1870 / 37 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

| | h

15 # Ml & x L x j 7

M U E Le

“Bu S c TA I C Ar SE

N LANTS E C R H ena car KE I A t E S E M E E tet BE t T T R S A: nrn Ae E E

L SPDN P AE A i. Vi E E Cat ior D terte M E

E TIRE Tan P E r L L M R E B I D E N

I & h

Unmittelbar binter der Stadt Assuan beginnt die Wüste, graugelber steiniger Sand, aus dem bei jedem Schritt der braune Fels heraus8ragt, bald niedriger, bald höher. Dieselbe ist keine ebene Fläche, sondern hügelig und bergig, ohne jede Spur von Vegetation. Der Weg führt durch die Wüste, bis er wieder den Nil , der durch Hügel verdeckt, rechts zur Seite geblieben war , oberhalb des Katarakts erreiht, Än einem Kessel, gebildet von ödem Gestein, aus dem der Fluß nur einen schmalen AuLweg durch die Felsenthore des Ufers und die Riffe im Wasser findet, liegt die Jnsel Phylae, ein kleines Eiland, übex dessen grüne Palmen und. Tamarisken wohl- erhaltene Tempelruinen emporragen. Ein paar Nachen trugen die Reisenden hinüber. Die Ruinen sind nicht großartig, aber wohl erhalten, und an dieser Stelle von freundlichster Wirkung. Viel Schutt liegt umher und bewohnt ist die Insel gar nicht. Die Bäume, die vorhanden, sind, sind wild gewachsen. Am Ufer steht ein stattliches unbewohntes Haus von ganz euro- päiscbem Aussehen.

Jur Weiterfahrt nach Süden fand man bei Phylae drei [kleinere Dampfer vor, welche die Reisenden die beiden folgenden Tage beherbergten. Aller Lebensbedarf war von den größeren Schiffen auf fie verladen worden. Es galt innerhalb dieser beiden Tage, die tropische Zone zu erreichen und nach Assuan zurückzukehren. Südlih von Phylae verengt sich das Nilthal bedeutend, nicht der Fluß selbst, sondern nur das fruchtbare Land an seinen Ufern. Der grüne Saum ist fast durchgängig sehr schma!, die grau-{warzen Ränder der Wüste treten dicht an den Fluß heran , bisweilen fallen fie mit stcinigem Geröll unmittelbar zum Wasser ab. Stellenweise liegt auch auf den Höhen gelber Flugsand, den der Wind bis dahin und bis zum Nil geweht hat. Die Dörfer gleichen ganz den weiter unter- halb gelegenen; von den Menschen ließ sich O erlen- nen. Man sah nur, daß nackte Männer in den schmalen Strecken kulturfähigen Bodens arbeiteten und an den zahllosen Schöpfrädern beschäftigt waren, die besonders in“ der Nacht eigen- thümlich tönend, ihr Wasser shöpfen und in Erdrinnen gießen, um dem verdörrenden Erdreich das befruchtende Naß zuzu- führen. Einzelne Denkmäler altägyptischer Baukunst waren am Ufèr zu erkennen, doch wurde an keinem derselben ange- halten. Krokodile sah man gar nicht, obgleich cs deren \chon zahlreiche südlih von Affuan giebt; das Geräusch der Dampfschiffe verscheucht die furchtsamen Thiere, ehe man ihrer ansihtig wird. Nilpferde kommen erst weit oberhalb vor. Ueberhaupt if das Thierreich am Nil schr dürftig ver- treten. Das Nilwafßer ist ein wohlschmeckendes, leicht verdauliches Getränk, natürlich nicht sehr kalt. Zum Trinken wird es filtrirt und ist dann crystallhell.

