1910 / 56 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Mar 1910 18:00:01 GMT) scan diff

niedrig bezüglich des Weltmarktpreises auf dem Panzerplattenmarkt. Sobald wir nun im ganzen über die Lieferung der Platten dis- ponieren konnten, und als infolgedessen au Krupp-Dillingen in die Lage gekommen war, über die Arbeit besser disponieren zu können, war die Marineverwaltung der Ansicht, daß mit den Preisen herunter- gegangen werden müßte. Nach längeren Verhandlungen sind wix im Jahre 1905 zu einer Einigung gekommen, und Krupp hat sich zu einem wesentlichen Nachlaß verpflichtet, wir haben dagegen zu- gestanden, daß 3 Jahre nur bei Krupp-Dillingen bestellt werden sollte.

Wir konnten das tun und waren dazu berehtigt, weil ein Konkurrenzwerk mindestens 3 Jahre braucht, bis es. leistungsfähig ist. Es war also gar nichts Besonderes, was wir daran gegeben haben, als wir Krupp die Garantie gaben, auf 3 Jahre die Platten zu liefern.

Wir haben dann eine weitere Klausel in den Verträgen gehabt, daß wir nach 3 Jahren frei wären, wenn wir billigere und bessere Platten bekommen Tönnten, daß wir stets frei wären, wenn wir eine Staatsfabrik anlegen wollten. Wir sind auch jeßt noch frei. Auch darin irrt sih Herr Graf Oppersdorff. Wenn wir eine Staatsfabrik anlegen wollen, fällt der Vertrag. (Abg. Dr. Südekum : Nah 1915 !) Nein, wenn wir eine Staats- fabrik errihten, können wir nah dem Vertrag sofort selbst bauen lassen.

Ich möchte noch bemerken, daß der Vertrag immer 3 Jahre weiter lief, wenn wir nah Verlauf der 3 Jahre keinen Konkurrenten hatten, der billigere oder bessere Platten liefern konnte.

Nun, meine Herren, standen wir im Jahre 1907 vor der Frage : wie können wir Krupp verhindern, die Preise noch weiter herauf- zuschrauben, wie können wir noch niedrigere Preise erhalten ? Denn nach den Festsezungen der Flottennovelle von 1908 mußte für eine Reihe von Jahren ein starker Mehrbezug von Panzerplatten stattfinden. Krupp antwortete uns auf den erneuten Versuch, die Panzerpreise herunterzubekommen : ja, wenn er prompt liefern solle, dann müsse er sein Werk entsprechend vergrößern, und aus diesem Grunde könne er nit noch einen weiteren Nachlaß des Preises be- willigen. Das war eigentli eine gewisse Zwangslage, in der wix uns befanden. Die Zwangslage wurde noh größer dadurch, daß Krupp nach dem Vertrage im Jahre 1907 die. böberen Preise von 1908, 1909 und 1910 bereits in der Hand hatte. Che ich weiter mit Krupp in Verhandlungen trat, habe ich mich eingehend informiert, ob es nit möglich wäre, eine weitere Konkurrenz zu schaffen. Darin stimme ih ja mit Herrn Grafen Oppersdorff durchaus überein, daß es wünschenswert wäre, wenn wir eine Konkurrenz zu schaffen imstande wären. Ich habe, troßdem mir das nicht schr sympathish war, um dieser notwendigen Konkurrenz willen, und um ganz sicher zu sein, ob nach der Nichtung etwas zu machen wäre, mich nit gescheut, mich an die amerikanische Firma Midvale u. Co. in Philadelphia zu wenden, die damals cinen billigeren Preis der amerikanishen Regierung anbot, und zwar qus dem Grunde, um in das amerikanische Panzerplattengeshäft über- haupt hineinzukommen. Der Preis ist nahher in Amerika, sobald die Firma Midvale im Geschäft drin war, wieder entsprechend in die Höhe gegangen. Meine Herren, ih darf mir erlauben, einen kurzen Auszug aus der Antwort der Firma Midvale vorzulesen. Sie schrieb auf mein Anerbieten folgendes :

„Seit wir zum ersten Male der Frage, betreffend die Möglichkeit der Panzerlieferung für die deutsche Marine durch unser Werk, näher traten, haben wir so viel Aufträge für dieses Material erhalten und weitere in bestimmter Aussicht, daß wir gegenüber der uns wobhl- bekannten {nellen Bauweise auf den deutschen Werften in Verzug geraten würden, wenn wir die Panzerlieferung für ein Schiff der Kaiserlichen Marine jeßt übernehmen würden.

Wir möchten, daß unser Material in Versuchen geprüft wird, welche den modernsten Vervollkommnungen in der Panzerfabrikation voll entsprechen, und ziehen es daber vor, unser Produkt erst dann der Kritik der Offiziere Eurer Exzellenz zu unterwerfen, wenn wir auch imstande sind, einen größeren Lieferungsvertrag wirklich zu übernehmen.

Vertrauend, daß Eure Exzellenz dieses unser Vorgehen billigt, und daß wir in späterer Zeit die Chre haben werden, einen Auftrag von Eurer Exzellenz zu erjalten, verbleiben wir usw.“

Also eine Möglichkeit, dur amerikanische Konkurrenz dem Monopol Krupps entgegenzutreten, war ausgeschlossen. Wir haben uns dann noch weiter ndlich an mebrere große inländische Firmen gewendet und \ ch riftli an die Firma Thyssen. Der Herr Abg. Graf Oppersdorff hat den Namen zwar nicht genannt, da cr aber ganz augensceinlich die Firma Thyssen im Auge hatte, sehe ih keinen Grund, weshalb ih den Namen nit nennen soll, Ich habe mit Herrn Thyssen damals selbst eine cingehende Be- \prehung gehabt.

Herr Thyssen schrieb mir im Jahre 1907 :

„Unsere im vorigen Jahre geäußerte Hoffnung, {hon bald über den Plaß verfügen zu können, der für die Einrichtung zur Herstellung von Panzerplatten erforderlich wäre, hat sich leider nicht verwirk- lichen lassen; auch heute fehlt uns noch die Gewißheit, ob unsere Betriebsverhältnisse es zulassen werden, daß wir den zurzeit in Aussicht genommenen Plaß für gedahte Zwecke frei bekommen werden.

Anderseits werden aud) die von früher her \chon in der Aus- führung begriffenen Projekte für die nächste Zeit noch derartig uns in Anspruch nehmen, daß wir leider außer stande sind, heute für neue umfangreiche Unternehmunçen uns zu binden.

