1890 / 114 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

die bereits begonnene Hagelcampagne die Landwirthe zum Beitritt zu dieser Gesellshaft aufgefordert werden.

Handel und Gewerbe.

London, 9. Mai. (W. T. B.) Wollauktion. fest und unverändert. :

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten. 7

Manchester, 9. Mai. (W. T. B.) 12r Water Tapzlor 73 30: Water Taylor 94, 20c Water Leiah 84, 30r Water Clayton 9 32er Mock Brooke 95. 40r Mayoll 92, 40r Medio Wilkinscn 114, 32: Warpcops Lees 87, 36r Warpcops Rowland 93, 40r Double Weston 102, 60r Double courante Qualität 133, 32° 11s yds 16 ck 1E grey Printecs aus 32r/46r 180, Fest. i z

Glasgow, 9. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe vern Roheisen in den Stores belaufen sich auf 772718 Tons gegen 1 029 613 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe efindlihen Hochöfen beträgt 87 gegen 76 im vorigen Jahre.

New-York, 9. Mai. (W. T. B) Baumwosllen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 16 090 Ballen; Ausfuhr na Großbritannien 14 000 Ballen, Ausfuhr nach dew Kontinent 9000 Ballen; Vorrath 229 000 Ballen. i

Kairo, 9. Mai. (W. T. B.) Die Zolleinnahmen in den verflossenen viec Monaten dieses Jahres betrugen 383 000 Pfund gegen 343 000 Pfund in der gleihen Periode des Vorjahres.

Preise

Submissionen im Auslande.

Griechenland. s 30. Mai. Athen. Ministerium des Innern: Eiferne Quer- \{chwellen, Signale, Lokomotiven, Waggons, Zahnstangen (34 km System Riggenbach oder Abt) 2c. für die Bahn Viakofto—Kalovrita. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anuftalten.

Die Post von dem am 9. April aus Shanghai abgegangenen Reichs-Postdampfer „Preußen“ is in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussihtlih am 12, d. M. Vormittags zur Ausgabe.

Hamburg, 9. Mai. (W. T. B.) Die Postdampfer „Russia“ und, Allemannia“ der Hamburg-Amerikanischen Padetfa"rt-Aktiengefellschaft sind, vonHambur g kommend, ersterer heute Morgen in New - Y ork, letzterer gestern in St. Thomas

eingetroffen.

10. Mai. (W. T. B.) Der Swnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg- Amerikani\hen Padcei1jahr1- Aktiengesellschaft is, von New-York kommend, heute 6 Uhr Morgens auf der Elbe eingetroffen.

London, 10, Mai. (W. T. B.) Der Casftle-Dampfer „Warwick-Castle“ hat am Donnerstag die Canarischen SFnsf\eln auf der Ausreise passirt. Der Castle - Dampfer „Hawarden-Castle“ und der Union-Dampfer „Durban“ find, ersterer von Darthmouth, leßterer von Southampton, gestern auf der Ausreise abgegangen. ; 4

Archangel, 9. Mai. (W. T. B.) - Die Schiffahrt ist eröffnet.

Theater und Musik. Königliche Schauspiele.

Der Spielplan der Oper für die nächste Sonntag: „Der Ring des Nibelungen“. 3 Abend: „( rung“. Montag: „Das goldene Kreuz“. Tanz. Dienstag: „Die E e Mittwo: „Das \chlecht bewahte Mädchen . „Die

ahreézeiten“. Donnerstag : „Don Juan“. Freitag: „Die Nacht- wandlerin*. Sonnabend: „Der Trompeter von Säkkingen“.

Für das Schauspiel: Sonntag: „Wilhelm Tell“; Montag : „Graphologie“, „Der Winkelschreiber“ ; Dienstag: „Der Sturm“ ; Mittwoh: „Ein Schritt vom Wege“ ; Donnerstag: „Der Sturm“ ; Freitag: „Romeo und Julia“; Sonnakend : Zum ersten Male: „Ver-

Woche lautet : „Götterdämme-

: Deutsches Theater. : G Morgen wird „Egmont“ und übermorgen „Die Stüßen der Gesellshaft“ gegeben. Sodann findet eine Zusammenstellung der beiden Theile des „Faust“ statt, und zwar wird am Dienstag, 13.: „Faust, I. Theil“ und am Donnerstag, 15. (Himmelfahrtstag): „Faust's Tod“ egeben. Am tazwischenliegenden Mittwoh wird „Egmont“ wieder- olt. Das weitere Repertoire der Woche ist folgendermaßen fest- gestellt: Freitag : „Mein Leorold“, Sonnabend: „Der Sohn der Wildniß“, Sonntag: „König Richard der Dritte“. Berliner Theater. : Hans von Hopfen's prächtiges Lustspiel „Herenfang“ erscheint demnächst wieder auf dem Repertoire, und zwar wird es am Dienstag, 13. d. M,, gemeinscaftlich mit den beidcn Einaktern „A tempo“ und „Der Weg durs Fenster“ gegeben, in denen Hedwig Niemann jüngst tjolche großen Erfolge errungen hat. i: Das Repertoire der nächsten Woche lautet: Sonntag: „Julius Cäsar“. Montag: „Wallenstein's Tod“. Dienstag: „Julius Cäsar“. Mittwoch: „A tempo“, „Dcr Weg durchs Fenster“, „Hexenfang“. Donnerstag: „Julius Cäsar“. Freitag: (34. Abonnements - Vor- stellung): „Ein Tropfen Gift“. Sonnabend: Zum ersten Male:

„Kean“. Lessing-Theater.

