1869 / 178 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Graf von Bismarck-Bohlen, von Carls8burg bei Züssow in Vorpommern.

Der Ministerial-Direktor im Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten , Wirkliche Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Kraeßig aus Oberschlesien.

__ Abgereist: Se. Excellenz der Vize-Admiral und Direktor im Marine-Ministerium, Jachmann, nah Kiel.

Königliche landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf in Verbindung mit der rheinischen Fricdrih-Wilhelms-Universität Bonn.

Das Wintersemester beginnt am 15. Oktober d. I. gleichzeitig mit den Vorlesungen an der Universität Bonn. Der spezielle Lehrplan umfaßt folgende mit Demonstrationen verbundene wissenschaftliche Vorträge: i

1, Fahwissenschaften. Einleitung in die landwirthschaftlichen Studien. Allgemeiner Ackerbau. Landwirthschafiliche Betriebslehre. Landwirthschaftlihes-Seminar: Direktor Dr. Hartstein. Rindvieh- zucht. Landwirthschaftlihe Buchführung. ootomische Uebungen : Administrator Dr. Freytag. Ueber das landwirthschaftliche Melios- rationswesen. Geschihte und Literatur der Landwirthschaft. Das Fleishs{chaf: Dr. Schumacher. Anatomie und Physiologie der Haus- thiere. Aeußere Krankheiten der Hausthiere: Dep.-Thierarzt Schell. Obstbaumzucht: '»ck arten-Jnspefktor Sinning. Forstbenußung, Forst- und Taxation: Oberförster H erf.

__ 11. Grund - und Hülfswissenschaften. Experimental- Physik. Phyfsikalisches Practikum: Dr. Herwig. Unorganische Expe- rimental-Chemie. Landwirthschaftliche Technologie. Chemisches Prafk- tikfum: Prof. Dr. Freytag. Mineralogie: Dr. Andrä. Pflanzen- Anatomie und Physiologie. Pflanzenphysiologishe und mikroskopische Uebungen: Prof. Dr. Körnicke. Ueber Pflanzen - Ernährung und Düngung: Prof. Dr. Ritthausen. Naturgeschichte der Wirbel- thiere: Prof. Dr. Troschel. Volkswirthschaftslehre: Prof. Dr. Held. Landwirthschaftsrecht: Prof. Dr. Schroeder. Landwoirthf\chaftliche Baufkunde. Landwirthschaftliche Mechanik. Zeichnen-Unterricht: Bau- meister Dr. Schubert.

Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen Lehrhülfsmitteln, welche durch den Neubau eines für chemische, physi- falishe und phbysiologische Praktika besonders eingerichteten Jnstituts, sowie dur die neuorganisirte Versuchsstation eine wesentliche Be- reicherung erhalten haben, steht dersclben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benußung der Sammlungen und Apparate der Leßteren zu Gebote. Zugleich gewährt die Universität den Akade- mifern Gelegenheit, auch noch andere für ihre allgemeine wissenschaft- liche Bildung wichtige Vorlesungen zu hören; darunter auf dem Ge- biete der Naturwissenschaften: Experimentalphysik Prof. Clau- \i us; unorganische Chemie, organische Chemie Prof. Keku lé; Geologie Prof. Nöggerath und Dr. von Lasaulx; Mineralogie Prof. vom Rath; Pflanzenphysiologie, spezielle Botanik Prof. Hanstein; Anatomie der Pflanzen, über parasitishe Pilze und Pflanzenfrankheiten Dr. Pfißer; Urgeschihte des Menschen Prof. Schaafhbausen; Webungen im naturwissenschaftlihen Seminar U. st. w., der Recht s- wissenschaft: Naturreht oder Rechtsphilosophie Prof. Hälschner; Völkerrecht, deutsches Staatsrecht Prof. Acgidi; heutiges deutsches Privat- und Lehnrecht Prof. Shröder; Verfassungsgeschichte Deutsch- lands im 19. Jahrhundert Prof. Aegidi; Lehre von den Handels8ge- sellschaften Prof. Bauer band u \.w., der Staatswissenschaften: Theorie der Statistik, Finanzwissenshaft Prof Held; Geschichte der preußischen Verwaltungsorganisation Prof. Nasse u. s. w., der Ge- \chidchte: deutsche Geschichte Prof. Kam pschult e: Geschichte Europas seit 1789 Prof. von Sybel; Geschichte des 19 Jahrhunderts Pr. Bernhardt; Geschichte der Jahre 1814 und 1815 Dr. Varrentrapp; deutsche Kunstgeschichte Prof. Springer u. \. w., der Philosophie: Logik und Encyklopädie der Philosophie Prof. Schaarschmidt; Metaphysik Prof. Knoodt; Psvchologie und Anthropologie, Ent- wickelungs8geschichte des deutschen Universitätswesens Prof. Meyer

