4 A N S I R E I E I L I E
Ministerium der öffentlihen Arbeiten.
Ernannt sind: die Negierungsbaumeister Shräder in Glogau zum Landbauinspektor und Biel in Gnesen zum Kreis- bauinspektor.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Gerichtsassessor Hans Thielmann ist zum Berg- werksdirektor und Mitglied der Bergwerksdirektion zu Zabrze ernannt worden.
d
Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.
Der Maler, Professor Karl Albrecht ist zum ordentlichen Lehrer an der Königlichen Kunstakademie in Königsberg i. Pr. ernannt worden.
Kriegsministerium.
Die Obermilitärintendantursekretäre Gumprich von der Intendantur des V. Armeekorps, Ruch von der Jntendantur des Gardekorps und Tietz von der Anienbar Air der militä- rischen Jnstitute sind zu Geheimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren im Kriegsministerium ernannt worden.
Detanntmacch un g;
Diejenigen in Berlin und im Regierungsbezirk Potsdam wohnhaften jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährig - freiwilligen Militärdienst nachsuchen wollen, haben si in der Zeit vom zurückgelegten 17. Lebens- Is bis zum 1. Februar ihres ersten Militärpflichtjahres, - i. des Kalenderjahres, in welhem sie das 90. Lebensjahr vollenden, bei der unterzeichneten Kommission schriftli zu melden.
Der Meldung sind die im 8 89 der Deutschen Wehr- ordnung aufgeführten Atteste in Urschrift beizufügen.
Für diejenigen Bewerber, welche den Nachweis der wissen- schaftlihen Befähigung durch Ablegung einer Prüfung er- bringen wollen, finden alljährlih zwei Prüfungen statt, die eine im Frühjahr, die andere im Herbst.
Das Gesuch um Zulassung zur nächsten Frühjahrsprüfung muß unter Beifügung der im S 89 der Wehrordnung be- zeichneten Schriftstücke und einer amtlih bescheinigten Photo- graphie sowie mit der Angabe, in welchen zwei fremden Sprachen der Bewerber geprüft werden will (es bleibt die Wahl zwischen dem Lateinischen, Griechischen, Französischen und Englischen, an Stelle des Englischen darf das Russische treten), spätestens bis zum 1. Februar k. J. eingereiht werden. Außerdem ist in dem Gesuche um Zulassung zur Prüfung an- ugeben, ob, wie oft und wo sih der Bewerber bereits einer
rüfung vor einer Prüfungskommission für Einjährig-Frei- willige unterzogen hat. :
Berlin, den 15. Dezember 1909.
Königliche Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige. Der Vorsigzende: Frommel, Geheimer Regierungsrat.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 38 der Hr Rpilitan Geseßsammlung enthält unter
r. 11 006 die Verordnung zur Ausführung des Geseyes über den Bergwerksbetrieb ausländisheL juristischer Personen und den Geschäftsbetrieb außerpreußischer ewerklschaften, vom 11. Dezember 1909.
Berlin W., den 18. Dezember 1909. Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.
Personalveränderungen.
Kaiserliche Schutßtruppen.
Verfügung des Staatssekretärs des NReichskolonial- amts. 27. November. Bohn, Intend. Sekretär, mit Ablauf des 10. Dezember 1909, behufs Wiederanstellung im Bereiche der Königl. preuß. Heeresverwaltung (bei der Intend. V1. Armeekorps in Breslau), aus der Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika ausgeschieden.
Nichtamflices. Deutsches Neic.
Preußen. Berlin, 18. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpiß und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller entgegen.
Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sißbung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll: und Steuerwesen und für Rechnungswesen Sißungen.
_ Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißzung zusammen.
_ Das Zweigpostamt 0. 93 (Nüdersdorfer Straße 31) wird am 31. nah Schaltershluß aufgehoben.
Baden.
In der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer be- antwortete der iter des Jnnern Freiherr von Bodman eine Jnterpellation, betreffend die Einführung der Schiff- fahrtsabgaben, und gab eine längere Erklärung ab, in der
er den Standpunkt der Regierung, wie er in der sächsisch- badischen Den r iEdergelegt ift, wiederholte. Der Minister bemerkte sodann, „W. T. B.“ zufolge :
Die gegenwärtigen Verhandlungen seien vertrauliher Art, das Ergebnis könne daher nicht E werden. Die Großherzogliche Regierung sei, obwohl sie unverbrüchlih festhalte an ihrer bundes- Freunden Gesinnung und großen Wert „auf das Fortbestehen der isherigen guten Beziehungen zur Reichsleitung und zur Preußischen Regierung eue, M ihrem Bedauern außerstande, dem Antrag der Preußischen Regierung zuzustimmen.
Die Erklärung wurde von der Kammer mit Beifall auf-
genommen, Oldenburg.
Der Landtag hat, wie das „W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen Sizung den Schulges Me ur, in zweiter Lesung mit 25 gegen 17 Stimmen endgültig angenommen.
Oesterreich-Ungarn.
Der italienische Botschafter in Wien hat, dem „Frernden- blatt“ zufolge, dem Minister des Aeußern Freiherrn von Aehrenthal im Auftrage des Grafen Guicciardini Mitteilung von dessen Eintritt in die Regierung als Leiter der auswärtigen Politik Jtaliens und von seiner festen Absicht gemacht, die bisherigen vertrauens- vollen Beziehungen zur Oesterreichish-Ungarischen Monarchie fortzuseßen und na Kräften * zu fördern. Der Graf von Aehrenthal antwortete dem Votschafter, daß er mit Be- rung hiervon Kenntnis nehme, daß er von denselben Ge- ühlen und von dem Wunsche beseelt sei, diese Beziehungen immer inniger zu gestalten, und daß Guicciardini stets auf seine bereitwillige Mitwirkung werde zählen können.