Der Spielplan für die nächste Woche ist folaender: Sonntag: Neu einstudirt : „Die aroße Glocke“. Montag: „Der Fall Clémenceau“. Dienstag: „Ein Besuch“, hierauf: „Mädcenrache*. Mittwo: „Die Ehre“. Donnerstag : „Die große Glocke“. Freitag: „Cin Besuch“, bierauf Mädchenrahe“. Sonnabend: Zum ersten Male: „Eine alltäglide Geschichte“, Schauspiel in 3 Akten von Giuseppe Costetti, dazu: „Ritterdienst“, Scerz in 1 Akt von Labiche. Sonntag: Die- selbe Vorstellung.

Frl. Emmy Neumann vom Lobe-Theater in Breslau wird in der Montags-Vorstelung des Schauspiels# „Der Fall Clémenceau“ ein auf Engagement abzielendes Gastsviel als Jsza eröffnen.

Wallner-Theater

Um dem Frl. Maraarethe Bichler vom Landes-Theater in Graz Gelegenheit zu einem Gastspiel auf Engagement zu bieten, findet am Dienstag eine einmalige Aufführung des von Moser'shen Lust- fpiels „Ultimo“ mit dem Gast in der Rolle der Therese statt. Vom Mittwob ab werden die Vorstellungen von „Hänshen“ (Béké) und „Guten Morgen, Herr Fischer“ in ununterbrochener Reihenfolge

wieder aufgenommen. i Kroll’'s Theater.

Die kommende Wocbe bringt ten ersten Gastspielabend von Marcella Sembrîìc, am Mittwoch, als „Regimentstohter* und am Sonnabend die zweite Gastrolle des Hrn. Emil 2 als Max im „Freis{chüß.“ Morgen wird die „Zauberflöte“, am Montag „Czaar und Zimmer- mann“ gegeben. Dem Publikum stehen morgen in dem Mozart'shen Werke mebrere neue Bekanntschasten bevor. Frl. Springborg tritt als „Königin der Naht“ auf, Fr. Hadinger (Pamina) und Frl. Schacko (Papageno) sind hier bereits kürstlerisch vortreff- lich affreditirt. Die Damen find durch Frl. Schüttke, Deppe und Kaminsky, Döring, Kailo und MRothè vertreten. In den männlihen Partien finden fast insgesammt ncue Debüts statt. Hr. Günther vom Würzburger Stadt-Theater singt den Sarastro, Hr. Lunde den Tamino, Hr. Geißler den Papageno, Hr. Lurzenstein den Sprecher, Hr. Rüdiger den Monastatos. In Lorßing's Oper, am Montag wirken Frl. Schacko (Marie) und die Hrrn Miller (van Bett), Geisler (Czaar), Lunde (Chateauneuf) und Rüdiger (Iwanow) mit.

Mannigfaltiges.

Der achtzehnte Jabresberiht des Deutschen Kriegerbundes giebt nach einer eingehenden Darlegung der sozialen und nationalen Aufgaben der KFriegervereine bemerkens8werthe Aufs{lüsse über die Tkâtigkeit dieses größten deutshen Kriegerverbandes. Der Bund ver- einigt zur Zeit in 152 Bezirken und 4868 Vereinen 413 900 Mit- gliede. Das Bundesvermögen beläuft sich auf 479 054 Æ An Unterstüßungen hat der Bund im vorigen Jahre an bedürftige Kameraden und Wittwen 28 026 4 gezahlt. Das Krieger - Waisenhaus des Bundes, „Glücksburg“ in Römkbild, welhes im Jahre 1884 mit 5 Zöglingen begonnen wurde,

ersezt jeßt \{chon 90 Kindern das Vaterhaus, - Die 174 Sanitätskolonnen des Bundes stellen sich im Kriege zur Ver- fügung des Rothen Kreuzes, befähigen ihre Mitglieder aber auch im Frieden, bei plöylihen Unglückefällen Dienste zu leisten. Die Ec- rihtung des Kaiser Wilbelm-Denkmals auf dem Kyffhäuser, welche der Bund gemeinsam mit allen übrigen deutschen Kriegerverbänden erstrebt, nimmt seine angeftrengte Thätigkeit in Anspcuh. Zur Zeit ist ctwa die Hälfte der auf 7—800 000 M veranschlagten Bau- kosten gesammelt; die Sammlungen werden fortgeseßt, und es ift zu bofen, daß die benöthigte Summe in naher Frist vorhanden ein wird.

Thorn. (Th. O.-Z.) Unter Betheiligung der höchsten Be- hörden wurde am 8. Mai hierselb das von Professo“© Calandrelli geschaffene Standbild Kaiser Wilhelms I. enthüllt. Das- selbe hat seine Stätte an der großen Eisenbahnbrücke, welche in 16 mäthtigen Bogen die etwa 1000 m breite Weichsel überspannt.

