1890 / 112 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Gestalt und mit dem inhaltreichen Programm vor, das in der zu- träglihen Sommer-Temperatur den Aufenthalt im Park vor Beginn der Operette, während der Zwischerakte und nah Schluß der Vor- stellung behaglich und anziehend macht. Kroll's Theater. Í

Hr. Emil Göße befindet \sich seit gestern wieder in Berlin und ist bereits in die Proben zur „Martha“ eincetreten. Er leitet als „Lyonel“ die neue Saison am Sonnabend ein Auch Marcella Sembkbrich ist \chon eingetroffen. Die gefeierte Sängerin beginnt ihr Gaïtspiel als „Regimentstochter“, in einer Gesangs- und Spiel- partie, in welcher sie bei ihrem legten Berliner Gastspiel wie fürzlih in Frankfurt und Petersburg aroßen Erfolg erzielte. Marcella Sembrich singt diese Partie in deutsher Sprache.

Preußische Klafsenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgeseßten Ziehung der 2. Klasse 182. Königlich preußisher Klassenlotterie fielen in der Nachmittagsziehung :

Gewinn von 10000 # auf Ne. 57 186.

1 Gewinn von 500 A auf Nr. 122 722.

9 Gewinne von 300 Á& auf Nr. 7337. 13144 37 454. 41 911. 42 461. 79 273. 81 895, 120 625. 159 240.

___ Vei der heute beendeten Ziehung der 2. Klasse 182. König- lih preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 5000 A auf Nr. 143 902. 2 Gewinne von 3000 M auf Nr. 83 302. 103 819. 1 Gewinn von 1500 M auf Nr. 100 243. B ans Gewinne von 500 4 auf Nr. 26 708. 47 703. 63 996. 17 Gewinne von 300 M auf Nr. 13 305, 23 450. 26 211. 26781. 31 765. 39 490. 46845. 64284. 66740, T8 129, O 123894 28S IdS T6 4G E 2ST: 625.

Rennen zu Charlottenburg. Mittwoch, 7. Mai.

I. Westend-Handicap. Preis 1500 A Dist. ca. 1400 m. Hrn. F. Lauterbach's {wbr. W. „Givendale“ 1, Kapt. Joë's dbr. O. „Hamberlik“ 2, Hrn. H. Suermondt's F.-W. „Lauterbah*® 3. Nach Kampf mit einer Länge gewonnen ; drci Längen zwishen dem Zweiten und Dritten. Werth : 1760 4

II. Gardenia-Rennen. Offizier-Flach-Rennen. Dist. ca 2000 m. Lt. Gr. G. Westarp's br. W. „Löwenherz“ Bes. 1.,, Lt. Gr. Westphalea's dbr. W. „Bacbus“ Lt. Gr. A. Westarp 2, Rittm. v. Naßmer's br W. „Canon* Bes. 3, L. Gr. Königsmatck's br. H. „Klabautermann“ Nittm. v. Sydow 4 Sicher mit anderthalb Längen gelandet ; zwei Längen zwischen dem Zweiten und Dritten, und „Klabautermann“ einen Kopf hinter „Canon* Vierter vor „Skittles*. Werth: 1210 \( dem Sieger, 480 4 dem Zweiten, 280 M dem Dritten, 180 Æ dem Viertcn.

III. Preis vonSchildhorn. Hürden-Rennen. Dist. ca. 3000 m. Hrn. F. Lauterbach's br. H. „Theokritos“ 1.,, Hrn. H. Suermondt's F.-W. „Aramis“ 2., Lt, Gr. Hallwyl's br. St. „Zauberin“ 3, Nach Gegenwehr um einen Kopf herauszeritten; fünf Längen zwischen dem Zweiten und der Dritten. Werth: 1740 / dem Sicger, 360 e dem Zweiten, 160 M der Dritten. „Theokritos" wurde für 3000 46 von Hrn. H. Suermondt gefordert.

IV. Brandenburger Jagd- Rennen. Offizier-Reiten. Dist. ca. 4000 m. Lt. v Garczynski's br. St. „La Rose“ Bes. 1.,, Major v. Tresckow’s br. Wallah „Scholar“ Lt. v. Willich 2.,, Lt, Sclüter!s

Längen; drei Längen trennten „Economy“ von „Highflyer“. Werth: 1940 A dem Sieger, 540 4 dem Zweiten, 240 A der Dritten.

VI, Goldpokal. Herren-Reiten. Jagd-Rennen 1. Kl. Dist. ca. 4500 m. Lt. Meinecke's F.-W. „Freiherr“ Lt. Hanson 1,, Hrn. L, Meyer's br. W. „Facteur“ Rittm. v. Boddien 2, Hrn. Albert's {wbr. H. „Iceberg 11.“ Hr. H. Suermondt 3. Siegte wie er wollte mit neun Längen; „Iceberg“ zehn Längen hinter „Facteur“. Werth: U, und 3430 G dem Sieger, 900 4. dem Zweiten, 400 ( dem

ritten.

VII. Fantasca-Jagd-Rennen. Handicap. Dist ca. 3500 m. Major v. Zarsen-Osten's br W. „Pilot“ 1., Lt. Gr. Hallwyl's F.-H. „Androkles“ 2., Kapt. Joë's br. H. „Ertrato“ 3. Nach Kampf sicher mit drei Längen gewonnen, Erxtrato“ \chleckchter Dritter. Werth: 1760 M dem Sieger, 250 Æ der Zweiten, 250 S dem Diitten.

Mannigfaltiges.

