1890 / 97 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Gary DES T 4 po R E ir Pin orte t R I E e i an» Ta L ania T Ls e Li Mr De Mer. T ITE R E s t Pi d Sat daa ane: MCBSE - Q T. 0rA ‘e i Ma L unq P E “Cp au Fu: in S E e Da L L t e et E E Sr Ore t a2 iti; Wit

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gespielte Werk zeigt zwar in den Hauptsätzen einige bedenkliche Längen, ift jedoch im Adagio und besonders im Scberzo-Saß von reizvollster Wirkung. Frl. Linn spielte ihre Klavierpartie mit großer technisher Sicherheit und eingebendem Verständnik. Weicher und modtulationsfähiger Anschlag ift zugleih mit Energie in Aus- prägung des Rkbythmishen vereiniat; auch is der mäßige Gebrau des Pedals der Klarheit ihres Spiels sebr günstig. Die sehr begabte Künsilerin brate noch in einigen Klavierstücken von Bach - Raff, Chopin, Schumann, Moszkowski und Weber - Tausig die erwähnten Vorzüge zur Geltung und erntete von Seiten des leider nit sebr zablreih ershienenen Publifums sehr lebhafte Bei- fall8bezeugungen. Die jugendliwe Sopranistin Frl. Willard trug mit klanagavoller, nur noch nicht vollständig ausgebildeter Stimme mehrere Lieder vor. An der sehr gelungenen Ausführung der Trios batten sich die Hrrn, Grünfeld und Gregorowitsch betheiligt, Leßterer erfreute noch durch einige Violinvorträge, die gleih den übrigen künstlerishen Leistungen dieses Concerts allgemeine Aner- kennung fanden.

Mannigfaltiges.

Auf Beschluß der beiden städtishen Behörden ist zur Errichtung von Gedenktafeln für hervorragende Männer, welche in Berlin geroohnt haben und bier gestorben sind, eine bestimmte Summe in den Etat pro 1890/91 eingeseßt worden. Nah Bestimmung des Magistrats in seiner vorgestrigen Sißung soll die ausgeworfene Summe zur Verwendung gelangen behufs Anbringung eine: Gedenk- tafel an dem Hause Markgrafenstraße 17, zum Andenken an Franz Freiherrn von Gaudy, welcher bis zu seinem Tode in diesem Hause gewohnt hat, und einer Gedenktafel für Heinrich von Kl eift an dem Wohnhause desselben in der Taubenstraße. Ferner sollte eine Tafel für den Kammergerihts-Rath Ernst Wilhelm Hoff- mann (als Schriftsteller unter der Bezeihrung „E. T. A. Hoff- mann“ bekannt) an dem Hause Taubenstraße 31 ançebracht werden, Diese Tafel ift jedoch {on auf Kosten des Eioenthümers des be- treffenden Hauses angebracht worden, sodaß der Stadtgemeinde keine Kosten erwachsen.

er hiesige Samariterverein hat dieser Tage einen Unter- rihtskursus für Lehrer begonnen, der so zahlrei besucht ist, daß demnächst noch ein zweiter folgen sol, Der Kursus findet unter Leitung des Dr, Waßmund im Dorotheenstädtishen Realgym- nafium ftatt.

Die cchristlihen Jünglings8vereine und Vereine junger Männer zeigen in den leßten Jahren ein erheblihes Wad;8- thum. Im August 1888 kannte man, der „Soz. Corr.“ zufolge, in allen 5 Erdtheilen zusammen 3799 Vereine mit 325 624 Mitgltedern, und im Dezember 18389 {on 4042 Vereine mit 357 143 Mitgliedern. In Deutschland ist in derselben Zeit die Zahl der Vereine von 793 auf 844 und die Zahl ibrer Mitglieder von 35 752 auf 38 275 an- gewachsen. Am stärksten sind die Vereine in Nord-Amerika (195 456 Mitglieder) und Großbritannien (90 000).

Der Berliner Asvlverein für Obdachlose hielt vorretern Abend im Bürgersaal des Rathhauses seine 21. Jahresversammlung ab. Der Verein hat von seiner Begründung bis zum 1. d. M. ins- gesammt 2116 848 Obdachlosen Aufnahme in seinen Asylen gewährt und zwar 1 752514 Männern, 184 063 Frauen, 144788 Mädchen, 31 749 Kindern und 4456 Säuglingen. Im letzten Jahr speziell war die Frequenz im Männerasyl um %558 geringer, im Srauenasyl um 731 höher als Vorjahre. Die Gesammt- zahl der im leßten Jahre Nähtigenden betrug im Männer- asyl 106 760, im Frauenasyl 17 390, Die Zahl der Badenden stieg bei den Frauen von 1294 auf 1317, bei den Männern von 14 168 auf 25 725; legtere Zunahme ist der Einführung von Brausebädern zuzuschreiben, auch hat die Cinrihtung, daß jedem Badenden Seife verabfolgt wird, viel dazu beigetragen, die Frequenz der Bäder so be-

deutend zu erhöhen. Im ersten Vierteljahr des neuen Jahres suHten 26 766 das Männerafyl, 3887 das Frauenafyl auf. Von erfteren badeten 7494, von leßteren 308. Der Zudrang junger Mädchen hat abgenommen, was wobl der Mägdeherberge zuzuschreiben ist, welhe den jungen dienstlosen Mädchen auch Obdach während des Tages giebt. Der Arbeitsnachweis erzielt allmählih besseren Erfolg. Im Laufe des leßten Jahres wurde im Männerasyl 1607 Personen Arbeit ver- aft, und zwar 1139 Arbeitsleuten, 105 Kutshern und 3 Haus- dtenern, im Uebrigen aber Handwerkern und unter diesen wieder 153 Scbuhmachern, 119 Schneidern und 57 Tifchlern. Jm ersten Quartal dieses Jahres wurden nur 283 Personen in Arbeit gebraht. Von den Asylisten des Frauenasyls wurden im Jahre 1889 116, im ersten Quartal dieses Jahres 40 Beschäftigung zugewiesen. Die Einnahmen des Jahres 1889 beliefen fih auf 39811 Æ; darunter befinden sich 18792 M Beiträge der 2890 Mitglieder, 5885 einmalige Beiträze, 5641 M. Legate und Stif- tungen und 5641 A Zinscn. Verausaabt wurden 36 832 , und zwar 21 378 # für Unterhaltung des Männer-Asyls, 6859 4 für das Frauen-Asfyl, 2867 # für Bureau-Unkoften, 2364 M für Hypothcken- zinsen. Im neuen Jahr find bisher ca. 17 000 6 eingegangen, darunter 2100 Æ an Legaten und 3334 Æ an einmaligen Beiträgen. An Ver- mögen besißt der Verein z. Z. 400 336 4; seit seinem Bestehen hat er in8gesammt 992740 4 eingenommen und 592403 4 verausgabt.