Hirs{berg. Von der Schneekoppe berihtet der „Bote a. d. Rieseng “, daß das Koppenhospiz für Touristen am 12 d. Mts. eröffnet werden foll.

Florenz. (Sw. M.) In Florenz ist am 1. d M. die zur Erinnerung an Dante's Beatrice veranstaltete Ausstellv.ng weib- lier Arbeiten eröffnet worden. Frau Brunamonti, eine der an- gesehensten italienishen Shhriftstellerinnen, Mitglied der Accademia della Cruêca, hielt dabei einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über Dante und Beatrice.

Brüssel, 7 Mai. (Voss. Zta) Bei der Ausbeutung der phoëphorfauren Salzlager

bei dem Hennegauschen Orte Mesvin- Ciply ist ein vorsintfluthliher Baum aus der Familie der Nadelhölzer aufgedeckt worden. Um den Baum möglichst vollständig an das Tageslicht zu fördern, ist heute ein Fachmann des Brüsseler Museums nach jenem Orte abgesendet worden.

Bern, 9. Mai. (W. T B.) Das Central-Comité des \chweizerishen Schüßenvereins hat beshlossen, für das deutshe Bundesschießen in Berlin eine Ehrengabe von 500 Francs abzusenden.

Nah Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Mainz, 10. Mai. (W. T. B.) Die Schuhfabri- fanten von Mainz und Umgegend erlassen eine öffent- lihe Erklärung, nach der sie heute ihrem sämmtlichen Personal kündigen, weil ein großer Theil der hiesigen Arbeiter geseßwidrig gestrikt hatte. Die Lohnkommission er- kennen die Schuhfabrikanten niht an und wollen Unter- handlungen nur mit den Arbeitern ihrer Etablissements, nicht

mit dieser Kommission führen. / Bukarest, 10. Mai. (W. T. Me Deputirten- ations-Kredit.

kammer. Generaldebatte über den Fortifi Nikolaus Bibesco bekämpfte die Vorlage. Carp erklärte, die Befestigungen seien eine Rumänien dur die Frage seiner Zukunft auferlegte Nothwendigkeit. Der Minister des Auswärtigen wies darauf hin, daß die Befestigungen nur die Vertheidigung des Landes bezwecken sollten, aber keineswegs eine politishe Richtung in dem einen oder anderen Sinne bedingten. : London, 10. Mai. (W. T. B.) Die Königin stand heute zu gewohnter Stunde auf, was als Besserung von ihrem Unwohlsein angesehen werden darf.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

lorene Liebeëmühe“.

Wetterbericht vom 16 Mai, Morgens 8 Uhr.

4vR.

Wind. Wetter.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr “Temperatur in 9 Celfius

u, d. Meeres\p. red. in Millim.

E. B E E

5|bedeckt 3\bededckt 3 wolkig 3/bedeck1 4 wolkenlos 2 wolkenlos

Mullaghmore | Adberbeen . . | Christiansund | Kopenhagen . | Stotholm . | aparanda . | | St. Peters8brg.! 1/halb bed. Moskau. | 2 /bedeckt Cork, Queen®- | | E 4'wolfkfiga Cherbourg 2 wolfig E 2 wolfig!) 4\bededckt 2\bedeckt2) 3\bedeckt 3/bedeckt 4\wolkenlos8 10 1halbbed. | 10 ô\wolfkenlos E Io [10 2 halb bed.4) 14 stillibalb bed. 13 Chemniy . . | 3 heiter®) 16 Berlin . BO 4 3 bedeckt1®) 14 i 1 1 wolkenlos | 14 Breolgqu. ..| 709 | 1 Nebel [18 Kle d'Aix SSW (4bedeW | 12 Es ONO 1 wolkig 13 E e {till wolkig Ih

1) Abends Gewitter, 2) Nachts Regen. 3) Abends Gewitter. 4) Abends Gewitter. *) Gestern Mittag ferner Donner. §*) Wetterleuchten.

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum von 745 mm liegt über dem Georgsfkanal, während das Maximum im hohen Nord:¿n etwa 770 mm erreicht hat. In Deutschland ist bei s{chwacher, im Norden östlichen, im Süden meist südwestlihen Winden, das Wetter trübe und meist etwas wärmer. Im westdeutshen Binnenlande fanden zahlreibe Gewitter statt, stellen- weise mit starken Niederschlägen, in Münster und Magdeburg mit Hagelfall; an ersterer Station fielen 21, an letzterer 32 mm Niederschlag.

Deutsche Seewarte.

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Karlsruhe Wiesbaden . München .

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Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern-

belungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Dritter Abend. Götterdämmerung in 3 Auf- zügen und einem Vorspiel. Dirigent: Kapellmeister Sucher. (Siegfried: Hr. Kammersänger Gudehus, vom Kgl. Hof-Theater in Dreêden, als Gaft ) An- fang 67 Uhr.

Schauspielhaus. 116. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Stiller. In Scene geseßzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Uhr.