Unter diesen Umständen sehen wir ¿u unserem größten Leidwesen uns gezwungen, den infolge der uns seitens Eurer Crzellenz freund lih gegebenen Anregung ins Auge gefaßten Plan einstweilen zurück- zustellen, sodaß wir zu un|erem lebhaften Bedauern heute noch nichts Bestimmtes darüber zu sagen vermögen, wann wir gegebenenfalls an eine Ausführung des beregt/n Planes werden herantreten können.

Für das seither von Eurer Exzellenz uns gütigst bezeigte Wohl- wollen verfehlen wir nicht, Ihnen auch bei dieser Gelegenheit unsern verbindlihsten Dank auszusprehen; indem wir uns gestatten, die Bitte daran zu knüpfen es uns auch fernerhin freundlichst zu er- halten, empfehlen wir uns usw." (Hört, hört! bei den Nationalliberalen.) Auf diese Weise hatte ih mi h also überzeugt, daß eine Konkurrenz aus- geschlossen wäre. Mit dieser barten Tatsache mußte der Staatssekretär des NReichsmarineamts, der in Geldsachen auch keine Gemütlichkeit ver- steht, rechnen, und wenn ih nun an Krupp herantrat und verlangte : du mußt erstens dein Werk vergrößern, zweitens mußt du für die

nächsten drei Jahre, wo du kontraktmäßig bereits cinen höheren Preis hast, von dem Preise herunterlassen, dann mußte ih doch einem Geschäftsmann gegenüber ein Yequivalent bieten. Ohne dieses Aequivalent konnte ih den Preis nicht herunterdrücken, da, wie ge- sagt, ein Konkurrenzwerk niht in Ausficht stand. Das Aequivalent bestand einmal, Dann, daß ih ‘die Kautelen der ersten drei Jahre über diese hinaus zusicherte. Diese bestanden ja hon zu Recht, denn nah den Bestimmungen des Vertrcges lief der Vertrag weiter, wenn kein Konkurrent da war, und das war in dem Jahre, als wir die Flottennovelle einbrachten, einfach nicht der Fall. Also ih bestätigte für die ersten drei Jahre, daß wir lediglich von Krupp bestellen wollten. Das war also etwas, was einfach {on vorhanden war. Für die Zeit nah diesen drei Jahren haben wir vereinbart, daß wir im Jahre 1911 frei sein sollten von dem Kontrakt, ivenn wir irgendwo bessere Platten bekommen würden, und daß wir im Jahre 1914 frei sein sollten, wenn wir irgendwo billigere gleich gute Platten bekämen. Selbstverständlich blieb ein Staatswerk offen.

So hat die Sache gelegen, und dur diesen Nachtragsvertrag haben wir für die Jahre 1908, 1909 und 1910 bare 12 Millionen dem Reiche erspart, und zwar von ciner Summe, welche Krupp kontraktmäßig bereits in der Hand hatte. Ich glaube, dieses Geschäft, bei dem wir 12 Millionen erspart haben, war die weiteren Kautelen wert, die Krupp zugebilligt werden mußten.

Meine Herren, ih glaube, daß wir in dieser ganzen Angelegen- heit durhaus faufmännisch und außerordentlih praktisch verfahren find. Und darauf, daß das Verfahren prafktisch ist, kommt es ja hier hauptsächlich an. Wir find also praktisch verfahren, und wir haben einen Preisnachlaß erzielt. Wir haben durch die ganze Vertrags- politik, die wir Krupp gegenüber getrieben haben, vom Jahre 1902 bis zum Jahre 1910, also bis zu diesem Etat inklusive, dem Neiche im ganzen 58 Millionen erspart. (Hört, hört! bei den National- liberalen.) Das ist der Druck, den das Neichsmarincamt und ganz persönlih der Staats\ekretär des Neichs8marineamts auf die beiden Firmen Krupp und Dillingen ausgeübt hat. Ich glaube also, daß das Reichsmarineamt gerade in den Panzerplatten verträgen mit Krupp die Anerkennung beanspruchen kann, daß wir rationell und praktis verfahren haben, daß ferner das Neichsmarineamt Anspruch darauf machen kann, alles getan zu haben, was nur möglih war, um eine Konkurrenz gegen Krupy und Dillingen zu erzeugen. Schließlich muß die Marineverwaltung das Anerkenntnis beanspruchen, daß wir tatsächlih die besten und billigsten Platten der ganzen Welt haben. (Hört, hört! bei den National- liberalen.) Jh muß die Tatsache in den Vordergrund schieben: es hat kein Staat so gute Platten und kein Staat \o billige Platten wie wir (Hört, hört! bei den Nationalliberalen), und das ist ganz wesentlih ein Plus, welches ih auf unser Konto schreibe.

Meine Herren, ih habe hier die Preise, die ih nach den besten öffentlichen Quellen zusammengestellt habe. Danach zahlt Frankreich für die Tonne 2300 #, Desterreih 1950 , Italien 1950, Amerika 1750, England 1950, Nußland 2500 -. Wir bezahlen ganz erheb- lich weniger; ih Habe mir erlaubt, in der Budgetkommission unsere Preise bekannt zu geben.

Meine Herren, das hindert uns aber nicht, daß wir uns weiter bemühen werden, billigere und noch bessere Platten zu bekommen. Gs ist ja auch ganz klar, daß wir, wenn der Vertrag 1913 ab- gelaufen ist, die Platten nehmen werden, wo sie uns am billigsten und besten geliefert werden.

