächftenliebe.

Mann von Eisen. Montag: Schlechte Raffe. ——— Dienstag: König Lear.

Lessing - Theater.

Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Montag: Die Ehre.

von Oécar Blumenthal.

| Wallner-Theater. Sonniag : Nervös. S@wmank in 3 Akten von G. von Mofer

| und Otto Girndt. Vorher: Zum 5 Male: Der | vielscitiges Verlangen: S | Scheidungsgrund. Schwank in 1 Akt na einer | oder der Sieg des Champagners. | franzófiiéhen Îtee von Eugen Panfa und Carl Pauli. Anafzng 7# Uhr. Montag und

| Scheidungsgruud.

Victoria-Theater.

Sonntag: Lern (A Raita. Ballet non G. Severini. Anfang 74 Uhr. | Montag: Dieselbe Vorftellung.

Dienstag, den 3. Dezember, Abends 7 Uhr, wird in dem neuen Festsaal des Cbristliben Vereins junger Männer, Wilhelmstraße 34, bei Gelegenheit des Weibnahts-Bazars für die Kleinkinder- Bewabr- Anstalt im Westen ein Concert veranstaltet werden, für meldes Billets à 3, 2 und 1 #, Familienkarten ¿zu 4 Perfonen à 2M in der Mußkbandlung von Raabe und Plotbo, Potédawer- ftraße 7a, und am 3. De¿ember tagsüber an der Kae zu baben find.

Der „Polergraf“ wird demnächst vom Repertoire, das er seit | Das Programm ist cin sehr reihbaltiges. Nach einem Cborlied singt

Fr. Dir. Klee eine Arie aus dem „Orpheus“ mit Chorbegleitung, Hr. von Roth kirch religióse Lieder, Hr. Cronbeim spielt das Andante aus dem A-moll-Concert von Goltecrmann und eine Gavotte von Popper. Frl.« Toni Lieber singt Lieder von Griea, Hentshel und Wuerst, Frl. von Dresky Lieder von Hildah, Hartmann und Mever Hellmund, Frl. Daland Lieder von Brabms, Weber und Martesi, die Damen Frl.

Maria von S{uz3ert und „Sonnerswein“ von Liebel. Die Cböre führt der Chor des Königlichen akademischen Inftituts für Kirhen- musik aus, das Concert steht unter Leitung des Lehrers am König- liden afademishen Institut für Kirhenmusik Hrn. Fr. Volba d.

Mannigfaltiges.

Dem Bazar zum Besten des Berliner Kinders{ut- vereins, ter beute im Herrenkause eröffnet ist, bat Se. Majefîtät der Kaiser wei kostbare Stide nah Defregger's „Scbnadabüpfle“ end Scbn's „Willkemmener Besuch“ übersandt; Ibre Majestät die Kaiserin Augusta scerkte ein Péotogravrbie-Ulbum, Majoliken und cin Bild Kaifer Wilbelm's I. Der Verein bat zur Zeit 108

Pflealinae und sucht in dem dreitägigen Bazar Mittel zur Erweiterung

der Thätigkeit. Der große Bazar zum Besten des Vereins für Kranken-

baus: eröffnet worden Künstleriihes Können und auterwählter Ge-

ihmad baben den an sich schon so prädtigen Räumen einen reiben, i

eigenartigen S{muck verliehen. Zu Füßen der Statue Friedri{’s des Grcfen ist der Fürstlibe Gabentis aufgerichtet. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta schenkte u. A. eine große? Jardin!ère in Schiffägestalt, Ibre Majestät die Kaiserin Augusta Victoria einen großen Wandleu@ter aus reich dekorirtem Porzellan, die Eroßberzogin von

D,

Oelgemälde, die Großherzogin-Mutter ron Mecklenburg-S{hwerin |

fostbare Majoliken, au die Großberzogin von Oldenburg, die

Herzogin von Anbalt und die Fürstin von Schwarzburg-Sonders- | S : : ron Herge! G h. cs wird den Erfindern für jede fabrizirte Kanone eine beftimmte Summe

ausen santten werthvolle Gaben.

vom Oberregifseur Tetlaff.

Sonntag:

262. Vorstellung. Zum 1. Male Zum 39, Male: Der

L N Louis ® 348. Vorftellung. Der Mußk von Louis Rotb.

Anfana 7 Ubr.

vov Victor E. Nefkler. Tert Montag : Der Polengraf.

Ballet von Charles

(Belle - maman.)

Anfang

Couplets von Gu#av Görß.

Berliner Theater. Sonntag : Montjoye, der | §6 Anfana 7 Ubr.

Montag: Dieselbe Vorstellung. Dienstag: Benefiz für Carl Weiß. Z. 194. M.:

Flotte Weiber.

