1890 / 19 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

“e Fénossenschaften veröffentlicht.

; “7 40rd, wie das „Dr.

“* Generation durch die Werke, die

Se. Hoheit. der Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen - Philippsthal - Barhfeld, Contre - Admiral à la suite der Kaiserlihen Marine, ist am 17. d. M. zu Rotenburg an der Fulda verstorben.

Am 17. d. M. ist der vortragende Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Geheime Ober-Baurath Grüttefien, im fkräftigsten Mannesalter nah kurzer Krankheit in Folge eines Lungenschlages plöglih verschieden. Seinem Leben voll rastloser Arbeit und hingebungsvoller Berufstreue ist ein unerwartet \chnelles Ende beschieden gewesen.

Ernst Grüttefien, den 18. Dezember 1837 zu Neuhaldens- leben geboren, trat als Bauführer mit einem Dienstalter vom "9. Dezember 1858 in den Staatsdienst und wurde nach wohl- bestandener Prüfung am 2. August 1864 zum Baumeister er- nannt. Zunächst beim Wasserbau beschäftigt, widmete er sih vom Jahre 1866 ab dem Staats-Eisenbahndienst. Jn leßterem mehrjährig mit größeren Bauausführungen betraut, wurde er am 30. Mai 1871 zum Eisenbahn-Baumeister, am 4. Zuli 1873 als Vorsteher des technischen Bureaus der Königlichen Eisenbahn-Direktion in Hannover zum Bau- und Betriebs-Zn- spektor, am 3. Juli 1876 zum Mitglied der genannten Eijen- bahn-Virektion Und am 6. Januar 1877 zum Regierungs- und Baurath befördert. Am 6. Juli 1877 erfolgte seine Er- nennung zum Geheimen Bau- und vortragenden Rath in der Eisenbahn-Abtheilung des gegenwärtigen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, am 13. Juli 1882 seine Beförderung zum Geheimen Ober-Baurath, bei Gelegenheit des Krönungs- und Ordensfestes im Jahre 1888 seine Dekorirung mit dem Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub. Mit Rücksicht auf seine verdienstvolle Thätigkeit im Feldzuge gegen Fran s war ihm seiner Zeit das Eiserne Kreuz am weißen

ande Allerhöchst verliehen worden. : : i

Mit einem Charakter von hoher Lauterkeit, einer gedie-

gas wissenschaftlichen Bildung , vorzüglicher fahmännischer egabung, großer Geschäftsgewandtheit und reicher Erfahrung

verband der Dahingeschiedene eine seltene Arbeitskraft und

Arbeitsfreudigkeit, rastlosen Diensteifer und loyalste Gesinnung.

Jm persönlichen Verkehr freundlih entgegenkommend, erfreute

er sih der besonderen Ahtung und Anerkennung seiner Vor-

gesebten wie auch in vollstem Maße allseitiger Beliebtheit und erthshäßung. ;

Sein Andenken wird ein gesegnetes bleiben.

Der Kaiserlihe Botschafter am Königlih groß- britannishen Hofe, Staats-Minister Graf von Haßfeldt- Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nah London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der hiesige chinesishe Gesandte, Hung, is von St. Petersburg, wohin er si{ch Anfang Dezember v. J. begeben hatte, nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge- sandtschaft wieder übernommen.

Der siamesishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Phia Damrong, ha: einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während der Dauer seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär Luang Suriya Nuvatr als interimistisher Geschäftsträger.

Der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundes- rath, Ministerial-Rath Heller, ist in Berlin angekommen und der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien R A Bremen Dr. Marcus, ist von hier wieder abgereist.

Der General der Jnfanterie von Oppeln- Bronikowski, Gouverneur von Meg, ist mit furzem Urlaub hier eingetroffen.

Der Spezial - Kommissar, Regierungs - Assessor Disse ist von Soest nah Höxter verseßt und demselben die Verwal- tung der Spezial-Kommission 1 in Höxter übertragen, während der mit der Verwaltung dieser Spezial-Kommission bisher beauftragt gewesene Spezial-Kommissar, Regierungs-Affsessor Carus in gleicher Eigenschaft von Höxter nach Soest ver- seßt worden ist.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ liegt als Besondere Beilage eine „im Auftrage der Minister der öffentlihen Arbeiten und des Jnnern bearbeitete Denkschrift über die Untersuchung der _:Arbeiter- und Betriebs - Verhältnisse in den Steinkohlen-Bezirken“ bei. Diese Denkschrift ist auch brochirt von der Königlichen Expedition des „Reichs- und

4 Staats-Anzeigers“, Berlin 8W., Wilhelmstr. 592, portofrei #A# gegen Einsendung von 0,75 6 zu beziehen.

i Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des

Fe 24 “„Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Bekanntmachung E des Ministers für Handel und Gewerbe, betreffend die Zu-

“f

Fämmensezung der Schiedsgerichte für Berufs-

“Bayern. München, 19. Januar. Der Staats-Minister

+ Freiherr von Feilig wird, wie die „Allg. Ztg.“ mit- theilt, Anfangs nächsten Monats die Leitung seines Ministeriums wieder übernehmen, nahdem die Besserung bis jevt eine anhaltende gewesen ist. Ebenso ist das Besser-

- befinden des Minister-Präsidenten Dr. Freiherrn von-Lug in erfreulichem Fortschreiten begriffen.

. Sachsen. Dresden, 18. Januar. Zur Feier des - Sebürtstages S1. Majestät des Kaisers Wilhelm ‘407d; wi mittheilt, in_ dem großen Saale der f Poatbniegesellihast ontag, den 27. Januar, um 2 Uhr

athmittags, ein Festmahl stattfinden. Ju einer Bekannt- machung des amtlichen Blattes laden der Rath zu Dresden in

Verbindung mit den Stadtverordneten zu zahlreicher Theil- nahme ein.

