1890 / 90 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Der General: Lieutenant von Dresow, Commandeur der 36. Division, ist zur Abstattung persönliher Meldung hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant von Werder, Commandeur der 1. Division, hat Berlin wieder verlassen.

S. M. Kreuzer - Korvette „Jrene“, Kommandant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, König- lihe Hoheit, ist am 8. April d. J. in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt, am 10. dess. Mts. die Heimreise fortzuseßen.

S. M. Sciffsjungen - Schulschiff „Ariadne“, Kom- mandant Kapitän zur See Claussen von Finck, ist am 9. April d. J. in Santiago de Cuba eingetroffen und beabsihtigt, am 11. dess. Mts. die Weiterreise fortzuseßen.

Frankfurt a. M,, 10. April. (Frkf. J.) Der Ober- Landesgerihts-Präsident, Wirkliche Geheime Rath Dr. A [bret ist heute Mittag nah kurzem Krankenlager im Alter von 74 Jahren verstorben. Derselbe feierte im vorigen Jahre fein 50 jähriges Dienstjubiläum.

Vayern.

München, 9. April. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph wechselte heute Vormittag mit sämmtlichen Mitgliedern des Königlihen und Herzoglichen Hauses Besuche. Der Besuch bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten dauerte nahezu eine Stunde. Nachmittags fuhr der Kaiser mit seiner Tochter, der Prinzessin Leopold, spazieren, wobei dem Kunstverein ein Besuch abgestattet wurde. Morgen findet zu Ehren des Kaisers bei dem Prinz-Regenten große Tafel statt, zu welcher außer dem Kaiserlichen Gaste, dem Prinzen und der Prinzessin Leopold noch geladen sind: die hiesige Kaiserlihe und Königliche Gesandtschaft, der Dienst des Kaisers, der Staats-Minister von Crailsheim und Gemahlin, die obersten Hofchargen 2c. /

10. April. (Allg. Ztg.) Die Kammer der Ab- geordneten beschäftigte sich in ihrer heutigen Sizung ledigli mit Petitionen.

In der Begründung der dem Landtage zugegangenen Nachtragsforderung zur Herstellung einer unter- irdischen Telegraphenlinie von München bis zur Landesgrenze bei Hof heißt es:

Die großen unterirdischen Leitungen des Neichs- Telegraphen- gebiets haben sich im Laufe von 14 Jahren vortrefflich bewährt und es bieten diesclben ohne 2weifel die denkbar größte Sicherheit für den Telegraphenbetrieb. Daß diesem Umstande und eincr untec allen Verkältnissen gesiherten Nachrichtenübermittelung zwischen den Haupt- städten der Einzelstaaten, wichtigen Handels- und Industriepläßen, dann größeren Festungen nah mehrfacher Richtung hin die weitest- gebende Bedeutung innewohnt, bedarf keiner weiteren Auseinander- seßung. Die äußerst befriedigenden Erfahrungen, welche die Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung mit ihren unterirdisen Telegraphen- linien machte, haben dem Reichs-Postamt wiederholt, erstmals zur Zeit der Ausführung der unterirdischen Linie Berlin—Dresden, Ver- anlafsung gegeben, die Herstellung und den Anschluß einer bayerischen unterirdi\hen Telegraphenlinie an das unterirdische Kabelnet des Reichs anzuregen. Wenn von bayerischer Seite diesen Anregungen gegenüber seither eine Folge nicht gegeben wurde, fo geschah dies aus dem Grunde, weil einerseits in den leßten Jahren nicht unbedeutende Geldmittel für die Erweiterung des bayerischen _Telegraphen- nezes und die Vermehrung der TelegcapZenstationen, ferner \Ur die Herstellung von Telephonanlagen aufzuwenden waren, und weil anderer seits ein Postulat für eine vormals nicht unbedingt nothwendig ge- wesene kostspielige Einrichtung in der Periode eincr minder günstigen allgemeinen Finanzlage, namentlich aber eines urbefriedigenden Standes der bayerishen Telegrapheneinnahmen kaum Anklang gefunden haben dürfte. Bei der mit Autsicht auf Bestand eingetretenen Ber- besserung dieser Einnahmen turch Steigerung des Telegraphen- verkehrs und der erfreulicher Weile zu konstatirenden günstigen all- gemeinen Finanziage möchten aber dermalen finanzielle Bedenken gegen die Ausführung einer unterirzishen Telegraphenleitung nicht mehr in das Gewicht fallen. Für deren Verwirklichung s\pricht vielmehr fol- gender autschlaggebende Umstand. Die zwischen München und Nürn- berg, dann Berlin auf dem Wege über Hof bestehenden oberirdischen Telegraphenleitungen , welche vorwiegend zur unmittelbaren Aus- wechselung niht nur dec vorkommenden gescäftliden und Privat- correspondenzen, sondern namentlich auch zum Austausch der zahlreichen Staats- und Diensttelegramme bestimmt sind, gewinnen bei der \tetigen Zunahme der in Betrat kommenden Beziehungen immer größere Bedeutung, und es stellt sich die Vermehrung der tele graphischen Verbindungen zwishen den genannten Orten als cin besonderes und zwingendes Bedürfniß dar. Die Vermehrung oberirdisher Leitungen begegnet jedoch im Betriebsbereich der Reichs-Telegraphenrerwaltung in so fern erheblichen Sc{woierig- feiten, als die Gestänge der an den Eisenbahnen gefübrten Linien bereits in hohem Grade mit Leitungen überfüllt sind, Auch die diesseitigen Telegrapbengestänge in der Richtung München —Nürnberg— Hof sind {hon überlastet. Es ersceint somit der Zeit- punkt gekommen, der Herstellung einer unterirdischen Telegraphenlinie von München nach Hof näher zu treten, nahdem die Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung bereit ist und Einleitungen trifft, die unter- irdische Linie Berlin—Dresden an die bayerische Landesgrenze bei Hof fortzuseßen. Den verhältnißmäßig hohen Kosten der ersten Anlage steht die unbedingte Betriebssicherheit und Unabhängigkeit von elementaren Einflüssen und Ereignissen gegenüber, was schon unter gewöhnlichen Verhältnissen, wie die in den jüngsten Jahren dur mehrmalige Wiederkehr heftiger Winter- und Scneestürme herbei» geführten bedeutenden Stockungen des Telegrammverkelrs darthun, für staatlihe und private Interessen von nicht zu unterschäßgendem Werth, in Zeiten politischer Komplikationen aber geradezu von un- berechenbar wihtiger Bedeutung ist. Nach vorstehenden Erörterungen glaubt nun die Königliche Staatsregierung, die Herstellung einer unter- irdishen Telegraphenlinie von München an die Landesgrenze bei Hof, und zwar, nachdem selbstverstäntlih die Landesfestung Vügolstadt nicht umgangen werden darf, auf dem hienach fi er- gebenden kürzesten Wege über Beilngries, Nürnberg, Pegnit, Bayreuth, Berneck, Münchberg beantragen zu sollen, Die Verlegung des Kabels soll, wie dies auch im Gebiete der Reichs-Telegraphen- verwaltung gesckehen ist, in der Hauptsache längs der Landstraßen er- folgen; die Führung längs der Bahnen empfiehlt sich des- balb weniger, weil diese Verkehrswege häufig Umgestal- tungen unterworfen werden, welche oft eire Verlegung des Kabels bedingen oder zeitweise dasselbe gefährden würden. Die gesammte Kabellänge München Ingolstadt—Beiln- gries Nürnberg Gräfenberg Pegniy Bayreuth Berneck Münchberg— Hof- Landesgrenze würde 327 Kilometer betragen Die Kosten sind auf Grund ausführliher Mittheilungen des Reichs-Post- amts, welchem reihe Erfahrungen in der Anlage unterirdischer Telegraphenleitungen zur Seite stehen, möglichst genau ermittelt und betragen rund 2 000000 M

