1890 / 74 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ führt aus:

„Troy des Schmerzes, von dem jeder wahrbaft deutshe Patriot Angesichts des gänzlihen Rüktritts des Fürsten Bismarck voa feinen Aemtern durchdrungen wird, muß es uns mit einem Gefühl stolzer Genugthuung erfüllen, wenn wir die. hier und da allerdings wider- willige, Anerkennung sehen, welche niht nur Europa, sondern die ganze civilißirte Welt tem scheidenden deutschen Kanzler zollt, wenn wir die tiefgebende Erregung beobackten, welche sch anläßlich dieses Er- eignifses allerorten Tundgiebt. Der Name Bismarck's bat seit nun beinabe 25 Jahren die ganze Erde mit einer mit ahtungsvoller Steu gepaarten Bewunderung erfüllt , die jet zu einem Auédruck kommt, wie er überivältigender kaum je zu Tage getreten ist. Sehen dow selbst diejenigen, welche der Fürst als Lleitender Staats- man Preußens und später Deutschlands am empfindlichsten in ihren nationalen Interessen getroffen hat, und die demgemäß nie ein Hehl aus ihrem Haß gegen ihren gcfährlihsten Feind gemacht hatten, mit Bangen denselben Mann den Schauplatz ¡einer Thätigkeit verlassen, weil sie ihm nit das Zugeständniß vor- enthalten fönnen, daß er nicht nur ein Mehrer und Förderer des Deutschen Reichs, sondern zugleih der mächtigte und erfoigreiäste Vorkâmpfer des curopäischen Friedens, des höchsten Gutes aller Nationen, gewesen ist. Es bleibt gleidgültig, welhe Beweggründe dicsem Streben des Kanzlers unters{oben werden; es zeigt eben nur von be- mitleidenäwecrther Befangenbeit des Urtheils, von einer bedanerns8- werthen Kleinlihkeit des eigenen Ideenkreiscs, wenn man in Paris als treibendes Moment die Uebersäitigung des Fürsten an Ruhm und Ebren bezeihnet. Wir Deutshe wiffen - es ESoit sei Dank besser. Niemals hat Fürit Bismarck an seine cicene Person gedacht, wenn das Wobl Deutschlands in Frage stand, und mit Freuden bôtte er den eigenen Ruhm aufs Spiel gefeßt, wenn es seine Pflicht gegen den Monarchen und das Vaterland erheisckt ätte. Nicht weil sein Bedürfniß nah Ruhm und Ehrea gefättigt, über- sättigt war, sondern weil Dentse@land, rah Erlangung der durch Jahrhunderte erstrebten Einigung und im Vollbesiß der Mactitellung, welche feine beste Bürgschaft für die Zukuntit ift, jedes friegerische Gelüst begraben hat und in der Erhaltung des Friedens seine dringendfie und \chôönste Aufgabe sicht. Am Abend | eines thatenceichen Lebens fann Fürst Bismarc si der wohlverdienten Rube mit dem fiolzen Frobgefühl widmen, daß ein gütiges Geschick ibm gestattete, das bewunderungéwürdige Werk zu glückli®em Ende zu führen, das er sich zur Aufgabe seines Dafeins gesellt : die Wieder- herstellung eincs angesehenen mättigen Deutschen Reichs unter preu- ischer Führung! ..._ A

Das der eiserne Kanzler am S&lufse seiner Laufbahn von seinen größten Feindea als der berufenste Hüter des Friedens gefeiert wird, ist sier eines der \chöônsten Blätter in Lem Lorbee!kranze wel@er sh um scine Stira fli6t. Wir Deutschen können Fürst Biamarck in dieser Beziehung obne Besoreniß scheiden seben. Dank feiner treuen Dienste bat Deutséland erreiht, was ibm einst nur traumbaft vorgeschwebt ; es ift bereit und befähigt, zu vertheidigen, was es besikt; aber 8 geiüsict ihm nit nach kriegerischen Abenteuern Im Volk findet eitler Chauvinismus keinen Raum, und an seiner Spite stcht ein Monar, welcher in der kurzen Zeit seiner Regierung \chon bewiesen hat, daß er idealeren Zielen zustrebt, als nach Waffenrubm und fkriegerishen Lorbeern. Ein Soldat im edelsten Sinne des Wortes, wird cr das Vaterland zu vertheidigen wissen, wenn es bedroht werden sollte, aber seine hö&ste Aufgabe wird er stets in der Erhalti:ng des Friedens suchen, des äußeren Friedens, dessen er bedarf, um sich ganz dem muthig und entsch{lofsen übernommenen Werke widmen zu fönnen, seinem Volke au den inzeren Frieden zu geben.“

Jn den „Hamburger Nachrichten“ lesen wir speziell mit Bezug auf die beiden Allerhöchsten Handschreiben an den scheidenden Kanzler : E j

„Befreiend und tröstend wird ibr Ton wie ihr Inhalt auf das Gemüth des deutshen Volks gewirkt und die krampfartig \chmerz- hafte Beklemmung milde gelöst haben, welhe es während der bangen

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Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 69, Vorftellung. Zum 1. Male: Das Käthchen von Heilbronn. Romantische Oper in 4 Akten von Carl Rheinthaler. Text frei nach H. von Kleist's gleihnamigem Schauspiel von H. Bult-

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Wicert. Dienstag: Begehren : Ballet in Taglioni.

