ck--- - -- 20—-Boni- 1. Jouar -brülernimmbdan Sautmerherrndienst
(eei war. Sodann sprachen Se. Majestät den Oberst- ieutenant von Gottberg, Commandeur des Leib-Garde- Husaren-Regiments, und empfingen um 3 Uhr Nachmittags den Obersten und Flügel-Adjutanten von Plessen, Commändeur des 1. Garde-Regiments z. F. Am Sonntag nahmen Se. Majestät um 11/4 Uhr Mittags die Meldung des General-Lieutenants und General-Adjutanten von Versen anläßlich seiner Ernennung zum Commandeur der Garde-Kavallerie-Division entgegen. Heute Vormittag arbeiteten Se. Majestät zunächst allein. Um 10 Uhr fand eiue Jagd auf Fasanen und Hasen in der nächsten Umgebung des Neuen Palais statt, von der Se. Majestät gegen 11/4, Uhr zurückehrten. Nach der Mittagstafel sollte die Uebersi-delung des Kaiser- e Hoflagers nach Berlin mit Sonderzug um 3!// Uhr olgen.
bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin der Königliche Kammerherr von Buch auf Schloß Stolpe a./O.
— Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta- Hospitals bei und empfing den Besuch Sr. Groß- herzoglihen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Baden.
Heute findet bei Jhrer Majestät, wie alljährlih, im König- lihen Palais ein Diner statt, zu dem die hier afkkreditirten Botschafter und deren Gemahlinnen geladen worden sind.
— Der General-Lieutenant von Versen, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, bisher Com- mandeur der Kavallerie-Division des XV. Armee-Corps, welcher kürzlih in gleiher Eigenschaft zur Kavallerie-Division des Garde-Corps verseßt worden, ist zum Antritt dieser Stellung hier eingetroffen.
— Der Jnspecteur der Feld-Artillerie, General-Lieutenant I s go bi, ist nah Beendigung seines Urlaubs hierher zurück- gekehrt.
— Der Regierungs-Affsessor Dr. jur. Brockhoff zu Breslau ist an die Königliche Regierung zu Arnsberg verseßt und der Regierungs: Assessor Schulte der Königlichen Regie- rung zu Breslau überwiesen worden. — Die Regierungs- Nefcrenbare Dr, Vormiaum aus Hannover, Dr. Kriege aus Lenabrück, Dre, 2:nz aus Koblenz, Neumann aus
terseig und Grommelt aus Gumbinnen haben am 21. d. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Ver- waltungsdienst bestanden.
-— S. M. Krauizer-Frega‘t: „Leipzig“ (Flaggschiff des Krerzer-GesZwaders), Kommandant: Kapitän zur See Plüd de- mann, mit dem Geschwader-Chef, Contre-Admiral Dein- har an Bord, isi am 28. Dezember in Port Said ein- getroffen.
VBowyern. München, 28. Dezember. Wie die „Alg. Ztg.“ mittheilt, ist der Staats-Minister des Jnnern, Freiherr vón Feili\ch, seit gestern erkrankt; die Heilung des unge- tährlihen Leidens werde zwei bis drei Wochen dauern. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin war das Allgemeinbefinden befriedigend und der Patient fieborfrei. Die Vertretung des Ministers hat gestern im Allerhöchsten Auftrage der Staats- Rath i. o. D. Dr. von Neumayer übernommen.
Jm Befinden des Minister-:Présidenten Dr. Frhrn. von Luß ist eine erfreulihe Wendung zum Besseren eingetreten.
Im Geset- und Verordnungsblatt Nr. 51 wird heute das von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten u. d. 22. Dezember d. J. vollzogene Geseg, Abänderung einiger Bestimmungen des Gefeßes über das Gebührenwesen be- trefrend, publizirt. Dasselbe tritt mit dem 1. Januar 1890 in Kraft.
Württemberg. Stuttgart Jhre MAGE: gi erTrantt.
Baden. Karlsruhe, 29. Dezember. Der Groß- herzog hat, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, den dem WMii- nisterium des Jnnern zur Dienstleistung beigegebenen Ge- heimen Regierungs-Rath Karl Heinrih Baader in Karls- ruhe und den Ober-Amtmann Karl Heil in Waldshut zu Ministerial-Räthen bei dem Ministerium des Jnnern er- nannt.
Sachsen-Meiningen. Meiningen, 28. Dezember. Das „Regierungsblatt für das Herzogthann Sachsen-Meiningen“ veröffentliht eine Ministerial-Bekanntmahung vom 25. d. M., betreffend den Nachtragsvertrag vom 30. März 1889 zum Staatsvertrage vom 11. November 1878, die Zusammenlegung der Bezirke mehrerer Land- gee zu gemeinsamen Schwurgerichtsbezirken etreffend.
__ Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 27. Dezember. Die „Gemeinschaftlihe Gesez-Sammlung für die Herzogthümer Coburg und Gotha“ enthält eine Verordnung, die Mit- theilung von Strafnachrihten an auswärtige Re- gi erungen betreffend, vom 30. November 1889, und eine O
: 30. Dezember. (W. T. B.) die Königin ij an der Jnfluenza leiht
tinisterial-Bekanntmachung, die Aufhebung der
rdnung für das Lehramt an höheren Schulen in den sachsen-ernestinisch:.n Staaten vom 21. Oktober 1887 und die an deren Stelle erlassene neue En inger dnutta vom 1. November 1889 betreffend, vom 30. November 1889.
Reuß ä. L. Greiz, 27. Dezember. (Leipz. Ztg.) Se. Durchlaucht der Fürst hat sich heute Morgen nah Nach od in Böhmen begeben zum Besuch Sr. Durchlaucht des Prinzen dortfclbA u Schaumburg-Lippe und zur Theilnahme an den dortselbst A attfindenden größeren Jagden.
Deutsche Kolonien. Den neuesten Meldungen des
„R. B.“ aus Bagamoyo über Zanzibar, vom 29. d. M.,
gu hat fih das Befinden Emin Pascha's wieder ge- essert.
