1890 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Um 9 Uhr 20 Minuten erfolgte die Rückreise nach Berlin mittels Sonderzuges und die Ankunst hierselbst heute früh 9 Uhr. fs

Heute Vormittags 10 Uhr gewährten Se. Majestät dem Maler Koner eine Sißzung. Um 11 Uhr nahmen Allerhöchst- dieselben den Vortrag des stellvertretenden Chefs des General!- stabes, Ober:Quartiermeisters von Holleben, und um 11% Uhr den des Chess des Militärkabinets, General-Lieutenants von Hahnke entgegen. :

Um 1 Uhr fanden militärische Meldungen statt, im An- {luß daran empfingen Se. Majestät auch die Meldungen Königlich sähsischer Offiziere und darauf den norwegischen Hauptmann Rustad und den s{hwedishen Premier-Lieutenant Mannerfelt.

Nach den Meldungen hatten die Ehre des Empfanges der zum Kaiserlihen Regierungs-Rath im Reichsamt des Fnnern ernannte Dr. Kelch und der Ober-Präsidialrath von Hart- mann aus Hannover.

Nach §. 4 der Bekanntmachung, betreffend die Prüfung der Zahnärzte, vom 5. Juli 1889 ist die Zulassung zur Prüfung unter Anderem bedingt dur den Nachweis minde- stens einjähriger praktischer Thätigkeit bei einer zahnärztlichen höheren Lehranstalt oder einem approbirten Zahnarzt, fowie eines zahnärztlihen Studiums von mindestens vier Halbjahren auf Universitäten des Deutshen Reichs. Hervorgetretenen Zweifeln gegenüber hat der Bundesrath sih dahin aus- gesprochen, daß die nah Ziffer 2 der Bekanntmachung vom 5. Juli 1889 erforderliche einjährige praktische Thätigkeit bei einer zahnärztlihen höheren Lehranstalt oder einem approbirten Zahnarzt außerhalb des nah Ziffer 3 erforderlichen zahn- ärztlihen Stud iums stattfinden muß.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen und für Justizwesen, sowie der Ausschuß für Justizwesen hielten heute Sißungen.

In der gestrigen Nummer der „Berliner Politischen Nach- rihten“ wird im Anschlusse an ähnliche Mittheilungen in- und ausländischer Blätter die Frage einer neuen Organisation der Reihs-Centralbehörden erörtert und dabei die Ver- muthung ausgesprochen, daß in dieser Richtung Erwägungen an maßgebender Stelle stattfänden. :

Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß die bezüg- lihen Ausführungen jeder thatsählihen Unterlage entbehren.

Das Königliche Staats-Ministerium hat in einer seiner leßten Sitzungen dem Beschluß der vereinigten Kreis- synoden von Berlin auf Erhöhung der Kirchensteuer für 1890/91 von 7 Proz. auf 10 Proz. der Klassen- und Einkommensteuer (aus\chl'eßlich der sechs untersten Stufen der Klassensteuer) die Genehmigung ertheilt. Auch is die Er- klärung abgegeben, daß gegen den von der vierten ordentlichen Gesammtsynode der evangelisch-lutherishen Kirhe der Pr0- vinz Schleswig-Holstein angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verhältnisse der Geistlichen in denjenigen Landestheilen, in welhen Dänishes Kirchen- ret gilt, von Staatswegen nichts zu erinnern sei.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ veröffentlihten Nachweisung über die im Monat Februar d. J. auf deutshen Bahnen (aus\chließlich der bayerischen) beidenZügen mitPersonenbeförderung vorgekommenen Verspätungen haben auf 42 größeren Bahnen bezw. Bahnnezen mit einer Gesammtbetriebslänge von 35 27602 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sih verspätet: 544 Schnellzüge, 780 Personenzüge und 139 zur Personen- sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende Züge, zusammen 1463. Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 11 668 195 Zugkilometer, 937 235 439 Achskilometer. Von den Verspätungen wurden 464 dur das Abwarten verspäteter Anschlußzüge veranlaßt, so daß den aufgeführten Bahnen nur 999 Verspätungen zur Last fallen. Davon kommen auf 1000000 Zugkilometer 85,62 Verspätungen, auf 1000000 Achskilometer = 4,21 Verspätungen. Jn Folge der Verspätungen wurden 914 An- schlü}se versäumt (gegen 3304 in demselben Monat des Vorjahres und 1221 im Vormonat). Bei 11 Bahnen find Zugverspätungen und bei 19 Bahnen Anschlußversäumnisse niht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nah der Verhältnißzahl(geometrisches Mittel) zwishen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 000 000 Zug- bezw. 1000000 Achskilometer entfallenden eigenen Ver- spätungen geordnet. Danach nehmen die Güstrow-Plauer Bahn, die Hessishe Ludwigsbahn und die Wismar-Rostocker Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Anzahl der Verspätungen nah der Anzahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Güstrow-Plauer Bahn, die Hessische Ludwigsbahn und die Werrabahn an die ungünstgsten Stellen. {Fn den vorstehenden Angaben sind die Verspätungen bei denjenigen Zügen, welhe in Folge von Felsrutshungen und dergleichen ausfielen, unberücsihtigt geblieben. Aus diesem Grunde sind 20 Züge ganz und 4 Züge streckenweise ausgefallen, 16 Züge haben Ver)pätungen erlitten, wobei 4 Anschlüsse verfehlt wurden.

Der General-Lieutenant von Gräveniß, Commandeur der 12. Division, und der General - Lieutenant Freiherr ò Byrn, à la suite des Königlih Sächsischen 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 Kaiser Wilhelm D von Preußen und Kommandant von Dresden, sind zur Abstattung persön- liher Meldungen hier eingetroffen.

__ Der Kaiserlih russische Botschafter am hiesigen Aller- höchsten Hofe Graf Shuwalow hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Botschafts-Rath Graf Murawiew als Geschäftsträger.