Nun is neuerdings Herr Thyssen abermals mit uns in Ver- bindung getreten. Aber die Sicherheiten und die Kautelen, die Herr Thyssen von der Marineverwaltung verlangt hat, sind allerdings sehr viel strammer als diejenigen, die wir der Firma Krupp zugebilligt haben. Jch möchte Jhnen, nachdem die Frage hier mal auf- gerollt ist, doch das Wesentlichste der Antwort mitteilen. (Sebr gut! in der Mitte.) Ich bekam zuerst ein Schreiben, wo Thyssen sehr bereitwillig war, darauf einzugehen ; er war fehr erfreut, fragte aber nah den Preisen, die wir bezahlten. Nun hatten wir Krupp im allgemeinen zugesichert, die Preise, die wir bezahlen, mit Rücksicht auf sein Auslandsgeschäft nicht öffentlih zu sagen. Ich habe aber doch dem Konkurrenten gegenüber mi verpflichtet gefühlt, diesem die Preise mitzuteilen, und nachdem ih die Preise genannt hatte, babe ich ein Schreiben von Thyssen bekommen, das keineswegs die Freudigkeit atmet, in die Konkurrenz einzutreten, die ich aus dem ersten Schreiben ersehen hatte. Wie hon gesagt, waren die Kautelen, die er verlangte, ganz außerordentlichß viel \ch{ärfer als diejenigen, die wir Krupp gegeben haben, und die Herr Graf Oppersdorff vorhin getadelt hat. Thyssen schreibt :

Falls wir dazu übergehen sollten, die Panzerplattenfabrikation aufzunehmen, fo könnte das nur geschehen, wenn uns für die Dauer von mindestens 10 Jahren (hört, hört! bei den Nationalliberalen) die Lieferung von wenigstens einem Drittel des Bedarfs fest übertragen wird, wobei wir uns bereit erÉlâren, für die Lieferungen bis zum Jahre 1915 je na der Größe der uns zugewiesenen Mengen einen entsprehenden Nachlaß auf die heute geltenden Preise einzuräumen (Hört, hört! in der Mitte), wogegen für die weiteren Jahre wir aber nicht ungünstiger gestelltwerden dürfen als die anderen Ter ELANTEN:

Das heißt auf einfaches Deutsch überseßt: nah 1915 ist der Trust da! (Zuruf von den Sozialdemokraten: Und jeßt nicht ?)

Es heißt dann weiter:

Was den weiteren Vorbehalt anlangt, daß der mit uns ab-

zuschließende Vertrag hinfällig würde, falls die Marine anderweitig

besseres Material erhalten kann, wir es aber nicht liefern können,

so bedauern wir sehr, auf eine solhe Bindung aus sehr begreiflichen

Gründen nit einzugeben. (Hört, hört! bei den Nationalliberalen.) Die Marineverwaltung foll sich also binden, zehn Jahre lang feine besseren Platten zu akzeptieren, als ibr ge- liefert werden. (Widerspruch aus der Mitte.) Das ist ja gerade dasjenige, weshalb der Herr Graf Oppersdorf mi angegriffen hat. Es heißt dann weiter :

Den weiterhin gemachten Vorbehalt angehend, daß das Neichs- marineamt von feiner Abnahmeverpflihtung entbunden werden soll, falls es Gelegenheit erhält, ausreihendes Panzermaterial ander- wärts zu billigeren Preisen zu enthalten, so bedauern wir sehr, auch eine derartige Bedingung nicht anerkennen zu können.

Meine Herren, so stehen zurzeit die Verhandlungen mit Thyssen. Ich werde ja Herrn Thyssen in jeder Beziehung weiterhin entgegen- kommen, aber auf der Basis dieser Bedingungen werden wir kaum abschließen können. Herr Thyssen hat mir angeboten, eine Platte zum

Versuch zu stellen. Die Platte ist noch nicht beschossen, sondern er will sie erst zum Versuch stellen, und zwar glaubt er niht mebr liefern zu können als eine Platte von 150 Millimeter. An sich nußt uns ja eine solche Platte niht sehr viel, denn die. Schwierig-= keit der Fabrikation liegt ja besonders in den starken Platten. Aber immerhin it es ein Anfang, und ich bin durchaus bereit, die Untersuchung dieser Platte nah unseren Marinebedingungen vorzunehmen und, wenn sie günstig ausfällt, dies Herrn Thyssen ent- sprechend zu attestieren; dann würde ihm sofort das Auslands- geschäft offenstehen. Jch würde durchaus bereit sein, ihm nach jeder Nichtung hin entgegenzukommen. Auch sonst wird das geschehen, soweit das irgendwie mit den Geldinteressen des Reichs vereinbar ift. Denn, meine Herren, in Geldsachen hört allerdings die Gemütlichkeit auf. (Schr richtig! in der Mitte.)

Ich resümiere mih in der Panzerplattenfrage. Fch wiederhole, die deutsche Marineverwaltung bezieht die besten und billigsten Panzer- platten der Welt. Das ist absolut nicht zu bezweifeln, wir haben das einwandfrei festgestellt. Sie bezieht sie von Lieferanten, die in qualitativer und quantitativer Beziehung die größte Leistungsfähigkeit haben. Das schließt selbstverständlich nicht aus und ih wieder- hole das noch cinmal —, daß si die Mearineverwaltung bemühen wird, auch künftighin noch bessere. und noch billigere Platten zu er- langen, als dies zurzeit der Fall ist.

Der Herr Abg. Graf Oppersdorff hat also kein Recht, der Marineverwaltung vorzuwerfen, DAB ne etne Monopolstellung begünstigt. Die Stellung Krupps hat sich vor einem Menschenalter herausgebildet. Damals ist Krupp aufgefordert worden und gegen feinen Wunsch von der MNeichsregierung gedrängt worden, er sollte doch Panzerplatten produzieren, damit wir nicht genötigt wären, sie vom Auslande zu beziehen, wie es damals geshah. Darauf ist Krupy eingegangen, und daun hat \ih die Sache fo weiter entwickelt. Eine solhe Entwicklung 0 einfa Beiseite 21 [chieben, ist beim besten Willen nicht möglich. Der Konsumenten sind eben zu wenig, und man muß immerbin berücsihtigen, wenn wir ein drittes Werk, schon um nach dieser Nichtung hin keinen Angriffspunkt u bieten, begünstigen würden, dies noch ketneswegs zu einer Verbilligung führen müßte; denn die Wahrscheinlichkeit liegt vor, daß dann wiederum ein Zusammenshluß stattfinden würde, und daß die Amorti- sation dieses neuen Werks mit übernommen werden müßte, und von wem? Von uns! Das ist doch ganz klar. Aber wie gesagt, ih werde alles tun, um in verständiger Weise eine KonlTurrenz zu be- günstigen. Den Vorwurf, daß die Marineverwaltung ein Monopol begünstige, kann aber, glaube ich, Herr Graf Oppersdorff niht mebr aufrecht erhalten. Er hat dann seine Ausführungen damit geschlossen, daß er sagte, es wäre niht genügend Kontrolle vorhanden, und er bat auf den Altcisenhof in Kiel eremplifiziert. Jch möchte da nur sagen, daß die Kontrolle so weit verschärft ist, wie es nur irgendwie rentabel ist. Gegen einen solchen Kontrolleur, wie ibn Herr Graf Oppers- dorff vorgeschlagen hat, würde ih nihts einzuwenden haben. Wenn Herr Graf Oppersdorff shließlich gesagt hat, wir sollten zu einer sparsamen Wirtschaft übergehen, so kann id nur fagen, daß bei ciner \o großen Entwicklung, wie sie die Marine genommen hat, auch Uneben- heiten und Unzulänglichkeiten vorkommen. Das kann nicht anders sein, wenn man im ganzen vorwärts kommen will, und es kommt doch darauf an: was is im ganzen genommen für das Geld, was das bobe Haus der Marineverwaltung zur Verfügung gestellt bat, ge- leistet worden? Ich will gar nit einzelne Schäden in Abrede stellen, aber ih bin doch der Ausicht, daß man diefen Punkt immer in den Vordergrund schieben muß, und, meine Herren, mit der mög- lichen Kriegsleistung, die für das Geld tatsächlih bewirkt worden E können wir, glaube ih, wirkli zufrieden sein. Wenn Sie die Leistungen unserer Marine mit anderen vergleichen, so würde die deutsche Kriegsmarineverwaltung keine chlechte Nolle dabei spielen, (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.)