Die Ehre.

Sonuntag:

Zum 3. Male: | Circus Renz, Karlftraße.

Dienstag :

E In beiden Vorstellungen : Sonntag:

Freibeitépfecrde

; : S : j | so daß gegen | Lieber und Fr. Dir. Klee singen ein Duett von Weber und zum j Ç S&luß spielt Hr. Eduard Philipp auf dem Cornet das Ave |

Sachsen - Weimar ein großes j

Friedri - Wilhelmßftädtisches Mit neuer, glänzender Ausstattung: Poleugraf. G Operette pa 5 de Grabl’sWen | Abend von Hermine Sviez. Anf 71 7% In Scene gesetzt v / S i A Ns bend von Hermine Spies. Anfang ah In Scene ge!eß! vom | Entwurfe von Richard Genée und I. Frigsche. P e j (E oth. In Scene geseßt von | « Julius Ge Dirigent : Kapellmeister Feder-

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas. | Verlobt:

Sonntag: Zum 3. Male: Historischer Pofsen- abend. (Dritter Crclus des „lawenden Berlin®.) Heiteres aus der Berliner Tbeater-Geschichte mit Gesang und Tanz in einem Vorsviel u. 3 Akten (\e{s Bildern) von Ed. Jacobson. In Scene gefeßt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7# Ubr.

Leon Treptow.

Gesangs8pofse in 4 Akten von Le: Musik von Franj

Urania, Inralidenftraße 57/62, geöffnet von 12—11 Ubr. Sonntag, von 1—7 Ukr: Der neue Bhonograph. Abends 7{ Ubr: Vou der

Dienstag: Der Zaungast. Lustspiel in 4 Akten | Erde bis zum Monde. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Sonrtag: 2 große

Vorstellungen. 4 Uhr Naëm. (1 Kind frei): Auf Bac{us und GBambrinus,

stattungëstück Abents 74 Uhr: Diamantine. | Eroñße vhantast. Auéstattungs-Ballet-Pantomine in | Nervös. Der | 4 Bildern, arrangirt und in Scene gefeßt vom Dir reftor G. Renz, ausgeführt von ca. 200 Perfonen. 4 Kostüme und Reguisiten durGweg neu und vraHtvoll. Berlin: Auftreten der bervor- Stanley in | ragendften Künfstlerirnen und Künstler. Reiten Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. | und Vorfütren der besten dressirten S{ul- und | | Mos¡korcski und Rich. Natbanson. Mufik von |

Montag: Große Vorstellung. Diamantine. Grofß- | artice Trembrlinsprünge. 4 Jagdpferde. |

Die betreffs Durchlegung der Zimmerftraße von dem Magistrat der E tadtverordneten-Ver’ammlung gematte Vorlage (vergl. Nr. 283 des „R. und St. Anz.“) ift am Donnerstag von der Stadiverordneten-Versammlung angenommen worden.

ssen a. Ruhr, 29. November. (W. T. B.) Se. Majestät

aiser ließ den geretteten 224 Bergleuten der Zee

ägel und Eisen“ durch den Staats-Minifter Herrfurth zu e ettung aus Leben8gefahr, der „Rbein.-Westf. Ztg.“ zufolge, lerhböhstjeinen Glückwunsch entbieten.

_ Augsburg, 30. November. (W. T. B.) Der Nackts 1 Uhr hier fällige Münchener Postzug stieß bei der Einfabrt in Folge unrihtiger Weichenstellung auf einen leeren Zug. Reisende sind ni&t beschädigt, dagegen zwei Eisenbabnbeamte verleßt worden. Das fahrende Material hat starken Swaden erlitten.

Calais, 28. November. (Straßb. Poft ) In der Nat wüthete ein heftiger Schneesturm mit Bliy und Donner. Der Blitz {lug in den alten Batnbef und richtete dort große Verwüstungen an. Mehrere Häuser wurden durch den Sturm beschädigt. Die Paetboote gingen gleihwobl in See.

Madrid. In Malaga kat sich die Sardine in solHen Mengen gezeigt, daß der Fang derselben fast überwältigend ift, trog- dem Alt und Jung an demselben tkeilnimmt. Seit langen Jahren hat man den Fis nit in folhen Mengen auftreten sehen, und man schreibt die überrashende Erscheinung dem Umstande zu, daß er, von Haifischen verfolgt, Schuy an den Meeresküsten fut. Troßdem unaufbörli& Sendungen nach dem Ju- und Auslande abgeben, iît der Preis der Sardinen in Malaga selbt so niedrig, daß für cine Arroba = 11+ kg an Gewidt 10 Gentimos = 09,98 Æ bezahlt werden.

