1869 / 291 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Wien hervor , daß die Hälfte ihrer Häuser mit Glasfenstern versehen sei. Jm 14. und 15. Jahrhundert hatte der Adel, und zwar nicht allein Englands, wie berichtet wird, noch kein Glas zur Beleuchtung seiner Burgen , sondern Gitter aus Weiden- gefleht oder Holzstäben. In kleinen Bürgerhäusern befklebte man die engen Lichtöffnungen mit geöltem Papier oder ge- \chabten Hornplatten, und wo man sich zu Gläsern erheben konute , hatte man die fleinen Bußenscheiben , jene runden Plättchen mit Unebenheiten auf der ganzen Fläche und einem dicken Knopf in der Mitte, die keinen andern Vortheil gewähr- ten, als daß sie ein S Licht in das Zimmer einließen, ohne zugleich der Luft und dem Regen Eingang zu verstatten. Das 16. Jahrhundert rückte heran, bis man jene Fenster mit kleinen , in Blei gefaßten rautenförmigen Scheiben einseyen konnte, welche dem im Zimmer sich Befindenden erlauben, auch durch das Glas hinaus8zusehen.

Außerdem versah man keineswegs gleih das ganze Haus mit Glaffenstern. Sparsam beschränkte man sie auf die Haupträume oder stattete Nebengemächer in dem Maße ihrer Bedeutung mit kleinern oder größern Scheibenkomplexen aus, und in dieser einfachen Thatsache liegt das ganze Geheimniß der lebendigen Physiognomie, mit welcher solche ältern Häuser uns entgegentreten. Wir erkennen von außen die Bedeutung der im Junern verborgenen Räume und vergegenwärtigen uns das darin waltende Leben. Kleine, mit festen, meistens künst- lib gefügten Eisenstangen verwahrte Luftlöher im Erdgeschosse, zu beiden Seiten der hohen mit weit verzweigten Beschlägen versehenen Doppelthür deuten auf das unten sich vollziehende Geschäftsleben , auf die Schäße, welche von den Küsten der fernsten Meere hier zusammengetragen, von hier aus nach allen Gegenden verbreitet werden, wo Sinn für deren Verwendung erwacht ist. Eine Reihe hoher, nahe aneinandergerückter Fenster, gewöhnlih auch an der Façade des Hauses durch eine archi- tektonische Einfassung hervorgehoben , inmitten mit Glasmale- reien, den Wappen der Familie, einer biblischen Legende oder einer Scene des wiedererwachenden Alterthums geschmückt, giebt den Familien- und Prunksaal des Hauses zu erkennen. Ver- einzelte und bescheidene Fenster weisen auf Schlaf- und andere Kammern. Jn den Zimmern der heiligen Jungfrau, in welche wir so häufig auf den Malereien jener Zeit eingesührt werden und die namentlih auf den Gemälden der van Eyckschen Schule ein Bild ihrer Gegenwart mit ues Genauigkeit wieder- geben, sind die Fenster, als Wächter der jungfräulichen Rein- heit, gewöhnlich noch ho oben an der Wand angebracht, bis- weilen in vergläsie und ganz. offene Hälften eingetheilt, um nach Belieben Licht oder Luft einzulassen, stets aber im Jnnern des Gemachs mit starken, eisenbeschlagenen Läden versehen.

IV, :

Mancbe andere, in der Blüthezeit der Städte \ich ent- wickelnde Eigenthümlichkeiten des bürgerlichen Wobahau es, Erker, Eck- oder Dachthürinchen, die durch Beengung des Rau- mes gebotenen Ueberkragungen der Stockwerke, die Bogengänge, wie wir sie in einigen norddeutschen Städten noch durch ganze Straßen fortgeseßt finden, die sogenannten Lauben und Bei- schläge, wie Danzig fie als besondere Eigenthümlichkeit bis jeßt bewahrt hat, und vieles andere diente, die Physiognomie des Hauses wie der ganzen Stadt zu beleben. Sehr hoh müssen wir dabei die architektonische Ausstattung der Façaden, namént- lich der hohen Giebel anschlagen , nicht geringer den Schmudck, welcher den Häusern durch Zuthaten der bildenden Kunst an- gefügt wurde, durch Statuen, gemecißelte oder geschnibte Reliefs, durch Wandmalereien u. st. w. Das bewundernde Reisepubli- kum , das mit halb originellem, halb traditionellem Entzücken die eckigen Gassen unserer alten Reichsftädte durchzicht , hat keine Ahnung von dem frühern Aussehen derselben , als noch frishes Leben in den Adern der heutigen Mumien pulsirte. Da glänzte solch eine Stadt in fröhlichster Farbenpracht, ganze Straßen bildeten Gemäldegalerien, oft von bedeutenden Künst- lern ausgeführt, deren bunte Darstellungen im bewegten Leben zwischen den Häuserreihen eine Fortseßung fanden. Die ganze Geschichte dcs Alten und Neuen Testaments, der mythische und allegorise Olymp , die Tafelrunde des Kaisers und der Kur- fürsten, Turniere, Schlachten , Todtentänze und was sonst da- mals die Einbildungskraft des Künstlers erregte, den Geschmack der Kunstfreunde befriedigte, ward an den Wänden gemalt, an den Balken ausgegraben, über Thorpfosten,' Ecksteinen und Ge- simsen aufgestellt. Und so geschmückt erschienen nicht allein die Wohnungen der Privaten, auch die öffentlichen Gebäude, Rath- häuser, Brunnen, die Portale der Kirchen hielten es für keinen Abbruch ihrer ernsten Bestimmung, wenn sie in das farbige Leben mit eintraten. Jm nürnberger Archiv finden sich noch die Rechnungen Über bedeutende Summen, welche im Verlaufe des 16. Jahrhunderts für Erneuerung der Bemalung und Vergoldung des großen Marktbrunnens verausgabt worden.