_ DasUebungs-Geschwader, bestehend aus S. M. Panzer- schiffen „Kaiser“ (Flaggschiff), „Deutschland“, „Preußen“ und, Friedrich der Große“, Geshwader-Chef : Contre-Admiral Hollmann, is am 10. April cr. in Lissabon eingetroffen und beabsihtigt, am 14. des). Mts. die Heimreise fortzuseßen.

S. M. Kreuzer - Korvette „Jrene“, unter Kom- mando des I. Offiziers, Korvetten-Kapitäns von Kries, ist am 11. April in Cadiz eingetroffen und beabsichtigte, an dem- felben Tage nach Lissabon in See zu gehen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Korvetten- Kapitän Credner, ist am 10. April d. J. in Yokohama ein- getroffen.

Jn der heutigen Ersten Beilage zum „R.- u. St.-A.“ wird ein Nachtrag nebst Uebersicht zu den Mittheilungen über den gegenwärtigen Stand der Saaten in der preußishen Monarchie veröffentlicht.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“° findet sih eine Uebersicht über versteuerte Rübenmengen sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet im Monat M ärz 1890.

Kassel, 11. April. (W. T. B.) Die städtischen Körper- schaften haben dem Fürsten Bismarck das Ehrenbürger- recht verliehen.

Bayern.

München, 11. April. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König Franz Joseph ist heute Abend 81/, Uhr, nach herzlichster Verabschiedung von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten, der Prinzessin Leopold, Erzherzogin Gisela, dem Prinzen Leopold und dem Herzog Ludwig, nah Wien zurücgereist. Der Prinz-Regent und Prinz Leopold hatten österreichishe Uniform angelegt. Zur Verabschiedung waren ferner die Mitglieder der österreichisch- ungarischen Gesandtshaft und der Polizei-Präsident auf dem Bahnhof anwesend.

Baden.

Karlsruhe, 10. April. Se. Königlihe Hoheit der Großherzog empfing, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, heute Mittag Jhre Hoheiten den Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, welche aus Weimar hier eintrafen, am Hauptbahnhof und geleitete Höchstdieselben nah dem Großherzoglichen Schlosse. Jhre Hoheiten verweilten daselbst bis 31/4 Uhr und wurden dann von den Großherzoglichen Herrschaften wieder nach dem Bahnhof begleitet. Die hohen Gäste reisen nah Cannes zum Besuche des Großherzogs und der Großherzogin von Mecklen- burg-Schwerin.

Hefen.

Darmstadt, 11. April. Wie die „Darmst. Ztg.“ ver- nimmt, wird dem Besuche Jhrer Majestät der Königin Victoria am Großherzoglihen Hofe vom 20. d. M. an entgegengesehen. Jhre Majestät wird im Neuen Palais absteigen.

Zur Feier des 100jährigen Stiftungsfestes des Großherzoglihen Feld - Artillerie - Regiments Nr. 25 (Großherzogliches Artillerie-Corps) fand heute im Kaisersaale des Großherzoglihen Schlosses Tafel statt, zu welcher die jeßigen und früheren Offiziere des Regiments Ein- ladungen erhalten hatten.

Meckeklenburg-Schwerinu.

Schwerin, 11. April. (Meckl. Nahr.) Aus Cannes hier eingegangenen Nachrichten zufolge schreitet die Besserung im Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zwar langsam, aber doch entschieden fort. Am heutigen Tage wird die Ankunft Jhrer Hoheiten des Herzogs und der Herzogin Johann Albrecht zum Besuch bei den Aller- höchsten Herrschaften in Cannes erwartet.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 11. April. (Th. C.) Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin begeben sich morgen zu mehrtägigem Aufenthalt nah Kassel, um die Uebersiedelung ihrer beiden Söhne dorthin zu leiten. Die jungen Prinzen Wilhelm und Bernhardt werden ein dortiges Gymnasium besuchen und in dasselbe mit dem Beginn des Sommer-Semesters eintreten.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 12. April. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist für die Vermählung der Erzherzogin Marie Valerie mit dem Erzherzog Franz Salvator vorläufig der 28. Juli in Aussicht genommen. Die Trauung soll in JF\chl stattfinden.

Die Wiener und Pester Zeitungen begrüßen den Besuh des Kaisers Wilhelm bei der Kaiserin Elisabeth in Wiesbaden auf das Sympathischste und ersehen darin einen neuen Beweis der überaus freund- schaftlichen Beziehungen zwishen den beiden Höfen. Das „Fremdenblatt“ sagt: Die ritterlihe Huldigung des Monarchen bekräfstigt aufs Neue auch äußerlih die ganze JInnigkeit und Herzlichkeit der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarreichen und ihren Fürsten, deren Völker si geeint wissen zu mächtigem Friedensbunde. Die Nationen gedenken in ehrfurchtsvoller Sympathie der Begegnung in Wiesbaden.

Großbritannien und Jrland.

__ „London, 11. April. (A. C) Im Laufe einer vor seinen Wählern in Liverpool gehaltenen Rede widerlegte Baron Henry de Worms das von Zeit zu Zeit auf- tauchende Gerücht, daß die Regierung eine baldige Auf- lösung des Parlaments in Aussicht genommen habe. Die Handelslage, dec große Uebershuß und die bessere Lage Jrlands wären hinreichende Argumente gegen die thörichte Idee von einer Parlamentsauflösung. : Chamberlain wohnte gestern Abend der Einweihung des neugegründeten liberal-unionistishen Klubs in Birmingham bei. Jn einer Rede, welche er mit dem Toast auf das Gedeihen der neuen Vereinigung verknüpfte, griff er die Gladstone’she Partei sehr heftig an und vertheidigte das Vorgehen und die Haltun der libe- ralen Unionisten. Mit Bezug auf die irische Güter- ankaufsvorlage bemerkte er: er könne nit glauben, daß Mr. Parnell, „der Diktator der Gladstone'’schen Partei“, eine Vorlage bekämpfen werde, an deren Grundsäßen er {hon lange festhalte. Lord Randolph Churchill's Befürchtungen seien sehr übertrieben. Es wäre ein großer Jrrthum, voraus- zuseßen, daß der Vorlage englischer Kredit zu Grunde liege,

und die Gefahr, daß die Regierung der Grundherr der irischen Farmer werde, könnte leiht vermieden werden.