Bofion. Ueker den gestern von uns gemeldeten großen Brand giebt die „A. C. folgende nähere Mittheiiung: Die Flawrmen griffen, ebe etwas zur Bewältigung derselben geschehen konnte, so rasch um sid, daß der Brand bald einen ernsten Umfang annabm. Glüdlicherweise regnete es zur Zeit beftig, so Mittag die inzwisGen wesentlich verstärkte Feuerrebr Herr des Feuers wurde. Gleihwobl ift sehr bedeutender Schaden ançerihtet worden, dern es find etwa 20 schèöne massive Gebäude, einen Flächenraum von etwa zwei Morgen bedeckend, eingeäs@ert werden, trop des Umstandes, daß mehrere Gedäude aus dem besten feuerwiderstebenden Material gebaut waren. Die zerstörien Gebäude umfassen Ames Buiiding, ein Prachtbauwerk, sowie ein großes Schub- und Lederwaarenbaus, die große Manufakturwaarenniederlage der Firma Jordan, Marifb u. Co., das Waarenhaus von Brown, Durell u. Co., die große Hutfabrik ven Tavlor Brotberé, sowie viele Engroëgeschäfte in Manufaktur- waaren, Phantasieartifeln, Spitzen, Peliwerk, Herrengarderobe, Baum- wroll- und Wellstofen. Das Glokte - Theater ift ebenfalls fast gänzli niedergebrannt. Der angerichtet: Schaden wird verscieden- artig auf 5 bis 19 Millionen Dollars veranshlagt. Ein Verluft an Menschenleben ift alücklicerweise nidt zu bellagen. Da3 Feuer brach an der südwestlichen Ecke von Bedford Street und Kingêton Sirecet in dem Waarenhaus von Brown, Durell u. Co. aus und verbreitete sich von da nach Harrison Avenue, Rowe Place und Chauncey Street. Der Brand soll angeblich dur einen elektrisen Drabt verursacht worden sein. Das Gebäude, in weldem das Feuer ausbra, wurde für feuerfest gehalten, allein es brannte wie Zunder. Einige Feuersprizen mußten im Stite gelassen werden und wurden dur cinftürzende Mauern zertrümmert. Mehrere Feuerleute trugen Verleßungen davon. E

Philadelphia, 26. Novemker. (A. C.) Die Regierung der Vereinigten Staaten bat nun doch nach langem Zaudera die von den Marine-Lieutenants Sch{roeder und Driggs erfundene iGnellfeuernde Kanone angenommen und 20 Geschbüyze 2 und 6-Pfünder bestellt. Mehrere größere Kanonen sollea in der Ges&ükgießerei in Washington hergestellt werden. Die Regierung

zablen.

| i ° Theater. Concert - Anzeigen.

ing-Akademie. Sonntag, 1. Dez. : Lieder-

.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Karl Meyder-Concert. Sonntag, 1. Dez.: Anfang 6 Ubr. E i:

Montag, 2. Dez. : Anfang 7 Uhr. Sinfonie Nr. d,

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- | - Et. n L 5 C-moll von L. v. Beethoven. Sonntag: Zum 37. Male: Lustspiel in 3 Akten | \criptions-Ball Anfang | von Victorien Sardou und Raimund Deëlandes. R Deuts von Ernst Schubert. In Scene gesegt von Siamund Lautenburg. Anfang 7# Ubr.

Montag u. folgde. Tage: Scchwiegermama.

Ses

Schwieger- | Dienstag, 31. Dez. (Syloester - Abend): Sub-

Familien-Nachrichten.

Frl. Marie Haeckel mit Hrn. Prof. Dr. Richard Habn (Potédam). Z

Verebelit: Hr. Prem.-Lieutenant Adolf Hogre!e mit Frl. Helene Dúrre (Magdeburg). Hr. Ernst Perlbach mit Frl. Martba Ollendo:ff (Danztg). Hr. Heinrich van Aerßen mit Frl. Sopbte Scholten (Kevelaer). Hr. Hauptmann Paul Rimann mit Frl. Katharina Trüßzich{ler von Falfken- stein (Frankfurt a. D.).

Adolph Ernfst-Theater. Dresdenerstraße 72. irt a j G S L Geb : Ein Sohn: . Lieutenant Güntber Sonntag: Zum 102. Male: Flotte Weiber. | :on, Puttkamer Henkerbagen (Berlin). E

Louis Defoy (Magdeburg). Eine Towter? Hrn. Direktor G. Lenz (Gnadenfrei). Qt. Kaufmann Auguft Muéper (Heidenheim). Ot Robert Franck (Ludwigsburg). Hrn. Pofstsekretar Efelbrügge (Berlin). Hrn. Otto SwWlob (Berlin).

