1890 / 102 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

E I EIA

E A

„Weg dur(s Fenster“ und Pailleron's „Gewittershauer“ spielt Fr. Hedwig Niemann die weiblihe Hauptrolle, und zwar die im erften und dritten Stück zum ersten Male, während diejenige in dem Scribe'schen Lust- spiel von der Künstlerin neu einstudirt wurde. Die übrigen größeren

artien werden von Nvsha Buße, Amalie Baumeister, Helene Odilon,

isela S@neider, Friedri Basil, Walter Conrad und Ludwig Stahl dargestellt. Die erste Wiederholung dieses Einakter-Abends findet

am Sonntag statt. i Victoria-Theater.

Die am Sonntag stattfindende 250. Vorstellung des Ausftattungs- stüdckes „Stanlcy in Afrika“ gebt zum Benefiz des verdienstvollen Oberregisseurs Wilhelm Hock in Scene, der in diesem Monat noh auf cine 40 jährige erfolgreihe theatralische Laufbahn zurückblickt.

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater. /

Der Komponist des „Armen Jonathan“, Karl Millödcker, ist in Berlin eingetroffen. Wie bereits angekündigt, wird derselbe in der morgen, Sonnabend, stattfindenden Jubelaufführung seiner erfolg- reichen Operette persönlich den Taktstock führen.

4 v Kroll's Theater. j __ Die Aufführung des Rofsini’shen „Barbier von Sevilla“ dur die italienische Opexngesellschaft geht morgen zu niedrigen Eintritt8preisen in Scene. Sgra. Jane de Vigne als „Rosina® trägt im zweiten Akt als Einlage das Rondo aus der Oper „La Cenerentola“ von Rossini, und der Baritonist Sgr. Vittorio Carpi als „Figaro“ die „Habanera* aus „El Sol de Sevilla“ von Yradier, einer spanischen Dper, vor. Sgr Carpi singt diese Einlage ebenfalls in der Original- sprahe. Sgr. Belletti spielt den „Basilio“, der trefflihe Bassist Sgr. Lanzont den „Bartolo“, Sgr. Cuttica den „Grafen Almaviva“.

Mannigfaltiges.

Die große Allgemeine Gartenbau-Ausstellung, welche die Gesellschaft zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten im Landes - Ausstellungs- aebäude veranstaltet hat, ist heute Mittag mit dem festlichen Prunk, der der Bedeutung der großartigen Schau entspricht, eréffnet worden. Der große Saal, rechts von der Kuppelhalle, war zu einem prächtigen Empfangsraum umgeschaffen. An der Ostwand erhob ih der imposante Thronhimmel, unter dem die Kolossalbüste Sr. Majestät des Kaisers und Königs aufgestellt war. Zu Seiten ftanden in Nischen aus vergoldetem Rohrgefleht Rauh’\{e Viktorien, an der ersten Fensterwand waren die ko\tbaren Ehrenpreise ausgestellt, und gegenüber dem Throne sah man die Büsten der beiden verewigten Kaiser. Im Uebrigen erfüllten die Wandflächen die herrlichsten Gruppen tropisher Gewächse, aus den reihen Beständen der Schmidt- \chen Gärtnerei entnommen; in Mitten der Gruppen aber prangte kostbares Edelgeräth, während Guirlanden in weitem Bogen zur Kuppel emporstiegen, um si hier in einem- Blumenkorb zu ver- einigen.

Eine glänzende Versammlung hatte \fich in dem fesilihen Raum vereinigt: wir sahen den Reichskanzler, Präsidenten des Staats- Ministeriums voa Caprivi, die Staats-Minister Dr. von Boetticher, Herrfurth, von Maybaw, von Verdy, den Staatssekretär Freiherrn von Maltzahn, den Minister des Königlichen Hauses von Wedell, zahlreiche Räthe aller Ministerien, ferner den Feldmarshall Grafen Moltke, den Ghef des Generalstabs Grafen Waldersee, den Herzog von Ratibor, die Generale von Versen, von Strubberg und andere höhere Offiziere. Auch die Vertreter der an der Ausstellung betheiligten Staaten waren der Einladung des Comités gefolgt; so sahen wir den österreichish- ungarishen Botschafter Grafen Sczéchényi, den \chweizerischen Gesandten, Obersten Roth, den niederländishen Gesandten van der Hoeven und andere Mitglieder des diplomatishen Corps. Ferner waren der Chef des Civilkabinets, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus, der Polizei-Präsident Freiherr von Richthofen mit dem Ober-Regierungs-Rath Friedheim, der Ober-Bürgermeister von Forckenbeck und der Stadtyerordneten-Vorsteher Dr. Stryck, der Hof-Gartendirektor Jühlke, der Präsident der Akademie Professor Becker und viele Künstler zur Eröffnungsfeier erschienen. Bom Hofe bemerkten wir den Ober-Hof- und Hausmarschall von Liebenau, den Ober-Ceremonienmeister Grafen zu Eulenburg, den S aan von Ende, den Kammerherrn von dem Knese- eck u. A.

