1869 / 297 p. 13 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

nach dem nur */, Stunden entfernten Bethlehem auf. Zunächst an den drei großen gemauerten Wasserbassins entlang, die den Namen Salamnis führen und von denen aus eine kleine Wasserleitung den re&@t guten Saumpfad begleitete, dann bei einem Dorfe vorbei, wo jener befruchtende Quell mitten in der Wüste einen üppig grünen , fruchtbaren Garten geschaffen hat, bis auf steiler Anhöhe, von Olivenbäumen umgeben, Bethlehem vor den Reisenden lag. Der Kronprinz kehrte bei der deutschen protestantischen Schule ein, vom Lehrer und der Vorsteherin begrüßt und bewirthet.

Ein Ritt um die Mauern der Stadt Jerusalem und die Besichtigung der verschiedenen Thore, des Klageplaßes der Juden, der Berge Zion und Moriah, des Thales Josaphat und schlicß- lich ein Besuch in verschiedenen wohlthätigen Anstalten bildete den Schluß des Tagewerkes Sr. Königlichen Hoheit.

Den wichtigsten Moment der Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit in Jerusalem bezeichnete die Besißergreifung des Terrains der ehemaligen Johanniterkirhe für die Krone Preußen. Ein Telegramm vom 31. Oktober hatte aus Konstautinopel die Nachricht gebracht , daß Sr. Majestät dem Könige von Sr. Majestät dem Sultan das Terrain der ehemaligen Johan- niterkirhe als unbeschränktes Eigenthum zum Geschenk ge- macht worden sei. Das Grundfstück bildet einen Theil des weitläufigen Terrains, auf welchem sich zur Zeit der christlichen Könige von Jerusalem die umfassenden Baulichkeiten der Jo- hanniter-Ritter befanden, jenes Terrains, das nah Wieder- eroberung der Stadt durch Saladin (1187), dem sogenannten Felsen Gottes (Sachret Allah), der Kub-bet es Sachra (Omars- Moschee) als Königliche Stiftung (Wakf - i - Muluki) zu eigen gegeben wurde, von welcher es einer alten Jerusalemer Familie El-Alemi gewissermaßen in Erbpacht Überlassen worden ist, welches Verhältniß auch gegenwärtig noch besteht. Nachdem im Laufe der Zeit verschiedene Theile, troß der grundsäßlichen Unveräußer- lichkeit des Moschee-Eigenthums, in die Hände der griechischen Kirche übergegangen sind, hat die türkische Regierung ihre Hand Über cinen fleinen Theil dieses Plaßes behalten ; es sind dies namentlich die Ruinen der alten Ordenskirhe Santa Maria latina major, deren herrliches, allegorisch mit den 12 Monats- namen verziertes Portal an der Straße der heiligen Grabes®- kirche noch beute aufrecht steht, und an dem wohl selten ein christlicher Pilger vorübergeht, ohne einen betrachtenden oder bewundernden Blick darauf zu werfen. Der geweihte Raum der Kirche, in drei Apsiden auslaufend, ist noch heute deutlich wieder zu finden.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, dem vom Großvezir durch ein nah Jaffa gerichtetes Telegramm Kenntniß von der Schenkung gegeben wurde, hat in Folge dessen Namens Seiner Majestät den preußischen Adler an jene Pforte heften und die preußische Fahne auf die Ruinen aufpflanzen lassen und so Besiß von dem genannten Terrain genommen. Am folgenden ait wurde auf demselben ein evangelischer Gottesdienst ab- gehalten.

Auf diesem Plate soll, unter möglichster Erhaltung des noch Vorhandenen, aus dem Ertrage einer allgemeinen KirchenkoUekte eine evangelische Kirche erbaut und dem evan- gelishen Geistlihen in Jerusalem für die dort wohnen- den deutschen evangelishen Christen zur Disposition ge- stellt werden. Als Bauherr tritt der Johanniter - Orden auf, dessen Vertreter in Jerusalem der Ehrenritter desselben, Geheimer Legations-Rath und General-Konsul des Norddeut- hen Bundes für Palästina, von Alten, is. Dadurch wird, Dank Sr. Majestät dem Könige, der Alerhöchstsih der Ange- legenheit angenommen, ein Liebling8wunsch König Friedrich Wilhelm 1V. zur Ausführung kommen, dessen Realisirung früher bei der Ungunst der Verhältnisse nit möglich war.

Die Königliche Preis-Stiftung zum Andenken

Schillers.

