1890 / 113 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Kammer der Standesherren nahm in ihrer Semtigen Sizung den Antrag des Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg, betreffend die Patronatspfarreien, ein- stimmig an und erledigte sodann den Gesezentwurf, be- treffend den Eisenbahnbau, die Beschaffung und Ausstattung von Betriebsmitteln, durhgehends in zustimmendem Sinne und mit einstimmiger Annahme. Ebenso wurde der Entwurf, betreffend die Unfallfürsorge für Beamte, einstimmig angenommen.

Baden.

Karlsruhe, 8. Mai. Se. Königliche Hoheit der Gro ß- erzog begab sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, gestern ahmittag, einer Einladung der Gemeinde Eggenstein

folgend, dorthin, um dem daselbst stattfindenden kirchlich:n Festspiel anzuwohnen. 5 :

(W. T. B.) Jhre Königlihen Hoheiten der Erb- großherzog und die Erbgroßherzogin werden am Sonnabend T aus Meran zurüdkehrend, ‘hier erwartet. Jn einigen Tagen treffen auh Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen aus Ftalien hier ein. Die

rinzen Gustav und Wilhelm von Schweden sind ereits heute hier angekommen.

(Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer seßte gestern die Berathung über das Budget des Ministeriums der JUstiz, des Kultus und des Unterrichts für die Jahre 1890 und 1891 fort. Von Titel TX, Unterrichtswesen, wurden zu A. Ordentliher Etat: Mittel- und Volksschulen, zu C, Gymnasien und Progymnasien, die . 22—24 mit jährlich 367230 F bewilligt. Zu D. Lehrerbildungs- anstalten: Turnlehrerbildungsanstalt, Lehrerseminare, Präpa- randenschulen, wurden in 88. 25—35 jährlih 185 890 M. be- willigt. Ebenso wurden E. Taubstummenanstalt und Blinden- erziehungsanstalt 88. 36 und 37 mit jährlih 82149 M, F, Baugewerkeshule 8. 38 und 39 mit jährlich 54 590 Æ und K. Gewerbeshulen und gewerblihe Fort- bildungsshulen 88. 47—51 mit jährlih 86348 # nach den Anträgen der Kommission angenommen.

Hessen. Darmstadt, 8. Mai. (Darmst. Ztg.). Se. Königliche

Hoheit der Großh erzog und Jhre Großherzoglichen Hokeiten

die Prinzessinnen Ludwig von Battenberg und Alix werden sich am 10. d. M. nah Friedberg begeben, A a die nächste Zeit das Großherzogliche Hoflager ver- egt wird.

Braunschweig.

Braunschweig, s8. Mai. Zum Geburtstage Sr. König- lichen Hoheit des Regenten, Prinzen Albrecht von Preußen schreiben die „Braunschweigischen Anzeigen“:

Ein Frühlingsfest, erhebend und hoffnungsvoll, ift \chon seit einer igen Reihe von Jahren für das Herzogthum Braunschweig der Geburtstag des Landesfürsten gewesen. Auch heute, da wir vereint in Liebe und Treue das Wiegenfest unseres allverchrten Regenten feiern, beglückt uns die erste Blüthenpraht des neu erwachten Lenzes und macht unsere Herzen noch empfängliher für das Gefühl des Dankes, das uns an diesem Tage zuerst beseelt.

Zum fünften Male erscheint unserm Lande der 8. Mai als ein frober, freudiger Festtag. Einen im Völkerleben verhältnißmäßig noch kleinen, aber für uns ereignißvollen und hochbedeutenden Zeitraum haben wir unter der weisen Führung des hohen Herra durcschritten und das durch gegenseitiges Vertrauen geknüpfte Band hat sich in dieser Zeit immer mehr befestigt. Einen großen Theil seines Lebens, die Jahre der vollen, blühenden Manneétkraft, bat der erlauchte Fürst zuerst als Heerführer, dann als Regent unseres Landes dem niedersähsishen Volksftamme gewidmet, dem er nicht allein dur seine hohen Würden, jondern au durch berzlihe Zuneigung und durch seine ganze eigene Art so nahe steht. Sein Wabhl- \pruch): „Gerade und recht* ist auch der unsere, das Losungêwort unserer Fürsten und unseres Landes: „Treu und beständig“ ist der Leitstern auch feines Weges, der ihn „niemals zurück“, sondern stets vorwärts geführt hat. Unter seiner landeéväterlihen Fürsorge ent- faltete sich bei uns eine rege Thätigkeit, die pictätvoll an das Alte anknüpft und dabei den böcsten Zielen der Gegenwart mit erfreulihem Erfolge entgegenstrebt. So ist Braunschweig wie in früheren Zeiten auch jeßt in seinem geistigen und wirthschaftlihen Leben nicht zurück- geblieben, sondern, feinen wohlerworbenen Ruhm bewahrend, unter den deutschen Ländern in erster Reibe mit fortgeschritten.

Unsere Beziehungen zu Kaiser und Reich können nit besser ge- wahrt werden, als es durch den ritterlihen Hohenzollerr prinzen ge- schicht, der tapfer für Deutschlands Ehre und Größe gekämpft kat und dem ebenso von dem erhabenen Begründer des neuen Deutschen Reichs, wie von dem jetzt thatkräftig berrshenden jungen Monaren die ehrenvollsten Beweise höchsten Vertrauens so vielfa zu Theil geworden sind. Das vergangene Lebensjahr unseres verehrten Landesfürsten erhielt einen glückverheißenden Beginn dur den auch uns ehrenden Besuch des Kaisers, mit dem Prinz Albrecht auch in dem hochherzigen Streben, die Lösung der sozialen Frage durch Werke christlicher Liebe herbei- zuführen, innig vereint ist, Auch in der Erfüllung dieser großen Aufgabe und in dem {chwersten Kampfe unserer Zeit, der den festen Zufammenshluß aller dem Vaterlande treu ergebenen Kräfte erfordert, wollen wir zu unserm Fürsten als einem seit langer Zeit bewährten Führer emporblicken und ihm folgen in echt deutscher Treue und Ergebenheit.