Abg. Gans Edler Herr zu Putlit (dkons.): Ih mödte zuz nächst der Freude darüber Auédruckck geben, daß die Wogen des Kampfes, der vor Jahresfrist zwishen Deutschland und England über die Flottenrüstungen tobte, \sich mebr und mehr geglättet haben. Unsere Flotte soll den Frieden sichern belfen und uns ermöglichen, im Frieden vorwärts zu kommen. Die Stärke der deutschen Wehrkraft, die uns jeßt einen 40 jährigen Frieden verschafft hat, ist auch in unserer Flotte vertörpert. Auch während der leßten Jahre, wo teilweise ernfte, bedrohliche Wolken über dem Vaterland [chwebten, hat die Flotte ibr Teil dazu beigetragen, daß uns der Frieden erhalten worden L Wir ind von eher fe den Ausbau einer Flotte eingetreten, und wir haben damit den Vorwurf widerlegt, daß wir einjeitige agrarische Interessen vertreten: mit volljter Ueber- zeugung und Klarheit haben wir gewußt, daß wir damit unsere Vandelsinteressen stüßen, wir sind also auh hier auf dem Plane Aufgaben zu erfüllen.

gewelen, wenn es gilt, große nationale

Die Grundlage für unsere Flotte ist das Flottengeset; wir müssen auf diesem Gebiete planmäßig auf längere Zeit vorgehen. Unser Flottengeseß wird für absehbare Zeit uns die nötigen Garantien bieten. Die Ausführungen Gaedkes im „Berliner Tageblatt“ werden ja im Inland schon lange niht mehr von verständigen Leuten ernst genommen, aber im Auslande werden die Aeußerungen dieses Blattes zu meinem Bedauern sehr viel gelesen und sehr ernst genommen. Gaedke hat da aud über die Flotte geschrieben. Jh will hoffen, daß auch im Auslande die Üeber- zeugung durchdringt, daß diefer Herr nicht ernst genommen zu werden verdient; aber es finden sich im Auslande ja immer Leute, die daraus ihren Honig saugen. Der Streit der Meinungen über den Wert der Flotte ist immerhin nicht ergebnislos gewesen, er hat Élärend gewirkt. Im ganzen ist der sür die Schaffung der Flotte eingesclagene Weg der richtige gewesen; auch zur Verteidigung brauchen wir Linien- und Sdlahtshife. Antere Flotten, wie die französische, ind unserem Beispiel gefolgt, während wir anderseits von den Granzosen in bezug auf die Unter- seebote gelernt haben. Wir bringen der Marineverwaltung nah wie vor Vertrauen entgegen. Dieses Vertrauen ist in den letzten Iahren an vielen Stellen der Bevölkerung verringert und erschüttert worden. Es ist aber mehr getadelt worden, als zu tadeln war. Ie VBemängelungen, die vorgebracht worden sind oder noch vor- kommen werden, haben die Bedeutung nicht, die man ihnen beilegt. Defraudationen höherer Beamten haben auch in dem Kieler Prozeß nicht nachgewiesen werden können. Die Verwaltung hat ander- seits versichert, sie werde sich bemühen, die Schäden zu heilen und die Kontrolle zu verschärfen. Daß die ganze Verwaltung tadelnswert sei, hat ih aus dem Prozesse nicht ergeben, ich wünsche nur, daß alle Klagen über solche Schäden an den Staatssekretär gelangen; aber nicht dankenswert ist es, wenn Behauptungen auf- gestellt werden, die die Bevölkerung beunruhigen, und wenn fich dann herausstellt, daß an den Behauptungen nichts war. Ver Werftbetrieb hat Angriffe erfahren, weil er nicht taufmännisch genug betrieben worden sei. Die Kommission hat anerkennen müssen, daß theoretisch gegen den Betrieb nichts einzuwenden sei. Daß in der Praxis Mängel und Ünregelmäßigkeiten vorkommen mussen, in einer so großen Verwaltung, hat der Staatssekretär selbt zugegeben. Der Betrieb leidet eben daran, daß er ein Staatsbetricb

| piel anzufangen ; die freie Hand und das Wirken ne Ÿ } monnaie können wir eben unseren Werftbetrieben nit geben. Die Marine

} System weit besser daran als andere Länder. D | sparsam aufgestellt, wie irgend möglich. Ich hoffe,

} ins der Marineetat kaum bringen ; jedenfalls war der heutige Vorstoß

Mgelommen sind.