Das s0jährige Jubiläum der Einführung der Brief- marke ift auch in Berlin festlich begangen worden. Ein Comité hatte geftern Abend im Oberlichtsaale des Rathhauses eine Gestfipung veranstaltet. Als Abgesandter des Reichépost-Museums war in Ver- tretung des behinderten Geh. Ober-Postraths Fritich Hr. Tettenborn ershienen. Auch der Beirath des Reich#post-Museums, Landrichter Lindenberg, hatte sih eingefunden. Die hiesigen pbilatelistishen Vereine waren sämnitlih vertreten. Auf einer langen Tafel waren Kollektionen von Briefmarken ausgestellt, an denen der Festredner, Dr. H. Bren- didcke, in seinem Vortrage die Entwickelung des Markenwesens crläu- terte. Von dem österreihishen „Markenkönig“, Hrn. Fridel aus

lung cin,

Die Volks-Kaffee- und Speischallen-Gesellscchaft hat bekanntli Ende Januar v. I, ihre erste Halle, Niederwall- siraße 31, eröffnet, um mit diesem kleinen Anfange zu erproben, wie die, in anderen Städten bereits seit Jahren vorhandene Wohlfahrts- einrihtung, den besonderen Berliner Verbältnissen entsprechend, hier zu gestalten sein werden. Die gemachten Erfahrungen berechtigen zu der Ueberzeugung, daß das ins Auge gefaßte Ziel: Gewährung guter und kräftiger Speisen und Getränke zu minimalen Preisen bei Verzinsung des Lnlagekapitals (bis zu 5%) aub hier zu erreihen sein wud. Die Verhältnisse der Geselischaft haben si dergestalt günstig entwidckelt, daß der Vorstand der auf den 20, d. M. arberaumten Generalversamnlung vorschlagen wird, aus dem nach reichlichen Abschriften hon im ersten Jahre erzielten Rein- gewinn vier Prozent Zinfen pro rata temporis der auf die gezeihneten 157 000 X Antheilscheine geleisteten Einzahlungen zu vertheilen. Nah

- dem bereits in Angriff genommenen Äbbruch des Vorderhauses, Neue

Sch{önhauserstraße 13, wird dort in diesem Sommer nach dem bereits baupolizeilich genehmigten Projekt des Regierungs-Baumeistecs Messel ein Neubau aufgeführt werden, dessen gesammte Parterreräume von etwa 400 qm Grundfläche für eine neue große Volks-Koaffee- und Speisehalle bestimmt sein werden. Auch in anderer Weise tann Gürfliges über das Unternehmen der Gesellschaft berichtet werden. Es ift nunmehr gelungen, dem sich wiederbolenden Eindrängen an- stößiger Elemente unter das die Halle in der Niedermwallstraße besuhende Publikum, wodurch die besseren Elemente gestört werden, eincn Riegel dergestalt vorzuschieben, daß der konsequent fort- geführte Kampf gegen die ersteren als beendet zu betrahten ist, und das Publikum wieder nur aus dem anftändigen Theile unserer ärmeren Mitbürger \sich zusammenseßzt. ,

Der Allgemeine Deutsche Sprachverein wird in der Pfingstwoche, am 27. und 28. Mai, zu München seine diesjährige Hauptversammlung abhalten, Die Festrede wird der ordent- liche Professor an der Münchener Hochschule, Dr. O. Brenner „über Freiheit und Zwang gegenüber der Mutterspra(e" balten. Außerdem

Döbling bei Win, lief ein telegraphis&er Gruß an die Festversamm-

\{chw. H. „Roger Bontemps" Lt. v. Graevenitz 3., Rittm. v. Boddien's

br. W. „Immensee“ Lt, Frhr. v. Fuchs-Nordhoff 4. fünfzig Längen gewonnen; „Roger Bontemps“ „Scholar“ Dritter. Werth: Zweiten, 380 A dem Dritten, 280 4 dem Vierten.

V, Preis von Falkenrehde. Hürden- Rennen. Dist 2500 m.

S U E O Nea L Me Sobn beo Lt, Rolle’'s s{chwbr. St. „Economy“ 3.

ps“ ecbensoweit hinter 1180 A der Siegerin, 580 A dem

Siegte mühelos mit \echs

Verhalten mit

Herauscabe einer

„Pighflyer“ 2,,

werden Fragen zur Verhandlung gelangen wie z. B. die: „Was können wir voa der Schule im Sinne unserer Bestrebungen crhalten ?“ (Berichterstatter ; Professor Dunger aus Dresden), „Ist die wissenschaftlichen (Universitäts-Professor Trautmann aus Bonn), „Wie kann der Verein zur Besserung der Zeitungssprache mitwirken 2“ Rath Launhardt aus Hannover). Andere sehr anregende Fragen, Be- rihte und kleinere Vorträge, stehen noch auf der Tagesordnung. Am

Zeitschrift anzustreben ?“

(Geheimer

Abend des ersten Tages wird im Hoftheater Goethe's „Göß“ auf der neu cingerichteten Bühne geen. am Nachmittage des zweiten Tages findet ein Festmahl ftatt. ie Tkeilnehmerkarte einschließlich dieses Feslmahles kostet 4 4 Jeder Freund und jede Freundin der deutscben Sprache ist als Theilnehmer willlommen. Anmeldungen nimmt Hr. Schulinspektor Grell in München, Marsf\traße 12, entgegen.