Aus Anlaß der 100jährigen Geburtstags8feier Schillers (10. November 1859) wurde durch AUerhöchstes Patent vom 9. November 1859 die Preis-Stiftung zum Andenken Schillers begründet, deren Statut folgende Bestimmungen erhielt :

Fr das beste in dem Zeitraume von je drei Jahren hervor- getretene Werk der deutschen dramatischen Dichtkunst wird ein Preis von 1000 Thalern Gold nebs einer goldenen Denkmünze zum Werthe von 100 Thalern Gold bestimmt.

Die Ertheilung des Preises ist Sr. Majestät dem Könige vorbehalten unter 4 Gentn näheren Maßnahmen.

_Zu ONA desjenigen Jahres, in welhem der Preis er- theilt werden soll , beruft der Minister der geistlichen, Unter- rihts- und Medizinal-Angelegenheiten eine Kommission von 9 Mitgliedern, theils ordentlihen Mitgliedern der Königlichen

2 Deutschlands. Die Beschlüsse der Kommission bedürfen d absoluten Stimmenmehrheit. G

Die in Berlin anwesenden Mitglieder erwählen bei ibren ersten Zusammentreten einen geschäftsführenden Sekretär Uni cinen Ausschuß von drei Mitgliedern. Die Kommission nimmt zunächst eine Auswahl der zur Bewerbung geeigneten Werk vor und Übergiebt die Liste derselben dem Ausschuß.

Für den ersten am 10. November 1860 zu ertheilenden

Preis kommen die scit dem Jahre 1857 hbervorgetretenen Werke in Betracht, für die späteren Preiscrtheilungen sind jedesmgl die neueren, seit dem leßten Zusammentreten der Kommission bekannt gewordenen Werke zu berücksichtigen. Zur Auswahl werden nur solche in deutscher Spra verfaßte neue Originalwerke der dramatischen Dichtung zugelassen , welche durch eigenthümliche Erfindung und (t: diegene Durchbildung in Gedanken und Form einen dauery, den Werth haben. Dabei sind solche Werke besonder zu berücksichtigen, welche zur Aufführung auf der Bühne sid vorzugêweise eignen, ohne doch dem vorübergehenden Geschmaf des Tages zu huldigen. Es gilt gleih, ob die Form eine m, trische oder prosaische ift.

Der Ausschuß prüft die sämmtlichen von der Kommission zur Au8wahl vorgeschlagenen Werke und erstattet darüber eine schriftlichen Bericht an die Kommission, welcher bis Ende Junj abgeliefert sein muß und durch den Sekretär bei sämmtlichen Mitgliedern in Umlauf geseßt wird. Jn der Mitte Septembers findet dann inBerlin dieSchlußsizung statt, von welcher dieauswär. tigen Mitglieder der Kommission mit dem Anheimgeben, sich persön. lich dazu einzufinden, rechtzeitig zu benachrichtigen sind. Jn diese Sißung wird unter. gewissenhafter Berücksichtigung der Gutachten der etwa abwesenden Kommissionsmitglieder Über die Preiß. ertheilung entschieden. Der Beschluß wird durch den Ministe der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten den Könige zur Bestätigung vorgelegt. Die Preisertheilung wird durch den Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal- Angelegenheiten am 10. November veröffentlicht.

Sollte kein Werk des Preises würdig befunden worden sein,

so wird nach Verlauf der nächsten dreijährigen Periode der Geld. preis für das alsdann gefrönte Werk verdoppelt, oder cs sind geeigneten Falles zwei Preise zu ertheilen. Bei längeren Mangel an preis8würdigen Werken kann auf Antra der Kommission eine dem Preis gleihkommnende Geld summe auf eine oder - die andere Weise zur Anerkennun und Förderung deutscher Dichtkunst verwendet werden, Der Preis darf nicht öfter als zwéi Mal demselben Autor ertheilt werden. Bei der zweiten Ertheilung fällt die Denk muünze weg. Die von Mitgliedern der Kommission verfaßten Werke sind von der Preisertheilung ausgeschlossen. Die ersie, im Jahre 1860 berufene Kommission bestand aus: General-Jntendant der Königlichen Schauspiele, von Hülsen, Geheimer Regierungs - Rath Professor Dr. Boeckh, Professor Dr, Ranke, Professor .Dr. Mommsen, Professor Dr. Droysen, Professor Dr. Hotho, Direktor des Großherzoglichen Theaters Dr, Eduard Devrient zu Karl®rube, Professor Dr. Gervinus zu Heidelberg, Professor Dr. Curtius zu Göttingen.

Im Jahre 1860 wurde die Ertheilung des Preises in Er t eines vollkommen geeigneten Werkes ausgeseßt.

