1890 / 116 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Anzahl auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktionen zu Berlin (27), zu Elberfeld (25), und zu Breslau (25), verhältnißmäßig, d. h. unter Berückfihtigung der gers Achskilometer und der im Betriebe gewesenen ängen, sind auf der Main-Neckar-Eisenbahn, im Verwal- tungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld und auf den Königlih wnürttembergischen Staatseisenbahnen die meisten Unfälle vorgekommen. B. Größere Privat- bahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zu- sammen 1426,07 km Betriebslänge und 20 058 412 he derten Achskilometern) 10 Fälle und zwar auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1551,51 km : E und 10485 687 geförderten Achsfilometern) ein Fall.

Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Allerhöchsien Hofe, von Vind, hat Berlin auf kurze Zeit verlassen. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Legations- Sekretär Brun als Geschäftsträger.

Die Regierungs - Referendare Berg aus Liegniß, von Heyking aus Danzig, Gerlach von Bötticher aus Merseburg, Haxter aus Sigmaringen und Scheibel aus Piagdeburg haben am 10. d. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ wird eine Uebeirsiht der versteuer ten Rübenmengen sowie der Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutshen Zollgebiet im Monat April 1890 ver- öffentlicht.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Mai. Jhre Majestät die Königin hat, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, im Laufe der vergangenen Woche die Mitglieder des Jubiläums-Sammelcomités zu Gunsten eines Frauenheims in Stuttgart zu sich be- rufen, um ihnen für die gehabten Mühen und Erfolge herzlich zu danken. Die Königin betonte, wie wohlthuend es dem Königund ihr gewesen, daß man im Lande ihr Jubiläum meist gerade mit Werken der Nächstenliebe gefeiert habe. Zugleich hatte die Königin die Gnade, die entworfenen Pläne für den Bau mitzutheilén, welcher demnähst in Angriff genommen werden soll. Gestern speiste Jhre Großherzoglihe Hoheit die Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg mit ihrer Tochter, der Prinzessin Feodora, bei Jhren Königlichen Majestäten.

Badeu.

Karlsruhe, 13. Mai. (W. T. W.) Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen sind heute Mittag hier ein-

getroffen. Hefsen.

Friedberg, 11. Mai. (Darmst. Ztg.) Jhre Majestät die Kaiserin det und Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria und Margarethe kamen heute gegen 1 Uhr von Homburg hier an und kehrten im Laufe des Nachmittags dorthin zurü.

Meecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 12. Mai. (Meckl. Nachr.) Jhre König- lihen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben fich gestern von Cannes zum Kuraufenthalt nah Biarrißt begeben.

Sachsen-Weimar-Eisenach-

Weimar, 12. Mai. (Weim. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der CACO FYELIDL ist heute mit Fhrer Hoheit der Herzogin Johann lbreht von Mecklenburg- Schwerin von der Wartburg hierher zurückgekehrt.

Deutsche Kolonien.

Ein heute eingegangenes Telegramm des „W. T. B.“ aus Sansibar, vom 13. Mai, berichtet: „Nah einem Bombardement durch die deutschen Kriegsschiffe ist der berüchtigte Sklavenplaß Lindi am 10. d. M. von den Truppen des Reichskommissars, Major Wissmann genommen und beseßt worden.“

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 12. Mai. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König hat das Protektorat über die Landes- ausstellung in Prag von 1892 angenommen. Fn der Audienz, in -welher heute das Präsidium der Ausstellung empfangen wurde, drückte derselbe seine Freude über das friedliche Zusammenwirken der beiden Volksstämme an diesem patriotishen Unternehmen aus.

In der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses erklärte bei der Budgetberathung der Justiz-Minister

egenüber der Ansicht, das Strafrecht in senée Aus-

e in Betreff des Schußes der einzelnen Kon-

fessionen und Nationalitäten zeuge von einer gewissen Lahmheit, daß nah seinen Erfahrungen gerade da, wo es sich um die antisemitishe Bewegung handele, ziemli viel geschehen sei. Die Regierung sei. zum Schuß aller Konfessionen verpflichtet. Er wünsche, daß man immer mit folher Strenge den Ausschreitungen bezüglih der Religion und Konfession begegnet wäre, wie dies dermalen gegen die antisemitishe Bewegung geschehe. Bezüglich des deutsh-böhmishen Ausgleihes erklärte der Justiz- Minister, die Regierung sei Behufs r e des Ausgleichs- werkes unausgeseßt thätig, denn auf dem Spiele stehe etwas Fier nämlich der gute Ruf des politishen Zustandes der onarchie.