Heute aber, bei der Wiederkehr seines Geburtstages, wollen wir dem verehrten hohen Herrn dankbar unfern herzlichsten Gruß dar- bringen und Gott bitten, daß er unsern Regenten und sein ganzes Bn auch ferner shirme, \{chüße und erhalte. Möge dem vom

immel reih gesegneten Fürsten zu unserm Heile ein langes Leben in voller Kraft und Gesundheit beschieden sein, daß er an der Seite der erlauhten, edlen Gemahlin und der hoffnungsvoll beranblühenden Söhne diesen feftlihen Tag noch oft in Glück und Freude erblidcke. Das walte Gott!

Schwarzburg-Sondershausen.

Sondershausen, 8. Mai. (Reg.- u. Nachr.-Bl.) Der Gesundheitszustand Zhrer Hoheit der Fürstin hat si durch den Aufenthalt in Meran sehr erheblih gebessert, das Leiden is gehoben , indessen ist noch einige Schonung erforderlih, die Kräfte auf den früheren Stand zu bringen. Die Huldigung, welche die Bewohner unserer Stadt den Fürstlihen Herrschaften aus Freude über Höchst- deren glückliche Wiederkehr bereiten wollten, wurde vorgestern Abend durch einen Fackelzug, an welhem 1000 Personen si betheiligten, dargebraht, und haben darauf die Fürst- ligen Herrschaften nachstehenden Dankeserlaß veröffent- lichen lassen:

Gerührt von dem freundlihen Willkommen, der Uns gestern durch den eben so s{önen als großartigen Fackelzug von der Bürgerschaft Unserer treuen Residenzstadt dargebracht worden, \prechen Wir allen Theil- nehmern Unseren innigsten und wärmsten Dank für diesen wohl- thuenden Ausdruck treuer Gesinnung hiermit aus,

Sondershausen, den 7. Mai 1890.

Karl Günther und Marie,

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 8. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Abend- sißung des Abgeordnetenhauses wurde r an- genommen, dur welches die Regierung zur provisorischen Regelung der Handelsbeziehungen mit der Türkei, sowie mit Egypten und Bulgarien bis zum 31. De- zember d. J. ermäßtigt wird, desgleichen ein Geseg, betref- fend die Warrants-Eskomptirung durch die Oester- reihisch-Ungarishe Bank

Prag, 8, Mai. (W. T. B.) Der Czesfky klub be- {loß, den deutsh-böhmischen Abgeordneten für die Del e- gationen einen Kompromiß anzubieten, indem er den- selben vier Mandate einräumt und dem Ansuchen des Klubs der Hun gab um Ueberlassung eines Mandats für die Delegationen entspricht. j ,

9. Mai. (W. T. B.) Die deut\ch - böhmischen Abgeordneten haben einstimmig beschlossen, das ‘vom Czechenklub angebotene Kompromiß für die Delegations- wahlen anzunebmen. Als Kandidaten für die Delegirten- wahlen wurden Plener, Ruß, Baernreither und Stoehr und als Ersaßmann Siegmund aufgestellt.

Großbritannien und FrlanD.

London, 8. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißzung des Unterhauses erklärte der Unter-Staatssekretär des Aeußern Fergusf\on: die Regierung habe keine Nachricht erhalten, daß die britisch-ostafrikanisheGesellschaft am 3. Mai eine Proklamation erlassen habe des Jnhalts, daß sie jeder Sklaverei in ihrer Einflußsphäre die Anerkennung ver- weigere. Derselbe theilte ferner mit: Seitens Englands sei keine Konvention, betreffend ein permanentes Protektorat über Egypten, vorgeschlagen. Die Konversion der egyp- tishen Schuld werde, wenn fie zu Stande komme, von der egyptishen Regierung durchgeführt werden. Der Ab- machung zwischen der chinesischen Regierung sowie der Großen Nordischen und der Eastern Telegraphen- Gesellschaft habe England noch nicht zugestimmt. Die An- gelegenheit ruhe augenblidlich. :

rFraukreich.

Paris, 8. Mai. (W. T. B.) Der heute abgehaltene Ministerrath beschäftigte sich mit den verschiedenen Geset- entwürfen betreffs Auferlegung einer Steuer für in Fran k- rei wohnhafte Fremde, welche der Kammer vorliegen. In den Berathungen wurde konstatirt, daß die Schweiz das einzige Land sei, welches die Fremden besteuere; dieselbe er: hebe aber nur eine sehr geringfügige Steuer. Der Minister- rath wird in seiner nähsten Sißung prüfen, ob die zur Zeit bestehenden Verträge der Einführung einer Fremdensteuer ent- gegenstehen.

