1890 / 99 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Theater und “Musik,

Deutsches Theater.

In der morgen stattfindenden Aufführung des „Göß von Berl’chingen“ wird Fr. Geßner zum ersten Male wieder als Maria auftreten. Am Freitag findet eine Wiederaufnahme von Halm'’s „Sohn der Wildniß“ mit Fr. Geßner als Parthenia statt. Am Sonnabend nimmt, wie bereits mitgetheilt, Frl. Ortwin als Anna Birkmeier im „Pfarrer von Kirchfeld®“ Abschied von der Bühne.

Berliner Theater. ¡ j i

Ludwig Barnay nahm nach seiner Genesung feine künst- lerifche Thätigkeit gestern Abend als Uriel Acofta in dem glei- namigen Trauerspiel von Gußkow wieder auf. Ueber die geistvolle Auffassung dieser Rolle, über die formvollendete Verkörperung des Uriel durch Hrn. Barnay mit ihren vielen Lichtseiten, welden fi aber du:ch tas Streben nah plastisher Darstellung au kleine Mängel der Erscheinung als leichte Schatten beimi{chen, ift schon oft berihtet worden. Es bleibt daher nur von Neuem die enthusiastishe Aufnahme des Künstlers gerade in dieser Rolle von Seiten der Zuschauer zu bestätigen. Raufchender Beifall folgte jeder größeren Rede und häufte sih naturgemäß auf Hrn. Barnavy, da der Uriel fast beständig auf der Bühne bleibt und stets den Mittelpunkt aller Geschehnisse bildet. Neben ihm ist Hr. Kraußneck in der Rolle des de Silva mit Auszeihnung zu nennen; die ver- ständige herzgewinnende Rede floß ruhig und natürlich von seinen Lippen und halte außerdem den Vorzug großer Deutlichkeit, welcher Hrn, Bafsil (Ben Iochai) wentger eigen war. Dieser Dar- teller spielt und spricht mehr mit Hast als mit jugendlichem Feuer ; dadurch werden seine Worte bisweilen undeutlih. Hr. Weiß wirkte in dec Rolle des Ben Akiba durch milde Einfachheit und maßvolles Mienenspiel. Weniger konnte Hr. Conrad als Manasse Vanderstraten befricdigen; bei der Darstellung des ruhigen geseßten Alters lief zuweilen ein wenig Künstelei in Spracwe und Geste mit unter, wodurch der Würde des reichen Handelsherrn Abbruch gethan wurde. Als Judith, die liebenswürdige, edle S&ülerin Uriel's, debütirte eine junge Künstlerin, Frl. Gisela Peliter. Eine zarte Gestalt von gefälligem Wesen und mit sciner weiGer Stimme erschien auf der Bühne; bis jeßt ist die Auêsprace der Darstellerin noch ungewöhnlich stark von einer, wie es schcint, ilavischen Dialektfärburg behe:rscht, sodaß es {wer fällt, ihr eigent- lies Können in dem steten Kampfe der Zunge mit den Worten zu beurtbeilen, Es machten sich Töne von warmer Empfindung, ja von Leiden- haft, bemerkbar; doch im Ganzen tönt Alles, was sie spricht, bis jeßt wie liebliwe Kinderlgute. Recht anmuthig und verftändlih gab Frl, Schneider den jungen Philofophen, Baruch Spinoza. Fr. Baumeister fand sich mit der Rolle der blinden Mutter Üriel’s recht gut ab, ohne bemerkenswerthe Schwächen und ohne be- sondere Vorzüge. Der reihe Biifall rief alle Mitwirkenden wieder- holt vor die Gardine, im Ganzen gestaltete sich der Abend jedoch zu einer besonderen Huldigung für Hrn. Direktor Barnay.

Wallner-Theater.

Der vorgerückten Jahreszeit wegen beginnen die Aufführungen der in den bisherigen Vorstellungen so beifällig aufgenommenen Repertoirestücke „Rigobert“ und „Das Armband“ von heute ab erst um Uhr.

Victoria-Theater

Das Auss\tattungsfstück: „Stanley in Afrika“ errciht zu Ende

dieser Woche seine 250. Aufführung. Residenz-Thbeater. :

Hr. Reiber hat seine Thätigkeit als „Campaneild“ in dem Zug-

tück „Marquise“ wieder aufgenommen. Central-Theater. :

Das Central-Theater stellt fich vor seinem gänzlihen Schluß

noch einmal in den Dienst der Wohlthätigkeit. Die vorleßzte

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seo Wetterbericht vom 22 April, Morgens 8 Uhr.

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Vebersiht der Witterung. fEin tiefes Minimum von etwa 745 mm liegt nördlich

743 |SSW 5 halb bed, us E B Oberländer.

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Anfang 7 Uhr.

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Donnerstag :

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Donnecstag :

Acofta.

metrisches Maximum über 770 mm liegt über Süd- Pohl west-Guropa. Das Wetter is in Deutshland im A

beiter und meist etwas kühler. An der deutschen Freitag :

Vorstellung am Montag, 28. d. M., findet zum Besten der unier dem Protektorat Ihrer Majestät ter Kaiserin und Königin stehenden Sanitätswachen im 28, Polizeirevier statt. Philharmonie. j g