M L. D.

_ Nähere Nachrichten über die Einrichtung der Akademie enthält die bei A. Marcus in Bonn erschienene Schrift »die landwirthschaftliche Afademie Poppelsdorf«, sowie das in demselben Verlage erschienene, zur Jubelfeier der Universität Bonn herausgegebene ¡Festprogramm »Mittheilungen der Akademie Poppelsdorf«. Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unterzeichnete gern bereit, nähere Aus- kunft zu ertheilen.

Poppelsdorf bei Bonn, im August 1869. Der Direktor der landwirthschaftlichen Afademie. Geheimer Regierungs-Rath Dr, Hartstein.

: Bekanntmachung.

Während der diesjährigen Badesaison werden zwisben Anna- berg in Sachsen und Carlsbad, sowie zwishen Schwarzen- berg in Sachsen und Carlsbad je zwei tägliche Eilposten unter- halten, welche gegenwärtig wie folgt abgefertigt werden.

A. Zwishen Annaberg in SachGsen und Carlsbad. 1) Aus Annaberg-Bahnhof (über Weipert) 1230 Uhr Nacbts nach Ankunft des um 920 Ubr Abends aus Chemniß abgehenden Zuges, (Abgang aus Berlin 12 Uhr Mittags über Riesa, aus Dresden- Altstadt 645 Uhr Abends über Flöha), aus Carlsb .d (über Weipert) 615 Uhr früh zum Anschluß an den Zug 225 Ubr Nam. nach Chemniß, (Ankunft in Dresden-Altstadt 715 Ubr Abends); 2) aus Annaberg- Bahnhof (über Oberwiesentbal) 1130 Ubr Vormittags nah Ankunft des um 815 Uhr früh von Chemniß abgehenden Zuges, (Abgang aus Berlin 7 Ubr Abends Über Riesa, aus Dresden-Altstadt 539 Uhr früh über Flöha),

aus Carlsbad (über Oberwiesenthal) 7 Uhr Abends zum Anschluß an den Zug 4 Uhr früh nach Chemniß. (Ankunft in Dres den-Altstadt 80 Uhr früh über Flöha, in Berlin 35 Uhr Nachm. über Riesa.)

B. Awishen Schwarzenberg in Sachsen und Carls. bad. N) Aus Schwarzenberg 11 Uhr Vormittags im Anschlusse an den um 745 Uhr früh von Werdau abgehenden ZUg (Ab- gang aus Berlin 1030 Uhr Abends über Leipzig, aus Magde- burg 640 Uhr Abends, aus Leipzig 440 Uhr früh), aus Carls- bad 730 Uhr Abends on Anschluß an den Zug 330 Uhr früh nach Werdau (Ankunft in Leipzig 810 Uhr früh, in Magdeburg 345 Uhr Nachmittags, in Berlin 1245 Uhr Mittags); 2) au sS chwar- zenberg 12 Uhr Nachts nah Ankunft des um 850 Uhr Abends aus Werdau abgehenden Zuges, (Abgang aus Berlin 1 Uhr Nachm. über Leipzig, aus Magdeburg 115 Uhr Nachmittags, aus Leipzig 620 Uhr Abends); aus Carlsbad 9 Uhr Vormittags zum Anschluß an den Zug 515 Uhr Nachmittags nach - Werdau, Via in Leipzig 930 Uhr Abends, in Magdeburg 140 Uhr rüh, in Berlin 735 Uhr früh über Leipzig und Bitterfeld.)

