Heimreise.
| Melbourne
Reise Nr. I
Adelaide ab
Colombo
an
Aden
an
Suez
an
j
an
| j ‘Port Saïd|Port Saïd| Brindisi
ab an
Post
an Berlin
ab
Port Saïd| Genua
N
Bremer-
Antwerpen baven
Southampton
an an und ab ab
. April 21. Mai . Iuni . Juli . Aug, . Sept.
. Oft. . Nov.
. Dez,
31. Dez. 1891 . Jan. 25. Febr.
Donnerstag 6,0 Vorm. 1890
6. Febr. 6. März 3. April Dienstag
10,0 Vorm.
29. April 27. Mai 24. Juni 22. Iuli 19. Aug. 16. Sept. Donnerstag 6,0 Vorm. 16. Okt. 13. Nov.
11, Dez. 1891 8. Jan.
5, Febr, 5. Marz
(Aufenthalt 12 Stdn.) Sonnabend
1890 22. Febr. 22. März 19. April Donnerstag
15. Mai 12. Juni 10. Juli 7. Aug. 4. Sept. 2, Ott. Sonnabend
1. Nov. 29, Nov.
27, Dez. 1891 24, Ian.
21. Febr. 21. März
(Aufenthalt 6 Stdn.) Sonntag
1890 2. März 30. März 27. April
29. 22.
| 29,
17. 14. 12. Oft
9, ;
7. Dez. 1891
4. Ian.
1. Febr.
1. März 29, März
(Aufenthalt 6 Stdn.)
Donnerstag
Freitag
1890 7. März 4. April 2, Mai
30, Mai 27, Juni 25. Juli 22. Aug. 19. Sept. 17. Oft.
14. Nov. 12, Dez.
1891 9, Jan
6. Febr.
6, März 3. April
12,0 Abds.
8 9, 3
31. 28. 26. 23. 20. 18,
15.
10. Ü
7. 4.
Sonnabd. 1 früh Mittag 1890
. März
. Mai |&.
13, Dez : 1891 1891
Dienstag
1890
.- März April | 8. April Mai
Mai | 3. Juni | 1. Juli 129. Aug. 26. Aug. Sept. 23. Sept. Okt. 21. Okt.
Juni Juli Juli
Nov. 18. Nov. . 116. Dez.
Jan. Febr.
April
13. Jan.
10. März
10. Febr.
Freitag früh 1890
14.- März 11. April . Mai
. Juni . Juli . Aug. . Aug.
24. Okt. 21. Nov. . Dez. 1891
16. Jan. 13, Febr.
13, März
7. April.
10. April
Ausfstralische Zweiglinie.
. Sept. É
1890 8, März . April . Mai
7 Mai 28. Juni 26. Juli . Aug. . Sept. Okt. . Nov.
10, Jan. 7. Febr. 7. März
4. April
Sonnabd.
(Aufenth. 24 Stdn.) Freitag Sonntag
1890 1890
{14.- März | 23. März- . April | 20. April 21. . Mai | 18. Mai 19.
Montag
1890 24. März April Mai
Dienstag
1890 25. März 22. April 20, Mai
. Juni | 15. î 16. Juni - | 17. . Juli | 13. i 14. Juli 15. . Aug. | 10. . Aug. 12. . Aug. | 7. . Sept. 9. Sept . Sept. | 5. . Okt. ;
. Okt. 2: . Nov.
30. , . Dez. 28. ; . Dez. 1891
25. ; . Jan. 13. Febr. | 22. . Febr.
13. März | 22. . März 10. April . April
Sydney
ab an
Tongatabu |
ab
ab
| Sydney | Reise E Nr.
Sydney ab
Tongatabu
an
Apia ab an ab an
Donnerstag 1890 23. Ian. 20. Febr. 2 AY 27. 15. Mai 12. Juni 10. Juli 7. Aug.
| F gegen Monsun.
Donnerstag 1890 30. Jan. 27, Febr. 28. ârz 28. 24. April 25. 22, Mai 19, Juni 20.
17. Juli 14, Aug.
31.
23.
18. 15.
* Bei Expedition
Freitag 1890 Ian.
April Mai Juni Juli Aug.
ebr. ârz
Tabellarishe Zusammenstellung der Entfernung zwischen den verschiedenen, Häfen
(in Seemeilen à 1852 m).
Dienstag 1890
4, Febr. 4. März 1. April 29, April 27. Mai 24, Juni 22. Juli 19, Aug.
Donner
13. Mâä 8. Ma
stag
1890 13. Febr.
rz
10. April
i
5, Juni 3. Juli 31. Juli 28. Aug.
Bremerhaven
Ant- werpen
370
Ant-
370 werpen
| 1890 53 4, Sept. 54 2, Oft. 55 30. Okt. 27, Nov.
57 25. Dez. 1891 58 | 22, Jan: 59 19, Febr.
244
614 | 244
1890 11. Sept. 9, Oft. 6, Nov. 4. Dez.
1891 1. Jan.
29, Jan. 26. Febr.
2378
2748 | 2378
3863
4233 | 3863
1890 1890 1890 1890 12. Sept. 14. Sept. 16. Sept. 25. Sept. 10. Okt. 12, Okt. 14. Okt. 23, Okt. 7. Nov. 9, Nov. 11. Nov. 20. Nov. 5. Dez. 7. Dez. 9, Dez. 18, Dez.
1891 1891 1891 1891 2. Jan. 4. Jan. 6. Jan. 15. Jan.