Zur Feier des Geburtstages von Friedrih Fröbel fand gestern ein Concert zum Besten der Volkskindergärten des „Berliner Fröbel- Vereins“ statt, welches sehr zablreih besucht war. Auf einen Prolog von Oskar Justinus, der in poetisher Form den segensreihen Einfluß der Kindergärten auf das „allerjür gte Deutsch- land“ shilderte, und der von der Königlichen Hofschauspielerin Frl. Clara Mayer mit inniger Wärme des Gefühls vorgetragen rourde, folgte Grell’s ahtstimmige Motette: „Gnädig und barmherzig ist der Herr“, der si ein sehr stimmungsvoll gehaltenes Chorlied von Th. Krause „Im Grase thaut's“ anschloß. Die Berliner Liedertafel (Dir. Hr. Zander) erwarb sich durch den Vortrag beider Gesänge sowie dur den der später folgenden Chorlieder von Zander, Kremscr, Donati und Machanek reihen und wohlverdienten Beifall. Auch die Königliche Hofopernsängerin Frl. G. Herzog urter- stüßte das Concert auf das Wirksamste durch die vortrefflice Ausführung einiger Lieder von Piutti, W. Taubert, Th. Kirchner, Spohr, R. Strauß und Th. Rehbaum, unter denen das des legzteren, „Der Kleine“ betitelt, einen wahren Beifallssturm_ hervorrief. Die künst- lerishen Leistungen des stets gern gehörten Streichquartetts der Hrrn. Kruse, Moser, Nickting und Dechert fanden gleichfalls die günstigste Aufnahme. Die bedeutendste Anziehungskraft für diesen Abend boten jedo die Klaviervorträge der gefeierten Virtuosin Frau Teresa Carreño, die nicht bloß durch die zarte, tief poetische Ausdruck¿weise der Barcarole von Rubinstein und der Berceuse von Chopin, jondern vorzugsweise burch die staunenswerthe Kraft und Bradour im Vortrag der Polonaise (as-dur) von Chopin, sowie einer fehr schwierigen Stakkato-Caprice von Wogritsh die Zuhörer zu enthusiastischem Bei- fali und mehrmaligem Hervorruf hbinriß, sodaß die liebenswürdige Künstlerin ncch eine Etude von Gottscalk (ihrem Lehrer) hinzufügte. Nach der soeben beendeten schwierigen Polonaise kann die Ausführung dieser die höchsten Ansprüche an Kraft und Virtuosität stellenden Etude geradezu eine phänomenale genannt werden. Ein endloser Jubel erfüllte den Saal. In einer LZwishenpaufe des Concerts spra das Vorstandsmitglied Hr. Thoelde den Dank aus für die erfreulihe Theilnahme der Erschienenen und wies zugleich auf den gedruckten Prolog hin, der in zahlreihen Exemplaren von den jüngeren Kindergärtnerinnen für einen beliebigen Beitrag den anwesenden Herren übergeben wurde. Zugleich legte derselbe die Betheiligung an dem wohlthätigen Zweck den Zuhörern noch besonders ans Herz.

Mannigfaltiges.

Sn der gestern Vormittag 11 Uhr abgehaltenen Sißung des Vorstandes des Vaterländishen Frauenvereins wurde der „Post* zufolge beschlossen, zum Andenken an die hochselige Kaiserin Augusta cine große Gesammt-Stiftung aller deutschen Frauenvereine ins Leben zu rufen und zu diesem Zweck an d A deutshen Frauenvereine nachstehenden Aufruf zu er- lassen: I „Die rastlose Thätigkeit, welche Jhre Majestät die Kaiserin Augusta auf allea Gebieten der Nächstenliebe ausgeübt hat, wird den deutswen Frauen stets ein leuchtendes Vorbild bleiben. Nicht nur der preußische Vaterländische Frauen-Verein, der in der hochseligen Kaiserin seine Stifterin verehrte, sondern aub die übrigen deutshen Frauen- Vereine unter dem Rothen Kreuz, deren gena Bestrebungen bei Ihrer Majestät alle Zeit die einsibtsvollste Förderung fanden, müssen es daher als eine Ebrenpflicht betraten, ihrer unvergeßlichen Führerin und Beschüterin über das Grab hinaus den Zoll unaus- lös{licher Dankbarkeit darzubringen.

Zu diesem Zweck haben die Vorstände der unterzeichneten Ver-

eixze den Beschluß gefaßt, eine Sammlung zu veranstalten, deren Er- gebniß unter dem Namen „Frauen-Dank“ Ibrer Majestät der Kaiserin überreicht werden soll. Die Absicht ist, die Erträge der Sammlung mit der von Ihrer Majestät der hochseligen Kaiserin Augusta zur Feier des goldenen Hochzeité-Jubiläums im Jahre 1878 begründeten Stiftung Frauen-Trost zu vereinigen. Die gemeinnüßgigen und wohl- thätigen Bestrebungen \ämmtliher deutschen Frauenvereine, denen diese Stiftung in fo hobem Maße gedient hat, werden hierdurch im Sinne der erhabenen Stifterin von Neuem belebt und gefördert roerden. An alle Frauen und Jungfrauen unseres deutischen Vaterlandes ergeht hiermit der Aufruf, zu diesem nationalen Liebeëwerk nach Kräften beizutragen, denn es würde dem wahrhaft volksfreundlichen Sinne der hohen Verklärten nit entsprechen, wenn die Theilnahme sh nur- auf die Reiben und Woßlhabenden beschränkte. Damit also jeder deutshen Frau die Möglichkeit gegeben werde, die Gefühle der ehrfurchtêvollen Dankbarkeit für die hochselige Kaiserin zum Ausdruck zu bringen, bitten wir um einmalige Gaben im Betrage von zehn Pfennigen bis zu zehn Mark. Auch die kleinste Beistener darf des wärmsten Dankes sicher sein.“ : | L

Zur Annahme von Beiträgen erklärten die Vereinsvorstände fi

bereit.

