1870 / 67 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

10) Schröter , System des AUg. Landrechts. 1. Bd. H.1 . 2. Berlin, 1838. 3. Ders. : Lehrbuch des Alg. Landrechts Bd, 1—3. Berlin,

1840—1843. (2. Ausg. des »Systems8«.)

11) Laspeyres, System des Preuß. Privatrechts. Halle, 1843. 8.

12) Fürstenthal , Das Preußische Civilreht (nah der Titel-

Königsberg, 1843—1845.

ergleichende Uebersicht des heut. Röm. U.

Preuß. gem. Privatrechts. Berlin, 1852. 4 Thle.

Fr. Löher, Das System des Preuß. Landrechts in deutsch-

rechtlicher u. philos. Begründung. Paderborn, 1852.

15) Evelt, Das Preuß. Civilrecht für das Studium und die O System. dargestellt. Paderborn, 1855. 2. Aufl.

16) Dulheuer, Aurss R eNung des Preuß. Rechts der Gegen- erlin Ders. : Die Elemente des Preuß. Rechts. Berlin, 1862. 17) Plathner, Der Geist des Preuß. Privatrechts in Ver- gleichung mit d. Röm., Oestcrr. u. Franz. Recht. 2 Bde. Berlin, 1854.

Heft 1839.

„L.-R.). 13) Hiersemenzel ,

Das Berliner Rathhaus. (S. Nr. 10 der Bes. Beilage.)

Der Grundriß des neuen berliner Rathhauses i} beinah quadratish. Von den vier Fronten des die in der Königs- und in der Rathhausstraße (ehemaligen Nagelgasse) belegene , eine Länge von 310 Fuß, die in der Spandauer- und Jüdenstraße 295 Fuß. Jn der Richtung von der Königs- nach der Rathhausstraße theilt ein, meist für die Haupttreppe bestimmter , breiter Zwiscbenbau die Baulichkeiten in zwei Hälften, so daß zwei Höfe gebildet sind, von denen der wesiliche, an der Spandauerstraße belegene, durch cinen Quer- bau wieder in zwei kleine Höfe geschieden ist , während der innere Raum nach der Jüdenstraße zu einen großen, länglichen, freien Hof bildet, über welchen cine Durchfahrt von der Jüden- nach der Spandauerstraße führt.

Das Gebäude ruht auf einem Sockel von grauem \chlesi- schen Granit, der ih etwa 10 Fuß über das Straßenpflaster erhebt und mit starken {sn geformten, durch Querstangen verbundenen eisernen Pfosten umgeben ist. Auf dieser Basis steigt der Bau, in Ziegeln ausgeführt, deren dunkles Roth durch granitene Gesimse und das aus graurölhlichem Sand- stein gefertigte Stückroerk der Fenster unterbrochen wird , in l und reicher Ornamentik lienischer Renaissance 83 Fuß hoh empor, Überragt durch den auf dem Mittelbau in der Königsstraße ruhenden 267 Fuß hohen stunipfen Thurm. Das Gebäude hat außer dem Keller- | Fuß lange, mit August v. Heydens Bildern vom Trinken geschmückte Rathskeller, Wohnungen für Unterbeamte und. die Räume für die Wasserheizung und Brenn- materialien enthalten find, drei Hauptstockwerke. geschoß dient ausschließlich geschäftlihen Zwecken. Die flach- bogig Überwölbten Fenster desselben find durch reiches Gitter- werk von Schmiedeeisen geshÜ sih, von demselben dur

Gebäudes haben

fester Glicderung edelster ita-

geschoß, in welchem der 300 Das Erd-

Ueber dem Erdgeschoß erhebt | | nse und Balkone getrennt, ein Doppelgeschoß mit hohen rundbogigen- Fenstern, die in der Mitte noch einmal horizontal getheilt sind. Diese Gliederung entspricht in dem größten Theil des Gebäudes den hinter den Da in dem Rathhause viele Bureaux untergebracht werden mußten, so war, um Raum zu gewinuen , eine Theilung des Doppelgeschosses in der größeren Hälfte des Gebäudes geboten ; sic wird dur die hohen Fenster mit den breiten ZJwischensäßen Königsstraße und einem Theile der Spandauerstrafe belegenen &Festräume gehen durch das ganze Doppelgeschoß. Die Fenster des dritten Stockwerks , welches meist Bureaux enthält, sind niedriger, aber ebenso konstruirt wie die in den übrigen Ge- Ein reiches Hauptsims krönt das Gebäude.

