1890 / 106 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Preußen (Hannov.) Nr. 73, in das Oltenburg. Inf. Regt. Nr. 91 versest. - Bitaübuts i. E., 24. April. Feldt, Major und etatsmäß. Stabsoffizier des Hus. Regts. von Schill (1. S@Wlef.) Nr. 4, dem Regt. aggreg. und zur Dienstleistung bei dem Neben-Etat des Großen Generalstabes kommandirt. Frhr. v. Senden-Bibran, Major aggregirt dem ODragoner-Regt. von Bredow (1. Sles ) Nr. 4, als etatsmäßiger Stabsoffizier in das Husaren - Regiment von Shill (1. Séles.) Nr. 4 einrangirt. v. Saldern-Ahlimb, Oberst-Lt. und etatsmäßiger Stabsoffizier des Thüring. Feld-Art. Regts. Nr. 19, von dem Verhältniß als Mitglied der Studien- Kommission der vereinigten Art. und Ingen. Schule entbunden. Heintze v. Krenski, Major und Abtheilungs-Commandeur vom 1. Garde-Feld-Art. Regt., zum Mitgliede der Studien-Komzrifsion der vereinigten Art. und Ingen. Schule ernannt. Rowan, Haupim. u. Comp. Chef vom 4. Bad. Inf. Regt. Pcinz Wilhelm Nr. 112, mit Pens. zur Disp. gestellt und gleichzeitig als Plaz-Major in Karlsruhe wieder- angestellt. Buchholt, Hauptm. vom 4. Bad. Inf. Regt. Prinz Wilhelm Nr. 112, zum Comp. Chef ernannk. Darmstadt, 26. April. v. Blessingh, Oberst z. D., unter Belaffung in dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Krieg8- Ministerium und unter Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Gren. Regts. König Friedrich Wilhelm 1V. (1. Pomm.) Nr. 2, von der Stellung als Commandeur des Landw. Bezirks Rasten- burg entbunden. v. Stutterheim, Oberst-Lt. und etatêmäß. Stabs- offizier des Fuß-Art. Negts. General-Feldzeugmei|ter (Brandenburg.) Nr. 3, kommaadirt zur Vertretung des Commandeurs des Landw. Bezirks Rastenburg, unter Stellung zur Disp. mit Pension, zum Commandeur dieses Landw. Bezirkg ernannk. R Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 24. April. Kropp, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Königsberg i. Pr., zum Art. Depot in Ulm, Stephan, Ze: g:Lt. von der Art. Werkstatt în Danzig, zum Art. Depot in Straßburg i. E. verseßt. j Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Bremen, 21. April. v. Lossau, Major a. D., zuleßt im Großherzogl. Mecklenburg. Füs. Regt. Nr. 90, der Charakter als Dberst-Lieutn. verlieben. i } i Straßburg i. E., 24. April. v. Chrismar, Major à la suite des 1. Bad. Leib-Gren. Regts. Nr. 109 und Plaß-Major in Karls- ruhe, unter Verleihung eines Patents seiner Charge, mit Penfion und der Uniform des gedachten Regiments der Abschied bewilligt. Grebin, Major a. D., zulegt Hauptmann und Compagnie- Chef im Niedershlesishen Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 5, unter Fortfall der ihm ertheilten Aussiht auf Anstellung im Civildienst, mit seiner Persion und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts. zur Disp. geftellt. Frhr. v. Boine- burg- Lengsfeld, Pr. Lt. a. D., zuleßt Scc. Lt. à la suite des Hus. Regts. Landgraf Friedri II, von Hessen-Homburg (2. Hess.) Nr. 14, die Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform ertheilt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. S attiven Héere, 20, April Dkemtiyder See. Lk, vom 6. Inf. Negt. Kaiser Wilhelm König von Preußen, zum 2. Train-Bat. verseßt. : : i

22. April. Knott, Major vom 10. Inf. Regt. Prinz Ludwig, im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Desterreih, Mayer v. Wandelheim, Major vom 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, im 16. Inf. Regt. vakant König Alfons von Spanien, zu Bats. Commandeuren, v. Wallmenih, Hauptm, bisher à la suite des 5, Infanterie-Regiments Großher;og von Hessen und Adjutant der 7. Infanterie-Brigade, im Infanterie-Leib-Regiment, Werthmann, Pr. Lt. des 8 Inf. Regts. vakant Pranckh, in diesem Regt., unter Beförderung zum Hauptm. ohne Patent, zu Comp. Chefs, Göringer, Pr. Lt. des d. Inf. Regts. Großherzog von Hefsen, unter Stellung à la suite des vorgenannten Truppentheils, zum Adjut. der 7. Inf. Brig. ernannt. Haller, Hauptm. und Comp. Chef vom 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, auf die erste Hauptmannéftelle im 10. Inf.

An Prinz Ludwig, Graf v. Bothmer, Hauptm, und Comp. Chef vom

Inf. Leib-Regt., in den Generalstab, unter Eintheilung beim General- Kommando 11. Armee-Corps, Döhlemann, Hauptm. vom General- stabe (General-Kommando II. Armee-Corps), als Comp. Chef in das 7. Inf. Regt. Prinz Leopold verseßt.

Durch Verfügung der Inspektion der Fuß- Artillerie. Schreiber, Feuerwerks-Lt., beim 2. Fuß-Art. Regt. eingetheilt.

XULL. (Königlich Württembergisches) Armee-Corps.

Grnennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 12, April. Boettcher, Zeug-Hauptm,, zur Verwaltung des Filial- Art. Depots nach Ulm verseßt. y

Abshiedsbewilligungen. FmaktivenHeere. 21. April. Kleiner, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabéoffizier im Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25, mit Pension und der Regts. Uniform der Ab- \hied bewilligt.

Nichtamtliches: Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 1. Mai.

Se. Majestät der Kaiser und König verbrachten den gestrigen Tag auf der Wartburg.

Heute Vormittag begaben Sih Se. Majestät mit Fhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Sachsen von der Wartburg nah Eisenach und traten von da mittels Sonderzuges die Reise nah Weimar an, woselbst die Ankunft um 10%, Uhr erfolgte und wo Se. Majestät Sih mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog zum Besuche Zrrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin nah dem Großherzoglihen Schlosse begaben.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin unter- nahm am Montag Vormittag eine Ausfahrt nach dem Schlosse Bellevue und begab Sich darauf nach dem Augusta- Stift in Charlottenburg.

Mittags ertheilte FJhre Majestät im Königlichen Schlosse mehrere Audienzen.

Am Nachmittage machte Allerhöchstdieselbe wiederum eine Spazierfahrt nah dem Schlosse Bellevue und besichtigte sodann die Haushaltungsshule des Lette-Vereins in der Elisabethstraße. :

Um 4 Uhr begab Sih Jhre Majestät zum Besuch bei Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Friedrih Leopold nach Potsdam und kehrte um 7 Uhr nah Berlin zurü.

Von „W. T. B.“ liegen folgende Drahtberichte über die Reise Sx. Majestät des Kaisers und Königs aus Eisenah und Weimar vor:

Eisenach, 29. April, Nach der heutigen Frühstücks- tafel arbeitete Se. Majestät der Kaiser längere geit allein. Am Abend findet große Tafel statt, zu welcher die Spißen der Militär-, Staats- und Stadtbehörden Einladungen erhalten haben. Um 10 Uhr Abends begiebt Sich Se. Majestät wieder auf die Auerhahnhbalz,.

Eisenach, 30. April. Se. Majestät der Kaiser ist von dem zweiten Jagdausflug heute früh zurückgekehrt. Aller- v ria erlegte zwei Au hne. Heute Abend is} größere

oftafel. Die Abreise nach Weimar ist auf morgen früh

9 Uhr festgeseßt. Se. Majestät nimmt daselbst einen Auf- enthalt bis Abends 6 Uhr und tritt alsdann die Rückreite nah Berlin an.

Eisenach, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist heute Vormittag 9 Uhr in Begleitung der Großherzoglichen Herrschaften nah Weimar abgereist. Der dritte Fagdausflug ist wegen des ungünstigen Wetters aufgegeben worden.

Weimar, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist daute Vormittag 1032/4 Uhr in Begleitung des Groß-

erzogs und des Erbgroßherzogs hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von dem preußischen Gesandten, Geheimen Legations-Rath von Derenthall, dem Staats- Minister Freiherrn von Groß und den Hofchargen empfangen worden. ei der Auffahrt zum Schloß durch die im reichsten nue prangende Stadt wurden die Allerhöchsten und öchsten Herrschaften von der Bevölkerung stürmish begrüßt. Nach der Begrüßung der Großherzogin fand ein Frühstück bei dem Grafen Görß statt.

Der Bundesrath versammelte sih_ heute zu einer Plenarsitzung. Auch die vereinigten Ausshüfse für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen sowie die vereinigten Ausshü}se für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Jn der Zeit vom 5. bis zum 17. Mai d. F. wird in Rom das erste nationale Scheibenshießen für Ftalien stattfinden. Se. Majestät der König von Ftalien hat das Ehrenpräsidium übernommen, während die Geschäfte des Centralcomités von dem abgeordneten General Pelloux als Präsidenten geleitet werden. Unter den verschie- denen Preisschießen befinden fich auh solhe, zu denen fremde Schüßen zugelassen werden. Ftalienischer- seits würde es gern gesehen werden, wenn auch aus Deutsch- land Shüben in größerer Anzahl zu den römischen Festlich- keiten sich begäben. Es werden denselben gewisse Reise- vergünstigungen gewährt werden, nämlich auf den italienischen Eisenbahnen eine Preisermäßigung von 75 Prozent, wenn sie in Sonderzügen und eine solche von 50 Prozent, wenn sie in gewöhnlichen Zügen reisen. ; :

Für fremde Schüßen, welche fich in einer Anzahl von mindestens dreihundert Personen zujammenfinden, können von der italienischen Grenze ab besondere Züge eingestellt werden. Auch ist jeder Theilnehmer berechtigt, ein Gewehr nebst 200 Patronen zollfrei in Jtalien einzuführen.

Se. Dur(hlauht der Prinz Albert zu Shleswig- Holstein ift gestern Mittag wieder abgereist.

Der General - Lieutenant Freiherr von Troschke, Chef der Remontirungs-Abtheilung im Kriegs - Ministerium, ist von seiner Dienstreise hierher zurückgekehrt.

Der bisher mit der Vertretung des beurlaubten Kaiser- lihen Gouverneurs, Freiherrn von Soden, beauftragte Kaiser- lihe Kommissar für Togo, Landgerichts-Rath Zimmerer, hat Kamerun mit Urlaub verlassen. An Stelle desselben hat der Kanzler Graf Pfeil die Leitung der Gouvernements- geschäfte in Kamerun übernommen.

