1910 / 58 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Mar 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Grofßhhaudelspreise von Getreide an deutschen Börsenplätzen

für die W ohe vom 28, Februar bis 5. März 1910 nebst entsprehenden Angaben für die Vorwoche.

1000 kg in Mark.

(Preise für greifbare Ware, soweit niht etwas anderes bemerkt.)

Berlin. gen, guter, gesunder, mindestens 712 g das 1 . (zen, r 0 755 g das 1. afer, s . Z 450 g das 1 Mannheim.

Roggen, Pfälzer, russischer, mittel... Weizen, Pfälzer, russischer, amerik., rumän., mittel . Hafer, badischer, russischer, mittel... ..... Gerste

Se, DAler, A 8 russishe Futter-, mittel A

Wien.

Roggen, Pester Boden Weizen, Theiß-.. . fer, ungarischer 1. erste, slovakische . . Mais, ungarischer . e Budapest.

Roggen, Mittelware .

Weben, j /

fer, ,

erste, Futter- ,

ais, x S

Odessa.

Roggen, 71 bis 72 kg das hl .

Wehen, Ula, 75 bis 76 kg das hl. Riga.

ggen, 71 bis 72 kg das hl

Weizen, 78 bis 79 kg das h1 Paris.

Meggen } lieferbare Ware des laufenden Monats {

Antwerpen. Donau-, mittel e L Kansas Nr. 2. C Da, Kurrachee .

Kalkutta Nr. 2 Australier

Amsterdam.

Weizen

Asow d aria U S Roggen { St. A de Weizen E n

Mais

| | amerikani er Winter- { Eer bunt La Plata .

|

London.

weiß | (Mark Lan)... f

engl. 2 2 TOT

Mittelpreis aus 196 Marktorten (Gazette averages)

Liverpool. TUICE roter Winter Nr. 2 Manitoba Nr. 2 .

La Plata .

Ste ;

i E

Hafer, englischer Cer R / warze Meer- .

Gerste, Futter- ( Kurachee

( Da Mais amerikan., bunt .

l La Plata, gelber .

Chicago. / Mai .

Weizen, Lieferungsware { Juli. ._. l September Mais Mat ¿4%

Weizen Weizen |

Gerste

Weizen

Neu Vorl roter Winter Nr.2 .. Mai . Ul September Mai .

Aires.

Weizen |

Lieferungsware i

Mais e

Buenos Weizen

bis 5./3.

164,17

englishes Getreide, |

und fremdeu

Da-

egen ore

woche

160,75 227,08 165,33

Woche 28./2.

1910

159,00 229,83

171,50 240,62 173,75 173,12 131,87

172,90 243,99 173,75 171,29 133,75

157,18 253,18 135,94 142,73 117,24

164,05 299,85 136,85 142,80 118,15

157,93 240,04 134,85 118,66 106,46

152,42 235,68 132,54 114,87 105,44

121,84 165,41

122,90 168,60

135,67 164,54

135,95 199,82

181,96 T1

182,92

177,83| 177,91 178.23| 181/96

d 1218794 4-40875 168,42 171,93 117,89 124/63

161,01 158,78

153,02 130,65 138,07

161,09 158,86

153,09 128,91 136,26

185,04

184,34 190,67 181,28 195,84 136,71 117,40 111,92 125,86 131,03 127,52

182,08 190,77 183,72 187,95 186,07

136,78 118,24 114,74 127,33 127,33 128,05

175,98 163,51 156,93 108,83

175,55 163,38 157,13 106,53

188,24 175,70

124,01

188,16 176,09 167,69) 123,07|

| |

161,29)

169,27

Mais | Durchschnittsware 1) Angaben liegen nit vor.

BVBemeorbüngen. 1 Imperial Quarter is für die Weizennotiz M E = 504 Pfund engl. gerechnet;

preise für einheimishes Getreide (Gazette averages) ift 1 Quarter Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pfund engl. 1 Bushel Weizen = 60, 1 Bushel Mais = 56 Pfund 1 Pfund englisch = 453,6 g; 1 Last Roggen =

angelept englis, Weizen = 2400, Mais = 2000 k

Bei der Umrechnun den einzelnen Tagesanga lichen Dur schnittswec und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf und Liverpool die Kurse auf London, Kurse auf Neu York, für Odessa und Riga die

in Buenos Aires unter Berücksichtigung der Berlin, den 9. März 1910.

Kaiserlihes Statistisches Amt. van der Borght.

R. ßen an 196 Marktorten des Königreichs ° tb Durchschnitts-

der Preise in Reichswährung sind die aus aben im „Reich8anzeiger“ ermittelten wöchent- selkurse an der Berliner Börse zugrunde gelegt,

ür Chicago und Neu York die urse auf St. Peters-

r für Boris, Antwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Pläge. Preise

111,36| 112,25.

an der Londoner die aus den Um-

mperial

2100,

ien, für London

Goldprämie.

Deutscher Reichstag. 51. Sißung vom 8. März 1910, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortseßung der zweiten Beratung des Etats für die Verwaltung der Kaiser- lihen Marine. j ; | : Ueber den Anfang der Sißung is in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. F Bei den Ausgaben für Betriebs-, Reinigungs- oder Beleuchtungs- und sonstige Materialien weist der Abg. Dr. Paasche (nl.) auf die Vorteile der flüssigen Feuerung hin. Das Petroleum habe die doppelte Heizkraft der Kohle, nehme weniger Naum und nur den vierten Teil der Bedienungsmannschaft in Anspruch. Die englische Marine habe JA entschlossen, zur Petroleumheizung überzugehen, und in den Mittelmeerstationen zu diesem Zwecke Tankanlagen geschaffen; - sämtliche englischen Kriegs- chiffe sollen mit Petroleum geheizt werden. In Amerika liege eine Bill vor, für denselben Zweck für mehrere Millionen Petroleum zu faufen. Die deutshe Marineverwaltung sollte dieses Vorgehen nicht unbeachtet lassen. Ebenso gut wie wir Kohlen für diesen Zweck auf- \speichern, so könnte man auch Petroleum aufspeihern. Man sollte die Mittel nicht sheuen. Wir seien gegenüber der englischen Kohle in- sofern im Nachteil, als unsere Kohle einen großen Rauch entwiele, und unsere Schiffe deshalb {on von weitem {sichtbar seien.