Gestorben: Frau Wilbelmine Fuchs, geb. urud- berr (Berlin). Frl. Henriette Solmar (Berlin). Hr. Zeughausêverwalter a. D. Ernst Hunte (Hannover). Frau Bertha Henneb-rg, geb. Eblers (Gernrode i A.). Hr. Cand, theol. Friedrich Schmidt (Breslau). Meißner Sobn Siegfried (Sch{öningen). Pk Rektor a. D. Dr. I. M. Smidt (Trarba(.)— Frl. Marie Büsgen (Düsseldorf). Hr. Major Suftav von Bock und Polah (Hannover). D.- Sec.-Leutenant a. D. Konrad Kraufe-Wihmann

(Berlin).

nfang 74 Ubr. |

Großes Aus- |

Redacteur: Dr. H, Klee.

Verlag der Expedition (S {ol z).

Druck der Norddeutihen Buédrutckerei und Verlag&- Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (eins{ließli6 Börsen - Beilage).

j

“Hen. Felix

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 30. November

1889,

A 287.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußberiht der gestrigen (26.) Sißung des Reis- tags; Fortseßung der zweiten Berathung der Novelle zun Bankgeseß.

Abg. von Benda: Jh werde mit meinen Freunden für denAntrag der Kommission st:mmen, wünsche aber auf das Lebafteste, daß das Ergebniß der heutigen Verhandlungen derLandwirihschaft niht zum Schaden gereiche. lanwirthschaftlihen Kongreß von 1870 spra der damalige

Auf dem !

Gr( Biémarck seine lebhaftesten Sympathien für die Forde: |

runen der Landwirthshaft aus und sagte eine Förderung derilben zu.

Die Folge war, daß auf Veranlassung des |

Grfen Bismarck Herr von Nathusius in den Bundesrath be- |

rufn wurde. f Thtigkeit in demselben.

Herr von Nathufius starb leider nach furzer | Von der Zeit an datirt au die |

Hüse, welhe die Bundesverwaltung mehr als früher der |

Cadwirthshaft gewährte, und das damalige Verhalten des

| sah beim

Gufen Bismarck wirkt noch heute auf die Geschäftsführung | de! Reichsbank. Der Abg. Bamberger hat si sogar darüber | behweri, daß die Reihsbank zu weit gete, indem fi? auf !

Szirituslager Darlehne gebe. Aber auch in Bezug auf andere

[udwirthschaftlihe Produkte werden die berechtigten Ansprüche | | hat den Gutsbesizern auch noch in vielen anderen Richtungen

¿erüllt. Ueberhaupt war das Maß der Anforderungen der

Endwirthshaft an das Bankinstitut damals ein viel kleineres | ab heute. Der Beschluß des landwirthschaftlihen Kongresses | em 1878 wollte nur den Grundbesiß in gleihem Maße be- | riésihtigt wissen, wie den Handel und dic Jndustrie. 1872 | lcutete der Beschluß dahin : Bei der bevorstehenden Bankreform |

it eine Einshränkung der Notenemission, die Beseitigung

r verschiedenen Zettelbankprivilegien und die Organisation |

¿nes über das ganze Deutsche Reich verzweigten Depositenbank- sjzstems im Jnteresje des Personalkredits zu erstreben. Dem cher trat ein auf diesem Gebiet von vielen Seiten als Autorität

letrahteter Mann entgegen, Professor Adolph Wagner, mit | folgenden Worten: „Jh bin der Ansicht, daß wir aus der Die bisherige ! Preußische Bank begünstigt mehr den Lantwirth, der Geschäfte | in Wolle macht, als den Kaufmann; das Banknotensystem ift |

Privatbank eine Reichêébank machen müssen.

ch

aber seiner Natur nach wesentlich dazu bestimmt, dem fkauf- |

mannischen Verkehr Kredit zu gewähren.“ Diese Aeußerung

œurde damals mit lebhaftem Beifall begrüfßt.

gedehnt und si sehr gut bewährt. Auch der landwirthschaft- lide Kongreß hat damals nicht daran gedaht, Wechsel mit

zweifelhaften Unterschriften, oder solche auf 12 Monate, soge- | nannte Reitwechsel, als ausreichend sicher zu betrahten. Nicht | : | Bank zu wenig für die Gutsbh:fizer thut.

eine Andeutung darüber finden Sie in den Verhandlungen.

s

Wh! aber haben diese befördert, daß die Bunk in verhänguiß- |

Pie Jpit der Landm!rthichaît ihce Kassen weit öffnete, während | daß ih mit Freuden auf Jhre Anträge eingehe, sobald sie

monarisen ÆSick-huviolur versagten. Der Abg. Gamp ¿1 Teinem warmen Eintreten für berechtigie ZFntereffen

doh gut gethan, die Erklärungen, die bei der ersten Lesung | Woßhlwollender !