Vaden. Karlsruhe, 18, Januar. (Karlsr. Ztg.) Die an Se. Königliche Hoheit den Großherzog anläßlih des Hinscheidens Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta von der Ersten Kammer beschlossene Adresse hat Menden Wortlaut :

' urchlauchtigster Großherzog! Gnädigster Fürst und Herr!

In ernster“ Zeit ein neuer ernster Mahn- und Weckruf an daü “* deutsche Volk! Zum Gatten die Gattin, zum Sohne die Mutter, des ‘neuen Reichs erste Kaiserin zu den Kaiserlichen Schöpfern seiner

¿Herireit für die ewige Ruhe gebettet, aber auch mit ihnen fort- ‘Tébend im preisenden Angedenken des dankbaren Volks und segensvoll wirkend von Generation zu S f ihrer Lebensarbeit unsterb- lihe Frucht! Wie groß, um Großes zu kämpfen, wie große Thaten, durh+Sröße im Dulden zu überstrahlen, wie gros, zu streiten wider Anderek” Leid und Noth das ist der Beispiele Wilhelm’s des

gleich ihnen weiter

eldes Bermbdirt "s et tert Ertsprfe v ermähtniß an Deutschland. en aber ift e uncerftörbar hehres "Lebenswerk der gleichen Wurzel :

Pfli{t und Liebe.

Pfliht und Liebe! zu dem Wahlspruch hat auch Badens er- lauchtes Fürstenpaar nicht nur seit jeher sich bckannt; um so treuer hat es ihm nachgelebt, je lastender des Kreuzes Wucht geworden, den er ihm aufgebürdet. Mit jedem neuen Schidcksals\chlage, der es trifft, werden aber eben darum auch um fo unzerreißbarer die Bande, mit denen es sein Volk an si bindet. In dem Sch(hlußwort „Liebe“ gipfelte der Gruß, den Ew. Königliche Hoheit jüngst bei festlihem Mahle den Ständen entboten. Und „Liebe!“ tönt es aus der Herzen Tiefe um fo mächtiger? wieder, je mehr auch im Leiden unser leuchtend Vor- bild E die allzeit uns in allem Anderen geführt, das gut und groß. eruhen Ew. Königliche Hoheit und die Frau Großherzogin, der edlen Mutter \{chwerstgeprüfte Tochter, dieses Zeugniß gnädig ent- gegenzunehmen, zu dessen ehrfurchtsvoller Ablegung die Erste Kammer das s{merzlihe Recht in ihrer getreuesten Hingebung findet.

; Die von der Zweiten Kammer beschlossene Adresse autet :

Durchlauchtigster Großherzog! Gnädigster Fürst und Herr!

Mit tiefstem Schmerz hat uns die Trauerbotschaft erfüllt, daß die Erlauhte Wittwe Kaiser Wilhelms, die erste Deutsche Kaiserin, aus ‘dem Leben geschieden is. Wir theilen diesen Shmerz mit dem ganzen Deutschen Reich, das die verewigte hohe Frau als die treue Gattin des erhab’nen Gründers des Deutschen Reis, als die in Werken der Wohlthätigkeit nie ermüdende edle Fürstin, als die liebende Mutter des dur hohe Thaten und dur hohen Geist gleih bewährten und der deutschen Nation in so shmerzliher Weise entrissenen Sohnes und der niht minder gefeierten Tochter aus ganzem Herzen verehrt hat. Aber kein deutshes Land kann die Trauer um die Hingeschiedene tiefer empfinden, als unfer Heimathland Baden, denn diese Tochter der Kaiserin Augusta ist die Erlauhte Gemahlin Ew. Königlichen Hoheit, unsere vielgeliebte Großherzogin Luise, und unser theures, erst vor kurzer Zeit so \chwer geprüftes Fürstenkaus ist abermals in tiefste Trauer verseßt. Das ganze Land Baden nimmt den innigsten An- theil an diesem neuen s{chweren Leide, welches der Verluft der theuern Mutter dem liebenden Herzen der Tochter und ihrem Hohen Gemahl, Ew. Königlichen Hoheit selbst, auferlegt. Dieser Antheil ist um so \{merzliher, da es dem Lande Baden vergönnt war, die erlauchte Kaiserin Augusta so viele Jahre hindur stets längere Zeit in seiner Mitte verweilen zu sehen, und dieses volle Gelegenheit fand, die hohen Tugenden der erhabenen Kaiserin zu bewundern, und reihen Antheil an den Werken der Liebe und Wohlthätigkeit zu nehmen, deren Uebung dem edlen Herzen der M oen eine fo theure Aufgabe war, Darum widmet das Land Baden mit den auf- richtigsten Gefühlen der ernsten Trauer der hohen Verewigten zugleich ein gesegnetes und dankbares Andenken, das unerlöschlich mit dem Namen der ersten Deutschen Kaiserin verbunden bleiben wird.

Möge die göttlice Vorsehung Ew. Königlichen Hoheit und Höcbstdero Erlauhten Gemahlin, unserer allverehrten Großherzogin Luise, Kraft und Trost in diesen Tagen der Trübsal verleihen. Ein langes, reihauêgestattetes, segenvolles Leben ist erloshen, aber sein Seaen wirkt fort, auch über das Grab hinaus, und ruht gewißlih auf den Häuptern der Lieben, die es zurückgelassen. Das walte Gott!

Die Zweite Kammer ging in ihrer heutigen Sitzung über die Bitte des Demokratischen Vereins in Mann- heim, die Herabsezung der Liegenschaftsaccise betr., dem Antrage der Kommission entsprechend, zur Tagesordnung über, und nahm darauf den Antrag der Budgetkommission, die im Laufe der Budgetperiode 1888/89 verwilligten Administrativkredite, ausschließlich des unter Ministerium des Jnnern, Ziffer 4, enthaltenen Kredits von 23 000 6, in der Summe von 1 612500 A6 zu genehmigen, an.

