1889 / 290 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Dec 1889 18:00:01 GMT) scan diff

sogar die Frage wohlberehtigt, ob wohl ohne das Eingreifen von Baumbach und mir der große Kohlenarbeiterstrike so shnel zu Ende geführt worden wäre. Hr. Dr. Hammacher hatte damals die Güte, Dritten gegenüber zu sagen, daß Hr. Baumbach in der Sache ganz ausgezeichnete Dienste geleistet hätte; Hr. Hammacher wird seine da- malige Aeußerung vielleiht auch heute bestätigen, wenn er sih erinnert, daß es erst Hr. Baumbach war, der ihn veranlaßte, sich in die Verhandlungen einzulassen, während er mir auf eine gleihe Anregung hatte sagen lassen, es habe keinen Zweck, mit diesen Leuten zu verhandeln. Als dann die Herren von der Arbeitgeberdeputation nach Berlin zur Audienz gekommen waren, scheinen sie Hrn. Dr. Hammacher, namentlih was die Arbeiterausshüßse betrifft, arg widersprochen zu haben; er- klärten sie dcch, das am Tage vorher vereinbarte Protokoll erst aus den Zeitungen kennen gelernt zu haben! Die Herren hatten dann am Abend mit mir eine Zusammenkunst, in welcher einer von ihnen erklärte, er wolle nicht weiter verhandeln; später haben sie dann eine Erklärung losgelassen, daß fie zu solhen Verhandlungen kein Mandat hätten. Sie scheinen niht berücksihtigt zu haben, daß sie durch diese Erklärung die wohlthätige Arbeit ihres Kollegen Dr. Hammacher verurtheilten und verdammten. Hier liegt eben der Unterschied zwishen den Hren. Krabler und Genossen und uns. Jh meine, wenn man einen Er- trinkenden sieht, soll man thm die Hand reichen und nicht erst auf ein Mandat dazu warten. Diese Herren können sich eben das Verhältniß niht anders denken, als wie es ihnen in- den lezten Jahrzehnten überkommen ift; aber die Entwickelung wird auch über solche kleinliche Auffassungen zur Tagesordnung übergehen. Sie werden die Organisation der Bergabeiter nicht hindern, die Einrihtung von Schiedsgerichten, von Einigungs- ämtern nicht hintertreiben können. Die Arbeiter hatten in dem vereinbarten Protokoll fast alles vom Wohlwollen der Arbeitgeber abhängig gemaht, nur in zwei Punkten Positives erreiht, nämlich bezüglich der Herab- sezung der Schihtdauer und bezüglich der Arbeiteraus- schüsse. Jn ersterer Beziehung soriht das Berliner Protokoll von einer achtstündigen Schicht des einzelnen Bergmanues, die Essener Erklärung der Arbeitgeber von einer ahtstündigen Schicht der ganzen Belegschaft; die dadurch entstandene Ver- längerung der Schihtdauer haben die Bergleute allerdings nachher zugestanden. Hier muß eines Mißstandes Erwähnung geschehen, welchen die Grubenbesißzer leicht beseitigen könnten. Der Steiger bezieht für die Förderung einer bestimmten Menge Kohlen eine Prämie; natürlich will der Mann das Geld gern bekommen und er fördert daher zunächst für „Soll“ an Kohlen; die Menschen müssen warten, bis die Kohlen- förderung beendet ist, damit der Beamte seine Prämie ver- dienen tann. Was nun die Arbeiterausshüsse betrifft, so wurden èiese durh die Essener Erklärung bescätigt, man wollte mit den Bergleuten felbst verhandeln. Als ob es möglih wäre, mit einer ganzen Belegschaft zu verhan- deln! Das wissen die Herren auch ganz wohl, sonst würden sie nicht in die Arbeitsordnungen hineingeshrieben haben, daß immer nur 2 oder 3 Bergleute auf einmal beschwerdeführend en Direktor kommen dürfen. Es ist s{werer, einen Strike eizulegen als zu verhüten, darum müssen Arbeiterausschüsse da sein, und der Troy und der falshe Stolz, der mit den Bergarbeitern niht verhandeln will, muß im Jnteresse der allgemeinen Wohlfahrt und des nationalen Vermögens be- seitigt werden. Bestrafung des Kontraktbruchs, Abschaffung der Koalitionsfreiheit das sind nur Mittel, den Streit zu verschärfen. Zeitungsberichten zufolge hat der Fürst Pleß auf seinen Gruben die Einrichtung gewählter Arbeiter-Ausschüsse bewilligt, damit also anerkannt, daß das Verlangen der Arbeiter die sozialen Verhältnisse keineswegs aus den Fugen reißt. Hält der Fürst Pleß sein Ansehen und seine

ürde dadurh nicht für geshmälert, dann werden wohl auch die mwestfälishen Grubenbesißver sih dazu bequemen können, dann wird au Hr. von Stumm vielleicht nicht mehr die Befürworter der Arbeiterausshüsse für unberufene Kurpfuscher halten. Nun soll Hr. Gamp vom Handels- Minister in das Strikerevier geshickt worden sein und einem Bergmann Bauer gegenüber geäußert haben, er würde für die Bergarbeiter und für die Abstellung ihrer Beshwerden, sowie für Arbeiterausshüsse eintreten. Ob unser Antrag volle Hülfe schaffen würde, weiß ih niht; er würde jedenfalls die Miß- stände mildern, namentlich die Grubenbesißer vorsichtiger machen. Die preußische Regierung könnte durch Aenderung des Knappschaftsstatuts, insbesondere bezüglih der Wahl und Zusammenseßung der Vorstände, ihrerseits bessernd einwirken. Die Strikes sollten für die Grubenbesißer eine Mahnung sein, das Gefühl der Jnteressengemeinschaft mit den Arbeitern, die Achtung ihrer Freiheit und die Unverbrüchlichkeit der ge- gebenen Versprehungen hoh zu halten. Jch erinnere Sic an das Wort des Hrn. Dollfus: Der Arbeitgeber ist dem Arbeiter mehr s{huldig als den Lohn!