Im Jahre 1863 bestand die Kommission aus: General Intendant von Hülsen, Gehcimer Legations-Rath Abeken, Ge heimer Regierungs-Rath Professor Dr. Boeckh, Geheimer R gierungs-Rath Dr. Pinder, Professor Dr. Mommsen, Professor Dr. Hotho, Professor Dr. Curtius in Göttingen, Direktor Dr, Devrient in Karlsruhe, Hof -Rath Dr. Freytag zu Sicb

leben bei Gotha. Es war der doppelte Preis mit 2000 Thaler Gold zu vertheilen. :

__ Die Kommission entschied sich dahin, daß der Preis von 1000 Thlr. Gold und die Denkmünze dem Verfasser der » Ni- belungen«, Friedrih Hebbel, die andern 1000 Thlr. Gold indessen in Ermangelung eines andern geeigneten Werkes den rühmlich bekannten, von s{werer Krankheit heimgesuchten dr matischen Dichter Otto Ludwig in Dresden als Anerkennun] seiner bis8herigen Verdienste um die neueste deutsche Poesie zu UGOR. Diese Entscheidung wurde von Sr. Majestät be

igt.

Die Kommission im Jahre 1866 bestand aus: General Intendant von Hülsen , Geheimer Legations-Rath Abeke Geheimer Regierungs-Rath Professor Dr. Boeckh, Geheimer Regierungs - Rath Dr. Pinder, Professor Dr. von Ranke, Pro fessor Dr. Droysen, Professor Dr. Hotho, Professor Dr. Cur tiuus in Göttingen , Direktor Dr. Devrient in Karlsruhe. Den Preis von 1000 Thlr. Gold nebs Denkmünze erhicl! der Dr. Albert Lindner in Rudolstadt für das Trauerspil »Brutus und Collatinußs8«.

Die Kommission von 1869 war folgendermaßen zusamme!"

Akademie der Wissenschaften, theils anderen Notabilitäten

| geseht: General-Jntendant von Hülsen , Geheimer

egierun

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rofessor Dr. Droysen, | mindesten ein ebenso hohes Verdienst erworben hat. Die Ge- Professor | schichte des deutschen Ordens in Preußen und die der preußischen Direktor | Städte, die anfangs nebeneinander hergehend fih später getrennt

Rath Professor Dr, von Ranke, Professor Dr. Curtius, Professor Dr. Hotho, De, Köpfe, Professor Dr. Hettner in Dresden, 1 Pr. Devrient in Karlsruhe, Ober-Bibliothekar Geheimer Hof- Rath Dr. Schoell in Weimar.

Die Kommission {lug vor, den Preis von 1000 Thlr. Gold und die Denkmünze dem Verfasser des Trauerspiels „Sophonisbe«, Emanuel Geibel in Lübeck, zu verleihen,

aben und in einen feindlichen Gegensaß zueinander getreten ind, haben bei der ausgeprägten Eigenthümlichkeit ihres Charak- ters fich auch in besondern Denfmalen und Bauwerken gleih- sam verkörpert, und wenn das marienburger Schloß die Ver- sinnlihung der historischen Eigenthümlichkeit und Bedeutung

zugleich aber dem ungenannten Verfasser des Trauerspiels: | des deutschen Ordens und seiner Herrschaft in Preußen ift , so

„Die Gräfin« als welcher nachher Dr. | Cóln sih genannt hat cine Auszeichnung durch Ertheilung

der großen goldenen Medaille für Kunst zu bewilligen und |

solches nehmigt worden.

Marienburg und Danzig.*)

Es ift ein Verdienst der neueren Geschichtsforshung, nach- gewiesen zu haben, daß zu den historish bedeutsamsten Gegenden Deutschlands auch das Gebiet der Weichselmündungen, das alte Pommerellen mit seiner Hauptstadt Danzig gehört. jenen alterthümlichen Mauern , die auf der steilen Höhe des rechten Weichselufers dunkel aufragen, barg sich einst ein mitten in das Slawenland hinaus8geshobener Vorposten deutscher Kul- tur; von jenen ehrwürdigen Kirchen aus begann das Evan- elium sih zwischen Weichsel und Niemen auszubreiten; aus

jene Helden hervor, welche, zugleich langjährigem Kampfe das heidnishe Preußen dem Christenthum und damit der deutschen Kultur erschlossen und nicht blos ein mächtiges Bollwerk gegen die Slawen des Ostens schufen , son- dern zugleih den Grund legten zur Entstehung des preußischen und damit des deutschen Staats. L Der Reisende überschreitet bei Dirschau in minutenlanger Fahrt das breite Bett der Weichsel. Weiter brausi dann der ug durch die fruchtbaren Wiesen und Feldfluren der fetten Niederung, und noch bevor er auf einer neuen Gitterbrücke die seihte Nogat , den östlihsten von den Mündungsarmen der Weichsel, Überschreitet, ficht man zur Rechten vor sich die itatt- lien Gebäude des marienburger Schlosses äufragen.