30. Jan. 1. Febr. 3. Febr. 12. Febr. 27, Febr. 1. März 3, März 12, März
von Schnelldampfern findet die Abfahrt vo-n Sydney heimwärts 4 Tage früber als laut Fahrplan statt, die Abfahrt von Adelaide erleidet jedoch keine Veränderung.
3950
4320 | 3950
5258
5628 | 5258
7351
7721 | 7351
8921
12099 | 11729
10358
12584 | 12214
11228
13144 |12774
Brindisi — Port Saïd 940 Seemeilen.
Aktenstücke. betreFend Schweine- Einfubrverbote.
E EADem Bundesrath und dem Reichstage |st ao Aktenstücke, betreffend die deutshen Shweine-Einfuhrverbote vom 29. No- vember 1887 und 14. Juli 1889 und die westlihen Vieh- oes gegen Deutschland zur Kenntnißnahme vorgelegt worden. ie „Berliner Politischen Nachrihhten“ geben hiervon folgenden Auszug: X “Æs Der erste Abschnitt bezieht O auf das deutshe Scweine- Einrfuhrverbot gegen Dänemark, Schweden und Norwegen und um- faßt 37 Aktenstücke, die in die Zeit vom 26. Oktober 1887 bis 28. No- vember 1889 fallen. Die leßten Aktenfstücke darunter find ein Bericht des Kaiserlichen Gesandten in Stocckholm, betreffend den Seuchenstand in Sch{weden, vom 30. Oktober d. I. und Berichte des Kaiserlichen Gesandten in Kopenhagen, betreffend den Seuchenstand in Däne- mark vom 31. Oktober bezw. 28. November. Nah dem Be- rihte des Gesandten in Stockholm sind seit dem August d. I. neue Erkrankungen unter dem \{wedischen Borstenvieh nicht bekannt geworden. Ein Erlöschen der Seuche lasse sich hieraus jedoch noch nicht schließen. Es werde vielmehr, um für eine solche Annahme Sicherheit zu gewinnen, zunächst noch das Ergebniß weiterer Beob- achtungen abzuwarten sein, denn der bisherige Verlauf der Schweine- pest in Schweden habe wiederholt ähnliche seuchenfreie Perioden auf- zuweisen, nah denen die Krankheit doch wieder zum Ausbruch ge- kommen sei. So sei in der Zeit vom Dezember 1888 bis März 1889 fein Fall der Schweinepest in Schweden vorgekommen, dann aber habe sh die Seuche plövlih wieder gezeigt. Auch die Zeit vom Ende April bis Ende Juni sei wieder eine seuchenfreie ge- wesen, bis zu dem leßtgenannten Zeitpunkte wieder neue Er- krankungen an Schweinepest gemeldet wurden. Nach den Berichten des Gesandten in Kopenhagen war bis Ende September d. J. in Dänemark die Annahme verbreitet, daß das ganze Königreich als von der für die Schweinebestände verderblichen Seuche so gut wie befreit anzusehen sei. Bei dieser Sachlage habe die Nachricht, welche Anfangs Oktober nah Kopenhagen gelangte, daß in der Nähe von Roeskilde wiederum neue Fâlle von Schweinediphtheritis vorgekommen seien, einen beunrubigenden Eindruck hervorgerufen. Sobald die Be- hörden davon Kenntniß erbalten, seien Sachverftändige nah dem Seuchenplay, dem Eute Frydendal, gesandt worden und bätten dort nach Vorfinden der Anzeichen von Diphtheritis (Geshwüre in den Ge- därmen) sämmtliche Schweine und Ferkel getödtet. Auch soll es gelungen
sein, alle die von Frydendal aus vorgängig verkauften Thiere noh zu ermitteln, welche dann in gleiher Weise getödtet seien. Jedenfalls hätten die in der Nähe von Roeskilde wieder zu Tage getretenen Fälle der Shweinediphtheritis nah dem Urtheil der dänishen Sachverstän- digen eine verhältnißmäßig milde Form der Krankheit ersihtlih werden lafsen und scheine es den dänishen Behörden gelungen zu sein, einer Verbreitung der Seuche von vornherein so wirksam entgegen- zutreten, daß der Frydendaler Fall zunähst nur als ein vereinzelter erachtet werden könne. Die milzbrandartige Rose unter den dänischen Schweinebeständen habe im Vergleih zum September im Oktober d. I. eine Abnahme erfahren.
Der 11. Abschnitt umfaßt die Aktenftücke Nr. 38 bis einsch{l. 67, betreffend das deutswe Schweine-Einfuhrverbot gegen Rußland, Dester- reih-Ungarn und die Hinterländer- Desterreich-Ungarns, und exstréckt si, abgesehen von zwei Jahresberihten des Kaiserlichen Gesundheits- Amts über die Verbreitung der Thierseuhen in 1887 und: 1888, - auf den raun vom 30. Juni bis 30. November des laufenden Jahres.
en Anstoß zu dem Erlaß des diesseitigen Verbots der Einfuhr von lebenden Schweinen aus PiteCeen gab das englishe allgemeine Verbot der Vieheinfuhr aus eutshland. In der dem Einfuhrverbot-Entwurf beigegebenen Denkschrift (Anlage 2 zu Nr. 45 der Aktenstücke) sind, glei den früheren Seuchen- einshleppungen, auch diejenigen Seuchenfälle, welhe die jüngste englishe Sperre veranlaßt haben, nach dem Ergebniß der hierüber angestellten Ermittelungen auf Schweinetransporte zurückzuführen, die von Oesterreih her auf den am v. März d. J. zu Bamberg abge- baltenen. Viehmarkt aufgetrieben worden sind. Daß die veterinären Verhältnisse Rußlands dauernd ungünstige find, darf als notorisch gelten, Ebenso hat in Rumänien, das regelmäßig große Mengen ‘von Schweinen nah Oesterrei und von hier nach Deutschland ‘entsendet, die Maul- und Klauenseuche im Laufe dieses Jahres zeitweilig eine Besorgniß erregende Ausdehnung erreicht.
