1890 / 93 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Die Vorberge der Müggelberge bei Köpeni sind, wie der „Reichsbote* \chreibt, der Vernibtung bezw. ihrer Verseßung nach Berlin geweiht. Schon seit Jahren haben die Berliner Mörtelwerke von dort den

_ Bausand in ungeheueren Mengen gehoben und nah Berlin geschafft. Jett hat diese Gesellschaft noch 10 Morgen Land gepachtet Behufs Ausnutung dec Sandberge. Eine elektrische Seilbahn befördert das gewonnene Material na der Dahme, wo es in Schiffe geladen wird. Man glaubt, daß diese 10 Morgen Sandberge etwa auf 10 Jahre reihen werden, sodaß man den allerdings noch fernliegenden eite punkt berechnen kann, an welchem die Müggelberge vollständig in Berliner Bausand aufgegangen sein werden.

Potsdam. (N. A. Ztg.) Das Neue Palais bei Potsdam erfährt eine bedeutende bauliche Veränderung, jedenfalls die bedeutendste seit den Tagen seiner Errichtung unter Friedrich Il. Der große König hatte fein „Neues Schloß“ nur als einen Sommecraufenthalt erbaut, deshalb auch wenig Rücksicht auf Vorkehrungen treffen lassen, die ein Bewohnen des Palais auch im Winter ermöglihten. So z. B {ütten die auf bolländishe Weise cingerihteten verf{chicbbaren einfahen Fenster, welche in allen Zimmern bis auf den Fußboden herabreihen, nicht genügend gegen die kalte Winterluft, und die mächtigen Kamine mit den flammenden Holzstözen ver- breiteten nicht die gewünschte behaglihe Wärme, wobei noch in Be- trat zu ziehen ift, daß gegenwärtig das Holz einen bedeutend höheren Pi eis hat als im vorigen Sahrhundert, und eine Kaminbeizung mit Holz daher eine ebenso verswenderische wie mangelhafte ift. Gerade aber die Kälte der Räume im Winter verjagte die Bewobner von dort. Diesem Uebelstande wird nun nah Möglichkeit abgeholfen. Zurächst hat man fast sämmtliche Fenster der Wohn- und Pracht- râume im Erdgeschoß zu Dopyelfenstern umgestaltet; dann aber hat man im Keller mächtige Oefen errichtet, von welhen die Wärme durch Nöhrenleitungen in die Zimmer strömt. Vor jedem Fenster befindet sh in dessen ganzer Breite eia großes rechteckiges Loh im Parquetfußboden, verdeckt durch ein elegantes Gitter, aus dem die Wärme in das Zimmer tritt. Außerdem find die Kamine zu einer zeitgemäßeren und billigeren Heizung eingerihket. Diese Arbeiten sind nog ncht fertiggestelit; eine große Zahl ron Tischlern, Glasecr, Töpferu 2c. arbeiten in den Zimmern und Sälen, deren reich vergoldete und bemalte Wände mit grauem Kattun sorgfältig verhüllt sind. Den grö-ten Theil der kostbaren Tische und Stühle, der berrlihen Gemälde und Kunstsahen bat der mächtige Grotteisaal im Mittelbau aufgenommen. Eine weitere Zahl von Arbeiten is vor dem Palais beschäftigt, die Sandstein- drüstungen der beiden Podeste, welche vor der ganzen Front des Sclofses ic terrassenartig erîtrecken, zu erneuern, ebenfo vie steinernen Wangen der Auffuhrrampen. Im Laufe eines Jahrhunderts roaren diese Brüstungen dur WBitterungs8einflüsse baufällig und rissig ge- worden; nun werden sie erneut und erhalten cine neue dem Schlosse angemessene reiche Verschönerung durch eine \chwere Sandstein- balustrade. Auch die Marmorstatuen, welhe Friedri Wilßelm IV. am Rande des Halbrunds vor dem Palais auf|tellte, werden zur Zeit gesäubert und abgeshlemmt, sodaß sie in ihrer heilen Lichtgestalt sich von dem dunklen Laubhintergrund klar abheben. Hinter dem Palais, auf dem Play zwischen Schloß und Communs, wird die Cementdecke des im vorigen Jahre angelegten untcrirdishen Küchenganges von

Freiherrn von Lo ë statt.

dem südli&en Commun nah dem Nordflügel des Palais mit einer dicken Asphaltdecke belegt.

B reslau, 13. April. (Schles. Ztg.) In der anläßlih der Renovirung des Denkmals geöffneten Grabstätte des Generals vou Tauentien (auf dem Tauenzien - Plage) sind bisher nur geringe Ueberreste vorgefunden worden. Der eichene Sarg ist fast vollständig verzehrt, ebenso das Skelett bis auf wenige Knochenreste. Der Orden pour le mérite, welcher der Leiche mit ins Grab gegeben worden war, if vollständig {chwarz geworden, aber noch deutlih erkennbar. Daß Sarg und Leichnam bi3 auf die geringea Reste, welche jetzt, in ciner Urne gesammclt, an derselben Ste!!e wieder bestattet werden sollen, vernichtet worden sind, erklärt sich aus dem Umftande, daß sie dem Wechfel des Grund- wassers ausgeseßt waren.