Abg. Leuschner: Die Angriffe des Vorredners gegen die westfälishen Bergwerksbesißer find fkolossal übertrieben. Es mögen ja hier und da unrichtige Sachen geschehen sein, deswegen darf man aber niht gleih einen ganzen Stand in Verruf erklären. Der Antrag bezweckt die Aufhebung der Ar- beitsbücher bei den Bergarbeitern; mit der Einführung der Gewerbeordnung auch für die Bergarbeiter würde aber den Ar- beitern bis zu 21 Fahren die Verpflichtung auferlegt werden, wirk- lih ein Arbeitsbuch zu führen, was bis jeßt nicht der Fall ift. Jm Uebrigen steht im preußischen Berggesez kein Wort von Arbeitsbüchern, sondern nur von einem Zeugniß über die Zeit, Art und Dauer der Beschäftigung auf der Grube ist die Rede. Thatsächlih kennt man auch auf den verschiedenen Re- vieren feine Arbeitsbücher, sondern nur Abkehrscheine. Nur auf Verlangen des Bergmanns ist es gestattet, au ein Zeuge niß über dessen Führung auszustellen; wer es nicht haben will, bekommt es nicht. Abkehrzettel sind aber ganz unerläßlich. An die Zeit der Arbeit knüpft sich die Berechtigung gewisser statutarisher Benefizien. Außerdem muß der Bergwerkseigen- thümer im Fnteresse der Sicherheit des Betriebes und der Arbeiter wissen, ob der Mann, den er annimmt, Bergmann is} und ob er mit den Gefahren des Betriebes vertraut ist oder nicht. Es ist eine Fabel, daß die Bergwerkseigenthümer die Arbeitsbücher benugen, um unerlaubte Zeugnisse über Führung der Arbeiter einzushmuggeln; es wäre dies bei einer Zahl von Hunderten oder Tausenden von Arbeitern auch gänzlih undurhführbar. Auch für die Häuerprobe, eine Art von Examen für die Berg- leute, ist der Abkehrzettel unerlätlih; er gehört überhaupt zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Bergwerksbetrieb. Der Antrag gehört überdies vor den preußischen Landtag. Sein Hauptiwe scheint die erna des westfälischen Strikes und Wahlagitation zu sein. enn Sie die Bergleute zur

Unzufriedenheit aufwiegeln, so wird das niht den Deutschfrei- sinnigen sondern den Sozialdemokraten zu Gute kommen. Der Wunsch der Bergarbeiter ist, in Ruhe und Frieden zu leben und einen ausreihenden Verdienst zu genießen, und es wäre thöricht von den Bergwerkseigenthümern, aus falshen finanziellen Rücksihten einen ungehörigen Geiz zu zeigen. Aber die fort- währenden Hegzereien , besonders im rheinish-westfälischen Bezirk, sind nicht geeignet, die Ruhe und Zufriedenheit unter den Bergleuten zu fördern. Sorgen Sie lieber mit uns dafür, daß die Autorität des Arbeitgebers nicht fortwährend weiter zurückgebraht wird; dann werden in Verbindung mit der unerläßlich nothwendigen Disziplin, mit humaner Be- handlung und ausreichendem Verdienst, besonders auch ange- messener Unterstüßung in Noth und Unglück, die Arbeiter wieder zur Ruhe kommen, und ihre Zufriedenheit wird wachsen.

Abg. Franz: Der Antrag richtet sih gegen die Arbeits- bücher der Bergleute, solhe sind aber thatsählich nach dem Gesey nicht vorhanden, und auch die Knappschaftsbücher können dafür niht angesehen werden. Gegen den Willen des Berg- manns kann ja eine Bemerkung über seine Führung in dem Entlassungsshein niht gemaht werden. Bei Berathung der Gewerbeordnung habe ich mich gegen die Einführung von Arbeitsbüchern für Arbeiter über 21 Jahre ausgesprochen, aber zwischen Abkehrschein und Arbeitsbuch ist ein Unterschied. Das Arbeitsbuh verzeichnet eine fortgeseßte Reihe von Ar- beitsonnahmen und Entlassungen und kann so selbst einen ordentlichen Arbeiter, der aus irgend welchen äußeren Gründen öfter die Arbeit hat wechseln müssen, in den Verdacht eines unzu- verlässigen Arbeiters bringen. Daher bin ih noch heute gegen die R Arbeitsbücher. Dieselbe Befürchtung liegt beim Abkehrschein niht vor, da er ein für sich bestehendes Ganze bildei und sih bei jedem Arbeitswechsel erneut. Der Abkehrschein ist sogar für den Arbeiter von Vortheil, er be- scheinigt ihm seine Fähigkeit, während ohne denselben die Grubenverwaltung darüber erst Reherchen bei der vorigen Arbeitsstelle einziehen müßte, die mehrere Tage in Anspruch nehmen würden, während welcher der Arbeiter ohne Arbeit wäre. Ueber den Abkehrschein ist au bei dem großen Strike keine Klage geführt worden, und die Ansichten der Bergleute darüber gehen weit auseinander; manche glauben, den Abkehr- schein nicht entbehren zu können, andere hegen diejelben Be- fürhtungen, die der Abg. Schmidt aussprah. Juristish ist sraglih, ob durch die Annahme des Antrages einfach die ent- gegenstehenden landesgeseßlichen Bestimmungen beseitigt werden kföónnen. Wenn auch manche Beschwerden begründet sein mögen, so kann man doch den Abkehrschein niht ohne Weiteres ab- schaffen, man muß vielmehr durch strenge spezielle Straf- bestimmungen den Zechenverwaltungen die Lust zu dem Unfug der mißbräuhlihen Anwendung des Abkehrscheins benehmen. Und ein Unfug und eine ganz erbärmlihe Feigheit ist dieser Mißbrauch. Bill eine Zeche einen Arbeiter ausschließen, so soll sie den Muth haben, es offen zu sagen, aber nicht heimtückisch durch geheime Zeichen den Arbeiter brotlos machen, während er in dem Glauben, ein gutes Zeugniß zu L von Zeche zu Zeche umderirrt, ohne Arbeit zu finden. Fn Schlesien sind Mißbräuche dieser Art übrigens nicht vorgekommen; sind aber Mißstände irgendwo vorhanden, 10 müssen wir andere Mittel und Wege finden, um den Berg- leuten eine geordnete Legitimation über ihre Arbeit zu ver- schaffen. Mißstände giebt es in allen, auch Reichs- und Staatsverwaltungen und selbst bei den einzelnen Menschen. Der Strike in Schlesien ist von außen hineingetragen worden. Die westfälishen Zehen haben zur Zeit des Strikes in West- falen unter allerlei Versprehungen s\chlesische Bergleute dort- hin gezogen, und diese haben bei ihrer Rückkehr den Zündstoff