6 Kaiser erwartete, wurde das Rathhaus innen und ; &resken aufgepußt, und zwar zum Theil nach Düirerite E, il würfen, von Georg Penz, einem Schüler Dürers und Nafan diesmal vergeblich, da cin Ausbruch der Pest die Abhaltue S „MORMOsE p A N. Ee ung des bildliche! S( es gaben die Inschriften a ibe ; Sinn- und Denksprüche. | A Me fernige V.

Was die innere Ausstattung des Hauses betri können wir uns dieselbe noh gegen Ausgang pes Mittelaltert l einfach genug denken. Reste bürgerlicher Einrichtungen, die big in das 14. Jahrhundert zurückreichten, sind käm Übriggebliebe und Abbildungen aus jener Zeit kehren selten in die Wohnun, gen der Menschen ein. Jn den Ruinen alter Burgen aber neh, men wir wahr, daß man sich oft kaum die Mühe gegeben die als Fußboden benuyte Felsenplatte gehörig zu ebnen oder ‘cine solhe Wand gerade auszuhauen. Gewöhülidh bestanden die Fußböden aus Estrich, aus platten Bruchsteinen oder gebrann. ten Thonplatten, leßtere mit den interessanten Mustern versehen auf welche man neuerdings wieder die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Sie wurden Morgens mit thaunassen Binsen bestreut bei festlihen Gelegenheiten auch wohl mit Blumen, in vor. nehmen Häusern bei - befondern Anlässen auch mit Teppichen belegt. Dieselben hingen ebenda als Rüklaken von den Wän, den herab. Sonst haben wir uns die leßtern nur mit Tünche später mit Täfelwoerk bedeckt zu denken. Rings um die Wände liefen hölzerne Sitze mit beweglichen Kissen, BVanklagen, belegt Zwei gegeneinandergerichtete Sitze pflegten in den Fensternischen auf BVorsprüngen der Mauer angeordnet zu sein. Ein großer Kachelofen, ein shwerer Eichentish mit gespreizten Beinen, cine ähnliche Truhe oder ein Schrein mit verzierten Eisenbeschlägen bildeten Hauptstücke des übrigen Mobiliars.

