1910 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Feb 1910 18:00:01 GMT) scan diff

: Modellieren. Nach der Antike und nach der Natur :

Professoren E. Herter und P. Breuer. ewandstudien und Uebungen vorgeschrittene Schüler aller Abkeilungen: Professor W. Friedrich. Zeichnen, Malen und Modellieren von Tieren nah Gips und nach der Natur, Anatomie der Tiere: Professor P. Meyerbeim. Unterricht und praktishe Uebungen in den verschiedenen Techniken der Malerei, Zubereitung der Farben, Malmittel und Malgründe: Professor A. Wirth. B. Atelierunterricht. Atelier für Landschaftsmalerei : Professoren F. Kallmorgen und P. Vorgang. telier für Marinemalerei: Professor C. Salzmann. Atelier für Kupferstehen und Maeren: Ao lelor Hans Meyer. _Schülerateliers für Maler und Bildhauer: Professoren P. Meyerheim, W. Friedrih, J. Scheurenberg, G. L. Mevn, M. Schaefer, E. Herter, P. Breuer, G. Janen\ch. C. Vorträge in den Hilfswissenschaften. Vorträge über Kunstgeschichte und Uiteraturgeschidte: Professor Dr. G. Galland. gesMid) !

Der Unterricht des Sommerhalbjahrs beginnt am Montag, den 4. April 1910. | _Neueintretende haben sich am Sonnabend, den 2. April 1910, zwischen 11 und 2 Uhr im Sekretariat der Hochschule, Charlottenburg, Hardenbergstraße 33, zu melden und einen selbstgeschriebenen Lebens- lauf, ein polizeilihes Führungsattest, die nötigen Schulzeugnisse sowie eventuell die \{riftlihe Erlaubnis des Vaters oder Vormunds zum Besuche der Hochschule gleichzeitig ebendaselbst einzureichen. Prospekte find beim Anstalts\ekretariat erhältlich. Berlin, den 23. Februar 1910. Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. Arthur Kampf.

Nichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentinîi entgegen.

Die Nr. 2 der „Amtlihen Nachrichten des Reichs versicherungsamts“ vom 15. Februar 1910 enthält in Abteilung A den Geschäftsberiht des Amtes für das Jahr 1909.

i Die Abteilung B (Jnvalidenversicherung) enthält O des Reichsversiherungsamts vom 7. Januar 1910, betreffend die Art der Anlegung des Anstalts- g Vermögens nah dem Stande vom 31. Dezember 1908, un vom 29. Januar 1910, betreffend die Anlegung des Vermögens zugunsten gemeinnüßiger Zwecke, sowie eine Uebersicht über die am 1. Januar 1909 den Trägern der Jnvalidenversicherung emäß 8 164 Abs. 3 des Jnvalidenversicherungsgeseßes zum wecke der Wohnungsfürsorge und für andere, ins esondere gemeinnüßige Zwecke verfügbar gewesenen und von ihnen auf- gewendeten Beträge vom 29. Dezembex 1909. i { : {

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. 1Freya“ am 25. Februar in Vigo eingetroffen und seßt am 10. März die Reise nah Kiel fort.

S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef des Kreuzer- geshwaders und S. M. S. „Leipzig“ sind am 2. Februar in Labuan (Nordborneo) eingetroffen und gehen am 28. Februar von dort wieder in See.

S. M. S. „Sperber“ ist am 23. Februar in Cap Palmas und am 25. Februar in Groß-Bassam (an der Elfen- beinküste) eingetroffen und am 25. Februar von dort nach Duala (Kamerun) in See gegangen.

__ Der Brandenburgische Provinziallandtag ist gestern im hiesigen Ständehause durch den Oberpräsidenten von Conrad mit folgender Ansprache eröffnet worden :

Hochgeehrte Herren!

Wie immer treten wir auch dieses Mal mit dem Gefühle un- wandelbarer Treue und Ehrfurcht zu unserem erhabenen Kaiser, Könige und Markgrafen, mit dem ehrerbietigsten Danke für die Huld und Gnade, die Allerhöchst Er stets der Provinz und ihren Bewohnern zuwendet, in unsere Verhandlungen ein, bei deren Beginn ih Sie herzlich willkommen heiße. Da die bisherigen Tarifsäße der von den Armenverbänden zu erstattenden Armenpflegekosten i nicht mehr als ausreihend erwiesen haben, is dur den Herrn Minister des Innern auf Grund des § 30 des Reichs- geseßes über den Unterstüßungswohnsitß und des § 35 des preußischen Ausführungsgeseßes cin neuer Tarif aufgestellt worden, der den ver- änderten Zeit- und Preisverhältnissen Rechnung trägt und Jhrer Begutachtung unterbreitet werden wird. Aus der großen Zahl bedeut- samer Gegenstände, die abgesehen von dieser durch die Staatsregierung veranlaßten Vorlage Ihrer Beratung harren, wird der mit gewohnter Umsicht und weiser Sparsamkeit aufgestellte Etat Ihre Aufmerksamkeit in erster Linie in Anspruch nehmen und Jhnen die stetig wachsenden Aufgaben der Selbstverwaltung erkennbar machen, denen Ihre Ver- waltung in vollstem Umfange und in voraus\cauender Fürsorge gerecht zu werden sucht. Nachdem erst vor wenig Jahren der Bau einer neuen Landesirrenanstalt \sih als notwendig erwiesen hatte, zwingt die immer wachsende Zahl geistiger Erkrankungen bereits jeßt dazu, weitere Maßnahmen, die dem Bedürfnis zur Unterbringung von Geisteskranken dienen, in Erwägung zu nehmen. Neben. Vorschlägen zur Erweiterung {hon bestehender Anstalten wird Ihnen daher eine Vorlage wegen des Baues einer neuen fünften Landes- irrenanstalt zugehen. Seit Jahren is es der lebhafte Wunsch der Besißer von städtischen Hausgrundstücken, ihr Kredit- bedürfnis in ähnliher Weise befriedigen zu Fönnen, wie dies den ländlihen Grundeigentümern durch Vermittelung der einst von dem großen Könige geschaffenen Landschaften möglich ist. Die Errichtung eines Pfandbriefamtes für Hausgrundstücke, die bereits vor 2 Jahren Gegenstand Jhrer Beratungen war, ist nunmehr nach Neberwindung mancher Schwierigkeiten ihrer Verwirklihung näher gerüdt, falls mit Unterstüßung des Provinzialverbandes Garantien eshaffen werden, welche die erhöhte Sicherheit der auszugebenden fandbriefe verbürgen. Die dur die beiden Geseße vom August 1904 bestimmte durchgreifende Negulierung der märkischen Flüsse nähert sih ihrem Abschlusse. Abgesehen von der Korrektur der eigentlichen lußläufe sind die der Üeberschwemmung ausgeseßzten. Borländer, oweit dies im Nahmen der vorhandenen Mittel ms lih war, im

