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beträgt bis zum Gewicht von 5 kg: 25 S auf Entfernungen bis 10 Meilen, 50 Z auf weitere Sr S ' G Berlin W., den 1. Dezember 1889. Der Staatssekretär des Reichs-Postamts. Jn Vertretung: Sachse.
Bekanntmachung.
Auf Grund der F. 1 und 6 des Geseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 istt „der Arbeiter-Wahlverein zu Frankfurt a. M.“ von dem Unterzeichneten verboten
Wiesbaden, den 30. November 1889. E Der Königliche Ee B, von Wurmb.
Königreich Preußen. Bekanntmachung.
Die Aufnahme - Prüfung im hiesigen Königlichen Lehrerinnen-Seminar wird am 20. und 21. Februar 1890 abgehalten werden.
Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. D. sowie das „Berliner Jntelligenzblatt“.
Berlin, den 20. November 1889.
Königliches A E: ix.
Bekanntmachung.
Die Prüfung zur Erlangung der Lehrbefähigung für den französischen und englishen Sprachunterricht an mittleren und höheren Mädchenschulen wird in Berlin in der Sophienschule, ad nate d 16/17, vom 2. Juni 1890 ab fstiatt-
nden.
Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. D. sowie das hiesige „Jntelligenzblatt“.
Berlin, den 20. November 1889,
Königliches A L L:
Bekanntmachung.
Die Prüfung für den Unterricht in weiblichen Hand- arbeiten wird in Berlin in der Königlihen Augusta-Schule änd Kleinbeerenstraße 16/19 — vom 8. Mai 1890 ab statt-
nden.
Das Weitere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O. sowie das „Berlinex Jntelligenzblatt“.
Berlin, den 20. November 1889.
Königliches Provinzial-Schul: Kollegium. T appen.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 4. Dezember. Se. Majest ät der Kaiser und König kamen heute früh für kurze Zeit nah Berlin und kehrten demnächst wieder nach dem Neuen Palais zurück. Um 11 Uhr 35 Minuten traten Se. Majestät die Reise nah Dessau an, um daselbst den Herzoglich anhaltischen Herrschaften einen Besuch abzustatten.
— Jhre Majestät die Kaiserin und Königin fuhr am Montag Vormittag um 11 Uhr mit Sr. Majestät dem Kaiser und König mit Sonderzug von Station Wild- park nah Berlin. Um 12 Uhr wohnten Fhre Majestäten der feierlihen Eröffnung des neuerbauten Museums für Naturkunde bei. Nah Schluß der Feier begaben Sich Allerhöchstdieselben gemeinschaftlich in das König- lide Schloß. Jm Laufe des Nachmittags ließen Sich Jhre Majestäten die von Sr. Majestät dem Sultan der Königlichen Familie geschenkten Pferde vorführen, welche in dem Königlihen Marstall in der Dorotheenstraße unter- gebraht sind. Um 51/, Uhr wohnten Fhre Majestäten der Eröffnungs - Aufführung der lebenden Bilder aus Afrika, zum Besten der Erbauung eines deutschen Krankenhauses in Zanzibar, welche von Düsseldorfer Künstlern ge wurden, im großen Saale des „Königsbaues“ bei. Um
Uhr besuchten Jhre Majestäten das Königliche Schauspiel- os und wohnten daselbst der Aufführung des Trauerspiels „Die täuber“ bis zum Schluß bei. Um 11 Uhr N Allerhöchst- dieselben mit Sonderzug nah dem Neuen Palais zurü.
— JFhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta gedenkt am 9. d. M. Koblenz zu verlassen und zum Winteraufenthalt nah Berlin zurüczukchren.
— Die vereinigten Ausshüß}se des Bundesraths für Handel und Verkehr, für Eisenbahnen, Post und Tele- raphen und für Rehnungs8wesen, ferner die vereinigten Aus- chüßfe für Zoll: und Steuerwesen und für Handel und Ver- kehr waren heute zu Sitzungen versammelt.
__— Der hiesige cinesishe Gesandte, Hung, hat fi für einige Zeit nah St. Petersburg begeben, woselbst er gleich- alls beglaubigt ist. o seiner Abwesenheit von Berlin
E der Legations-Sekretär Wong Foug Tsao als Ge- chäststräger.
— Jn der Ersten Beilage zum „R.- u. St.-A.“ wird ein Nachtrag zum Statut der estfälis en Landschaft nebst der Allerhöhsten landesherrligæn Genehmigung ver- öffentlicht.
/ Das „Marine - Ver. - Bl.“ enthält folgende Mit- theilungen über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem
dort). — S. M. S. „Alexandrine“ 1./11. T 30./11. — Apia. (Poststation: Apia [Samoa-Jnseln].) — S. M. S. „Ariadne“ 28./10. Bahia. — Trinidad. (Poststation: Bar- bados, vom 11./12. ab St. Vincent (Kingstown) [Westindien].) S. M. Pzsh. „Baden“ 2./9. Kiel. (Poststation: Kiel. S. M. S. „Blücher“ 28./9. Kiel. (Postfiation Kiel. — S. M. Krzr. „Habicht“ Kamerun. (Poststation: Kamerun, vom 16./12. Mittags ab Kapstadt.) — S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation : Wilhelmshaven.) — S. M. Yacht „Hohenzollern“ 17./11. Palermo 17./11. — 21./11. Gibral.ar 21./11. — 22. 11. Liffabon 23./11. —27./11. Plymouth 28./11. — Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 17./11. Gaboon 23./11. — 28./11. St. Paul de Loanda 7./12. — St. Thomé. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. „ZFltis“
e 2/10 Chang air Poftftatian: »ckHangtong. aw S. M
Fhrzg. „Loreley“ 1./11. Konstantinopel. (Poststation: Kon-
stantinopel ) — S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Post- station: Wilhelmshaven.) — S. M. Panzerfrzg. „Vücke“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) — S. M. Pzsh. „Oldenburg“ 14./9. Wilhelmshaven. Poststation : Wilhelmshaven.) — S. M. Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Post- station: Kiel.) — S. M. Av. „Pfeil“ 18./11. Messina 19./11. — 23./11. Gibraltar 26./11. — 28./11. Vigo 29/1 Bo Wilhelmshaven. (Post- station: Plymouth, vom 3./12. Mittags ab Wilhelms- haven) —- S S. „Prinzeß Wilhelm“. Kiel.