Zum Einpfange der Allerhöhsten und Höwbsten Herrschaften hatten ih der Staats-Minister Dr. Freiherr von Lucius sowie die Herren des

Vorstandes. in der imposanten Kuppelballe versammelt. Wenige Minuten vor 12 Uhr erschienen Se. Königlihe Hoheit der Prinz Friedrih Leopold und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sawsen-Meiningea. Kurz darauf verkündeten die lauten Hochrufe der draußen harrenden Menge das Erscheinen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. Allerhöcstdieselbe fuhr, begleitet von der Gräfin Brockdorf, in ofenem vierspännigen Wagen vor und nahm nach huldvoller Begrüßung aus der Hand des belgischen Ausftellers Vuylsteke einen von der hiesigen Firma J. C. Smidt aebundenen Blumenstrauß aus belgisben Orchideen entgegen. Nach- dem die Kaiserin und Prinz Friedrich Leopold mit den Herrschaften des Gefolges unter dem Thron Play ge- nommen hatten, ergriff der Staats-Minister Dr. Freiherr von Lucius das Wort zur Eröffnungsrede, in der er zunächst den Gefühlen ehrfurchtsvollsten Dankes Ausdruck gab, daß die Höchsten Herrschaften geruht hätten, der Feier durch Ihr Erscheinen die höhe Weihe zu geben. Ihre Majestät die Kaiserin \veziell bestätige damit die fördernde, lebendige Theilnahme, welhe Preußens Herrscher dem edelsten und \chönsten Zweige der Bodenkultur, der Gartenkunst, von jeher zugewendet haben, Der Redner er- innerte an Sophie Dorothea, die zweite Gemahlin des Großen Kur- fürsten, die Schöpferin des Monbijou-Parkes und der Straße unter den Linden, deren erste Bäume fie selbst gepflanzt, an die Königin Luise, deren Vorliebe für Blumen und Gartenbau ja \prühwörtlih sei, an die KöniginElisabeth, der Marly seine Entstehung verdarkt, und an die Kaiserin Augusta, die unermüdliche Schüterin und Förderin des Gartenbaues. Der Minister gab sodann ein kurzes Bild der von französischen Kolo- nisten angeregten Entwicklung des Brandenburgishen Gartenbaues und schilderte das Wirken des seit 1822 bestehenden Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, dem ein Humboldt, ein Lenné angehört, der stets ein wichtiges vermittelndes Glied zwishen Theorie und Praxis, zwishen Liebhaberei und gewerb- lihem Betriebe aewesen. Von jeher habe der Verein die Veranfstal- tung von Ausstellungen als ein wesertlihes Mittel zur Förderung seiner Zwecke erkaant; man hoffe, daß au die jeßige Ausftellung, Dank der so hohen Protektion, zur Förderung des Gartenbaues und zur Steigerung des internationalen Verkehrs dienen werde.

Nachdem Ihre Majestät die Kaiserin den Befehl zur Eröffnung der Ausstellung gegeben hatte, {loß der Festakt mit einem brausenden Hoch auf Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten.

Nunmehr folçte ein MRundgang, auf welchem Jhre Majestät die Kaiserin wiederholt Veranlassung nahm, den anwesenden Aus ftellern mit huldvollen Worten Allerhö{stihre An- erkennung auszuspre@den. Im Saale des Kommerzien Raths Spindler überreichten dessen beide Töchter der Kaiserin ein Rosenbouguet, ein zweites Bovquet aus gelben Rosen nahm die Kaiserin in der Rosen- halle von Hrn. Buntel entgegen. In der Mittelhalle bestieg Ihre Majestät den Balkon, um den weiten Gesammtblick über die Ausstellung zu genießen. Vom Marine - Saal aus wandte die Kaiserin ih dann in die Orchideen - Halle, wo Hr. Manote aus London einer längeren Unterhaltung gewürdigt wurde.

Erst um 14 Uhr verlicß Ihre Majestät unter den Hochrufen des Publikums die Ausstellvng. E

Die zum Besten des „Deuishen Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien“ in der Aula der König- lihen Kriegs-Akademie, Dorotheenstraße 58/59, veranstaltete Ausftellung von ethnographishen Sammlungen aus dem Bereiche unserer Kolonien wird wegen noch nachträglihen Eingangs weiterer Sammlungen, statt morgen, erst Montag, den 28, April, Nachmittags 3 Uhr, eröffnet und täglich von 3—7 Uhr geöffnet sein. Der Eintrittspreis beträgt am Eröffnungstage 1 (X, an den folgenden Tagen 50 „§4.

Das „Nordland-Panorama“ (Wilhelmstraße 10) wurde im Laufe dieser Woche wiederholt durch hohen Besuch ausgezeichnet. JúIhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Erzherzogin Valerie von Oesterreich-Ungarn sowie der Erbprinz von Hohenzollern nebst Ge- folge beehrten die Nordischen Ausstellungen. Die Herrschaften sprachen ihre höchste Anerkennung aus und gaben diese durch den über eine halbe Stunde währenden Besu zu erkennen. Der Eintrittspreis ift für nähsten Sonntag auf 40 4 herabgeseßt.

Die näthsten öffentlihen Unterrihtskurse in der Gabels- beraer’\chen Stenographie, welhe im Jahre 1888/39 von 26 983 Personen erlernt worden ist, finden statt im Scul- gebäude, Markgrafenstraße 105, Dienstag und Freitag, Abends 82 Uhr, von Dienstag, den 29 April ab, im Köllnishen Gymnasium, JInsel- straße 2—ò, und im Friedricks-Gymnasium, Nea iGliraße 126, Montag und Donnerstag, Abends 84 Uhr, von ontag, 28. April ab. Anmeldungen zur Theilnahme am Unterricht, für welche ein- \chließlich der Lehrmittel 6 zu entrichten sind, werden in der ersten E entgegengenommen. Der Besuch derselben steht jeder- mann frei.

Breslau, 2. April. (W. T. B.) Das Preisgericht für das in Schlesien zu errichtende Kaiser-Wilhelm-Denkmal hat den ersten Preis dem Bildhauer Christian Behrens (Breélau) und dem Architekten Li cht (Leipzig) zuerkannt.

Gotha, 24. Aprl. (Goth. Ztg.) Auf der Shmücke liegt immer noch ziemlich viel Schnee, und manche Wege sind deshalb noch nicht recht passirbar. An manchen Stellen im Walde hat der Schnee noch über einen halben Meter Höhe.

London, 24. April. (A. C) Stratford-on-Avon prangte gestern anläßlich des 326. Jahrestages der Geburt Shake- speare’s im Festsshmuck. Das Haus, in welhem der Dichter ge- boren wurde, sowie das, welches er zuleßt bewohnte, waren reich be- flaggt. Im Memorial Theatre wurden die Dramen „Die beiden Veroneser“ und „König Johann“ zum erften Male mit prächtiger Ausftat:ung aufgeführt.