Siegen, 15. April. Der „Rh -Weslf. Ztg.* zufolge hat Se. Majestät der Kaiser dem Kuratorium der Diesterweg:Stiftung in Berlin aus seiner Privatschatulle einen Betrag von 10000 Æ für das D iesterweg-Denkmal überwiesen.

München, 16. April. (Allg. Ztg.) Das bayerisGe National-Museum hat in den lezten Tagen zroei interessante Denkmale erworben. Das eine ist der romanishe Taufstein der Ulrichékirhe in Regenéburg aus dem 13. Jahrhundert, das andere ein steinernes Weihwasserbedckden von 1495, das ehemals auf einem Regensburger Friedhof stand. Der hohe pfeilerförmige Sotel des Bekens entbält eine Nishe mit Zugvorrichtung zur Aufnahme eines Armeseelenlihtes. Beide Stücke fanden einen würdigen Play in dem reizenden Garten des Museums, der durch Verbindung von

Natur und Kunft den Besucher so poctish und malerisch anmutket.

Bad Kissingen, 15, April. (A. Z.) Heute wurde hier das Aktien-Bade-Etablissement eröffnet Zum Gipfel des Finsterberges wird eine Fahrsiraße angeleat, welche si dur den Bellingshain hinzieht. Trotz der frühen Jahreszeit sind bis jetzt bereits 49 Badegäste angekommen.

_ Rappenau, 16. April, (Karlêr. Ztg.) Seit einigen Tagen wird Seitens kes Mannheimer Alterthumsvereins in Gemein- schaft mit dem Geheimen Hofrath Wagner an der Untersuchung von Grabhügeln im Freiherrlich von Gemmingen's{chen Walde gearbeitet. Mehrere Hügel sind geöffnet worden und haben inter- efsante ‘Ausbeute, Shmudstücke von Bronze, Bernstein und Glas sowie Gegenstände einer Pferde Ausrüstung geliefert. Die Ausgrabung joll noch fortgesc§ßt werden.

Hamburg Das Hamburger Hülfscomité für deutsche Seemannsmission in auswärtigen Häfen erläßt soeben einen Aufruf, dem die „Hamb, Börsenhalle“ das Nachstehende entnimmt: „Die in englishen Häfen begonnenen Arbeiten, welche unsere Seeleute vor Uebervortheilung und \{chlechter Gesellschaft \{üten und für ihr leiblihes und geistlihes Wohl durch bewährte Einrichtungen sorgen, werden immer mehr von den Matrosen unserer Han- delsflotte dankbar anerkannt. Das Séeemannsheim in Cardiff mit 20 Betten, das in South - Shields, für dessen Begründung vor einem Jahce der Hohe Senat eine Beihülfe von 2000 M gewährt hat, sowie die an 4 Orten bestehenden Lesezimmer, in

deren die Seeleute ihre freie Zeit zubringen können, werden in einer alle Erwartungen befriedigenden Weise benußt; gute Lektüre wird in Lesemappen an Bord gegeben. Ein vortrefflihes neues Andahtsbuch für Seeleute findet weite Verbreitung, Adreßkarten für die deutshe See- mannsmission werden Jedem gegeben, der in See geht. Die sür die Seemannsmission Angestellten fabren fort, mit gutem Erfolg Besuche auf den Schiffen zu maten (auf 1300 Swhiffen sind 4400 Besuche gemat), und es gelingt ihnen in vielen Fällen, unerfahrene junge Seeleute vor Verführung und Ausfaugung dur habgierige Logier- wirt!he und ihre Helfer und Helferinnen zu \{üßzen. Gesunden und Kranken wird vielfach Beistand geleistet; die Einladungen zu den S'ottesdiensten für Seeleute finden oft freundlihe Beachtung. Zu den vom General-Comité für Seemannsmission in England und Wales, in Sunderland, Hartlepool, Middlesborougb, South-Shields, Liver- pool und zu den von den vereinigten deutschen lutherishen Vereinen für innere Mission mit dem Vorort Hannover im Bristol Kanal getroffenen Einrichtungen it nun auch ein Seemannsheim in London gekommen. Seemannsmission wird au in Kurzem in der Kapstadt eröffnet werden. Hamburg als erste Seestadt des Deutschen Reichs wird gewiß nit zurückstehen wollen, sondern dics nützliche Unter- nehmen durch Beiträge unterstüßen. Von den genannten Vereinen aufs Dringendste gebeten, wenden wir uns vertrauensvoll an alle für die deutshe Seefahrt sih Interessirenden, besonders die Herren Rheder Hamburgs, in deren Interesse es liegt, der Demoralisation und Desertion der Seeleute im Auslande vorzubeugen, und bitten der guten Sate ihre Sympathie zuzuwenden. Beiträge können per Bank an die „Hamburger Filiale der deutshen Bank“ für „Deutshe Secmanns8mission" oder per Kasse an die Herren H. Fölsch, Hermannstraß: 50. Kassirer, Pastor Lindner, St. Georg, Bleicherstraße 8, Rud. Lorertzen, Pinnasberg 32, R. Rettich, Neuer- wall 7, Hauptpa2stor Dr Röpe, JIakobikirhzof 13 und Pastor Wey:nann, Harvestehude gezahlt werden.“