_Im österreichischen Abgeordnetenhause dauert die Obstruktion fort. Der vorgestern eingebrachte Dringlichkeits- antrag Krek ist in veränderter ¿Form von den Abgg. Kramarz und Udrzal den einzelnen Klubs mitgeteilt worden. Die arbeitswilligen Parteien scheinen, „W. T. B.“ zufolge, nicht abgeneigt zu sein, der Frage der Geschäftsordnungsänderung näherzutreten, stellen jedoh die Bedingung, daß sämtliche Dringlichkeitsanträge zurückgezogen und das Vudgetprovisorium und das Ermächtigungsgesetz bis zum 23. Dezember vom Abgeordnetenhause erledigt werden. Zur Erledigung dieser Frage wird eine Obmännerkonferenz abgehalten werden. Ueber den Verlauf der Sißung am gestrigen Tage liegt folgender Bericht des genannten Telegraphenbureaus vor:
__ Der Abg. Nychtera beendete seine Nede zur Begründung seines S um 12 Uhr Mittags. Nach dem gleihen Vorgange wie bei den bisherigen Dringlichkeitsanträgen wurde sodann die De- batte geschlossen. er Abg. Sr dinko nahm dann das Schlußwort und erklärte in ts{hechischer Sprache, daß die Negierung und das Präsidium des Hauses, nicht aber die Slavishe Union, an den gegenwärtigen Vorgängen \{uld seien, behandelte dann eingehend das Verhältnis zwishen Rübenbauern und Zuckerindustriellen und erbat um 5 Uhr eine Pause, die ihm bewilligt wurde. Nach sieben- stündiger Rede {loß der Abgeordnete um 7 Uhr Abends. Die Dringlichkeit des Antrages wurde abgelehnt. Hierauf begründete der Abg. Chaloupka den nächsten Dringlichkeitsantrag, der die Auf- hebung aller Industriezölle, insbesondere der Eisenzölle, betrifft, und beendete nah 12 Uhr Nachts seine Rede, worauf die Debatte ge- {lossen wurde. Die Generalredner verzihteten auf das Wort. Der Abg. Stanjek nahm das SHlußwort und beendete um 6 Uhr früh seine Rede, worauf die Dringlichkeit abgelehnt wurde. Dann begründete der Abg. Duer i &--einon Dringlichkeitsantra betreffend die Ab- F&vwerung der Gewerbetä:zweng.®! \ 4
L Sn der gestern abend abgehaltenen Obmänner- tonferenz wurde eingehend die Angelegenheit der Geschäfts- ordnungsreform erörtert.
Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ bestanden die Vertreter der deutsh-freiheitlihen Parteien darauf, daß vor Beratung dieser Ange- legenheit die Tagesordnung unbedingt freigegeben werden müsse. Die Deutsch-Nadikalen, Nuthenen und Tschechisch Nadifalen nahmen einen entschieden oppositionellen Standpunkt gegen die Geschäftsordnungs- reform ein, während die Polen und Christlih-Sozialen sie für dringend notwendig erklärten. Der Ministerpräsident Freiherr v on Bienerth appellierte an die Konferenz, gleichzeitig mit der dringend notwendigen Geschäftsordnungsreform das Budgetprovifsorium und das handelspolitische Ermächtigungsgesez noch vor Weihnachten zu erledigen, was bei gutem Willen möglich sei. Der Abg. Adler erklärte, die Sozialdemokraten seien unbedingt für die Erhaltung des Parlamentarismus. Der Abg. Kramarcz führte aus, man dürfe der Slavischen Union nicht Unmögliches, namentlich nicht die bedingungs- lose Zurückziehung der Dringlichkeitsanträge zumuten.
Die Konferenz endete ohne Beschluß und soll heute vor- mittag fortgeseßt werden.
/ Dem ungarischen Abgeordnetenhaus unter- breitete gestern der Ministerpräsident Dr. Wekerle die Schluß- rechnung des Staatshaushalts für das Jahr 1908, die T zufolge einen so beträchtlichen Uebershuß der (Sebarung' im Staatshaushalt aufweist, daß daraus der größte Teil der Annexionskosten gedeckt werden könnte, und ein Budgetpro visorium für die ersten beiden Monate des Jahres 1910. Jn seiner Nede führte der Ministerpräsident aus:
Die Regierung habe das Budget nicht vorlegen fönnen, da sie demissioniert habe, jedo bisher die Annahme ihrer Entlassung nicht habe erreichen fönnen. Sie fühle sih nit berechtigt, da sie nicht im Vollbesiß der politischen Verantwortlichkeit sei, das Budget zu unterbreiten, sie ersuche jedo, ein Budgetprovisorium zu bewilligen, um die Kontinuität der Gebarung des Staatshaushalts aufrecht zu erhalten. Der Ministerpräsident ersuchte, die Borlage, betreffend das Budgetprovisorium, dem Finanzaus\chuß zu überweisen.
Der Abg. Justh erklärte, das Ersuchen des Ministerpräsidenten ablehnen zu müssen. Obwohl die Hausordnung vorschreibe, daß alle FHegierungévorlagen einem Ausschusse überwiesen werden müßten, fo gelte dies niht von der gegenwärtigen Regierung, die nah eigenem Geständnis nicht im Vollbesiß der parlamentarischen Verantwortlichkeit sei und den Anforderungen des Parlamentarismus nicht entspreche.
Hierauf entspann sich eine lebhafte Debatte. Da noch mehrere Redner sh zum Worte gemeldet hatten, konnte über den Antrag des Ministerpräsidenten auf Ueberweisung des Budgetprovisoriums an den Finanzausshuß nicht abgestimmt werden. Die Debatte wird heute fortgesetzt.
Frankreich.
Bei der gestrigen Beratung des Justizetats in der Depu- tiertenkam mer erklärte, nach einer Meldung des „W. T. B.“, der Justizminister Barthou, er erkenne den Beamten das Recht zu, sih in Verbände zusammenzuschließen.
Rußland.
Die Reichsduma verhandelte gestern über die Zu- lassung der niht russischen Sprachen bei den öôrt- lihen Gerichten.