Oesterreih-Ungarn. Wien, 30. Dezember. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König hat dem Ackerbau- Minister Grafen Falkenhayn das Großkreuz des Leopold -: Ordens verliehen, den Minister für Landes-
Dr. Gautscch in den Freiherrnstand erhoben und dem Minister der Justiz Grafen Shönborn sowie dem Minister ohne ortefeuille, Ritter von Zaleski, den Orden der Eisernen rone erster Klasse verliehen. Die Konferenzen der deutshenundderczechischen Vertrauensmänner beginnen am 4. Januar im Palais des Ministerraths-Präsidiums unter dem Vorsiß des Minister- Fe Grafen von Taaffe. Fürst Alexander AAALGLA ist ebenfalls zu den- Konferenzen eingeladen worden.
Zwischen der österreichischen und der preußischen Regierung ist vor zwei Fahren ein Uebereinkommen in Betreff der Vermessung und Kartirung der österreichish-preu- ßishen Landesgrenze zwischen Oesterreithifch- Schlesien, Mähren und Galizien einerseits und dem preußischen Regierungsbezirke. Oppeln andererseits, und zwar I Strecke von Weiswasser in Schlesien bis zur Tufchen Gre be Slupna in Galizien zu Stande gekommest. Vorerst wurde diese Vermessung und Kartirung in der Strecke von Weiswasser bis zur Einmündung der Biala- in die Weichsel bei Dziedziß vorgenommen. Nach deren Durchführung wird, der „Pol. Corr.“ zufolge, nunmehr zur Vermessung und Vermarkung des weiteren, zwischen dem preußischen Rei €ungs- bezirk Oppeln und Galizien bis zur russishen Grenze bei Slupna sih hinziehenden Grenztheiles geschritten werden.
Prag, 28. Dezember. (W. T. B.) Ueber die gestrige Sizung des Exekutiv-Comités der deutsch-böhmischen Abgeordneten ist von der deutschen Parteileitung folgendes Communiqué ausgegeben worden:
Die Regierung bat neuerdings Vorschläge zur Abhbalturg einer Konferenz über die deuts{ch- böhmischen Angelegenheiten gemaht. Das Exekutiv-Comité der deutsh-böhmischen Landtags-Abgeordneten hat gestern die Beschickung einer solhen Konferenz beschlossen und fünf Verireter für dieselbe nominirt.“
Großbritannien und Frland. London, 29. Dezember. (W. T. B.) Das „Reuter'’she Bureau“ erklärt das Gerücht, das englische Mittelmeer-Geshwader habe Befehl erhalten, sich im Hinblick auf die a mit Portugal in Gibraltar zu versammeln, für unbegründet, ebenso unbegründet sei das Gerücht von. einem Einver- nehmen Englands mit den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zum Zweck der Ausübung eines Druces auf Portugal durch eine gemeinsame Flottendemon- stration. — Der portugiesishe Gesandte Martins d'Antas überreihte dem Marquis von Salisbury gestern die Antwort Portugals auf die jüngste Note E Wie es heißt, hätte Portugal einen Aufschub verlangt, um Erklärungen von Serpa Pinto einzuholen, und sei dieser Aufschub bewilligt worden.
Wie verlautet, begiebt sich das englische Kanonen- boot „Swallow“ nah Rio de Janeiro zum Schutze der englischen Fnteressen. Zwei weitere Schiffe werden voraussihtlih demnächst von Montevideo dahin abgehen.
Jn Bombay ist am 25. Dezember der 6. Kongreß der indishen Eingeborenen eröffnet worden. Das „Reuter'’she Bureau“ berichtet darüber :
Die Versammlung war von 2000 Delegirten, darunter auch einigen Damen, besucht. Als Gâste wohnten derselben u. A. tie Parlaments- Abgeordneten Bradlaugh und Henniker Henton bei. Zum Versigenden wurde einstimmig Sir William Wedderbuzn erwählt, welcher in seiner Eröffnung der waltyng +Lord Ripon's warmes Lob zollte. Die britische Her)°,70ft ndl ekiegt dckiugemein vom indishen Volk als nationale anertai ung Wis noch feble, wäre die parlamentarische Kontrole über ir&, He Angelegenheiten. Die Akte von 1858 habe jene Kontrole verringert und die Gelegenheit genommen, von Zeit zu Zeit Beïchwerden vorzubringen. Die engliswez Konservativen sollten gleichfalls dafür eintreten, daß eine unparteiise. parla- mentarische Kontrole der indishen Verwaltung in England aus- geübt werde. Der indishe Handel mit Großbritannien fei gering wegen der Armuth der indi\{chen Bauern. Die Ausfuhr von England nah Australien betrage 18 £ per Kopf, die nach Indien nur 18 d per Kopf der Bevölkerung. Der englishe Kausmannëstand könnte viel für die Wohlfahrt des indishen Volkes thun; dann würde auch der Handel mit Indien reißend zunehmen. Zum Schlusse befürwortete Sir W. Wedderburn die Umbildung des indishen Rathes.
In der Sitzung vom 26. d. M. wurden nach erschöpfender Er- örterung mehrere Beschlüsse gefaßt zu Gunsten der Bildung eines außerordentlichen Elektorats von 12 Personen für je eine Million Seelen der Bevölkerung welche Vertreter in den Reichsrath und den Provinzialrath wählen sollen, und zwar soll mit verhältniß- mäßiger Vertretung der Minderheiten einer auf je 5 Milionen Einwohner kommen. Die gewäblten Mitglieder würden eine Hâlste der Gefammtzahl der Mitglieder genannter Räthe bilden. Die andere Hâlfte soll theils aus Mitgliedern ex officio, theils aus ernannten Mitgliedern bestehen. Mr. Bradlaugh wurde ersucht, auf den angedeuteten Grundlagen eine Vorlage für das Reichs- Parlament auszuarbeiten.
In einer am 27. in Bombay abgehaltenen Versammlung von Mohammedanern unter dem Vorsiß des Kazi oder Paupt- priesters der mohammedanishen Gemeinde wurde ein Beschluß gefaßt, wel@er erklärt, daß die Mohammedaner als ein Gemeinwesen den indishen nationalen Kongreß beanstanden.
