1889 / 305 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Dec 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs erhält die Anmerkung zu Seite 11 der Garnisondienst-Vorshrift vom 13. September 1888 folgende Fassung: : j

„Die Bestimmungen dieses und der folgenden Paragraphen in Betreff des Griffes ; Das Gewehr über! sind für die Kavallerie und den Train nur insofern maßgebend, als an Stelle des genannten

Griffes sinngemäß die Griffe: Gewehr auf! und Achtung! Gewehr auf Schulter! treten. : i

Die Feld-Artillerie (fahrende und reitende) zieht das Seilten- gewehr in der Wachtparade überhaupt nit, sondern ner bei jedem Heraustreten der Wache, und zwar geschieht das Ziehen selbständig von dem einzelnen Manne während des Eintretens in Reih und Glied. Nath erfolgtem Kommando : Weggetreten! wird das Gewehr selbständig eingesteët. Ein Präsentiren der Wache findet niht statt, dagegen falutiren der Wachthabende, sofern er Offizier ist, die etwa eîn- getretenen Offiziere und die Fahne in allen n s in wc!chen bei den anderen Waffen die Waben zu präsentiren haben.“

Mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bestimmt das Kriegs - Ministerium Folgendes:

Beabsichtigen Militär-Mufikcorps außerhalb der eigenen Garnison im Bereich eines anderen Armee-Corps zu concertiren, fo haben die Truppentheile 2c., welchen diese Musikcorps angehören, vorber durch unmittelbaren Verkehr unter Angabe von Tag und Ort der Musikaufführung das Einverständniß des Gouverneurs 2c. der- jenigen Garnison, in welcher concertirt werden soll, einzuholen. Ob und inwicweit cine Regelung derartigen Concertirens auch innerhalb des Armee-Corps-Bereihs nothwendig ist, wird dem Ermessen der Königlichen General-Kommardos überlassen. Für Berlin hat sich das General-Kommando des Garde-Corps dieserhalb mit dem Gou- verrement zu benchmen. Der krieg8ministerielle Erlaß vom 21. Juli 1885, betreffend das Musiziren der Militär-Musikco1ps in Uniform im Arslande, wird dur Vorstehendes ni&t berührt.

Der Bundesrath kat in seiner Sißung vom 5. De- zember beschlossen, daß Gegenstände, welche als Geschenke eines fremden Staatsoberhaupts eingehen, mit Zu- stimmung der obersten Landes-Finanzbehörde des Bestimmungs- orts der Geschenke zollfrei abzulassen sind. Ferner hat der Bundesrath in seiner Sizung vom: 5. Dezember ein neues Regulativ über den zoll- oder steueramtlichen Ver{luß von Stiffen, welhe den Rhein und seine konventionellen Neben- Aüsse befahren, beshlossen. Dasselbe tritt vom 1. Januar 1890 ab an die Stelle der im Jahre 1841 vereinbarten An- leitung, den Verschluß der Schiffe betreffend.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Freiherr von den Brincken, hat einen ihm Allerhöbst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Kopenhagen fungirt der Legations-Sekretär von Below als interimistisher Geschäftsträger.

Der Großherzogli mecklenburgishe Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober - Zolldirektor Oldenburg, ist| nach Schwerin abgereist. /

» Der Gouverneur von Köln, General-Lieutenant von S &fkopp, hat Berlin nah beendetem Urlaub wieder verlassen.

Vayern. München, 20. Dezember. Die „Allgemeine

Ztg.“ shreibt : i S

„Mit dem beutigen Tage find zwei Jahrzebnte vorübergegangen, t Staats-Minister Dr. Freiberr von Luß dur weiland König dwig Il. mit der Litung des Ministeriums für Kirchen- und ulangelegenheiten betraut worden ift. Die Kultus- und nterri&tsverwaltung darf wobl in Bayern als der schwierigste heil der ccammten Regierungsthätigkeit betrachtet werden, und die beiden leßten Jabrzchnte mußten derselben ganz be- fi Wie dieselben dur den leitenden

c H gerD L L T e T L „N e tonderé Hove Aufgaden 1tcuüen.

- «A dn M bi e Ÿ É S gelôst worden find, gehört der GesWi@hte an, Mi Lot bat cin von Parteigeift nit getrübtes Urtkeil nicht zu Des Weiteren aber glauben wir auf dic Zuftimmung wettefter Kreie im ie im Norden Deuis&lands renen zu | dürfen, wenn wir hi daß Hr. von Lrt in diesen beiden Jabr- zehnten in sciner Stestung als Lleitender Minifter Bayerns au an der inneren nationalen Entwidelung des Reis einen | aroßen und verdienftvollen Antheil hat. Je fSwieriger in manchen Angenbliden dècses Zeitabs&nuittes e gewesen sein mag, die Peitebungen Saperns zum Reih und zur nationalen Entwickelung in | ciner den BedürtrntFer des deutsden Volks und der deutsGen Politik ertiprcenden Wrise zu geftalten, zu um fo größerem Anspru auf alcemcine Axertenrung bere&tigt Tetne fctige Wirksamkeit, welche, obne u ¿us{rollen urd glänzen rfolgen in den Vordergründ tr die Anerkennung unserer r, sowie des leiten écn Stoatémanneë in der Ver- leibung des Schwarzen Adler-Ordens in bervorragender Weise zum Ausdruck gelangte. Leider kann der Minifter den Gedenktag seiner langjäbrigen ctipricülien Thätigkeit nit in rcler Gesundbeit be- geben, doch berecktigt seine ertreuli© fortsSrcitende Genesung zu der Hoffzung, daß Freiherr von Luß in neugeftärkter Kraft und Gesund- beit sein verantwortungfrei@ck Amt zum Woble Bavern® und des

gésammten Vaterlandes noch reckcht lange fortführen möge ein in Bavern wie weithin im Reithe aufri&tia earvpfundener Wuns.“