nterésse einer {nellen und gleihmä igen Wasserabführung in um- fassender Weise verebnet und dadurch an Stelle verwilderter, die

„ntl Professor G. Ja nensch. Aktsaal für Bildhauer, Modellieren nah dem lebenden Motelle:

in figürlihen Kompositionen für

reicher Wiesen geschaffen worden. Dem rovinzialverbande wird nunmehr die dauernde Wahrung des Erreichten geseßlich obliegen. Infolgedessen sind im Laufe des vergangenen Jahres bereits größere fertiggestelte Strecken der Spree und der . Lausißer Neisse von Ihrer Verwaltung in die eigene Obhut der Provinz übernommen und Mittel zur Wahrung und Vervollkommnung des Negulierungswerkes in den Etat eingeseßt worden. Bei der steigenden Bedeutung, welche die Verwendung des elektrischen Starkstromes zur Erzeugung von Licht und Kraft in mannigfachster wirtschaftlicher Beziehung gewonnen hat, sind auch die kommunalen Verbände unserer Provinz dem Gedanken der Schaffung gemein- nuBßiger zentraler Elektrizitätsanlagen bereits mehr und mehr naher getreten. Es ist zu begrüßen, daß Ihre Verwaltung angesihts der nicht unerheblihen Schwierigkeiten, die derartigen Gründungen ana gegenüberstehen, die durch den Provinzial- verband vorzunehmende Vorbereitung von Einrichtungen VOor- chlägt, die den Kommunen sachverständige und uneigennüßige Beratun zu sichern bestimmt sind und über deren Einzelheiten Sie zu Genen haben werden. Indem ich, hohgeehrte Herren, Ihren Arbeiten und Beratungen besten Erfolg für eine segensreiche Entwilung unserer Kohls wünsche, erkläre ih kraft der mir er- teilten Allerhöchsten Vollmacht die 37. Tagung des Brandenburgischen Provinziallandtags für eröffnet.

_ Hierauf wurden die Verhandlungen von dem Alters- präsidenten eröffnet und, nachdem der Standesherr Graf von der Shulenburg-Lieberose zum Vorsißenden gewählt war, nah einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in das die Versammlung begeistert ein- stimmte, weitergeführt.

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat „W. T. B.“ zufolge, das Entlassungsgesuch des Nane intuifiava Dr. Gnauth "angenommen. Das Finanzministerium über- nimmt der bisherige Minister des Jnnern Dr. Braun. Die Leitung des Ministeriums des Jnnern wird dem Provinzial- direktor der Provinz Rheinhessen, Freiherrn von Hombergk zu Vach übertragen, der zunächst zum Präsidenten des Ministeriums des Darn ernannt wird.

Oesterreich-Ungarn.

_ Der Minister des Aeußern Graf von Aehrenthal ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag von München wieder in Wien eingetroffen.

_ Das österreichische Abgeordnetenhaus hat die RNekrutenkontingentsvorlage vorgestern in allen Lesungen angenommen. Vei der zweiten Lesung des Geseßzes besprach der Landesverteidigungsminister von Georgi die Frage der förperlichen d ung der Schuljugend im Hinblick auf die künftige Wehrpflicht und führte, obiger Quelle zufolge, dabei aus:

__ Auf diesem Gebiete sei manches nadzuholen. Die Ursachen hierfür lägen zum Teil in der unzureichenden Ernährung breiter Volks\chichten, in dem Wohnungselend in den Großstädten und im Mißbrauch des Alkohols, zum Teil auch in der physishen Ver- kümmerung der Generation, die darin ihren Grund habe, daß die Schulen über der geistigen Ausbildung die körperliche Erziehung ver- gien hâtten. Hier müsse mit einer zielbewußten Aktion nolid der

nfang gemacht werden. Der Minister befürwortete deshalb aufs wärmste _die Förderung der körperlichen Uebungen mit militärishem Einschlaa, ‘dr gewiß kein Drill und kein Soldatenspiel zu sein brauche, sowie; eine beschränkte Pflege des.Schießens. Die besten Resultate verspr e man siG von einem System, das die Nechte der Eltern wahre, wie zum Beispiel die Jugendhorte. Zum Schlusse seiner Ausführungen bemerkte der Minister, es fei für ihn ein denkwürdiger Augenblick gewesen, als das Haus im März des vorigen Jahres bei den drohenden äußeren Ver- wicklungen mit imposanter Mehrheit das Nekrutenkontingent genehmigt habe. Die Armee habe, unterstüßt durch die patriotische Bereit- willigkeit und die foldatishe Pflichttreue der Einberufenen, das in sie

geseßte Vertrauen gewiß in vollem Maße gerechtfertigt und dur ihre Kriegsbereitshaft den Frieden bewahren helfen. Sie habe neuerlich bewiesen, daß sie, wohlgerüstet, kriegstüchtig und \{chlagfertig, fein Lurxusgegenstand, fondern eine unbedingte Notwendigkeit für die Macht- stellung Oesterreihs und die Grhaltung seiner volkswirtschaftlichen Interessen set. i Großbritannien und Frland.