13, Mai. (W. T. B.) Der Strafgesezauss{chuß des Abgeordnetenhauses beshloß, die Vorlage, betreffend die weitere zeitweiligeEinstellung der Geshworenen- gerichte im Gerihtssprengel Cattaro, abzulehnen.

Budapest, 12. Mai. (W. T. B.) Die vierte Session des ungarischen Reichstages wurde heute eröffnet. Jm Oberhause wurde das bisherige Bureau wiedergewählt. Das Unterhaus wählte Bokroß und den Grafen Tivador Andrássy zu Vize-Präsidenten.

13, Mai. (W. T. B.) Die äußerste Linke hat im Unterhause einen Antrag auf Abänderung des JInkolatgesetzes eingebracht.

Grofßbritannuieu und JFrlaud.

London, 12. Mai. (A. C.) Die Königin empfing am Sonnabend Nachmittag vor ihrer Rückreise nah Windsor im Buckingham-Palast im Beisein mehrerer Mitglieder der Königlichen Familie eine Abordnung der ersten Offiziere des Heeres unter der Führung des Herzogs von Cam- bridge, welche ihr das Jubiläumsgeschenk der Armee überreihte. Das Geschenk besteht aus einem großen pracht- vollen Tafelaufsaß aus vergoldetem Silber, zu dessen Herstellung der Akademiker Alfred Gilbert nabtezu drei Fahre gebraucht hat. Der Aufsaz bildet eine allegorishe Darstellung der Macht und Größe des britishen Reichs. Den Gipfel des Tafelaufsaßzes {müdckt eine Figur der Friedensgöttin, die auf einer kleinen Weltkugel aus Lapis lazuli steht, in einem Arme einen Palmenzweig und in dem anderen eine brennende ne trägt und deren Haupt eine Doppelkrone ziert. Die

‘osten des Geschenks sind durch freiwillige Beiträge vom Gemeinen bis zum General aufgebraht worden.

Der König von Belgien is von Brüssel hier ein- etroffen, um der heute stattfindenden Enthüllung des Reiter- fandbildes des Prinzen Albert in Windsor beizuwohnen,

Zu Ehren Stanley's gab Lady Burdett-Coutts am Sonnabend ein Diner, bei welhem außer dem Forscher und seinen Begleitern die Prinzessin Louise und der Marquis von Lorne, die Herzogin von St. Albans, der Herzog und die Herzogin von Westminster, die Herzogin von Cleveland, der Herzog und die Herzogin von Aber- corn, Lord Knulsford, der Minister für die Kolonien nebst Gemahlin, der Schaßkanzler Goschen nebst Ge- mahlin und viele andere Personen aus der höchsten Gesellshaft zugegen waren. Dem Diner. folgte ein zahlrei besuhter Empfang, dem Mitglieder des diplomatischen Corps, darunter der deutshe Botschafter, sowie Vertreter der Kunst und Wissenschaft beiwohnten. Nächsten Dienstag wird die Korporation der City von London dem Reisenden und seinen Gefährten in der Guildhall eine glänzende Festlichkeit geben, zu der über 2000 Einladungen ergangen sind.

Ftalien.

Rom, 12. Mai. (W. T. B.) Jn der beutigen Sißung der Deputirtenkammer brahte der Minister des Schatzes Giolitti eine Reihe von Abänderungen in dem Budget pro 1890/91 cin und kündigte die baldige Einbringung weiterer Abänderungsanträge, betreffend die Ersparung von 26 Millionen, an, darunter 10 Millionen beim Kriegsbudget, 5 Millionen beim Marinebudget und den Rest bei den Budgets der Arbeiten, des Fnnern und des Schatzes. Ferner kündigte der Minister an, der Arbeits-Minister werde demnähst eine Vorlage ein- bringen, betreffend die Verminderung der jährlichen Emissionen von Eisenbahn - Obligationen auf 65 Millionen. Das Defizit des Rechnungsjahres pro 1890/91 betrage einschließlich der Kosten für die Versuche mit rauchlosem Pulver 35 Millionen, welche sich Dank der oben erwähnten Ersparungen von 26 Millionen auf 9 Millionen vermindern, und sogar auf 7 Mil- lionen herabgehen, durch eine Erhöhung um 2 Millionen, welche als höheres Erträgniß der Umlausfsteuer mit den Emijsionsbanken vereinbart seien. Wenn die Kammer außer- dem die schon eingebrahten Vorlagen annehme, die einen Einnahmezuwachs von 5 Millionen aus den Börjen- verträgen, den Konsulatsgebühren und den Maß- und Gewichts- gebühren ergeben würden, so werde man ein doppeltes Resultat erhalten: man habe nämlich das Gleich- gewicht in dem am 1. Juli 1890 beginnenden Rech- nungsjahr erreicht und zugleich den öffentlichen Kredit gesichert durh ats der Emission von Ohbli- gationen zum Bau von Eisenbahnen auf ein Maximum von 65 Millionen. Die Ausführungen des Ministers fanden allseitige Zustimmung.