Die „Allg. Ztg.“ meldet (in Ergänzung des gestrigen Telegramms): Se. Königlihe Hoheit der Prinz-Regent, welcher, gleih Sr. Majestät dem hochseligen König Ludwig 11, der hohen Anerkennung für die Ver- dienste des Staats-Ministers Dr. Freiherrn von Lutz bei jedem fih bietenden Anlaß huldvollen Ausdru zu geben gewohnt ist, hat denselben auh zum heutigen

Gedenkttage seiner zwanzigjährigen Leitung des Eultué-Ministeriums durch Uebersendung eines pracht- olm Blumenstraußes ausgezeihnet. Jn gleiher finniger Form baben die Beamten des Kultus-Ministeriums den Glü- mürfiéen für ibren bocverehrten Chef Ausdruck gegeben.

m jenen Mitgliedern des St. Georgs-Ritter-

zte dem leßten Ordensfest beigewohnt haben, Prinz-Regent eine Medaille verleihen. Ein darauf 7 Auftrag ift _ an das Königliche Münzkabinet er- 7 Sie Lerleihung der Medaille wird in einigen Lammer der Reichsräthe nahm in ihrer S : 5ührennovelle an und stimnite ubgrt- Etats gemäß den Beschlüssen der Timzeten zu. Zum Etat des Staats- ¿ nanzen griff der Reihérath von effme e 156 #7 zuz Stande gekommene Vorlage 7 Aufbefierung der Segiige der pragmatischen Beamten ui Dee babs námlié ibren wed niht erfüllt, weil die tarin bezilligten Wiahmungzge:ldzushüfe dur die Steige- rung der Miethpreise wiever aufgesogen worden seien und mithin für die Beamten nis übrig geblieben sei. Es fei eine cinartifendere Berbefierung der Beamtenbesoldung in

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in di-jer Hinficht in der lezten Reihe, und namentli jegt in

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5 c ckg not A ASTÉS E Pyr s GohenehoAtrtntno Anbetracht der gesieigerten Preise für die LebensbedUurmme.

Nit bloß das Allernothwendigfste solle für die Beamt-n- gehalte aufgewendet werden, fondern ein ftandesgemapes

Auskommen. Die Scheu, die ja gegen die Ver- besserung der sozialen Stellung der Beamten bestehen möge, müsse überwunden werden zum Wohl des Staats, ebenso wie zum Frommen der Betheiligten, und nit länger mehr dürfe man zögern, denn es könne sonst dahin kommen, daß für die Beamten nichts mehr erübrigt werde. Die Regierung möge mitwirken, den Beamten ein Gehaltsregulativ zu verschaffen, welches es ihnen ermögliche, frei und sorgenlos amtiren 8 können, und möge deshalb an eine baldige angemessene Re- vision des Gehaltsregulativs v. J. 1886 herantreten. Der Staats-Minister Dr. von Riedel erwiderte: Die Anregung sei hier unerwartet gekommen, zumal die Beamten seines Ressorts gleichmäßig mit den übrigen gestellt seien, und er sei niht in der Lage, jeyt eine E Aa ex der gewünschten Revision, die eine sehr umfassende Arbeit erheische, zusichern zu können, Weder die Regierung noch der Landtag ver- dienten einen Vorwurf wegen der 1886/87 vorgenommenen Aufbesserung der Beamten, für die in Bayern keineswegs in lezter Reihe unter den Staaten gesorgt sei; denn es komme die bessere Besoldung der niedrigeren Beamten und die Fürsorge für die Wittwen und Waisen in Betracht. Das sei siher, daß Anregungen wie die des Vorredners einen warmen Fürspreher auch in der Person des Finanz-Ministers finden würden, wenn die Finanzlage es gesiatte. Gegenüber der Behauptung ungenügender Dotirung der Beamten hebe er auch die Stabilität der An- stellung und Besoldung hervor, und im Uebrigen hielten es die Beamten mit der Ehre, dem Staat und dem öffentlihen Wohl zu dienen; er (Redner) habe alle Anerbietungen auf höheren Gehalt, die ihm in früherer Zeit geworden seien, zurück- gewiesen. Der Reichsrath von Kueffner erwiderte, er halte daran fest, daß ein Ausgleich der Bezüge der einzelnen Beamtenkategorien stattfinden müsse, durch die Revision und daß die bessere Stellung der niedrigeren Beamtenkreise für oben nach- geholt werden solle. Der von dem Hrn. Minister zuleßt er- wähnte Gesichtépunkt sei allen Beamten eigen, die ZFntegrität der bayerischen Beamten stehe fest, sie erfüllten ihre Schuldig- feit nah allen Richtungen hin mit größter Hingebung. Der Referent Reichsrath von Poschinger stellte fest, das hohe Haus habe immer ein warmes Herz für die Beamten be- kundet, und dieses Wohlwollen werde erhalten bleiben; nur befürchte er, daß eine Vorlage im Sinne des Reichsraths von Kueffner in der Abgeordnetenkammer auf Widerspruch stoßen würde. Der Etat wurde sodann genehmigt.

Die Kammer der Abgeordneten beschloß heute bei der zweiten Lesung des Geseßentwurfs zu Art. 33 der Gemeindeordnung nach längerer Diskussion auf Antrag des Abg. Keßler, und zwar mit geringer Mehrheit, die Regierungsvorlage wiederherzustellen und den in erster Lesung gefaßten Beschluß, für die Transferirung von Nuzungsrehten statt der Zustimmung der Gemeinde- verwaltungen deren Finuernahme zu verlangen, fallen zu lassen, worauf der Geseßentwurf einstimmig unverändert an- genommen wurde. Abg. Dr. Buhl referirte hierauf für den Finanzausshuß über den Gesegentwurf, betreffend die Üebernahme der pfälzishen Gestütsanstalt durch den Staat, und empfahl dessen Annahme mit der Abände- rung, daß auch der vorhandene Preisvertheilungsfonds des Gestüts ohne Entshädigung auf den Staat überzugehen habe. Dieser Geseßentwurf gelangte ohne Debatte zur einstimmigen Annahme. Die Kammer vertagte sich hierauf, wie bereits gestern gemeldet, bis 8. Fanuar.