Die „C ypria*, der bekannte unter dem Protektorat Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl ftehende Verein ter Geflügelfreunde, beschloß in seiner Sißung vom 5. d. M. im Februar 1891 eine große internationale Geflügelausstellung in Berlin zu veranstalten. Die Ausstellung soll möglihs ein Gefammtbild der Geflügelzuht geben und daher das Haus- und Ziergeflügel aller Länder umfassen. Zur Vorbercitung der Schau wurde eine Kommission niedergeseßt, die zunächst das nah dem Klafsensystem zu entwerfende Prograwm feststellen und dem Plenum zur Annahme unterbreiten foll.

Bonn, 4. Mai. Die Vorbereitungen zu dem bei Gelegenheit der Beethoven- Feier hier stattfindenden Kemmermusikfest sind als beendet anzusehen Joseph Joaim, der Ehren-Président des Vereins Beethoren-Haus, und mit ibm noch vierundzn-: anzig andere Künstler sämmtli allerersten Ranges werden in den Tagen vom 11.— 15. Mai in Beethoven's Geburtsftadt sich versammeln, um dem Genius des großen Musikheroen in opferfreudigster Weise ihre Huldigung darzubringen und auch auf diese Weise mitzuhelfen an dem s{önen Werke der Pietät, das der Verein Beethoven-Haus anstrebt. Die Theilnahme an der Feier is eine große. Unter An- deren wird auch der bekannte Beethoven-Forsher Thayer als Ehren- gast an dem Feste theilnehmen.

Aacben. Das Zeitungs-Museum hat in dem ihm von der Stadt überlassenen Saale des Stadt-Theaters einen großartigen Lesefaal eingerichtet, in wel&em sämmtlicbe dem Museum regelmäßig zugehenden Zeitungen und Zeitschriften aufliegen. Es sind deren über hundert, und zwar kommen dieselben aus allen Welttheiler ; besonders stark ift Amerika vertreten. Neben politishen und Unterbaltungs- blättern findet man auch Fa@zeitshriften aus den verschiedensten Ge- bieten. Außer der Zeitungéliteratur enthält der Lesesaal aber auch die neuesten Kurs- und Reiscebücher, die Adreßbücher von 12 großen Städten, Positarife, Wandkarten von Deutschland und den Kolonial - gebieten, statiftishe Tafeln und bequem eingerihtete, mit Papier, Couverts und Depeschenformurlaren u. \. w. reich versehene Schreib- tishe. Der Lesesaal sowie die Venußung seines gesammten Inhalts steht den Bewohnern Aachens sowie den Kurgästen vollständig unent- geltlich ¿ur Verfügung. Da Aachen jährli von rund 30000 N besudt wird, dürfte die gemeinnüßige Einrichtung des

eitungs-Museums den geplanten Zweck im vollsten Maße erfüllen.

Stuttgart, 7. Mai. Wie der „St.: A. f. W * vernimmt, hat Ihre Dur@&laucht die Herzogin von Urach, Gräfin von Würt- temberg, den hochherzigen Entshluß gefaßt, ihre auf Schloß Lichtenstein befintlihe umfangreihe und böchft werthvolle Alt er- thümersammlung aus vor- und frühgeshihtliGer Zeit unter Vorbehalt des Eigenthumsrechts in den Lokalen der Königlichen Staatss\ammw lung vaterländisher Kunst- und Alterthumsdenkmale aufstellen zu lassen. Diese Nachriht wird gewiß bei allen Freunden des Alterthums mit Dank und Freude aufgenommen werden, da hiermit die Königliche Staatssammlung einen bedeutenden Zuwachs meist sehr seltencr Funde aus dem Lande erhält, deren Besichti- gung und Studium nun Jedermann ermögliht wird. Die Auf- stellung in den Räumen der Staatssammlung wird voraussihtlih im Monat August d. I. erfolgen.

Con on, Ma S E Sen Ses Nasmyth, der Erfinder des Dampfhammers und der Dampf- ramme, ift heute im Alter von 92 Jahren gestorben.

Buenos Atres, 6. Mai. (A. C) Dié hiésfige ünter- nationale Ausftellung ist eröffnet worden. Der Orkan, welcher vor cinigen Tagen in Montevideo wüthete, hat dort be- trächtlihen Schaden, namentli an Schiffen, angerichtet.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 8. Mai, Morgens 8 Uhr.

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München .. | 747 5 wolkig Chemniy .. | 750 1 wolkenlos D 762 3 wolkenlos | Be 760 1 wolkig | Bela 708 1 wolkenlos [ 753 2 heiter Ma | 746 3 halb bed. Triyft still 'dedeckt

1) Starker Thau. 2) Thau. U E Ee Id:

Der Luftdruck is über Mittel- und Süd-Europa niedrig und gleichmäßig vertheilt, ein barometrisches Maximum, über 766 mm, liegt über Nord-Schweden. In Central-Europa ist das Wetter ruhig, theils heiter, theils neblig, ohne nennenswerthe Nieder- \{chläge. Die Temperatur liegt in Deutschland, außer an der Nordsceküste, allenthalben über der normalen, in Memel um 5, in Chemniy um 6 Grad.

Deutsche Seewarte. Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 110. Voistellung. Othello. Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi, Text von Arrigo Boito.

pm ent pmk | ph b dck jr Pee 02 A D

Zum 262, M:.:

ür die deutsche Bühne übertragen von Max Kalbeck. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Tetzlaff Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Swauspielhaus, 114. Vorstellung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Shlegel's Ueberseßung. Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb, In Scene gefeßt vom Direktor Dr, Otto Devrient Mußikalische Dircktion: Hr. Steinmann. Anfang 7 Uhr

Sonnabend: Opernhaus. 111. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten von L. van Beethoven. Text nach dem Französishen von F. Treitschke. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 115, Vorstellung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. SwWhlegel's As rlepung, Musik von W. Taubert. Tanz von E, Graeb. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Der Sohn der Wildnife.