Aus Shanghai, vom 9. April, meldet ein Telegramm des „Reuter'shen Bureaus“: „Der Herzog und die Herzogin von Connaught trafen gestern Morgen von Hongkong hier ein. Der Empfang war ein begeisterter sowohl Seitens der Europäer wie der Chinesen. Der Herzog ent- büllte im Laufe des Tages das dem verstorbenen britischen Konsul Sir Henry Parkes gescßte Denkmal und seßte schon gestern Abend Teint Reise nah Yokohama fort.“

(W. T. B.) An Stelle des verstorbenen konservativen Parlamentsmitgliedes für Carnarvon wurde heute der Gladstonianer George mit einer -Mehrheit von 20 Stimmen gegenüber dem konservativen Kandidaten gewählt.

Nußland und Polen.

Batum, 11. April. (W. T. B.) Der Kronprinz von Jtalien ist heute Nachmittag 3 Uhr auf der aiser- lih türkischen Yaht „Sultanié“ hier eingetroffen und wurde bei seiner Landung von den russishen Behörden sowie dem italienishen und türkishen Konsul begrüßt. Morgen seßt der Kronprinz seine Reise nah Kutaïs und dem alten Kloster Helat fort, und gedenkt sodann nach Tiflis, Baku und Transcaspien zu gehen.

j Spanien.

Madrid, 11. April. (W. T. B.) Der Senat lehnte in seiner gestrigen Sitzung mit 108 gegen 63 Stimmen den Bericht des Generals Martinez Campos, in welhem dieser sich gegen die Disziplinarbestrafsung des Generals Daban ausspricht, ab.

In Valencia herrshte heute in der ganzen Stadt Ruhe. Der Marquis Cerralbo is mit Frau und Tochter, von Civilgardisten begleitet, nah Aranjuez abgerei st.

Heute brachte in der Deputirtenkammer der Abg. Alix die Unruhen in Valencia zur Sprache. Er be- hauptete, die Stadt Valencia habe sih während voller 7 Stunden in den Händen der Aufrührer befunden. Der Minister des Jnnern gab in seiner Erwiderung dem Bedauern der Regierung über diese Vorgänge Ausdruck, die sie niht habe verhindern können. Die Nachrichten in den Zeitungen seien jedoch übertrieben. Einige der Brandstifter seien verhaftet worden. Alix meldete für morgen eine Jnter- pellation über diese Angelegenheit an.

Jm Senat kündigte Sardoal an, daß er über die Ereignisse in Valencia interpelliren werde. Der Konservative Casala brachte einen Nesolutionsantrag ein, in welhem ein Tadel gegen die Regierung ausgesprochen wird, weil sie in der gestrigen Sizung die Monarchie nicht energischer vertheidigt habe. Dieses Tadelsvotum wurde jedo bei der Abstimmung mit 114 gegen 57 Stimmen abgelehnt.

Schweiz.

Bern, 11. April. (W. T. B.) Der Bundesrath hat die Bildung von vorläufig 4 Compagnien Festungs- Artillerie beshlossen, von denen eine für Airolo, zwei für Andermatt und eine für die Oberalp, den Furka- und den St. Gotthard-Paß bestimmt sind.

Spanien hat den Beitritt vonCuba, Puerto Rico und den Philippinen zum internationalen Telegraphen- Vertrage erklärt.

Türkei. Konstantinopel, 11. April. (W. T. B.) Se. Hoheit der Herzog von Sahsen-Meiningen ift heute hier an- gekommen.

Dänemark.

Kopenhagen, 11. April. (W. T. B.) Jn dem Be- finden des Prinzen Johann ist in den lezten Tagen eine Besserung eingetreten.

Jn der heutigen Sißzung des Staatsraths wurde der Kriegs-Minister, in Uebereinstimmung mit dem provi- sorishen Finanzgeseß, ermächtigt, im laufenden Etatsjahr 31/, Millionen Kronen zur Befestigung Kopenhagens von der Seeseite aus zu verwenden; es sind dafür ins- gesammt 9 Millionen veranschlagt, und die Befestigung soll binnen 3 Jahren vollendet ein.

Amerika.

Vereinigte Staaten. New-York, 10. April. (A. C.) Der Auss{chuß des panamerikanishen Kongresses über Schiedsgerichte reichte gestern dem Staatssekretär Blaine seinen Beriht ein. Derselbe enthält die folgenden Bestimmungen: Brechen Streitigkeiten zwischen den Nationen des amerikanishen Kontinents aus, so sollen sie einem Schiedsgericht unterbreitet werden. Es kann dafür ein Schiedsrichter genügen. Unter Schiedsrichtern fino die niht an dem Streite interessirten befreundeten Nationen zu verstehen. Die Leßteren sollen einen hohen Beamten, womöglich ihren Präsidenten oder Staatssekretär, als Rertreter ernennen. Kommt die Mehrheit der Schiedsrichter zu einer Entscheidung, mit welcher sih eine Minderheit nicht einverstanden erklärt, so soll die Entscheidung der Mehrheit gelten. Die Einseßung von Schiedsgerichten soll aber nicht zum Deckmantel von Annexionen gemacht werden, weshalb Fragen, b-i denen es sich um die Unabhängigkeit des Landes handelt, ausgeschlossen sind.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbeweguna.