Schon den flüchtig Vorbeicilenden erfreuen die s{lanken tektur Danzigs einen so besondern Reiz verleiht: er is nicht

Y L ] | blos den öffentlichen Bauwerken eigen, sondern charakterisirt Hochmeisterschlosses , dessen leicht aufst e Thurm in der |

Giebel und Simse des im zierlihsten Basteinbau ausgeführten achen Gegend- weithin als Merk- und

Mibernd A andern Ende das am äußern Chor der Schloß- firhe angebrachte kolossale Marienbild , bis in die Ferne glän- zend, den Umwohnern die Erinnerung an die »deut)chen Herren zu Sankt -Marien« wach ruft.

einzelnen. eilt man in diesen luftigen, bohgewölbten Sälen, die von den scblankesten, sich nah obenhin palmenartig entfal- tenden Pfeilern getragen werden, und durchshreitek man hallen- den Schritts die sie verbindenden Gänge und verborgenen LreP-

ritterlichen Glaubenskampfes und halb 1 : welche dabei doch gèpaart waren mit einer so aufgeklärten, bei- nahe modernen und au so glänzend bewährten Staatsfkunst. Denn wenn auch die Stürme, welche im Laufe der Jahrhun- derte über das preußische Land und über das marienburger Schloß einhergebraust sind, von der einstigen Herrlichkeit desjel- den nicht mehr viel übriggelassen i Anlage des Ganzen, namentlih nach der neueren Restauration, noch so deutlich erkennbar und wirkt in seiner merkwürdigen Eigenartigkeit so frisch ndig auf den sinn dah sich demselben ganz unwillkürlich die Säle und Hallen wieder mit Rittern und Knappen beleben, daß er die Würden- träger des Ordens ihren staatsmännischen Geschäften obliegen, den Hochmeister fremde Gesandten empfangen und wie einen mächtig waltenden Fürsten vor si ficht, kurz, die ganze Geschichte des von dem deutschen Orden beherrshten Preußen- landes sich ihm vor sein geistiges Auge stell.

Aber das so gewonnene Bild ist nur cin einseitiges und nur in ciner bestimmten Richtung stellt es in cinen kleinen Raum zusammenzedrängt die ältere Geschichte Preußens wirk- lih dar. Denn wenn man dem deutschen Orden das welt- historische- Verdienst, das er sich dur die Eroberung Preußens erworben hat, au durchaus ungeshmälert läßt, so darf man doch neben dem Ritterthum E des deutschen Bürgerthums nicht vergessen, das unter dem Schuße ritterlich - kfirhlichen Re- giments erwachsen , die von jenem ungelöst gelassene Aufgabe unter {weren Kämpfen wirklih gelöst und sich dadurch zum

*) Mit Zustimmung der Verlagshandlung F. A. Brockhaus aus dies Äuffaf s Hans PBruß in Friedrich von Raumers historischem Taschenbuch, Jahrgang 1868 entnommen.

leichzeitig n E E LN N am N öffentlihen. Dieser Vorschlag is von Sr. Majestät ge- |

u e 9 | S lestdt g als ein Denkmal zugleih der machtvollen e Siádte Pren der

| wirklih glänzenden Herrlichkeit, welche die Städte

| hinter fich haben.

Heinrich Kruse in | können wir die mächtige Marienkirche zu Danzig, das Rath- | haus mit seinem leiht und graziôós aufsteigenden Thurm, den

mit Erinnerungen der mannichfachsten Art erfüllten Artushof zu Danzig, ja cigentlih die fange Stadt Danzig bezeichnen als cine Verkörperung der Geschichte des Städtewesens in Preußen, reußens

Außer Nürnberg, Augsburg, einigen rheinischen Städten

| E vielleicht theilweise Braunschweig hat keine deutshe Stadt | {hon

Hint | Charakter bewahrt, sicher aber spiegelt keine, auch die genannten inter |

in ibrem Aeußern so wie Danzig ihren ehemaligen

nicht, in ihrer dermaligen Beschaffenheit ihre wechsel vollen Schik-

| sale so deutli wieder wie Danzig, das nicht sowohl ein alter- | thümliches als vielmehr ein durch und durch historishes Ge- präge trägt. urch " werthesten öffentlichen Gebäude wie das stattlicbe, in neuester s | Zeit geschmackvoll und würdig restaurirte Rathhaus, das vier- jenen engen Thoren zogen um die Mitte des 13. Jahrhunderts Krieger und Geistliche, in |