New-York, 24. April. (W. T. B.) Nach einer Depesche aus San Francisco fand daselbst heute früh 3 Uhr 30 Minuten ein heftiges Erdbeben statt, ebenso gestern früh in Mayfiel dz die Cisenbahnbrücke wurde dur bas Sinken eines Pfeilers un- brauchbar und der Veodeù ist an mehreren Stellen eingesunken.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wilhelmshaven, 25. April. (W. T. B.) Se. König- liche Hoheit der Prinz Heinrich ist heute früh mit der Kreuzer-Korvette „Jrene“ nah Kiel in See gegangen.

Köln, 25. April. (W. T. B.) Nach der „Kölnischen Volkszeitung“ striken die Arbeiter in den Koksanlagen de Wendel's in Sulzbach größtentheils und verlangen eine Lohnerhöhung.

Straßburg i. Els, 25. April. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser ist heute Vittag 12 Uhr 30 Minuten von Saarburg hier wieder eingetroffen. Auf dem Plat vor dem Bahnhof harrten dichtgedrängte Menschenmassen und zahlreihe Schulen der Rückkehr Sr. Majestät und begrüßten Allerhöchstdenselben mit unaufhörlihen jubelnden Zurufen, die sih bis zum Kaiserlichen Palast fortpflanzten.

Wien, 25. April. ® (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „K. K. Telegraphen-Correspondenz-Bureau“/ aus Klagenfurt ist der Strike inBleiberg und Kreuth seinem Ende nahe. Die Arbeiter sind heute fast vollzählig angefahren. Jn den Ostrauer und Karwiner Kohl enrevieren, sowie in den dortigen Jndustriewerken und Fabriken find die Strikes beendet. Jn Bieliy-Biala, Wagstadt und Fulnek ist der Abend und die Nacht ruhig verlaufen.

Paris, 25. April. (W. T. B.) Tigrane Pascha und Palmer, welche in der Angelegenheit der Konversion der egyptishen Schuld hier konferirten, haben sich heute nah London begeben.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

sa

Wetterbericht vom 25. April, Morgens 8 Uhr.

R.

| Wind. | Wetter. | l |

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeresf\p red. in Millim. in 9 Celsius

00 M MN COEíäI 59G

Temperatur

und Jsolde.

Mullaghmore | 748 |WSW 5 [wolkig Aderdeen .. | 745 |\WNW 2 halb bed. Christiansund | 747 |ONO 3lhalb bed. Kopenhagen . | 746 |SO 2 Regen Stockholm . | 751 |SO 2\bedeckt

aparanda . | 751 |SO 2'bedeckt

t, Petersbrg.| 7566 |NO 1 Nebel Moskau. …. | 762 |OD 1/bedeckt

Cork.Queens- town... 750 |NNW 4 balb bed. Cherbourg . | 746 |SW 6 wolkig 745 \SW 1 Nebel 745 |\WSW 1\Regen 746 \WSW 2 bededckt Swinemünde | 746 |SO 5 Regen Neufahrwasser| 7522 S__ 1hedeckt Memel ... |_ 754 |SSOD _3 wolkig!) Paris 747 |[SW 4 Regen ünster... | 746 ¡S 2 Regen Karlsruhe... | 750 |SW 6\Regen Wiesbaden . | 748 till |bedeckt München ..| 753 |SW 5\wolkig Chemniy .. | 750 |WSW 3wolkig Berlin... | 747 W 4\wolkig Wien .….. | 755 |W 1|bededckt Breslau. ..| 751 |SSO 4bbedeckt

Ile d’Aix. . | 756 |W 6|Regen Nizza .…...| 7566 |W 2\wolfkia ret 6 | 2006 still|bedeckt

fang 7 Uhr.

von Kirchfeld.

s)

0-00 -J

pu park pi deck Go © Us 00 O

pk pr O N R

Henrik Ibsen.

pu pak jed S C3 p

der Ae, und dem Nordseegebiete, mit einem Minimum über Südwest-England ; bei meist {wacher südöstliher bis südwestlicher Luftströmung und durh- | Urmband. \chnittlich normalen Wärmeverhältnissen ist das Wetter in Central-Europa wolkig bis trübe. In fast ganz West-Europa is Regen gefallen. Deutsche Seewarte.

C. A. Raida.

Theater - Anzeigen. t

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern-

4 Akten von A. Ponhhielli. Text von Tobia Gorrio.

Uebersetzung von C. Niese. Ballet von Emil Graeb.

In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Teztlaff.

Dirigent : Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 102. Vorsteluag. Katharina

Gottshall. In Scene geseßt vom Direktor Dr, Otto Devrient. Anfang 7 Uhr.

Sonntag : Opernhaus. 99. Vorstellung. Tristan In 3 Akten von Richard Wagner. (Tristan: Hr. Kammersänger Gudehus, vom Königl. Hof-Theater in Dresden, als Gast ) Anfang 7 Uhr.

Teil. Schauspiel in 4 Aufzügen von Stiller. An-

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Pfarrer

Sonntag: Mein Leopold. Montag: Das Käthchen von Heilbronn.

Berliner Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: A tempo. Der Weg durch’'s Fenster. Gewitterschauer. (Hedwig Niemann.)

Montag: Uriel Acofta. (Ludwig Barnay.)

Lessing - Theater. Sonnabend: Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas -

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas,

Sonnabend: Zum 44. M.: Ein fideles Haus.

