1910 / 52 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Mar 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Artikel 36, sub c, erhält als Absaß 2 folgenden Zusaß:

„Nach Erledigung der bisherigen, den Anteilen zustehenden Vor- zugsdividenden aus dem Reingewinn, soweit sie nicht in bar jeßt aus- geschüttet werden, erhöht sih die Gewinnbeteiligung des Landesfiskus von 109% auf 12 0/6.°

Artikel 36, sub d, erhält als Absaß 2 und 3 folgenden Zusaß: : | | ,

„Solange jedoch eine Dividende von 7 9% nicht erreiht wird, beträgt diese Tantieme nur 5 9%. i

Durch die in Absatz 2 vorgesehene Zahlung von Tantieme darf eine Beeinträchtigung der unter Ziffer c vorgesehenen Gewinn- beteiligung des Landesfiskus nicht eintreten.“

Artikel 36, sub e, wird, wie folgt, geändert:

„Der verbleibende Rest wird je zur Hälfte unter die Gesamtzahl der Anteile einerseits und die Gesamtzahl der Genußscheine anderer- seits verteilt.“

Artikel 38, 1. Say, Zeile 1 9, wird, wie folgt, verändert:

„Im Falle einer Auflösung der Gesellschast werden nach Tilgung der Schulden und Deckung der Liquidationskosten zunächst die auf die Anteile eingezahlten Beträge nebst 79/9 Dividende für das laufende Geschäftsjahr gemäß Artikel 36 þ zurügezahlt. /

Von dem Uebers{huß erhält der Fiskus von Kamerun 129% und von dem dann verbleibenden Nebershusse das zur Zeit des Eintritts der Liquidation im Amte gewesene Direktorium 10% als Vergütung für die gesamte Leitung der Liquidation. O

Der verbleibende Nest wird je zur Hâlfte unter die Gesamtzahl der Anteile einerseits und die Gesamtzahl der Genußscheine anderer- seits verteilt.“

Berlin, den 25. Februar 1910.

Reichskolonialamt. Jm Auftrage: Golinelli.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisher im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten beschäftigten Professor Dr. Alexander Amersdorffer zum Ersten Ständigen Sekretär der Königlichen Akademie L Künste in Berlin zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, auf Grund des 8 28 des Landesverwaltungsgeseßes vom 30. Juli 1883 (Geseßsamml. S. 195):

den Negierungsassessor Schneider in Köslin zum Stell- vertreter des ersten Mitgliedes des Bezirksausschusses in Köslin,

den Negierungsrat Parey in Schleswig zum Stellvertreter des ersten Mitgliedes des Vezirksausschusses in Schleswig,

den Regierungsrat von Horn in Gumbinnen zum Stell vertreter des ersten Mitgliedes des Bezirksaus\chusses in Gum- binnen,

den Regierungsassessor Freiherrn von Borcke ebenda zum Stellvertreter des zweiten Mitgliedes dieser Behörde, :

den Regierungsrat Dr. von RNautenberg-Garczynski in Aachen zum Stellvertreter des zweiten Mitgliedes des Be- girksausschusses in Aachen und E l. den Regierungsrat Schmidt in Bromberg zum _Sktell- vertreter des zweiten Mitgliedes des Bezirksaus\chusses in Bromberg i : : S? auf die Dauer ihres Hauptamtes am Siße des Bezirks- aus\chusses zu ernennen.

4

p 4

Finanzministerium. Königliche Generallotteriedire ktion.

Verant mtaqhunag Die Erneuerun gslose sowie de reilose zur 3. Klasse der 222. Königlich preußischen Klassen- lotterie sind nah den 88 5, 6 und 13 des Lotterieplans unter Vorlegung der entsprechenden Lose aus der 2. Klasse bis um 7. März d. J.,, Abends 8 Uhr, bei Verlust des An rechts einzulösen. ; : ; Die Ziehung der 3. Klasse dieser Lotterie wird am 11. März d. J., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Änfang nehmen. Berlin, den 1. März 1910. Königliche Generallotteriedirektion. Trt.

Kriegsministerium. Der Betriebsassistent Heldt ist zum Betriebsleiter bei den technischen Jnstituten ernannt worden.

Vorlesungsverzeichnis der Königlichen Technischen Hochschule Danzig (Danzig-Langfuhr).

Einschreibungen vom 2. März bis 30. April 1910. Beginn der Vorlesungen Ende April 1910. Das Programm wird vom Geschäfts- zimmer gegen Einsendung von 0,60 # einschließli Porto, in das Ausland gegen 0,80 4 versandt.

Abteilung T: Architektur.

Carsten: Formenlehre der antiken Baukunst; Antike Baukunst (Detailübungen); Entwerfen und Detallieren; Das Ornament in der Architektur; Oeffentliche und private Hochbauten (ausgew. Kapyp.); Stegreifentwerfen aus dem Gebiete des Hochbaues, Ornament- zeihnen; Ornamentale Studien und farbige Dekorationen. Genzmer: Baukonstruktionslehre 1: desgl. II; Bebauungspläne und Bauordnungen ; Straßenbau. Matthaei: Allgemeine Kunst- eshihte; Geschichte der Baukunst; Kunstgeschichte (ausgew. Kap. ). t Landwirtschaftlihe Baukunst; Entwerfen kleiner Hoch- bauten und landwirtschaftl. Gebäude : Innerer Ausbau; Kirchenbau; Baksteinbaukunst; Entwerfen und Detaillieren; Konstruktions- und Formenlehre der mittelalterlihen Baukunst. Pfuhle: Srethand- zeichnen und Aquarellieren 1; desgl. I1; Aktzeichnen ; Vrnamentales und figürliches Meodellieren. Ehrhardt: Beranschlagen und Ge \häftsführung, Grambe rg: Heizung und Lüftung. Phleps: Architektonische Formenlehre [ur or. 11: Geschichte des deutschen Bauernhauses und Entwerfen ländlicher Bauten : Farbige Architektur.