des Strikes nah Schlesien getragen. Aber die schlesischen |

Zechen haben die vorhandenen Uebelstände sofort anerkannt und abgestellt. Anstatt das Gleiche zu thun, haben die westfälishen Grubenbesißer der ultramontanen Presse, die gar nichts damit zu thun hatte, die Shuld an dem Strike aufgebürdet. Dieser Versuch is} völlig komish, lächerlich und verfehlt. Es i|ff in Brochüren darüber Manches geschrieben worden, was man in ruhigen Zeiten niht geschrieben hâtte. Jn Niederschlesien hat man sich nicht hinter den haltlosen Einwand zurückgezogen, daß man mit kontraktbrüchigen Leuten nicht unterhandeln könne. Mit solhen Einwänden wird man überhaupt soziale Probleme niht lösen. Die Ruhe is deshalb in Niederschlesien an- nähernd hergestellt; sie würde es vollständig sein, wenn in Westfalen nicht fortgeseßt unruhige und unsichere Zustände blieben. Die leßte Sonntagsversammlung der Bergarbeiter in Essen hat aber gezeigt, daß die Leute vollständig ihrer Auf- gabe gewachsen sind, Jhren ruhigen und besonnenen Forde- rungen sollten die Verwaltungen sih nicht widerseßen, wenn niht au in den anderen Kohlenrevieren eine Störung des Friedens befürchtet werden soll. Durch die Sperrmaßregel

sollen Leute dauernd ausgeschlossen werden, die entweder | selbst gekündigt haben, oder denen man aus verschiedenen | Gründen gekündigt hat. Diese allgemeine Anordnung ist ent- |

schieden zu hart, wenn man, wie in Essen, nur 20 Leute damit

hat treffen wollen. Jch halte eine solche Aussperrung von |

der Arbeit für unmoralish, und würde mich nie einem solchen Kartell unterworfen haben. Andere Maßregeln, wie die Ab- shaffung der bisher in Kohlenrevieren geübten Wahltyrannei würden weit leihter zum Frieden führen. Zu meiner großen Freude kann ih versichern, daß im Niederschlesishen Berg- reviere die Arbeiterausshüsse hon zahlreih bestehen, und daß

sie Katastrophen, wie die im Sommer, zu verhindern geeignet

sind. Jch will hoffen, daß sie ihrer Bedeutung als Friedens- bürgen stets eingedenk bleiben und daß auch diese Diskussion

zur Schaffung des Friedens beiträgt. So sehr man materiell dem Antrage zustimmen könnte, halten uns doch formelle

Gründe davon ab.

Abg. Frohme: Es is Thatsache, daß die Ausschließungen in der unerhörtesten Weise mißbraucht worden sind, um die Arbeiter für alle Zeit zu kennzeihnen, ihnen die Wieder- erlangung der Arbeit unmöglih zu machen und sie ganz der Willkür der Arbeitgeber zu unterwerfen. Abkehrscheine liegen mir vor, die ih auf den Tisch des Hauses niederlegen könnte, in denen als Grund für die Entlassung „willkürliches Striken“ angegeben wird. Jn der Rubrik der Abkehrscheine- Bemerkungen über Beschäftigungsart, Urlaubsgesuche u. f. w.

Weise angegeben, daß der Arbeiter sich in eincn Strike eingelassen habe. Diese Bemerkungen decken sih aber keineswegs mit den Absichten des Preußischen Berggeseßes und doch haben diese Mißstände Jahre lang be- standen. Jch könnte Jhnen die Namen einer geheimen Gesell- schaft nennen, die es sih zur Aufgabe gemacht hat, durch die steilere oder shrägere Stellung der Buchstaben, durch Weglassung des Wortes „ordnungsmäßig“ auf den Abkehrscheinen die Arbeiter

wird oft in unberehtigter

als verdächtig zu kennzeihnen. Da kann man doch nicht von Uebertreibungen und von Aufreizun zufriedenheit sprechen ! j daß der Strike niht shon früher ausgebrochen ift. Rechnung der ultramontanen Presse oder der Sozialdemokraten wird man ihn aber am Wenigsten seßen dürfen. Ueberschichten fih stüßende maßlose Ausbeutungssystem trägt in erster Linie die Shuld und auh hier kann ich Jhnen Man hat geradezu die Arbeiter verhindert, auszufahren, um sie zu Ueberschichten zu zwingen, im höchsten gefährden. Es scheint fast eine Eigenthümlichkeit der Berg- leute bleiben zu sollen, sich in Armuth und Elend abzuarbeiten und eines frühen Todes zu sterben. Schiht von 2,81 M bis 1,89 Æ, in Anbetracht des s{chweren, gefahrvollen Berufs gewiß zu wenig. Auch der Mißbrauch des Wagennullens kommt hiec in Betracht. möglichst billige Arbeitskräfte zu bekommen, fragen die Be- sißer au gar niht nah der Fähigkeit und Geschicklichkeit diesem Beruf und seßen damit das Leben der anderen Strenge Strafen wären nöthig, um die mißbräuchliche verhindern.

der Arbeiter zur Un- ann mihch nur wun

Jch felbst

Das auf die

Originalausweise vorlegen.

Gesundheit Der Lohn betrug pro

Bei dem Bemühen,

beiter aufs Spiel. S wiederkehrende Attestirungen in Stúblesien

Anwendung

Behandlung der dortigen Arbeiter Seitens ihrer Vorgeseßten zurückzuführen Die Gerichte haben ja die bedauernswerthen Uebel- thäter mit sehr {weren Strafen belegt. falen hätte bei Weitem niht den Umfang angenommen, wenn die Unternehmer die Gleichberehtigung der Arbeiter anerkannt Die Unternehmer behandeln aber ihre Arbeiter als Jch weiß ja wohl, daß die Herren Bergwerksbesißzer und ihre Vertheidiger sih ganz besonders darauf steifen, daß sie im Jnteresse der Ordnung auf die Fnnehaltung des Vertrages halten, den Kontraktbruh vermeiden müßten. Jch behaupte, daß die Unternehmer felbst in außerordentlih vielen Fällen den Die Beamten der Unternehmer haben es sehr leiht, den Kontraktbruch mit dem Schein der Recht- Denn es besteht ja kein eigentlicher \christliher Arbeitsvertrag, der die Rechte und Pflichten beider Wollen die Arbeiter der Zumuthung, so und so viele Ueberschichten zu arbeiten, niht nachkommen, so ent- läßt man sie und s{hreibt dem Einzelnen in das Arbeitsbuch, daß er „nicht pflichttreu gearbeitet“ hat. Die A den Unternehmern die Hand geboten, sie ist s{hnöde zurück- gewiesen worden. betreffenden Abmachungen

Der Strike in West-

Kontrakt brechen. mäßigkeit zu umgeben.