Sachscn. Dresden, 20. Dezember. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte heute einstimmig die Titel 33 bis 36, 10 und 17 des außerordentlichen Staats- haushalts-Etats(Beschaffung von Shwellenimprägnirungs-

| Anstalten, weitere Ausdehnung der Gasbeleuhtung in den | Personenwagen, Betriebêmittelvermehrung, Herstellung von

Maschinenhausständeu, baulih?e Anlagen auf den Stationen Flöha und Borniz) und nahm nach zweistündiger

| Debatte den Majoritäisantrag der 4. Abtheilung über

die Wahl des Rittergutsbesißers Hähnel auf Kuppriß im 4, ländlihen Wahlkreise, welche mit nur 3 =timmen Mehrheit erfolgt und gegen welche von mehreren Seiten Ein- spru erboben worden ist, an, wonach über verschiedene Punkte die Königliche Staatsregierung um die Anstellung von Er- örterungen ersuWt und bis zu deren Eingang die Beschluß- fassung über die Gültigkeit der Wahl ausgeseßt werden soll. Hierauf vertagte sih die Kammer bis zum 7. Januar n.

Die Ersaßwahl für die Zweite Kammer im 16. städti- hen Wahlkreise ist auf den 21. Januar n. F. angeseßt worden.

Württemberg. Stuttgart, 20. Dezember. (St.-A, f. W.) Anläßli® der Jubelfeier des Regiments versam- melten sih gestern Nachmittag 41/2 Uhr das Offiziercorps des Ulanen- Regiments König Karl und seine hohen Gäste im festlich geshmüdckten großen Saale des

| Königsbaues zu einem solennen Festmahl. Unter den Gästen

waren Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm, Se. König- lihe Hoheit der Herzog Albreht, Se. Durchlaucht der Fürst Karl von Urach, der G ünnáanbirende General, General der. Kavallerie von Alvensleben, der Kriegs-Minister General- Lieutenant von Steinheil, der General-Adjutant Sr. Majestät des Königs General-Lieutenant Freiherr von Molsberg, der Divisions-Commandeur General-Lieutenant von Wölckern, der Brigade-Commandeur General-Major von Gleich, der Kommandant von Stuttgart General - Lieutenant Freiherr von Lupin, der Königliche Stallmeister Freiherr von Reißen- stein und der Königlicwe Flügel-Adjutant Oberst-Lieutenant Freiherr von Reishach. Jm Ganzen waren cs 60 Gedecke. Der Regimentê-Commandeur Oberst-Lieutenant Graf Hue de Grais brachte den ersten, mit großer Begeisterung auf- enommenen Toast auf den Allerhöhsten Regimentschef- Jubilar, Se. Majestät den König aus, worauf die Königs- hymne folgte. Prinz Wilhelm von Württemberg erwiderte miteinem Hoch auf das Jubel-Regiment. Das Festmahl fand seine Fortsetzung in einem fröhlichen Beisammensein im Offizierkafino des Regiments. Bei dem Festmahl der Offiziere des Gren adier- Regiments Königin Olga in deren Kasino, an welhem General-Major Freiherr Schott von Schottenstein und die Damen der Offiziere theilnahmen, brahte der Regiments- Commandeur Freiherr von Schlotheim das Hoh auf den Allerhöchsten Regiments-Chef, Jhre Majestät die Königin aus.

; R es = __ | Das Regiment als Ganzes, Offiziere und Mannschasten, waren gr 7 Dr A ‘344 Den ATLDETET teutibe Aaate 11e f G A pr 1 ; - Zoe o E Q

; ur-24 aas r A Zor Alt ‘ares -pe-gef a6 | Abends von 71/2 Uhr ab im Festsaal der Liederhalle zu cinem De CLATILLCA! 14544 O Dae N TT Ti, E DELLLS n j großen Festbankett vereinigt.

Hessen. Darmstadt, 18. Dezember. (Darcmit. Ztg.) Seitens des Großherzoglichen Ministeriums des Fnnern und

i der Justiz und des Großherzoglichen Ministeriums der Finanzen *

ist den Ständen des Großherzogt”;ums, zunähst der betreffend die Ein- ührung des Verwaltungsstrafsvescheides bei Zu- ungen gegen die Vorschriften über die ffentliher Abgaben und Gefälle, zu-

weiten Kammer, ein Geseßentwur widerhandl Erhebung ö gegangen. Mecklenburg-Schwerin. Sternberg, 20. Dezember. œckŒl. Nachr.) Der Landtag lehnte heute die Garantie w—Oldesloeaus der Rezeptur-

fürdieBahn Hageno te den Kostenanschlag für das

kasse ab und genehmig Ständehaus.

Sachsen-Weimar-Eisenah. (Th. C.) Weimar, 20. De- Se. Königlihe Hoheit der Großherzog, der fih nah Hummelshain begeben hatte, trifft heute

llerhöhstseinen Flügel-

gestern Mittag Abend hier wieder ein.

Se. Maje/ Adjutanten, den Sr. Königlichen

tät der Kaiser hat A General-Major Grafen Wedel, entsendet, um ) Hoheit dem Großherzog Allerhöhstseine Glücfwünsche zu der morgigen Gedenkfeier von Höchstdessen zier in der Königlich preußischen gleiher Veranlassung scickte Se. Majestät der König von Sachsen Allerhöchstseinen den General-Lieutenant von Holleben. Hoheit des Herzogs von Sachsen: Durchlaucht des Fürsten Reuß und Adjutant von Sydow und der Premier-Lieutenant und Adjutant von Müller die Glückwünsche ihrer Souveräne. l Offizier-Corps, die Sr. Königlichen Hoheit morgen ihre Glüd- wünsche darbringen werden, sind wie folgt zusammengefeßt : Jnfanterie - Regiment 94: Oberst von Hagen, Oberst-

50jährigem Jubiläum als Offi Armee auszusprechen.

