1890 / 58 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

station: Kapstadt.) S. M. S. „Sophie“ 2./1. Sydney 25./1. Hongkong. (Poststation: Hongkong.) S. M. Be „Sperber“ 1./11. Sansibar. (Poststation) Sansibar.) S. M. Av. „Wacht“ 10./2. Gibraltar 13./2. 17./2. Lr h 20./2. 22./2. Wilhelmshaven. (Poststation : Wilhelmshaven. S. M. Knbt. „Wolf“ 17./11. Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) Kreuzer - Geshwader: . M. S. „Leipzig“ (Flaggshif) 10./2. Singapore 12./2. 20./2. Honefong (Poststation: Hongkong.) Uebungs-

eshwader: S. M. Ranzeridif „Kaiser“ (Flaggshi), „Deutschland“, „Friedrih der Große“, „Preußen“, S. M. S. „Jrene“; „Kaiser“ und „Preußen“: 13./2. Syrakus 16./2. 16./2. Port Agosta 23./2. 24./2. Neapel 4./3. Spezia. (Posistation: Spezia, vom 10./3. ab Cartagena [Spanien].) „Deutshland“ und „Friedrih der Große“: 13./2. Port Agosta 16./2. 16./2. Éyrafus 23./2. 26./2. Spezia 4./3. Neapel. (Posistation: Neapel, vom 10.3. ab Cartagena [Spanien].); „Jrene“: 2./2. Malta 25.2. 26./2. Neapel 4./3. Spezia. (Poststation : Spezia, vom 10./3. ab Cartagena [Spanien].)

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R-- u. St.-Anz.“ wird ein Nachtrag zu den reglementarischen Bestimmungen des Kur- und. Neumärkishen Ritter- schaftlihen Kredit - Jnstituts und ein dritter Nachtrag u den statutarischen i bei dem Neuen

randenburgishen Kredit-Jnstitut veröffentlicht.

Bayern. München, 4. März. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent nimmt, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, son jeßt alle aus Anlaß seines Geburtsfestes (am 12. d. M.) zugedahten Glückwünsche dankend für empfangen an. Einzeich- nungsbogen werden nit aufgelegt.

In der heutigen Sißung der Kammer der Abgeord- neten wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Berathung des Eisenbahn-:Etats wieder aufgenommen, wobei Freiherr von Stauffenberg wieder Bericht erstattete. Er verwahrte die Kammer entschieden gegen den Vorwurf, die Behandlung des Eisenbahn-Etats in der Kammer trage mit Schuld an der Zunahme der sozialdemokratishen Stimmen bei der Reihs- tagswahl in München. Noch niemals seien alle Klagen des Personals gründlicher untersucht worden und die Ergeb- nisse bildeten die Grundlage, auf welcher die Verhältnisse des Personals jezt shon und in Zukunst wesentli gebessert würden. Kaum bei einem Landtage sei in dieser Richtung so viel geshehen wie von dem gegenwärtigen. Wie solhe Vor- würfe für die Zukunft wirken, dafür schienen Diejenigen, welche sie erhöben zu ihrer Ehre müsse er dies annehmen nicht hinreihend Empfindung zu haben. Der Abg. Walter stimmte dieser Zurückweisung der Vorwürfe zu. Jm Uebrigen wurden in längeren Erörterungen eine Reihe örtliher Wünsche vorgebracht. j j 1

Die diesjährige Sipung des Landesstiftungsrathes der Wittelsbacher Landesstifstung zur Förderung des Handwerks inStadt und Land wird Montag, den31. März d. J., im Staats-Ministerium des Jnnern stattfinden. Jn dieser Sißung wird über die Verwendung der für das Jahr 1890 zur Ver- fügung stehendenRaten Bestimmung getroffen. Bekanntlich werden regelmäßig Zuschüsse zur Errichtung und Unterhaltung von Hand- werterfaBi Qu, zur Veranstaltung von Fachausstellungen und zu sonstigen für das Handwerk im allgemeinen ersprießlichen Unternehmungen gewährt. Allenfalls noch beabsichtigte Gesuche wären ehestens einzureichen.

Sachsen. Dresden, 4. März. (Dr. J.) Beide Kammern hielten heute Sizgungen ab. Die Erste Kammer beschäftigte sich mit Petitionen. Die Zweite Kammer ver- wics das Königliche Dekret, die Uebereinkunft mit der Fürst- lich s{hwarzburg-rudolstädtishen Regierung über die Mit- benußzung einiger Königlih sächsisher Landesanstalten betreffent, an die Finanz-Deputation 4 und erledigte sodann die Kap. 53—62 des Abschnitts F des ordent- lihen Staatshaushalts-Etats, das Departement des Jnnern betreffend, nebst mehreren dazu gehörigen Nachtrags-Etats. Die Finanzdeputation A beantragte die Be- willigung sämmtliher Kapitel nah der Vorlage mit Aus- nahme des Nachtrags-Etats zu Kap. 54, Polizei-Direktion zu Dresden, in welcher die Summe von 19 255 # für eine dur die bevorstehende Einverleibung der Dörfer Strehlen und

