1890 / 20 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

\ci Dein Lauf, wie die Himmelsersheinung, deren Namen Du tragen sollt zur Ehre der Flagae, zum Besten des Vaterlandes. So taufe ich Dich im Namen Sr. Majestät „Meteor“. Fahre glücklich, „Meteor“! :

Dann wurde die Champagnerflashe am Bug des Schiffes zer- \hellt, die leßten Hölzer wurden in Eile gelöst, und der Aviso glitt ungemein leiht und elegant in die Wellen. In demselben Augenblick ersholl tausendstimmiges Hurrah und die Kapelle der ersten Matrosen- Division intonirte die Nationalhymne. j

Das neue Schiff ift einer der \{nellsten Avisos vom verbesserten Typ „Wacht“ und „Jagd“, nämli etwas kleiner als diese veiden Schiffe, jedo bedeutend \chneller. Das Schiff ist in der Wasser- linie 80 m lang, 9,5 m breit und hat einen Tiefgang von nur 3,5 m. Es ist armirt mit 4 Schnellfeuer-Kanonen von:8,7 em und einer Anzahl Hotschkiß:- und Revolver-Kanonen. Die Masinenkraft ist für das kleine Fahrzeug eine außerordentli große, näâwlich über 5000 ind. Pferdekräfte, welche, auf zwei Schrauben vertheilt, dem Schiffe eine Geschwindigkeit von 23—24 Knoten geben werden. Die Maschinen sind vertikale, dreifabe Exparsions-Mascinen ; der Dampf wird in vier großen Lokomotivkesseln neuester Konstruktion erzeugt.

Sachsen. Dresden, 20. Januar. Jhre Majestät die Königin ist, wie das „Dr. J.“ meldet, jeßt wieder fieber- frei; der Schlaf ist ziemli gut, die katarrhalishen Erschei- nungen sind im Abnehmen, jedoch treten von geit u Zeit immer wieder heftige Hustanfälle auf. Die hohe Kranke fühlt fich noch sehr angegriffen und hat das Bett noch nicht ver-

lassen. Württeuberg. Stuttgart, 20. Januar. Wegen Ab-

lebens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Amadeu s von Jtalien, Herzogs von Aosta, ist, wie der „St.-A. f. W.“ bekannt macht, eine ahttägige Hoftrauer angeordnet worden.

Se. Majestät der König hat durch Allerhöchste Ordre vom 14. d. M. den General-Major à la suite der Armee, Herzog Philipp von Württemberg, Königliche Hoheit, zum General-Lieutenant befördert und à la suite des Ulanen-Regiments König Karl, Nr. 19 gestellt, Durch Ordre vom 18. d. M. ist der Premier-Lieutenant im Ulanen-Regiment König Karl, Nr. 19, Herzog Albrecht von Württemberg, Königlihe Hoheit, zum Hauptmann von der Jnfarterie befördert, unter Stellung à la suite des Grenadier-Regiments Königin Olga, Nr. 119 zur Dienstleistung bei diesem Regiment kommandirt, sowie als Rittmeister à la suite des Ulanen-Regiments König Karl,

Nr. 19 gestellt worden. Jn

Baden. Karlsruhe, 20. Januar. (W. T. B) der Zweiten Kammer beantwortete heute der Ministerial- Direktor Eisenlohr die Fnterpellation wegen der Handhabung des Sozialistengeseßes. Auf die an- gegriffenen Fälle eingehend, wies er nah, daß in der großen Mehrzahl derselben sich die Beamten im Einklang mit dem Gesetz befunden haben. Wenn in vereinzelten Fällen ait A keiten vorgekommen wären, so hätten die Beamten bona fide gehandelt. Die Regierung sei stets bestrebt, den Geseßen die rihtige Handhabung zu geben.

Medckleuburg - Shwerin. Schwerin, 20. Januar. (Med. r Dire Königliche Hoheit die Großherzogin Marie hat \ich in Folge des Todes ihres Bruders, des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, nah Rudolstadt begeben.

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Schwarzburg-Rudolftadt. Rudolstadt, 20. Januar. Die Gese - Sammlung für das Fürstenthum Schwarzburg- Rudolstadt veröffentliht nachstehenden Erlaß des regie- renden Fürsten: i

Wir, Günther, von Gottes Gnaden, Fürst zu Schwarzburg,

Graf zu Hohnstein, Herr zu Arnstadt, Sondershausen, Leuten-

berg, Blankenburg 2. 4 i fügen hiermit kund und zu wissen, daß es Eott dem Allmächtigen in seinem unerfors{chlichen Rathschlusse gefallen hat, den Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Georg, Fürsten zu Schwarzburg 2c., nah furzem Krankenlager am gestrigen Tage, Nachmittags 5 Uhr, dur einen plôößlihen Tod aus dieser Welt abzuberufen. E

Tiefgebeugt dur diefen {weren Verlust find Wir überzeugt, daß das ganze Lard an Unserem gerechten Shmerze den innigsten Antheil nimmt und das Andenken des so früh dahingegangenen Landes- herrn in treuer Verehrung bewahrt. :

Nah dem in Unserem Fürstlichen Hause bestehenden Erbfolge- recht is die Regierung des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt auf Uns übergegangen. Wir treten dieselbe im Vertrauen auf Gottes Hülfe und Beistand hiermit an und werden dieselbe treu und gewissenhaft führen und die Bestimmungen des Landes-Grund- geseßes vom 21. März 1854, das Wir hiermit auëdrücklich anerkennen, aufrecht erhalten und bteshüßen. E “E

Alle Beamten und Diener bestätigen Wir hiermit in ihren Aemtern und erwarten, daß dieselben Uns pflihtmäßige Treue be- wahren und in ihrem amtlichen Wirken geseßlich beharren werden.

