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Off. beïi der Marines{hule entbunden, . v. Ky ckbu#\ch*1l, Lieut, zur Sce, zur Diensil. als Junsp. Off. bei der Marineschule kommandirt. B. Abschiedsbewilligungen. Den 18. November. v. De-
wiß, Seekadet; wegen förperliher Unbrauchbarkeit aus der Marine entlassen.
Nichtamtliches.
Preußen, Berlin, 1. Dezember. Se. Majestät der König werden morgen - den 2ten d. M, Nachmittags 2 Uhr, die gegenwärtig hier anwesenden Mitglieder der chinesischen Gesandtschaft in feierlicher Audienz empfangen, welche in dem Rittersaale des hiesigen O Schlosses, im Beisein der Königlichen Prinzen und der hier anwesenden Generale', General-Majors, so wie der Minisier und Wirklichen Ge- heimen Räthe, stattfinden wird.
— Ueber die von Sr. Majestät dem Könige abge- haltenen diesjährigen Hofjagden bei Königs8-Wusterhausen, am 29. und 30. v. M., sind uns nachstehende Mittheilungen zugegangen:
Se. Majestät der König waren mit den Höchsten Herr- chaften und der übrigen Jagdgesellschaft am 29. v, M. per
xtrazug von Berlin über Königs8-Wusterbausen bis ‘dahin ge- gefahren, wo in der Nähe des Dorfes Jeesen die Eifenbahn . die König8-Wusterhausen-Buchholzer Chaussee durhschneidet. Mit Sr. Majestät dem Könige kamen Ihre Königlichen Prim der
Kronprinz und Prinz “Georg von Sachsen , rinz Karl und Prinz Friedrich Karl von Preußen, Prinz August von Württemberg, Herzog Wilhelm von Mecklenburg, e Pleß, die Minister-- von, Schleiniß, von Roon und
raf zu Eulenburg, der russische Militärbevollmächtigte General Graf Koutusow , Oberst Graf Finkenstein, Ge- neral - Lieutenant Graf von der Golß, die Den Kraft zu Hohenlohe und -Friedrih Wilhelm zu Hohenlohe, der Ober-Präsident der Provinz Scblesien Ober-Jägermeister Graf Stolberg, Hof-Marschall von Meyerink, Graf Malßahn- Miec- lißs{, General-Major Graf ar, Hof -Stallmeister von Rauch, Hof - Jagdjunker Baron von Heinyte und der Leibarzt Dr. von Lauer.
Nachdem Se. Majestät die Bahn verlassen, begaben fich Allerhöchstdieselben mit der Hohen Jáägdgesellschaft und dem Gefolge mittelst der bereitstehenden Wagen nach dem Rendez- vous bei dem Forsthause Sauberg in der Dubrow, woselb gegen 9 Uhr die Jagd begann. Die Jäger waren dort bereits um 8 Uhr aufgestellt. Die Treibwehr war 300 Mann stark. Es wurden fünf freie Treiben auf Roth-, Damm- und Schwarz- wild in den Forstbeläufen Dubrow und Prierosbrück gemacht. ehen dem zweiten und dritten Treiben war Dejeuner im
alde.
Es wurden erlegt 26 Stück Dammuwild, 45 Stück Shwarz- wild und 4 Hasen, in Summa 75 Stück; darunter von Sr. Majestät 11 Stück, und zwar 8 Stück Schwarzwild, 2 Stück Dammwild und 1 Hase.
Die Rükehr von der Jagd nah dem Schlosse Königs8- Wusterhausen erfolgte gegen 6 Uhr. Die Stadt war glänzend illuminirt und mit Fahnen ges{mückt. Beim Eintreffen in Königs8-Wusterhausen empfingen Se. Majestät eine telegraphische Depesche von Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, welche erst am Vormittage 11 Uhr von Alexandrien abgegan- gen war.
Um 7 Uhr war Diner im Schlof}se.
