1890 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Feb 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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21. Februar. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm heute in erster Lesung die Regierungsvorlage an, durch welhe dem Legislativrath des indischen eihes das Recht gewahrt werden soll, das Budget zu berathen, selbst wenn dasselbe keine Geseßänderung erfordert, und parat

ellationen an die Regierung zu richten. Der Vize-König oll auch ermächtigt werden, die Zahl der von ihm ernannten Mitglieder des Legilativraths zu vermehren. - Der Schriftwechsel, betreffend die Lage der Völker- haften in der asiatishen Türkei und über den rozeß Mussa Bey, ist im Parlament zur Vertheilung gelangt. Eine Depesche Lord Salisbury's vom 24. Ja- nuar instruirt den - Botschafter White, den Sultan und die Pforte auf die Gefahr hinzuweisen, welche eine Fortdauec der Zustände, wie fie in N Wan, Bitlis und Musch berrshten, mit sich bringen müsse. Alle Unterthanen des Sultaus, ob Christen oder Muhamedaner, bätten ein Reht auf Schuß gegen Beschimpfung ihrer Person oder Verleßung ihres Eigenthun:s. Jm Fall dieselben von den Gerichten keine Gerechtigkeit erlangen könnten, würde die daraus entstehende Unz friedenheit eine ernste Gefahr für das türkishe Reih bilden. Der Botschafter solle au darauf hinwirken, daß in der Angelegenheit Mussa Bey's Gerechtigkeit geübt werde.

ranfreich. Paris, 21. Februar. (W. T. B.) Der endi nahm heute den Antrag Barthe, betreffend die Ueberweisung gewisser Preßvergehen an die Zucht- polizeigerihte in erster Lesung an. Jm weiteren Verlaufe der Sißung wurde troß der Einsprache des Kriegs-Ministers der Gesehentwurf, betreffend die proportionalen Pensionen der Offiziere abgelehnt.

Die parlamentarische Ackerbaugruppe beschloß nahezu einstimmig, einen Zoll von 3 Fr. auf Mais und Reis, sowie von 4 Fr. anstatt 3 Fr., wie ursprünglich be- antragt war, für gebrohenen Reis.

Das Budget für 1891, welches der Kammer morgen vorgelegt werden soll, enthält, wie wir over „Fr. C.“ ent- nehmen, mehrere Reformen, so die Umlegung der Grundsteuer, die Abschaffung des Privilegiums der Eigenbrenner, die Erhöhung der Alkoholsteuer von 156,25 Fr. auf 225 Fr. für das Hektoliter, sowie der Licenzgebühr. Des Weiteren soll der nach dèm Geseß von 1884 als Fabrikationsübershuß fsteuer- freie Zucker mit einer Abgabe von 15 Fr. für 100 kg belegt werden. Diese neuen Einnahmen, welhe auf 100 Millionen veranschlagt worden, sollen für die Verzinsung der außerordentlihen Ausgaben für den Kuieg und die Nach- tragskredite, die sich aus der Anwendung der neuen Geseße ergeben, genügen. Ueberdies wicd in dem Finanzgeseß für 1891 eine Erhöhung der Patentsteuer der großen Kaufläden beantragt. Die Umlegung der Grundsteuer erfolgt in der Weise, daß das Reinerträgniß aus den unbe- bauten Grundstücken mit 3,97 Proz., statt wie bisher mit dur(- \cnittlich 4,60 Proz. 43 Departements zahlten mehr, darunter einzelne bis zu 7,5 Proz. besteuert werden soll. Dagegen wird das Reinerträgniß der bebauten Grundstücke auf Grund der eben beendigten Schäßung statt 3,03 Proz. jezt 3,97 Proz. an Steuern zu entrichien haben, was eine Mehreinnahme von 17 Millionen zur Folge haben sol. 151/, Millionen sollen für Grundsteuerentlastung und 11/2 Millionen für die Gemeinden verwendet werden, welche ihre Grundbücher neu anlegen wollen.

22, Februar. (W. T. B.) Der Herzog von Orleans läßt durch ihm vachstehende Personen in Abrede stellen, daß er oder seine Verwandten Schritte wegen seiner Begnadigung unternommen hätten.

Jtalien. Rom, 18. Februar. (A. Z.) Jm Ein- klange mit den Vorschriften des Wahlgesezes vom 24. Sep- tember 1882 wird auch in dieser wie in den vorangegangenen Sessionen eine dur die Veränderungen in der Bevölkerungs- zahl bedingte Neuvertheilung der Abgeordneten- Mandate unter den einzelnen Provinzen vorgenommen werden. Das bezügliche Geseß ist gestern der Deputirte n-

“ch* tammer zugeaangen. Die Grundlage für die Berehnung bildet die am 31. Dezember 1881 ermittelte Gesammt-

bevölkerungsziffer von 28953 480 Seelen , wonah auf je 56 995 Einwohner ein Deputirter kommt. 42 Provinzen haben mit der leßten Feststellung keine hinreichende Bevölke- rungsveränderung erfahren, um eine Aenderung in der Zahl ihrer Deputirten-Mandate zu erleiden. 11 Provinzen erhalten in Folge des Bevölkerungszuwachses je 1 Abgeordneten mehr, die

rovinz Mailand sogar 2 mehr. Andererseits müssen 9 Pro- vinzen sih eine Verminderung um je 1, zwei Provinzen, nämlich Cosenza und Salerno, um je 2 Abgeordnete gefallen lassen. Die geringste Zahl von Deputirten, nämlih 3, wählt wie bisher die Provinz Porto Mauizio, die größte wählt fortan Mailand, nämlich 20 statt 18, während Neapel, bisher Mai- land gleihstehend, nur noch auf 17 Mandate Anrecht hat: ein Beweis der Verschiebung der Bevölkerung zu Gunsten des gewerbthätigeren Ober-Jtalien.

Türkei. Konstantinopel, 19. Februar. (R. B.) pn dem am Sonnabend abgehaltenen Min isterrath wurde eshlossen, dem Sultan das zwischen der ottomanischen Bank und dem Kaiserlihen Schazamt zur Begleihung aller ‘ausstehenden Contos abgeschlossene Abkommen zur Genehmigung vorzulegen. Ein Jrade befichl: die Anlage eines Arsenals in Jeddah. Der Marine-Minister hat den dortigen Behörden {hon die nöthigen Gelder zur sofortigen Anlage von Schhiffsbauhöfen gesandt. Auch in Tripolis oder Benghazi soll ein Arsenal gebaut werden. Oberst Eumer Bey wird die Vorarbeiten unternehmen.