Außerdem werden in Schwarzenberg Nachmittags gegen Z Uhr nach Ankunft des um 12 Uhr Mittags von Werdau abgchen- den Zuges, (Abgang aus Magdeburg 525 Uhr früh, aus Leipzig 910 Uhr Vormittags) Separat-Eilwagen nach Carlsbad abgefer- tigt, sofern zu einer solchen Fahrt vier, acht oder je vier Pläße mehr gelöst werden. Die Beförderung erfolgt anien Annaberg und Carlsbad in circa 8 Stunden, zwischen Schwarzenberg und Carlsbad in 7% Stunden.

An Personengeld sind für jede Person von Annaberg nah Carlsbad (über Weipert) 3 Thlr. 8 Gr, von Annaberg nach Carlsbad (über Oberwiesenthal) 2 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. von Schwarzenberg nach Carlsbad 2 Thlr. 12 Gr. 8 Pf. zu entrihten; Freigepäci 30 Pfund. Das Fortkommen der Reisenden mit den vorerwähnten Eilposten is in Annaberg und Schwarzenberg durch Stellung von Beiwagen gesichert. Leipzig, den 1. August 1869.

Der Ober-Post-Dircktor Leg.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 2. Augnst. Der Entwurf der Pro-

zeßordnung in bürgerlihen Rechtsstreitigkeiten für den Norddeutshen Bund (Verlag der Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei v. Decker in Berlin) beruht auf der Voraußs- seßung, daß die Gerichtsverfassung im gesammten Gebiete des Norddeutschen Bundes einheitlich geregelt wird. Die wichtigsten Grundsäße dieser Gerichts-Organisation sind folgende: Ae: 1DIE Privatgerichtsbarkeit und der bevorzugte Gerichtsstand sind aufgehoben. Die Gerichtsbarkeit wird in erster Instanz von Amtsgerichten , Handelsgerichten und Landgerichten, in zweiter Instanz von Landgerichten und Ober-Lande8gerichten, in leßter Instanz vom obersten Gerichtshofe ausgeübt.

Die Amtsgerichte sind mit Einzelnrichtern beseßt, die Ver- fassung aller anderen Gerichte ist eine kollegialishe. Die Han- del8gerichte bestehen aus einem rechtsgelehrten Ricbter , welcher den Vorsiß führt, und aus zwei kaufmännischen Richtern. Die Landgerichte erkennen als Gerichte erster Instanz mit drei Rich- tern, alle höheren Gerichte mit mehr als drei Richtern.

Jur Zuständigkeit der Amtsgerichte gehören alle Sachen bis hundert Thaler Werth, ferner alle Klagen aus dem Mieth- verhältnisse, aus Viehhändeln und Alimentenklagen. Bor die Handelsgerichte gehören die handelsrechtlichen Streitigkeiten, alle Streitigkeiten aus Wechseln und aus dem Seerehte. Für alle an Sachen find in erster Jnstanz die Landgerichte zu-

ndig.

Als Gerichte zweiter Instanz stehen über den Amtsgerichten die Landgerichte, Über den Landgerichten und Handels8zerichten die Ober-Lande8gerichte.