Unterm 26. Oktober wird mitgetheilt, daß es bisher nicht in allen Theilen des Reichs gelungen war, die weitere Verbreitung der Seuche zu hindern. In einem S(riftenwechsel mit der sächsishen Regierung tellt der Reichskanzler als leitenden Gesichtspunkt hin, daß: nur von einer strengen und nachhaltigen Einfuhrsperre gegen die- jenigen Länder, aus denen die Seuche zu uns herüberges{hleppt und in welchen sie gerade jeßt in cinem ungewöhnlich bedrohlihen Umfange verbreitet ist, ein Erfolg zu erwarten und demgemäß die Grtheilung von Einfuhrdispensen auf das Maß- des unumgänglih Nothwendigen zu beschränken sei. Unterm 12. November verständigt der öster-
ußland, Oefterreih-Ungarn und desse
reihisch-ungarishe Minister des Auswärtigen, Graf Kálnoky, den österreihish-ungarishen Geschäftsträger in Berlin von dem Tags zuvor konstatirten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in zwei nebeneinander gelegenen Ställen der Steinbrucher Anstalt.
Um die Zustände der Steinbrucher Anftalt handelt es sich nun zunächst in den folgenden Aktenstücken, welche Berichte des diesseitigen General-Konsuls in Budapest, Freiherrn von Plessen und Berichte des Regierungs-Präsidenten aus Oppeln enthalten, wohin die Seuche aus der Steinbruher Mastanstalt am 13. November einge\s{chleppt war.
Von aktuellem Interesse daraus erscheinen insbesondere die jüngsten Berichte des deutshen General - Konsuls in Budapest, Freiherrn von Plessen, aus welchen erhellt, daß die ungarische Regierung zu den nachdrücklichsten Maßregeln gegriffen hat, um die Steinbruher Mast- viehänstält, von wo der Import ungarisher Schweine über die ober- \chcklesishe Grenze zu erfolgen pflegt, möglihs genau zu kontroliren, bezw. der Verseuhung jener Anstalt einen Riegel vorzu- schieben. Unterm 30. November berihtet Hr. von Plessen, daß der ungarishe Adckerbau: Minister eine erfügung elaffen abe, wonach nur solche Thiere in der Steinbruher Mastanstalt untergebracht werden dürfen, die aus seuchenfreien Gegenden des Landes stammen und vor Absendung nach Steinbruch mit der Eisenbahn 10 bezw. 30 Tage unter thierärztliher Auffiht gestanden haben.
Die Meldungen des Generalkonsuls aus Budapest über den Seucenstand in der Steinbrucher Anstalt ergeben für die Zeit vom 1, bis 6. d. M. folgende Ziffern: 1. Dezember Gesammt-Viehstand der Anstalt 102 435, Zahl der in 12 infizirten Stallungen unter- gebrahten Schweine 8840, davon an Maul- und Klauenseuche erkrankt 1175; am 2, Dezember entfielen auf die gleiche Gesammtzahl 10877 in 13 infizirten Ställen unterge- brahte Schweine, krank 1129. Am 3. Dezember betrug der Gesammtviehstand 104870, die Zahl der in 13 infizirten Ställen untergebrachten Schweine 10 820, davon an der Seuche krank 1078. Am 4. Dezember Gesammtviehstand 103 737, in 13 infizirten Stal- lungen untergebracht 10 807 Schweine, davon krank 1044; am 5. De- zember Gesammtviehstand 103 311, in 10 infizirten Stallungen unter-
ebracht 10 754 Schweine, davon krank 1107; am 6. Dezember betrug der esammtviehstand/ 102 710, in 13 infizirten Stallungen 10401 Schweine, davon krank 1020. n
‘Der 111. Abschnitt behandelt die englis®e Viehsperre gegen Deutschland und die sogenannte S(leswig-Holstein-Ordre in den Aktenstücken Nr. 68 bis 114, umfassend den Zeitraum vom 20. März bis 19, November d. J. Die Sammlung wird eröffnet mit einem
Telegramm des Senats von Hamburg vom 20. März an den Reihhs- fanzler, betreffend den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche auf dem dortigen Rindermarkt ; an demselben Tage meldet au das Polizei- amt in Altona den Auëbruh der Seuche und am 21. März erging Seitens des Auswärtigen Amtes Auftrag an den deutschen Botschafter in London, der englischen Regierung davon Mittheilung zu machen. Unterm 21. März erging Setitens des Auswärtigen Amtes ein Sckreiben an das Reichsamt des Innern mit dem Ersuben, mit thurlichster Beschleunigung über den Ursprung und Umfang der in Hamburg und Altona auftretenden Seuche Erhebungen anzu- stellen, insbesondere au über die Maßregeln gegen Weiterverbreitung der Seuche, um durch deren Mittheilung der englishen Regierung wenn möglich die Ueberzeugung zu vershafen, daß die Gefahr einer Vershleppung der Krankheit nah England ausgeschlossen ist und ein Anlaß zu englishen Sperrmaßregeln gegen deutsche Schafausfuhr zur Zeit nit vorliegt. Am 23. März meldet der deutshe Botschafter in London, die englishe Regierung habe alle Einfuhr von Vieh aus Deutschland einsließlih. Schafen, Schweinen und- Ziegen untersagt. Hieran knüpft \sich nunmehr ein längerer Depeshen- und Schriften- wechsel zwishen dem Auswärtigen Amt einerseits und dem Reichs- amt des Innern, dem preußishen Minifter für Landwirthschaft und dem Kaiserlichen Botschafter in London andererseits. Am 28. August war aus London von amtlicher englisher Seite nach Berlin mitgetheilt worden, das
rivy Council beabsichtige, wenn keine neuen Fälle von Maul- und Klauen- feube in Schleswig-Holstein vorkämen, die Einfuhr von Schlachtvieh aus dieser Provinz vom 30. September ab wieder zu gestatten. Dem trat jedoch ein Beschluß der Londoner Board of Agriculture ent- gegen, welher im Hinblick auf das Vorkommen der Maul- und Klauenseube in den übrigen Theilen Deutschlands die Ginfuhr- erlaubniß für \{leswig- holsteinishes Vieh verweigerte, obwohl dieser Grund bei Erlaß der S@(leswig-Holstein-Ordre bisher niemals ent- scheidend gewesen ist, und auch hierbei um so mehr außer Betracht bleiben durfte, als, wie dem Board of Agriculture bekannt ist, nah den Vieh erxvortirenden Gegenden S{leswig-Holsteins eine Einfuhr aus dem übrigen Deutschland überhaupt nit stattfindet.