Von Creta meldet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Canuea, vom 18. Februar:

__ In Retymo wurden drci Verwaltungêéräthe dur ein Kriegsgericht zu 7 Jahren Gefä-aniß verurtbeilt, weil sie ihr Amt in Folge der Drobungen tes cretensisden Comités in Athen niedergelegt hatten.

Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm, 19. Fe- bruar. Die Einnahmen der Postverwaltung haben im vergangenen Jahre 6 946 900 Kronen betragen oder 407 200 Kronen mehr als im Jahre 1888. Der Bewilligungs- aus \chuß hat bezüglich der Handelsverträge beantragt: 1) daß der Reichstag in einem Schreiben den König darum ersuchen wolle, solhe Maßnahmen zu ergreifen, daß die Handelsverträge mit Frankrei vom 30. Dezember 1881 und mit Spanien vom 15. März 1883 am Ende der bei ihrem Abschluß festge-

Bien Zeit oder dem 1. Februar 1892 zu gelten auf-

oweit elbe die Kündigung des ndels- und e a tteias mit Portugal vom 10. [ 1885 be- trifft, vom Reichstage abgelehnt werden möge; 3) daß der Antrag des Freiherrn Klinckowström, soweit derselbe die Kün- digung der übrigen mit fremden Mächten abgeschlossenen Handels- und Schiffahrtsverträge betrifft, sowie der Antrag des Heren Berxell wegen Kündigung des zwischen Schweden und dem Deutschen Reich jeßt geltenden Handels- und Schiff- fahrtsvertrages, zu keiner Maßnahme Seitens des Reichstages Verant eund geben möge, und 4) daß der Antrag des Freiherrn Klinckowström, es derselbe eine ver- änderte Aufstellung des Zolltarifs betrifft, vom Reichstage bgelehnt werden möge. : “2 21. Februar. (W. T. B.) Der Maschinen - Direktor der Staats-Eisenbahnen, Storcken feldt, ist interimistish zum General-Direktor und Chef des Telegraphen- wesens ernannt worden.

Amerika. New - York, 20. Februar. (A. C.) Der Gouverneur des Staates New - York unterzeichnete die Weltausstellungs - Vorlage, kraft welher der Staat 10 000 000 Dollars unter der Bedingung beiträgt, daß die Ausstellung im Jahre 1892 in New-York abgehalten werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Hause der Abgeordneten is der Bericht über die biaberice Ausführung des §. 4 des Geseßes vom 20. De- ember 1879, des §. 5 des Geseges vom 14. Februar 1880, es 8. 5 des Geseßes vom 28. März 1882, des 8. 3 des Gesezes vom 13. Mai 1882, des §. 5 des Geseßes vom 94. Januar 1884, des §. 5 des Geseßes vom 17. Mai 1884, des 8. 5 des Geseßes vom 23. Februar 1885 und des 8. 5 des Gesezes vom 23. Februar 1885, betreffend den Ankauf von Privateisenbahnen für den Staat, zugegangen.

Auf der Tagesordnung der am Montag, den 24. Februar 1890, Vormittags 11 Uhr, stattfindenden 15. Plenar- sibung des Hauses der Abgeordneten stehen folgende Gegenstände: Erste Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staatszeisenbahn- nezes. Erste Berathung des Ge?etentwurfs, betreffend den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat.

Vorläufige Wahlergebni}se.

Heute liegen folgende weitere Meldungen des „W. T. B.“vor:

Poloden Prenzlau-Angermünde. ron Wedell- l&cw (fons.) gewählt. | : ct Potsdam. Wablbez. 8, Westhavelland. Stich wahl zwischen Ewald (Soz.) und Ridckert (dfrs.) : y

E E L T, E Oa: Stichwahl ¡wishen Prirz Hantjery (kons.) mi 7 St. un Werner (Soz) 19 148 St. Karl Ri@ter (dfrs.) erhielt 7458 St.

Frankfurt a. O. Watlbez 1. Arnéwalde-Friedeberg. Sti ch- wabl zwisben von Brand (fkons\.) und von Forckenbeck (dfrf.).

Frankfurt a. O. Wakblbez. 3. Königéberg. von Leveßow (konf.)

wählt. Î E Fraufkfurt f F g N ¿G Wahl des )rinzen Carolath (Reichep ) gesicher t. j i 5 Frankfurt a. O. Mablbez, 8. Sorau. StiGwahl zwischen Braucr (Reihêp.) 7517 St. und Jeske (tfrs.) 6031 St. Behrendt (Soz.) erbielt 5966 St. :

Frankfurt a. O. Wakhlbez, 9. Kotibus-Spremberg. Stich- wahl zwishen Bauer (kons.) mit 7808 und Breil-Hagen (Soz.) mit 5524 St. ; Halberstadt (dfrs.) erhielt #193 St.

Anga Pr. Wahlbez. 1. Memel, Heydekrug. Graf Molike konf.) gewählt. _ n Fabigebei i. E 2, Labiau-Wehlau. v. Gustedt Labladen (fon) ) gewählt. ' E

Königsberg i. Pr. Wahlbkez. 4. Fischhausen. Graf Dönhoff- Fricdrichstein (kons.) gewählt. S : h i:

Königsberg i. Pr. Wahlbez s. Heiligenbeil, Pr. Eyïau. Frei- berr von Tcttau (kons.) gewählt. :

Königsberg i. Pr. Wahlbez. 6. Braursberg, Heilsberg. Krebs Centr. wählt.

j o i. Pr. Wahlbez. 8. Osterode Neidenburg. Stephanus korf. wählt. h "459 dberu i. Pr. Wahlbez. 10. Rastenburg-Gerdauen. Udo

Graf zu Stolberg-Wernigerode (fons.) gewählt. y Eu Wahlbez. 1. Tilsit, Niederung. von S(hlieckmann

fons.) gewählt. (fons,) gewäh Wabhlbez. 3. Insterburg. Dodillet (kons.)