Die Rechtsanwaltschaft (Advokatur und Anwaltschaf) ist frei ; sie ist nur von dem Nachweise des juristishen Studiums und Ablegung der juristischen Prüfung abhängig, vorbehaltlich jedoch der Frage, ob 1n Anwaltsprozessen (d. h. in Prozessen vor den Landgerichten und den höheren Gerichten mit Anmwalts- zwang) nur solche Rechtsanwälte als Vertreter der Parteien zuzulassen sind, welche bei dem Prozeßgerichte immatrifkulirt sind und an dessen Sitze oder in dessen Bezirke wohnen.

Nach dem Entwurfe der Prozeßordnung is das Verfahren vor den erkennenden Gerichten öffentlich und mündlih. Das mündlich Vorgetragene bildet die Grundlage der richterlichen Entscheidung; in Anwaltsprozessen wird die mündliche Ver- handlung durch Schriftsäße vorbereitet. Ueber Beweisfragen urtheilt der Richter nach freier Ueberzeugung; die geseßlichen Bewecisregeln sind abgeschafft; die Eideszuschiebung ist nur in beschränktem Umfange gestattet. Der Prozeßbetrieb ruht wesent- lid in den Händen der Parteien. Die Prorogation i]t ohne B \cbränkungen zulässig. Zustellungen erfolgen unter Mitwlir- fung des Gericbtsschreibers durch Gericbtsboten oder Postboten;/ den Landesgeschen ist jedo die Zulassung von selbständigen Gericht8vollziehern vorbehalten.

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Unter Inland im Sinne der Prozeßordnung wird das Bundesgebiet , unter Jnländer jeder Bundesangehörige ver-

standen.

Kiel, 31. Juli. Sr. Majestät Panzerfregatte »Kron- prinz« lief heute Mittag, nachdem dieselbe 5 Tage in der Ostsee gekreuzt, wieder in den hiesigen Hafen ein.

Hessen. Darmstadt, 31. Juli. Der Großherzog hat mittelst Entschließung vom 1, Juli genehmigt, daß die seither als Rheinzollgerichte bestellten Gerichtsbehörden künftig die amtliche Bezeichnung »Rheinschiffahrt8gerichte« führen und unter dieser Bezeichnung die in der revidirten RheinschiffahrtSakte yom 17. Oktober 1868, insbesondere Art. 33—40 derselben, vor- gesehenen Funktionen ausüben sollen.

Hesterreih-Ungarn. Wien, 1. August. Die Köni- gin von Portugal reist, soviel bis jeßt bestimmt is, am Montag Nachmittags über Tirol nah Monza ab. Der Aufent- halt in Leesdorf scheint einen günstigen Einfluß auf das Be- finden Jhrer Majestät geübt zu haben.

Der Budgetaut\huß der Reichsraths8-Delegation seßte am 30. und 31. Juli die Berathung über das Budget fort. Bei der Debatte sprach der Reichskanzler Graf Beust, bezugnehmend auf geäußerte Kriegsbefürchtungen die Ueber- zeugung aus, daß der Friede augenblicklich nit bedroht ci und daß es möglich sein werde, die Gefahren zu beschwören, welche in Folge der allgemeinen Lage in Zukunft den Frieden he- drohen könnten.

Die Sektion für Aeußeres der ungarischen Delc- gation erklärte sich am 30. mit Entschiedenheit gegen die von der Reichsrath8-Delegation beabsichtigte Streichung der Ein- fommensteuer des österreichischen Lloyds pr. 82,000 Fl. aus dem gemeinsamen Budget. Die Militärsektion wählte ein Subkomite zur Formulirung der definitiven Beschlußanträge. Am 30. referirte das Subkomite. Die nächste öffentlihe Sißung findet am Donnerstag statt.

Der Minister von Plener wird während ciner Ur- slaubreise vom 4. oder 5. August ab durch den Minister Gra- fen Potocki vertreten werden.

Prag, 31. Juli. Der Fürst von Schaumburg- Lippe is vorgestern mit dem Erbprinzen Georg und dem Prinzen Hermann von Tepliy nah Franzensbad abgereist.