JIohannisbad im böhmischen Riesengebirge. Die Eröffnung der Badesaifon dürfte in vier Wochen stattfinden. In den Restaurants und Villen regen fih {hon die Hände, um alles für den Empfang der Kurgäste bis zum Eröffnungstermin 15. Mai fertigzuftellen. Die Zahl der Wohnungen für Kurgäste erfuhr wieder eine Vermehrung; Anlagen, Wege und Pläße wurden in den beslen Stand verseßt. Zu dem Bau der von öfterreihisher Seite aus auf die Scneekoppe projcktirten Zahnratbahn wird es \{werlich kommen, da der bedeutendste Besißer jener Strecke, über welhe die Bahn gehen foll, bei der jüngst in Trautenau stattgefundenen Kommissions- verbandlung gegen das Projekt Einwendungen erhob. Dagegen aber wird Iohbannisbad noch im Laufe dieses Jahres eine neue Trink- wasser-Hochquellenleitung erhalten. Jn der vorjährigen Saison war Iohannisbad von circa 3000 Kurgäften besucht.

Paris, 19. April. (W. T. B.) Das Schwurgericht der Seine hat den Herausgeber eines anarchistischen Wochen- blattes wegen Aufreizung zu Mord und Plünderung an- läßlih des 1. Mai zu 15 Monat Gefängnißstrafe und 2000 Fres. Geldbuße verurtheilt.

_Kairo, 18. April. (R. B.) Die Regierung hat im Ein- verständniß mit den General-Konsuln der auswärtigen Mächte in ganz Egypten die Spielsäle aufgehoben, nahdem auc der griehische Konsul, welcher gegen die S(ließung ter griehis{chen Säle Einspruch erhoben hatte, endgültig der Schließung der Spielsäle aller Nationalitäten zugestimmt hat. Der „Turf-Club* beschloß heute, das Baccarat-Spiel zu verbieten, und man erwartet, daß Seitens des „Club Khedivial“ das Gleiche ge\{ehen werde.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

E E R R R E E S E C S E G G

Wetterbericht vom 19, April, Morgens 8 Uhr.

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Stationen.

W. Taubert.

Bar. auf 0 Gr

a. d. Meeres\p. red in Millim.

Wind. Wetter.

Temperatur in 9 Celsius

Mallaghmore| 7 Uoerdeen. :| 763 Christiansund | 764 Kopenhagen . | 7: 3 bedeckt Stockholm . | 763 | 6 wolkig Haparanda . | 771 O 1 wolkenlos St. Petersbrg.| 766 | 2 bedeckt Mcoetau., | 769 1 bedeckt Cork, Queens- | | own ,.,| 160 |ONOD _ 2ibedeckt Cherbourg . | 758 |NNO 5 Nebel O O S 3 bedeckt | (94 [D 4 wolkig Hamburg . . | 7592 |NNO 3 Regen!) Swinemünde | 752 |NO 1\Nebel N-ufahrwasser| 752 |\SSO 2|bedeck12 Memel. | 756 D 4 bededckt i 754 [NNW 3 bedeckt [|° O2 Nt 2 Regen Karlsruhe. . | 754 |SW 2/bedeckt Wiesbaden . | 753 till bedeckt 756 SW 4sbedeck13) 754 SW 2wolkig | 792 |SW 3 Regent) i (99 [D 1\teiter Breslau. .. |_ 754 |S 3\wolfenlos Zle dix. . | 758 |\NW A4sbedeckt M, T6 D 2'halb bed. Drn... O |DEO LIbededt

1) Na@ts anhalt, Regen. 2?) Nachts Regen. 3) Nachts etwas Regen. 4) Nachts anhalt. Regen.

Vebersicht der Witterung.

__Das barometrische Minimum, welches gestern über Thüringen lag, ist mit abnehmender Tiefe

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5 wolkig 2 bededt 3 wolkenlos

Montag:

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westdeutschen Küste fort, während an der ostdeutschen

ist in Central-Europa trübe und vielfa regneris{. Die Temperatur if in Deutshland im Nordosten estiegen, im Uebrigen im Durchschnitt etwas ge- allen. In Rügenwaldermünde, Grünberg und Fried- richshafen fanden Gewitter statt.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Sonntag: Opern- | band. haus, 92, Vorstellung. Othello, Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Tert von Arrigo Boito.

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ür die deutshe Bühne übertragen von Max Kalbeck. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Tetlaff Dirigent: Kapellmeister Sucher. 2 a, Â E

auber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. C Nach A. W. v. St{legel’s Uebersezung. Musik von Anfang 7# Uhr. ] Tanz von E. Graeb In Scene geseßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Musßikalische Direktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr.

Rib Lie Mes Das äthcheun von Heilbronn. Romant!she Oper in | ugthan. : :

4 Akten von Carl Reinthaler. Text frei nach H. rig 09 200A ao von ug EREREans von Kleist's gleihnamigem Se Bulthaupt. Anfang 7 Uhr.

Swauspielhaus. e Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare, Nach A. W. v. SWkegel's T, Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb.

Dienstag: Opernhaus. 94. Vorstellung. Don | burg. Juan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Mozart. Tert von Daponte.

Schauspielhaus. Lise. Schauspiel in 5 Aufzügen von Hermann Hersch. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag: Mein Leopold.

Montag: Krieg im Frieden. Dienstag: Mein Leopold. Mittwoh: Göß von Berlichingen.

Berliner Theater. Sonntag: Eva. Montag: Uriel Acofta. Dienstag: Die wilde Jagd.

Lessing - Theater. Lustspiel in 5 Akten von Victorien Sardou.

Montag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Dienstag: Rabagas.