(Poststation: Kiel.) — S. M. Minenschulschiff „Rhein“ 7./9. Kiel. (Poststation : Kiel.) — S. M. S. „Sophie“ 25./6. Apia. — Sydney. (Poststation: bis 10./12. Sydney, vom 11./12. ab asserviren.) — S. M. Krzr. „Sperber“ 1./11. Zanzibar (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 11./8. Apia 26./8. — 15/9. Jaluit. — 17./11. Nagasaki. (Post- station: Hongkong.) — Kreuzergeshwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flagg\hiff), S. M. S. „Carola“, S. M. Krzr.
„Schwalbe“, „Leipzig“: 12./11. Venedig. (Poststation : Venedig.) „Carola“: 9,/8. Zanzibar 10./11., — 29./11. Bombay. (Poststation: Zanzibar.) Schwalbe“: 22./8. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — Uebungs- geshwader: S. M. Panzerschiff „Kaiser“ (Flagg- hi), „Deutschland“, „Friedrih der Große“, reußen“, S. M. S. „Zten S. M Av. „Watt“ (Poststationen: für
„Kaiser“, „Deutschland“, „Friedrih der Große“, „Preußen“ : Corfu; für „Jrene“ bis 4./12. Corfu, vom 5./12. bis 14./12. Venedig, vom 15./12. ab Corfu; für „Wacht“, Triest.) „Kaiser“: 12./11. Venedig 18./11. — 19./11. Triest, „Deutsch- land“, „Friedrih der Große“, „Preußen“, 12./11. Triest. 20./11, — 20./11. Pola 28./11. — 23./11. Fiume 27./11. — 29./11. Lissa 5./12. — Corfu. „Jrene“: Pola 19./11. — 21./11. Corfu 9./12, — Venedig. „Wacht“: 12./11. Triest.
Bayern. München, 3. Dezember. (Allg. Ztg.) Die Kammer der Abgeordneten nahm heute die Novelle betreffs der Gebührensäßze, welhe erheblihe Erleich- terungen bringt, nah, den vom Ausschusse mit der Regierung getroffenen Vereinbarungen einstimmig an.
Sachsen. Dreéden, 3. Dezember. (Dresd. Journ.)
Jhre Königliche Hoheit die verwittwete Fürstin von Hohenzollern, geborene Prinzessin von Baden, ist gestern Abend von Sigmaringen hier eingetroffen und in der König- lichen Villa zu Strehlen abgetreten. Die Zweite Kammer beschäftigte sih in einer gen Abend abgehaltenen Sißzung mit der allgemeinen Vor- erathung des Dekrets, betreffend die Erbauung mehrerer neuer Eisenbahnen. Die zahlreihen Redner sprachen durchgängig ihr Einverständniß theils mit den gemachten Vorschlägen, theils mit den für die Zukunft von der Regie- rung kundgegebenen Absichten aus und beschränkten fich in der Mehrzahl darauf, einzelne mehr untergeordnete Wünsche vor- zutragen, deren möglichste Berücksichtigung von dem Regie- rungékfommissar, Wirklichen Geheimen Rath von Thümmel zu- gesagt wurde. Die Vorlage wurde der Finanz-Deputation B überwiesen.
Württemberg. Stuttgart, 3. Dezember. (W. T. B.) Das „Militär-Verordnungsblatt“ veröffentlicht eine Köni g- lihe Ordre, durch welhe dec König an dem heutigen ruhmreichen Gedenktage seiner Truppen dem Kriegs- Ministerium einen Fonds von 20000 # mit der Bestimmung zuweist, daß dieses Kapital zur Unterstüßung von Wittwen und Waisen der Unteroffiziere des Würt- tembergishen Armee-Corps der König Karl-Stiftung verwendet und der Zinsenbetrag alljährlih vertheilt werde.
Baden. Karlsruhe, 3. Dezember. (W. T. B.) Von demokratisher Seite ist in der Zweiten Kammer eine Fnterpellation darüber eingebracht, ob die Regierung die dem Sozialistengeseß durh die Polizeibehörden ge- gebene Auslegung billige oder leßtere zu einer geseß- mäßigeren Handhabung der bestehenden Bestimmungen ver- anlassen wolle.