_ Diesen Charakter bewahrte das deutsche Haus bis zum 30jährigen Kriege. Nach demselben bemächtigten \ih die Architeften des Privatbaues. Zwar hatten diese ja auch früher denselben geführt; aber, wie überall ersichtli, derart stets im Anschluß an die allgemein herrschende Bauweise und in Uebereinstimmung mit dem jedesmaligen Bauherrn, dap gegen diese beiden gewichtigen Momente die Subijektivität des Künstlers zurücktrat und im Hause stets die Wohnung vor- herrschte. Jeßt aber kehrte das Verhältniß sich um. Das Ge- bäude als architektonishes Kunstwerk trat über seinen nächsten Zweck in mancher Beziehung hinaus. Unter vorzüglicher Be- rücsihtigung der Façade wurde, namentlich unter französischen Einflüssen, ein Hauptgewicht auf das äußere Aussehen des Hauses gelegt und diesem manches von der Einrichtung geopfert, Glücklicherweise war diese so weit vorgeschritten, namentlich aber durh Verbesserung der Glasfabrikation die Möglichkeit gegeben, das Haus in einer Weise zu beleuchten und durch die Fenster dice Verbindung der Bewohner mit der Außenwelt zu unter halten, daß auch troß der angedeuteten nachtheiligen Wendung die Wohnung immer große Vortheile vor der frühern gewährte, Im Innern derselben ging die Aufmerksamkeit hauptsächlich dahin, den gegebenen Raum möglichst aus8zunußzen. Die großen Vorplätze shwanden und es blieben nur »Entree'8«, um den Zugang zu den Zimmern von außen zu ermöglichen. Die Familienwohnung wurde aus dem Hinterhause nah vorn, an die Straße verlegt. Ja, man war bei dem in den neuentsichen- den Städten sparsamer zugemessenen Raume meistens genöthigt, das lehtere ganz aufzugeben. Wo Play vorhanden, baute man statt dessen Nebengebäude, um Wäsche und andere Verrichtungen dahin zu verlegen, die in der Wohnung selbs lästig erscheinen, Stallungen konnte man entbehren, da die Verbesserung der BerkehrSmittel wenigstens in den Straßen der Stadt das Hal- ten von Reit- und Wagenpferden überflüssig machte. Wo die Gelegenheit es erlaubte, legte man lieber Gärtchen hinter den Häusern an, die wir bekanntlich gern vor dieselben kehren.

Obwohl die Anlage der Zimmer si fast zu schr nach dem Standpunkte der über die Vorderseite des Hauses symmetrisch vertheilten Fenster richtete, so entshädigten sie selbst durch bessere Gestaltung, und daß alle Gemächer des Hauses mit gleich großen Fenstern versehen wurden, konnte nur als Vortheil be- trachtet werden , da die Fenster überhaupt nun groß und hell wurden. Die Decke wurde höher gestellt; ein regelmäßiges Biereck für die Stube beansprucht, wo es irgend thunlich war. Wer vom Schicksal in eine unserer ältern Städte verwiesen, muß neben manchen andern Beobachtungen, welche die mittel- alterlihe Romantik eines guten Theils ihrer Poesie entkleiden, bald auch die gemacht haben, daß man troß des geistigen Auf- s{wungs im 16. Jahrhundert noch nicht wagte, mit freier Brust und ungebeugtem Naen in sein eigenes oder ein fremdes Haus zu treten erklärliberweise, da die Ahnung höhern Daseins, wie die aufgehende. Sonne zuerst die höchsten Gipfel der Ge- birge röthet, anfänglich auch nur die Spitzen der bürgerlichen

Als man cbendaselbst im Jahre 1521 den Reichstag und den

Gesellschaft erfaßte und für die untenliegenden Kreise erst vor-

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percitend wirkte. Aber in den gewöhnlichen Bürgerhäusern aus | Ter Zeit Und selbst die Sie des Patriziats machen nicht | ler eine Ausnahme sind die Eingänge oft so dunkel, daß | die tastende Hand den suchenden Augen nachhelfen muß; alle Stiegen sind zu eng; die Stubenthüren so niedrig, daß man ur gebückt einzutreten vermag. Es is dies gewissermaßen was zur Charafterisirung der Zeiten konstatirt werden muß der leßte Nachklang der uranfänglihen Höhlenroohnung , des uflucht8orts, der nunmehr , wie er aus

enschheit ausgelösht-war, auch aus dem

Schlupfwinfkels und

dem Bewußtsein der | | eben vershwand und, auf diesem Gebiete der Gesittung, der

S hren menschlichen Wohnung Play machte.

Cannes.)

Die als fklimatischer Winterkurort vielfah besuchte Stadt Cannes liegt unter 43° 34/ n. Br. im Departement du Var in Frankreich, an dem durch Naturschönheit ausgezeichneten Golf | von Napoule. - Jn nordöstlicher Richtung is Nizza auf dem Schienenwege binnen Einer, in südwestlicher Richtung Marseille in 5—6 Stunden zu erreichen. Der südwestlih von den beiden Lerin'schen Inseln, Ste. Marguerite und St, Honorat, begrenzte Golf von Napoule bildet ein n von Hügeln und Ber- gen umschlossenes Amphitheater. estlih springt das Esterel- ebirge bis in das Meer vor; eine Reihe verbundener

ügel, mit Orangen - und Oelbaumpflanzungen , höher inauf mit dem dunklern Grün der leppokiefer bedeckt und von den s{neeigen Gipfeln der Seealpen überragt, zieht ch nördlich um den Golf herum, der nah Osten dur eine Gruppe einzelner Hügel abgeschlossen ist. Am nordöstlichen

Psychrometer für Cannes 62 (d.