Mit Freuden begrüßten die Reisenden die Ortschaft, bei der sie ficher waren, den Wendekreis des Krebses überschritten zu haben und in die tropishe Jone eingetreten zu sein. Man fuhr bis in die finkende Nacht hinein, um noch so süd- lich wie möglich zu kommen und einen Felfentempel zu er- reichen, welche Art Denkmäler man noch nicht gesehen hatte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Reisenden von einem Unfall betroffen. Der Kronprinz befand sich nicht auf dem Dampf- {i} selbst, sondern auf cinem angehängten Nilkahn, »Dahabie« genannt ; ersteres fuhr fest troß gescickter Leitung, und nur mit Mühe gelang es, die »Dahabie« abzuhängen und durch den reißenden Strom an das Ufer zu bringen; erst am frühen Morgen des folgenden Tages gelang es, den Dampfer wieder flott zu machen.

Nach einer unruhig verbrahten Nacht benußte man die frühen Morgenstunden vor Antritt der Rückreise zu cinem Ausfluge nach dem ganz nahen Felsentempel von Gherf Hussein. Derselbe ist in seiner Art nicht schr hervorragend, aber er giebt cinen Begriff auch von diesen alt - ägyptischen Monumienten. Er besteht aus einer Vorhalle und drei in den Fels gehauenen Sälen. Der Styl der Säulen, der Kolosse, der Verzierungen ist genau derselbe wie der der überirdishen Bauten, Pylonen finden fich hier nicht.

Zurück nahmen die Reisenden den Weg durch ein nubisches Dorf. Es glich vollständig den ägyptischen Fellahdörfern, das Innere der Häuser aber war sauberer ; cines wie das andere besteht aus mehreren im Quadrat aufgerichteten Lehmwänden, kein Dach, nur nach Bedarf wird eine Matte oder Stroh über-

edeckt. Jn den für den Aufenthalt der Menschen bestimmten äumen is aus Lehm eine Art Divan aufgemauert, zum Siten und Schlafen bestimmt; einige große Wasserkrüge sind das einzige Hausgeräth. Die erwachsene Bevölkerung war sehr zutraulih. Die Weiber hatten ihre Haare in viele kleine Zöpfe E Durch die rechten Nasenflügel trugen die meisten lberne oder goldene Ringe, bis zu drei Stück; ebenso im Ohr und außerdem um den Hals und Arm größere silberne und goldene Spangen, Glasperlen und sonstigen Shmuck. Ein

Tuch um den Kopf und ein Mantel um Schultern und Lenden

geschlungen, bildet die Bekleidung. Die Nubier haben durch- weg hübsche dunfle Nugen und fleine , wohlgebildete Hände und Füße. Troß ihrer dunklen Hautfarbe find sie keine Neger, sondern die Nachkommen der alten Aethiopier. Die Neger beginnen erst im Süden und man findet sie in Aegypten, besonders in Unter - Aegypten, nur in vereinzelten Exemplaren ; sie können die Luft daselbst nicht vertragen. Als man versuchte, Negertruppen nach Kairo zu legen, starben fast alle Mannschaften an der Schwindsucht. Umgekehrt halten die ägytischen Offiziere das heißfeuchte Klima des Südens nicht aus und müssen alle zwei Jahre abgelöst werden.

Die Rückfahrt ging {nell von Statten. Schon Nachmit- tags 4 Uhr war man wicder in Phylae. Einige Herren fuhren auf einer Dababie den Kataraït herunter, nah Asffuan, eine durchaus nicht gefährliche Fahrt; die anderen ritten, wie fie ge- fommen, durch die Wüste nach jener Stadt zurück. Zwei hübsche Jungen licfen beständig nebenher ; der Prinz von Hessen beabsichtigte den einen mit sih nach Europa zu nehmen und dem anderen gestattete der Kronprinz gleihfall8 die Mitfahrt im Dienste eines seiner Adjutanten; doc hatten die Knaben so sclimme Augen, daß der Arzt dringend von solchen Experimenten abrieth und fie s{hon in Afssuan mit einem Gescyenk wieder entlassen wurden.