E ewahlt, i : E Wahlbez. 4. Stallupönen-Goldap. v. Sperber on ewählt. ¿ s i Gumbinnen. Wabhlbez. 6. Oleßko:Lyck. Steinmann (konf.) ewählt. ; : s E ¿e 7. Sensburg-Ortelsburg. Graf Mir- a orf.) gewählt. ¿ Danig. Waklbez. 1. Elbing, Marienburg. Graf Dohna (kons.) gewählt. ; z s Marienwerder. Wahlbez. 1. Stuhm, Marienwerder. Müller (Reicbsp.) gewählt. i ; Marienwerder: Wahlbez. 3. Graudenz - Strasburg. Stich- Wal U, De Geb. Rath Hobreht' (natl.) und von oszycti-Wlewë ole). : j (P Viarienwerder, Wahlbez 4, Thorn-Colm. Ge wählt Slaski ole) Marienwerder. Wahlbez. 5. Angerburg-Lößen. von Staudy (kons.) gewählt. i: : T O Wablbez. 6. Koniy. von Wolszlegier (Pole) gewählt. j e ewe Wahlbez. 8. Deutsch-Crone. Gamp (Reichsp.) ewäblt. ¿ f Stettin. Wablbez. 3 Randow - Greifenhogen. Stichwahl. Gen v. d. Osten (kons.) 11 853 St. und Körsten-Berlin (Soz.) m 0 St. Ködlin.. Wablbez. 3. Köslin, Kolberg 2c. von Gerlach (kons.) gewählt. N i Posen. Wahlbez. 8. Wreschen-Pleshen. Dr. v, Dziembowski (Pole) gewählt. L, 2: ; Posen. Wabhlbez. 10. Adelnau-Sthildberg. Fürst Ferdinand Radziwill (Pole) gewählt. i f Bromberg. Wahlbez. 1. Czarnikau - Kolmar i. Pr. von Colmar - Méyenburg (kons.) gewählt mit 11252 St. gegen Fried (Pole) mit 5855 St. Flatow-Berlin (dfrs.) erhielt Breélau. Wahlbez. 2. Militsch-Trebniß. Fürst von Haßfeldt- Trachenberg (Reichsp.) gewählt. h : J S et: Sn 4. Namalau-Vrieg. Freiherr von Saurma- e ons.) gewählt. wis Bredlau, 4 Ene 8. RE , N Es S Zti _ wahl Ö en Herzog von Ratibor (Reich8p.) und von Huene (Centr ). Breslau. x Wablbez. 11. Reichenbaw-Neurode. Berichtigung.

en; 2) daß der Antrag des Freiherrn Klinckowsiröm,

Stichwahl zwishen Dr. Porsh (Centr.) und Meypner (Soz.)

Li . Wahlbez. 1. Grünberg-Freistadt. Ge wählt Jordan (tfr\.) euro 10 569 St.; es erhielten v. Neumann (konf.) 5939 St., Dr. Windthorst (Centr.) 1018 St. und Hude (Soz.) 91 St. Liegniß. Wabhlbez 2. Sagar-Sprottau. Stichwahl zwischen von Forckenbeck (dfrs.) mit 7277 St. und von Kließing-Zauche (fkons.) mit 5309 St., Zubeil (Soz.) erhielt 1602 St., Frarz (Centr.) 813, Graf Swchack Döringen (natl.) 334 St. eat E fg Ce e Baue fun! BudO chmieder ) m . un gen (natl. Ka e éé0l Sk Lorenz (Soz.) erhielt 1713 St. von Glisczynski rtr ; : L Wahlbez. 5 Löwenberg. Stichwahl zwischen Dr. Avenarius (natl) und. Friedländer (dfr\.). -

Oppeln. Wahlbez. 3. Groß-Streliy, Kosel. Dr. Franz (Centr.) gewählt. l

Oppeln. Wakblbez. 4. Lubliniß, Tost - Gleiwiß. Mepyner (Centr.) gewählt. Z 5

Oppeln. Waklbez. 7. Pleß, Rybnik, Müller (Centr.) gew ählt.

Oppeln. Wakblbez. 8. Ratibor. Glysczinski (Centr.) gewählt.

Oppeln. Wakhlbez. 9. Leobshüß. Klose (Certr.) gewählt.

Oppeln. Wahibez. 11. Falkeuberg, Grottkau. von Schalsha (Centr.) gewählt. i

Magdeburg. Wakblbez. 1. Salzwedel-Gardelegen. Stichwahl zwishen Graf v. d. Sculenburg-Beetendorf (konf) und Neukirch- P A

agdeburg. Wahlbez 6. Wanzleben. von Benda (natl.) mit 137 St. Majorität gewählt.

Merseburg. Wahlbez 1. Liebenwerda - Torgau. von Bredow (konf.) gewählt. : L

Merseburg. Wahlbez. 3. Bitterfeld-Delißsh. Stichwahl wifchen Bauermeister (natl.) mit 8240 und Hirsch (dfrf.) mit 7370 St. Albreckt (Soz.) erhielt 2559 St. /

Merseburg. Wahlbez. 5. Mansfelder Seekreis 2c. Leuschner (Reichspartei) gewählt. /

Merseburg. Wakblbez. 7. Querfurt, Merseburg. Stichwahl zwischen Panse (tfrs.) 10941 St. und von Helldorf-Zingst (kons.) 8981 St. Der Sozialift Mittag-Halle erhielt 4087 St. :

Merseburg. Wahlbez 8. Naumburg, Weißenfe*s-Zeiy. Stich- wahl zwishen Günther (natl.) und Hoffmann (Soz.).

ra Wakhlbez. 2. Heiligenstadt. von Strombeck (Centr.)

ewählt. G Erfurt. Wahlkez. 3. Mühlhausen, Langensalza, Weifensee. Q E zwishen von Wedell-Piesdorf (kens.) und Dr. Horwiß reis). q Erfurt. Wakhlbez. 4. _Stadt- und Landkreis Ersurt. Stich- wahl zwishen Reikhaus (Soz.) mit 7654 St. und Lucius (Reichsp.) mit 8084 St., Dr Mecbelsohn (dfr\.) erhielt 4039 St.

Scleswig - Holstein. Wahlbez. 1. Hadersleben, Sonderburg. Jobanrnsen (Däne) gewählt.

Schleswig-Holstein. Wahlbez. 2. Flensburg, Apenrade. Stih- wahl zwischen Jebsen (natl.) und Mahlke (Soz.).

E Wakhlbez. 3. Schleswig. Lorenzen (dfrs.)

ewählt. y Schleswig-Holstein. Wahlbez. 10. Herzogthum Lauenbarg. Stich - wabl zwishen Graf Bernstorff (kons.) und Becling (ckfrs.).

Hannover. Wahlbez. 10. Hildesheim. Stichwahl zwischen Hcyermann (natl.) und v. Hake (Welfe). fs

Stade. Wablbez. 17. Harburg. Stichwahl zwischen Hastedt (natl.) und Bären (Soz.). j

Stade. Wakblbez. 18. Stichwahl zwishen von Bennigsen (natl.) mit 6200 St. und Molkenbuhr (Soz.) 3067 St.

LUnG. Waklbez. 1. Weener - Emden. van Hülst (natl.) ge- wählt. ris. Wakblbez. 2. Aurich Wittmond. Stichwahl zwischen Hacke Leipzig (dfrs.) und Dr. Kruse (natl.).