Hr. von Dechend abgab, sofort zu acceptiren. Wol und entgege: kommender würde fein anderer Chef einer Bank- verwaltung haben austreten können. Die groß?zn Bankhäuser,

die ja immer vorgeführt werden als solche, die die meisten | Beschäfte mit der Reihëbank machen und unzuläsfige Divi- } | 3 | fast ausnahmslos Privatpersonen, namentlich fleine Rentner,

iden s{chluckden, befinden sich durchaus nicht vorzugsweise im Besig der Bankantheile. id nah meinen Jnformationen eine wärtigen Fürstlihen Häusern. Die Berliner und die Deutschlands befaïsen sh nicht gern mit Papieren, die

so verhältnißmäßig geringen Zinsfuß haben und so | In Berlin haben vielleiht niht zwei Bank: |

wenig einbringen. j 5 C Ss bâuser mehr Antheile im Besis, als fie nöthig haben, um Einfluß ‘auf die Reihébank zu haben.

és Gewinnes s{chmerzlich empfinden. ition ist s{chon eine recht erhebliche. will gar an Stelle der bewährten Einrihtung eine ganz neue, unerprobte seßen. vielleicht in Kriegszeiten niht so glüdlih operiren wie die biéberige. Jedenfalls wünsckte ih, daß unsere Verhandlungen Ner die Lokfalbanken nicht zum Aufgeben ihrer bisherigen Grundsätze verleiteten, was nur natheilig für die Landwirth: idaît ausshlagen könnte. Jh würde mi außerordentlich be- rubigt fühlen, wenn Hr. von Dechend mir eine Erklärung in esem Sinne abgeben könnte. _ Prôsfident des Keichbank - Direktoriums von Dechend: Jch weiß nicht, waz auf die vom landwirthschaftlihen Kongreß, den der Herr Vorredner erwähnte, erfolgte Anregung der Herr KeiWsftanzler gethan hat. id mmer gewußt und weiß es jegt erst recht, daß der Reichs-

: Das weiß ih aber und habe es tanzler fih für die Landwirthschaft auf das Lebhafteste inter-

esfirt. Sie können versichert sein, daß von meiner Seite weder |

damals noch jeßt etwas versäumt ist, was der Landwirthschaft dieren tann. Aber ih muß auch jegt wieder daran erinnern, die Bank ist in erster Linie berufen, Aufgaben zu erfüllen, die weit höher siehen. Nah dem Bankgesey soll sie öffentlichen Zwecken dienen: da steht nihts von Handel und Jndustrie oder von Landwirthschaft. Sie soll dafür sorgen, daz unsere Währung in Ordnung bleibt, daß die Geldcirfulation gehörig und zu allen Zeiten geregelt wird. Daraus folgt aber noch nicht, daß ih nicht au für die Landwirthschaft thätig sein konnte, und ih habe das Bewußtsein in mir, daß ih das gethan habe im Sinne des Reichskanzlers, der mich ficher korrigirt bätte und wahr- \Geinlih in sehr deutliher Weise. Was dur die Reichsbank tür die Landwirthschaft geschehen ist, ist aus meiner Jnitiative geschehen. Die Circular-Verfügung, welhe der Abg. Gamp neulih so verähtlih behandelt hat, ist aus meiner Feder ge- floffen. Jch habe auch die gewünschte Erleichterung der Be- leibung des Spiritus eingeführt, und es wird mir bezeugt werden müssen, daß ih mit der größten Bereitwilligkeit den Betheiligten entgegengekommen bin. Auch die Anträge auf Beleihung von Zucker habe ih berücksihtigt. Die Spiritus- deleihung beträgt allein ca. § Millionen. Weiter ift aber

| 3492 Mitglieder Gutsbesigzer,

3 Ul begrüßt. Die Bank hat | aber ihre Darlehen au auf landwirthschaftlihe Produkte aus- |

Von den 40 000 Antbeilen befinden | Reihe bei aus- | Bankiers |

C Wohl aber befinden | d viele Antheile in den Händen ktleinerer Leute, Beamten | u. mw. Diese würden nicht allein eine Verstaatlihung, son- | auch die vom Abg. von Huene beantragte Herabsezung |

Die gegenwärtige Re- | Abg. Graf Stolberg |

Eine solche Bank, wie er sie will, würde |!

nichts von Anträgen an die Bank gekommen, Gedan |

von den Forderungen, die in dem Buche des Abg. Gamy enthalten sind, das ih nuit ‘für ein sehr gutes Produft halte und auf das ih wenig gebe. Vorschlag aber möchte ih machen, wenn Sie wollen, daß die Bank noch mehr thut. Genossenschaften, wie die Handwerksgenofsenschaften, von denen über 450 bei uns affreditirt find und die von dem Recht, Wechjel zu begeben, reihlih Gebrau} machen

aebört, außer vorgestern, wo sih ein Kreditverein meldete, der

über ein Kapital von noch nicht 2000 M verfügte. Ordent- | E VCT et 3 | währt. Auf die Frage, welche Unterstüßung die Bank in den leßten |

lie und solide Vereine werden stets Unterstüßung finden.