Nat den leyten Nahrihten aus dem Westfälischen Koblen- gebiet is der Ausstand, nachdem auf den Schähten von „Rheinelbe“ und „Alma“ der Gelsenkirhener Bergwerksgesell- schaft seit dem 9. April die Belegschaft vollständig zur Arbeit zurückgekehrt if, ganz beendet. Wegen Vertragsbruchs sind, wie die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berihtet, auf „Rheinelbe“ 73, auf „Alma“ 35 Mann abgekehrt, die, da sie nach der Erklärung der Zechenverwaltung am 8. d. M. nicht angefahren find, nicht wieder angelegt werden.

Die Direktion der Germania-Werft in Kiel läßt der „Kieler Ztg.“ den unrihtigen Darstellungen anderer Kieler Blätter in Betreff der Arbeiter-Entlassungen eine den Thatsachen entsprechende Mittheilung zugehen, der wir Folgendes entnehmen; In einer am 10. d. M. abgehaltenen Versammlung wurde bes{lofsen, mit Lohn- forderungen zuerst an die Germania-Werft, dann an die Kaiserliche Werft, Howaldtswerke 2c. heranzutreten. Diese Versammlung war jedo von nur 240 Personen besucht, unter welhen 40 Rostocker Arbeiter waren, die gleich darauf wieder fortgezogen sind; der Rest von 200 Personen galt also als bes{lußfähige Vertretung der sämmtlichen Arbeiter der Kaiserlichen Werft, Howaldtswerke, Gebr. Ihms, A. Conradi und Germaniawerft, vielleicht faum 9 °/o. Entgegen den

Beschlüssen der Versammlung trat jedoch keine Lohnkommission mit Forderungen an die Direktion heran, sondern dieselbe emvfing am 17. März cr. ein Schreiben aus Hamburg, in welchem die in jener Ver- sammlung formulirten Forderungen, jedoch ohne einen bestimmten Termin übermittelt wurden. Diesen, von einem der Direktion unbe- kannten Herrn Möbius, als Vorsizenden des Vorstandes des Central- Verbandes der Werftarbeiter Deutschlands unterzeihneten Brief ließ die Direktion unbeantwortet. Dieselbe war sehr überraschi, als die Arbeiter plößlich aufgaben, Ueberzeit zu arbeiten, um fo mebr, als S. M. Panzerfahrzeug „Siegfried“ in einigen Tagen fertig gestellt sein follte. Nachdem an zwei Abenden alle Arbeiter um 6 Uhr nah Hause gegangen waren, machte die Direktion am dritten Nachmittage bekannt, daß jeder Arbeiter, der sh bis auf Weiteres weigere, Ueberzeit zu arbeiten, dadurch seine fofortige Enilafsung be- wirke. Es wurden nur diejenigen Arbeiter zu Ueberzeit bcitellt, deren Arbeit wirklich nöthig war; dieselben haben daher, indem sie diesem niht nachkamen, selbft ihre Entlassung gefordert und wurd-n auch ab- gelohnt. Am Freitag den 4 cr. Morgens kam darauf ein Telegramm von dem 2c. Möbius, um Antwort auf seinen Brief bittend und um Entschei- dung, ob die Direktion sich in Verhandlungen einlassen wollte; fowie am Sonnabend, den 95. cr., ein Sthreiben von einer Kommission, die auch mit Bezug auf den Möbius’shen Brief und das Möbius'sche Telegramm um Unterhandlung bat. Von beiden Schriftstücken nahm die Direktion keine Notiz, Nah dem Fest wurde der Rest der Arbeiter zu Ueberzeit bestellt, um zu sehen, wie weit sie unter dem Terrorismus der kleinen Minorität ftänden, und Alle bis auf cinige 409 oder 50 Mann nahmen durch Verweigerung von Ueberzeit ihre Entlassung. Wie die „Kieler Ztg.“ weiter berichtet, war die Zahl der feiernden Arbeiter gestern auf gegen 1000 gestiegen. Die Direktion erklärt si außer Stande, die Forderungen auf Lohnerhöhung jet zu bewilligen, ift aber bereit, alle Arbeiter, welche zu den alten Bedingungen weiterarbeiten wollen, wieder aufzunehmen; fleißiges und gewisjsenhaftes Arbeiten wird selbstverständlih vorautgesezt. Die Kaiserliche Werft hat die am Panzerfahrzeuge „Siegfried“ noch aus- zuführenden Arbeiten selts übernomnien.

In Freisenbrucch bei Bochum tagten am Dienstag die Vor- sißenden der cchristlich-sozialen Arbeitervereine West- falens. Es wurden namentlich Organifationsfragen besprowen. Das diesjährige Jahresfest wird am 13. und 14. Juli in Freisen- bruch gefeiert werden. Es wurde fodann beschlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser zu senden: „Die heute in Freisenbruch versammelten Präsides der christlih- sozialen Acbeitervereine der Provinz Westfalen \prechen zugleih Namens sämmtlicher Mitglieder Erw. Majestät für die buldvolle und thatkräftige Fürsorge für die Arbeiter den unterthänigsten Dank aus mit dem Gelöbniß unverbrühliher Treue und Anhänglichkeit in guten und \chweren Tagen.“

Der Bauarbeiter - Delegirten - Kongreß in Han- nover wählte vorgesten Hamburg zum Siß der Agi- tationskommission. Hierauf gelangte der Antrag zur Berathung, als Organ für die Vereinigung den „Bau- arbeiter“ obligatorisch einzuführen, aber in Rüksiht auf die Zu- laffung von Hülfsarbeitern den Kopf der Zeitung abzuändern. Nach einem Telegramm der „Köln. Ztg.“ sprah fih der Kongreß gestern für die Begehung des 1. Mai als eines irternationalen Fetertages aus.