O Wakhlbez. 1. Minden, Lübbecke. Bock (kons)

ewählt. 5 Minden. Wahlbez. 3. Bielefeld-Wiedenbrück. Stichwahl zwischen Evers (Centr.) mit 5534 und Singer mit 4683 St, von Ditfurth erhielt 4600, von Hammerstein 3283, Kisker (dfrs.) 1723 St.

Kassel. Wahlbez. 4. Eschwege - Shmalkalden - Wißenhausen. Stichwahl zwischen Wilish (dfr\ ) und v. Christen (kons).

Kassel. Wahlbez. 6. Heréfeld-Rotenburgz-Hünfeld. v. S(leinit (Reichëp.) gewählt. —— :

Kassel. Wahlbez. 7. Fulda-S@&lüchtern-Gertfeld. Graf v. Drofte zu Vischering (Centr.) gewählt. i

Wiesbaden. Wahlbez. 1. Usingen-Homburg 2c. Stichwabl zwischen Funk-Frankfurt (dfc\.) und Brühme (Soz ). :

Wiesbaden. Wablbez. 4. Weilburg. Mün (dfr\.) gewählt.

Wiesbaden. Wahlbez. 5. Dikienburg 2c. Kaufmann - Berlin (dfrs.) gewählt. :

Koblenz. Waklbez. 1. Wehßlar x. Stichwahl zwischen Cräâmer-Kirch{en (natl.) und Albertin-Wiesbaden (dfr\.).

Koblenz. Wahlbez. 2. Neuwied Gewählt Bender (Centr.) mit 7576 St. gegen Dünkelberg (natl.) mit 6579 St. und Bebel (Soz.) mit 81 St. E

Koblenz. Wahlbez. 3. Koblenz, St. Goar. Frißen (Centr.)

ewählt. L Düfßieldorf. Wahlbez. 1. Lennep - Mettmann. Sticchwahk ¿¡wis&en Schmidt-E!berfeld (freis.) und Meist (Soz.).

Düsseldorf. Wakblbez. 3. Solingen. Gewählt Shumater (So; ) mit 9886 St. ; es erbielten Reichensperger (Centr.) 3690 St., von Forckenbeck (dfrs.) 632 St. und von Eynern (natl.) 554 St.

Düsseldorf. M, 7. Mörs, Rees. Reichsgraf von Hoens- brcech (Centr.) gewählt.

Dare E S S Freiherr von alwigk-Lichtenfels (Centr.) gewählt. E lin a elbec 2, Köln Land. Menken (Centr.) gewählt.

Trier. Wahlbez. 4. Saarburg - Saarlouis. Haanen (Centr.)

ewählt. 5 Dw Wahlbez. 5. Sgarbrücken. Pfachler (nat.) gewählt.

Trier. ek 6, Ottweiler, St. Wendel. Frhr. von Stumm Reicbsp.) gewählt.

( e Wakblbez. 5. Geilenkirhen 2. Hitze (Centr.) ge- wrählt : ¿ obenzollern. Wahlbez. Sigmaringen. Graf (Centr.) ge wäblt.

Niederbayern Waßhlbez. 1. Landshut. Michael Mayer (Centr.)

ewählt.

i E Wahlbez. 2. Straubing. Graf Conrad Preysing Cenir.) gew ählt. :

b Ale iavetn, Wahlbez. 3. Passau. Domkapitular Weiß (Centr.) ewählt.

G Sieverbaveri. Wakhlbez. 4. Pfarrkirhen. Haberland (Centr.) ewählt.

4 E oru, Wakhlbez. 6. Kelheim. Kirchammer (Centr.) ewählt.

y Obéttranten, Wahiïbez. 4. Kronach. Stichwahl zwischen

v. Gagern (Centr.)-und v. Swaine (natl.). :

Unterfranken - Aschaffenburg. Wahlbez. 3. Lohr. Freiherr zu Frandckenstein Sohn (Centr ) gewählt.

Schwaben-Neuburg. Wahlbez. 2. Donauwörth. Wildegger

tr.) gewählt. Ga - Neuburg. Wahlbez. 3. Dillingen. Graf Max

tr.) gewählt. Prag Ge urg. Wahlbez. 4. Jllertissen. Reindl (Centr.)

ählt. °e1 Sthwaben-Neuburg, Wahlbez. 5. Kaufbeuren. Orterer (Centr: ) ählt. 9e Malz. N E Pirmasens. Bürgermeister Adt-Enshei tl.) gew e, ck M Pfa. Wahlbez 5. Homburg, Kusel. Dr. Buhl (natl.) ge- ä

wählt. lz. Wahlbez. 6. Kaiserslautern x. Stichwahl zwischen Grote (So1.) 5940 St. und Miquél (natl.) 10 116 St.

Pfalz. Wablbez. 6. Kaiserslautern. Miquel mit 18 St. Ma- jorität gewählt. -

Königreich Sachsen. Wablbez. 4. Amtsgerichtébez. Dresden, Radeberg 2c. Klem (kons.) gewählt.

Königreih Sachsen. Wahlbez. 11. Amtsgerihtsbezirk Oschaß. Dr. Giese (fons.) gewählt.

Ebuigres Sachsen Wakbhlbez. 22: Amtégerichtsbezirke Kirch- berg x StiGwabl zwishen Kur (kons) und Hoffmann (Soz)

Königreich Württemberg. Wahlbez. 8. Freudenstadt 2. Frhr. von Münch (Demokrat) gewählt.

Königreih Württemberg. Wakblbez. 13. Aalen, Ellwangen 2e. Gewählt Graf Adelmann von Adelmanrsfelden (Centr.).

Königreih Württemberg. Wahlbez. 15. Blaubeuren, Ehingen 2c. Gewählt Gröber (Centr.).

Königreich Württ:mberg. Wahlbez. 16. Biberaw, Wangen x. Gewählt Braun (natl.).

Sroßherzozgtbum Baden. Wadlbez. 4. Breisa-Lörraw. Sti - wa hl zwischen Blankenhorn (natl.) und Lauck (Centr.).

Großherzogthum Batten. Amtsbez. 5. Freiburg, Waldkirch 2c. Sticwahl zwischen von Hoist (natl.) und Marbe (Centr.).

(t R Baden. Wakhlbez. 12. Heidelberg 2c. Menzer

onf.) gewählt.

_Großherzoathum Hessen. Wahlbez. 2. Friedberg. (Stichwahl zwischen Graf Oriola (natl.) und Gutfleish (dfrs\.).

_Großberzogth. Hessen. Wahlbez. 3. Lauterbah. Stichwahl zwiscen Zimmermann (Antisemit) und von Kalckstein (dfrf\.).