Belgien. Brüssel, 1. August. Der König und die Königin werden sich mit ihrer Tochter Anfangs d. M. nach Ostende begeben. -

Die »Tnd. belge« veröffentlicht ein Cirkular, welches der Minister des Innern an die Gouverneure in Betreff der Re- vision der Wählerlisten erlassen hat.

Großbritannien und Jrland. London, 30. Juli. In. der heutigen Unterhaussizgung richtete White an den Attorney-General die Anfrage, ob das Ministerium gesonnen sei, cine Vorlage behufs Aenderung des Krönungseides ein- zubringen, was vom Attorney-General verneint wurde. Leß- terer bemerkte hierbei, es sei zur Zeit Georgs 1V. nöthig ge- worden, die gebräuchliche Eidesformel in Erwägung zu ziehen. Damals habe der Geheime Rath die nothwendigen Abänderun- gen vorgenommen und die Regierung sei der Ansicht, daß dieser heute ebenso kompetent sei, solhe Veränderungen, als in Folge des Durchgehens der irischen Kirchenbill geboten, erscheinen zu lassen. Bezüglich der Ansprüche der englischen Staat8gläubiger Mexikos bemerkte der Unter-Staatssekretär im auswärtigen Amte auf die {on mitgetheilte Interpellation Shcridans, die Re- gierung habe für die Sache großes Interesse und werde mit großer Befriedigung hören , daß cine Bereinbarung ‘erzielt wor- den sei. Eine amtliche Unterstühung sagte Otway nicht zu. Qum Subsidienkomite konstituirt , fuhr as Haus s{ließlich mit Berathung der Voranschläge fort. ; A Morgen wurden zwei Supplementarvoranschläge für den Civildienst veröffentlicht, deren einer 191,700 Pfd. St. für Gerichtshöfe, Militärgefängnisse, das Departement für Wissenschaft und Kunst, die Kommission für dotirte Schulen u. st. w. umfaßt. Der zweite betrifft den Telegraphendienst. Die Aus- ganAE für dieses Departement vom 1. Januar bis 31. März 870 werden auf 90,000 Pfd. St. (ausschließlih der Interessen

für die Kaufsumme) ausgeseßt, während die Einnahmen für die nämliche Periode auf 168,000 Pfd. St. veranschlagt sind. 31, Juli. Das Befinden Gladstone's geht langsam

aber ficher der Besserung entgegen. Derselbe ist zur Stadt zurückgekehrt und wird voraussichtlich am Montage wieder im

Stande sein, scinen Siß im Parlamente einzunehmen. Heute Nachmittag war Kabinetsconseil in der Amts-

wohnung des Premier-Ministers.

Spanien. Madrid, 31. Juli. Die aus den Provin- zen eingetroffenen Nachrichten lauten fortgeseßt beruhigend.

Auf verschiedenen VBunkten sind unbedeutende Banden aufge- taucht, welhe von den Truppen energisch verfolgt werden.

1. August. Die amtliche »Gaceta« meldet: Die karli- stischen Banden in der Mancha werden unablässig verfolgt. Zwei unbedeutende Banden haben fich in der Provinz Leon gezeigt. Sonst herrsht überall Ruhe. Die Berichte der litho- graphirten »ySpanischen Korrespondenz«, welche von einer Nus- dehnung des farlistishen Aufstandes wissen wollen, sind als durchaus grundlos zu bezeichnen.

Der Staats-Minister hat, demselben Blatte zufolge, an die diplomatischen Vertreter Spaniens im Auslande ein Rund- schreiben gerichtet, welches die bisher erzielten Erfolge der Revo- lution aufzählt und hinzufügt, daß der Regierung während der parlamentarischen Ferien s{chwere Pflichten obliegen. Es sei vor allen Dingen nothwendig, den Geist der Anarchie niederzuhalten, welcher durch die Parteigänger einer imaginären Legitimität geshürt werde.