11. April. (W. T. B.) Se. Königlihe Hoheit der Prinz-Regent hat der Fürstin Bismarck zu ihrem heutigen Geburtstage seine Glückwünsche übermittelt. /

Der Ausschuß der Kammer hat der Regierung die Münchener Petition betreffs der strengenSonntagsruhe zur Würdigung empfohlen, Der Regierungs-Kommissar Land-

mann erklärte: er vermuthe, der Bundesrath werde die Anord- nungen über die Sonntagsruhe au auf den Handelsstand aus- dehnen, und versicherte die Kammer des Wohlwollens der Regierung in diesen Bestrebungen. Die Reichsregierung beschäftige sich mit dieser Angelegenheit, doch sei bis jeßt noch nichts darüber an den Bundesrath gelangt. Der Referent des Centrums tadelte das späte Schließen der Läden in Berlin, wo dies selbst Sonntags erst um 11 Uhr statlfinde.

Sachsen.

Dresden, 10. April. Jhre Majestäten der König und die Königin erfreuen sih, nah den aus Mentone hier eingegangenen Nachrichten, fortdauernd eines guten Wohl- befindens und haben den firhlihen Feierlichkeiten aus Anlaß der Charwoche und des Osterfestes angewohnt. :

Der Amtshauptmann zu Dobeln Wittgenstein ist als Ober-Regierungs-Rath zur Kreishauptmannschaft zu Leipzig und der Amtshauptmann zu Annaberg Dr. jur. von Mayer zur Amtskbauptmannschaft Döbeln versegzt worden. Der Re- gierungs-Rath bei der Kreishauptmannschaft zu Zwickau Dr. Runze ist zum Amtshauptmann in Annaberg ernannt worden.

Württemberg.

Stuttgart, 9. April. Se. Majestät der König hat, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, den Königlih großbritan- nishen Minister-Residenten am Königlichen Hoflager, Sir Henry Barron, Baronet, heute in Audienz empfangen, um dessen Äbberufungsschreiben entgegenzunehmen.

Eine Verfügung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Errichtung einer Versuchs- station für Gährungsgewerbe an der landwirth- \chaftlihen Anstalt in Hohenheim, vom 8. April d. J bestimmt bezüglih der Einrichtung und des Betriebes dieter untec dem 15. April 1889 zunächst probeweise eingeführten Versuchsstation im Wesentlichen Folgendes:

Zweck der Station ist, den Besitzern von Brennereien und Brauereien in Württemberg fördernd zur Seite zu stehen und dazu beizutragen, daß auch namentlich die fleineren Betriebe genannter Gewerbe rationeller gestaltet und technisch gehoben werden. Dieser Zweck soll zunächst erreiht werden: 1) dur chemische Untersuhungen aller bei dem Betriebe der Brennerei und der Brauerei in Betracht fommender Rohmaterialien, Halbprodukte, Produkte und Hülfs- \tofe, 2) durch Prüfung und Verkauf von Instrumenten zur Kontrole des Betriebs, wie Thermometer, Saccarometer, Alkoholo- meter 2c., wofür ein besonderer Preiêcourant herau8gegeben wird, 3) durch unentgeltlihe Ertheilung von Rathschlägen und Gutachten in allen Verhältnissen des Brennerei- und des Brauereiwesen8, ins- besondere bei Betriebécinrihtungen und Betriebsstörungen, wie es au 4) den württembergishen Brauern gestattet sein foll, in der Brauerei des technclogiscen Instituts in Hohenheim zu bestimmter Zeit mit eigenem Malz Probesude zu veranfialten.

Hefen.

Darmstadt, 10. April. (Darmst. Ztg.) Se. König- lihe Hoheit der Großherzog hat zur Säkularfeier des 1. Großherzoglich Hessischen Dragoner-Regiments (Garde: Dragoner-Regiment) Nr. 23 nachstehenden Tages- befehl an dasselbe gerichtet:

Hundert Jahre sind es, daß Mein in Gctt ruherder Herr Urgroßvater, dec Großherzog Ludewig I. ruhmrcihen Angedenken®, das Regiment errichtet hat,

Die Geschichte des Regiments cr'ählt Euch, daß es am Rhein und in den Niederlanden von 1793—95, 1806 und 1807 in Preußen und Litthauen, 1809 bei Aspern und Wagram, auf den Eiéfeldern Rußlands 1812 und in den Kriegen von 1813—15 gefochten hat. Auch in der neueren Zeit zeigt das Regiment sich würdig seincs alt bewährten Rufs. Die Jahre 1848/49 janden Eure Kameraden in musterhafter Haltung und Manneéëzu@t.