Am 30. November begegneten die Reisenden auf der Rük- fahrt cinem großen Dampf|\chifff mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin der Niederlande an Bord, am 3lsteu ciner Anzahl anderer Gäste des Vize-Königs8, die den Nil herauffuhren. Am 3. Dezember erreichten sie Sakkarah. Dichter Nebel lag des Morgens auf dem Nil und zwang die Schiffe wiederholt anzulegen. Gegen zehn Uhr wurde indessen die Luft heller und Nachmittags unternahm die Gesell\chaft cinen Ritt durch Durrahfelder und Palmenhaine der Wüste zu. Der Weg führte über die Eisenbahn, die durch die leßte Ueberschwem- mung arg bas war, an einer Thonfabrik vorüber, deren mißlungene Erzeugnisse zum Bau der Arbeiterhütten benußt waren, und über einen uralten Nil-Kanal hinweg. Auf einer Brücke desselben erwartete Se. Königliche Hoheit den Kron- prinzen Mr. Mariette, der bekannte Archäoioge, der gegenwärtig Konservator und Direktor aller ägyptischen Alterthümer ist und dem die Wissenschaft viele neue Entdeckungen verdankt. Ma- riette führte die Reisenden, an zecfallenen Pyramiden vorbei, in die Todtenstadt des alten Memphis, wo er die Sehens- würdigkeiten in anziehender Weise erklärte. Derselbe hat, um längere Zeit persönlich die Ausgrabungen leiten zu kön- nen, sihch cin kleines Haus mitten in der Wüsie bauen lassen , in welchem ec Sr. Königlihen Hoheit dem Kron- prinzen und dessen ganzem Gefolge Bewcise seiner Gast- freundschaft gab. Verschiedene Pyramiden befinden sich in der Nähe; sie sind aber sehr in Trümmer zerfallen ; es waren dics die ersten Monumente dieser Art, welche die Expedition an- traf. Eigenthümlich berührte eine Sammlung von Köpfen, Statuen und Ornamenten aus römischer Zeit und in römi- {em Styl, die um ein Grab herum aufgestellt waren, in dem sie gefunden worden. Dicht neben diesem Grabe der Kaiserzeit befindet sich ein anderes, dessen Alter auf über dreitausend Jahre geschäßt wird. Es besteht aus mehreren Räumen, die mit ganz vortrefflichen, sehr flachen Reliefdarstelungen aus dem Leben des Eigenthümers, Namens Ti, verziert sind: seine Heer- den, seine Felder, seine Knechte sind in den verschiedensten Thätig- keiten dargestellt. Besonders i} die Zeichnung der Thiere, Stiere und allerlei Geflügel als ganz vorzüglih hervor- zuheben, Einige Schritte weiter steigt man durch cinen abwärts führenden Gang zu den Apis-Gräbern hinab; sie bestehen aus langen, sehr hohen und breiten Gängen, die im Felsen aus8ge- hauen sind; rechts und links öffnen sich Nischen, in denen die riesigen Sarkophage stehen, jeder so groß, daß acht bis zehn Personen bequem darin sizen können, Mariette hat nicht selten in einem derselben, in dem sich auch der Kronprinz niederliefß, kleine Dejeuners gegeben. Die Deckel find zerbrochen, denn die Särge können in Folge einer mechanischen Vorrichtung nicht geöffnet werden, ohne jene zu zertrümmern.

__Um fünf Uhr waren die Reisenden wieder auf dem Schiff ; zum leßten Male nahmen sie, nachdem die Anker gelichtet, auf demselben das Diner ein und noch an der Tafel sißend trafen fie in Kairo ein. Der Telegraph hatte die Ankunft erst zwei Stunden später angemeldet , deshalb erschien Niemand zum Empfang, als Se. Königl. Hoheit der Kronprinz an Land ging; indeß langten die Wagen eben an, um die Reisenden nah dem Palais, das der Vizekönig zur Disposition gestellt hatte, zu be- fördern. Nachdem Se. Königliche Hoheit sodann diejenigen seiner Reisebegleiter , welche niht zu seinem unmittelbaren Ge- folge gehörten, entlassen hatte, benußte Höchstderselbe den Rest M Abends, um der französischen Theatervorstellung beizu- vohnen.