Der Premierminister A s quith hatte vorgestern vormittag, „W. T. B.“ zufolge, eine Audienz beim nig, worauf ein Ministerrat stattfand.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer nahm vorgestern laut Bericht Des D L. V m Verlaufe der Beratung des Finanz gejeßes die Artikel an, wonach die Erbschaftssteuern nach einem rasch steigenden Sag erhöht und die statistischen Ge bühren für Kaufmannsgüter, welche die Grenze überschreiten, sowohl bei der Ausfuhr wie bei der Einfuhr verdoppelt werden sollen. Die Kammer genehmigte ferner eine Erhöhung der Steuer auf Tabak, insbesondere auf ausländischen, und nahm einen Antrag an, nah dem die Einnahmen aus der Erhöhung der Erbschaftssteuer für die Altersversicherung der Arbeiter zurückgestellt werden ollen. Mehrere Redner be kämpften sodann die Paragraphen des Finanzgeseßes, die für bestimmte Weine, namentlih für solche aus der Champagne, eine sichtbare Kennzeichnung des Ursprungs verlangen. Nach Meinung der Opponenten würde diese unbequeme Maß- regel nur den geringwertigen oder gefälshten Weinen zugute kommen. Demgegenüber wies der Finanzminister C ocher y darauf hin, daß eine folhe Kennzeihnung von zahlreihen Winzern zum Schutze der echten Weine gegen ausländishe Nachahmungen, namentlich gegen den deut]shen Schaumwein, gefordert würde. Etikette und Stempel sollten bestimmt sein, dem Konsumenten Garantie für die Echtheit des Weines zu geben und dem Produzenten so ein erweitertes Abfatzgebiet zu schaffen. Da die öffentlihe Meinung sich zur Zeit mit den geplanten Maßnahmen aber noch nit ein- verstanden erkläre, so sei er, der Minister, bereit, diesen Teil feiner Vorlage zurückzuziehen. Er sei aber überzeugt, daß die Winzer {hon morgen wieder danach verlangen würden. i Schließlih lehnte die Kammer, wie es auch schon die Kommission getan hatte, die Schußbestimmungen mit starker

Majorität ab. Rußland.

Jn der Reichs duma wurde in der vorgestrigen Sitzung die Budgetdeba t.te fortgeseßt. O ___ Nach dem Bericht. des „W. T. B." sprachen die Nationalisten im Laufe der Verhandlungen ihre Genugtuung über den günstigen Abschluß des Budgets aus, bemängelten aber eine Bevorzugung der Grenzgebiete auf Kosten des zentralen Rußlands. Die Nedner der Opposition führten die Bilanzierung des Budgets auf eine Besserung der Finanzlage des Landes zurück, von Volkswohlstand könne aber noh keine Rede sein. Bestimmte Nichtshnuren müßten Für die Neichswirtshaft aufgestellt werden. Die reformato- rishen Anregungen der Duma zur Hebung der Wehrmacht, namentli

Hochwassergefahr vermehrender Flächen hunderte von Morgen ertrag-

der Flotte, seien noch immer nit erfüllt. Die Nedner. der Linken

wollten in dem Abschluß des Staatshaushalts eher einen Bewei äußersten Inanspruchnahme als der Zahlungsfähigkeit des Volker schen. Während für den Militarismus cnorme Summen aufgewendet würden, geshähe nichts zur Hebung der produktiven Kräfte des wirt- shaftlich zurückgebliebenen Landes. Die Arbeitergruppe und die Sozial. demokratie würden daher gegen das Budget stimmen. ,

Griechenland.

__ Der König empfing vorgestern das Deèputiertenkammer und führte, wie meldet, in einer Ansprache aus:

Die Kammer sei cinberufen worden, um über eine wichtige An- fétegenhelt, nämlich über die Nevision der nicht grundlegenden Be- timmungen der Verfassung zu beraten. Er sei überzeugt, daß die Kammer dieses Werk, das sich durch die. wirklichen Interessen des Landes als notwendig erwiesen habe, glücklich zu Ende führen werde.

Die Deputiertenkammer hat beschlossen, am nächsten Donnerstag in die Beratung des Entwurfs, betreffend die Ver- fassungsrevision, einzutreten.

Amerika.

Der Präsident Taft hat dem Kongreß eine Sonder botschafi übersandt, in der er nah einer Meldung des „B, 2, B.“ eine Besserstellung des Personals der Marine sowie eine Herabsezung der Altersgrenze der älteren Offiziere verlangt. Von dem Marinestaats)ekretär war vorgeschlagen worden, die Offiziere zum Rang eines Kapitäns zur See im Durchschnittsalter von 46 bis 47 Jahren und zum Konteradmiral im Durchschnittsalter von 54 bis 55 Jahren zu befördern.

Jn einer Sigung der Marinekommission des amerikanishen Repräsentantenhauses teilte der Marinestaats- sekretär Mayer mit, er würde die Ermächtigung des Hauses nahsuchen, im Jahre 1911 zwei Linienschiffe zu je 32000 Tonnen zu bauen, von denen jedes etwa 18 Millionen Dollars fosten würde. Das Programm für dieses Jahr sehe gwei Linienschiffe zu je 27 00 Tonnen vor. Von anderer Seile wurde in der Kommission darauf hingewiesen, daß die Negierung aus nichtamtlicher Quelle erfahren habe, Japan habe bereits mit dem Bau zweier Schiffe zu je 32000 Tonnen begonnen.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten aus Bluefields (Nicaragua) haben die Morrito einen kleinen Erfolg general Pedro Romero ist gefallen.