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10 Montag: Dienstag:

Der Jongieur.

von A. Conradi

Anfang 7# Uhr.

nathan.

baupt. In Scene aeseßt vom Oberregisseur Teglaff. lhr. Dirigent: Kapellmeister Kahl. == Schauspielhaus. spiel in 5 Aufzügen von L. Günther. geseßt von QDireïtor Dr. Otto Devrient.

Opernhaus. Weiber vou Windsor. mis phantastisde Oper in 3 Akten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosenthal, nah Shakespeare s gleichnamigem Lustipiele.

Schauspielkaus. 73. E Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Au Anfang 7 Uhr. Opernhaus. Borst Flick und Flock. Komisches Zauber- 3 Akten und 6 Vildern Musik von P. Hertel. Schauspielhaus.

Schauspiel in 5 Aufzügen von Stiller.

Deutsches Theater.

Die Journalisten. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld.

E fofie mit Gefîang in 4 Akten nah

Berliner Theater. Sonntag: Der Schwabeu- | handenen Idee von W. Mannstädt.

Demetrius. Der Veilcheufrefser.

Tessing-Theater. Gebot. Volksstück in 4 Akten von L. Anzengruber. Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Das vierte Gebot.

Mittwoch: Der Fall Clémenceau. Schauspiel

in 5 Aftten von A. Dumas und A. d'Artois.

Wallner-Theater. Sountag: Neu einstudirt: 3 Akten und 4 Abtheilungen von Emil Pohl. Musik

als legte Gastrolle.) Anfang 7 Uhr. i Montag 1 Zum 92. Male: Ein toller Einfall.

S{wank in 4 Akten von Carl Laufs.

Pictoria-Theater. Sonntag: Zum 217. M.:

Stanley in Afrika. eitgemälde in 19 Bildern von Alex. Moszkowski H Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida.

Mortag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Sonnt 68. Male: 26d U 3 Akten von Hugo Wittmann

\{weren Tage der Kanzlerkrisis im lähmenden Banne ielt. Mit der

Über:eugenden Kraft der Wakhrhcit legen die Kaiserlichen Hand- reiben Zeugniß dafür ab, daß der Kaiser den Kaunzler nur mit \{werem Herzen ziehen läßt. Die tem {eidenden großen Staatsmanne vom Kaiser in so s{öner Form gezollte Dank- barkeit und -rwicsenen Ehren führen cine, bercdte Spratbez; politisch noch widtiger aber ist, daß der Kaiser auch in Zukunft den Rath und die Thatkraft, die Treue und ktie Hingebung des Fürsten Bismarck nit entbehren zu wollen ausdrücklih versichert und außerdem erflärt, die weise und thatkräftige Friedenêpolitik, die der Kanzler Deutsch- land und Europa zum Heil eingeschlagen hat, aus voller Ueberzeugung zur Richtschnur seines Handelns machen zu wolien.“

Der „Reichsbote“ schreibt : :

„Se. Majestät der Kaiser hat dur seine beiden S{hreiben und die bêchsten Auézeihnungen, wie sie nod nie cinem deutschen Beamten zu Theil geworden find, bewiesen, wie hoh er die Leistungen des Fürsten Biémarck gesckchäßt und wie wer ct ihm aeworden ift, sich von einem Staatëmanre ¿u trcnnen, wie er_in Jahrhunderten wobl nur einmal geboren wicd. In der That: Fürst Biêmarck bat Preußen und Deutschland Großes geleistet, aber die preußischen Könige und die deutshe Nation haben auch rit gegeizt mit ihrer Anerkennung und ihrem Danke; in vollfiem, reihstem Viaße ift er dem Kanzler zu Theil geworden und wird es noG mehr werden, dena fein Name ist uvauslöschlich in das dankbare Gcdächtniß der Nation ein- gesck;rieben.“