Staatssekretär des Reihsmarineamts, Admiral von T irpiß:

Der Herr Abg. Dr. Paasche hat die Nachteile der Kohlen- benußung an Bord, ganz besonders der deutschen Kohle, so eingehend ausgeführt, daß ih meinerseits nihts hinzuzufügen habe. Ganz einfa ist der Uebergang von Kohlenfeuerung zur flüssigen Feuerung nicht, und daß auch andere Staaten und namentlich England Schwierigkeiten in dieser Beziehung gehabt haben, geht aus der Tatsache hervor, daß man dort einmal eine Serie von Torpedobooten lediglich mit Oel- feuerung gebaut, dann die Oelfeuerung wieder aufgegeben und Torpedo- boote lediglich wieder mit Kohlenfeuerung gebaut hat, und neuerdings wieder zur Oelfeuerung zurückgekommen ist. Indessen ist die Marine- verwaltung von der Bedeutung, die die Oelfeuerung für Kriegsschiffe haben kann, durhdrungen, worüber ich mir erlaubt babe, in der Budgetkommission einige Ausführungen zu machen, die hier im Plenum zu wiederholen, mir niht zweckmäßig erscheint. Ih kann aber die Versicherung abgeben, daß die Marineverwaltung der Anregung des Herrn Abg. Dr. Paasche folgen und ver Frage der Oelfeuerung und der Oelbeschaffung die allersorgsamste Beachtung zu teil werden lassen wird.

Bei den Ausgaben für Bekleidung geht der Abg. Dr. Gör cke (nl.) aûf die Lederbeshaffung der Marine- verwaltung ein. Auffallend sei es, daß ein Offizier der Marine- infanterie eine kleine Pferderation erhalte. Diese Ausgabe sollte im nächsten Etat verschwinden. Vizeadmiral Capelle. Auf Veranlassung des Kriegsministeriums sind Vereinigungen kleinerer Gerber gegründet worden. Diese haben ih einen Geschäftsleiter besorgt, einen Ledersachverständigen, der 3 9/6 Provision erhält, dafür aber die ganzen Unkosten für Keller, für Steuern, Abgaben usw. zu bestreiten hat. Wir sind nicht etwa fkontrafkftlih verpflichtet, von dieser Vereinigung zu kaufen, wir haben uns vorbehalten, an anderer Stelle zu kaufen, wenn wir das Leder billiger beziehen können. Dieser Fall ist vor zwei Jahren eingetreten. Die Gerber in Hannover hatten nämlich einen kleinen Trust gebildet und sich verpflichtet, niht unter einem gewissen Preise zu verkaufen. Als uns nun die großen Preise abverlangt wurden, sagten wir: Nein, das tun wir-nicht. Wir sagten der Ver- einigung, daß wir uns ihr nihcht auf Gnade und Ungnade über- lieferten, und wandten uns an eine andere Stelle. Die Vereinigung fehrte darauf zu dem früheren Preise zurück, worauf auch wir zu ihr zurückkehrten. Der Armee und Marine steht eine zwölfjährige Er- fahrung auf diesem Gebiete zu Gebote, und wir finden, daß die Gründung der Gerbervereinigung eine sehx dankenswerte Idee des Kriegsministeriums war. In der Vereinigung liegen für 3 Millionen Ledervorräte. Der Geschäftsleiter is gewissermaßen ein An- gestellter des Kriegsministeriuums, und wir sind“ in der Lage, uns in verhältnismäßig kurzer Zeit die brauhbaren Häute auszusuchen. Es muß Haut für Haut vorgelegt und untersucht werden. Wir er- sparen eine ganz außerordentliche Vlenge an Reisekosten und Zeit, wenn unsere Leute nicht genötigt sind, zu der Auswahl herumzureisen. Wir sind hier genötigt, die kleinen Gerber gegen die großen zu ver- teidigen. Der Vorredner wird sih überzeugen, daß die Gerber- vereinigung eine sehr gute Einrichtung ist. Die beanstandete kleine Nation wird künftig auch in Wegfall kommen. Zu dem Kapitel „Jnstandhaltung der Flotte und der Werften“ liegt ein Antrag Albrecht (Soz.) vor: „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, cine Unter fuchungskommission einzuseßen, die zur Hälfte vom Neichs- tag aus seiner Mitte ernannt und mit dem Recht der ceidlichen Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen versehen wird. Aufgabe dieser Kommission foll sein, die insbesondere durch die Kieler Schwurgerichtsverhandlungen bekannt gewordenen U nregel- mäßigkbeilen in ex. Verwaltung der Neichs- werften auf ihre Ursachen hin zu untersuchen sowie Maß- nahmen zu beraten und vorzuschlagen, die geeignet sind, eine Neform der Verwaltung der Werftbetriebe auf sozialpolitischem, tehnischem und kaufmännishèm Gebiete herbeizuführen.“ An dem Kapitel „Gesamtbedarf nah dem Etat 36872855 46“ hat die Kommission eine Reihe von Abstrichen von insgesamt 405 000 vorgenommen. Die Kommission hat eine gleich- lautende Resolution abgelehnt. Abg. Severing (Soz.): Der Staatssekretär steht unter dem Banne einer Art Autosuggestion, als handle es sich nur um Unregel- mäßigkeiten auf dem Alteisenhof in Kiel. Im vorigen Jahr hat der Admiral Breusing aber {hon darauf hingewiesen, daß Unter- \{lagungen in Höhe von 1 Million auf den Werften vorgekommen, und aud Quecksilber, Taue und Oel entwendet worden seien. Es wird dem Staatssekretär sehr angenehm fein, daß der Admiral Breusing in diesem Jahre an unseren Erörterungen nicht mehr teilnimmt, denn dieser müßte bestätigen, daß in allen Betriebszweigen Unregel- mäßigkeiten zur Kenntnis der Marineverwaltung gekommen sind. Deshalb follte der Neichstag alles tun, um auf Abhilfsmittel zu dringen, und deshalb haben wir auch unsere in der Budgetkommission abgelehnte Resolution hier aufrecht erhalten. Vor zwei Jahren stimmte der Reichstag mit erdrückender Majorität einer Resolution zu, die in ihrem ersten Teile eine Förderung des Tarifvertragsgedankens wünschte und im ‘zweiten die Heranziehung der Arbeiteraus\schüsse bei der Ordnung der Lohnverhältnisse. Wenn auch den Tarifverträgen Schwierigkeiten entgegenstehen, so wäre die Marineverwaltung bei einigem guten Willen“ doch in der Lage gewesen, eine Förderung des Tarifgedankens durhzuseßen. Es wurde von der Monopolstellung Krupp-Dillingen gesprohen. Wenn ich auch meine, daß angesichts

trieben nicht durch Einwirkung des Reichsmarineamts zu erreichen ist, fo könnte doch die Verwaltung dahin wirken, daß die Arbeits- verhältnisse, die in diesen Betrieben sehr vièl zu wünschen übrig lassen, mehr denen in det übrigen Privatindustrie angepaßt werden. Die Arbeiterschaft darf auch dann wohl keine bessere Ausficht in Be- ziehung auf das Tarifvertragswesen haben, wenn der Wunsch des Grafen Oppersdorff- nah—-einex-- Konkuxrrens in Erfüllung yue:

dieser Verhältnisse ein Abschluß des Tarifvertrages in diesen Be- .