Niederlande.

Haag, 10. Mai. (A. Z.) Die Zweite Kammer ge- nehmigte in ihrer gestrigen Sizung mit 40 gegen 38 Stimmen den Geseßantrag, betreffend die Verlängerung der Dien st- zeit der Aushebungsklassen 1884 und 1885. Durch die An- nahme dieses Nothgesezes hat sich die Kammer grundsäßlich für die siebenjährige Dienstzeit erklärt.

Niumüänien.

Bukarest, 13. Mai. (W. T. B.) Der Senat hat heute das von der Kammer angenommene Pensionsgeseß für Civilbeamte einstimmig genehmigt. Die De- putirtenkammer vertagte die Verhandlung Betreffs der Jnterpellation über die auswärtige Politik bis zur Herbstsession.

Serbien.

Belgrad, 13. Mai. (W. T. B.) Das Ministerium ist nunmehr kfompletirt. Tauschanovitsh übernimmt definitiv das Portefeuille des Handels und Acker- baues, Staatsrath Nikolitsch das des Kultus und Unterrichts und Staatsrath Gjaja das des Fnnern.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 10. Mai. Die Staatseinnahmen haben nah dem Bericht des Staatscomtoirs während der vier ersten Monate dieses Jahres betragen : Zölle 12152925 Kronen gegen 10999 544 Kronen, Branntweinsteuer 4232663 Kronen aegen 3 203 850 Kronen, Staatseisenbahnen (Ueberschüsse) 2 600 000 Kronen gegen 2 700 000 Kronen oder zusammen 18 985 588 Kronen gegen 16 903 394 Kronen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. ;

__ Zwischen Shweden-Norwegen und Oesterreih-Ungarn ist ein Vertrag, betreffend den gegenseitigen Schutz der Waarenzeichen, Ne hlossen worden.

12. Mai. (W. T. B.) Der Reichstag bewilligte Mui die von der Regierung geforderten“ 6 750 000 Kronen ür den Ankauf der Eisenbahn von Lulea nah der nor- wegischen Grenze.

(F.) Christiania, 9. Mai. Die Zolleinnahmen betrugen in den ersten zehn Monaten des gegenwärtigen Finanzjahres 21 808 713 Kronen gegen 19 003 181 Kronen in der gleihen Zeit des vorigen Finanzjahres. Da die Zoll- einnahmen für das ganze Finanzjahr 1889/90 zu 20 300 000 Kronen vom Storthing veranschlagt sind, so haben sie jeßt schon einen Mehrbetrag von 1508 713 Kronen ergeben.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 10. Mai. (A. C.) Präsident Harrison unterzeichnete gestern das

Geseg, E die Klassifizirung vonKammgarnstoffen

als Wollstoffe.

Die New-Yorker JFmporteure bereiten einen Riefen- protest gegen die zur Zeit vom Repräsentantenhause be- rathene Zolltarif-Bill vor. Ein Comité von 200 Kauf- leuten wird das Schriftstück in der nächsten Woche nach Washington bringen.

Der Auss\chuß des Repräsentantenhauses für auswärtige Angelegenheiten hat sich zu Gunsten einer Resolution erklärt: mit Mexico Verhandlungen anzu- knüpfen zur Einseßung einer gemischten Kommission, welcher alle zwischen den beiden Ländern entstehenden Streit- fragen vorgelegt werden sollen.

New - York, 10. Mai. (R. B.) Der „New - York Herald“ veröffentliht eine Washingtoner Depesche bezüalih des Befehls, welhen das Uebungsgeshwader der Ver- einigten Staaten erhalten hat, vom Mittelmeer nah den bra- silianishen Gewässern zu segeln. Das Staatsdeparte- ment, sagt die Depesche, halte es für wichtig, daß die Ver. Staaten eine möglichst große Flotte an der brasilianischen Küste halten sollten, um eine Einmischung des Auslandes in die im nächsten September stattfindenden brasilianischen Wahlen zu verhindern.

Argentinien. Buenos Aires, 10. Mai. (R. B.) Der argentinische Kongreß wurde heute vom Prä- sidenten Celman eröffnet. Der Präsident erklärte im Laufe einer ershöpfenden Rede: es liege nicht in der Absicht der Regierung, die Anträge auf Vermehrung des Papier- geldes zu unterstüßen. Die Voranshläge der Aus- aben würden gekürzt werden. Er brachte auch gewisse

eformen im Zollamt und in den Einfuhrzöllen in Vorschlag. Leßtere würden künftighin theilweise in Gold- münze zahlbar sein. Nachdem der Präsident die Beziehungen der Republik zu den ausländishen Mächten als gut bezeichnet hatte, drückte er den Wunsch aus, der Kongreß möge während der nächsten Session besondere Aufmerksamkeit den Fragen der Verringerung der Ausgaben, der Fnshußnahme des Handels, der Jndustrie und Künste der Entwickelung der nationalen Hülfsquellen, der Wahlreform und vor allem Anderen der Hebung der Finanzlage des Landes widmen.