\{hertnip in die Stadt Dresden nothwendig werdende olizeibezirkswache in Strehlen verlangt wird. Die Depu- tation beantragte, diese Nachtragsforderung zur Zeit abzu- lehnen, in der Hoffnung, daß es gelingen werde, mit der Stadt Dresden, die sich zur Erhöhung ihres bisherigen Beitrags zu den Kosten der Polizeiverwaltung von 90 000 auf 110000 M. bereit exklärt hat, eine für den Staat noh günstigere Aenderung des bestehenden Vertrags, wobei auch auf die stets wachsende Einwohnerzahl Rücksicht genommen werden möte, zu vereinbaren. Die Kammer trat diesem Antrage, der von den Abgg. Bönisch und W eßzlich bekämpft wurde, mit allen gegen 10 Stimmen bei, erklärte sich auch auf Antrag der Deputation damit einverstanden, daß auch nach der Veränderung der Verfassung des Polizeiamts zu Leipzig und nah Einverleibung von Vororten der Beitrag des Staats zu den Kosten des Polizei- amts zu Leipzig in dem bisherigen Verhältniß fortgewährt wird. Jm Uebrigen is nur N erwähnen, daß zu Kap. 54 die Abgg. Kaden und Bebel die Seitens der sozial: demokratischen Partei ins Werk geseßten V-rrufserklärungen zu rehtfertigen suhten, wogegen der Staats-Minister von Nostiß- Wallwiß darauf hinwies , daß dieselben mit dem Sinn und Geist der Gewerbe ordnung nicht im Einklang ständen, und daß zu Kap. 59 der Abg. Klemm die Angelegenheit der Errichtung

N Gesundheits- Museums in Dresden in Erinnerung

…_ Vaden. Karlsruhe, 3. März. (Karlsr. Ztg.) Jn der etten Kammer entspann si heute bei der Berathung der Petition der Gemeinden Merchingen, Ballenberg u. a., die Entlastung der Gemeinden von dem Shul- aufwand betreffend, eine längere Debatte. Von den Abag. Klein, Fieser und Kriehle wurde der

ntrag eingebracht, die Petition in dem Sinne der Groß- erzoglichen Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, daß ei der Neure elung unserer Volks\chulg esezgebung auch die

„Frage des Beizugs der Gemeinden zu den Volks\hullasten einer euen Prüfung unterzogen werde. An der Diskussion Tee nigten sich die Abgg, Klein- Wertheim, Fieser, Kiefer, Me und von Buol, sowie der Geheime Rath Dr. s okt und der Geheime Referendär Joos. Schließlich wurde

er Kommissionsantrag angenommen, welcher auf Uebergang

M “zur Tagesordnung lautete.

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efsen. Darmstadt, 4. März. (Darmst. Ztg.) Die ¿vele Kammer nahm in ihrer heutigen Sißung bei Be- rathung der Vorlage, betreffend die Abänderung des Artikels 22 des zwishen Baden und Hessen wegen Herstellung weiterer Eisenbahnverbin- dungen abgeshlossenen Staatsvertrags vom 19, Februar 1874 den Antrag der Minorität des Ausschusses an, welcher die geplante Abänderung verwirft, und ersuhte die Regierung, von der badischen Regierung 4 000 000 M einzuziehen und diesen Betrag zur Tilgung von 4prozentigen Eisenbahnshuldsheinen der oberhessishen Regie- rung aus dem Jahre 1876 zu verwenden.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 4. März. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm heute den Gesegentwurf, betreffend die Aufbesserung der Congrua für fatho- lische Hülfspriester, 4 ie die Regierungsvorlage über die Herstellung eines zweiten Geleises auf den Eisenbahnlinien Krakau—Przemysl und Przemysl Lemberg nebst einer Resolution an, in welcher die Regierung aufgefordert wird, die Ver- staatlihung der galizishen Karl - Ludwigsbahn derart vorzubereiten, daß mit dem Zeitpunkt der Herstellung des zweiten Geleises auf den genannten Strecken sämmtliche Linien in das Eigenthum resp. den Betrieb des Staats über-

nommen werden können.

Budapest, 4. März. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm in seiner heutigen Sißung mit überwiegender Majorität den Geseyentwurf, betreffend die Errichtung eines Monumentes für den Grafen Andrassy auf Staatskosten, an, nahdem sowohl die Gegner als auch die Vertheidiger des Gesehentwurfs unter den Verdiensten des Grafen Andrassy ramentlich das öster- reihish - deutsch - italienishe Bündniß hervorgehoben hatten, welches den Völkern Europas den Frieden sihere. Auch dec Minister - Präsident von Tisza hatte die Vorlage auf das Wärmste befürwortet.

Großbritannien und Jrland. London, 3. März (A. C.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales be- sihtigte am Sonnabend in Sheerneß den gepanzerten Kreuzer „Warspite“, Flaggschiff des Contre-Admirals Hotham, vor dessen Abfahrt nah dem Stillen Ozean. Der Thronfolger hatte für diese Gelegenheit die Uniform eines Admirals der Flotte angelegt, welche zu tragen nur neun Personen, darunter Kaiser Wilhelm II., befugt sind.

Prinz George von Wales, der jüngere Sohn des Thronfolgers, wird im nächsten Monat den Befehl über das Kanonenboot erster Klasse „Trush“ übernehmen und an Bord desselben eine auf ein Jahr berehnete Reise nah Westindien und Nord-Amerika antreten. A

Der Herzog von Edinburg ist von Coburg hier ein- getroffen. O

Wie es heißt, hat der Schaßkanzler Goschen einstweilen den Plan fallen lassen, Ein-Pfund-Noten auszugeben. Der Hauptgrund dafür soll sein, daß sich der Umlauf von Cheques wie von Postanweisungen alljährlich enorm steigert, sodaß Ein:Pfund-Noten ziemlich zwecklos wären. ;

Bis jeßt wurden in der britishen Marine die Vor-

eseßten durch Abnehmen der Müßen gegrüßt. Die Admiralität hat nunmehr bes{lossen, das bei der Land- armee übliche System auch in der Flotte einzuführen. Während aber der britishe Soldat die innere Handfläche beim Gruße nach Außen hält, soll der Seemann nah deutscher Art salutiren und die Seitenfläche zum Gruße darbieten. i

Aus Montreal in Canada, vom 1. März, meldet ein Kabel - Telegramm: „Le National“, das Organ des Premiers von Quebeck, Mr. Mercie's, erklärt nah einem Hinweis auf Mr. McCarthy's Vill für die Ab- shaffung der französishen Sprache als Amts- sprahe im Nordwesten, daß wenn die Versol- gung französisher Canadier fortdauere, diese es nothwendig finden dürften, Shuyg unter der amerika- nishen Flagge zu suchen, und wenn ihre Sicherheit nur dur eine engere Verbindung mit den Vereinigten Staaten gesichert werden könnte, würden sie nicht zögern, die Beseitigung der Demarkationslinie zwishen den Vereinigten Staaten und Canada zu fordern. : i