Magdeburg, 14. April. (Magd. Ztg.) In der Nat vom 12. zum 13. April wurde um 12 Uhr 10 Minuten am südöstlichen Himmel ein hellleuhtendes Meteor beobachtet, welches felbst die Gas- lawpen überstrahlte und ohne Knall oder jeglihes Geräusch verschwand, Dasselbe Meteor is in Gröningen beobachtet worden. Man meldet darüber von dort Folgendes: „Gröningen, 13. April, In der verflossenen Nacht ungefähr 12 Uhr 20 Minuten beobachtete ih ein Meteor, das aus ciner gelb-grünlich leuchtenden Kugel mit gleihem Schweif bestand, der in einer rothzüngelnden Flamme endete. Der Körper be- wegte fi bei bedecktem Himmel mit großer Geschwindigkeit in der Richtung von Südwest nah Nordost und verbreitete einige Sekunden lang Tageshelle.“ S

Bonn, 14. April. (W. T. B) Anläßlih der 75jährigen Fubelfeier des Husaren-Regiments Köntg Wilhelm T. ist die Stadt fesilih beflaggt und sind mehrere Tausende ehemalige Kameraden und viele Offiziere zur Theilnahme an der Feier erschienen. Mittags fand eine Parade vor dem Corps-Commandeur, General s Hierauf hielt Oberst von S chüz eine feurige Ansprache an die Soldatcn. Spôter erschienen in der Wohnung des Obersten Deputationen aller Behörden. Der Ober-Bürgermeister wies in seiner Ansprache auf die Freundschaft des Regiments mit der Bürgerschaft hin und überreichte eine Stiftung von 3000 für die Wittwen und Waisen der Unteroffiziere. Die Haupt- feier findet in der Beethovenhalle ftatt.

Bingen, 10. April. (Köln. Ztg) Bei einer jüngsten Auf- grabung am Schloßberg hierselbst wurden Neste eines Ganges auf- gedeckt, der im Schieferfelsen von der Berghöhe in der Richtung nah der Stadt führt und sehr wahrscheinli einer römischen Wasserleitung gedient hat. Die Ausgrabungen werden fortgeseßt; man hat bereits eine Reihe von Töpfen aus Thon, Glas- fläschchen, einen hübschen Glasfrug, Schmukgegenstände u \._w. ge- funden, welche darauf schließen lassen, daß an dieser Stelle eine Römergrabstätte war.

London, 13. April. Ueber das Deutsche Seemanns- Heim in London schreibt die „A. C.“: „Die deutschen Seeleute

scheinen die Vortheile des für sie durch die Bemühungen der Frau Baronin von Schröder und der Frau Dr. Lichtenberg gegründeten und am 31. Mai v. I. durch die Prinzessin Christian zu Schleswig- Holstein eröffneten Deutshen Seemanns-Hein:3 (8, Vast India Road, E.) noch nicht gebührend zu würdigen, denn dem ersten Jahre®beriht des Heims zufolge betrugen die Einnahmen desselben von deutschen Seeleuten im verflossenen Jahre nur rund 126 Pfd. Sterl. gegen 228 Pfd. Sterl. Haushaltungs- und 200 Pfd. Sterl andere Aus- gaben, sodaß tas Defizit über 300 Pfd. Sterl. beträgt.“

Madrid, 14. April. (W. T. B.) Infolge einer Explosion in der hicsigen Ga8anstalt enistand Feuer, welhes nur unerheb- lihen Schaden anrihtete. Man befürchtet jedoch, daß es nöthig sein werde, die Stadt einige Zeit unerleuchtet zu laffen.

Konstanz, 13. April. (Schwäb. Merk.) Dur das freuntlihe Entgegenkommen des Deutschen Fischercivereins hat das Gewässer des Bodensees wieder eine beträhtlihe Vermehrung feines Fis ch- bestandes erfahren. Dieser Tage sind nämlich aus der Kaiser- lihen Fishzuchtanstalt zu HüÜningen îim Elsaß je 35 000 Stü prahtvolle junge Aale an die Fishzuchtanstalten bezw. Fischer von Ueberlingen, Reichenau, Ermatingen, Friedrihshafen, Lindau, Romanshorn und Konstanz versendet und nah wohlüberstandener Reise von sachkundiger Hand den Fluthen des „Schwäbischen Meeres“ an- vertraut worden.

Stockholm, 11. April. (x.) Na den vorläufigen Zählungen des Königlichen Statistishen Central-Bureaus hatte Stockholm am Sthluffe des Jahres 1889 243 500 Einwohner oder 8510 mehr als zur gleicen Zeit des Jahres 1888.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Homburg v. d. Höhe, 15. April. (W. T. B.) Fhre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich ist mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria und Margarethe heute früh 8 Uhr 50 Minuten hier ein- getroffen und begab sich vom Bahnhofe . aus durch die reih geschmüdckte Stadt nah dem Königlichen S@losse.

Stuttgart, 15. April. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg sowie Prinz Georg von Groß- britannien trafen um 1 Uhr Nachmittags mit dem Obersten Russel, dem Kapitän Monson und dem britischen Geschäfts- E t Coburg, Milbanke, hier ein und stiegen im Nesidenz- {loß ab.

Straßburg i. Els., 15. April (W. T. B.) Baron Zorn von Bulah (Vater), Mitglied des Staatsraths und des Landesausschusses für Elsaß: Lothringen, ist gestern Abend auf seinem Gute Osthausen bei Erstein gest orben.

(For setzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

M 93.

Berlin, Dienstag, den 15. April

Vergleichende Zusammenstellung

18906.

der beim Steinkohlenbergbau der einzelnen Bergreviere des Ober-Bergamtsbezirks Dortmund in den Monaten März und Juli 1889 sowie Januar 1890 verdienten Arbeiterlöhne, gruppirl nah der Höhe der auf eine Schicht sih berehnenden Lohnsäge.