Asien.

China. Die vom „Ost-Asiatischen Lloyd“ mitgetheilten Berichte der „Pekinger Zeitung“ reichen bis zum 13. März, Die Regierung macht danach für die Regulirung des Hoangho, dessen Uebershwemmungen in den leßten Fahren so ungeheure Verluste herbeiführten, fortdauernd große Aufwendungen. Der Gouverneur von Shantung hat die Höhe der allein in seinem Bezirk nöthigen Summe zur Verstärkung von Dämmen, zum Neubau von Steinwällen und Ankauf von Baggerschiffen für dieses Jahr auf 2 885 000 Taels berechnet, und das Finanz-Mini- sterium hat den Befehl erhalten, die geforderte Summe zu beschaffen. Ein Theil der Wassermasse des - Gelben Flusses soll in den Ju-Hai abgeleitet werden. Die Mündung des Stromes ist jeßt tiefer und breiter als früher, und um diesen Zustand zu erhalten, ist seit dem leßten Eisgang von Han- chin-yuan abwärts auf einer Strecke von mehr als 30 Li mit dem Bau starker Ein fassungsdämme begonnen worden. Sechs Bezirks-Hauptstädte, die unmittelbar am Hoangho liegen, sollten in Folge der fortdauernden Verwüstung durch die Ueber- s{wemmungen ganz verlegt werden, indessen hat die Regie- rung von dem Plane Abstand genommen, da, abgesehen von den Schwierigkeiten der Uebersiedelung Tausender von Familien, der Neubau von Amtsgebäuden, Speichern u. #. w. die Mittel der Regierung übersteigen würde. Man wird sich daher mit der Herstellung großer Shußzwälle begnügen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (5.) Sipung des Reichstages, welcher der Reichskanzler von Caprivi, sowie die Staats-Minisier Dr. von Boetticher und von Verdy du Vernois, ferner die S*aatssekretäre Freiherr von Malgzahn und Freiherr von Marschall und der Kommissar zum Bundesrath Major Liebert, sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kom- missarien beiwohnten, wurde die erste Berathung des Na ch- trags zum eihshaushalts-Etat für das Fahr 1890/91 fortgeseßt. /

Staatssekretär Freiherr von Marschall gab dem Hause zunähst Kenntniß von folgendem Telegramm des Reichs- fommissars Major Wissmann:

„Nah Beschießung durh „Schwalbe“ Lindi besetzt."

Der Kommissar Major Liebert, der bei seiner mehr- le Anwesenheit in Ds - Afrika die dortigen Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen ge- lernt, erstattete dem Hause Beriht über dieselben. Er widerlegte zunächst die Behauptung von der Unfrucht- barkeit des Terrains und legte die Verdienste des Reichskommissars um das deutsch - ostafrikanishe Gebiet zar. Nächst den Waffenerfolgen beständen dieselben in der Einrichtung einer militärishen Mustertruppe, in der Sicherung der Küste durch Anlage von Stationen und in der Erhaltung des Gesundheitszustandes der Truppen. Wissmann habe einen Meistergriff gethan, indem er die Sudanesen aus Egypten geholt. Die Führung der Truppe sei musterhaft, da die Mannschaften keinen Alkohol tränken. Die Disziplin habe sich s{hon sogar auf die Bevölkerung übertragen. Jn den Städten an der Küste herrshe Sauber- keit und rdnung. Sechs Stationen seien bereits fertiggestellt, die neben den Truppen die Sicherheit aufrehterhielten; dieselben seien als für afrikanische Verhältnisse uneinnehmbar zu bezeihnen. Die An- ordnung Wisimann's, daß Europäer nur in steinernen Häusern wohnen sollen, habe sich in Bezug auf den Gesund- ies außerordentlich bewährt. Es werde nunmehr das nnere in Angriff genommen werden, niht zum Zwecke der Eroberung, sondern zur Sicherung der Karawanen, die die wihti- gen Produkte des Hinterlandes zur Küste bringen. Diesem Ziele diene auch die Expedition Emin Pascha’'s. Emin sei nicht Militär, sondern vor Allem Gelehrter und ein friedliher Mann. Man hoffe an ihm gerade einen friedlihen Führer in das Innere Afrikas gewonnen zu haben. Handel und Ver- kehr begönnen in erstaunliher Weise sich zu heben. Die evangelishe Mission habe \sich in Ost - Afrika noch keinen Erfolg sihern können, da sie erst kurze Zeit thätig sei. Die Thätigkeit der fkatholishen Mission aber, die bereits seit 25 Jahren bestehe, gewähre

den besten Eindruck. Die militärishe Sicherheit sei

absolut vorhanden. Es werde deshalb auch das in jenen

Gegenden angelegte Kapital seinen Nutzen bringen und Zinsen en.

E Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. von Bennigsen.

Jn der heutigen (58.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz-Minister Dr. vonSchelling beiwohnte, wurde die Berathung des Geseßentwurfs, be- ‘reffend die Abänderung Eger Bestimmungen der Wegegeseße im Regierungsbezirk Wiesbaden, auf Antrag des Abg. Dr. Lieber von der Tagesordnung ab- geseht, weil der stenographishe Bericht der Verhandlungen des Herrenhauses über diesen Gegenstand, das einige ein- schneidende Aenderungen vorgenommen hat, noch nit vorlag.

Jn erster und zweiter Berathung wurde der Geseß- entwurf, betreffend die Errihtung eines Amts- gerichts in der Stadt Velbert ohne Debatte angenommen.

Es folgte die Berathung des vom Herrenhause in abgeän- derter Fassung zurückgelangten Geseßentwurfs, betref- fend die erleihterte Abveräußerung kleiner Grun dstüdcke.

Abg. Knebel empfahl die Annahme des Geseßentwurfs in der vorliegenden Fassung, weil es durhaus zweckmäßig sei, Atteste, die bei Abtretungen zu öffentlihen Zwecken noth- wendig seien, stempelfrei zu lassen. Die Abgg. Freiherr von Huene und Korsh sprehen sich in gleichem Sinne aus.

Die Vorlage wurde unverändert angenommen. :

Der leute Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, enthaltend Bestim- mungen über das Notariat und über die gericht- lihe oder notarielle Beglaubigung von Hand-

eichen. E : Die Voxlage wurde nach längerer Debatte mit einigen unwesentlihen Aenderungen nach den Vorschlägen der Kom- mission angenommen. Hervorzuheben ift, daß der 8. 14a, Bestimmungen über de S:ellvertretung der Notare be- treffend, abgelehnt, dagegen eine Resolution des Abg. Olzem angenommen wurde, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, die Regelung der Stellvertretung der Notare dur ein besonderes Gese baldigst in Erwägung zu ziehen.

(Schluß 11/4 Uhr.)

(Der S&lußberiht über die gestrige Sizung des Reichs-

tages befindet sich in der Ersten, der Schlußbericht über die

gestrige Sizung des Hauses der Abgeordneten in der 5 Zweiten Beilage.)

Dem Reichstage sind die nachstehenden Anträge

der Abgg. Stöcker und Genossen zugegangen:

1) Der Reichstag wolle beschließen:

die verbündeten Regierungen zu ersuchen, Maßregeln zu treffen, dur welche bei Festhaltung des Grundsazes der Parität das gleich- zeitige Wirken von Missionaren verschiedener Konfession in denselben Bezirken der deutschen Schußzgebiete möglichst verhütet wird.

2) Der Reichstag wolle beschließen : j i:

die verbündeten Regierungen zu ersuchen, in erneute Erwägung zu nehmen, ob und wie dem Handel mit Spirituosen _in den deutshen Kolonien durch Verbot oder Einschränkung wirksam ent: gegenzutreten sei.

Kunst und Wissenschaft.

Hr. F. W. Körner hierselbst, Besißer einer großen Kiesgrube in Rixdorf, hat der geologish-paläonto- logishen Sammlung des Museums für Natur- kunde in der V ec im Laufe der leßten zwei Jahre mehrere sehr werthvolle und für die Kenntniß der märkischen Diluvialfauna wichtige, aber nament- li durch ihre ausgezeihnete Erhaltung bemerkenê- werthe Objekte zum Geschenk gemaht. Jm Fahre 1888 überwies er einen Schädel von Rhinoceros tichorhinus, den ersten Fund von ganz vollständiger Erhaltung, und bald darauf den hinteren Theil eines Schädels von BPison priscus mit erhaltenen Hornzapfen, wie ein solcher aus deutschen Ab- lagerungen in der Sammlung noch nicht vertreten war.