ZumBesten desDeutschenFrauenvereins fürKranken- pfege in den Kolonieen (Vorsißende Gräfin von Morts) wird in Berlin eine Ausstellung von ethnographischen Samm- lungen vorbereitet, welche Dr. Koblstock, Lieutenant Sulzer, Maerker, Blümke, Graf Behr aus Ost-Afrika kürzlich beimgebracht haben, und denen eine Ergänzung und Vermehrung auch von anderen Seiten zugesagt worden ist. Ihre Einrichtung und Leitung geschieht unter Mitwirkung von Mitgliedern des Frauenvereins; sie soll in der Auka und den Sälen der Königlichen Kriegs-Akademie, Dorotheenstr. 58/59, am nächsten Sonnabend eröffnet werden und täglich von 3-7 Ukr Nachmittags geöffnet sein.

Die bronzene Ged ächtnißtafel, welhe der jeßige Inhaber der Firma Lutter und Wegner an seinem Hause anbringen will, foll, der „N. A. Ztg.“ zufolge, nachstelenden Wortlaut erhalten; „Zur Erinnerung an E. T. A. Hoffmann und Ludwig Devrient, gestiftet zur Jubelfeier des Vereins für die Geschichte Berlins,“

Als Bauplat für eine Interimskirhe, welhe während des Neubaues des Doms in Berlin errichtet werden joll, ift das jeßt fiékalishe Terrain des ehemaligen Speichergrundstücks an der Ziegèl- strafe neben der Universitäts-Frauenklinik in Ausficht genommen. Es wird beabsihtigt, die auf etwa 200000 f veranschlagten Kosten für die Herstellung der Interimtkirhe aus dem in dem Staatshaushalts- Gtat für 1889/90 unter Kap. 14 Tit. 2 des Extraordinariums zur Aufstellung von Plänen und zu Vorarbeiten zum Neubau eines Doms zu Berlin und einer Gruft für das preußische Königsbaus bereit- gestellten Fonds von 600 000 M zu entnehmen, und wird dethalb im Nachtrags-Etat eine entsprechende Erweiterung der Zweckbestimmung dieses Fonds beantragt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Bremen, 22. April. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Lahn“, an dessen Bord Se. Majestät der Kaiser sih befindet, und die Kaiserlihe Yacht „Hohenzollern“ haben p 10 Uhr Mittags den Wejer-Leuchtthurm nah See passirt.

(Fortiegung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Deutsches Theater. Verlichiungen. : L e Leopas. ß

reitag: er Sohn der Wildnif. y : S |

De râhste Aufführung von Der Pfarrer von | und A. Wicher. Anfang 7# Uhr. Kirchfeld findet am Sonnabend, den 26. April, statt.

Berliner Theater. Mittwoch: Zu Shakespeare's Geburtétag. Hamlet. (Hamlet: Ludwig Barnay.) | 41, Male: Ein fideles Haus. in 4 Akten nah einer vorhantenen Idee von W.

Der Veilchenfrefsser. Musik von G. Steffens.

Freitag: 31. Abonnements - Vorstellung. Uriel | Mannstädt. Lessing =- Theater.

Norden trübe und wärmer, im Süden vielfach v Li, T ELANNERRAN Lustspiel in 4 Akten

Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten

Donnerstag: Opernhaus. 96. Vorstellung. Lohen- | Musik von C. A. Raida, Ballet von C. Severini- grin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard | Anfang 7# Uhr. Wagner. (Lohengrin: Hr. Gudehus, vom Königl. Hof-Theater in Dresden, als Gast ) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Kathariua Howard. 5 Aufzügen von Rudolf Gottshall geseßt vom Direktor Dr. Otto Devrient 2 Besetzung: Heinrich der Achte, König ven England, und Julius Bauer. _Cromwell, Graf von Cssex, Vize- regent und Kanzler, Hr. Keßler. Cranmer, Erz- bischof von Canterbury, Primas des Reichs, Hr. Herzog von Norfolk, Hr. Plaschke. Faldariua Mar lee U ide E Lary Rochefort, Fr. Anders. isliam Summercs, Î L 2 Hofnarr des Königs, Hr. Kahle. Arthur Derpham. | burg. Mittwoh: Zum 74, Male: Hr. Matkowsky. Lord Culepepper, Hr. Purfchian. Gardiner, Bischof von Winchester, Hr. Hartmann. Emmy, Jane, Freundinnen der Katharina, Frl. Linden, Frl. Hoppe. Tempest, Hallam, Freunde von Derpham, Kammerberr des Königs, Hr. Will.

100. Vorstellung, Neu ein- Trauerspiel in

In Scene Mittwodc) :

Zum 97. Male:

Donnerstag: Marquise.

Hr. Herrmann, Hr. Winter.

Kammer-

Belle-Alliance-Theater.

Mittwoch: Göt von | gänzlich neuer Ausstattung:

Am 29. April leßte Vorstellung.

74 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Der arme J9- nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann Musik von Carl Miflötker In Scene geseg8t von Julius Frigfce. Hr. Kapelliaeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der arme Fouathau.

Refidenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten-

Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deuts von Robert Buchholz. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: WVüit : Zum 54. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungsftück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani

Donnerstag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. ODirektion: Emil Thomas.