Und die neueste Zeit führte das Regiment durch die Kriege von 1866 und 1870/71. Auf den Schlachtfeldern von Mey und an der Loire bat tas Regiment seinen alten Wafenruhm neu bewährt und sein Theil zu den glorreichen Erfolgen der deutscen Heere gegen den gemeinsamcn Feind beigetragen. Scit dieser beldenhaften Kriegs8zeit war das Regiment bemüht, ein tüchtiges, schneidiges Dragoner- Regiment zu bleiben, das jederzeit bereit ist, dem Rufe des Aler- tödten Kricgsherrn, Sr. Majestät des Kaisers, zu folgen.

Hessishe Garde-Dragoner!

Mein Wunsch für den beutigen Tag ist, daß Euch die 100 jährige rubmreide Geschichte Eures Regiments stets vor Augen bleiben möge, tann werdet Ihr auf dem Wege der Ehre und des Ruhmes dem Denksprue Euerer alten Standarte stets getreu sein :

„Für Gott, Ehre und Vaterland !“

Gegeben Darmstadt, den 10. April 1890.

Ludwig.

Außerdem hat Se. Königliche Hoheit, in Anerkennung der vorzüglichen Haltung und Führung des Regiments zu allen Zeiten, der Standarte desselben ein kular-Standarten- band verliehen.

Bremen.

Bremen, 11. April. (Weser-Ztg.) Der Senat hat an Stelle des an das Amtsgeriht Bremen verseßten Richters Caesar den Richter Dr. Grote zum Vorsißenden des Seeamts Bremerhaven und den Richter Raben zum Stellvertreter des Vorsißenden des Seceamts Bremerhaven ernannt.

Oesterreich-Ungarn. /

Wien, 10. April. (Wien. Ztg.) Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzessin Wittwe, Erz- herzogin Stephanie und die Erzherzogin Elisabeth sind gestern Abend nah Meran abgereist.

Brünn, 9. April. Der mährische Landtag ist heute zusammengetreten, um den vom Landes Aus\{huß vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme eines Lan des- Anlehens von neun Millionen Gulden, der ver- fassungsmäßigen Beraihung zu unterziehen. Die Vorlage wurde einem besonderen Ausshuß von 15 Mitgliedern über- wiesen.

Frankreich.

Paris, 11. April. (W. T. B.) Dem „Figaro“ zufolge würde in Folge der legten Stürme in Süd-Frankreich und der damit verbundenen Verheerungen die für nächsten Dienstag festgeseßte Neise des Präsidenten Carnot nah Mar- feille einen oder zwei Tage aufgeschoben werden.

Cannes, 10. April. (W. T. B.) Der Prinz von Wales hat sich heute nah Mentone begeben, um dem König und der Königin von Sachsen einen Besuch ab- zustatten.

s Fiußlaud und Polen.

St. Petersburg, 11. April. (W. T. B.) Der „Re-

gierungs-Anzeige1“veröffentlicht folgendesCommuniqué:

„Ju verschiedenen höheren Erziehungsanstalten haben fürzlih Ruhestörungen staltgefunden. Dieselben begannen in der Landwirthschaftlihen Akademie in Moskau unter dem Vorwande der Unzufriedenheit mit dem kürzlih eingeführten neuen Reglement und fanden Nachahmung in anderen hözeren Anstalten, wo cs die Studirenden für geeignet hielten, ihre Kameraden in Moskau zu unterstüßen. Eine genaue Untersuhung hat festgestellt, daß die Studirenden durhaus feine Ursache hatten, mit dem Reglement unzufrieden zu sein, und daß die Ruhestörungen einzig durch Mangel an Gehorsam Seitens der Studirenden ihren Vorgeseßten gegenüber verursaht wurden. Nachdem freundschaftlihe Ermahnungen sich als fruchtlos herausstellten, sah man sich genöthigt, ernste Maßregeln zu ergreifen und die Ruhestörer entweder zeitweilig zu beurlauben oder gänzlih fortzuschiden. Von der Landwirthschaftlichen Akademie in Moskau wurden 55 zeitweilig be- urlaubt und 3 entlassen, von der Universität in St. Petersburg 20 beurlaubt, 2 entlassen, vom Technolo- gishen Fnstitut in St. Petersburg 23 beurlaubt, 2 entlassen, von der Forstshule in St. Petersburg 13 beurlaubt, 2 entlassen, von der Thierarzneischule in Charkow wurden 15 beurlaubt und 2 entlassen,

Jtalien.

Roms 10, April:- (W: Ti B.) Der „Agenzia Stefani“ wird aus St. Petersburg gemeldet: der Kaiser habe an- geordnet, daß dem Kronprinzen von Ftalien überall der herzlihste Empfang bereitet werde, und den Wunsh aus- gedrückt, daß derselbe in St. Petersburg und Moszkau scin Gast sei. Ein Hofzug ist dem Kronprinzen nah Odessa entgegengesandt worden.

Die Journalisten Jules Lavalette (Berichterstatter des „Figaro“) und Moriß Grunwald (Korrespondent der „Frankfurter Ztg.“) sind ausgewiesen. worden. Die „RKiforma“ bemeckt dazu: Die Gründe für diese Maßregel seien in den Artikeln 113 und 293 des neuen Strafgeseßbuchs vorgesehen. Dieselben beträfen die Verbreitung falscher Nach- richten, welche geeignet seien, die internationalen Be- ziehungen des Staats oder seinen öffentlichen Kredit zu schädigen. Die Regierung habe sih endlih ent- chlossen, das Geseß zur Anwendung zu bringen, da eine noch längere Duldung die finanzielle und wirthschaftlihe Lage des Landes ernstlih gefährdet haben würde.

DLINOI 10 S0 Q L) Stanley wurde bei seiner Ankunft hiec von dem Unterpräfekten, dem Bürger- meister und zwei Mitgliedern der italienischen geographischen Gesellschaft an Bord des Schiffes begrüßt. Legtere überreichten Stanley eine ihm von der Gesellschaft zuerkannte goldene Medaille. Vom König und dem Minister-Präsidenten C ris pi erhielt er herzlihe Begrüßungs-Telegramme. Stanley reist heute Abend über Neapel, Rom und Genua nach Cannes.

Spanien.