Hessen. Darmstadt, 18. Januar. (Darmst. Ztg.) Der Bericht des Ersten Ausschusses der Zweiten Kammer über die Vorlage des Großherzoglihen Ministeriums des Jnnern und der Justiz, betreffend den Geseßentwurf über die Gehalte der Volksschullehrer, und zwei Ein- gaben des hessishen Landes-Lehrervereins, betreffend anderweite Regelung der Gehalte der Volksschullehrer, beantragt die Annahme des Gesetzentwurfs über die Gehalte der Volksschullehrer, mit den Abänderungen in Art. 1, daß es in der Gehaltsskala heißt: „nah fünfundzwanzigjähriger Dienst- zeit einen Gehalt von 1600 M“ zu beziehen, und die Worte: „na dreißigjähriger Dienstzeit einen Gehalt von 1600 #4“ zu streihen. Die Eingaben des Vorstandes des Hessischen Landeslehrervereins werden dadurch für erledigt erklärt.

Medcklenburg-Schwerin. (ch=) Schwerin, 18. Januar. Die Nachrichten über das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs sind noch immer wecselnd. Jnsbesondere wiederholen sich die vom Gesicht ausgehenden neuralgischen Schmerzen von Zeit zu Zeit. / :

Das Bejinden Jhrer Königlichen Hoheit der Gro ß- herzogin Alexandrine hat sich soweit gebessert, daß Höchstdieselbe die beabsichtigte Reise nah Meran antreten könnte. Wegen der zur Zeit auch in Meran herrschenden D ist aber die Reise bis zum Ende- dieses Monats verschoben.

Nachdem der Ankauf einer Anzahl mecklenbur- gisher Privatbahnen von den Ständen genehmigt wor- den ist, werden die Vorbereitungen zur Dur{hführung dieser Maßregel eifrig betrieben. Voraussichtlich wird zuerst die

riedrich - Franz - Eisenbahn übergeben, und zwar

nfang März d. J., und sodann die Gro herzogliche General- Direktion der Eisenbahn konstituirt werden, welcher die sämmt- lihen Großherzoglihen Bahnen unterjtellt werden sollen. Die D Diet grassirt im ganzen Lande und tritt in legter Zeit me in Verbindung mit Lungenaffektionen auf. Eine Anzahl besonders älterer Leute sind derselben erlegen. Gestern verstarb an Lungenentzündung hierselbst der Sanitäts-Rath Dr. Matthies-Klin ger, der als Augenarzt eine über die Grenzen des Großherzogthums hinaus- gehende große Praxis besaß und sich für seine Operationen eine eigene Klinik eingerichtet hatte.

Sachsen - Meiningen. Meiningen, 18. Januar. (Magdeb. Ztg.) Der Landtag hat den Justiz-Etat mit dem Nachtrage angenommen. Der Abg. Trinks-Saalfeld richtete dabei das Ersuchen an die Regierung, beim nächsten Etat in den Gehalten den D IaE dee Alterszulagen einzuführen und die Mittel für den Wohnungs geldzushuß auszu- werfen. Zugegangen ist dem Landtage ein Geseßentwurf über Aufhebung des Chausseegeldes, in welchem zugleich 46 000 M zur Unterstüßung der Gemeinden bei Wegebauten gefordert werden. Auf Anregung des Finanz-Aus\{hu}ses gab der Staatsrath Ziller über die Forsterträge im Jahre 1889 den Aufschluß, daß sie auf 2350355 # gestiegen seien. Etatisirt waren sie mit 1 728 000 4, der Mehrbetrag beziffert fih sonach auf 622355 (6 Die Ausgaben für das Forstwesen für 1889 sind noch nit Os Jn seiner gestrigen Sißung erledigte der Landtag den Kultus- und einen Theil des Unt er- richts-Etats. Für die Landeskirhe sind 108000 , 12 500 6 mehr als bisher zur Erhöhung der Besoldungen der

Vi,

Geistlichèn ei ¿ es bestehen im Lande noch 81 Pfarreier

bei welhen die Pfarrbesoldung weniger als 1800 M4 beträgt Der Etat wurde bewilligt; ebenso wurden 50000 4 zur Unter- stüßung bedürftiger Gemeinden zu Schulbauten genehmigt. Eine längere Erörterung veranlaßte die Uebernahme der Realschule zu Sonneberg als Staatsanstalt. Dieselbe wurde {ließli entsprechend den Ausschußanträgen bewilligt. Die Erhöhung. der Durchschnittsbesoldung der Lehrer an höheren Unterrichts- anstalten von 2950 auf 3150 /( wurde genehmigt und eine Petition der Elementarlehrer an diesen Anstalten um Gehalts- erhöhung der Regierung zur Berücfsihtigung überwiesen.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 18. Januar. (Reg.- u. Nachr.-Bl.) Se. Durchlauht der Fürst ist heute nah beendigter Kur aus Wiesbaden hierher zurüdgekehrt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 18. Januar. (W. T. B.) Der Landes-Ausscchuß für Elsaß-Lothringen ist zum. 30. Januar einberufen worden.