; u allen Unseren getreuen Unterthanen aber versehen Wir Uns, ‘daß fie ihre Verehrung für den entslafenen Landesherrn dadur be- thâtigen werden, daß fie Uns, dem Regierungsnachfolger, treue Er-

*#* gebenbeit und willigen Gehorsam leistcn.

So gesehen Rudolstadt, dén 20. Januar 1890. i Günther, (L. S.) Fürst zu Schwarzburg. von Starck. A. von Holleben. Hauthal. Näh einer Bekanntmahung des Fürstlichen Ministeriums isst bis auf Weiteres eine allgemeine Landestrauer angeordnet worden.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 20. Januar. (W. T. B.) Für den Herzog von Aosta ist eine am Mittwoch be- ginnende zwölftägige Hoftrauer angeordnet.

7 Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht ein Kaiserliches “Patent, wonach der böhmische Landtag für den 23. cr. jur Wiederaufnahme seiner Thätigkeit einberufen wird. Hiesige Blätter, unter denen auch „Das Vaterland“, er- ähren, daß der Feldvikar Gruscha zum Fürst-Erzbischof on Vien ernannt sei.

‘Großbritannien und Jrland. London, 20. Januar. Das Programm für das Leichenbegängniß des verstor- benen Feldmarschalls Lord Napier of Magdala hat eine Aenderung erfahren. Da der Dahingeschiedene Connetable des Tower war, wurde es für zwelmäßig erachtet, daß das Be- gräbuniß von dort aus stattfinde. Die Leiche wird daher nun- mehx äm Dienstag in aller Frühe vom Trauerhause nah dem Tower übergeführt und einstweilen in der dortigen Kapelle beigeseßt werden. Um 11 Uhr wird si dann der Leichenzug mit militärishem Gepränge dur die L nah der St. Pauls-Kathedrale bewegen. Wie „W. T. B.“ meldet, wird der Prinz von Wales der Be-

räbnißfeier in der großen Marschalls-Uniform, der Prinz Ge orge von Wales in Marine-Uniform beiwohnen. Der Herzog von Cambridge wird als besonderer Vertreter

# der Königin zugegen sein. Der diesseitige deutshe Bot-

after Graf von Haßfeldt-Wildenburg wird den a Wilhelm, die Gräfin Perponcher tie Kaiserin Friedri vertreten. ; : Vei einem neulichen Bankett im Mansion House hielt, der „A. C.“ zufolge, der General-Postmeifster Cscil Raikes, Mitglied des Kabinets, in Beantwortung des Toastes auf beide Häuser des Parlaments eine Rede, worin er u. A. das Gerücht, daß das Parlament im Laufe der nächsten Sesfion aufgelöst werden solle, als durhaus un- begründet bezeihnete. Jn der bevorstehenden Session würde die Regierung niht nur eine große Vorlage zur Verwirklihung ihrer Heilpolitik in Jrland ein- bringen, sondern es würden auch andere Dinge geschehen, welche „die fommende Session denkwürdig in der Ge- schichte dieses und vielleicht eines jeden vorhergehenden Parla- ments machen dürften.“

Frankreich. Paris, 21. Januar. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sißung des Senats dankte der Präsident Le Royer in einer Ansprache dem Senat für das ihm wiederholt gezeigte Vertrauen durch seine zum neunten Male erfolgte Wiederwahl um Präsidenten. Frankreih habe durch die leßten Wahlen bestätigt, daß es gewillt sei, in der Republik die zur Entwickelung seiner Geschide nothwendige Ruhe zu finden. Er wende sich an die Vertreter ernster Arbeit zur Ver- wirklihung des Programms der Reformen und der That; der Senat werde mit ihm von den gleihen Wünschen beseelt sein und werde eigen, welche Segnungen das Vaterland von der Republik und der Freiheit erwarten könne. |

Die Deputirtenkammer berieth in der gestrigen Sizung den Antrag Méline betreffend die Handhabung ger HUNe von Reis und Mais. Der Abg. Méline ersuchte um Verweisung an eine Kommission von 55 Mitgliedern, welche mit der Prüfung aller Zollfragen beauftragt werde. Der Minister- Präsident Tirard wies darauf hin, daß es zweckmäßiger wäre, vor der Ernennung einer fo großen Sr Raa die Ergebnisse der im Gange befindlihen großen Enquete abzu- warten; er sei wohl für Zulassung der vorgeshlagenen Kommission, jedoch mit der Be A daß dieselbe keinen auf die Handelsverträge bezüglichen Beschluß fasse. Die Kammer nahm den Antrag Méline mit 415 gegen 38 Stimmen an. Der Abg. Flourens rihtete alsdann eine Anfrage an die Re- gierung in Betreff der Schwierigkeiten, welche den fran- zösischen Fishern an der Küste von Neufundland be- reitet würden. Der Minister des Aeußeren,S puller, erklärte, die Schwierigkeiten hätten ihre Ursache in dem Widerstande, welhem das lokale Parlament von Neufundland fortgeseßt dem eng- lish-französishen Handelsübereinkommen entgegensege. Der Zwi schenfall war damit geschlossen. Der Deputirte Laha mbr brachte jedoh nochmals dieselbe Frage in der Form einer