In der Hauptfront längs der Königsstraße grenzen starke dreiseitige MauerpPfeiler den Mittelbau von den Seitentheilen Die tiefe, rundbogige Eingangsnische im Mittelbau wölbt | das dritte ist den hohen Fenstern entsprechend durch eine Ballustrade ab- geschlossen, die durch ein vom Professor Hagen modellirtes Relief in gebranntem Thon geziert ist. Ein farbiges Fenster erhellt die dahinter liegende Halle des Treppenhauses. großen Nische befinden fich noch zwei kleinere, die zur ANuf- nahme von Statuen bestimmt sind. Ueber den Nischen sind Medaillons angebracht

Venfiern liegenden Räumen.

masfirt, Nur die in der

\{ossen.

sih bis Stoctroerk.

Neben der

fißenden weiblichen Figuren,

2 welche Tafeln halten, die später Inschriften aufnehy, sollen. Der untere Theil der Eingangsnische is dy eine mächtige eiserne Gitterthür geschlossen. Auf Mittelbau, der Wirkung wegen etwas nach hinten rücktretend, erhebt sich der viereckige Thurm, durch Böty mit den kleinen Thürmen verbunden, in welche jj den Mittelbau abschließenden Mauerpfeiler auslaufen. q, Thurm ist in zwei Stockwerke getheilt. Die das untere Gesty umgebenden Eckpfeiler sind mit schildhaltenden Bären aus (lo firtem Ton, nah Modellen von Wilhelm Wolff, gescbmü Das obere Thurmgeschoß ist, wie das des Gebäudes, ein Dopy, geschoß, dessen Fenster in der oberen Rundung die Zifferbläty der Stadtuhr aufnehmen werden. Die Eckpfeiler des unte Geschosses seyen sich hier in leichten, bogentragenden Säuly fort. Ein reiches, 21 Fuß hohes Sims krönt den Thurm, hy dur eine ca. 34 Fuß hohe kupferbedeckte Haube, aus dey vergoldeter Krone eine 30 ¿Fuß hohe Fahnenstange emporsteij abgeschlossen wird.

Ueber den hohen Fenstern - der Hauvtfront zieht \ich Balkon nach den thurmartig vorspringenden Eckpfeilern hi, Die Fenster sind oben mit Wappen und in den ZJwickeln nj Adlern verziert , die Wolff modellirt hat. Der Übrige on mentale Shmuck an den Fagaden und Eckthürmen ist von Zu straßen, Siemering, Schiffelmann und Dankberg geformt h in der March’schen Fabrik zu T IOS gegofjen.

Die drei anderen Fagaden des Rathhauses And, abgesehn von dem Thurme, nach demselben Prinzip au8geführt, wie tj soeben beschriebene, jedoch weicht jede in den Details und in de Auss{mücung von der anderen ab. Jn der Front der Sha dauerstraße ist besonders der Portalbau, der hier die Festräum des Doppelgeschosscs abschließt, reich ausgestatket. Das Portl enthält fünf durch eiserne Gitterthüren geschlossene Thor, deren mittelstes zur Durchfahrt dient. Die Schlußsteine ta Thorbogen tragen die Köpfe, welche an dem in der Spandau straße belegenen Flügel des alten Rathhauses angebracht warn, Den darüber befindlihen Söller stühen granitene Konsolt mit Laubwerk und Figuren von Calandrelli. Jn die Zwil der fünf hohen Fenster des Mittelbaues sind Drake’sche Kunst werke eingefügt.

Das Portal der entgegengeseßten Front, in der Jüdensftraft

enthält nur drei Thorwege und“ ftatt des Balkons nur cin

Brüstung. Die fünf Fenster des Doppelgeschosses sind hier | eng gestellt, daß eine architektonishe Einrahmung unausführbar blieb, sie sind aber in den Zwickeln und Bogenfeldern dürh besonders schöne Fischersche Thonreliefs geschmüdckt. :

Die Façgade nach der Rathhausstraße ist die einfadst Der Mittelbau hat hier nur die Breite zweier Fenster und if durch kein Portal durchbrochen. Die Zwischenglieder in da hohen Fenstern des Doppelgeschosses , welches in dieser ganze Front zwei verschiedene Stockwerke maskirt, find viel breiter ali die der andercn Façaden.