Kriegen der Landwirthschaft geleistet hat, kann ih augenblick-

lich eine zifermäßige Antwort niht geben. Es is mir |

deutlich erinnerlih, wie es damals aus- Ausbruch des Krieges: Hunderte und Tau- fann ich ohne Uebertreibung sagen, nahmen die Hülfe der Vank in Anspruch, darunter sehr viele Gutsbesißer, Sparkassen und Kreditvereine. An Darlehen auf ländlide Produkte find in den leßten Fahren 12 bis 15 Millionen gewährt. Aber die Bank

acer noch

sende, das

geho:fen. Es ist ein J:rthum, zu glaubten, daß die Guts- besiter die Bank weniger iz Anfpruh nehmen; fie benugen ihren Lombard- wiz den Wechselverkehr unter den günstigsten Bedingungen. Die Benußzung der Bank ist besonders gewachsen,

seitdem sie die Paviere der Reichs- und Staatëanleihen billiger

beleiht, als alle übrigen Banken. Was für die Gutsbesiger die Cirfularverfügung vom 27. März 1856 bedeutet, wird ge- wöhnlih fehr untershägt. Bei 13 Bankanstalten sind allein é während überhaupt Kunden eingetreten find. Die Weñens und Mittel-Deutshlands brauen die Bank wenig, dagegen desio mehr die des Ostens. Diesen gegenüber is also die Bank durchaus nicht

ihgültig. Die landwirthschaftlichen Geldinstitute, die Land:

aften und andere Jnstitute haben im Ganzen 153 Millionen

den legten Jabren von der Bank entnommen. Auch von em Gir ogeshärt machen die Gutébejißzer reihlihen Gebrau, ebenso von dem Comptoir für Werthpapiere, einer vortreffff- lihen Einrichtung, und dem Comptoir für vershlofsene Liefe- rungen, über

Firmen als

des CUDens,

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haupt von allen Einrihtungen der Bank. Auch

das Jnstitut der Pfandbriefe gewährt durh Unterstühung der | Jch habe dies |

Reich2bank den Gutsbesizern große Ersparnisse. bloß angegeben, um die Behauptung zu widerlegen, daß die Dabei leugne ih durhaus nichi, daß wir nihi noch mehr thun können; und ih bitte Sie Alle, mir Gelegenheit zu geben, zu beweisen,

begründet sind. Was die Frage nah der Verth:ilung der Bankantheile auf die verschiedenen Klaßen der Bevölkerung beirifft, so haben wir gegenwärtig 7784 Antheilseigner; dar- unter besißen 3546 einen, 1276 zwei, 649 drei Antheile; das sind zusammen 5471 Eigner, also faît genau ?/4 aller Eigner: 1594 haben 4—10, 565 11—30 und 154 mehr als 30 An- theilsheine. Die Besizer von einem oder zwei Antheilen sind

Pastoren, Wittwen und Waisen. Daß eine verhältnißmäßig große Anzahl von kleinen Leuten im Besize von Antheilen ist, rührt daber, daß nach der Bestimmung des Reichskanzlers bei der Aus- gabe der Bankantheile die kleinen Zeichner vorzugsweise begünstigt worden sind. Man berüdcksichtigt die kleinen Leute natürli niht, um sie zu shädigen: das würde aber zweifellos ein- treten, wenn die Antheile jeßt gekündigt würden. Die Zeich- nungen waren so folossal groß, weil man si einbildete, die Reichsbank würde dieselbe Dividende zahlen, wie die preußische Banf, die in den lezten 6 Jahren nit unter 12 Proz., oder wie ausländishe Banken, die bis zu 29 Proz. abwarfen. Als die erste Dividende von etwas über 6 Proz. bekannt wurde, da entstand ein allgemeiner Sturm auf uns, und man über-

shüttete uns mit Vorwürfen, daß wir nur vermöge der | erzielten. Die |

{lehten Verwaltung so geringe Resultate Vorwürfe würden auch jegt niht ausbleiben, wenn den Antheilseignern weniger gewährt würde, als das, was die Regierung in Aussicht nimmt. Jh bitte Sie, die Vorlage unverändert anzunehmen.