General-Adjutanten, Im Auftrage Sr. Altenburg bezw. Sr. U ä überbringen Rittmeister

Die Abordnungaen der

Thüringisches herzog von Sachsen) Nr. Lieutenant von Schönfeld, Hauptmann von Thümen, mier-Lieutenant von Uechtriß, Second-Lieutenant von Mesmer- Kürassier- Regiment Graf Geßler (Rhei- Oberst - Lieutenant Premier - Lieutenant

Volkmann.

nisches) Gemmingen, Nittmeister Sccond - Lieutenant von Regiment G: oßer Kurfürst i Major von Pfuel, Rittmeister von Winterfeld, Premier- Lieutenant Graf Matuschka, Second-Lieutenaut Prinz Leuten- berg. Der Empfang der militärishen Abgesandten und der Abordnungen ist auf morgen 111/, Uhr im Großherzoglichen Schlosse angeseßt. Heute Abend findet zur Vorfeier

Schallehn, Leib - Kürassier- (Schlesisches) Nr. 1:

Garnison 5 Uhr findet Tafel im Großherzoglishen Schlosse statt. Zu derselben haben Einladungen erhalten außer den genannten militärishen Gästen und den Ober-Hof- und Hofstaaten die wohnenden Generale z. D., die Stabs - Offiziere des 5. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 94, die Bezirks-Commandeure und die Hauptleute des 1. Bataillons legtgenannten Regiments, Am Abend ist Vorstellung im Theater, zu der das Offizier- Corps mit seinen Damen geladen ist. Den Unterchargen und den Mannschaften sind ebenfalls Pläye für diese Vorstellung angewiesen.

Durch Verordnung Sr. Königlichen Hoheit des Gro ß- herzogs vom 7, Dezember ist eine V in Gold, Silber undBronze, am landesfarbigen Bande Sie zeigt auf der Vorderseite das Bildniß des Großherzogs, auf der Rülseite die Jn- Für besondere Verdienste in

Gesandten,

erdienstmedaille zu tragen geschaffen, worden.

Verdienste“. Wissenschaft zwei Klassen verliehen werden: oval am Bande des Komthur- kreuzes, rund am Bande des Ritterkreuzes des Falken: Ordens. der Brust ge- tragen. Alle Verleihungen erfolgen auf Antrag des Staats- Ministeriums.

Sachsen - Coburg - Gotha. (Cob. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Herzog und Jhre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von Edinburg sind heute Gestern traf Se. Hoheit der Herzog von Sachsen - Meiningen zum Besuch am hiesigen Hose hier ein.

Deutsche Kolonien.

den Hals, leßtere auf

Coburg, 20. Dezember.

aus England hierher zurückgekehrt.

Der „Köln. V-Ztg.“ wird be- richtet, daß ein am 18. d. in Berlin eingetroffener Draht- be:iht aus Zanzibar den Tod des Lieutenants v. Medem, Befehlshabers der Station Mpwapwa, meldet.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. Dezember. (W. T. B.) Im Herrenhause sprach heute der Minister-Präsident Graf Taaffe im Auftrage des Kaisers die Vertagung des Reichsraths aus.

Großbritannien und JFrlaud. London, 21. Dezember. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat Lord Salisbury dem portugiesischen de Barros Gomes, ten Petre eine Vorstellungen südöstlichen drückliche Auftretens im Zambesi - Gebiet gefordert Drohungen : Thatsachen auf, durch welche ih England beschwert fühlt, und fordert die Wiederherstellung des Status quo 1m südöstlihen Afrika. Daß die von einem verantwortlichen Ver- treter Englands aufgepflanzte englishe Flagge herab- genommen und beseitigt werde, könne die englishe Regierung unter keinen Umständen gestatten.

Die amtliche „London Gazette“ vom 20. Dezember ver- Süd - Afrikanischen Das Gebiet der

Nuswärtiazen, Gesand-

Portugals

Minister des durch den englischen überreichen das Vorgehen

Zurücckweisung

Mißbilligung Agenten

portugiesischen

(Vergl. Portugal.)

eng lischen Gesellschaft bewilligten Schußbries. 2 ) Gesellschaft liegt im Norden von British-Betshuana-Land, 1m Norden und Westen der Süd-Afrikanishen Republik und im Westen der portugiesishen Gebietstheile, f theilt der Gesellschaft feine Jurisdiktion über den Distr Die Gesellshaft ist verpflichtet, den Sklavenhandel auf ihren Gebietétheilen abzuschaffen.

beträgt ca. eine Million Pfund Sterling. Nom, 20, Dezember. i enehmigte in ihrer heutigen Sißung Gesetzentwurf, betreffend bie Aufhebung der Diffe-

öffentlicht

Der Schußbrie

Das Betriebskapital

(W. T. B) Deputirtenkammer

@

renzialzölle, mit 170 gegen 50 Stimmen und verta si darauf bis zum 20. Januar k. J. gte Die „Riforma“ bemerkt der „Times“ gegenüber, welche talien Eroberungspläne im Sudan zugeschrieben hatte: talien sei seit langer Zeit in allen Afrika betreffenden Fragen im Einvernehmen mit England vorgegangen uad werde von dieser alten Freundschaft nicht plöglih zu der gewaltsamen Eroberung des England wenigstens indirekt unter- worfenen Hafens von A gig übergehen.

Spanien. Madrid, 20. Dezember. (W. T. B.) Nach der amtlichen „Gaceta“ macht die Genesung des Königs gute Fortschritte ; er wird heute das Bett verlassen.

Portugal. Nachrichten der „Daily News“ aus Lissabon zufolge sträubt \sih der portugiesishe Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten, de Barros Gomes, sehr dagegen, den Forderungen der britishen Regie-

xung Genugthuung zu leisten, weil er sih fürhtet, der

Opposition und namentlich den Republikanern einen Vor- wand zu liefern, einen politishen Feldzug gegen das gegenwärtige Kabinet zu eröffnen. Er “dürfte die Hal- tung der Presse und der Parteien in Mga als Beweis dafür hinstellen, daß die öffentlihe Meinung ihn darin unterstüßge, den Ansprüchen Englands Widerstand zu leisten. Würde eine schiedsgerichtlihe Schlichtung der kleinen Streitfälle zwishen den beiden Ländern vorge- schlagen, so dürften sie den Vorschlag wahrscheinlih an- nehmen. (Vergl. Großbritannien und Frland.)