In Gotha fand in den Tagen vom 8." bis 10. d. M. der 1, Kongreß der Zimmerer Deutschlands ftatt. Na längerer, zeitweise sehr erregter Besprehung wurde sch{ließlich, wie wir der „Weim. Ztg.“ entnehmen, folgende Resolution ange- nommen: „In Anbetracht, daß die heutigen Gescße es nicht gestatten, die Lohn- und Arbeitsbedingungen wirksam zu ver- bessern, beschließt der Kongreß, mit aller Macht dahin zu wirken, daß solche Geseßesbestimmungen herbeigeführt werden, die es der Arbeiterkla\sse ermöglichen, Lohn- und Arbeitsbedingungen fo zu regeln, wie es der Stand der Produktion gestattet und die Zahl der Arbeiter bedingt. In fernerer Erwägung, daß die Untecnehmerklasse i in jeder Weise folidarisch erklärt, um die Bestrebungen der

rbeiter zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen zu unter- drüdcken, erklären si die Zimmerer Deutschlands den Unternehmern gegenüber für folidarisch und bes(licßt der Kongreß, beide Organisa- tionen der Zimmerer friedlich neben einander bestehen zu lassen und dahin zu wirken, daß sh beide zu einer cinheitlihen Organisation vershmelzen“, Wie diese Reso! ution fand au folgender Antrag die Zustimmung des Kongresses: „Der Kongreß beschließt, wo es die örtliven Verhältnisse zulassen, den 1. Mai als Feiertag zu betra#ten und dabei das Berliner Programm als Unterlage zu nehmen“.

Wie - der „Magdeb. Ztg.“ aus Görlitz berihtet wird, haben sämmtliche dortigen, etwa 6000 Arbeiter beschâftigenden Fabrik- besißer der Tertilbranche beshlofsen, bei hoher Konventional- strafe diejenigen Arbeiter, welche am 1. Mai striken, nicht wieder anzunehmen. Einen ähnlichen Beschluß haben, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, die Lausißer Fabrikanten gefaßt.

Die sozialdemokratishen Abgeordneten des neugewäblten Reihs- tages werden, wie die „Leipz. Ztg.“ mittheilt, am Sonntag, den 13. April, in Dresden zu einer Konferenz zusammentreten, um die Frage der für den 1. Mai vorgeshlagenen Vassenkundgebung endgültig zur Entscheidung zu bringen.

Ueber die Bewegung unter den Cigarrenarbeitern wird der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt, daß wegen unannehmbarer Forderungen von den Fabrikanten gesperrt sind: in Nordhausen 1100, in Halberstadt 600, in Braunschweig 500, in Osterode 40 Cigarrenarbeiter. Ferner sind noch auéständig: in Berlin 140, in Potsdam 180, in Gengen- bah 40 Cigarrenarbeiter. Im Ganzen beträgt die Zahl der Feiernden zur Zeit also etwa 2600, für welche unter den übrigen Cigarren- arbeitern Deutschlands gesammelt wird.

Die „Vos. Ztg.“ erhält über den Ausstand der Hafen- arbeiter und Holzarbeiter in Lübeck ein Telegramm vom gestrigen Tage, welches si inhaltlich nit ganz mit der gestern bier wiedergeaebenen Correspondenz der „Frkf. Ztg." deckt. Nach dem ersteren Telegramm wurde der Hafenarbeiteraus\tand geftern beendigt ; die Arbeiter sind wieder angetreten, ohne ihre Forderungen dur(zu- seßen. Der Ausftand der Holzarbeiter dauert fort.

Die landwirthschaftlihe Berufsgenossenschaft des G Sawhsen-Weimar-Eisenach hat, der „Th. C.“ zufolge, im Jahre 1889 für 173 Unfälle, darunter 21 Todesfälle und 6 Fälle völliger dauernder Erwerbsunfähbigkeit, 17484,68 4 an Entschädigungen bezahlt, darunter faft 12 000 Invalidenrente.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadìt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 30. März kis inkl. 5. April cr. zur Anmeldung gekommen: 681 Gbeshließungen, 840 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 702 Sterbefälle.

Literatur.

Der Rang von Sion. Epishe Dichtung in zehn Gesängen

von Robert amerling. JIllustrirt von Adalbert von Rößler und Hermann Dietrichs. Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerci A.-G. (vormals I. F. Richter.) 1.—7. Lieferung (Pr. d. Lief. 2 #4). Dem illustrirten „Ahasver in Rom“, dessen dem Charakter der Dichtung und der \{welgerishen Cäfaren- zeit treffend und furststilgemäß angepaßter Bildershmuck seiner Zeit berechtigtes Aufsehen machte, läßt die Verlags- bandlung nunmehr den „König von Sion“ folgen, jenes andere Werk, welckes gleich dem vorgenannten besonders viel zum Ruhm Hamerlings beigetragen hat und in der That neben jenem für das eigenartigste, bestgelungene Epos des verblihenen Dichters gilt. Es zeigt alle die glänzenden Eigenschaften, mit denen er fich s{nell einen gefeierten Namen errang, glühende Phantasie, farbenreihes Kolorit bei Ausmalung des Ganzen und aller Einzelheiten, fort- reißende dramatishe Wucht in der poctischen Ausgestaltung des ge-