Dem scheidenden B widmet die „Magdeburgische eitung“ folgende Betrachtung: 0 O 3 “Mit s@mezcerfülltem Herzen bat das deuisce Volk die Zeilen gelesen, in denen ter Kaiser dit Gewährung der Bitte aus\priht, die der größte und treuesie Diener des beutsdcen Vater- landes ihn vorgetragen. Von der Stelle, auf der er fast cin Menschenalter ¿um NRubme Deutsclands, ¿um Schrecken unserer Feinde und zur Bewunderung un!erer Freunde gestanden, tritt Fürst Biêtmarck zurück. Was an Gh:en_noch zu vergeben war, hat unser Kaiserlicher Herc in der Stunde des Sceidens derm in das Privat- dur die Ernennung ¿zum General-Oberst der Kavallerie mit dem Range eines General-Feldmarsalls zuertheilt, und gleichzeitig ist ibm die Würde eines Herzogs von Lauenburg verliehen worden in dankbarer Erinnerung an die Zeit, wo Fürst Biemarck das ersie Lorbeerreis zu dem dichten Ruhtnetkranze, der feiren Sheitel {mückt, ic pflücken fonnte. Ebrenvoller vnd ergreifender roch sind die Worte des Dankes, mit tenen der Kaiser die Verdienste des Fürsten um das Reich und das KaiserliGe Haus in huldvolister Weise hervorhebt, die vollwerthig zu lobnen außer seiner Matt stehe, sowie der Aus- druck der Hoffnung, daß der Rath und die Thatkraft Bismarck's sowie scine Treue und Hingebung auchß in Zukunft ihm und dem Vaterlande nicht fehlen wecde. E Das is auc des deuts@en Volks Hoffnung und Trost in dieser Stunde der Trennung, in der noch einmal vor Aller Augen vorüber- zieht, was unser deutsches Vaterland jeinem Genius, seinem rastlosen Eifer und seiner Treue ¿u verdanken hat. Preußens uad Deutsche lands Gesbichte in den letzten 28 Jahren find auch seine eigene Geschichte E : S Die Frage ist jetzt: wird es mögli sein, au obne die kräftige Hand, die biéher das Steuer geführt, das Staatss%if in den Bahnen der auswärtigen Politik zu halten, die cs bisber verfoigt2? Auh darüber giebt tas Handschreiben des Katsers cine beruhigende AÂus- funft, indem es erklärt, daß die weise und 1hatkräftige Fricdens- politik, teren selbst das Ausland alle Zeit mit rubmvoller Anerkennung gedenken werde, auch künftig dem Kaiser zur RichtsŒnur seines Han- delns dienen soll. Das deutsde Volt fann alfo den treuen Lenker seiner Geschie beruhigt s\cheiden feben, Im Dienste des Naterlandes hat er den besten Thcil seiner Kräfte auf- gebrau&t; möge es ibm vergönnt sein, den Abend seines Lebens in Rube und Zufriedenheit zu genießen und in un-

| Leben Zurüctretenden zugewendet. Die t öchite tailitärishe Würde ift ihm

und Iulius Bauer. Mußk von 7 Uhr. Loni. Lust- In Scene Anfang

70. Vorstellung. Die Komifsh-

. Anfang | 72. Vcrstellvng. Hr. Kavellmeifter Federmann.

Montag:

burg. Sonntag: von Robert Buchhol:. Tanz von Hoguet. An-

zügen von Ernst | Belle-Aliance-Theater.

71. Vorstellung. Auf Beleuchtungs - Effekten: von Paul Anfang Uhr. 74. Borstellung. Witlhelm Berne von Carl Pander. und A. Wicker. der Balletmeisterin Maria Volta.

Sonntag: Der Com-

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Montag: Die Stützen der Gesellschaft. E —— Central-Theater. Direktion: Ein fideles Haus.

Sonntag: Zum 11. Male:

G. Steffens. Voranzeige. mann. Zum 14. Male:

Anfang 7F Uhr.

Sonntag: Das vierte

Sonntag: Zum 44. Male:

ontag: Dieselbe Vorstellung.

12—11 Uhr. Sonntag um T4 {ichte der Urwelt. Montag: Diesclbe Vorstellung.

Original - Posse mit Gesang in (Thomas Meck: Friy Helmerding,

Circus Renz, Karlitraße. Vorstellungen.

am Tegernsee. beiden Vorstellungen:

Ballet von C. Severini. tänzen.

Der arme Jo-

In Scene gesezt von Julius FrigsGe. Anfang 7 Uhr. Der arme Jouathan.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Zum 44, Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deuts L Anfang 7# Ubr. Montag u. folg. Tage: Marquise.

Sonntag : änzlich never Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten, mascinellen Einrichtungen u. elektrischen Zum 22. Male: Nautilus. Großes Ausstattungsftückt mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Mußk von E. Christiani Ballets und Gruppirungen von

Hr. Kapellmeister A, Wicher. In Scene geseßt vom Direktor Sternheim. Anfang Uh

Mittwoch : Benefiz für Hrn. Boll- Ein fideles Haus.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. ( Der Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gusiav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7 Ubr.

Urania, Inzalivenftraße 57/62, geöffnet von

Sonntag: Um 4 Ubr Nahm. (1 Kind frei): Aschenbrödel. Großes phantast. Zaubermärchen. 2 Abends 7# Uhr: Die Touristen oder ein Sommertag Große Original-Paniomime. In : Austreten der Basuli aus Marubien von der Pfefferküste (West-Afrika), hervor- ragende Negertype, in ihren heimathlichen Waffen- Renommirte Luftkür.ftlerinnen Geschw. Castagna. Auftreten der vorzügl. Neitkünstlerinnen und Rcitklünstler, sowie Reiten und Vorführen der i n Eu par kai vviga bp

ontag: Erstes Auftreten, kur:es Gastspiel des renommirten Elberfelder Athleten-Clubs. n

getrübter Freude über das Wasen und Aufblühen unsercs Reis, dessen Grundstein er eirst mit starker Hand gelegt. Wo er weilen mag, urter dem grünen Lab der Buchenwälder von Friedrihsruh oder unter dem dunklen Grün der Tannen von Varzin, die Wünsche cines dankbaren Volks werden ibn auf allen seizen Wegen begleiten. In dem Herzen der deutshen Nation ist ihm ein Denkmal aere perennius aufgerihtet.