Schon eine flüchtige Wanderung durch die sehen®-

giebelige, thurm- und ornamentreiche Zeughaus, den gold- und figurengeshmückten Artushof , die wundervolle hohgewölbte

Marienkirche und andere —— bringt dem Fremden eine solche | Menge historischer Beziehungen in Erinnerung, daß er wenigstens | einen allgemeinen Ueberblick über die ereignißreiche Geschichte | Danzigs gewinnt. Jüngste chster kircce gezeigt wird , ein Beutestück is aus einem siegreichen | Seekriege, den Danzig einst gegen England geführt hat, dann | wird sih ihm eine weite Perspektive eröffnen, in welher Danzig | nit mehr als eine einzelne Stadt merkwürdig, fondern zuglei | als Trägerin ciner besondern historischen Aufgabe einer genauen | Betrachtung werth erscheint.

Und wenn er dann hört, daß das berühmte eriht, das ihm als höchster Kunstshay der Marien-

Eben dieser historische Zug ist es, welcher auch der Archi-

" auch die Privathäuser , diese Häuser mit reicher , prächtiger

ahrzeichen sichtbar ist, Ornamentik und dem Charakter der stolzen Selbstgenügsamfkeit

und Abgeschlossenheit, die einst ihren Bewohnern eigen gewesen.

| Dassselbe Gepräge trägt im Großen und Ganzen die Stadt nah E | Außen hin. Wassergefüllte breite Gräben, aus denen steil die Wahren Genuß aber gewährt mächtigen Wälle aufsteigen , umgeben ringsum die Stadt;

erst die eingehende Betrachtung des mächtigen Bauwerïs im

dunkle, von einst befestigten Thürmen überragte Thore führen

| durch die Wälle hinaus ins Freie, wo die starken Festungs- " werke des Bischofs- und des Hagelsberges die Stadt Überragen | und die eigentlichen Schlüssel zur Fe tung bilden. Dee ck | engen Abgeschlossenheit macht die Stadt so auch den Eindruck, pen, da fühlt man sich wie umweht von dem Geiste jener Zeit l i klösterliden Lebens, Staat gebildet und hinter den shirmenden Wällen und Gräben | manchen Sturm und manches fkriegerishe Ungemach fiegreih | überdauert hat. G r un ' in stolzer Zuversicht aufstrebender gewesen, das scheinen die spiß " über die Wälle ragenden Giebel, die Thürme und Thürmchen / " dem draußen stehenden Beschauer zuzuwinken, welche alle Über- haben, jo ist doch Plan und |

In ihrer

daß sie einst in sich selbst abgeschlossen einen besondern kleinen

Und daß dieser Staat einst ein blühender und

ragt werden von der mächtigen , langgeftreckten Marienkirche, dem stolzesten Kirchenbau, den die baltischen Lande aufzuweisen

; " haben. und lebendig auf den sinnigen Beschauer, | M

Wer einmal dieses eigenthümliche Bild genauer betrachtet hat, den wandelt auch sicher die Lust an, sich mit der merk- würdigen Stadt noch näher vertraut zu machen: der schreitet dann die langen Straßen, in denen oft im Schatten mächtiger Linden ein reger Verkehr herrscht, hinab na der Mottlau, welche in einer großen Biegung die Stadt durchfließt und, si mehrfach in Arme spaltend, einzelne Theile derselben zu Inseln werden läßt. Jn der Mitte der beiden Hauptarme der Mottlau liegt die langgestreckte Speicherinsel , welche dicht beseßt ist mit gewaltigen Sheibera, die mit ihren hochragenden Giebeln und mit dem scharfen Kontrast zwischen ihren oft grell leuhtenden Farben und den dunkeln Luken und Läden einen eigenthümlich befremdlichen Anblick darbieten. Die Speicherinsel war und ist noch heute der Siß des in Danzig besonders {wungvoll be- triebenen Getreidehandels. Ueberhaupt bietet die Stadt gerade von der Wasserseite ein besonders charafkteristisches , wenn auch ein etwas düsteres Bild dar, und die Fahrt die Mottlau hinab, vorbei an den von reger Geschäftigkeit erfüllten Schifs8woerften und entlang zwischen den mächtigen Holzflößen, die von Danzigs wichtigem Holzhandel Zeugniß geben , ist {on aus diesem Grunde von besonderm Interesse. Unterhalb Danzigs geht die