Portugal. Lissabon, 31. Juli. (W. T. B.) Der Finanz-Minister und der Justiz-Minister haben ihre Entlassung enommen. Der Rüktrikt der übrigen Minister wird gleih- alls für bevorstehend angesehen, und glaubt man, daß Graf Avila mit der Neubildung des Kabinets beauftragt werden wird.

Ztalien. Florenz, 31. Juli. Die Emission der dur das Gesez von 1867 bewilligten Obligationen der Domanial- Anleihe wird, dem Vernehmen nach, im Laufe des Monats August stattfinden.

Rumánien. Bukarest, 31. Juli. (W. T. B.) Eine bewaffnete Bande von circa 100 Ungarn drang mit ihrem Führer an der Spiße gewaltsam in rumänisches Gebiet bei der Ortschaft Bouzéu ein. Man forderte, daß das Zollhaus ent- fernt werden solle und zerstörte die Wachthäuschen. Die Re- gierung hat sofort Protest beim Wiener Kabinet erhoben und vat Truppen zur Verhinderung einer neuen Invasion an die Grenze entsendet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31, J. Der Kaiser ist am 29. Abends in Twer angekommen.

Der Großfürst Thronfolger, die Großfürstin Cesa- rewna und ¿er Großfürst Alexej Alexandrowitsch sind am 29. Morgens in Kasan eingetroffen. t

Der Großfürst Alexej Alexandrowitsch hat am 28. Juli seine Reise durch das Gouvernement Wladimir zu- rückgelegf. | i

Der Kaiser hat am 22. Juli befohlen, bis zur Um- gestaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten die nächste Leitung der Eisenbahn - Angelegenheiten dem Práä- sidenten des Conseils des Ministeriums, Senator und Inge- nieur-Genecal-Lieutenant Baron von Del wig mit denjenigen Rechten zu übertragen, welhe nach dem am 29. März 1867 Allerh. bestätigten Etat des Kriegs-Ministeriums den Chefs der Hauptverwaltungen verliehen sind.

Kronstadt. Der erwartete Besuch des Kaisers in Kron- stadt hat am 26. d. M. stattgefunden. Wie der »Kronst. Bote« meldet, kam die Kaiserliche Yacht um 2 Uhr 20 Minuten bei der Militärecke an, worauf Se. Majestät sich mit Allerhöchst- seinem Gefolge nah dem Fort Konstantin begab und daselbst von dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch empfangen wurde. Der Kaiser besichtigte ale Facen dieses mit cinem Eisenpanzer bedeckten Befestigungs8werkes, die Artillerie, die Pulverkeller und die Kasernen und begab \ich darauf nach dem Fort Swjerero, woselbst gleichfalls alle Facen und alle Bauten in Augenschein genommen wurden. Um 4 Uhr trat Se. Majestät in Beglei- tung des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch die Rückfahrt nach

Peterhof an.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Juli. Die Abreise der dänishen Königsfamilie und des Großfürsten Wladimir wird morgen Abend stattfinden. Die Neuvermählten werden vom 6. bis 10. August auf Schloß Beckaskog bei dem Könige von Schweden weilen.

Amerika. New-Yo rk, 29. Juli. (Telegramm.) Prä- sident Grant und Staatssekretär Fish haben fsich von Long- branch nach Washington begeben, um einem speziellen Kabinets- conseil beizuwohnen. ;

Philadelphia, 29, Juli. Telegrammen aus cubanischer Quelle zufolge sind die Insurgenten im Centraldepartement sehr rege; in der Umgegend von Trinidad haben fie viele Ge- bäude zerstört. Eine starke Abtheilung Jnsurgenten machte unlängst einen Angriff auf Puerto Principe, wurde aber mit bedeutendem Verluste zurückgetrieben. Mit nächster Zeit wird auf der ganzen Insel JZwangskonskription eingeführt werden.

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