Hessen. Darmstadt, 3. Dezember. (Darmst. Ztg.) Der Bürgermeister Ohly macht das nachstehende Fe t- A für die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers
etannl!i:
Se. Majestät der Kaiser wird Freitag, den 6. Dezember, Vor- mittags 9 Uhr, auf dem Main-Necktar-Bahnhof dahier eintreffen ; daselbst findet großer Empfang statt Von dem Bahnhof bis zur Gbrenpforte am Rheinthor bildet Militär Spalier. Am Rbeinthor ift der Stadtoorstand versammelt; Begrüßung durch den Gr. Ober- Bürgermeister Obly Namens der Stadt Darmstadt. Der Einzua Sr. Majestät in die festlih geschmüdckte Stadt erfolgt unter dem Geläute aller Glocken. Auf dem ganzen Wege von dem Rheinthor bis zum Residenzschloß bilden die Studirenden der Technischen Hochschule, die höheren Klassen des Gymnasiums, des Realgymnasiums, der Real- schule und der städtishen Knabenshulen, fodann Krieger-, Gesang-, Turn-, Schügen-, Radfahr-Vereine und Innungen ein geschlossenes Spalier, Um 10 Ubr werden die Kriegervezrcine auf dem Paradeplatz und in der Alexanderstraße nochmals vor Sr. Majestät Aufstellung nehmen. Am Jägerthor ist von Bewohnern der angrenzenden Straßen eine zweite Ehrenpforte errihtet. Am Abend des Einzugstages, um 64 Uhr, findet eine Illumination der Hauptstraßen und Plätze, sowie die bengalische Beleuchtung der Ludwigssäule auf dem Louisenplay und des Krieger- denkmals auf dem Paradeplay statt Se. Majestät der Kaiser wird Gelegenheit nehmen, auf der Fahrt nah dem Großberzoglichen Hof- theater die Illumination verschiedener Straßen und Pläße in Augen- schein zu nehmen. Am Abend des 2 Tages (7. Dezember) wird Sr. Majestät dem Kaiser von den Studirenden der Tehuishen Hochschule und allen vorgenannten Vereinen und Innungen ein Fackelzug ge- bradbt, womit eine Serenade der biesigen Gesangvereine, dargebracht im sog. Glockenhof des Residenzschlosses, verbunden ist.
_ Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 3. Dezember. Wie den „Meckl. Nachr.“ aus Cannes gemeldet wird, ist der
Orte bedeutet Ankunft daselbs, nach dem Orte Abgang von
Zustand Sr. Königlihen Hoheit des Großherzogs, nach-
n
dem das Befinden Höchstdesselben fic in den verflossenen Wochen wesentlih gebessert hatte, feit einigen Tagen wieder weniger gut; besonders sind die Nerven sehr angegriffen, wohl in Folge des eingetretenen verhältnißmäßig sehr kalten Wetters.
Sternberg, 3. Dezember. Auf Vorschlag der Kommitte bewilligte der Landtag unter Wahrung des prinzipiellen ständischen Standpunkts 100000 #4 und 15000 A aus be-: ziehungsweise der Rezepturkasse und dem Unterstüßungsfonds für Elbe- und Hochfluth-Profilverbundterung.
Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 3. Dezember, Th. C.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist heute Nachmittag von seiner Reise nah FZtalien und Sicilien im | besten Wo [sein wieder hierher zurü gekehrt. „L
Meckleuburg - Strelig. Neustreliß, 3. Dezember (Neustr. Ztg.) Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben sich heute nah Dessau begeben, um den dort anläßlich der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers stattfindenden Fesilihkeiten beizuwohnen.
Sachsen - Altenburg. Altenburg, 1. Dezember, (Magd. Ztg.) Der dem Landtage zugegangene ordent- lihe Etat für die Finanzperiode 1890—1892 {ließt in Ausgabe und Einnahme mit jährlich 3322554 F, um 605 166 höher als der Vor-Etat; die direkten Steuern sind mit 864 953 (+ 53 491), die Herauszahlungen aus der Reichs- fasse mit 975 000 (+ 457 540), die Matrikularbeiträge mit 840 493 Æ (+ 437 493) eingestellt. Der außerordent- lihe Etat weist in Einnahme 1078477, in Ausgabe 778 104 M auf.
Schaumburg-Lippe. Bückeburg, 2. Dezember. Jhre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin sind, wie der „Hann. Cour.“ berichtet, mit dem Prinzen Hermann und der Prinzessin Jda, Schwester der regierenden Fürstin, am Sonnabend hier wieder eingetroffen. Die Herrschaften waren etwa 6 Wochen von hier abwesend in Steyerling, einem Jagdschlosse des Fürsten in Oesterreih ob der Enns. Der Erbprinz und die Erbprinzessin, Durhlauchten, sind hon vor zwei Wochen nah längerer Abwesenheit in Medcklen- burg bezw. Altenburg wieder nah Stadthagen zurückgekehrt.
