1869 / 154 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Kirchengüter und kirchlichen Gefälle zu, welche durch die Re- formation in weltliche Hände kamen. Nur die beiden Frauen- klöster zu St. Katharina und zu Weißfrauen, sowie die bona- meser Klause und einige Gottes8häuser in Frankfurt erhielten eine andere Verwendung. Von 1531 an wour- den dem Kasten Übergeben: die verschiedenen in der Stadt stehenden Almosenstöckte, das Barfüßerkloster und seine Gefälle, die eingezogene Beginen - Clauje zu Oberrad , der Gut- leuhof, die Kleinode mancher Kirchen und Brüderschaften und die Gefälle der Kirchen zu St. Peter, zu St. Maternus und zu den H. drei Königen. Dagegen mußte der Kastner aber lange Zeit auch die Besoldungen der lutherischen Pfarrer ausbezahlen. Jm Jahre 1583 wurde auch der Gebrauch ein- geführt, beim Gottesdienst das »Almosensäcklein«, d. i. einen Klingebeutel zum Besten des allgemeinen Almosenkastens um- zutragen. Uebrigens wurde der allgemeine Almosenkasten, gleich mancher andern Anstalt des Mittelalters, lange Zeit ohne eine niedergeschriebene Ordnung blos nach Herkommen und Ge- wohnheit verwaltet. Daß dies sogar noch im Jahre 1627 der Fall war , is aus einem Schreiben des Frankfurter Rathes an den von Straßburg ersichtlih. In demselben Schreiben sagt der Rath auch, die Stadt besitze zwei Almosenstiftungen, den Almosenkasten und das H. Geistspital; das leßtere sei für Fremde , welche erkrankten , bestimmt, der Almosenkasten aber, welcher, außer seinen überlieferten Gefällen und Zinsen und den ihm gemachten Legaten, die in den Kirchen gesammelten Almosen, sowie in Gemeinschaft mit dem H. Geistspitale den Ertrag der jeden Monat in den Stadtquartieren vorgenom- menen Hauskollekte erhalte, habe die einheimischen Haus- armen zu versorgen ; derselbe thue dies vermittelst wöchentlicher Gaben an Brod und an Geld, welche je nah den Verhältnissen der Armen größer oder geringer scien; Übrigens pflege er auch vertriebenen Predigern und andern Verbannten mit einer Geld- unterstüßung beizuspringen. Merkwürdig is , daß um 1600 alle Diejenigen, welche eine regelmäßige Unterstüßung aus dem Armenkasten erhielten, einen Adler als Abzeichen tragen mußten.

Was zu Frankfurt in Folge der Reformation 1530 ge- \{hah , war zu Nürnberg bereits acht Jahre früher geschehen. In der leßtern Stadt wurde nämlich schon 1522 ein rein welt- licher Almosenkasten gestiftet, in Folge des durch die Straßen- bettelei entstandenen Unwesens. Auch dort vereinigte man alle früher gestifteten Almosen in Einen Fonds, zog die Einkünfte der eingegangenen Klöster zu demselben, und ließ für ihn durch besondere Leute beim Gottesdienst »in Säcklein, an Stänglein angebeftet« Almosen einsammeln.

Yurx Geschichte der Königlichen Kunstaka demie L Uo

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L Wilhelm Schadow , geboren zu Berlin am 6. September 1788, ein Sohn des Bildhauers Johann Gottfried Schadow, hatte sich als junger Mann zu Rom dexr von Overbeck ein- gesblagenen Kunsirichtung angeschlossen , welche nicht blos auf Größe des Styls, sondern zugleich auf Schönheit in Form und Farbe Gewicht legte. Schadow, der aus Berlin von seinen Schülern Karl Friedrich Lessing, Julius Hübner, Theo- dor Hildebrandt, Karl Sohn, Heinrich Mücke und Christian Köhler begleitet wurde, denen bald darauf noch Eduard Ben- demann und Adolf Schrödter nah Düsseldorf folgten und dem auch Joh. Wilh. Schirmer sich dort anschloß, leitete die Akademie daher in eine ganz neue Bahn. Er hatte sih die Aufgabe gestellt, nach dem Vorbilde Rafaels die höchste malerische Vollen- dung mit dem erhabensten Styl zu vereinigen. Eine neue Technik, von einer romantisch-lyrischen Stimmung beherrscht, bildet die Eigenthümlichkeit der Düsseldorfer Kunstakademie, welche ihr und ihren Begründern den ehrenvollen Plat in der Geschichte der deutschen Malerei angewiesen hat. Lessings romantische Bilder, Bendemanns elegische Darstellungen, Hildebrandts romantisch- geschichtliche Genrebilder und Schrödters Humoresken machten die Kunsiwelt bald mit der neuen Schule bekannt und zogen aus allen Theilen Deutschlands, später auch aus außerdeutschen, ja Jelb}t außereuropäischen Ländern Schüler nach Düsseldorf herbei.