4. Värz. (W. T. B.) Der Prinz von Wales hat heute in Begleitung seines Sobnes, des Prinzen Georg, des Herzogs von Edinburg und vieler hervor- ragender Persönlichkeiten der Wissenschast und der Baukunst, darunter Eiffel, sowie verschiedener Delegirten von sran- zösishen und deutschen Eisenbahnen die kolossale eiserne Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth inSchott- land feierli eröffnet. Ein Königlicher Zug mit zahl- reihen Gästen fuhr über die Brücke. (Vergl. das Programm für die Eröffnung in der Ersten Beilage der gestrigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ unter „Mannigfaltiges“ aus London.)

Im Oberhause erklärte der Premier-Minister Lord Salisbury heute: der Bericht der Parnellkommis- sion werde dem Oberhause vorgelegt werden, sobald das Unterhaus darüber entschieden habe. Die Behandlung des- selben im Oberhause werde von - derjenigen im Unterhause niht wesentlih verschieden sein.

Jm Unterhause erwiderte der erste Lord des Schaßes Smith auf eine bezüglihe Anfrage: die Antwort der englischen Regierung auf die Einladung Deutsch- lands zur Arbeiterkonferenz werde vorgelegt werden, sobald sie der deutschen Regierung zugegangen sei; bis dahin seien Mittheilungen darüber unthunlich.

Frankreih. Paris, 4. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer erklärte heute die Wahlen der bou- langistishen Deputirten Revest, Mery und Goussot sowie die des Abg. Schneider - Autun für gültig. Der Abg. Pontois interpellirte in Betreff der Ernennung des Senators Mazeau zum ersten Präsidenten des Kassa- tionshofes. Nach der Beantwortung der Jnterpellation durch den Justiz-Minister Tevenet erklärte Pontois, daß er selbst die Verdienste Mazeau's anerkenne. Die Kammer genehmigte sodann mit 320 gegen 86 Stimmen die einfache Tagesordnung. y # s

Wie es heißt wird die Debatte über die Jnterpellation in Betreff der Theilnahme Frankreihs an der Berliner Konferenz auf die gesammte äußere Politik des Kabinets ausgedehnt werden. :

Die Untersuhungs-Kommission ee die Pensionirung des Generals Hubert Castex beschlossen.

Jtalien. Rom, 4. März. (W. T. B.) Das Grün- buch über Aethiopien ist nunmehr an die Mitglieder der Deputirtenkammer vertheill_ worden. Es umfaßt den

eitraum vom 15. Januar 1857 bis 9. September 1859, ie Dokumente beginnen mit den ersten Versuchen Cavours, durch Missionare Beziehungen mit Abessinien anzuknüpfen, und reihen bis zum Abschluß des Vertrages mit Menelik vom 2. Mai 1889. Leßterer be- steht aus 20 Artikeln. Artikel 13 enthält die genaue Be- zeihnung der Grenzen der gegenwärtigen italienishen Be- sißungen. Artikel 17 lautet: Der König von Aethiopien willigt ein, sihch in allen Verhandlungen mit anderen Mächten oder Regierungen der Vermittelung der Regierung des Königs von Jtalien zu bedienen.

Belgien. Brüssel, 4. März. (Hamb. Corr.) Jn der unter dem Vorsiß des Hrn. Lambermont tagenden Kom- mission der Antisklaverei: Konferenz, welhe die Unterdrückung des Negerhandels in den Einfuhr- ländern vorberäth, erklärte der türkisheBevollmächtigte, daß die Türkei ihr Recht hinsihtlich der Haus sklaverei, wie solche jezl und seit Jahrhunderten in ihren Gebieten bestebe, aufrehthalte. Die gegenwärtig in der Türkei dienenden \{hwarzen Sklaven müßten das Eigenthum ihrer Herren bleiben, aber die türkishe Regierung sei bereit, die fernere Einfuhr s{warzer Sklaven in ihr Gebiet zu verhindern, wie deren Verkauf niht mehr zu dulden.

Bulgarien. Sofia, 4. März. (W. T. B.) Vulko- witsch ist nach einer Audienz bei dem Prinzen Ferdinand nah Konstantinopel zurücgereist. Derselbe erhielt, wie die „Agence Balcanique“ erfährt, detaillirte Fnstruktionen, auf die Anerkennung d:s Prinzen hinzuwirken.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 1. März. (A. C.) Es verlautet, daß die neue Tarif- vorlage nur unerhebliche Zollermäßigungen ent- halte, während andererseits zahlreihe Zölle erhöht würden. Die Freiliste werde nicht sehr verändert werden, aber der Tabazoll soll in Wegfall kommen, und wahrschcinlich werde auch der e um 30 Prozent e1mößigt.

Der Vize-Präsident der Vereinigten Staaten Morton besuchte Charleston und fand bei den Bürgern einen überaus freundlihen Empfang. L

San Salvador. Eine in New: York eingegangene Depesche meldet: Der Kongreß von San Salvador habe ein Dekret erlassen, demzufolge während der Dauer eines Jahres vom 26. April ab ein Ausfuhrzoll auf Kaffee im Betrage von einem Dollar per Centner erhoben werden soll. Das Erträgniß dieser Steuer soll zum Wiederaufbau des vor geraumer Zeit abgebrannten National-Palastes verwendet werden.

Parlamentarische Nachrithten.

Jn der heutigen (21.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten gab vor der Tagesordnung der Abg. Bachem eine Erklärung in Bezug auf die gestern vor der Tagesord- nung von dem Abg. von Eynern gemachten Ausführungen ab.