Von der Ge\sammt-Belegschaft haben auf 1 Schicht verdient:

Summe

4 M.

Mae und darüber

des

aus\ch{ließlich 4 M

von 2,50 M bis auéf{ließlih 3 M

von 3 M bis aus\chließlih 3,50 A4

von 3,50 M. bis

von 2 M bis aus\chließlih 2,50 M

von 1,50 M bis Belegschaft

aus\chließlich 2 4

im im im

im im | im März | Juli | Jan. 1889 | 1889 { 1890

Mann.

Bergreviers.

im | im im im März | Juli | Jan. 1889 | 1889 | 1890 } 1889

im | März | 1889

im | im | im | im | im März | Juli | Jan. 1889 | 1890

März | Juli | Jan. 1889 1890 1 1889

Mann.

Mann.

im im im im im Juli Fan. | März | Juli | Jan. 1889 | 1890 | 1889 | 1889 | 1890

Mann. j

März | Juli Januar 1889 | 1889 1890

| Mann.

Nördlih Dortmund . 291 450/| 1217 Prozent 6,2 9,9| 242 Oestlich Dortmund. . 2081| 954| 2630 Prozent 20 1241 31,5 Westlih Dortmund .. 488| 1991| 3578 Prozent 6,0 25,4| 41,4 Ae C Gi Ua 177} 1367| 26583 Prozent 3,11: 29,91 4159 GSVrOMOVeL C Ee 44 1201 477 Prozent 21 54 18,7 Dan L 009 1610) 2086 Prozent 48! QUT: 39,8 Boum A E 6 326| 2178| 4124 Prozent 3,31 22,8| 38,2 De R A O s 826| 1835| 3463 Prozent 10,6) 24,7| 42,3 MNectlighgusen.. s Gie 578) 2489| 4347 Prozent 0527,91 428 Oen 1519| 4455| 6635 Prozent 120/- 35;,9| 47,6 E 997| 3663| 4937 Prozent 111 405/- 5L5 Sobn bau 822| 2318| 3626 Prozent 110| 321| 44,8 D 794| 2491| 4869 Prozent 6,9) 21,4| 838,4 Altendorf . 1178| 713 1116

1259| 1658| 1083| 2317| 1277

1439| 1939| 1298 1506, 15431 978] 1795 1955| 1999| 1447| 2481 3360| 2119| 1422| 2523 2208| 1487| 5986| 2162 1889| 1639| 993] 1684| 863 1162| 1431| 1554| 1562 2404| 2501| 1840

Mann. Mann. 1343|

| | 1046| 1185| 1114| 1073 8,8| 147| 17,4| 23,0| 22,3) 25,4/ 24,6| 21,31 28,9 849| 1626| 1435| 2044| 1803 1916| 1541| 1496] 1799| 11,1| 21,0| 17,2 26,6| 283,3| 2%,0| 19,9 17,91 23,5) | 1942| 1501| 1769] 1733| 15,3) 2122| 12,5) 28,2 16,3! 23,7| 19,1 20,5} 9211| 816| 1303) 929 1576| 959| 1286) 9555| 9301 1310| 14,3| 922,3| 149] 27,6| 16,4 39,5| 16,3) 14,9| 23,0 129| 378| 5860 4259| 578 650| 588| 483} 607 6,1| 17,0| 23,0} 20,4| 26,0) 311| 26,4| 19,0} 29,1 875| 1535| 1197} 1633| 1322| 1738| 1420| 1417| 1865 175 20,1) 1478 21,7) 17,3 2931| 18,6| 17,31 24,7 2456| 1310| 2015| 2077| 2295] 2746 144| 20,3| 11,9 24,6| 13,7 20,2) 21,7| 21,21 27,6 1156| 1267| 1210| 1789] 1719 19,5| 20,8 11,9] 23,1| 15,6) 16,3 16,3| 21,8] 922,1 | 1247| 31 1388| 1403| 1686| 1936 21,7| 22,4| 14,31 27,6| 14,0 15,4| 15,7| 16,61 21,5 1425| 1: 9096| 2256| 2480] 2783 205) 14H +1020 //19,8). O 165| 1822| 17,81 21,9 | 1018| 1497| 1691| 1677| 1655 247 64, 08 249 2 L 167 1870 170 18/6

412/ 666 878] 1072

203| 227 1290 226 1L9! Gl 156 198 1921 209 2422| 1666 2127| 2533| 2841} 3188 204| 21,5| 14,5} 20,6 14,3) 18,1/ 21,8 22,4| 27,2 365| 606| 610| 1060| 595 743 5540| 684] 59527

CrÉ au

| |

1016| 829] 360| 275 4663| 4567| 223) 164] T7 e | 1362| 12091 853 | 7669 7734| 17,6) 145| 111 | / | 1118) 9324 471 | 8210 7851 141| 1081| 5,7 9 / | 1021| 10300 545| 252 é 5710 5857! 17,4| 165] 9,5 3 : 494 393] 934/ 139| 12 2089 19,0 154] 112 | j 1219| 1221| 1065 7535 15,9 14,9] 14,0 / 1706| 1434| 982 | 5 9964 17,8| 1324 9,9 | 1424| 8871 650| 251 : 7763| 19,2 1081 84 34 1530| 149) 6596| 244 8994 17,2) 147 73 28 1869| 1707| 430 12711 B 10 38 1040| 679) 442 2) : 8961 1060| I 47 | ch 767| T7651 340| 9209| 2 7459 108 46 99 S

11735

1784| 1591| 800 1154| 1250 6,8 O

3293| 327] 208 | 3081 106) 99 658

7227] 8091 11630‘ 12685 3035) 3306

11,8| 19,9| 18,4| 34,4| 19,6 1461 241| 17,9| 17,71 171 3,9] | Wee 75) 277 631} 253| 8383| 2051 416) 20 Lo dal 201 2001 Zoll 199) 200 93 60) 1369 1371| 1488 Prozent 5,9) 20,2| 42,4 18,5) 28,0 13,81 30,4| 15,0 10,61 24,9 18,3| 18,3 16,8) 1411| 13,6 39 4,4 ¿ |

* Prozent 5,8| 23,5| 33,7

Wetterberiht vom 1%. April, Morgens 8 Uhr.

j l

Stationen. Wetter.