Deutsche Kolonien. Dem „New-York Herald“ ist aus Mswa, 30. November, folgende Depesche von seinem Spezialberichterstatter zugegangen:
„Ih traf gestern Nabmittag um d Uhr bierselbst Stanley, Emin Pascha, Casati, Stairs, Icphson, Dr. Parke und Bonney mit 560 Männern, Frauen und Kindern. Ich fand, daß Stanley sehr wobl ausfah; er trägt preußisce Militärmüte, leinene Bein- kleider, Caneras\chube. Ich schenkte ihm eine amerikanische Flagge, die mir anvertraut war; sie ift jezt auf dem Zelte Stanley's aufgehißt. Stanley's Haar ift ganz weiß, fein Schbnurrbart ift stablarau. Emin Pasha it cin fleiner, brünetter Mann, wel{er eine ““.de trägt. In der kurzen Unterhaltung, die ih mit ihm batte, tbzz «e er mir mit, daß er keine Ebrenbezeugungen wünsche für das, „2s er geleistet habe, Er wünsde nur in die Dienste des Khedive 7 cœder einzutreten. — Ich habe an Kapitän Casfati die f "ihn angekommenen Briefe gegeben. Er seßt gut aus; aber die Strapazen, welhe er durhgemacht hat, scheinen seine Konstitution ganz untergraben zu haëten. Alle anderen Europäer sind wohl, Wir werden Alle morgen zur Küste weiterreifen. Stanley, Emin Pascha und Casfati waren gestern Abend von Baron von Graven- reuth in dessen Lager zum Mittagessen eingeladen. Reden wurden gehalten von Hrn von Gravenreuth und Stanley; der Erstere be- glückwünsbte Stanley und Emin Pascha und deren Gefährten über ibren erfolgzreihen Marsch von Central-Afcika aus. Stanley antwortete, indem ec deutshen Unternehmungsgeist und deutsche civilisatorishe Fähigkeiten pries.“
Ein Reuter’s{hes Telegramm aus Zanzibar, 2. De- zember, meldet: Mr. Cracknall, der Richter des hiesigen Konsulargerichts, segelt morgen an Bord des englischen Kreuzers „Turquoise“ nah Bagamoyo, um Stanley und Emin Pascha in seiner amtlihen Eigenschaft zu empfangen und mit ihrem Gefolge nah Zanzibar zu geleiten.
Die egyptishe Regierung hat den Dampfer „Mansouah“ nach Zanzibar geschickt, um Stanley und Emin Pascha abzuholen.
Nach einem der Neu-Guinea-Compagnie zugegange- nen Telegramm des General-Direktors Arnold ist Regierungs- Rath Rose wohlbehalten in Finschha fen eingetroffen, und hat der kommissarishe Landeshauptmann Geheime Postrath Kraetke das Schuzgebiet verlassen.
Oesterreih-Ungarn. Wien, 4. Dezember. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser ist gestern früh von Gödöllö hier eingetroffen und empfing Nahmittags den Besuch des Königs von Dänemark.
Jn der gestrigen Sißung des Abgeordnetenhauses brachte der Abg. Plener eine Fnterpellation darüber ein, welche Stellung die Regierung gegenüber den staat srecht lichen Ansprüchen, wie sie in den Beschlüssen des böhmischen Landtages vom 9. November niedergelegt seien, einnehme, namentlih ob fie sich nicht für verpflichtet halte, diesen die Grundlagen des Staats bedrohenden Bestrebungen nad- drülihst entgegenzutreten, und ob sie es noch immer für julájsig halte, sich den Deutshen in Böhmen gegenüber ab- ehnend zu verhalten. Ferner wurde von Plener eine Fnter- pellation wegen der erfolgten Untersagung von Kund- gebungen der deutschen Bevölkerung in Böhmen gegen die Beschlüsse des böhmischen Landtages eingebracht.
__ Dem vom Finanz-Minister gegebenen Finanzexpo|© zufolge weist der Etat der Landesvertheidigung ein Mehrerforderuiß von 3188341 Fl. für die Neu- bewaffnung der Landwehr, die Einreihung und Ausbildung der Ersazreservisten und Freiwilligen, höhere Munitions kosten u. \. w. auf. Der Etat des Handels-Ministeriums beanspruht ein Mehrerforderniß von 7767150 Fl. in Folge des Kredits von 2300000 Fl. für den Bau der Fisenbahn Jaslos—Rzeszow und des Erfordernisses für die in den Betrieb des Staats übergegangenen Bahnen. Der Ertrag der direkten Steuern vom 1. Januar bis 31. Oktober 1889 ist um 1289000 Fl. und der Ertrag der indirekten Abgaben in der nämlichen Zeit um 14598000 Fl. günstiger als n dem entsprehenden Zeitraum des Vorjahres. Das Exposé kündigt zahlreihe finanzielle Reformen an, namentlich die Reform der direkten Steuern im Zusammenhange mil der Einführung der Personal-Einkommen steuer Behufs Entlastung oe Steuerträger.
Fast alle Morgenblätter erblicken in dem gestern dem
Reichsrathe vorgelegten Budget einen unleugbaren Fo r
schritt in der Finanzlage, deren Konsolidirung nunmehr auf dauernde Grundlagen gestellt sei. Die „Neue freie Presse“ bemängelt nur den mit Rücksicht auf die Erhöhung der Ein- nahmen zu geringen Uebershuß, während die „Presse“ den gegen das Vorjahr gewacsenen Uebers{Guß Angesichts der be- deutenden Ausgaben für militärische, wirthschaftliche und fulturelle Zwecke als ein wihtiges Moment ansieht.
Budapest, 3. Dezember. (W. T. B.) Jm Unterhause wurden heute bei der Fortsezung der Budgetberathung die Budgetposten „WMinister-Präsidium“ und „Dispositions- fonds“ mit großer Majorität angenommen.
Frankreih. Paris, 3. Dezember. (W. T. B.) Jm Senat brachte heute Marcel Barthe den Antrag ein, Lrefner gehen e den Präsidenten der Republik, ie Ministèr,” die Mitglièder dek Kammern“ unFälle Beamkén den Zuchtpolizeigerihten zu überweisen. — Die Depu- tirtenkammer bestätigte die Wahl Faluzot's.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ dementirt auf das Bestimmteste die Meldung der „Daily News“ über türkish-russishe Verhandlungen wegen Abtretung eines Theils von Armenien an Rußland gegen den Verziht Rußlands auf die türkishe Kriegsent- shädigung.