Auf der Tagesordnung stand an erster Stelle: die erste Berathung des Antrages der Abgg. Zelle und Dr. Langerhans auf Annahme eines Geseßentwurfs, betreffend de Ergänzung der Städteordnung für die sechs östlihen Provinzen der preußishen Monarchie vom 30. Mai 1853. :

Abg. Zelle begründete den Antrag und befürwortete die Ueberweisung desselben an die um 7 Mitglieder verstärkte Gemeindekommission zur Vorberathung.

Abg. Graf Clairon d’'Haussonville hielt die vor- geshlagene Aenderung der Städteordnung niht für noth- wendig. :

Abg. Dr. Krause erklärte sich für eine kommissarische Berathung.

Abg. von Oerten (UTEDeO) bemerkte, daß das Be- bürfniß der Neueintheilung von Wahlbezirken in den Städten vielfah vorhanden sei, die Auflösung der ganzen Stadtver- ordnetenversammlung biete dazu allerdings eine Möglichkeit; es sei dies aber do ein zu starkes Mittel ; die Freikonser- vativen seien deshalb für den e

Nach einem Schlußwort des Abg. Dr. Langerhans wurde der Antrag an die um 7 Mitglieder verstärkte Ge- meindekommission überwiesen.

Es folgte die erste Berathung des Antrages des Abg. Conrad (Pleß) auf Annahme cines Gesezentwurfs, betreffend den Schuß der Landwirthschaft gegen Wildschaden.

Der Abg. Conrad wies darauf hin, daß der Antrag {hon mehrmals das Haus beschäfltigi habe, immer aber auf unüberwindliche Hindernisse gestoßen sei. Die kleineren Land- wirthe brauchten dringend Schuß gegen den Wildschaden. Die s{lechte Regelung der Wildschadenfragen rufe viel Unzufrieden- h:it hervor. Der Antrag verdiene mit Wohlwollen behandelt zu werden. : j

Abg. Brandenburg erklärte sich mit dem Grund- gedankea, aber nicht mit allen Einzelbestimmungen des Antrags einverstanden. : :

Abg. Dr. Reichensperger sprah seine Verwunderung darüber aus, daß die Ministerbank bei der Verhandlung dieses Gegenstandes leer sei. L

Der Präsident von Köller machte Mittheilung von einem ihm persönlich soeben zugehenden Schreiben, in welchem der Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen feine Abwesenheit mit Unwohlsein entshuldigt.

Abg. Dr. Reichensperger (fortfahrend): Gerade der in sozialer Beziehung wichtigste Stand, dec Bauernstand, werde durch den Wildschaden benachtheiligt. Wie groß der Wildschaden sei, lasse s{ch Mangels einer Statistik darüber nicht feststellen. Die Gründe gegen das Wildschadengeseb seien pseudo-juristisher Art. Die Staatsregierung halte ja auch in Hannover und Sl U den Wildschadenersaß aufrecht. Die kleinen Grundbesißer müßten gegen einen Schaden ge- {ütt werden, dessen sie sih nicht erwehren könnten. i

Abg. Papendiek sprah das Einverständniß der Frei- sinnigen mit der Tendenz des Antrags aus, wollte aber nicht den Jagdpächter oder Jagdberechtigten, sondern den Wald- besißer zum Schadenersay verpflichten. Es würde sich empfehlen, die Waldbesizer einer ganzen Provinz zu vereinigen, um die V gemeinsam ju tragen.

Abg. Schröder erklärte fh für den Antrag.

Abg. Freiherr von Wadckerbarth-Linderode hielt ebenfalls das Verlangen nah Wildschadenersaß für berechtigt und wünschte die Loe des Antrags in einer kleinen Kommission von nur 14 Mitgli

iedern.

Die Abgg. Frandcke und von Nathusius waren mit dem Antrage gleichfalls einverstanden. Der Antrag wurde einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.

Es folgte der erste Bericht der Wahlprüfungs- kommission über die Wahl der Abgg. Schlabiß, von Schenckendorff und Burghardt für den 8. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Liegniß.

Nath kurzer Diskussion wurde die Wahl der drei Abgeord- neten dem Antrag der Kommission gemäß für gültig erklärt.

Es folgten als leßter Gegenstand der Tagesordnung: Mündlihe Berichte der Unterrihtskommission über Petitionen.

Ueber die Petitionen der jüdishen Gemeinde in Segeberg um Bewilligung einer Beihülfe aus Staats- fonds zur Besoldung ihres Religionslehrers ging das Haus nach dem Vorschlage der Kommission zur Tages: ordnung über.

Den gleichen Beschluß faßte das Haus bezüglich der Petition des Gemeindevorstehers Klot h in Brünken wzgen Benußung unzulängliher und ungesunder Lokale bei dem Unterricht der Konfirmanden.

Schluß gegen 2 Uhr.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Milte,

Die XI. Kommission des Hauses der Abgeord- neten zur Vorberathung des Geseßentwurfs, betreffend die Unterhaltung der nicht schiffbaren Flüsse in der Provinz Schlesien, hat sich konstituirt und zum Vor- sigenden den Abg. Grafen Clairon d'Haussonville, zum Stellvertreter des Vorsißenden den Abg. vonSchal scha, zu Schriftführern die. Abgg. Dr. Avenarius, Graf Stra ch- wiß und Eberty gewählt.

Die XII. Kommission des Hauses der Abgeord- neten zur Vorberathung des Geseßentwurfs, betreffend die Kirhengemeindeordnung für die A A lutherishen Kirhengemeinden Bornheim Oberrad, Niederrad, Bonames, Niederursel und Hausen, hat sih konstituirt und den Abg. Dr. von C uny zum Vorsißenden, den Abg. von Bodenhausen zu dessen Stellvertreter, und die Abgg. Freiherr von Plettenberg-Mehrum und Weyerbusch zu Schriftführern gewählt.