Einer weiteren Meldung der „A. C.“ aus Lissabon ufolge, soll dort eine Gesellschaft gegründet werden, deren fuedte denen der großen englisch-afrikanischen Handelsgesell- haft ähnli sein würden. Das Kapital des Unternehmens, welches die Bezeichnung „Sociedad Commerciale e Coloniale“ führen soll, würde ausschließlich von portugiesischen Kapita- listen beschafft werden.

Schweiz. Bern, 18. Dezember. (W. T. B.) Das ate “über die eidgenössishe Wahlkreis- Eintheilung ist gescheitert, weil sih der National- und der Ständerath über die Eintheilung des Wahlkreises Berner Jura nicht haben einigen können.

Der Bundesrath hat im Nationalrath erklären lassen, daß er in der nuüchsten Juni-Session über die Frage be- rihten werde, ob die Gotthardbahn genügend erstarkt sei, um zum Bau nördliher Zufahrtslinien angehalten werden zu können; zunächst liege ihr die Herstellung des zweiten Geleises ob.

Belgien. Brüssel, 20. Dezember. (W. T. B.) Heute trat die zur Prüfung der Fragen Betreffs U nterdrückung des Sklavenhandels zur See eingeseßzte Kommission zu einer Sißung zusammen ; in derselben wurden die allgemeinen Gesichtspunkte über mehrere Fragen aufgestellt, die Dis- kussion jedoch bis zur Rüdckehr der Bevollmächtigten aus den Weihnachisferien verschoben.

Rumänien. Bukarest, 20, Dezember. (W. T. B.) Jm Senat stellte heute der Minister-Präsident Mano bezüglih des Amendements zum Adreßentwurf, welches den gestrigen Zwischenfall hervorgerufen hatte, die Vertrauens- frage. Der Senat sprah sein Vertrauen zu der Regierung mit 61 gegen 36 Stimmen aus.

Serbien. Belgrad, 20. Dezember. (W. T. B.) Die amtliche Meldung der Ernennung Mahmud Bey's zum hiesigen türkischen Gesandten traf heute hier ein.

Bulgarien. Sofia, 21. Dezember. (W. T. B.) Die Sobranje begann gestern die Debatte über das Budget. Die Mitglieder der Opposition verlangten die Verringerung der Ausgaben, was jedoch Stambulow nach der gegenwärtigen Sachlage für unmöglich erklärte. Der Etat des Fnnern wurde angenommen. Das gesammte Defizit für das Rechnungsjahr 1890/91 beträzt 18 Millionen.

Zwischen der Regierung und den Delegirten der Anshlußbahnen ist eine Vereinbarung wegen Ankaufs der Linie Vakarel-Bellowa zum Preise von 150 000 Fr. per Kilometer, zahlbar in Schaßscheinen innerhalb 10 Fahren, getroffen worden.

Amerika. Brasilien. Jn Lissabon ist, wie dem „Bureau Reuter“ von dort unterm 19. d. gemeldet wird, ein Telegramm von dem Finanz-Minister der vorläufigen Regierung von Brasilien, Dr. Ruy Barbosa, eingegangen, worin dieser sagt, daß das von dem früheren Premier- Minister, Vicomte de Ouro Preto, erlassene Manifest (vgl. Nr. 302 des „R.- u. St.-A.“), nah den telegraphisch übermittelten Auszügen zu urtheilen, ein Schriftstück wäre, das seines Verfassers unwürdig sei. Der Vicomte lohne es der Regierung \{chlecht, daß sie sein Leben gerettet habe. Dr. Bar- bosa bestreitet die Behauptung des früheren Premiers, daß, während er sich in Gewahrsam befand, ein Peloton in Bereit- {haft gehalten worden sei, um ihn zu erschießen, und er be- zeihnet auch die gegen den Kriegs-Minister, Vicomte de Mara- caju, erhobene Anklage, daß er Dom Pedro gegenüber als Verräther gehandelt habe, als unwahr. Der Kriegs-Minister sei im Gegentheil von der Republik seines Postens enthoben, weil er die Armee und das Land verrathen habe, Die Motive der Revolution seien nicht unbedeutend gewesen, da die monarchischen Parteien, die liberale wie die konservative, sih als aufgelöst betrachteten. Das Manifest, fährt der Minister fort, sei zu dem Zweck geschrieben, Europa zu täushen. Der Vicomte de Ouro Preto werde in Brasilien verabsheut. Die Wieder- herstellung der Monarchie sei unmöglih. Es bestehe ein

chußg- und Trußzbündniß zwischen der Republik Brasilien und dem ganzen Amerika. Die nationale Wohlfahrt vergrößere sih. Es seien Kommissionen ernannt worden, um eine neue Verfassung und neue Wahlgeseße auszuarbeiten, und die pro- vijorishe Regierung werde ein Dekret erlassen, welches die Duldung aller religiösen Glaubensbekenntnisse verkündige und die Civilehe gestatte. i ganzen Lande herrsche absolute

uhe. Die Finanzlage sei gesichert.

Der bra silianisheGeschäftsträger in Rom erhielt von dem S er unterm 19. d. M. ein Telegramm, worin die Behauptung zurückgewiesen wird, daß die Revolution in Brasilien ourch die Abschaffung der Sklaverei veranlaßt sei, Die Ursache der Revolution sei vielmehr darin zu

suchen, daß die Monarchie seit 60 Jahren alle liberalen Re-

ormen hinausgeschoben habe; die Gelegenheit zu der evolution habe ein militärisherZ wischenfall geboten.

Das Ministerium hoffe, bald eine konstituirende Ver-

ammlung einberufen zu können; die einzelnenStaaten elen bereits mit der Organisation ihrex Verfassungen beschäftigt. /

Die brasilianische Gesandtschaft in Paris hat von ihrer Regierung eine telegraphische Mittheilun g erhalten, in welher den beunruhigenden Nachrihten über einen am 18. d. in Rio vorgekommenen Zwischenfall entgegen- getreten wird, welcher dur einige betrunkene Soldaten in Abwesenheit ihrer Offiziere hervorgerufen wurde. Die Ruhe sei sofort wieder hergestellt worden; die Regierung halte mit fester Hand die Ordnung aufrecht und werde die Schuldigen bestrafen.