Ftalien. Rom, 1. Dezember. (P. C.) Der Kammer wird außer den Grünbüchern über die afrikanischen Kolonien Ftaliens sowie über Zanzibar und Kreta noch ein weiteres vorgelegt roerden, das die bulgarischen Angelegen- heiten zum Gegenstande hat. Der Führer der äthiopischen Mission, Maconnen, begiebt sich mit seiner Begleitung an Bord des italienishen Krieasschiffes „Volta“ zunächst nah Jaffa, von wo er die Fahrt nah Jerusalem fortseßen wird, um daselbst ein Gelübde der Königin von S choa zu erfüllen.
— 3: Dezember. (W. S. B.) Ein Nagazzi's, des Vertreters des Königs bei der Krönung des Königs Menelik in 25. Oktober, bestätigt die Niederlage der Derwische. Mangascha bot seine Unterwerfung an, deren Be- dingungen jedoh Menelik ablehnte. Ragazzi wird Menelik auf seinem Zuge nah Tigre begleiten.
Spanien. Madrid, 4. Dezember. (W. T. B.) Wie verlautet, hat der Finanz-Minister aus Gesundheits- rücksihten seine Demission gegeben ; der Minister-Präsident Sagasta würde interimistish das Finanz-Ministerium über- nehmen.
Dürkei. Konstantinopel, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Kurdenhäuptling Mussa Bey wurde mit Stimmen- mehrheit von den gegen ihn erhobenen Anklagen frei-
e\prochen. — Der Admiral Ahmed Ratib Pasha egiebt sich heute Abend zur Ueberbringung des Kaiserlichen Firmans, betreffend die Amnestie nach Kreta. Wie ver- lautet werden den Kretensern durch den Firman einige der ihnen früher gewährten Freiheiten und Privilegien ent- zogen werden. — Die Eingänge auf die der öffentlichen Schuldverwaltung zugestandenen Einnahmen haben
Schreiben von Jtalien Antoto am
sh in der ersten Hälste des Monats November auf annähernd 44000 Pfd. belaufen. Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm,
30. November. Die Königin hat heute Schloß Ukriksdal ver- lassen und im hiesigen Königlihen Schlosse Wohnung genom- men. Der Kronprinz reist am 4. Dezember nah Deut} ch- land, um dort das Weihnachtsfest mit der Kronprinzessin und ihren beiden ältesten Söhnen zu verleben.
Die vom Reichstage erwählten Staatsrevisoren haben heute ihre Berichte über die Staatsverwaltung im Jahre 1888 erstattet. Nach diesen Berichten war die finanzielle Lage des Staats am Schlusse des genannten Jahres fol- gende: Das Staatsvermögen betrug (inkl. des Werthes der Staatseisenbahnen von 257 141 602 Kronen) 382 925 969 Kronen, die Staatsschulden dagegen 262 714 210 Kronen, sodaß ein Vermögensübershuß von 120211 759 Kronen verblieb. Wird zu dieser Summe der im Jahre 1883 ermittelte Werth des im Reichs-Hauptbuhe nicht aufge- führten Besiges des Staates an Grundstücken u. f. w. mit 941 817975 Kronen hinzugerechnet, fo ergiebt sich ein Vermögensübershu§ß von 362 029 733 Kronen. Da leßterer am Schluß des Jahres 1887 auf 357 733 037 Kronen si belief, so hat er sich mithin im Laufe des Jahres 1888 um 4296696 Kronen vermehrt. Das Vermögen der Reichsbank ist dabei jedoch überall außer Ansatz geblieben.
Dänemark. (F.) Kopenhagen, 30. November. Die Einnahmen aus den Zöllen, der Branntweinsteuer, den Schiffsabgaben u. \. w. haben in den ersten sieben Monaten des laufenden Finanzjahres 19394859 Kronen gegen 18 395 561 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres betragen.
Amerika. Washington, 3. Dezember. (W. T. B.) Jn der Botschaft des Präsidenten Harrison (vgl. die nah S@&luß der Redaktion eingegangene Depesche in der gestrigen Nummer d. Bl.) heißt es weiter: Die Regierung \ci bereit, die Beilegung aller die Vollendung des Nicaragua - Kanals hindernden Fragen zu fördern. Das leßte Finanz- jahr weise einen Uebershuß von 57 Millionen Dollars, das laufende shon einen solhen von 44 Millionen Dollars auf. Derartige große Uebershüsse erheishten die Auf- merksamkeit des Kongresses Behufs Herabseßung der Einnahmen auf den nothwendigen Bedarf der Regierung; das A solher Uebershüsse sei ein störendes Element für das Geschäft. Der Präsident erklärt sih gegen die Verleihung von Staatsgeldern an Banken ohne Zinj)en; die ausstehenden Depots sollten allmählih eingezogen und zum Rückkauf von Bonds verwendet werden. Der Prä- sident empfiehlt ferner nahdrücklich eine Revision des Tarifs und Einführung eines gleihmäßigen Schäßungsmodus in allen Häfen, jedoch unter Berückfihtigung eines billigen Schutzes der einheimischen Jndustrie. Ungleichheiten seien zu beseitigen, das Prinzip des Schußzes jedoch beizu- behalten. Die Botschaft mißbilligt jede beträchtliche Zunahme in der Ausprägung von Silberdollars und hebt hervor, daß, während günstige Verhältnisse dazu beigetragen hätten, die thatsählihe Gleichheit der Gold- und Silberdollars auf- reht zu erhalten, es sih dabei iheilwei}e um Handelszustände gehandelt habe, deren Fortdauer ungewiß sei. Während der Präsident sich für eine Verbesserung des Küsten- vertheidigungs- Systems, für eine weniger leihte Natu- ralisation sozialistisher Einwanderer und für eine Ver-
mehrung der Kriegsmarine ausspriht, bedauert er das Zurücstehen der amerikanischen Handelsmarine hinter
derjenigen anderer Nationen, spricht sih günstig für liberale Subvention amerikanisher Dampferlinien nah Central-Amerika, Süd-Amerika, China, Japan und den be- deutenderen Jnseln aus und empfiehlt die Bildung einer natürlihen Reserve der Kriegsmarine aus Handelsschiffen, ähnlih wie in England, sowie eine progressive Politik zur Förderung des auswärtigen Handels.