fommen sollte, so möchte ih das Reichsmarineamt schon heute er- suchen, die Verträge mit der Konkurrenzfirma nicht einseitig auf fiskalische Interessen zuzuschneiden, sondern auch möglichst auf die erwähnte Forderung unserer Resolution Nücksicht zu nehmen. Was den zweiten Punkt, die Mitwirkung der Arbeiteraus\chüsse, an- betrifft, so hätte man erwarten Gas, daß - die Marinever- waltung etner solhen keine Schwierigkeiten bereiten würde. Aber hon wenige Monate nach Annahme der Resolution wurde mir mitgeteilt, daß das Gesuch der Arbeiter in Wilhelmshaven, bei der Festseßung der Löhne herangezogen zu werden, durch einen Vertreter des Oberwerftdirektors ausdrücklißh abgelehnt fei. Auch von anderen Werften sind mir Mitteilungen zugegangen, da dieser bescheidene Wunsh nicht zur Ausführung gelangt. Das s nicht nur eine Nichtahtung der Neichstagsbeshlüsse, es bedeutet auh eine Stärkung der Amtsgewalt der Unterbeamten. Unsere Auffassung wird auh von höheren Werftbeamten geteilt, insbesondere von dem noh jeßt amtierenden Torpedodirektor in Wilhelmshaven. Dieser hat sich ganz deutlich dahin ausgesprochen, daß den Arbeitern, wenn ihnen Ungerechtigkeiten zugemutet werden, bei der Machtstellung des Unterpersonals nichts übrig bleibt, als zur Kündigung zu \{hreiten. Daher können auch im Schoße der Werftverwaltung selbst. keine Miß- stände aufgedeckt werden. Die Arbeiter fürchten, wenn es zur Kenntnis der Vorgeseßten gelangt, daß sie Beschwerden vorgetragen haben, gemaß- regelt zu werden, wegen „fozialdemokratischer Bestrebungen“. Was sind denn sozialdemokratische Bestrebungen? Im Sinne der Neichsmarine- verwaltung alle diejenigen, die sich gegen die Neichsmarineverwaltung richten. Wenn die Abgg. Dr. Struve und Dr. Leonhart einmal ihr Mandat verlöôren und bei der Marineverwaltung um Arbeit vorsprächen, \o würden sie auch sozialdemokratisher Bestrebungen für \{chuldig be- funden werden. Wir stehen auch auf dem Standpunkt, daß partei- politishe Propaganda nicht getrieben werden darf. Wenn. der Staats sekretär derselben Meinung is, daun bedauere ich, daß seine nach- geordneten Organe nicht danach handeln, denn durch amtliche Bekanntmachungen, die zur Kenntnis der Werftarbeiter gelangen follen, wird parteipolitishe Propaganda und solche für religiöse Ver. einigungen auf der Werft zu Danzig ganz offen getrieben. Die Duldung derartiger Bekanntmachungen trägt nicht zur Förderung des Friedens unter den Arbeitern bei. Wird - der Staats sekretär, der so peinlich Musterung hält und die Sozial: demokraten entfernt, im Kriegsfalle auch keine Sozialdemokraten annehmen? Wenn aber ein Sozialdemokrat gut genug ist, sein Blut für das Vaterland zu versprißen, so haben wir auch ein Recht, auf den Kaiserlichen Werften genau so behandelt zu werden, wie jeder andere Arbeiter. Der Staatssekretär hat gestern gesagt, er stehe auf dem Boden der Auffassung des Abg. von Oerten, und dieser hatte gemeint, man dürfe die Ver- bindung zwishen Beamten und Abgeordneten nicht dulden, weil- damit der Denunziation Tür und Tor geöffnet sei. Das sagt ein Staatssekretär, der gleichzeitig Mitglied des preußischen Staats ministeriums ist, das ohne Spitelei und Denunziantentum gar nit mehr auszukommen vermag! Es ist geradezu Pflicht des Abgeordneten, Beschwerden, die ihm aus Beamtenkreisen zukommen, auf den Grund zu gehen, wenn er die Ueberzeugung hat, daß der Beschwerdeführer es ehrlih meint. Im vorigen Jahre sind uns vom Staatssekretär und vom Geheimrat Harms Antworten auf von uns vorgetragene Beschwerden geworden, die niht mit der tatsächlichen Wahrheit stimmten. Die Entlassung des Arbeiterausschußmitgliedes Gerlof\ in Danzig durch den Korvettenkapitän Siemens wurde mit feiner Eigenschaft als s\ozialdemokratisher Agitator durch den Geheimrat Harms begründet ; selbst das sollte Gerloff gerichtlich zugegeben haben. Das ist aber nicht der Fall. Der Gerichtshof hat es nur angenommen. Ueber die Erledigung des VMeonitums darüber, daß der Korvettenkapitän Siemens 135 #4 aus der L ent nommen hatte, um das uneheliche Kind eines Leutnants zu unterstützen, machte der Geheimrat Harms im vorigen Jahre ebenfalls Mitteilung : bis heute ist dem Kassenvorstand nichts davon bekannt. Die Löhne der Werftarbeiter sollen nah einer Erklärung des