__— Dem Hause der Abgeordneten ist der Nechen- shaftsberiht über die Verwendung der flüssig ge- machten Bestände der im §. 94 der Hinterlegung s8- ordnung vom 14. März 1879 bezeichneten Fonds und der im §8. 95 Abs. 3 daselbst erwähnten Gelder für das Jahr 1889 zugegangen.

Ergebnisse der Stichwahlen.

Jndem wir uns vorbehalten, nah Abschluß der Stich- wahlen eine vollständige Zusammenstellung der in den Haupt- wie in den Stihwahlen gewählten Abgeordneten zu bringen, theilen wir heute noch folgende von „W. T. B.“ gemeldete Stichwahl: Resultate mit :

Stettin Wahlkreis 3. Randow, Greifenhagen. von der Osten- Blumberg (konf ) gewählt gegen Körsten (Soz ).

__ Breélau. Wahlkreis 1. Guhrau, Steinau, Wohlau. (Berich- tigung). Bei jeßt festgestellter Zählung stellt sid heraus, daß nicht Leder (dfr\.) gewählt ist, sondern Graf Karmer (kons.).

Reg.-Vez, Liegniß. 4. Bunzlau-Lüben. Schmieder (dfr\.)

Kassel. Wahlkreis 8, Hanau. Dr. Schier (kons.).

Reg.-Bez. Merseburg. 7. Querfurt. Panse (dfrs.).

Reg.-Bez. Erfurt. 4. Erfurt. Lucius (Reic8p.).

S(hleêwig-Holstein. 10. Lauenburg. Berling (dfr\.).

Reg.-Bez. Hannover. 16, Lüneburg. v. Wangenheim (Welfe). __ Reg.-Bez. Kassel. 4, Eschwege. Wilisch (dfrs.), 6. Hers- feld, Frhr. v. Schleiniß (konf.).

Oberfranken. 3. Forchheim. Pezold (Centr.).

Baden. Wahlkreis 1. Konstanz. Hug (Centr.) gewählt gegen Noppel (natl ).

Hessen. 9. Mainz. Joeft (Soz).

__ Mecklenbucg - Schwerin. 6. Güstrow. Graf Shwlieffen- Schlieffenberg (kons.). :

Braunschweig. 2. Helmstedt. Schradec (dfrs\.).

Swar; burg:-Rudolstadt. Knörke (dfrs.).

Waldeck. Waldeck. Dr. Boetticher (natl.).

„__ Bis jet liegen die Ergebnisse von 134 Stihwahlen vor. n diesen sind gewählt worden 20 Konservative, 5 Reichs- partei, 21 Nationalliberale, 14 Centrum, 44 Freisinnige, 15 Sozialdemokraten, 6 Volkspartei, 7 Welfen, 2 Polen

Hnsgesammt liegen die Resultate von 384 Wahlen vor: Jn diesen sind gewählt: 76 Konservative, 21 Reichspartei, 38 Nationalliberale, 104 Centrum, 66 Freisinnige, 35 Sozial- 10 Gliata 8 Volkspartei, 9 Welfen, 1 Däne, 16 Polen,

ässer.

Zeitungsftimmen.

Jn der „Kölnischen Zeitung“ Pen wir:

„Kaum ein deutsches Blatt könnte mit wärmerem Ausdruck von unserem Kaiser sprechen, als es im „New-York Herald* geschieht, fowohl in einem Berit aus Berlin als auch in den Ausführungen, welche die Leitung des Blattes demselben R

» «Europa, so sagt der Berichterstatter des „New York Herald“,

wird Zeit gebrauchen, um die ganze Bedeutung dieses jungen Pere:

\{ers zu erkennen. Er scheint nicht nur seinen großen Ahnhberrn Friedri 11. sich zum Vorbild genommen, sondern auch von allen seinen Vorgängern aus seinem berühmten Hause die nahahmungs- würdigsten Eigenschaften sih angeeignet zu haben, die ftahlharte Thatkraft und peinlihe Pflichterfüllung Friedrih's des Großen, die Leutseligkeit und hoheitsvolle Würde seines Großvaters, die Menscben- freundlihkeit und Güte seines Vaters . . . Im Kriege will der Kaiser seine Männer führen wie Friedrich II., im Frieden wünscht er den Traum Heinrih's IV. zu verwirklihen zwar niht das Huhn im Topfe, denn das wäre zu s{chwierig bier zu erlangen —, aber weniger Arbeits- ftundenwill er den armenSklaven der Maschinen und des Ackers verschaffen und ein paar Pfennige zu ihrem Tagelohn. Wenn ihm das gelingt, so hat er den größten Sieg im Frieden errungen, den je ein Herrscher davongetragen hat.“

An diesen Brief {ließt der „New-York Herald® eine bemerkens- werthe Gegenüberstellung Friedrih's des Großen und unseres Kaisers. Im gleichen Alter wie sein Ahnherr habe er den Thron bestiegen, zwar nicht nach einer gleiwen Sturm- und Drangzeit, aber nah charakter- bildenden Erlebnissen, wie sie bedeutungsvoller die deutshe Ge- schichte niht aufzuweisen hat. „Er sah Deutschland eine Nation werden und trägt jeßt die \{chwerste Pfliht, die ein Kaiser seit Karl dem Großen gehabt hat, es auch als Nation zu erhalten.“ Dann stellt das Blatt in Gegensay die Kriege, welhe Friedri der Große na seiner Thronbesteigung führte, und das auf den Frieden gerihtete Streben des mächtigsten Kriegsherrn der Welt, dem man früher immer die Begierde nah S({lachtenruhm zuschrieb. „Die Vaterlandsliebe der Deutschen*, so {ließt der Artikel, „ist zweifellos, aber Wilhelm II. ruft auch ihr Gefühl auf, und dieser Ruf wird tief in die Herzen dringen. Er will herrshen nit allein von Gottes Gnaden, sondern auch mit der Liebe und treuen Verehrung des deutshen Volkes. *