Victoria-Theater. Sonntag:

: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern Anfang 7 Uhr. | n Alex. Mos;kowski und Richard Nathanson.

Zum 244, M.: Concert-Anzeigen.

Röômischer Hof. Montag, 21. April : Zweites

9%. Vorstellung. Der Sturm. | 95. oon C. A Raida. Ballet von C. Severini. | Concert von Dora Sellini (Mezzo-Sopran) unter

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag:

Schauspiel von H,

97. Vorstellung. Der Sturm.

Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr.

98, Vorstellung. Die Annua-

Sgra. Prevosti.) Anfang 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater.

und A. Wicher. Anfang 7 Uhr.

Central-Theater.

Sonntag: Rabagas. E mit Gesang in 4 Akten

G, Steffens. Anfang 7# Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommergarten ift geöffnet.

Urania, Invalidenstraße 57/62. 3—11 Vhr. schichte der Urwelt.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Triedrich - Wilhelmslädtishes Theater. Marl A e Uer, Zum 94, Male: Der arme Jo- | Abends 6x Uhr: Gesellscafts-Abend.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- rg. Sonntag: Zum 71, Male: Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deuts von Robert Buchholz. Anfang 74 Uhr.

Montag u. folg. Tage: Marquise.

Kroll's Theater. FJialienishe Opern-Saison. Sonntag: Lucia di Lammermoor. (Lucia:

Montag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Virektion: Emil Thomas,

Sonntag: Vorleßte Sonntags - Vorstellung in dieser Saison. Zum 38. Male: Ein fideles Haus. nah einer vor- andenen Idee von W. Mannstädt.

Mittwoh: Laïs, Lustspiel in 1 Akt von Emile | ¿g N98: Sie ti Frl. Grethe Gallus. Zum

nordostwärts nah der Odermündung fortgeschritten. | 3y5; ierauf : tor t Die frischen nordöstlihen Winde dauern an der e S I Séauspiel in 3 Akten

die Winde {wächer geworden sind. Das Wetter T ea B A Lustspiel in 4 Akten

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Sountag: Z. 71. M: Der Goldfuchs. Gesangs- posfse in 4 h ris von ALLGN FEr opt und Leopold Ely. Wallner-Theater. Sonntag: Zum 2. Male: S ite Be 74a AOOh, M n Rigobert. Posse in 3 Akten na dem Franzö- sischen der Grenet-Dancourt u. Burone von Hans Ritter. Vorher: Zum 2. Male: Das Arm- | 73. Male: Der Goldfuchs. R E T | aud. Schwank in 1 Akt nah einer vorhand nen

Pie von Friß Mai und Franz Guthery. Anfang r. Montag u. folg. Tage: Rigobert. Das UArm-

Dienstag: Benefiz für Marie Reichardt. Zum

Sonntag, um 7+ Uhr:

gef. Mitwirk. der A Fel. Stella Naht und des Violinisten Hrn. Hemy Berény. Anfang 74 Uhr.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bil'e) Vorleßter Sonntag,

Montag, Abends 75 Uhr: Letter Beethoven-

/ Musik von Carl Millöcker. | Abend. In Scene geseßt von Julius Frißsche. Dirigent: T Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Montag: Der arme Jonathan.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Helene Greßler mit Hr. Gustav Rieseler (Leipzig —Burg b. Magdeburg). Frl. Olga Thiel mit Hrn. Dr. Friß Kranß (Berlin— Bonn). Frl. Anna Kroker mit Hrn. Kaufmann Hugo Schôn (Berlin). Frl. Johanna Beer mit Hrn. Thomas Bing (RostoX—Hofheim im Taunus). Frl. Mathilde Hilgers mit Hrn. Hans Hiedemann (Köln). Frl. Auguste Ewers mit Hrn. Gutsbesißer Franz Richart-Willmes (Küstelberg i. W.—Oberfleckenberg i. W.). Fr. Rosa Brüggemann, geb. Lochner, mit Hrn. Major Hans Ferno (Aawen—Bonn). —= Frl, Emma Krause mit Hrn. Lehrer Robert Eigner (Inster- burg—Königsberg).

Marquise.

Sonntag: Mit | ; Df 9 ; ¿Silb eie Aae ines. A bi Maler Dex Verehelicht: Hr. Amtsrichter Klemens Raestrup

Nautilus. Großes Ausftattungsftück mit Gesang E und Tanz tri 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Mußk von E. Christiani

mit Fr[. Thereshen Gentrup (Lichtenau i. W.— Ostenfelde i. W.). Hr. Eugen Seger mit Frl. Klara Zander (Magdeburg). Hr. Leo Brocker mit Frl. Maria Storme (Krefeld). Hr. Christian Schneider mit Frl. Selma Effenberger (Rhein- breitbach— Chrenfeld), Hr. Hugo Dietert mit Frl, Franziska Anika (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Grafen Albreht v. Pfeil (Leob\{chüt). Hrn. Rob. Engel (Roftock). Hrn. Alex Kersten (9rees). Hrn. Heinrih Hennewig (Rekling- hausen). Hrn. Polizei-Lieut. Emil Schade (Berlin). Hrn. Gustav Glinicke (Berlin). Eine Tohter: Hrn. Amtsrihter Heygster (Fishbausen). Hrn. Max Kind (Leipzig). Hrn. Polizeirath Dr. Berger (Leipzig). Hrn. Max Moench (Breslau).

Gestorben: Hr. Rentier Wilh. Eduard Bößow (Berlin). Hr. Kanzleirath Louis Schumann (Berlin). Hr. Julius Schmidt (Berlin). Hr. Rentier Friedrih Adolph Schröder (Berlin). Hr. Kaufmann Oito Brandt (Berlin). Hr. Gymnasial-Oberlehrer Theodor Duda (Brieg). Frau Friederike Mewes, geb. Biemann (Roîtock).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: Verlag der Expedition (So lz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen {einschließlick Börsen-Beilage).