Die relative „Feuchtigkeit ist nach dem Augustschen h. die Luft enthält 62 pCt. von derjenigen Menge Wasserdampf , die fie, ohne tropfbar flüssige Niederschläge zu bilden, fassen könnte). Der Mistral drückt die relative Feuchtigkeit bis auf 22 hinab ; während seiner Dauer halten sich Kranke in den Zimmern auf, in denen fie zur Erzeugung von Wasserdämpfen eine Shüssel mit kohendem Wasser aufzustellen pflegen. Die im Golf von Napoule fallende jährliche Regenmenge ist ziemlich bedeutend; sie beträgt nach Beobachtungen aus den Jahren 1865 bis 1868 jährlich 880 Millim. (33 7,7), wird jedoch meist durch einzelne sehr er- giebige Regengüfse erzeugt. Jm Ganzen find der Regentage verhältnißmäßig wenige, in den Monaten November bis April nur 37, von denen 10 (mit 134,6 Millim. Niederschlag) allein auf den März fallen.

Im Durchschnitt trifft im Winter auf 5 Tage ein Regen- tag, dagegen kommen in dieser E auf 37 Regentage 103 schöóne Tage ohne Gewölk, 60 halbbewölkte und 18 ganz bewölkte Tage. Von Nebeln, die sih in der Ebene von Laval westwärts von Cannes, bisweilen zeigen, is die Stadt selbsk verschont, dagegen bildet fih hier bei DORRORZAE wo die Temperatur plößlich finkt, sehr starker Thau, der den Kran- fen um diese Zeit den Aufenthalt im Freien nicht rathsam macht. Jm Uebrigen aber gestattet die große Zahl der sonnen- hellen Tage den Leidenden im Winter fast täglich mehrstündige Bewegung im Freien ; selb| im Dezember genießt der Kranke noch an 22 Tagen die Wohlthat der Sonnenstrahlen bei einer Mittagstemperatur von 11° R. im Schatten. Jn der Sonne beträgt das Mittel der Maxima der vier Monate November bis Februar 28,2° R.

Auch die geologischen Verhältnisse des Golfs von Napoule sind der Gesundheit günstiger, als die in den übrigen französi- hen Winterkurorten. Während die Kette der Seealpen aus Tertiärkalk besteht, ist die Grundform des Esterelgebirges der

fommt.

Gelände dieser Bucht liegt Cannes mit seinen zahlreichen weißen

Granit und der Glimmerschiefer, am Meere in Porphyr über-

Villen, diht am Meere, umgeben vom Grün duftender Oran- gen, Rosen, Cassien, Jasminsträucher und Veilchen und vieler anderen wohlriehenden Pflanzen und Kräuter , die eine reiche Einnahmequelle für die Bewohner bilden.

Der nach Norden geshüßten, dem Süden zugewendeten Lage inmitten der herrlichsten Natur verdankt Cannes den Ruf, den es als klimatisher Winterkurort vor Hyères, Nizza, Mentone und anderen besuchten Orten der Riviera di Ponente o heißt der ganze, wohl vierzig Meilen lange Küstenstrich, welcher

ch von Genua südwestlich bis Toulon hinabzieht und im Allgemeinen denselben klimatischen Charakter zeigt voraus hat. Der falte. Nordwind streiht hoch über Cannes hinweg und trifft das Meer oft erst wei Meilen südlih von der Stadt, wo er es häufig bis in Mine Tiefen aufwühlt, während im Golf von Napoule fich der Wasserspiegel nicht einmal kräuselt. Zwar hat der Nordost- wind (tramontana) Qutritt zu Cannes, weil die Berge nach dieser Richtung hin weder hoh noch zusammenhängend genug nd, um dem Winde den Durchzug zu wehren, aber dieser

ind tritt nur selten ein und verursacht nur etwa alle drei Jahr einmal einen Schneefall. Der Ostwind springt in der Regel bald nah Südost um und is der eigentliche Regenwind.

Der Sirocco belästigt Cannes nur ausnahmsweise im Winter , seine austrocknende Wirkung wird durch das Meer abgeshwächt. Der gefürchtete l Nordweststurm , der das Rhonethal hinabzieht und selbst bis Afrika hinüberdringt, verzweigt sich zwar nah Osten bis in die Riviera und verschont, besonders 1m März, auch Cannes nicht, ist aber hier weniger kalt als in Hyères.