_gn der „Nationalliberalen Correspondenz“ heißt es bezüglih der Stihwahl-Resultate:

„Die deutschfreisinnige Partei hat sih bei den Stihwahlen über- aus doppelzüngig und unredlih benommen. Mitglieder der Kartelil- parteien, inébesondere Nationalliberale, sind gegen die Sozial- demokraten fast ausnahmêlos unterlegen, wo Deutschfreisinnige die Entscheidung hatten; im umgekehrten Falle wurden die Deutscfrei- sinnigen mit Kartellhüife herausgehauen, Hr. Hänel hatte sh zum Verfechter des Zusammenhaltens gegen die Sozialdemokraten ge-

* macht. Ec selbst ist in Folge dessen in Kiel durch Kartellhülfe ge-

wählt, nebenan, in Pinneberg, ist der nationalliberale Dr. Peters von den Deutscfreisinnigen den Soziakdemokraten preisgegeben worden. Wir sind_ überzeugt, daß Hr. Hänel als ehrliher Mann gehandelt und das Seinige gethan hat, um seinen Standpunkt bei seinen Partei- g‘ nossen zur Geltung zu bringen. Allein es hat si bei dieser Ge- legenheit wieder gezeigt, daß Hrn. Hänel’s Wort nit einmal in Schles- wig-Holstein tei seinen Parteigenossen etwas vermag. Und ebenso ift es an zahlreihen anderen Orten gegangen. Wenn überhaupt die Deutsch» freisinnigen bei den Stihwahblen noch gute Beschäfte gemacht haben, so verdanken sie es einerseits der ihnen überall und ausnahmslos zu Theil gewordenen fozialdemokratishen Unterstüßung, andererseits dem uneigennüßigen und überall mit Undank belohnten Beistand der Kartellparteien. Die Deutschfreisinnigen haben, wo fie in der Stich- wahl mit Sozialdemokraten auf Kartellhülfe rechneten, fast überall gesiegt, so in den drei Berliner Wahlkreisen, in Stettin, in Er- langen, in Breslau-West, Rostock, Lennep. Die Nationalliberalen sind, wo sie gegen die Sozialdemokcaten der deutschfreisinnigen Hülfe bedurften, unterlegen, so in Lüb-ck, Bremen, Halle, Frankfurt a. M,, Mannheim, Braunschweig. An leßterem Ort ist kaum eine einzige deutshfreisinnige Stimme für den nationalliberalen Kandidaten abge- geben worden. Die Deutschfreisinaigen haben es auf dem Gewissen, E die drei Hansefiädte mit ihren großen Sechandelsinteressen jeßt vollständig dur gewerb8mäßige fozialdemokratishe Agitatoren vertreten sind. Sehr bezeihuend sind auch die Vorgänge in Breslau. Jn Berlin sind die drei von den Sozialdemokraten bedrängten deutsh- freisinnigen Wahlkreise dur die thätige Beihülfe oder zun mindesten dur strenge Wahlenthaltung der Kartellparteien gerettet roorden. Insbesondere i Hr Virchow dur fehr ansehnliche Unter- stüßung aus den: Kartelllager gerettet worden, und wir hoffen, er wird dieses Ursprungs feines Manda!s fortan eingedenk sein. Für ihn sind Tausende von Stimmen gemäßigter Männer der Kartell- parteien und zablreiher Beamten abgegeben worden. Gleichwohl machen jeßt die Berliner Fortschrittéblätter aus diesen Wahlen einen Triumph ihrer Partei, anstatt sih bei den Kartellparteien für die überaus loyale und selbstentsagende Haltung zu bedanken, die jene bei den Stichwahlen eingenommen haben. *

Bezüglich der Ergebnisse der Stichwahlen in Breslau

lesen wir im „Deutschen Tageblatt“:

„In Breslau und ebenso in Pinneberg ist man, wie die „Nat. tg." mit Recht bemerkt, über den Werth der deutshfreisinnigen ülfe gegen die Sozialdemokraten belehrt word:n. Bei dem VBres-

lauer Kompromiß galt es allgemein, auch in der hiesigen, deshalb unzufriedenen fortschrittliGen Presse als sicher, daß die Aussichten für den Kartell-Kandidaten von Seydewiß (Oltbezirk) ungleih besser waren, als die für den freisinnigen Vollrath im Wahlbezirk, der bisher sozialdemokratiich vertreten war. Im Oftbezirk aber hat der Sozialdemokrat den bisherigen Kartell-Abgeordneten verdrängt, im Westbezirk dagegen der freisinnige Kandidat den Sozialdemokraten! Der Zusammenhang ist klar: Die Karitell- wähler haben, getreu dem geshlossenen Abkommen bis auf den leßten Mann für den deutscfreisinnigen Kandidaten votirt, die Deutsch-Frei- sinnigen aber haben großentheils ni@t der lokalen Parteileitung, sondern den Herren Richter und Genossen gehort! Analog ist es in Schleswig- Holstein gegangen: în Kiel ist Hr. Hänel mit Kartellhülfe gewählt, in Pinneberg aber ift der nationalli erale Peters unterlegen mit deutschfreisinniger Hülfe. Diese Vorgänge „sind bezeichnend dafür, wie in der deutschfreisinnigen Partei die radikalen Glemente vollständig ominiren a