_ Frankreih. Paris, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Minister des Jnnern, Constans, ist in Toulouse zum Senator gewählt.
_ Jtalien. Rom, 28. Dezember. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ wird der Kronprinz in der ersten Hälste des Januar eine dreieinhalbmonatliche Reise nah Griechenland und der Türkei antreten und von da aus den weiteren Orient besuchen.
Die von der „ZJtalie“ gebrahte Nachricht, das Regle- ment über die Aufhebung der Differentialzölle sei noch nicht fertig, und es würden deshalb die beftehenden Instruktionen noch einige Zeit aufrecht erhalten werden, wird für gänzlih unbegründet erklärt, mit dem Bemerken, daß die neuen Jnstrukftionen im Gegentheil bereits erlassen seien und die Aufhebung der Differentialzölle am 1. Januar in Kraft trete.
Portugal. Lissabon, 28. Dezember. (W. T. B.) Heute fand die seierlihe Ausrufung des neuen Königs Don Carlos statt. Der König und die Königin begaben sih dazu in feierlihem Zuge, welchen der Herzog von Oporto eröffnete, nah dem Sißungsgebäude der Cortes. Hier bestiegen Jhre Majestäten den Thron, worauf König Don Carlos, indem er die Hand auf das Evangelien- buch legte, den Schwur leistete, die Religion und die Integrität des Königreihs aufreht erhalten, der Verfassung und den Geseyzen treu bleiben und für das allgemeine Wohl der Nation sorgen zu wollen. Der Präsident der Cortes proflamirte hierauf Don Carlos I. als König von Portugal, während die Anwesenden in Jubelrufe ausbrachen, auf welche
vertheidigung Grafen Welsersheimb in das Herren- haus berufen, den Minister für Kultus und Unterricht
begab sich darauf in die Kirche San Domingo. Bei seinem Eintritt in das reih ges{müdckte Gotteshaus wurde der König vom Patriarchen empfangen. Dem Tedeum wohnten das gesammte diplomatishe Corps, die Minister und die 0 a Persönlichkeiten bei. Nah der Feier begaben fich der König und die Königin zum Stadthause, wo der Präsident des Munizipalraths Sr. Majestät die Schlüssel der Stadt über- reihte. Der König hielt eine Ansprache, in welcher er den Portugiesen für die ihm kundgegebene Königstreue dankte. Der Präsident des Munizipalraths verkündete der versammelten Volksmenge darauf, daß Don Carlos I. als König von Portugal ausgerufen worden sei. Die Bevölkerung begrüßte die Mittheilung mit lang anhaltenden E Danach be- wegte fih der Zug wieder nah dem Palais von Belem zurück. — Morgen findet eine Revue über die Truppen der Garnison statt.
er b nung in Portugal, welcher sih- in der leßten Zeit voll- zogen habe. „Die zahlreiÞh und geschäftig , denn, daß eine große politische Land ergösse. Bis vor Kurzem saßen sie auf dem hohen Pferde wegen des angeblihen republikanishen Sieges in Brasilien. Jhre Führer wurden ordentlih stolz durch die Telegramme, welche ihnen direkt von Dr. Barbosa und Senhor Constant zugingen. Aller Jubel hörte aber plößlich auf, als die Militärdiktatur in Brafilien auf ein Jahr ver- längert wurde. So prahlerish die portugiefishen Republikaner bisher waren, so niedergeschlagen sind sie jeßt. Es hat sihch sogar in ihren Reihen eine entschiedene Reaktion zu Gunsten der Monarchie vollzogen.“
— Wie „W. T. B.“ meldet, ist die bisherige Kaiserin von Brasilien am 28. d. M Nachmittags in Oporto gestorben. Eine Herzkrankheit soll die Urj)ache des Todes gewesen sein. Den vorliegenden telegraphishen Nachrichten zufolge befand \sih der Kaiser Dom Pedro gerade im Museum der shöônen Künste in Oporto, als der brasilianishe Konsul herbeieilte und ihm den bedenklihen Zustand der Kaiserin meldete. Als der Kaiser in das Hotel zurückehrte, war die Kaiserin jedoch bereits verschieden. Der Leichnam der Kaiserin wird in der Kirche da Lapa ausgestellt und dann nah Lissabon gebraht werden, wo die Beisezung in dem Pantheon St. Vincent, der Begräbnißstätte der Braganza, erfolgen wird. (Die Kaiserin Therese, Prinzessin von Bourbon und beider Sizilien, war am 14. März 1822 ge- boren und wurde am 4. September 1843 mit dem Kaiser Pedro IT. vermählt.)
Eine offizielle Depesche der brasfilianishen Gesandtschaft in Paris dementirt die Nachricht, daß die Güter der bra- silianishen Kaiserfamilie konfiszirt seien. Es sei lediglich die in das Budget eingestellte Dotation gestrichen worden.
Serbien. Belgrad, 30. Dezember. (W. T. B.) Bei den Gemeinderathswahlen hier am Orte erzielte die Liste der Radikalen 782, die der vereinigten Oppo- sition 83 Stimmen; da von der Mehrheit das erforder- liche Drittel aller eingeshriebenen Wähler niht ekïeiht ist, so sind hier Neuwahlen erforderlih. Jn Pozarevac, dem bisherigen Sig der Opposition, sind die Radikalen durhgedrungen.
Bulgarien. Sofia, 29. Dezember. (W. T. B.) Jn der Sobranje erklärte der Minifter des Aeußern Dr. S transki gegenüber dem Mitgliede der Opposition Ts\schat- \heff, die Regierung thue in Bezug auf die Frage der Anerkennung des Prinzen alles Nothwendige, er halte es indessen für inopportun, bezügliche Details mitzutheilen. Jn Bezug auf das rumänische Projekt, betreffend den Bau einer Dona ubrüdcke bemerkte der Minister-Präsident Stambulow, diese Frage sei vollständig eine innere Angelegenheit Rumäniens. Der Kriegs-Minister Mutkurow hob gleichfalls gegenüber Tschatscheff hervor, es sei unwahr, daß sich die Militär- kommission gegen das Achtmillimeter-Manlichergewehr aus- gesprochen hätte.