Der Referendar Dr, Vogt im Ressoct der Justiz: verwaltung von Elsaß-Lothringen ist auf Grund der be- standenen Staatsprüfung zum Gerichts-Assessor ernannt worden.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ wird eine Uebersicht gegeben über die Stein- und Braunkohlenförderung Preußens im I. Vierteljahr 1890, verglihen gegen das T. Viertel- jahr 1889,

Wiesbaden, 30. April. (W. T. B.) Fhre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich traf gestern Mittag 1 Uhr hier ein, mahte Jhrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich und Königin von Ungarn einen Besuch und kehrte Nachmittags 3 Uhr 50 Minuten nach Homburg zurü. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Elisabeth ist heute Mittag nach beendeter Kur mit Jhrer Kaiserlichen und König- A Hoheit der Erzherzogin Valerie nah Wien zurück- gereist.

Köln, 29. April. (W. T. B.) Wie die „Köln. Volk8ztg.“ meldet, ist bei dem Erzbischof von Köln ein Breve des Papstes vom 20. April eingetroffen, in welchem dem Erzbishof und allen Bischöfen Deutschlands die fortgesezte Sorge für das Wohl der arbeitenden Klassen und für die Missionirung der Eingeborenen deutsher Schußgebiete in Afrika dringend ans Herz gelegt wird.

Bayern.

München, 28. April. (Allg. Ztg.) Das Allerhöchste Geburtsfest Sr. Majestät des Königs wurde auch dieses Jahr in üblicher Weise begangen. Die städtishen Ge- bäude, die Thürme und Thore der Hauptstadt, die Gesandt- schaftspalais und die Konsulate waren beflaggt, in sämmt- lichen hiesigen Kirhen fanden Gottesdienste statt. Zu dem Militärgottesdienst in der St. Michaels-Hofkirhe waren von jedem Jnfanterie-Bataillon, dem Eisenbahn- und Train-Bataillon je eine Compagnie ohne Obergewehr, von den übrigen Waffen je eine Escadron oder Batterie mit den Musikcorps kommandirt, Im Presbyterium hatten sih die Prinzen Arnulph, Alphons und Herzog Max Emanuel, sowie die gesammte Generalität ein- gefunden. Dem Hochamt in der St. Cajetans-Hofkirhe wohnten die Prinzessinnen und deren D bei. Am Portal der Metropolitan-Pfarrkirhe zu U. L. F. hatten sih gegen 11 Uhr Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Ludwig, Ludwig Ferdinand und Herzog Ludwig, sowie Erzbischof Antonius mit Assistenz eingefunden, um Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten zu erwarten. Punkt 11 Uhr fuhr Se. Königliche Hoheit am Hauptportal des Domes vor, begrüßte zunächst die Königlihen Prinzen und den Erz- bischof uf das Herzlichste und {ritt dann, begleitet von den- selben, sowie vom General - Adjutanten , General- Lieutenant Baron Freyschlag, ¡{und unter Vorantritt des

funktionirenden Königlichen Oberst - Ceremonienmeisters Baron Pergler mit dem kleinen Dienst zu dem im Presbyterium errihteten Thron. Jn den Chorstühlen hatten fih die Mitglieder beider Kammern des Landtages sehrzahlreich eingefunden, während im Schiff der Kirche Staats-Minister Freiherr von Leonrod, die obersten Hofchargen, Mitglieder des diplomatischen Corps, die Chefs der obersten Justiz- und Verwaltungsbehörden, Polizei-Präfident Dr, von Müller, die beiden Bürgermeister Dr, von Widenmayer und Borsht, sowie zahlreihe Staats- beamte, sämmtlih in großer Uniform, anwesend waren. Nah dem vom Erzbischof celebrirten Pontifikalamt fuhr Se. Königliche Hoheit der Prinz- Regent, von dem in den Straßen angesammelten Publikum aufs Ehrfurchts- oollste begrüßt, zur Refidenz zurück. Die Feier des Aller- höchsten Geburtsfestes blieb, den Umständen entsprehend, auf die geschilderten Kirchenfeierlichkeiten beschränkt. :

30. April. (W. T. B.) Im Finanz-Aus\{chuß der Kammer der Abgeordneten wurde SeitensderCentrums- p'artei erklärt, daß die Partei im Hinblick auf die Rede des Prinzen Ludwig im Reichsrath und in der Hoffnung, daß die wahre Kunst gepflegt werde, für Kunst- ankäufe statt der 100000 M bewilligen wolle, ohne jedoch dadurch eine Verpflichtung für die Zukunft einzugehen. Außerdem wurde auch die Errichtung einer weiteren Kunst-Professur an der Münchener Akademie genehmigt. Der Minister Freiherr von Crailsheim dankte und erkannte an, daß in der Bewilligung keine Präjudiz liege. Damit sind auch die leßten Etatsdifferenzen ausgeglichen.

1. Mai. (W. T. B.) Der Finanz-Aus#\chuß der Abgeordnetenkammer genehmigte in seiner leßten Sizung das gesammte Budget, welches mit 279 865 690 46 balanzirt; er genehmigte ferner die Verwendung der Uebershüsse von 24042 219 A aus dem Jahre 1887 zur Hälfte zum Zweck der Vermeidung einer Anleihe, zur anderen Hälfte für Extrabauten, sowie die Aus- gabe von 11 108718 M zu Staatsanlagen aus den aus dem Fahre 1888 zu erwartenden Mehreinnahmen, welhe nah der Mittheilung des Finanz-Ministers über 20 Millionen betra- gen werden. Der Petitions ausschuß überwies die Petition des Volksvereins um Einführung der zwei- jährigen Militärdienstzeit einstimmig der Regierung zur Würdigung troß der Darlegungen des Kommissars des Kriegs-Ministeriums mit der Begründung, daß diefe For- derung dem allgemeinen Wunsche des Landes entspreche.