Deutsche Kolonien. Der „Times“/ wird aus Zanzibar vom 18. d. M. gemeldet, daß in Bagamoyo Bs Stämme Eingeborener ankommen, um sich dem deutshen Reichskommissar, Major Wissmann, zu unterwerfen. Das Befinden Emin Pascha's hat sich, einer Meldung des „R. B.“ zufolge, wieder etwas gebessert.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 19, Januar. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sizung der Ausgleichs-Konferenz wurde die Berathung über die Errichtung nationaler Kurien im böhmischen Landtage und über die Re- vision der Landtagswahlordnung fortgeseßt und be- endet. Jn der heutigen Schlußsißung wurden die e:

etroffenen Vereinbarungen îin protokollarische

orm gebracht, das Protokoll wurde von den Mitgliedern der Konferenz unterzeichnet. Minister-Präsident Graf Taa ffe dankte sämmtlichen Theilnehmern, insbesondere dem Fürsten Schönburg, in warmen Worten für ihre Mitwirkung und erklärte die Konferenz für geschlossen. Die Mittheilung der Vereinbarungen an die in der Konferenz vertretenen Landtags- klubs erfolgt am 26. d. M. in Prag, die Veröffentlichung durch die Blätter am 27. Januar.

Wie das „Telegraphen-Correspondenz-Bureau“ vernimmt, wurde der vertagte böhmische Landtag zum 23. Januar Behufs Wiederaufnahme seiner Thätigkeit einberufen.

Budapest, 18. Januar. (W. T. B.) Bei der Be- rathung des Landesvertheidigungsbudgets im Unter- hause erklärte heute der Landesvertheidigungs-Minister Frei- herr von Fejervary gegenüber der Klage des Abg. Kaas, daß unter der gegenwärtigen Regierung die Befestigung der ungarischen Grenzen gänzlich verna läsfigt worden sei, die Regierung habe die dringendsten Befestigungsarbeiten im Auge gehabt und würden auch noch andere wichtigere Punkte in. Ungarn an die Reihe kommen.

Großbritannien und Jrland. London, 18. Januar. (A. C.) Die an der Jnfluenza erkrankte Prinzessin Maud von Wales konnte gestern das Zimmer verlassen. * Jhrer Mutter, der Prinzessin von Wales, sind vom Arzte bereits Spazierfahrten bei günstiger Witterung erlaubt worden. Der Prinz von Wales eröffnete gestern in Bournemouth das daselbst zur Erinnerung an das im Jahre 1887 gefeierte Regierungs-Jubiläum der Königin errichtete neue Royal Victoria-Hospital. Die Herzogin von Teck D des Herzogs von Cambridge) ist an der Bronchitis erkrankt.

Die amtlihe „London Gazette“ von gestern ver- öffentliht den diplomatishen Depeschenwechsel, der zwischen dem Marquis von Salisbury als Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und Mr. George E. Petre, dem ArofibritannisGen Vertreter in Lissabon, mit Be- zug auf das Vorgehen Portugals in Maschona- land und den Distrikten Nyassa und Shiré gepflogen wurde. Die Depeschen, welhe vom 16. November ab beginnen, sind ihrem Jnhalt nach bereits bekannt. Die Sammlung \chließt mit einem Telegramm Lord Salisbury's an Mr. Petre, datirt: Auswärtiges Amt, 13. Januar, worin Erstgenannter die Hoffnung ausdrüct, daß die an die (portu- giesischen) Behörden von Mozambique zu erlassenden Befehle hinreihend nahdrücklih sein werden „um den Verwidckelungen, welche Jhrer Majestät Regierung so tief bedauert, ein für alle Mal ein Ende zu seyen“.

(W. T. B.) Jn

Frankreih. Paris, 19. Januar. der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer dankte der Vize-Präsident de Mahy im Namen Floquet's für dessen Wahl zum Präsidenten und gab zugleich dem Bedauern Floquet's Ausdruck, daß er in Folge eines Trauerfalles in jeiner Familie behindert sei, heute den Vorsiß in der Kammer zu: führen. Jm weiteren Verlauf der ug brachte de Montfort, von der Relhten, eine Jnterpellation ein über die \chlechten Nachtlager der Soldaten. Nachdem der Kriegs-Minister de Freycinet bezüglihe Erklärungen ab- gegeben hatte, ertheilte die Kammer demselben ein Ver-= trauensvotum. E

Der Deputirte Peytral theilte dem Finanz-Minister Rouvier seine Absicht mit, ihn betreffs der Gerüchte über eine fakultative Konversion der 41/zprozentigen Rente zu befragen. Rouvier antwortete, er müsse die Beantwortung einer solchen Frage ablehnen, da seine Anficht über diesen Gegenstand noch keine feststehende sei.

Ein gestern hier abgehaltenes Protestmeeting der in

Paris lebenden Portugiesen gegen England hatte bei der Anwesenheit Zorilla's und des italienishen Ägitators- Cipriani einen entschieden republikanishen Charakter und wird deshalb mehrfach von den Blättern als eine Bedrohung. e E chaftlichen Beziehungen zu der portugiesischen Dynastie getadelt. Wie die „France“ erfährt, ist vor etwa 4 Tagen auf französishem Gebiet eine Karawane angegriffen worden, die von Djibutil bei Obok nah Harar be stimmt war.

Ftalien. Durch das am Sonnabend Abend, kurz vor 7 Uhr, in Turin erfolgte Ableben Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Amadeus, Herzogs von Aosta, Bruders Sr. Majestät des Königs Humbert, ist. Allerhöchstderselbe mit dem ganzen Königlihen Hofe in tiefe Trauer ver- seßt worden. Der König telegraphirte dem Minister-Präsi- denten Crispi die Nachricht von dem Tode des Herzogs mit=