Sonnabend: Egmont.

Sonntag: Egmont.

Die nächste Aufführung von Die Stütßeu der Gesellschaft fiidet am Montag, den 12. Mai, statt.

Berliner Theater. Freitag: 33. Abonnements- Vorstellung. Julius Cäsar.

Sonnabend: Eva. (Hedwig Niemann.)

Sonntag: Julius Cäsar.

Lessing-Theater. Freitag: Ein Vesuch. Schauspiel in 2 Akten von Eduard Brandes. Hierauf: Mädchenrache. Komödie in 2 Ukten von Eduard Bauernfeld.

Sonnabend: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonntag: Die große Glocke. 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 20, Male: Nigobert. Posse in 3 Akten nah dem Franzö- fischen der Grenet - Dancourt u. Burone von Hans Ritter. Vorher: Zum 20. Male: Das Armband. SYrank in 1 Akt nach einer vorhandenen Idee von Friy Mai und Franz Gutberv. Anfang 74 Uhr.

. Der Sommergarten ist geöffnet.

Sonnabend: Zum 1. Male: Hänschen. Scbtwank in 3 Akten von A. Hennequin und E. de Najac. Zum S{luß: Neu einstudirt: Guten Morgen, Herr Fischer. Vaudeville-Butrleske in 1 Akt nah Lockroy von W. Friedrih. Musik von Ed. Stiegmann,

Lustspiel in

Victoria-Theater. Stanley in Afrika. von Alex. Moszkowski und Musik von C. A. Raida. Ballet vo Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Freitag: Zeitgemälde

Friedrich - Wilhelmstädtisches : Zum Benefiz Zum 112, Male: Jonathan. Vyerctte in 3 Akten von Hugo Wittmann Mußk von Carl Millöcker.

Direktion: Julius Frische. für Elise Schmidt.

Freitag

und Jultus Bauer.

In Scene gesezt von Julius Frißzsce. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Der arme Jonathan.

Gröffnung des Concert:Parks. Auftreten der Skandi- navischcn Sänger - Gesellshaft Svea, des Damen- = des Duettistenpaares Paula u. Henry Feldo, des Gesangshumoristen Georg Rösser, der Instrumental - Virtuosen Gebr. Farré, | Frl, O der Coupletsängerin Frißi Korn, der Liederfängerin

Hr. Kapellmeister Federmann

Um 6 Uhr: Großes Doppel - Concert.

Quartetts Ges[chw. Peretti,

Jenny Herzog.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Freitag: Zum 89, Male

Lusisptel in 3 Akten von Victorien Sardou. Avfazg Uhr.

von Robert Buchbolz. Sonnabend: Marquise.

Kroll’s Theater. Sonnabend:

Opern-Saison. Martha. (Lyonel: Hr. Emil Göte, Kal. preuß. Kammersänger, als Gast.) |

Erstes Auftreten der Kgl. preuß. Kammersängerin Marcella Sembrih. Die Dr

Mittwoch, 14. Mai:

Regimentstochter.

Belle-Alliance-Theater, Freitag: Zum Großes Ausstattungs-

68, Male: Der Nautilus. süd mit Gesang und Tanz in 13 Bildern nah Jules Vecne von Musik von E. Christiani und A. W Im prachtvollen glänzend renovirten Großes Militär- Doppel-Concert. liher Spezialitäten. Brillante ganzen Etablissements der Vorstellung 7+ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung

Adolph Ernsl-Theater. Dresdenerstraße 72. Benefiz für Anna Bäers.

Freitag : Der Goldfuch8. Gefang8posse in duard Jacobson und Leopold Ely.

Richard Nathanson.

Auftreten sämmt- Illutnination des Anfang des Concerts 6 Uhr,

weise von Gustav Görz. Mußk von Franz Roth.

Aarang 74 Uhr. Sonnabend: Der Goldfuchs.

Der Sommergarten tit geöffnet.

in 10 Bildern

n G. Severcini.

Geöffnet von Hr. Dr. Körber :

Urania, Invalidenstraße 57/62, 12—11 Ubr, Freitag, um 8 Uhr: Die Welt der Fixsterue.

arie Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lulu Petri mit Hrn. Dietrich Bellersen (Hannover—Celle). Frl. Anna Crone mit Hrn. Oekonom W. Lücke (Ingeln—Koppen- brügge) Frl. Margarethe Neupert mit Hrn. Sec. - Lieutenant Ewald v. Mühlenfels (Aurih).

_Frl, Minna Breitenbah mit Hrn. Adolf

Westphal (Kiel). Frl. Marie Lüdke mit Hrn.

Apothekenbesiger Oskar Schlüter (Berlin).

ftavie Shmidt mit Hrn. Architekt Eugen Redantz (Berlin).

Verehelicht: Hr. Max Menzel mit Frl. Mar- garethe Schwieger (Berlin). Hr. Felix von Kuczkowski mit Frl, Luise Willmann (Pats{hkey). Hr. Johannes Büßow mit Frl. Bertha Borg- wardt (Güstrow). Hr. Karl Schneider mit Frl. Sophie Just (Alfeld). Hr. Arthur Meinig mit Fil. Marie Lehnig (Leipzig). Hr. Mar Abel mit Frl. Gertr:d Wagner (Saarau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Foeldel (Glaß). Hra. Staatêanwalt Woer- mann (Beuthen O.-S.). Hrn. Dr. Aug. Fißau (Leipzig). Hrn. W. Feldberg (Rostock). Hrn. Wilh. Laar jun. (Iserlohn). Dn Fr. Bruuwm (Sülze). Eine Tochter: Hrn.