¡s und bleibt. Es handelt sich hier um {nell wechselnde und {nell quézuführende Aufgaben. Da ist mit dem Worte „taufmännis{ch“ nicht t für das eigene Porte-

fostet ein außerordentlihes Stück Geld; Sparsamkeit ist also au hier am Plate. Jm Volke glaubt man vielfach, daß in der Marine die Grundsäße altpreußischer Sparsamkeit nicht gelten. Wir A auch deshalb auf Sparsamkeit und Kontrolle dringen und werden daher

| auh für die Resolution der Kommission stimmen, die eine Denk-

{rift über die Tafel- und Messegelder verlanot. ‘Sehr dankenswert ist, daß die Zentralisation des gesamten Beschaffungöwesens in Aussicht

| gestellt worden ist. “Eine noh weitere Verbilligung der Panzerplatten- h preise wäre _ja sehr wünschenswert; es würde überaus erfreulich sein, | wenn der Staatssekretär mit seinen } onkurrenz gegen Krupp - | Beim Ankauf der 1 Y geschickte Hand bewiesen und viel zu Ersparnissen beigetragen. Im } ¡brigen kann es nicht wundernehmen, wenn die Ausgaben für die tinstandhaltung der Flotte andauernd steigen. Unsere Marine ist allen } Marinen der Welt auch in bezug auf die Etatsaufstellung voran: in

j weiteren Bemühungen um eine Dillingen mehr als bisher Erfolg hätte. Materialien hat der Staatssekretär eine sehr

dem englischen Etat steht ein Paushquantum neben dem anderen, wir sind in Deutschland auf diesem Gebiete ohne parlamentarisches

Gat l 0 die Verwaltung wird auch in Zukunft mit immer wachsender Umsicht und Tatkraft | ihre Niesenaufgabe lösen und dadur im Volke die Freude an unserer

f jungen Flotte wieder steigern.

Abg. Dr. Semler (nl.): Eine besondere Ueberraschung konnte dés Zentrumsredners gegen ihn weit überrashender. Was ift passiert, } daß das Zentrum sich die Freude an seinem eigenen Kinde so verdarb? Var das nur ein Ruf in dem Feldgeschrei: Hie Thyssen, hie Frupp-Dillingen!? Einer der kommenden Zentrumsredner wird uns darüber ja wohl noch Aufschluß geben. Vorläufig möchte ich diese ofene Frage nicht beantworten. Unser Schiffbau ist dur das Gesetz festgelegt. Dem äußeren Ausbau der Flotte muß felbst- verständlih die innere Organisation folgen. Die Zahl der hohen Beamten im Verhältnis zu den unteren kann in einer solchen Lerivalkung nicht wundernehmen. Was im Etat verschieden sein muß, sind die Kosten der Schiffsbauten. Einzelne dieser Zahlen wechseln mnd müssen sich erhöhen, wenn der Schiffsbau fortshreiten soll. [Für die Höhe der Kosten gibt es für uns einen leitenden Grundsaß: unsere Neubauten müssen den jeweiligen gleihartigen Schiffen anderer (inder mindestens gleichstehen. Wir dürfen unsere Söhne nur auf die besten Schiffe seßen, auf Schiffe nur mit den besten Panzerplatten, [nicht zweiter Qualität aus dem Gesichtspunkte der Landesverteidigung heraus. Die Uebertragbarkeit der Posten im Schiffsbau ift aus vielen Gründen notwendig, namentliß aus Nücksiht der (Billigkeit, im Interesse der Ersparung von Koslen. Es it kein Zweifel, daß wir seit einiger Zeit anfangen, auf die Höhe des | Schiffsbaus zu gelangen. Für die drei neuen Unienschiffe wird der [Staatssekretär das englische Beispiel nit aus den Augen verlieren dürfen. Dasselbe gilt von den Panzerkreuzern. Jch bedauere, daß ôffentlih, um den Ruhm des Herostratus zu erwerben, gesagt fworden ist, diese Panzerkreuzer eten eigentlich Linienschiffe. [Vir denken gar nicht daran, Panzerkreuzer zu schaffen, wo wir Linien- chiffe meinen. Bei den Kreuzern wird das Oauptgewicht auf die Geschwindigkeit gelegt werden müssen. Wir baben mit den kleinen Isreuzern ein gutes Geschäft gemaht. An dem Geschäftsgebaren der JMarineverwaltung in dem Bau dieser Schiffe Wesentliches zu ändern, haben wir keine Veranlassung. Eine Abschaffung der Torpedos hieße jdie Beiseitelegung einer unserer besten Waffen. Auf unseren Untersee Ibooten ist erfreulicherweise bis jeßt kein Unfall vorgetommen, wie denn fauh überhaupt in unserer Marine relativ sehr wenig Unfälle vor- Das ist auf die innere Kraft unserer Flotte zurü- zuführen. Zum 1. April \foll das Nordseegeshwader nah Wilhelms jhaven verlegt werden. Wenn diese Verlegung si nit sehr schnell vollzieht, fo ist zu berücksichtigen, daß sie noch nicht lange bekannt ist. m Zusammenhang hiermit steht die Regelung der Wohnungs rage. Die Offiziere müssen wissen, ob sie dauernd dort bleiben. die Marine darf in bezug auf den Bezug von Nahrungs- mitteln den Geschäften nicht selbst Konkurrenz machen. Was die Werftbetriebe betrifft, so haben wir aus dem Kieler Prozeß die Lehre gezogen, daß eine größere Kontrolle und eine größere kauf- nännishe Ausbildung des Personals notwendig ist. Das gilt zunächst von dem Unterpersonal. Die Hauptsache ist, daß die Werftdirektoren m enger Fühlung mit den mittleren und unteren Beamten und Arbeitern stehen müssen, daß der Oberwerftdirektor aud nit den technikern in Fühlung bleibt. Diejenigen Beamten, die es bedürfen, nüssen in ihrem Einkommen aufgebessert werden. Im übrigen innen Ersparnisse gemacht werden. Ich bin neulich in Wilhelms haben gewesen und habe zu meinem großen Bedauern ein Elend gesehen, das mir zu Herzen ging. Es sind Arbeiter entlassen worden, ie 8 Jahre gedient haben, geblieben sind unverbeiratete Leute. Das st ein Unrecht; man hätte doch zunächst die jüngeren Leute entlassen llen. Cine Familie mit 7 Kindern ist auf die Straße geworfen vorden; wo bleibt der Familienvater? Daß andere Firmen wie Wbyssen konkurrieren wollen, dagegen ist nichts einzuwenden. s fragt sich nur, ob wir niht Gefahr laufen, nationale Werte zu #rlieren. Krupp-Dillingen sind aber doch nationale Werte. (Zuruf: \ationalliberale!) Glauben Sie, daß das, was der Staatssekretär om der amerikanishen Firma und Thyssen verlesen hat, ein gutes veshäft für uns ist? Dafür, daß wir ein eigenes Werk bauen, ist er Zeitpunkt jeßt etwas spät. Wir wollen aber immerhin dies im Uge behalten. Solange Krupp uns billiger liefert als das Ausland, haben wir keine Ursache, uns das Geschäft zu verderben. Sollte ter cine Aenderung eintreten, so müßten wir ein cigenes Werk uen. Ich sage das ausdrüllih, um niht in den Verdacht zu Simmen, als wollte ih der Firma Krupp das Wort reden. Die nelishen Zeitungen haben unsere Flottenpläne übertrieben. Wir uen niht Schiffe, um England den Rang abzulaufen. Wir können