__ Die „Sozial - Correspondenz“ schreibt über die internationale Arbeitershußsrage:

„Die Frage des internationalen Arbeitershußes, die seit Jahr- zehnten in Büchern, Zeitungen, diplomatiswen Schriftstücken und Ar- beiterverjammlungen besprohen worden ist, ohne recht vorwärts zu kommen, rüdt dur das thatkräftige Vorgehen des Deutschen Kaisers plöplih in den Vordergrund des öffentlihen Interesses. Man ar- beitet in Berlin mit zielbewußter Rashheit und Entschlossenheit. Das Einladungsschreiben und Programm zu einer „Konferenz Behufs Regelung der Arbeit in industriellen Anlagen und Bergwerken“ ist in vorsihtiger Weise zunächst in Fragenform abgefaßt und beschäftigt sih nur mit der Regelung der Arbeit in Bergwerken, mit der Sonntagsarbeit, der Kinderarbeit, der Arbeit jugendlicher Perfonen, der Arbeit weiblicher Personen und endlih mit der Ausführung der vereinbarten Bestimmungen. Die \{chwierige Frage des Normal- arbeitstages für Grwachsene, die sowohl in England wie auch in Frank- rei auf Widerspruch zu stoßen scheint, ist fallen gelassen und nur die Be- \hränkung der „Schichtdauer für Bergwerke, in denen die Arbeit mit besonderen Gefahren für die Gesundheit verbunden ist“, wird angeregt.

Die meisten von der Deutschen Reichsregierung aufgestellten Fragen Töonnen ohne große Schwierigkeiten von der Mehrzahl der Staaten \chon jeßt in einem den Arbeitern günstigen Sinne entschieden werden. Damit ist die Bahn für eine internationale Reform der Arbeiter- geseßgebung geöffnet und diejenigen Staaten, welche zustimmen, können auch noch auf vielen anderen Gebieten nüßlihe Vereinbarungen ver- abreden. Das Wichtigste an der Sache ist, daß man auf diesem Wege dem Weltfrieden überhaupt vorarbeitet und daß Deutschland als einer der mächtigsten und bestgerüsteten Staaten die moralische Verpflichtung für das wichtigste Friedenswerk, die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen, übernimmt.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Die überseeishe Auswanderung

aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat Januar 1890 2765 Personen; von diesen kamen aus der Provinz Posen 505, Pommern 339, West- preußen 265, Bayern rechts des Rheins 189, Brandenburg mit Berlin 158, Württemberg 138, Rheinland 110, Hannover 101, Königreich Sawhsen 93, Hamburg 93, Baden 86, Sthleswig-Holstein 84, Hessen- Nassau 76, Ostpreußen 71 u. |. w. Im gleihen Zeitraum der Vor- jahre wanderten aus: 1889: 2615; 1888; 2561; 1887: 2655; 1886: 1972; 1885: 2461.

Das vom Kaiserlihen Statistishen Amt soeben ausgegebene Januarheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält folgende Mittheilungen: 1) Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1889 und im Januar 1890; 2) deutsche Aus- wanderung nach Üübersecishen Ländern im Jahre 1889 und im Januar 1890; 3) Taback- Anbau und Besteuerung im Erntejahre 1888/89; 4) Großhandelspreise wihtiger Waaren im Januar 1890; 5) Zuckerbesteuerung August 1889 bis Januar 1890.

Land- und Forstwirthschaft.

Schleswig-Holsteinishe Molkerei-Ausstellung in Kiel.

Die Vorarbeiten für die vom 20. bis 23, März stattfindende provinzielle Molkerei- Ausstellung sind, wie wir dem „Landw. Wohhenbl. für Schleswig-Holftein“ entnehmen, im vellsten Gange. Das Aus- stellungs- Verzeichniß, welhes den Besuchern der Ausstellung gleich- zeitig mit den Urtheilen der Preisrichter behändigt werden wird, weist eine stattliche Anzahl von Molkerei-Erzeugnissen auf, unter denen selbstverständlih die Butter für den englis&en Markt der Anzahl ter Gebinde nach den Vorrang behauptet. Aber auch die Käseausstellung verspriht cine recht reichhaltige zu werden; namentlich fann schon jeßt darauf hi:gewicsen werden, daß Nachahmungen fremder Käsesorten (fette Holländer Käse) zum ersten Male auf einer \{leswig-holfteinischen Molkerei-Ausftellung in reihlicher Menze vertreten scin werden. An des Wettbewerben für Butter nehmen viec Meiereizerbä:de mit ihren Kollektionen Theil und ebenso liegen zahlreihe Betheiligungen an den Wettbewerben für Käse vor. Zieht man noch die übrigen vorgesehenen Wettbewerbe in Betracht, deren Zustandekommen gesichert ist, so bietet si ein erfreus lihes Bild eines regen Wetteifers auf milchwith\chaftlihem Gebiete. An Eeldsummen zur Stiftung von Chrenpreisen für die Wettbewerbe stehen bislang zur Verfügung 500 vom Landwirtbschaftlidben Generalverein, 300 4 vom Deutschen milh- wirthschaftlihen Verein und 500 Æ von der Stadt Kiel, Von dem Swleëwig-Holsteinishen milchwirthschaftlichen Verein, dessen Hauptversammlung am 8. März stattfindet, wird ebenfalls not eine Zuwendung in der Höbe von 200 # zur Beschaffung vo1 Ehren- preisen erwartet. Die Halle für Geräthe und Maschinen, welche in dem großen Garten des Auëstellungsgebäudes erribtct wird, ift bereits im Bau begriffen. Mehrere Molkereien im Betriebe, die mannig- fachften Geräthe und Maschinen und wahr'ch{einlich auch der neueste \{wedische Butter-Ertractor werden den Besuchern vorzeführt werden tônnen,

Land- und forstwirthschaftliche Ausstellung u {n Wien 1890.