Caplick (Berlin). Hrn. Emil Führer (Berlin). Hrn. Friß Borchardt (Berlin). Hrn. v. Tiesckowihß (Jakobsdorf). Hrn. Kom- merzienrath Gust. Selve (Altena i. Wesif.). Hrn Dr. Proske (Miechowit bei Beuthen O.-S.). Hrn. Willy Jung (Bremen).

Gestorben: Hr. Rentier Wilhelm Eckert (Berlin). Hr. Lehrer August Hausig (Berlin). Frau Emilie Dodillet, gb. Kreudtner (Königéberg). Hr. Förster a. D. Otto Schilling (Mühlhausen).

Theater.

Der arme

Dirigent :

: Marquise. Deutsch

Eröffnung der

4 Akten und Carl Pandex. ier.

Sommergarten

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:

: Verlag der Expedition (S{chol z).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einshließli® Börsen-Beilage).

Z. 89. M.: 4 Akten von Couplets theil-

1 Be)

Erste Beilage

" zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den §. Mai

M 112.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der in der gestrigen (2.) Sißung des Reichstages vorgenommenen A RaREA nahm der Abg. von Leveßow die auf ihn gefallene Wahl zum Präsidenten mit [genden Worten an:

eine Herren! Es sind, wie ih wahrnehme, alle Parteien der Meinung, daß es angemessen sei, für die nächsten vier Wochen mich zum Präsidenten zu wählen. Ich bin überzeugt davon, daß Sie bei Ihrem Votum von sahlichen Gründen ausgegangen sind, aber i darf_ darin doch au die Andeutung eines aus früheren Sessionen auf die çegenwärtige über- tragenen Wohlwollens für meine erson erblicken und danke Ihnen berzlich dafür. Ih nehme die Wahl an. Meine Herren, ich werde mi redlih bemühen, das zu rechtfertigen, was bei der Wahl sachlich und persönlih Sie bestimmt hat, aber meine Kraft ist s{wach und Ihrer größten Nachsiht, Ihrer all- seitigen Unterstüßung dringend bedürftig. Meine Herren, erlauben Sie, daß ich mich darauf verlasse. Erlauben Sie, daß ich erkläre, daß ih absihtlih von dem legalen, offenen und geraden Wege niemals abweihen werde, der allein zum Ziel führt, Meine Herren, so lange ih dort sige, ist des Reichstages Ehre meine Ehre, das Interesse jedes Mitglieds mein Interesse. Mit der Zuversicht und mit dem Wunsch, daß die Stim- mung, welche bei Ihrem eben beendeten ersten Geschäft zum Ausdruck fam und welche zu heben meine Pfliht und mein Vorbaben ift, nit nur mir gegenüber erhalten werde, sondern auch zur Signatur werde für unsere Arbeiten, trete ich mein Amt an. Zunächst habe ich in Ihrem Namen unserem hohberühmten, hochverehrten und ehrwürdigen Herrn Alters-Präsidenten dafür zu danken, daß er abermals die ersten Geschäfte des Hauses in seine überall bewährten Hänte genommen hat. Jeder von uns wird ih freuen und dem Reich wird cs frommen, wenn das Vaterland den Herrn Abg. Grafen von Moltke noch öfters in alter Frishe an der Stelle sieht, tie er soeben verlassen hat Ic bitte Sie, zum Zeichen Ihres Dankes sich von Ihren Plätzen zu erheben.“ (Geschieht.) i

Zum ersten Vize-Präsidenten wurde mit 304 Stim- men der Abg. Graf von Ballestrem, zum zweiten Vize- As mit 274 Stimmen der Abg. Dr. Baumbach gewählt. / : /

Zu Schriftführern wurden auf Vorschlag des Abg. Dr, Windthorst du ch Zuruf gewählt die Abgg. Graf Kleist- Schmenzin, Wichmann, Müller (Marienwerder), Frei-

err von Buol, Porsch, Holzmann, Schmidt (Elber- eld) und Dr. Hermes. i

Zu Quästoren ernannte der Präsident die Abgg. Kochhann und Böttcher. E

Der Präsident erklärte, daß er von der nunmehr erfolgten Konstituirung des Hauses Sr. Majestät dem Kaiser Anzeige machen werde, theilte weiter dem Hause ein vom Reichs- kanzlervo n Caprivi eingesandtes Schreiben, seineErnennung zum Reichskanzler betreffend, mit, und fuhr dann fort:

„Meine Hcrren, die unsterblihen Verdienste, die sih der Fürst Bismark als der erste deutshe Reichskanzler um die Errichtung, den Ausbau und tie Machtentfaltung des Reichs erworben hat, werden und können im deutshen Volke und im Deutschen Reih nimmer vergessen werden,“ E ¿ x i

Eine fernere \{chriftlihe Mittheilung des Reichskanzlers betraf die Ernennung des Contre-Admirals Hollmann zum Chef des Reichs-Marineamts. i

Darauf vertagte sihch das Haus auf Freitag 1 Uhr.

Schlußbericht der gestrigen (11.) Sizung des Herren- hauses. Fortseßung der Berathung des Staatshaus- halts-Etats.

Jn der Spezialdebatte wird beim Etat der dirckten Steuern die von ver Kommission vorgeschlagene Resolution, betreffend die Reform der Klassen- und Einkommensteuer, mitberathen.