Durch das ganze Gebäude vermitteln geräumige, gewölbk Korridors, die einfach, aber künstlerisch dekorirt sind, die Kon munikation, Die zahlreichen Treppen , welche dié einzelne Stockwerke an verschiedenen Stellen mit cinander verbinden sind sämmtlich aus Granit hergestellt. Die von dem Portal in der Königsstraße, in dem Querbau, nah den Festräumtt führende Haupttreppe ist in großartigen Dimensionen und in fünsftlerisher Vollendung ausgeführt. i

Das Portal in der Königsstraße sührt zunächst in ein hohe durch ein Sternengewölbe geschlossene ahteckige Halle, d! durh die s{räggestellten Thurmpfeiler gebildet wird. Zu Rechten und zur Linken münden unter mächtigen NRundbogen die Korridore des Erdgeschosses. Der Pforte gegenüber stei! dem Blicke ganz freilicgend, dice 20 Fuß breite Granitttep! von 40 Stufen in zwei Absäßen bis zum ersten Stockwerk in

erader Flucht empor, Die Wangen find aus imitirtem Granî onstruirt und durch Broncekandelaber geschmückt, die in d Elsterschen Fabrik gefertigt sind. Auf den Brüstungen ruht Pfeilerbündel, welche unter einander mit NRundbogen verbundt sind und das hohe Sternengewölbe tragen , welches die Trepp Überdacht. Fenster zu beiden Seiten, mit den farbigen Wappl der Provinzen des preußischen Staats und in den Scheibtl mit Arabeskengewinden geshmückt, lassen das Licht von di Höfen gedämpft in den Raum fallen.

Im ersten Stockwerk mündet diese Treppe in einer groß Halle, die mit ihren von vier Pfeilerbündeln getragen Sternengewölben eine Fortseßung des Treppenhauses bild von welchem sie nur durch ein niedriges vergoldetes Eisengill! von Hauschildscher Arbeit nah Wäsemanns Zeichnung ab {lossen ist. Rechts an diese Halle schließt si der Sißungf saal der Stadtverordneten an. Jn der Richtung der Haup! treppe führt eine hohe rundbogige Glasthür der Vorhalle wf ter zu einer zweiten Treppe, die in ihrer unteren Hälfte gerader Flucht mit der großen Treppe licgt, sich dann alt

Raum

dessen den

Fünf

monisch getheilt und reih mit Bildwerken ges{mückt.

"die s{chlanken, eisernen,

- größere wirkungs8volle

3

1ckwärts wendend in zwei Arme theilt und vor dem im zweiten Stockwerk liegenden Saal der Dirger-Wabspexlammiungen in ein anderes, mit Oberlicht versehenes Treppenhaus leitet. Dieses weite Treppenhaus entbehrt noch des dekorativen Schmues. Desto mehr tritt das aus weißem geaderten Marmor gefertigte Geländer der Treppe und eine in der Jlsenburger Gießerei ge- arbeitete Bronzethür hervor, welche nach dem südlichen Korridor des ersten Stokwerkes führt. Die Haupt- und Festräume liegen, wie bemerkt, sämmtlich im ersten Stockwerk; fie nehmen die Front nach der Königs8- siraße cin, erstrecken sih bis zum Mittelbau in der Spandauer- straße und gehen in ihrer Höhe sämmtlih durch das ganze Doppelgeshoß hindur, zum Theil noch darüber hinaus. Der zwischen dem Thurm und der Jüdenstraße wird dur den Magistrats - Sißgungssaal und dessen Nebenräumen einge- nommen, vor welchem sich der geräumige, hohgewölbte Korridor, Fenstern gegenüberliegende Wandflächen zur Auf- nahme von Freskomalercien bestimmt ist, längs der Straßen- front hinzieht. Der im s{önsten Renaissancestyl gehaltene Magistratssaal bildet ein großes Rechte, in dessen Langseite, nach dem östlichen Hofe zu, fünf Fenster angebracht sind. Dem entsprechend ist auch die gegenüberliegende Langseite in Felder getheilt. Die Schmalseiten zerfallen in drei Felder. Das mittlere Feld einer jeden Wand ijt durch eine Thür aus- efüllt. Jn den übrigen aht Feldern haben die leben8großen orträtbilder des Kurfürsten Friedrih Wilhelm und der preu- ßishen Könige, Geschenke der betreffenden Monarchen an die Stadt Berlin, passende Plätze erhalten. Die Wände sind am unteren Theile mit braunem Holzgetäfel, in dem oberen mit gepreßter Tapete in Braun, Roth und Gold bekleidet und werden durch ein holzschnittartiges Fries mit bunten Wappen- shildern beseßt, abgeschlossen. Das Balkenwerk der Decke B A n der Decke schwebt ein mächtiger bronzener Kronleuchter von vor- trefflicher Arbeit. Den Fußboden bedeckt ein in Schmiedeberg nach Smyrnaer Mustern in kräftigen Farben gewebter wolle- ner Teppich. Das Mobiliar des Saals entspricht der Übrigen Ausstattung. Die Sessel sind aus Eichenholz geschnißt und mit braunem Wollenstoff bezogen, in welchem auf dec Rüclehne das preußisch-brandenburgisch-berlimshe Wappen eingewebt ist. Der Sizungstisch bildet einen offenen ovalen Ring, in welchen die Diener hineingehen können. / Auf der entgegengescßten (westlichen) Seite des Thur-

mes beginnt die Reihe der ecigentlichen Festräume mit dem Bibliotheksaal, welchen an Länge kein anderer Saal des Rathhauses üÜbertrifft , dessen Dimensionen