Der für die New-Yorker Weltausstellung gesam melte Garantiefonds wurde, wie die „A. C.“ berichtet, am 30. v. M. abgeshlossen. Viele sind der Ansicht, der Fonds sollte von 1 000 000 Doll. auf 2000 000 Doll. erhöht werden. Die „New York Tribune“ befürwortet dagegen die Verschiebung der Ausste[ung-
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Parkamentarische Nachrichten.
In dcr heutigen (29.) Sißung des Reichstages, welcher der Geheime Ober: Regierungs-Rath Lohmann und Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: Die Fortsetzung der ersten Berathung des von dem Abg. Dr. Barth und Genossen eingebrahten Geseßentwurfs, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung vom 1. Fuli 1883 (Beseitigung des obligatorishen Arbeits- buchs für Bergarbeiter).
Der Gesetzentwurf ist bereits mitgetheilt.
Abg. Stößel führte aus, daß in den leßten vierzig Jahren das patriarchalische Verhältniß zwischen den Gruben- besigern und den Arbeitern \ih in ein rein sächlihes umge- wandelt habe. Das jei eine der Hauptursachen der Mißsiände und des Mißvergnügens unter den Bergarbeitern. Dazu komme, daß die Durchschnittslöhne seit 1887 nicht gestiegen seien. Die Börsenspefulation habe die Course der Montan- papiere hoh gebracht, die Arbeiter hätten aber von den ge- stiegenen Preisen keinen Vortheil gehabt. Den Strike auf die ultramontane Presse zurückzuführen, sei völlig unbegründet und ungerecht. Mache man auf irgend einen {weren Miß- stand aufmerksam, so heiße es gleich, die ultramontane Presse hee. Mit weit mehr Recht treffe der Vor- wurf, gehezt zu haben, die Rheinisch-Westfälishe Zeitung, namentlich gelte das von der Zeit während des Strikes. Der Kampf habe ih durch Jahre hingezogen, und niht plößlih sei der Strike ausgebrochen. Um die Unzu- friedenheit der Arbeiter zu verringern, müßten vor Allem die Knappschastskassen reformirt werden; der Atbeiter müsse das Reht der Berufung gegen den Spruch des Vorstandes an eine weitere Jnstanz erhalten. Jeßt entscheide z. B. über die Jnvalidisirung der Vorstand allein und in legter Znstanz. Die Schiedsgerichte bei den Berufsgeno)\en- schaften zeigten, daß häufig dem Arbeiter eine Rente zugesprochen werde, die ihm von der Berufsgenossen schast verweigert worden sei. Die Zusammenseßung des Vorstandes der Knappschaftskassen gewähre keine Garantie für die Un- parteilihkeit des Urtheils. Die persönliche Behandlung der Bergleute durch ihre Vorgeseßten sei weiter eine wesentliche Veranlassung des Strikes gewesen. Ebenso die Niedrigkeit der Löhne. Abg. Kleine habe auf die Unterbilanz der Berg- werke in den leßten fünf Jahren zur Entschuldigung derselben hingewiesen. Der Strikeim Frühjahr sei aber aue gebrochen, als der Cours der Bergwerkspäpiere um 25 Proz. und mehr gestiegen sei; da haben sich die Bergleute sagen müssen, dß auch die Rentabilität der Bergwerke gestiegen sei; in noch_ viel höherem Maße müßte das jeßt der Fall sein, wo der Stand der Aktien eine \{hwindelhaste Höhe erreicht hätte. Die ultramontane Presse
habe stets nicht nur nicht geheßt, fondern Alles gethan, um den Strike zu beendigen. Die Sperre nicht bloß
über am Strike Betheiligte, sondern auch alle unbotmäßigen Arbeiter müsse die unter den Arbeitern vorhandene Erregung
noch ungemein vermehren. Nur dem Eingreifen gerade Gemaßregelter sei es zu verdanken, daß in etner jüngst abgehaltenen Versammlung von 3000 Bergleuten nicht
von Neuem der Strike beschlossen worden. Jn FJnteresse des Friedens sollten die Grubenbesiger die Sperre zurü: nehmen. Es sei gar niht abzusehen, wohin €s führe, wenn die Grubenbesißer dabei beharren, - jede Verhandlung mit den
Arbeitern abzulchnen. Die Errihtung von Arbéiter- ausshüssen wäre der beste Weg, aus allem Wirrsal herauszukommen. Das Ober - Bergamt in Dortmund habe durch seine bekannte Verfügung, in der es eine
einseitige und für die Arbeiter höchst ungünstige Darstellung des Strikes gegeben habe, bei den Arbeitern alles Vertrauen eingebüßt. Alle Betheiligten sollten bemüht sein, zu vermitteln und ein versöhnliches Verhältniß zwischen den Grubenbesißern und den Arbeitern herzustellen; es könnten sonst groß? Ge- fahren für die ganze Gesellschaft entstehen.