Großherzogthum Hessen. Wahloez. 6. Erbah. Stichwahl zwischen Scipio (natl.) und Stengel (dfr\.) 2

Großherzogthum Hessen. Wahlbez. 8. Bingen, Alzei. Bam- berger (ireis.) gewählt.

_ Großherzogthum Medlenburg-S{werin. Wakhlbez. 2, Schwerin- S Stihwahl zwishen Büsing (natl.) und Schwarß WS 03.

Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. Wahlbez. 5. Rosto 2c. Stichwahl zwishen von Bar (dfrs.) und Kretshmann (Soz.)

Sachsen-Weimar Wahlbez. 2. Stichwahl zwischen Dr. Har- meniag (dfr\.) und Geibel (nat.). i

Großherzogthum Oldenburg. Wahlbez. 1. Oldenburg-Birkenfeld. Stichwahl zwishen Enneccerus (natl.) und Hinze (dfrf\.) 4

Herzogthum Braunschweig. Wahlbez 2. Helmstedt, Wolfenbüttel. Stichwahl zwishen Kulemann (natl.) und Schrader (dfrs.). (df E Braunschweig. Wahlbez. 3. Holzminden. Schütte

r ewäblt.

Satbsen-Meiningen. Wakhlbez. 1. Meiniogca-Hildburghausen. Baumbach Sonneberg (dfr\.) mit 11167 St. gegen Zeiß (natl.) mit 6890 St. gewählt.

Herzogthum Sawsen - Meiningen. Wahlbez. 2. Sonneberg, Saalfeld. Stichwahl zwishen Dr. Witte - Rostock (freis.) und

Reißhaus (Soz.). Herzogthum Anhalt. Wahlbez. 1. DefssausZerbst. MRösidcke- Bernburg - Ballenstedt.

Berlin (liberal) gewählt.

Herzogthum Anhalt. Wahlbez. 2. G E zwischen Oechelhäuser (natl.) und Grelling:-Berlin dr}.

__ Fürftenthum Schwarzburg-Sondershausen. Stichwahl zwiscben

Piesdel (Reichspartei) uad Bock (Soz.).

Fürstenthum Waldeck. Stichwahl zwishen Böttcher (natl.) und Rokbland (dfrs.)

Reuß. Wurm (Soz.) gewählt.

Elfaß-Lothringen, Wahlbez. 10. * Hagenau, Weißenburg. von Dietrich (Elsäfser) gewählt. /

Elsaß: Lothringen. Wakhlbez. 12, Saargemünd. Pfarrer Manges (Sl) is 10 920 St. gegen Bergarbeiter König mit 3827 St. ge-

Elsaß: Lothringen. Wakhlbez. 15. Saarburg-Salzburg. Abké Koechly (Elsäfser) gewählt.

Nach den bis jeßt vorliegenden Wahlergebnissen sind im Ganzen als E gewählt zu betrahten : 173, und 116 Stichwahlen zu vollziehen.

Von den Gewählten find: 66 Centrumsangehörige, 17 Sozialdemokraten, welhe überdies an 49 Stichwahlen be- theiligt sind, 31 Konservative, 13 Nationalliberale, 13 Reichs- partei, 14 Freisinnige, 9 Elsasser, 6 Polen, 2 Demokraten, 1 Wilder, 1 Däne.

HZeitungsftimmen.

Die Blätter machen das Wahlergebniß, obgleih es bis jeßt noch lange nit vollständig vorliegt, heute zum Haupt- gegenstand ihrer Betrachtungen. Wir stellen hiervon einige zu)ammen, aus denen sich zugleih ein Bi!d der durch die Wahlen geschaffenen parlamentarischen Lage ergiebt.

Die „National-Zeitung“ schreibt:

„Es steht \chon jeßt set, daß keine Kartellmehrheit aus diesen Wahlen hervorgehen wird, denn während dieselbe am Schluß der Legiélaturperiode nur 14 Stimmen betrug, haben die drei Kartell- parteien bereits 18 Mandate verloren, und sie können in den Stid- wahlen nur cine ganz geringe Anzahl neuer gewinnen, während sie noch eine erhcblihe Anzahl in den Stichwahlen zu vertheidigen

Bei nunmehr hon 109 Stichwahlen, deren Zabl sh noch er- bhôben wird, bedeuten dieselben thatsächlich eine neue Wahl. Es kommt darauf an, für diese nochmals die höchsten Anstrengungen zu machen. Namentlich rihtet sich diese Mahnung an die National- liberalen. Sie sind an nit weniger als sechzig Stichwahlen. be- theiligt, und zwar stehen sie meistens an der Spiye der Liste mit der höchsten Stimmenzahl. Nicht weil ihre relative Bedeutung in den betreffenden Wablkreisen geringer geworden, haben sie das Mandat nicht im erften Wahlgang wieder erlangt, sondern weil ibnen drei, vier Kandidaten entgegengestellt waren, und daher eine weil- gehende Zersplitterung der Stimmen entstand, und weil die Be- tbeiligung meistens geringer war als 1887. Von den drei Kartell-Parteien hat die nationalliberale vorerst am meisten eingebüßt, weil sie überwiegend die \tädtishen Wahlkreise des Kartells besaß; den beiden konservativen Parteien war in ihrem über- wiegend ländlichen Besißftand mit den Anklagen gegen die „Ver- theuerungspolitik* u. dgl. viel weniger anzuhaben. Aber bei ent- \{lossener Wiederaufnahme des Kampfes ist, da im Allgemeinen die Stimmenzahl der nichtsozialistishen Gegner keineswegs gewacsfen, zum Theil sogar zurückgegangen ist, noch ein großer Theil des streitigen Gebietes zu behaupten i

Wie weit in aller Stille die sozialdemokratis{e Propaganda vor- gedrungen ift, das lehrt die Thatsahe von Stichwahlen zwischen Konservativen und Sozialdemokraten in so überwiegend ländiihen Wahlkreisen wie Randow-Greiffenhagen in Pommern und ähn- lichen Die fortschrittlice und klerikale Presse jubelt vorläufig über den „Zusammexbruth der inneren Politik des Fürsten Bismarck. In der Bevölkerung wird man wohl niht im Zweifel darüber sein, daß noch manches Andere „zusammenbrechen“ könnte, falls die_nicht- sozialistishen Parteien nicht im Stande sind, wenigstens der Sozial- demokratie gegenüber zusammenzustehen.*

Die „Nationalliberale Correspondenz“ bemerkt : „Kür die bürgerliden Parteien erwächst aus dieser Sachlage die lew g in den Stichwahlen gegen den gemeinsamen Feind einträchti roni zu machen. Es wird dabei keiner Partei ein Opfer, oder au nur ein Akt besonderer Großmuth zugemuthet. Die Deutschfreisinnigen