Temperatur in 9 Celfius

A D N

—_ S D U—

t]

a

a 2

red, in Millim. S S

u. d. Meeres\p

Mullaghmore | 750 h wolkenlos Aberdeen .. | 755 | wolkig Christiansund | 759 halb bed. Kopenhagen . | 752 bededckt StodÆholm . | 757 Regen Haparanda . 768 wolkenlos St. Petersbrg.| 763 3 heiter Moskau... | 762 bedeckt

Cocf, Queens- | on. C D Cherbourg . | 745 O Seide, Tol D Sylt 753 [NO gs P 73ND wtnemünde | 7592 %W Neufahrwasser| 751 SSO Memel .…. | 753 |SO

5 wolkig 3 wolkig 4 wolkig 1 bedeckt 1 Dunst 2 Regen 1 \bedeckt 3bededt

P | 746 |SO 2 heiter Münster. .. | 751 |ND 5 leiter | Karlsruhe. . | 749 |ND 2 halb bed, | Wiesbaden . | 750 NO 1|wolkio München . «| 751 |SOD 4 halb bed, Chemniy . . | 753 ¡NO 2 heiter Berlin... . | 753 \WNW 2 bedet Wien 00 {till \wolfig Ves 0E till|ßalb bed. Fle d'Aix.. | 743 SSO 4sbedeckt Nizza .….. | 754 |ONO 6 [Regen Sl O still bede | Vebersicht der Witterung.

Während das Minimum über dem Biscayschen Busen sich wenig verändert hat, ist dasjenige, wels gestern über Ost-Deutsc;land lag, nordwestwärts nach Bornholm fortgeschritten. In Deutscland ist bei {waer Luftbewegung das Wetter kübl, an der Küste trübe, im Binnenlande vielfah heiter. In Ost-Deutschland ist Regen gefallen. Auf der Strecke Hannover—Chemniy fanden Nachifröfte statt. Ile d’Aix hatte gestern Abend Gewitter.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Mittwoch: Opern- haus. 88. Vorstellung. Die Hochzeit des Figaro. Komische Oper in 4 Akten von Mozart. Text von Beaumarcais. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Scauipielhaus. 93. Vorstellung. Der Sturm. Fe Se in 5 Aufzügen von Shakespeare.

ach A. W. v. Swlegel's Ucberseßung. Musik von W. Taubert. Tanz von E Graeb In Scene gescht vom Direktor Dr. Otto Devrient Musikalische Direktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 89. Vorstellung, Der Troubadour. Oper in 4 Akten von Verdi. Text nah dem Italienishen des S. Camerano. (Leonore: Frl. Marli, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 94. Vorslelung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Slegel's E Musik von W. Taubert. Tanz von G. Graeb. Anfang 7 Uhr.

Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des

p

| | |

DUPRANTIQNIUTIARTIIO

—- p

l

NOOPRPRUNUI-Y

Kaisers und Königs und unter dem Patronat der Gräfin Széchényi, Gräfin Hohentha!, Gräfin Hohenay, Prinzeß Radziwill und Gräfin Vohna, wird am 19, April d J, Abends 7# Uhc, im Königlichen Schauspielhause eine Vorstellung zum Besten des hiesigen, unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden „Paul Gerhardt- Stiftes“, veranstaltet werden,

Zur Aufführung gelangen: Prolog von Georg von Hülsen. Lebende Bilder mit verbindender Musik, und zwar: 1) Im Atelier, 2) Maria Stuart, 3) La fête de la Châtelaine, 4) Othello und Des- demona, 5) Indisches Biid, 6) Ein Gnadengesuh bei dem Dogen, 7) Le Moulinet, 8) Gudrun, 9) Ulrich von Hutten. Das Stellen der Bilder haben die Herren: Professor Skarbina (Bild 1 und 7), Professor Ehrentraut (Biid 2 und 3), Pro- fessor Bécker (Bild 4, 6 und 9), Professor Friedrich (Bild 5), Hr. Heinrih Bürck (Bild 8) übernommen.

Sämmilite Darsteller gehören den Kreisen der Hofgesellschaft an.

Ortester : die Kapelle des 4. Garde-Regiments z. F., Dirigent Gustav Roßberg.

Preise der Pläye: Erster Nang Balkon und Loge, Parquet und Parquet-Loge 20 #6 Zweiter Rang Balkon und Loge 10 4 Die übrigen Pläße des Hauses bleiben unverkauft. Das Abonnement ist aufgehoben. Sämmtliche Dienmst- und Freipläße haben keine Gültigkeit ]

Die auf BVieeldungen reservirten Billets müssen Mittwoch, den 16. und Donnerstag, den 17. d., Vor- mitta,s von 10 bis 12 Uhr ven der für diesen Zweck besonders errichteten Kasse im Königlihen Sau- ane (Gingang von der Jägerstraße) abgeholt werden.