Am 30, November beförderte ein Extrazug Se. Ma- jestät und die für diesen Tag geladene “ Jagdgesellschaft bis Halbe. Das Eintreffen auf dem Bahnhofe Halbe erfolgte gegen 9 Uhr. N warteten der Wagen Sx. Majestät des Kü E und 30 andere Wagen, mittelst welcher Se.Majestät mit den Höchsten PertsSalten, und der Jagdgesellshaft um 94 Uhr auf dem Rendezvous zwischen dem Jagen 110 und 116 des Or vtere Hammer eintrafen, woselbst \ich die Jägerei und 00 Treiber bereits um 87 Uhr versammelt hatten. Es wur- den fünf freie Treiben auf Roth-, Schwarz- und Damm- wild 2c. gemacht. Nach dem zweiten Treiben war“ Dejeuner im Walde. Das Resultat der Jagd war: 41 Stück Dammwild, 11 Stück Schwarzwild, 1 Stück Rehwild, 4 Füchse, 5 Haasen, 5 Dächse, in Summa 67 Stück; davon hatten Se. Ma- jestät 9 Stück, und zwar 7 Schaufler und 2 Dächse erlegt.
Nach der Jagd begaben Se. Majestät der König und die Jagdgesellshaft sich zu Wagen zum Diner nach dem Sclosse N onlgs TOUN Fa tien ZINLEy von. wo-nach dem Diner die Rück- kehr nach Berlin mittelst Extrazuges erfolgte. Auch-an; dem zwei- ten Abend war der Ort Königs-Wusterhausen festlich illuminirt.
— In Verlaufe der gestrigen Sißzung des Hauses der Abgeordneten wurde die Vorberathun 1 des Etats des Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Medizinal -Ange- legenheiten fortgeseßt. Vei Nr. 7 des Tit. 9, Revisoren und
Revision8gchülfen bei. dem Hannoverschen Konsistorium, bean, tragte Abg. Dr. Techow: »Die Staats-Regicrung -aufzuforder bei dem Etat pÞro 1870 eine Nachweisung --über- die Revier geuyren und die Verwendung derselben vorzunehmen.« Der ntrag wurde nach kurzer Debatte angenommen. Ju Tit. 9 Konsistorium in Marburg, wurde auf Antrag des Abg. von Hennig der geforderte neue Zuschuß von 4800 Thlr. ab eseht Qu T. 12, De und Kirchen (Besoldungen Und Zus üsse) beantragte der bg: Dr. Virchow: die Summe von 2055 Thlr zur Unterhaltung der S(hloßkirche zu Hannover abzusehen. An der Debatte hierüber betheiligten fich die Abgg: Dr Schlaeger (Hannover), Dr. Windthorst (Meppen), Dr." Virchon, Müblee: A De taa M D R R R Dr, von Uhler und der Finanz - Minister Camphausen griffen glei, falls in die Debatte cin. E N Bei der Abstimmung wurde die Etats - Position nach dey Antrage des Abg. Dr. Virchow abgeseßt. “Die Sißung wurde hierauf vertagt. Schluß 35 Uhr. — Die Feutige (31.) Plenarsißung des Hauses der Ahi GLALRU A wurde vom Präsidenten von Forckenbeck gegey 05 Uhr eröffnet. Am Miniftertische befanden sih der Ministe der geisilichen, Unterrihts- und Medizinal - Angelegenheiten Dr. von ai V 7A und die Regierungs-Kommissarien Geh. Ober. Regierungs-Rath Dr. Knerk und Geh, Regierungs-Rath de la
Croix.
Den ersten Gegenstand der Tage8ordnung bildete die Vor E des Staatshaus8halts-Etats für das Jahr 1870.
__ In der Vorberathung des Etats des Ministeriums d geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten wurd fortgefahren.
Die Tit. 13 und 14 »Katholischer Kultu8« wurden ohne Debatte bewilligt.
Es folgten die Debatten über die Tit. 15—36 »Oeffentlicher Unterricht «.