Montag: Nora. Stauspiel in 3 Akten von | Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen annstädt. Musik von G. Steffens.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten

und A. d’Artois, Sonntag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Alten von Hermann Sudermann.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 8. Male:

t: Rigobert. Posse in 3 Akten nach dem Franzö- 1) Reif. M v4 a L ros, von ans Uebersicht der Witterung. terer. orher: Zum 3. Male: as Arm- | Zum Besten der unter dem Protektorat Jhrer Ma- f

jestät der Kaiserin und Königin ftehenden Sanitäts- Gestorben: Hr.

wachen im 28. Polizei-Nevier: Ein fideles Haus. Dienstag: Lette Vorstellung in dieser Saison. Zum 47, Male: Ein fideles Haus. ;

T x Oa band. S i i Eine unregelmäßig geformte Depression liegt über | Idee von Frit Mal T Sie amen 7# Uhr

Sonntag und folg, Tage: Rigobert. Das

Victoria-Theater. Sonnabend : Zum Benefiz für Hrn. Wilhelm Hack. Zum 250, M.: Stanley

I | in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildecn von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von Musik von Franz Roth. Anfang 74 Uhr

onntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Die Musfikauten. haus. 98. Vorstellung, Giocouda. Oper in | Oper von Flotow. f |

Sonnabend: Populäre Preise. 7 Uhr.

und A. Wicher. Anfang 74 Uhr.

Idee von W. Anfang 7 Uhr

der Ferien-Kolonien,

Sonnabend: Zum 77. Male:

Ballet von C. Severini. Anfang Der Sommergarten ift geöffnet.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Sonnabend: Unter persönliher Leitung des | 12—11 Uhr. Sonnabend, um Uhr: Hr. Dr. Komponisten. Zum 109. Male: Der arme Jo- | Potonié: Was sind Blumen, und um d Uhr: Howard. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Rudolf E N 4 Hugo aan Die Geschichte der Urwelt.

E geseßt von Julius Frißshe. Anfang r. Sonntag: Der arme Jonathau.

i j Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Schauspielhaus. 103. Borstellung. Wilhelm | 5 rg s Ed Zum 77, Male: Marquise. | R Lustsptel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang Uhr.

Sonntag u. folg. Tage: Marquise.

Kroll's Theater. Italienishe Opern-Saison. I Barbiere ( 1 di Siviglia. (Rofina: Jane di Vigne.) Anfang mit Hrn. Ingenieur Ernst Salzenberg (Konstan-

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Mit t Jatod- Sonrtag: A tempo. Der Weg durch!s | gänzlih neuer Ausstattung: Zum 57. Male: Der Verehelicht: Hr. Regierungs-Baumeister Richard

Fenster. Gewitterschauer. (Hedwig Niemann.) an ORE, S7 e A nE An und Tanz in en un ildern na ules| i Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani | Else Schmidt (Magdeburg). Hr. Wilhelm

Sonntag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Abends 74 Uhr: Ein fideles Haus. Montag: Vorleßte Vorstellung in dieser Saison,

| Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Der Goldfuchs. Gesangspofse in 4 Akten von Eduard Jacobson und | Berlin: Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß.

Urania, Invalidenstraße 57/62, Geöffnet von

Concert-Anzeigen.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse),

Karl Meyder- Corcezrt, Socnnabend, 26. April: Strauß-Suppé-Offenbach-Millöcker-Gung'l-Abend.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Hertha Elsner van Gronow mit Hra. Hermann Scholy (Bernstadt i. Shles.). Frl. Hedwig Wagner mit Hrn. Hauptmann Schultz (Leipzig—Chemnitßz). Frl. Henriette Holstein

tinopel—Bremen). Frl. Marie e mit Hrn. Heinrih Scheer (Zittau). Frl. Karoline Boß mit Hrn Gustav Krupp (Uelzem bei Unna— Mülheim a. Rh.)

Ergang mit Frl, Hedwig Rarihs (Magdeburg). Hr. Sec.- Lieutenant Friß Schmelzer N Fl

Sulitze mit Fel Josefa Krause (Oels in Schles). a L E Biesing mit Frl. Emely Buwhholz achen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Dr. O, Grotian (Aachen). Hrn. Friß Reinshagen (Elberfeld). Hrn. Dr. G. Stromeyer (Han- nover). Hrn. I. Kosmieder (Liegnitz). Hrn. Walter Herrmann (Hannover), Eine Tochter: Hrn. Buchdruckereibesißer R. Funcke (Berlin). Hrn. Amtsrichter Arndt (Kyritz). Hrn. George Cabanis (Berlin). Hrn. Alfred von Küster (Hohenliebenthal), Hrn. Ludwig von Schmit (Dannenberg). Hrn. R. Gaumiß (Leipzig). Hrn. F. Hoppe (Schwerin).

Kaufmann Eduard Lüders

(Wolmirstedt). Hr. Kaufmann Robert Linder

(Berlin). Hr. Hermann Krause (Berlin).

Frau Charlotte von Platen, geb, Jungwirth

(Magdeburg). Hr. Kaufmann Richard Röhrs

(Breslau). Frl. Adelheid Köhler (Berlin).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Verlag der Expedition (S cholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckterei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (eins{chließlick Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 102.

Berlin, Freitag, den 25. April

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußberiht der gestrigen (48.) Sißung des Hauses der Abgeordneten. Fortseßung der Berathung des Geseß- entwurfs, enthaltend Bestimmungen über das Notariat und über die gerihtliche und notarielle Beglaubigung von Handzeichen.

8. 3, welcher die Zuziehung von Fnstrumentszeugen er- heblich einshränkt, wird unverändert angenommen.

Nach §. 4 sollen die Vorschriften, nah welchen als Jn- strumentszeugen aus\chließlich Staatsangehörige oder folche Personen zuzuziehen sind, welche in einem bestimmten Bezirke wohnen, durch die Bestimmung erseßt werden, daß jeder Deutsche sähig ist, Junstrumentszeuge zu sein.

Abg. Boediker führt aus, daß in Hannover eine solche beshränkende Bestimmung nicht bestehe; es könnten auch Aus- länder Jnstrumentszeugen sein. Jn diesem Falle würde also die neue Vorschrift in Hannover nicht in Geltung treten.