Im Jahre 1889 schenkte er einen vollständigen Stoßzahn und mehrere Rippen von Elephas primigenius. Von besonderer Bedeutung is} sin leßtes Geschenk: der hintere Theil eines Schädels mit den ansigßenden, bis zu 0,5 m erhaltenen Geweih- stangen von Cervus euryceros, dem Riesenhirsh, von dem bisher nur einzelne Geweih- und Kieferbruchstüle aus den Diluvialablagerungen bekannt geworden sind. |

Diese hochherzigen Geschenke dürften vielleiht als eine Bethätigung der von dem Kultus-Minisler in der Rede ge- legentlih der Einweihung des Museums für Naturkunde aus- gesprochenen Hoffnung aufzufassen sein, daß das Museum in weiteren Kreisen Anregung zur Förderung und Vermehrung der Sammlungen geben würde.

Gräfin Bertha Strahwiß-Makart in Wien hat, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, ein SWrciben an den Bürgermeister Dr, Prix gerichtet, in welchem sie ein bleibendes Andenken an ibren verstorbenen Gatten Hans Makart für das dortige städtis ce Mus eum geschenkweise anbietet. Das Andenken besteht aus einer massiven Porträtbüste Mafkart's, seiner Palette, den Pinseln_ und seinem Malertishchea. Der Bürgermeister hat Namens der Stadt Wien diese interessante Spende angenommen. ;

Handel und Gewerbe.

Dur ein am 13. April d. J. ergangenes Dekret hat die italienishe Regierung Behufs Hebung der Wein-Jn dustrie einen Wettbewerb für die besten Apparate zur Concentration von Most ausgeschrieben und bei demselben zwei Preise aus- gesezt. Der erste Preis besteht in einer goldenen Medaille und 2000 Lire, der zweite in einer silbernen Medaille und 500 Lire. , j

An dem Wettbewerb, welcher in der Zeit vom 15, Sep- tember bis 15. Oktober d. J. stattfinden wird, dürfen sih au Ausländer betheiligen. Zu der Preisbewerbung werden nur vollständige, zu Versuchen geeignete Apparate zugelassen. Modelle und Zeichnungen sind ausgeschlossen. |

Gesuche um Zulassung zu der Konkurrenz müssen bei dem Direktor der Ober-Ackerbauschule in Portici bis zum 31. Juli d. J. eingereiht werden.

Berlin, 11, Mai. (Wollberiht d Ctrbl. f. d. Terxtil-

Ind.) Das Geschäft bekielt in der vorigen Woche feinen s{leppenden

harakter bei. Die Konsumenten operiren mit großer Zurücthaltung und kaufen nur für den dringenden Bedarf, während Händler bei den ungünstigen Aussichten für die Zukunst sich jeder Unternehmung ent- halten. In ungewaschenen Wollen dürfte wohl Mehreres zu

biéherigen Preisen umgegangen fein, im Uebrigen berrs{t allenthaiben Ruhe. Der Einkauf deutsher Rückenwäshen auf dem Lande hat bis- her noch nicht begonnen. Angesichts des beträhtlihen Rückgangs der Preise für überseeishe Wollen müssen die Besiger der Konjunktur Rechnung traaen und ihre Forderungen erbebli& ermäßigen. Noch renen sie, auf die jeßt zu Ende gegangene steigende Konjunktur deutend, auf höhere Preise wie im Vorjahre; sie werden aber in einen Arns willigen müssen, wenn sie ihr Produkt an den Mann bringen wollen.

Der Einlösungscours für die bier zahlbaren öfster- reihischen Silbercoupons is auf 17225 #4 für 100 Fl. österr. Silber erhöht worden. : j

Leipzig, 12. Mai. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,52# A, pr. Juni 4,523 #4, pr. Juli 4525 #Æ, pr. August 4,50 H, pr. September 4,50 46, pr. Oktober 450 #, pr, November 4,50 M, pr. Dezember 4,50 #, pr. Januar 4,50 4, pr. Februar 450 A Umsay 120 000 kg. Flau. E

Glasgow, 12. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 13 100 gegen 7800 t in derselben Woche des vorigen Jahres. i 5

Bradford, 12. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhig, fester, Kolonialwolle fest, jedoch unter den Londoner Preisen. Garne ruhig, Preise unregelmäßig, Stoffe ruhig. :