Im Laufe der Debatte erklärte laut Bericht des „W. T. Y.* der Abg. Noditschef (Kadett), daß die Abschaffung der den b durch die Grundgeseßze gewährten Wahlrechte ungeseßmäßig gewesen 6 , Diese Worte riefen auf der Nechten und zum Teil auch bei den ationalisten unglaubliche Lärmszenen hervor. Man Élappte mit den ultdeckeln, und mehrere Nationalisten zerbrachen ihre Pulte in Stücke. er Präsident versuchte vergeblih, die Nuhe wiederherzustellen, und sah sih {ließli gezwungen, die Sizung zu unterbrechen. i _— Die BudFetkomm on der Reichsduma” hat in geheimer Sißung einstimmig di Heeres nötigen Kredite unverändert bewilligt.
Spanien.
l hofe emals at, vesclo)jen, die Cortes nicht einzuberufen und das gegenwärti in Kraft befindliche Budget für das Jahr 1910 zu verlän Me er hat ferner den Beschluß gefaßt, der nationalen Ausstellung in Valencia internalionalen Charakter zu geben.
Niederlande.
Die Zweite Kammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolae in nichtöffentlicher Sißung beschlossen, die Frage der Raa Q ifS en O e S R in die Hände einer ommission zu legen, die in ebenfalls nichts entliher Sißun Bericht erstatten soll. ad i 8
Belgien.
Der Senat und die Kammer sind gestern nad mittag zu einer Sigzung zusammengetreten, in der der Minister: prästdent, „W. T. B.“ zufolge, von dem Tode des Königs Mitteilung machte. Der a des Senats. Vicomte Simonis und der Präsident der Kammer Cooreman gaben dem Schmerze um den Verlust des Königs Ausdruck und beantragten Vertagung bis zu dem Zeitpunkt, wo der Thronfolger vor den beiden Häusern des Parlaments den Eid auf die Verfassung leisten werde.
— Die Einsargung der Leiche des Königs ist heute vormitiag erfolgt. Der Sarg wird heute abend aus dem Palmenpavillon des Schlosses Laeken in feierlihem Zug nach dem Stadtschloß gebracht werden. Die Leiche wird einbalsamiert, eine öffentliche Ausstellung Der Leiche findet nicht statt. Die Beisezung ijt endgültig auf Mittwoch, 11 Uhr Vormittags, festgeseßt. E
Amekerika.
Der Präsident Sal a W. T. V“ zufolge, von Zelaya die telegraphische Nachricht erhalten, daß er zurü- trete, um Nicaragua instandzuseßen, die freundschaftlichen Be- ziehungen zu den Vereinigten Staaten wiederaufzunehmen. Er beabsichtige, seinen guten Willen zu beweisen und Nicaragua zu’ verlassen und sei bereit, über seine Regierungshandlungen Rechenschaft abzulegen. | 7
Afrika.
__ Nach einer Meldung des D. B ift Chaldy, dex Anführer der Bewegung gegen die Spanier im Rif, gestorben.
Nr. 70 des „Zentralblatts für das Deutsche e herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 9. Dezember hat folgenden Inhalt : Zoll- und Steuerwesen : Meßuhrordnung.
Statistik und Volkswirtschaft.
Taubstumme in Preußen am 1. Januar 1909.
Durch die vom Bundesrat für dás Deutsche Neich am 12. De-
zember 1901 angeordnete fortlaufende statistische Aufnahme aller taub- stummen Kinder im \hulpflihtigen Alter ist im Königlich preußischen Statistischen Landesamte festgestellt worden, daß in Preußen am 1. Januar 1909 in 46 Tab lummenanfiallén und -s{hulen Taub- stummenunterricht erteilt wurde. Von diefen Unterrichtsanstalten befanden sich in den Provinzen Ostpreußen 4, Westpreußen 0, Berlin 2, Brandenburg 3, Pommern 3, Posen 3, Schlesien 3, Sachsen 5, Schleswig-Holstein l, Hannover 4, Westfalen 4, Hessen- Nassau 3 und Rheinland 8. Im Besiße des Staats war nur 1 Anstalt (in Berlin), während den Provinzen 35, Bezirks- verbänden 2, Städten 4 und Wobhltätigkeitsvereinen ebenfalls 4 An- stalten gehörten. Internate wurden 16 gezählt, darunter 10, die zugleih mit einem Crxternate verbunden waren : Erternate waren außerdem 27 vorhanden, und 3 städtishe Schulen für Taubstumme befanden sich in Berlin, Danzig und Insterburg. Die Zahl der Lehr- frâfte mit Einschluß der Direktoren dieser Anstalten betrug am 1. Ja- nuar 1903 510 (426 männl., 84 weibl.) und stieg auf 550 (448 m., 102 w.) am 1. Januar 1909. Unter den leßteren befanden \sich 399 ordentliche Lehrer und 38 Lehrerinnen, 33 Hilfslehrer und 19 Hilfs- lehrerinnen, 7 technische Lehrer und 37 technische Lehrerinnen fowie 9 männliche und 8 weibliche Aufseher. __ Die Zahl der von diesen Lehrkräften unterrichteten Schüler stellte sich auf 4633 (2536 männl., 2097 weibl.). Davon befanden sich im Internate 1340 (720 m., 620 w.), im Externate 2603 (1469 m., 1134 w.);: als Schulgänger besuchten 690 (347 Knaben und 343 Mädchen) den Unterricht in den Taubstummenanstalten und shulen. Im Jahre 1903 waren 539 taubstumme Schüler weniger in diesen Anstalten vorhanden : ihre Zahl belief sich auf 4094 (2267 m, 1827 w.); damals lebten auh weniger im Internate, nâmlich 1127, ebenso im Erternate 2286; auch die Zahl der Schulgänger war [kleiner : sie betrug 681 gegen 690" im Jahre 1909. Der Abgang von Schülern belief \sich im Iahre 1908 auf 509 (302 m., 207 w.), darunter 16 (8 m., 8 w.) ge- storbene, 1907 auf 447 (243 m., 204 w.), darunter 14 (5 m., 9 wo.) gestorbene, 1906 auf 717 (376 n. E) 18 (Sm... 10 w.) gestorbene, 1905 auf 516 (266 n, 200 V) 16 O Mm 6 w.) gestorbene, 1904 auf 535 (392 n 2) 24 410 w.) gestorbene, 1903 auf 418 (239 n, 109 w,), Ll (5m, 6 w) ge- storbene und 1902 anf 391 (220 m, Lw) 1 O m, 8 wv) ge- storbene. Eingehende Erhebungen über entlassene Schüler sind zum ersten Male im Jahre 1906 angestellt worden. Jhre Zahl betrug im ganzen 717; 63 von ihnen wurden in andere Anstalten umgeschult; 45 waren nicht bildungsfähig ; 566 wurden eingesegnet; 25 schieden aus anderen Gründen aus, und 18 starben. Von besonderem Interesse ist die Wahl des Berufes der Eingesegneten. Soweit Angaben au waren, wollten von den Knaben 1e !/; der Gesamtzahl Tischler bezw. Schneider oder Schuhmacher werden, so daß man diese Handwerke wohl als die Hauptberufe der männlichen Taubstummen ansehen muß. Die Mädchen hatten si zu 4 für den Beruf einer Schneiderin ent- schieden. Diese Erhebungen werden voraussichtlih für das Jahr 1909 wieder angestellt werden.