Der argentinische Ktiegsminister, ist, obiger Quelle zufolge, zu rückgetreten.

Asien.

___ Zwischen russishen und persishen Behörden ist ein Konflikt um die Fischereirehte des Russen Lianosoff auf dem in den Golf von Ensen mündenden Flüßchen Ts\chu- mussahl entstanden. Wie die „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ meldet, hat Lianosof in diesem Jahre die Fischerei zum ersten Male niht an persische, sondern an russische Fischer in Unterpaht abgetreten. Als diese in ihre neuen Besißrehte in Gegenwart des russischen Konsularagenten eingeführt werden sollten, wurden sie von persischen Unterbeamten mißhandelt und vertrieben. Die russishe Gesandtschaft verlangte Genugtuung, die persische Regierung aber säumt noch immer, die Schuldigen zu bestrafen, und weigert sich, den russischen Fischern den Fluß zu übergeben, unter dem Vorwande, daß nah der Konzession Lianosoffs die Pachtrehte nur an Perser übertragen werden könnten.

Wie dem „Reuterschen Bureau“ unter dem 26. d. M. aus Darjiling gemeldet wird, stellt sich jeßt heraus, daß der Dalai Lama sich niht an die indische Regierung wenden will, sondern sich auf dem Wege nach Peking befindet, um seine Beschwerden der dortigen Regierung vorzutragen. Er habe den Weg über Jndien gewählt, um das Neiseziel \{chneller zu erreichen. '

Präsidium der das „W. T. Y.“

l Depesche Jnsurgenten bei gehabt; der Regierungs-

General Agu irre

Parlamentarische Nachrichten.

__ Der Schlußbericht über die Hauses der Abgeordneten Zweiten Beilage.

vorgestrige Sißzung des befindet sich in der Ersten und

Jn der heutigen (30.) Sißung des Hauses der Ab

geordneten, welcher der Minister des Jnnern von Moltke beiwohnte, gelangte zunächst der Geseßentwurf, betreffend die Auflösung des Landkreises Mülheim a. d. Ruhr, die Erweiterung des Landkreises Essen sowie der Stadtkreise Mülheim a. d. Ruhr, Oberhausen und Essen und die Abgrenzung der Amtsgerichts bezirke Mülheim a. d. Ruhr, O berhausen und Essen, zur ersten Beratung. __ Abg. von Goßler (kons.): Namens meiner Fraktion beantrage ih Ueberweisung der Vorlage an die verstärkte Gemeindekommission. Wir haben volles Verständnis für die Notwendigkeit einer großzügigen Großstadtpolitik, und wir find durchaus bereit, den groß städtischen Interessen zu ihrem Nechte zu verhelfen. Wir find k ineëwegs ein jeitige Politiker des platten Landes, wie uns fo oft vorgeworfen wird, sondern wir lassen uns hierbei lediglich von der Nücksicht auf das allgemeine Staatsinteresse leiten. Aber das allgemeine Staatsinteresse läßt es als fraglih erscheinen, ob das Tempo, das seit ciniger Zeit in der Eingemeindungsfrage eingeschlagen worden, richtig ist. Jn dieser Session beschäftigen uns nit weniger als 10 Eingemeindungs vorlagen. Es scheiden im ganzen 16 800 hg mit 2400 Einwohnern aus den Kreisen aus. Dies drängt gebieterisch die Frage auf, wohin es führen soll, wenn die Aufsaugung des platten Landes um die Großstädte herum in dieser Weise weitergeht. Gs fragt si, ob diese Entwicklung sich noch mit den allgemeinen Staatsinteressen verträgt. Wir betrachten die Entvölkerung des Landes mit größter Besorgnis, und Sie werden es daher begreiflih finden, wenn wir auch dieser neuen Vorlage mit ernster Sorge gegen überstehen. Wir twerden deéhalb in der Kommission sorgsam zu prüfen haben, ob die Begründung der Vorlage derart ist, daß wir thr zustimmen konnen. Ich möchte aber heute {on fragen, ob mit dieser Vorlage wenigstens die Serie der Eingemeindungsvorlagen für ne Session abgeschlossen ist oder ob wir noch weitere zu erwarten jaben.

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Freund begründet die Not wendigkeit der Vorlage und behält si für die Kommissionsberatung vor, noch weitere Aufklärungen zu geben. i …__ Abg. Sauermann (Zentr.) Rat Bedenken in bezug auf die zu- künftige kommunale Zugehörigkeit der Gemeinde Altstaden und erklärt sih mit der Kommissionsberatung einverstanden.

Abg. Dr. Bell (Zentr.): Auch wir halten einen Ausgleich der Interessen zwischen Stadt und Land für notwendig; aber wir bitten, von einer prinzipiellen Erörterung der Eingemeindungspolitik bei dieser Vorlage abzusehen. Es ift unbestreitbar, daß cs \ich hier um eine Bevölkerung handelt, die sich zu einer industriellen ent- wickelt hat, und daß einzelne Teile der betreffenden Kreise niht mehr lebensfähig \ind. Wenn der Abg. von Goßler gemeint hat, daß nicht nur die Interessen der Städte, sondern auch die der

einzugemeindenden Bezirke tunlichst zu berücksichtigen sind, so habe ih darauf zu erwidern, daß alle in Betracht kommenden Teile ausreichend gehört worden sind. Ic kann Ihnen versichern, daß die Interessen dieser Bezirke mit aller Energie gewahrt worden sind. Ich selbst habe einen Teil der Verträge abgeschlossen. Dabei habe ih gefunden, daß die einzugemeindenden Bezirke ihre Rehte nah jeder Nichtung wahren. N :

Abg. von Kardorff (freikons.) {ließt si für seine Partei dem Antrag auf Kommissionsberatung an.