Die Sigzungen der Sobranje wurden heute Vormittag durh den Prinzen Ferdinand mit einer Rede ge= shlossen, in welcher er fkonstatirte, daß die abgelaufene Session Dank dem Eifer und der Thätigkeit der Deputirten eine fruchtbare gewesen sei.
Amerika. Vereinigte Staaten. New - York 28. Dezember. (W. T. B.) Aus Barnwell (Südcarolina§ eingegangenen Nachrichten zufolge drang in der vergangenen Nacht eine große Anzahl von Weißen, die sh durch Masken unkenntlich gemaht hatten, nach Ueber- wältigung der Gefängnißwärter in das dortige Ge- fängniß ein, wo 8 wegen Mordes verhaftete Neger gefangen gehalten wurden, führte die Neger eine kurze Strecke vor die Stadt und {oß sie daselbst nieder. Aus der Stadt und deren Umgegend hatten fich in Folge dessen die Neger in großer Anzahl zusammengerottet; der Gouverneur war, da Ruhestörungen befürchtet wurden, um die Absendung von Truppen ersucht worden.
Meldungen aus San Salvador besagen, daß im De- partement Cuscatlan unter der Führung des Generals Rivas, welchem eine beträhtlihe Truppenzahl zu Gebote Bee ein Aufstand ausgebrochen sei. Die Regierung hatte
j ian Militär zur Unterdrückung des Aufstandes ab- gesandt.
Afrika. Dem bereits telegraphisch erwähnten Brief des Dr. Peters vom 8. Oktober d. J. an seinen in Nürnberg lebenden Bruder ist nach dem „Nürnberger General-Anzeiger folgende Stelle zu entnehmen :
„Ich hatte nah einem anstrengenden Steppenmarsche zunächst einen Freundschaftsvertrag mit dem leßten Gallasultanat am oberen Tana gemacht (den alten fabelbaften Kokarra). Leider haben Differenzen zu einem Kampfe geführt, der am 6. Oktober in der Nacht stattfand und in welhem der Gallasultan tödtlich verwundet ward. Ich habe mi nuninehr hier zum Herrn des Landes gemacht. Die Gallas sind sämmtlich vertrieben, alle Dörfer, die ganze Ernte des Jahres, elf Boote u. s. w. in meinen Besiy übergegangen. Wenn ih von meiner Expedition zurückehre, werde ich mir hier ein Rubepläßchen einrihten. Gegen unser Unternehmen thürmen sch immer neue S{wierigkeiten auf. Gestern erfahre ih, daß von Often die Somalis stromaufwärts kommen, gegen die ich Schanzen aufwerfen lasse. Jch gehe Ende dieser Woche an den Kenia ab, nah Kitui, wo ih für das oHerz* von Mittel-Afrika eine Expedition mit Eseln organisire.“
aber niht gefährlih, es sei Woge sih über das
meldet, vorgestern auch an das Berliner Emin Pascha-
die Hochrufe der vor dem Sizungsgebäude der Cortes ver- sammelten zahlreichen Menschenmenge antworteten. Der Zug
Außer diesem Briefe ist, wie die f Emin Pasgo
Comité ein Schreiben von Dr. Peters eingetroffen, welches eben- falls vom 8. Oftober datirt ist. Die „National-Zeitung“ bemerkt
Konversion
Der Berichterstatter der Times“ in Lissgbon konsiati A Sw M Feu me T6 i 0 ¿Fed *
entlihen Mei
epublikaner“, schreibt er, »,ftind zwar
daß auch diese Briefe noch kein Beweis gegen den Tod
E k ers seien, da die Nachrihhten über den Untergang des Dr. ers aus der Zeit nah dem 10. Oktober stammen. Egypten. Kairo, 29. Dezember. (R. B.) Die Antwort der französishen Regierung in Betreff der der egyptishen Schuld fordert die Ver- wendung des Uebershusses aus dem Ertrage der Konversion nah Bezahlung der für die Abschaffung der Frohnarbeit er- p en Summen zur Vermehrung der egyptischen rmee und zum Schußte der Bewässerungs-Anlagen unter
der Kontrole einer besonderen Kommission.
Zanzibar, 29. Dezember. Ein Telegramm des „Reu- ter’shen Bureaus“ meldet: Jn der Angelegenheit der Stan- ley’ shen Expedition gegen Tippo Tip fand gestern vor dem hiesigen Konsular-Gerichtshofe die Vern eh- urs Lea eugen, nämlich Stanley's und Bonny's, statt. Dur ie Vertrage mit der Expedition, nah welchem Leßtere alle Lebensmittel und Munition erhalten sollte, niht nahgekommen war. Außerdem erklärten die Zeugen, daß der Neffe Tippo Tip's, Salim Mohamed, befohlen habe, die Eingeborenen, welche Lebensmittel für die edition bringen würden, niederzumachen, auch die D verhindert habe, mit Denjenigen zusammenzukommen, welche ihnen Lebens- mittel brachten, und so eine große Sterblichkeit bei der Expedition hervorgerufen habe. Die Expedition verlangt deshalb 10 000 Pfd. Sterl., und dem Agenten Tippo Tip's in Zanzibar is daraufhin verboten worden, diese Summe, welche gegenwärtig sür Tippo Tip in seinen Händen ist, an Leßteren auszuzahlen. — Stanley gedenkt morgen an Bord eines englischen Kreuzers nah Mombassa zu fahren, von wo er die Reise nah Egypten mittels Postdampfers fort- seßen will.
Heitungsftimmen.