Abg. Freiherr von Huene: Jh kann in den wirthschaft- lihen Verbältniffen keinen Anlaß finden, für den Antrag des Grafen von Stolberg zu stimmen. Die Fürsorge der Bank für Landwirthichaft und Gewerbe ift lediglih eine Frage der Verwaltung und unabhängig von der Frage, ob die Bank in der bisherigen Weise fortgeführt oder eine Reichsbank wird. Erfüllen die Gutsbesizer die für die Gewährung von Kredit im Bankgeseß bezeichneten Bedingungen, fo wird er ihnen ge- währt werden, gleichviel ob die Bank Reichsbank ist oder nicht ; erfüllen fie diese Bedingungen nicht, so wird er ihnen auh von der versiaatlihten Bank nicht gewährt werden fönnen, weil wesentlihe Aenderungen der Kredit- bedingungen den ganzen Kredit der Bank in Frage stellen würden. Wäre für die Landwirthschaft eine weitere Hülfe und dazu ein Central-Kreditinstitut nöthig, so müßte ein besonderes, von der Reichsbank unabhängiges Institut geschaffen werden; als Anhängsel der Reichsbank würde es deu Kredit derselben, der unzweifelhaft sein muß, nur schädigen. Auch die finanzielle Seite nöthigt niht zur Verstaatlihung. Das Eintreten der Antheilseigner für den Staatëékredit, für alle Ereignisse, die die Bank treffen können, ist eine erheblihe Erleichterung für den Staat. Soweit aber unter Aufrehterhaltung der gegenwärtigen Grundlage der Bank dem Jnteresse der Reichsfinanzen Rechnung getragen werden fann, will es mein Antrag. Eine Normirung der Dividende auf 3 bezw. 4 Proz., wie fie in der Kommission beantragt war, würde indirekt zur Verstaatlihung führen, weil dann die Antheilseigner ihre Antheilsscheine abgeben würden. Zwischen diesem Vorschiage und dem der Regierung will mein Antrag vermitteln, der billigen Ansprüchen der An- theilseigner entspricht; dieselben würden bei anderen Papieren mit gleicher Sicherheit keine höhere Dividende erzielen.

Einen |

Bilden Sie doch landwirthschaftliche |

| vorliegenden Anträge abzulehnen.

56 000 ! Gutëbesiger |

hingewiesen worden,

| antheilseianern und zwischen

Rüd- |

fiht auf die kleinen Leute, in deren Händen eine große Zahl der Antheilscheine ist, kann für uns nicht auss{laggebend sein ; wir machen lediglich von dem Rechte Gebrauch, das uns die Bestimmungen des Bankgesezes gewähren. Von der Konver- tirung der Eisenbahnprioritäten, die in viel höherem Maße ein Anlagepapier der kleinen Leute find, hat diese Rücksicht ja auch nicht abgehalten. Wir können den Antheilseignern

t, | niht mehr bieten, als wir von dem Standpunkt der Reichs- eel zu i ih Gebrauc Von land- wirthschaftlichen Kreditgenofsenshaften der Art habe ih wenig |

finanzen für gut halten. Dieselben enthalten nah meinem Antrage bei einem Werth ihrer Scheine von 111 eine fihere Dividende von 31/4 Proz., die aus dem Reservefonds ergänzt werden, wenn die Bank aus ihrem Geschäftsgewinn selbst sie nit ge- Allerdings kann bei s{lechtem Geschäft in einer län- geren Reihe von Fahren der Reservefonds aufgezehrt werden; so lange die Reichsbank aber nur einigermaßen solide ver- waltet wird, wird das niht geshehen. Die Regierung selbst sagt in den Motiven, daß die 31/2 Proz. sicher find und auch eine höhere Verzinsung als wahrscheinlih vorgesehen werden

| fann. Mein Vorschlag reiht volllommen aus, um ein rih-

tiges Verhältniß zwischen den Jnterefsen des Reichs und der Antheilseigner herzustellen.

Staatssekretär Dr, von Boetticher:

Ib muß Sie bitten Namens der verbündeten Regierungen Der Apyrtrag des Hrn. G Stolberg giebt mir zu wenigen Bemerkungen Veranlafung. Graf hat si, glaube ic, {hon selber davon überzeuat, Antrag bei der Majorität dieses Hauses keinen Anklang finden dürfte Ih will ibm aber zur Berubigung sagen, daß die verbündeten Re- gierungen im Prinziv dem Gedanken, die Reichsbank zu veritaatlichen, gar nit feindlih gegenüberstehen. Au dieser Gedanke ift bei den Bespreungen über den vorliegenden Gefeßentwurf vertilirt worden, und wenn die verbündeten Regierungen ibm nicht näber getreten sind, so berubt dies auf der Erwägung, daß die Gründe, die für die Verstaatlichung beigebraht werden fönnen, ibnen nibt auêreiend erschienen sind, um an der dur die Erfahrung bewährten Organisation ber Reichsbank irgend etwas Wesentli§es zu verändern,

7 5 Tan v2 217 Dro 2025 ; M „r 5 R C und weil die Gegengründe, die geaen die Verstaatlibung îprecen, zur B

| Zeit als so überwieg:rd angesehen werden müfsen, daß {on um

deéwillen von der Verftaatli&ung abzusehen ift.