Madrid, 10. April. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist in Cadix wieder eingetroffen und wird an Bord der Kreuzer-Korvette „Jrene“ bei Lissabon zu dem Uebungs:Geshwader stoßen.

Jn der heutigen Sizung des Senats erwiderte dex Minister-Präsident Sagasta auf eine Herausforderung des Generals Daban: er sei bereit, sich mit demselben auf jedem Felde zu messen. Der Angriff Seitens einiger republi- kanischen Senatoren gegen die Monarchie rief eine leb- hafte Bewegung hervor.

Als heute der Carlistenführer Marquis Cerralbo auf dem Bahnhofe in Valencia eintraf, fand Seitens einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge eine feindselige Kundgebung gegen ihn statt. Die Menge folgte seinem Wagen nach dem Hotel, schlug die Fenster desselben ein und versuchte das Gebäude in Brand zu stecken, was jedoch durch die Bürger- garde vereitelt wurde. Schließlich mußte Kavallerie requirirt werden, welhe die Volksmenge angriff und mehrere Personen verwundete. Feindselige Kundgebungen erfolgten auch am Abend vor dem Carlistishen Klub, wo sich etwa 2000 Personen angesammelt hatten. Man drang in das Gebäude ein und steckte die Möbel in Brand und suchle auch das Löschen der Flam- men durch die Feuerwehr zu verhindern. Eine andere Gruppe zertrümmerte und verbrannte die im Klubhauje stehenden Wagen. Einige versuchten au die Kirche in Brand zu stecken, wurden jedoch von Truppen daran ge- hindert. Der Pöbel errichtete zwei Barritaden in den Straßen. Die militärishen Behörden haben den Ober- befehl in der Stadt übernommen; die ganze Garnison wird unter den Waffen gehalten.

Schweden und Norwegen.

(F.) Stocholm, 8. April. Der König kehrt am Donnerstag nah Stockholm zurück, die Königin wird dagegen noch einige Zeit in Christiania bleiben, da der Gesundh:its- zustand Jhrer Majestät das Reisen noch nicht gestattet.

Die von mehreren hiesigen Blättern gebrahte Milthei- lung, daß dem Reichstage noch ein Armee-Reorgani- sationsentwurf vorgelegt werden solle, entbehrt nah der „Post- och Jur. Tidn.“ jeder Begründung.

Dänemark.

(F.) Kopenyagen, 9. April. Der König empfing heute den hiesigen Kaiserlih deutschen Gesandten Freiherrn von den Brincken, der im besonderen Auftrage des Kaisers Wilhelm dem König einen Glückwunsch zu seinem Ge= burtstage überbrachte.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 9. Aprik. (R. B.) Der Senat genehmigte heute die Bill gegen die Trusts. Nur ein Senator stimmte dagegen.

Zeitungs8f\timmuen.

Die Kehrseite der gegenwärtigen Lohnbewegung wird von der „Hamburger Börsen-Halle“ mit besonderer RNüd- sicht auf den deutshen Export besprochen. In dem Artikel heißt es:

/ E bedeutender Faftor ift unser Absaß nach dem Auslande, der sich jährlih auf 34 Milliarden beziffert. Der größte Theil der Herstellungskosten dieses Riesenquantums entsprinat aus Arbeitslöhnen. Wenn die Arbeitslöhne um 20/6 gesteigert werden, fo müssen wir vom Auslande vielleit 4 Milliarden für dasselbe Quantum fordern, das wir jeßt für 3} weggeben; es fragt sich denn do

sehr, ob das Ausland tas bezahlen will. Es kann sich zu- nächst unseren Konkurrenten zuwenden, welche vielleicht niht an- nähernd. dieselbe Mehrforderung stellen, oder auch seinerseits zur Einschränkung des Konsums übergehen. Erxpor:eure von Fach wissen recht wohl, wie oft es an einem Haar bängt, ob Deutschland oder das konkurrirende Ausland die Liejerung erhält. Jede Lobnsteigerung bei uns verbessert die Aussichten unserer Konkurrenten und ver- \{lechtert die unsrigen. Und wenn wir die Lieferung verlieren, so verliert die entsprechende Anzabl von Arbeitern nicht bloß die erboffte Lohnsteigerung, fondern fogar den ganzen Lohn. Für jede Tonne Baumwollwaaren, welche die Chinesen wegen in Deutschland berr- sender zu hoher Löhne von den Gngländern kaufen, muß eine Anzahl Weber in Chemnitz oder Krimmitshau müßig gehen und Arbeits- lohn verlieren, Auch hier tritt dann cine abnehmende Nachfrage nah Arbeit ein, und Arbeitslosigkeit und weichende Löhne sind die Folge. Mittlerweile aber hat der Nationalwoblstand {on Einbuße erlitten. Die gedachten Lieferungen sind uns \ch{on entgangen und vielleicht büßen wir es mit dauecndem Verlust an Kundschaft. Die Steigerung der Konsumkraft der Arbeiter ist eine ganz \chöne Sache und unzweifelhaft geeignet, den Absaß mancher Artikel zu verbessern; aber die Konsumkraft entsteht erst aus der Prodùktionékraft. Steigert fich diese nit, so wird der vermehrte Konsum s{chließziich aus dem Nationalvermögen bezahlt, und dieses kann sehr wohl verringert, ja ers{chöpffft werden. Darin gebt es den Völkern nicht anders als den Einzelnen. Mit einem Worte: wenn die Arbeitslöhne zu bo sind, fo verlieren wir an av8ländischer Kundschaft. Und wenn nicht eiwa die Arbeiter die Lohnzulagen als Ersparnisse zurücklegen, sondern wenn sie dieselben verbrauchen, so hört der natürliche Zuwachs unseres Nationalvermögens auf, wir leben dann vom Kapital und gerathen zulißt in Noth. Eben diese Noïß und die Einschränkung des Konsums werden die unnatürlichen Tricbe wohl wieder beshneiten und zu vergrößertem Fleiße und vermehrter Bescheidenheit zwingen. Bis dahin ist aber ein dorniger Weg, und man fann im allseitigen Interesse, auch in dem der Nrkciter, nur œürshen, daß wir vor ihm bewahrt würden.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbeweguna.