„Interpellation ein, über welche die Kammer nah einer Dar-

legung des Marine-Ministers Barbey zur einfachen Tages- ordnung überging. Der Abg. Lachère interpellirte wegen der Annullirung der von dem Pariser Munizipal- rath zu Gunsten der Strikenden im Rhonedeparte- ment bewilligten Kredite. Der Minister des Fnnern, Constans, erwiderte, die Kredite seien annullirt worden, weil der Pariser Munizipalrath seine Befugnisse überschritten habe. Der Abg. Joffrin bestieg sodann unter heftigen Protesten der Rehten und der Boulangisten die Tri- büne. Die Abgg. Cuneo d’'Drnano und Dugué de la Fauconnerie wurden zur Ordnung gerufen und gegen D é- roulède die Censur verhängt. Die Kammer beschloß die eitweilige Ausshließung gegen Déroulède. Der räsident ersuhte in Folge dessen Déroulède, den Sißungssaal zu verlassen, Déroulède rührte sich jedoch nicht. Die Sißung wurde deshalb zeitweilig aufgehoben. Während der Unterbrehung der Kammersißung wurde D é- roulè de durch einen Oberst in Begleitung eines Piquets Soldaten ohne Waffen aus dem Saale entfernt. Die Sizung wurde sodann um 6 Uhr 50 Minuten wieder auf- genommen. Als der Sâal si wieder füllte, befand sich Joffrin auf der Tribüne. Die Rechte und die Boulangisten seßten ihre Proteste fort und der Boulangist Millevoye interpellirte lebhaft den Präsidenten Casimir Perier. Der Präsident be- fragte die Kammer wegen Verhängung der Censur gegen Millevoye. Millevoye verlangte und erhielt das Wort ; der- selbe beschuldigte die Majorität, sih gegen das Prinzip der Volkssouveränetät aufgelehnt zu haben, indem sie die Wahl geltene bestätigt habe, welher dur die Minorität in ontmartre gewählt sei. Die Kammer beshloß, Millevoye das Wort zu entziehen. Der Präsident shlug vor, über Millevoye die zeitweilige Ausschließung zu verhängen. Millevoye erklärte, er halte seine Worte aufrecht, es sei die Kammer, welche sih gegen das Volk auflehne. Die Kammer beshloß die zeitweilige Ausschließung Millevoye's, welcher sih jedoch weigerte, den Saal zu verlassen. Die Sigung wurde deshalb um 7 Uhr 10 Minuten auf 1/4 Stunde ver- tagt. Nah der Wiederaufnahme der Sißgung_ um 7 Uhr 20 Minuten erklärte Laguerre, er werde Joffrin nicht zu Worte kommen lassen. Auch über Laguerre wurde die zeitweilige Ausschließung verhängt, und wurde, als derselbe \sich weigerte den Saal zu verlassen, die Sizung um 7 Uhr 40 Minuten nohmals auf 1/4 Stunde vertagt. Nah der Wiederaufnahme der Sißung um 7 Uhr Minuten verließen mehrere bou- langistishe Deputirte den Saal und war es Joffrin nun- mehr möglih zu sprechen. Derselbe tadelte die Annullirung der durch den Pariser D rat bewilligten Kredite und {loß mit Angriffen gegen Boulanger. Die Kammer beschloß mit 292 gegen 52 Stimmen bei 344 Abstimmenden den Ueber- gang zur einfachen Tagesordnung. Die Sißung wurde hier- auf definitiv aufgehoben. e D i ;

Der Unter-Staatssekretär für die Kolonien, Etienne, welcher von einem Mitarbeiter der „Estafette“ interviewt wurde, bestätigte den Angriff auf die französische Karawane bei Obock, do sei derselbe ras niedergeshlagen worden. Die Bewegung in Harair gehe der Beruhigung entgegen.

Jtalien. Rom, 20. Januar. (W. T. B.) Jm Senat sowie in der Kammer widmeten heute die Präsidenten und der Siegelbewahrer im Namen der Regierung dem heim- gegangenen Herzog von Aosta warme Nachrufe. Jm Senat wurde beschlossen, einen Monat lang den Play des Präsidiums {warz verhängen zu lassen und dem König eine Beileidsadresse zu überreihen. Ebenso wurde in der Kammer beschlossen, den Play des Präsidiums 45 Tage \chwarz zu verhüllen und dem König, der Prinzessin - Wittwe jowie dem ältesten Sohne des Prinzen Amadeus Beileids- adressen zu Überreihen. Ferner werden die Sizungen zum Zeichen der Trauer auf 15 Tage unterbrohen. Jm

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Auftrage des diplomatishen Corps begeben sich die M Attah 8 zur Theilnahme an den Leichen- eierlihkeiten nah Turin. Der Prinz Napoleon ist heute Nachmittag dort eingetroffen. Das 2. Hessische usjaren-Regiment Nr. 14, dessen Chef der Prinz madeus war, hat an die Herzogin-Wittwe Lätitia ein Beileids-Telegramm gesandt.

Das Ministerium des Auswärtigen übersandte einen Kranz für den Sarg des verstorbenen französischen Botschafters Mariani. : :

Der „Osservatore Romano“ dementirt die Nah- rit, daß die bayerishe Regierung dem Vatikan ein Exposé übermittelt habe, in welchem e Haltung in der bayerischen Kirchenfrage gerechtfertigt werde, und welches im Vatikan mit Befriedigung aufgenommen worden wäre. Die Anschauungen des Vatikans in dieser Beziehung seien in der Encyclica an die bayerishen Bischöfe und in dem vorjährigen Schreiben an den verstorbenen Erzbischof von München Freysing formulirt. Der „Osservatore Ro- mano“ veröffentliht ferner ein Kollektiv - Hirten-=- \hreiben von 236 italienishen Bischöfen, in welhem erklärt wird: das Geseg über die frommen Stif- tungen sei eine Beleidigung für die Religion, die Gerech- tigkeit und die Freiheit der Gläubigen. S

Turin, 21. Januar. (W. T. B.) Die Königin und der Kronprinz trafen gestern Abend um 11 Uhr 15 Minuten hier ein, fkurz L der Prinz Victor Napoleon. Die Beisezungsseier findet am Mittwoh Vormittag 10 Uhr statt.

Spanien. Madrid, 20. Januar. (W. T. B.) Nach dem leßten Bulletin schreitet die Genesung des Königs weiter sort. E

Das neue Kabinet ist wie folgt konstituirt: Sagasta, Präsidium; Armijo, Auswärtiges ; Puigcerver, Justiz; Generak Bermudez Reina, Krieg; Admiral Romezo, Marine; Becerra, öffentliche Arbeiten; Euillon, Kolonien; Capdepon, JnnereS und Eguilioz, Finanzen. , :

20. Januar, Nachts. (W. T. B.) Guillon weigert sih, das Ministerium für die Kolonien anzunehmen.

“Portugal. Lissabon, 20. Januar. (W. T. B.) Die Cortes sind aufgelöst worden. Die neuen Kammern werden am 19. April zusammentreten.

Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm, 20. Ja- nuar. Nach dem dem Reichstage vorgelegten Finanz-Etat für das Jahr 1891 sind die Einnahmen wis folgt be- rechnet : Ueberschüsse aus dem Fahre 1888 und vorhergehenden E 5 750 000 Kronen; ordentlihe Einnahmen: Grund- teuer 3 724 000 Kronen, Kirchenzehnten 250 000 Kronen, Vakanzabgaben 905 000 Kronen, Domänenpacht 2 600 000- Kronen, Personalsieuer 665 000 Kronen, Strafgelder 240 000 Kronen, Kontrolestempelgebühren 25000 Kronen, Leucht- feuer und Bakenabgaben 1 200 000 Kronen, Telegraphen- wesen 1 350 000 Kronen, Staatseisenbahnen 6 500 000 Kronen, Staatsforsten 2500 000 Kronen, außerordentlihe Abgaben 100 000 Kronen; Bewilligungen: Zölle 38 000 000 Kronen, Postwesen 7380 000 Kronen, besondere Abgaben 350 000 Kronen, Stempelgefälle 3 700 000 Kronen, Branntweinsteuer 13 700 000 Kronen, Rübenzuckersteuer 550 000 Kronen, gu: \hlagssteuer von Grundbesiß und Einkommen 3 700 Kronen; vom Gewinn der Reichsbank im cdgdre 1889 1 300 000 Kronen, oder zusammen 94489 Kronen. Von den in gleicher Höhe veranshlagten Ausgaben entfallen auf das Königliche Haus 1 320 000 Kronen, das Justizdeparte- ment 4002 500 Kronen, Departement des Auswärtigen 618 300 Kronen, Kriegsdepartement 23079 800 Kronen, Marinedepartement 8 912 300 Kronen, Departement des Jnnern 6 927 000 Kronen, Post- und Telegraphenwesen, E u. #. w. 17029 200 Kronen, Kultusdepartement 13 524 400 Kronen, Pensionswesen 4339 000 Kronen, außerordentliche Anschaffungen sür die Staats-Eisenbahnen 3 300 000 Kronen, Ausgaben des Reichs-Schuldencomtoirs 11 436 200 Kronen.

Afrika. Egypten. Wie „Reuter's Bureau“ erfährt, haben die E A zwischen der französischen und der egyptishen Regierung in Betreff der Konver- sion der egyptishen Prioritäts\chuld eine günstige Wendung genommen. er leßte Meinungsunterschied von irgendwelher Bedeutung sei veranlaßt worden durh die französishe Forderung, betreffend . die Ernennung eines Comités unter dem Vorsiß des französishen Ingenieurs Barrois, Behufs Ueberwachung der von dem De- partement der öffentlichen Arbeiten unter Moncrieff gebauten Bewässerungs-Anlagen. Nachdem Egypten und England ent- schieden ablehnend geantwortet, habe Frankreih die Forderung fallen lassen. Dem baldigen Abschluß eines Ab=- kommens zwishen Frankreich und Egypten werde entgegen-

gesehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die heutige (48.) Sizung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Dr. von Stephan, Graf von Bismarck, Freiherr von Malgahn, sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien bei- wohnten, eröffnete der Präsident von Leveyow um 21/, Uhr mit folgenden Worten : Z ;

Meine Herren, ein deutscher Bundesfürst, Fürst Georg von Schwarzburg ist am 19, d, M. gestorben. Der Fürst hat stets treu zu Kaiser und Reih gehalten und kat in dem Kriege von 1870/71 \sich persönlich betheiligt und mitten im Kugelregen gestanden; er hat an seiner Seite es erlebt, daß ein Adjutant {wer verwundet oder gar er- \hessen wurde. Auch später ist der Fürst ein treuer Bundesgenosse des Kaisers gewesen und ein Freund des Deutschen Reiches. (Die Mitglieder hatten sich während dieser Rede von ihren Pläßen er- hoben) Ich nehme an, daß Sie, indem Sie sich von Ihren Pläßen erhoben haben, das Andenken des Verstorbenen ehren.

Der Entwurf eines Geseves, betreffend eine Post - dampfshiffs-Verbindung mit Ost-Afrika wurde auf Grund der in zweiter Berathung von dem Reichstage .unver- ändert angenommenen Kommissionsbeshlüsse nah unerhebliher Debatte in dritter Berathung definitiv angenommen.

Es folgte die erste Berathung der Ergänzung des dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Reihshaus halt s- Etats für das Etatsjahr 1890/91. i :

Derselbe wurde auf Antrag des Abg. Dr. Windthorst der

Budgetkommission überwiesen. (Séhluß des Blattes.)

Der S@lußberiht über die gestrige Sizung des Reichs = | T befindet sih in der Ersten Beilage.)

von Aktenstücken, betreffend die deutshen Schweine- Einfuhrverbote vom 29. November 1887 und 14. Zuli O AS die westlihen Viehsperren gegen Deut s\ch- land; Ï :

ferner der Bericht der Rechnungs-Kommission, be- treffend die allgemeine Rehnung über den Reihshaushalts- Etat für das Etatsjahr 1885/86,

die Ergänzung des dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Reihshaushalts- Etats für das Etatsjahr 1890/91, wie solhe vom Bundesrathe beshlossen worden, sowie

der Dritte Bericht der Kommission für die Petitionen zugegangen.

gn der heutigen (3.) Sißung des Hauses der Ab- eordneten, welher der Minister der geistlihen 2c. ngelegenheiten, Dr. von Goßler, der Finanz - Minister Dr. von Scholz, der Minister des Jnnern, Herrfurih, und der Justiz-Minister Dr. von Schelling beiwohnten, theilte der Präsident von Köller mit, daß das Präsidium von Sr. Majestät dem Kaiser und König empfangen worden und er be- auftragt sei, dem Hause für das beim Hinscheiden Jhrer Maiesiät der Kaiserin und Königin Augusta ausgedrückte Beileid den Allerhöhsten Dank auszusprechen.