In der Generaldebatte richtete der Abg. Dr. Techow ein Anfrage an die Königliche Staat8regierung, welche der Ministe der geistlichen 2. Angelegenheiten, Dr. von Mühler, dahin bt antwortete :
Die Staatsregierung hat bis jeßt das höhere Schulwesen in den
Gymnasien und Realschulen als eine. innere Einheit angesehen , und
hat es grundsäßkih vermieden , eine Zwiespältigkeit in der Beaufsich tigung eintreten zu lassen. Jch glaube, die Königliche Staatsregierung thut wohl daran, diefe innere Einheit nicht zu zerreißen. Daß in den einzelnen Anstalten die eine oder die andere Richtung vorzugs weise gefördert und gepflegt wird, ist bedingt durch die Bedürfnisse det Bevölkerung und der einzelnen Orte, und diesen Bedürfnissen entgegen: zukommen, ist die Staatsregierung ‘an allen Orten N bereit ; sie gans! aber daran festhalten zu müssen, daß eine größere organische
inheit stattfindet, die mau auf den höheren Stellen nicht, zerlegen und nicht in eine Theilung der Arbeit eingehen darf, die niht zum Let weder des einen, noch des andern Unterrichtszweiges gereichen vürde.
An der Generaldis8kusfion betheiligten sich die Abgg. Dr. Carsten, Dr. Wehrenpfennig, Dr. Ellissen, Dr. Glaser, Dr. Kosch, Hr, NREEEE/ Schmidt (Stettin), Dr. Virhow, Moth.
om Abg. Dr. Virchow lag folgender Antrag zu Tit. 19 der Ausgaben vor:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche Staatsregierung aufzufordern, die Minimalsäße der Gehälter der Uni- versitätslehrer im nächsten Etat zu erhöhen.
Der:Antrag wurde angenommen.
auses:
as Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Von dem Gehalt des Universitäts-Kurators zu Göttingen 1000 Thlr., sowie die Mieths- entshädigung von 500 Thlrn, zusammen 1500 Thlr., als »künstig wegfallend« zu bezeichnen.
erner:
ie Remunerationen für die Kuratorstelle an denjenigen Univer
e ga Titel 19 »Universitäten« beantragten die Kommissarien c
fitäten, wo dieselbe als Nebenamt den Ober - Präsidenten Übertragen
ist, alfo in Breslau 800 Thlr., Königsberg 800 Thlr. und Kiel 800 Thaler, zusammen 2400 Thlr., als »fünftig wegfallend« zu bezeichnen. Die Anträge wurden angenommen. erner beantragte Abg. Uloth: as Haus der Abgeordneten wolle beschließen: nit nur die für das; neu zu gründende Nebenamt eines Kurators an der: Universität Marburg geforderte Remuneration von 800 Thlrn., sondern auch den daselbst geforderten Betrag von 500 Thlr. für Arbeitshülfe und PAFFAu ORen unen d i 5s lag serner der Antrag der Abgg. Ellissen und. Windl- horst (Meppen) vor: 88 I!
Das Haus der Abgeordneten wolle beschlicßen: Die Königliche
Staatsregierung aufzufordern, spälestens im nächstjährigen Etat die Summe in Ausgabe zu stellen, welcbe erforderlich is, um die für dic Förderung de8-Alandwirthschaftlihen Studiums auf ‘der Universität zu Göttingen nothwendigen Einrichtungen, nämlich: 1) die Einrichtung cines ‘Tandwirthscaftlihen Instituts, 2) den Neubau des agrikultur- chemischen Laboratoriumsy 3) die Verlegung der: landwirthschaftlichen Bersuchsstation von Weende' nah Göttingen \{leunigst in Angriff, 3 nehmen und zur Ausführung zu bringen.
M verschiedenen Malen hat das Haus eine Summe von 10;
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Oer, Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr, Mühler und“ der Regierungs-Kowmmissar Geh. Ober-Regic- “ngs-Rath Dr. Knerk griffen zu wiederholten Malen in die l fussion ein. Der Minister v. Mühler erklärte: Es is bereits bei früheren Verhandlungen in diesem: Hause an- nut worden, daß die Gehälter der Universitätsprofessoren an vielen Stellen und in vielen Stellen unzulänglich sind und daß es der Staatsregierung schr erwünscht und. erfreulih sein würde , cine Auf-
hesserung derselben eintreten zu lassen. Es ist Einiges darin 000 ben rn.