Der „Rhein.-Westf. Ztg.“ wird aus Witten mitgetheilt, daß die Verwaltung der Zechen „ver. Franziska Tiefbau“ die be- fannten Forderungen ihrer Belegschaft auf ö0prozentige Lohnerhöhung und 8fstündige Schichtdauer 2c. dahin beantwortet babe, daß sie dur die fortwährenden Aufbesserungen der Löhne, welche schon bei den meisten Arbeitern nicht nur die jeßt geforderte Höhe crreict baben, sondern dieselbe weit übersteigen, bewiesen habe, daß sie berechtigten Wünschen und An- sprüchen der Belegschaft gern entspreche und damit nah Möglichkeit fort- zufahren suche, dagegen aber au bestimmt vorauéscte, taß die Ar- beiter nicht aufhören, durch Fleiß und Ordnungéliebe das Vertrauen ihrer Gewerkschaft und ihrer Mitbürger sih zu erhalten. Die Ant- wort ist ciner am 7. d. M, abgehaltenen Versammlung der Beleg- schaft vorgelegt worden. Die Stimmung der Bergleute war gegen den Strike, und ist in Folge dessen auch am 8. d. M. die Belegschaft vollzählig angefabren.

Aus Eisleben berichtet die „Voss. Ztg.°: Auf den Mans8- felder Gruben waren in den leßten Tagen Arbeiter-Unruhen vor- gekommen, bei denen hauptsächlich junge Leute betheiligt waren, welche unter der Forderung höherer Löhne die Arbeit nieder- gelegt und durch Drohungen urd körperliche Mißhandlungen andere Arbeiter zur Niederlegung der Arbeit gezwungen hatten, Inzwischen find na Verhaftung von etwa 40 Personen die Unruhen beendet und die Arbeit ist überall wieder. aufgenommen.

Ciner Meldung des „Wolff’schen Bureaus“ aus Hamburg zu- folge haben die dortigen Malergebhülfen gestern Morgen in fast allen Geschäften die Arbeit eingestellt; dieselben verlangen einen Minimallohn von 60 „ß per Stunde, während die Malerinnung nur 50 4 bewilligt. Der „Magdb. Ztg.“ wird aus Hambur g gescrieben, daß die Ahtstundenbewegung dort an Umfang zunehme. Heute soll eine öfentlihe Versammlung sämnitlicher Arbeiter Hamburgs statt- finden, in welcher man Stellung zur Feier des 1. Mai nehmen will. Wie man wissen will, haben si bereits mehr als 50 Fachvereine zu Gunsten des „8 Stundentages“ erklärt.

In Bremen is, Nacrihten des leßtgenannten Blattes zufolge, die Lohn bewegung etwas zum Stillstand gekommen. Zwar haben ain Dienstag noch etwa 200 Klempnergehülfen die Arbeit niedergelegt, da sie sich mit ihren Meistern über ihre Forderungen nicht cinigen konnten, aber in den anderen Gewerkschaften ist es doch ruhiger geworden und die Versammlungen werden seltener. Vielleicht ift es eine Folge der Uneinigkeit, welche in Arbeiterkreisen Über die Frage herrscht, was mit dem 1. Mai begonnen werden soll,

Avs Lübeck wird der „Frff. Ztg.“ unter dem 8. d. M. ge- \chriebea: Der seit circa 2 Wowen andauernde Strike der Holz- arbeiter und Hafenarbeiter ist heute zu Ungunsten der Arbeiter entschieden. Die Nhedereien sowie die Holzhandlungen und Sägemühlen haben zahlreihe Arbeiter aus Schweden und Mecklenburg kommen lassen und damit alle entstandenen Lüken besetßt.

Fn Frankfurt a. M. legten, wie dasselbe Vlatt mittheilt, die Stucateure, da ihre Forderungen von den Meistern nicht be- willigt worden sind, am 8. d, M. in sämmtlichen Werkstätten die Arbeit nieder. Ausgeschlossen hiervon sind nur die Plätze der Firmen Holzmann und Born, welche die Lohnerböbhungen schon seit Längeremn bewilligt haben.

In Magdeburg fand am Mitiwoh cine öffentlide Ver- fammlung der Maler, Lackirer, Anstreicher 2. statt zur Ver- handlung der „Lohnbewegungsfrage“. Es wurde, wie wir der „Magd. Ztg.“ entnehmen , mitgetheilt, kaß auf den eingegangenen Werkitätten- Listen s bereits 200 Gehülfen unterschrieben hätten, die ih an der Lohnforderung betheiligen wollten; außerdem ständen no% mehr als 15 Listen aus, sodaß die Gehülfenzahl #sich auf 300 tellen würde. Ferner theilte der Redner mit, daß eine Firma die Forderungen ganz, eine andere annähernd bewilligt habe. Glei gutes Entgegenkommen stände noch von einigen anderen Werkstätten zu erwarten, Am 12. April foll die eventuelle Kündigung zum 96, d, M. erfolgen. Ein Beschluß über den Antrag, ob ein General- oder ein partieller Strike zu beginnen ift, soll erst in einer auf den 98, April angeseßten Versammlung gefaßt werden.

Die „Ostsee-Ztg.“ theilt mit, daß einer größeren Anzabl von Arbeitern der Portland-Cement-Fabrik „Seri au Finkenwalde, welche, entgegen der Fabrikordnung, am Mittwoch statt um 7 Uhr \chon um 6 Ubr die Fabrik verlicß, am nächsten Morgen bekannt gegeben wurde, daß sie dafür bestraft werden sollten. Die Mehrzahl der Arbeiter verließ darauf die Fabrik, In Gargt a. O. haben seit Ostern die sämmtlichen Arbeiter in den Kalkbrennereien und Ziegeleien, sowie der größte Theil der Bauarbeiter die Arbeit niedergelegt. Die- selben verlangen verkürzte Arbeit8zeit und erhöhte Lohnsäße. Ein Strike der Zimmergesellen, der in Pasewalk ausgebrochen war, wurde am 9. s beezdet; die Arbeit wurde zu den alten Lohnsätzen wieder aufgenommen, E