Sachsen.

Dresden, 29. April. (Dresd. Journ.) Jhre Majestäten der König und die Königin sind, von Lugano kommend, heute Vormittag hier eingetroffen und haben sich nach der Königlichen Villa zu Strehlen begeben.

Württemberg.

(+) Stuttgart, 28. April. Der General à 1a suite Sr. Majestät des Königs Freiherc von Falkenstein hat sich im Allerhöhsten Auftrage nah Darmstadt begeben, um Jhrer Majestät der Königin von Großbritannien und Jrland ein Dankschreiben zu überbringen, welches Se. Majestät anläßlih des Empfanges des Hosenband-Ordens an die Königin gerichtet hat. Der General ist heute Nachmittag von Jhrer Majestät in Audienz empfangen worden.

(Y.) Die Kammer der Abgeordneten berieth am 24. April den Geseßentwurf über Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau, sowie für außerordentlihe Bedürf- nisse der Eisenbahn-Verwaltung im Rehnungsjahr 1890/91. Jn Art. 1 werden gefordert 2530 000 6 für eine normalspurige Eisenbahn von Honau über Kleinengstingen nach Münsingen. Die Betheiligten haben die Kosten der Vor- arbeiten und für Erwerbung des nöthigen Grund und Bodens auf- zubringen. Die Kommission beantragt Zustimmung. Art. 1 wird angenommen. Art. 2 fordert 1030000 s für einenormalspurige 12,45 km lange Eisenbahn von Waldenburg nah Künzelsau. Von den Betheiligten sind die Kosten für Erwerbung des erforderlihen Grund und Bodens zu übernehmen und ist ein Baarzushuß von 20000 6 zu leisten. Die Mehrheit der Kommission ist für Annahme, eine Minderheit will nur die Kosten für eine Shmalspurbahn verwilligen. Bei nament- licher Abstimmung wird der Antrag der Kommissionsmehrheit mit 40 gegen 39 Stimmen angenommen. Î j

Bei der Fortseßzung am 25. April kam zunächst Art. 3 zur Berathung, betr. die Forderung von 1 030 000 /6 für ein zweites Geleise auf der Strecke Bietigheim—Fagstfeld, erste Nate für Ausführung eines Rangirbahnhofs bei Heilbronn, sür Verbesserungen für den Stückgüterverkehr ‘auf dem Bahn- hof Stuttgart und erste Nate für Vergrößerung der Central- werkstätte Kannstatt. Auf eine Anfrage des Abg. Stocmayer, ob Hoffnung vorhanden sei, daß die Exigenz für eine Bottwar- thalbahn in der nächsten Landtagssession eingebraht werde, erwidert Minister - Präsident Pr. Freiherr von Mitt- naht, daß, wenn es der Stand des bautehnishen Personals erlaube, ex geneigt wäre, in das nächste Baugeseß die Bottwar- thalbahn und die Zabergaubahn aufzunehmen, mit weiteren neuen Projekten aber könne man bei dem herrschenden Personalmangel niht hervortreten. Art. 3 wird ange- nommen. Jn Art. 4 werden 5850000 # für Ver- mehrung des Fahrbetriebsmaterials und 250000 6 für Ausstattung der Personenzüge mit der Westinghouse- bremse gefordert. Der Berichterstatter Leibbrand beantragt Annahme, wünscht aber, daß im Juteresse der heimischen Fndustrie die Bestellungen niht auf zu kurze Zeit zusammengedrängt werden. Minister-Präsident Dr, Freiherr von Miltnacht sagt diese Nücksichtnahme auf die heimische FFndustrie zu, unter dem Vorbehalt, daß dem dringendsten Bedürfniß sofort abgeholfen werde. Hierzu gehören aber die“ sämmtlichen vorgesehenen 400 Güterwagen. Art. 4 wird angenommen. Nach Art. 5 werden 40 000 /( für Vorarbeiten zu einer direkten Ver- bindungsbahn Untertürkheim—Zuffenhausen und Zuffen- hausen Hasenberg und für ein zweites Geleise auf der Strecke Hasenberg Böblingen gefordert. Die betreffenden Bauten, deren Aufwand auf 15 Millionen Mark geschäßt wird, bezwecken eine vollständige Befreiung des Stutt- garter Bahnhofs von dem durhgehenden Güterverkehr und Herstellung eines großen Rangirbahnhofs in Zuffenhausen. Die Kommissionsmehrheit ist für Verwilligung der zu den Vorarbeiten verlangten Summe, die Minderheit hält das beabsichtigte zweite Geleise auf der Strecke Hasenberg— Böblingen, welches 11/4 Millionen Mark kosten würde, für nicht nothwendig. Dr. von Göz is für gründ- lihe Prüfung der Sache, insbesondere auch durch Ein- holung eines Gutahtens von hervorragenden auswärtigen

bewilligten 60000 # nunmehr /

Sachverständigen. Man könnte vielleiht auch der Nothlage durch räumliche Erweiterung des Stuttgarter Bahnhofs ab- helfen. Derselbe beantragt dem Art. 5 die Fassung zu geben: Vorarbeiten sind auszuführen für Einrichtungen oder Eisen- bahnlinien zur Abhülfe der Ueberlastung des Stuttgarter Güterbahnhofs. Die Verhandlung wurde sodann wegen vor- gerücfter Zeit abgebrochen.