Posse mit Vejang

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7 ; Moatag : orleßte Vorftellung in dieser Saison. U TA Mittwoh: FJuliette. | 34m Besten der unter dem Protektorat Ihrer Ma- Lan A EY A der He frische südöstliche | Schauspicl in 3 Akten von Octave Feuillet. Vorher : A der Kaiserin und Königin stehenden Sanitäts- bis südwestliche nde bervorrufend; ein baro- | Die Schulreiterin. Lustspiel in 1 Akt von Emil | wachen im 28. Polizei-Revier: Ein fideles Haus.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Mittwoch: Z. 74. M: Der Goldfuhs. Gesangs-

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth Wiede mit Hr... Stabs8- arzt Dr. Roes (Bockwa—Zwickau). Fkl. Margarethe Müller mit Hrn. Rittergutsbesißer Heinrich Tite (Liegniz—M.-Thiemendorf), Frl. Martta Nellih mit Hrn. Paul Arnold (Breslau—Lohnau). Olga Thiel mit Hrn. Dr. phil Friß Krang (Berlin—Bonn). Frl. Anna Sch{midt mit Hrn. Milan Wendland (Berlin). Frl. Pauline Schneider mit Hrn. Gerichtsassessor August Lottner (Minden—Lipp- stadt). Frl. Margarethe v. Bergmann mit Hrn. Hauptmann Dernen (Metz). Frl. Hermine Noloff mit Hrn. Ingenieur Louis Oertling (Bolten- hagen—Rostock). Frl, Jda Struckmann mit Hrn. Gerichtsassessor Dr. jur. August Leverkühn (Hildesheim). Frl, Martha Zrethen mit Hrn. Ferdinand Schultze (Peine—Hannover).

Dirigent:

Marquise.

Kroll’s Theater. JItalienishe Opern-Saison. Verehelicht: Hr. Kaufmann Hermann Ritter

4 Kt Mittwoch: Lebttes Auftreten der Sgra. Prevosti diener tes Herzogs von Norfolk, Hr. Scippang. U A Q 9 Ein Kämmerer des Königs, Hr. Hinte. in Lucia di Lammermoor. Anfang 7 Uhr.

mit Frl. Adele Moriß (Leipzig—Volkmarsdorf). Hr. Dr. med. W. Böwing mit Frl, Marie Kern (Fallersleben). Hr. Emil Lehnhardt mit Fil. Hela Eichmann (Warnemünde). Hr. Tkteodor Baum mit Frl. Martha Lienig (Gram- \{üß). Hr. H. Albert Söderberg mit Frl. Elisabeth Hallier (Rostok). Hr. Rudolph Paulus mit Frl. Adriane von Ferrier (Kleve). S d Wolshke mit Frl. Anna Walther Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Axel Lundgreen (Königsberg). Hrn. Gottfried Koh (Köln). Hrn. Wilhelm Schmidt (Leip:ta). Hrn. Arthur Brebeck (Dber-Langenau b. Hirschberg). Hrn. Julius Müller (Königsberg). CineTohhter: Hrn. P.-Lieutenant v. Dulong (Leobshüß.) Hrn. Staatsanwalt Karl Drescher (Liegniß). Hrn. Franz Baace (Barcelona). Hrn. M. Brenner (Amsterdam).

Gestorben: Hr. Apotheker Karl Evert (Altona). Hr. Haupimann a, D. Albert Reichel (Schönlanke). Hr. Brauereidirektor Reinhold Ahrens (Berlin) Hr. Kommerzienrath Viktor Ludwig Wrede (Berlin). Frl. Marie Müller (Berlin). Frau Pauline Kramer, geb. Schmidt, (Berlin). -— Hr. Fabrikant Frièdtich Quadfasel (Berlin).

Mittwoch: Zum

Anfang

Küste ist vielfach Regen gefallen. Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 9%. Vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch - phantastishe Over in 3 Akten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosenthal, nah Shakespeare's gleichnamigem Lust- spiel. Tanz von Hoguet, Diuigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 99. Vorstellung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. S(legel’s Ueberseßung, Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb. In Scene geseht vom Direktor Dr. Otto Devrient Musikalische

Direktion; Hr. Steinmann, Anfang 7 Uhr.

von Hermann Sudermann. _ Sonnabend: Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d’Artois.

Wallner-Theater. Mittwoh: Zum 5. Male: Rigobert. Posse in 3 Akten nach dera Fcanzö- sischen der Grenet-Dancourt u. Burone von Hans Ritter. Vorher: Zum 9. Male: Das Arm- band. Schwank ia 1 Akt nach einer vorhandenen Dn Ori Mai und Franz Guthery. Anfang 1 L

Donnerstag u. folg. Tage: Nigobert. Das ArmbandD.

Victoria-Theater. Mittwoh: Zum 247, M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson.

posse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Mußk von Franz Roth. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommergarten ist geöffnet.

Geöffnet von Hr. Dr.

Urania, Invalidenstcaße 57/62. 12— 11 Vhr. Mittwoch, um 7+ Uhr: Körber: Die Welt der Fixsterne.

Concert-Anzeigen.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilfe)

Karl Meyder - Coùcect. Mittwoch, 23. April: Liter Berliner Komponiften-Abend unt. gef. Mitw. des Komponisten Hrn. Paul Geisler. Sinfonische Dichtung: Merlin (neu) unter Leitung des Kom- ponisten Hrn. Geisler.

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: 7 Verlag der Expedition (Schol ?).

Druck der Nörddeutschen Buchdruckerei und Verlaçs- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (eins{ließlick Börsen-Beilage), sowie der Sommer - Fahrplan der Berliner Stadt- und Riungbahn,

und die Junhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent:

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktieugesellschafteun) für die Woche vom 14. bis 19. April 1890.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

A 99.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (45.) Sißung des Hauses der Abgeordneten. Fortseßung der dritten Berathung des Etats des Ministeriums der geistlihen 2c. Angelegenheiten.