Montag: Opernhaus. 113, Vorstellung. Das goldene Kreuz. Oper in 2 Akten von I. Brüll. Text nah dem Französishen von H. S. v Mosen- thal. Tanz von Paul Taglioni. Zum SWhluß: Solotanz. Unfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 117. Vorftellung. Der Winkel- schreiber. Lustspiel in 4 Aufzügen nah einer Idee des Terenz von A. v. Winterfeld. Vorher : Graphologie. Lustspiel in 1 Auf;ug von A. C. Strahl und Emil Lessing. Anfang 7 Uhr.

Dienstag. Opernhaus. 114. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart. Text von S(ikaneder. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 118, Vorftellung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. S(hlegel's Tung, Musik von W. Taubert. Tanz von E. Graeb. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag: Egmont. Montag: Die Stützen der Gesellschaft. Dienstag: Faust, L. Theil.

Mittwoch: Egmont. Donnerstag: Fauft's Tod.

Berliner Theater. Sonntag: Julius Cäsar.

Montag: Wallenstein's Tod. Dienstag: Julius Cäsar.

Sonntag: Neu einstudirt: Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Montag: Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d'’Artois.

Dienstag: Ein Besuch. Schauspiel in 2 Akten von Eduard Brandes. Hierauf: Mädchenrache. Komödie in 2 Akten von Eduard Bauernfeld.

PYiittwoh: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

TLessing-Theater. Die große Glocke.

Wallner-Theater. Sonntag: Zum 2, Male: Hänschen. (Vébé.) Schwank in 3 Akten von A. Hennequin und E. de Najac. Hierauf: Guten Morgen, Herr Fischer. Vaudeville - Burleske in 1 Akt nah Lockroy von W. Friedrich. Musik

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung : Im schattigen prahtvollen Sommergarten: Großes Garten-Concert.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Victoria-Theater. Sonntag: Zum 264, M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowskfi und Richard Nathanson, Mußk von C. A. Raida. Ballet von G. Severini. Anfang 7# Uhr.

Moatag: Dieselbe Vorstellung.

TFriedrih-Wilhelmstädtishes Theater und Concert-Park. Direktion: Julius Frißsche.

Sonntag: Zum 114 Male: Der arme Jonathan. Operette in 3 Akten. Musik von Carl Millöcker, Anfang 7 Uhr.

Im Park: Um 44 Uhr: Großes Doppel-Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

Montag: Der arme Jonathan. Im pracht- vollen Park um 6 Uhr: Großes Doppel-Concert.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum 91, Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang Uhr.

Montag: Marquise.

Kroll's Theater. Die Zauber-

flöte.

Montag: Zaar und Zimmermaun.

Bei günstigem Wetter: Großes Doppel-Concert. Ana Sonntag 4, Montag #4, der Vorftellung

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Mittwoch, 14. Mai: Erstes Auftreten der Kgl. preuß. Kammersängerin Marcella Sembrih. Die Regimenutstochter.

Sonntag:

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Zuw 71, Male: Der Nautilus. Großes Ausftattungs- ück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nah Jules Verne von Carl Pander. Mußk von E. Christiani und A. Wider.

Im prachtvollen glänzend renovirten Sommergarten Großes Militär-Doppel-Concert. Auftreten sämmt- liher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten-Etablifsements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr. Eintritt 50 4.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zu einem wohlthätigen Zweck. Unter gefälliger Mitwirkung

haus. 112, Vorstellung. Der Ring des Ni-

von Ed. Stiegmann. Anfang Uhr.

sämmtlicher Mitglieder des Adolph Ernst-Theaters.

Abends: Zum 91. Male: Der Goldfucchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Mußk von Franz; Roth. Anfang 7# Uhr.

Montag: Zum 92. Male: Der Goldfuchs.

Der Sommergarten ist geöffnet.

Geöôffnet von

Urania, Invalidenstraße 57/62. Die Ge-

12—11 Uhr. Sonntag, um 8 Uhr: schichte der Urwelt. Montag: Dieselbe Vorstellung.

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Familiea-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Klara Fehner mit Hra. Otto Haegner (Berlin). Frl. Mathilde Rosinski mit Hra. Kaufmann Karl Schmidt (Wehlau, Ostpr.— Berlin). Frl. Frieda Petersen mit Hrn. Karl Raahauge (Schwerin—Kiel). Frl Sophie Rabens mit Hrn. Georg Kurße (Hannover— Wülfel). Frl. Maria Lohmann mit Hrn. Gerits-Assessoc Friy Offenberg (Coesfeld). n Elsbeth Baldow mit Hrn. Paul Mehl-

aufen (Preylowen—Königbberg).

Verehelicht: Hr. Marine-Stabsarzt Dr. Thörner mit Frl. Ida Oster (Königsberg). Hr. Ernst Schaum mit Frl. Anna Buchmann (Danzig). Hr. Wilhelm Bartels mit Frl. Helene Hermann (Rheydt). Hr. Postassistent Hugo Grabbe mit Frl. Emma Damer (Hannover). Hr. August Allefotte mit Frl. Maria Schütte (Köla—Essen).