Theile festseßt.

Die Arbeiter haben Hammacher

Mandanten Ehrenwort verpflichte, | werden solle, sich an Strikes betheiligt. habe hier 15 Beschwerden, die alle das Gegentheil konstatiren. Danach müssen die Mandanten auf sein Ehrenwort nicht viel gegeben haben oder die Grubenbesizer erahteten es nicht in ihrem Jnteresse, dieses Ehrenwort einzulösen, denn überall ist wenigstens der Zug vorhanden, die Leute, die sih im Strike hervorgethan, die sog. Führer der Arbeiter, durch Chikanen bei ver Arbeit selbst, wie Strafverhängungen Kurzum, die Herren haben Mittel genug, fih an Mögen sie es nur so weiter treiben, sie werden dabei zu Grunde gehen, aber dem sozialen Frieden und der Gesellschaft niht nüzen. e

Abg. Kleine: Auch ih glaube, daß der vorliegende An- traa nur der Wahlagitation dienen soll. dies ja auch ausdrüdcklich anerkannt. Grubenbesizer, wie die des Vorredners, können doch gewiß nur zu unseren Gunsten sprechen. } wird jeder unserer Arbeiter als absolut unwahr bezeichnen. Wie unbegründet diese Behauptungen find, geht {hon daraus hervor, daß wir in Westfalen keine Frauen- und Kinderarbeit haben und seit Menschenalter in den Knappschaftskassen mehr jür die Arbeiter gethan ist, Jnvalidengeseß. Arbeitszeit

wegzudrüdcken

den Arbeitern zu rächen.

Hr. Schmidt hat gegen die

Derartige Uebertreibungen

im Krankenkassen- eine kürzere Bergarbeiter, Westfalen. unterirdischer ¿ mäßig 8 Stunden, aus\cließlich der Ein- und Ausfahrt, welche Selbst mit den Ueberschichten arbeitet der Beramann bei uns fürzere Zeit als in den anderen deutshen Kohlenrevieren. Knappschafts - Berufsgenossenschaften betrug der Arbeitslohn 1888 im Kreise Dortmund 910 #, in Bonn 759, in Klaus- thal 685, in Halle 783, *n Niederichlesien 680, in Oberschlesien 549, in Dresden 822, in München 801 #4 Der Gesammtdurch- schnitt betrug 788 F Dortmund übertrifft diesen Durchschnitt Diese Löhne sind um 8,3 Proz. höher als im Die preußische Statistik weiht hiervon etwas ab, weil die Beiträge zu den Knappschastskassen niht mitgerechnet worden sind. Van spricht immer von der kapitalistishen Ausbeu- tung der Bergarbeiter. Diese Behauptung hat bei uns einen großen Jm Fahre 1887 sind die finanziellen Erträge sämmtlicher Zechen nörèlich der Ruhr festgestelt und ver- Das Kapital sämmtlicher 23 Aktiengesell- Die Dividende betrug von

eine halbe Stunde dauert.

Nah der Statistik der

um 137 M Jahre 1887.

Unwillen erregt.

öffentlit worden. schaften betrug 153 335 300 F 1876—1885 40 Millionen, durchshnititlich 2,67 Proz. fünf Aktiengesellschaften vertheilten iedes Fahr Dividenden. Diese Aktiengesellschaften sind noch in einer verhältnißmäßig besseren Lage, als die übrigen Zechen, weil eine ganze Reihe von Aktiengesellschaften sich in Gewerkschaften umgewandelt haben, um die erlittenen Verluste durch Zubußen zu decken. Die übrigen Gruben hatten in den beiden Fahren 1885 und 1886 bei einem Anlagekapital von 475 Millionen Mark einen Gewinn von 2600000 M, also 0,3 Proz. ; dabei sind auhch erforderlichen Abschreibungen nicht vorgenommen. Im Durchschnitt der beiden Jahre hat der niederrheinish- westfälishe Bergbau mit einem Anlagekapital von 625 Mil- lionen Mart im Ganzen einen Ueber|chuß von 4 800 000 A, Jm Jahre 1887 betrug für die dret nördlich und westlich von Dortmund die Zubuße i 376 000 M, im Jahre 1888 1695 000 H, das sind die glänzenden Resultate des westfälishen Bergbaues. Lasten betrugen 1886 im Ganzen 101/,4 Millionen, also mehr als das Doppelte des Uebershu}ses (4 800 000 A) ; die Löhne betrugen 73 900 000 F, also der Uebershuß 6,5 Proz. der Trostlose Zustände mußten durch diese fortwährende traurige Darniederlage des Bergbaues entstehen, die ihren da gab es viele ahlung der Zubuße

d. h. 0,77 Proz., gebaut.

im Jahre 1887 Kure, die kein Käufer auch nur gegen / übernehmen wollte; die Zehen waren genöthigt, selbst sie zu Die Gefahr des Konkurses schien damals un- m Frühjahr 1888 trat eine te eine Preissteigerung von 6 Prozent, und dazu kam eberzeugung, daß die Nachfrage und die Preissteigerung

Gipfelpunkt

übernehmen.

vermeidlich. esserung ein; es

2 S

ich fordere ihn auf, entweder diese 200 Namen zu nenner

oder anzuerkennen, daß er den Knappschaftskasen {chmählihes Unreht gethan hat. Man hätte auch hier das Resultat der Untersuhungskommission abwarten sollen. Es ift rihtig, daß in Westfalen noch immer eine große ufregung existirt; fie - wird fünstlih weiter genährt, aber wir thun Alles, um sie niht weiter wachsen zu lassen. Man hat sogar die Strafen für Uebertretungen polizeilicher und anderer Vorschriften durch die Arbeiter erheb- lic gemindert, nur, um die Arbeiter niht zu reizen. Die Zecenvertretungen, die dies angeordnet, verfahren auch sonst jo milde wie mögli, um Konflikte zu vermeiden. Jh bedauere, |

daß auch die heutige Diskussion geeignet ist, neuen Unfrieden zu erregen.