Negierungs - Kommissar, Geheimer Ober-Finanz - Rath Germar: Es ist durhaus kein neuer Grundsaß, welchen der Finanz-Minister in Bezug auf die Auslegung des Ver- merkes ausgesprochen hat. Die sämmtlichen Bewilligungen im Etat sind alle nur Ermächtigungen für die Regierung, die Gelder zu diesen oder jenen Zwecken zu verwenden; sie ist durchaus nicht gezwungen, alle bewilligten Gelder auszugeben.

Abg. Freiherr von Huene beantragt, in verschiedenen Mien statt „können gezahlt werden“ zu seßen: „sind zu zahlen“.

Abg. Dr, Sattler steht vollständig auf dem Standpunkt der Erinnerungen der Ober-Rehnungskammer. Bei der Ent- stehung der ganzen Einrichtung is immer nur davon ge- \prochen worden, daß innerhalb der Bewilligungêperiode die Ersparnisse von einem Jahre auf das andere übertragen werden sollten ; daß Ersparnisse von einer Bewilligu?gsperiode auf die andere übergehen follen, davon war niemals die Nede und kann nah dem Wortlaut des Vermerks nicht die Rede sein. Die Anträge liegen auch vollständig im Fnteresse der Finanzverwaltung, und ich bin überrascht, daß gerade die Finanzverwaltung dagegen Widerspruch erhebt. Jh kann es nicht begreifen, daß aus Bedürfnißzuschüssen die eine Anstalt Kapitalien ansammeln soll, während der Staat bei anderen Anstalten Fehlbeiräge über den Bedürfnißzushuß hinaus zu decken hat. Wenn Kapitalansammlungen gestattet werden, dann verlieren wir die Kontrole über die Finanzgebahrung der Anstalten, welche aus Staatsmitteln unterhalten werden.

Abg. Dr. Enneccerus: Diese Zuschüsse haben nicht eigentlih den Charakter der Bedürfnißzuschüsse. Die Frage des Bedürfnisses wird nur am Anfange der Bewilligungs- periode geprüft; während der Zeit der sechsjährigen Bewilli- gungsperiode follen die Zuschüsse voll an die Anftaltskassen gezahlt werden, ohne Rücksicht, ob inzwischen das Bedürfniß sh vermindert oder vermehrt. Damit verlieren die Zuschüsse ihre Eigenschaft als Bedürfnißzuschüsse, und man kann nicht nah Ablauf der Periode verlangen, daß diese einmal geleisteten Zahlungen zurückgegeben werden. Jh möchte vorschlagen, alle Anstalten gleih zu behandein, Denn, wenn man die Ersparnisse zur Staatskasse zurückführt, dann werden die Verwaltungen angereizt werden, die Zuschüsse auf jeden Fall auszugeben; das ist ein Anreiz zur Ver- shwendung, während nicht nur eine weise Sparsamkeit ge- pflegt werden, sondern auch eine einigermaßen selbständige Verwaltung herbeigeführt werden foll. Die Kontrole des Ab- geordnetenhauses wird dadurch nicht erschwert, denn die Zinsen der angesammelten Kapitalien erscheinen in den Nachweisungen des Etats trozdem. És würde auch zu großen Ungerechtig- keiten da führen, wo höhere Anstalten verschiedener Art in einer Stadt vereinigt sind. Den städtishen Anstalten würden

* die Ersparnisse verbleiben, den staatlichen Anstalte# würden

sie entzogen werden. Das würde Niemand versiehen. Deshalb bleiben Sie bi dem Beschlusse zweiter Lesung, daß die Er- sparnisse den Anstalten überall belassen werden.

Abg. von NRauchhaupt erklärt sich Namens seiner Freunde für den Antrag der Kommission und bittet die Re- gierung, bei der Prüfung der Rechnung nicht sofort, wenn Ersparnisse gemacht werden, die Bedüzfnißzuschüsse herabzuseßen. Denn dadurch werden die Einzelverwaltungen geradezu gezwun- gen, jede Ersparniß zu vo-rmeiden.

Abg. Dr. Brüel erklärt sich für den Antrag der Kom- mission, welcher bestrebt sei, eine Verständigung herbeizuführen zwischen der Ansicht der Ober-Rehnungskammer und der Regierung. Aber bedenklich sei es, die Bewilligungsperiode Gde weil dadurch nur der Geschäftsgang erschwert werde.

Abg. Freiherr von Huene: Wir haben alle Ursache, in dieser Frage die Ober-Rehnungskammer zu unterstüßen, müssen aber auch die praftishen Gründe der Regierung anerkennen ; deshalb is} die Kommission zu ihrem vermittelnden Antrage gekommen. Jch war aber genöthigt, meinen Antrag zu stellen gegenüber der Auslassung des Finanz-Ministers, daß er die Anträge der Kommission, wenn sie zur Annahme gelangen sollten, nicht ausführen würde. Einen solhen Standpunkt kann fich das Haus nicht gefallen lassen.

Der Regierungs-Kommissar, Geheime Ober-Finanz-Rath German bittet, den Antrag des Abg. von Huene nicht anzu- nehmen, weil dadurch die Regierung gezwungen werden solle, Gelder in bestimmter Richtung zu verwenden; es sei aber nicht Sache des Staatshaushalts-Etats, einen solchen Zwang aus- zuiprechen. Das müßte in einem Gesetze geschehen, bei welchem dann auch das Herrenhaus mitzuwirken hätte.