Afrika. Aus Zanzibar vom 20. Dezember meldet die „Times“: Dr, Parke, welcher Stanley auf seiner Expedition begleitete und der ärztlichen Beyandlung Emin Pascha's nah dessen Unfall sich unterzog, ist an einem gastrischen Fieber nicht unbedenklih erkrankt.

Heitungsftimmen.

Betreffs der Haltung der freisinnigen Presse zu der dem Bundesrath und Reichstage vorgelegten Sammlung von Akten- stücken über das Schweine-Einfuhrverbot schreibt die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung“:

__ _»Bekanntlich hatte das in diesem Sommer erlassene Shweine- Einfuhrverbot vornehmlich die deutschfreisinnige Presse zu einer Art von agitatorishem Parorvsmus begeistert. Darauf aufmerk'am ge- macht, daß diese Maßregel eine rein veterinär-polizeilibe ist, stellte man nit etwa die Heye gegen dieselbe ein, sondern ¿og si auf die, allerdings hon damals nit stihhaltige Behauptung zurück, es sei das zur Beurtheilun; der Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit der An erforderlihe Material der Oeffentlichkeit niht unterbreitet vorden.

__ Diese Behauptung kehrte auch im Reichstage wieder, als dort ein zwar ziemlich abges{wäck@ter Aufguß aller dieser vorher in jener Presse zu Agitationëzzwecken verbreiteten Argumente und Annahmen zum Vortrage gebracht wurde. Allerdings getraute man sh nit§t, die Aufhebung des für die Oftgrenze erlassenen Verbots, Über welhes fast allein man sich do so starke Entrüfstungsunkosten auferlegt hatte, auw nur zu beantragen, sondern man beschränkte si darauf, die Aufbeb 1g des auf Dänemark bezüglichen älteren Verbots zu erlangen.

Im Reichstage if von Seiten der Vertreter der verbündeten Regierungen und der nit zur prinzipiellen Opposition gehörigen Redner alles dasjenige thatsählibe Material erneut zu Gehör ge- bracht worden, welches, theils sofort beim Erlaß des auf die Oftgrenze bezüglicwen Einfuhrverbots, tbeils im Verlauf der demselben folgenden Preßcampagne der ODeffentli{keit unterbreitet worden war. Damit wollte sich indessen der „Freisinn“ niht begnügen; seine Presse ge- langte aus den Erörterungen des Reichstages vom 18. und 19. No- vember nur zu dem Ergebniß: was dabei zur Begründung der er- griffenen Maßnahmen vorgebra@t worden, fci Gon vorher bekannt gewesen und genüge fo lange wenigstens niht, bis auch das aften- mäßige Material der Oeffentlichkeit unterbreitet sein würde.

Das ift nun mit der Zustellung der Eingangs erwähnten Samm- lung von Aktenstücken an den MReictstag geschehen. Der Reichstag hat zwar vor seiner Vertagung nit mehr Zeit gefunden, derselben seine offizielle Aufmerksamkeit zu widmen; aber bei dem fo augenfällig großen Interesse, das die freisinrigen Parlamentarier dieser Angelegen- heit bis dahin geschenkt hatten bätte man wohl erwarten dürfen, in der von ihnen beeinflußten Presse zu vernehmen, wie der Deutsch- freisinn jeßt über diese Angelegenheit denkt. In diefer Erwartung würde man fich allerdings getäuscht haben: diese den Scbweine- interessen Monate lang mit folwem Fleiße nabgehende Presse ift plößlich verstummt, sie hatte nur noch Worte dazu gefunden, ibren Lesern den Eingang jener Aktenstücke beim Reichstage zu notifiziren, höbstens sich zu einer meist höchs dürftigen Inhal18angabe aufs- zushwingen vermocht.

Wir nehmen an, daß es auc bier heißen soll: qui tacet, con- sentire videtur, und deuten diefes auf den Lärm folgende Schweigen als das dem „Freisinn“ abgenötbigte Eingeständniß, fch nunmehr endlich überzeugt zu baben, daß fein ganzer Feldzug gegen das Schweine-Einfuhrverbot ein von Grund aus verfehlter gewesen und daß die verantwortlihen Instanzen gar nit anders handeln konnten, als sie gethan baben, falls sie sih nit anders dem Vorwurfe aus- seßen wollten, gewichtigen wirtbscaftlihen Interessen des eigenen Landes die nothwendige Pflege, Sorgfalt und Rücksicht zu versagen.

__ Diesen Eindruck wird au Jeder gewinnen müssen, der si un- befangen dem Studium der in Rede stékenden Aktenstücke widmet. Damit wird denn auch wobl angenommen werden dürfen, daß, falls die Hete gegen das Sweine-Einfuhrverbot in der \päteren Wahl- agitation, auf welchbe sie ja von vornherein zuges{chnitten war, noch- mals aufleben sollte, dieser Versu an dem Umftande \ceitern muß. daß die gesammte Freisinniépresse niht mehr von dieser Angeiegenheit zu reden wußte, nachdem Iedem ein Einblick in das Aktenmaterial ermöglicht worden und Zeit zu reden war.“

Die Münchener „Allgemeine Zeitung“ zieht aus dem Verlauf der legen Arbeiter-Bewegung in dem rheinish- westfälishen Kohlenrevier folgende Nußanwendung :

„Jeder denkende Mensch weiß, daß die Bewegung, wenn sie bis zum Bruch gediehen wäre, für das gesammte wirthi{aftlibe Leben des Reichs einen {weren Schlag bedeutet bätte der unser National- vermögen empfindlih getroffen und viele Existenzen zum Opfer ge- fordert hâtte. Je unabsebbarer aber die Folgen waren. um fo größer war die Verantwortung derjenigen, in deren Händen die Entscheidung lag, und wenn ibnen auch das Bewußtscin dieser ungeheuren Verantwor- tuna ibre Aufgabe erleihterte und fie von vornherein eine versöbnlice Haltung einnehmen ließ, so verdienen sie doch Dank für die befriedigende Lösung eines Streites, dessen Verlauf von Jedermann mit ernsten Besorgnissen beobachtet wurde. Alle drei Faktoren, die den Frieden zu Stande gebrawt kaben, Arbeiter, Arbeitgeber und Regierung, theilen sih in das Verdienft, durch weise Mäßigung Deutschland vor einer wirtbs{afiliden Kalamität bewahrt zu baben, und der Erfolg, den man mit Einsicht und Nacwgiebigkeit erzielt, verheißt auch für die Zukunft gute Frühte. Der Weg ift gezeigt, den Arbeiter und Arbeit- geber zu gehen haben, um mit einander auézukommen.