Jm „Düsseldorfer Anzeiger“ lesen wir:
„Es verdient als eine immerbin recht bemerkenëwerthe Erscheinung hervorgehoben zu werden, daß sich durch eine Reibe von Weihnachts- betrahtungen der Blätter dieëmal der Wunsh nah einer Herstellung des inneren Friedens im Deutschen Reih als leitender Gedanke hin- durchzieht. Das Verlangen nach änem einträhtigecen Zusammen- wirken aller Derer, die von dem gemeinsamen Wunscve der Er- haltung und Fördcrung unseres reichsdeuts@en Besitzes beseelt sind, im Dienste patriotishen Scaffens und nach dem Aufhören des Parteigezänks kommt in einer ganzen Reibe von Auslafsungen zur Geltung. Zwar wird die Hoffnung auf die Erfüllung dieses Wunsches als eine ziemlich {wache erachtet, doch glaubt man, daß das Fort- dauern des Haders so lange nit ernstlihen Schaden verursachen könne. als die Oprosition dur cin festes Zusammensteben dec reihs- freundlihen Gruppen niedergehalten werde. Handle es sih ohnehin do nur um eine Uebergangszeit. Am Bestimmteften spre(en die „Hamb. Nachrichten“ diesen Gedanken aus, indem sie in ihrer Festbetrahtung schreiben: „Es sind weniger die fortdauernden Parteikämpfe, welche der inneren Situation den friedlihen Charakter nehmen. Ueber erstere ließe si, troy aller Nachtheile, welche sie in der gegenwärtigen heftigen Entwicklungspha]e des noch so jungen deutschen politischen Lebens mit \ich bringen, in dem Bewußtsein hinwegkommen, daß wir uns in einem Uebergangsstadiam befinden, dem eine bessere Zeit bald folgen wird. Das Treiben der Oppositicn in Parlament“ und
resse mag beunruhigend, peinlich und oft genug beschämend wirken; jo lange aber die staatserhaltenden, national denkenden und fühlenden Elemente si zielbewußt um Kaiser und Kanzler shaaren, ent- schlossen, die wichtigsten idealen und materiellen Interessen der Nation niht preiszugeb-n, laufen wir nicht Gefahr, ernstlich Schaden zu leiden, weder na außen noch nah inner.“ Weit mehr Besorgniß als die Friedlosigkeit auf dem Gebiet der Parteipolitik verursaht den meisten Blättern der unaufhörliche Lohnkampf der Arbeiter, der in den leßten Tagen im Saargebiet die bedrohlihste Form annehmen zu wollen hien und nur mit Mühe dur das umsihtige Walten der leitenden Bergbehörden gebannt werden konnte. Der Regierung wohl- wollend gesinnte Blätter boffen von der Wirkung der sozialreforma- torishen Politik, daß sie allmählih die Stimmen der Verführung ver- stummen machen werde, ein Gesichtspunkt, den der „Hann. Cour.“ in folgendem Sag bebandelt : „Und wenn auf diesem Gebiet au no viel, sehr viel zu schaffen und zu vollbringen sein wird, so dürfen wir doh au bier getrosten Muthes in die Zukunft blicken und uns der Erwartung hingeben, daß die Zeit nit mebr allzufern ist, wo niht bloß in den Tagen des Weihnachtsfestes die himmlische Botschaft alle Hegen erfüllt und wo das „Friede auf Erden“ auch die Handlung erer leitet, die jeßt den rechten Weg noh nit gefunden haben. Es ist übrigens charafteristisch, daß eine pessimistishe Auffassung der Zeit selbst niht einmal auf Seiten der Vlätter der Linken hervortritt.
um Kapitel des Arbeitershuß es schreibt die Münchener „Allgemeine Zeitung": E „Die geseßzlihen Bestimmungen über die Kinderarbeit, die ge- ringe Anzahl der Fabrikinspektoren, die übermäßig lange Arbeitszeit der Erwawbsenen bilden bevorzug!e Gegenstände der sozialdemokra- tischen und sonst arbeiterfreundlichen Klagen im Reichstage. Es ift nun lehrreich, unsere Verhältnisse an Schilderungen englischer Arbeiterzustände zu messen, zu denen in der leßten Nummer der sozialdemokratishen Berliner „Volkstribüne“ ein Londoner Artikel einen guten Beitrag liefert. Der Artikel schildert den Inhalt des gültigen Factory and Workshop Act vom Jahre 1878, Die Bestimmungen über die Kinderarbeit lauten: Kinder unter 10 Jahren dürfen in keinem industriellen Be- trieb beschäftigt werden; bis zum 13. Jahre sind rie Kinder Halb- ¡eitler, d. h. sie dürfen halb so lange arbeiten als Frauen und junge Personen, deren Maximalarbeitszeit pre Woche in den Textilfabriken auf 56x Stunden, in anderen Fabriken auf 60 Stunden, in Werkstätten auf S Ee 2 festgesevt j i; jedo die vierte Sculstufe durchge 8 / volle Zeit arbeiten. In Deutschland dürfen Kinder unter 12 Jahren in Fabriken überhaupt nit, Kinder ¡wishen 12 und 14 Jahren höchstens 6 Stunden täglich beschäftigt werden. Exgland hat gegenwärtig 50 Fabrikinspektoren und einen Chef-Jnspektor. Sie beklagen sich ständig über die mangelhafte Durchführung des Factorp-Acts, der sih nur auf Frauen und junge Personen beziebt, und über Arbeitsüberlastung. Deutschland hat 48 Auf- sihtsbezirke ; ständigen Klagen über Verstöße gegen die geseylihen Bestim- mungen über die jugendliche Arbeit begegnet man in den Berichten der deuts- \{en Beamten nicht, wohl aber verlangen auch sie nah mehr Beamten, zu- mal ihre Zuständigkeit größer und neuerdings in Folge der Unfall- versicherung 2c. gewachsen ist. Eine gesezliche Arbeitszeit für Er- wawsene besteht weder in England noch in Deutshland. Aber von deutsher Seite wird häufig auf die thatsählih geringere Arbeitszeit
der Erwachsenen in England verwiesen. i
haben sie dürfen fie
D olee Mera E große Arbei , wie die Maschinenbauer, Tischler, Maurer, eine Arveits- zeit A Welten, Der erwähnte Londoner Artikel führt aber aus, daß keine einzige Trade Union ihre Mitglieder da¡u verpflichtet habe, nit mehr als 9 Stunden täglich zuarbeiien. Im Gegentheil bilde Ueber- zeitarbeit in allen Unions der skilled (gelernten) Arbeiter die Regel. Für das „System der Abrackerung“, das in England weiter verbreitet sei, als gemeinhin vermuthet werde, beruft sich der Korrespondent auf die im leßten Parlamentsreport enthaltenen Angaben über die Beschäftigung der Eisenbahnarbeiter Hienach seien während eines Monats 252 209
- wuxde -dargethar-, =daß -Tippo- Dip feinem | yerbieten, weder vor deren Beginn nod-
27066 17 und 25525 18 Stunden und mehr beschäftigt worden. Auf der Great Northern Railway seien 14—15 Stunden die dur- \chnitilihe Arbeitszeit. Auf den deutshen Staatsbahnen wird man äbnlihe Verhältnisse jedenfall- vergeblih suchen.