Dic Entwickclung der amtlihen Statistik des Deutsen Jollvereins.

Die amtliche Statistik? der deutschen Staaten, welche fich scit den zwanziger Jahren ras entwickelt hatte, blieb bis zum Jahre 1834 gleichwohl eine territoriale, da es an einer cinigen- den Organisation und einem gemeinsamen Zusammenwir- ken der verschiedenen statistishen Behörden fehlte. Erst die in Art. 22 des Jolvereinsvertrages vom 22. März 1833 aufgenommene Bestimmung, nah welcher der Stand der Be- vötferung in den einzeinen Verein®staaten alle drei Jahre aus- gemittelt werden sollte und die Einseßung eincs Centralbureaus (Art. 29 daselbsi) gab den Anlaß zur Begründung einer ge- meinsamen deutschen amtlichen Statistik. Schon für die erste, im Dezember 1834 ausgeführte Volkszählung waren im Hauptprotokoll vom 14. Februar 1834 Vereinbarungen getroffen w-rden, die jenen Bevölkerungslisten über ihren nächsten Zweck hinaus, die cinfahe Kopfzahl zu ermitteln, welche der Berthei- lung der gemeinschaftlichen ZJollerträgnisse zu Grunde zu legen sei, statistisches Material zufübrten. So wurde angeordnet, daß dic Einwohner auch familienweise gruppirt, nah Gescbleht und Alter gesondert werden sollten u. s. w. Die bei dem Yählungs- geschäft hervortretenden Verschiedenheiten machten bald noch weitere Verständigungen über Verfahren und Prinzipien noth- wendig. Hierdurch wurden die Zwecke derartiger Aufnahmen und die maßgebenden Gesichtspunkte klarer gestellt, die Praxis und die Wissenscvaft durdrangen einander mehr und mehr; zugleih trat der Nuyen, den die Zählungen, abgesehen von ibrem nächsten Qweck, der Staatsverwaltung wie der Wissen- {aft leisteten, allmählih erkennbarer hervor und fachte das Interesse für die Statistik in weiteren Kreisen an.

Ebenso sind auch die kommerziellen Jahresnachweisungen des Jollvereins, welche zuerst nur den Zweck hatten, eine Ueber- sit Über die vom Auslande cin-, dorthin aus- oder durch das Vereins8gebiet durhgesührten Waaren nah Menge und Gattun- gen zu erhalten, nach und nach erheblich erweitert worden, dur Nachrichten über die Grenzstrecken, über welche die Waaren ein-, aus- und durchgeführt find, ferner durch statistische Daten über den Sceeverkehr, den Bergiverk8-, Hütten- und Salinenbetrieb u. \, w.