In der heutigen Sißzung der Deputirtenkammer wünschte der Abg. Laur über die Angelegenheit des Crédit foncier und über die Verwendung der Sparkassen- gelder zu interpelliren. Der Finanz-Minister RNouvier ersuchte, diese Fnterpellation in zwei Fragen zu zerlegen, da dieselben nicht im Zusammenhang stünden. Die Kammer seßte die Jnterpellation über die Sparkassengelder auf den 17. Mai an und beschloß, die Jnterpellation über den Crédit foncier sofort zu verhandeln. Laur verlas darauf ein heute früh veröffentlichtes Schreiben von Levèque, erklärte, der darin enthaltenen sachlichen Darlegung Nichts hinzufügen zu wollen und spriche die Hoffnung aus, daß dem Lande voll- ständige Aufschlüsse gegeben würden. Der Finanz-Minister Nouvier antwortete, er habe das Demissionsschreiben Levèque's dem Gouverneur des Crédit foncier Christophle alsbald mitgetheilt. Dieser habe darauf eine sehr eingehende Antwort gegeben ; außerdem habe der Verwaltungsrath des Crédit foncier, welhem die Vorwürfe Levèque's bekannt waren, dem Gouverneur Christophle die Bezeugung seines vollständigen Vertrauens erneuert. Unter diesen Umständen habe die Regierung nihts thun können, als das Demissions- gesuh Levèque's annehmen. Die Regierung könne in die Geschäftsführung des Crédit foncier nicht eingreifen. Den bei der Sache betheiligten Personen komme es zu, die Details zu liefern. Jm weiteren Verlaufe der Sißung wiederholte Levèque seine in dem Schreiben gegen die Vecwaltung des Crédit foncier erhobenen Beschwerden und bean- tragte die Ernennung einer Untersuhungs-Kommission Seitens der Kammer. Christophle sagte, die von Levèque gerügten Thatsachen hätten immer bestanden ; dieselben be- träfen namentlich die Auëgaben für Veröffentlihungen; der Crédit foncier, welcher fortgeseßt Gelder aufnehme, müsse fich die öffentlihe Meinung günstig erhalten. Seit 12 Jahren sei die Geschästsführung des Jynstituts eine korrekte und glüdlihe. Wenn die Kammer nicht genügend aufgeklärt jei, wenn sie eine Untersuhung wolle, so sei er bereit, diesem Wunsche nachzukommen, indessen müsse diese Untersuhung von kompetenten Persönlichkeiten ausgeführt werden, damit nicht der Kredit des großen l ip ge- schädigt werde, in welchem enorme FJnteressen engagirt jeien. Er sei bereit, sih hierüber mit dem Finanz-Minister zu verständigen. Nach einigen Bemerkungen des Finanz- Ministers Rouvier und des Minister-Präsidenten de Freycinet nahm die Kammer nahezu einstimmig eine Tagesor dnung an, in welcher gesagt wird, daß die Kammer auf die Wachsamkeit der Regierung zähle. Mehrere Abgeordnete wünschten eine parlamentarische Unter- suhung. Die Regierung lehnte solche als unnüß ab, da sie L R eine Untersuhung èurch ihre Beamten vornehmen zu lassen.

Jtalien.

Rom, 8, Mai. (W. T. B.) Der „Esercito Jtaliano“ erklärt, daß die Regierung troß der fortgeseßten neuen Rüstungen der großen europäischen Staaten thre bisher im Militärbudget beobachtete Sparsamkeit aufrechterhalte, daß sie aber andererseits fest entschlossen sei, durhaus nicht an jenen Ausgaben zu rühren , deren Verminderung die Sicherheit des Staats oder die völlige Einhaltung der ein- gegangenen Verpflichtungen gefährden würde.

_ Heute Mittag wurde die Deputation deutscher Pilger vom Papsst empfangen. Die von dem Grafen Galen verlejene Adresse giebt der Liebe und Dankbarkeit der deutschen Katholiken für die vom Papst erwiesenen Gunst- bezeugungen Ausdruck. Jn seiner Antwort erinnerte der Pap st an das Jubiläum Gregor's des Großen. Er hob die Handlungen dieses Papstes zu Gunfien der Völker Europas hervor und be- rührte auch die gegenwärtige Lage der Kirche in Deutsch- land, wo der N Krieg aufgehört habe und wo man dur Abschaffung kirhenfeindlicher Geseßze zu einem besseren Verständniß gekommen sei, Der Papst rene auf die Hoch-

E des Kaisers und die Treue der Katholiken, um das erf des Friedens zu vollenden. Der Papst sprach sodann den Segen über Deutschland aus: Später empfing Se. Heilig- keit die Mitglieder des Comités und unterhielt si, ehe er den Saal verließ, mit dem preußischen Gesandten von Schlözer und dem österreichisch-ungarischen Botschafter Grafen Revertera. Außer diesen beiden diplomatischen Vertretern waren acht Kardinäle bei dem Empfange zugegen. Belgien.

Brüssel , 8. Mai. (W. T. B.) Die Anti-Skaverei- Konferenz nahm alle Artikel des Entwurfs an, in welchen die zur Unterdrückung des Sklavenhandels auf dem afrikanischen Fesilande bestimmten Maßregeln aufgeführt, die Strafen für Zuwiderhandlungen festgeseßt werden und der Handel mit Waffen und Munition geregelt wird.

Rumänien.

Bukarest, 9. Mai. (W. T. B.) Die Kammer nahm heute mit 80 gegen 35 Stimmen den Handelsvertrag mit Serbien an. Der Minister des Auswärtigen Lahovary erklärte, daß die Frage über Handelsverträge, die welche erst nah dem Jahre 1891 abgeschlossen werden sollen, jeßt nicht gelöst werden könne. Auf eine Jnterpellation über den Zustand der Armee erklärte der Kriegs-Minister Vladesco, die Kammer habe bisher immer die für die Friedenspräsenzstärte nöthigen Kredite bewilligt, welhe aber ungenügend wären, um 120 000 Mann auf den Kriegsfuß zu stellen; er werde demnächst Geseze vorschlagen, darunter eines betreffend die Umgestaltung der Cadres.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 8. Mai. (W. T. B.) Die Kommission und der republikanische Caucus von Senatoren und Repräsentanten em- pfehlen die Annahme eines Entwurfs, in welhem der monatlihe Ankauf von 41/5 Millionen Unzen Fein- silber mit Schaßbonds verlangt wird, welche mit legalem Silber rückäuflih find. Der Entwurf sieht ferner vor, daß auf Verlangen der Jnhaber dieser Bonds die Verwaltung des Schatzes dieselben mit nichtgeprägtem Silber zum Tages- preise zurückaufen kann. Der republikanishe Caucus der Kammer nahm den Bericht der Kommission an und entschied sich für Annahme obigen Entwurfs; es be- stehen indessen noch Differenzen unter den Senatoren über den Artikel, betreffend den Rückkauf mittels nihtgeprägten Silbers. Der von dem Senator Jones eingebrachte und gegen- wärtig vom Senat berathene Entwurf sieht ebenfalls den monatlihen Ankauf von 41/2 Mill. Unzen Feinfilber mit Schabbonds_ vor, enthält aber keinen Artikel, betreffend den Rückkauf mit nihtgeprägtem Silber. Eine Heute abgehaltene Versammlung des Caucus der Senatoren gelangte zu keiner Einigung. Die Senatoren West und Teller haben die Absicht angekündigt, an Stelle der dem Kongreß gegenwärtig vorliegen- den Silberbill andere diesbezüglihe Entwürfe einzubringen.