diesem Zweke bewilligt, und hat damit Manches ges{ehen können,
erka
L er immer noch nicht auLreichend, das erkenne ih gerne an, und ich
T Le mich freuen, wenn die Staatsfinanzen in der Lage sein werden, uh für diesen Zweck ausreichendere Summen zur Verfügung des Qultus-Ministeriums zu stellen. :
Ueber die Anträge in Betreff der Universitäts - Kuratoren {ußerte sich der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medi- ‘inal-Angelegenheiten, wie folgt: |
Es liegt in dieser Beziehung eine Anzahl von Anträgen vor, die, wenn ih sie recht verstehe, in8gesammt ausgehen von einem ungün- stigen Vorurtheil, welhcs über -das Jrsftitilst der Kuratoren an n Universitäten auf Seiten der “Herren Antragsteller statt- findet, Ih bedauere, daß die Diskussion darüber bei Gelegen- heit des Etats veranlaßt wird, während bei der Vor ppc des Unterricht8geseßes, wo des Institutes der “ Kuratoren in ausführlicher und motivirter Weise gedacht ist, meitier Ueberzeugung nach der’ richtige Punkt gewesen wäre , diese Frage und die darüber attfindenden Zweifel zum Austragé zu bringen. Nachdem aber die Sache hier an dieser Stelle angeregt worden ist, so darf ich doch nicht \{hweigend darüber H euegge aen und -muß insbefondere em Vorurtheile — denn so muß ich es nennen — näher reten, welhes nach einzelnen, bereits bei früheren Gelegen- heiten gefallenen Aeußerungen in der That stattfindet. I ilaube nämli “annehmen zu dürfen; daß mehxere dex Herren Nb
ordnekeii von der Vokäusséhüng ausgehen , das Jnstitut der Kura- hres beiden Universitäten ei das Produkt: derjenigen |Gesekgebung, dié auf den: Kaxlsbader Beschlüssen ‘von 1819 ruht. Diese Voruus- sekung ist eine durchaus unrichtige, wie ih nachzuweisen im Stande bin.
Die Einrichtung der Kuratoren bei den Universitäten is eine solde, welche sh in den Statuten fast aller Uktiversitäten {hon aus dem 16,1 17., 18, Jahrhundert findet. Von neueren Universitäten nenne ih speziell Halle, wo die Stätuten' aus dem Jahre 1694 zwei Kuratoren - bestellen; ich nenne Göôttingen, wo von der ersten Gründung der Universität an ein Kurator bestand, und wo fie Wirksamkeit der Kuratoren bei dex dortigen Universität in einem ganz besonders danfbaren Andenken lebt, Aber au die älteren Universitäten aus- dem 16. Japrhude haben über- all das Jnstitut. der Kuratoren, wenn auch meist unter einem anderen Namen: in der Regel heißt er bei den älteren Univer- sitäten »Kanzler« oder, wie bei der Königsberger Universität »Conser- vator academiae«, Unter diesen verschiedenen Namen kommt das Jn- fitut vor, die Sacse bleibt aber dieselbe: der Kanzler ‘oder der König- lihe Konservator übt dieselben Funktionen aus, die der Kurator hat, Der Name Kurator und die allgemeine’ Amtsbezeichnung der Kuratoren haben ihre geseßliche Ausprägung — abgesehen von den einzelnen“ Statuten — in der Stein’schen Geseßgebung erhalten. Jun Jahre 1808, als die Umgeftaliung, der ganzen taat8- verwaltung vor sich ging, wurde in dem Publikandum vom 16. De- zember 1808 und demnach in der Verordnung über-die Kompetenzen und Einrichtungen der obersten Staatsbebörden vom 26. Dezember 1808 ausdrüdcklich erklärt; daß die Universitäten unter der Di- reftion des Kultus - Ministeriums, oder, wie es damals war, der Abtheilung“ des Minisieriums - des Jnnern für den Kul- tus, stehen sollten, daß aber an den einzelnen Universitäten Kuratoren sein sollten, deren Ernennung Seiner Majestät deth Kökige vorbehalten wurde. So lautet" es insonderheit in der Virordnung vom 26, Dezember 1808: | ; :
Die innere Einrichtung, die ökonomische Kuratel, ingleichen die Be- rufung ‘und Anstellung der Lehrer besorgt das Kuratorium und Wir bedalien Uns vor, den jedesmaligen Kurator besonders zu er-
nennen.