Musik von

Geöffnet von Die Ge-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 T

Berlin, Sonnabend, den 19. April

1890,

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Yarlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gesirigen (43.) Sißung des Hauses. der Abgeordneten. Fortseßung der dritten Berathung des Gesegeniwurfs, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etats für das Fahr 1890/91, und zwar des Etats des Ministeriums der geist- lichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegen-

eiten 9 Abg. Dr, Windthorst: Dem Minister und dem Grafen Limburg-Stirum muß ih nahrühmen, daß sie Beide sehr sachlich und versöhnlih gesprochen haben. Was der Minister über die Jnitiative der Volksvertretung gesagt hat, ist weder kon- stitutionell geboten, noch auch nur wünschenswerth. Aber ih verstehe den Minister recht wohl. Er will es gern so lassen, wie es ist, und es wird so bleiben, wenn wir die Jnitiative ergriffen, da nach seiner Meinung alle die Herren um uns auf seinen Wink unsere Anträge einfa ablehnen würden. Diese große Barrière richtet er gegen unsere rFnitiativanträge von vornherein auf. Fch muß Fhnen sagen, Herr Minister, daß es mich in höchstem Grade betrübt, daß gerade Sie so etwas thun und gerade Sie sih weigern, die nöthigen Vorlagen auszuarbeiten. Wozu geben wir denn Jhnen und Jhren Räthen das Geld? Die Dinge können ver- ständig nur fo geordnet werden, daß man die Einseßung einer Kommission veranlaßt, zu welcher auch die kirhlihen Ocgane gehören und an der Detailberathung mit theilnehnmien. Sonst find die Bemerkungen des Ministers nichts als Hohn! Jh würde übrigens auch felbst bereit sein, einen Entwurf zu machen, der vor dem Staate und vor dem Landtage auch bettehen kann, wenn der Herr Minister mir die Vertretung an seinem Tische überlassen will. Jch hebe dies hervor, weil es tief eingreift in die Stellung der Regierung zur Volksvertretung. Der Abg. Graf zu Limburg-Stirum sagt, der Kulturkampf if nicht von einzelnen Menschen, sondern von elementaren Gewalten gemacht worden, er hat dies ohne festere Begründung als Behauptung aufgestelt. Für mich ist es ein Klang ohne Fnhalt. Vielleicht war es eine Epohe der deutshen Entwickelung; als die Katholiken in Deutschland die Majorität hatten, wurde festgeseßt das corpus evangelicorum und das corpus catholicorum, Fn Religionssahen konnte die Minorität niemals durch die Majorität überstimmt werden. Als die Evangelischen die Majorität erhielten, glaubten fie die Katholiken unterdrücken zu können und soweit fie das nicht konnten, wollten fie eine Nationalkirhe machen. Den Kulturkampf hat Fürst Bismarck begonnen, soweit er beendet ist, hat ihn Fürst Bismarck beendet, er allein; denn nur er hatte die Macht dazu, alle widerstrebenden Elemente zu überwinden. Jch freue mich, Gelegenheit zu haben, dem Fürsten Bismark für das Wiedergutmachen meinen herz- lihen Dank auszusprechen, und ih hoffe, daß sein Nach- folger das gut begonnene Werk aufnehmen und der Kultus- Minister ihm dabei die Hülfe leisten wird, die er dem Fürsten Bismarck geleistet hat. Jch komme nun zu den Einzelheiten. Was die Vertretung der katholishen FJnteressen betrifft, so müßten wir eigentlich 2 Kultus-Minister, einen katholischen und einen evangelischen haben. Fa, warum wollen Sie mich nicht zum Kultus-Minister haben? Jch habe ja auch in Hannover viel mit kirchlichen Angelegenheiten zu thun gehabt. Die Katholiken in Hannover sind troy ihrer Minderheit stets mit Gerechtigkeit und Wohlwollen behandelt worden, das ist der Unterschied zwishen Hannover und Preußen. Es ist nicht einerlei, wer die Sachen bearbeitet. Wir sind ebenso flug, ebenso redlih, wir können ebensoviel leisten wie Jhr, das ist genug! Katholische Räthe müssen zunächst in ge- nügender Zahl in einer Abtheilung die katholischen Sachen bearbeiten. Ohne die Aufhebung der katholishen Abtheilung wäre der Kulturkampf unmöglih gewesen. Jh wußte ja, daß der Minister sagen würde, er sei für alle diese Sachen verantwortlich. Das ist für mich ein leerer Schall. Ein Mann, der so viel zu arbeiten hat, kann die Sachen nicht kennen, und wenn er sie kennt, kann er sie nit approfon- diren, Es ist eine reine Fiktion, zu glauben, daß der Minister alles verantwortet. Nein, der Ministerial-Direïtor macht die Dinge, nicht er; er giebt höhsftens ganz allgemein die Direktion. Jn allen wesentli katholishen Dingen wird ein katholischer Rath gehört, sagt der Minister. Was heißt gehört“, was heißt „wesentlih fkatholisch“? Es wird vielfa von der Förderung des Studiums innerhalb Deutschlands bei den jungen Klerikern dispensirt, sagt der Minister. Das ist es ja eben; wir wollen niht abhängen von einem Dispens, wir wollen ein Recht, wie die Evangelischen es haben. Nach den Ausführungen des Ministers bezüglich des Einspruchsrechts stelle ih fest, daß es damit genau so liegt, wie ih behauptet habe. J hatte ja angekündigt, daß ih die Sache hier wieder vor- bringen würde; da hätte man doch mit dem Minister des Aus- wärtigen konferiren müssen, und warum ist denn der Minister des Auswärtigen überhaupt niht gegenwärtig? Es wäre doch