niht hindern, wenn England, das gegen die Welt seine Flotte uêbaut, unsere Nüstung übertreibt. Deutschland hat ein Recht darauf, ß man ihm glaubt, es werde nit mit seiner Flotte, die an dritter telle steht, einen Krieg provozieren wollen, während es mit cinem er, das an erster Stelle steht, bisher den Frieden aufrecht erbalten at. Unter allen Umständen wollen wir unseren Handel und unsere industrie mit unserer Flotte schüßen. Dazu zwingt uns auch unsere chsende Bevölkerung. Wie fann man da auf der Zentrumsseite ion einem Wettrüsten \prehen? Viel sympathisher war mir die lede des Abg. zu Putlit, der damit den Abg. Dr. Hahn mit scinem vtannten Worte von der gräßlichen Flotte von sich abgeschüttelt hat. vir halten es mit dem Fürsten Bülow, der gesagt hat, daß rir das Naß unserer Rüstungen selber bestimmen müssen. , Abg. Dr. Leonhart (fr. Volksp.): Meine politis{en Freunde lten es für richtiger, diese leßtere Frage beim Etat des Neichs- nzlers zu verhandeln, wo wir eine präzise Antwort erwarten. ckenn in jedem Falle wünschen wir ein gutes Verhältnis zu England. èr vorliegende Etat is höher als alle andern, nur England É einmal einen höheren Marineetat gehabt. Troßdem hat fich e Kommission mit geringen Abstrichen begnügt. Der Etat ift aller- ings durch das Flottengesez gebunden, aber ih bezweifele, daß ‘e geseßliche Bindung für die Negierungen noch einen so hohen vert hat. Wenn ile verfügbaren, Mittel auf den Schiffsbau ‘wandt werden müssen, so kann für die Küstenverteidigung nichts !dchen. Jh verstehe deshalb sehr wohl, daß andere Mächte obl ein Flottenprogramm haben, aber von einem eFlottengesetz wie an unsrigen nichts wissen wollen. Italien ist sehr schnell davon irüdgeflommen. Ich habe auch ferner volles VBerständnis dafür, 8 der Neichsschatzsekretär die größten Bedenken hatte, wie er i den nädhsten Jahren den Etat balancieren kann. Nach ner festen Neberzeugung wird das ohne neue Steuern gar nicht gli sein. Bisher sind alle Berechnungen nicht eingetroffen. Nach m Flottengeseß von 1898 wurden für Linienschiffe 9,3 Millionen gesezt. Jetzt beläuft sich der Preis auf fast das Fünsfahe. Der

Etat balancierte mit 117 Millionen, und die jährliche Steigerung wurde auf 4,9 Millionen angenommen. Außerdem findet sich ja in dem ersten Flottengeseßz die sehr bezeichnende Demerting, daß, wenn der Marineetat über diesen Betrag hinausfteigen sollte, der Mehrbedarf nicht durch indirekte Steuern gedeckt werden darf. Jeßt ist der Etat viermal so hoch. _Unser Ordinarium ist bereits höher als der gesamte Marineetat vor 10 Jahren. Ich kann mich hiernach nicht auf den Boden der Ausführungen des Staatssekretärs stellen, daß 1916 der Ausbau unserer Flotte abgeschlossen sein werde. Die Tatsache, daß der englische Etat für uns Ausländer noch unübersichtlicher ist, fann als Grund gegen den Parlamentarismus nicht ins Feld eführt werden. Bei dem hohen Anschwellen des Etats halten wir alle Abstriche der Kommission aufrecht. Hinsichtlich der Tafelgelder auf der „Schleswig Holstein*, an denen 10 000 Mark erspart werden, hat die Marine- verwaltung Bericht eingefordert. Der Kommandant hat das einge- forderte Meßbuch zunächst wieder zurückgegeben mit dem Befehl, daß sämtliche Getränke und Extras erst eingetragen werden sollten. Das geänderte Buch wurde dann eingeshickt. Die Sache hat für uns eine sehr ernste Bedeutung. Wenn der Chef des Neichsmarineamts Unter- lagen verlangt, so wünscht er sie ohne nachträgliche Korrekturen. Bei der Besprechung der Ctatsüberschreitungen in der Kommission wurde ge]agt, die Kieler Abgeordneten hâtten um lo weniger Grund, die Ueber- schreitungen zu rügen, als beim Kieler Rathaus der Anschlag um 1 Million überschritten fei. Diese Neberschreitung war bereits bekannt, bevor der Plan definitiv genehmigt war. Es handelte sich nur um Ausgaben für die innere Einrichtung usw., die im ersten Kostenanschlag niht enthalten waren. Graf Oppersdorff hat mehr kaufmännischen Geist auf den Werften verlangt, dem kann man zustimmen. Aber es befriedigt uns wentg, wenn jeßt die größte Werft geteilte Arbeitszeit hat. Die mag für Wilhelmshaven am Playe sein, aber niht in Kiel mit seinen großen Entfernungen. Der Meinung des Abg. Dr. Semler, daß die Auseinanderseßzung über die Monopolstellung Krupps ein nattonaler Schade sei, teile ich nicht. Ich bin im Gegenteil dem Abg. Grafen Oppersdorf sehr dankbar, daß er den Anlaß zu dieser Aussprache gegeben hat. Der tonservative Redner \sprach au immer von Sparsamkeit, aber da hilft kein Lippenspißen, da muß gepfiffen werden, da „muß man Abstrihhe machen, wenn sie auch der Verwaltung unerwünsch{cht lind. Ich habe feinen Anlaß, mihch des mir gänzlich unbekannten [rüheren Obersten Gaedke anzunehmen, aber ich glaube “nicht, daß dur seine Darlegungen ein \o großer Schaden entstanden ist. Der Dberwerftdirektor in Kiel hat, wie es heißt auf Veranlassung des Staatssekretärs, eine Untersuchung eingeleitet, welche seiner höheren Beamten Beziehungen zu Abgeordneten hätten. Das ist geradezu unerhört! O) meiner]eits verbitte mir jede Schnüffelei in. bezug auf meine persönlichen und privaten Beziehungen. Wenn die bürgerlichen Parteten den Wünschen und Anregungen der Beamten ihr Dhr ver- schließen würden, [o würde sih die Sozialdemokratie jederzeit ihrer annehmen. Wir müssen verlangen, daß der Beamte außerhalb des Dlensles die vollen staatsbürgerlichen Rechte hat, auch im Interesse Der Jeich8marineverwaltung selbst wäre ein derartiges Verfahren besser unterblieben. Die Arbeitsfreudigkeit der Beamten wird dadurch nicht gehoben.