St. Petersburg, 13. Mai. (W. T. B.) Ziehung der Prämien-Pfandbriefe der Adels- Agrarbank. Der Haupt- treffer fiel auf Ser. 6307 Nr. 17, 75 000 Rbl. auf Ser. 9845 Nr. 39, 40000 Rbl. Ser. 8678 Nr. 20, 25 000 Rbl Ser 7721 Nr. 18, 10000 Rbl. Ser. 11746 Nr. 29, Ser. 7495 Ne. 28, Ser. 4795 Nr. 30, 8000 Rbl, Ser. 3708 Nr. 48, Ser. 7426 Nr. 44, Ser. 47 Nr 25, Ser. 944 Nr. 48, Ser. 4750 Nr. 14, 5000 Rbl. Ser. 6137 Nr. 49, Ser. 10 964 Nr. 49, Ser. 4193 Nr. 20, Ser. 7568 Nr. 39, Ser. 10436 Nr. 27, Ser. 10 876 Nr. 8, Ser. 3703 Nr. 24, Ser. 10765 Nr. 50, 1000 Rbl, Ser. 1205 Nr. 13, Ser. 7215 Nr. 35, Ser. 7305 Ne. 17, Ser 4314 Nr. 38, Ser. 14 744 Nr. 24, Ser. 4069 Nr. 32, Ser. 4396 Nr. 5, Ser. 868 Nr. 38, Ser. 11 245 Nr. 22, Ser. 4510 Nr. 49, Ser. 6179 Nr. 6, Ser. 5893 Nr 29, Ser. 327 Nr. 27, Ser. 13 436 Nr. 37, Ser. 4657 Nr 10, Ser. 6209 Nr. 20, Ser. 9976 Nr. 8, Ser. 11077 Nr. 29, Ser. 13 273 Nr. 10, Ser. 10055 Nr. 41. L

New-York, 12. Mai. (W. T. B.) Visible Sup vlUp an Weizen 22 792 000 Bushels, do. an Mais 11415 000 Bushels.

Submissionen im Auslande.

S I. Portugal. S S Lissaben. Die portugiesishe Regierung hat die Pläre der König- lichen Eifenbahn-Compagnie für Neubau von 23 eisernen Brücken

genehmigt. I Rumänien s i 24. Juni 2 Uhr. Bukarest. Justiz-Ministerium. Bau cines Justiz-Palastes. Voranschlag 2 100 (00 Fr. Kaution: 9 ‘“/o.

Verkehrs - Anftalten.

Hamburg, 12, Mai. (W. T. B) Der Postdampfer „Galicia* der Hamburg-Amerikanischen Padckcetfahrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute Nach- mittag Lizard passirt. j :

13 Mar E B) De Poftbampier „Scandia“ der Hamburg - Amerikanischen Patdetfahrt - Aktien- gesellschaft hat, von Hamburg kommend, gestecn Abend Scilly

assirt. y av 13, Mai. (W. T. B.) Die Castle-Dampfer „Conway Castle“ und „Hawarden Castle“ haben gestern, ersterer auf der Ausreise Madeira, leßterer auf der Heimreise Lissabon passirt. | -

Rust\chuk, 12. Mai. (W. T. B.) Eisen] i Yamboli nah Burgas sol am 14. 26. Mai feierlih eröffnet

werden. Zheater und Musik.

Berliner Theater.

Zwei Gäste waren es, welche gestern Abend in „Wallen- stein’'s Tod“ sih dem Publikam vorstellten, der eine als Octavio Piccolomini, der andere ais Max. Ver Darsteller des Octavio, Hr. N ollet, ist den Berlinern kein Fremder, denn sie hatten oft genug Gelegenheit, ihn auf der Bühne des Deutschen und dann auf ter des Lessing- Theaters kennen und schäßen zu lernen. Die Rolle des Octavio bietet nun freilich im dritten Theil der Trilogie wenig Gelegenheit, ein bedeutendes schauspielerishes Können an den Tag zu legen ; aber da Hr. Nollet, wie son bemerkt, cin anerkannt tüchtiger Schau- spieler ist, so bedurfte es nit eines umfangreiweren Beweises als des gestrigen, um zu erkennen, daß das Berliner Theater an ihm eine tüchtige Kraft gewinnen würde. Der zweite Gast, Hr. Karl Sauer- mann vom Stadt-Theater in Magdeburg, hatte als auëwärtiger Debutant einen etwas s{wierigeren Stand. Die Rolle des Marx ver- langt ein feuriges Temperament, aber zugleid; vornehmes Maßbalten, beiden Momenten wurde der Gast in recht anspreWender Weise gereht. Freilich hätte sein Marx wohl etwas markiger sein können; aber der Fehler, in den Hr. Sauermann verfiel, indem er mehr den verliebten als den heldenha\ten Jüngling hervorkehrte, roird von fo vielen Darstellern des Max getheilt, daß ihm ein befonders schwer- wiegender Vorwuif daraus niht gemacht werden soll. Das \{chwaŸ beseßte Haus ließ es an ermunterndem Beifall für beide Gäste nicht

fehlen. Wallner-Theater. j :