sehc wünschenswerth, wenn er hier wäre, um sih zu infor-

miren; von den Verhandlungen hierüber wird es do wesent- lih abhängen, ob wir auf dem Gebiet der Verständigung vorwärts kommen odec niht. Wegen des Schulaufsichtsgeseßes sprehen wir uns bei meinem Schulantrag. Was das Sperr- geseß betrifft, so danke ih dem Minister für die gegebene Erklärung. Möge es endlih kommen in einer nah Fn- halt und Form uns zusagenden Gestalt. Die alt- katholishen Dinge haben sich gewiß bei uns etwas anders entwidckelt, als in Bayern, aber dort wie hier hat man die AÄltkatholiken als Mitglieder der fkatho- lishen Kirche behandelt. Das Altkatholikengesey widerspricht durchaus dem Gerectigkeitsgefühl. Nur die Kirche kann sagen, was zu ihr gehört, niht der Staat. Die Regierung thäte wohl, in dieser Hinsicht uns nicht zu viel Widerstand zu leisten, Sieht sie denn nit in der evangelischen Kirche die a Bestrebungen, deren Vertreter auf Grund des [tkatholikengeseßes behandelt zu werden verlangen! Wie will der Minister das der evangelischen Kirche gegenüber ver- aniworten ? Auf die Verfassungsfrage hat der Minister t nicht eingelassen, Die Verfassungsartikel müssen wieder-

hergestellt werden, sie find die Basis des Vertrauens der Katholiken in Preußen. War Mt mem. Baupliwed, Der lag in. der. AUf- zählung der Beschwerden, die ih vorgebracht habe, damit man überall wisse, woher es kommt, daß unserer gemeinsamen Arbeit immerfort durch bureaukratische Spißfindigkeit Hinder- nisse bereitet werden. Sie zeigen uns fortwährend Mißtrauen, wo allein Vertrauen neue Kraft und neue Eintracht herbei- führen kann. Man soll doch nit so ängstlih dur Landräthe und Bürgermeister abwägen lassen, ob nicht eine Schwester mehr oder weniger einen Kranken mehr oder weniger pflegen darf. Lesen Sie die Evangelien, da finden Sie nichts von dieser Aengstlihkeit, und vor dem Kulturkampf war sie auG nicht vorhanden. Ob die Kapuziner in Mainz, Koblenz oder Köln sißen, das sollte doch der leitenden Macht Deutschlands einerlei sein. Sie treiben hier eine kleinliche Politik. Binden Sie die Kirche ferner an Händen und Füßen, entziehen Sie ihr ihre Organe, dann müssen Sie sih nicht wundern, daß wir nicht leisten können, was wir sonst leisten würden, und was zu leisten auch in Jhrem Jnteresse liegt. Alle weltlichen Maßregeln werden vergeblich sein; die Freiheit der Kirche und eine hristliche Squle ift die einzige Remedur gegen die Leiden der Zeit. Wollen Sie das niht, nun so mögen Sie die Leiden der Zeit in Gottes Namen über sich ergehen lassen.

Abg. Dr, von Stablewsfki kommt auf die zweite Lesung zurück und hebt hervor, daß die Behauptung des Kultus- Ministers, daß in Posen die Deutschkatholiken nur mit Dispens eine Trauung oder Taufe in deutscher Sprache erhalten können, vollständig unrichtig sei, wie die Erklärung der Pfarrer von der Franziskanerkirhe beweise. Ueberhaupt seien die Jnfor- mationen des Ministers vielfach unrichtig gewesen, und er be- daure, daß der Reichskanzler heute niht anwesend sei, damit er auch der polnishen Frage seine Aufmerksamkeit zuwenden fônne. Der Reichskanzler könnte dann sehen, wie das Vor- gehen der Behörden einen immer tieferen Spalt zwischen der Bevölkerung und der Regierung öffnet, namentlih bdurch die Unterdrückung des Religionsunterrihts in der Muitersprahe. Von Ordensniederlassungen ist keine einzige bei uns gestattet worden; jedenfalls ist auch das lediglih den falshen Jnformationen des Ministers zuzuschreiben. Die Zeitungen bringen die Nachricht, daß am Gymnasium in Posen der Unterricht in der polnischen Literaturgeschichte be- seitigt und für den Unterricht in der polnischen Sprache ein Bug eingeführt ist, welches bisher nur in Elementarschulen benußt worden ist, Eine solche Vernachlässigung des Pol- nischen ist doch für die Provinz Posen sehr bedauerlich.

Abg. Johannsen: Der Kultus-Minister hat einen Schul- inspektor, über welhen ih Beschwerde geführt habe, als einen verdienten Mann hingestellt. Dieser verdiente Mann, der Prediger Pries, steht in einem sehr s{chlechten Verhältniß zu seiner Gemeinde, sodaß die Gemeinde fast einstimmig das Konsistorium um seine Abberufung gebeten hat. Freilich ist diese Bitte abschlägig beschieden morden. Ein anderer Predi- ger, der in seiner Gemeinde sehr angesehen ist, ist wegen Be- leidigung des Viinisters zu Gefängnißstrafe verurtheilt worden.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr, von Goßler:

Meine Herren! Ih verzihte darauf, zu diskutiren, ob ih richtig gehandelt habe oder nicht. Mir ift es au ganz gleichgültig, ob der derr Abgeordnete spricht oder die Steine schreien läßt. Weshalb ich ier das Wort ergreife, ift lediglih, um diese Anzapfung gegen ver- schiedene Beamte zurückzuweisen, Ich kann den Herrn Vorredner nur bitten, daß er Alles, was er gesagt hat, drucken läßt, damit die ordent- lien Gerichte darüber entscheiden. Diesen Vergleich mit den beiden Stellen, die bier angeführt sind, überlasse ih ihm natürlich. Ich fann nicht dafür, wenn das Geriht den Mann zu Gefängniß ver- urtheilt. Was ich aber gethan habe, das will ih au hier vectreten. Ich halte es heutzutage für die Aufgabe eines jeden Geistlihen, mag er ciner Konfession angehören, welcher er will, ih dieses Maß von Selbstbeschränkung aufzuerlegen, welches er der Welt und der Obrig- keit schuldig ist, auch in Bezug auf seine Religion. Ich kann mir nicht gefallen lassen, der ich nicht aus freien Stüden auf meiner Stelle stehe, sondern ausdrücklich auf Befehl Sr. Majestät, und alle die Funktionen, die ich wahrzunehmen habe und die in dem komplizirten Verhältniß eines Kultus - Ministers liegen, auf Grund dessen vornehme, daß cin Geistlicher, fei es der evan- gelischen oder einer sonstigen Kirhe, si hinstelt und mich mit Be leidigungen überschüttet, Mir persönlih ift es ganz egal, ob mi Jemand beschimpft oder nicht, aber es ist nit egal, ob mich Jemand in meinem Amte beschimpft, das kann ich meinem König und dem Staate gegenüber nit dulden, Darum bin ih einges@ritten. Vir thut es leid, daß es dahin gekommen ift, aber die Folgen davon fümmern mih nicht. Diese Parallele, die Sie daran knüpfen, über- lasse ich Ihnen; mir ist das gleihgültig, das mögen Sie mit Ihren nord\{chletwigshen Herren abmachen. : : i