Ein Vertagungsantrag wird angenommen. _ Abg. Freiherr von Stumm (persönlih): Die vom ürsten Pleß für seine Gruben eingeseßten Vertrauensmänner

ben mit den westfälishen Arbeiteraus\{üssen niht das Min-

deste zu thun. i

Schluß nah 5 Uhr.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die öffentliven Volkss{ulen in Preußen nach der Erhebung vom 20. Mai 18836.

M Die auf Veranlaffung des Ministers der geistlichen 2c. Angelegen- eiten gemachten statiftishen Erhebungen über das öffentlihe Volks- /bulwefen im Jahre 1886, deren Ergebnisse durch das Königliche Statistische Bureau zusammengestellt wurden, sind jetzt in Heft 10 der Freußishen Statistik veröffentliht worden. Dana belief sich am L Mai 1886 die Zahl der s{ulpflichtigen Kinder im Alter von A Jahren in Preußen überhaupt auf 5 905 158. Von diesen besuchten 299 280 Privatunterri®t und andere Lhranstalten, 8826 konnten wegen Ueberfüslung nicht aufgenommen werden, 170439 besuchten aus zuläsfigen Gründen now nit oder nidt mehr die Schule, 13 519 be- jadten die Schule wegen geistiger oder körperliher Mängel nicht und 3145 thlten obne triftigen Grund, sodaß die Gesammtzahl der die Volks-

ulen benugtzenden Kinder 4 838 247 betrug, unter denen sih 2 422 044 ü aben und 2 416 203 Mäden befanden. Die Gesammtzabl der für den penerricht zu Gebote ftehenden Schulen war 34 016 in 30 165 Schul- ¡irken, nâmlih 17 743 einklassige mit 1146 602 S{ülern, 5409 iweiflassige mit einer Lehrkraft und 571474 Schülern, 3032 zwei-

eine dauernde sein würde. Jm Frühjahr 1889 \{lo}en wir zu erheblih höheren Preisen (9 4) mit den Staatsbahnen ab, und es ergab sich ein Durchschnittspreis von 6 bis 6,50 M Danach würde fich das im Bergbau angelegte Kapital etwa zu 3 Prozent verzinsen. Diese Preise sollten aber im Juli eintreten, während der Strike son im Mai ausbrach. Wer die Art und Weise kennt, wie in Westfalen für den Arbeitershug und die Wohlfahrt der Arbeiter, der Wittwen und Waisen ge)orgt wird, fann in diesen Dingen keinen Anlaß zum Strike finden. Sind nun andere {were Mißstände vorhanden, die den Strike rehtfertigen ? Alles, was der Abg. Schmidt vorgebraht hat, gehört eigentlih vor die Enquête. ‘Die Unparteilichkeit der Wiitersucanastoannifion E er niht angreifen sollen. Die Mitglieder stehen dem ergbau dem Fnteresse nach vollständig fern. Die Herren zweifeln die Unparteilichkeit der Kommission nur an, weil sie ganz genau wissen, daß die vorgetragenen Uebelstände that: jählih bei uns nicht bestehen, die Untersuhungskommission fie also nicht bestätigen kann. Das ist die Ueberzeugung ganz allgemein. Jm Namen sämmtlicher Bergwerks- und Gruben- besißer Westfaleas habe ih den Wunsch, daß die Resultate dieser Untersuhung möglithst bald und möglihst vollständig veröffentlicht werden. Wir haben die Ueberzeugung, daß wir an Wohlwollen gegen unsere Arbeiter hinter Niemandem zurückstehen und daß die Resultate der Untersuhung uns auch Recht geben werden. Feder Arbeiter, der überhaupt eine Be- shwerde hat, wurde aufgefordert, zur Untersuhungskommission zu gehen und sie dort vorzutragen, viele Wochen, bevor die Untersuhung geschlossen wurde. An der Geschichte von der Verabredung der Grubenbesiger, Arbeiter, die auf einer anderen Zeche gekündigt hatten, niht anzunehmen, ist nur das Folgende wahr. Unter den Bergieuten war es zur Gewohnheit ge- worden, überhaupt niht mehr zu kündigen, sondern am ersten des Monats einfach den Abkehrschein zu verlangen. Um dem entgegenzutreten, verabredeten die Grubenbeamten, auf dem Abkehrschein zu bemerken, ob der Bergmann die Arbeit „nah ordnungsmäßiger Kündigung“ verlassen habe. Die Verabredung ist aber nicht zur Ausführung gelangt. (Rufe links: Jawohl! Zwischenruf des Abg. Frohme. Präsident von Leveßow bittet, den Redner niht zu unterbrechen, er könne Zwie- gespräche nit zulassen. Abermalige Unterbrehung des Abg. Frohme. Präsident von Leveßow: Wenn ih Sie bitte, zu shweigen, haben Sie zu \{weigen!) Jh bin 25 Jahre lang Betriebsführer einer Zeche gewesen, und mir ist nie ein Abkehrschein mit einem geheimen Zeichen vorgekommen. Ge- nügt Jhnen das nicht? Wie in Sghlesien, so ist auch in Westfalen der Strike von außen hineingetragen worden dur die fortwährend die Arbeiter aufhezende ultramontane Presse, namentlich die „Westfälishe Volkszeitung“ des Hrn. Fußangel. (Redner verliest eine große Reihe von die Arbeiter gegen die Nationalliberalen aufhezenden Stellen.) Es is nicht wunderbar, wenn aus einer jolhen Saat ein wilder Haß aufschießt. Auch die Sozialdemokraten haben den Strike mit hervorgerufen. Am 2. Juli sollte eine auch aus Sh!esien zu beschickende all- gemeine Bergarbeiterversammlung in Dortmund stattfinden, in der Forderungen formulirt werden sollten, die die Gruben- besiger niht hätten annehmen können, und so sollte der Lohn- strike ausbrehen. Einer der sozialdemokratischen Führer stand auch mit England zu diesem Zweck in Verbindung. Der Strike sollte mit den Steinkohlenarbeitern beginnen, denn fehlt es an Kohlen, so liegt die ganze Fndustrie still, und alle Arbeiter werden brotlos. Wer die soziale Revolution herbeiführen will, muß zunächst den Strike der Kohlenarbeiter veranlassen. Daß Uebelstände in Westfalen vorhanden sind, versteht sich von selbst. Unsere Grubenbeamten werden von keiner Beamten- fategorie an Tüchtigkeit, Thätigkeit und Energie übertroffen, aber daß unter den Tausenden von Beamten auch manche mit den Arbeitern niht umzugehen wissen, ist selbstverständlich. Die Arbeiter dachten gar niht an Forderungen und Be- shwerden, bis sie durch in der Nacht angebrahte Mauer- anshläge von sozialdemokratischer Seite aufgeheßt, eingeshühtert und bedroht wurden. Den Knappschaftska)sen, die seit längerer