E: N Bauarbeiter-Kongreß, welcher seit dem 9 d E in Hannover tagte, waren, wie verschiedene Blätter melden, 52 Städte von 57 Delegirten vertreten. Nach einer etwa 15\tündigen Verhandlung in d Abtheilungen gelangte die Versammlung Über den ersten Gegenstand der Tagesordnung zu dem Beschluß, zu erklären, daß der Kongreß im Prinzip für etne Centralisation sei, aber in der gegenwärtigen Lage eine solche nicht empfehlen könne, sondern anrathe, je nach den örtlichen Verhältniffen alle Arbeiter in verwandten Berufszweigen zu eînec strammen Lokal- organisation zu führen. | \

Die Steinmegzen von Wiesbaden und aus der Umgegend, mit Ausnahme derjenigen, die in Grabmälergeschäften thätig sind, haben am 8. d. M. die Arbeit eingestellt, În ciner öffentlichen

Versammlung derselben wurden, der „Frkf. Zta.“ zufolge, im Wesent- lihen folgende Bedingungen aufgestellt, unter welhen die Arbeit event. wieder aufgenommen werden würde: 1) Einführung eines neun- \stündigen Arbeitstages. 2) Die Arbeitszeit dauert mit Pausen von 2 Stündeñ : vou .7-- bis 6 Uhr. 3) Der Minimal- TOA betfadt M O Gelellen pro Stube 40 4) Veberstunden sind mit einem Zuschlag von 25 °/o und Sonntagê- arbeiten mit einem solchen von 50 %/ zu berechnen. .5) Die Ausloh- nung erfolgt allwêöchentlih und während der Arbeitszeit. 6) Diefer Tarif tritt mit dem 8. April 1890 in Kraft. Ferner wurde noch beschlossen, den 1, Mai d. J, als Arbeitcrfeiertag zu begehen.

Aus Zittau telegraphirt man der „Köln. Ztg.“ vom gestrigen Tage, daß sämmtlihe Steinmetzen in den großen Steinbrüchen bei Grottau in cinen Auéstand eingetreten find und eine Lohn- erhöhung von 20 9/0 verlangen.

Die ständige Deputation des Innungs-Auss\Gusses

vereinigter Innungen in Berlin

hat eine Einladung ergehen lafsen zur Versammlung von Vertretern deutsher Innungs- und Handroerker-Verbände sowie von Innungs- Ausschüssen vereinigter Innungen in den Tagen Montag, den 28, und Dienstag, den 29. April 1890, mit einer Vorversammlung am Sonn- tag, ten 27. April d_I., in Keller's Etablissement zu Berlin £0,, Köpenickerstraße 96/97. Im Eingang zu dieser Einladung heißt es:

_ „Die Allerhöchsten denkwürdigen Erlasse Sr. Majestät Kaiser Wies on 4E D S baben Me Net die staunende Bewunderung der ganzen civilisirten Welt erregt, indem der Deutsche Kaiser sich dur diese Erlasse als einen wahrhaft würdigen Enkel seines Kaiserlichea Großvaters Wilhelm I. insofern erweist, als die Ziele und die Aufgaben der erhabenen Kaiserlihen Botschaft vom 17. Novembcr 1881 dadurch ihre treueste Fortseßung erfahren. Die nätsten Ergebnisse dieser Erlasse werden uns in den Arbeiten der in Beilin zusammengctretenen internationalen Arbeiterschuß- Konferenz fchtkar, von welchen man eine Cindämmung, wenn nit Beseitigung der sozialdemokratischen Gewalten erhoft. Inzwischen nehmen die Gesellenbewegungen und die Strikc-Bestrebungen der gewerblichen Arbeiter in unverminderter Stärke ihren Fortgarg und drängt sich immer unabweisliher dem selbständigen Gewerbestande die Pflicht auf, zu Maßregeln gegen die Gesellenausschreitungen sich zu vereinigen, wie auh der Gedanke der Cinschränkung der beklagten Mißstände in unserem Gewerbéleben im Wege der Geseßgebuïg in der öffentlichen Meinung sihtlich immer weniger Gegner findet".

Der Versammlung am 28. April soll eine Denkschrift zur Ge- nehmigung vorgelegt werden, in welcher das dur tie verschiedenen Innungs- und Handwerkertage festgestellte Reform-Programm und die auf Grund dieses zusammengefaßten Forderungen an die Reichs- und Landesgefetzgebungen niedergelegt werden sollen.

Auf der Tagesordnung der Versammlung am 29. April d. I. wird als Gegenstand der Vert andlung der Plan der Vereinigung der in Preußen und in den übrigen Bundeéstaaten bestehenden lokalen íFnnungs-AusschÜsse vereinigter Jonungen zu einer gemeinfamen Certral- stelle stehen. Eine Geschäftéordnung wird die näheren Verhältnisse der gedahien Centralsielle ecläutern, ebenso werden Nebenstatuten für die verschiedenen Eincihtungen der bei den Innungs-Ausschüfssen betheiligten Innungen vorgesehen werden, welch? das eigentliche Witr- kenégebiet der gemeinsamen Innungs-Aus8\cbüsse vereinigter Innungen nach den biéher darüber gewonnenen Erfahrungen ausmachen jollen.

f: Wohlfahrtseinrihtungen.

Aus Beuthen O.-S. wird der „Schles. Ztg.“ geschrieben : Die Verwaltungen faft jeder größeren Grubenanlage des obers{lesiïchen Reviers treffen Vorkehrungen, um den obersch{lesiscchen Arbeiter mehr als bisher an die Sholle zu fesseln. Für die verheiratheten Arbeiter werden, wo es irgend angängig erscheint, in der Nähe der Arbeitéstätte Familienhäuser gebaut, oder die Gewerkschaften nehmen geeignete Privathäuser in Pacht und richten in diesen Woh- nungen für ihre Arbeiter ein. Die Miethe für diese Wohnungen ift durhweg sehe gering. Noch mehr Beachtung verdient die Aufmerk- samkeit, welche in neuerer Zeit von den Grubenverwaltungen den fsugendlihen Arbettern, den Scwleppern, "zuges? wendet wird. Gs sind zablreihe sogenannte Schlaf- bäuser im Entstehen, andere bereits dem Verkehr über- geben, welche gegen ganz mäßige Bezahlung den jungen Leuten Unterkunft und Beköstigung geæxähren. Diese Anstalten können eine energische, tüchtige und gewissenhafte Leitung vorausgeseßt in körperlicher wie in sittliher Beziehung für das Wohl ihrer Insassen ret segensreih wirken. Noch andere Vorkehrungen so unter Anderem Vorrichtungen zur Neinigung des Körpers, Herrichtung ge- eigneter Räume, wo die Arbeiter das Mittagessen, welches ihnen zur Arbeitsstätte gebracht wird, einnehmen können werden von den Gewerf{schaften eingeführt, um ihre Arbeiter zufriedenzustellen.