Abteilung 11: Bauingenieurwesen.

Eggert: Geodâsie 1; - desgl. Il; Praktische Uebungen im eld messen; Geodätisches Praktikum 1; desgl. 11: Geographische Orts-

bestimmung. Ehlers: Flußbau 1: desgl. 11; desgl. Uebungen. Kohnke: Statik der Hochbaukonstruktionen 1: igestigkeitslehre; Statik der Hochbaukonstruktionen 111: Stein- und Eisenbeton ; Be- weglihe Brücken ; Eisenbetonbau ; Cifenkonstruktionen des Hochbaues. Krohn: Statik der Baukonstruktionen 1: Led T Ab IV:;

Eisenbahnbau T; Schleusen- und Kanalbau; See- und Verkehrswesen, Eisen ahnhochbau.

und Eisenhochbau. Wasserbau : Breidsprecher: ( und Tarife; Eisenbahnoberbau, Eisenb

Abteilung Ill: Maschineningenieurwesen und Elektro-

ssel für Maschinen- Cisenbahn- und Pumpen Elektrotehnisches Labora- Laboratorium

tt Otto S ch bahnverwaltung,

Eisenbahnmaschinenbau; Dampfkess gl. für Elektrotechniker; Enzyklopädie [ der Kraftmaschinen, Kessel Noeßler: Elektrotehnik 1; g Clektrotechnisches ! cher Anlagen. Noeßler und Noth: chulze-Pillot:

maschinenw (f. Abt. 11). l; Gleftrotehnik 11; und I1IT; Projektierung elektris Berechnung und Enty Maschinenelemente ; mit Kreiselrädern ; agen und Ener bauer und Elektrotech Maschinenbau f. Abt. 111 u. asthe s u. Baumaschinen f. Abt. 11: Statik

vurf elektrischer Maschinen. ; : ael f. Abt. 1V; Kraft- u. Arbeitsmaschinen Kraftanlagen und Energieverteil i gieverteilung f. Abt. 11, Eisenbahnmaschinen- Aumund: IV; Lsthebe- und

rteilung f. Abt. 111;

Einführung Fórderanlagen ; der Baukonstruktionen. lien u. Herstellungsverfahren f. M I Kolbenarbeitsmaschinen; desgl. für Elektro- fahren; desgl. f. Abt. 1V;

; der Materia (Schiffbau) ;

tehnik; Herstellungsver und Fabrikor techniker u. Maschinenl

Werkstattbetrieb chinenbauer, Elektro- Wärmemechanik : ; desgl. IT; Kolbenkraftmaschinen; Theorie inen (f. Abt. 111). Gramberg: Mechanische aschinenuntersuhungen. für Elektrotechniker. eitungsnegte.

ganisation; desgl. f. Eisenbahnmas Schiffsmaschinenbauer. Wagener: aboratorium T u. Baulehre d. Flugma Meßinstrumente tehnishe Meßkunde Berechnung elektr. L

Abteilung I1V: Sghiff- und Schiffsmaschinenbau.

fen v. Schiffsturbinen, Schiffskessel 1: Ent- Entwerfen von Propellern : Meñù ß: Schiffsdampfmaschinen, Ent: N ) Schiffshilfs- Lienau: Praktischer Schiff- Zeichnen von Schiffslinien, Entwerfen fen von Schiffen nebst Entwerfen von

Grirx: Clektrishe Bahnen :

Föottinger: Entwer werfen von Schiffskesseln Lasthebemaschinen f. : 8dampfmaschinen, maschinen, Schiffsverbrennungsmotoren. ; Schütte: von Schiffslinien, Schiffsthe Einrichtungen 1, Schiffen nebst Einri Theorie des Schiffba Kriegsschiffe ; | l mann: Einrichtung der Kriegs\chiffe: der Kriegsschiffe.

orie 1, Entwer f. Schiffsmaschinenbauer: V Schiffstheorie 11, Abriß aus der 1s f. Abt. 11. Cichhorn: Konstruktion der Entwerfen von Kriegs\{iffen. 3. Jahr H j Entwerfen von Einzelheiten

Abteilung V: Chemie. Nuff: Anorgan.-chemishe Technologie] Anorgan.-hem. Technologie 11; Anorc Elektrochemlte) ; im anorgan.-chem. Laboratorium : chemishen Laboratorium. jährlih wechselnd mir Organisch-chemi von Heizstoffen und Gasanalyse; Laboratorium, Praktikum im von Wolff: Geologie; Mineralog.-geologische Ue geologishen Institut tägli, ® entgeltlih). chemisches Praktikum 1 u. 11.

Abteilung VI: Allgemeine Wissenschaften. Lorenz: Einführung in die Mechanik : Mechanik (unentgeltl.). d. deutschen Kulturgeschichte. v Einführung in die höhere ) j i : Darstellende Geometrie: Mathematik Geometrie (unentgeltli). Mollw o; (unentgeltlich)s Prakt. Nationals envesen; TBVesprehung selbständiger volksw Fottgeschrittenêr(unentgeltli). physikal. Praktikum; Großes p von Bockelmann: geographie m. bef. l ) Mensch u. seine Wirtschaftsstufen (unentge führung in das physikal. Praktikum ; Licht- entgeltl.): Photographie- und Ucht graphie und Lichtpausverfahren f. Laboratorium d. Spezielle Botanik; V onen (unentgelt[l.

jährlich wechselnd mit anish-hemische Technologie 111 i (unentgeltlich); Praktikum im elektro- Organ.-chemishe Technologie I cher Technologie 11 ; Untersuchung Praktikum im Organisch-chemischen Laboratorium f. landwirtshaftl. Gewerbe. Entstehung der Mineralien und Gesteine : [1; Prafktifum im Mineralog.- Mineralog.-geologishes Kolloquium (un- I u. 11; Physikalisch : Qualitative chemische Analyse.