deutschen Viebzücter und die an der australishea Fahrt betbeiligten
ien niht ohne Jateresse. - E Ee E es Vorschriften wicd zunächst für die Dauer von
2 Jakren die Einfuhr folgender Thierarten und Gegenstände aus den dabei benannten Ländern verboten :
Rechtsgrundsätze über die Auflösung vou Versammlungen.
einer die Auflösung einer Versammlung betreffenden Ver- waltungéstreitsahe hat das Königlihe Ober-Verwaltungs- gericht kürzlih folgende Rehtsgrundsäße ausgesprochen : : Das Grundre({t der Staatsbürger, sch in ges{lo}enen Räumen zu versammeln, kann — abgesehen von dem Erfordern vorgängiger Erlaubniß — zwar dur das Gesetz, aber auch’nur dur dieses beschränkt werden. Aus anderen 1 E s Tee ers dag ad def n ist i izeibehörde nit bere&%tigt, die ung einer Versammlung zu die Polizeibeh Ó g T ai ier, dos, Me etretene Versammlung aufzulösen. Nach dem Vereinsgefeße ist leßtere 5 akgesehen von dem Mangel der Anzeige, dem Eintritte von Bewaffneten und unter Umständen von Frauen und Kindern — nur zuläsfig, wenn die Versammelten dur die Erörterungen zu Strafthaten angereizt werden, nit aber — wie aus der Streichung des ursprünglichen Zusatzes, daß „die Verbandlung Verbrechen in h ließt“ und aus tem Kommissionebericte von 1850 klar erhellt — auch sst&on dann, wenn nur kiner der af ide s dies der Redner oder ein An- derer sein, selbs eine Strafthat begeht. A : Na e Verfassung (Artikel 29 und Absay 2 des §. 30) wird aber das Versammlungêsrecht nicht bloß durch das ere ee: son- dern in röllig gleicher Weise durch jedes andere Geseg des Staats beshränkt Denn in den Verhandlungen ist stets und völlig unzwet- deutig ausgesprochen, daß der Staatsbürger, auch wenn er eine Versammlung beruft, leitet oder an einer solchen Theil nimmt, allen Straf- und sonstigen Geseßen unterworfen bleibt. Und daraus folgt, daß die Polizeibehörde alle ihr geseßlih zustehenden Befugnisse und Obliegenheiten wahrzunebmen bes rechtigt und verpflichtet ist, einerlei, ob die Person oder Sache, wele das Objekt ihres Einschreitens bildet, gerade ihr Versammlungsrecht aus- übt, oder zu defsen Ausübung benußt wird. Nur wenn und nur infoweit
nit gestützt werden kann, findet ihr Einschreiten gegen die Versammlung und die cinzelnen zu dieser vereinten Personen in den Bestimmungen des Vereinsgesetes scine Schranken. Dementiprechend ist in früheren Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerihts das auf die Un- zulänglihkeit des Lokais gestüßte Verbot der Versammlung dahin geprüft, ob dasselbe aus §. 10 Tit. 17 Th. 11. des Allgemeinen Lardrechts wegen Gcfahr für Leben und Gesundheit oder aus 8. 6 zu b. des Polizeigeseßes vom 11. März 1850 wegen Beein- trächtigung des Straßenverkehrs zu rechtfertigen war, und nur deshalb, weil dies verneint wurde, aufgehoben worden; dem- entsprehend ift andererseits die wegen Erschwerung des polizeilien Ueberwachungsrechts erfolgte Auflösung einer polnisch verhandelnden Versammlung für ungere{!fertigt erklärt, weil kein Geseß den pri- vaten Gebrauh fremder Sprachen verbietet, das Vereinsgefeß aber die Ersch:werung der Ueberwahung niht als Auflösungsgrund hin- gestellt hat. 2 : i
In dem vorliegenden Fall (Auflöfung einer Versammlung im Anschluß an eine Rede des Pastors Thümmel) hat das Ober- verwaltungëgericht anerkannt, daß dicjenige Aeußerung des Redners, welher die Auflösung der Versammlung unmittelbar folgte, eine, selbst das äußerste Maß erlaubter Kritik dur ch ihre Form (8. 193 des Strafgeseßbuchs) übersteigende Beleidigung des Erz- bishofs und der Aachener Geistlichkeit, somit eine durch die 88. 185 ff. des Strafgeseybuchs verpönte Handlung in ih ließt, welche, obwobl sie nur auf Antrag gerihtlich verfolgt werden kann, dennoch sofort ein Vergehen is und nit erst nachträglich durch Stellung des Antrags zu einem solchen wird, wie zum Ueber: fluß aus dem Slußs2ß des §. 127 der Strafprozeßordnung klar erhellt. Da diese Handlung indeß keinen die Versammlung zu Strafthaten an- reizenden Vorschlag oder Anirag enthält, so 1äßt si die Auflösung der Versammlung niht aus dem §. 5 des Vereinsgeseßes begründen und demzufolge hat auch der Beklagte sie unter Hinweis auf den 8 10 Titel 17 Theil I1 des Allgemeinen Landrechts zu rechtfertigen gesucht, lediglih aus der allgemeinen Befugniß der Polizei zur Ver- bütung 19a 0 Gd und zur Aufrechthaltung der öffentliten Ordnung und Sicherheit. : i