Der Golf von Napoule hat in Folge seiner Lage eine sehr milde Durchschnittstemperatur für den Winter. Den Kranken- tag von Vormittags-10 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr gerechnet, ergeben sich nach Beobachtungen in den Jahren 1865 bis 1868 für die kalte Jahreszeit folgende Temperaturmittel: November 13,1, Dezember 10,8, Januar 10,1, Februar 9,9, März 12,0, April 14,5° R. (im Schatten). Der kälteste Monat is der Januar, jedo auch für diesen i Minimum der Temperatur noch 3,1° und das Maximum steigt

bis auf 11,0° R. Daß der Thermometer bis auf den Null- | sogar darunter sinft, ist wohl bisweilen in kalten |

punkt oder

Wintern bei Nacht, aber nicht bei Tage beobacbtet worden.

Der Barometer s{chwankt zwischen 741,50 und 775,60 Milli- Jardin public Fontänen treibt, meter; der mittlere Druck für die sechs8 Monate November | Rücksichtlih der | Feuchtigkeit ist Cannes den mäßig-trocknen Klimaten zuzuzählen, wobei die austrocknende Wirkung des Mistral in Rechnung |

bis April beträgt 760,27 Millimeter.

A L

*) Nach Dr. H. Reimer's : » Klimatische Winterkurorte «. G, Reimer, 1869 \ 0

Mistral, der eisige, trockene |

Monat is das durcschnittliche

Berlin.

gehend. Die Hügelreihe , welche fich vom Esierel längs des Golfs von Napoule bis zum Hafen von Cannes hinzieht, be- steht aus Gneis, nur die nordwärts grenzenden Berge gehören der Kalkformation an. Wenngleich nun auch in Canne der Mistral den feinen Sand am Strande hoch und dicht aufwirbeln läßt, so ist derselbe do für die Lunge weniger angreifend, als der Kalkstaub von Hyères und Nizza. Der sandige Strand von Cannes ist der vorzüglichste des ganzen Mittelmeers und wegen seiner allmähligen Ab- schüssigkeit etwa mit dem von Ostende zu vergleihen. Er wird hon im März zu Seebädern benußt. Ob das Üppige Grün der Bäume, die Coniferen und die Wohlgerüche der Pflanzen eine Heilkraft besien, muß dahingestellt bleiben, jedenfalls tragen sie zur Annehmlichkeit des Aufenthalts wesentlich bei.

Die Stadt war bis Anfang der dreißiger Jahre ein unbe- deutender Fischerort von etwa 4000 Einwohnern. Erst seit Lord Brougham im Jahre 1834 dort seinen Winteraufent- halt nahm, erhielt Cannes als Winterkurort Ruf und fing an, | fih zu vers{hönern und auszudehnen. Qunächst bedeckten sich | in der Westbucht die Abhänge des Mt. Chevalier, auf welchem | fih die Kapelle Notre Dame de l'Esperance erhebt, und die | benachbarten Hügel mit reizenden Villen (Eleonore-Louise, St. | Georges, Chateau de Tours, Villa Victoria), bescheideneren | Wohnhäusern und Hotels, dann bebaute sich die Ostbucht, zuleßt die Nordseite, die Campagna, nach le Cannes zu, einem | 1 Stunde von Cannes belegenen Dorfe, welches sich dur Milde | des Klimas, Ueppigkeit der Vegetation und Naturschönheit | noch vor Cannes auszeichnet. Gegenwärtig sind in Cannes | 40 bis 50 Hotels und Pensionen und in den Villen etwa 200

| fremde Familien vorhanden. Die Stadt selbst

| Wohnungen für : rhan / | zählt bereits 10,000 Einwohner. Sie zieht sich in mehreren unmittelbar den Strand

| parallelen Straßen am Meere hin; | | entlang läuft der Boulevard de l’Imperatrice, parallel damit | weiter oberhalb die Rue d’'Antibes, die Hauptstraße von Cannes. Ein vorspringender Hügel theilt die Stadt in zwei Theile, eun daran schließender, weit in das Meer hineinragender, mif einem Leuchtthurm gekrönter Damm theilt den Golf in die beiden bereits erwähnten Buchten, die Oftbucht und dle Westbucht, deren legte den Hafen bildet. A R : Das Flüßchen Siagne speist eine vorzügliche Wasserleitung, auf dem Cours, in der Wesibucht un die Häuser mit Trinkwasjer versieht und die Gartenanlagen um die Villen bewässert. Die Bewohner sind intelligent, einen Haupterwerb8zweig bildet für sie die Zucht duftender Blüthen und Kräuter, aus denen Par- fümerien und Essenzen gewonnen werden , von welchen Côln allein jährlich für 50,000 Frks. bezicht. Auch die Kunst und Wissenschaft find durch die Fremden nach Cannes verpfslanzt | worden. Der Gottesdienst wird. nach kfatholishem, reformirtem | und in drei Kirchen nach anglikanischem Ritus gefeiert. Den

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| welche in der Osibucht