(Technische Kolloquium

bungen I u.

sikalishe Chemie

Ausgew. Kap. aus der Revolution; Epochen on Mangoldt: Höhere Mathematik T1; Mathematik (für die zu Ostern Ein- Graphische Statik. Svynthetische

Luckwaldt:

(mit Uebg.); Volkswirtschaftliße Uebungen fdöiXe I. und 11. Teil: Banf- irtshaftl. Arbeityn m. Wien: Experimentalphysik T1 : Kkeines hysikal. Praktikum täglich den ganzen Tag. . Kap. aus der Prflanzen- deutschen Kolonien : Kalähne: und Wärmestrahlung (un \ausverfahren ; Uebungen in Photo- [nfänger; Arbeiten im pk f. Fortgeschrittene.

Sommer:

Berücksichtigung d.

physikal. Instituts f. Botanisch-mikroskopishe Uebungen IT ; ). Zeit na) Vereinbarung. Löbner: Deutsche (Fortsetzung): Petruschky:

Botanische

Besprechung Ausgew. Kap. Ernährung) Berücksichti-

Jahrhunderts ausgew. Dichtungen (unentgeltlich).

Gewerberecht Einführung und Telegraphenreht. von Brunn: j Astronomie. Theorie der

Saenger: Großindustrie. unde u. d. Gerichtswesen, Post- Stellarastronomie , Pröll: Anleitung z. Behandlun Propeller f. Wasser- und Lui die Theorle der Ele Nussishe Sprache I, 11 u. Ill. kehrs\{rift) (System Gabelsberger) Gabelsberger); Geschichte der mann: Engl. Sprache 1 (f. Anfänger) ; desgl. 11 Stenzler: Unglüdsfällen (unentgeltlich). Danzig-Langfuhr, den 25. Februar 1910. Der Rektor. Matthaei.

entgeltlih).

Sphärische

g mechanischer Aufgaben, Strasser: Einführung in cagnetismus. Stenographie ; desgl. IT (Nedeschrift) (System Stenographie (unentgeltlich). (für Vorgeschrittene).

gemeinverständlich:

stfahrzeuge. ftrizität und des Y

Französische

Nichtamlslihes.

Deutsches Rei.

Preußen. Berlin,

Seine Majestät der Kaiser und heute vormittag den Reichskanzler Dr

önig besuchten, T, zufolge, Bethmann Hollweg.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats ndheer und die Festungen und i vereinigten Ausschüsse Festungen, für d Jr hiellen heute Sißungen.

für Handel und Verkehr ür Rechnungswesen, für das Landheer und die as Seewesen und für Handel und Verkel

Jn Nr. 10 des nuar 1910 war an d Fachgelehrter gute Mocheln des Kaiser W zu Bromberg und neue stattgefunden hatten,

„Deutschen Neichsanzeigers“ vom 13. Ja- er Hand von Gutachten hervorragender , die früher auf dem Versuchs ilhelm-Jnstituts für Landwirtschaft rdings im Kaiserlichen Gesundheitsamte nachgewiesen, daß die bis dahin vor-

und von Versuchen

der mit Eosin gefärbten Gerste auf Schweine der Begrün- dung entbehrten. Nach Veröffentlichung jenes Artikels, der in den beteiligten Kreisen weite Verbreitung gefunden hat, sind noch fernere Versuche angestellt und wertvolle Erfahrungen anderer Art gesammelt. Wenn auch über einige der neueren Versuche in der Presse bereits berichtet wurde, und wenn auch die Veröffentlihung im Deutschen Reichsanzeiger der vorher in weiten Kreisen herrschenden Beunruhigung ohne Zweifel mit bestem Erfolge entgegengewirkt hat, so erscheint es doch zwe- mäßig, die in der Zwischenzeit gesammelten Erfahrungen in ihren wesentlichen Ergebnissen nachfolgend noch einmal kurz zusammenzufassen. :

Jm Laufe der von den preußischen Landwirtschaftskammern im Auftrage des Ministeriums lur Landwirtschaft, Domänen und Forsten und von dem Deutschen Landwirtschaftsrat ange- stellten Erhebungen ist zwar von einer Anzahl von Viehbesizern behauptet worden, daß die mit Eosingerste gefütterten Tiere mangelnde Freßlust bezeigt hätten, krank geworden und in ein- zelnen Fällen sogar eingegangen wären. In keinem einzigen Falle ist indessen festgestellt, daß die beobachteten Stö- rungen und Schädigungen tatsä chlich durch De Der fütterung der Eosingerste veranlaßt sind. Jm Gegen- teil sprechen gewichtige Gründe gegen diese Annahme. Vor allem ist hervorzuheben, daß die überwiegende Mehrzahl der auf Veranlassung der Landwirtschaftskammern befragten Be teiligten sich günstig über die mit der Eosingerste gemachten Erfahrungen geäußert hat. Mehreren Kammern, in deren Be- zirke solche Gerste verfüttert wird, sind Berichte über nach- teilige Wirkungen von keiner Seite zugegangen. Großgrund- besißer, Molkereien, Züchtereien in verschiedenen Gegenden haben zahlreihe Schweine zum Teil monatelang mit gefärbter Gerste ohne Schaden gefüttert. Der länd- liche Genossenschaftsverband in Münster hat Tausende von Zentnern nah fast ganz Westfalen geliefert und, nachdem die Bezieher über den Zweck der Färbung aufgeklärt waren, leine Schwierigkeiten mit dem Absaß gehabt. Ein ostpreußischer Landwirt hat seine ganze Schweineherde von 300 Stück für Versuchszwecke zur Verfügung gestellt, und das Kaiser Wilhelm- Jnstitut in Bromberg hat für den gesamten Bestand an Schweinen auf dem Versuchsgute Pentkowo die Fütterung mit Eosingerste eingeführt. :