Außer den Nachrichten aus den Taubstummenanstalten und -\hulen gehen dem Statistischen Landesamte noh aus jedem Orte der Monarchie Nachweise über solhe taubstumme Kinder zu, die in das schulpflihtige Alter getreten find, aber noch feinen Taub- stummenunterriht erhalten. Die Gründe dafür sind verschieden. In der Mehrzahl der gemeldeten Fâlle war die Aufnahme in eine Zaubstummenanstalt beantragt oder auch bald naher erfolgt, in einigen wegen Krankheit des Kindes aufgeschoben; in wenigen Fällen mußte, weil die Taubstummbheit mit Geisteskrankbeit Idiotie oder Siechtum verbunden war, die Aufnahme des betreffenden Kindes
le zur Reorganisation des
wie das „W. T. B.“ meldet,
in eine Taubstummenanstalt überhaupt unterbleiben, da ein Erfolg des Taubstummenunterrichts nicht in Aussicht gestellt werden konnte. So wurden im Jahre 1903, in dem ersten Jahre dieser Erhebung, 866, 1904 360, 1905 430, 1906 397, 1907 424 und 1908 394 taubstumme Kinder im gesamten Staate ermittelt, die in dem be- treffenden Jahre das \{chulpflihtige Alter erreiht hatten, aber noch niht einer Taubstummenanstalt oder -\chule überwiesen waren. / (Stat. Korr.)
Zur Arbeiterbewegung.
In Düsseldorf fanden gestern vormittag, der „Rh.-Westf. Ztg.“
zufolge, Unterhandlungen zwischen Unternehmern und Arbeitern im Bau -
ewerbe statt. Der abgeschlossene Tarif läuft Ende März ab. Die Arbeitgeber verlangten Beratung eines gemeinsamen Vertrags für das rhein.-westf. Baugewerbe. Die Arbeitnehmer wollen für jeden einen besonderen Vertrag. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos.
Aus Bamberg wird der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert: In der Spinnerei und Weberei Gaustadt waren etwa 400 Weber in den Ausstand getreten, die aber gestern na sämtlih wieder ihre Arbeit aufgenommen haben. Die Lohnzwistigkeiten, die zu dem Aus- stand führten, go noh nicht beigelegt, es finden zurzeit noch Ver- handlungen zwischen der Fabrikleitung und dem Arbeiteraus\{huß statt. Gendarmerie hält sich im Innern der Fabrik auf, es bestand aber bis jeßt für sie keine Veranlassung einzuschreiten.
Aus Amiens wird dem „W. T. B." gemeldet, R aus- ständige Arbeiter des Nordkanals aus dem Materia tenlager eines Bauunternehmers eine beträhtlißhe Menge Pulver entwendet und mit diesem in der verflossenen Nacht eine kleine Baggermaschine in der Nähe des Bahnhofs Vtres in die Luft gesprengt Waben, Die in dem Materialienlager noch vorhandenen Pulvervorräâte, nahezu 2000 kg, wurden daraufhin von den Behörden unter militärische Bewachung gestellt. Zur Verstärkung des Sicherheitsdienstes wurde eine weitere Abteilung Fußtruppen entsandt. :
um Ausstand der australischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 297 d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ aus Sydney berichtet, daß der Streikkongreß der Wiederaufnahme der Arbeit dur die Berg- leute des Westbe zirks für Montag zugestimmt hat. Es wird er- wartet, daß die Bergleute des Südbezirks bald folgen werden.
(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Im Königlichen Institut für Meereskunde, Georgen- straße 34—36, beschließt der Direktor des Instituts, Geheime Regierungsrat,“ Professor Dr. Albrecht Penck am Montag \eine Vortragsreihe über Erinnerungen an seine Neise um die Erde mit einer Schilderung der Eisenbahn durch das Meer, nämlich der Linie über die Keys in Florida, deren Bauten er durch Uchtbilder erläutern wird. Einlaßkarten sind an Wochentagen von 12 bis 3 Uhr Mittags und außerdem am Vortragsabend von 6 Uhr ab zum Preise von 1 M in der Geschäftsstelle des Instituts zu haben.