Aba: Rickert: Jch kann nur bedauern, daß der Finanz- Minister ih so hroff dem Hause gegenübergestellt hat; der An- trag des Abg. Freiherrn von Huene, wenn er der Finanzverwaltung unbequem fommt, ist nur eine Folge des Auftretens des Hrn. Finanz-Ministers. Das Haus muß doch einen Schuß haben

egenüber solchen Drohungen der Finanzverwaltung. Solche

emerkungen aufzunehmen, ist das Abgeordnetenhaus be- rechtigt, denn es steht zum Etat eben anders als das Herren- haus. Die Obver-Rehnungskammer hat das Recht und die Pflicht, die Verwaltung unseres Etatswesens zu kontroliren, und wir müssen uns freuen, daß sie dieser Pflicht nahkommt, und eine der ersten Pflichten der Volksvertretung ist es, die Ober-Rechnungskammer in dieser Pflicht zu unterstüßen. Wir werden für die Anträge der Kommission stimmen, damit diese dem bisherigen Verfahren gegenüber zur Geltung fommen.

Damit {ließt die Diskussion. Die oben miigetheilten Anträge der Kommission werden mit der vom Abg. Freiherrn von Huene vorgeshlagenen Aenderung angenommen.

Ein Vermerk zu dem Kap. 124 „Kultus und Unterricht gemeinsam“, Tit. 2 „Zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse“ besagt, daß die Abstufung der Alterszulagen sich nach der Dienstzeit im Pfarramte richten soll.

Berlin, Dienstag, den 22. April

Abg. von Strombeck beantragt, dafür zu seßen: „nah der Dienstzeit im Amte“ und begründet die*en Antrag unter Hinweis darauf, daß er ein durchaus paritätisher sei und ebensowohl für die evangelishen wie die katholishen Geisi- lichen gelte, damit, daß die gegenwärtige Fassung des Etats- vermerks die Geistlihen gegenüber den anderen Staatsbeamten exzeptionell behandle. Ein Geistlicher, der sih z. B. in einer Lehrerstellung sehr glücklich fühle, müsse diese gleihwohl auf- geben, weil er sonst in Folge des Vermerks erst später in eine höhere Gehaltsfk!asse einrüde.

Minister der geistlihen 2c. Goßler:

_ Meine Hcrren! Es is} etwas s{chwierig, in der driiten Lesung diese Materie zu behandeln; ih werde gleih von vornherein meine Stelluna dadurch dokumentiren, daß i@ Sie mit Rücksicht darauf, daß cs sich um eine Frage handelt, welche auf den Staatshaushalts- Etat in quantitativer Hinsicht einwirkt, bitte, die Sache zurükzustellen, und daß ich an den Herrn Vorredner die Vitte richte, wie im vorigen Jahre womöglih au in diesem Jahre seinen Antrag zurückzuziehen. Für die Bedeutung des Etatsvermerks, gegen welchen sich die Kritik des Herrn Vorredners richtete, ist nicht so eingehend gesprochen worden, als es vielleiht wünschenswerth gewesen wäre. Ich erinnere darcar, daß im Iahre 1888 den Beschlüssen dieses hohen Hauses gemäß die Einsteliung der höheren Summen und die Zweckverwendung derselben, wie sie jett in Kapitel 124, Titel 2 früher Titel 5 eingetreten ist, erfolgte. Welche einzelne Anshauungen dabei maß- gebend waren, ist auf dem von dem Herrn Vorredner berührten Gebiete damals nicht zum Ausdruck gekommen; aber auf der Grund- lage Ihrer Beschlüsse hat die Staatsregierung bereits im vorjährigen Staatshaushalts-Ciat die Fassung gewählt, wie sie jeßt wieder Ihrer Beschlußfassung unterbreitet ist, und damals hat Ihr Herr Berichterstatter klar die Gesichtspunkte ausgesprochen, welhe auch für die Staatsregierung maßgebend waren, die Fassurg so zu wählen, wie sie jett vorliegt. Damals sagte der Herr Berichterstatter, nah Seite 1006 des steno- grapbishen Berichis der Sißung vom 13. März, daß man si gegen- wärtig halten müsse, daß ein Unterschicd fei in der Verpflichtung zur Genährung des Mindesteinkommens und der Alterszulagen; daß, wenn ein Geiftliher das Minimum erhalten solle, er zroar das Pfarr- amt erreicht haben müsse, daß dann aber die Zeitdauer, die er im Pfarramt zugebracht habe, gleihgültig sei, daß der Schwerpunkt also darauf liege, daß er überhaupt im geistlihen Amte mindestens 5 Iahre fungirt haben müsse. Das heißt zu deutsch: wenn cin Kaplan beispielsweise 6 Jahre im Amt ift und wird dann Pfarrer, erhalt er sofort das Minimum auf Grund des Etats- vermerks ohne Rücksiht darauf, wie lange er im Pfarramte steht. Die weiteren Dienstalterszulagen aber knüpfen ih an den Dienst- ablauf im Pfarramte. Der Berichterstatter sagt darüber :

Die weiteren Alterszulagen über jene Beträge hinaus sollen, wie das im zweiten Absaz durch die Worte „im Pfarramte* aus- gedrüdckt ist und der Natur der Sache entspricht, erst gegeben werden, wenn eine entsprechende weitere Dienstzeit im Pfarramt zugebrackcht ift.

