1870 / 37 p. 9 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ein Stimmrecht ausüben wollen, ihre Aftien mindestens bis Dienstag, 15. März, einshließlich in den Vormittagsstunden zwischen 11 bis 1 Uhr in dem Geschäftslokal der Gesellschaft, Dorotheenstr. Nr. 33, zu deponiren und daselbst die Bescheinigung über die Niederlegung in Empfang zu nehmen. |

Zugleich mache ih auf §. 183 des Handel8geseßbuches aufmerksam, wona nur diejenigen Aktionäre stimmbereht gt sind, deren Aftien im Aftienbuche der Gesellschaft auf ihren Namen eingetragen stehen.

Die Präsentation der Aktien zur Umschreibung kann an jedem Wochentage von 11 bis 1 Uhr im Burcau der Gesellschaft erfolgen.

Berlin, den 10. Februar 1870.

Der persönlich haftende Gesellschafter E. Bes cko1w.

Bekanntmachung. Durch die Verseßung des seitherigen Jn- habers if die Physikatsstelle Bolkenhainer Kreises vakant geworden.

ie nach §. 28 des Statuts vom 20. Mai 1845 angeordnete General-Versammlung der Wrießen-Freienwalder Chaussee-Gesellschaft uf: s Sonnabend, den 26, Februar 1870, i Vormittags 10 Uhr, 4 auf dem Rathhause zu "ddt anberaumt, wozu wir die Herren ionäre ergebenst einladen, uis j S Gleichzeitig bemerfen wir, daß die mit den kassenmäßigen Belägen versehene, in calculo geprüfte Rechnung fär das Verwaltungsjahr 1869, vom 14. Februar d. J. ab, zur Einsicht cines jeden der Herren Aktionäre; beim Redanten der Gesellschaft bereit liegen wird. Wrießen, den 11. Februar 1870. Das Comite der Wrießen-Freienwalder Chaussee-Gesellschaft.

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ifizi ) um diese Stelle werden hierdurch aufgefordert, | Stettiner Dampf-Schleppschiffahrts-Afkftien-Gesellschaft, a O reis L AECHiOR als Arzt , Wundarzt und __ Auf Grund des Artikels 33 unseres Statuts beehren a Geburtshelfer , des Fähigfeitszeugnisses zur Verwaltung einer Physi- | die Herren Aktionäre zur ordentlichen Generalversamm ung fatsstelle , sonstiger über ihre bisherige Wirksamkeit sprechender Zeug- Freitag, den 18. März er. Vormittags 10 Uhr, im Swied8- nissc und eines ausführlichen Lebenslaufs bis zum 1. März e. beî gerichts-Lokale des Börsengebäudes einzuladen. uns zu melden. Liegniß, den 4. Februar 1870. Königliche Regierung, Stettin, den 10. Februar 1870.

Abtheilung des Jnnern. gez. von Wegnern. Die Direktion,

G Minerva, Schlesische Hüiten-, Forsî- und Bergbau- Gesellschaft.

In der am 10. v. Mts. abgehaltenen, ausserordentlichen General- versammlung der Minerva sind folgende Gegenstände zur WVerhand- lung resp. Erledigung gekommen: E

1) ein von 4 Anwesenden gegen die Legitimation von 6 Aktionaren erhobener Protest wurde von allen übrigen Anwesenden VeFP-

worfenm; 2) das von 14 Aktionären ausgesprochene Verlangen, VOF Ats

rid in die Tagesordnung das Wort zu allgemeinen Erörterungen zu gestatten, wurde von allen übrigen Anwesen- den abgelehnt:

3) bei der Wahl dreier Mitglieder des WVerwaltungsratiis erhalten im ersten Skrutinium von 1710 abgegebenen Stimmen Cer HWerrForstmeisterGessner 1662 und der Herr Fabrik- hesitzer Schmieder 1673 und im zweiten Skrutinium von 1654 abgegebenen Stimmen der Herr Oecekonomie-Rat n Bieler 1652; der von 6 Aktionären gestellte Antrag:

die laut Bericht des Verwaltungsraths vom 1. Mai pr. vor- gelegte Bilanz für das Jahr 1868 zu genehmigen, dem Ver- waltungsrathe Decharge zu ertheilen und hierdurch den Bericht der in der Generalversammlung am 7. Mai 18692 Hbestellten Revisionskommissiíon zur Prüfung der Geschäfts- lage vom 11. November pr. für erledigt zu erachten, wurde von allen noch anwesenden 107 Aktionären mit 1608 Stimmen zum Beschlusse erhoben; der Antrag des Rechtsanwalt Fränkel, alle übrigen noch nicht erledigten Anträge resp. Vorlagen von der Tagesoränung ah- zusetzen, wurde ebenfalls mit Stimmen -Einhelligkeit ange- nommen: G) die Versammlung autorisirte den General-Direktor, die von ihr gesassten Beschliüisse durch die Gesellschastserganec zu Vver=- öffentlichen. Breslau, den 6. Febrar 1870.