Die Organisation der Akademie konnte sich nur langsam entwickeln; zunächst mußten die Kräfte herangebildet werden,

®) Nach Wiegmann, die Königliche Kunstakademie zu Düssel- dorf 1856, und den in der Düsseldorfer Zeitung »nah amtlichen Quellen« veröffentlichten »Beiträgen zur Geschihte der Königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf«, |

die auf allen Stufen des Unterrichts in einem und dem- selben Geist wirken konnten. Einstweilen behielt Schadow des- halb nur die mitgebrahten Schüler unter seiner speziellen Lei- tung, während er die übrigen den vorgefundenen Lehrern überließ. Allmählich bildeten sich aber die Schüler zu Meistern aus und Hildebrandt, Sohn, Schirmer leiteten eigene Klassen. Die Bedeutung, welche cinzelne Schüler als Künstler erlangten, konnte jedoch im Laufe der Zeit nicht ohne Rückwirkung auf die Kunstrichtung der Akademie bleiben. Anfangs der vierziger Jahre entstanden Spaltungen; die romantkisch-lyrishe Richtung der Düsseldorfer Schule wurde von vielen ihrer Schüler ver- lassen, die sich theils dem realistishen Genre, theils der katholisch- kirchlichen Kunst zuwendeten ; es bildeten sich Privat-Lehrinstitute und Vereine neben der Akademie, welche ihr den Einfluß auf die Kunsirichtung streitig machten. Aber als Schule bebielt die Akademie ihre Bedeutung, ihre Schülerzabl blieb im Steigen, sie wurde sogar 1864 noch durch eine Bildhauerschule, 1866 durch eine früher nur dem Namen nach bestehende Architektur- klasse erweitert.

Schadow legte, durch Krankheit gezwungen, das Direk- torat im Jahre 1859 nieder. Sein Nachfolger Bendemann wirkte in Schadows Geiste fort. Als Bendemann sich nach einigen Jahren zurückzog, trat ein Jnterimistikum ein, welches erst vor Kurzem durch die Anstellung des Professors Wislicenus aus Weimar sein Ende erreicht hat. Jn Th. Hildebrandts Stelle sind Karl Müller und Julius Röting getreten, der Skulpturklasse steht Wittich aus Dresden vor, im Professorat der Architektur und im Sekretariat ist Giese im Jahre 1866 Wichmanns Nachfolger geworden. Die von Schirmer begrün- dete LandschafiLschule wurde bis vor Kurzem durch Oswald Achenbach geleitet, Die Kupferstecherschule is durch Joseph Keller zu ciner der besten der Gegenwart erhoben worden.

Die Zahl der Meister, welche aus der Düsseldorfer Kunst- Akademie hervorgegangen, is sehr groß. Die bedeutendsten sind: in der Historienmalerei Lessing, Bendemann, Hübner, Stilke, Rethel, Leute, Adolf Schmit, A. Baur; in der Kirchen- malerci E. Deger, Andreas und Karl Müller, Jttenbach, Mo- litor, Clasen; in der romantischen Historie und im Genre Th. Hildebrandt, E. Steinbrück, Karl Sohn, L. Blanc, Frau Marie Wiegmann, Th. Mintrop ; im Genre Adolf Schrödter, A. Tidemand, Rud. Jordan, H. Ritter, J. P. Hasenclever, @. Wieschebrink, L, Knaus, B, Vautier, Wilh. Sohn, Chr. Bött- cher, C. Geselschap, F. Hiddemann, E. Bosch; in der Schlachten- malerei W, Camphausen, Chr. Sell; in der Landschaftsmalerei Lessing, Schirmer, Andreas und Oswald Achenbach, Gude, Leu, A. Weber; in der Porträtmalerei Karl Sohn , Hildebrandt, Röting; im Stillleben J. W. Preyer; in. der Kupferstecherkunsi Keller, Barthelmeß, Vogel, Dinger, Steifensand. Auch Julius Schrader in Berlin, Oesterley in Hannover, Jacob Becker und Jak. Dielmann in Frankfurt, Chauvin in Lüttich, Schwarz in Amtsierdam, Jul. Lange in München , Dieffenbach in PArio, Dlerltadl in UAmerila_ n. A. find S@Ul der Düsseldorfer Akademie. Durch einzelne in Düsseldorf gebildete Künstler ist die Kunstrichtung der Düsseldorfec Schule auch an andere Kunstinstitute verpflanzt worden, so durch Hübner und Bendemann nach Dresden, durch Schirmer, Lessing, Gude, Schrödter und Descoudres nach Karlsruhe, durch den Grafen Kalckreuth nah Weimar.