Geheimrats Harms ih etwa auf der Höhe der verwandten Privatbetriebe halten; das sei ein vom Reichstag felbst aufgestellter Grundsatz. Mir ist von diesem Grundsaß nichts bekannt, wohl aber davon, daß einmal proklamiert wurde, die Staatsbetriebe sollten Musteranstalten sein. Tatsächlih befinden \sich die LWhne der Werftarbeiter zum Teil unter dem- Niveau derjenigen in der -Privatindustrie. Diese „Unebenheiten“ - sollten ausgeglichen werden ; auch davon ist nihts zu merken gewesen. - Daß die Lebenshaltung der Arbeiter niht teurer geworden ist, glaubt wohl nur er allein. Obwohl in Kiel auch nach seiner Meinung die Preise angezogen haben, ist den Arbeitern nicht das geringste EntgegenkTommen bewiesen worden. Es kommt auch nicht allein auf die Marktpreise für Lebens mittel, sondern auch. auf die Wohnungspreise an, die z. B. in Wilhelmshaven seit der Verlegung des Geschwaderkommandos dorthin von den Hausbesitzern ganz bedeutend erhöht worden sind. In Danzig und Wilhelmshaven haben neue Arbeiterentlassungen stattgefunden: fie würden zu vermeiden sein, wenn man die Arbeitsverteilung auf den einzelnen Werften anders dispontierte. Ferien find in der Werft verwaltung bei den Arbeitern unbekannt, obwohl {on in 138 Be trieben der Privatindustrie solche bestehen; ebenso ist die Forderung der wöchentlichen Lohnzahlung unbeachtet geblicben. Es ift also keine Nede davon, daß die Arbeiter in den Marinebetrieben besser stehen als in der Privatindustrie. Die Bezahlung von Ueberstunden läßt in Danzig oft monatelang auf sih warten. Hinsichtlich der Kontrolle der Arbeitszeit follten Beamte und Arbeiter gleichmäßig behandelt werden. Die höheren Beamten kommen um 9 Uhr und verschwinden um 2 Uhr; die Arbeiter aber werden aufs schärfste durch Aufstellung von Kontrolluhren kontrolliert, und wenn einer seine Arbeitskarte ab stempeln zu lassen vergißt, so ist er um einëèn Teil seines Lohnes. (Zuruf links: Gibt's im Reichstage auh!) Die Be amten sfollten durchweg mehr WVerantwortlihkeitsgefühl an den Tag legen; viele der Mißstände auf den Werften bängen eng mi! Personenfragen zusammen. Ich komme jeßt zu dem Danziger Eis- loh, das in der Presse so ausgiebig behandelt worden ist. Wenn man hier über Gaedke und das „Berliner Tageblatt*® herfällt, so gibt es doch auch auf der anderen Seite Preßorgane, die in ganz unzulässiger Weise die shwarze und schmußige Wäsche der Marine weiß waschen möchten. Der Abg. Semler nannte Gaedke einen Herostratus; der Abg. Sémler spielte sih als den Philostratus, „det Hauses redlichen Hüter“ auf ; aber auch ihm und dem Abg. zu Putliß muß zugerufen werden: „Zurück, Du rettest den Freund nicht mehr!" Dafür, daß ich die Marineverwaltung nicht vorhèr benachrichtig! habe, hatte ih einen triftigen Grund. Man ließ im vorigen Jahre eine Beschwerde, die ih über Vorkommnisse in Wilhelmshaven der Verwaltung zur Untersuchung unterbreitete, ununtersucht, weil ich als Beschwerdesührer im Auftrage der Arbeiter niht anerkannt werden fönne. Da war es mir schon aus Selbstahtung unmöglich, mein Material vorweg mitzuteilen. Jch habe cs in der Budgetkommission getan und werde es auch in Zukunft tun, wenn ich sehe, daß eine unparteiishe Untersuhung erfolgt. Das is aber leider nicht ge schehen, vielmehr beweisen die bisherigen Untersuchungen nur, wi man folhe Untersuhungen niht führen foll. Dieselben Herren, die angeschuldigt sind, werden mit der Führung der Unter fuchung betraut. Eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus. Den Bericht über meine Beschwerden, den ih ‘vom Geheimra! Harms erbat, habe ich bis heute nicht erhalten. Auch für Bilhelmshaven habe ich, wie ich jeßt mitteile, eine ‘genau! Karte der Oertlichkeit, wo ähnliche Materialien. versenkt sind; id werde sie aber nah diesen Erfahrungen nicht sofort ihm übergeben, sondern erst, nachdem ih mich an Ort und Stelle überzeugt habe In der Kommission hat der Staatssekretär mich aufgefordert, meint Behauptung in der Oeffentlichkeit zu wiederholen; das war eil Bluff. Was ich als Abgeordneter tue, ist meine Sache. Was würde der Staatssekretär dazu sagen, wenn man P eini forderte, alle seine Angaben in der Budgetkommission auf feine! Diensteid zu nehmen? Er würde das Can abweisen. Und dabei stet fest, da manhe seiner Angaben mit del