Da ich nun einmal sprehe, so gestatte ih mir noch auf eine Bemerkung zurück;ukommen, die der Hr. Abg. von Stablewski gemacht hat. Die Rede war in der Hauptsache niht an, mich gerichtet, sondern an den Herren Minister-Präsi- denten, dérselbe wird ja davon Kenntniß nehmen. Ich habe, was die Franziskanerkirhe anbetrifft, sofort în Folge der Diskussion, welche stattgefunden hat, den Ober-Präsidenten zum Bericht auf- gcfordert, Der Bericht ist noch nicht materiell erstattet, er hat nur einen vorläufigen Bericht eingereicht. Aber ih glaube, daß doch sehr viel von dem bestehen bleiben wird, was ih gesagt habe. Indessen ich darf wohl daraa erinnern, meine Herren: Wie es den deutschen Katholiken in der Provinz Posen ergangen ist, wissen Sie doch alle. Die Zahl der Bamberger z. V. betrug in den fünfziger Jahren einige Tausend, die sprachen alle deutsch, die Schulen waren alle deuts; heute spricht kaum noch ciner in der Familie ein Wort deutsch, und zwar auf Grund der Amtshandlungen, welck@e die Geistlichen der Stadt Posen, denen fie überwiesen waren, vorgenommen haben. Es ift vorgekommen und ist erwiesen, daß in Hunderten von Fällen die Aus- stelung der Taufscheine in polnischer, mindestens in lateinischer Spra&e erfolgt ist, daß die Ueberseßung der Namen aus dem Deutschen ins Polnische erfolgt ist. Und auf die Weise ist eine Be- völkerung, welche sh noch heute dur eine urdeutshe Tracht aus- zeihnet, vollkommen polonisirt worden. Das ist au eine Geschichte. Ich habe die Verlesung des Herrn Abgeordneten nicht vollständig ge- hört, was ih aber davon gehört habe, das, glaube ih, ift eine Ur- kunde, auf welher die Staatsverwaltung und die deutschen Katholiken in Posen fußen werden. In der Sl lebinia, wenn ih es recht ver- standen habe, danke ich es dem Herrn Vorredner, daß jeßt Farbe bekannt wird, daß die Herren ihre Verpflihtung, welhe sie

Die Erörterung der Ordensfrage |

den deutschen Katkboliken gegenüber haben, anerkannt haben. Ih

werde die nothwendigen Konsequenzen daraus ziehen.

Was die Frage mit den Orden betrifft, so ist es richtig, daß - eine Reihe von Wiederzulassungen abgelehnt worden sind. Die Herren haben ja die Verbältniffe bier kennen gelernt, als wir über die Rückgabe des Vermögens verhandelten; da ift über die Philippiner in eingehender Weise hier gesprowen worden. Also darauf möchte ich mich beziehen. Mit welhen S@wierigkeiten da die Verwaltung zu kämpfen hat, ersehen Sie aus einem sehr schlagen- den Falle. Ich habe hier wiederholt früher vorgetragen, daß die Vinzentinerinnen in Kulm eine Thätigkeit entwickeln, die weder nah nationaler, noch nach christlich-chazitativer Seite cinwandsfrei ist. Aus der neueren Zeit z. B, wo die Staatsverœaltung immer in die Lage gedrängt ‘wird, als friedlihe Partei sich be- andeln laffen müsen, - habea wir ruhig die Vinzentinerinnen walten lassen in einer Krarkenanstalt in Zduny In der Näbe jener Krankenanstalt liegt eine Waisenan|talt. Bekanntlich muß nach der Gesetzgebung cin Orden, wenn er ein Waisenhaus über- nehmen will, Genehmigung dazu haben; diese haben die Damen natürli nicht nachgesuct, sie haben heimlich eine Thür durchgebrochen und die Verpflegung und Unterhaltung der Waisen selbft in die Hand genommen. : :

Meine Herren, das sind Zustände, die wirklich überaus unerfreu- li sind, und ih bin neugierig zu hören, ob diese Thatsache abgelehnt wird. Nah meinem Wissen haben wir durchaus nicht irgendwie der Errichtung von Niederlassungen in der Provinz Posen widerstritten ; im (& egentheil, ich cntsinne mi, daß ih mit dem früheren Vikar Fürsten Radziwill dringend dahin gestrebt habe, daß eine Ordens- thätigfkeit si entfalte, welche nicht dieser Vorwurf der Entnationalisirung trifft. Prinz Radziwill war derjenige, welcher zuerst die Elisabetherinnen nach Oftrowo rief. Die Elisabetherinnen haben scit der ersten Nieder- lassung, welche der Prinz Radziwill gründete, eine zweite Niederlassung im Kreiélazareth zu Ostrowo erhalten, sie haben neue Niederlassungen in Fraustadt, S§rimm, Jersitß und Zirke. i

Außerdem sind die Borromäerinnen in Pofen ausgebreitet worden, zunächst baben sie die Niederlassung in Rokitten und Kempen. Ich will damit nur jagen: sobald das firchliche Element in den Vorder- grund tritt, wird die Regierung bereit sein, wie in anderen Provinzen dem Bedürfnisse der Bevölkerung entgegenzukommen. Aber der Fall, den ih angeführt habe aus Zduny, macht es mir zu meinem Be- dauern leider nicht mögli, mit derjenigen Vertrauenéseligkeit, dem dort bisher fungirenden Orden der Vinzentinerinnen aus Kulm ent- gegenzukommen, als ih mich nach meiner Auffassung der ganzen An- gelegenheit hingeben möte.