Als Schadow die Leitung der Akademie übernahm , hatte er gegen die in künstlerischen Kreisen weit verbreitete Ansicht anzukämpfen, daß Akademien der Kunst mehr s{hädlich als för- derlich seien. Ein Rückblick auf die Leistungen der Düsseldorfer Akademie bei ihrer fünfzigjährigen Jubelfeier zeigt , daß es Schadow gelungen ist, jene Ansicht durch die That zu wider- legen. Cornelius aber hat es die Akademie zu danken, daß sie Überhaupt der reinen Kunst dienen konnte.

__ Herr Dr. Behrend in Kolberg ersucht uns um folgende Er- gänzung des in Nr. 129 d. Bl. enthaltenen Artikels »Qur Geschichte der Stadt Kolberg«:

__ Seitdem die Saline eingegangen, ist die Kolberger Soole nicht allein nuybar gemach! worden durch die Erbauung des Vereins-Soolbades, es hatte vielmehr schon seit 1830 eine Sool- Badeanstalt neben dem Betriebe der Saline bestanden, welche vielfach benußt worden ist. Diese alte Sool-Badeanstalt ist durch Kauf im Jahre 1859 an Dre. Behrend übergegangen. Es benußt die Anstalt des Dr, Behrend die älteste Quelle, die in Kolberg existirt, die sogenannte Zillenbergquelle, welche Dr. Behrend vom Staate gepachtet hat.

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schen Staats - Anzeigers : Behren - Straße Nr. fa,

Ecke der Wiiheimsftraße.

Anzeiger.

Königlich Preufischer S

Berlin, Montag den 5. Juli Abends

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, |

den nachbenannten römischen Beamten Orden zu verleihen, und zwar: dem Maggiordomo Sr. Len SRN des Papstes, Bartolomeo Pacca, den Rothen Adler-Orden erster Klasse, dem Maestro di Camera Sr. Heiligkeit des Papstes, Fran- cesco Ricci, den Rolhen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Stern, dem Doktor beider Rechte, Abba te Don Marcello Massaren ti, Bureau-Chef am apostolischen Almosenamte in Rom, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse, sowie dem Unter- suchung®§richter des Tribunals der Sagra Consulta ebendaselbst, Telemaco Nainer, und dem Gentiluomo des Kardinals Hohenlohe, Pietro Bariletti, den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse zu verleihen.

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Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Königlich niederländishen Kammerherrn und außer- ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Ber- lin, Grafen von Bylandt, den Rothen Adler - Orden erster Klasse; und dem General - Major z. D. von Blumenthal,

_… bisher Commandeur der 26. Infanterie - L den Rothen

iter. Klasse mit Eichenlaub; so wie-

Mwbxiy Caesar Georg Adal- |_

bert von Teihmann und Logischen auf Pontwiß im Kreise Oels die Kammerherren-Würde zu verleihen ;

Den Regierungs-Rath Koch in Berlin zum Ober-Regie- rungs8-Rath und Regierungs- Abtheilungs- Dirigenten zu ér- nennen ;

Dem im Finanz-Ministerium -angestellten Geheimen Regi- strator Carmesin, den Charakter als Kanzlei-Rath; und

Dem Hof-Restaurateur Carl Roepke zu Hannover das Prädikat eines Königlichen Hof-Restaurateurs zu verleihen.