Geboren: Ein Sohn: Hr. Pastor Radloff (Wattmannshagen). Hrn. Prof, Dr. Karl Part (Breslau). Hrn. O. Rentel (Eschenhorît). Eine Tochter: Hrn. Prof. Cornill (Köônigs- berg i. Pr.). Hrn Gymnasillehrer Röhreke (Linden). Hrn. Apotheker St. v. Szarzynski (Landsberg, O.-S.). Hrn. Julius Liebang (Schmalkalden). Hrn L. Lesenberg (Goldberg).

Gestorben: Hr. Gutsbesißer Thomsen-Beirode (Berlin). Frau Luise Meinhardt, geb. Baarts (Berlin). Hr. Avoth:ker August Küper (Hann.- Münden). Hr. Rittergutsbesirer Paul Miketta (Ianushkowitz).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:

Verlag der Expedition (S olz).

Druck der Norddeutschen Buchdrucerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW,., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (eins{ließlick Börsen-Beilage),

und das Nummern-Verzeichnifß der am 3. Mai 1890 gezogenen Pfandbriefe der Vayerischen Hypotheken- und Wechselbank.

Erste Beilage

zum Deulshen Reichs-Anzeiger und Köuiglih Preußischen Staats-Auzeiger.

V 114.

Berlin, Sonnabend, den 10. Mai

der in den deutschen Münzstätten bis Ende April 1890

Deutsches Neid. h R E

1890.

stattgehabten Ausprägungen von Reihsmünzen.

1) Im Monat April Goldmünzen

1890 sind geprägt worden in:

Doppel- kronen

Halbe

Kronen s Kronen

Hiervon auf Privatrech- nung

M. M. M M

Silbermünzen fs Fünf- Zwei- Ein- lik anz markstücke| mark\tüdcke | markstücke ‘ftüde tüde M At M. A A [54

Fünkfzig- Zwanzig-

Zwanzig- pfennigstüdcke

Nickelmünzen Kupfermünzen _Zehn- Fünf- __ Zwei- Ein-

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Summe 1. 64 540

Ï E 64 540 e 2) Vorber waren geprägt*)| 1 938 584 980/476 696 010/27 969 925/1121577230]74 104 195|104 954 696[178 990 334

71486 552 —| 35 717 922/80

165 496|— E 3 536 435/80

28 95033 4 850 331/73

Dqs ament

27 256 03/90] 13 346 78465 213 207/44

3) Gesammt-Ausprägung 4) Hiervon sind wieder

eingezogen 1 059 000| 1 277 500 9 680

1938 649 520/476 696 910/27 969 925/T121641770]74 104 I95[TOL 961 GOGITFS 990 331

71486 552 —| 35 717 922 80

7 365 7 830 7 265 2 9509 —| 13 002 853/60

3 (01 931/50

27 296 030/90] 13 346 784 Gol 6 213 20744 15/19 259 06

940 959/70 331/75 27/52 2422

D) Bleiben 2 c 1937 590 520475 418 51027 960 245

2440 969 275

74 036 8501104 956 776/178 983 069| 714183 602 —| 22 715 0659 2C

3 (01 92240

37 259 071/201 13 346452 90/ 62131 992) 151925781

492 235 346,20 6

*) Vergl. den „NReichs-Anzeiger“ vom 10. April 1890 Nr. 89.

Berlin, den 9. Mai 1890.

Hauptbuwhalterei des Reihs-Schaßzamts. Biester.

44 303 446 50 M 11 092 437,76 M

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (3.) Sikung des Reichstages.