Abg. Eck er - Winsen (nl.) spriht fich namens seiner politischen Freunde ebenfalls für die Kommissionsberatungaus. Die Zustimmung zur Aufteilung des Landkreises Mülheim a. d. Nuhr machten seine politischen Freunde von der Entscheidung der Frage abhängig, ob der Kreis noch lebensfähig sei oder niht. Sollte ih ergeben, daß er nicht mehr lebensfähig sei, so könnten theoretishe Erwägungen seine politischen Freunde nicht davon abhalten; ihre Zustimmung zu der Aufteilung zu erteilen.

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Freund: Um Mißverständ- nissen vorzubeugen, möchte ih bemerken, daß ein Teil der betreffenden Gemeinden zu dem Landkreise Essen, ein anderer Teil zu dem Stadt- kreise Essen kommen soll. E S

Abg. Dr. Müller- Berlin (fr. Volksp.): Für uns Liberale ist bei diesen Fragen das kulturelle Interesse aus\laggebend. Im übrigen hat der Abg. Dr. Bell die Tatsachen, um die es si hier handelt, so eingehend und zutreffend dargelegt, daß ich. darauf nicht einzugehen brauhe. Der Kommissionsberatung stimmen wir zu.

Die Vorlage wird darauf der verstärkten Gemeinde- fommisfion überwiesen.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesebes, be- treffend die Aufstandsausgaben für Südwestafrika, zugegangen.

Bei der vorgestrigen Reichstags stihwahl im Wahl- kreise Mülheim —Wipperfürth —Gummersbach erhielt, wie das „W. T. B.“ meldet, der Oberlandesgerichtsrat Dr. Marx (Zentrum) 21496 und der Schriftsteller Dr. Erdmann (Sozialdemokrat) 13 382 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Nr. 8 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 21. Februar, hat folgenden Inhalt : Finanzwesen: Bekanntmachung, betreffend den Um- tausch der Schuldverschreibungen der 5 9% russifWGén ersten Staats- prämienanleihe von 1864.

Statistik und Volkswirtschaft. Die Fideikommißbesißer in Preußen Ende 1907. Im Anschluß an unsere Darstellung der Fideikommißbewegung in Preußen im Jahre 1907 *) geben wir nunmehr eine Uebersicht der Verteilung der Fideikommisse auf die einzelnen Arten von Fidei- fommißinhabern. Es entfielen am Iahres\{chlusse 1907 und zwar Oundertteile auf Fideikommiß- besiß von a. Fideikom-

mißbesiter

1000 10000

2 H

5000 bié

. Fideikom- mißflähe über-

auf haupt

2000 bis 5000 10 000 und mehr

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1) regie ln 196 rende sb 221 675 Häuser 2) deut- che | Stan- des L ) }

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zusam-]a 1075 I F 200: 26,0 10,40-.98 3,3 men sb 2299797 ha | 0,2 Dl O L LST T.

Die Ende 1907 vorhandenen 1195 Fideikommisse verteilten fich auf 1075 Fideikommißbesißzer. Es waren also öfters mehrere Fideikommisse in einer Hand vereinigt, und zwar hatten von den 26 Mitgliedern regterender Häuser mit 37 Fideikommissen 7, von den 36 deutshen Standesherren mit 55 Besißungen 14, von den 28 Angehörigen fonstiger fürstlider Häuser mit 34 Besißungen 5, von den 255 Grafen mit 295 Besißungen 32, von den 614 fonstigen Adeligen mit 657 Besißungen 38 und von den 116 bürgerlichen mit 117 Besißungen 1 zwei oder mehr Fideikommisse inne. Ander seits befanden sich auch 80 mal Fideikommisse (fog. Samtbaue u. dgl.) in ganerbshaftlihem Besiße, standen also mehreren Inhabern gemeinschaftlich zu; in folhen Fällen ist aber, damit das Zusammen- treffen mehrerer Fideikommisse (niht mehrerer Fideilommißanteile) in einer Person erkannt werden kann, stets nun ein Berechtigter gezählt worden.

Die „sonstigen Adeligen" stellen nach obiger Uebersicht allein nahezu drei Fünftel und demnächst die Grafen fast ein Viertel der Fideikommißbesißer, während an der Fideikommißfläche die gräflichen Geschlehter mit rund einem Drittel und hierauf der „sonstige“ Adel mit ungefähr drei Zehnteln bei weitem am stärksten beteiligt sind.

In allen Inhabergruppen entfällt der überwiegende Teil der Fideikommißflähe auf Besitzungen von 1000 ha und darüber, ins- besondere bei den Grafen {on auf folhe von 5000 und mehr Hektar und in den drei ersten Gruppen (1 bis 3) je mit fast drei Vierteln des Gesamtumfangs ihrer Fideikommisse auf solhe von 10 000 und mehr Hektar Größe.