Das Wiener „Fremdenblatt“ kommt, wie „W. T. B.“ meldet, auf die hier und da geäußerte Besorgniß zurü, als könnte der Rücktritt des Fürsten Bismarck eine Er- \{ütterung des Dreibundes oder gar des Deutschen Reichs nah sich ziehen, und bezeihnet solche als abenteuerlih. Der Bestand des Deutschen Reichs sei niht von einem einzelnen Sterblichen abhängig, ebenso ruhe der Dreibund auf der Er- kenntniß einer so tief reihenden Jnteressengemeinschaft, daß das Zurüktreten eines noch so bedeutenden Ministers die Friedensliga niht zu berühren vermöge. Erfüllt von bundesfreundlichen Wünschen für das benachbarte Reich betrachte Oesterreich- Ungarn mit aufrichtiger Genugthuung jene Zuversicht, die dem von dem Kaiser erwählten, in manchem wichtigen Amte bewährten Nachfolger des Fürsten Bismarck in Deutschiand entgegengebracht werde.

Mannigfaltiges.

Das Königlihe Wilbelms-Gymnasium feierte beute das Gedächtniß seines erlauchten Stifters dur einen Akt in der Aula der Anftalt. Das Bild Kaiser Wilhelm's I., das der Heimgegangene cinst selbst der Schule geschenkt, war mit Laubgewinden umrahmt, und Kränze zierten die angrenzenden Wandfläben. Unter den Er- \Gienenen bemerkte man den Chef des Geheimen Civilkabincts, Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus. Der Cor eröffnete die ernste Feier mit Gesang, dann hielt Dirktor Dr. Kübler die Ge- renkrede, an die si die Entlassung der Abiiurienten {loß

Im Königlichen Instiiut für Glasmalerei in Char- lottenburg, Berliner Str. 9, sind, wie die „Voss. Ztg mittbeilt, drei restaurirte Fenster aus dcr St. Johanneëkirche zu Wer- ben a. H, werthvolle kirchlihe Denkmäler des Mittelalters, zur Be- sibtigung für ein fanstlicbendes Publikum während der Zeit vom Sonnabend Mittag bis Mittrceoh. der 26. März einschl., in den Tagesftunden von 10 bis 4 Uhr, ausgestellt.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

St. Petersburg, 22. März. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ meint: Auch bei dem Rücktritte des Fürsten Bismarck könne von einer veränderten auswärtigen Politik nit die Rede sein, und ver-

weist auf die Kai, -æœen Worte, die diese konsequente Friedens-

politik hervorheben.

New-York, 22. März. (W. T. B.) Jn Samoa ein- getroffene Nachrihten aus Honolulu besagen: Malietoa habe eine Proklamation erlassen, in welcher den Ein- geborenen von Hawai das Betreten der Samoa-Jnseln untersagt wird. Eine ähnlihe Proklamation sei früher gegen die Chinesen erlassen worden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Carl Millöcker. T -F ; Di Concert Anzeigen. Philharmonie. Montag, 24. März: Populäres

Concert von A. Wilbelmj. Anfang 75 Uhr.

Concert-Yous, Leipzigerstr. 48 (früher Bilie). __ Karl Meyder- Concert. Sonntag, 23 März: An- fang 6 Ubr. Vortag, 24. März: Anfang 75 Uhr. Toncert des Opern-Vereins, Dirigent: Georg Blo, zum Besten der Unterstützungskassen des Vereins Berl. Musiklebrer und Lehrerinnen.

Mit

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Olga Rabe mit Hrn. Landwirth Wilhelm Ri@ter (Zuhau—S{warz). Frl. Adele Ostwalt mit Hrn. Hermann Behrens (Berlin). Frl. Andza Haase mit Hrn. Paul Buß (Posen—Berlin). Frl. Auguste Struß

r. mit Hrn. August S{omburg (Seelze—Gümmer). Frl. Kath. ran Mall mit Hrn. Ad. Jof. Flink (Flamersheim), A Iohanna Kneiphoff mit Hrn. Ernst Kraft (Lichtfelde).

Vereheliht: Hr. Gcorg Baumann mit Frl. Johanna Büttner 7a Hr. Ludwig Dufat mit Frl. Auguste Preß (Königsberg i. Pr. Marggrabowa). Hr. Karl Engel mit Frl. Margarethe Bolms (Magdeburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. Riedel (Bitterfeld). Hrn. Adolf S 3 (Berlin). Hrn. Moriß Frank (Leipzig). Hrn. Apotheker Dr. Stromeyer (Hannover). Hrn. Dr. G. Zippel (Königsberg). Eine Tochter: Hrrr. Hauptmann von Weger (Saarlouis). Hrn. D Friedrihs (Springe i. H.). Hrn.

ahnarzt Breithaupt (Goëlar). Hrn. W. Lenck (Berlin). Hrn. Regierungs-Affessor Heydweiler (Arnsberg). ch

Gestorben: Hr. Professor Gustav Gebauer (Zwickau). Hr. Forstmeister a. D. Karl Erck (Hannover). Hr. Rechnungs-Rath Karl Jaep (Meppen). Hr. Oekonomée - Inspektor Otto Müller (Leopoldshall). Hr. Rektor Julius Kueßner (Königsberg). Hr. Adolf Pfeiffer (Berlin). Hr. Rentier Hermann Farr (Berlin). Hr. Ober-Posisckretär Paul Riedel (Berlin). Frau Haupto:ann Ottilie v. Borewit, geb. Gruegel (Königsberg). Frau Pastor (Ilife Schultz, geb. Werlish (Klausthal).