Die Weihnachtsausstellung des Vereins Berliner Künstler in der Bellevuestraße hält sh zwar nicht streng an ihr Mnn, Studien und Skizzen zu bringen, man müßte denn darunter Bilder kleinen Formats verstehen, ist aber im übrigen eine ret sehenswerte Bilderschau bekannter Berliner Künstler und erfreut fich des Zuspruchs eines kauflustigen Publikums. Man freut si feststellen zu können, daß kitshige Marktware so gut als ausgeschlossen ist, und wer niht mit zu großen Ansprüchen diese Wände passiert und irgend etwas Neutönendes verlangt, wird manche sehr ansprechende Sachen und Sächelchen finden. Ganz besonders verdient Mar Uth hervorgehoben u werden, dessen feingestimmte, luft- und lichtatmenden Naturstudien erzerquickend wirken. Das gleiche Lb verdient im vollsten Maß aul Hoeniger mit seinen Bildern »Slußufer“, „Kanal bei orgensonne“, „Am Fenster“, „Herbst“, lauter entzückende kleine Sachen, die ‘ an Lisleys Naturauffassung erinnern. Auch Iosef Rummelspachers märkishe Seestudien sind weit besser als aus- eführte Bilder dieses Malers. Karl Denidcke grenzt mit seinen Spreewalbbiltern an die Kunst eines Leistikow. _Frredrid Kall- morgen arbeitet wohl etwas zu stark mit Lokalfarben- und befriedigt das moderne Auge damit nicht ganz; aber guten Geschmack zeigen seine Bilder durchaus. Ein auffallendes, dekorativ wirksames Stück ist Heinrich Basedows „Laubengang im Schnee“. Carl Kayser Eichbergs Naturansichten sind fris, und seine Landschaft mit dem „Wilden Birnbaum“ verrät Groß- ¿ügigkeit. Von Fs ul Meyerheim sieht man ein ret tüchtiges Porträt eines Fellahmädchens. Die \kandinavischen See- und Gebirgs- ansihten aber wären besser als farbige Ansichtskarten vertrieben worden. Bilder wie Nell Grönlands „Trauben“, 0E DEN Grundsäßen der Stillebenauffassnng widersprechen, osollten in ernsten Ausstellungen niht mehr vorkommen. Hans St. Lerche in Nom bringt mit einer reichhaltigen Sammlung emallierter Tonarbeiten und Bronzen kunstgewerblicher Art erwünschte Abwechslung in die ganze Veranstaltung, die zu den besten gehört, die das Künstlerhaus bisher bieten konnte. Ov I),
Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe e. V. sprach am Mittwoch der Professor Richard M eyer, Direktor der Staat- lihen Kunstgewerbe|hule in Hamburg, über die praktische Arbeit als Mittel der Geschmacksbildung und der kfunstgewerhb- lihen Erziehung. Der Gedankengang seines Vortrages war etwa folgender: Das Spiel des Kindes ist eine selbstgewählte Arbeit, die dem Kinde Freude bereitet, bei der es infolgedessen gern aushält. Eine solche ¡Freude empfindet es nicht an der Arbeit, die ihm die Schule auflegt, solange diese Schule nur durch die Lehre auf das Kind wirken will. Dagegen nimmt die Lernfreudigkeit des Kindes in erstaunlih hohem Maße zu, wenn man ihm die Möglichkeit einer selbstgewählten Tätigkeit erschließt. Eine folhe Tätigkeit mit dem erzieherishen Moment zu verknüpfen, ist beute eine wichtige Aufgabe der Pâdagogik. Das hat man vornehmlich im Zeichenunterricht durchgeführt. Man hat \sih gesagt, daß die allgemein bildenden Ziele in der Ver- Enüpfung des Zeichnens mit der praktischen Arbeit liegen. Vom Be- obachten der Natur im naturwissenschaftlihen Sinne muß der Zeichen- unterriht den Weg zum künstlerisch Wertvollen finden. Das Problem der künstlerishen Erziehung gipfelt in der Entwicklung der \{höpferischen Kräfte, weil in der Entwicklung dieser zugleich die Entwicklung des Individuums zur Persönlichkeit \teckt. Die kunstgewerbliche Erziehung hat die gleichen Wege zu wandeln. Die frühere Erziehungsmethode hatte sich lo8gelöst von der praktischen Arbeit, die heutige führt durh die Arbeit wieder zur Arbeit. Die höchsten Erziehungswerte und Erziehungskräfte liegen gerade in der Arbeit verborgen. Die Freude an der Selbsttätigkeit führt von felbst zu einem Vertiefen in die Eigenschaften des Materials und damit zu einem richtigen kunstgewerblihen Empfinden innerhalb der Grenzen, die Zweck, Material und Technik ziehen. An zahlreichen Beispielen aus der Vorschule und den Fachklassen der Kunstgewerbeschule zu Hamburg wies der Vortragende in großen Zügen die Ergebnisse dieser Erziehungsmethode nah. So ergaben die in Holz, Stein, Bronze und Silber ausgeführten Arbeiten, die in einer Klasse für Plastik entstanden, den Beweis für das Gesagte. Nicht minder zeigten die Arbeiten aus einer Ble für Buchbinderei, wie der Geshmack \sich an Hand der praktishen Betätigung \{hulen läßt, wie nur so die Schüler die kunstgerehte Anwendung beispiels- weise ihrer Stempel und Filete erlernen können. Auch der Buch- drucker bedarf einer jolhen Schule. Sein typographishes Material, das auf rehnerishen Grundlagen beruht, kann nur Leben gewinnen, wenn er Gelegenheit findet, die ihm vorschwebenden Gedanken praktisch durhzuführen, denn es besteht gerade hier ein großer Unterschied ¿wischen Skizze und Ausführung. adurch, daß die Kunstgewerbeschule jevt \chon in der Vorschule die Schüler zur Selbsttätigkeit
heranzuziehen beginnt, übt sie se ensreihen Einfluß aus. “ Man läßt zum Beispiel die Vorshüler nicht wie früher nur zeichnen, sondern man gibt ihnen auf, aus ihrer Erinnergng beraus irgend ein Bild festzuhalten und dieses farbig in Ms- geshnittenem Papier wiederzugeben. Aehnlich verfährt man mit Außgaben aus der Pflanzenwelt, mit einfachen dekorativen Aufgaben, beispiels- weise für Stoffe usw. Dadurch, daß der Schüler die aus dem farbigen ne geshnittenen Darstellungen nach Belieben auf dem Blatte hin- und herbewegen, sie mit leiter Mühe auch_ in ver- schiedenfarbigen Papièren aus\hneiden und so die Farbenwerte- gegen- einander abwägen kann, lernt erx von selbst die Farbenwerte bestimmen und die Darstellung kritisch beurteilen. Daran {ließen sih zwanglos kunstgewerblihe Aufgaben, die vom Zweck und Material ausgehen. Ohne Zutun der Schule bilden s dabei Arbeits- enossenshaften heraus, die sih gegenseitig anspornen und die Urbeitsfreudigkeit des einzelnen nur erhöhen. Indem fich so die kunstgewerblihe Erziehung ständig mit praktisher Arbeit ver- knüpft, sorgt sie dafür, daß der Gehilfe seine technische Ge- shicklihkeit niht verliert, sondern sie, eben weil er ne für selbstgewählte Arbeit anwenvet, erhöht und sein künstlerishes Empfinden steigert. So führt die Schule von selbst zu einem Vertiefen in die Arbeit mit erhöhter Liebe zur Arbeit. Indem in den Werkstätten folher Schulen, beispielsweisè in den Budchbinderklassen, neben den Ge- hilfen, die nur die Volks\Hule durchlaufen haben, auch Damen arbeiten, die eine weit höhere Bildung Dee kommt es von selbst zu einem egenseitigen Würdigen, hier der L ildung und dort der Arbeit. Das Srgebnis ist ein Üeberbrüden sozialer Unterschiede. Indem so die Schule den Wert der praktishen Arbeit für die Geschmacksbildung und insbesondere für die funstgewerblihe Erziehung voll ausnugt, wirkt sie E niht nur auf die Produzenten, sondern in weiteren Maße auc au die Konsumenten erzieherisch. Sie wirkt somit ze- \chinacksbildend auf weite Kreise ein.