Freiherr von Durant begrüßt die Resolution mit großer Freude, da sie einen alten Wunsch der konservativen Partei darstelle; besser noch würde es gewesen sein, wenn die Forderung auf die Reform der so ungerecht wirkenden Ge- werbesteuer ausgedehnt wäre. Richtig sei lediglich eine progressive Einkommensteuer; eine gleichmäßige Einkommensteuer von 3 Proz. belaste die einzelnen Steuerpflichtigen . durhaus un- gleihmäßig. Sehr bedauerlich sei die Thatsache, daß die in der Thronrede von 1889 so fecierlich angekündigte Steuer- reform plößlich zurückgestellt worden sei; die neue Form, unter der sie jeßt angekündigt ist, sei als Verbesserung nicht anzu- sehen. Es sei gefährlih, durch die Ueberweisung der halben Grund- und Gebäudesteuer sichere Staalseinnahmen preis- zugeben, ohne die Frage des Ersaßes endgültig gelöst zu haben. Auch die Verquickung mit der Forderung einer neuen Landgemeindeordnung sei zurückzuweisen, damit die Erfüllung des Wunsches der großen Massen der Bevölkerung ins Un- bestimmte hinausgeshoben werde.

Graf von Mirbach: Die Fntraden aus den direkten Steuern spielen gar keine Rolle gegen die hohen Einnahmen aus anderen Steuern und Verwaltungen. Deshalb stehen finanzielle Gründe einer Reform niht entgegen, aber es ist ein Fehler, irgend welches jozialpolitische Programm damit zu verbinden. Die indirekte Besteuerung ist und bleibt die gerehteste und am leichtesten zu tragende. Dagegen ift die Abminderung großer Vermögen auf dem Wege der Steuer die verschleierte Durchführung eines sozialdemokratischen Prinzips. Er spreche mit Rücksicht auf den Etat des Ministe- riums für Landwirthschaft 2c. dem Chef dieses Ressorts seinen Dank aus, danke für die Aufforstung von Oedlände-eien in Ostpreußen und biite, den Koalitionen der Holzhändler durch Ausschreiben von Parzellenverkäufen entgegenzuwirken und, wenn ein entsprechender Preis nicht geboten werde, mit den Holzverkäufen zurüdczuhalten. . h

Minister für Landwirthschaft 2c. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen: Die Regierung ist sih der politischen und wirthschaftlichen Bedeutung der Aufforstung von ODed- ländereien wohlbewußt und hat in Folge dessen au in dieser Beziehung bereits verschiedene Neuerungen eingeführt. Jh danke dem Herrn Vorredner für die Anerkennung, die er diesen unseren Bestrebungen gezolit, und bin auch mit seinen Vorschlägen Betreffs des Verkaufsmodus vollständig einver- standen. Wir haben {hon selbst seit längerer Zeit den Revier- verwaltungen in dieser Beziehung größeren Spielraum ge- lassen und ihnen, wo sie es für vortheilhafter hielten, anheim-

gegeben, an Stelle der Licitationen freihändigen Verkauf treten zu lassen. Jn Folge dessen, w.e überhaupt der rationelleren Forstkultur, hat sich der Ertrag dieser Verwaltung auch wesentlih gehoben und ist seit 1879 von 47 Millionen auf einige 60 Millionen gestiegen.

Freiherr von Wilamowiß-Möllendorff {ließt si der Bemerkung des Grafen Mirbach in dem Punkte an, daß auch er für absolute progrefsive Einkommensteuer nicht ein- treten könne. Aber im Uebrigen sei die Reform der be- stehenden Klassen- und Einkommensteuergeseßgebung eine der dringendsten. Eine erhebliche Erleihterung müsse den minder Begüterten zu Theil werden, hon um ein Gegengewicht gegen die immerhin drückenden indirekten Steuern zu bilden; höher

erangezogen müsse das Einkommen aus fundirtem Grund- esiß werden, und schließlich handele es sich um die möglichst gleihmäßige Heranziehung aller Einkommen. Der Verlauf der Reformbestrebungen lasse es sehr wünschenswerth erscheinen, daß niht länger auf diesem Gebiet gezaudert werde. Das Volks\shulwesen und die Verhältnisse der Landgemeinden harrten noch immer der Regelung; und auch dieses Haus habe die Aufgabe, daran zu erinnern, daß diese Regelung endlich erfolge. Am zweck- mäßigsten sei, mit der Reform der direkten Steuern zu be- ginnen.

Ober - Bürgermeister Struckmann erklärt sein Ein- verständniß mit der Resolution und mit den Ausführungen der Vorredner, so weit sie die große Dringlichkeit der Reform betont haben. Bezüglich der Selbsteinshäßung äußert Redner Zweifel an der allgemeinen Dur{hführbarkeit dieses Prinzips ; eine große Menge von Personen würde dadur in höchst pein- lihe Konflikte gerathen. Der Staat müsse {hon bei der ersten Einshäßung eine größere Mitwirkung und einen größeren Einfluß haben; Staatsbeamte, mit der Be- fugniß, den Sigungen der Kommissionen beizuwohnen, müßten von Kreis zu Kreis reisen, um sih durch eigene Recherchen zu überzeugen, und nah den festgestellten Grundsäßen müsse eingeshäßt werden. Dieses allerdings s{chärfere Eindringen in die Vermögensverhältnisse werde sih eben im Jnteresse der möglichst gleichmäßigen Einschäßung nicht vermeiden lassen.