Der Zahl nach bilden in den vier ersten Gruppen (1 bis 4) die fideikommissarisch gebundenen Flächenkomplexe von 1000 und mehr Hektar die Mehrheit, insbesondere bei den Mitgliedern regierender Häuser und den deutschen Standesherren schon diejenigen von 2000 und mehr Hektar, bei den Angehörigen „sonstiger“, d. h. niht zum hohen Adel zählender fürstliher Häuser \ogar {hon die von 5000

1 t

c 614 » 704 962

3) fon- stige fürst- | liche

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ger- lie

*) S. Nr. 248 des „Reichs- und Staatsanzeigers" vom 20. Okf- LODeT D, 25

und mehr Hektar; dagegen sind bei dem „sonstigen“ niederen Adel und den bürgerlichen {Famikien die Fitcikommißbesißzungen von unter 1000 ha, bet den Bürgerlichen fogar die von weniger als 200 ha Größe am häufigsten. : Im übrigen weisen innerhalb der Größenklassen des Fideikommiß- besißes bis zu 5000 ha der „sonstige Adel“, in derjenigen von 9000 bis zu 10000 ha die Grafen und in der obersten von 10000 ha und darüber die deutschen Standesherren von allen Inhabergruppen die bedeutendste Gesamtfläche auf. Der Zahl nach sind in der untersten Größenklasse die bürgerlichen Familien, in den Klassen von 100 bis zu 5000 ha wie hinsihtlih der Fläche der „sonstige“ Adel, in der von 5000 bis zu 10 000 ha wie bezüg- lih der Fläche die gräflihen Geschlechter und in der höchsten von mindestens 10 000 ha mit je 9 zugleich die deutshen Standesherren, die sonstigen fürstlihen Häuser und die Grafen am stärksten ver- treten. Bei den bürgerlichen Familien kommen Inhaber eines Fidei- kommißbesißes von 5000 und mehr Hektar, anderseits bei den „sonstigen“ fürstlichen Häusern solhe mit einem Besiße von unter 200 ha nicht vor. (Stat. Korr.)

Zur Arbeiterbewegung. In Görliß sind, wie die „Köln. Ztg." erfährt, die Metall- arbeiter der Maschinenfabrik Andersohn in den Ausstand getreten.

Die Lage im Kohlenrevier von Südwales, die hon seit einiger Zeit \{chwierig war, hat sih jeßt, wie ,W. T. B.“ berichtet, dadurch wesentlich verschärft, daß ein Stillstand in den Verhand- [ungen zwischen den Grubenbesißzern und den Bergleuten ein- trat. Die Bergarbeiter lehnten einige Vorschläge der Grubenbesitzer ab und die Verhandlungen wurden infolgedessen abgebrochen bis zur (Finberufung einer Konferenz dur den Bergarbeiterverband von Groß- britannien, die so bald wie mögli stattfinden und auf der die ge- samte Lage in Südwales zur Beratung kommen soll.

Aus Philadelphia wird dem ,„W. T. B." telegraphiert: Die 140 Vereine mit 125 000 T eilgliedern vertretende Zentralgewerk- haft beschloß für den 5. März den Sympathiestreik für die auéständigen Straßenbahnangestellten. (Vgl. Nr. 49 d. Bl.)

- Zu den Streikunruhen in Bethlehem (Pennsylvania) wird weiter gemeldet, daß in der Nacht zum Sonnabend Polizei aus Philadelphia eintraf, die gezwungen war, mehrmals gegen die treikenden Arbeiter, die zumeist ungarischer Nationalität sind, vor- zugehen, wobei zahlreihe Personen leihtere Verleßungen erlitten. Ein schwerverleßter Arbeiter is inzwischen gestorben. Erschossen wurde ein Ungar, der mit dem Messer auf die Beamten eindrang.

Kunft und Wissenschaft.

Ausstellung orientalisher Buchkunst im Kun stgewerbe museum.

In wenigen Monaten \{chon wird die Kunst des Islam, deren Territorien einst den kleinen europäischen Kunstkreis gleihsam in Form eines mächtigen Halbmonds von Spaniens Küsten über Nord- afrika nah Vorderasien umspannten, zum ersten Male in Deutsch- land durch eine umfassende Ausstellung gewürdigt werden. Jn München wird sie gerüstet, um Mitte Mai eröffnet zu werden. Die Ausstellung von Handschriften und Miniaturen aus den Ländern des Islam und aus Ostturkestan, die gegenwärtig im Kunst- gewerbemuseum in Berlin zu sehen ist, kann daher als eine will- tfommene Vorschau, wenigstens auf dem Gebiet der Buchkunst und als allerdings vorweg genommene Ergänzung gelten. Sie seßt sih aus verschiedenen Einzelsammlungen aus Berliner Museums- und Privatbesiß zusammen und gibt durch ihre Neichhaltigkeit einen erfreulihen Beweis von dem tiefen Interesse, daß dieser Kunst seitens der Königlichen Museen und einzelner Sammler und Gelehrter, wie Legationsrat Dr. bon Oppenheim, Professor Dr. Sarre, Dr. Schulz, Geheimer Regierungsrat Dr. Zander, entgegengebracht wird. An erster Stelle seien die überaus interessanten graphischen Funde der Tu rfan- Expeditionen genannt, die in den Fahren 1902—1907 im Auftrag des Königlichen Museums für Völkerkunde ausgeführt wurden. Turfan ist eine Oase in Ostturkestan, die im Laufé der Jahrtausende von verschiedenen indoeuropäischen und ostasiatishen Völkern beherrscht wurde, deren Kultur jedoch im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. unter dem türkis{hen Volksstamm der Uiguten ihre höchste Blüte erreicte, von der heute die ausgedehnten Ruinen der Hauptstadt Chotscho zeugen, aus deren Gebäudeanlagen Skulpturen, Wandgemälde und Kleinmalereien zutage gefördert wurden. Die Träger dieser Kultur waren zwei Religionen: die buddhistishe und die manichäische. Letztere wurde von dem um 276 n. Chr. auf Befehl des persishen Königs Bahram gekreuzigten Perser Mani gegründet und war ein Versuch, die großen MNeligionssysteme des Christentums, des Zoroastrismus und des Buddhismus zu einer neuen Weltreligion zu- sammenzushmelzen. Der Haß der Christen und Zoroastrier, die den Manichäismus eifernd verfolgten, gab dem Wort \ch{ließlih jenen ver- ächtlichen Beigeshmack, der es heute vielfah mißdeuten läßt. Daß die Kunst, die einer so zusammenfassenden Religion entsproß, von

