1869 / 268 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

die Denkmünze der Stadt Stralsund, geschlagen auf die Bela- gerung durch die drei Friedriche, die drei Könige von Däne- mark, von Polen und von Preußen, vom Jahre 1715, und die Greifswalder Nothmünze, geschlagen zur Zeit des 30jährigen Krieges 1631 auf Veranlassung des Raiserli®en Kommandan- ten Perusius, welche sehr selten ist. t

Außerdem finden sich noch in reicher Menge allerlei Geld- und Denkmünzen, geschlagen unter den pommerschen Herzögen und unter shwedischer Herrschaft, nebst vielen anderen Münzen aus den verschiedensten deutschen und fremden Ländern, Fürsten- thümern und Städten. : j

Neben diesen Münzen sind bemerkenswerth die doppelten Scepterpaare der Universität , unter denen das älteste von Silber mit goldenen Verzierungen , ein Geschenk des Herzogs Wratislaw 1X. vom Jahre 1456 ist. Das zweite Paar, gleich- falls von Silber, wurde durch die Aebte und Professoren der Universität bereits im Jahre 1459 verehrt.

Nicht minder merkwürdig ist der Rektormantel , ausßge- eichnet durch die 9 pommerschen Wappen , welchen Herzog

hilipp Julius im Jahre 1619 der Universität zum Geschenk machte. Nach demselben Muster ließ König Friedrich Wilhelm IY, einen neuen Mantel anfertigen und schenkte ihn gleichfalls 1853 der Universität. : L

Vor Allem beachten8werth unter den einzelnen Stücken der Sammlung isst aber noch der auf der Bibliothek befindliche sogenannte Lutherbecher, welchen die Universität Wittenberg 1525 an Luther und scine Braut als Brautgeschenk überreichen ließ und welcher aus dem Nachlasse des Genecral-Superinten- denten Mayer, + 1712, für 140 Thlr. erworben wurde.

Zu den genannten Sammlungen gehört noch eine beson- dere Zusammenstellung von Bildern, welche für die pommerische Geschichte von Wichtigkeit sind. Einen Hauptplay darunter be- hauptet die große Karte von Pommern mit dem Stammbaum der Fürsten von Rügen und Pommern nebst 155 Brustbildern, Ansichten von 49 Städten und 354 Wappen der Ritterschaft in Pommern gehörig. Ferner ist vorhanden eine große Yahl von Professoren-Bildern seit der ältesten bis- auf die neueste Zeit. Endlich noch verdienen Erwähnung die ebenfalls aufgeführten Kunsiwerke an Grabsteinen, Gemälden, Brustbildern, Wand-

emälden und plastishen Darstellungen, welche in den drei Kirchen der Stadt sich finden.

Ueber die Shlackenwälle in der Oberlausiß. *)

Qu den merkwürdigen Denkmälern der Vorzeit, welche in ver- schiedenen Gegenden Europas gefunden werden, gehören die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Schottland zuerst entdeckten, gleih näher zu charakterisirenden Bauten. Man traf dort nämlich um jene Zeit zum ersten Male auf hohen Bergen gelegene und deren Gipfel krönende Steinwälle, zum Theil von bedeutendem Umfange, alle von ovaler Gestalt, einzelne sehr wohl erhalten und von beträchtlicher Höhe. Man nannte sie vitrisied forts, Gla8burgen, und meinte, sie seien dadurch ent- standen, daß von beiden Seiten des Steinwalles Erdwälle er- richtet, die Zwischenräume mit Brennmaterial angefüllt und so eine Gluth hervorgebracht wurde, welche, indem sie das leihtflüssige Gestein schmolz, eine, desto größere Festigkeit be- zweckende Verglasung bewirkte. Diese Steinwälle wurden meistens für FestungSwerke gehalten, wie dies auch noch von dem französischen Genie-Kapitän Prévost in seiner darüber zu Saumur 1863 heraus8gekommenen Schrift geschieht, der sie darum auch unter dem Namen von orts vitriliés als anciennes constructions militaires bezeichnet und fie für Römerbauten, aus der Zeit des Septimius Severus ausgiebt, ohne zu bedenken, daß wohl shwerlih römische Legionen die Lausiß und Böhmen ‘betreten haben können, und daß die Castra der Römer viereckig, aber nit oval oder kreisrund gebaut wurden.