Das ist dic Basis, auf der die Jnstitution steht. Auf Grund dieser geschlichen Basis is nun auch im Jahre: 1811, bei der Vereini- gung von Breslau und Frankfurt zu einer Universität, ausdrüdlich an Stelle des früheren Kanzlers und Universitäts-Direktors, der an beiden Universitäten war, ein Kurator ernannt worden, Es ist ferner ctwas später bei der Stiftung der Universität zu Bonn ausdrücklich die Anstellung eines Kurators derselben entweder an dem Orte selbst oder in der Nähe von Bonn vorbehalten worden und demnächst die Ernennung erfolgt. Demselben ist auch eine besondere Jnstruktion ertheilt worden. Alles dieses ist geschehen, ehe die Karlsbader Be- {lüs}se gefaßt wurden. Erst nachdem die Karlsbader Beschlüsse ge- faßt waren, wurde die Stelle des Kurators mit der des außerordent- lihen Regierungs8bevollmächtigten — eine Jnftitution; wel@e auf den
Ÿ Karlsbader Beschlüssen beruht — vereinigt und is mit ihr so lange
vereinigt geblieben, als die Karlsbader Beschlüsse in Kraft waren. Nachdem aber die Karlsbader Beschlüsse im Jahre 1848 dur Bundés- beschluß aufgehoben waren, hat. auch das Justitut der außerordent- lien Regierungsbevollmächtigten bei uns aufgehört und die Kura- toren sind wieder zurückgetreten in diejenige Stellung, welche sie auf Grund der Steinschen Geseßgebung vom Jahre 1808 einzunehmen be- rufen waren. Die einzige Ausnahme, die in dieser Bezichung stalt- findet, is hier . bei der Universität Berlin. Für Berlin. ist von An- fang an fcin Kurator ernannt worden, sondern die Leitung der Ge- shäste, welche in den Provinzen von den Kuratoren besorgt werden,
ist von Anfaug ‘an von dem Ministerium geschehen. Die Kasse der Universitätck-wird; bei der Generalkasse des Ministeriums verwaltet; ebeuso werden alle übrigen Geschäfte, für welche sonst der Kurator verantwortlich ‘ist, unmittelbar von dem Mikisterium verwaltet.
| Das ist aber eben nur da utsgli{, wo die Universität und das
Ministerium an temselben Orte find; es is nicht möglich bei den ETN Univerfitäten. DaF sind die geseßli@en und thatsächlichen nterlagen.
Ih will nech bemcrken, daß dieselbe Einrichtung, wie sie hier bei unsern Universitäten besteht, fast bei sämmtlichen deutschen Universi- täten sich findet. So haben wir bei der Universität zu München einen Prokanzler, in Erlangen einen Prokanzler, in T An cinen Kanzler, in Leipzig einen Königlichen Regierung8bevbll- mächtigten, in Gießen einen Kanzler, in Rostock einen Bigze- kanzler in Jena cinen Kurator. Alle diese genannten Stellên haben diefelben Funktionen, welcke bei uns die Kuratoren E Ich mache das Hobe Haus auch ‘noch aufmerksam auf ‘die
edeutung, wélche diese Stellung hat. Auf dem Etat Unserer Univer-
| sitâten ist eine Summe von lber 600,0C0 Thlr. zur Besoldung der
Lehrer und Beamten der Universitäten ausgeseyt. Es steht ferner eíge Summe von über 600,000 Thlr. für die Ufiterhaltung der akade- mischen Jnstitute auf dem Etot , also ein Geldbetrag von 1,200,000 Thalern. Dazu kommen noch die schr beträctlißen Summen, die aus den Honorarien und den anderen Einkünften der Universitäten dur die Universitätskafsen laufen. Alle diese Fonds und Mittel be- dürfen einer Kuratorialaufsicht. Wollte man den Kurator fork- nehmen, so würden wir in die Alternative gelangen, entweder diese bedeutenden Fonds und Mittel lediglih in der Hand von Subalternen u lassen, oder die Aufficht darüber ausschließlich in. die