Der Regierungë-Kommissar Geheime Justiz-Rath Viets ch hält die Bestimmung für klar, daß in Zukunft nur Deutsche als Jnstrumentszeugen zulässig sein sollen.

Die Abgg. Dr. von Cuny und Dr. Enneccerus halten diese Bestimmung für nicht ganz klar und beantragen, den Paragraphen an die Kommission zurüczuverweisen.

Abg. Simon von Zastrow hält die Zurütverweisung an die Kommission niht sür nothwendig. Die Vorschrift habe doch nur den Zweck, den Kreis der Jnstrumentszeugen

u erweitern. Wenn in Hannover noch weiter gehende Be- Kimmiuliäen vorhanden seien, so müßten diese bestehen bleiben.

_ Abg. Dr. Enneccerus: Dieser Auffassung steht die ab- weichende Meinung der Staatsregierung entgegen, deswegen s um Klarheit zu schaffen, kommissarishe Berathung das

este.

Nachdem auch der Abg. Dr. Windthorst sih in diesem Sinne ausgesprochen, wird §8. 4 in die Kommission zurück- verwiesen. : :

Abg. Dr. von Cuny hat auch erhebliche Bedenken in Bezug auf den §8. 6, welcher von der Ausfertigung der no- tariellen Urkunden handelt, und beantragt dessen Zurü- verweisung an die Kommission.

Die Abgg. Dr. Windthorst, Boediker und Broek- mann haben ebenfalls erhebliche Bedenken gegen §8. 6.

8. 6 wird an die Kommission zurückverwiesen.

Abg. Krah beantragt, einen neuen § 6a über die Aus- händigung der Urschrift notarieller Verhandlungen einzu-

_shalten.

Abg. Dr. Windthorst beantragt, diesen §. 6a der Kommission zu überweisen. : i

Abg. Simon von Zastrow widerspricht diesem An- trage, welcher troßdem angenommen wird. :

Auhh §. 7 wird an die Kommission zurüverwiesen.

Abg. von der Reck beantragt nunmehr, den ganzen Rest des Geseßes an die Kommission zurückzuverweisen. i

Abg. Rickert schließt sih diesem Antrage an, denn eine solhe Debatte habe er in den 20 Jahren seiner parla- mentarischen Thätigkeit noh nicht erlebt, S

Abg. Simon von Zastrow {ließt sich jeßt ebenfalls diesem Antrage an. i ï

Der Nest des Geseßes wird an die Kommission zurück- verwiesen. :

(Schluß 31/5 Uhr.)

Jn der gestrigen Sißung des Hauses der Ab- geordneten bemerkte bei Beginn der Berathung über den Gesegentwurf, betreffend die erleihterte Ab- veräußerung kleiner Grundstüdcke, der Finanz-Minister Dr. von Scholz: A E

Meine Herren! Ich kann mih sehr kurz fassen, indem die Gründe, welche die Regierung gegen den Art. I] der Vorlage hat, in der Kom- mission ausführlich erörtert worden und auf S. 4 und 5 des Kommissions- berihts vollständig wiedergegeben sind. Ich möchte nur, um keinen Zweifel über die Bedeutung dieser Bedenken der Regierung zu lassen, aus- drücklich erklären, meine Herren, daß, wenn auch der finanzielle Cffekt, um den cs sich dabei handelt, gewiß kein großer ift, die geäußerten Bedenken von der Königlichen Staatsregierung als prinzipielie an- gesehen werden, welche auf anderen Gebieten ganz ebenso wiederkehren würden und welche es der Königlichen Staatsregierung daher zu ihrem Bedauern unmögli machen, Allerhöchsten Orts die Sanktion des Gesetzes zu beantragen, wenn es mit dem Actikel IT bepadckt bleibt.

SFch glaube, der Artikel 1 des Geseßes, den alle Faktoren der Gesetzgebung wollen, hat feine gute Bedeutung auch ohne den Artikel 11 und s ist deshalb niht richtig, wenn man in ein solches Gesetz, welches in si vollständig und bedeutungsvoll ist, noch einen anderen, gelegentlich aufgekommenen Gedanken legt, der jenen ersten Gedanken dann für einen Theil der Geseßgebung unannehmbar mawen würde. Ich bitte Sie deshalb, Artikel 11 der Vorlage ab-

lehnen zu wollen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Beuthen wird der „Köln. Ztg.“ vom 24. telegrap?irt, daß die Arbeiter der Zinkhütte zu Chropaczow theilweise in einen Ausstand eingetreten sind. Eine Versammlung von 2%00 Bergleuten, zum größten Theile Mitglieder des ,„ Oberschlesishen Arbeitervereins gegenseitiger Hülfe ", welche in Beuthen am leßten Sonntag stattfand, beshloß einmüthig, am 1. Mai wie an jedem anderen Tage zur Arbeit zu gehen und sich von jegliher sozialistishen Demonstration fern zu halten. Zum S(hluß wurden, der „Voss. Ztg.“ zufolge, auf Kaiser und Papst be- geistert aufgenommene Hochrufe ausgebracht.

Ueber den Arbeiterausstand in Mülhausen i. E. ent- nehmen wir der „N. Mülh. Ztg.“ fclgende Mittheilungen vom 93. ‘d. M : Auth der gestrige Tag ist ruhig verlaufen, obglei das Mens\cengewoge den Tag über sehr groß war. Außer den Gießerei- arbeitern stehen auch die Bauhandwerker, d. h. die Zimmerleute, Maurer und Schreiner, zum großen Theil aus, Bei Ducommun soll heute ein großer Lheil der Arbeiter zur Arbeit zurückgefehrt sein, während die Arbeiter der Gießerei noch ausstehen. Den neuesten Nawhrichten zufolge beträgt die Zahl der dort ausstehenden Arbeiter jeßt 1700. Diesen Morgen

_ haben noch verschiedene Fabriken der Textilbranche die Arbeit wieder

aufgenommen. Das Blatt bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß in den Fa- brikenNägely undDollfus-Mieg die Arbeit überhaupt niemals unterbrochen worden war, Im Ganzen kann man sagen, daß der Ausstand überall in den Fabriken in Rückbildung begriffen ist, nur die Lage in der Gießerei zeigt noch ein bedenklihes Gesicht, zumal die Arbeitgeber hier mit dem besten Willen nit solche Zugeständnisse machen können, wie in anderen, augenblicklich besser gestellten Industriezweigen, und die Arbeiter der Gießerei \{on längst, im Vergleich zu ihren Ge- nossen in den Fabriken, gut bezahlt waren.