Der

Musik-Dirigent :

Emil Thomas.

einer vor- Musik von

Anfang 7 Uhr.

Uhr: Die Ge-

2 große

Redacteur: Dr. H. Klee.

Berlin: Verlag der Expedition (Schol 3).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag8- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32,

Sicben Beilagen (eins{ließli Börsen-Beilage).

Erfte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 74. Nichtamtliches.

Deutsches Neic.

Bayern.

München, 21. März. Se. Königliche Hoheit der Prinz- Regent wird, wie die „Allg. Zta.“ meidet, auch heuer wieder mit dem Königlichen Hofe den Kirchenfeierlihkeiten der Char- woche anwohnen. Die Kongregation hochadeliger Damen, an deren Spiße Jhre Königliche Hoheit die Prin - zessin Maria Theresia, Gemahlin Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig, steht, begeht am Tage „Mariä Ver- kündigung“, Dienstag, den 25. d., ihr Titularfest durch ein feierlihes Hokamt, welhes bei St. Cajetan dur den dor- tigen Propst celebrirt wird. Dem Feste werden die Prinzessinnen des Königlihhen Hauses anwohnen. Prinz Rupprecht mußte beinahe aht Tage Bett und Zimmer hüten, ift aber wieder so weit hergestellt, daß er bereits Spaziergänge im Garten des Wittelsbaher Palais unternimmt. Herzog und Herzogin Max Emanuel hatten gestern Abend den preußischen Gesandten Grafen zu Ranßzau mit Gattin, den preußischen Legationssekretär von Lindenau, den preußischen Militärbevollmächtigten Major von Rangßau, den Oberst- Stallmeister Grafen von Holnftein mit Gattin sowie den General der Jnfanterie Ritter von Maillinger zur Tafel eladen.

5 Die Kammer der Abgeordneten begann heute mit der Berathung des Kultus-Etats. Nach dem Bericht des Referenten Dr. Daller verlas der Abg. Geiger cine Erklärung der Centrumsfrakttion, wonach diese gewillt ist, 1n Anbetracht der Kultus-Ministerialentshließung vom 15. d. nun- mehr in die Berathung der im Finanzauëschuß aus politishen Gründen abgeiehnten Postulate des Kultus- Etats cinzutreten, und die Zurückverweisung ebenderselben in den Finanzausshuß beantragt. Der Abg. Dr. von Schauß wünschte, da Postulate abgelehnt worden seien, von denen es nicht ersichtlih gewesen, daß politishe Gründe mitspielen konnten, daß die Rechte möglichst bald diejenigen Postulate bezeihne, welche sie zurückweisen wolle. Der Abg. Freiherr von Soden erklärte: Die Stellung. 2 des Centrums gegen den Kultus-Minister beruhe u. a. naientlih darin, daß sie in der Ausdehnung des Placets auf Glaubenssachen eine Korrektur des Glaubens erblicke, und dagegen müsse sie pro- testiren. Sie könue kein Vertrauen haben zu dem Kultus- Minister Dr. Freiherrn von Luß, und das bestehende Miß- trauen könnte sich in Vertrauen niht umwandeln durch die Rede des Ministers vom 6. November und ihre Tonart. Mit cinem Redner der Kammer der Reichsräthe wünsche au er, daß endli einmal die Dinge von den 70er Jahren ver- shwinden sollten. Wenn der Präsident des protestantischen Ober-Konsistoriums sage, die protestantische Kirche sei zufrieden mit dem Freiherrn von Luß, insbesondere in den leßten 20 Jahren, so liege eben die Berechtigung der Forderung, daß sie das auch sagen könne für die katholische Kirche in ihren verfassungs- und vertragsmäßigen Rechten. Er erkenne an, daß die Staatsregierung durch die Minister von Riedl und Freiherrn von Crailsheim zuleßt größeres Wohlwollen und Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der fatholishen Kirche bekundet habe, jo in der Redemptoristen- frage, so in der Frage der Militärpflicht der Geistlichen im Bundesrath. Ebenso erfreut sei er, daß der religiöse Friede durch den Erlaß vom 15. d. M. gefördert werde. Des religiösen Friedens bedürften alle im Hinblick auf die Gefahren der Sozialdemokratie, dieses Todfeindes der Kirche und des Thrones. Die Linke sollte mitarbeiten zu ciner freien Entwickelung der Kirche. Das Centrum halte in Treue fest zu Thron und Altar. Jn Vertretung des Kultus-Ministers erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, darauf der Minister Freiherr von Crailsheim, er sei zwar erfreut über diese Erklärung, er müsse aber die Berechtigung zu Budgetabstrihen aus politisheu Gründen überhaupt be- streiten. Hätten die Bischöfe des Landes das jetzt bei- gebrahte Material gegen die Altfatholiken vor 10 Jahren vorgelegt, dann hätte die Staatsregierung damals schon die Altkatholiken als ausgeschlossen behandelt. Die Regie- rung halte weiter an dem Placetum, auch für Glaubens- sachen, fest. Ein Vergleih sei auf tem Wege des Gesetzes nicht zu erzielen. Die heutige Erklärung des Centrums deute eine friedlihere Aera an; die Versuche, den Kultus- Minister vonLugz fortzudrängen, seien aussihtslos; das Ministerium sei einig, es sei kein liberales Partei- kabinet. Der Minister Freiherr von Luß würde, im Falle der Frieden des Landes dies erfordere, sofort zurücktreten, doch dann würde erst recht Unfrieden entstehen. Die Krone stehe hoh über dem Ministerium und dem Landtage; die bis- herigen Zugeständnisse bahnten ein friedlihes Verhältniß zwischen Staat und Kirche an, die politischen Parteien sollten sich nur niht immer in Verfassungsstreitigkeiten abnußen, dann könnten sie der Regierung beistehen in der Bekämpfung der die Staats- und Gesellshastsordnung bedrohenden feind- lihen Gewalten. Hierin erblicke erx ein ernstihaftes Ziel für die staatserhaltenden Parteien. Wenn ih die Hoffnung hierauf, die die Centrumserklärung eröffne, verwirklihe, werde das Land diesen Parteien danken.