„Fn einer Reihe von Fällen, in denen teils bei den von den Behörden veranlaßten Ermittelungen, teils in der Presse Erkrankungen oder Todesfälle von Tieren auf den Genuß von Eosingerste zurückgeführt wurden, ist es auch gelungen, die wahren Ursachen festzustellen. Einem Landwirt aus dem Bezirke der Landwirtschaftskammer in Cassel war nach Verfütterung solcher Gersie ein Pferd verendet und Schweine und Kühe ertrantt. Da die Gerste in hohem Grade verunreinigt war, ließ er sie nah jenen Vorlommnissen noch einmal vor weiterer Verwendung über die Windfege gehen. Krankheits erscheinungen zeigten sih seitdem niht mehr. Jn einem aus Pommern von der Oberzolldirektion in Stettin berichteten Falle wurde festgestellt, daß die verwendete Gerste überhaupl! nicht gefärbt und ihre schädliche Wirkung wahrscheinlih durch „Dumpfigkeit“ veranlaßt war. In mehreren in Pommern, Posen und Schleswig-Holstein vorgekommenen Fällen wurden als wahre Krankheits- oder Todesursachen Notlauf, Backstein blattern und Schweineseuche amtlich ermittelt. Die Feststellung, daß das Eingehen mehrerer Schweine desselben Besizers nicht, wie in der Presse behauptet, auf Eosinvergiftung, sondern auf atute Schweineseuche zurückzuführen war, hatte in dem einen Falk die Sperrung des gesamten Bestandes des Besitzers zur Folge. i i ;

Sprechen alle diese Erfahrungen gegen die Annahme einer Gesundheits\chädlichkeit der Eosingerste, so werden sie durchweg bestätigt durch die Ergebnisse von neuerdings unter amtlicher Aufsicht veranstalteten weiteren Fütterungsversuhen. Solche haben namentlich stattgefunden

bei dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, bei dem Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, : : auf dem Versuchsgute Mocheln des Kaiser Wilhelm-Jnstituts für Landwirtschaft in Bromberg, auf den Schlachthöfen in Kiel und in Hamburg und zwar an leßterem Orte zunächst auf Anregung des Vereins der dortigen GetreidehänsSler. Die Versuche wurden teils an Hühnern, teils an Tauben, teils an Nindvich, teils an Schweinen, bei leßteren teils an Ferkeln, teils an größeren Tieren vorgenommen. Verwendet wurde teils vorschriftsmäßig, teils in allen Körnern gefärbte Gerste. Sie wurde in einigen Fällen neben einem Beifutter, in anderen ohne ein solches verabreicht. So verschieden hiernah die Ver suche unter sich waren, so übereinstimmend war bei allen Das Ergebnis, daß nachteilige Einwirku Ngen au}, ._0as Wohlbefinden und die Nußungen der Versuchstiere nirgends beobachtet werden konnten. Selbst bei einem Tiere, das bei Beginn des Versuchs krank war, wurde eine ungünstige Wirkung der Fütterung mit gefärbter Gerste nicht beobachtet. Jnsbesondere ist auch in keinem Falle eine Abnahme der Freßlust der Tiere durch die Verabreichung der gefärbten Gerste veranlaßt worden. Dabei verdient besondere Hervor- hebung, daß die in Mocheln verfütterte Gerste von einem Mühlenbesißer bezogen war, dessen Kunden sie beanstandet hatten, weil die Schweine \ie angeblih nicht fressen wollten.

Ebensowenig wie bei den bisher erwähnten Verfütterungen gefärbter Gerste wurde eine Beeinträchtigung der Gesundheit, der Freßlust und des Masterfolges bei Schweinen bemerkt, die einerseits im Kaiserlichen Gesundheitsamt, anderseits im Tier- seucheninstitut der Landwirtschaftskammer in Kiel während längerer Zeit neben ihrem sonstigen Futter reines Eosin in viel größeren Mengen erhielten, als bei Verfütterung vor schriftsmäßig gefärbter Gerste von den Tieren aufgenommen wird. Als besonders bemerkenswertes Ergebnis ist dabei hervor zuheben, daß die tägliche Gewichtszunahme von drei im Ge sundheitsamt mit großen Mengen reinen Éosins (0,5 g auf 1 kg Körpergewicht) behandelten Schweinen 0,76, 0,86 und 112 kg betrug, während 5 zur selben Zeit ohne Eosin, im übrigen aber gleih gefütterte Kontrollschweine nur eine Zunahme von 0,63 kg auf das Stück und den Tag aufwiesen. Das Schwein mit der höchsten Gewichtsvermehrung von 1,12 kg täglich war dasselbe, das zuerst, wie erwähnt, krank war, aber während der Fütterung mit Eosingerste wieder genesen ist.