Um die Entkräftung der gegen die Gestattung der Vieheinfuhr aus Sé{leswig- Holstein von englischer Seite geltend gemachten Ein- wände handelt es sid nun im Wesentlichen bei allen weiteren Maß- nahmen und Schriftenwe(seln der deutshen Behörden. Es wird mehrfach auf positive Irrthümer in den Informationen der englischen Regierung aufmerksam gemacht, und insbesondere wird der diesseitige Botschafter in London unterm 13. November vom Auswärtigen Amt ersucht, die dortige Regierung bei nächster sih darbietender Gelegenheit wiederholt darauf hinzuweisen, daß das neuerliche Auftreten der Maul- und Klauenseuche in Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin und in anderen deutshen Bundesstaaten keinerlei Gefahr für den Vieherport aus Schleswig-Holstein in sh s\chließe, da diese Provinz — abgesehen von der für die Vieh- ausfuhr nach England nicht in Betracht kommenden Umgegend von Hamburg — kein Vieh aus den anderen Theilen Deutschlands beziehe und mit der peinlihsten Sorgfalt darauf achte, jede unmittelbare oder mittelbare Berührung ihres Viebstapels mit fretideid Vieh zu verhüten. Die Ausfuhr von Rindvieh und Schafen über Tönning nach England belief sih in
Rindvieh:
1884 23 745 1885 18 629 1886 8 332 1887 10 136 48 104 I 49e 48 024
Wie viel Vieh aus der Provinz über Hamburg nach England ausgeführt worden ift, ist nicht bekannt. Die durchgängige Abnahme der Ausfuhr nach England wurde einerseits durch die weniger gün- ftigen Preisverhältnisse am englishen Markte und andererseits durch die Entwickelung des Absaßes nah dem Süden, besonders in die Rheingegend, bewirkt. Es is wohl anzunehmen, daß die Ausfuhr von Schafen nah England, wenn sie gestattet worden wäre, etwa 50000 Stück betragen haben würde; ob die Ausfuhr von Hornvieh 11 000 Stück erreiht haben würde, ift deshalb zweifelhaft, weil die inländischen Preise in neuerer Zeit sehr hoch waren und zeitweise höher als in England gewesen sein sollen.
Unterm 19. November theilt Graf von Haßhfeldt dem Reichs- kanzler die Abschrift einer Note Lord Salisbury's vom 16. míît, welche das ablehnende Verhalten des Board of Trade gegen Erlaß einer neuen S{leswig-Holstein-Ordre zu rechtfertigen suht. Der Board habe gehofft, die Seuche werde rasch erstickt werden können, aber dieselbe habe sih statt dessen immer mehr der {leswig- hol- steinishen Grenze genähert und, da die leßten Nachrihten vom 9, November das Auftreten von Fällen in Mecklenburg-Schwerin meldeten, so glaube er nicht ermächtigt zu sein. die gegen Deutschland bestehenden Maßregeln einzushränken. Lord Salisbury spricht sein Bedauern über diese ungünstige Antwort aus und hofft, die Kaiserlihe Regierung werde fich nicht der Er- wägung verschließen, daß die verantwortlihe Behörde in England Angesichts der Umstände zu keinem anderen Entschlusse gelangen konnte. Außer den Vertretern des Marktes in Deptford, welhe mehr- mals in energisher Weise bei Mr. Chaplin für Freigabe der Ein- fuhr aus S(leswig-Holstein vorstellig geworden sind, hat auch die London Labour League eine analoge Resolution ihrerseits dem Minister mittheilen lassen. Derselbe bedauert in seiner Antwort den Verlust, welher für den Markt von Deptford durch eine von ihm für unvermeidlich erachtete L erwachse, und spricht die Hoff- nung aus, daß in nit ferner Zeit die Wiedergestattung der Einfuhr aus Schleswig-Holstein erfolgen könne. :