In der Besonderen Beilage zu Nr. 288 des Jahrgangs 1868 dieses Blattes sind die statistischen Publikationen des YoU- vereins zusammengestellt und erläutert worden. Nach den ver- schiedenen Gebieten geordnet, lassen fich die slatistishen Er- hebungen des Jollvereins in folgender Weise rubriziren: 1. Be- völkerung. Die Volkszählungslisten, deren Aufnahme nach cinem vorgeschriebenen Schema alle drei Jahre am 3. event, 4. Dezem- ber durch Ermittelung von Haus zu Haus erfolgt, werden in jedem Vereinsstaate für größere Verwaltungsbezirke summa- risch zusammengestelUt und bis spätestens den 1. Juni des nächstfolgenden Jahres dem Ceniralbureau des Zollvereins in Berlin eingesendet, welches cine Hauptzusammenstiellung von dem Bevölkerungsstande des ganzen VereinSgebiets anfertigt und dieselbe jedem Verein®Lglied mittheilt. 11, Erwerbêüihätigkeit. Hierhin gehören die betreffenden Rubriken der So lifien, die Tabellen über die Produktion des Bergwerk®-, Hütten- und Salinenbetricbs, die Tabellen der Handwerker, Fabriken, der Handels- und TranS§portgewerbe, die jedoch seit 1861 nicht mehr aufgenommen sind, endli die Uebersichten über den Seeschiffahrtsverkehr. 111. Ueber die Güterbewegung werden die Uebersichten des Waaren-Ein-, Aus- und Durch- gangs geführt, denen diejenigen des Waarendurchgangs auf dem Rhein und der Mosel, dex Durchfuhr auf lurzen Straßenstrecken und die Hauptübersiht des Durch- gang8verkehrs als Ergänzungen dienen. Hierhin gehören ferner die Hauptübersicht des Gesammthandels des Jollvereins und der einzelnen Jollvereinsstaaten, sowie die Uebersicht der jährlich in den freien Verkehr des Jollvexeins getretenen und aus dem freien Verkehr des Zollvereins auLgegan- genen Waaren, verglichen mit den Ergebnissen des Vorjahrs/; ferner die verschiedenen Uebersichten über den Niederlage- und Meßverkehr , über die laufenden Konti der Großhandlungen U. #, w., endlich auch die bereits oben erwähnte Statistik über den Seeschiffahrts8verkehr. 1V. Die finanziellen Ergebnisse des Qollvereins stellen fich in der provisorishen Abrehnung über die gemeinschaftlihen Einnahmen an Ein- und AuLgang§- zöllen u. st. w. dar, an die sich die Abrewnungen Über die ç(e- meinschaftlichen Einnahmen an Rübenzucker- und Salzsteuer schließen ; hierhin sind ferner zu renen die Vergleihung der

emeinschaftlihen Zolleinnahmen mit dem Vorjahre , die Zu- ammenstellung der zum Eingang verzollten und zollfrei abge- fertigten Gegenstände u. |. w.

Während der Zollverein durch das Centralbureau die ge- meinsame amtliche Statistik förderte, bildeten die einzelnen Vereinsstaaten durch die von ihnen begründeten statistischen Centralbehörden, im Anschluß an die ZJollvereinsstatistik und

untex Benußung der Zollvereinserhebungen die Territorial- Statistik nah allen Richtungen weiter aus. Den ZJollverein8- Volkszählungslisten wurden in den einzelnen Staaten neu? Rubriken hinzugefügt, die für die Bevölkerungsverhältnisse um- fassenderes Material lieferten, als der Zollverein dessen bedurfte / für die religiösen und sozialen Verhältnisse wurden Daten ge- sammelt, die Zählung roard auf den Vichstand ausgedehnt u. st w. So wirkten das Königliche statistishe Bureau zu Berlin , das Königlich bayerische statistische Bureau, das fstati- \stishe Bureau des Königlich sächsishen Ministeriums des Innern zu Dresden, das Königlih württembergische statistisch- topographishe Bureau, das Großherzoglich badische statistische Bureau zu Karlsruhe, die Großherzoglich hessische Centralstelle für die Landesstatistik zu Darmstadt, das Großherzoglih mecklen- burgische statistische Bureau zu Schwerin, das statistische Bureau vereinter thüringisher Staaten zu Jena, das Groß- herzoglih oldenburgische statistishe Bureau, das Herzoglich braunschweigische statistishe Bureau zu Braunschweig, das Herzoglich anhaltische statistische Bureau zu Dessau, der Verein für lübeLische Statistik zu Lübeck, das Bureau für bremische Statistik zu Bremen und das Bureau für Handelsstatistik zu Hamburg. Jhrer Thätigkeit ist es in Verbindung mit dem Central- bureau des Zollvereins zu danken, daß Deutschland in seinen Fatistishen Leistungen hinter den außerdeutshen Staaten, von denen viele in dieser Beziehung die Vortheile früherer Centralisa- tion und Organisation voraus hatten *), nicht mehr zurücfstand. Damit begann für die deutsche amtliche Statistik eine neue Periode, die man die internationale nennen kann: es war nun möglich, die für Deutschland gewonnenen Gesammtresultate mit denen in an- deren Staaten gefundenen Ergebnissen in Vergleichung zu stellen, und durchch ein übereinstimmendes Ermittelungsverfahren zu ermöglichen, daß die gewonnenen Resultate mit einander vergleihbar werden. Dahin zu wirken, ist eine der Nufgaben des internationalen statistischen Kongresses.