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größtem historischen Interesse ist, brauht kaum gesagt zu werden. In den übrigen Ländern Europas, Westasiens und Nordafrikas dank der wütenden Verfolgungen völlig ausgerottet, fand der Manichäismus nur in Turkestan, wo die uigurishen Fürsten Manichäer waren, eine Zufluchtstätte, und wir verdanken es der Regenlosigkeit des Landes, daß au Neste. der Denkmäler der Schriftkunst noch im Schutt ge- funden wurden. Die Kalligraphie bildete, wie im ganzen Orient, auh in den manichäishen Manuskripten die Grundlage und den Ausgang der Buchkunst. Der Titel eines jeden Buch- abschnitts ist in farbigen Tuschen besonders kunstreih ausgeführt. Gottheiten, Heilige, Priester und ornamentales Beiwerk dienen als Bildershmuck, dessen zeichnerishe Ausführung oft zu vollendeter Schönheit gesteigert ist. Die Fortseßung gewissermaßen dieser manichäischen Buchkunst von Turfan bildet die älteste arabische Buchmalerei, die im \südlilhen Mesopotamien, besonders in Bagdad ihre erste Blütezeit erlebte und deren älteste erhaltenen Denkmäler aus dem 13. Jahrhundert stammen. Die arabishe Miniaturenmalerei seßte ursprünglih die christlich- byzantinishen Ucberlieferungen fort, erfuhr jedoch durch inesische, indische, buddhistis(e und sassanidische Einflüsse bald einen gründlichen Wandel im Sinne des ostasiatishen Geshmacks. Dieser wurde endlich durch die aus dem Osten nah Vorderasien einbrehenden Mongolen zur Vorherrschaft gebraht. Diesem östlichen Einfluß verdankt die islamische, bejonders die persishe Miniaturenmalerei ihre eigenartige Schönheit. Sie verdankt ihm ihren kalligraphis{hen, mehr ornamentalen Charakter, der fie im Gegensaß zur byzantinish-christlichen Miniaturen- kunst durchseßt und der absolut genomméên dem Wesen aller Buchmalerei einzig und allein entspricht. Nicht Naumtwirklichkeit, Plastik und Modellierung wird angestrebt, sondern {öne ornamentale Linienführung und harmonische Farbengebung. Besonders die Farben- wirkung ist oft von bestrickendem Reiz, wie sie ja überhaupt der ganzen Kunst des Orients eine märhenhafte Schönheit verleiht. Während die Araber \sich mehr auf die ornamentale Aus\{mückung der Koranabschriften bei Bän B wandten sich die Perser und Türken gleih den Indern mit Vorliebe au figürlihen Darstellungen zu, die ihre freiere Auslegung des Korans nicht verbot, und \{mückten die Werke ihrer Historiker und Dichter mit Bildern aus, die uns heute manchen willkommenen Einblick in die alte Kultur dieser Völker gewähren. So finden wir neben den Koran- abschriften aus verschiedenen Zeiten die Schah -Name, das Königsbuch des Firdusti, des Türken Hamdi Roman Jusuf und Suleika, die Diwans des größten persishen Lyrikers Hafiz, des Urfi von Schiras usw. Neben der persishen Jlluminierkunst wuchs die indische zu eigenartiger Selbständigkeit und Blüte heran. Sie weicht von der persischen sowohl in ihrer Maltechnik ( Tempera statt Aquarell) als zeihnerisch ab. Mehr als in Persien wurde in Indien auf das Porträt Wert gelegt. Und die Höfe der pracht- liebenden mongolishen Herrscher des 16., 17. und 18. Jahrhunderts

wurden mit all ihrem Neichtum und Luxus wiedergegeben. Die Palast-

hôfe und Gartenterrassen bilden den Schauplatz der prunkyollen Aufzüge

und Empfänge, der Elefantenkämpfe und anderer Vorstellungen. Kleidung,

Waffen und Shmuck der Fürsten und ihrer Gefolge wurden mit minutiöser

Sorgfalt bis ins einzelste gemalt, Und auch -das intime Leben dieser

Märchenfürsten wird geschildert: Das träumerische Genießen der Nußhe im Anblick der abendlichen Natur oder das T7 Dasein der

Haremsdamen. Die indische Miniaturenmalerei leistet heute noch mit

ihren Glfenbeinmalereien Vorzügliches. Die Buchmalerei ist dagegen

in Persien und Indien heute völlig verfallen und beshränkt sich auf

shlechte Nachahmungen alter Vorbilder oder auf europäische geschmack-

lose Beduten. Dr, 1).

Im Kunstsalon von Keller u. Reiner, Potsdamerstr. 118 þ,

wird dieser Tage Stephan Sindings neues Monumentalwerk „Walküre“

sowie eine umfassende Sammlung von Werken des Malers Carl Mar

NRebels, Nom-Berlin, ausgestellt.

Die Italienische Geographische Gesellschaft in Nom hat, wie ,W. T. B.“ meldet, für das Jahr 1909 ihre Preise verteilt. Die Goldene Medaille erhielten Shackleton für seine Süd- polarerpedition und Peary für die Entdeckung des Nordpols. Bartlett, der Peary bis zum 88. Breitengrad begleitete, erhielt die silberne Medaille. Der Herzog der Abruzzen erhielt für die ECrforshung des Karakorumgebirges eine silberne Plakette, seine Begleiter die silberne Medaille. Die Gesellschaft ernannte außerdem verschiedene Ehren- mitglieder, unter diesen Nordenfkjöld.

Bautwwvesen.