Der Verkauf aller übrigen Billets findet ebenda- selbst am Freitag, den 18. und Sonnabend, den 19, d, Vormittags von 10 bis 12 Uhr, fowie ev. an der Abendkasse statt. Die Villets tragen die Bezeichnung „Reservesatz.“

Deutsches Theater. Mittwoh: Die Stützen der Gesellschaft. Donnerstag: Ehrenschulden. Der Tartüff. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Zum Besten des Vereins „Berliner Presse“ und der „Genossenschaft deutsher Bühnen- angehöriger“: Zum 1. Male: Mein Leopold.

Berliner Theater. Mittwoch: Der Veilchen-

fresser. Donnerstag: Walleustein's Tod.

Freitag: 30. Abonnements-Vorstellung. Eva.

Lessing - Theater. Mittwoh: Laïs. Lust- spiel in 1 Akt von Emile Augier.« Deutsch von Karl Saar. Hierauf: Cyprienne. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Bühnenbearbeitung von Oscar Blumenthal.

Donnerstag: Zum 1. Male: Rabagas. Lust- spiel in 5 Akten von Victorien Sardou.

Freitag: Die Ehre.

Wallner-Theater. Mittwoch: 11. Gasispiel des Hrn. Wilhelm Knaack vom Carl-Theater in Wien. Z 11. M.: Die Bajadere. Schwank in 3 Akten nah dem Englischen des Fred Horner von Hermann Hirschel. Vorher; Jm Spätsommer. Lustspiel in 1 Akt von Meilhac und Halévy. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag und Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Pictoria-Theater. MittwoŸß: Zum 240. M.: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Mußk von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich - Wilhelmslädtishes Theater. Mittwoh: Zum 90, Male: Der arme F0- nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöter. In Scene geseßt von Julius Fritsche. Dirigent: Hr Kapellmeister Federmann, Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der arme Jonathau.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Miitwoh: Zum 67. Male: Marguise. Lustspiel in 3 Akten von Victorten Sardou. Deutsch von Robect Buchholz. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Marquise.

Kroll's Theater. Jtalienishe Opern-Saifson.

Mittwob: Geschlofsen. Donnerstag: Ernaui.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Mit gänzli neuer Ausstattung: Zum 47. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Mußk von E. Christiani und A. Wicher. Anfang Uhr.

Donnerstag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.

Mittwoh: Benefiz für Frl. Anna Hocke. Zum 34, Male: Ein fidcles Haus. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandeaen Idee von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. Anf. 7# Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. ;

Sonnabend: Bencfiz für Hrn. Ferdinand Mayer. Ein fidelcs Haus.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenersir 1ße 72.

Mittwoch: Zum 67. Male: Der GSoldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag, Dieselbe Vorstellung.

Urania, Invalidenstraße 57/62. Geöffnet von 12—11 Uhr. Mittwoch, um 7# Uhr: Hr. Archen- hold: Ueber den Mond.

Circus Renz, Karlstraße. Mittwoch, Abends 74 Uhr: Große außerordentlihe Vorstellung. Vor- führen der 12 arab. Schimmelhergste durch Hrn. Franz Renz. Austreten der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager, der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Großes Ritterturnier. Divertissement mit Tanz, Evoolutionen, Waffenspielen und Gruppi- rungen, ausgeführt vom gesammten Herren-Personal und den Damen vom Cotps de Ballet.

Donnerstag : Abschieds-Borstellung.

Concert-Anzeigen.

Sing-Akademie. Mittwoch, 16.April : Concert mit eigenen Kompositionen von Benno Horwißy. Anfang 8 Uhr.

Römischer Hof. Mittwoch, 16. April : Concert der Pianistin Katharine C. Linn. Anfang 72 Uhr.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse).

Karl Mevder - Concert. Mittwoch, 16. April : 11]. Lortzing- Abend unter gef. Mitw. von Fr. Betty Waibel. Arie a. d. Op. „Dex Waffenschmied®, gesungen v Fr. Waibel. Arie a d. Op. „Undine“, gesungen v. Fr. Waibel.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lucie Proske wit Hr. Apotheker Stenziger (Krappiß). Frl. Margarethe Griese mit Hrn. Kaufmann Albert Wäscher (Berlin). Frl. Clara Schchwcbell mit Hrn. Dr. Willy Fröhlih (Potsdam). Frl Karolina Voigt mit Hrn. Hugo Künneth (Magdeburg). Frl. Bertha Pirl mit Hrn. Wirihschaftsinspektor Hugo Pfleger (Kattern—Grebehwvitz). Frl. Cäcilie Müller mit Hrn. Kaufmann William Jahn (Chemniß). Frl Elsa Lücker mit Hrn. Hans Artmann (Düssel- dorf—Wien). Frl. Eleonore Joosten mit Hrn. Sulius Kroener (Köln a. Rh.—Stuttgart).

Verehelicht: Hr. Dr. Albrecht Emmerich mit Frl. Marie Hermanni (Mülheim a. d. Ruhr). Hr. Pr.-Lieutcnant Fürstner mit Frl. Hildegard Ruppreht (Nieder-Peilau—Schlö}fel),. Hr. Pfarrer Karl Neumaerker mit Frl. Martha Gelbe (Sundremda i. Thür. —Leipzig).— Hr. Reg.-Affsefsor Dr. jur. P. Conze mit Frl. Bertha Schmiewind (Elberfeld). Hr. Friedri Iven mit Frl. Ella Bade (Schwinkendorf). Hr. Max Staerk mit Frl. Luise Müller (Charlottenburg).