Ein Teil der Versuche wird noch fortgeseßt. Von den Schweinen, Rindern, Hühnern und Tauben find mehrere nach längerer oder kürzerer Verabreichung des Eosins geschlachtet. Dabei konnte in feinem einzigen Falle eine Färbung des Fleisches oder des Fettes festgestellt werden. Bei den Tieren, die Eosin in nicht größeren Mengen als den vorge

gebrachten Behauptungen einer gesundheits\chädlihen Wirkung

schriebenen erhalten hatten, wurden anch die Därme regelmäßig

zum Unterrichts- und Kultusminister. gestern die erste Lesung des B udgets für 1910.

endliche Abkehr bon der die gesamte Volkswirtschaft \hädigenden bis- herigen Zoll- und VDandelspolitik und trat für ra)chesten Al Vandelsverträge mit Serbien und den anderen Balkanstaaten ein.

deutschen gesprochen werde. Die Negterung sei ohne Zutun der Deutschen ins Leben gerufen worden. Die T eutschen hätten die Negierung auch nur dort unterstüßt, wo sie es sahlich für berehtigt erahtet hätten. Insbesondere durch die Greignisse der leßten Zeit seien die Deutschen von der Negierung noch weiter abgerückt. Die Zufammenschließung nationaler Parteien babe auch die Deutschen veranlaßt, ih auf einer nationalen Grundlage zusammenzuschließen. Der tihehishe Ab- geordnete Bara fkritisierte das gegenwärtige Negierungs\ystem. Die Beseitigung des jeßigen slavenfeindlichen F

wort aller slavishen Parteien. Es gehe nit an, daß im Hause des allgemeinen Wahlrechts die Mehrheit der Ministerbank von Deutschen E werde, während die Slaven sih in entschiedener Minderheit vefänden.

verhandelte dann über Dringlichkeitsanträge.

a0usschusses hat, obiger Quelle zufolge, beschlossen, mit Nüct-

un Sanitäts-, Humanitäts- und Bautensubventionen im Betrage bon _18 Millionen Kronen vorzunehmen. Für Humanitäts Und Sanitätsanstalten allein wurden über vier Millionen Kronen gestrihen. Weitere Ersparungen werden erwogen.

Die Erzbischöfe von Canterbury und York und viele Mitglieder

bichteten g nsprachen sagte der König laut Bericht des

D. L

F ocltfriedens erfülle ihn mit Freude. Cr sei überzeugt, daß mit der E reitenden Gesittung der Einfluß der christlichen Lehre auf die Seelen zunehme und daß die Menschen in immer wachsendem Maße

inge Gesundheit, Glück und Fortschritt aller Nationen ab. Er bete

0 Gott für die Erhaltung guter Beziehungen und freund- l astlicher Gefühle zwis{en den Großmächten. Selten in der Ge- d ite sei der Wunsch nach Frieden so weit durch das ganze Neich Vêrbreitet gewesen. Die Nuhe der Kolonien sei dur den Abs{luß i idafrikanischen Union gefördert worden ; dies sei in einem Lande Je )en, wo sie während fo langer Zeit {wer gestört war. Nun Werde sein Sohn diese vereinigten Kolonien / Nter eine Versöhnung zu seßen, an der holländische und britische Ntertanen tréu gearbeitet hätten.

frei von Anfärbungen gefunden. Alle diese bei den Ver- Lan gemachten Wahrnehmungen werden wiederum durch Erfahrungen bestätigt, die in der Praxis gesammelt werden konnten. Von verschiedenen Schlachthausverwaltungen ist berichtet, daß an den mit Eosingerste gefütterten Schweinen nach der Schlachtung Färbungen innerer Teile und sonstige ‘Veränderungen nicht aufgefallen sind. Eine bedeutende 1west- fälishe Fleischwarenfabrik hat, wie die Oberzolldirektion Münster berichtet, seit längerer Zeit solche Schweine verarbeitet, ohne jemals einen nateiligen Einfluß auf die Beschaffenheit des Fleisches wahrzunehmen.

Die bisherigen Ermittelungen geben hierna ch Teinen Anhalt für die Annahme, daß die Ver- wendung mit Eosin gefärbter Gerste zur Vieh-

O

fütterung nachteilige Folgen haben Tonne S Zusammenhange hiermit seï nochmals darauf hingewiesen, daß es in. neuerer Zeit au gelungen it, ‘die Grundlosigkeit einer anderen, vielfach geäußerten Be- fürhtung zu erweisen. Mahlversuche, die in einer Mühle der Provinz Schleswig - Holstein in Gegen- wart von drei Müllern, einem Mitgliede der Handelskammer in Flensburg sowie von Vertretern der preußischen Zoll- verwaltung und der Kaiserlichen Technischen Prüfungss{telle stattgefunden haben, ergaben, daß die Vermahlung ge- färbter Gerste eine Anfärbung der Mühlsteine nicht vewrrll ZU der ferner __mehrfah aufgestellten Ve- hauptung, daß gefärbte Gerste in Hefenbrennereien nicht verwendet werden könne, sei nur bemerkt, daß eine bedeutende Hefenbrennerei in Westfalen, die früher nur ungefärbte Gerste unter Verwendungsnachweis verarbeitete, neuerdings in erheb- lichem Umfange gefärbte Gerste verbraucht und dabei die besten Erfahrungen gemacht hat. Eine von der Kaiserlichen Techni- schen Prüfungsstelle untersuhte Probe der in der Brennerei gewonnenen Hefe zeigte keine Rotfärbung, auch war selbst auf chemischem Wege Eosin nicht darin festzustellen.