Parlamentarische Nachrichten.

n der heutigen (3.) Sißung des Reichstages, welcher der S?aatssekretär des Reichs-Justizamts von OVehlschläger und zahlreihe Mitglieder des Bundesraths beiwohnten, theilte der Präsident von Leveßow zunächst mit, daß Se. Majestät der Kaiser heute Vormittag 121, Uhr das Präsidium zu empfangen und die Meldung von der erfolgten Konstituirung des Reichstages entgegenzunehmen geruht haben.

Erster Gegenstand der Tagesordnung war die Berathung des von den Abgg. Auer u. Gen. eingebrahten Antrages. betreffend die Einstellung schwebender Straf- verfahren gegen die Abgg. Kunert und Shippel. Das Haus nahm den Antrag, zu dessen Gunsten der Abg. Singer sich auf die Praxis des Hauses berief, gegen die Stimmen der deutschkonservativen Fraktion an. Sodann genehmigte das Haus in erster und zweiter Berathung ohne Debatte den Geseßentwurf, betreffend die Ergänzung des g. 14 der Gebührenordnung für Zeugen und Sach- verständige, wodurch derselbe auf Personen des Soldaten- standes ausgedehnt wird, und trat in die erste Berathung des Gesebßentwurfs, belreffend die Gewerbegericte, ein.

Der erste Redner Abg. Bachem begrüßte die Vorlage mit Freude, hatte aber mannigfahe Wünsche hinsichtlich ihrer Verbesserung, die nur in einer besonderen Kommission, und zwar, wie er vorschlug, von 28 Mitgliedern geprüft werden fönnten, während der folgende sozialdemokratishe Redner, Abg. Tugzauer, die Vorlage als ein Werk der Halbheit dar- stellte, (Schluß des Berichts.)

Jn der heutigen (13.) Sißung des Herrenhauses, welcher der Minister für Landwirthschaft 2c. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen und der Minister der geistlichen Angelegenheiten Dr. von Goßler beiwohnten, wurde in der Berathung des Staatshaushalts-Etats pro 1890/91 fortgefahren, und zwar im Kultus-Etat beim Kapitel „Höhere B Dbe Hierzu lag folgender Antrag des Grafen

feil vor:

Das Herrenhaus wolle beschließen :

Auf Grund der vom Herrn Minister der geistlihen Angelegen- beiten konstatirten Thatiache, daß bei preußischen öffentlihen höheren Lehranstalten wegen der Ueberzahl jüdisher Schüler an den jüdishen Sabbatben und Festtagen der Unterrichtêplan hat verändert werden müssen, die Königliche Staatsregierung um Erwägung von Mgen zur Beseitigung der hieraus erwachsenden Uebelstände zu erlucen.

Graf Pfeil führte aus, daß der jeßige Zustand auf den höheren Lehranstalten bei der Ueberfüllung derselben mit jüdishen Schülern nicht andauern könne, ohne daß damit der christlihen und nationalen Erziehung der Schuljugend geschadet würde. Die Zahlen, welche im Abgeordnetenhause der Abg. Stöer vorgelegt habe, seien nicht widerlegt worden, und der Kultus- Minister habe sie noch ergänzt. Diese Zahlen sprächen deutlich da- für, daß die Zahl der jüdishen Schüler auf unseren Gymnasien in gar keinem Verhältniß zur Stärke der jüdischen Bevölkerung stehe. Dieser starke Andrang 1üdisher Schüler habe auch zur Verstärkung des jüdischen Lehrerpersonals geführt. Dadurch werde die Pflege des nationalen Bewußtseins verhindert, wenn z. B. ein jüdischer Lehrer über die Kreuzzüge, den Ein- fluß des Christenthums auf die Kulturentwickelung U s w. vortragen würde. Nur durch ein Trennen des jüdishen vom cristlihen Element könnten die Gefahren ver- mieden werden, welche aus den jeßigen Zuständen entständen. Ein solches Vorgehen würde der Verfassung nicht widersprechen, sondern ihr gerecht werden, Denn die Verfassung wolle alle

berechtigten Bestrebungen {hüßen, und das geshehe dadur, A es verhindere, daß die Kinder der beiden Konfessionen usammengepferht würden. Die Juden in Frankfurt a. M. hätten freiwillig jüdishe Gymnasien errichtet, das könne allgemein geshehen, wenn eine Nothwendigkeit sih herausstellte. Man könne doh nit verlangen, daß christliche Kinder den jüdischen Sabbath mitfeierten; das wäre eine arge Zumuthung. Redner versprach, der Regierung die nöthigen Mittel zur Errichtung von Judenshulen zu bewilligen und bat, seinen Antrag an- zunehmen. I :

Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler erklärte, daß bisher diese Sache bei der Königlichen Staatsregierung noch nicht zur Sprache gekommen sei, und wo in den unteren JFnstanzen der Unterrichtsverwaltung Erwägungen stattgefunden hätten, dieselben anders ausge- fallen seien als die des Grafen Pfeil. Daß die christlichen Kinder den Sabbath mitfeiern müßten, sei eine Ueber- treibung, das werde feinem Kinde zugemuthet. Es könne keinem Kinde der Zutritt zu einer öffentlihen Schule versagt werden. Nach der bisherigen Entwickelung wäre eine andere Anordnung in diesen Zuständen ohne geseßlihe Aenderung niht möglih. Es würde politish nit richtig sein, die Kinder zu sondern. Wenn für 15000 jüdishe Schüler besondere Lehranstalten errihtet werden sollten, brauhe man 500 jüdische Lehrer. Das würde zum Auseinanderfallen des ganzen politischen Lebens führen. Auch liege keine Gefahr vor, daß den christlihen Schülern Seitens jüdischer Lehrer eine jüdische Denkweise beigebracht würde, denn die Zahl der jüdischen Lehrer sei eine sehr geringe, selbst in jüdishen Schulen seien christ- liche Lehrer. Was den Sabbath anbeträfe, so wäre seit 1859 die Sache dahin geregelt worden, daß judishe Schüler am Sabbath am Unterricht theilnehmen müßten, aber si des Schreibens enthalten dürften, doch könne bei der Neife- prüfung eine Dispensation vom Schreiben nicht ertheilt werden. Der Minister bat dann, diese Frage auf dem teh- nischen unterrichtlichen Gebiete zu belassen und nit auf all- gemein politische Dinge zu übertragen. Denn die Staatsregierung hätte hon genug shwere Aufgaben zu lösen und dürfe si niht mit solchen das Einvernehmen mit unseren jüdischen Mitbürgern störenden Fragen beschäftigen, wo sie hon genug zu thun hätte, den Zusammenhalt des Staatsganzen aufrecht zu erhalten. :

Ober-Bürgermeister Dr. Miquel beschränkte ih auf die Widerlegung einer Aeußerung des Grafen Pfeil in Bezug auf Frankfurt a. M, da der Minister hon ausgeführt habe, man müsse erst das Landrecht ändern, wenn man den Vor- schlägen des Grafen Pfeil folgen wollte. Es be- stünden in Frankfurt zwei jüdishe Realschulen, aber kein Gymnasium für jüdishe Kinder. Aber die jüdischen Schulen seien nicht entstanden wegen der Nothwendigkeit einer Tren- nung der jüdischen und christlihen Schüler, sondern in Folge der Entwicklung des Schulwesens überhaupt. Der Antrag- steller wolle die konfessionelle Scheidung des Volks\{ul- w.sens auch auf die höheren Anstalten übertragen. Das sei der Kardinalpunkt, Dann würde man auch zu einer Scheidung zwischen evangelischen und katholishen Schulen kommen. Auch bezüglich dec Volkss{hulen sei das Prinzip der Konfessionalität nicht streng durchaeführt, zum Segen einer

einheitlichen deutshen Kulturentwicklung. Die Gefahr, daß jüdische Lehrer in vermehrter Zahl angestellt würden, bestehe zur Zeit niht, Die Juden seien gleichberechtigt, und es würde wohl kaum zum Nugen des Staats gereichen, wenn man daran etwas ändezte, selbst wenn man es könnte. Jedenfalls würde der deutsh-nationale Geist durch die Scheidung der Konfessionen den Juden niht gegeben werden können. Man komme heute weiter, wenn man ver- söhne, als wenn man das Gegentheil thue. (Schluß des Blattes.)

(Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Herren- hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.)

Der dem Reichstage zugegangene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Gewerbegerichte, ist in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ abgedruckt.

Auf der Tagesordnung der am Sonnabend, den 10. d. M., Vormittags 11 Uhr,- stattfindenden 56. Plenar- Sißung des Hauses der Abgeordneten stehen folgende Gegenstände: Abstimmung über den Antrag der Abgg. von Eynern und Olzem, betreffend die Uebernahme städtisher und sonstiger Kriegsshulden auf Staatsfonds. Fortsezung der zweiten Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Unter- haltung der nicht schiffbaren Flüsse in der Provinz Schlesien. Berathung der Denkschrift Über die Ausführung des Geseßes vom 13, Mai 1888, beireffend die Bewilligung von Staats- mitteln zur Beseitigung der dur die Hochwasser im Frühjahr 1888 herbeigeführten Verheerungen. Berathung des Gut- ahtens der Akademie des Bauwesens über die Regulirung der Siromverhältnisse der Weichsel und Nogat.

Amtsblatt des Reibs-Postamts. Nr. 18. Inkalt: Verfügungen: vom 23. April 1890. Post-Damypfschiffverbindung auf der Linie Stralsund—Malms; vom 22. April 1890: Zulässigkeit von Postpacketen im Verkehr mit den Bermuda-Inseln ; vom 25. April 1890. Erweiterung der Gewichtsgrenze, sowie Zulässigkeit von,Werth- angabe und von Nachnahme bei Postpacketen im Verkehr mit Rumä- nien. Beiheft ; Post-Dampfschiffverbindungen nah außereuropäi- \chen Ländern, Mai 1890.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Handelskammer zu Frankfurt am Main leitet în res Aa deri für 1889 die wirthschaftlihe und Börsen- Uebersicht folgendermaßen ein: j