Ie sorgfältiger die Pflege war, welche der amtlicden Sta- tistit in Deutscoland in den legten Dezennien zu Theil wurde und je mehr ihre Leistungen in der internationalen Statistik Anerkennung fanden, desto fühlbarer haben sich die Mängel gemacht, welche ihr noch anhaften. Das statistische Material, welches die einzelnen Staaten mit der Aufnahme der Jollabrechnungsbevölkerung von drei zu drei Jahren er- heben, ist namentlich so angeschwollen, daß nicht nur dessen Ver- arbeitung mehr Jeit erfordert, als der Zweck gestattet, sondern daß auch die Ausfüllung der Listen eine Mühe verursacht, die sich die Betheiligten nicht selten durch Ungenauigkeit erleich- tern, die also die S des Gesammtresultats in Frage stellt. Außerdem sind weder die Grundsäye noch die Zählungsmethoden in denjenigen Rubriken, welche nicht gerade die Zollabrechnungsbevölkerung betreffen, die mithin lediglih der Bestimmung der einzelnen Staaten unterliegen , überall gleihmäßig. Auch die Zoll- vereins-Statistik selbst leidet no% an Mängeln, welche die volle Nugzßbarmachung des von ihr gesammelten werthvollen kommer- zial - statistishen Materials verhindern. So find aus den Waaren - Ein- und Aus8gangkélisten nicht die Nicht - Vereins- länder ersichtlich, mit welchen der YoUverein in Wechselbeziehungen steht, da nur die Grenzstrecken angegeben sind, welche der Waa- renverkehr berührt; die Hauptübersicht des Gesjammthandels des Jollvereins und der einzelnen ZJollvercinsstaaten spezifizirt die Quantität der unter derselben Tarifposition ein-, aus- und durch- geführten Güter nur für cinige Gütergattungen; um über die Produktion und Konsumtion, sowie die Entwickelung der Jn- dustrie im QJollverein eine Uebersicht zu geben, bedürfen die JollvereinsKlisten noch einer Vervollständigung u. dgl. m.

Nachdem die norddeutschen Staaten durch den Norddeutschen Bund enger mit einander vereinigt sind und der deutsche Joll- verein durch die Institutionen des Zoll-Bundesraths und des Yollparlamentes eine innigere Verbindung seiner Glieder er- halten hat, is es möglich, die Mängel, an denen die deutsche amtliche Statistik noch leidet, zu beseitigen.

Der Bundesrath des Jollvereins hat im verflossenen Jahre beschlossen, jenen Mängeln abzuhelfen und die Yolvereins- Statistik in der ihr vorgezeichneten Richtung weiter auszubilden. Eine von demselben beut Kommission i} gegenwärtig zur Berathung dieser Angelegenheit hierselbst zusammengetreten. Es steht somit zu erwarten, daß die deutsche amtliche Statistik eine zum Zusammenwirken geeignete Organisation auf diesem Wege erhalten und ein gemeinsames, das gesammte Zolvereins- gebiet umfassendes Quellenwerk zu Stande bringen wird.

®) Die Organisation der amtlichen Statistik in Großbritannien, Frankreich, Jtalien, Oesterreih-Ungarn und Belgien ist in diesem Blatte besprochen. Vergl. die Besonderen Beilagen zu Nr. 73, 78, 141, 152 Jahrgang 1868, Nr. 7 und 13 Jahrgang 1869.