\{iGtliden Vorwurfs, daneben aber auch kultur- und sittengesGitlihe Treue, sorgsame Lokalschilderung, Humor und lebensvolle Charakteristik. Den illustrirenden Künstlern bietet der Dichter in seinem Werk somit eine große Fülle und Mannigfaltigkeit dankbarer Vorwürfe dar, und sie haben es auch vortrefflich verstanden, aus ihnen eine Reibe „wahrhaft gelungener, sorgfältiger und wirkungêvoller Jllustrationen“ zu schaffen, wie Hamerling's noch vor seinem Tode darüber ab- gegebenes eigenes Urtheil lautete, Die zur Versinnlihung der Handlung selbst dienenden figürlichen Kompositionen rühren von Adalbert von Rößler her, das Landschaftliche, Architekturen und alles zur Ver- zierung bestimmte Beiwerk hat Hermann Dietrihs übernommen. Von den größeren Vollbildern des Erfteren seien aus den vcrliegen- den Heften als besonders gelungen der Sturm auf die Stadt und der Einzug des Propheten hervorgehoben, zwei figurenreihe Kom positionen, wel(e die gesilderten Vorgänge mit packender Lebendig- keit veranshaulihen. Von den kleineren Bildern ift namentlich die Gruppe der Frauen von Münster, die sich beim König über die eingeführte Vielweikberei beklagen, böchst drastisch und wirksam. Hermann Dietrichs, der sih bereits durch seine landscaftlihen Auf- nahmen aus der Altmark, in dem darüber erschienenen beshreibenden Werk, einen guten fünstlerishen Ruf erworben hat, erweist sich auch hier als vorzügliher Vertreter seines Fachs. Besonders effektvoll ift die Mond\ch{einlandshaft, welche Jan van Leyden am „Popanzthurm“ zeigt. Nebenher bekundet er sich aber auch in der sinn- und beziehurg8- reihen Erfindung der Titelblätter, Vorsaßitücke, Initialen und Swluß-Vignetten dur verständnißvolle Verwendung lokaler baulicher Motive, Geräthe, Alterthümer, Reliquien 2c. als Meister auf dem Felde der ftimmungsvoll verzierenden Illustration. Die typographische Ausftaitung des Werks in eleganter Schrift und drei- farbigem Druck (schwarz, mattgrün und bellroth) ift äußerst sorg- fältig und musterhaft. Wir werden nah dem Erscheinen der weiteren Lieferungen wohl noch öfter Gelegenheit haben, auf das prächtige Werk zurückzufommen, glauben aber schon jeßt allen Bücherliebhabern diese ibrem poetishen Inhalt wie dem fünstlerishen S{muck nah glei werthvolle und erfreuliche Publikation angelegentlich empfehien zu können. Das Werk soll in ca. 35 Lieferungen zum Preise von je 2 6 vollständig werden.

Handel uud Gewerbe.

Berlin, 11. April. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof- und Genofsen- schaft8butter Ta, 103—106 #, Ila. 97—102 M, Ia. —,— #, do. abfallende N—95 #, Land-, Preußische 80—85 Æ, Netbrütez 80—85 Æ#, Pommer) he 80—85 Æ, Polnische 80—85 M, Bayerische Sennbutter —,— 4, do. Landbutter 75—80 #4, Stles. 80—83 A, Galizishe 68—73 A Margarine 40—70 # —- Käse: Schweizer Emmenthaler 90—95 4, Bayerischer 70—75 #, do. Ost- und Wests preußischer, Ia. 70—75 Æ, do. Ila. 60—65 Æ Holländer 85—90 M, Limburger 42—45 M, Quadratmagerkäse 12—25 # Shmalz: Prima Western 17 9/6 Ta. 41,00 A, reines, in Deutsch- land raffinirt 45,00—48 A, Berliner Brateascmalz 48—51 A Fett, in Amerika raffinirt 40,00 #, in Deutsland raffinirt 43—45 #4 Tendenz: Butter: Die Unregelmäßigkeit in der Verladung und im Eintreffen der Butter veranlaßte lebhafte Nach- frage und blieben Preise unverändert. Schmalz: fest.

Vom oberfschlesischen Eisen- und Metallmarkt berichtet die „Sl. Ztg.*: Nach zwei Seiten bin hat sih in der lezten Woche für den Eisenmarkt eine bedeutsame Klärung vollzogen, einmal innerbalb der produzirenden Kreise, nah der anderen Seite hinfichtlich der erneuten Kauflust und Aufnahmefähigkeit des Markts; beide Momente haben zur Herausbildung ciner zuversitlihen Stim- mung in erhöhtem Maße beigetragen. Infolge der frubtlosen Ver- handlungen zwischen den vier Hohofenwerken, welche ihr Roheisen ganz oder theilweise an die Werke des Walzeisenverbandes abgeben, und den leßteren Behufs Erzielung eines besseren Roheisenpreises für das no vertragsmäßig pro 1890 zu liefernde Roheisen, sowie zur Herbei- führung eines neuen, bis Ende 1893 reichenden Vertrages hat si das zwischen jenen Hohofenwerken bestehende Robeisen-Syndikat auf- gelöft ; furz darauf hat auch die Donnersmarckhütte den pro 1890 noch laufenden Lieferungsvertrag dem Walzwerksverbande gekündigt. Dieses Vorgehen wurde damit begründet, daß der Verband seinen Mehrbedarf an Roheisen nid;t bei den vereinigten Hoh- ofenwerken, sondern durch Bezüge von Witkowiß und selbst von England gedeckt hat. Auh wird demnächst für den ober\chlesischen Markt eine größere Menge Roheisen verfügbar werden, seitdem im Grenzaebiet auf der Katharinenbütte der dort erbaute Hobofen fertiggestellt worden ift, welcher jährli über 24000 t Rohb- eisen erzeugen soll, welhes in dem Walzwerk der Katbarinenhütte zur Verarbeitung kommen wird. Die in der leßten Zeit beobachtete geschâft- lide Stille, welhe die Käufer von jedem größeren Geschäftsabf{luß ferngebalten hatte, ist Angesichts des sich geltend machenden Bedarfs einer allgemeinen Kauflust gewichen und in der Feiertagswoche baben aroße Abschlüsse stattgefunden. Namentlich aber sind in der stilleren Zeit die Werke darauf bedacht gewesen, in den ausländischen Abnehbmer- reisen ihren Absatz wieder aufzusuhen und zu pflegen, welcher während der Zeit, in welcher die Inlands- Aufträge die Werke voll in Anspru nabmen, etwas vernachlässigt worden war. Es hat dieses Bestreben einen um so größeren Erfolg gehabt, zumal es nur galt, die belgischen Fabrikate vom Platz zu verdrängen, welche sch in ihrer Qualität mit dem oberschlesishen Schweißeisen niht messen können, und weil die russishen Werke in Folge der andauernd starken Nac&frage die Eisenpreise um 6 H pro 1000 kg erhöht hatten. Der un- geminderte Eingang von Aufträgen aus dem In- und Aus- lande bat daher die weitere angestrengte Beschäftigurg der Werke gesichert, und {hon heute darf angenommen werden, daß der rege Betrieb bis in den Herbst hinein ungemindert sfort- bestehen wird. Der Betrieb der Hohöfen wird aufs Höchste an- gespannt. Für die G ießereien erhielt sich die umfangreiwe Be- \câftigung, 1heils für den Absaß marktfähiger Gußwaaren, theils für die Herstellung von Mascineustücken. Auf den Walzwerken und Stablwerken, detgleien in den Kesselfabriken erfordert die Erledigung der vorliegenden Aufträge den angestrengtesten Betrieb, da das fertige Produkt sofort zur Versendung gelangt. Die neuerdings in Betricb geseßten Anlagen der Bismarck- und der Her- minenbütte bewähren si béstens und sind in strammer Beschäftigung. Die Vergrößerungsbauten auf Martha- und der Baildonbütte werden eifrigst betrieben, um baldmöolichs in die Erhöhung der Produktion eintreten zu können. Der Zinkmarkt verharrt ohne Kauflust. Einige Posten Robzink wurden zwar unter 44 # pro 100 kg ge- handelt, doch ist thatsählib die erste Hand niht am Markt ; das auf diesen gebrachte Produkt rührt von der zweiten Hand her. Blo ck- blei wurde mit 24 Æ pro 100 kg bezahlt; Bleifabrikate sind äußerst begehrt. j : i :