‘aber nicht recht zur Geltung kommen, theils, weil von der

Länge von 105 Fuß an der Thurmseite ca. 15 Fuß durch den einspringenden mächtigen Thurmpfeiler und auf der entgegen- geseßten Seite das EckEthurmzimmer abgeschnitten sind, theils, weil der Saal durch ein dreifaches Pfeiler- und Säulensystem der Länge nach in vier verschiedene gewölbte Schisse getheilt ift. Ueberdies is} die Arkade längs der Fensterwand durch schrank- artige, bronzirte Gitter , welche die Wasserheizungbröhren mas- kfiren, und die entgegengeseßte Arkade durch die Bücherschränke versperrt. Je mehr der Ueberblick über den ganzen Saal durch diese Änordnung gehemmt ist, desto mehr treten alle Einzel- heiten der Ausführung und Ausstattung in ihrer künstlerischen Voll- endung hervor, die duntkelgrüne und violette Marmorbekleidung und die goldbronzenen Basen und Kapitäle der Pfeilerreihen, graugrün mit goldenen Stäben bemal- ten Säulen in der Mitte, die Decken und Gewölbefelder mit ihrer ges{mackvollen Ornamentirung , die erwähnten Gitter» hränke, Meisterwerke der Jlsenburger Hütte, das Holzwerk der Schränke und Thüren mit cingelegter Arbeit von Ewald , an den Bücherschränken die von Zurstraßen modellirten 27 Zinfk- gußmedaillons mit Porträts berühmter Gelehrter , Staats- männer und Künstler Berlins, bis auf die Thürgriffe der Bücherschränke, die mit berliner Emaillen aus der neu begrün- deten Fabrik von Ravens und Sußmann geziert sind. Einen hervorragenden Schmuck des Bibliotheksaals bilden funfzehn Wandgemälde von E. Ewald, welche in den durch die Pilaster- bogen gebildeten halbrunden Wandfeldern angebracht sind. Sie beziehen sich sämmtlich symbolish auf die Wissenschaften, Zwei Gruppen haben in den Feldern des Milk- telraums an der Schmalseite eine Stelle gefunden: die Muse, welche die Jugend durch ihren Gesang begeistert, und der Ruhm, welcher den Mann und Greis mit Siegeskränzen {mücckt.

An den Bibliotheksaal {ließt sich in der Flucht der Span- dauersiraße eine quadratische Halle von 35 Fuß Wandlänge an, der sogenannte Lesesaal, vor deren Eingang, den &enstern in der Spandauerstraße gegenüber die ovale Treppe vorÜüber- führt, welche sich von der Durchfahrt in der Spandauerstraße bis zur Galerie des Festsaals hinaufzieht, Seinen Haupt- chmuck erhält dieser Saal durch Deken- und Wandgemälde

Ludwig Burgers und dessen Bruder Adolf. Der Stoff zu diesen Gemälden is der deutshen Märchenwelt entnommen. Die drei- und viereckigen Felder der Decke zeigen das Märchen selbst in einem allegorishen Bilde, den Ritter, welcher den Lindwurm tödtet, die gefangene Königstochter, den sein Reich theilenden König, den Riesen und den Zwerg, die Hexe, Hans un N U. s. w. Von den Wandgemälden ist erst Rübezahl vollendet.