In Deutschland zogen diese Ueberreste des Alterthums fast gleichzeitig in Böhmen und in der Lausiß zuerst im Jahre 1838 die Aufmerksamkeit auf sih, und zwar in der Lausiß waren es der Berg bei Löbau, ferner der Stromberg und der Roth- stein, wo man sie nachweisen konnte. Jedoch scheint bei den leßtgenannten Steinwällen die Verschlackung nicht so vollständig zu sein, wie es der Beschreibung gemäß bei den schottischen der Fall sein muß. Ein Alterthumsforscher, der sie beschreibt, hält ste nicht für slavischen, sondern für keltischen oder germanischen Ursprungs und is} geneigt, sie niht als Befestigungen, sondern

*) Nach einem Aufsaße des Pastor Haupt zu Lerchenborn im Neuen Lausißischen Magazine. Band 44. Heft 3. s

4

als Opferorte anzusehen , sowie er auch annimmt , die Ver, s{lackung sei durch vielhundertjährigen Opferbrand entstanden weshalb sie auch nicht regelmäßig sich zcigt, sondern dur dg Zusammenschmelzen einzelner Steine sind ganze Klumpen vop 1 bis 2 Fuß Dicke gebildet worden.

Die französischen Wälle der Art find neuerdings auf Betrieh des Kaiser Napoleon 11, einer näheren Untersuchung unter, worfen worden, deren Ergebniß zum Theil in jener erwähnten Schrift von Prévost, welche so reih an Hypothesen sich zeigt enthalten. Auch nah seiner Beobachtung kann die Glut, welche das Schmelzen bewirkte, nicht von außen allein, sie muß von innen gekommen sein. Ein Gleiches lehrt die Betrachtung der Wälle in der Lausiß, wo die Verschlackung im Kerne des Walls am vollständigsten ist. Jn cinem der drei französischen Steinwälle wurde, in eine Schlacke eingeschmolzen, ein Nagel von Eisen gefunden. Dics hielt man für einen Beweis deg spätern römischen Ursprungs. Denn bei den Römern ver drängte das Eisen die im Gebrauche befindliche Bronze {on in der ersten Kaiserzeit, bei andern Völkern aber geschah dies ersi während der Bölkerwanderung und weil Eisen anfangs nur zum Schmuck im Gebrauche war , konnte es als Nagel verarbeitet durch Zufall s{werlich schon unter das Brennmate: rial gerathen. Allein Tacitus in der Germania Kap. 43 he: richtet schon von den Gothinen , cinem keltischen Stamme , als geübten Eisenarbeitern, und nah neueren Forschungen möchte im Norden die Eisenperiode viel weiter, als man bisher meinte, und zwar bis in die vorchristlihe Zeit zurückreichen,

Die zum Theil 12 Fuß starken und sehr steilen schottischen Wälle scheinen zu Befestigungen gedient zu haben, ebenso auch einer unter den französischen. Ein Wall in. Böhmen hat sogar drei Vorwälle und“die von Natur s{wächste Seite des Walles von Buckoweß isst mit einem bogenförmigen Vorwalle ver- sehen. Aber die lausizishen Schlackenwälle haben keine der arligen Vorwerke und sie hatten, nah der Behauptung der scharfsinnigsten Forscher, cine gottesdienstlihe Bedeutung, Sie liegen alle drei an der Ostseite der betreffenden Berge, wahrscheinlich nur um der aufgehenden Sonne willen, zur Ver- ehrung für das dem Lichtkultus ergebene Volk. Darauf be- zichen sich auch die an diese drei Berge sich anknüpfenden Sagen, Die Wälle waren Nationalheiligthümer und dienten zugleich als Ding- oder Gerichtsstätten, sowie im Fall der Noth au wohl zu kriegerischen Zwecken. Daß die Verglasung ihnen mehr Festigkeit gab, war nicht Zweck, sondern zufällige Folge. Das Bolk, welches schon vor der christlichen Zeitrechnung diese Wälle baute, war ein arishes, vom Abhange des Himalaya ein- gewandertes Volk. Zur Verehrung seiner Götter nach heimischer Sitte bedurfte es der Berge, der Steine, des Feuers. Seine Religion war ein Lichtkultus, sein Glaube innig verwandt mit den einfachen und kindlichen Vorstellungen der älteren Vedas, Agni, das im Blige auf die Erde gekommene Feuer, war diesem Bolke etwas Göttliches, eine heilige Macht. Das heilige Feuer centsühnt und tilgt jeden Makel; daher muß auch dem Gebrauche des Altars zum Opfern seine Weihe durch die &lamme vorangehen, welche den irdishen Stoff erst zum wür- digen Gebrauche zubereitet. Durch das Anzünden des auf dem Altare angehäuften und selbst noch zwischen die Steine sorg- fältig gelegten Brennmaterials wurde gleichsam die vollendetste Tempelweihe bewirkt. Aber solche umfassende Weihe geschah blos bei den Nationalheiligthümern. Besonders diente zu ihrer Errichtung als am meisten geeignetes Material der Basalt, nicht weil er leichtflüssig, sondern weil. er als vulkanisches Ge stein dem Feuer am nächsten verwandt war. Wahrscheinlih wurden noch zugleich geweihte Steine unter das Volk vertheilt, um sie an den heimischen Herd zu tragen und auch dahin dic Weihe auszudehnen und zu verbreiten.