Eingegangen ist der Vertrag wegen Fortdauer des Thüringischen Zoll- und Handelsvereins.

Auf der Tagesordnung stand die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Feststellung des Staatshaushalt3-Etats für das Jahr vom 1. April 1890/91. :

Abg. Freiherr von Huene hob mit Anerkennung hervor, daß, troßdem Preußen aus der Defizitwirthschaft heraus und in die Reservoirwirthschaft jeßt hineingekommen sei, sodaß Mittel zur außerordentlihen Schuldentilgung vorhanden seien, bei der Aufstellung des Etats mit großer Vorsicht verfahren und von den bisherigen Grundsäßen, nach denen die Einnahmen eingestelt würden, nicht abgewichen sei. Die Vorsicht werde insbesondere auch dadur gerecht- fertigt, daß Preußen für die Kosten der Alters- und Jnvaliden- versiherung und andere Mehrbedürfnisse des Reichs in Zukunft durch Erhöhung der Matrikularbeiträge werde ein- treten müssen, denn auf eine erhebliche Mehreinnahme aus den Zöllen im Reich rehne wohl Niemand. An eine Aufhebung der Getreidezölle oder eine Herabsezung derselben könne allerdings ebensowenig gedaht werden; sie würde vom vaterländischen Jnteresse aus ein Verbrechen sein und würde den Todesstoß für die Landwirthschaft bedeuten, die, namentlich soweit die kleinen Grundbesigzer in Betracht kämen, ohnehin in Folge der {lehten Ernte des lezten Jahres \{hwer litten. Was die lex Huene anbetreffe, so sei die Unvollkommenheit dieses Ueberweisungsmodus offenbar, und die Zeit würde mit Freude zu begrüßen sein, wo dauernde Ueberweisungen in organischer Art erfolgen könnten. Die Mängel der lex Huene hätten ihn (Redner) veranlaßt, im vorigen Jahre seinen Antrag auf Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer einzubringen ; der O Passus in der Thronrede bestimme ihn aber, in diesem Jahre von der Wiedereinbringung desselben Abstand zu nehmen. Jm Auge zu behalten sei, daß die Grund- und Gebäudesteuer die allerungerehteste Steuer sei, die ein preußi- {her Staatsbürger zahle. Die Finanzlage sei für eine Steuerreform günstig ; eine solhe lasse sch nur magen, wenn man Geld habe, sonst werde sie leiht zu einer Steuer- vermehrung. Zunächst sei allerdings die Verwendung des Re- servoirs für eine Erhöhung von Beamtengehältern in Aussicht genommen, zu welcher das Centrum sich sympathish verhalte. Es sei aber zu wünschen, daß, nahdem der Beamten gedacht sei, au der ¡Steuerzahler gedaht werde und die Regierung möglichst bald die Steuerreform dem Hause unterbreite.

Der Abg. Freiherr von Zedliß und Neukirch wies ebenfalls auf die günstige Finanzlage hin, meinte aber auch, daß man über der glänzenden Gegenwart die Zukunft nicht vergessen dürfe. Von einer Aufhebung der Getreidezölle föônne absolut niht die Rede sein. Man dürfe nament- lich den fkleineren und mittleren Grundbesißern im Osten, die neben der s{hlechten Ernte noch darunter litten, daß ihnen die Arbeitskräfte von den besten Landestheilen entzogen würden, den Schuß dur die Zölle nicht versagen. Auch darin sei dem Abg. Freiherrn von Huene uzustimmen, daß man sich darauf einrihten müsse, daß das

eih an Preußen demnäst größere Ansprüche stellen werde. In Bezug auf die Ausgabevermehrung müsse man deshalb die äußerste Schranke ziehen. Aus demselben Grunde sei auch eine allgemeine Herabseßung der Tarife durchaus abzuweisen, die auch um deswillen abzulehnen sei, weil sie eine künstlihe Steigerung des ohnehin schon allzu lebendigen Verkehrs zur Folge haben würde. Der Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer sei beizupflihten; eine organische Ueberweisung derselben aber niht durchzuführen, ohne eine organishe Gliederung der Träger der Kommunallasten. Dazu gehörten eben weitere Vorbereitungen, und wenn diese Reform mit der Einkommen- steuerreform verbunden werden sollte, so könnte man auf die leßtere noch lange warten. Diese Verbindung sei jedoch nicht nothwendig. Man könnte das CEinkommenkKeuergeseßz sehr wohl einbringen und darin die Ueberweisung der Grund: und Gebäudesteuer im Prinzip aussprechen, die Einordnung der Träger der Kommunallasten aber einem besonderen Geseg überlassen; in einer Session beide Auf- gaben zu erledigen, sei ohnehin niht möglih. Es sei zu wünschen, daß thunlichst in dieser Session das Einkommen- steuergesey vorgelegt werde. Eine Theuerung bestehe gegen- wärtig niht; aber die Ausgaben für die Lebenshaltung hätten sich im Allgemeinen sehr erhöht. Es liege des- halb im Jnteresse der Beamten wie des Staates, erstere in ihren Einnahmen niht zurückblieben und es sei eine Ehrenpflicht, auch für die Beamten die Konsequenzen der allgemeinen wirthschaftlihen Lage zu ziehen. Die Gehaltsaufbesserung für die unteren und mittleren Beamten sei sobald als möglich einzuführen. Leitender Grundsag bei der Prüfung des Etats müsse aber immer die altpreußishe Tradition der Sparsamkeit sein. Sparsam heute sei gut für morgen. i as Schluß des Blattes ergriff der Abg. Rickert das

Dem Reichstage ist die e euti der Sammlung

Zeitungsftimmen.