Abg. Jürgensen: Das Sprachreskript von 1888, welches der Abg. Johannsen mit agitatorishen Reden bekämpft, ist kein unbeilvolles, sondern ein durhaus den Bedürfnissen und den Wünschen des größten Theils der Bevölkerung ent- sprechendes. H : :

„Abg. Fm Walle betont wie in der zweiten Le)ung die Nothwendigkeit einer Gehaltsaufbesserung der Beamten am Lyceum Hosianum in Braunsberg und bittet, dieselbe hon im Nachtrags-Etat vorzunehmen. :

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr, von Goßler: S

Ich kann mich mit der kurzen Erklärung begnügen, daß ih sage: den Anschauungen des Herrn Vorredners kann ih niht entgegentreten. Ich halte es in der That für meine Aufgabe, nah der angedeuteten Richtung eine erazute Prüfung eintreten zu lassen; sie ist ja auch {hon eingetreten.

Das kann ih aber niht versprehen, daß im Nawhtrags:Etat, für welhen etwas andere Gesichtspunkte maßgebend sind als die hier zur Erörterung stehenden, die Angelegenheit den von dem Herrn Vor- redner gewürshten Verlauf nimmt. Denn wie Sie, wie ih annehme, aus dem sehr bald vorliegenden Nahtrags-Etat ersehen werden, reiht die Summe von 18 Millionen nit aus, um auch bei dieser Kategorie, von der der Herr Vorredner gesprochen hat, eine Aufbesserung der Lage herbeizuführen. Aber ich würde jedenfalls nach der Anregung im nächsten Etat es für meine Aufgabe halten, den Versuch zu machen, dem Wunsch des Herrn Vorredners zu ent- sprechen.

Mas die Verschiedenheit zwishen Philosophen und Theologen anlangt, so glaube i, liegt der Unterschied darin, daß die Philosophen nicht alle Geistliche sind oder zu sein brauchen; ih erinnere mich wenigstens, daß ih auch Verhbeirathete unter den Herren kennen gelernt Pabe, S nehme an, (Q bin nicht vorbereitet daß dadurch diese auffallende Differenz ihre Erklärung findet. Aber in der Hauptsahe kann ih versprechen, daß ih versuchen werde, dem Wunsche des Herrn Vorredners Folge zu geben,

Abg. Dr. Wosler legt die Gründe dar, die für die Er- rihtung einer fatholishen Schule für die 115 katholischen Kinder in Weißensee bei Berlin sprechen.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler:

Meine Herren! Was das Lette anbetrifft, so würde i, glaube ih, in der Lage sein. sofort eine zutreffende Antwort zu geben, wenn ih eine Ahnung gehabt bätte, daß das Thema angerührt werden würde. So viel ich weiß, habe ih bereits angeordnei oder die An- ordnung ist im Gange, daß die Einshäßung des Stelleneinkommens für eine gewisse Frist stationär bleiben möge. Das liegt, glaube i, \{chon im Interesse der Verwaltung selbft.

Zweitens, was die Gehaltszushüfse anbetrifft oder vielmehr die Spezialfrage, ob, wenn cin Pfarrer zwei Pfarreien verwaltet, thm bei der Bemessung des Geldzuschusses die Einkünfte aus beiden ange- rechnet werden können, fo ist meines Wissens ein solher Fall aus der Praxis, aus der Rheinprovinz in den allerleßten 8 oder 14 Tagen an mich herangekommen. Ich habe ihn bisher ni@t entschieden, ih habe ihn wahrscheinlich zum Vortrage befohlen; aber die Herren können si denken, daß ih ihn in der gegenwärtigen Zeit noch nicht habe entgegennehmen können.

Was die Schule zu Weißensee anbetrifft, so is mir dieser Fall bekannt. Er ist noch nicht entschieden, er ist mir aber bekannt. Der Fall ist typvisch in seiner Schwierigkeit. In Weißensee haben si in ganz kurzer Zeit Katholiken angesiedelt, arme Leute, Arbeiter, und haben jeßt, man kann sagen, von Monat zu Monat steigend, die Zahl von 115 Schulkindern erreiht. Jch habe also, sowie ich von der Sache Kenntniß erhielt, die Gemeinde, welche die evangelische Scule auf den Kommunal-Etat übernommen hat, aufgefordert, eine katholishe Schule einzurihten. Die Gemeinde hat dies abgelehnt. Ich bin nun dur das Gese außer Stand gebracht, es selbständig anzuordnen; mir bleibt nur der Weg des Verwaltungsbeschlußver- fabrens übrig, welcher etwas lang und in seinem Erfolge, wie ähn- liche Fâlle gezeigt haben, ungewiß ist. Ich babe versucht, die katho- lishen Hausväter zu einer Hausvätergemecinde zu organisiren. Es hat sih dabei die absolute Leistungsunfähigkeit dieser Hausväter ergeben ; man kann wohl fagen, sie haben nichts. Man muß nun darüber nahdenken, wie man ihnen eine Schule vershaffen kann, welche von den eigentlichen Trägern gar nit finanziell unterhalten wird. Ich habe mit dem Propst Jahnel und ich stelle dem Herrn Vorredner anheim, mit demselben in Verbindung zu treten vor einiger Zeit die Sale durhgesprohen, und habe ihn gebeten, mir die nöthigen