i Sefsen. :

Darmstadt, 30. April. (Darmst. Ztg.) Jhre Majestät die Königin Victoria besuchte gestern Mittag mit Sr. Königlichen Hoheit tem Großherzog und der Großherzog- lihen Familie das Mausoleum auf der Rosenhöhe. An dem Luncheon der Allerhöchsten Herrschaften nahm die verwittwete Car von Hohenlohe Theil, welche um 11/5 Uhr von aden-:Baden eintraf und um 51/4 Uhr wicder abreiste. Nach der Tafel unternahmen die Allerhöchsten Herrschaften eine Ausfahrt. ;

_ Die Abreise FJhrer Majestät der Königin von Groß- britannien und Frland sowie Fhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Batten- berg erfolgte gestern Abend 101/, Uhr. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und die Großherzogliche Familie gaben der hohen Reisenden das Geleit zum Bahnhof.

Braunschweig. Bn Ove 30 At W. V. B) Se König: liche Hoheit der Regent, Prinz Albrecht von Preußen ist nah beendeter Kur in Baden-Baden heute früh hier wieder eingetroffen. Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 29. April. Wie der „Cob. Ztg.“ aus Nizza gemeldet wird, stattete Se. Hoheit der Herzog dem Präsi- denten der E Republik Carnot bei dessen An- wesenheit in Nizza Höchstseinen Besuch ab, welcher sofort er- widert wurde.

Schwarzburg-Rudolstadt.

Rudolstadt, 30. April. (Schw.-R. Lds.-Ztg.) Der Fürstliche Hof ist gestern von Schwarzburg hierher zurückgekehrt. Se. Durchlaucht der Fürst Günther ist heute Vormittag 8 Uhr 57 Minuten mit dem fahrplanmäßigen Zuge der Saalbahn zu einem kurzen Fagdausflug von hier abgereist.

Schwarzburg-Sonders8hausen. Sonderhausen, 29. April. (Neg.- u. Nachr.-Bl.) Se, Durchlaucht der Fürst begab sich gestern Abend mit dem 6 Uhr-Zuge von hier nah München, um Jhre Hoheit die Fürstin dort zu empfangen. Voraussichtlich werden Höchst- dieselben am 3. Mai cr,. hier eintreffen.

Deutsche Kolonien.

Aus Sansibar vom 29. April meldet ein Telegramm des „W. T. B.“/: „Der Reichs-Kommissar Major Wissmann hat heute Bagamoyo mit einer zahlreihen Truppe ver- lassen, um Kilwa zu unterwerfen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 29. April. (W. T. B.) Im Abgeordneten- hause erklärte bei der Berathung des Budgettitels „Mittel- schulen“ der Unterrihts-Minister von Gautsch bezüglich der Bestrebungen betreffs Einschränkung des klassischen Sprachunterrichts und der Erweiterung der reali- stishen Fächer: wenn er auch ofen und rüchaltlos die Fehler der bestehenden Unterrichtsmethode in den klassishen Sprachen zugebe, so könne er sich doch in dem großen Kampfe zwischen Realismus und Humanismus nur auf die Seite des Letteren stellen. Die Staatsverwaltung müsse unter den gegebenen Verhältnissen um so mehr an der humanistishen Richtung für Gymnafien festhalten, als in den leßten Dezennien für die Pflege det realistishen Richtung in überreihem Maße durh die Staatsgewerbe-Fachschulen, sowie durch kommerzielle und Fortbildungsschhulen vorgesorgt sei. Jn Beantwortung einer Fnterpellation in Betreff der Bör sensteuer wies der Finanz-Minister auf den von dem Spezialausshuß ausgearbeiteten Geseßentwurf über die Börsensteuer hin, der dem Hause zur Beschlußfassung vor- a um dem gegenüber die Regierung sih nicht ablehnend verhalte.

__ Nach einem im Abgeordnetenhause aufliegenden Bulletin ist bei dem Präsidenten Smolka gestern eine gefährliche Entzündung der rehten Lunge konstatirt worden.

Pest, 80, April Wie Nonzet“! fährt; veiset dié Minister Graf Szapary und Dr. Weckerle wahrscheinlich am Sonnabend nach Wien zur Wiederaufnahme der gemeinsamen Ministerkonferenzen Behufs der defini- tiven Feststellung des gemeinsamen Voranschlags auf Grund gewisser inzwishen vom Kriegs-Minister vorzunehmender Um- rechnungen.

Großbritannien und Frland.

London, 29, April, _(W/ T2 B.) [Die Vorschlä ge der Pforte bezüglih Egyptens und der Frage der Näu - mung Egyptens durch die englishen Truppen sind nun- mehr dem Premier-Minister Marquis von Salisbury dur den türkishen Botschafter Nustem Pascha unterbreitet worden. Lord Salisbury hat sich die Beantwortung noch

vorbehalten. Frankreich.