Zu den bevorstehenden Reichstagswahlen äußert die „Weimarische Zeitung“:

P „Wir meinen, daß wenn die konservative und die nationalliberale

artei vereinigt für die Wahl ihrer Kandidaten eintreten, ver Sieg

ibnen nit fehlen wird. Sie werden darin nicht nur von den Partei- genofsen wirksam unterstüßt werden, sondern von allen denen, die auch, ohne dem einen oder anderen Parteiverbande anzugehören, erkennen, daß ia ernsten Zeiten, wie die unserigen, die nachdrücklihe Erfüllung der politishen Pflichten unabweislih geboten ist, Es ift eines jeden Wählers Schuldigkeit, seine Stimme abzugeben und die Schuldigkeit eines Jeden, der es gut meint mit dem Vaterlande und der Festigung des Friedens nach Außen und nah Innen, seine Stimme dem Kandidaten du geben, der ihm verbürgt, daß er als Abgeordneter an den politischen Angelegenheiten mitwiken werde im Sinne der monarchischen nnd nationalen Verfassung, der gesanden Ent- wickelung unserer wirthshaftlihen Zustände, deren Bedeihen unter dem Einfluß der vor 10 Jahren begcnnenen Wirthfchaftspolitik si in erfreulihster Weise bekundet, der Ausführung der sozialpolitishen Reformen auf Grund der kaiserlihen Botschaft vom 17. November 1881, die bestimmt sind, den berechtigten Klagen der Ar- beiter Abhilfe zu \{affen, der Sicherung der bestehenden staatlihen und gesellschaftlihen Ordnung darch eine Gefetßz- gebung, die Swranken errihtet gegen eine nur auf den Umfturz ge- rihtete, in ihren Zielen wie in ihren Mitteln gemeinshädliche Agitation, der Sicherung unsercs nationalen Staatswesens gegen Angriffe der Geoner im Osten und im Westen, die dem Vaterlande nur erspart bleiben, fo lange dasselbe durch eine starke Webrkraft Furht zu erwecken im Stande ist, der Sicherung und Erweiterung unserer Thätigkeit im Weltverkehr durch Theil- nahme an überseeischen kTolonialen Unternehmungen. In diesem Sinne hat die Mehrheit im Reichstage, im Einverständniß mit der Reichsregierung zum Besten des Vaterlandes ge- wirkt und heute dafür zu sorgen, daß aus den neuen Wahlen die gleiche Mehrheit gestärkt und vermehrt hervorgehe, ist unser Aller Pflit, in noch höherem Maße als damals, denn die diesmaligen Wahlen gelten auf die Dauer von fünf, nit von drei Jahren. Wer vermeiden will, daß die gedeihlihe Entwickelung des Vaterlandes ge- hemmt wird und unfruchtbare politishe Aufregung an die Stelle der friedlichen wirthschaftlichen Arbeit tritt und welcher gute Bürger wolite das nicht? wird gern seize Stimme dem Mann geben, von dem er mit Zuversiht erwarten kann, daß_er in solhem Geist sein Mandat zum Reichstage auszuüben entschlossen ist.“

Die „Hamburgische Börsen-Halle“ {ließt einen Artikel über die Reichspost-Dampferlinie nah Ost- Afrika mit folgenden Worten :

eWenn irgend Einer Realpolitiker sein muß, so ist es doch der Kaufmann, und nach den veränderten Verkbältnissen wird sich auch sein Urtheil ändern. Ueber das Prinzip der Subventionirung ist vor Jahren entshieden worden, darüber wäre es also heute müßig, noch- mals in Diskussion zu treten. Uebrigers hat ein Matn von der un- zweifelhaft freisinnigsten Parteifarbe bei der ersten Berathung der Vorlage die oftafrikanishe Linie durhaus gebilligt, da er von den Aussichten, die unser Handel mit dort hat, durchaus nicht so gering denkt, wie seine Fraktionsgenossen. Virchow will die Sache von der merkantilen Seite betrachtet wissen und da kommt er zu dem Ergebniß, daß es gar niht unmögli sei, den Handel mit Ost-Afcika in dem Grade an uns zu ziehen, daß er eine Damvyferlinie lohnt; deshalb sei er niht dagegen, daß der Reichs- tag diese Linie bewillige, wenn Deutshland entschlossen ist, Ost-Atrika zu behalten. Dazu ift es aber in der That in vollstem Umfange entschlossen. Da dies der Fail, ist diese Linie, wie wir wiederholt auêégefübhrt haben, nicht nur vom kommerziellen, sondern au vom politishen und militärishen Gesichtspunkt wün- shen8werth. Man muß eben Alles, was mit einer solchen Frage zusammenhängt,“ auch im Zusammenhang betrahten, und wenn die Summe aller einzelnen Erwägungen die Ausführung wünshens- werth macht, muß man zugreifen und über die kleineren entgegen- stehenden Bedenken hinwegzukommen suchen. Es läßt, si heute ja nichi behaupten : in zehn Jahren wird unser Verkehr mit Ost-Afrika zehnmal fo groß sein, wie jeßt; wohl aber sind alle zuständigen Be- urtheiler der Ueberzeugung, daß er sich mit Oülfe der direkten regel- mäßigen Verbindung bedeutend heben wird. Frish gewagt, ist in solchem Falle halb gewonnen; wollen wir durchaus klüger sein als andere Nationen, die ganz genau ihren Weg in Afrika schen ?*

Handel und Gewerbe.