Der Lesesaal bildet die Vorhalle zu dem großen Prachtsaal, welcher sich in der Spandauerstraße bis über das Portal und durch alle Stockwerke hindurch in einer Ausdehnung von 90 - Fuß Länge, 50 Fuß Tiefe und 50 Fuß Höhe erstreckt. Während die Übrigen Räume des Rathhauses in stumpfen Farbentönen gehalten sind, s{himmert dieser Saal in Glanz und Pracht. Er zerfällt durch die Verhältnisse der Fenster in zwei Stockwerke. Jn dem unteren Theile der Langwände bilden Pfeiler von gelbbraunem Stuckmarmor je 7 in Halb- bogen abgeschlossene Nischen, von denen fünf an der Fenster- wand durch die Fenster mit ihren Grisaillenmalereien einge- nommen sind. Auf der entgegengeseßten Längenwand bilden die freistehenden Pfeiler cine Arkade. Die Schmalseiten find in derselben Art in je vier Felder getheilt. Auf den Rundbogen zwischen den Pfeilern ruht die um den Saal laufende Gallerie mit ihren Arkaden. Die Soel aller Säulen und Pfeiler be- stehen aus s{warzem, die Plinthe von weißem Marmor, die Basen und Kapitäle sind aus gediegencr Bronze. Die Wand- flächen sind mit violettem, das Gebälk des unteren Geschosses mit weißem Marmorstuck, in reicher Vergoldung bedeckt. Die sleben eichenen Thüren des Saals zeigen kunstvolle Schniße- reien ; die weißmarmorne Einfassung derselben ist durch Calan- drelli mit Kinderfiguren geschmückt. Die glänzend E De Holzdecke des Saals8, von welcher drei prachtvolle bronzene Gaskronen Elsterscher Arbeit herniederhängen, ist in drei Felder getheilt, die in längliche Kassetten zerfallen, reichgeziert mit Malereien von Ludwig Burger und mit goldenen Ornamenten auf blauem und rothem Grunde. Zwölf der Halbrunde über den Thüren und an den Langwänden sind mit Gemälden von Oskar Begas geschmücckt. Die beiden Bogen an der Fenster- wand zeigen die Borussia und die Berolinia, die schmalen Wände die Dichtung, die Musik, die Tafelfreuden und den Tanz, die sech8 Nischen hinter den Arkaden der den Fenstern gegenüberliegenden Wand, zu beiden Seiten der in der Mitte befindlichen Uhr, auf Goldgrund die durch Kindergestalten ver- finnlichten zroölf Monate. Auch die bronzenen Armleuchter, welche an den Wänden angebracht sind, zeihnen sich durch Schöhßheit der Komposition aus.

Der Prachtsaal steht mit dem rechtwinkelig angrenzenden Stadtverordnetensaale, welcher, parallel mit dem Bibliotheksaale belegen, und wie erwähnt, auch von der großen Treppenhalle aus zugänglich ist, in Verbindung. Der Saal, dessen Wände je 50 Fuß lang sind, empfängt sein Licht von den Höfen aus durch je drei mächtige flachbogige Fenster in der Nord- und in der Südwand. Zwei starke viereckige, durch flahe Bogen mit einander und den Wänden verbundene Pfeiler s{hneiden 1n der Richtung von Osten nah Westen einen Theil des Saals ab, in welchem sich die erhöhte Zuhörertribüne be- findet. Ihr gegenüber, unterhalb der mit Grisaillemalerei verschenen Fenfter hat der Vorsiand®8tisch seinen Plaß gefunden, vor demselben, terrassenförmig in sieben Bogenreihen aufsieigend, die Sie und Pulte der Stadtverordneten. Der Saal ist ein- facher als die übrigen Festräume, aber in harmonischer Ueber- einstimmung aller Theile au8geführt. Jede Wand is der Drei- theilung der Fenster entsprehend, dur kräftige Pilaster in drei Felder getheilt; dieselbe Eintheilung seßt sich in der reichen fassettirten Holzdecke fort. Die etwa 6 Fuß hohe Wand, welche die Quhörertribüne begrenzt, zieht sich als Täfelung um den ganzen Saal herum; erst über ihr beginnen die Fenster. Der Saal ist Braun gehalten, die Tapete in Roth und Gold gemustert. Den gedämpften Tönen in diesem Saale entsprechend, sind auch die fünf ges{mackvollen bronzenen Kronen, so wie die Armleuchter an den Wänden, meist in matter Arbeit ausgeführt. Den malerishen Shmuck des Saaics hat Ludwig Burger geliefert. Von den acht Bogenfeldern der Nischen sind ihm sieben zur Ausschmückung Überwiesen worden. Den ihm gegebenen Raum hat er in geschickter Komposition so benußt, daß jeder Bogen in der Mitte in einem Rundbild eine auf die Thätigkeit der Stadtverordneten bezügliche allego- rische Figur zeigt, während die Winkel mit entsprechenden Dar- stellungen aus dem Alltagsleben, die sich jedoch vom rohen Naturalis8mus fernhalten, ausgefüllt find. Die allegorischen Figuren sind die Sparsamkeit (Sparkassenwesen), Acsbculap (Hospitalwesen und Armenkrankenpslege) , die Gerechtigkeit (Schiedmann8wesen und Jnnungsverwaltung), die Vorsicht (Feuerlösh- und Nachtwachwefen), die Baukunst (Bauverwal-

| tung, Straßenpflasterung), die Wissenschaft (Kirchen- und Schul=