olgenden Worten: „Mein geliebter Bruder it um 6 Uhr fo Ninuten verschieden; seine lezten Worte galten dem Vaterlande und der Armee, indem er sagte, daß er sie mit eißester Liebe geliebt habe und nur deshalb bedauere, so hzeitig zu sterben, weil er ihnen niht mehr werde dienen können. WO drüde Fhnen \s{hmerzerfüllt die Hand. Jhr wohl- géneigter Humbert.“ Dem Bürgermeister und dem Präfekten vón Turin gegenüber äußerte der König: er habe in dem erzog von Aosta seine theuerste und stärkste Stüße, einen icheren, ihm ergebenen Rathgeber verloren, vor dem sein Herz keine Geheimnisse gehabt habe. Das Hofmeisteramt des Herzogs von Aosta zeigte das Ableben Sr. Königlichen Hoheit [Ran auswärtigen Höfen an. Der Herzog und ie Herzogin von Genua kehrten eine halbe Stunde nah eingetretenem Tode in ihr Palais zurück; nur der König blieb bei derWittwe und den Kindern des Herzogs. Se. Kgi. Hoheit der Kronprinz hat seine Orientreise aufgegeben und sih in Palermo an Bord der „Arabia“ wieder eingeschifft. Der Papst atder Herzogin von Aosta telegraphisch sein Beileid ausgesprochen. ür die Armee is eine seh8wöhige Trauer angeordnet. Jn allen Städten Ftaliens sind die Theater geschlossen. Minister- Präsident Crispi und Senatë-Präsident Farini sind zur amtlichen. Aufnahme des Todesfalles in Turin eingetroffen. Von den Mitgliedern der portugiesishen Königsfamilie wird der Herzog von Oporto in Turin erwartet, dadie Kön igin- Wittwe Maria Pia wegen ihres Gesundheitszustandes und auf Anrathen der Aerzle die Reise aufgegeben hat. Die Munizipalitäten von Rom und Turin veröffent- lihten Trauermanifesie. Aus allen Theilen Jtaliens trafen Beileidskundgebungen der Munizipalräthe an den Gemeinderath. von Turin ein. Alle römischen Zeitungen, ohne Unterschied der Partei, gedenken des verstorbenen Prinzen in überaus warmen, anerkennenden Worten. Jn Florenz ist die Enthüllung des Denkmals Daniele Manin's wegen der Trauer verscho ben worden.

Am Paradebett des verstorbenen Herzogs von Aosta waren, wie „W. T. B.“ meldet, gestern, Sonntag, der König, die Prinzessin Clotilde, die Herzogin-Wittwe und die Kinder des Herzogs versammelt. Das ganze Personal des Vega Hauses defilirte Abends am Paradebett. Die

eihenfeier findet am Mittwoch statt. Der König hat dazu, einem Wunsche des Verstorbenen entsprehend, nur die Theilnahme der Turiner Garnison angeordnet. Se. Majestät wird den Leichnam bis zur Basilica de superga außerhalb Turin begleiten. Die Königin und der Kron- prinz treffen am Montag Morgen in Turin ein.

(Prinz Amadeus, Herzog von Aosta, war als zweiter Sohn des Königs Victor Emanuel zu Turin am 30. Mai 1845 geboren und in erster Ehe vermählt (zu Turin am 30. Mai 1867) mit Prinzessin Maria dal Pozzo della Cisterna (gest. am 8. November 1876), in zweiter mit seiner Nichte der Prinzessin Lätitia Bonaparte, Tochter seiner Schwester Clotilde, (zu Turin am 11. September 1888). Se. Königliche Hoheit hinterläßt aus erster Che die Prinzen Emanuel, Herzog von Apulien (geb. 1869), Victor, Graf von Turin (geb. 1870) und Ludwig (geb. 1873), aus zweiter Ehe den Prinzen Hum- bert (geb. am 22. Juni 1889). Der Prinz wurde im November 1870 von den spanishen Cortes zum Könige gewählt, nahm in Florenz am 4. Dezember die thm angetragene Krone an, dankte aber, nachdem er vergeblich versucht hatte, mit einer der verschiedenen, sich hestig befehdenden politischen eue eine dauerhafte Regierung zu begründen, am 11. Februar 1873 ab. Nach Jtalien zurüdgekehrt, trat er wieder in die Armee zurück Und führte als General- Lieutenant eine Zeit lang das Kommando des 7. Armee- Corps in Rom; später wurde er General-Jnspecteur der Kavallerie. Prinz Amadeus erschien wiederholt zum Besuch am Berliner Hofe, zuleßt mit seiner jungen Gemahlin im Winter 1888, Höchstderselbe war Chef des 2. Hessischen Husaren-Regiment Nr. 14 in Kassel.)

_ Der französische Botschafter Mariani bei der italienishen Regierung ist am 18. d. M. in Rom an einem Rückfall von Bronchitis gestorben.

Wie die „Agenzia Stefani“ u. d. 18. meldet, hat der Sultan den lebhaften Wunsch ausgesprochen, daß der Kron- prinz von Ftalien (auf seiner inzwischen leider durch den Trauerfall unterbrochenen und aufgeshobenen Orientreise) in Saloniki und Konstantinopel sein Gast sei. Auf Befehl des

“Sultans würden Zimmer im Yildiz-Kiosk für den Kronprinzen

in Stand gesezt. Auch der König von Griechenland und der König von Rumänien hätten dringend gebeten, daß der Kronprinz ihre Gastfreundschaft annehme.

Spanien. Madrid, 19. Januar. (W. T. B.) Die Besserung in dem Befinden des Königs schreitet fort. Alonco O) hat seine Bemühungen behufs Neubildung des Kabinets aufgegeben, da bei den Meinungsverschiedenheiten zwishen den Dissidenten der Majorität und den Anhängern Sagasta's unter den Deputirten die Zusammensezung eines Mini- steriums der Versöhnung nicht möglich erschien. Außer- dem war eine Einigung zwishen dem s{chußzöllnerischen Gamazo und dem freihändlerishen Piugcerver über die Finanz- frage nicht zu erzielen. Die Königin-Regentin hat nun- mehr Sagasta beauftragt, ein neues Kabinet zu bilden. Wie gerüchtweije verlautet, dürfte die shuyzöllnerishe Gruppe in dem neuen Ministerium durch Gamazo vertreten werden.