S diesbezügli&en Ausführungen ist auch unbedenklich dahin beizutreten, daß die — nach Annahme der Parteien — von dem Pfarrer Thümmel öffentlich vor einer zahlreihen und erregten Volks- menge ausgesprocenen schweren Beleidi ungen der höchsten firhliden Würdenträger der andern Religionspartei, verbunden mit ciner ofen- baren Verhöhnurng dec von zahlreiwen Angehörigen dieser für ehrwürdig gehaltenen Gebräuche, als eine rwoeit über die perfönliche R T der Beleidigten E Störung der öffent- lihen Sicherheit und Ordnung sich kennzeihnen :
Y War hiernach die Polizei gemäß §. 10 Titel 17 Theil I1 des All- gemeinen Landrechts berechtigt, einer Foriseßung solcher Störung vor- zubeugen, so mußte ihr Einschreiten doch innerhalb der dur das bestehende Recht gezogenen Schranken sich halten und in dieser Hinsicht läßt bereits der §. 10 — indem er die Polizci nur ermättigt, die zur Erreichung der dort bezeihneten Ziele „nöthigen“ Anstalten zu treffen — unzweideutig erkennen, daß nicht weiter, als es zur Erreihung jener Ziele unbedingt nothwendig ist, in die persönliche Freiheit des strafbar Handelnden oder gar dritter Personen eingegriffen werden darf. Nun gehört aber zu den verfassungsmäßigen Rechten der persënlicen Freiheit auch das Recht aller Staatéëbürger, so lange in geschlossenen Räumen ver- sammelt zu bleiben, als niht einer der im Ma ntares als Auf- lôsungsgründe speziell bezeichneten Mißbräuche des Ver ammlungs- rechts stattgefunden bat, und zu diesen Mißbräuchen gehört die Strafthat eines Theilnehmers an der Versammlung nit. Daher faßt der Beklagte die durch den §. 10 Titel 17 Theil 11 des Allgemeinen Landrechts umschricbenen Befugnisse der Polizei zu we.t auf, indem er annimmt, die Auflösung einer Versammlung sei — zwar nit auf Grund des Vereinsgeseßes, wohl aber kraft dieser anderweiten Rehtênorm — immer dann eine geseßlih zulässige Maß- regel, wenn sie nur ein wirksames Mittel bilde, um einen der Ver- fammelten an der Fortseßung strafbarer Handlungen zu verhindern. Zu diesem Zwelke kann jene Maßregel vielmehr nur dann als geseßlich zulässig erscheinen, wenn sie zugleih das hierzu nothwendige Mittel, „die nöthige Anstalt* ist. Eine solhe Nothwendigkeit ist aber jedenfalls so lange nit anzuerkennen, als die Fortseßung der Strafthaten eines Theilnehmers an der Versammlung dadurch mit Erfolg verhindert werden kann, daß die Polizei ihre Maßnahmen gegen die Person des Exce- denten richtet, wobei es selbst nit ausgeslossen sein mag, daß sie von denjenigen Befugnissen Gebrauch macht, welche ihr der §. 6 des Geseyßes zum Schutze der persönlichen Freiheit vom 12. ebruar 1850 eingeräumt hat. Venn fo lange der Eingriff in die persönliche Frei- beit des die öffentlihe Sicherheit und Ordnung Störenden zu deren
Aufrechterhaltung allein ausreicht, ist die e geseßlich nicht be-
fugt, zu diesem Zwecke in. die Rechte Dritter, hier in die der gegen- wärtigen, ihr verfafsungêmäßiges Versammlungsrecht ausübenden Menge einzugreifen.
Handel und Gewerbe.
Die Regierung von Neu-Süd-Wales hat unter dem 22, Mai v. T unter Aufhebung aller früheren bezüglihen Beftim- mungen eine Reihe voa Vorschriften über die Einfuhr von Zuht- und anderem Vieh erlassen. Da nah den vorliegenden Nachrichten
als das Einschreiten der Polizei auf anderweite geseßlihe Bestimmungen j
Verbot
E s den Ländern: Einfuhr Aus nachstehenden
von‘
Rindvieh, Schafen und Hunden.
Aus allen fremden Ländern und Kolonien, aus- genommen aus Großbritannien und JFrland, und ausgenommen solche Thiere, die vor der Ver- sendung vierzehn Tage in Großbritannien und Irland zugebracht haben.
Aus allen fremden Kolonien und Ländern.
Aus allen fremden Kolonien und Gegenden, aus- genommen wenn dieselben lediglich für wifsens{aft-
S(rwoeinen. Ziegen und Wild.
Quarantänevorschriften eingeführt werden.
Futter und Aus allen fremden Kolonien und Ländern und Streu von allen fremden Schiffen. : Soweit hiernach die Einfuhr von Vieh aus Deutschland _über
einen großbritannishen Hafen überbaupt gestattet ift, muß dasselbe
von einem Zeugniß über seinen Gesundheitszustand während der vor- hergebenden 6 Monate begleiict sein. (Art. 9.) In dem Ver-
\hifungëhafen wird das Vieh vor der Abfahrt von befonders dazu
ernannten Thierärzten auf seinen Gesundheitszustand unters üht (Art. 10).
Während der Reise hat sich der Kapitän des Schiffes jede Wote
über den Gesundheitszustand der Thiere zu vergewifsern, etwaige
Seucbenfälle sind in ein zu diesem Zwecke zu führendes Bu ein-
zutragen. (Art. 12.) ; A :
Bei der Ankunst in Sydney — die Zulassung an etnem anderen
Punkte der Kolonie ist nicht gestattet (Art. 16) — findet vor der
Landung wiederum eine thierärztlihe Untersuchung ftatt. (Art. 17.)