\_{licßlich der ungeprüften Lehrerinnen, 28597 gegen 5673 in den

geit im Mittelpunkt der Beschwerden stehen, wurde au der Vorwurf gemacht, daß sie ungerecht bei der Jnvalidisirung der Arbeiter verführen. Jn einem Fall ijt aktenmäßig bereits das Gegentheil bewiesen. Der Abg. Stögel hat versprochen, mir 200 andere Fälle zu nennen. Jch fkonstatire, daß Hr. Stößel mir bis jegt noch keinen einzigen Namen genannt hat;

klafsige mit zwei Lehrkräften und 415 116 Schülern, 2682 dreiklasß mit zwei Lehrkräften und 486 772 Schülern, 1199 dreiklasfie n mit drei Lebrkräften und 277015 Schülern und 3951 vier- und mehr- flassige mit 1941268 Swülern und 26 742 vollbeschäftigten Lehr- fräften. An Lebrerstellen und Lehrkräften waren vorhanden: 64 750 vollbeschäftigte Lebrkräfte, 1183 Hülfslehrkräfte, 202 Adjuvanten, Ge- hülfen u. dergl., 5496 geprüfte und 28 774 ungeprüfte Handarbeits- und Ahulirlelehreziumen. Ï as die konfessionellen Verhältnisse der öffentlichen S schulen anbetrifft, so gab es 23 122 evangelische See " Zoe Unterrihtsklafsen, 41 539 vollbeschäflizten Lehrkräften und 701 Hülfs- lebrfräften. Die Zabl der fkatholis®en Schulen betrug 10061 mit 22 672 Unterrichtsklafsen, 19 632 vollbesckäftigten und 417 Hülfslehr- fräften. An sonstigen christlihen Schulen waren vorhanden 12 mit 93 Unterrichtsklafsen, 31 vollbeschäftigten und 9 Oülfslehrfkräften. Die jüdishen Swulen beliefen fic auf 318 mit 421 Unterrichtsflafsen, 407 vollbeschäftigte und 24 Hülfslehrkräfte, die S{ulen mit Lehrern verschiedener Bekenntnifse auf 503 mit 3282 Unterichtsklassen, 3141 vollbeschäftigten und 32 Hülfslehrkräften. Besuht wurden die evan- gelischen Sóulen von 2 993 852, die katholischen von 1 613 497, die sonstigen christliwen Schulen von 8709, die jüdishen von 13 270, endliÞd die Sculen mit Lehrern verschiedener Bekenntnisse von 216 ae S@ülern. nter den Lebrkräften befanden si 40 900 evangelische, 16 549 katholische, 21 sonft chriïtlide und 432 jüdische Glieée: Idi evange- lische, 4233 katholische, 11 sonst christlihe und 53 jüdische Lehrerinnen ; 991 evangelische, 550 fatholishe, 6 sonst christlide und 27 jüdische Hülfslehrer und 37 evangelische, 10 fatholishe und 2 jüdische Hülfs- lebrerinnen. Unter den Schulkindern befanden sih 3 062 856 evange- lise, 1730402 fatholis&e, 9569 sonst christlide und 35 420 jüdische. _ Normale Freguenzverbältnisse (d. h. bis 80 Schüler pro Unter- richtsfklafse in einflassigen, 70 Schüler pro Unterrichtsklase in zwei- und mehrfklassigen Schulen) bestanden in 49562 Klassen mit 2 604 874 Schülern; anomale, und zwar bis 100 Schüler in ein- flassigen, bis 90 Schüler pro Klasse in zwei- und mehrklassigen Schulen, fanden fch in 19 210 Klassen mit 1 546 366 Schülern; bis 150 Scüler in einfklassigen und 120 Schüler pro Klafse in zwei- und mebrfklafsigen Schulen in 5735 Klafsen mit 600504 Sgwhülern : über 150 Swüler in cinflassigen und über 120 Schüler pro Klasse in zwei- und mehrfklassigen Scbulen fanden sich in 590 Klassen mit 86 903 S@ülern; überbaupt befanden sich anomale Zustände in 25 535 Klassen mit 2233 373 Schülern. Die zur Bestreitung der persönlichen Kosten der öffentlichen Volksschulen nöthigen Aufwendungen beliefen jich insgesammt auf (5 245 144 Æ Davon entficlen auf das Gesammt-Stelleneinkommen der Lehrer 59 404 613 e, derLehterinnen 6 182 102 4 Von dieserSumme wurden aufgebrat : dur Sculgeid 10926 085 , durch Einnabmen aus Sóul- und Stiftungsvermögen 7121852 #Æ, durch Lei- sltungen der Sculsfozietäten 8508545 #, durch Gemeinde- gutSherrlide und Patronatséleiftungen 31006874 und aus Staatsmitteln 80243599 Æ ‘'2uf persönlibe und DVtenst- alterszulagen aus Staatsmitteln für 22657 Lehrer und 930 Lehre- rinnen famen 3 487 587 Æ ; für Hülfslebrkräfte, einschließlich der Hand- arbeitélehrerinnen werden verwendet 3338 537 Æ, für 202 Adjuvanten- stellen 84092 Æ, an Pensionen für Lehrer 2721649 #, für Lehrerinnen 147 505 # Die sächlihen Unterbalturgékosten beliefen sich im Dur(schnitt der Jabre 1883, 1884 und 1885 auf 41 370 504 4 s erübrigt nun noch cinen Blick auf das Verhältniß der Städte zum Lande zu werfen, Von den die Volks\chulen überbaupt besuchen- den 4 838 247 Kindern waren über 5, 3 334 341 auf dem Lande, die Zabl der Schulbezirke auf dem Lande (28 114) war nabezu 14mal, die der Schulen (30298) ca. 9mal so groß als in den Städten. Während auf dem Lande über die Hälfte sämmtliher Schulen ein- klassige waren, welcbe von nahezu } \ämmtliwer Schulkinder besut worden, betrug die Zabl derselben in den Städten nur 1/6 der ge- sammten S@ulen, die Zahl der Schüler darin etwas weniger als 1/5 der Gesammtzahl. Die Schulen mit gemischten Klafsen waren auf dem Lande fast auss{ließlich vertreten. Von der oben angeführten Schülerzahl erbielten 3 024 716 Kinder ihren Unterricht in derartigen Klassen. Während die Zabl der Lehrer, einschließlich der Hülfélehrer und Adjuvanten #ich in den Städten auf 22 715 beläuft, beträgt dieselbe auf dem Lande nur 43 420; auf dem Lande kommt somit auf 76,79 Kinder im Dur(- shnitt cin Lehrer, in den Städten ein solcher bereits auf 66,2 Kinder. Viel größer als in den Städten war dagegen die Zahl der Hand- arbeits- und Industrielehrerinnen auf dem Lande, wo dieselbe, ein-