Der Natur der Sate entspre®end! Nach meinen Nachforshungen beruht das auf sehr eingehenden Untersuhungen innerhalb der Kom- mission, über welche die Protoïtolle in dieser Beziehung wohl nicht auêreihende Auskunft geben. Aber die Natur der Sache, welche der Herr Berichterstatter als Motiv anführt, ist doch als zutreffend anziterkennen, insofern namentlih, als es doch wohl die Abicht der gesetzgebenden Versammlung hier war, die Stellung der Pfarrer ins Auge zu fassen, und immer diejenigen Geistlichen, welche sich in fester Anstellung befanden, in ihren Diensteinkommen zu sichern. Es zieht ih dieser Gesicht8punkt zurück bis auf das Jahr 1875, wo zum ersten Male die Stellung der Pfarrer im Dienst Gegenstand Ihrer Fürsorge gewesen ist. Der Herr Abg. von Strombeck hat bereits im vorigen Jahre diesen Antrag gestellt und hat ihn zurückgezogen; der Abg. von Strombeck hat denselben Antrag in der zweiten Lesung gestellt und hat ihn auch zurückgezogen mit der ausdrücklihen Motivirung, daß, wenn dem Antrage Folge gegeben werden follte, er in die Budgetkommission zurückverwiesen werden müßte, damit das Haus sih definitiv \{chlüssig machcn kann. Jh halte dicse Auffassung über die finanzielle Bedeutung dieses Antrages für richtig. Ich kann augen- blicklich nicht sagen, um wieviel 100 000 der Antrag Strombe, wenn er angenommen würde, den Staat mehr belasten würde; aber wenn es auch nur 1 A mehr wäre, so würde es eben nah der Ge- \häftéordnung des Hauses nothwendig sein, diesen Antrag noch einmal in die Budgetkommission zurückzuverweisen, Und ih würde, glaube ih, empfehlen können, diese Frage, welche an und für sich eine prinzipielle Bedeutung nicht hat, gegen- wärtig nicht zum Ausgangspunkt zu nehmen, um die Dis- fussion dieses bohen Hauses üter den Etat noh weiter aufzuhalten. Scllte es wünschenswerth wzrden, so bin ih natürlich gern bereit, in der Kommission meine Ansichten weiter auszuführen ; aber ich glaube, die ganz objektiv vorgetragenen Gesichtspunkte, die ih die Ehre gehabt habe zu entwickeln, führen - vielleicht dazu, meiner Anregung Folge zu geven.

Abg. von Strombeck: Die früheren Zurückziehungen meines Antrages erfolgten mit Rüclsicht auf die Geschäflslage. Allerdings fällt mein Antrag unter den §. 27 der Geschäfts- ordnung, aber gleihwohl kann darüber schon heute abgestimmt werden, denn von der Geschäftsordnung kann abgewichen werden, sobald Einstimmigkeit darüber herrsht. Mein Antrag ist jedenfalls besser als die gegenwärtige Fassung des Vermerks. : :

Präsident von Köller bemerkt, daß die Summe des Etatstitels durch die Veränderung des Vermerks an sih noch nicht geändert werde, es sei aber möglih, daß die Summe dann niht mehr ausreihe. Es könne also der §. 27 zutreffen und er könne über den Antrag nur abstimmen lassen, wenn Niemand widerspreche. | i

Abg. Freiherr von Zedliß und Neukirch hält es niht für angängig, hier von der Geschäftsordnung abzuweichen. Der Antrag bedinge eine Erhöhung des Fonds. Da ein Fn- teresse vorliege, den Antrag nicht mehr an die Kommission zu verweisen, beantrage er, über den Antrag von Strombeck zur Tagesordnung überzugehen. i - :

Abg. von Strombeck: Mit Rücksicht auf die Lage, die sih entwickelt hat, will ih, wean auch sehr ungern, auch jeßt den Antrag zurückziehen. j

Damit ist die dritte Berathung des Etats beendet.

Der Etat balanzirt in Einnahme und Ausgabe mit 1591613142 s; auf die ordentlichen Ausgaben entfallen 1543444773 M, auf die einmaligen und außerordentlichen 48168 369

Der Etat und das Etat2geseß werden darauf im Ganzen gegen die Stimme der Polen endgültig angenommen.

Es folgt die zweite Lesung des Geseßentwurfs, betreffend die Ergänzung und Vervollständigung des Staat s- eisenbahnneßtes.

Angelegenheiten Dr. von

1890.

Die Linie Mohrungen-Wormditt wird ohne Debatte be- willigt.

Ja Bezug auf die Linie Lubliniß-Vossowska haben die Stadt Guttentag und die umliegenden Dörfer und Guts- bezirfe um ihren Anschluß an diese Linie petitionirt. Die Kommission beantragt, diese Petition für erledigt zu erklären und die Linie zu bewilligen.

Abg. Graf Strachwitz: Es ist sehr erfreulih, daß der Kreis Lubliniß mit der Regierungsstadt Oppeln verbunden werden soll. Aber die gewählte Linie, unter Vermeidung von Guttentag und der umliegenden Ortschaften, trägt den Fn- teressen des Kreises Lubliniß nicht Nehnung. Sie berührt die öden, weit ausgedehnten Waldungen des Grafen Stolberg, in denen sich jeßt {hon fünf Bahnhöfe befinden, und ver- meidet die bevölkerten Theile des Kreises Lubliniß. Fn den Waldstrecken wohnen. nur- 650 Personen, in den bevölkerten Strecken 11 000 Einwohner. Dieser verkehrsreiche, wirthschaft- lih sehr bedeutende Theil des Kreises, insonderheit die Stadt Guttentag, hätten wohl einen Bak, nanschluß verdient, umso- mehr, als die Bahnlinie dabei nur einen Umweg von 2 km machen müßte. Als Grund sür die kürzere Strecke hat man das strategishe Jnteresse in den Vordergrund gehoben. Jch habe nun im Generalstabe durch den Freiherrn von Gersdorff über den Sachverhalt Erkundigungen einziehen lassen. Der Graf Waldersee hat erklärt, daß es ihm ganz egal sei, ob die pro- jekftirte Linie durch den Wald oder durch die bevölferte Gegend gehe. Etwaige tehnishe Schwierigkeiten würden ih bei dem hohen Stande unserer Technik unshwer überwinden lassen. Jch bitte die Regierung, die Wünsche der Stadt Guttentag nochmals durch eine Kommission prüfen zu lassen und nah Möglichkeit berücksichtigen zu wollen.