‘und Ultcamontanen bedürfen der Hülfe der Kartellparteien ebensowohl

wie die leyteren der Unterstüßung jener. Die Rechnung der einzelnen Parteien wird \sih dabei ziemlich ausgleichen, Wir meinen, der ge-

sunde Sinn der Wähler müßte hier das gemeinsame Interesse ras erkennen.*

Im „Hannoverschen Courier“ heißt es: : „Die bei Weitem bedenklihste Ersheinung bei den jeßigen Reichs- tagswahlen ist sicherlih das unheimlihe Anwahsen der Sozial- demokratie, Ja einer verhältnißmäßig bedeutenden Anzahl von Wakhl- kreisen, namentlih in den großen Städten, haben sie bereits den Sieg davon getragen, in noch viel mehr Waklorten sind sie zur Stichwahl gelangt. Die Provinz Hannover bietet in dieser Hinsicht leider dasselbe Bild dar, wie mehr oder weniger das ganze Deutsche Reih Waren die Sozialdemokraten in_bedeutenderer Zahl bisher nur in der Provinzial-Hauptstadt vertreten, so giebt es jeßt kaum einen cinzigen hannovershen Wahlkreis, in welchem das rothe Ge- spenst nit sein Haupt erhoben hat, und in einer Reibe von Wahl- kreisen unserer Provinz scheint der sozialistisGe Kandidat zur Stich- wahl gelangt zu sein. Jene Gefahr, die wir bisher noch mit ver- hältnißmäßiger Ruhe ins Auge fassen konnten, die Gefahr eines ge- waltsamen Angriffs auf unsere gesellschaftlihen Einridtungen, sie ist durch die Wahl vom 20. Februar in unheimlihe Nähe gerüdckt, und jeder Wöhler, der ein Freund von Friede und Ordnung ist, möge sich bei d:n Stihwablen prüfen, ob es niet, ganz abgesehen von seinen sonstigen pelitisden Anschauungen. seine heilige Pflicht ist, gegen die Umstürzler und Zerstörer alles dessen, was uns lieb und theuer ift, mit seiner Stimme einzutreten. S{on suchen die Verführer auch die Landbevölk.rung zu verleiten, und mit jedem nzuen Wahlsiege würde die Zuversit und Unternebmungslust der Sozialdemokraten, dieser gefährlichsten Feinde der beutigen Gesellscaftsordnung, wachsen. Die Wädler sind am 20. Februar gewarnt, mögen sie bei den Stich- wahlen bew-ifen, daß sie daraus auch gelernt baben !*

Die „Magdeburgische Zeitung“ führt aus:

__ Die Zabl der Sti&wahlen wird überaus groß werden, weit

größer noch als bei den leßten Wahlen. Das war vorauszusehen bei der Zersplitterung der bürgerlichen Parteien. Und die nächste Frage, die durch den Ausfall der Wahlen uns aufgedrängt wird, ist, ob diese Zersplitterung fortdauern foll, fortdauern darf Angesichts des erschreckenden Anwachsens ciner Partei, welhe den Umsturz der bestezenden Staats- und Gesfellshafis8ortnung ofen auf ihre Fahne geschrieben hat. __ Ueberall sehen wir diese Partei im Wacsen, am auffälliasten in den städtis@en Bezirken mit übergro®em Industriebetriebe. Aber auch in ren ländlichen Kreisen, und zwar sogar in Pommern, Ost- und Wesipreußen, in Mecklenburg u. \. w. tritt uns die gleihe Er- \{einung entgegen. Als Hr. Miquél vor einigen Monaten auf die Nothwendigkeit einer Umgestaltung der jeßigen Parteiverhältnisse hinwies, begegneten scine Ausführungea vielfach spöttishen Bemerk ugen. Wir meinen die Pflicht der Selbsterhaltun g wird den einzelnen bürgerliwen Parteien die Frage immer gebieterisher aufdrängen, ob fie fortfahren dürfen, ihre Kraft in einem verderblichen Bruderkriege zu s{chwächen, während die Anhänger der Sozialdemokratie gescblossen wie ein Mann zusammen- stehen. In Magdebrrg ist der sozialdemokratiscke Kandidat nur mit einec ganz geringen Mebrheit gewählt worden. Wären die bürger- lihen Parteien hier zusammen gegen den gemeinsamen Gegner vor- gegangen, so wäre ein Si:g wohl mögli gewesen. Und anderwärts tritt uns die gleihe Erscheinung entgegen.

Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:

„Wir haben zu dem Genivs der deutschen Nation das Vertrauen, daß das bedrohlihe Anwachsen der sozialdemokratishen Springfluth klärend wirken und einen Wust von rerzopsten Schrullen und Vor- urtheilen, von veraltetem Hader ünd zwecklosem Gezänk hinweg- ¡chwemmen und allen denkenden Köpfen die Größe der Gefahr wie die Pflicht der naturgemäßen Abwehr zum Bewußtsein bringen wird. Die Zeit ift unwiderbrirglih dahin, da das deutsche Bürgerthaum \ih mit doktrinärem Eifer in den heißen Meinungskampf um untergeordnete Schulmeinungen und fein- auëgeklügelte theoretishe Fragen stürzen Ffonnte. Breit und gewaltig stellt sich die Hauptfrage der deutshea Zukunft, die Frage der Bekämpfung dec Sozialdemokratie, vor alle bürgerlichen Pärteien hin. Das deutshe Bürgertbum würde kein Verständniß dafür haben, wenn Angesichts dieser ernsten Lage die Parteiführer sich in unsitt- lihe Wahlbündnisse, in ein Feilshen und Bieten bei unsauberen Handelsgeschäften einlassen wollten. Sollte bei den in der Fraktions- luft verknöcherten Führern irgendwelhe Neigung zum Schachern her- vortreten, 10 haben die Wähbler die Pflicht, mit rücksihts)oser Ent- schiedenheit solchen gemeins{ädlihen und verrätherishen Strebungen entgegenzutreten.

Jn der „Berliner Börsen - Zeitung“ lesen wir:

„Der gegenwärtige Erfolg der Sozialdemokratie wird die Geister im Reiche aufrütteln und wird die Anhänger des bestehenden Rechts zur Besinnurg bringen. Bei den Stichwahlen werden tie Freunde der bestehenden staatliben Ordnung zusammenhalten müssen gegen den gemeinsamen Feind, wieweit sie auch durch prinzipielle An- schauungen von einander geschieden sind, und darum wird der gegen- wärtige Sieg der Sozialdemokraten, troß des hellen Jubels, der in iorem Lager ber: \{t, doch nur wieder „ein Theil von jener Kraft sein, die stets das Böse will und stets das Gute saft“.