Der vierte Abschnitt behandelt die französishe, belgishe und niederländishe Viehsperre gegen Deutschland, er umfaßt die Akten- stüde von 115 bis 123 und bezieht sich auf die Zeit vom 10. April bis 21. Dezember. Der erste Bericht darin stammt vom Kaiserlichen Gesandten im Haag vom 10. April 1889, Mit demselben übersandte der Gesandte dem Reichskanzler einen Bericht des niederländischen Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, wona die niederländische Regierung die bei ihr angeregte Angelegenheit der Durchfuhr deutscher Swhafe nah England vorläufig als suspendirt ansieht mit Rüdcksiüt auf die jüngsten von England gegen deutshe Vieheinfubr er- lassenen absoluten Prohibitivmaßregeln. Außerdem wird in dem niederländischen Berichte auf die Sch{wierigkeiten hingewiesen, welchen im Allgemeinen auch für spätere Zeit die gedahte Durchfuhr deutshen Viehs dur die Niederlande begegnen würde, solange in Deutschland die Seuche nicht völlig erloschen sei. Sodann folgen Berichte, die us auf Frankrei beziehen. Am 23. April ersucht der Reichs- kanzler den Statthalter, Fürsten von Hohenlohe, ihm Mittheilungen zugehen zu lassen, ob und eventuell in welchem Umfange die Maul- und Klauenseuche unter den Viehbeständen Lothringens ausgebrochen sei, Veranlaßt war diese Anfrage dur das Verbot des französischen Aterbau-Ministers vom 16. April gegen die Einfuhr von Rindvieh, Swafen, Ziegen und Schweinen über 14 deutshe Grenzorte. Am 6. Mai sandte der Reichskanzler zur Ergänzunz seiner ersten Anfrage an den Statthalter die erfügung des französishen Ackerbau-Ministers vom 25. April, wodurch die Einfuhr des aufgeführten Viet es über die gesammte deutshe, luxemburgische und belgishe Grenze verboten wird. Unter dem 3. Mai hatte der Statthalter mitgetheilt, daß in dem Stadtkreise pit 7 sowie dem Kreise Forbah die Seuche aufgetreten, aber bereits erlo)hen sei ; und daß im Landkreise Mey die ausgetretene Seuße noch nicht erloschen sei, Am 24. September berichtet der Kaiserlihe Geschäftsträger in parid, daß ihm der französishe Minister des Aeußeren mitgetheilt
at, daß zur Zeit das gedahte Verbot nicht aufgehoben werden könne, weil nah den der französischen Regierung vorliegenden Nachrichten die Maul- und Klauenseuche in Deutschland noch nicht erloschen sei. Die Regie- rung würde jedo Werth darauf legen, die offiziellen periodischen Veröffent- lihungen der deutshen Bundesstaaten über den Stand der Seuche, soweit solhe in den lezten Monaten erschienen, kennen zu lernen, um hiernach die Frage der ufhebung des SieheSinluheueots prüfen zu können. Am 21, November zeigt der Pariser Geschäftsträger an, daß die Ein- und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen,
Shhafe: 50 282 45 298 54 525
iegen und
S(chweinen deutscher und österreihish-ungariswer Herkunft nach bezw. durch Frankreih sowohl auf dem Land- wie auf dem Seewege ver- boten sei. Bis dahin war zufolge der Verordnung des französischen Ackerbau-Ministers vom 25. April d. J. nur die Ein- und Dur{h- fuhr der genannten Viehgattungen nah beziehungsweise durch Frank- reich über die gesammte deutsche Landesgrenze verboten, und zwar obne Untershied der Froven Die Verordnung vom 25. April d. J. ist durch diejenige vom 20. November d. I. nicht aufgehoben worden, so daß auch fernerhin keinerlei Vieh, sei es auch nicht. deutsher und nicht österreihisch-ungarisher Pro- venienz, über die deutshe Grenze“ nah Frankreich eingeführt werden kann. — Das letzte bezüglih der Vieheinfuhr nah Belgien vorhandene Aktenstück is ein Bericht des Kaiserlihen Gesandten in Brüssel vom 19. Oktober, in welchem derselbe anzeigt, daß der belgishe Akerbau-Minister am 17. Oktober eine Verordnung erlassen babe, durch welche die Einfuhr von Schafvieh aus Deutschland und Luxemburg gegen Beibringung von Gesundheitsattesten gestattet wird. „Das. Verbot der Durchfahr von Schafvieh Yleike. hingegen nah wie vor in Kraft.