Städten betrug. Auch in Betreff des von den Kindern zurückzu- legenden Shulweges stellt sih das Land den Städten gegenüber un- günstiger, da in leßteren nur 12 154, auf ersterem dagegen 119 798 einen folchen von mebr als 3 km zu machen batten. :

i Roheisenpreise.

Bewegung der Robeisenpreise. Die nachstehende Tabelle, welche den monatliwen Veröffentlichungen des Kaiserliben Statistisben Amts über die Durcscnittépreise widtiger Waaren im Großhandel entnommen ist, zeigt die Beweguug der Preise von deut \chem Rob-

laufenden Iakbres.

Roheisen 1000 kg in Mark. a. deutsches b. englisches Breélau | Düsseldorf Berlin Hamburg m | D S f tes S = Monate - bestes, S; Zoo | S 1889. = 2 | deutshes |Eck S2 |&#— 2- S S « Ur N d s S2. 2E e2IEE ZE Januar . . . . 52,00 58,00 [53,00 61,00 [73,62 58,00 |68,00 99,90 Februar « «192,00 158,00 754,50 61,50 71,50 56,25 170,20 57,20 ärz [52,00 58,00 |57,00 63,00 |76,00 58.90 |75,00 61/00 April... 52,00 /58,00 [57,50 63,00 [77,50 60,88 |74,50 61,00 Mai .… . . . . 56,00 58,00 57,50 63,00 |76,75 59/88 |73/50 59/50 Juni... , [56,00 61,00 (61,25 63,00 [75,75 57,50 |74,00 61/00 Juli... - , [56,00 (61,00 |62,00 66,00 (77,25 59/87 |75,20 63/20 August . . _. . DO,00 161/00 166.00 69,50 80,80 64,40 178 40 65,80 September . . 159,50 64,00 (69,50 73,00 [85,50 66,25 |83,10 67,90 Oftober . . . . 162,00 72,00 [74,00 78,00 [94,50 73,75 [92,80 | 74,00

deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat Oktober 1889 9409 und in der Zeit vom Anfang Januar bis Ende Oktober 1889 81 773 Personen; von leßteren kamen aus der Provinz Posen 9486, Westpreußen 8608, Bayern rechts des Rheins 7803, Pommern 6817, Hannover 6263, Württemberg 5277, Sleêwig- Pana 4356, Brandenburg mit Berlin 3787, Rheinland 3496,

pfalz 2014, Großherzogthum Hessen 1814, Westfalen 1799, Sl 1753, Ostpreußen 1609 falen lesien * ZIm gleichen Zeitraum der

S Auswanderung. Die überseeis&e Auswanderung aus dem Deutshen Reih über

aden 3293, Hefsen-Nafsau 2774, Königreih Sachsen 2120, Rbein-

, Ham ug 1559 u. \. w. orjabre wanderten aus : Monat Oktober Monate p -Oltober

portgefellschaften

kräften nadstellt, lien Moral

anderen Häfen des

New-York, vergangenen

4 107 790 Dollars,

31. Dezember, städtischen Omnibusbetriebs. Kaution 20 000 Fl. Näheres zur Einsicht beim „Deutschen Reichs-An eiger“.

anhaltenden

„Gellert“

M F L rung B Cr H g SD «4ussuhrung von Shakespeare's „Rom

a taats deres ntere)!e.

eisen in Breslau und Düsseldorf und von englischem Rohbeisen in |

R T3 T j L j ungezwungen Berlin und Hamburg für die Monate Januar bis Oktober des |

und bewies

„Orpheus“ ;

S O

E 90 90 556 O . , , 9107 70 841 # Io. , . S999 100 031

Auswanderungs- Agenten.

, Dem „Wiener Tagblatt“ zufolge hat das österreichische Ministerium des Innern einen s{arfen Erlaß gegen das Treiben der Auswanderungs- Agenten gerihtet, worin betont wird, daß die Geschäft: ausübung i Personen - Transportgesell\chaften bôdbst unerfreulide Wabhrneh-

der in Oesterreih zugelassenen ausländischen

habe. Der Erlaß rügt ferner die Passi-

vität der Gesellshaften gegenüber dem gewissenlosen Treiben der Agenten, wodurch die Gesellschaften mitverantwortlih für die dunklen Seiten des Zutreiberwefens seien, und betont die Notbwendigkeit der schärfsten Ueberwahung sämmtliber ausländischen Perfonen-Trans- und der unnachsibtliden Bestrafung unbefugter die Entfernung der dieserbalb bestraften Jn- i. Nab wmíiterer Eröffnung des Ministeriums des Innern babe die Ober-Stadthauptmannschaft von Pest die Beweise des verderblichen Treibens der Auswanderungs - Agenten , insbesondere in den nördlichen Komitaten von Ungarn erhalten. Dieser höchst verderblichen Thätigkeit, wele bereits die Aufmerksamkeit auc der Miilitärbehörden erregte, weil dieselbe namentli den jungen Arbéeits- mußte im Interesse der Wehrmacht und der öffent- Den mit allen Mitteln und durch gewissenhaftes, nach- drüdckliches und unnacsihtiges Vorgeben in der Ueberwachung, eventuell durch Entziehung von Konzessionen entgegengewirkt werden.