Halle a. d. S., 12. April. (W. T. B.) Die Mansfelder Gewerkschaft vertheilt für das abgelaufene Geschäftsjahr 60 ro Kux.

x Scibata, 11. April. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,85 A, pr. Mai 4,85 #, pr. Juni 4,85 #, pr. Juli 4,85 46, pr. August 4,85 M, pr. September 4,85 4, pr. Dftober 4,85 H, pr. No- vember 4,85 K, pr. Dezember 4,85 # Umsaß 55 000 kg. Stetig.

London, l. April. (W. T. B.) An der Küfte 11 Weizen- ladungen angeboten.

Wollauktion. Die Eröffnung der Wollauktion fand heute bei mäßiger Bitbeiligung statt. Die Preise für australishe Merino- Grease waren # d, geringere # bis 1d, australishe Scoured 1 d. niedriger; Kreuzzubten unverändert; Capwolle Grease 2 d., Vließ und Scoured 1 d. niedriger; feine Wollen gefragt. Das Totalangebot beträgt 384 000 B. ; für heute angeboten 8322 B,

Manchester, 11. April. (W. T. B.) 12r Water Taylor ?è, 20r Water Taylor 94, 20r Water Leigb 82, 30r Water Clayton 8s, 39r Mock Brooke 83, 40r Mavoll —, 40r Medio Wilkinson 11, ¿2e Warpcops Lees 8s, 36r Warpcops Rowland 9}, 40r Double

Weston 105, 60r Double courante Qualität 137, 32° 116 yds 16 K 16 grey Printers aus 32r/46r 180. Fest,

Glasgow, 11. April. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen ich auf 812 126 Tons gegen 1 031 242 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befindliben Hoböfen beträgt 88 gegen 82 im vorigen Jabre.

New-York, 11, April (W. T. B.) Der heutige Getreide- markt war bewegt; die Preise unregelmäßig, schließlich unentschieden, eher etwas höher, veranlaßt durch viele Kaufordres in Folge des amtlihen Ernteberits. :

Baumwollen-Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions- bäfen 23 009 Ballen; Ausfubr nach Großbritannien 16 000 Ballen; Ausfuhr nah dem Kontinent 26 000 Ballen; Vorrath 315 000 Ballen

Verkehrs - Anftalten.

(W. T. B.) Die Post von dem am 12. März aus Shanghai abgegangenen MReichspostdampfer „Sachsen“ ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussihtlich am 14. d. M. Vormittags zur Ausgabe.

Hambura, 11 April. (W. T. B) _ Der Postdampfer „Italia“ der Hamburg- Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft bat, von New-York kommend, beute Morgen Lizard passirt, der Dampfer „Aufstralia“ von derselben Gefell- schaft ist, von Hamburg kommend, gestern* in St. Thomas ein- getroffen. Der Swchnelldamprfer „Columbia“ der Ham- burg-Amerikanishen Packeifahrt-2 ftiengesellschaft ist heute von Southampton abgegangen.

London, 11. April. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Durobian Castle“ hat gestern die Canarischen Inseln auf der Ausreise passirt. Der Castle-Dampfer „Roslin Castle * ist heute von Darthmouth auf der Ausreise abgegangen. Der Union-Damyfer „Spartan“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. .

12 Apcil. (W. T. B.) Der Union- Dampfer „Anglian“ ist gestern von Southampton auf der Ausreise abgegangen.

Theater und Musik.

Königliche Schauspiele.

Der Spielplan der Oper für die nächste Woche lautet: Sonntag: Matinée: Requiem. Abends: „Carmen“; Montag : [X. Symphonie der Königlichen Kapelle; Dienstag: „Othello“ ; Mitt- wob: „Die Hochzeit des Figaro"; Donnerstag: „Der Troubadour“ ; Freitag: „Der fliegende Holländer“; Sonnabend: „Die Hugenotten“.

Für das Schauspiel: Sonntag: „Der Sturm“; Montag: „Die Gescwister“. Zum ersten Male wiederholt : „Die Kopisten“, .Grapbo!ogie*, „Anonyme Briefe*; Dienstag: „Der Sturm“; Mittwo: „Der Sturm“; Donnerstag: „Der Sturm“; Freitag: „Die Geschwister“, „Die Kopisten*, „Graphologie“, „Anonyme Briefe* ; Sonnabend: „Lebende Bilder“.

Berliner Theater.