ände von Gelehrten zu legen. Jh glaube aber, die Herren werden ch überzeugen, daß dies niht wünschenswerth ist, Das leßtere aus dem Grunde niht, um die akademischen Lehrkräfte ihren nächsten und eigentlihsten Zwecken nit zu entziehen; Und in der That kann es auch nicht verlangt werden, daß die Männer, die ihr ganzes Lebén der Wissenschaft gewidmet haben, Ls mit Kassengc\chäftew und"anderen derártigen Dingen bis ins Minutiöfe beshäftigen sollen, wie es zU der sichern Kontroklé ciner fo bedeutenden Verwaltung nothwendig ist. Jch glaube daher meine Herren, wenn-Sie das Institut -dex Kuratoren von yvoun- herein mit ungünstigen Augen betrachten, so beruht das auf der üWh- richtigen Vorausseßung, als seien die Kärlsbader Beschlüsse die Würzel derselben, und wenn Sie glaubeh, die Kuratorenämter seien nur Sincekuren und gleichgültige Stellungen, dann fürchte ih, werden Sie, indem Sie das Institut der Kuratoren schädigen, nickt den einzelnén Perfonen oder Stellungen Schaden zufügén, sondern den Universitäten und ihrer gedeiblihen Entwicklung. Darum bitte ih Sie,-/ Hei Prüfung diéser Angelegenheit und bei Jhren zu fassenden Beschlüssen doch recht Font no im Auge zu haben; was das Wohl der Univer- fitäten und der geordnete Gang der Geschäfte an denselben erheischt.
Der Abg. Dr. Ellissen zog nah den zusagenden Erklä- ungen des Regierungs-Kommissars seinen Antrag wieder zurü.
Der Antrag des Abg. Moth wurde abgelehnt.
Ein Antrag des Abg. Dr. Beer; :
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, die Königliche Staatsregierung aufzufordern: Bei Titel 19 duf cine Erhöhung dés Etats für die Königliche Paulinische Bibliothek in Münster Bedacht zu nehmen, wurde angenommen. ¿E
Ferner lagen folgende Anträge vor: Zu Tit. 21. Gym- nasien und Realschulen: Vom Dr. Kosch:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: I. zu erkläréet : Der 2 7 des Reglements für die Prüfungen der Kandidaten des höhe- ren Schulamts vom 12. Dezembér 1866, welcher lautet: »Jüdische Schulamts-Kandidaten, welche sich über ihre Befähigung zum höheren Lehramt das Zeugniß einer wissenschaftlichen Prüfungs - Kommiszion zu erwerben wünschen ; föngen.- unter den vors{hriftsmäßigen Bedih- gungen zur Prüfung zugelassen werden. Es if ihnen aber zu éröff- nen , daß sie durch Ablegung der Prüfung einen Anspruch auf Zu- lassung zum Probejahr oder auf Anstellung im Lehrfäche an dén dem christlichen Bekenntnisse angehörigen öffentlichen höheren Lehr- anstalten der Monarctie nicht erwekben. Die Religionslehre wird bei jüdischen. Examinanden nicht in den Kreis der Prüfuüng8gegen- stände gezogen « steht nit den Bestimmungen der Verfassung und dem eius{iagenden Bunde8geseße in Widerspruch. Il. Den Herrn Kul- tus-Minister aufzufordern: den oben citirten §. 7, des Reglements fortan außer Kraft zu seßen.
Vom Abg. v. Puttkamer: / | v 4
Das: Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche Staats-Regierung aufzufordern, die Erhebung der Pensionsbeiträge von den Lehrern bei der Königlichen Realschule zu Fraustadt ein-
zustellen.
Vom Abg. Kantak: \ i Das Gaus, dét Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche
Staatsreaglerung aufzufordern, bci dem neu zu errichtenden Gymna- fun in An ried die polnische Sprá@he als Unterrichtssprache! in den untern Klassen einzuführen, dagegen etwaigen Bedürfnissen der deutschen Bevölkerung durch Errichtung sprachlicher Paralleltlassen
Genüge leisten zu wollen. | Die Generaldebatte über » Gymnasien und Realshuleh «
dauerte noch beim Schluß des Blattes fort.
— Die außerordentliche Synode für die Provinz Pommern ging, nachdem dieselbe ihre Verhandlungen über das Proponendum , betreffend die Nevision dec Gemecinde-
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