Ich lasse mich auf diesen Streit niht ein. Krupp und Thyssen

nehmen beide, was sie kriegen können. Wenn aber eine Konkurrenz

Wahrheit nit übereinstimmten. 1905 hat der Staatssekretär

auf ähnliche Anklagen, die shwiegen, ebenso auf Angriffe, die 1909 die Volkszeitung“ “erhob. Den Inhalt meiner Mitteilungen über das Danziger Wasserloh darf ih als bekannt vorausfeßen. Es ist mir niht um die Diskreditierung einzelner Beamten zu tun sondern um die Beseitigung von Mißständen. Ich lege Gewicht darauf, festzustellen, wie die Untersuchung in Danzig geführt wurde. Jch hatte eine Skizze überreicht der Stelle, wo die Sachen versenkt wurden. Den Werftdirektor Schimmelmann hatte ich als befangen bezeichnet. Ich hatte gebeten, den Graben eindämmen und- aus- pumpen zu en, der Abg. Görcke hatte um Taucher gebeten. Es ist aber der Sraben weder eingedämmt noch ausgepumpt, sondern abgefischt worden. Jch hätte die Untersuhung nicht untergeordneten Beamten übertragen, die mich beschwindeln konnten. Der Werft- direktor hat alles gehen lassen und einen Beamten beauftragt, das Wasser abfischen zu lassen. Die Leute hatten Werkzeuge, die für diesen Zweck untauglich waren. Es wurde ein Loch gegraben, und nah 90 Minuten wurde auf Befehl des Kapitänleutnants die Arbeit ein- gestellt; der Kapitänleutnant spielte während der Zeit mit seinem unde. Wenn man nichts finden wollte, so fand man natürlich nichts. Der Angeschuldigte sagt, es habe si nur um Gumumuiteile, T e Glasteile und alte Blechteile „usw.“ gehandelt. Dies „usw.“ ist be- zeichnend, hinter diesen Worten verbirgt sfi alles, was Malo- lewsfi verbergen wollte. Gefunden wurde aber u. a. ein größeres Segeltuch, ‘ein 3 m langes Rohr, 2 Säcke mit Schlemmkreide jeder 29 kg schwer, eine Eisenstange vom Bugsprit. Das alles verbarg sich hinter dem „usw.“ Verschiedene Arbeiter erklärten, das und das, " was Malolewski sagte, „usw.“ ist versenkt worden. Jch glaube ja nicht, daß der Angeschuldigte sich bereichern wollte. «In sehr vielen anderen Fällen herrshte das Beskteben, nichts über den Eigen Bestand vorrâtig zu haben. Aehnliches ift auch früher geschehen. In Danzig ist nicht hauptsächlich geforscht worden, ob sich Material auf dem Grunde der Mottlau oder Weichsel befinde, sondern es ift nach dem Urheber der Denunziation He worden. Der Feuerwerksleutnant Kerner hat die Er- lârung abgegeben, er habe vorläufig . keinen Anhalt für den anonymen An eber. Wie \timmt das zu der Grklärung des Staats- sekretärs? Jch gehe nun auf die Verfehlungen ein, die mit dem System der Werftverwaltung zusammenhängen. Bei der Ueber- weisung von Arbeitern wird Zeit vershwendet. Die Arbeiter werden halbe La e von einer Stelle zur anderen geschickt. Jn Kiel wird mit der Berwendung von Holz Verschwendung getrieben. Ein Pendant zu Kiel ist, daß in Wilhelmshaven größere Eisengefäße, die man niht mehr: brauchen konnte, zunächst unter Verwendung von Sauer- stoff klein een und dann zu altem Eisen geworfen wurden. Die Zeitungen eshâftigten sih längere Zeit damit, ohne daß der Staats- sekretär gegen e borgegangen wäre. Bei der Beschaffung von Werkzeugen sollte die Werftverwaltung vorsichtiger sein als bisher und es verhindern, daß Maschinen gekauft werden, die erst nach Jahren in Gebrauch genommen werden. In Kiel wurde eine Walze vor sechs Jahren angeschafft, die erst jeßt in Gebrauch genommen wird. Auch in &rtedrichsort „nd jolhe Fälle vorgekommen. Zum Ankauf von Maschinen müssen kostspielige Neisen unternommen werden. Diese weiten Reisen sind aber keine Garantie, daß brauhbare Maschinen angeschafft tverden. Jn Halle wurden Maschinen gekauft, die nach ihrer Ankunft erst einer gründlichen Reparatur unterworfen werden mußten. Bei verschiedenen höheren Baubeamten besteht die Sucht, Modelle in edlem ‘Holz -auch sür den Kaiser und den Prinzen Heinrich aus- führen zu lassen, um sih nah oben hin zu empfehlen. Die „Dohen- zollern“ wird jedes Jahr in einer sehr kostspieligen Weise renoviert. Zur meine eigenen Feststellungen habe ih Gewährsmänner, die mich nicht im Stiche lassen werden, falls es zu einer eidlichen Aussage kommen follte. In Wilhelmshaven wurde ebenfalls auf Grund einer ‘angekündigten Revision eine Menge Material vernichtet, Holz- teile verbrannt und CEisenteile versenkt. Der einzelne “Ab- geordnete soll niht auf die Werft gehen, um die Sache - zu untersuchen, meint die rechte Seite. Wir verlangen diese Extra- wurst für die sozialdemokratishen Abgeordneten auch niht. Bei dem Gtat für Kiautschou empfahl aber der Abg. Görcke, einen Abgeord- neten nach Kiautschou zu senden. Der Abg. Erzberger \titnmte dem zu. Als aber der Abg. Mugdan vorschlug, mih in Kiel und Wilhelmshaven zuzuziehen, da waren auch die Nationalliberalen da- gegen. Ver einzelne Abgeordnete wird auch in Kiautschou kaum etwas feststellen. Der Reichstag muß dur eine Kommission an Ort und Stelle feststellen, ob Mißstände vorliegen, und wie sie abzustellen find. Meine politischen Freunde glauben, daß es auch eine nationale Tat iff, den deutshen Namen vor Befleckung zu bewahren. Führen Ste diese nationale Tat dadur aus, daß Sie unsere Resolution an- nehmen. .… Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Har m 8: Der Vorredner hat leine Nede eingeleitet durch Angriffe gegen die Marineverwaltung wegen det Tarisvertragsfrage. Diese Sache kann nicht vom Marine- ressort, fondern nur einheitlih geregelt werden. Es wäre Aufgabe des Reichsamts des Innern, diese Regelung herbeizuführen. Auf die Privatfirmen haben wir geringen Einfluß, insoweit wir ibn ausüben können, sind. in den allgemeinen Lieferungsbedingungen Borschriften getroffen. Nach den Vorschriften müssen die Arbeiteraus\{chü}se über die Arbeitsbedingungen gehört werden, und sie werden gehört. Was besonders die Lohnverhältnisse anlangt, so ist selbstverständlich, daß die Arbeiter durch ihre Ausschüsse an die Verwaltung herantreten. Der Vorredner hat ja selbst eine Reibe von Fällen angeführt, mit welchen wir uns in der Zentralinstanz zurzeit beshäftigen. Wenn Anträge der Arbeiter, wie der über die Nüßlichkeit cines Akkordbureaus

an uns herantreten und zum Gegenstand der Erörterungen gemadt werden, so spriht doch nichts mehr für die Berwaltung, als daß folhe Anträge an sie gelangen. Ju der Arbeitsordnung haben wir die Vestimmung, daß die Arbeiter nicht sozialdemokratische Agitatoren oder sonsk Personen lein Jollen, von denen vorausgeseßt werden muß

day sie den Frieden zwishen der Behörde und den Arbeitern und zwischen dèn Arbeitern untereinander stören. Es ist niht mehr wie recht' und billig, wenn nah dieser klaren Bestimmung verfahrén wird: Auf die politische Gesinnung, wenn sie außerhalb des Be- triebes betätigt wird, wird niht gesehen. Aber die Arbeiter sollen keinéè En sein. (Lärm und Zuruf bei den Sozialdemokraten :

Das geht Sie gar nichts an!) In dem Falle Gerloff halte ich alle meine früheren Ausführungen aufrecht, folhe Leute können wir als Arbeiteraus\hußmitglieder niht gebrauchen. Auf die erneute An-

zweiflung meiner Ausführungen durch den Abg. Severing in der Budgetkommission ist angeordnet worden, daß die Danziger Werft-

verwaltung Saß für Saß meiner Erklärungen nahprüfen folle.

Der erstattete Bericht erklärt meine Angaben für absolut richtig.

Die Befragten haben erklärt: Wir stehen für die Nichtigkeit ein.