Nach dem als Anhang beigegebenen Bericht des Statistischen Amts über die deutsch{e Viehausfuhr nach England und Frankreich sind in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1889 129 635 Stück Scafvieh nah Frankrei ch ausgeführt worden, im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres 194 452 Stück weniger. Dagegen hob sich die Ausfuhr von Fleisch nah Frankreich in demselben Zeitraum von 19715 auf 38 891 Doppelcentner (100 kg). Dieser Rückgang beziehungsweise Wechsel in der Aus- fuhr dürfte im Wesentlichen darauf zurückzuführen sein, daß die französishe Regierung aus der im Frühjahr d. I. zeitweise bemerkbar gewordenen Zunahme der Maul- und Klauenseuche in Deutschland und aus einzelnen Fällen der Seuchenvershleppung Anlaß genommen hat, ein allgemeines Vieh-Einfuhrverbot gegen Deutsch- land zu erlassen (wie aus den oben mitgetheilten Aktenstücken ersiht- lih), zum Theil aber auch — na Aeußerungen der Sachverständigen in der Kommission zur Ermittelung der Einfuhr- und Ausfuhr- werthe — darauf, daß der Fleishtransport vor dem Vieh- transport erbeblihe Erleichterungen voraus hat. Die Ausfuhr von Swhafvieb und Lîmmern nah Großbritannien betrug in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1889 202 217 Stü, im Vergleih zu demselben Zeitraum des Vorjahres 95 099 Stück weniger. Die Fleishausfuhr nach Großbritannien belief sh in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1888 auf nur 767 Doppel-Ctr. (100 kg), in dem entsprehenden Zeitraum des laufenden Jahres da- gegen auf 43 881 Doppel-Ctr., nahm also um 43 114 Doppel-Ctr. zu. In dieser Steigerung der Fleischausfuhr fommt, wie die Verkehrs- nahweisungen ergeben, im Wesentlichen der Antheil der Hamburgischen Schweine-Erportschlächtereien seit dem Zollanshluß von Hamburg (15. Oktober 1888) zum Ausdruck. Dieselben hatten bis zu dem Verbot der Einfuhr von Schweinen aus Dänemark, S{weden und Norwegen über die Reichsgrenze (29, November 1887) ihren Bedarf an _Schweinen zum größten Theil aus Dänemark, zum geringeren Theil aus Deutschland bezogen ; seit dem Verbot beziehen dieselben dagegen ihren Bedarf in der Hauptsache aus Deutschland. Es ergiebt sich dies aus der Statistik der Waaren- durchfuhr von Dänemark nah dem früheren Zollauss{chluß Hamburg und aus der Statistik der Waarenausfuhr dahin. Die Durchfuhr von Schweinen aus Dänemark nach dem Zollaus\{chluß Hamburg be- trug nämlich in den Jahren 1886 und 1887 240 542 beziehungsweise 250 612 Stück und fiel im Jahre 1888 gänzlich au38z die Ausfuhr von Schweinen aus dem freien Verkehr des deutshen Zollgebiets ebendahin hob sich dagegen von 240751 Stück im Jahre 1887 auf 323 553 Stück im Jahre 1888, ungeachtet die bezüglihen Nachweise des Jahres 1888 in Folge des Zollanshlusses von Hamburg nur bis 15, Oktober 1888 reichen.
Zeitungsstimmen.
Die Rede, welhe Se. Majestät der Kaiser und König vorgestern in Frankfurt a. M. bei dem Diner im Palmengarten gehalten, giebt dem „Berliner Tageblatt“ Anlaß zu folgenden Betrachtungen:
„Wie wohlthuend wirkt die dankbar-wehmüthige Erinnerung, die Kaiser Wilhelm II. seinen großen Vorgängern widmet! Wie zeigt er ih fo ganz von dem Wunsche dur uen, ihnen nachzustreben und die Wahrheit des Dichterworts zu beherzigen:
„Was Du ererbt von Deinen Vätern haft, Erwirb es, um es zu besizen !“
Auf so freundliGem Grunde erhebt sich doppelt feierlich und wirksam das Gelübde, daß des Kaisers ganzes Streben und Schaffen auf des Vaterlandes Größe gerichtet sei, und es macht feinem L und seiner Gewissenhaftigkeit Ehre, mit der er bei aller
nt\hiedenheit und Arbeitsfreudigkeit doch die Schwierigkeit der Aufgabe betont und die Frage aufwirft, ob er ihr wohl gewachsen sei.
Der Antwort auf diese Frage darf der Kaiser und mit ihm das Vaterland, gerade nach solchen Aeußerungen, mit Beruhigung ent- gegensehen. Wer es so ernst und ehrlih mit seinem Berrfe meint, der wird auch die rechten Wege finden, ihn würdig zu erfülen. Wenn Kaiser Wilhelm erklärt, daß_er im Vertrauen, in der Hin-
ebung des Volkes Erfrischung und Stärkung für seine chwere Arbeit fue und finde, so zeigt er, daß er die Lehren der Geschichte zu nuten weiß, seine Zeit versteht und seinen Herrsherberuf in recht volks- thümlicher Weise erfaßt hat. s : :
Den lebhaftesten und freudigsten Wiederhall aber werden im gesammten Vaterlande die Schlußworte wecken, in denen die Kaiser- lihe Rede harmonisch ausklingt. Der Kaiser feiert die köstlichen Güter, die ein so großes städtishes Gemeinwesen, wie das der Stadt Frankfurt, dem Frieden verdanke; er preist die Verdienste, die seine Vorgänger sih um die Erhaltung dieses Friedens erworben, und hofft, daß au seine nah demselben Ziele gerihteten Bestrebungen von dem gleihen Erfolge gekrönt werden. Das sind goldene Worte, eines Deutschen Kaisers würdig und dem deutshen Volke aus der Seele gesprochen, das bei aller Opferbereitshaft für seine nationale Ebre und Sicherheit doch im tiefsten Grunde friedliebend ist und begeistert einstimmt, wenn sein Kaiser als Friedensfürst auf- tritt, ih als Schirmherr bürgerliher Tugenden und aller Wohl- thaten des Friedens bekennt.- Solche Worte hört das deutshe Volk gern, und ohne Unterschied der Stände und Parteien {art es si vertrauensvoll um seinen Kaiser, der gleih seinen großen Vorgängern vor Allem cin „Mehrer des Reichs an allen Gaben und Gütern des Friedens“ sein will.“