Handel und Gewerbe.

i gestrigen Generalversammlung des Eisenbütten- we rks Thale waren nur die Mitglieder des Aufsichtsrathes und des Borstandes anwesend. Die vorliegenden Anträge wurden genehmigt

und die Dividende, welche sofort zahlbar ist, auf 12% für die Prioritätsaftien und auf 6% für die Stammaftien festgeseut. _ Leipzig, 4. Dezember. (W. T. B) Die während der bevor- stebenden Neujahrsmesse in den Räumen der Leiv:iger Börsen» halle abzuhaltende Garnböôrse wird Freitag, den 3. Januar 1890 ibren Anfang nehmen. d , : Wien, 3. Dezember. (W: T. B.) Ausweis der Karl-Lu wigsbahn (gesammtes Net) vom 21. bis 30. November : 234 389 F Mindereinnahme 20 386 Fl, die Einnahmen des alten Netes betrugen in derselben Zeit 185 622 Fl., Mindereinnahme 6361 Fl, London, 3. Dezember. (W. T. B) Wollauktion. Preise unverändert. : …_ Manchester, 3. Dezember. (W. T. B) 12r Water Tavlor 74, 30r Water Taylor 94, 20r Water Leigh 8k, 30r Water Clavtor 9, 32r Mock Brooke 9, 49r Mayoll 92, 40r Medio Wilkinson 102 32r Warpcops Lees 85, 36r Warpcops Rowland 9k, 40r Dousle Weston 10, 60r Double courante Qualität 1324, 32“ 116 vds 16 16 grey Printers aus 32r/46r 182, Fest. / _ New-York, t \chiffungen Bereiniaten Franireid —,— von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 50 000, do. naD Kontinents Orts. 3. Dezember. (W. T. B.) Der Werth der in

de M

ouèle

3. Dezember. (W. T. B.) Weizen - Ver- lezten Woche von den atlantishen Häfen der

Staaten nach Großbritannien 15 000, do nah

na@ anderen PDâfen deë Kontinents 5000

Woche ausgeführten Produkte betrug

gegen d 808 898 Dollars in der Vorwode.

Submissionen im Auslande.

__ Ungarn Budapest. Magistrat. Konzessionirung des

Verkehrs - Anstalten.

__ Hirschberg i. Schles, 3. Dezember. (W. T. D) Die Eisenbahnstrecke Dittersbach—Glat ist wegen der durch die Scchneefälle veranlaßten Schneeverwehb ungen ge-

Hamburg, 3. Dezember. (W. T. B,) Der Postdamvfer _ der Hamburg-Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, beute Morgen auf der Elbe cingetroffen. i E

Theater und Musik. Deutsches Theater. ‘0 UNd

c daa Muter hof ck : h ho das Auftreten des Hrn. Friedrich Taeger

vom Großherzoglichen Theater in Oldenburg als Romeo ein beson i Hr. Taeger besißt eine angenehme Erscheinung und jugendlihes Feuer, wie es die Rolle verlangt. Er eröffnete ret gut mit der Swilderung der S{bwermuth des verliebten Jünglings; fein

N ormnonninnor d Rk ori Dewegungen auf der Bühne erscheinen

gefällig, und sein Vortrag entbehrt nicht

warmer Empfindung und innigen Gefühls. In

l Scenen bhâtte die Gluth der Leider.schaft kräftiger hervortreten dürfen, im Uebrigen bemüßbte \ich{ der Künstler

mit Erfolg, den dichterisben Absihten zu folgen und zu entsprechen

pies damit fleißiges Studium und gewonnenes Verständniß, Wenn die CGrde und Himmel stürmende Liebe des Jünglings, wie man lle früber an dieser Stelle hat zum Ausdruck gelangen seben, gestern auch nicht voll zur Geltung und zur Wirkung kam, fo darf die Leistung do im Ganzen als eine tüdtige, einbecitlide und abgerundete be- zeichnet werden, die für die Zukunft zu den s{önsten H

H - nao L. offnungen be-

i dem Romeo etwa fehlende Feuer besaß seine Julia, Fr. Geßner, beinabe im Uebermaß; Spiel und Geberden zeugten von tiefer, innerer Bewegung und von wogender Leidenschaft, sodaf in den Momenten

om höchsten Affekts \sich zuweilen eine Ueberanstrengung des Vrgans bemerklih machte. Beiden Darfteluern sowie Hrn. Pobl, Mercutio mit Auszeichnung gab, und Fr. Carlsen als

eicher Beifall zu Theil. Die übrigen Mitwirkenden thaten, jeder an feinem Playe, ibre Schuldigkeit, sodaß das gewobnte trefflihe Zusammenspiel au diesmal wieder anzuerkennen ift Festsaal des neuen Vereinsbauscs.

In dem f{önen, dem herannabeden Weibnactsfeste entsvrebend dekorirten Festsaal des Christlihen Vereins junger Männer fand gestern zum Besten der urter dem Allerböcbsten Protektorat rer Majestät i Kleinkinder-Bewabranstalten ein Concert statt, ¡u weldem ih Dilettanten aus angesehenen Kreisen mit Künstlern von Beruf ver- einigt hatten. Nach einem durch den Chor des Königlichen Instituts für Kirchenmusik sehr präzis ausgeführten kleiren Chborliede trug Hr. von Rothbkirch{ ein geistlides Lied „Die Himmelsglocken* in einer dem Text entsprechenden würdevollen Weise vor. Eine sebr stimmbegabte

der Kaiserin und Königin stebenden

wohlges{hulte Altistin, Fr. Dir. Klee, große Arie „Erbarmet euch* aus Gluck's edle Vortragsweise verdiente mit Recht

h __ folgenden [lebhaften Beifallsbezeugungen. Mit gleiher Theilnahme wurden au drei von der Sepranistin Frl, Toni Lieber vortrefflid gesungene Lieder von Hentschel, Grieg und Würt Fsgenonen. : L n Vresky, Frl. Daland, der Kornetbläfer Hr. Eduard Philipp, der Chordirigent Hr. Volbach, der Ser R . Tiebach und der junge Cellist Hr. Cronbeim in wirksamster eise an diesem Concert. Während der Pause wurde eine von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta ge- sandte Tasse zum Besten des Zweckes verloost. Ein ziemli wt reihes, meistens den böberen Ständen angebörendes Publikum be- theiligte sich an dieser Verloosung. Der im Saal aufgestellte

Außer den genannten Damen betbeiligten sich