__ Paris, 30. April. (W. T. B.) Heute Vormittag fand eine weitere Verhaftung von Anarchisten statt. Der Präsident der Kammer, Floquet, gab Befehl, daß morgen alle Petitionen, die einkommen sollten, auf der Quästur entgegengenommen würden; jedoch dürften dieselben nur von Deputationen, die aus nicht mehr als 9 Mitgliedern beftänden, überreiht werden. Floquet wird keine Abordnung empfangen, die sih aus einer Ansammlung auf öffentlicher Straße gebildet hat. Außer der in Paris konfignirten Garnison werden 8 Kavallerie-Regimenter zur Verfügung des Gouverneurs von Paris sein. Die Truppen werden in niht auffälliger Weise an allen Punkten der Hauptstadt, wo Unruhen zu befürchten sind, vertheilt werden, hauptsählich an den Zugängen zum Elysée und zur Kammer. Der Verkehr wird an allen Punkten ungehindert sein, An- sammlungen dürfen jedoch nicht stattfinden.

‘Den Abendblättern zufolge sind Mittags zwei Bahn- bedienstete, ferner drei anarchistishe Agitatoren, angeblih Jtaliener, verhaftet worden, weil sie aufreizende Manifeste anläßlich des morgigen Tages vertheilten.

Gegen den Herzog von Luynes, welcher dur die bei dem Marquis Morès vorgefundenen Papiere stark konipro- mittirt sei, soll ein Verhaftbefehl erlassen sein. Der Herzog ist gestern nah seinen Besißzungen bei Clairvaux abgereist. Der „Temps“ dementirt die Nachricht, daß bei dem Marquis Morès den Herzog von Luynes kompromittirende Papiere vorgefunden worden fjeien. Bei der Unter- suchung, welhe heute in ter Redaktion des mit dem Marquis Morès in Verbindung stehenden Anarchistenblattes „L'Assaut“ vorgenommen wurde, fand man 1500 mit Eisen beshlagene s{chwere Knüttel, welche, wie die Abendblätter meinen, Marquis Morès bestellt hätte.

1. Mai. (W. T. B.) Wie die Blätter melden, fanden gestern Abend weitere Verhaftungen ftatt; unter Anderen wurden Louise Michel sowie der bekannte Führer Jules Guesde festgenommen. Die Polizei entdeckte weiter amerikanische Schlagringe und Revolvermesser, die heute vertheilt werden sollten. Das Bureau des Munizipalraths hält sich von Mittag an in Permanenz, um die Arbeiter-Dele gationen zu empfangen. Patrouillen von Jnfanterie und Kavallerie beginnen die Straßen zu durchziehen.

Wie der „Temps“ aus Toulon meldet, erhielten 2 Compagnien Jnfanterie den Befehl, nach dem Senegal abzugehen.

Anläßlih des Philipp - Festes sandten viele Orleanisten Blumenspenden an den Herzog von Orleans nach Clairvaurx. L

C Q D) Bis Fe ind 15 Anarchisten verhaftet worden. Bei den Haus- suhungen wurden Explosivstoffe gefunden. Weitere Ver- haftungen sollen bevorstehen.

St. Etienne, 1. Mai. (W. T. B.) Während der

Nacht und gestern wurden zehn Anarchistcn verha ftet.

Ftalien.

Rom, 29, April. (W. T. B.) Der Senat genehmigte

heute mit 101 gegen 54 Stimmen die Ausschließung der Pfarrer von den Wohlthätigkeitsan stalten. __ Einer Meldung des „Fanfulla“ aus Mailand zufolge sind heute mehrere Anarchisten sowie Personen verhaftet worden, welche Zettel auz:streuten, in denen zu Ausschreitungen gegen die Regierung aufgefordert wird. Auch verschiedene revolutionáre Plakate wurden beshlagnahmt.

90, H (D B Jf der DepUtirtênck- fammer rechtfertigte der Unter-Staatssekretär des Fnnern heute in Beantwortung einer Fnterpellation wegen des Verbots jeder öffentlihen Kundgebung am 1. Mai dieses Verbot vom geseßlihen Standpunkte aus; überdies sei dasfelbe durh die exceptionelle Lage in Folge der aufrührerishen Manifeste und der Propaganda für die allgemeine Arbeitseinstelung geboten. Die Regierung, welche den arbeitenden Klassen stets zu Hülfe komme, habe nur ihre Pflicht gethan, indem sie für die Sicherheit der Freiheit der Arbeit und der öffentlihen Ruhe sorgte.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Aden vom gestrigen Tage war bei der Rückfahrt der „Volt a“ von Sansibar ein kleines zu derselben gehöriges Boot in eine den Europäern bisher nicht offene Küstenortshaft eingelaufen und von den Eingeborenen angegriffen worden. Hierbei wurde ein Offizier der „Volta“ getödtet und ein Matrose verwundet. Die übrige Mannschaft schlug den Angriff zurück, tödtete mehrere Angreifer und gelangte wieder an Bord.

Spanien.

Madrtd, 30:7 Aptil W. TD''B) Dée Senat hät den Geseßentwurf, betreffend das allgemeine Stimmrecht, angenommen.

Nuß;land und Polen.

St. Petersburg, 1. Mai. Der „Russishe Jnvalide“ veröffentliht eine Verordnung, nah welcher aus den be- stehenden 4 Mineur-Compagnien vom Litorale des Baltischen und des Schwarzen Vieeres 8 Festungsmineur-Com- pagnien formirt werden sollen, Von diesen wird je cine in Kronstadt, Sweaborg, Wiborg, Dünamünde, Dtschakow, Semwastopol, Kertsh und Batum garnisoniren.