Erste Berathung des Gef eaen betreffend Mie Gewerbeorduung. __ Abg. Tutzauer: Gegenüber der Bemerkung des Vorredners, über meine, die Umsturzpartei, möchte ih fast vorschlagen, den Vorsiß in den Gewerbegerichten den Ortsgeistlihen zu über- tragen; das wäre dem Vorredner vielleiht das Alerliebste. Auch diese Vorlage bleibt auf halbem Wege stehen wie alle sozialpolitishen Geseße der leyten Fahre: einerseits Wohl- wollen gegen den Arbeiterstand, andererseits ungerehtes Miß- trauen gegen denselben! An den Wahlen zu den Schieds- gerihten sollen si nur die betheiligen dürfen, dié das 25. Lebens- jahr erreicht haben, und die Beisißer der Schiedsgerichte sollen sogar 30 Jahre alt sein. Es giebt ja sogar Neichstags- Adgeordnete, die eben erst 25 Jahre alt sind; diese würden also in ihrer Heimath niht Beisißer in Schiedsgerichten sein können, obwohl sie Reichstagsmitglieder sind. Für die preußishèn Landtag2wahlen genügt doch ein Alter von 24 Jahren, ebenso bei den Stadtverordnetenwahlen; in Süd- deutschland ist man sogar mit dem 21. Jahre wahlberechtigt. Bei der Berliner Gemeindevertretung habe ih es durchgesett, daß man mit dem 21. Jahre zum Schiedsgericht wählen kann. Der Ober-Präsident verlangte aber 25 Jahre, obwohl für Leipzig, Frankfurt a. M. und andere Orte bereits 24 Jahre zu- lässig sind. Jn manchen Gewerbeschiedsgerichten in Deutschland brauchen selbst die Beisißer nur 21 Jahre alt zu sein, z. B. in Offenbach und Liegniß; darauf will ih allerdings nit pochen, denn mit 25 Jahren hat man doch noch mehr Lebens- erfahrung. 25 Jahre sind aber vollkommen genügend für die Beisiger. Eine große Zahl Arbeiter erreiht überhauyt nit das 30, Jahr. Nach dem österreichishen Geseh vom 14. Mai 1869 kann man fchon mit dem 20. Jahr sich an den Beisiter- wahlen betheiligen. Jn Leipzig und Frankfurt a. M. haben auch die Frauendas aktive, wenn auch nicht das passive Wahlrecht, und das hat sih auch bewährt. Verlangt man Vertrauen von den Arbeitern, muß man ihnen solhes auch entgegenbringen. Dhne bedeutende Aenderungen is die Vorlage für uns voll- ständig unannehmbar. Warum follen die Gewerbegerichte niht obligatorisch sein? Das Bedürfniß, Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erledigen, ist doch übera vorhanden; kleinere Gemeinden könnten sich zur Errichtung eines Gewerbegerihts verbinden. Jch werde die obligatorishe Einführung der Gewerbegerichte beantragen. Sehr besremdet hat mich die Bestimmung, daß nur Die gewählt werden können, welhe in den lezten drei Jahren keine Unterstüßung aus öffentlichen Mitteln erhalten haben. Warum hier so ängstlih, wenn bei den Reichstagswahlen nur Der von dem Wahlreht aus: geshlossen ist, der. in dem leßten einen Fahre keine Armen- unterstüßung erhalten hat? Mir ist dieser Widerspruch un- begreiflih,. Wozu ferner die s{hwerfällige Maschine der Berufung an das Landgericht, wo diese Streitigkeiten möglichst shnell beigelegt werden sollen? Bei den Landgerichten besteht au Anmwaltszwang, der Arbeiter kann \ich aber in den meisten Fällen keinen Anwalt halten, während die Arbeitgeber diese Kosten niht s{heuen und immer die Berufung einlegen werden. Der Arbeiter kann zwar das Armenreht für sih beantragen, aber für diese Wohlthat dankt die große Mehrzahl der Arbeiter, die zum Bewußlsein ihrer heutigen Lage gekommen sind, denn durch das Armen- reht verlieren sie ihre staatsbürgerlihen Rechte bei den Wahlen. Deshalb werde ih beantragen, die Berufung an die ordentlichen Gerichte gänzlih auszuschließen. Die Be- rufung an sich ist richtig, aber sie muß innerhalb der Gewerbe- gerichte felbst zu ia sein, vielleiht dvurch Bildung eines anderen, aus anderen Personen bestehenden Senats. Wir haben noch mehr Bedenken gegen die Vorlage und werden deshalb noch Verbesserungsanträge stellen. Bieten Sie weniger, als was schon in den Ortsstatuten verschiedener Städte zugelassen ist, so tritt eine Vershlehterung des jeßigen Zustandes für die Arbeiter ein; bieten Sie mehr, desto besser. Das Wahl- recht muß auch den Frauen gegeben werden, mindestens das aktive, wenn auch nicht das passive. Fn Berlin sind 50— 60 000 Frauen in der Jndustrie beschäftigt. Jch bitte Sie der Vorlage in der Form, wie sie vorliegt, Jhre Zustimmung nit zu geben.

Abg. Klemm-Sachsen hält es niht für nothwendig, die gewerblichen Schiedsgerichte obligatorisch zu machen; denn in weiten Landstrihen des deutschen Vaterlandes bestehe gar kein Bedürfniß dafür. Von dem eigentlihen gewerblichen Schieds- geriht früherer Auffassung sei wenig übrig geblieben, die ge-

werbl hen Schiedagerihte würden eingefügt in die Justiz- organisation, Und daraus erkläre sich Manches, was der Vor- redner getadelt habe. Daraus erkläre sich namentlih die Fürsorge sür die Zusammenseßung der Schiedsgerichte deren Thätigkeit ein Ausfluß der Justizhoheit des Staals jein jolle. Auf die Schiedsgerichte ist das Verfahren der Civilprozeßordnung übertragen worden mit einiaen Aende- rungen, welche in der Praxis in den legten Jahren gewünscht worden sind. _ Aber die Fassung ist eine solche, daß nur ein Jurist ne verstehen kann; sie müßte so umgearbeitet werden, daß au ein Nicht: Jurist sih durch{chfinden kann, was jeßt bei der vielfachen Verweisung auf andere Geseße sehr shwierig Ut. Die Schiedsgerichte als Einigungsämter jollen nur gewisser- mapen ein moralisches Gewicht geltend machen können. Das ist niht genügend.