Portugal. Lissabon, 16. Januar. (Pol. Corr.) Das neue Ministerium hat sich heute den Cortes vorgestellt. Der Conseils-Präsident de Serpa Pimentel erklärte, daß er die Negierung in einer ernsten Lage übernommen habe; Dorst habe das Recht für si, England die Gewalt. Das neue Kabinet werde die Rechte der Nation aufrechterhalten, über deren Ehre und Jnteressen wachen. Den Kolonialangelegenheiten werde es eine besondere Aufmerksamkeit zuwenden, ebenso der Armee und Marine, dem Ackerbau und Schulunterricht, der viel zu wünschen übrig lasse. Das neue Kabinet kann nit auf die Mehrheit in der Kammer zählen, es wird also bald eine Auflösung nothwendig werden. Gestern Abend fanden neue Aufläufe statt; dabei wurden dem Blatt „¿Novedades“, welhes das Organ des Hrn. de Barroz Gomez ist, die Fenster eingeshlagen. Es wurden zahlreiche Verhaf- tungen vorgenommen.

Velgien. Brüssel, 18. Januar. (W. T. B.) Jn dem hier erscheinenden amtlichen Anzeiger des „Unabhängigen Congostaats“ werden Verfü gungen veröffentlicht, welche den katholischen und protestantishen Missionen, die Um Congostaate Niederlassungen haben, die Rechle juristischer Persönlichkeiten zugestehen.

Türkei. Konstantinoel, 18. Januar. (W. T. B.) Strecker Pascha, ehemaliger Kommandant der ostrumelischen Miliz, ist gestorben.

Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm, 18. Ja- nuar. Jn der von dem König Oscar bei der heutigen feierlichen Eröffnung des Reichstages verlesenen Thronrede wird Eingangs verschiedener Ereignisse im Königlichen Hause Erwähnung gethan und dann die Vorlage von Geseßentwürfen angekündigt, u. a. betreffend die Ver- änderung des Strafgeseßes, die Verstärkung des Vertheidigungs- wesens, die Verminderung der Grundsteuer sowie der Rüstungs- und Rotirungslasten, ferner betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter, die Vollendung der nördlichen Staatsbahn, die öffentliche und private Gesundheits- und Krankenpflege. Vor- schläge zur Veränderung des sogenannten Zwischenreihs8geseßcs, durch welches die Handelsverhältnisse mit Norwegen geregelt werden, sollen auch noch in dieser Session zur Vor- lage kommen. „Unsere Verhältnisse zum Auslande,“ heißt es s{hließlich, „sind fortgeseßt die ehen Meine Be- mühungen haben stets das Ziel gehabt, die Freundschaft mit allen fremden Mächten zu bewahren, ohne in. irgend einer Hin- sicht unser Selbstbestimmungsreht zu binden. Dieses Recht müssen wir- auch fortgesezt vertheidigen. Bereits seit der Thronbesteigung meines Großvaters haben die Ver- einigten Reiche einen ungestörten Frieden genossen. Seine Segnungen sind die Ergebnisse einer Politik gewesen, welche die Aufrechterhaltung einer un- ershütterlihen Neutralität zur Ausgabe hatte. Aber diese kann eines Tages der Rüstung bedürfen. Dies beherzigend, habe ich einen Uebershlag über die in einem solchen Falle nothwendigen Kosten anfertigen lassen. Es werden in jedem Falle verhältnißmäßig unbedeutende Opfer für die Erhaltung der von den Vätern ererbten Freiheit sein.“

Amerika. Washington, 19 Januar. (W. T. B.) Der Samoa- Vertrag ist dem Senat zur Ratifizirung übersandt und von diesem an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten zur Berathung überwiesen worden.

Afrika. Zanzibar, 19. Januar. (R. B.) Der bri- tishe Kreuzer „Conquest“ ij hier eingetroffen. Gegen- wärtig befinden \ich hier 14 englische Kriegsschiffe, welche mit Kohlen beladen werden. Der Sultan hat der Regierung des Congostaats die Anwerbung von 1200 zanzibaritishen Arbeitern geslatte. Das Kabel zwishen Mombassa und Zanzibar ist nunmehr fertig; e telegraphishe Verbindung mit Europa wird heute erössnet.

Parlamentarische Nachrichten.

Jn der heutigen (47.) Sißung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Dr. von Stephan, Freiherr von Malgzahn, fowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, stand an erster, Stelle auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend eine Vostdampf: \chiffsverbindung mit Ost-Afrika, auf Grund münd- lichen Berichts der Kommission für den Reichshaushalts-Etat. Berichterstatter war Abg. Graf von Behr-Behrenhof f.

8. 1 der Kommissionsbeschlüsse lautet in Uebereinstimmung mit der Vorlage:

Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrichtung und Unter- baltung einer regelmäßigen Postdampf\schiffsverbindung zwischen Deutschland und Ost-Afrika auf eine Dauer bis zu zehn Jahren an geeignete deutshe Unternehmer auf dem Wege der engeren Sub- misfion zu übertragen und in dem hierüber abzuschließenden Ver- trage eine Beihülfe bis zum Hêchstbetrage von jährlich Neunbundert- tausend Mark aus Reich8mitteln zu bewilligen. :

Abg. Di et (Hamburg) erklärte, daß die Sozialdemokraten

egen die Vorlage stimmen würden; dieselbe diene lediglich olonialen Zwedcken, die folche Opfer nicht werth seien. Da indessen die Vorlage vom Reichstage angenommen werden würde, so wäre wenigstens die Aufnahme einer Bestimmung in die Kontrakte mit den Unternehmern wünschenswerth, wo- durch es denselben unmöglich werde, Neger und Kulis auf den subventionirten Dampfern zu beschäftigen. :

Abg. Grad empfahl die Vorlage, welche die deutsche Wirthschaftspolitik, die Machtstelung des Reichs und Aufgaben der Civilisation zu fördern geeignet sei.