Literatur.
Aus der Zahl der neu erslienenen Bändchen der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ die der Verlag von B. G. Teubner in Leipzig herausgibt (jeder Band in Leinwand 1,29 M), sei der Band 34 hervorgehoben, in dem \echs Vorträge des Universitätsprofessors Dr. Edgar Loening- Halle über „Grundzüge der Verfassung des Deutschen Reiwhes“ enthalten sind. Die seinerzeit in Ham- burg gehaltenen Vorkräge dienten dem Zweck, den rechtlichen Inhalt der Neichsverfassung in einer jedem Gebildeten ver- ständlihen Weise und in einfaher Form darzulegen. Wissen- schaftlihe Streitfragen sind dabei naturgemäß nicht ein- gehend erörtert, wohl aber bat der Verfasser die wichtigsten hervor- gehoben und zu ihnen Stellung genommen. Das Büchlein erfüllt seinen Zweckck ausgezeihnet und kann allen Laien, die sih mit den grund legenden staatsrechtlihen Fragen vertraut machen wollen, nur empfohlen werden. — Im 290. Bändchen derselben Sammlung stellt Dr. Chr. G. Barth in Stuttgart Unsere Schußgebiete nah ihren wirtschaftlichen Verh ältnissen im Lihte der Erdkunde dar. Nach einer allgemeinen geographischen Einleitung werden in besonderen Abschnitten Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Gewerbe, Besiedelung, Grund und Boden, Arbeiterfrage, Mission und Schule, Handel, Verkehr, Münz- und Bankwesen, Zollwesen und Haushalt, Verwaltung und Schußtruppen behandelt. “Der Verfasser fußt bei seinen Angaben auf amtlihem Material. Zudem kennt er einen Teil unserer Schutzgebiete aus- eigener Anschauung.
Aus den neuen Bändchen der Sammlung „Wissenschaft und Bildung“ (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig; jeder Band in Leinwand 1,25 44) seien die Bändchen 42 und 70 hervorgehoben. In jenem gibt der Universitätsprofessor Dr. Felir Nosen - Breslau „Anleitung zur Beobachtung der Dilanien*, in diesem der Kustos am Königlichen Botanisélén Garten in Berlin Dr. P.
raebner einen Grundriß der „Pflanzengeographie“. Beide reichillustrierte Büchlein sind in ihrer Art trefflih. Fn dem Graebnershen ist alles wesentlihe der Pflanzen eographie auf etwa 150 Drucfseiten behandelt, ohne daß die Darstellung dur diese ge- drängte Kürze dürftig \kizzenhaft geworden wäre. Nach Angabe der Hauptdaten aus der Geschichte der Pflanzengeographie wird in zwei Abschnitten die genetishe und die floristishe Pflanzengeographie be- handelt; darauf folgt eine Darstellung der Pflanzenreiche und -gebicte der Erde und als Schlußteil eine solche der öktologishen Pflanzengeographie. Im Anhang wird auf den Schuß der Naturdenkmäler hingewiesen. Die NRosensche Darstellung fußt auf biologisher Grundlage und führt den Leser von den niedersten Pflanzen ausgehend durch die einzelnen Entwicklungs\tufen. Die Schrift bietet also neben der Anleitung zur Beobachtung der Pflanzen zugleih einen Einblick in deren Ent wicklungsgeschihte. “Im Bändchen 45 der Sammlung behandelt der Universitätsprofessor Dr. Hans Meinhold - Bonn die Entstehung und Bedeutung von „Sabbat und Sonntag“. Das Büchlein kann als Musterbeispiel dafür empfohlen werden, wie sich wissen- \haftlihe Fragen in anziehender, gemeinverständliher Form dar stellen lassen. i
Auch die in demselben Verlage“ erscheinende „Naturwissen\chaft
lihe Bibliothek“ für Jugend und Volk (Herausgeber Konrad Höller und Georg Ulmer) is durch mehrere sehr lesens8werte Bändchen (zu je 1,80 #4) berecihert worden. W. Wagner schildert „Die Heide“, ihr Entstehen, ihre Vergangenheit und die sie gegenwärtig bel ebende Tier- und Pflanzenwelt; C. Schü tze vermittelt dem Leser einen Blick in den Bau und die Wirksamkeit der gegenwärtig ge- bräuchlihhen „Kraftma schinen“ und Dr. N. Timm führt ihn in das Reih der „Niederen Pflanzen“. Alle drei Büchlein sind mit guten Abbildungen reich ausgestattet. — Das Sqießverfahren mit Maschinengew ehren. Praktishe Ausbildung der Maschinengewehrkompagnien in {ieß technischer Hinsicht nebst einem Anhang für das gefechtsmäßige Schießen. Bon Ge r, Oberleutnant im 1. Ermländischen Infanterie- regiment Nr. 150. Verlag des Deutschen Offizierblattes, Gerhard Stalling, Oldenburg. (Preis 80 „.) — Der Verfasser hat es mit Grfolg unternommen, aus den noch vielfah voneinander abweichenden Anschauungen über das Schießverfahren mit dieser verhältnismäßig neuen Waffe an der Hand praktisher Erfahrung und erläuternder Beispiele die grundlegenden Ideen herzuleiten, die für den Gebrauch der Maschinengewehre von Fall zu Fall si ergeben. Er will hiermit keine allgemeingültigen Lösungen bieten, sondern den Beteiligten nur einen der Wege zeigen, die zur Erreichung des Endzwecks führen. Das Büchlein wird aber nicht nur den Offizieren und Unter offizieren der Maschinengewehrtruppen ein nüßliches Hilfsmittel sein, sondern au für alle anderen, die in engere Gefechts8gemeinschaft mit dieser modernen Waffe kommen, zur wünschenswerten Orientierung dienen. 7 : :