Abg. Dr. Meyer (Berlin): Es ist mir zweifelhast, ob der vorliegende Geseßen1wurf geeignet ist, die in unserem Rechts- leben shmerzlih empfundene Lücke wirklih auszufüllen; der- selbe wird tief eingreifenden Umgestaltungen unterzogen wer- den müssen, ehe er geeignet ist, das Bedürfniß zu decken. Die Gewerbeordnung schreibt bereits vor, daß gewisse Streitig- keiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern innerhalb der Schiedsgerichte oder durch die Gemeindebehörden entschieden werden sollen. Die Gewerbeordnung leidet nun aber an dem Fehler, daß sie niht umfassende Mittel schafft, die gewerblihen Schied2gerichte herzustellen. Dau sind be- sondere Statuten nöthig, und diese bedürfen der Ge- nehmigung der Negierung. Diese Genehmigung is in vielen und wichtigen Fällen versagt worden. Die Berliner städtischen Behörden habin z. B. im April 1888 den Entwurf zu einem Ortsstatut eingebraht und erst am 9. Dezember 1889 einen Bescheid erhalten, der alle möglihen und unmög- lihen Einwendungen enthielt und die Gemeinde zu neuen umfassenden Arbeiten zwang. Ein solhes Verfahren der Staatsregierung ist {wer in Einklang zu bringen mit den

arbeiterfreundlihen Gesinnungen, zu denen die Negierung si |

bekennt, Zweifellos is} der ordentlihe Nechtsweg für die Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Arbeitgebern zu kostspielig und langwierig. Der Arbeiter, der vom Tagelohn lebt, muß schnell zu dem ihm gebührenden Gelde kommen. Dazu kommt ein Anderes. Die Römer unterschieden zwischen judicium und arbitrium, | gegebenen Falles unter eine allgemeine Negel. Der arbiter steht mitten zwischen beiden Parteien, und ex macht sie auf dasjenige aufmerksam, was sie verabredet haben würden, wenn sie den Fall, der sie augenblicklich in Zwist gebracht hat, vor- auszesehen hätten. Für Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern eignet sich nur das Verfahren des arbiter, Es bedarf hier eines Mannes, der mit Kopf und He1z zwischen beiden Parteien vermittelt. Deshalb ist auch eine Theilnahme beider Theile an der Rechtsprehung erforderlich. Die Theil- nahme des Arbeiters hat den ethishen Vortheil, um einen Fhnen (nah rets hin) geläufigen Ausdruck zu gebra1:chen, daß der Arbeiter als RNechtsprechender mit der zeit das Maß der Ver- antwortlihfeit kennen lernt, welches jeder Obrigkeit obliegt. Die Vorlage bemüht sich zwar, die vorhandenen Mängel zu heben, sie lehnt sih abcr zu wenig an das historisch Entwielte, an die Ortséstatuten der größeren Städle, wie Breslau, Frank: furt a. M., Leipzig, Nürnberg, Stuttgart an. Der Verfasser dieses Geseßentwurfss hat aus allen diesen Entwünfen blut- wenig gelernt. Am Bedenklichsten ist mir, daß die Wahl des Vorsitzenden der Bestätigung durh die Staatsregierung bedarf. Gerade an dieser Bestimmung ist 1878 das Gesetz, das dem Abschluß nahe war, geschzitert, und ih fürchte, daß es diesmal nicht anders werden wird, wenn die Regierung fich nicht eines Besseren besinnt. Jch will ja gern konzediren, daß der Vorsizende die richterliche Qualifikation erworben hat, daß gegen seine bürgerliche Ehrenhaftigkeit nichts vorliegt. Aber welcher Grund liegt vor, in unsere kommunalen Verbände, in unsere großen Städte das Mißtrauen zu seyen, daß sie nicht selber die geeigneten Beamten finden werden, daß sie nicht die Ordnung der Wahlen aufrecht erhalten werden? Fn Bezug auf das Wahlrecht enthält der Entwurf manche lästigen Be- stimmungen. Meiner Ueberzeugung nah muß auch den Frauen das aktive Wahlreht gegeben werden. Sie auch zum passiven Wahlrecht zuzulassen, dagegen habe ih vor der Hand noch einige Bedenken. Die Zumuthung, daß da, wo eine Innung \ich aufthut und ein Schiedsgericht bildet, das große allgemeine Schiedsgericht seins Thätigkeit ein- zustellen hat, is die Anwendung des verrufenen Grundsaßzes: Willkür briht Stadtreht. Zu diesem Grundsay bekenne ih mi Tat In Bezug auf die Unent-

Das judicium ist die logishe Subsumtion eines |

Es muß jede gewerbemäßige

stimme ich mit Hrn. Bachem überein. Jn Bezug auf die Einlegung von Rechtsmitteln kommt wiederum der Gegensaß zwischen judicium und arbitrium zur Sprache. Jn der ersten Instanz soll ein arbitrium statifinden, in der zweiten soll es sich in ein judicium umwandeln. Jch frage, wer würde \chließlich Lust haben, an einem folchen Schiedsgerichte theil- zunehmen, wenn seine ganze Wirksamkeit keinen anderen Er- folg hat als den, daß ein Mann, der einer anderen Berufs- sphäre angehört, ihm schließlich sagen darf, Du hast eine Thor- heit begangen! Wir müssen dem Arbeiter Vertrauen zeigen. Geben Sie den arbeitenden Klassen nicht einen Gesezetwurf, mit dem sie zufrieden sind, fo geben Sie ihnen gar nichts. Jch wünsche, daß die Kommission mit Eifer und Lust an die Arbeit gehe.