Geboren: Cin Sohn: Hrn. Reg.-Baumeister A. Herr (Berlin), Hrn. Karl Schilling (Berlin). Hrn. Dr. Pirig (Köln). Hrn. Paul Diebel (Chemnitz). Etne Tochter* Hrn. Pastor Mussacus (Thelkow). Hrn, Wilh. Raabe (Wismar).

Gestorben: Hr. Rentier Karl Bullrih (Berlin). Hr. Gutsbesiger Älbeit Dahlmann (Gehmken- dorf). Frau Senator Parow (Kröpelin), Frau Marie Brandt, geb. Möller (Rostock). Hr. Hofrath Leopold Brandes (Schwerin) Hr. Gutsbesitzer Johann Buchholz (Krone a. Br.) Hr Paul Richter (Leipzig). Hr. Julius Ma- lite (Berlin). Hr. Kaufmann Heinri Duvalt (Berlin).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: Verlag der Expedition (S ch olz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Neun Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage),

und die Jnhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent:

lichen fa (Kommanditgesellschafteu auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom S8. bis 12. April 1890.

Summe I—XV .. 7682| 26 916| 47 119 Prozent 7,11 25,391 40,2

19 719

j j

18,3) 20,1| 13,51 24,2 19,9) 11:61 1498| 1983| 192

91 382| 15 887| 26 066| 16 472 13 654| 21 353| 20 511 22 347] 25 004 23,1| 157 125 T6 41 8,0

Bemerkung. Die Zahlen für März und Juli 1889 sind den Anlagen Nr. 9 und 12 der „Denkschrift über die Untersuchung der Arbeiter- und Betriebsverhältnisse in den Steinkohlenbezirken“

|

16 796| 14 699] 8089| 4427| 3505| 107913| 106504/ 117211

entnommen, diejenigen für Januar 1890 beruhen auf besonderen amtlihen Erhebungen. Durchgängig sind dabei die Grubenbeamten und die jugendlihen Arbeiter nicht berücksichtigt.

Kunft und Wissenschaft.

Ueber die am 26. März d. F. in Köln abgehaltene 9. Jahre®s- versammlung der Gesellschaft für Nheinishe Geschicht s- kunde entnehmen wir dem Bericht des Vorsitzenden, Professors Höhlbaum, in Betreff der wissenschaftlichen Unterneh- mungen der Gesellschaft folgende Mittheilungen: Seit der leßten Jahresversammlung ist als 6. Publikation zur Ausgabe gelangt „Die Trierer Ada-Handshrift*, bearbeitet und herausgegeben von K. Menzel, P. Corßen, H. Janitschek, A. Schnütgen, F. Hettner, K. Lamprecht (mit 38 Tafeln). Gir den zweiten Band der Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts hat der Herausgeber seine Einzeluntersuhungen zu Ende geführt. Der Text der Urkunden dieses Bandes sowie das Register zu beiden Bänden sollen bis zum Herbst d. I. zum Abdruck fertig vorliegen. Nach Vollendung des Drucks wird der Einleitung ihre endgültige Gestalt gegeben werden. Die Indruk- legung des ersten Bandes der von dem Geheimen Justiz-Rath, Pro- fessor Dr. Loers geleiteten Herausgabe der „Rheinischen Weis- thümer“ ist durch einen Wechsel in der Person des Bearbeiters aufgehalten worden, doch ist begründete Hoffnung vorhanden, daß das ganze Manuskript für den ersten Band demnächst in den Dru gehen kann. Hr. Dr. P. Wagner, Königliher Archivar in Koblenz, war in der leßten Zeit für den Band thätig; reich- haltige Erläuterungen zu den einzelnen Weisthümern und werthvolle Beiträge zu den topographish-historishen Einleitungen für die einzelnen Gruppen konnte die fortçcesezte Forshung noch ermitteln. Die Vorarbeiten aus früheren Jahren werden die Bearbeitung der weiteren Bände von vornherein abkürzen, sodaß ein rasherer Fort- gang gesichert erscheint, um fo mehr, als die Heran- ziehung eines ständigen Hülfsarbeiters beschlossen worden ist, Die! ebenfalls von Prof. Dr. Loersch geleitete Bearbeitung der Aachener Stadtrehnungen ist weiter geförderi worden. Die Ausgabe der Urbare der Erzdiöcese Köln ist dur das Ableben des Bearbeiters, Professors Dr. Crecelius, zum Stillstand ge- kommen. Der Vorstand der Gesellschaft plant daher jetzt eine G e- fammt-Publikation der rheinishen Urbare, für welche die hinterlassenen Manuskripte verwerthet werden sollen. Der zu dem Buche Weinsberg von Professor Dr. Höhlbaum vorbereitete Erläuterungsband wird aus zwei Theilen bestehen. Der bereits dazu vorliegende umfängliche Stoff wird urkundlice Aufklärungen über die inneren Verhältnisse der Stadt Köln im 16. Jahrhundert sowie über ihre auswärtigen Beziehungen, namentlich zu den Niederlanden, enthalten. Von den Landtags-Akten der Herzogthümer Jülich- Berg, deren Herausgabe Prof. Dr. Ritter leitet und die Prof. Dr, von Below in Königsberg i. Pr. bearbeitet, hofft man bis zum Herbst d. I. einen größeren Abschnitt druckfertig machen zu können; der noch rück- ständige dritte Theil der Einleitung über die Anfänge der land- ständiichen Verfassung von Jülih-Berg sollte um Ostern bereits in Druck gegeben werden. Bezüglih der von Dr. Her- mann Keußen zur Bearbeitung übernommenen älteren Ma- trifeln der Universität Köln _(1389—1465 ) wird die íSndrucklegung des ersten umfangreichen Bandes noch in diesem Jahre zugesagt; die Register sind bereits vollständig hergestellt. Die Publikation soll niht den bloßen Abdruck dec Ma- trikeln bringen, sondern das Material für eine Gelehrtengeshichte des nordwestlichen Deutschland und der Niederlande bieten, Demgemäß rihtete ih das Studium des Bearbeiters vornehmlih auf die Er- läuterungen. Aus ten gedruckten Matrikeln von Erfurt, Heidelberg, Bologna sowie den späteren han hae Matrikeln der Kölner Universität selbs bis in das 16, Jahrhundert hinein hat Keußen einen reihen Stoff gesammelt und kritish gesichtet. Seine Forshun- gen werden daher den Benuter der Publikation in den Stand seten, die immatrikulirten Personen in ihrer späteren literarishen, wi}en- \chaftlihen und bürgerlihen Thätigkeit bis zu ihrem Ende zu verfol- gen. Die beigefügte statistische Uebersicht über die Herkunft der Stu- denten gewährt insbesondere einen lehrreihen Einblick in die Verbindungen der Universitäten und ihren Zusammenhang mit den