Abg. Dr. Barth bemerkte, daß die Subventionssumme

‘in keinem Verhältniß zu dem e stehe, den die Dampfer- l

linie bringen könne. Hätte sch die Kommission mehr geit zur Prüfung der Vorlage gelassen, so würde lie gewiß zu demselben Resultat gekommen sein, wie der Staatssekretär von Stephan bezüglih der westafrikanischen Linie, nämli daß sie R e I sei. Gerade die Entwickelung der Verhältnisse in West-Afrika Wilde daß es solcher künst- lihen Mittel zur Hebung von Wirthschaft und Handel in unsern afrikanischen Schußgebieten niht bedürfe. Viel gün- stiger als alle subventionirten Dampferlinien würde für den Weltverkehr Deutschlands wirken, wenn die verfehlte {huß- Serie Handelspolitik des Deutschen Reiches aufgegeben würde. Bei Schluß des Blattes sprah der Abg. Rintelen.

(Der S@hlußbericht über die vorgestrige Sißung des Reichs- tages befindet sich in der Zweiten Beilage.)

S f 4. Breslauer Reichstagswahlkreise Brieg-Namslau ist an Stelle des zum Regierungs- Präsidenten ernannten Geheimen Ober-Regierungs-Raths von Heydebrand und der Lasa der Majoratsbesizer P atie von Saurma-Feltsh-Sterzendorf Gn ervativ) mit 5089 gegen den Brauerei-Direktor Gold\schmidt in Berlin (deutschfreisinnig) mit 1640 Stimmen zum Mitglied des Reichstages gewählt worden.

Dem Hause der Abgeordneten sind zugegangen:

die e ans über die Anzahl der für das Jahr 1889/90 zur Klassensteuer und zur klassifizirten Einkommensteuer veranlagten Personen und über den Betrag der für dasselbe Jahr veranlagten Steuer, ferner der Beriht über die Bauausfüh- rungen und Beschaffungen der Eisenbahn-Verwal- tung während der Zeit vom 1. Oktober 1888 bis dahin 1889, sowie die igen des Landes - Eisen- bahnraths im Jahre 1889 nebst Drucksachen.

Auf der Tagesordnung der am Dienstag, den 21. Januar 1890, Vormittags 11 Uhr, stattfindenden dritten Plenarsizung des Beri der Abgeordneten steht die erste Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Fest-

stellung des Staatshaushalts- 1, i ry o : haushalts:-Etats für das Jahr vom 1. April

Zeitungsftimmen.

n 18, Januar schreibt das „Leipziger Tage-

„In unserer Zeit der ruhelosen Hast und überstürzten Fort- entwickelung ift die Neigung, einen Augenblick innezubaltes » d großer entscheidender Ereignisse der Vergangenheit zu erinnern, mögen sie au mit dem Laufe unserer Entwickelung im engsten Zusammen- hange stehen , fast verloren gegangen. Wenn wir aber au anerkennen müssen, daß die Zeitverkbältnisse in erster Linie die Auf- merksamkeit für die zukünftige Entwickelung in Anspru nehmen, fo ist es doch unerläßlih, daß wir uns solche Ereignisse gegenwärtig halten, welhe die Grundlage urseres heutigen Zustandes bilden und von größter Bedeutung für die Gestaltung der \taatlihen Verhält- nisse in Europa und auf der ganzen Erde gewesen sind. Ein solches Ereigniß ist die Gründung des Deutschen Reichs dur die am 18, Januar 1871 erfolate Krônung des Werkes, die Annahme der Kaiserwürde durch König Wilhelm I. von Preußen. Wilhelm hat die Wiederkehr dieses Tages siebzetnmal erlebt," dann erst ist er aus seinem thaten- und ereignißreihen Dasein geschieden. Sein Enkel und Nachfolger Kaiser Wilhelm IL, welcher die Regierung des Deutschen Reis seit dem 15, Juni 1888 mit kräftiger Hand und zielbewußtem Geiste leitet, steht heute am 19. Jahrestage der Kaiserproklamation in Versailles an der Spite - des geeinten deutschên Vaterlandes. Diese Proklamation ift zuglei ch der Abschluß einer mehrere Jahr,ehnte umfassenden Vorbereitungszeit und der, Beginn einer neuen Aera von höchster Bedeutung, Die Gründung des Deutschen Reichs hat Europa vor neue große Aufgaben gestellt, welche nicht in dem Wettstreit um die Ma6t mit den Waffen in der Hand gelöst werden können, fondern durch die Bereit- stelung aller verwendbaren Kräfte zur Erreichung der böhsten Blüthe menshlier Entwickelung in friedliher Arbeit. Darin besteht der Werth der Neubegründung des Deutschen Reis für alle Völker der Erde. Deutschland hat der Welt gezeigt, daß cin mächtiges Reich seine Daseinsberechtigung nicht durch fiegreiche Kriege darzuthun nôthig hat, daß nicht das Streben na Gebietscrweiterung eines großen geeinten Volkes würdig ist, sondern daß es weit ersprießlicher für die Gesammtheit ist, wenn ein großes mähtiges Reih und ein geeintes Volk in der Gewährung des Schußes gegen die Zerstörungs- A der Friedensfeinde scine volle Befriedigung und Genugthuung ndet.“