Sachsen.

Dresden, 21. März. Se. Majestät der König hat gestern Abend 7 Uhr 22 Minuten die Reise nah Nervi a getreten. An der gestrigen Hoftafel in der Königlichen Villa zu Strehlen nahm, wie“ das „Dresd. Journ.“ berichtet, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg Theil, e zur Zeit hier anwesend und im Hotel Bellevue abgetre“en 1}. i: : L

Auf dem inneren katholishen Friedhofe erfolgte heute Nachmittag die feierlihe Bestattung des am 18. d. M. hier verstorbenen Bischofs Dr. Bernert. Derselben wohnten die Königlichen Prinzen, das diplomatische Corps, die Generalität und die Minister bei. Jm Allerhöhsten Auftrage Jhrer Majestäten des Königs und der Königin waren der Öber- Kammerherr Graf Vißthum von Eckstädt und der Kammer-

Berlin, Sonnabend, den 22. März

——

herr von Minckwit erschienen. Die Trauerrede hielt der Superior Will.

Die Erste Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sißung auf Antrag der 2. Deputation die in Kap. 110 Tit. 1 transitorisch vorgeschlagene Dotation einstimmig, die in Tit. 2 transitorisch vorgeschlagene gegen 6 Stimmen, genehmigte ferner einstimmig die S. 2 und 3 des Finanzgeseßes in der von der Deputation empfohlenen Fassung und ließ einige eingegangene Petitionen, soweit sie sich nicht durch die gefaßten “Be- \s{lüsse erledigten, auf sich beruhen. Schließlich trat die Kammer einstimmig und ohne Debatte auf Antrag derselben Deputation den zu den Straßenbau-Petitionen von der Zweiten Kammer gefaßten Beschlüssen allenthalben bei. Jn der Zweiten Kammer beantwortete zunächst der Staats- Minister von Nostiz-Wallw die Jnterpellation des Abg. Dr. Schill, ob die Staatsregierung mit Rücksicht auf den Anschluß von bisher zu ländlihen Wahlkreisen gehörigen Ortschaften an die Stadt Leipzig eine Erhöhung der Zahl der von der Stadt Leipzig zu ernennenden Ab- geordneten, sowie eine Abänderung in der Zusam- menseßzung der betreffenden ländlichen Wahl[l- kreise herbeizuführen beabsichtige, dahin, daß die Re- gierung die Vermehrung der Zahl der von der Stadt Leipzig zu wählenden Abgeordneten von drei auf fünf als billig anerkenne und beabsihtige, dem nächsten Landtage einen Gesetentwurf vorzulegen, durch welchen die Zahl der Mitglieder der Kammer auf 82, die Zahl der städtischen Abgeordneten auf 37 und die Zahl der Abgeordneten der Stadt Leipzig auf 5 vermehrt werde; der 23. und 24. ländlihe Wahlkreis würden zu einem einzigen vereinigt, dagegen der 11. ländliche Wahkreis ge- theilt werden. Auf Antrag des Abg. Bebel trat die Kammer in eine Besprehung der Jnterpellation ein, in welcher der Abg. Bebel sich dafür aussprach, die Unter- scheidung der städtishen und ländlihen Wahlkreise zu be- seitigen und das Land nah Maßgabe der Bevölkerung von Neuem in 80 Wahlkreise zu theilen. Der Abg. von Deh[l- \chlägel trat diesem Verlangen entgegen, weil es außer den auf die Bevölkerung2ziffer ih gründenden Interessen auch solhe gebe, die sich auf den Flächeninhalt gründeten, ebenso der Staats - Minister von Nostig- Wallwiß, da kein Grund vorhanden sei, an der Verfassung zu rütteln, und die Abgg. Uhlemann (Görliß) und Acker- mann, wogegen die Abgg. Bönisch und Kirbach einen der Anschauung des Abg. Bebel sich mehr nähernden Standpunkt vertraten. Abg. Dr. Schill erklärte sich dur die erhaltene Auskunft für befriedigt. Die Kammer erklärte fodann auf Antrag eines Theils der 4. Abtheilung nach längerer Debatte die Wahl des Abg. Hähnel im 4. ländlichen Wahlkreise für ungültig und beshloß auf mündlichen Bericht der Geseßgebungs-Deputation, den von der Kammer zu dem Gesezentwurfe über Abänderung einiger Besäiimmungen der Armenordnung beschlossenen Antrag auf Einführung einer kommunalen Erbschafts steuer, gegenüber dem ablehnenden Beschlusse der Ersten Kammer, erhalten.