Die Gründe, die man für die Verstaatliwung ins Gefecht füt étheils darauf gerichtet, ein Kreditgewd Geschäftêgebahrung der B è

uf, daß man den Nugzeffekt D Was die erleihterte Kre Erachtens {on mit vollem Re ) daß die Bank Kreditgewährung davon autgeben f Sicherheit vorhanden sein muß für den gew ift ibt der NaSweis- versuht, geschweige denn geführt worden, daß in der Geshäftëgebabrung der Vank îtgendwie differenzielle Behandlung dabin eingetreten wäre, daß Leute, die die nämliche, nab den Regeln und nach den Geschäftsvorsriften der Bank auêreihende Sicherheit ¿ewähren, bezüglih der Kreditgewährung ungünftiger bebandel wären. Dieser Nachweis ift nicht geführt; i wie der Handwerker, der Kaufmann und Kredit von der Bank, wenn er

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Risiko ift im Falle eines Krieg i nicht bloß auf die Bank eigenthümlichen Beftänd

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vorlage die Prozentziffer von 34 % Dirviderdebhinaus der Gewinnantbeil zwis

m Reich zu gleichen §

werden soli, an Stelle dieser Ziffer die Zabl 5 zu setzen.

Folge daron ift naturgemäß, 3 der Nutzeffekt 5 Reid größerer wird; denn von dieser Ziffer ab wird jeder i i gebende Gewinn in der Weise vertheilt, daß die Ban

ein Viertel, das Reich dagegen drei Viertel empfän;

Es liegt mir eine Berehxung vor, welche unter Boraus- setzung, daß die Geschäfte sih in Zukunft ebenso gestalten, wie das biéber bei der Bank geïcheben ift, feststellt, um welden Betrag sich der Nuteffekt der Vank für das Reih erhöhen würde. Diese Be- rebnung ergiebt, daß, während die Regierungëvorlage gegenüber derm gegenwärtig geltenden Geseß einen vermehrten Nugen für das Reich von 742692 M in fi ichlictt, der Nußefekt im Falle der Annahme des Antrages des Hrn. Abg. von Huene um 461 268 # fteigen würde, also annâbernd um eine halte Million

Nun aber, meine Herren, îo freundlih für das Reih und für den Steuerzabler im Reich diescr Antrag au ift, so sehr entbehrt er doch der Berechtigung und insbesondere der Billigkeit.

Meine Herren, wie kommt überbaupt das Reih dazu, einen größeren Nutzen aus dem Bankgeihäft für sich in Anspruch zu nehmen? Die Reicbébank ist begründet im Iabre 1875 durch Uedernabme der PreußisGen Vank und durch Ausgabe von neuen Bank-Antbeils- iceinen, und es ift auf diesem Wege das Grurdkapital für den Gescbäftäbetrieb der Bank im Betrage ron 120 Millionen Mark zu- sammengebracht. Das Reich selbst bat nit einen Pfennig daju dbei- getragen, und man könnte schon an sich sehr im Zweifel darüber fein, wober denn die Berechtigung des Reichs überhaupt kommt, einen so großen Vortheil aus dem Bankbetriebe zu ziehen, einem Betriebe, bei dem das Reich cin finanzielles Risiko überbaupt nit bat, und zu dem e einen finanziellen Beitrag auch nit geleistet hat. Allein, meine Herren, ih bin weit entfernt davon, die Be- rechtigung eines solhen Nugens für das Reid an sich und prin- zipiell in Frage zu ftellen. Das Reich bat der Bank das Privilegium ertheilt; das Reih sorgt, wenn auch freilih nit finanziell, aber dob moralis& für die Integrität und Leistungsfähigkeit der Bank- beamten, und die Bank betreibt ihr Geschäft unter dem Schuße des Reichs. Deshalb babe ih aub gar kein Bedenken, daß das Reih den Nutzeffekt, den es bisher bezogen hat, auch weiter bezieht.

Jetzt steben wir aber vor der Frage der Erhöhung des Nugz- efekts, und da liegt doch meines Erachtens nichts näber, als nun ju

fic iatRrde.

B E E R 5