U 4A E Hälfte des Jahres 1888 végounene B \hwung unseres gesammten wirthschaftlichen Verkehrs- und Erwer do lebens hat im- verflossenen Jahre, getragen von der Friedens- zuversiht und dem Vertrauen aller Völker in eine Periode ungestörten ruhigen Schaffens, sich mächtig weiter entwickelt. Die Klärung s politischen Horizonts übte einen wohlthätigen Einfluß E en Swaffensdrang und die Unternehmungslust aller wirthsha tlichen Kreise. Das Kapital wandte si wieder mehr und mehr der Indutitrie und ihren Anlagen zu und die Produktion gewann überall gee Ausdehnung, während der Konsum das Gebotene willig aufnahm un

mit immer neuen und größeren Anforderungen an die Erzeugungs- stellen berantrat. Die in den leßten Jahren berrs{enden Begriffe von „Peberproduktion und Preisdruck* wurden kaum noch gehört. Preissteigerungen wurden leiht durhgeseßt und die zu diesem Zweck ins Leben gerufenen Vereinigungen bestimmten die Werthe der ein- zelnen Artikel. Waaren, die ehedem zu den gedrücktesten Preisen auf den internationalen Märkten untergebrabt werden mußten, fanden im Inland willige Nehmer und coulante Käufer,“

Die Zakl der Anmusterungen von Vollmatrosen und unbefahrenen Schhiffsjungen bei der deutschen Handel€é- marine ist, wie aus einer Veröffentlihurg im März:Heft 1890 der „Mona!shefte zur Statistik des Deutschen Reick,s* hervorgeht, im Jahre 1889 beträchtlich b öher gewesen als im Vorjahr, da im Ganzen 14859 Vollmatrosen und 2246 unbefahrene, d. b. sole Sciffsjungen, welche Seefahrten auf Kauffahrteischifen noch nit gemacht batten, bei den deutshen Seemannsämtern zur Anmusterung gelangt sind, gegen 13 779 bezw. 2070 im Jahre 1888. In den Hâfen des Nordseegebiets weisen die Anmusterungen für 1889 mit 11 156 Vollmatrosen und 1376 unbefabrenen Schiffsjungen höhere Zablen auf als für eins der 9 Vorjahre, wogegen im Oftfee- gebiet, verglichen mit den FIabren vor 188, die Zahl der Anmusterungen neuerdings ganz erheblich zurügegangen ift (1885 find no& 4123 Vollmatrosen und 1028 Schiffsjungen, 1889 nur 3703 bezw. 870 Personen angemustert worden). Ohne Zweifel steht dieser Rückgang im Zusammenhang mit der Verringerung des Bestandes der Kauffahrteiflotte bezw. der Abnahme des Segelshiffs- verkebrs im Osftseegebiet, während im Nordseegebiet der Bestand der Kauffabrteiflotte im Laufe des letzten Jahrzehnts zwar der Sciffszahl na ebenfalls abg-nommen, aber dem Umfange der Sciffsräume nach ganz bedeutend zugenommen hat, und namentli in Hamburg und Bremen während der leuten Jahre eine Reihe von großen Schiffen neu in den Dienst gestellt und bemannt worden ist. Die durch\chnittlichen Monatsheuern betrugen 1889 für Vollmatrosen 93,87 Æ (im Díftseegebiet 45,12 4 und im Nordseegebiet 56,75 M) und für unbefahrene Schiffsjungen 15,97 4 (im Ostseegebiet 17,35 und im Nordfeegebiet 15,07 4) und baben gegen die Vorjahre eine wesentliche Erböbung erfahren. da sie 1888 not betragen hatten für Vollmatrosen 46,53 4 (im Ostseegebiet 41,50 A und im Nordsee- gebiet 48,30 #4) und für Schiffsjungen 1521 4 (16,70 bezw. 13,98 #4). Die Durd&schnittsheuern für die Vollmatro]en sind im Nordseegebiet stets höher als im Ostseegebiet, für die unbefahrenen Schiffäjungen dagegen in leßterem Gebiet stets böber als in ersterem, woraus zu schließen ist, daß im Allgemeinen an die Leistungsfähigkeit der Schiffs- jungen von vornherein im Ostseegebiet größere Anforderungen gestellt werden als im Nordseegebiet.

Die übersceische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat März 1890 9884 und in der Zeit von Anfang Ja- nuar bis Ende März 1890 17 099 Personen; von Letzteren kamen aus der Provinz Pommern 3026, Posen 2527, Westpreußen 2109, Bayern rechts des Rheins 1250, Hannover 956, Württemberg 938, Schleswig-Holstein 864, Brandenburg mit Berlin 669, Rheinland 575, Baden 471, Hessen-Nassau 375, Königreih Sachsen 330 u. \. w.

Im gleihen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus:

Im Monat März. In den 3 Monaten Januar bis März.

1889 10 998 17 338

1888 10 338 17 398

1887 11 671 19 020

1886 7 946 12 838

1885 10 974 17 924.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn. Aus Budapest, 7. d. M,, wird der „Wien. Ztg.“ berichtet :

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L beim Ackerbau- Ministerium eingelangten offiziellen Be