Niederlanden, vor Allem mit Utrecht. Für die Regesten der Erzbischöfe von Köln bis zum Jahre 1500 hat Professor Dr. Menzel sämmtliche in den Staatsarhivzen zu Düsseldorf und Münster befindlihe Original-Urkunden der Erzbischöfe aus dem 12. Jahr- hundert bearbeitet, Das ältcre Urkundenwesen bis zum Jahre 1100 ist weiter erforsht und die Zahl der Regesten aus älteren und neueren Werken vermehrt worden. Als Mitarbeiter wurde Dr. Richard Knipping gewonnen. Die Ausgabe der ältesten Urkunden der Rheinlande bis zum Jahre 1000 hat Professor Dr. Menzel durch Studien in Koblenz und in Trier gefördert. In dem Koblenzer Staatsarchiv sind die Originalurkunden des Erzstifts und des Domkapitels Trier, der Abtei S. Marximin, des Klosters Sancta Maria ad martyres in Trier und des Klosters Münstermaifeld bearbeitet ; die drei Exemplare des Balduineum und des Bullarium Romersdorfense find untersucht und ausgebeutet. In der Trierer Stadtbibliothek sind weitere Handschuiften, namentlich das Archivium Mazximianum, in 15 Bänden, dur(gearbeitet; die hier vorgefundenen Beschreibungen älterer z. Th. verlorener oder beshädigter Kaiser- urkunden erwiesen fich als werthvoll. Die Untersuchung des hier deponirten Diplomatarium Baldewini (aus dem Besiß des Grafen von Kesselstatt) ergab wichtige Resultate, Das Unternehmen der Herstellung eines ge\chichtlichen Atlasses der Rheinprovinz is im vergangenen Jahre von den Hrrn. Gymnasiallehrer Konstantin Schulteis in Bonn und Dr. Wil- helm Fabricius in Straßburg gefördert worden. Ihre Arbeiten zielten vor Allem auf die Zeichnung eines geographischen Bildes der Rheinlande im Jahre 1789, zu welhem Zweck sie die Königlichen Staatêarchive und die Landesbibliothek in Straßburg durhforscht haben, Die Sammlung des Materials für eine Edition der Zunft-Urkunden der Stadt Köln, welche, unter Leitung des Professors Dr. Höblbaum, Hr. Kandidat Caspar Keller in Köln vorbereitet, denkt man im Laufe des Sommers abschließen zu können, um dann an die Bearbeitung des {hon jet reihlich vorhandencn Stoffs beranzugehen. Als neues Unternehmen endlih hat der Vorstand der Gesellschaft die Herausgabe der „VitaKaroli Magni“ und der „Desecriptio“ über die Pilgerfahrt Karl’s des Großen nah Jerusalem beschlossen, welche ihm von Hrn. Dr. Gerhard Rauschen, Religionslehrer am Progymnasium zu Andernach, angetragen wurde. Die „Vita Karoli“ (aus dem Jaÿre 1166), welhe in s{chlechtem DruE bereits erschienen is, soll nach allen Handschriften fritisch geprüft, die „Descriptio“ (aus dem Ende des 11. Jahr- hunderts) aber überhaupt zum ersten Male veröffentliht werden, Beide Schriften sind besonders für die kulturgeshichtlihe Beleuchtung des 11. und 12, Jahrhunderts von Werth. Der Herausgeber will den Texten einen fortlaufenden Kommentar, sowie ferner einige Exkurse beigeben, in denen die Heiligsprehung Karl's d. Gr. und verwandte Fragen erörtert werden. Hr. Geh. Justiz-Rath, Prof. Dr. Loersh fügt dazu außerdem eine Beilage über Urkunden der Kaiser Frieèrih I. und Friedrich Il. für Aachen, Das Werk foll als 7. Publikation der Gesellschast gleih in den Druck gegeben werden.