Korvettenkapitän Simon . hat die Herauszahlung der 135 4 vor der

Generalversammlung der Krankenkasse ausdrücklih mit der Begründung abgelehnt, er wolle niht haben, daß es so aussähe, als ob vor der

Generalversammlung irgend etwas vertusht werden soll. Allerdings

ist vom Neichstage eine Nesolution Gröber beschlossen worden wonach die Arbeiter mindestens dieselben hne haben follen wie die gleichartigen in der Privatindustrie. An der Ausgleihung der Un- ebenheiten arbeiten wir fortdauernd, und wir werden mit ter Zeit bei 5000 Arbeitern eine weitere Lohnerhöhung herbeiführen: Die Lebensmittelpreise sind nit gestiegen, sondern in Danzig und Wilhelmshaven noch etwas gefallen. Wenn die Arbeits- und Lohnverhältnisse bei uns so \{lecht sind, weshalb werden wir überlaufen von Arbeitern? Der Nechts\{utz i bei uns viel höher, hinsichtlich der Entlassung {ind die Arbeiter den unterÒn Instanzen entzogen, die Gdtlafunen sind sogar vom Oberwerftdirektor. zu vollziehen. Wir haben die neunstündige Arbeitszeit, und die Privatindustrie hat sih bitter beschwert. Wir haben eine Arbeiterunterstüßungskasse, die neben der Invalidenpension des Reiches den Arbeitern noch einen Zuschuß gewährt und vor allen

ingen

i itwen- und Waisengeld. Die Wohltat des § 616 B. G.-B. ist den Arbeitern ausdrücklich in der Arbeitsordnung garantiert. Die jeßige Regelung ist nah ziemli

in der Presse erhoben wurden, ge-

«„Schleswig-Holsteinische

die Urlaubsbefugnisse noch ile erweitern wollten, worin wir übrigens auch gar nicht einseitig vorgehen können. Der Abg. Severing hat die: Nüteri@ung des Wasserlohs in Danzig“ beanstandet. Was sollen wir anders tun als telegraphish die Werft anweisen, die Unter- suchung vorzunehmen mit den Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung stehen, und durch den untersuhungsführenden Beamten, der dafür vorgesehen ist, einen höherèn Verwaltungsjustizbeamten ? Der Bericht ist unmittelbar nach seinem Eintreffen in der Kom- mission vorgelesen. Nachdem aber hat der Staatssekretär nochmals eine Spezialnachweisung eingefordert über die Dinge, die nun wirk- lih gesunden sind. Der Bericht gibt darüber unter Zusätzen über die vermutliche_ Herkunft, Gewicht und Wert Auskunft. Aus dem Artillerieressort stammt nur wertloses Material, das ordnungsmäßig behufs Vernichtung ausrangiert worden war. Das Wasserloch ein ehemaliger Festungsgraben, ist seit vielen Jahren als Müllgrube benußt „worden fowohl von der Werft als auch von den auf der Dolmseite liegenden Schiffen. Beim Aufräumen einer Baustelle ist einmal der Bauabfall in das Wasserloch geworfen worden wahr- scheinlih sind da auch die Kupferrohre hineingelangt. Während eines Zeitraumes von mehr als 34 Stunden hat eine Kolonne von 20 See- leuten unter Führung des Artilleriedirektors das Wasserloh ab- gefuht. Nach dem dem Bericht beigefügten Verzeichnis wurden u. a. folgende Gegenstände gefunden: 1 altes Ofenrohr, 1 Stück alles ge- \trichenes Segeltuch, 1 unbrauchbarer Läufer für Munitionstransport, L alter Kalksack, 1 Messingbügel, der Nest eines Geländers, - alte Griffe, zerrissenes Linoleum. Der Wert dieser Gegen- stände ist in den meisten Fällen äuf 0 angegeben. Es wurde be- mângelt, daß kein Taucher herangezogen wurde. So viel verstehe ih auch, denn ih habe in meinem Leben viel tauchen lassen. Wenn ein Taucher in den Moder und Schlamm hineingetreten wäre, so wäre alles versunken. Die Methode mit den Dreggen war die einzig mögliche. Der Vorschlag, einzudämmen und auszupumpen, ist völlig unausführbar. Stellen Sie \ich die niedrig gelegenen Wiesen auf dem Holm „vor und diesen Modergraben, und dann pumpen Sie mal. Ich kann nur empfehlen, die Beschuldigungen in der Beffentlichkeit zu wiederholen, dann bekommen Sie auc noch eine andere Antwort. Für die bemängelte Üeberweisung von Arbeitern an andere Arbeitsstellen schaffen wir mit den geringen Kosten, die dazu notwendig find und auch immer vorhanden sein werden den Arbeitern die Beruhigung, daß sie nicht bei jeder kleinen Schwankung der Beschäftigung auf die Straße geseßt werden. Ueber die angebliche Koblenberi@lwendung müssen wir nähere An- gaben fordern; der angeführte Fall liegt zehn Fahre zurück, damit können wir nihts anfangen. Wenn teueres Holz zu Kisten ver- wendet worden ist, so ist das natürlih Unfug. Wir - haben aber auch sehr schwere Schiffsteile ins Ausland zu verschicken, da kommt man mit gewöhnlichem Holze au nicht aus, wenn die Verpackung den langen Seetransport aushalten soll. Die Lieferanten sollten sich doch zunächst einmal an uns wenden, wenn sie sih durch die Abnahme- kommission geschädigt glauben. Auch die Werkzeugbeschaffung ist be- mâängelt worden ; auf der Kieler Werft soll eine Walze {hon 6 Jahre unbenußt berumliegen. Diese Ea trifft niht zu; ebenso- wenig , bezüglich der unbenußt liegenden Maschinen in Friedrichsort. Nur ein Motorboot ist für die „Hohenzollern“ gefordert worden, weil die alte Dampfpinasse unbrauchbar geworden war: so ein Boot kostet nicht 90- bis 40 000, sondern ohne Motor nur za. 20 000 Æ. Wenn Linoleum * alt und - hart wird: muß es repariert werden auch auf der Hohenzollern. Der Anstrich auf der Hoben- zollern wird besonders gut unterhalten, das ift bei der 2weck- bestimmung des Schiffes selbstverständlih. Wenn die Geschüß- konstruktionen dur andere erseßt werden, wird das Zubehör auch überflüssig ; es gibt nichts Jrrationelleres, als folche überflüssig ge- wordenen Gegenstände, wie derartige Flaschenzüge, noch jahre- und iahrzehntelang aufzubewahren und zu unterhalten. Das allgemeine Betriebsdepot der Abteilung 1 der Wilhelmshavener Werft soll vor einer Nevision Bestände vernichtet haben durch Verbrennung oder Bersenkung. Kein Beamter oder Arbeiter, der davon etwas wissen könnte, weis davon au{ nur das geringste.