Belgien. ;

BxUlssel; 29. (April. (W. T. B): Jn der-Repxräsen- tantenkammer ist die bei der Berathung des Budgets des Justiz-Ministeriums durch Mitglieder der Linken angeregte Diskussion über die Nieter'she Veröffentlichung von Schriftstücken heute beendet worden. Die von der Rechten beantragte einfache Tagesordnung wurde mit 72 gegen 30 Stimmen angenommen. 4 Deputirte hatten sich der Abstimmung enthalten.

30. April. (W. T. B) Die Veranstälter der sür morgen beabsichtigten Kundgebung haben den Gemeinde- behörden den Weg mitgetheilt, welhen der Zug am Abend einshlagen soll, und haben gleichzeitig die Verpflichtung über- nommen, denselben weder am Palais des Königs, noch an den Ministerien vorüberziehen zu lassen. Die Gendarmerie und Pompiers sollen vorsichtshalber konsignirt werden.

Serbien.

Belgrad, 30, April, (W. T. B) Die SkUp#{tiä

ist heute in Abwesenheit der Regenten ohne Förmlichkeit eschlossen worden. Der Minister-Präsident verias die S OTFB G Et, welche die Deputirten mit Hochrufen auf den König, das serbische Volk und die Regierung aufnahmen. Ait derx. BotGaft helßt 08: Die _SkUup\Quiua Habe mit Patriotismus und Eifer ihrer Mission entsprochen, die Grundsäße und Traditionen des wahren Konstitutionalismus zu inauguriren. Sie habe das Budget auf festere Grund- lagen gestellt, indem sie das Defizit um mehr als die Hälfte verringerte. Neben der Annahme der Vorschläge hinsichtlich des Rückkaufs der Monopole und neben der Ordnung der Staatsfinanzen habe die Skuptschtina den Be- dürfnissen der Landesvertheidigung durch Votirung eines Steuerzushlags für Heereszwecke entsprohen. Die Botschaft hebt s{ließlich hervor: die Skupschtina habe ihre Aufgabe richtig erfaßt, indem sie dem von den Regenten in Ueberein- stimmung mit der öffentlihen Meinung berufenen Kabinet Vertrauen schenkte. Amerika.

Vereinigte Staaten New - York, 29, April. (W. T. B.) Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten hat entschieden, daß das von dem Kongreß des Staats New-York beschlossene Geseß, welches die Hinrichtung durch Anwendung der Elektrizität gestattet, dem Verfassungsgeseß

der Vereinigten Staaten zuwiderlaufe. Die Hinrichtung

des zum Tode verurtheilten Kemmler, welche in dieser Woche durch Anwendung der Elektrizität stattfinden sollte, ist in Folge dessen ver {oben worden.

: Afrika.

Egypten. Kairo, 29. April. (R. B.) Die inter- nationale gerichtliche Kommission hat sih heute auf- gelöst. Frankreich und Rußland hatten es abgelehnt, die Ausdehnung der Befugnisse der gemischten Gerichtshöfe auf geringfügige Strafsachen zu genehmigen, ohne daß Egypten Europäer zu den Gerichten zulasse. Die egyptishe Regierung hat eine Antwort darauf noch nicht ertheilt; es sollen diplo- matische Verhandlungen über die Frage eingeleitet werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Antrages des Abg. Lassen auf An- nahme eines Geseßentwurfs, betreffend die Ausfsonderung des steuerartigen Theiles aus den fogenannten \stehenden Gefällen in der Provinz Schleswig-Holstein, hat \sich konstituirt und zum Vorsißenden den Abg. Kra h, dessen Stellvertreter der Abg. Jürgensen und zum Schriftführer den Abg. Frei- herrn von Eynatten gewählt.

Die Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung “des Gesëêzentwurfs, betreffend die Ver- pflihtung der Gemeinden in den Landkreisen der Rheinprovinz zur Bullenhaltung, hat sih konstituirt und zum Vorsißenden den Abg. Knebel, zu dessen Stell- vertreter den Abg. Limbourg und zu Schriftführern die Abgg. Herotd und Dr. Haniel gewählt.

(Der S&lußbericht über die vorgestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sih in der Ersten Beilage.)

Literatur.

Der „Reißs- und Staats-Anzeiger“ hat bereits auf die große Bedeutung der Schrift des Kammerherrn von Riepenhausen- Krangen: „Gesicherte Familienheimstättenim Deutschen Reiche“, hingewiesen. Sie liegt uns jeßt in zweiter Auflage vor (Leipzig, Duncker u. Humblot, 1890. Preis 1 #) Daß diese Schrist einen wunden Punkt und das allgemeine Interesse berührt, wird bekundet durch die Besprehungen, welche ein großer Theil der Zeitungen aller Richtungen derselben gewidmet haben und durch die Beachtung, welch{e ihr in den weitesten Kreisen gewidmet worden ist. Hr. von Riepenhausen-Cran gen beleuchtet die neuerdings so sehr in den Vordergrund tretende Agrarfrage in solchen Ländern, die er größtentheils felbst bereist hat, namentlich in Oesterretch, Serbien, Rußland, Rumänien, Franktrcich, Irland, Indien, Amerifa, China. Es dürfte von Interesse sein, einen kurzen Auszug aus dem betreffenden Kapitel des Werks bier folgen zu lassen:

„In Oesterrei finden wir, daß eine Neuordnung des bäuerlichen Erbrechts zu Gunsten des Anerben im verflossenen Jahr Gesetz ge- worden, ein Beweis, daß das auf freier Theilbarkeit basirte Reichs8- gese von 1863 sih niht bewährt hat. Die Gründe, die dazu führten, für das ganze Reich eine derartige tief eingreifende Reform zu \chaffen, liegen in der auch dort mehr und mehr offen zu Tage tretenden großen landwirthsdaftlihen Nothlage der kleinen und mittleren landwirth- ¿chafstlihen Bevölkerung und in der zunehmenden Auswanderung. Letztere wird dur einen im November und Dezember 1889 in Wado- wice verhandelten Prozeß illustrict.