— Das Neue aus der Schießvorschrift TUT dte Ins fanterie. Verlag des Deutschen Offizterblattes, Gerhard Stalling, Oldenburg. (Preis 50 „.) — Jn diesem kleinen Werke, dessen Ver- fasser niht genannt ist, wird das Neue in der Schießvorschrift vom 21. Oftober 1909 gegenüber dem bisher gültig gewesenen hervor- zehoben und möglichst auch in seiner Bedeutung für die Ausbildung bett. den Wechsel technischer und taktischer Anschauungen gewürdigt. Es wird dabei u. a. besonders hervorgehoben, daß die das Schul- schießen und d tom Nige Schießen umfassende Schießausbildung in leßterem die höhere und höchste Stufe zu erblicken hat, daß si das Prüfungs- und Belehrungsschießen ihm einfügt bezw. neben ihm steht, daß die Schießlehre der Schießausbildung vorangestellt und die Entfernungsermittelung ihr als Hilfsmittel an- gehängt ist. Als vornehmliches Kennzeichen der Neuerungen wird forttér die logishe Anordnung des Stoffes, das Zusammenfassen des bisher Zerstreuten an der rechten Stelle und das Bestreben, überall den kürzesten, sprahlih besten Ausdruck zu finden, erwähnt. Das Buch erscheint somit wohlgeeignet, in seinen Inapp gefaßten Aus führungen das Hineinfinden in die gegen früher abweichenden Vor- schriften wesentlih zu erleichtern.
— Im Verlage von August Ba gel-Düfseldorf ist ein geschmack- voll ausgestattetes Heft für den Weihnachtstis{ erschienen, das si
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„Julklapp* nennt. Es ist den in Amerika, England und auch Frankreich verbreiteten Weihnachtsheften nachgebildet und enthält eine Nethe von Skizzen, Auffäßen und Gedichten, die zum Teil in engerer oder loserer Beziehung zum Weihnachtsfest stehen. Das Heft ist reih mit Bildern versehen. Sh
— Die Weihnachtsnummer der , Modernen Ku ns “ (Verlag bon Nich. Bong, Berlin W. 57) bietet eine Fulle anregender d 5 bon denen nur der Aufsaß von Marimilian Krauß über eine Ho tafel bei dem Prinz-Negenten von Bayern erwähnt sei, den Hans Stubenrauh reih illustriert hat; ferner seien hervorgehoben die gleichfalls reih mit Handzeichnungen ges{müdckte Plauderei "Weie naten in Alt-Frankfurt“ von Heinrich Flach und „Nussishe Wei naten“ von Georg Cleinow. Eine Weihnachtsnovelle stammt von Oskar Anwand. Aus dem Bildermaterial seien die beiden doppel- seitigen, farbenleuhtenden Beilagen Pierre Lavigne: „Verwehte Dorsstraße“ und Frank Disee: „Die Waldfee“, sowie der große Pu nah L. Dettmanns „Weihnachtsidyll“ als Beispiele an- geführt.
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Bauwesen.
Im Architektenverein in Berlin hielt am 13. d. M. der Assistent an der Technischen Hochschule in Aachen Dr. Brinkmann einen Vortrag über: Gotis che Stadtanlagen in Südfrankreich. Der Vortragende führte etwa folgendes aus: Der Süden Frankreiths hat seinen eigenen architektonishen Charakter. Auch in der Geschichte der Stadtbaukunst kommt dies zum Ausdruck. Eine Anzahl Städte standen schon in gallish-römischer Zeit in Blüte. Nach den Stürmen der Völkerwanderung entwickeln \ih im Schutze von Klöstern, Burgen die Parasitstädte, unregelmäßigeck langsam sih ausdehnende Bildungen. Erst nah 1200 machte si ein stärkerer Auf stBwung bemerkbar. Ein besonderer Typus von Stadtanlagen entsteht: die Villes-neuves oder Bastides, von denen dem Vortragenden gegen zwanzig bekannt ge- worden sind. Die Anregung zu ihrer Gründung im X1U1. Jahr- hundert gaben die Kämpfe zwischen dem englishen und französischen Königtum, sie bildeten die gutbefestigten Stüßpunkte der militärischen Operationen. Negelmäßiger, meist polygonaler Umriß, Aufteilung des umfesteten Geländes durch grade, sich rehteckig shneidende Strafen sind thr Charakteristikum, wobei die Aehnlichkeit mit den ostdeutshen Stadtanlagen des XII1. und XIY. Jahrhunderts unverkennbar ist. Eine besondere Ausbildung wird dem rechteckigen Markt zuteil, der mit Arkaden umsäumt wird. Die Befestigung is für diese Städte ein Hauptmoment. Sehr viel ist erst im XIX. Jahrhundert dem praktischen Sinn, der noch radikaler wie bei uns hauste, zum Opfer gefallen. Völlig erhalten is nur no6 Aigues-Mortes in der Nahe von Montpellier an der Küste des Meeres. Seine Mauern, Türme und Tore sind das Gewaltigste, was aus jener Zeit nicht nur in Frankreich bewahrt ist. Eine Anzahl \{öner Brückenbauten aus gotischer Zeit sind noch erbalten. Nach 1300 ist diese Epoche der Stadtbaukunst abgeschlossen, regelmäßige Neuanlagen finden si erst
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wieder unter dem Einfluß der italienischen Renaissance.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln. Malta.