rihte über den Stand der Saaten vom 29, April bis 5. Mai laffen sich in Folgendem zufammenfassen: Die allenthalben im Lande eingetretcnen Niederschläge baben die durch die vorherige Trockenheit daniederliegenden Saaten überaus erfcischt, während jene Saaten, die {on vordem Regen genug hatten, einigermaßen durch die allzu große Näfse leiden werden. Zumeist gefährdet erscheint der frühe Herbst- weizen, der fast überall überaus üppig und au fo dit ist, daß sich die Frucht nah weiteren mehrtägigen MRegengüfsen auf ganzen Strecken legen würde. Rechts der Donau beginnt sich die Frucht zu ver- wuchern. Auch Rost zeigt sih hier, und man befürchtet, daß dieser auch in Alföld auftreten werde, wodurch die zu den shönsten Hoff- nungen berechtigenden Weizensaaten viel an der Oualität verlieren würden. Später Herbstweizen und der Frühjahrsanbau ent- widckeln sich gut und haben fich wesentli Cert; eit jene Saaten, die s{hütter waren, lassen sh als gut mittel bezeihnen, Roggen hat \sich sehr gebessert und gestärkt und hat im Alföld sowie auch rechts der Donau die Höhe von einem Meter erreiht. In manchen Gegenden find jedoch die Saaten fo dicht, daß sie abgemäht werden müssen. Herbstgerste hat sich in Folge vielen Regens in manchen Gegenden vergilbt, steht aber, hiervon abgesehen, befriedigend und gut. Frühjahrêgerste entwickelt sich gut. Spärlih treffen auch Berichte über von Insekten verursachte Scäden ein. Hafer ist zwar in vielen Gegenden un- gleich und \chütter aufgegangen, entwickelt _sih aber nach dem Regen rasch und steht, ten Verhältnissen entsprechend, befriedigend. In Raps wird, wo durch Froft oder Insekten kein Schaden angerichtet wurde, eine Mittel- und gute Viittelernte erwartet, anderwärts ein {waches Mittelresultat. Garten- und Hülsen- früchte stehen, mit Ausnahme Siebenbürgens, befriedigend. _Der Mais- anbau ist in vielen Gegenden noch im Zuge. Der Frühanbau ift gut aufgegangen. Zuerrübe und Kartoffeln sehen gut aus. Hanf und Flachs sind gut aufgegangen. Der Weinstock entwickelt sich, mit Ausnahme der von der Phylloxera heimgesuchten Gegenden, gut.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Spanien. : Dur Verfügung des Königlich spanishen General-Direktors für das Gesundkeitëswesen vom 21. und 24. April 1890 sind die Quarantäne-Maßregeln gegen Provenienzen von den Philippi- nischen Inseln und dew Persischen Meerbusen außer An- wendung geseßt. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 80, 138 und 214 vom 1. April, 13. Juni und 9, September 1889.) Schweden. E i Auf dem Gute Svärta bei Nyköping ist der Milzbrand erloschen. E a Auf dem Gute Gäfverrnäs im Kirchspiel Helgesta der \{chwedischen Provinz Södermanland ist der Milzbrand erloschen.

Handel und Gewerbe.

Der Termin für die Konvertirung der Pfandbriefe der Pommerschen Hypotheken-Aktien-Bank läuft am 1. Juni c. endgültig ab; eine weitere Verlängerung dieses Termins findet, wie die Bank bekannt macht, unter keinen Umständen statt.

Eine in Koblenz abgehaltene Versammlung von Ver- tretern der Formeisen-Walzwer ke hat, der „Köln. Ztg.* zufolge, gestern beshlossen, an den bisherigen Preisen für Träger, welhe noch erheblich niedriger find als die herabgeseßten Stabeisenpreise, unver- ändert festzuhalten. ;

rankfurt a. M, s, Va. (Getreidemarktbericht von Soil Strauß.) Am hiesigen Markt zeigte sich im Handel mit

Preisen, als in vergangener Woche leiht verkauft. Ab Umgegend 21}—} M frei hier 22—} #4, norddeutscher und fkurhbessisher 214/10 —§/10 M, ruffisde Sorten 213—22} Æ Roggen trug seiner gesunden Geschäftslage dur einen kräftigen Auf\{chwung Rechnurg, dem ansehnlihe Decckungskäufe für Bayern und Hessen im Verein mit Neu- fäufen der Spekulation zu Grunde lagen ; hiesiger 18#—ck M, russische Sorten 178/10—?/10 Æ, per Juni 17} A In Gerste cheint das Geschäft für die Saison beendet; rumänische Brauerwaare 15} M, bohfeine Mablgerste 147 X bezahlt, Hafer war nur in greifbarer Waare auf kurze Lieferung zu steigenden Preisen begehrt; die Notiz 174/10—194 M bleibt. In Mais (mixed) entwickelte sh wieder ein fehr lebendiger Verkehr 114/10—} Æ bezahlt, ab Regensburg (rumäniseë) 115 Æ Speifsekartoffeln unverkäuflih 2} nominell. Roggenkleie 9— #Æ#, Weizenkleie 8—} M Spelzspreu (Ersay für Roggenftroh) 260 # M ehl \{loß fih den Preiss{wankungen des Getreidehandels an und behielt die vorwöchentlihe auffteigende Rihtung. Roggenmehl wurde hauptsächlich für größere Handelsmühlen in der Pfalz verkauft. Wir fordern ab Magdeburg Nr. 0 253 #, Nr. 0/1 24 4, Nr. 1 223 N, exquisite Marke circa 60 S böber. Hiesiges Weizenmehl Nr: 0 33¿—34 4, Nr. 1 31}—323 #, Nr. 2 274281 M, Ne 3 B57 e No 4 201-93) 6, Nr. 5 18—19 Mil{brot- und Brotmehl im Verbande 59—62 # Noerd- deutsche und westfälisGe Weizenmehle Nr. 00 28—29 #. Roggenmehl loko hier Nr. 0 28—29 Æ, Nr. 0/1 26—27 4, Nr. 1 24¿—25è Æ (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loko auêwärtizer Stationen.) Leiria, 5 a W L D) Kammzugck-Lermin- handel. La Plata.- -Geundmuster B. pr. Mai 4,55 , pr. Sant 49D G r QUUit: 4/025 M r, Atgust 4525 #, pr. September 4,527 #, pr. Oktober 4524 Æ, pr. November 4,523 H, pr. Dezember 4525 Æ Umsay 105 000 kg. Rubig. BUbadelt. 5 Mat W L. 2) Der Ausweis der Staatskassen für das 1. Quartal ergab eine Bilanz, welche si um 64/10 Millionen Gulden günstiger stellt, als diejenige im 1. Quartal 18890, BONUdon, s. Vai, (W. L. D) Wollaukltion. Wolle fest, gute Betheiligung.

n der Küste 7 Weizenladungen angeboten. rab s V (W. S D) Wolle flau, aus- genommen feine Kreuzzuchten, Garne und Stoffe rubig

Submissionen im Auslande.