_ Abg. Dr, Miquel: Jch stehe dem Geseßentwurf nicht so skeptish gegenüber wie der Vorredner. Der Entwurf ist in- jofern richtig konstruirt, als er auf der einen Seite es nit dem guten Willen der Gemeinden überläßt, ob sie solche ge- werbliche Schiedsgerichte cinrichten wollen oder nicht, auf der andexen Seite aber auch si hütet, vorzuschreiben, daß sie in jeder Ortschaft oder in denjenigen Theilen Deutschlands, wo sie überflüssig sind, erriht:t werden müssen. Der Vorredner hat die gewerblichen Gerichte als Schiedsgerichte carakterisirt, während sie ein Anderer Standesgerichte genannt hat. Beides ist irrig; ein Schiedsgericht seßt voraus, daß zwar Personen sih dem Urtheilsspruch eines Dritten freiwillig unterwerfen ; da Tann allerdings von einer Berufung nicht die Rede fein. Hier aber wird der einzelne Arbeitgeber oder der Arbeiter gar nicht gefragt, ob er sich dem Urtheil dieses Gerichts unterwerfen will; er ist dazu obligatorisch durch das Gesetz verpflichtet. Noch weniger i} es ein Standesgericht; es ist gar nicht für einen bestimmten Stand konstruirt, sondern es hat eine beshränkie Kompetenz über Rechtsstreitigkeiten, die aus verschiedenen wirthschaftlihen Verhältnissen resultiren. Der Vorsißende kann aus jedem Stande genommen werden, die Beisißer aus Arbeitgebern und Arbeitern, um dem Gericht das nôthige Vertrauen zu sichern und um sahkundige Personen in gewerblichen Fragen zu haben. Wird wüiklich nach dem Vorschlage des Abg. Bachem nur den Arbeitern eine Ver- gütung für v:rsäumte Arbeit gezahlt, dem Arbeitgeber aber nicht, so wäre damit der Todeskeim in das ganze Geseß ge- legt; die Nichter müssen unbedingt entweder feine Diäten oder beide Theile zwangsweise Diäten bekommen. Was die Frage der Wahl _ des Voisißenden betrifft, so hat der Abg. Meyer an die Stelle der Bestätigung durch die Regierung die Rechtskundigkeit des Vorsißenden seßen wollen; das wäre noch 1chlimmer als die Bestätigung. Feine und shwierige Nechts- fragen werden bei diesen Streitigkeiten nur in sehr seltenen ¿Fällen vorkommen; man wird sich im weiteren Verlauf auf kfonitante Sprüche des Gerichts berufen können, die, dem Arbeitgeber und den Arbeitern zur öffentlihen Kenntniß ge- bracht, von diesen, wie es bereits in Frankfurt geschehen ist, mit Dank aufgenommen werden. Auch ih glaube, daß man auf die Zuziehung von Nechtsanwalten verzichten kann. Jn Frankfurt a. M. wenigstens haben sich die Arbeiter ganz entschieden für den Ausschluß der Nehtsanwalte ausgesprochen. ) mul Vertretung vor Gericht aus: geschlossen werden. Es ist wünschenswerth, daß in der Regel die beiden Theile persönlich vor Gericht erscheinen und sich gegenseitig persönlich aussprechen. Der lebendige Verkehr zwischen Arbeit gebern und Arbeitern wird dann zu einer Versöhnung und zur Aufklärung von Mißverständnissen führen, welche in der

| Regel den ganzen Streit überhaupt erft herbeigeführt haben.

Was die Kosten anbetrifft, so habe ich nihts dagegen, wenn einzelne Kommunen die Kosten des Verfahrens auf ihre Kasse übernehmen wollen, wenn ih auch nicht verkenne, daß bet einer obligatorishen Einführung diefer Maßregel manche Ge meinden sich gegen die Errihtung der Schiedsgerichte sträuben würden. Jn Bezug auf die Zulassung der Berufung kann ih mittheilen, daß wir in Frauïfurt a. M. die Berufung ausgeschlossen haben und daß mir Klagen über verkehrte Urtheile in Folge dessen bisher niht bekaunt geworden find. Ob das aber überall der Fall sein wird, weiß ih niht. Jedenfalls würde die Bexufung bei gering- fügigen Werthobjekten, aljo etwa dis 2W M, als sehr lästig empfunden werden. Der Arbeiter muß schnell zu seinem Gelde kommen, das ist immer befser, als wenn in einzelnen Fällen niht ganz nah dem Rechte verfahren wird. Es ist nun keine Frage, daß das Schiedsgericht an die Stelle dex bestehenden ordentlihen Gerichte tritt. Diese beruhen tämmtlih auf Ernennung des Staats, und vom staatlichen Standpunkt aus kann man sagen, wenn hier die Kompetenz

geltlichkeit des Verfahrens und den Ausschluß der Anwalte l der ordentlichen Gerichte beseitigt wird und an ihre Stelle bez