Der Durchlauchtigste Herrenmeister des Johanniter-Ordens8, Prinz Carl von Preußen Königliche Hoheit, hat den nach- genannten Chrenrittern dieses Ordens:

Dem Fürstlich schwarzburg-sondershausenshen Kammerherrn und Hauptmann a. D. Albin von’ Krieger zu Baußen, : E Landrath des Kreises Lubliniß, Carl Adalbert Heinrich Constantin, Prinzen zu Hohenlohe; Ingelfin gen, zu Lubliniß, : Geheimen Megierungs-Rath und Landrath des Kreises Cottbus, Adolph Wilhelm Hermann Hein- rich Raphaël von Werdeck, auf Schorbus bei Cottbus, | / Kammerherrn Theodor Ludwig Wilhelm Erd- mann von Ziegler und Klipphausen, auf Dambrau bei Schurgast in Oberschlesien, ' Okerst, Flügel-Adjutanten Sr. Majestät des Königs und Commandeur der 17. Kavallerie - Brigade Alfred von Rauch, aft ; Rittmeister à la suite der Armce Hein rich 1X, Prinzen Reuß j. L. auf Neuhof bei Schmiedeberg in Schlefien Regierungs-Rath a. D. Remus von Woyrsch auf M Kreis Bre®bla",

ittergutsbesißzer Ulrich Otto von Dewiß auf Milÿow bei Oerßenhof in Mecklenburg, i Kammerherrn und Ceremonienmeister , Landesältesten und Legations-Rath a. D. Carl Grafen von Pour- talè s auf Glumbowitß, Kreis Wohlau, Kammerherrn Eduard Eugen Kraker „von Schwarzen feld auf Groß-Sürding bei Breslau,

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1869.

Dem Oberst - Lieutenant a. D, Ludwig Freiherrn von

»

“Kammer

Stenglin zu Berlin, Oberst - Lieutenant und Commandeur des 1. Garde- Ulanen-Regiments Wich ard Heino von Rochow Kreiswdeputirten Ernst Friedrich Eduard Louis Freiherrn von Secherr-Thoß, auf Schollwiß, Kreis Bolkenhain in Schlesien, Major a. D. Hermann Freiherrn von Esebeck, auf Wilknitt bei Mehlsack in Ostpreußen, Rittergutsbesißer Adolf von Zihßewiß, auf Nippo- glense, Kreis Stolp, Major a. D.- Ferdinand Heinrich Erdmann Eren zu Schönaich-Carolath, zu Saabor bei rünberg in Schlesien, Landrath des Kreises Bomst Hans Wilhelm Con- ftantin Lorenz Stanislaus Freiherrn von Un- ruhe-Bomst, zu Wolstein. Regierungs - Präsidenten und Kammerherrn, Mitglied A Hans Freiherrn von Hardenberg zu Cassel, General - Major z. D. Alexander von Treskow zu Berlin, ; Carl.pvon der Lancken zu Berlin General-Lieutenant z. D. Albert von Jngersleben zu Wiesbaden, : Premier-Lieutenant a. D. Carl Ferdinand Freiherrn vonSinner-Watten wyl, auf Schloß Landshut bei Betterkinden in der Schweiz, Kreisdeputirten Victor Ernst Alois von Keltsch, auf Stein bei Reichenbach in Ostpreußen, | Hauptmann in der Garde-Landwehr , Landrath des Kreises Rothenburg und Landschafts - Direktor Wolf Emil von Ger8dorff, zu Rothenburg i. d. Obérlaufit, Landrath des Kreises Falkenberg und Landesältesten George Heinrih Erdmann Emil Grafen Pückler von Grodiß auf Wirs8bel bei Friedland in Oberschlefien, Oberst - Lieutenant a. D. Alfred Friedrich Max von Hofmann - Chappuis de la Combaz zu Coburg, Königlich württembergischen Kammerherrn Carl Wil- helm R ichard Freizerrn König von Warthausen auf Warthausen im Donaukreise, i Rittergutsbesißer Christer Gustav Carl Louis Conrad Freiherrn von Albedyhll auf Karnitten bei LiebemÜühl, : ; ersten Präsidenten des Ostpreußischen Tribunals, Dr. Carl Gustav von Goßler, zu Königsberg in Preußen, | Oberst a. D. Ferdinand Leontinenhof bei Görliß, Mar des Justiz - Senats zu Ehrenbreitstein udwig von Shwarßkoppen, Rittmeister in der Landwehr - Kavallerie Ernst Frie- drich Werner Graf von der Schulenburg- Nimptsch, auf Beeßcadorf bei Salzwedel, Landrath des Kreises Pleß Ferdinand Siegis8mund Stanislaus Freiherrn von Seherr-Thoß zu Pleß, General der Jnfanterie und kommandirenden General des 7. Armee-Corps Adolf von Zastrow,

wirklichen Ober-Forstmeister und Abtheilungs-Dirigenten Adolf Friedrich August von Waldaw, zu Ks- nigsberg in Pr.,

von Lanccken auf