Staatssekretär des Neichsmarineamts, Admiral von T irpi ß:

Meine Herren! Ich möchte auf die Anregung, die der Herr Abg. Semler vorhin gegeben hat, mit den Arbeiterentlassungen in Wilhelms- haven möglihst rücksicktsvoll zu verfahren, zustimmend antworten. Die Marineverwaltung wird alles mögliche tun, um die Arbeiter- entlassungen nah Möglichkeit in rücksihtsvoller Weise stattfinden zu lassen. Wenn wir aber die ganze Tätigkeit der Werft einshränken, werden vir natürlih ohne Arkeiterentlassungen nit auskommen, tas ist ganz klar; wir werden es aber, glaube ih, in einer milden Form tun Tönnen.

Db die Behandlung der Kruppfrage und die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Neichsmarineamt und dieser Firma bier im Plenum zum Nuyen der Sache und zum Vorteil Deutschlands ist, das zu beurteilen möchte ih dem hoben Hause überlassen. Ich möchte nur ausfprechen, daß ih meinerseits, sowie die Verhältnisse lagen, ge ¿wungen war, auf die Ausführungen des Herrn Grafen von Ovvers- dorff so eingehend zu antworten.

Dann möchte ich dem Herrn Abg. r. Leonhart erwidern, daß von mir aus kein Wort, kein Befehl, nichts an die f gegangen ist, was einen V zwischen dem Herrn Abg.

A bj

Berkehr Leonhart und seinen Gewährsmännern in Kiel unterbinden sollte: ih wiederhole: JIch habe nicht einen Finger in der Sache gerührt. Ob der Herr Abg. Dr. Leonhart immer gut jinformiert worden ist, das ist eine andere Sache. J habe im Gegenteil den Eindruck, daß bei allem Wunsche des Herrn Abg. Leonhart, der Marine zu helfen, seine Informationen in Kiel doc ret einseitige gewesen sind, und was speziell die Frage der Nachrichten betrifft, die ih damals in der Kommission über die Meßersparnisse ge geben habe, liegt die Sache folgendermaßen: Ih habe meines Wissens am 21. Februar, unmittelbar vor der betreffenden Budgetkommissionssißung, nochmals an die Flotte folgendermaßen telegraphiert: „Bestätigung drahtet, wieweit Annahme der Tafelgeld- ersparnis sich mit Abs{hlüssen der Ersparnisbücher genau deckt, ob Abzüge für Tischgetränke, \elbstbezablte Butterbrote usw. nicht gemacht sind, soweit niht von einzelnen Schiffen besonders angegeben." Ih habe mich also nodmals durch ein Telegramm an das Flotten- kommando vergewissert, ob die Angabe genau zutraf. Darauf habe ih von dem Flottenkommando die Antwort bekommen: „Ueber- einstimmung mit Ersparnisbüchern bestimmt anzunehmen. Läßt sich, da Schiffe größtenteils abwesend, bis morgen vormittag nicht erfragen. Muß Angaben ‘der Berichte absolut vertrauen." Ich habe nämlich die Grgebnisse der Ersparnisbücher von 25 Schiffen der Oochseeflotte eingefordert. Das Resultat war, daß vom 1. Oktober 1908 bis 1. Oktober 1909 eine Ersparnis gemat worden ist von dur{schnitt lih 10 Æ pro Kopf und Monat. Das ist die Ersyarnis von 25 Schiffen. Jch glaube, diese Zakbl ist durchschlagend. Ich werde aber, wie gesagt, den Spezialfall, den der Herr Abg. Dr. Lonhbdckrt angeführt hat, nochmals genau untersuchen lassen.

Abg. Dr.Sü dek um (Soz.): Im vorigen Jahre wurde der Marine- etat in zweiter Lesung fast ohne jede Debatte angenommen. Das ist ein recht unangenehmer Zwischenfall gewesen, denn der Marineetat ist doch der eigentlich politisde Etat und muß um so gründlicher erörtert werden. In diesem Jahre wa die Spannung, mit der man die Plenarberatung erwartete, umso größer, als die Prozesse starke Mißstimmung draußen im Volke hervorgerufen hatten und für uns Abgeordnete noch der Brief des Grafen Oppersdorff an den Staatssekretär hinzukam, den wir gestern in unserer Mappe fanden. In diesem Briefe hat der Graf Oppersdorff gegen die Marine- verwaltung bezüglich der Krupp-Lieferungen Vorwürfe erhoben, die den Staatssekretär veranlassen müßten, seinen Plaß zu räumen wenn er sih nicht durchaus gegen diese Vorwürfe rechtfertigen konnte. Was er aber heute gesagt hat, ist zur Nechtfertigung völlig un zureichend; mit dem, was er über Erhardt gesagt hat, werden diefe Vorwürfe nicht beseitigt. Der Staatssekretär erklärt : Panzerplatten nur bei Krupp Dillingen faufen; aber Villingen können keine Panzerplatten verkaufen, wenn der sckretär ihnen keine abkauft, denn Privatflotten gibt noch nicht, selbs der Abg. Semler hat noch keine. Der : Richter sagte 1902, wenn man {on Erklärungen der Minister mit

Mißtrauen begegnen müsse, so denen des Staatssekretärs der Marine

mit doppeltem Mißtrauen ; und er fügte hinzu, Mal gewesen. (Zuruf: Wird auch nit das leßt

es sei nit das erste e Mal sein!) Ist es

nicht möglich, daß der Staatssekretär selbst betreffs des Verkehrs der

Beamten mit Abgeordneten von den ihm nahgeo

rdneten Stellen falsch

unterrichtet wird, und diese sich eine Willkür herausnehmen, die ihnen

nicht zukommt? Der Marineetat ist \o unübersicht daß er Schiebungen aller Art sehr erleichtert ; einmal felbst dazwischenfahren

lich aufgestellt worden,

[eid da muß der Neichstag und Ordnung und Klarheit schaffen.