Unter der Ueberschrift „Thatsachen beweisen“ schreibt der „Reichsbote“ in Anknüpfung an die Debatten über den Etat der indirekten Steuern und Zölle: L
eDie Vertreter der liberalen Wirthschaftspolitik haben in diesen Tagen bei der Berathung der Zolleinnahmen des Etats wieder ihre alten Angriffe auf die Schugz-Zollpolitik erneuert. Dieselben beruhen alle auf der falshen Annahme, daß die Zölle als Zuschlag auf den Preis der Waare von dem deutshen verbrauhenden Publikum getra- gen werden müßten. Unter dieser falschen Annahme bezeichnen sie denn auch die Zölle kurzweg als Steuern, welche das deutsche Volk zua tragen habe. Wenn das richtig wäre, so müßten die Zölle sofort nah ihrer Einführung alle Waaren, insbesondere auch die Lebensmittel, vertheuert haben. Jedermann weiß aber, daß das nit der Fall ist. Gerade im Gegentheil sanken sogar Roggen und Weizen nach der Einführung der Zölle im Preise. Dies Sinken hatten die Zölle so wenig veranlaßt, wie jeßt das Steigen der Brot-, Frucht- und Viehpreise. Der Grund lag damals in der guten wie jeßt in der s{chlechten Ernte, im ganzen östlichen Deutshland. Durch das Aufheden der Zölle würde das niht anders; das würde nur den Erfolg haben, daß die Händler das auswärtige Getreide nah Deutschland führten und das deutshe nah England; wir
Deutshe bekämen deshalb das Brot um keinen Pfennig
billiger. Die Zölle werden vom Publikum nicht als eine Last empfunden, wohl aber würde es als eine {were Last gefühlt werden, wenn die 300 Millionen, welche sie dem Reiche einbringen, auf dem Wege der direkten Besteuerung erhoben werden sollten, und das müßte geschehen, sobald die Zölle abgeshaft würden. Alle Steuern müßten mindestens verdoppelt werden. Davon \chweigen die Frei- sinnigen. Auch davon s{chweigen sie, in wie grozem Maße die Schutz- zôlle die deutshe Arbeit gehoben haben! Man denke doch, wie es mit dem deutshen Gewerbe und der Industrie vor der Einführung der Schutzölle stand! Die Hochöfen waren meistens ausgeblasen, die Fabriken standen großentheils fil oder machten Bankerott, Lmie von Arbeitern zogen als Bettler auf den andstraßen umher — und in der Stadt waren die Kaufs läden mit auswärtigen Waaren - angefüllt; englische, französische, Wiener Waaren 1zurden überall angepriejen, und von der Welt- ausftellung in Philadelphia \callte das bekannte „billig und {chlecht“ als Urtbeil über die deutshen Arbeiten herüber. Die deutschen Bauern kongten_ikr „Getreide. niht los werden, - weil die Märkte mit russishem und öfsterreihishem angefüllt waren. Da wurden endli, nahdem wir Jahre lang auf die Nothwendigkeit des Schutzes unserer deutschen Arbeit hingewiesen hatten, die Zölle eingeführt, und sofort mate si eine aufsteigende Bewegung bemerkbar. Die Kohlenproduk- tion und der Kohlenverbrau 1ft ein fiherer Maßstab für die Hebung der Industrie und des Verkehrs; denn der steigende Verbrauch von Kohlen weist auf eine steigende Vermehrung der im Gewerbe und in dem Verkehr verwendeten Maschinen hin. In welch kolofsalem Maß- stabe sih aber der Kohlenverbrauch seit 1879, dem Iahr der Einfüh- rung der Zölle vermehrt hat, geht aus den Nachweisungen des Oktoberhefts des Kaiserlihen Statistishen Amts hervor. Nah diesen Aufzeicnungen belief sih die Gesammtproduktion der deutshen Berg- werke im Jahre 1888 auf 92 604 294 t im Werthe von 488 329618 4 Das sind 32,6 Millionen Tonnen mehr als im Jahre 1879. Der Werth der Gefammtproduktion hat sich ebenfalls \tetig vermehrt und zwar gegen das Jahr 1879 um 174 Millionen. .
Diesen kolofsalen Produktionssteigerungen in den Urproduktions- zweigen müssen natürli entsprehende Vermehrungen der Mon im Gewerbe und Industrie sowie im Verkehr, wo diese Massen an Kohlen und Eisen verbraucht worden sind, gegenüber stehen. Vor diesen Zahlen fallen alle Angriffe der Freihändler gegen die Zollpolitik zu Boden. Das Alles bedeutet eine kolossale Hebung der Geschäfte und des Handels, des Verdienstes der Arbeiter und der Vermehrung des Nationalwohlstands überhaupt. Hätten wir die Zölle nicht ein- geführt, was wäre wohl aus Deutschland geworden, wenn die Ent- wickelung so fortgegangen wäre, welhe es damals unter dem Einfluß des Freihandels genommen hatte! Den kolofsalen, segensreihen Um- \{chwung verdanken wir vorzugsweise der Zollpolitik, dem Schuß der deutschen Arbeit.“
Ueber denselben Gegenstand schreibt unter der Ueberschrift „Wahlpräludien“ die „Deutsche volkswirthschaftliche
Correspondenz“: i c
„Die Verhandlungen des Reichstages über den Etat der Zölle und indirekten Steuern hat am Freitag und Sonnabend den ver- einigten Freihändlern und Sozialdemokraten die zu agitatorishen Zwecken ihnen erwünschte Gelegenheit zu einem „großen“ Angriff auf die deutshe Wirthschaftspoiitik bieten müssen.