Die Steinwälle können niht von einem germanischen Volke , sie müssen von Kelten angelegt sein, weil fie sonst in rein germanischen Ländern \ich nirgends finden und Schotk- land, Bretagne und Normandie, wo sie vorhanden sind, nic von germanischen Stämmen bewohnt wurden. Dagegen ist es von Böhmen historisch sicher, daß dort früher Kelten ihre Wohn- siße hatten, und von der Lausiß ist nach archäologishen Spuren und historischer Wahrscheinlichkeit eben dasselbe glaubhaft na- zuweisen. Sonach also ist wohl als ausgemacht anzunchmen, daß die Verschlackung jener Steinwälle absichtlih zu einem gottesdienstlichen Zwecke herbeigeführt worden is und daß die bis Jeßt bekannten sämmtlich von einem einzigen, dem keltischen Volle, herrühren.

Das Abonnement beträgt A Thkr. für das Vierteljahr.

Insertionspreis für den Raum ciner Druzeile D) Sgr.

Königlich Preufischer

Alle Poft -Anfiaiten des In- und Auslandes Seftellung an, sür Serlin die edition des fónigs Preußischen Staats - Anzeigers: Behren - Straße Nr. fa, Ecke der Wilhelmsfstrafße.

«nzeiger.

T 268.

Berlin, Montag den 15. November Abends

1869.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem General - Major a. D. von Kräwei, bisherigen Commandeur der 5. Artillerie-Brigade, den Stern mii Eichen- laub und Schwertern am Ringe zum Rothen Adler - Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und Schwertern; dem Steuer- Inspektor und Stations-Controleur Katsch zu Kehl im Groß- herzogthum Baden und dem Steuer-Einnehmer Gettkandt zu Puzig im Kreise Neustadt W/Pr. den Rothen Adler - Orden vierter Klasse; dem Bürgermeister a.- D. und Gutsbesißer Beinhauer zu Vollmars8hausen im Landkreise Cassel und dem rger cer und Gutsbesißzger Kehr zu Wolfsanger desselben Kreises den Königlichen Kronen - Orden vierter Klasse; dem Schullehrer Engel zu Greifenhagen den Adler der vierten Klasse des Königlichen Hausordens von Hohenzollern ; sowie dem Haupt-Steueramts-Assistenten a. D. Gens zu Char- lottenburg, dem berittenen Steuer -Aufseher Legge zu Wuster- hausen a. D. und dem Briefträger Be yer zu Genthin im zwei- ten Jerichowschen Kreise das Allgemeine Ehrenzeichen; ferner

Dem Kreis-Physikus, Sanitäts-Rath Dr. Welzel in Glaß bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst den Charakter als Geheimer Sanitäts-Rath zu verleihen.

Berlin, 15. November.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen

ist heute Nachmittag zur Jagd nah Aulosen abgereist.

Justiz-Ministerium.

Der Kreisrichter Marx in Muskau ist Mun Rechtsanwalt bei dem Kreisgericht zu Loewenberg in Schlesien und zugleich zum Notar im Departement des Appellationsgerichts zu Glogau mi eung seines Wohnsißes in Greiffenberg , ernannt worden.

Der Advokat Rothschild in Trier is zum Anwalt bei dem een Landgericht ernannt worden.

Die Advokaten Jansen 1., Müller I., Jansen 11, Kyll1, Meurer und Sieger in Cöln sind zu Anwalten bei dem dortigen A R DRA ernannt worden. :

Der bisherige Standesbuchführer Dr. jur. Heß in Frank- furt a. M. ist zum Advokaten in dem Bezirke des Appellations- gerichts zu Frankfurt a. M. mit Anweisung seines Wohnsißes daselbst ernannt worden.