Der Anklageakt giebt in der Einleitung eine übersihtlihe Dar- stellung des ungeheuren ÜUwfanges der Auswanderung aus Galizien und Ober-Ungarn, die eine solhe Ausdehnung gewann, daß dadur ganze Gegenden fast entvölkert wurden. Es ist nahgewitesen, daß im Laufe eines einzigen Jahres nur an Geldbriefen allein von dem einzigen Postamte in Oswieczim weit über 1200 000 4 für Schif- fahrtskarten nach Hamburg abgesandt wurden. Die eine Agentur der „Union“ in Oswieczim expedirte in dem Zeitraum von 15 Monaten 12406 Personen, unter denen 114 Deserteure und 5799 noch wehr- pflihtige Perfonen sich befanden.

Als Resultate der Auswanderung sehen wir nach den Mit- theilungen des 16. und 17. Jahrganges der Statistishen Iahrbücher, herausgegeben vom Königlich ungarishen Statistischen Landesbureau, daß die Zahl der Trauungen von 167600 im Jahre 1883 auf 151 500 im Jahre 1887 (über 16 000 allein in den Ländern der heiligen Stephanskrone) zurückgegangen ift, also 10% weniger Trauungen fanden 1887 gegenüber 1883 ftatt; der Rüdtschritt zeigt ih auch schon in dem Rückgang der Geburten, 15 C09 weniger im Jahre 1887 als 1886,

Die Statistik hatte innerhalb zwei Dezennien ca. 160 000 dur Grekution stattgehabte Besizvershiebungen nachgewiesen, in denen die Familien von ihrem Grund und Boden vertrieben waren, den stärksten Prozentsaß in den letzten Jahren bis 1887, Die Hypotheken sind um ca. 2 Milliarden Gulden innerhalb zweier Dezennien gestiegen. Zur Berechtigung der Einführung erwähnten Anerbengeseßes gaben die ungleich besseren den Bauernbesig erhaltenden Verhältnisse in jenen Ländern Oesterreihs den Anlaß, welche niht die vollen Kon- sequenzen des Reich8gesetes von 1868, betreffend die freie Theilbarkeit von Grund und Boden zu tragen übernommen hattea, Es sind dies hauptsächlich Südtirol, Dalmatien, Krain. :

_ Ein Vergleich bezüglich der rückständigen Steuern ergab ferner, daß jene auf nit freier Theilbarkeit des Grund und Bodens bafsirten Provinzen nur ca. 9 9/0 an Steuerrückständen hatten, während jene auf rômishem Recht feit 20 Jahren basirten mit etwa 62/9 Grund- steuer im Rückstand blieben 1), Dem österreihishen Gesetz von 1868 entsprach eine Naturaltheilung am meisten; dies bedingte die Folgen jener obigen Schäden.

_Der neve Gesetzentwurf selbs, der die Einführung besonderer Grbgeseßvorschriften für ländlihe Besißungen mittlerer Größe zum Gegenstand hat, überläßt es entsprechend der Verschiedenheit der Länder der österreichischen Monarqie, die bezüglihen Abgrenzungen für jeden Bauernbesiy zu treffen. Die Beschränkung des jenem Gesetz unter- worfenen Kleingrundbesißzers erstreckt sih niht auf die Verfügung zu Lebzeiten oder für den Todesfall. Jft keine testamentarishe Bestim- mung getroffen, so fällt erwähnter Besiß dem Anerben allein zu, Hier ist wieder ein Spielraum bezüglich der Bestimmung desjenigen, wer als Anerbe anzusehen ift, den betreffenden Landesgesetßgebungen ihren Erbanschauungen entsprehend vorbehalten, ob der älteste oder der jüngste Sohn zum Anerben bestimmt wird. Der Anerbe erhält das Gut fo, daß er wohl bestehen kann, mit sämmtlihem lebenden und todten dazu gehörigen Inventar. Dem Gerichte sind gewisse Rechte gegeben, um dem Anerben den Antritt seines Gutes bei Auszahlungen der Erbtheile zu erleichtern. Der Anerbe selbst kann den Hof um 5 des Werihes übernehmen. Das Bedeutsame des Gesetzes liegt, wie Beurle sehr richtig sagt?), darin, daß in ihm der Gedanke zum Aus- drudcke gelangt, daß nit die räücksichtslose Wahrung des Eigen- thumsbegriffs, der rechtlich gewährleistete und geheiligte Egoismus der Cinzelperson das oberste Prinzip aller Rehtsordnung ist, daß dieses vielmehr in dem Einklange des Einzelinteresses mit der Wohl- fahrt des Staatsganzen zu suchen ist, und daß aus diesem Grunde das Recht des Individuums hinter die öffentlih-rechtliche Funktion der Landwirthschaft zurücktritt. Damit kehren wir aber auch zu der altgermanishen Auffassung des Familienbesißes an Grund und Boden zurü, mit dem Unterschiede, daß an die Stelle der Sippe heute die Volk8gemeinschaft gesetzt erscheint.“

Y Nah Beurle's Angaben, 2) Unfere Zeit. Jahrgang 1889, Heft 11, S. 435.