Ueber die den Hrrn. Broemel, Rickert 2c. von dem kürzlich erst aus Breslau in den Reichstag zugereisten sozialdemokratishen Schneidermeister Hrn. Kühn zu Theil ewordene Unterftüßung dürften fee freihändlerishen Heerführer selbst kaum sehr erbaut gewesen ern. S. E
__ Was aber die Herren vom Freihandel selbst betrifft, so konzen- tricten fie ihren Angriff auf die landwirthschaftlichen, speziell auf die Getreidezölle. Von den industriellen Zöllen war mit keiner Silbe die Rede. Wenn man hieraus \{ließen dürfte, daß die Herren end- lih zu der klaren Erkenntniß gelangt seieu, wenigstens die Industrie- zôlle hâtten nicht nur der Induftrie selbst, sondern der ganzen nationalen Wirthschaft Segen gebracht, so könnte man es fich \hon gefallen lassen, die Zollpolitik derartig einseitig ab- gehandelt zu schen. Man würde daran vielleiht die Hoffnung fnüpfen dürfen, daß in ein paar Jahren unsere Frei- händler endlih die Nothwendigkeit auch der Getreidezölle im Rabmen einer Politik des Schußes der nationalen Arbeit be-
reifen würden. Soviel man indessen die Herren kannte, möchte eine
solche Hoffnung do fehlschlagen, und der einseitige Angriff auf die Agrarzôlle erklärt \sih einfach aus der Hoffnung, Interessengegensäße zwischen Industrie und Landwirthschaft wahzurufen, jene Interessen- gegensätze, auf die der Freihandel in früheren Zeiten seine Herrschaft so klug aufgebaut hatte. .
Wir glauben jedo die Herren versichern zu dürfen, daß sie eine ganz verfehlte Spekulation machen, wenn sie glauben, jenen früher dem gesammten Wirthschaftsleben unseres Vaterlandes so verderblih gewordenen Interessenstreit zwishen Industrie und Landwirthschaft zu neuem Leben erwecken zu können. Die Herren haben damals, als fie kein Ohr weder für die Beshwerden der Industrie, noh für die ver Landwirthschaft hatten und ihrem Prinzip des absoluten Freihandels immer weitere Interessen des deutshen Erwerbslebens opferten, selbst am besten dafür gesorgt, daß die Vertreter der vershiedenen Gruppen der Erwerbsthätigkeit begriffen haben, wie Friede ernährt und Un- friede verzehrt. s
Wer sih aber die wirth\caftlihe Lage des Landes und deren fortschreitende günstige Entwickelung seit 1879 vergegenwärtigt, muß f, wenn er nit ein freihändlerisher Shwärmer ist, doch sagen, es gehöre ein gut Stück Köhlerglauben dazu, um die Ueberzeugung er- \chüttern zu wollen, daß die wirths{aftlihen Interessen Aller nur dann gedeihen können, wenn fie gemeinsam in den Rahmen der Wirth- \chaftspolitik einbezogen werden. Eben dieses hat aber die zuerst 1879 erfolgte „freie Vereinigung“ der Vertreter der industriellen und land- wirthschaftlichen Interessen im Reichstage gethan. Diese „Vereinigung“ zu sprengen, ist und bleibt bekanntlih die vornehmste Aufgabe unserer wirthschaftlihen Gegner ; allein indem sie bei dieser Arbeit klug genug sind, den Boden des Prinzips zu verlassen und sich mit den That- umständen befassen, stoßen sie auf die ihnen schr bequeme und agitatorifch zu Wablzwecken sehr verwerthend ersheinende „Ver- theuerungsfrage*. Wer die Reichtagsdebatten verfolgt, wird - finden, daß die Probleme der Wirthschaftspolitik den Freihändlern zu einer „nichts als Vertheuerungsfrage“ zusammengeshrumpft sind.
Für die Wahlagitation mag das ja brauchbar sein — die Herren müssen das besser wissen, als wir es wissen können — wenn man dem Bolfe vorredet, an der Theuerung sei einzig und allein die Mole huld. Aber im Reichstage diese Materie auf dem
iveau einer „nihts als Vertheuerungsfrage“ zu traktiren, ist doch cut Kunsftstück, das die Herren im eigenen Interesse lieber niht machen ollten.
Was die von Hrn. Rickert speziell, sowohl im Reichstage wie bei seinen Wahlagitationsreden bearbeitete „Vertheuerung* dur die Kornzölle angeht, so glauben wir uns nicht zu irren, daß es gerade zwei Jahre her ist, seit Hr. Ridkert im Reichstage das Gegentheil behauptete. Damals hatte ein; freisinniger Reichstags- Abgeordneter aus Medcklenburg, sogar selbs ein Landwirth, Hr. Wilbrandt-Pisede, ein Buch geschrieben, in dem er haarklein bewiesen hat. wie die Scutzölle an dem fortschreitenden Sinken der Preise Shuld wären und wie gerade die Landwirthe auf Abschaffung der Kornzölle dringen müßten, weil sie die eigentliche Ursache der billigen Kornpreise wären. Damals pflichtete gr Rickert dieser Lehre bei.
Wenn jeßt die Hrrn. Broemel, Rickert 2c. aus Kng Saa uns das Gegentheil „beweisen“ von dem, was uns damals Hr. Wilbrandt, wie es auf dem Titel heißt: „hauptsählih aus landwirthschaftlihen Gesichtspunkten“ „bewiesen“ hat, wem sollen wir glauben? Eine Wahrheit kann es doch nur geben und die dürfte der Abg. von Fischer getroffen haben, als er seinem nationalliberalen Freunde Hoffmann vorhielt, er habe aus dessen Zahlen nur das Eine entnehmen können, daß weniger guie Ernten die Kornpreise steigern; dieses Eine habe ihn aber weiter nicht überra\cht, denn es sei durhaus nit neu.
Wenn die Herren Freihändoler glauben, mit dem „Vertheuerungs“s