Das Repertoire der nähsten Woche lautet: Sonntag: „Die wilde Jagd“. Montag: „Wallenstein's Tod“ (Max: Hugo Höcker vom Stadttheater in Hamburg). Dienstag: „Eva“. Mittwoch: „Der Veilchenfrefser“. Donnerstag: „Wallenstein's Tod“. Freitag: (30. Abonnements - Vorstellung): „Eva“. Sonnabend: „Wallerstein's Tod*. Sonntag: „Eva“.

Lessing-Theater.

Am nächsten Donnerstag findet die erste Aufführung von Victorien Sarzou's fünfaktigem Lustspiel „Rabagas“ ftatt, das bei seinem ersten Erscheinen so lebhafte Parteistürme entfesselt hat und fpäter bei der Aufnahme des Dichters in die französishe Akademie als seine *werthvollste satirishe Bühnenarbeit gefeiert worden ift. Im Uebrigen ift das Repertoire für die nächste Woche in folgender Weise festgestellt: Sonntag: „Das vierte Gebot.“ Montag: „Der Zaungast.* Dienstag: „Die Ehre Mittwoch: „Laiïs*, hierauf: "Cyprienne.“ Donnerstag, ¿um 1, Male: „Rabagas.* Freitag: „Die Ehre.“ Sonnabend und Sonntag: „Rabagas.“

Victoria-Theater.

Von mebreren nidtpreußisben Bühnen ist an die Direktion das Ersuchen ergangen, mit den 3 großen Ballets aus dem Ausftattungs- tüdck „Stanley in Afrika“ während des preußischen Bußtages zu astiren. Die Direktion wird voraussihtlih einem derartigen vortheil- äften Gesuch entsprechen.

Residenz-Theater.

Da dic Aufführungen des Sardou'shen Lustspiels „Mar- quise* noch immer gut besucht sind, so wird die Direktion, welche für diese Saison noch zwei Neuaufführunaen plante, und zwar „Prin- zessin Georges“ von Alexander Dumas Sohn und „Der Bund der Jugend“ von Henrik Ibsen, voraussihtlich niht mehr dazu gelangen, auc nur eines dieser vollständig vorbereiteten Stücke noch in dieser Spielzeit zu geben.

Kroll s Theater.

Verdi’s „Traviata“ mit Sgra. Prevostials „Violetta® wird, wie \chon angekündigt, morgen zum leßten Male wiederholt. Da si der Ruf dieser italienishen Gesangskünstlerin in Berlin nach ihrem ersten Nustreten sehr ras befestigt bat, so seinoc berihtigend mitgetheilt, daß die ausgezeihneteSängerin ihre musikaliswenStudien nit beiSgra.Marcesi, fondern bei dem Prof.Caravoglia in London absolvirte. Der Lcttgenannte war früber selbst ein sehr renommirter Baritonist der italienischen Oper. Sgra. Prevosti debütirte vor sieben Jahren zuerst in Malta und ist von Verdi selbst als die bedeutendste Interpretin seiner , Vio- letta* bezeihnet worden. Am Dienstag tritt Sgra. Prevosti zum ersten Male in Donizetti's „Lucia“ auf.

: Belle-Alliance-Theater.

Falls morgen die Witterung günstig ift, wird der Sommergarten geöffnet sein. Im Theater geht zum 44. Male das Ausstattungsstück „Der Nautilus“ in Scene.

Central-Theater. -

Frl, Anna Hocke, die beliebte Naive des Central-Theaters, feiert am 16. d. M. im „Fidelen Haus*, der zugkcäftigen Repertoire-Pofse, ibr Benefiz. Die Dire!tion hat mit Frl. Anna Hocke einen mehr- jährigen Vertrag unter erhöhten Bedingungen au für das „Thomas- Theater“ abgeschlossen.

Sing-Akademie.

Frl. Alice Barbi gab gestern ihren leßten Lieder-Abend, der von einem ungemein zahlrei erschienenen Publikum besuht war. Den Glanzpunkt bildeten die {on früher gehörten alt-italienishen Arien (aus dem 17. und 18. Jahrhundert) von Astorga, Paradies, Caldara und Paesiello, deren vollendeter Vortrag mit dem leblhaftesten Beifall aufgenommen wurde. Auch die französishen „Chansons“ von Bizet und Mafsenet gelangen vortreflich. Die Zierlichkeit im Zu- spißen des Piano bis zum leisesten Flüstern der Worte ist eine Spgazialität der Künstlerin, und der beabsichtigte Effekt versagt auch nie, paßt aber allerdings in die leichten französischen Lieder mehr hinein, als in den Schumann'schen Lieder-Cyklus. Doch war auch in diesem, wie in den Liedern von Brahms oft eine tiefer gebende Ausdrucksweise zu erkennen. Die außerordentliche Birtuosität der Säncerin feierte noch einen ganz besonderen Triumph im Vortrage der beliebten Cavatine „Tu che accendi“ von Rossini, der einen nit endenwollenden Beifallssturm hervorrief. Schließlich erwähnen wir, daß die nie ermüdende Sängerin die Hörer noch durch einige Zugaben erfreute, die in Liedern von Brahms, Schubert und Rubinstein bestanden. Der junge Pianist Hr. Brüning trug Scubert's Variationen in B-dur, ein Menuett von Dreyschock sowie „An bord d’une source“ von Liszt vor, und erntete durch fein forrektes und ausdruck8volles Spiel wie durch seine eingehende Art der Begleitung beim Gesange gleichfalls w-Hÿlverdienten Beifall. Frl. Barbi wird im nächsten Winter eine Kunstreise nah Amerika unternebmen, bei der sie in fünfzig Concerten aufzutreten beabsichtigt.

Concerthaus.

Kapellmeister Meyder bringt morgen Werke von Beethoven, Wagner, Verdi, Conradi, Flotow, Millôker, Schubert, Delibes, und Soli für Violine (Hr. Concertmeister Queecters), Cornet à Piston

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