Oesterrei. i 21. Mai, Mittags. Wien. Direktion der K. K. priv, Kaiser Ferdinands-Nordvahbn. Ausführung folgender Bauten: 1) Auf dem Babnhofe M.-Ostrau :

, ein Material-Magazin sammt Verladerampe,

. ein Wobngebäude und eine Brückenwaage

». 4 Nebengebäude (Kaserne und Feuerlös{ch-Zeughaus).

2) Auf dem Bahnhofe Oderberg :

a. Verlängerung und Umstaltung eines Waaren-Magazins,

b. ein balbrundes Heizhaus für 3 Maschinen,

c. die Fundation für cine Lokomotiv-Dreb\cheibe,

d. ein Badhaus,

e. cine Waschküche,

f. zwei hölzerne Kohlcnschuppen,

g. ein Betonkanal,

k. zwei Kaserngebäude aus Riegelmauern.

3) Auf dem Bahnhofe in Bielitz:

ein runder Lokomotivshuppen für 4 Maschinen (Fundirung be- reits vorhanden).

Kaution für 1) 1500, für 2) 1800, für 3) 600 Fl.

Näheres an Ort und Stelle,

Spanien.

1) 3. Juni, 2 Uhr NaGm. Dirección General de correos y Telégrafos Madrid: Einrihtung und Betrieb eines Telephonnetes in Pamploxa. Kaution 2000 Pesetas.

Näheres in spanisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

2) 7. Juni. Junta de obras del puerto de Bilbao: Lieferung einer Dampfbarkasse. Voranschlag 73 875 Pesetas. Kaution 1000 Pesetas.

Nâheres an Ort und Stelle.

3) 2. Auguft. Ministerio de Ultramar, Dirección General de Administración y fomento, Negociado de Comnunicacioues: Legung eines unterseeishen Telegraphenkabels zur direkten Verbindung von Cuba und Porto Rico mit Spanien. Kaution beim Zus{hlag 20 000 Pesetas.

Näheres in spanisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

Verkehrs - Anstalten.

Nach Artikel 15 des internationalen Telegrapbenvertrages von St Petersburg ift auf den von Zeit zu Zeit stattfinder den Telegraphen- konferenzen Ort und Zeit der nächstfolgenden Zusammenkunft fest- zusehen. Auf der lehten internationalen Telegraphen- konferenz in Berlin vom Jahre 1885 war Paris als Verisammlungs- ort für die nächste Konferenz bestimmt und der Zusammentritt für das Jahr 1896 in Aussiht genommen worden. In Ausführung dieses Beschlusses werden die Vertreter der den internationalen Telegraphenverein bildenden Staaten am 15. Mai in Paris zur Berathung der der Konferenz unterbreiteten Fragen zusammenkommen.

Hamburg, 8. Mai. (W. T. B.) Der Swnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg-Amerikanischen Padckei- sabrt-Aktiengesellscha\st hat, von New-York kommend, heute Nachmittag Scilly passirt.

London, 8, Mai, (W, T, B) Der Union-Dampfer „German“ ift heut auf der Heimreise in Southampton an- gekommen.

9. Mai. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Duarkt Castle“ ift am Dienstag von Capetown auf der Heimreise ab- gegangen. Der Castle-Dampfer „Drummond-Cafstle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Castle- Dampfer „Hawarden-Castle*“ ist am Mittwoch von London auf der Ausreise abgegangen. Die Castle-Dampfer „,Methven- Castle“ und „Norham-Castle“ sind am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik.

Lessing-Theater.

In dem Lustspiel „Die große Glocke“, das nunmehr am Sonntag neu einstudirt in Scene geht, wird die Rolle der Constanze Gundermann v n Frl. Marie Meyer gespielt werden, welche sich auf telegraphische Einladung der Direktion fofort bereit erklärte, die Rolle wieder zu spielen, mit welcher sie bei der ersten Wiederaufnahme des Werkes am Lessing-Theater einen so großen Heiterkeitserfolg erzielte.

Mannigfaltiges.

Das neue Kinder-Hospital im Norden von Berlin, die „Ka is er Friedrich und Kaiserin Friedrih-Stiftung“, macht, wie hiesige Blätter berihten, im Bau rüstige Fortschritte. Der Diphtberie- Pavillon ist nunmebr fast fertiggestellt. Er enthält fast durchgängig kleinere Krankenzimmer für 2, 4 bis 6 Betten, eigenthümliche Einrich- tungen zur Desinfektion der den Pavillon betretenden und ibn verlassenden Personen, ein vortrefflihes Operationszimmer, einen Inhalationsrauw, und ift namentli in drei von einander trennbare Etappen getheilt, um Schwerkranke wieder von leihter Erkraukten zu scheiden; über- dies enthält er Tragräume und offene Hallen. Im Oberstock liegen die Wohnzimmer für Arzt und Wärterinnen. Für jedes Kind i} bei 4 m Höhe 8 qm Raum in dem Pavillon bemessen; die Heizung ist Dampf-

Weizen für Gfektiv-Waare bessere Frage; was an guten Mahl-

sorten vorhanden war, wurde zu um reihlich 30 § per Sack höheren

wasserheizung; die Ventilation geschieht durch Aspiration mit Lockvorrich- tungen. Die verbrauhte Wäsche der Pavillons gelangt in desinfizirende