9 Abg. Mommsen (fortschr. Volksp.) : Nachdem der Geheimrat Varms so ausführlich auf alle diese Einzelfälle eingegangen ift, glaube ih, daß das Haus in allen Parteien von diesen Einzelfällen genug hat. Daß der Oberwerstdirektor in Danzig wenn wirklih etwas Schlimmes vorlag, sih mit aller Kraft um die Klarstellung bemüht haben würde, ist doch selbstverständlih. Aber in die Crekutive sollten wir uns mit einer parlamentarischen Unter suhungskommission niht hineindrängen. Mit den Arbeiter- ausshüssen il es aus den Wersten eine eigene Sache; der- Arbeiteraushuß ‘in Danzig is nur aus Arbeitern einer einzigen politishen Richtung zusammengeseßt und wacht angstlih darüber, daß nit folhe anderer Nichtungen hineinkommen. Vamik diese niht mundtot gemaht werden, sollten die Ausschüsse nah der Verhältniswahl zusammengeseßt werden. Nach der politischen Gesinnung der Arbeiter foll nit geforsht werden. Ver Fall Gerloff ist mir ducch direkte Berichte genau so dargestellt, wie thn der Vertreter. der Verwaltung geschildert hat. Vie Sktaatsbetriebe arbeiten recht teuer, viel teurer als die Privatbetriebe. Der Hauptgrund liegt darin, daß; solche Betriebe mit dauernd. fest angestellten Beamten arbeiten. Wenn ein Staatsbeamter cinen Betrieb leiten soll, schaut doch nichts weiter dabei für ihn heraus als ein ziemlich mageres Gehalt. Um ihm wirkliches Interesse sür den Betrieb ceinzuflößen, muß er geschäftlih daran interessiert sein. Dieses Moment fällt im Staatsbetrieb weg. Von außen her haben wir gar keine Möglichkeit, auf eine Umgestaltung der Werft betriebe nah der kaufmännishen Nichtung hin einzuwirken: damit müssen wir uns abfinden. Wir können die Staatsbetriebe nicht entbehren und müssen alfo diesen Nachteil in den Kauf nehmen. Aber eine bessere Dberleitung ließe fih schaffen, indem man die Dberwerftdirektoren länger, als es jeßt üblich ist, auf ihrem Posten beläßt, damit sie sich mehr einarbeiten können. Der Privatbetrieb kennt auch keine Dienststunde in dem Sinne, wie sie der Beamte kennt; will man zur geteilten Arbeitszeit übergehen, dann bitte ich, auch die Konsequenz dér Gepflogenheiten der Privat- betriebe zu ziehen, daß das betreffende Pensum an dem Tage geleistet wird, wenn es auch einige Stunden länger dauert. Die Bezahlung von Ueberstunden ist immer noch billiger, als die Einstellung neuer Beamten. Zu achttägiger Lohnzahlung, wenn auch nur in der Form der Abschlagszahlung, follte sih do die Marineverwaltung endlich verstehen. Die Anregung, um Arbeiterentlassungen vorzubeugen, lieber zunächst eine Verkürzung der Arbeitszeit eintreten zu lassen, habe ich früher schon selbst einmal gegeben. i

Staatssekretär des Reihsmarineamts, Admiral von Ti rpißg: Meine Herren! Ih möchte bestätigen, was der Herr Abg. Mommsen ausgeführt hat, daß die Gesamtleistung unserer Werften allerdings ganz wesentlich abhängt von der Leistungsfähigkeit des Ober- werftdirektors und von der Länge der Zeit, welche er in dieser Stellung bleibt; denn es ist durhaus zutreffend, daß bei diesen großen Betrieben ein erheblihes Maß von Erfahrung erforderlich ist, um an jeder Stelle mit Nuten eingreifen zu können. Die Marineverwaltung ist von der Wichtigkeit der Maßnahmen durchdrungen, die Oberwerftdirektoren dauernd in ihren Stellungen zu erhalten; wenn wir diesem Bedürfnis in der vergangenen Zeit nit voll haben Rechnung tragen können, \o bitte ih Sie, meine Herren, zu bedenken, daß die Marine in den leßten zehn Jahren eine außerordentlih rapide Entwicklung durch- zumachen gehabt hat, und daß damit eine sehr große Erschwerung zu- sammenhängt, die rihtigen Männer auf die richtigen Posten zu seßen, und weil wir sehr viele Posten haben, die rihtige Männer brauchen, und das hat s\ich natürlih aud auf die Besezung der Stellen der Oberwerftdirektoren übertragen. Die Frage, daß die Departements-

; ( / erregten Kämpfen erfolgt, und i möchte einmal die Herren vom Neichs|chaßamt fe en, wenn wir jedî

direktoren älter fein sollen als die Oberwerftdirektoren, spielt keine

Rolle für uns. Es ift sogar {on früher der. Fall gewesen, daß die Departementsdirektoren jünger waren, und das wird auch voraus- sichtlich für die nähsten Jahre der Fall sein. Die Frage, wie wir die Stellung der Oberwerftdirektoren noch stabiler machen können als jeßt, wird auf das eingehendste untersuht werden, und wir werden hoffentlih einen Weg finden. Wenn wir in dieser Beziehung viel- leicht abweichen werden von dem bisherigen Usus der Chargengehälter so hoffe ih, daß das hohe Haus der Marineverwaltung mit Rüsicht auf die Bedeutung der Frage entgegenkommen wird.

; Was die geteilte Arbeitszeit auf den Werften anbetrifft, so habe ih mir \chon erlaubt, gestern den Herren zu sagen, daß i dieser Gnt\{chluß niht ganz leiht geworden ist; denn ih weiß sehr wohl wie alle beteiligten Beamten, daß das eine gewisse Härte in ih {ließt und daß auch die Kommunen einen gewissen Anteil nach dieser Richtung hin empfinden werden, denn das Bedürfnis nach den Wohnungen und den Wohnungsstellen wird si ändern. Ich möchte auf den Punkt niht zurückommen, fondern möchte nur noch einmal wiederholen : alle Gründe, die für die zusammenhängende Arbeitszeit sprechen können haben mich nicht von der Ueberzeugung abbringen können, daß wie auf eine geteilte Arbeitszeit zurückommen müssen, und zwar sowohl mit Nücksicht auf das Verhältnis der Werft selbst als au mit Nü&- siht auf die Schiffe.

Das, was der Herr Abg. Mommsen gesagt hat, daß wir uns nicht daran stoßen sollen, die Arbeitszeit zu verlängern, als ein be- stimmtes schablonenhaftes Maß einzuhalten, kann ich nur unter- schreiben. Es muß aus den Beamten herausgeholt werden, was möglich ist, und es kommt darauf an, die betreffenden Beamten für die Leistungen zu interessieren, und ih habe auch die Ueberzeugung, daß \sih dieses Interesse für die Arbeitsleistung in der Zukunft er: heblich steigern wird.