Aus Hamburg meldet ,W. T. B.“, daß in Folge Verbotes der Polizeibehörde am 1. Mai cr. während der Arbeitszeit keinerlei Versammlungen überhaupt und während des ganzen Tages keinerlei ôfentlihe Versammlungen stattfinden dürfen. Der „Köln. Ztg." wird aus Hamburg geschrieben: Die Zahl der ausftändischen Gärtnergehülfen ist bis auf 400 zusammengeschmolzen. Viele sind abgereist; die Meisten haben sich den Arbeitgebern wieder gestellt und zwar zum Theil, nabdem sie noch einen Tag vorher aus der Ausstandskasse Unterstüßung bezogen. Der Ausstand der Schuh- macher ist noch immer in vollem Gange. Zwar haben 350 Arbeit- geber, die 600 Gesellen beschäftigen, dem Druck ihrer beschränkten Verhältnisse nachgegeben, Aber der bei Weitem größere Theil der Gefellen, ungefähr 1500, bleibt noch übrig.

In Lübe ck hat eine Tischlerversammlung beschlossen, am 1. Mai nicht zu feiern und dafür 1 4 50 S pro Person an die Ausstandskasse abzuführen.

Aus Kiel wird der „Köln, Ztg.“ unter dem 24. d, M. berichtet, daß der größere Theil der Arbeiter auf der Germaniawerft die Arbeit wieder aufgenommen hat.

In Stettin haben, der „Ostsee-Ztg.“ zufolge, die Schu h- macergesellen am 23. d. M. nahdem eine Einigung mit den Meistera zu Stande gekommen ist, zum größten Theil die Arbeit wieder aufgenommen.

In Leipzig baben die Maler und Lackirer am 22, d. M. bes{chlossen, einen Minimalstundenlohn von 50 4 zu fordern und die Finführung einer neunstündigen Arbeitszeit anzustreben. Falls diese Forderungen von den Meistern bis zum 3. Mai d. I. nicht bewilligt find, soll eventuell die Arbeit niedergelegt werden. N

Aus Chemnitz theilt „W T. B." mit, daß der dortige, seit vielen Jahren bestehende Arbeiterverein, welcher die Fortbildung des Arbeiterstandes bezweckt, beschlossen hat eine Bekanntmachung zu erlassen, in welher die Demonstration am 1. Mai als das Interesse der Arbeiter {wer \{chädigend und als zwecklos er- klärt wird. j

In Zwickau fand dem „Chem. Tgbl.“ zufolge in der vorigen Woche eine Versammlung von Kupferschmiedegesellen statt, welche von Berufsgenossen aus Zwickau, Werdau, Krimmitschau, Glauchau, Greiz, Kirchberg, Reichenbach, Lichtenstein 2c. besucht war. Es wurde beschlossen, in allen diesen Orten zehnstündige Arbeitszeit und entsprehend höhere Löhne für Zwickau 40 F für die Stunde zu fordern, auch einen Arbeitsnachweis und eine Strikekasse zu errichten; ferner wurde beschlossen, am 1. Mai d. I. behufs G t für den achtstündigen Arbeitstag die Arbeit aus- zusetzen.

S Halle beschloß, wie die „Magdb. Ztg.“ mittheilt, eine Ver - sammlung von Vertretern der dortigen Gewerke von einem Ruhen- lassen der Arbeit am 1. Mai abzusehen, also, daß nicht gefeiert werden, sondern jedem Gewerk, jeder Fabrik, Werkstatt u. #. w. über- lassen bleiben soll, nah eigenem Ermessen und Belieben zu handeln. Abends sollen allgemeine Versammlungen stattfinden. i

Aus Gera berichtet dasselbe Blatt, daß auf dem dortigen Landraths8amt cine Verhandlung zwishen Vertretern der Fabrikanten und der Textilarbeiter stattgefunden hat. Das Ergebniß besteht in einigen Zugeständnissen betreffs der Fabrik- ordnung. Der Strike der Maurer is als beendet zu betraten, da die Unterstüßungsgelder ausgeblieben find. Die Gehülfen sind mit ihrer Forderung um zehnstündige Arbeitszeit unterlegen. 2 :

Hier in Berlin hat die Generalversammlung des Vereins Berliner Eisengießereien und Maswhinenfabriken und verwandter Betriebe, wie vershiedene Blätter melden, in ihrer Sißung vom 23, April einstimmig beslofsen : 1) Am 1. Mat 1890 wird in sämmtlihen Vereins- Werkstätten bis zum Schluß der regelmäßigen Arbeitszeit ge- arbeitet. 2) Wer dem nicht nachkommt, wird entlassen und darf vor dem 9. Mai cr. in keiner Vereins-Werkstatt wieder An- nahme finden. 3) Es wird eine Liste der am 1, Mai cr. in den Vereins-Werkstätten Feiernden sämtntlihen Mitgliedern des Vereins zugestellt. 4) Es wird allen am 1. Mai cr. Arbeitenden ausdrücklih der Shuyz auf Grund des §. 153 der Gewerbeordnung zugesichert.