Cin Wettbewerb zur Erlangung von Vorschlägen für ein Geschäftshaus im Anschluß an das „Alte NRathaus“ in Elberfeld wird unter den deutshen Architekten bis 31. Mai d. I. ausgeschrieben. Ein erster Preis von 3000 4, ein zweiter von 2000 é und zwei dritte Preise von je 1000 4 sind ausgeseßt. Der Ankauf weiterer Entwürfe für je 500 4 bleibt vorbehalten. Dem siebengliedrigen Preisgeriht gehören u. a. an: Geheimer Baurat Pro- fessor Dr. Wallot in Dresden, Geheimer Baurat Dr.-Ing: L. Dos mann in Berlin, Königliher Baurat Beigeordneter Nadke in Düsseldorf, Beigeordneter Stadtbaurat Schoenfelder in Elberfeld. Wettbewerbsbedingungen und Beigaben können gegen pablung von 2 M, die nah Einreichung eines Entwurfs oder Rückgabe der unver- sehrten Unterlagen zurückerstattet werden, von dem Stadtbauamt Stadtsekretär Rosenthal ezogen werden. Das Gebäude soll auf dem städtishen Besiß am Wall, an der Shwanenstraße und der Burgstraße, in der besten Geschäftslage Elberfelds errichtet werden, wobei der wichtigste Zweck die gute Verwertung des neuen Ge- schäftshauses ist. Das „Alte Nathaus“ ist dreigeshossig. Es hat im Grdgeshoß Läden und in den oberen Geschossen Ausstellungs- fäle (Museum). Durch die Formen des Neubaues soll das alte Ge- bäude nicht erdrückt werden. Im übrigen ist es den Verfassern frei- gestellt, sih an -die Achsen, Einzelheiten und Stockwerkhöhen des alten Nathauses anzulehnen. Kellergeshoß, Erdgeschoß und erster Stock des Neubaues sollen zu Liden verwendet werden. er zweite Stock muß sowohl für Geschäfts- wie für Wohnzwecke verwendbar sein. Im dritten Stock des Geschäftshauses soll das im alten Rathause befind- liche Museum erweitert werden. Es handelt sih um Schaffung von Oberlihträumen, die von der Straße durh eine nur dem Museum dienende Treppe unmittelbar zugänglich zu machen sind. Verlangt werden die Grundrisse und Ansichten im Maßstabe 1 : 200 sowie ein Schnitt, aus dem die Stockwerkhöhen im Geschäftshause und thr Verhältnis zu denjenigen tim alten Rathause hervorgehen. In einem Schaubilde ist die Wirkung des alten Nathauses mit dem neuen Geschäftshause zu zeigen. Nach Kubikmetern umbauten Naumes ist eine Berehnung zu liefern. Für die Weiterbearbeitung der Pläne behält si die Stadt freie Hand.

Ein Wettbewerb um Entwürfe für ein Bankgebäude der Westfälish-Lippishen Vereinsbank Aktiengesell- schaft in Bielefeld wid unter den in der Provinz Westfalen und dem Fürstentum Lippe-Detmold ansässigen Architekten bis 1. Mai 1910 ausgeschrieben. Drei Preise von 1500, 1000 und 800 4 stehen zur Verfügung. Zwei weitere Entwurfs\kizzen sollen für je 250 M4 angekauft werden. Dem siebengliedrigen Preisgeriht gehören u. a. an: Professor Wilhelm Kreis in Düsseldorf, Professor Emil Högg in Bremen, Geheimer Baurat Horn in Minden und Stadtbaurat Schulz in Bielefeld. Die Wettbewerbsunterlagen sind von der West- fälish-Lippishen Vereinsbank in Bielefeld gegen Einsendung von 3 M zu beziehen, die bei Einreihung eines Entwurfs zurückerstattet werden.

Verkehr®sanftalten.

Verkehr deutscher Schiffe in ausländischen Häfen während des Jahres 1909. Eingang Naum

Ausgang

darunter Zahl darunter

gehalt Schiffein der E Negistertons Ladung Schiffe Ladung A A 6 1 177 E 6 2 D E 6 16 934 6 6 A 410 3 Porsgrund . 99 E e é 926 Kalmar E) Aberdeen 6 190 Newburgh . .. : 209 Bristol ( J 31 362 Gloucester . 7138 Milford . l 642 Falmouth 122 165 Harwich . . 13 933 Plymouth . 20 363 Portsmouth . . 3 3 599 Harlingen 15 633 Saffi . 48 983 Wilmington 6 407 San Francisco . 138 565 SanPedro(Kalif.) 15 518 Eureta 3 010 Diego . S 4 37 E Townsend 10 793 A A 25 65 967 Meazatlan 27 74 583 ; GOTONeE 7 LOD 361 615 4A ¿ER

*) Nicht nachgewiesen. **) Außerdem 24 Postdampfer von 229 604 Neg.-Tons im regelmäßigen Verkehr.

(Nach den Schiffslisten der Kaiserlichen Konsulate.)

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Land- und Forstwirtschaft.

Saatenstand in der Türkei.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Konstantinopel berichtet unterm 18. d. M.: Der Herbst- und Winteranbau hat im Gebiete der Orientalishen Eisenbahnen überall rechtzeitig und unter günstigen Witterungsverhältnissen vorgenommen werden können. Wenn auch Schneefälle nur in wenigen Distrikten und nur in geringen Mengen stattgefunden haben, so ist do infolge des wiederholten ausgiebigen Regens bei verhältnismäßig milder Temperatur fast durhwegs ge- nügende Bodenfeuchtigkeit vorhanden gewesen, wie sie für das Bestellen der Felder und das Aufkeimen der Saaten erwünscht war. Die in der leßten Zeit über den augenblicklichen Saatenstand im Wilajet Adrianopel und in Mazedonien eintreffenden Meldungen lauten daher im allgemeinen zufriedenstellend. Schäden an den

Feldern, und zwar dur Hochwasser, find in begrenztem Umfange