Kunft und Wissenschaft.

Denkmäler der Kunst. Zur Uebersiht ihres Entwick- lungsgzanges von dn ersten künstlerishen Versuchen bis zu den Standpunkten der Gegerwart. Bearbeitet von Professor Dr. W. Lübke und Professor Dr. C. Lüßow. 203 Tafeln (darunter 7 Farb:n- tafeln) Querfolio neb 30 Bogen Text in Lex. 89. Mit ca. 2500 Dar- stellungen. Klassiker-Ausgabe in 36 Lieferungen à 1 4, Stablstich- Ausgabe in 36 Lieferungen à 2 s (früßerer Preis 160 4). Stutt- gart, Verlag von Paul Neff. Ein ganzes Menschenalter hat das obige, von den ersten Kunstgeleßrten in stets neu revidirten und ergänzten Auflagen herausgegebene Werk als vorzüglihstes Lehrmittel der Kunstgeschichte die bewährte Stellung behauptet, die ihm als beft- geordnetem Denkmälerwerk der allgemeinen Kunstgeschichte zuerkannt worden ist. Der historische, gerete, klare Geist, welcher dicsem wie allen Werken scines Begründers, des bekannten Kunstforscers Franz Kugler eigen war, leuchtet noch heute dem Beschauer aus der Anlage dieser Bildersammlung entgegen, und hieraus sowie aus der künstlerishen Darstellung und Ausftattung erklärt sich ibr andauernder Ruf und Erfolg. Im Sinne des Begründers wurden denn au, vornehmlich von dea Hrrn. Professoren Lübke und Lützow, die nöthigen Ergänzungen und Verbesserungen überwacht, und so reihen fch jetzt in der neuesten Ausgabe dem Denkmälershaße der Vergangenheit auch Darstellungen aus dem Kunstleben der Gegenwart an, Den Wünschen gebildeter Kreise und der Kunlst- freunde kommt die Verlagébuchhandlung dadurch entgegen, daß sie neben der Stahlstich-Au€gabe die billige, ebenso vollständige Klassiker- Auëgabe erscheinen läßt. Die Anschaffung wird somit jedem Kunst- freunde und den der Kunst naßestehenden Fachmännern, besonders Architekten, Bildhauern, Malern, Lehrern an Gymnasien, Real-, Zeichen- und polytechnischen Schulen, Bauhandwerkern, Studirenden dur diesen niedrigen Preis erleichtert.

Land- und Forstwirthschaft.

Washington, 11. April. (W. T. B.) Dem Monatsberiht des Landwirthschaftlihen Bureaus zufolge war am 1, April der allgemeine Durschnittsstand für Weizen 81, für Roggen 928/10.

Handel und Gewerbe.

Die näâhste Börsen-Versammlung zu Essen findet am 15. April 1890 im „Berliner Hof“ statt.

Der Verwaltungsrath der Leben8versicwerungs-Ge- fellschaft zu Leipzig hat den Rehnungsabswluß für das Jahr 1839, welcher einen Nebershuß von 3 463 606 4 aufweist, genehmigt und die an die Versicverten zu zahlende Dividende für das Jahr 1891 auf 42 9/9 festgeseßt. Die Hauptversammlung findet am 29. April statt.

Der Aussictsrath der Württembergischen Vereins- bank hat bes@lofser, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 749% = 45 # pro Aktie vorzus{lagen. Von dem nah Abschreibung von 80000 auf Bankgebäude- und Mobilien-

Gonto 1917117 4 betragenden Jahresgewinn sollen 309000 4 der außerordentlichen Reserve zugewiesen werden, sodaß beide Reserve- Conti zusammen 20 9/0 des Aktienkapitals ausmachen. Der zur Ver- fügung verbleibende Rest beträgt 33 051

Frankfurt a. M, 10. April. (Getreidemarktberiht von Joseph Strauß.) Anläßlich des Osterfestes war am Montag der Markt geschlossen. Der heute wieder aufaenommene Verkelr bewegte sich in engsten Grenzen, wie es in solden Wowen gewöhnlich der Fall ist. Weder die Spekulation noch das Effektivgeshäft fanden irgend welche Anregung, sodaß die Umsäße unbedeutend blieben, Die Preisnotirungen, welche wir nachstehend geben, find daber mehr als Schäßungspreise denn als aus vem Verkehr resultirende Normen zu betrachten Weizenpreise stramm, ab Umgegend 208 10 8/10 46, frei Hier 208/10—21 H, hochfeiner pommersher 21—?/10 , furbessisher und norddeutscher 206/10—} H, rufssishe Sorten G Roggen trage, hiesiger 18—} #, russishe Sorten 17{—‘/0 #& Gerste verlassen, rar ken», Ries- und Wetterauer Gerste 20—212 Æ, erxquisite rumä- nis&e 16 4, Mahlgerste 143—è M Hafer behauptet, 17—18 F je nah Qualität. Mais (mixed) verflaute empfindlich 112/10 In Chilisalveter wurden Abschlüsse niht bckannt; Käufer treffen hier einen guten Markt. Speisekartoffeln ohne Frage 22—3 4 Roggenklete I—è M, Weizenkleie 8—} M Spelzspreu 2—§/10— 8/10 Der Meblimnarkt zeigte im großen Ganzen weniger Leben und keine ausgesprocene Tendenz. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 334—34 #, Nr. 1 314—324 #, N22 981 G, Nr. 3 252—27} 4, Né, Ie 6, Ne. 5 18—19 M Milcbrot- und Brotmehl im Verbande 58—61 # Norddeutsche und westfälishe Weizenmehle Nr. 00 28—29 #Æ, Roggenmehl loko hier Nr. 0 28—29 4, 0/1 26—27 M, I 243—254 A (Obige Preise verstehen sih per 100 kg ab hier, häufig jedoch au [loko auswärtiger Stationen.)