Jn einem Artikel über die Aufbesserung der Beamten- gehälter äußert der „Hannoversche Courier“: „Wenn von uns die Nothwendigkeit ciner Gekaltéaufbesserung für die Unter- und auch für die mittleren Beamten zugestanden wird, jo sind wic doch weit davon entfernt, den Klagen urd Jeremiaden der freisinnigen Presse über die durch die neue deutshe Wirthschaftspolitik hervorgerufene allzemeine Notbhlage und Theuerung beizustimmen. Es wäre thöriht, verkennen zu wollen, daß in Folge der vermehrten Zölle und indirekten Steuern die Preise für die verschiedenartigsten Bedürfnisse übcrall angezogen, der Lebensunterhalt durchscchnittlich theurer geworden ist und das Budget der Haushaltungen eine Erböhung erfahren hat. Dem aber steht gegenüber ein erfreulicher und merkliher Aufschwung in Handel und Wandel, eine Erhöhung und Steigerung des Ver- dienstes und der Einnahmen, wodurch die der Ausgaben mehr als ausgeglihen wird. Die Sparkasseneinlagen, die Vermehrung der persönlihen Steuerkraft deuten das sihtlch an. Auch die arbeitenden Klassen sind von diesem wirthstastlichen Aufschwung niht unberührt geblieben; zahlreihe statistische Nachweise thun Har, daß fast überall die Löhne eine nit unerheblihe Steigerung erfabren haben. Nur die Beamten sind trotz der erhöhten Preise für alle Lebensbedürfnisse auf ihre bisherigen Bezüge beschränkt geblieben, und da dieselben für die unteren und mittleren Beamten ohnehin äußerst knapp bemessen und zu einer Zeit größerer Wohlfeilheit fest- gestellt worden, so leiden diese unter den beutigen Verhältnissen am S und bedürfen am dringendsten einer Erhöhung ihrer Ein- nahmen.“

Sanitäts-, Veterinär- und Quaramänewesen.

__ Schweden, Auf dem bei Halmstad gelegenen Gut Sperlingsholm in M Sen Provinz Halland is der Milzbrand ausge- rochen.

Theater und Musik.

. Deutsches Theater.

Das Deutsche Theater brahte am Sonnabend Molière'’s „Tartüff“, überseßt von Ludwig Fulda, in erster Auffüh- rung. Diese unsterblihe Komödie der Steinheiligkeit und Heuchelei ist unstreitig eines der geistvollsten und fesselndsten Griengutsie der Molière’shen Muse. Auch in dem ctwas modernisirten Mäntelchen, welches ihr das Deutsche Theater umgehangen hat, interessirte und belustigte dieselbe das gefüllte Haus von A bis Z, troy der Steif- heit, allzu weihlihen Komik und Hypernaivetät einzelner Scenen, und Situationen, welhe unserer gegenwärtigen Geshmacksrichtung nicht mehr entsprechen. i 4 :

An diesem erfreulihen- vollen Erfolge partizipiren Ueberseßer, Regie und Darsteller zu gleichen Theilen, Dr. Fulda hat #ch nicht nur dadurch daß, sondern au dur die Art, wie er den Autor überseßt hat, ein unbestreitbares Verdienst erworben. Dié Verse

fließen leiht und gefällig, machen nirgends den Eindruck des Mühe vollen oder Gekünstelten und bringen bei aller Freiheit doch?" bie

Eigenart und gewandte Dialektik des Dickters in prägnanter, leiht verständliher Weise zum Ausdruck. Selbst die sehr \{chwiertge: Aufs gabe der Uebertragung einzelner Wort|piele aus dem Urtext hat êr mehrfach auf das Glüdlichste gelöst. 4 k 04 Die Regie war sichtlich bestrebt gewesen, das Stück vonr Staub A hpnete ein Wenig zu säubern und sie hatte wohl- daran gethan. : : Von den Darstellern gebührt die Palme des Abends Hrn. Kadelburg in -der Titelrolle, Sowohl in der fehr gelungenen Charafkterisirung, wie in der mimishen und deklamatorischen Aus- gestaltung der, seinem eigentlichen Fah ferner liegenden derselbe sich aufs Neue als Schauspieler von großem Stil“ Jhut.- * - sekundirte wirksam Frl. Meyer als Elmire. Das Zusammenlyiek" Beider in den zudringlichen Liebesîscenen besonders des viéxten Akts war vortrefflih. Frl. Sorma war wenn au dur ibre Jugendlichkeit der traditionellen französishen Auffassung dieser Mute niht ganz entsprechend in ihrer Frische und anmuthigen reistigkeit doch eine überaus wirksame Dorine. Hr. Engels hielt die R-lle des Orgon frei von Uebertreibung, wozu dieselbe leicht ver- führen kann. Aug allen übrigen Mitwirkenden, von denen besonders

gr. Carlsen und Hr. Nissen lobend erwähnt werden sollen, ge- ührt ein wesentliher Antheil an dem Erfolg. e a. g Berliner Theater. c E Gestern Mittag gelangte im Berliner Theater Dskar d L E thal’s N A zu einem wohlthätigen Qw ame V : führung, Es wurde zum Besten der vom Brand is euts Theaters in Pest betroffenen Mitglieder gespielt. Außer Sd \spielern des Berliner Theaters

betheiligten ih an der A a Frl. Sorma und Hr. Engels vom Deutschen Theater, M: Klein vom Lessing- Theater und Hr. Pagay vom Residenz-Theater. Die Roll

beseßung konnte, in Folge der Vereinigung dieser hervorragenden: \hauspielerishen Kräfte, cine glänzende genannt werden. Frl. Due spielte die intrigante, vornehme Wittwe, Hortense von Walnack, mit

Geift und vornehmer Empfindung, Die Rolle des Bogumil Krasinsky 4 stellte Hr. Direktor Barnay in Berlin zum ersten Male darz “ex 4.0

innerlich ein charaktéa;

Ee

verlich der Gestalt äußerliß und

Kaiser

olle zeigte.