Aus Wien meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage: Unter den (ca. 3000) Gasarbeitern bereitet ih, wie das „K. K. Telegr. - Corresp. - Bureau“ meldet, eine Strike- bewegung vor. Dieselben fordern 8stündige Arbeitszeit und eine 50% Lohnerhöhung, beschlossen jedo, heute die Nachtschiht noch aufzunehmen. Auch die Gehülfen der Fleischselher, der Huf- und der Wagenschmiede beab- sichtigen zu striken. In der Zündhölzchenfabrik von Fuerth in Schüttenhofen (Böhmen) sind Arbeiterunruhen ausgebrohen. Gendarmerie - Abtheilungen sind dorthin abgegangen. Fn Biala sind im Laufe des Vormittags keine weiteren Ruhestörungen vorgekommen. In Bleiburg und Kreuth ist es ebenfalls zu Arbeit seinstellungen gekommen, welhe noch zunehmen. In mehreren böhmischen Glasfabriken erklärten die Arbeiter, nur deshalb am 1. Mai feiern zu wollen, weil sie von Arbeitern aus- wärtiger Fabriken gedrängt würden; sie würden jedoch, falls es ver- langt werde, die Ärbeit niht einstellen. Vom heutigen Tage wird berichtet, daß die Waffenfabrik in Steyr und die Terxtil- fabriken zu Brünn ihren Arbeitern den 1. Mai als Fetertag bewilligt haben. , i y

Im Ostrau-Karwiner Revier fuhren, wie „W. T. B.“ meldet, gestern 90 bis 98 %/6 der Belegschaften ein. Es herrscht voll- ständige Nuhe. E

Aus Graz wird berichtet, daß dort die Tischler-, Shloff er- und Bäckergehülfen strikeu. Die Ruhe ist jedoch nit gestört worden,

Aus Paris meldet „W. T. B.* vom gestrigen Tage: In hiesigen Regierungskreisen hat man "sich dahin ge- äußert, daß man ohne besondere any dem 1. Mai ent- gegensähe. In der Nähe von Pläßen, wo Anfammlungen \tatt- finden dürften, namentlich in der Umgebung der Arbeiterbörse, sollen Truppen aufgestellt werden. Den Abendblättern zufolge ge- winnt der Strike der Arbeiter der Hüttenwerke Comentry an Ausdehnung; zur Zeit haben 1300 Schmiede die Arbeit eingestellt.

Kunft und Wissenschaft.

Kulturgeshichtliches Bilderbuch aus drei Jahr- hunderten. Herausgegeben von Georg Hirth. Leipzig und München, Verlag von G. Hirth. Lieferung 64 bis 66. (4.,—6. Liefe- rung des VI. Bandes; Preis d. Lief. 2 4 40 Z). Auch in diesen neuesten Lieferungen dominirt noch der berühmte englische Sitten- \cilderer des! vorigen Jahrunderts, William Hogarth. Außer einem Selbstporträt finden wir darin eine Serie von 12 Blättern mit dem

1890.

Titel „Industry and Idleness“, die Folgen des Fleißes und der Faul- beit in moralisirender Weise gegenüber fstellend, sämmtlich von L selbst gezeihnet und gestohen. Eine gleichfalls auf sittliche Besserung des Volks abzielende Tendenz zeigen auch die Kupferstihe, welhe die drei Stufen der Graufamkeit und ihre Sühne in abshreckendec Gräßlihkeit vor Augen führen. Von seinen zablreihen derb - humoristishen Blättern sind ferner in getreuen Reproduktionen nah den besten Stichen vorhanden: die „vier Tages- und Natzeiten“, der „Hahnenkampf“, die „Bier- straße“, das „Branntweingäßben“. Besonders figurenreihe und im Einzelnen sorgfältiger behandelte Compositionen sind: „Die wandernde Schauspielertruppe in der Scheune“, „Der Jahrmarkt „in South- wark“, „Der Abmarsh der Garden nach Finshley, 1745 (gestohen von Lucas Sullivan). Auch die berühmte Folge von Blättern, Epi- soden aus einer englishen Parlamentswahl mit drastisher Satire darstellend, fehlt nit. Kulturhistorisch interessant, namentlih im Hinblick auf das heutige. so hoh vervollkfommnete Verkehrswesen, ist das bekannte Bild von der „abfahrenden Landkutsche“. Die fatirishen Flugblätter auf England und Frankreich liegen uns wegen der zeitgefchicht- lichen Anspielungen schon ziemlich fern. Verständlicher ist uns auch heute noch der Stich, welchcr den Empfang des Noastbeefs am Stadt- thor von Calais darstellt und auf die Rivalität der feinen lecker- haften französishen mit den derben konsistenten englischen Küchenerzeug- nissen hinweist. Noch weniger der Erläuterung bedürfen die hoch- komisben Blätter, „Der Gesang8chor“, „Das lachende Parterre“, „Die Vorlesung“, „Das Ei des Columbus“ u. a., in denen der eng- lishe Meister seine ganze Genialität entfaltet. Die studirten Stände hat Hogarth mit seinem übermüthigen künstlerishen Spott besonders \harf aufs Korn genommen; das beweisen außer der „Vorlesung“ au die satirishen Bilder, în denen ein gestrenger, zur größeren Hälfte in Schlaf versunkener Gerichtshof, ein langweiliger Prediger und ein Collegium medicum seiner Zeit satirisirt werden. Sehr interessant ist auch die Tafel, welche dit gedrängt eine Unzahl mit wenigen Strichen hingeworfener Charakterköpfe zeigt und von der sprudelnden Fülle seines Humors und seiner Gestaltungskraft Zeugniß ablegt. Als ernsten, nach wahrer, prägnanter Charakteristik strebenden Künstler zeigt uns ihn ein Stich nach dem Gemälde in Lincoln’s Inn Hall in London, die Predigt des Paulus vor dem römischen Statthalter Felix darstellend. Aber au diesen Stoff hat er daneben zu einer gelungenen Karikatur „in the ridiculous manner of Rembrandt“ verwandt, wie er den Stich bezeichnet, der ebenfalls in der vorliegenden Sammlung heliographirct ift. Endlich wveranschaulihen uns einige Blätter auch Hogarth's Begabung als Porträtist in dem ungekünstelt wahren Bild- niß eines biederen Landlords und dem packenden Porr des be- rühmten englishen Schauspielers Garrick in der Rolle Nichard's III. Ein großer Theil der täushend imitirten Kuüpferstihblätter obiger Lieferungen gehört ferner den Franzosen, Vor Allen ist es der Schüler Watteau’s und einer der bedeutendsten Maler des Rococo-Zeitalters, Nicolas Lancret, der uns in den Serien seiner Tages- und Jahres- zeiten, Schäferscenen 2c. mit allen eigenthümlichen Reizen seiner Sujets und seiner Manier vor Augen geführt wird, ferner Charles Antoine