Finanz-Minister Dr. von Scholz: Jh möchte, um nicht theilnahmlos zu erscheinen, im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Vorredners nur Eins hervorheben. Die Lage ist die, daß die Staatsregierung die Reform der direkten Steuern in einem erheblich größeren Rahmen vorzunehmen beab- sihtigt, als es im vorigen Jahre in Angriff genom- men war und in der Absiht lag. Jn den Reden des anderen Haufes ist behauptet worden, die diesmal stattfindenden Arbeiten der Regierung seien nicht geeignet, die Reform in die richtigen Wege zu leiten, und man hat die im vorigen Jahre vorgenommenen Arbeiten für erfolgreiher erklärt. Die gegenwärtige Resolution spriht gleihsfals aus: die Arbeit ist niht das, was wir wollen, deshalb fordern wir die Regierung auf, dieselbe aufzugeben und die alten Entwürfe wieder hervorzuholen. Nun bin ih zwar von meinem Stand- punki aus nit in der Lage, die Resolution zu bekämpfen; ih kann nur sagen: follte sie gefaßt werden, so wird die Regierung sie pflihtgemäß prüfen. Das kann ih aber hon I A A L E D E A o L i) VoY C t Cessol eine. puattise Bedeutung niht gewinnen können. Wie lange die Session ny Dauer WirDs, Vera O O U [adet aber sie wird doch in absehbarer Zeit geschlossen werden. Un- möglich können wir bis dahin dem Gedanken der Resolution praktish nachgehen. Jh möchte, do ih einmal das Wort habe, noch zwei Punkte berühren. Die Herren haben über- einftimmend erklärt, das Bedürfniß der Reform der direkten Steuern sei dringend, weil die indirekten Steuern die unteren Klassen zu fehr belasten. Jh kann das nicht anerkennen. Die Reform der direkten Steuern is anerkanntermaßen so nöthig, daß ein Argument von dieser Schwäche zur Unter- slüßung des geäußerten Wunsches nicht nöthig er- cheint. Was ferner das Materiele der Resolution nand auf vas der Herr GUONOE E, 0 Tonn O mur das Verlangen der Offenbarung und Konstatirung der persönlichen Vermögensverhältnisse immer etwas Bedenk- lihes hat. Es führt die Censiten zu Konflikten mit sich selbst und hat mannigfahe Unbequemlichkeiten im Gefolge. An der Thatsache selbst, daß die Vermögenslage des Einzelnen be- kannt wird, haben wir nie Anstoß genommen, Wir wollen keiner Verheimlihung Vorschub leisten. Darin liegt also für uns die Schwierigkeit nicht, sondern darin, daß viele Censiten thatsächlich außer Stande sind, ihr Einkommen anzugeber. Bei Einkommen, das aus Kapitalvermögen fließt, ist die Sache sehr cinfah, dagegen ist die Einschäßung bei den übrigen Vermögen s{chwierig. Es giebt verschiedene Arten der Selbsteinshäßung, das Wesentlihe, was Alle wollen, ist die gerehte und gleihmäßige Besteuerung Aller; dazu gehört aber das tiefer-, lästige Eindringen in die privaten Verbältnisse eines jeden Einzelnen. dieses überall in Versammlungen, wo der Ruf nach einer

Steuerreform erhoben wird, vor, und das Verlangen nach |

einer solhen wird sehr bald abgekühlt werden. Nichtsdesto- weniger wird die Regierung nicht von dem gesteckten Ziel ab- weichen und den Torso, als welcher die jeßigen Steuerver- hältnisse zu betraten sind, aus der Welt zu schaffen suchen, indem sie auf ein allseitig befriedigendes System Bedacht nimmt, welches auf eine gleihmäßige gerehte Besteuerungsart abzielt.

eei Resolution wird darauf mit großer Mehrheit ab- elehnt. : Beim Etat der indirekten Steuern wird die Petition der Handelskammer zu Koblenz, betreffend die Steuerfreiheit der Krankenkassen bei der Annahme von Geschenken, der Staats- regierung als Material für die in Ausarbeitung begriffene Novelle zum Erbschaftssteuergeseß von 1873 überwiesen.

Beim Etat der Eisenbahnverwaltung verwendet sich Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode für die Einführung einer Normalzeit unter Acceptirung des Meridians von Stargard. Der maßgebendste Gesichtspunkt hierbei ist für den Redner

Vorredner ein- | Ee DaBH

Halten Sie )

1890.