Am Schluß der Versammlung berichtete Hr. Geh. Rath Loersch als Vorsißender der Kommission für die Denkmäler-Statistik der Rheinprovinz über deren Beschlüsse. Danach hat die Kom- mission Anfangs vorigen Jahres Hrn. Baumeister Wiethase in Köln fooptirt und will zunächst einen Kreis der Provinz na den früher festgestellten Grundsäßen in Angriff nehmen, um in Bezug auf die Kosten, den Umfang und die Ausstattung einer einzelnen Kreis- beshreibung zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen. Die Wahl ist auf den Kreis Kempen is weil die Zahl der in Betracht kommenden Orte und geshichtlichen Denkmäler dort nit übermäßig groß, andererseits aber für deren Beschreibung bisher nur wenig geschehen ist. Die Kommission hat die Theilnahme orts- fundiger Personen angeregt und die Anleitungen für die Mitarbeiter hergestellt. Unter Leitung des Hrn. Wiethase haben die Aufnahmen in den einzelnen Orten des Kreises Kempen bereits begonnen, und man hofft, fie noch im Laufe dieses Sommers beendigen zu können,

Literatur.

Die Städte - Ordnung für die sechs östlihen Provinzen der preußischen Monarchie vom 30, Mai 1853 und das Gesetz, betreffend die Verfassung und Ver- waltung der Städte, und Flecken in der Provinz Swhle8wig-Holstein vom 14. April 1869 mit deren Ergänzungen und Erläuterungen. Dritte Auflage. Be- arbeitet von L. Marcinowski, Geheimem Ober-Finanz-Rath zu Berlin, und E. Hoffmann, Rechtsanwalt und Stadtverordnetem zu Tangermünde. Berlin. Druck und Verlag von Georg Reimer. 1890. (Preis brosch. 8, geb. 9 4). Im Allgemeinen ist in der Eintheilung des Stoffs die bei den früheren Auflagen gewählte An- ordnung beibehalten, zur Erleichterung des Veberblicks aber der \chleswig-holsteinishen Städte:Ordnung eine gesonderte Stelle ein- geräumt. Die auf die Kreis- und Provinzialverfassung der betreffenden Provinzen bezüglichen Bestimmungen sind in dem Anhange in geeigneter DarsteUung zusammengefaßt, auch die inzwishen ergangenen, die Kommunalsteuer betreffenden Reichs- und Landesgesetze in vollständiger, namentlich auh die Rehtsprehung des Ober-Verwaltungsgerihts um- fassender Kommentirung in das Werk aufgenommen. Dieses hat auh noch eine wesentlihe Bereicherung des Stoffs dadur erfahren, daß in der Einleitung eine historishe Entwickelung der Städteverfassung gegeben wird, daß ferner die in die Gemeinde- verfassung hineingreifenden Bestimmungen der Reichs - Gewerbegesehz- gebung, der Reichs-Versicherungs- und der Militärgeseße zusammen- gestellt, endlich auch das Gesetz , betreffend die Anlegung und Ver- änderung von Straßen und Pläßen in Städten und länd- lihen Ortschaften, vom 2. Juli 1875 mit wvollständigem Kommentar Aufnahme gefunden hat. Auch eine vollständige Ueber- iht der gesezlihen und Verwaltungsvorschriften, betreffend die Ver- anlagung und Erhebung der direïten Staatsfteuern sowie der Wander- lagersteuer, ist, soweit die Stadtgemeinden hierbei in Betracht kommen, beigefügt. Die dem Anhange angeschlossene Uebersicht der Servis- klassen-Eintheilung der Orte im Königreich Preußen, wie sie zur Zeit in Gemäßheit der Bestimmungen des Reichsgeseßes vom 28. Mai 1887 besteht, ist eine erwünschte Beigabe, da die Kenntniß derselben vielfah in die kommunalen Verhältnisse eingreift. Das chronologisce Inhaltsverzeihniß und das umfafsende Sachregister erleihtern die Handhabung des Werks wesentlich.

__— Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nahrichtendienst, Mit 11 Abbildungen. Heidelberg. Carl Winter's Universitäts-Buchhandlung (1590). Der bewährte Brief- taubenzüchter, frühere Präsident und jetzige Ehren-Präsident des Straßburger Briestauben-Vereins, Dr. W. Roeder, hat in vor- liegendem Werkchen für die Wissmann-Expedition nah Deutsch-Afrika und den durch diese jeßt in größerer Ausdehnung einzuführenden Nachrichtendienst die beste Weise der Brieftaubenzüchtung und einen genauen, durch beigegebene Zeichnungen veranschaulihten Plan zur Einrichtung von Taubenhäusern und -Stationen, sowie das sicherste Ver- fahren bei Verschickung der beflügelten Postboten so kundig und vor- trefflich dargelegt, daß dasfelbe Hrn. Major Wissmann, dem es ge- widmet ist, und seiner Expedition bei der Ausgestaltung des Nach- rihtenwechsels gewiß gute Dienste leisten wird,

Das „Magazin für die Literatur des In- und Auslandes“ ist neuerdings in den Besiß der Hrrn. Dr. Alfred Stössel und Baron W. von Neiswit in Dresden übergegangen, deren ernstes Bestreben es, laut eigener Versicherung, sein wird, das bekannte Blatt auf der Höhe seines alten Rufes zu erhalten und ihm dur Gediegenheit des Gebotenen weitere Verbreitung zu sichern. Aus dem reihen Inhalt der am 5. April erschienenen Nummer 14 wollen wir nur folgende bemerkenswerthe Artikel hervorheben : Maximilian Harden, Die Freie Bühne in Berlin; Silesius, Von Richard Wagner zur Shakespeare-Bühne (Zeitbetrahtungen); Stempel, Erstaufführung Shakespeare'scher Dramen in Deutshland. Ferner enthält Nr. 14 die Ueberseßung einer sehr interessanten Novelle des ungarischen Dichs ters Balázs, die auch in weiteren Kreisen Beachtung verdient.