Berlin, 13. Januar. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil- Ind.) Das Geschäft bot in der vergangenen Woche wenig Bemerkens- werthes dar. Einzelne Fabrtkanten, welche bei Gelegenheit der Auktion hier anwesend waren, fauften für ihren dringenden Bedarf etwas Stoffwollen zu bisherigen Preisen; das umgeseßte Quantum dürfte die Höhe von 400 Centnern kaum übersteigen. Im Kontraktgeschäft in ungewaschenen Wollen aa es schr lebhaft zu und sind bereits größere Quantitäten abge\schlossen worden. Die Preise stellen si gegen das Vorjahr ganz bedeutend höher.

_ Die „Rhein.-Westt. Zt1.° berihtet vom rheinish-we ft - fälischen Eisen- und Stahlmarkt: Die Geschäftslage des rheinish-westfälisher, Eisenmarktes ist in der abgelaufenen Woche mit sehr wenigen Ausnahmen eine unverändert günstige geblieben. Die Nawfrage hat in ihrem seitherigen Umfange angehalten, die Preise be- hielten meist ihre steigende Richtung und behaupteten si fest auf ihren Säyen. In einheimischen Eis enerzen hat ih die frühere Lage des Geschäfts ziemlih unverändert erhalten. Der Absag ist vielleiht im Sie- gerlande nicht ganz mehr so lebhaft wie früher, do find di ePreisenoch an- dauernd fest. Au im Luxemburgischen sind Nachfrage und Absatz im Ganzen und Großen dieselben geblieben. Roheisen ist an- haltend lebhaft gefragt und behält seine feste und steigende Tendenz. Die Preise werden schr fest behavptet und sind vereinzelt weiter in die Höhe gegangen. So wird vom Siegerlande für den regel- mäßigen Bedarf gute Nachfrage in Spiegeleisen bei steigenden f a ag gemeldet. In Puddelroheisen herrsht gleichfalls tarker Bedarf bei steifen Preisen. In Gießereiroheisen scheint die Nawfrage keine so dringende gewesen zu sein wie früher. Augenblicklih geht diese Marke jedoch wieder flott ab. Bessemer- eisen und Thomaseisen sind unverändert. Die Walzwerke sind im Ganzen und Großen in sehr lebhafter Thätigkeit. Stabeisen findet anhaltend flotten Absaß und der Betrieb der Straßen ist dazu auf längere Zeit gesichert. Durch die letzthin erfolgte Preiserhöhung ist auch, da die Rohcisenpceise seit Mitte Dezember nur fehr langsam fortgeschritten sind, das Mißverhältniß zwischen diesen und ten Preisen der Fertigfabrikate einigermaßen gehoben. Die inländische Nachfrage ist andauernd lebhaft ; die ausländishe weniger, doch haben einzelne Werke auch hierin günstigere Ergebnisse zu verzeichnen. Aehnlies gilt für Formeisen. Sehr gut is, wie in der leßten Zeit Überhaupt, die Geschäftslage der Bandeisenwerke ge- wesen. Die Preise sind sowohl im Inlande wie im Auslande an- haltend steigend. Die Grobblechwalzwerke sind zu festen Preisen anhaltend gut beschäftigt. Ein Gleiches gilt von Fein- blehen. Ueber die Geschäftslage der Walzdrahtwerke sowie der Draht- und Drahtftiftfabriken ift nihts wesentlich Neues zu melden. Eine Besserung ist kaum bemerkbar. Die Preise bleiben gedrückt und niedrig, weil viele i Werke noch Abs{hlüfse auf längere Zeit in billigem Roheisen seinerzeit gemaht haben. Die Bahnwagenfabriken sind anhaltend gut beschäftigt.

In der gestrigen Auffichtsraths\izung der Ba mburger Waarenkreditanstalt wurde die Dividende für das Geschâäfts- jahr 1889 auf 114 % (gegen 10% im Jahre 1888) festgeseßt.

. Breslau, 20. Januar. (W. T. B.) Die Eisengroß- händler haben die Preise für Eisen und Bleche um 10 A pro adt

ünchen, 21. Januar. (W. T. B) Die städtischen Kollegien beschlossen, eine 3# prozentige städtische Anleihe im Betrage von 15 Millionen aufzunehmen, wovon zunächst die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank 4 Millionen al pari übernimmt.

‘London, 20. Januar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten.

Glasgow, 29. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6831 gegen 7854 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. i

Bradford, 20. Januar. (W. T. B.) Wolle ruhig, williger, “or gniiat und Mohairwolle geschäftslos, Garne ruhig, Stoffe ruhiger.

Lausanne, 20. Januar. (W. T. B.) Die Einnahmen der \schweizerischen Westbahnen beliefen si im Monat E ee v_ J. auf 886 000 Fr. und im Jabre 1889 auf 13 670 579 Fr. gegen 12 909 297 Fr. im Jahre 1888. Seit dem 1. Januar wird für die \chweizerishen Westbahnen mit den Jura-Bernbahnen gemeinsame Rechnung geführt.

Washington, 20. Januar. :(W. T. B.) Infolge der bedeu- tenden Ankäufe von Staatsobligationen durh das Shaß- amt während der leßten Woche ift der disponible Ueberschu ß auf ungefähr 20 Millionen Dollar gesunken. Der Scaßsekretär Windom hat in Folge dessen beftimmt, den Ankauf von 4 9% Obligationen bis auf Weiteres einzustellen. Der Ankauf wird jedoh bald wieder beginnen, da man annimmt, daß am 1. April der Veberschuß sih auf 40 Millionen Doll. belaufen wird, Der Shat- sekretär hat dem Repräsentantenhaus eine Bill vorgelegt, welde eine Ausgabe von Schatanweisungen gegen Silberbarren autorisirt, gemäß dem Plane, welchen er in seinem Berichte an den Kongreß vorge- schlagen hat.

New-York, 20, Januar. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 32541 000 Busbels, do. an Mais 11 216 000 Bushels.

Verkehrs - Anstalten.