Es ist zu erwarten, daß diese Mitteilungen sich als geeignet erweisen werden, etwa noch vorhandene Besorgnisse zu beseitigen. Dies gilt um so mehr, als die hon nah Lage der bisherigen Bestimmungen nicht anzuerkennende Möglichkeit nachteiliger Wirkungen neuerdings noch dadurch in weitere Ferne gerückt ist, daß zur Vermeidung nicht unbedingt erforderlicher Kosten ohne Schädigung der Zollsicherheit die zu verwendende Farh- flüssigkeitsmenge um éin Fünftel und die Stärke der Farblösung "n die Hälfte herabgeseßt werden fonnte.

Der Regierungsrat Beer in Erfurt ist der Königlichen Regierung in Liegniß, der Negierungsasse\ssor Dr. Walther in Zabrze dem Königlichen Polizeipräsidium in Stettin und der Regierungsassessor Ber gmann in Essen dem Königlichen Polizeipräsidium in Danzig zur weiteren dienstlichen Verwen- dung überwiesen worden.

Die Negierungsreferendare Bartels, Dr. jur. Wrede und Stegemann aus Merseburg haben die zweite Staats- prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Oesterreich-Ungarn. Wie das „Ungarische Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“

meldet, erfolgte in der gestrigen Audienz des ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Khuen-Hederva ry beim König

Franz Joseph die Ernennung des Grafen Johann Zichy

Jm österreichischen Abgeordneten hause begann

Wie das „W. T. B.“ meldet, verlangte der Abg. Beer (Soz.)

\chluß der

A N - 2c S Ver Abg. Sylve ster wandte sich dagegen, daß von Negierungs-

tegimes sei das Losungs

Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen. Das Haus

Die Finanzkommission des böhmischen Landes-

icht auf das wegen der deutschen Obstruktion nicht bewilligte Judget Streichungen an den Ausgaben für Schulzweke,

Großbritannien und JFrland. Der König Eduard hat gestern im Bukinghampalast

U D: zufolge, gestern nahmittag mit großem Gefolge in Darjiling eingetroffen.

er Kirchenversammlungen beider Sprengel gelegentlih der inberufung der Kirchenprovinzen Canterbury und

/ork empfangen. Jn seiner Antwort auf die an ihn ge S S

Gs Mol ¡s ta (0 Vle Anerkennung seiner Bemühungen um die Grhaltung des

ck h I Tptoho ; L = c : e Liebe zum Frieden in ihre Herzen pflanzten. Von ihm aber

[ländig, daß das Land vor den Gefahren und dem Elend eines

Leges bewahrt bleiben Se, da in dieser neuen Zeit ein rieg den Untergang von Millionen herbeiführen würde. Er

vesuhen, um das Siegel

Frankrei.

Der Senat hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, den von der Kammer bereits genehmigten Geseßentwurf, betreffend die Sicherung der Wahlfreiheit und des Wahlgeheim- nisses, mit einigen Abänderungen angenommen. Jn dem Entwurf handelt es sich vor allem um die Einführung von Briefumschlägen für die Stimmzettel.

Die Deputiertenkammer hat in der gestern fort- ge)eßten Beratung des Finanzgeseßes einen Artikel angenommen, durch den die Negierung zur Emission von 154 Millionen kurzfristiger Obligationen ermächtigt wird, und eine Be- stimmung genehmigt, durch die der Kriegsminister versuchsweise

autorisiert wird, jedes Jahr 100 Offiziere zur Disposition zu stellen, um so eine Verjü ngung des Off izierkorps zu er- zielen. Die Kammer hat ferner den Geseßentwurf ange- nommen, der die Bank von ¿Frankreich ermächtigt, den Ueber - \{chwemmten Unverzinslihe Darlehen bis zum Gesamt- betrage von 100 Millionen Francs auf fünf Jahre zu gewähren.

Die Marinekommission der Deputiertenkammer hat das Flottenprogramm der Regierung gebilligt. Dle Kommission schlägt, obiger Quelle zufolge, vor, daß die teben neu zu erbauenden Panzerschiffe, die bis zum 1. Januar [915 vollendet werden müssen, nah den vom Minister bezeich- neten Typen hergestellt werden sollen. Der Minister solle weiterhin ermächtigt werden, im Jahre 1910 zwei Panzer in den Marinearsenalen auf Stapel zu legen, und Anfang 1911 zwei weitere von der Privatindustrie zu erbauende Panzer in Auftrag zu geben.

Nuß; land.

e Landesverteidigungskommission der Nei chs- duma hat, wie das „W. L. V4 meldet, eine Verstärkung der Feldmörserartillerie beschlossen. Weiter wurde \chleunigste Ver- sorgung der Artilleriewerkstätten mit solchen Materialien be- [hlossen, die in Rußland in ungenügender Menge hergestellt werden. damit in Kriegszeiten feine Betriebsstörung eintrete. Schließlich faßte die Kommission einen Beschluß, wonach Juden vom Besuch der militärmedizinischen Akademie ausgeschlossen sind.

Niederlande.

_ Die Ausschüsse der Zweiten Kammer haben über den Antrag des sozialistischen Deputierten Troelstr a, gegen den früheren Ministerpräsidenten Kuyper in der Angelegenheit der Ordensverleihungen eine parlamentarische Untersuchung zu eröffnen, ihren Bericht erstattet. Jn dem Bericht heißt es „W. T. B.“ zufolge:

Die große Mehrheit sei der Ansicht, eine solche Untersuchung würde verfrüht und unnüß fein in einem Augenblick, wo Kuyper selbst sih an einen Ehrenrat gewandt habe. Troelstra hätte, anstatt der

opt Vi

Kammer die Verantwortung für eine Unterfuchung aufzubürden, die

ntemals politishe Folgen haben könne, eine geritliche Klage gegen

Kuyper erheben sollen. Die Minderheit halte eine Untersuchung für

notwendig, da ein Ehrenrat nicht die Macht habe, Zeugen zu zwingen,

vor ihm zu erscheinen und unter Eid auszusagen. Uebrigens würde durch eine parlamentarische Untersuchung festgestellt werden, ob Kuyper in Zukunft noch werde am politischen Leben teilnehmen FÉönnen.