Bei Schluß des Blattes spra der Abg. Dr. Hammacher.
(Der Slhlußbericht über die gestrige Sizung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.)
ie Budgetkommission des Reichstages hat ihre Be- rathungen über den Militär-Etat beendigt.
Vorbereitungen zu den Reichstagswahlen.
Die Vorstände der drei Kartellparteien — der Deutschen Reichs-, der deutschkonservativen und der nationalliberalen Partei — haben das Wahlkartell von 1887 für die bevor- stehende Reichstag8wahl in folgender Weise erneuert:
I, Es wird empfohlen : A
1) Bei ‘der Aufstellung von Kandidaten den Besißstand der Parteien ausreht zu erhalten; :
2) in den bisher von Mitgliedern sonstiger Parteten ver- tretenen Wahlkreisen sich über einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen ; : : i :
3) falls dennoch eine Einigung im Wahlkreise nicht ge- lingt, fih an den Centralvorstand der eigenen Partei in Berlin “ wenden. Diese wird mit den hierzu bestellten Vertretern er Centralvorstände der anderen Kartellparteien die Einigung herbeizuführen versuchen. :
11. Sollten gleihwohl im ersten Wahlgange Kandidaten der Kartellparteien einander gegenüberstehen und einer der- selben mit einem Kandidaten der sonstigen Parteien in die Stichwahl kommen, so wird einmüthiges Eintreten für den Ersteren bestimmt erwartet. A |
III, Die Parteivorstände werden dahin wirken, daß in
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Alles vermieden wird, was das geshlossene Zusammengehen der drei Parteien in der Wahlcampagne gefährden könnte. Diese gemeinsame Erklärung der drei Parteien datirt vom 3. Dezember.
Zeitungsftimmen.
Angesichts der Erneuerung des Wahlkartells (siehe oben) untersuht der „Hamburgische Korrespondent“ die innere Nothwendigkeit des Kartells :
„Dem gemeinsamen Vorgehen liegt u-zweifelhaft das Gefühl zu Grunde, es seien ungeachtet der vorhandenen und fortbestehenden Parteiunterschiede die einenden Momente in dem Maße überwiegend,
der Parteiverbaltnifse erscheint.
Diese Auffassung stüßt sich auf zwei Momente. Erstens auf die Ueberzeugung weitzehender Uebereinstimmung der politisben Grund- anshauung und zweitens auf die Ueberzeugung, daß die Punkte, in welchen Uebereinstimmung der Auffaffung berrscht, an Gewicht den- jenigen voranstehen, in welchen die vershiedenen Richtungen des Kartells auseinandergeben und theils mit dem Centrum, theils mit den Deutschfreisinnigen harmoniren. . .
Die gleiche Stellung zu Kaiser und Reich, die gleihe Treue
und selbstlose Hingabe an die Interessen der Größe, Festigkeit und Sicherheit des unter der Krone des Hohenzollernbauses geeinten Deutscbland bildet das feste Fundament weitgehenden politischen Zusammenwirkens der naticnalen Parteien nicht nur bei den Wahlen, sondern auch in den géeschgebenden Versammlungen. Die trennenden Momente liegen wesentlich auf dem Gebie!e der Wirthscaftépolitik, einschließlid der Gewerbepolitik. .... Kirchen- und Schulfragen, welbe noch weitere trennende Momente abzugeben pflecen, kommen im Reiche nicht in Betracht, ebeaso wenig die ficer rorübergehende Nichtübereinstimmung in Be ug auf das Sozialisten- gejseß. So beweist denn der erneute Zusammenschluß der nationalen Wähler, wie alle Betheiligten darüber einverstanden sind, daß nicht nur über eine große Frage. wie das Septennat, sondern auch in der politisden Grund- arscauung im großen Ganzen ein weitgehendes Gleihmaß der Auffassung bestebt, und daß die einenden Viomente an Bedeutung die fort- besteber.den Parteiunterschiede überwiegen. Und zwar erstreckt si dies Einverständniß ebenso sebr auf die äußersten Flügel der Kartel!parteien wie auf ibcen sonstigen Bestand.“
Zu den kommenden Reichstagswghlen schreibt das „Chemniger Tageblatt“:
„Man bô:t auf unserer Seite jeßt öfters den Mangel einer zug- kräftigen Wah!parole beklagen. Sollte hier niht eine mißverständ- lie Auffassung der parteipolitisher Korstellation unterlaufen? Was haben d.nn die Gegner sich für Verdienste um das Reih und Voik erworbez, um Ansprücbe an den Dank der Wähler erheben zu dürfen? Wäre es na dem Wunsh und Willen der extremen Parteien ge- gangen, so würde unser politif@er und nationaler Mechanismus mit inneren, bezw. ausæärtigen Reibungen barträckigster Art zu kämpfen haben, würde Deutschland kaum noch die führende Stelle im Kreise der Mäcdte behaupten, und jedenfalls nur mittels ganz unverhältniß- mäß:ger Anspannung seiner lebendigen Voifskcaft. Diejenige Bahn, in wel(er cs unter den Ausvizien des Hohenzollernthums von dem Genius des größten lebenden Staatëmannes, mit Beihülfe der viel- geshmähten nationalen Reichétagsmehrheit seit drei Jahren erbalten worden ist, bat urser Vaterland vor {weren kriegerischen Schickungen, vor unsicheren Erverimenten im Innern bewahrt und ihm die Kon- tinuität der staatlihen Entwickelung auf allen Gebieten der wichtigen Tageéfragen gewahrt, ohne welche ein geordnetes, stufenweises Auf- steigen, bei möglihster Vermeidung plötliGer, fkata!:ropbenartiger Rüds&läze, nun einmal nicht denkbar ist Eine Alternative, welche dem Wähler der nationalen Kandidaten die gegründete Aussicht auf eine gedeibliche Aera politischen wie sozialea Friedens und Fortschritts er- öffnet, im Gegensatz zu der von cinem Siege der Opvositionéparteien faurn trenntaren Gefahr eines übermäßigen Anshwellens der Zukunsftë- boffnungen aller inneren und äußeren Reichsgegner, sollte doch unseres Erachtens an Beweis- und Zugkraft feiner anderen „Wahlparole*“, wenn es denn ohne eine folche durchaus nit geht, nachstehen! Sie bat vor den oppositionellen Vorspiegelungen im Gegentheil den großen Vortheil, daß bei geringem Nachdenken jeder einzelne Wähler gewahr werden muß, wie nur unter Vertneidung der rechts und links vorbandenen Untiefen das Staatschif in normalem Kurse gesteuert werden fann, während jedes Abbiegen von der gewiesezen Fahrstraße das Schiff dem Risiko der Havarie aussezt. Die Nuyanwendung hiervon liegt auf der Hand.“
Zu der Debatte über die Bankvorlage bemerkt die „Deutsche volkswirthshaftlihe Correspondenz“:
„Wenn der Rei&stag von allen weiter als die Vorlage der
v:rbündeten Regierungen greifenden Vorschlägen abgeseben hat, so ist damit zwar füc jeßt die Frage der Verstaatlichung mit Nein — und zwar unsercs Erachtens den vorliegenden Umständen gemäß richtig beantwortet worden; aber diese Ant- wort bezieht sich nur auf das Heute, sie ist nur aus den ge-
erfolgt und kann bei anderen Umftänden na 10 Jahren oder eventuell später anders entscbieden werden. Daß dieses der Fall, ergiebt sih rornehmlih aus der von Hrn. von Boetticher abgegebenen Erklärung, nah welcher die verbündeten Res gierungen dem Gedanken, die Reichsbank zu verstaatlichen, im Prinzip nit feindlich gegenüberstehen und zu ihrem Vorsclage, es jeyt nit zu thun, nur aus der Ueberzeugung gelangt sind, „daß die Gründe, welche für die Verziaatlichung vorgebracht werden können, ibnen nit ausreichend erschienen sind, um an der durch die Erfah- rung bewährten Organisation der Reichsbank irgeud etwas Wesent- lihes zu verändern, und weil die Gegengründe, die gegen die Ver- ftaatlihung sprechen, zur Zeit als so überwiegend ange!ehen werden n, daß {on um deëswillen von der Verstaatlihung abzu- sehen ist.“ i Die Reichsbankverwaltung und insbesondere au deren Präsident, Herr von Detend, werden mit der in dieser Erklärung ihrem Wirken ausgesprochenen Anerkennung ebenso zufrieden sein dürfen, wie damit, daß von allen Seiten, auch von den für die Verstaatlibung plâä- direnden, in vollstem Maße anerkannt wurde, wie die Reichsbank den ihr gestellten Aufgaben vollauf gerecht geworden ist. Diese Aufgaben sind der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit na geordnet : Aufs rechterbhaltung der Währung, Regelung der Geldcirkulation im Lande, sodaß dieselbe zu allen, also auch in s{limmen Zeiten in Ordnung bleibt, und dann erst in dritter Linie kommt die Gewährung von Kredit. In wie hobem Make die Reichsbank ihren beiden Haupt- aufgaben gerecht geworden , darüber bestand im Hause nur eine Stimme. ; : y Was aber die Kreditgewährung, die der Reichsbank in dritter Reibe gestellte Aufgabe, betrifft, so wurde von verschiedenen Seiten gewünscht, den Reichsbankkredit der Landwirthschaft und den Hand- werkern zugängliher und nußbarer gemacht zu sehen, und eben dieses glaubte man von einer staatlicen Reichsbank eher als von einer auf Privat- fapital begründeten erwarten zu dürfen. Die Mittbeilungen indessen, welche Hr von Dechend, der verdienstvolle Leiter {on der preußischen und dann der Reichsbank seit 40 Jahren, nit nur über die für diese Kreditansprüche bestehenden Bestimmungen, sondern au über das Maß der an die Landwirtbschaft und an Handwerk sgenossenschaften gewährten Kredit- und anderen Leistungen und endlich darüber machen fonnte, daß das MReichébankkapital keincëwegs überwiegend in den änden der haute finance, sondern zu einem sehr erbebliden Theile in solhen von Kleinfkapitalisten ist, — diese Mittheilungen dürften do geeignet sein, die gegen die Bankverwaltung erhcbene Beschwerde einigermaßen zu entkräften, um so mehr, als Hr. von Dechend binzu-
gebenen Umständen heraus
Aufrufen und Ansprachen, sowie in der befreundeten Presse
fügte, aus dem, was die Bank bisher der Landwirtbschaft geleistet
daß {ine Wahlvereinigung alS-der gegebene und natürlihe.Ausdrul = ck». +-