Bedauerlih in höhstem Maße würde es sein, wenn man hier und dort fortfübre, die Regierung einerseits und die Kartellparteien andererseits als die S@uldtragenden an dem diesmaligen Ausfall der Wahlen hi: zustellen. Der Wabrheit die Ehre! Unsere Regierung hat das ernste Bestreben, die Säden, welche den Einrichtungen inne wohnen, nah Kräften zu beseitigen. Wenn die Sozialdemokraten dies nicht anerkennen wollen, so ift dies Parteitaftik; wenn sie mehr und immer mehr verlangen, so geschieht dies ebenfalls prinzipiell die anderen Alle müssen aber anerkennen, daß die Regiecung, die ja den Bestand des Staates, die Erhaltung der Möglichkeit tes Wettkampfes unserer deutschen Arbeit auf dem Welt- markt im Auge haben muß, ein Entgegeakommen zeigt, das in der Initiative Kaiser Wilbelm's einen weittragenden, wahrhaft großartigen Ausdruck fand und binreißend felbst dort wirkte, wo ernste Existenz- fragen durch die geforderten Opfer eintreten können. Weben wirs zu, in den sozialdemokratishen Bestrebungen ringe eine neue Wahrheit sich zum Dasein, zur allgemeinen Erkenntniß empor müssen diese Scöpfungss{merzen des Zeitgeistes denn durch Wahnwiy und Ungerehtigkeiten in die Erscheinung treten? Ift es denn Grundgeseß der Werdeprozefse im Erkenntnißleben der Völker, daß ihre Fort- \chritte dur Blut und Shmah bezeihnet werden? Wir bezweifeln dies und sehen der Zukunft unverzagt entgegen, denn, unbeirrt durch die Rohheit, Beschränktheit und Ungerechtigkeit der Verführten, wird Kaiser Wiibelm 11. seine cinmal erkannte Pflicht im Sinne des Geistes der Zeit thun und andererseits wahrlich auch zu verhüten wissen, daß aus stagnirenden Gewässern emporrankende Sumpf- blumen uns die mühjam gepfleaten Kulturanlagen vergiften werden.“

Die „Hamburger Nachrichten“ bemerken:

» Darauf, daß die seitherige Kartellmehrbeit wieder zu Stande kommt, ist niht mehr zu rechnen. An ihre Stelle tritt wahrscheinlich wieder die frühere Majorität Windthorst- Ritter - Grillenberger, nur mit dem Unterschiede, daß das, was für eine rein oppositionelle B durch den Einfluß der staatsfreundliben Elemente des

entrums vielleiht verloren geht, durch das verstärkte Gewicht der Sozialdemokratie ersetzt wird.“

Die „Weimarische Zeitung“ zieht aus dem Wahl- ergebniß folgende Lehre: f

e Der 20. Februar zeigt in !greller Beleuhtung, daß gegenüber dem Ernst der Lage, in der wir uns befinden, die partei- politischen Unterschiede zurücktreten müssen und es nur noŸ zwei Parteien geben kann: die eine die der staatlichen und gesell- schaftlihen Ordnung und der ruhigen gescßmäßigen Entwickclung, die andere die der Revolution vnd der Anarchie. Auch die deutschen Arbeiter nnd die bürgerlißen Elemente im freisinnigen Lager werden in nit ferner Zeit auf Seite der Ordnungspartei ihre Stellung

nehmen, hboffentlid, ehe Verblendung und Fanatismus dem Vater- lande schwere Wunden geschlagen haben“.

Speziell betreffs der Wahlen im Königreih Sachsen führt das „Dresdener Journal“ Folgendes aus:

„Vollständig und unbezweifelbar liegt aus unserm engeren Vater- lande Sachsen d2s Wahlergebniß vor. Jeder wahre Vaterlandsfreund wird dasfelbe nur mit Betrübniß vernommen haben. Nur 10 von den 23 Wablkreisen des Landes baben die ftaatserhaltenden Parteien im ersten Ansturm zu behaupten vermodt. 6 Kreise haben sie an die Sazialdemokratie verloren, in 7 Kreisen baben sie sich in Stichwahlen gcgen Sozialdemokratie (3 mal) und Freifinn (4 mal) zu vertheidigen. Und dieses an si schon unerfreulihe Gesammtergebniß stellt s in noch ungünstigerem Lichte dar, wenn man die außerocdentlih hohen Ziffern überblickt, wel®We von den Gegnern au in den Kreisen, die sie nicht erobert haben, erreiht worden sind. Wir führen in dieser Beziehung nur die beiden Dreédner, den Wilsdruff-Dippoldiswalder, den Leip- ziger Stadtkreis an, in welchen die soziaidemokratisGen Stimmen eine beträhtlite Vermehrung gefunden baben. Die von der Sozial- demokratie eroberten, früher sämmtlih schon in ihrem Besitz befindlih gewesenen sech8 Kreise haben sich ebenfalls mit sehr beträcht- lichen Ziffern ihrer bisherigen Vertreter entledigt ; an der Spitze steht Leipzig-Land, woselbst der Cigarrenfabrikant Geyer die außerordent- lih bobe Ziffer von 28 000 Stimmen erbalten hat. Jm Uebrigen redet die Thatsache, daß die sozialdemokratisben Stimmen in Sab sen gegen die Wahl vor 3 Iabren um 86 000 zugenom- men baben, eine zu beredte Sprace, als daß ¿s noch weiterer Aus- führungen bedürfte, welch? ernste Gedanken heute jeden Vaterlands- freund beschleichen müssen. -

Der Zunahme _der_ sozialdemgokratishen und auch derjenigen der deutschfreisinnigen Stinïmen von 29 000 auf 51 000 tht eine A b- nabme der fkfartellparteilihen Stimmen um 73509 Stim- men gegenüber ein betrübendes Resultat, dessen Gründe noch näherer Aufklärung bedü!fen werden. Daß tie Verluste an Stimmen in den Kreiten, deren Kandidaten der nationailiberalen Partei angehörten, ein beträhtlih größerer war, als in den mit Konservativen besctten, dürfle wohl nur ein Zufall sein Die Thatsache, daß die g: wäblten Kandidaten sämmtli der konservativen |Partei angehören, während nit ein einziger Nationalliberaler eine Mehrheit in seinem Kreise ercungen hat, kann jedenfalls durchaus nit dazu führen, die erlittenen Verluste in eincm mildercn Lichte zu betrawten Es war dieselbe gemeinsame Sache, die Konseroative wie Nationalliberale verband, und die Verluste der einen Partei sind daber für beide gleich \hmerzlich. :