Regierungs-Kommissar Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr, Mi cke: Die Wünsche der Stadt Guttentag sind bei diesem Projekt nicht unerwogen geblieben. Die stattgehabten eingehenden Ermittelungen haben aber zu einer Ablehnung dieser Wünsche ge- führt. Zunächst ist das Bedürfniß eines Anschlusses von Gut- tentag niht nachgewiesen. Dann aber ist Guttentag nicht etwa bloß mit einem Umwege von 2 km, sondern von Ö bis 6 km zu erreichen, und cs hätte ein anderes Projekt aus- gearbeitet werden müssen. Endlich sind die technischen Schwierigkeiten so bedeutend, daß sie nur mit bedeutenden Geldopfern überwunden werden könnten, die zu dem beabsihtigten Zweck außer Verhältniß stehen. Wir haben die Sache nah Eingang der Petition nochmals prüfen lassen und sind zu demselben Ergebniß gekommen. Die unberechtigte und unbegründete Unterstellung, als ob bei der Auswahl der von der Bahn berührten Punkte andere Nück- sichten als die auf die allgemeinen und Verkehrsinteressen maßgebend gewesen wären, muß ich auf das Entschiedenste zurückweisen. Eine nohmalige Prüfung würde nah dem Ge- fjagten kaum einen Zwet haben.

Die Linie wird bewilligt und die Petition nach dem Vor- schlage der Kommission erledigt.

Die Linie von Kosel (Stadt) nah Polnisch-Neukirh wird bewilligt, die darauf bezügliche Petition einiger Gypsgruben- besißer und -Pächter in Dirschel der Regierung als Material überwiesen.

Bei der Linie von Striegau nach Maltsch bemerkt Abg. Freiherr von Huene, daß er das Wort nehme, um für ganz vitale FJuteressen der Stadt Neumarkt, die hierbei in Betracht kämen, einzutreten. Die Stadt Neumarkt werde von der großen Oberschlesishen Bahn nicht berührt und die neue Linie würde noch weiter bei ihr vorbeigehen. Die Stadt müsse in diesem Falle noch weiter zurückgehen, denn die Fndustrie folge dem Schienenwege, und die Stadt, die niht am Schienenwege liegt, kann niht konkurriren. Ein großer Theil des Verkehrs, den Neumarkt jeßt habe, würde sich nah Striegau ziehen. Würde die Bahn näher an Neumarkt herangezogen, so würde sie sih allerdings etwa um 31/2 km verlängern; aber die un- bedeutende Erhöhung der Transportkosten, die für die nieder- \chlesishen Montanprodukte daraus entstehen würde, kann gegen- über den Vortheilen für Neumarkt nicht in Betracht frommen. Die Stadt Neumarkt hat sich außerdem bereit erklärt, in diesem Falle das Bahnhofsterrain unentgeltlih herzugeben und noch einen besonderen Beitrag zu leisten; die Kramsta’er Zucker- fabrik würde, abgesehen davon, daß sie mit ihren 600 000 Doppel-Centnern und 100 000 Centner Kohlen eine gute Kundschaft ist, einen Beitrag von 50000 # leisten. Der ursprüngliche Antrag der Stadt Neumarkt wollte die Linie direkt auf Neumarkt gerichtet sehen; der jeßige wünscht nur, daß sie sich in einem leichten Bogen der Stadt nähere. Die Stadt ist also gern zu Opfern für den Personenverkehr bereit, um für die Jndustriè und den Handel eiwas zu gewinnen. Regierungs - Kcmmissar Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr, Micke: Die Regierung bedauert lebhaft, daß es nicht angängig gewesen sei, die Stadt Neumarkt unmittelbar in die Linie einzuziehen, ohne die sonstigen Jnteressen, die man bei Legung der Bahnen im Auge hatte, zu schädigen. Gleichwohl wird die Regierung nochmals in Erwägung ziehen, ob nicht unter allgemeiuer Fnnehaltung der Linie eine möglichste Heranziehung von Neumarkt möglich ist. :

Abg. Freiherr von Richthofen: Dem FJnteresse der Stadt Neumarkt stehen andere Jnteressen gegenüber, die von höherer Bedeutung sind und Berülsihtigung verdienen. Die Linie Striegau—Malsh hat nicht bloß lokale Be- deutuna, sondern ftellt im Anschluß an die Linie Bolkenhayn eine Verbindung zwischen dem s\chlesishen Gebirge und der Oder her. Die Produkte des nieder\schlesishen Kohlen- reviers in Waldenburg, der ausgedehnten Steinbrüche und Thongruben in der Striegauer Gegend würden dann auf dem nächsten Wege die Oder erreichen und entferntere, nußzbringende Absatßgebiete gewinnen können. Jede Veränderung dieses Weges zur Oder würde eine Vermehrung der Fracht herbei- führen, die Fndustrien schädigen und ihre Konkurrenzfähig- keit beshränken. Alle diese Nachtheile sollen in den Kauf ge- nommen werden, bloß um der kleinen Stadt Neumarkt mit 6000 Einwohnern, die gar keine Fndustrie hat, eine bessere Bahnverbindung zu schaffen. Wollte man den Wünschen der Stadt Neumarkt entgegenkommen, so wäre es richtig, sie durh

A P E S

| ein Anschlußgeleise mit der ihr zunächst liegenden Bahn zu