Leipzia, 10, April (W T B) Kai mzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,85 e, pr. Mai 4,85 4, pr. Juni 4,824 46, pr, Juli 4,827 #, pr. August 4,8214 M, pr. September 4,824 Æ, pr. Oktober 4,825 F, pr. November 4,821 „6, pr. Dezember 4,827 # Umsaß 45 008 kg. Ruhig.

London, 10. April. (W. T. B.) An der Küste 11 Weizens ladungen angeboten.

Bradford, 10. April. (W. T. B) Wolle fest, ruhig, Kolonialwolle fester, unverändert, Garne stetig, Stoffe ruhig.

Bern, 10. April. (W. T. B.) Die vom Bundesrath der Regierung des Kantons Bern als Gegenwerth für die Prioritätsaktien der Ju botenen 3 prozentigen Me ; 5009 Fr und zu 10000 Fr. Kapital ausgestellt und erhalten vier- monatli zahlbare Coupons zu 10, 50 und 100 Fr. Zinfen. Sie können Seite: 8s der Eidgenossensh:ft jederzeit nah zwölfmonatlicher Kündigung al pari abgelöst werden. In dem Falle, daß die Kantone Fre'burg und Waadt ihre Prioritätsaftien der VFura-Simplon-Bahn verkaufen, wird der Kanton Bern seinen Nestbesiy von 8200 Aktien ebenfalls an den Bund abtreten jedo nicht zu ungünstigeren Be- dingungen als die übrigen 30 000 Stück Aktien.

Werden zu 1000 Fe,

ntentitel

ra- Simplon- Eisenbahn ange- Ra u

Submissionen im Auslande. Niederlande,

128 Ap Vor 10 Ube Koninklyk Institunt voor de Marine zu Wille Noordholland):

1) Lieferung von etwa 33 Stück Neißzeugenz

2) Lieferung von maschledernen und woüenen

(Jahèesbedarf pro 1. September 1890/91).

Auskunft an Ort und Stelle.

9) 30. April, Vin. 11 Ußr. Ministerie van Waterstaat, Handel en Nijverbeid im Ministerialgebäude im Haag:

Loos Nr. 86: Lieferung von zwei doppelten Busculce-Brücken über die im Bau begriffene Merwede-Schußzschleuse zu Gorin- dem (Arbeiten zum Bau des Verbindungskanals Amsterdam— Merwede). Schätßungswecth 50 500 Fl.

Bedingungen käuflid bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef im Haag

De Raad van Toezicht van het (Provinz

Handschuhen

Verkehrs -Anftalten.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferde-Eiscn- bahn - Aktiengesellshaft sind im Monat März 1890 10 105 400 Personen befördert und dafür 1162 262,70 4 oder dur(- \{hnittlih auf den Tag 3749235 6 eingenommen worden, Die Ein- nahmen im Monat März 1889 betrugen 1038 348,14 F oder durbichnittlich auf den Tag 33 495,10 #

Soudon, 11. Al ŒW. D. V) Dex Castle: Dampfer „Hawarden Castle“ hat Madeira gestern auf der Heimreis passirt. Der Castle-Dampfer „Roslin Castle“ ist am Mittwoch von London auf der Ausreise abgegangen. Décr Cafstle- une O C Mo von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik,

Berliner Theater.

Hedwig Niemann, die am Sonnabend in Fulda’s Lustspiel „Die wilde Jagd“ nach längerer Pause zum ersten Male wieder auf- tritt, wiederholt am darauf folgenden Sonntag diese Rolle und spielt am Dienstag, 15. d. M., die Titelrolle in Richard Voß’ efektvollem Schau- spiel „Eva“, dessen Aufführungéreihe durch den Urlaub der Künstlerin leider unterbrochen werden mußte. In der am Montag, 14. d. M., stattfindenden Aufführung von „Wallenstein's Tod“ debütirt Hugo Höcker vom Stadttheater zu Hamburg in der Rolle des Mar Piccolomini.

Lessing- Theater.

Auch Frl. Else Lehmann vom Wallner-Thcater wird in der Matinée mitwirken, die am Sonntag im Lessing- Theater für die Pei oi fon ber Bübneienossenswalt und des Vereins Berliner Presse stat1findet. Die Matinée wird um 12 Uhr beginnen.

_eDas vierte Gebot" muß mit der für Sonntag angekündigten Aufführung vorläufig vom Repertoire vershwinden, da der mit Frl. Marie Meyer abge|{lossene Gastspielvertrag an diesem Tage fscin Ende erreiht; doch hofft die Direktion, dieses Volksshauspiel im nächsten Winter wicder aufnehmen zu könneu.

: : Wallner-TheateL.

i Die jeßigen Rcpertoirestückle „Im Spätisommer“ und „Die Bajadere“ mit Hrn. Wilhelm Knaack als Gast fanden in den bis- herigen Wiederholungen bei gut beseßtem Hause die beifälligfte Auf- nabme; namentli erzielte der Schwank „Die Bajadere*" allabendlich einen großen Heiterkeitserfolg.

- Kroll s Theater.

_ Sgra. Frances8china Prevosti tritt erst in der nähften Woche in der angekündigten neuen Partie, der „Lucia“, auf. Nach der höchst eigenartigen und fesselnden dramatischen Durchführung der „Traviata“ dürfen die zahlreihen Verehrer, welche si die italienische Gesangs8- lünstlerin sofort mit ihrer ersten Rolle bier gewonnen hat, auch cine originelle Durchführung der Donizetti’shen Partie erwarten. Da das Repertoire der italienisGen Oper noch eine Reibe anderer Werke, darunter auch hierorts seltener gehörte, z. B. Verdi's „Ernani*, vor- fübren soll, fo geht die „Traviata“ mit Sgra. Prevosti in der Titel- relle am Sonntag zum letzten Mal in Scene. Philharmonie.

Das gestrige zweite Concert des Hannoverschen Männer- Gesangvereins, dessn Ertrag zum Besten der Armen Berlins bestimmt war, hatte den großen Saal der Philharmonie vollständig gefüllt. Auch an diesem Abend trat die außerordentlihe Schönheit des Stimmenklanges und die ausdrucksvolle Vortragsweife des Vereins erfreulich hervor, wie au der Sorgfalt des Ensembles