Griechenland. Die Theotokis- und die Rhallispartei haben nach einer

Meldung des „W. B.“ die Revistionsvorlage mit Aus: nahme einiger Nebenbestimmungen, darunter diejenigen, be- treffend die Prüfung der Kammerwahlen durch den Kassations- hof, angenommen. Ueber den Antrag wird im Laufe der Woche abgestimmt werden.

Montenegro. Gestern früh ist ein österreihisch-u ngarisches Ge

\chwader unter dem Kommando des Konteradmirals Haus, „W. T. B.“ zufolge, in Antivari eingetroffen und von den monltenegrinishen Militär- und

Mittags begaben si der Konteradmiral und die Offiziere des Geschwaders in Spezialmission nach Cetinje.

(

Zivilbehörden begrüßt worden.

+ A

Schweden. Der Negierungsentwurf über den neuen Zolltarif ist

gestern dem Reichstag vorgelegt worden. Darin erflärt der

Finanzminister, wie das „W. T. B.“ meldet, es habe sich bei den handelspolitischen Verhandlungen mit Deutschland gezeigt,

daß die s{wedishen Zollsäße sowohl formell als materiell wenig geeignet zu einer Grundlage für solche Verhandlungen seien. Da nun bald neue Verhandlungen erwartet würden, so wäre eine Revision augenscheinlih notwendig. Der Bericht der im Jahre 1906 dafür ernannten Kommission habe dem Regie rungsentwurf als Basis gedient.

Asien.

Der Dalai Lama ist, einer Depesche des s Io

Amerika. Die Marinekommission Des amerikanischen Ne

präsentantenhauses hat nach einer Meldung des „B, D.B, dem Bau von wei Linienschiffen, einem Reparaturschiff, zwei Kohlenschifsca und vier Unterseebooten zugestimmt.

Der Präsident der Republik Panama Domingo de

Obaldia ist gestorben. Sein Nachfolger ist der Vizepräsident Mendoza.

Afrika. Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Sultan von

Marokko auf die von dem französischen Konsul Gaillard am 23. Februar überreichten Forderungen erflärt, daß diese Forderungen erfüllt werde würden. Zwei Tage später schränkte er aber die Vollmachten El Mokris “in den Punkten der An leihe und der Entlassung der türkishen Jnstrukteure ein. Daraufhin teilte ihm Gaillard mit, daß die

Frist zur Natifi

zierung des Abkommens abgelaufen sei und er Fes sofort verlassen werde. Jeßt befahl der Sultan endgültig, alle Forderungen zu erfüllen. Ein die Art dieser Erfüllung aus drücklih bezeihnender Brief wurde am 26. Februar an Gaillard abgeschickt. Dieser Brief enthielt auch Abschriften der El Mokri gegebenen Vollmachten, die sih auf die Anleihe und auf die Uebereinkommen über die von Marokko zu leistenden Sicher stellungen beziehen. Frankreih wird auch eine Abschrift der «Fnstruktionen erhalten, die den \cherifishen Behörden zum Zwecke der Durchführung der Uebereinkommen gegeben worden sind. Endlich schreitet der Machsen zur Ernennung eines Obergrenz- n ias und erklärt, die türkischen Jnstrukteure entlassen zu wouen,

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Neichstags und des YPauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

- Jn der heutigen (46.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Delbrü beiwohnte, wurde die Spezialberatung des Etats für das Neichsamt des Jnnern fortgeseßt und zunächst die Abstimmung über die zu dem Ausgabetitel „Gehalt des Staatssekretärs“ eingebrachten Resolutionen vorgenommen. j

Angenommen wurde zunächst die Resolution der Sozial- demokraten, betr. einheitliche Wahlu rnen, gegen die Stimmen der Deutschkonservativen und der Reichspartei, sodann die Ne- solutionen der Abgg. von Hertling und Bassermann, die den gleihen Gegenstand betreffen, während die Resolution Hertling darüber hinaus noch die friminelle Bestrafung der vorsäßlichen Verlegung des Wahlgeheimnisses dur ch Wahlvorstandsmitglieder verlangt. Abgelehnt wurde die Nesolution der Polen wegen Vorlegung eines Geseßz- entwurfs, der die Aufhebung der 88 12, 17 und 19, 3 des Neichsvereinsgesetes fordert, angenommen dagegen die Nesolution der * olen, betreffend Vorlegung eines Geseßentwurfs zwecks Regelung des Aufenthalts der Ausländer im Deutschen Neiche. Einstimmig zur Annahme gelangte die Resolution Bassermann wegen vorzugsweiser Berücksichtigung der inländischen Schiffer bei der Vergebung der Schiffs - frahten für Bauten des Neichs.

(Schluß des Blattes.)

D Sr

as Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (92.) Sigzung, welcher der Minister für Handel und (Gewerbe Sydow beiwohnte, die Beratung des États der Berg-, Pütten- und Salinenverwaltung, und zwar die all- gemeine Debatte über die Einnahmen aus Bergwerks - produkten (228104 230 4, 12 050 960 M mehr als im Vorjahre), fort.