Wenn man zunächst die Haltung der Arbeiter vom Anbeginn der Bewegung bis zu ihrem Äbscbiuß ins Auge faßt, so wird man cinräumen müfsen, daß ibre Forderungen streng faclicher Natur und genau prôzisirt waren, daß fie fic durchaus in den Grenzen der Billigkeit hielten, und daß sie, wenn man von kleinen Zwiswenfällen absieht, in rubiger, maßvolter Weise vorgebracht wurden. Wie weit entfernt warca Inhalt und Ton dieser Forderungen von sozialdemokratishen Tendenzen! Die Arbeiter baben ni@t cinen Augenblick lang den Boden der salihen Unterhandlung verlassen, und ihre Forderungen, nachdem sie cinmal formulirt waren, niht_ dur Fnterpretationékünste zu erweitern versucht... .. Die Sozial- demokraten waren bisber oft nur im Wege des Strafgesetes zur Ordnung zurückzuführen; die Bergarbeiter aber baben si als verständige Leute erwiesen die mit kluger Mäßigung cine Verbefferung ihrer Lage an- streben, den Werth des guten Einvernebmens mit den Arbeitgebern wobl zu schätzen wissen und ein sicheres Verständniß für die Richtung baben, in welcher sie sih zu bewegen haben, um ibre Interessen zur Geltung zu bringen.

Uneingeschränktes Lob verdienen die Arbeitgeber, die erkannten, was die Lage erforderte, und die Aufhebung der „Sperre“ im weitesten Maße beschlossen, so daß die Forderungen der Arbeiter nit nur in der Sache erfüllt waren, sondern daß auch über die friedliche und ent- gegenkommende Stimmung der Grubenverwaltungen ein Zweifel niht mehr auffommen founte. Wenn si in den Kreisen der Arbeiter die Erkenntniß Babn bricht, daß die Arbeitgeber nicht ihre Feinde, sondern ihre Freunde sind, daß sie den verdienten Antheil an den Früchten der Arbeit haben sollen, daß ihre Arbeitsbedingungen si

mit dem wahsenden Erfolge der Arbeit bessern müfsen, dann wird eine Ausstandsgefahr auf absehbare Zeit niht mehr zu fürchten sein. Die Arbeitgeber haben Beweise dafür gegeben; daß sie von solchen Gesinnungen erfüllt sind, und indem sie mit versöhnlihem Geist den Arbeitern gegenübertraten, konnten sie ihre eigenen Interessen am besten \{üßen. Auch für sie ist die Ausstandébewegung ein lehr- reiches Kapitel,

Zwischen beiden Parteien ftanden vermittelnd die Organe der Regtexung... ., «- So viel is gewiß, daß ohne das Dazwischentreten der Regierungsorgane der Ausftand kaum zu vermeiden gewesen wäre. Erst urter dem Einfluß der Regierungs- vertreter verstanden \sich die Grubenverwaltungen zu um- fafsenden Konzessionen, und ebenso ließen si{ch die Arbeiter durch die freundlide, warme Intervention der Ober-Präsidenten bewegen, den Gedanken an Ausstand aufzugeben, Mit Bajonnetten hätte man vielleiht dasselbe Resultat erzielt und eine bedrohliche Arbeiterbewegung für den Augenblick niedergeschlagen. Aber die Regierun; war- bestrebi, - en Friedens einzig Sund allein aus dem Boden der Unterhandlung zwischen beiden Parteien herzustellen, und daß ihr das gelungen ift, soll ihr hoh angerechnet werden. Sie hat damit nit allein die Gefahr des Augenblicks abgewendet, sondern auch für die künftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen Arbeit- gebern vnd Arbeitern mit Glück vorgearbeitet.“

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

__ Gestern Abend ging Halévy's Oper „Die Jüdin“, welhe in diesem Frühjahr neu einstudirt wurde, mit neuer Besetzung einiger Rollen in Scene. Den „Cardinal“ sang Hr. Riehmann vom Großherzoglichen Hof-Theater in Darmstadt als Gast. Der Zänger ist unserm Publikum von seinem Auftreten in der Kroll’sben Sommeroper feit Jahren wohl bekannt und bat sich durch die Tüchtigkeit seiner Leistungen sowohl in gesangliher wie in darstellerisher Beziehung die Gunst desselben längst erworben. Als „Cardinal“ entwickelte Hr. Riebmann gestern Abend wieder die bei ihm bekannte musikalishe Sicherheit und Genauigkeit, welche in Verbindung mit einem wohldurch- dachten Spiel des Erfolges sicher ist. Die Stimme, der es an Kraft und Fülle nit gebriht, kam aber an dieser Kunststätte nit fo mächtig zur Wirkung wie in dem räumlich beschränkteren Kroll- hen Saal, Den „Eleazar“ sang Hr. Rothmühl mit \{önstem Gelingen in allen Einzelheiten und verstand auch \{auspieleris, den fanatisbea Hebräer treflich zu charakterisiren, Der Beifall, der ihm zu Theil ward, war daher mit Recht ein beson- ders nachbaltiger. Die Damernrollen waren ausnahmslos gut beseßt. Frl, Leisinger sang die „Prinzessin Eudora“ mit s{chöôner Stimme end mit warmer Empfindung in vornehmem Stil, Die „Recwa“ des Frl. Hiedler ließ aufs Neue die Fort- schritte erkennen, welhe die ftrebsame Künstlerin fortdauernd macht. Der Ton klang voll und edel, und der Vortrag fand den natürlicen Ausdruck fkeushen Empfindens und starker Leidenschaft. Am wenigsten Theilnahme fand Hr. Alma als „Leopold“ ; feine angenehme, weiche Stimmung kam rit re&t zur Geltung. Das gut befetßte Haus überschüttete die Mitwirkenden nah jedem Akti{luß mit kräftigem, herzlichen Beifall, der die Kürstler wiederbolt vor die Gardine rief.