Ich will ferner bemerken, daß die Anziennitätsfrage keine Rolle spielt. Jch bin auch über die Anziennitätsfrage stets hinweggegangen und habe immer die brauchbarsten Persönlichkeiten von unten heraus- geholt und nach oben geschoben, soweit es überhaupt bei Staats- verhältnissen möglich ist. An diesem Punkte verde ih nit nur fest- halten, sondern mich bemühen, ihn noch weiter auszubilden. (Bravo! rechts und links.) :

L Abg. Schirmer (Zentr.): Die Angaben über das Wasserloh in Vanzig haben den Geheimrat Harms in Harnisch gebracht; o harmlos, wie der Geheimrat glaubt, waren jene Angaben nichk. Die bisherigen Untersuhungen haben gezeigt, daß die Angaben des Abg. Severing niht aus den Fingern gefogen waren. Zum mindesten ist mit Netichsgut nicht haushâlterisch umgegangen worden. Es kommt nicht darauf an, welche Werte hier in Betracht kommen, fondern darauf daß überhaupt die Dinge versenkt worden sind. Es können ja auch Gegenstände weggeshwemmt sein. Wenn die Verwaltung {on in der Kommission die Dinge richtig gedeichselt hätte, fo brauchen wir fie hier im Plenum nicht zu wiederholen. Der Mangel an Aufsichts- personen ift jedenfalls niht huld. Der Nedner geht dann noch auf die Arbeiteraus\üsse und die Lohnfrage in der Werftverwaltung und auf die Arbeiterentlassungen ein. Es seien sogar Arbeiter entlaffen worden, die 25 Jahre im Betriebe beschäftigt gewesen seien. Die HKefolution Albrecht lehne das Zentrum einstimmig ab, weil aus einer parlamentari|chen Kommission doh nichts herauskommen würde. A ¿O E (nl.): Troßdem es 6 Uhr ift, und wir unsere At eiten ontingentiert haben, so bin ich genötigt, auf die Aeußerungen des Abg. Severing einzugehen. Der Abg. Severing hat si darüber beschwert, daß der . Staatssekretär keine sozialdemokratishen Agitatoren im Marinebetriebe duldet. Würde der Chefredakteur des „Vorwärts“ mich, einen Nationalliberalen, als Fedakteur dulden? Wenn in Danzig Fehler vorgekommen sind, so müssen sie abgestellt werden. Aber es is ein Trauerspiel, uns drei Tage damit aufzuhalten, wenn keine Namen genannt werden. Das Neichs- marineamt muß in die Lage verseßt werden, die richtigen Leute zu vernehmen. Sie können nicht erwarten, daß das Marineamt einen MReichstagsabgeordneten zuzieht. Nennen Sie doch die Namen, dann können Ste erwarken, daß das Neichsmarineamt die Sache in Ihrem Sinne erledigt. Fur den Posten eines Werftdirektors könnte ich den Abg. Severing niht empfehlen, denn dann würde es auf dem Werftbetriebe noch ganz anders zugehen. Wenn .Sie (zum Abg. Severing) ih als Schüter des deutschen Namens aufwerfen, dann verzichte ih auf den deutschen Namen. Bei ‘der jeßigen Führung der Geschäfte feitens des Reichstages wird es nicht möglich sein, kaufmännischen Geist in dér Werftverwaltung einzuführen. Der Fehler in der Werftverwaltung E darin, daß die Leiter nur etwa 3 Jahre auf ihrem Posten stehen. An der Spiße des Betriebes muß allerdings ein Seeoffizier stehen, aber ihm zur Seite muß ein Mann stehen, der im Betriebe groß geworden und mit ihm verwachsen ist. Die Geschäftsgebarung wird noch. dadur erschwert, daß der Rechnungshof Hunderttausende von Nachweisen der Werften zu prüfen hat. És muß an Ort und Stelle revidiert werden. Diese mechanishe Kontrolle muß von Grund aus geändert werden. Es kommt darauf an, daß die richtigen Personen an die richtigen Stellen geseßt werden. Unpraktische Be. amte müssen beseitigt werden. Ohne Vertrauen zu dem Betriebs- leiter wird man in der Marineverwaltung nicht auskommen können. Ich möchte empfehlen, daß einzelne Mitglieder des Reichstages einen Cinblick in das ganze Geschäftsgebaren der Werftverwaltung tun. Cin paar Tage ‘würden dazu genügen, Diskretion müßte gewahrt werden. Unter dieser Vorausseßung dürfte auch die Verwaltung nichts gegen diefen Vorschlag haben können. E an E Leon hart (fortshr. Volksp.): Gegenüber den ‘gestrigen 4ussührungen des Staatssekretärs muß ich mitteilen, daß. ih ein Schreiben aus Wilhelmshaven erhalten - habe, woraus hervorgeht daß der Oberwerftdirektor am nächsten“ Tage die Baubeamten zu ih entboten und ihnen seine \chärfste Mißbilligung ausgesprochen bat, weil fie sh mit Reichstagsabgeordneten in Verbindung gesetzt baben. n Kiel hat dasfelbe ein Oberbaurat im Auftrage des Oberwerft direktors getan, wie aus einem andern Schreiben hervorgeht. Dies zeigt daß die Ausführungen des Neichsmarineamts nicht die pupillarische Sicherheit bieten, die man von ihnen ‘erwarten darf. Der Staats- sekretär berief sih auf die rapide Entwicklung zur Entschuldigung, daß es mitunter an den geeigneten Persönlichkeiten gefehlt habe. Den Vertreter des preußischen Justizministers möchte i fragen, warum man dem Ersten Staatsanwalt in Kiel erst einen Tag vor dem Prozeß die Akten zugänglich gemacht ‘hat. Dem Ober werstdirektor sollte ein âlterer erfahrener Zahlmeister als Asfffistent beigegeben werden. Die Schiffszahlmeister haben begründeten An]spruch auf eine Verbesserung ihrer Rangverhältnisse. Die Hilfsarbeiter- stellen im Werstbetriebe sollten nicht vermehrt werden, sondern allmählih zusammenshmelzen, wie es die Kommission aud be- {lossen hat. : : i Abg. Severing (Soz.): Der Abg. Weber hat gegen mich einen so anmaßenden Ton angeschlagen, daß i ihm in diesem Tone nicht ant- worten will. Was sollen denn die Beamten tun, wenn sie Ver- fehlungen im Betriebe entdecken ? An den Oberwerftdirektor können“ ie sih niht wenden, denn der Staatssekretär sagte, wohin soll es fommen, wenn Beamte dort Neformvorschläge machen ; es würde alles durcheinander gewürfelt werden. Sollen sie in die Nedaktionsstuben gehen ? Der Geheimrat Harms ist, auf meine Anführung, daß fett 1905 Unregelmäßigkeiten vorgekommen und noch* niht untersucht find, nicht eingegangen. Wenn sie untersuht würden, so könnte man wenig- sten den guten Willen der Marineverwaltung anerkennen. Aber das ift nit geshehen. Es bleibt also nihts übrig, als daß die Beamten ih an Abgeordnete wenden. Bald wird es niht mehr heißen, es bábes

sich an irgend einer Stelle russische Zustände einges{licen, soridern