Das Wort nahm zunächst der Minister für Handel und

Gewerbe Sydow, dessen Nede morgen im Wortlaut wieder- gegeben werden wird. Bis zum Schluß des Blattes beteiligten nh an der Debalte dann noh die Abag. Korfanty (Pole) und Jmbushch (Zentr.).

„, Bei der am 26. Februar im Wahlkreise Mülheim- Wipperfürth Gummersbach erfolgten Neichstagsstich- wahl wurden nah amtlichen Ermittlungen insgesamt 34 881 SUmmen abgegeben. Davon erhielten der Oberlandesgerichtsrat Marx - Düsseldorf (Zentr.) 21 496 und der Schriftsteller Erdmann-Cöln (So

gewählt.

L

.) 13385 Stimmen. Ersterer ist somit

Statistik und Volkswirtschaft.

Das Hausgewerbe im Deutschen Reich 1907 und 1895.

Das Heft 2 des Bandes 215 der „Statistik des Deutschen Neis“ enthält die Angaben über das Hausgewerbe in den deutschen Staaten und Landesteilen nach der gewerblichen Betriebszählung vom 12. Juni 1907. Der erste Teil der Tabelle gibt für jede Gewerbeabteilung und Gewerbegruppe die Staaten und Landesteile an, in denen hausgewerbliche Betriebe und Personen vorkommen, während im zweiten Teile für jeden Landesteil die Gliederung des Hausgewerbes außer nah Abteilungen und Gruppen auh nah Gewerbeklassen und -arten dargestellt wird. Die Ziffern beruhen zum Teil auf Angaben der Hausgewerbetreibenden felbst, zum Teil auf denen der Unternehmer, die folche beschäftigen.

Wir entnehmen dem genannten Heft der Neichsstatistik in Ergänzung der in Nr. 51 des „Reichs- und Staatsanzeigers“ (Erste Beilage) gegebenen tabellarishen Vebersiht über das Hausgewerbe in den preußischen Provinzen und den übrigen deutshen Staaten die folgenden, auf das ganze Neich ih beziehenden Angaben.

An hausgewerblihen Betrieben wurden nach den Angaben der Hausgewerbetreibenden im Deutschen Neiche gezählt : 279 546 Haupt- und 36 107 Nebenbetriebe, gegen 900 901 Haupt- und 41 656 Neben- betriebe im Jahre 1895. Die Hauptbetriebe haben demnach um 21 399 oder 7,1 v. H., die Nebenbetriebe um 9949 oder 13,3 v. H. abgenommen. Von den Hauptbetrieben sind Alleinbetriebe 206 706 oder 73,9 v. H. Hausgewerbetreibende Personen wurden gezählt :

männlich weiblich

Lo 170 712 234 550 10909... GBOT21 201 853 1907: - 89419 + 57 983.

Nach den Angaben der Unternehmer dagegen waren Hausgewerbe

treibende, wie folgt, vorhanden: männlih weiblich E, 154 988 327 448 00D ... «S R 269 465 1907: 66 258 + 32 697. 29855 Betriebe beschäftigten überhaupt außerhalb der Betriebs- stätten Personen als Hausgewerbetreibende gegenüber 22 307 Betrieben im Jahre 1895, also 3548 mehr als 13 Fahre vorber.

Die mangelnde Ue vereinstimmung der Angaben der Hausgewerbe- treibenden selbst einerseits und derjenigen der Unternehmer anderer- seits ist wohl dadur zu erklären, daß einerseits viele Hausgewerbe- treibende sich nicht als solche angegeben haben, andererseits die Unter- nehmer über die Zahl der von den Zwischenmeistern usw. beschäftigten Personen nicht unterrichtet sind. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß viele Hausgewerbetreibende gemäß threr Bezeichnung in den Zähl- papieren nicht in derselben Gewerbeart nachgewiesen sind, in die der betreffende Unternehmerbetrieb eingereiht ift.

Zur Arbeiterbewegung. U DeN Tarifvertragsverhandlungen in der Berliner Holzindustrie berichtet die „Boss. Ztg.“ : Eine Vertrauensmänner- ver]jammlung sämtlicher Bezirke und Zweige des Deutschen Holzarbeiter- verbandes tagte am Montag, um zu dem Ergebnis der weiteren zentralen Vertragsverhandlungen für das Berliner Lohngebiet Stellung zu nehmen. In den erneuten Verhandlungen haben die Arbeitgeber im wesentlichen folgende Zugeständnisse gemacht : „Der ver- einbarte Lohn wird bei allen Arbeiten garantiert, bei Minderleistungs- fähigkeit kann der Akkord gelöst werden. Die geforderte sofortige Lohn- erhöhung von 5 v. H. lehnen die Arbeitgeber ab: fie soll jedo statt am 1. Dezember d. J. bereits am 1. November eintreten. Der pari- tâtishe Arbeitsnahweis in der Gormannstraße darf nur allein zur Arbeits- vermittlung benußt werden: alle anderen, fo der eHDirsh-Dunckersche" und der „christlihe" werden aufgehoben. ailer Dn wird von den Versammelten als der wichtigste bezeichnet.) agegen wird die geforderte Arbeitszeitverkürzung entschieden abgelehnt, felbst wenn aus diesem Grunde die Verhandlungen \ch{eitern sollten.“ Jn den Verhandlungen, die \ih sehr ausdehnten und zuweilen recht stürmisch gestalteten, wurde wiederholt erflärt, obne Arbeitszeitverkürzung gebe es feinen Tarifabs{luß, auch müsse der Lohnaufshlag sofort cin- treten. Endlich wurde auf dringende Empfehlung der Leitung mit

Mehrheit folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung be-