L In den Falbkceisen des In- und Auslandes zeigt H lebhaftes Intere)]e an dem während dieser Ausstellung zu veranftaltenden land- wirtbschaftliden Kongresse. Einen fehr erbeblihen Anziehung8punkt dürften die im Ans{bluß an diesen Kongreß geplanten &xkursion-n bilden. Der Obmanz dieses Exkursioas-Comité3, Professor Shwack- höôfer, ffizzicte in der leßten General-Comitésitzung das interessante Programm diefer belehrenden Ausflüge. Vorlaufig sind folgende ge- meinschaftlihe Ausflüge geplant: 1) Nach Lundenburz - Eisgrub, Brünn und Umgegend (3 Tage), 2) Wischau-Napagedl, 3) Wittingau, 4) Teschen, 5) Vöslau, 6) eine achttägige Rundfahrt dur cinen Theil von Mustecgütern Ungarns, deren nähere Routenbestimmung Sections-Rath von Egan übernommen hat. Ferner zwei forstliche Excurfionen, wahrscheinlich ins Salzkammergut und auf den Karst. Außerdem sollen im Anschlusse an die teiiporären Nusstellungen Excuzsionen veranstaltet werden (z. B, in die Obstbaugegenden 2c.) Diese Erzursionen finden statt, wenn sh wenigstens 30 Theilnehmer melden; dagegen follen nit mehr als 100 Theilnehmer die ol einer Gruppe übersteigen. Von sehr vielen Büterbeßtzern liegen Ein- ladungen zum Vesucbe ihrer Güter vor, und dürften die Theilnehmer an diesen Excursionen sih niht nur der freundlichsten Aufnahme versichert balten, sondern auch wirklih höchst sehenswerthe Objekte landwirtbschaftlihen Betriebes keanen lernen, die ein Bild des regen Fortschriits bieten, der auf landwirths{aftlihem Gebiet in Desterreih- Ungarn zu verzeihnen ist. Die landwirthschaftlihe Maschinen- abtheilung wurde so reih aus dem In- und Auslande beshickt, daß cine sehr erheblihe Restringirung der Anmeldunçen Play greifen mußte, um den neuesten Fortschritten dieser Technik Rechnung tragen zu können. Landwirthe, welhe ihrea Bedarf an neuen Maschinen dermalen zu decken beabsichtigen, ift der Besuh dieser Ausstellung bestens empfohlen, um sfih über die Neuheiten zu ortentiren. Eine Verzögerung im Einkauf diefer Maschinen bis zum Besuch der Aus- stellung wâre demnach anzurathen, um das Neuc‘te und Vollkommenste in landwirthschaftlihen Maschinen zu erhalten

Theater und Musik.

Dreifaltigkeits- Kirche.

Das erste Concert der vereinigten Chôre dieser Kirche fand gestern unter Leitung des Hrn. R. Böttcher statt. Die Aus- führung der geistliben Gesänge von O. Nikolai, Lotti, Bach, Alb. Beckerund Vierling kann als eine durchweg gelungene bezeihnet werden, und verdient der energishe und ecinsfihtsvolle Dirigent ganz besondere Anerk:nnung. Aub die Solovorträge des Frl. M. Krause (Sopran), sowie des Hrn. Shmalfeld (Baß) und des Hrn. Dechert (Cello) trugen zum Gelingen des Concerts wesentlich bei. Das Publikum war leider nicht sehr zahlrei ershienen, was wohl in den gleichzeitig stattgehabten Concerten seinen Grund haben mag.

Sing-Akademie.

Die Sängerin Fr. Scchenke-Lohöfener veranstaltete gestern ein Concert, in welchem fie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum ershien Sie besitt eine sehr klangvolle, umfangreiche Alt- stimme und erfreulihe Begabung für ausdrucksvolle Vortragsweise. Leider wird die letztere nur zu sehr becinträchtigt dur ein unaus- geseztes Schwanken der Intonation, das meistens in zu hohem Ein- seßen fühlbar wird. Das gut gewählte Programm enthielt Gesänge von Bru, Franz, Schubert, Brahms, Leßmann und Anderen; ihre Ausführung wurde von dem Publikum mit freundliher Theilnahme aufgenommen. Die bereits hier mit Beifall Eten junge Violinistin Frl. Rosa Schindler, welhe für ihre verhinderte Kollegin Frl. Morgan eingetreten war, spielte eine Sonate von Tartini und zwei Salonstücke vcn Moszkowsky und Wieniawsky, und erntete durch ihr gut ge\chultes und feinschattirendes Spiel reiche Beifallsbezeugungen. Die Klavierbegleitung befand sich in den sicheren Händen des Hrn. O. Bake.

Philharmonie.

Das leßte (10.) Philharmonishe Concert der dritten Saison 1889/90 hatte am Montag noch einmal die ganze große und vornehme Gemeinde der Abonnenten im Saale der Philharmonie ver- einigt. Die solistishe Mitwirkung des unermüdlihen, um das edle künstlerische Unternehmen hoverdienten Leiters, Hrn. Dr. Hans von Bülow, hatte aber noch ferner so viele Musikfreunde und -Beflissene angelockt, daß lange vor Beginn sogar die Estrade und alle Räume bis in den leßten Winkel gefüllt waren und der frühzeitige Kassen- {luß noch viele Andere zur Un.kehr nöthigte. Der Abend gehörte aber mit dem, was er dem Programm und der Ausführung nah bot, auch zu den interessantesten und genußreihsten der ganzen Serie. Den Anfang matte die selten -gehörte Ouverture zu Shakespeare's „König Lear“ von H Berlioz. Es ift ein Jugendwerk des französischen Kom- ponisten, welches, auf der Quartettform aufgebaut, noch wenig von der ihm später oft zum Vorwurf gemachten Neigung zum Lärmmahher zeigt; im Gegentheil möchte man den mit einem auffällta an die italienische Oper Os gesangreihen Motiv verbundenen pathetishen Themen einen energischeren Ausdruck wünschen, wie ibn der Wahnsinn und die Verzweiflung des greisen Helden der nordischen Dichtung zu fordern scheint. Jedenfalls konnte der früher ebenso vernahlässigte und verkannte, wie jeßt fast übershäßte eigenartige Tondichter für sein Werk keine sorg-

samere Interpretation finden, als sie ihm vorgestern Abend durch das Philharmonit{che Orchester unter Hrn. von Bülow's. Leitung zu Theil