Der General-Direktor der NEincerva. gez. Frey,

Hier folgt die besondere Beilage

Besondere Beilage des Königlich Preußischen Staats-Anzeigers. A? 6 vom 12. Februar 1870.

JInhalts-Verzeichniß: Der Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen in Aegypten. (!1.) Die Entwickelung der amtlichen Statistik des Deutschen Zollvereins. Der Entwurf einer Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den Norddeutschen

Bund. Der Acclimatisations-Verein zu Berlin.

Der Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen in Aegypten.

(S. Nr. 4 d. Bes. Beilage.)

II, *)

Am nächsten Tage, den 26. November, Morgens früh um £6 Uhr, erfolgte zunächst der Aufbruch nah den Königsgräbern. Der Weg führte woieder Über das Todtenfeld bis an den Rand des Wüstengebirges, dann in diese hinein durch cin enges, wilz des, jeder Spur von Vegetation ermangelndes Felsenthal, durch welches erst fürzlic an Stelle des früheren mühseligen Fuß- pfades für den erwarteten hohen Besuch eine Straße gebahnt war.

Sec. Königliche Hoheit der Kronprinz besuchte die Gräber dreier Könige. Mit unendlihem Fleiße find in gewachsenem Stein Treppen, Gemächer, Gänge ausgehauen, und wieder sind alle Wände und Decken mit hieroglyphischer Schrift oder mit Bildroerken bedeckt, faft immer in vertiester oder erhabener Arbeit, hierauf bemalt; selten trifft man diese Darstellungen nicht in plastischer, sondern nur in farbiger Ausführung, und zwar is dies der Fall, wo der Eigenthümer des Grabes vor der Vollendung gestorben und nach scinem Tode nur noch für das Nothdürftigste gesorgt ist. | Auf steilem, engem Pfade stieg man sodann zu Fuß über den Rand des Gebirges wieder zur Ebent"hinab und besichtigte noch drei große Tempelruinen, deren bedeutendsten die des L genannten Mennorniums sind. Die Größe der noch stehenden oder auf dem Boden liegenden Monolithen ist Staunen er- regend; der größte von allen, cine Statue, ist wahrscheinlich derselbe Koloß, den schon Herodot beschrieden und bewundert hat. Auf einem seiner Glieder hatte der Haushofmeister des Schiffes ein Tischtuch ausgebreitet und ein Frühstück angerichtet, das die Reisenden hier cinnahmen.

Am Nachmittage desselben Tages, um 4 Uhr, kam die Reise- gelellsaft nach Esneh, einer nicht unbedeutenden Stadt nach ägyptischem Style. Dort besah dieselbe die vollständig erhaltene Vorhalle eines Tempels, Derselbe liegt sehr tief; man steigt eine ziemlich bedeutende Treppe hinab, che man auf den Fußboden gelangt. Der ganze hintere Theil des Tempels ist unter Schutt verborgen und über ihm sind Häuser der Stadt erbaut.

Am folgenden Morgen, früh 56 Uhr, wurde nach dem unfern von Edfu liegenden Tempel aufgebrochen. Er war der am besten erhaltene, prächtigste, den die Reisenden bis dahin geschen hatten. Er ist so unversehrt, daß nur einige Stücke in der Decke fehlen; dabei ist alle Arbeit an ihm außerordentlich {ön. Die Capitäle der Säulen sind alle verschieden, gefällig und hübsch. Jeßt war Alles beson- ders sauber für die fremden Gäste hergerichtet. Die Ver- hältnisse sind kolossal; die Pylonen, zu denen man auf bequemen Treppen im Innern emporsteigt, haben eine Höhe von hundert Fuß. Die Aussicht auf den Tempel felbst und das Nilthal ist herrlich ; eigenthümlich ist von der Höhe der Einblick in die dächerlosen, häufig nicht cinmal mit einer Matte bedeckten Fellahhäuser. Jn großer Zahl erblickt man Taubenschläge. Die Acgypter pflegen dicse Thiere und tödten sie nicht; sie gel- ten als cine Art heiliger Vögel. Bald hinter Edfu, dicht am Ufer, beginnen die Sandsteinbrüche, aus denen die alten Aegypter ihre Tempel erbauten. Die Eseltreiber fanden unter einem Stein einen Skorpion. Eine ungeheure Eidechse ward zum Verkauf an Bord gebracht und erworben, starb aber nach wenigen Tagen, da sie sich weigerte, Nahrung zu sih zu nehmen.