Ministerium der geistlichen , Unterrichts - und Medizinal - Angelegenheiten.

Der praktishe Arzt 2c. Dr. Malin zu Senftenberg is zum Kreis-Physikus des Kreises Hoyer8werda ernannt worden.

M inisterium des Junern.

Cirkular-Verfügung vom 12. November 1869 be-

treffend die Einreihung von Verzeichnissen abhanden gekomme-

ner und zur gerichtlichen A angemeldeter Werth- papiere.

Die Bekanntmachungen, durch welche abhanden gekommene Werthpapiere Behufs der gerichtlichen Mortifizirung aufgeboten werden , finden sich in den verschiedensten Blättern zerstreut. Es erscheint Aterelo den Betheiligten die Gelegenheit zu er- leichtern, ihre Interessen wahrzunehmen.

Ju dem Zwecke wird vom Beginne des Jahres 1870 ab O und zwar jedesmal in den ersten Tagen des Vierte e , eine

tabellarische Zusammenstellung der als abhanden ge-

fommenen zur Amortisation angemeldeten und gericht

li ch zu mortisizirenden Werthpapiere durch den Staats-Anzeiger veröffentlicht werden. Um möglichst vollständige Uebersichten zu erreichen, ersuche ih Ew. N. ganz ergebenst, bei den Behörden, Korpora- tionen und Jnstituten dortiger Provinz (Kreisen, Gemeinden, Provinzial - und anderen Verbänden , landschaftlichen Kredit- Pfandbrief-) guten , Versicherungs - Aktien «Gesellschaften, ädtischen und Kreis-Sparkassen, Hülfs- und Darlehnskäfsen 2c.) gefälligst dahin zu wirken, resp. durch die Königlichen Regierun- gen dahin wirken zu lassen, daß die nöthigen Notizen fortan regelmäßig in der ersten Hälfte des eien Monats jedes Viertel- iabres also spätestens zum 15. März, Juni, Septem- ber und Dezember —, zunächst zum 15. Dezember d. J., der Redaktion des Staats-Anzeigers mitgetheilt werden.

Die Veröffentlichung der tabellarischen Zusammenstellungen erfolgt unentgeldlih. Für die Aufnahme des Aufgebots selbst in den Staats - Anzeiger sind dagegen nah wie vor die Insertionsgebühren zu erlegen. Jn den bezüglichen Mitthei- lungen wird deshalb stets zu bemerken sein, ob dieselben nur un wecke der Zusammenstellung oder ob sie behufs der ostenpflichtigen Veröffentlihung gemacht werden.

Der Hnlendung von Vakat-Anzeigen bedarf es nicht.

er Minister des Innern. In Vertretung: Bitter. An die sämmtlichen Herren Ober-Präfidenten.

Abschrift erhält die Königliche Regierung zur Nachricht und

resp. Nachachtun

Berlin, den To. November 1869, Der Minister des Innern. e Vertretung: Bitter. An die Königliche Regierung zu Sigmaringen.

Haupt - Verwaltung der Staatsschulden.

BeranuntmaGu ne

Die am 1. Juli 1870 zu tilgenden Schuldverschreibungen der O Staatsanleihe vom Jahre 1859 werden am 8, Dezember d. J., Vormittags 12 Uhr, in unserem Sißungs- zimmer, Oranienstraße Nr. 92, im Beisein eines Notars, öffent- lich durch das Loos gezogen werden.

Die gezogenen Schuldverschreibungen werden demnächst nah den Littern , Nummern und Beträgen durch verschiedene Zeitungen bekannt gemacht werden.

Berlin, den 13. November 1869.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Meinecke.

Tagesordnung.

20. Plenar-Sißung des Hauses der Abgeordneten am Dienstag, den 16. November 1869, Vormittags 10 Uhr.

1) Beschlußnahme über die geschäftliche Behandlung des Entwurfs eines Gee E es. 2) Beschlußnahme über die geschäftliche Behandlung des Geseßentwurfs, betreffend die Er- weiterung, Umwandlung und ea. von Wittwen- und Waisen-Kassen für Elementarlehrer. 3) Wahl eines Mit- gliedes zur Staatsschulden - Kommission an Stelle des aus- iy erde Abgeordneten Freiherrn v. Patow. 4) Vorberarhung es Staatshaushalts-Etats. für das Jahr 1870 im ganzen Hause. 5) Vorberathung des Entwourfs der Kreisordnung für die Pro- vinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen im ganzen Hause.

549