der militärishe. Diesem würde man aber ganz nur dann gerecht werden, wenn auch die Post- und Telegraphenverwaltung fh für die Einführung einer Normalzeit entschieden.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler: Die Frage der Einführung einer einheitlihen Welt- uhr ist bereits einer Erörterung unterzogen worden, kann aber nit so shnell zum Abschluß gelangen, als dies gemein- hin angenommen wird. Vor allen Dingen is ein Unterschied zwischen Weltzeit und Zonenzeit zu machen. Eine Zonenzeit ist in Nord-Amerika eingeführt, hat dort jedoch die größten Unzuträglichkeiten hervorgerufen. Fn Deutschland, wo nicht so lange Strecken unmittelbar durchfahren werden, würden diese Unzutxräglichkeiten weniger erheblich sein, aber es gehören doc erst längere Beobachtungen, Berathungen wissenschaftliher, kommerzieller und landwirthschaftliher Fn- stitute und Vertretungeir dazu, um zu einem abschließenden Resultate zu gelangen. Auch würde es vielfah in private Verhältnisse eingreifen, wenn sich die bürgerliche Zeit nicht mit der Bahnzeit in Uebereinstimmung befände. Wie gesagt, diese Frage ist augenblicklich Gegenstand ernster Vorberathung, doch läßt sih die Entsch:idung noch niht vorausfehen.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach: Auch ih meine, daß eine allgemeine Normalzeit, wenn sie nuß- bringend sein joll, in das gesammte bürgerlihe Leben ein- geführt werden muß. Wie weit das nüßlih sein wird, ist Gegenstand umfassender Erwägungen. Bei dieser Ge- legenheit will ih gleich eine Stelle aus dem Kom- missionsberiht besprehen, in welher der Eisenbahn- verwaltung gleihsam ein Vorwurf gemacht wird, daß sie zu wenig Beamte in das Ausland schicke, um die dortigen Eisenbahn-Einrichhtungen zu studiren. Was da mit dem Aus- druck „Ausland“ gemeint ist, weiß ih nicht. Wir haben bei allen größeren Gesandtschaften in Europa und auch in Nord- Amerika tehnische Vertreter, welche die Fortschritte jener Staaten auf technishem Gebiete genau verfolgen und darüber berihten. Sollen wir nun etwa Beamte nah Afrika schicken, oder nah Ostindien oder Australien? Wir haben von allen geeigneten Einrichtungen Kenntniß, haben davon Vieles bei uns angewendet, aber auch Vieles erfahren, was sich niht zur Nachahmung eignet. Bisher sind in dieser Beziehung keine Klagen an die Verwaltung gekommen. Daß Beamte in ge- nügender Zahl vorhanden sind, die zu solchen Fnformations- reifen bereit sind, können Sie mir glauben.

Graf von Mirbach bittet um die Ausführung des geseßlih längst genehmigten Baues der Linie Tilsit— Stallupönen.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Maybach sagt diesen Bau, nachdem nunmehr die entgegenstehenden Schwierig- keiten beseitigt seien, für die nächste Zeit zu.

Freiherr von Durant weist an einem Spezialfall nah, daß bei der Beilegung von Fahrplänen von Seiten der Eisenbahn-Direktion Breslau die konservativen Blätter den freisinnigen nachgeseßt worden seien. Die Regierung thue niht gut daran, Anzeigen in Blättern von destruktiver Tendenz zu veröffentlihen. Es sei die Ueberweisung von Anzeigen an solche Blätter wünschenswerth, welhe von christlich-monarhisher Gesinnung seien, und sich von der Gefahr offiziösfer Manipulationen frei zu halten wüßten.

Minister der öffentlihen Arbeiten von Maybach erwidert, die Befanntmachungen der Regierung erfolgten nah den in einem Vinisterialbeschluß von 1874 festgeseßten Normen. Sei dagegen gefehlt, so werde Remedur eintreten.

Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode wünscht den Bau von Sekundärbahnen in Ostpreußen ohne Rücksicht auf die Ostpreußishe Südbahn vorgenommen.

Die Verhandlungen des Landes-Eisenbahnraths werden im Anschluß an den Etat der Eisenbahnverwaltung zur Debatte gestellt und nah dem Referat des Ober-Bürger- meisters Zweigert durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt, Ebenso die Denkschrift, betreffend die in der Zeit vom 1. April 1888 bis 31. März 1889 erfolgten Bauausfüh- rungen an denjenigen Wasserstraßen, über deren Regulirung dem Landtage besondere Vorlagen gemacht sind.

(Schluß 4 Uhr.)

A

Schlußbericht der gestrigen (54.) Sißzung des Hauses der Abgeordneten. Berathung von Petitionen.

Die Vorsißenden des landwirthschaftlihen Kreisvereins Minden - Diansfeld in Hannover und der beiden landwirth- schaftlichen Kreisvereine Eshwege und Witenhausen-Lichtenau in Kurhessen haben eine Petition an das Abgeordnetenhaus eingereicht, in welcher sie über den häufig vorkommenden Kontraktbruch von Seiten des Gesindes und der freien lTandwirthschaftlihen Arbeiter Beschwerde führen und beantragen, geseßliche Bestimmungen zu treffen, nah welchen Vertragsbruch dee Gesindes und freier ländlicher Arbeiter mit Haft zu bestrafen und zur Annahme eines freien ländlichen Arbeiters ein Zeugniß des bisherigen Arbeitgebers beizubringen sei, und daß Feder, der dem zuwider handelt, mit namhafter Strafe belegt wird.

Die Kommission beantragt: Mit Rücksiht darauf, daß nach den Erklärungen der Königlichen Kommissarien des Justiz- und landwirthschaftlichen Ministeriums die von den Bittstellern angeregten Fragen bereits dem Staats-Ministerium zur Be- \hlußfassung vorliegen, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Abg. Rickert beantragt, über die Petition zur Tages- ordnung überzugehen.

Abg. Wessel beantragt, die Petition zur erneuten Be- rathung an die Justizkommission zurückzuverweisen und zu diejer Berathung die Justizkommission um 7 Mitglieder zu verstärken. : A

Abg. Rickert: Jh hätte gewünscht, daß die Kommi}ston bei dieser Frage mehr den sozialpolitishen als den rein for: malen Standpunkt betont hätte. Denn es ist nicht richtig, daß man über eine so wichtige Frage hinweggeht, ohne irgend etwas zu sagen. Diese Petition muß in der s{härfsten Weise zurückgewiesen werden. Die Arbeiterverhältnisse sind aller- dings im Osten schlecht, aber das find die Folgen der Politik,

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