_ Daß die Ecgebnisse des gestrigen Tages zu ernsten Betrachtungen stimmen müssen, liegt auf der Hand. Zu verzagen aber haben wir keinen Grund. Die Mächte, die der Vecwirklibung dec Zi:le unserer Gegner entgegenstehen, sind noch gewaltig genug, als daß uns Bangig- Feit beshleiwen dürfte Und daß diejenigen, die sih mit Entschieden- beit als Gegner der Sozialdemokratie bekennen, sch immer fester und fester zusammens{liz-ßen müssen, - das wenigstens müssen Erfahrungen wie die gestern gemahten mit Nothwendigkeit zur Folge haben. dieser Einmüthigkeit werden wir mit Gottes Hülfe auch die Gefahren überwinden, welche uns aus dem gestrigen Wablergebniß in greifbarer Gestalt entgegentreten.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. erausgege im Reichsamt des Innern. Nr. 8, Znhaù: Drtuci E fs weisung von Ausländern aus dem Reichs8gebiet. Finanzwesen: Nachweisung über Einnobmen des Reichs vom 1. April 1889 bis Ende Januar 1890. Zoll- und Steuerwesen: Ausfübhrungsbestim- mungen zu §, 24 des Wetsclstempelsteuer-Geseßes. Einschränkung der für die Ausfuhr von Müblenfabrikaten gewähtten Zollerleihterung- Konsulatwesen: Ernennung. d-

Theater und Musik.

/ Königlihe Schauspiele.

Der Spielplan der Oper für die Zeit vom 23. Februar bis 2. März lautet : Am Sonntag, den 23.: „Der Propbet“ ; Montag, den 24,: „Alessandro Stradella“ ; Dienstag, den 25: „Die Walküce“; Mittwoc, den 26.: „Flick und Flock*; Donnerstag den 27.: „Othello“ ; Freitag, den 28.: „Fidelio“; Sonnabend, den 1. März: e Die Entführung aus dem Serail“ ; Sonntag, den 2 : „Tannhäuser“.

Für das Schauspiel: Am Sonntag, den 23. Februar: „Ellen“, „Der Winkelscreiber“ ; Montag, den 24. : „König Lear* ; Dienstag, den 295.: „Wilbelm Tell*; Mittwoch, den 2 : „Der Mann der Freundin“, „Die Prüfung“, „Post festum“; Donnerstag, den 27.: „Die Braut von Messina. “; Freitag, den 28.: „Die Prüfung“, Dec Winkelshreiber“; Sonnabend, den 1, März: „Die zärtlichen Verwandten“; Sonntag, den 2.: „Die Quißow's“.

Deutsches Theater.

Morgen, Sonntag, wird „Faust's Tod“ und übermorgen, Montag, Der Unter-Staatssctretär“ gegeben. Ferner werden, nahdem Hr. Kadeél- burg und Hr. Engels von ihrem vierzehntägigen Urlaub zurückgekehrt sind, folgende Vorstellungen, die während ihrer Abwesenyeit ruhen mußten, wieder aufgenommen: Dienstag, 25.. „Die Stüyen der Gesellschaft“, Donnerstag, 27.: „Krieg im Frieden“ und Freitag, 28. : „Ehrenschulden“ und „Der Tartüf“, Am Mittwoch, 26. d. M,, und Sonntag, 2. März, finden Wiederbolungen von „Der Unter-Staats- sekretär“ und am Sonnabend, 1. März, eine Aufführung von „Faust, I. Theil“ mit Frl. Ortwin als Gretchen statt.

Berliner Theater.

Nat längerer Pause fommt demnäcst wieder „König Lear“ zur Aufführung. Diese Vorstellung mit Ludwig Barnay in der Titelrolle ijt für Freitag, den 28. d. M., angeseßt.

Das Repertoire der nâhsten Wowe lautet: Am Sonntag, den 23. Februar: „Gräfin Lea*. Montag, den 24. Februar: „Der Veilchen- fresser*. Dienstag, den 25. Februar: „König Dedipus*. „Der gefefselte Prometheuë“. Mittwoch, den 26. Februar : „Gräfin Lea“. Donnerstag, den 27, Februar: „Der Veilchenfresser*. Freitag, den 28. Februar: 24. Abonnements - Vorstellung: „König Lear. Soanabend, den 1. März: „König Oedipus“. „Der gefesselte Prometheus“. Sonntag, den 2. März: „Hamlet“,

Lessing-Theater.

Das Repertoire für die laufende Woche lautet wie folgt: Sonntag: „Das Bild des Signorelli“, Montag: „Die Ehre“, Dienstag: „Die Ebre*, Mittwoh: „Das Bild des Signorelli®*, Donnerstag: Zum ersten Male: „Die Hochzeit von Valeni.®* Schauspiel in 4 Alten von Ludwig Ganghofer und M. Brociner, Freitag: „Die Ehre“, Sonnabend und Sonntag! „Die Hochzeit von Valeni“.

: Wallner-Theater. Mit der nähsten Novität braucht sih das Wallner- Theater nicht zu beeilen, da der lustige „Hypoconder“ das Repertoire vor der Hand noch beherrshen wird. Das beifallsfreudige Publikum sorgt dafür, daß das bewährte Vioser'she Lustspiel vorläufig nicht abgesctt wird, und somit geht auch morgen, Sonntag, der „Hypoconder“ in Szene.

Manuigfaltiges.

Am gestrigen Tage begingen drei Garde:-Regimenter das Fest ibres 7ojährigen Re giments-Jubiläums, und zwar n Garde-Kürafssier-Regiment, das 1. Dragoner-Regiment Königin von Großbritannien und Jrland in Berlin und das Leib-Garde-Husaren-Regiment in Potsdam. Ueber die Fell Green der beiden erstgenannten Regimenter melden hiesige Blätter : n der Mittagsstunde standen auf dem Kasernenhof des Garde- Kürassier-Regiments unter dem Kommando des Oberst- Lieutenants Prinzen zu Salm-Horstmar die 5 Escadrons, der Nummer na, im weißen Koller, ohne Küraß mit dem Adlerhelm in Linie aufmarshirt, nachdem vorher die 3. Escadron die Standarte des - Regiments mit Musik aus dem Königlichen Schlosse abgeholt hatte. Bald darauf marschirte, gleichfalls mit Musik, der Verein ch

maliger Garde-Kürassiere mit seiner Fahne in den Kasernenh cin und nahm, in zwei Zügen formirt, rechtwinklig zur 5. Escä= 2

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