Dr. Leonhart hat ja son andeutungsweise gezeigt, daß wir es hier

mit einer hohpolitischen Angelegenheit zu tun h

der inneren und äußeren Politik eng zusammenhängt.

ist {huld an dem Finanzjammer des

Neichs;

mit der Wirtschaft in der Marine

kann; die Entwiélung des Handels wicklung der Marine. Beim Negierungsantritte trugen die Marineausgaben 51 Millionen : 1911 we betragen.

3199 Millionen Mark verausgabt worden,

Handelskammer von Altona hat voriges Jahr nachgewiesen,

aben, die mit Fragen Die Marine das steht fest. Die daß es

o wie bisher niht weitergehen jei nicht abhängig von der Ent-

des jeßigen Kaisers be- rden fte 462 Millionen

In 30 Jahren von 1889 sind fortdauernd für die Marine

die Gesamtausgaben

belaufen sich auf über 4 Milliarden, obne die Verzinsung der Schulden

und ohne die Pensionsbeträge. Diese Ausgabe

n und die damit ver-

fnüpfte Schuldenwirtschaft bringt unsere Sozialpolitik geradezu zum

Verdorren. Bei der Wohnungéfrage müssen

wir um armselige

2 Millionen stundenlang feilschen, während bei der Marine mit vollen

Händen das Geld Hunderte von Millionen, die dem unrehten Orte ausgegeben werden.

nicht die Wirkung, fondern die Ursache der scharfe den Nationen. ( ‘au auch die dem Volke zum ÜUnsegen gereichende Fl Höhepunkt anscheinend doch jeßt überschritten

Bolke ab

zum Fenster hinausgeworfen wird, die

vielen gezwackt werden, am

Die Flottenpolitik war aber auch

n Spannung zwischen

Jedes Ding hat seine Zeit, auch der Imperialismus,

ottenpolitik, die ihren hat. Die Flotte ift

durchaus niht ein Moment des Friedens, wenigstens nicht nach außen

hin, sie hat ein Moment der Beunruhigung i: Man braucht ja bloß

auf England zu vert

1 die Politik gebracht. vetsen. Weder unser

Handel, noh das Minimum von deutschen Kolonien rechtfertigt das

Besitztum einer so großen Floite:

1 4 | n Gngland fa! deutsche Flotte rihté sich gegen

England.

in_nur glauben, diese So liefern wir der

Meaftion in England den Borwand, immer weiter auf Vermehrung

der Flottenrüstungen zu zurücTwirkt. ; &reunde der deutschen Flottenpolitif

drängen, was

das Vers

j ij d as natürlich wieder auf uns Eines \{chönen Tages muß denn auch dem verbobrtesten

tändnis für die Not-

wendigkeit von Berhandlungen über die Abrüstung aufdämmern. Noch

voriges Jahr hat die große Mehrheit des Hause Antrag von uns niedergestimmkt. Oberhand . gewinnen, dann Cngland das Freihandels\ystem

verdrangen.

s einen entsprechenden

t. Sollte in England die Reaktion die würde wohl sehr bald der Schutzzoll in

Reichskanzler

_—. _

(Der

von B ethmann Hollwe g erscheint am Bundesratstische.) Die ¿Frage der Landesverteidigung Deutschlands ift keine Frage der Flottenpolitik,

denn Deutschland ist eine Landmacht,

zukünftigen Kriege f Nußlands gegen Japan lag begründet

) ( in der Veeres, und die hatte ihre Ursache in dem regiment, und wenn in Preußen d NRegierungspolitik aufrecht erhalten wi gelingen, die für einen

Preußen für rieg zu

Präsident ersucht den Nedner, zur Sache zu r

anderen Ausweg, als die deute Marine wie Spezialwaffe herunterzudrücen, das war ihre Stellung.

T

l die Cutkscheidung in einem allt zu Lande, niht zu Wasser.

Die Niederlage Minderwertigkeit des autotratischhen Zaren

ie Kurzsichtigkeit und brutale rd, }o wird es auch nicht mehr F

entflammen. (Der eden.) Es gibt keinen der zum Range einer frühere, ihre richtige

Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:

Mir wird mitgeteilt, daß der Herr Vorre

dner ausführlihe Er-

örterungen über unser Verhältnis zu England angestellt hat. Ich bin

nicht in der Lage gewesen, diesem Teile seine sönlich zu folgen, will aber nit unterlassen, so zu sagen.

Unser Verhältnis manns Augen. Daß »wedcken bauen, \ zum Schutze aktionsfähigen Seemacht !zu j worden nit nur hier von der Bundesratsbank Der Walle L ‘aus nicht

ebenso

England liegt

- D A Q L 5 E DCS JelhStags DEraus (Le

CUT Ton

wiederholen will,

meine

Wel bekannt ,

Zeitabschnitte

sich dabei hein

feindselig

dacht solcher Feindseligkeit oder Bedrobuna richtig ! Und \{chließlich liegt

tage, unbefangen und England

9028 Los Go »rít5 Uf 2 »S T g Sa AA bereits bei der ersten Lesung des Etats ge\proch

rechts.) aufrichtig

zu pslegen. (Sehr

Meine Herren, unsere sondern fallen Mächten gege wirtschaftlichen und faltung zu bringen. ih von selbst aus sche niht ein, weshalb Lande stören sollte {das uns wirts{aftl ist wie England. fann keine Macht auf der

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lediglich

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baf Ç, Or Mo »p A sondern ste ergibt

Ey Ey T freund}chaftlid

nah den Grundsä

Ich bin trauensvollen Beziehungen, unterhalten, günstig fortent

. _ p d xer G gleichen Sinne beeinflussen werden.

überzeugt

Adg. Erzberger (Zentr.): Semler erkläre ih, daß wir c rechnen, die deutsche Flotte mit zu dem gem Unbegreiflich ist es mir, wie der Abg. S suchte, als sei sie ein Vorstoß gegen eine Silbe davon kam in dieser na M Grafen binter Gespenste en für die Flotte Budgets, aufzufassen: n zelnen (tatsposten Abstr ge!eß und feinen Zwec ledigten ih auch jährige Haltung wir nicht, woh cs im Flottengesetz für notwendig. Uuslande

als bereite

r Ausführungen per-

c . 5} f » M i » rort einige Worte dazu

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ârtige Politik niht nur Enalant

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