London, 20. Januar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Dane“ ist gestern auf der Heimreise von Cavetown abgegangen. Der Castle-Dampfer „Roslin Castle“ bat beute auf der Ausreise Lissabon passirt. |

Theater und Musik.

s i Deutsches Theater.

/ Für nächsten Sonntag war eine Auffübrung von „Krieg im Frieden“ bestimmt gewesen; indessen ist eine Abänterurg dabin ge- troffen worden, daß die Aufführung von „Krieg im Frieden“ am Montag, dem Geburtstage Sr. Majettät des Kaisers, mit einem voraufgehenden Prolog stattfindct. Am Sonntag, den 26., wird ftatt dessen „Der Pfarrer von Kirchfeld“ gegeben.

Lessing-Theater.

In der morgen stattfindenden Première des Lufisviela „Die Geigenfee* von Hans Olden und Paul von Stönthan sind die Hauptrollen in den Händen der Damen Jenny Eroß, Lilli Petri, Ida Staegemann und der Herren Oskar Blencke, Oskar Höter, Franz Schönfeld und Eugen Staegemann. Die Regie leitet Direktor Anton Anno.

A Sing-Akademie. __ Der Pianist Hr. Josef Weiß gab vorgestern cinen Klavierabend, in welchem er als Spieler und Komponist hervortrat Was den Vortrag der großen C-dur-Sonate, op. 53, ron Beetkoven betrifft, so können wir nur die technische Fertizkeit und Sauberkeit anerkennen ; die sehr manierirte, mit kleinen capriciósen Detail: fekten versehene Ausdruckêweise beeinträhtigte jedoch die Wirkung des Werks. Die Vebertreibung des „piano“ bei zu bäufiger Anwendung der Ver- schiebung widersprihti dem großen Stil diefer Sonate. Ein gleiches gilt von der Phantasie (F-moll) von Chopin, in der sogar die vor- geschriebenen dynamischen Bezeichnungen mehrmals verändert wurden. Der As-dur-Walzer von Chopin sowie die Gavotte von Bach -St. Saëns und ein kleines sehr bübsches Menuett von Dreyschcck gelangen dem Künstler besser. Seine eigenen Kom- pöfitionen, Präludium, Nocturne, Intermezzo und Schottische Rhapsodie boten wenig Erfreulihes. Jm Präludium, das viel zu lang für seine Titelangabe erscheint, sowie in der RKhapsodie vermißt man zu sehr die innere Zusammengehörigkeit der vielen nebeneinander bingestellten Gedanken, während die beiden kürzer gehaltenen Stüde: Nocturne und Intermezzo einen viel vortheilhafteren Eindruck maten. Den Stluß des Concerts bildeten zwei mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommene Klavierstüke von Liszt. Das Publikum war ret zahlreich ershienen und nahm auch die übrigen Listungen des Abends sehr günftig auf. E Philharmonie,

Der Königlich preußische Kammersänger Hr, Emil Götze, den wir in diesem Winter {hon einmal zu hören Gelegenheit hatten, gab gestern sein zweites Concert in Gemeinschaft mit seinem treuen Kunst- genossen, dem Pianisten und Komponisten Hrn. Prof. I. Seiß, und dem unter Leitung des Hrn. Kogel thätigen Philharmonischen Orchester. Unter den zahlreichen Nummern des Programms, denen der unermüdlihe Sänger noch mehrere hbinzufügte, bezeihnen wir als die hervorragendsten : Mozart's Arie aus „Cosi fan tutte*: „Wie \{ôn ist die Liebe“, Wagner's „Erzählung“ aus der Oper „Lohen- grin“ sowie vier Lieder am Klavier, von denen das s{chwung- volle „Rheinlied®“ von Kleffel wiederum zündend wirkte und : noch die volle Kraft der \{önen Stimme des Vortragenden beuneen ließ, Stürmischer Beifall und Hervorruf folgten den künstlerisGén-

Leistungen des gefeierten Sängers, dessen unveränderte Anziebungs*

kraft man wiederum an der ungemein zahlreich ershienenen Zuhörers - {aft erkennen konnte. Hr. Seiß erfreute durh den Vortrag dé“ - Es-dur-Concects von Weber, das er mit unfehlbarer technischer. Sicherheit und feinsinnigster Ausdruck8weise spielte.

Solostücke von Weber, Chopin und Beethoven vor, unter denen die

von ihm selbst für Klavier treflich eingeribteten „Deutschen Tänze“ s ate N

von Beethoven von ganz besonders reizvoller Wirkung waren nd“ gleih den übrigen Leistungen des Spielers mit enthusiastishem Ne

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aufgenommen wurden. Das Orchester, welhes einen feierlichen Mars 5 e

betitelt „Dem Kaiser“ von Seiß und die „Tannhäuser-Ouvertüre“.: 4 vortrug, bewährte hierbei wie in der Begleitung des Concerts “üd« der Arien wieder seine stets anerkannte Tüchtigkeit. “E

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Concerthaus, f Sa

Für den morgen stattfindenden Komponisten-Abend ift das i r:

Programm aus Werken in Berlin wohnender Komponisten zusammen#“ i

geftellt und enthält Stäke von W. Taubert, Wulf, A. Mohr, “_

Schlottmann, Eilenberg, Klein, Dorn, Holländer und Hauer.

Preußische Klafsenlotterie. BES (Ohne Gewähr.) rey

Bei der gestern fortgeseßten 181, Königlich Meeus der Nachmittagsziehung : iz

1 Gewinn von 15 000 # auf Nr. 106 521.

2 Gewinne von 10 000 # auf Nr. 75 333. 81 522.

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39 Gewinne von 500 #6 auf Nr. 1293, 1842, 7037. 7535. 11 453. 13 162. 16 779, 22 TTT. 30 444, 32 975, 34 201.

Außer diesem -ck Ee mit Orchesterbegleitung ausgeführten Werke trug derselbe no einige

iehung der 4. Klase isher Klassenlotterie fielen-in - G4