Von Edfu an wird das Nilthal schr eng; der Fluß selbst bleibt jedoch immer gleich breit; noch immer finden sicy von Zeit zu Zeit Zuckerfabriken an seinem Ufer ; die Felder werden durch Schöpfräder, an denen beständig mehrere Menschen drehen, bewässert. Auf dem Schifse waren an diesem Tage, Nach- mittags 2 Uhr, 21 Grad im Statten. E

Nachmittags 4 Uhr landeten die Schifse in Assuan, der alten Grenzstadt Aegyptens gegen Nubien. Klippen, die aus

#) Unter Benußung der Mittheilungen in der »Vossischen Zeitung«,

dem Nile herau®sragen, und heftigeres Strömen des Wassers bekunden die Nähe des ersten Katarakts, der unmittelbar hinter dem Orte beginnt und fih bis zur Jnsel Phylae erstreckt. Er ist eine fortgeseßte Kette von Felsblöcken, zwischen denen das Wasser hindurchschießt , nirgends i} ein eigentliher Fall. Affsuan, von Palmen eingefaßt, nimmt sich vom Dampfer freundlich aus; bei näherer Betrachtung aber stellt es fich als dieselbe Masse Lehmhütten dar, wie die anderen Städte. In dem Bazar fanden die Reisenden niedliche, dort ge- fertigte Thonsachen, Geschirre für den täglichen Gebrauch und Nippe8gegenstände, als Schalen, Vasen, Becher und dergleichen, alles sauber und in gutem, eigenthümlich orientalischem Ge- schmack geformt. Die Gesellschaft kaufte eine Menge von diesen Gegenständen ein, und sie sind troß ihrer Jerbrechlichkeit fast sämmtlich wohlerhalten in die Heimath gelangt.

Auf dem Rükwoege nach dem Schiffe drängten sich allerlei Handelsleute an die Reisenden; hauptsächlich waren es Neger- waffen, Thonwaaren, Strohmatten, Straußeneier, Straußen- federn, lehtere roh und zu Fächern verarbeitet, die angeboten wurden. Bei den Einkäufen machte sih der Mangel an kleinem türkischen Gelde, dem einzigen Tauschartikel, den man

elten lassen wollte, fühlbar; andere Münzsorten wiesen die

erkäufer beharrlich zurü. Die Hoffnung, in Assuan Wechsler zu finden, wurde getäuscht; in der ganzen Stadt konnten nicht mehr als drei oder vier Goldstücke eingewechselt werden. Auch Toilettengegenstände aller Art wurden feilgeboten, schwere, massiv filberne Arm- und Fingerringe, Ketten von Glasperlen und bunten Beeren oder Fruchtkernen und Stach's, d. h. Scburzfelle aus Haaren oder Lederriemchen zusammengeseßt, die einzige Hülle, mit der die Frauen südlich vom Wendekreis sich bedeckecn. Auch einzelne Affen wurden zum Berkauf gestellt, sie sind aber dort noch nicht heimisch, sondern kommen mit den Handelskara- vanen aus dem Innern Afrikas in sene Gegenden.

Interessant waren die Species der verschiedenen südlichen Menschenracen : Bescharis , schöne große Leute mit langem, zotti- gem Haar auf dem Oberkopfe, die Stellen um die Ohren herum rasirt; um die Schultern ist ein langer Mantel geworfen ; die eine Hand hält einen Speer, die andere einen Schild aus Pflanzen- fasern geflochten oder aus Nilpferdhaut geschnitten, auf dem Kopf liegt ein bunter Strohteller, Neger mit wolligen Köpfen, schöne broncefarbene- Araber, Türken, die ganze ägyptische Bevölkerung mit ihrer großen Mannigfaltigkeit der Farben, der Physfiognomien, der Trachten, ein buntes Bild orientalischen Lebens und Treibens.

Am Morgen des 29. brach die Expedition, da die Katarakte wegen des niedrigen Wasserstandes nicht mehr per Dampfschiff stromaufwärts zu passiren waren, zu Lande nach Phylae auf ein Ritt von ungefähr anderthalb Stunden. Der Kron- prinz, der Prinz Ludwig von Hessen nebst einigen andercn Herren ritten auf sogenannten Reitkameelen, die dressirt cin angenehmes und schnelles Fortbewegung8mittel find; fie pflegen täglih 12 bis 14 Meilen zurückzulegen. Man ge- wöhnt sich leicht und bald an den Schritt und Trab der Thiere, der Galopp aber ist ungleich und unbequem. -- Der Siß des Reiters i} nicht derselbe wie auf Pferden ; die Sättel haben entweder nur einen oder gar keinen Steigbügel, die Beine wer- den daher entweder über dem Halse des Kameels gekreuzt oder hängen wie auf einem Damensattel auf derselben Seite herab. Eine Eigenthümlichkeit des Thieres i}, daß es nicht gern an der Spiße einer Karavane marschirt; man sieht daher meist einen Esel den Qug von Kameelen eröffnen.

Der Scheich, dem die Kameele gehörten und der den Führer abgab, war ein s{öner Mann, aus dessen broncefarbencn, Fla\sisch geshnittenen Zügen hohe Intelligenz sprach; seine Manieren waren von natürlicher Vornehmheit und Eleganz. Ein Dutzend Araber der Wüste in ihrer malerischen Tracht, auf Kameelen reitend, bildete den Vortrab. Hinter diesem folgte Se. Königliche Hoheit der Kronprinz mit seinen Begleitern, europäischen und afrikanischen ; den Veschluß machten die Diener und der ganze Troß ägyptiscber Leute, die in jener Gegend zum Leben und Reisen nothwendig sind, im Ganzen wohl an 60 Personen, zu Kamcel, Pferd, Esel und zu Fuß.