Die hierbei krank befundenen Thiere werden getödtet (Art. 18.) Wird
dagegen die Landung gestattet, so wird das Vieh zunächst no in
Quarantäne gebracht. (Art. 23.) Die Dauer derselben beträgt für Rindvieh aus Großbritannien und Irland . 120 Tage Se Ca e a aa 90 Tage und Hunde ebendahr 6 Monate,
Zu wissenschaftlihen Zweken eingeführte Ziegen, Antilopen und
Wild sind einer Quarantäne von 90 Tagen unterworfen. Pferde,
deren Einfuhr überbaupt unbeshränkt ist, unterliegen einer Quaran»
tâne niht. (Art. 20.) Nach Ablauf der Quarantänezeit findet eine nodbmalige thierärztlihe Untersuchung statt. (Art. 26.) Zuwider- handlungen gegen die in Rede stehenden Bestimmungen werden mit
Geldbuße bis za 20 Pfd. Sterl. geahndet. (Art. 59)
Glasgow, 30. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen
von Robe isen betrugen in der vorigen Woche 5800 gegen 8300 Tons
in derselben Woche des vorigen Jahres.
Verkehrs - Anstalten.
Königsberg i. Pr., 30. Dezember. (W. T. B.) Der Shluß für die Dampfschifffahrt steht wegen eingetretenen starken Froft- wetters unmittelbar bevor. : : Hamburg, 28. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Cyclop* der Hamburg-Amerikanishen Padcetfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute Mittag Lizard passirt, und dec Postdampfer „Colonia“ derselben Gesellshaft ist, von Westindien kommend, heute in Havre an-
gekommen. N
Triest, 28. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia® is heute Nahmittag aus Konstantinopel bier eins getroffen. /
— 30. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Espero* ist, von Konstantinopel kommend, gestern Abend bier eingetroffen. j /
London, 30. Dezember. (W.T. B.) Der Union-Dampfer „Tartar* ist heute auf der Heimreise in Southampton an- gekommen.
Theater und Musik.
Berliner Theater. :
Zwischen Dr. Hans von Hopfen und Direktor Ludwig Barnay wurde vor einigen Tagen der Vertrag abgeschlossen, dur welchen dem Berliner Theater das alleinige Aufführungsrecht von „In der Mark“, Schauspiel in 5 Aften von Hans von Hopfen, gesichert wurde.
Residenz-Theater. S :
In der übermorgen stattfindenden Première des Schauspiels „Die
arme Löôwin®* (les lionnes pauvres) von Emile Augier, deutsch von Paul Lindau, in Scene geseßt von Direktor Lautenburg, befinden fich die Hauptrollen in den Händen der Damen Marie Fraueadorfer, Luise von Pöllniß, Helene Schüle und Kathi Fischer, sowie der Herren Emanuel Reicher, Theodor Brandt und Hubert Reusch.
Kroll’s Theater. -
„Der Königsgardist“, die neueste Operette des englischen Komponisten O. Sullivan, von Hrn. Direktor Scherenberg ein- studirt, hat \sich einer recht beifälligen Aufnahme im Kroll's{hen Theater zu erfreuen. Es ist ein grazióses Werk, rei an einzelnen wohlgelungenen Nummern, das in Musik und Text gleich geschickt gearbeitet ist Die deutschen Bearbeiter Zell und Genée haben die ursprünglih in England spielende romantische Handlung nah Deutsch- land verlegt und lassen sie, statt im Tower, auf der sächsischen Festung Königstein stattfinden, wodurh se unserem Ge- \chmack vielleiht näher geführt sein, wohl aber au viel des Originellen eingebüßt haben mag. Es handelt sih_ un die Befrciung eines des Hochverraths angeklagten polnischen Obersten, welcher dur einen Sergeanten gerettet wird, indem der Kommandant der Festung, der sih von seiner Unshuld überzeugt hat, selbst zur Befreiung des Gefangenen beiträgt. An abenteuerliher und unwahr- \chei-lider Entwicklung lassen die Vorgänge nichts zu wünschen übrig, sie eignen sich daher durchaus zur Operette. Freilih ist der ursprünglih knappe Rahmen übermäßig erweitert durch Einlagen und zu lang ausgesponnene Dialoge, eine energishe Kürzung namentli des ¡weiten Afts wäre durchaus geboten. Die Musik ift leicht und hält sich in jener tändelnden Manier wie der „Mikado“, an den zuweilen Anklänge vorkommen. Am besten gelungen EO dem Komponisten das Spinnlied, das Narrenlied, das Finale mit Chor im ersten Akt; sodann ift von allerliebster Wirkung ein Terzett, welches der Kommandant, der Ge- fangene und der Sergeant im raschesten Tempo vortragen und zu ergößliher Wirkung bringen. Wohlgelungene Figuren, denen au bantüate Musikstüle in den Mund gelegt worden, sind ferner die Gaufklerin Elsie und der Gaufler Lazzo. Der Kerker- meister Scbiddebold is zu sehr fkarrikirt und wurde auch von Hrn. Wirth in übertrieben komisher Drastik darge- stelt. Hr. Szika als Kommandant weiß dur sein floites gesanglich tüchtiges Spiel außerordentli zu gefallen. Hr. Josephi is ein ehter Operettenheld, singt und spielt gewandt, könnte den Grafen Wolsky aber doch etwas markiger geben. Tüchtig auf dem Play sind die Damen Gent und Augustin; die Herren Ta@hauer und Schmidt verdienen gleichfalls anerkennend genannt zu werden. Sullivan’'s „Königs8zardift* dürfte zablreihe Wiederholungen erleben.
Belle-Alliance-Theater.
Eine Anzengruber’she Novität und das diesjährige Gastspiel der Müntener, das ist es, was das Belle-Alliance-Theater, welches vom 1. Januar an wieder unter der bewährten Direktion Sternheim- Brudckhoff steht, dem Publikum als Neujahrsgeschenk bringt. „Der Fledck auf der Ehr’“, Volksstück mit Gesang in 3 Akten von Ludwig Anzengruber“ ist der Titel der Novität, mit welcher die Münwener, da cin früherer Beginn mit Rüccksiht auf ihre Leipziger
Arbeiter tägli 13 Stunden, 160123 14, 110190 15, 57835 16,
in Zukunft auf Befolgung jener Vorschriften mit gie Strenge als bisher gesehen werden soll, so ist deren nähere
enntniß für die
Verpflihtungen niht möglich { gewesen, nunmehr am 1. Januar ihr
lide Zwscke unter. Beobachtung, der „ ergangenen...