Königliche Scwauspiele.

Der Spielplan für die Oper für die Zeit vom 22. bis 30, Dezember lautet : Am Sonntag, den 22. Dezember: „Götter- dämmerung“ ; Montag, den 23.: „V. Sinfonie“; Dienstag, den 24.: Gesclossen; Mittwoc, den 25.: „Don Juan“ ; Donnerstag, den 26.: „Aennchen von Tharau“, „Wiener Walzer“ ; Freitag, den 27,: „Der Trompeter von Säkkingen“ ; Sonnabend, den 28.; „Die Howhzeit des Figaro“ ; Sonntag, den 29,: „Die Afrikanerin* ; Montag, den 30.: „Lohengrin“ ;

für das Schauspiel: Am Sonntag, den 22. Dezember: „Wilhelm Tell*; Montag, den 23.: „Die zärtlihen Verwandten“ ; Dienstag, den 24.,: Geschlossen ; Mittwoch, den 25.: „Wilbelm Tell“; Donnerstag, den 26: „Die Journaliften; Freitag, den 27.2: „Die Quigow's; Sonnabend, den 28, „Die Geschwister“, „Eilen“, „Die Prüfung“; Sonntag den 29,; „Die Räuber“; Montag. den 30.; „Tilli“.

Deutsches Theater

Als das Deutsche Theater vor einigen Jahren den „Hamlet“ zur Aufführung brachte, hberrshte in der Presse die einmütbige Ansiot, daß fi die Direktion dur die Aufnabme dieser Tragödie in das Repertoire der Bühne ein bobes Verdienst erworben habe. Es ift daber erfreulich, daß der „Hamlet“ auc in dieser Saison neu einstudirt wurde, und die gestrige Aufführung zeigte, daß mit ihr viel- faden Wünschen Rechnung getragen worden ist. Frl. Geßner spielte die Ophelia, welche sie für eine erkrankte Kollegin übernomuten hatte. Sie zeigte sich auch in dieser Rolle als die feinfüblige, na» denkende Künstlerin, welche alle von ibr dargestellten Charaktere sorg» fältig studirt und den Gestalten von ihrem eigenen Seelenleben etwas einzuflößen versteht; zart und echt weiblich war diese Opbelia, weiche das Rollenfah der Dame um eine recht dankbare Partie vermehrt. Der Hamlet des Hrn. Sommerstorff ist von den früberen Vorstellungen her auf das Vortheilhafteste bekannt. Wenn Herr Sommerstorf au jeßt nod nicht von dem trübsinnigen Dâänenprinzen ein völlig ers{chövfendes Bild bietet, so darf man do seinen Hamiet als eine hohachtbare fünftleriswe Leistung betraten. An der Darstellung des Königs durch Hrn. Pohl batten wir {on bei früheren Aufführungen nichts zu tadeln, und scine ge!‘trige Partnerin, Frl. S{öller, war gleichfalls eine Königin, wie sie der von dem Diéter gezeichneten Gestalt durchaus entsvribt. Anerkennung verdient Herr S chwe lla als Laertes. Alles in Allem genommen war das Ensemble wieder ein treflihes und faud den woblverdienten Beifall. :

_ Morgen wird „Faust“ I. Theil und übermorgen, Montag, „Der Pfarrer von Kirchfeld*" gegeben. Am Dienstag, 24, bleibt das Theater ges{lossen; die Kasse ist von 10—1è Uhr geöffnet. Das weitere Repertoire der Wote ist folgendermaßen festgesteilt: Mittwoch, erter Feiertag: „Der G'wissenswurm“ ; Donnerstag, zweiter Feiertag: „Der Sohn der Wildniß“ ; Freitag, dritter Feiertag: „Faust's Tod“ ; Sonnabend, 28. : Unbestimmt; Sonntaz, 29,: „Göy von Berlichingen“.

Berliner Theater.

Das Repertoire der nähsten Woche lautet: Am Sonntag, den 22. Dezember: „Cornelius Voß“; Montag den 23 : „Hamlet“; Dienftag, den 24.: Ges{blofsen; Mittwoch, den 25.: „Hamlet“; Donnkeritag, den 26.: „Hamlet“; Freitag, den 27. (aufgehobenes Abonnement): „Hamlet*; Sonnabend, den 28.: „Die wilde Jagd“; Sonntag, den 29,: „Hamlet“.

Lessing-Tdzeater.

Das Repertoire fü. die Weibnahtswote lautei folgendermaßen : Sonntag: „Die Ehre“, Montag: „Die Ehre“, Dienstag, den 24. De- zember bleibt das Theater ges{lossen, Mütwoh: „Die Ehre“, Donnerstag: „Der Zaungast“, Freitag: „Die Ehre“, Sonnabend: „Der Fall Clémenceau“, Sonntag: „Die Ehre“. Zur Bequemlichkeit des Publikums werden Billets zu den Feiertags-Vorstellungen bereits vom Sonntag ab an der Tageskafse des Lessing-Theaters ausgegeben.

Mannigfaltiges.

Der Entwurf für die Umgestaltung des Alexander- platzes bat, laut Mittheilung der „Voß. Ztg.“, die Geneh- migung Sr. Majestät des Kaisers und Königs erbalten. Die Gesammtkosten werden auf 337700 berewnet, wovon 30 090 Æ auf! die gârtnerishen Anlagen, 3091 700 # auf die Um- pflasterung der Straßen und 6000 # auf die Errihtung eines Springbrunnens auf dem nördlihen Tbeil des Platzes entfallen. Der Springbrunnen foll in der Größe der auf dem Pariser Plag