_ Coypel a Kokette“ u. A.). Beider Werke sind von verschiedenen

gleihmäßig eleganten französishen Stechern vervielfältigt. Edme Bouchardon's Pariser Volkstypen haben neben ihrem künstlerischen auch einen sittengeshihtlihen Werth; dasselbe kann von Jean Baptiste Ioseph Pater's Jllufstrationen zu viel- gelesenen französishen komischen Zeitromanen gelten. Viel des Anziehenden bieten ferner die Stive nach Genrebildern von François Boucher: lhäuslihe Familienscenen, Genregruppen, wie „L'aimable villageoise“, „La belle bouguetière“, „Les caresses dangereuses“, Pariser Straßentypen 2c. Als Nachahmer der Holländer dagegen erscheint der französishe Hofmaler Jean Baptiste Siméon Chardin mit seinen genrehaften einzelnen oder gruppirten Frauen- gestalten. Von dem ausgezeichneten französischen Kupfersteher Bernhard Picart enthält die 64. Lieferung ein allegorisch-fatirisches Flugblatt aus Amsterdam, vom Jahre 1734 datirt, auf den Gründungs|chwindel welcher damals von England aus mit den Aktien der Mississippi- und anderer Gesellshaften zur Hebung der englishen Kolonien ge- trieben wurde. Das sehr interessante, gut komponirte Kupferstih-BVlatt mit seinen zahlreichen vortrefflich gezeihneten Figürchen trägt die Ueber- \chrift: „La fortune des Actions“. Auch ein eigentlich nie recht nah Ge- bühr gewürdigter deutsher Meister des vorigen Jahrhunderts, der Augsburger Johann Elias Riedinger ist in der trefflichen Hirth'\chen Sammlung vertreten. Außer einer Anzahl ganz vorzüglicher Thier- und Jagdbilder von ihm, finden wir in der 66. Lieferung Reiter- Bildnisse König Friedrih's Il. und des na{maligen Kaisers Josef, in der Lracht als Kronprinz von Ungarn und Böhmen, zwei Blätter aus der Folge der Thierfabeln, ganz vollèndet gezeihnet und mit vielem Humor und Sinn für Charakteristik er- funden, u. v, a. Speziell das Bildnißfah ist ferner noch dur folgende deutsche und französishe Meister repräsentirt: Johann Kupeßki:; Markgräfin Christine Caroline von Brandenburg-Ansbach, geborene Herzogin von Württemberg, u. A., Antoine Pesne: der Kupfersteher und Buchhändler Jean Mariette, dann Coypel, Lancret (die Tänzerin Auretti), Alexandre Roslin (der Maler Boucber) 2c.

Die in der naturwissenshaftlichen Fakultät der Universität Tübingen erledigte ordentlihe Professur für Geologie und Mine- ralogie in Verbindung mit der Vorstandschaft der mineralogish- geognostishen Sammlung ift, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, dem ordentlihen Professor Dr. Branco an der Universität Königsberg übertragen worden.

Literatur.

„Fürst Bismarck's gesammelte Werke.“ Briefe, Reden und Aktenstücke. Erste Volksausgabe. Gesammelt und her- ausgegeben von Bruno Walden. [. bis Iÿ. Band. Berlin. Alfred H. Fried u. Cie. Das Verlangen nach einem volks- thümlihen Buche, welches alles das, was Fürst Bismarck ge- schrieben und öffentlich gesprochen, diese Denksteine, aus welchen allgemach der Hochbau des geeinten Deutschland aufgeführt worden, in Gestalt einer übersichtlißen und nicht zu theuern Volksausgabe darbietet, war eigentlich längst ein Bedürfniß: Die obengenannte Verlagshandlung kommt demselben durch diese Publikation entgegen, die in \ch{chönem, die Farben des Deutschen Reichs tragenden Gewande vor uns liegt. Band T bringt zunähst 115 Familienbriefe, deren 32 „An die Schwester“ den treuherzigen Bruder und deren 83 „An die Ge- mahlin“ den zärtlihen, mittheilsamen, treufürforglihen Gatten und Vater zeigen. In Theil IT finden wir sodann 106 „Politishe Briefe“, welche zunehmenden Grades die Originalität und den Scharf- und Weit- blick des Politikers bekunden. Der zweite Band enthält 96 „Poli- tishe Reden“ des für die Rechte der Krone, das christliche Volks- bewußtsein und die ungehemmte Lösung der neuen Staatsaufgaben mannhaft und unbeirrt kämpfenden Staatsleiters. Der dritte Band bietet 63 weitere „Politische Reden“, welche, mit der Klarstellung von Königthum und Priesterthum beginnend, mit der Reichsstellung des Kanzlers, seiner Politik und seiner Person \{ließend, alle dem Aus- bau der Reichsverfassung gewidmet sind. Die 30 Reden des vierten Bandes athmen zumeist friedigenden Charakter und zielen auf die Beilegung des Kulturkampfes und die Beseitigung fozialer Schäden ab. Den Schluß aber, gleihsam den ungeheuren Abstand zwishen dem durch