Württemberg.

Stuttgart, 20. März. (St.-A. f. W.) 1! Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin

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aufrecht zu |

1890.

ziers- Dienstzeihen und ein sihtbares Zeichen für jene Mitglieder des Heeres, welchen eine Aller- höchste Belobung zu Theil wurde, zu stiften ge- ruht. Das neue Dien stzeichen hat drei Kategorien, und zwar die erste für zwanzig aktive und effffeftive Dienstjahre (die Feldzüge sind niht eingerehnet) ist dem jezigen Zeichen für fünfundzwanzig Dienstjahre gleih; die zweite für vierzig solche Dienstjahre ist dem jezigen Dienstzeihen zweiter Klasse glei, jecoch mit shwarz emaillirtem Rande, die dritte Kategorie für fünfzig Diensijahre hat noch über dem Kreuze die Krone des Leopolds-Ordens. Das Zeichen für die Allerhöchste Belobung besteht aus einer stark vergoldeten Bronzernedaille in der Größe der Tapferkeits-Medaille zweiter Klasse, auf einer Seite das Brustbild des Kaisers, auf der anderen die Reichskrone und die Aufschrift: „„Siguam landis“ und wird wenn vor dem Feinde erworben, am Bande des Militär-Ver- dienstkreuzes, und im Frieden erworben, am Bande des Franz Josephs-Ordens getragen. Großbritannien und JFrland.

London, 21. März. (A. C.) Die Prinzessin

Christian zu SHhleswig-Holstein ist, wie „Truth“ erfährt, unter der Behandlung des Professors Pagenstecher in Wiesbaden von ihrem Augenleiden völlig geheilt worden. __ Dem Vernehmen nah ist der jeßige General-Adjutant Viscount Wolseley zum Nachfolger des Vrinzen Eduard von Sachsen-Weimar als Befehlshaber der Trupven in Jrland ausersehen.

Lord Salisbury tritt Ende dieses Monats eine Erho-

lungsreise nach dem Kontinent an. _ Im Unterhause fragte gestern Fergusson den Ersten Lord des Schaßamts, ob er wisse, daß auf Grund des 2. Ar- tifels der Konvention von 1884 die britische Regierung das Necht besize, einen britishen Kommissär in Swaziland zux Aufrechthaltung der Ordnung und Verhütung von Eingriffen anzustellen. Smith antwortete : „Fhrer Majestät Regierung hat fich über ihre legale Stellung in Bezug auf cine Einmischung in Smwaziland Gewißheit verschafft. Die Königin würde obne eine Verlegung von Artikel 12 nicht befugt sein, Swaziland unter ihren Sub im anerkannten Sinne dieses Ausdrucks zu stellen. Ihre Majestät dürfte indeß die ihr in Artikel 2 der Konvention verliehene Befugniß ausüben und Kommissäre zur Aufrecht- haitung der Ordnung und Verhinderung von Eingriffen ernennen.“ Den Rest der Sißung füllten Geldbewilligungen für den Staatsdienst aus. Jm Laufe der Erörterung er- neuerten die Parnelliten ihre Angriffe gegen die irische Verwaltung, insbesondere wegen gerichtlicher Ver= folgungen von Zeitungen und der Behandlung politischer Verbrecher. Der Obersekretär für Jrland, Balfour, wies die erhobenen Anklagen als alte, bereits widerlegte Verleumn- dungen zurü.

Wie der „Standard“ erfähr!, ist die Regierung geneigt zu befürworten, daß das Parlament künftighin Anfangs Januar zusammentreten und gegen Ende Juli seine Arbeiten zum Abschluß bringen soll.

22, März. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sibung des Oberhauses beantragte der Premiec Marquis von

| Salisbury die bekannte Resolution betreffend den Be-

Bei Jhren | | neue Lehre, daß ein Verbrechen kein Verbrechen sei, wenn es

Wilhelm fand heute wiederum Empfang statt, zu welchem | sih gegen 30 Personen eingefunden hatien. Se. Hoheit der |

Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar ist in Begleitung des Hofmarschalls Baron Simolin-:Bathory heute Nachmittag nah Berlin abgereist, um dem Ordensfest beizuwohnen. Der Prinz wird nächste Woche, voraussihtlich am Freitag, hier- her zurükehren.