In Malta sind durch eine Negierungsverfügung vom 8. d. M. Alexandrette und Beirut als pestverseuchte Plätze erklärt worden. Schiffe, die von Alexandrette oder Beirut kommen, unter- liegen nebst ihren Passagieren den vorgeschriebenen gesundheitspolizei- lihen Maßnahmen.
Verdingungen im Auslande,
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs- und
taatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in defsen
Expedition während der Ed von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.
Niederlande.
3. Januar 1910. Bürgermeister und Stadtverordnete von Leiden im Rathaus: Ueferung von Baumaterialien, Gerätschaften zum Reinmachen 2c. gemäß Besteck Nr. 1, wie Holzwaren, Eichenholz und Wagenschott, Kleineisenzeug, Oefen und Oefenerfordernisse, Platt- stabeisen, Kalk, Traß, Zement, 2c. Erfordernisse für den Maschinen- - raum, Stöcke und Stele für Geräte usw. Das Besteck liegt auf dem Bureau für Gemeindearbeiten werktäglih bis zum Tage der Auss\chrei- bung, von 9 Uhr bis 4 Uhr, zur Einsicht und Uebernahme aus und ist für 0,75 Fl. (franko dur die Post 0,80 Fl.), soweit der Vorrat reiht, erhältlich. Die Muster liegen auf dem städtischen Zimmerplatz und în dem Stift „Endegeest“ zur Besichtigung aus. Weitere Aus- kunft wird täglih zwischen 11 und 12 Uhr auf dem Bureau für Ge- meindearbeiten erteilt.
Numänien.
Generaldirektion der Regie der Staatsmonopole in B ukare s. 11. Januar 1910, Vormittags 10 Uhr: Vergebung der Lieferung von 10 000 kg Leim zur Herstellung von Zündhölzchen, 10 000 ke (lor- saures Kali für die Zündholzfabrik Filaret, 2000 kg Gummi arabicum, 3000 kg Zinkoryd für die Tabakregie, 80 000 kg Salpeter, 20 000 kg Schwefel für die Pulverfabrik in Laculete. Lastenheft in französischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
Aegypten.
Ministerium des Innern in Kairo ( Canitätsverwaltung), 20. Ja- nuar 1910, 1 Uhr Nachmittags : Vergebung der Lieferung von Khaki- kostümen und Kalikot Nr. 3. Als Sicherheit sind 50/9 des Angebots zu leisten. Lastenheft in französisher Sprache beim „JMeich8anzeiger“*.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Aufführung von Wagners „Siegf (Anfang 7 Ubr) statt. Dirigent ist der Herr Generalmusikdirektor Dr. Muck. Die Beseßung der Hauptrollen lautet: Frau Plaichinger: Brünn hilde; Fräulein Ober: Erda: Frau Herzog: Waldvogel ; Herr Grüning: Siegfried; Herr Bachmann: Wotan; Herr Lieban: Mime; Herr von Schwind: VFafner : Herr Krasa: Alberich. Am Montag, den 20. Dezember, wird die Verdische Oper „Ein Maskenball“ (Anfang 73 Uhr) unter der Leitung des Kapellmeisters Blech gegeben. Es wirken wie bei der erstmaligen Aufführung der Neueinstudierung u. a. mit: Frau Kurt, ¿Fräulein Ober, Fraulein Artôt de Padilla und die Herren Kirchhoff, Bronsgeest, Bachmann, von Schwind.
Das Königlihe Schauspielhaus bringt morgen eine Wiederholung von Ernst von Wildenbru{s Schauspiel „Der Deutsche König“, am Montag eine folhe von Molières „Eingebildetem Kranken“ tn der Bearbeitung von P. LUndau. — Hermann Suder- manns Schauspiel in vier Akten „Strandkinder“ wird am Diensêtag, den 21. Dezember, zum ersten Male aufgeführt. Die Hauptrollen spielen die Herren Patry, Staegemann, Kraäußneck, Zeisler, Pohl, Geisendörfer, Vallentin, Boettcher, Platen sowie die Damen Poppe und Ressel. In Szene geseßt wird das Schauspiel von Herrn P T Lindau.
Im Neuen Königlichen Operntheater wird morgen, (Anfang 7} Uhr) die Oper „Mignon“ aufgeführt. Dirigent ift der Kapellmeister Dr. Besl. Die Hauptrollen sind mit den Damen Artôt, Hempel und den Herren Kirchhof, Bronsgeest, Dahn, Mödlinger und Platen beseßt. — Am nächsten Sonntag, den 26. Dezember (2. Weih- nachtstag), findet eine Aufführung von Schillers „Maria Stuart* statt. Der Vorverkauf zu dieser Vorstellung beginnt morgen an der Kasse des Königlichen Schauspielhauses.
Im Deutschen Theater wird das Shakespeareshe Lustspiel „Der Widerspenstigen Zähmung“ an den beiden Weihnachtsfeiertagen, außerdem morgen jowie am Dienstag und Donnerstag in Széne gehen. Am Montag wird „Don Carlos“, am Mittwoh „Hamlet“® wiederholt. — In den Kammerspielen wird „Das Heim“ (Le
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E P M N A Ei L P U Va T s Per A E P DE A AED E