Baden.

Karlsruhe, 21. März. (Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer erklärte sich in ihrer gestrigen Sißung mit dem Antrage der Budgetkommission, die in dem Bericht über die summarishe Nachweisung und den Fortgang des Eisenbahnbaues in den Jahren 1588 und 89 nachgewiesenen Ausgaben und Einnahmen einverstanden und nahm darauf einstimmig das Geseg, betreffend die Erbauung einer Kaiserstuhlbahn an.

Mecklenburg-Schwerin.

—— Schwerin, 21. März. Der Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ist am 19, d. M. überall im Lande dur entsprehende Feierlihkeiten festlich begangen worden. Jn hiesiger Stadt fand u. a. eine Parade der Garnison und ein größeres Festessen statt. _

Se. Königlihe Hoheit hat den Staats-Minister von Bülow telegraphish beauftragt, für die ihm anläßlich seines Geburtstages aus allen Theilen des Landes aus- gesprochene Theilnahme wegen feiner kürzli erfolgten Genesung zu danken, und hat der Staats-Minister von Bülow diesen Befehl durch Veröffentlihung der bezüglihen Depesche aus- geführt. Zahlreihen Personen sind dur Verleihung von Titeln und Orden Gnadenerweisungen zu Theil geworden.

Mecklenburg-Strelißz.

Neustrel i §, 21. März. Zhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin begeben sih, den „Medckl. Nachr.“ zufolge, morgen über Berlin, Köln und Brüssel, wo eine kurze Rast gemacht werden dürfte, auf mehrere Wochen nach London, um am Sterbetage Jhrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Cambridge (6. April) das Grab derselben zu besuchen.

Elsaß - Lothringen.

Straßburg, 21. März. (W. T. B.) Der Landes-

aus schuß hat si bis zum 15, April vertagt.

Oejterreih-Ungarn. Wien, 20. März. Wie das „Armeeblatt“ meldet, hat Se. Majestät der Kaiser und König auf Antrag des Reichs- Kriegs-Ministeriums neue Dekorationen für das Off.i-

riht der Parnell-Kommission und protestirte gegen die

begangen werde, um bestehende Justitutionenumzustoßen. Es habe viele Institutionen in Amerika und Europa gegeben, aber bisher feine, welhe sih den Angriff gegen die gewöhnlichen Nechte friedlicher Bürger durh geheime Gesellschaften zum Hauptwerkzeug gemaht habe; aber jeßt genüge der Wunsch Srlands, mittels Verleßung der Geseße sich von England loszureißen, um jedem zu diesem Zwecke verübten Ver- brehen die Sympathien früherer Minister und selbsi des früheren Lordkanzlers zu sichern, Wenn ein Verbrechen aufhöre ein Verbrechen zu fein, weil es die Revolution fördere, dann sei das ganze Gebäude der Moral selbst in wichtigeren Angelegenheiten als der irishen Frage unter- graben. Der Bericht der Kommission verpflihte England mehr als je, zu verhüten, daß die loyalen Bürger Jrlands den Händen einer verbrecherischen Vershwörung ausgeliefert würden. Nach achtstündiger Debatte gelangte der Antrag Lord Salisbury's heute früh zur Annahme.

Frankreich.

Paris, 21. März. (W. T. B.) Im Senat verlas beute der Präsident Leroyer ein Schreiben Naquet's, in welhem dieser seine Demission als Senator giebt und sagt, er habe sih zur Annahme eines Mandats auf Grund des be- \hränkten Stimmrechts nur deshalb verstanden, um das Gesetz über die Ehescheidung durbringen zu helfen. Er sei stets ein Gegner des Zwei-Kammersystems gewesen. Die weitere Verlesung des Schreibens wurde mit lebhaftem Widerspruh aufgenommen. Der Senator Foucher de Careil verlas seinen Bericht, in welhem die Ernennung einer Zoll-Kommission von 36 Mitgliedern beantragt wird, und ersuht um sofortige

! Berathung. Diese wurde aber mit 128 gegen 117 Stimmen

abgelehnt. N

Heute fand auch eine Probemobilisirung eines Theiles der Jnfanterie statt. Solhe Uebungen sollen in jedem Regiment an drei Tagen bis Ende April stattfinden.

Ftalien.

Rom, 21. März. (W. T. B.) Die Deputirten- kammer beendete heute die seit drei Tagen dauernde Be- rathung über die Genehmigung der Kammer zur Ver- haftung des sozialishen Deputirten Costa. Der Justiz-Minister erklärte: das Urtheil des Gerichts müsse ungehindert seinen Lauf nehmen. Der Minister-Präsident Crispi lehnte jeden Antrag auf Verweigeru er Ver- haftung ab und bat die Kammer, einen Beschluß ent- foredond dem Antrage der Kommission auf Verhaftun Costa's zu fassen. Vor der Abstimmung nahm Costa no das Wort und führte aus: er habe {hon früher 5 Jahre Ge- fängniß durhgemacht und werde auch jeßt die 3 Jahre über- stehen, zu denen er verurtheilt sei; er könne aber versichern, daß er der ihm zur Last gelegten That nicht \{huldig- sei.