Am Sonnabend gelangte der S@wank „Hän 8chen“ (Bébé) von A. Hennequin und E. de Najac zur ersten Aufführung. Zu den eigentlihen Novitäten getört das Stück nicht, da es bereits vor mebr als cinem Jahrzehnt im längst eingegangenen Stadt-Theater gebraht wurde. Im Lao, zet Hand- lun steht „Hänschen“, ein von seiner utter ver» M Tctir 93 jähriger Thunichigut, Die Mutter __hâäït ihr Hänschen für rein und makeilos an Körper und Seele; lie muß aber die Erfahrung machen, daß ihr Hänschen sich mit mehr Grfolg um die ründlihe Kenntniß des Pariser Lebens, als um |eine Rechtsstudien PeinüÜt Ein leichtsinniger verheiratheter Vetter aus der Provinz hilft ihm dabei und selbst die hübsche junge Frau des Vetters ift vor den Natstelungen Hänschens nicht siher. Der Schwank entbält manchen hübschen und lustigen Gedanken ; so war die Scene zwischen der zärtlihen Mama und dem Repetitor, in welcher die Mutter recht baldige glänzende Erfolge des Unterrichts verlangt aber „natürlich* ohne Hänschen anzustrengen unterhaltend und naturwahr; au die Absinaung der in Reîme gc- brahten Rechts\äte erzielte laute Heiterkeit. Im Ganzen blieb jedoch die Stimmung ziemlich lau; die seltsame Reihe von Liebesabenteuern des jungen Schlingels und des ältlichen Ehemannes sind eben mit gutem Geshmadck nicht verträglich, besonders da die pikœnte Würze, welche man sonst in dergleichen französischen Stücken anzutreffen pflegt, hier häufig fehlte, E S

Ünter den Darstellern that sih Fr. Schramm als zärtliche Mutter bervor; sie spielte die Rolle vornehm, mit maßvoller Komik und doch wirksam. Hr. Guthery gab einen ewig Zeitung lesenden Ehemann und Vater trefflih und ohne Uebertreibung. Als Repetitor Petillon, welcher seinen Unterricht dem Geschmack seiner Schüler an- paßt, wirkte Hr. Meißner schr drastisch. Die Titelrolle war Hrn. Worlißt \ ch zugefallen, welcher sie munter und fris durchführte. Die e O Beifall; nah jedem Aktischluß mußten die

titwirfenden ersch{einen.

Ungetbeiltere und herzlichere Heiterkeit rief der den Abend ab- \ließende kleine Einakter hervor. Die Vaudeville-Burleéke „Guten Morgen, Herr Fischer!“ ist zwar uralt, ader immer noch wirk- fam durch ihre ebenso naiv-drollige wie ausgelafsen-lustige Kompo-

zur Darstellung

Die Eisenbahn von

sition. Frl. Seemann und Hr. Büller spielten die Hauptrollen mit kräftigem und wirkungsvolem Humor, so daß ein ftarker Lach- erfolg erzielt wurde.

Friedrih-Wilhbelmstädtishes Theater.

Am Sonnabend is auch das Friedrih-Wilhelmfstädtische Theater wieder in die Reihe unserer Sommerbühnen getreten und hat seinen pcrähtigen Concertpark eröffnet. Vor wenigen Jahren von Hrn. Direktor Fribshe aus einem wenig beahteten s{chmudcklosen Garten zu einem mit Eleganz ausgestatteten Park umgewandelt, ist er cin belicbter Sammelpunkt einheimisher fowie fremder Theater- und Concertfreunde geworden und hat mit jedem Jabre an Anziebungskraft und Beliebtheit nur noch gewonnen. Die gefälligen Dekorationen, die anmuthige Jllumination des Gartens

angenehmen Aufenthalt, der noch um so lohnender wird, da auf die Unterhaltung der Gäste reichlid Bedacht genommen ist. Von fünf Uhr NaGmittags bis gegen Mitternacht sorgt ein abwe&lungsreies Programm für die Belustigung des Publikums; denn niht nur trefflich geshulte Ka- pellen lassen ihre Klänge erfchallen, sondern auth kleine humo- ristishe Deklamationen, Gesangs- und Inftrumentalvorträge löfen si in rasher Folge ab, so tritt u. A. eine Skandinavishe National- Sängergesellschaft auf, ferner ein internationales Damen-Quartett ; Coupletsängerinnen, Spezialisten u. f. w. lassen es si gleichfalls an- gelegen sein, die Zuhörer zu unterbalten, So dürfte au diese Sommersaison ih für den Concertgarten zu einer erfolgreichen ges stalten. Im Theater selb gebt der „Arme Jonathan“, welcher now auf lange Zeit hin das Repertoire beherrschen wird, seiner hundert und fünfzigsten Aufführung mit sicheren Schritten entgegen.

“Kroll's Theater. :

Einem alten Bühnenbrauche folgend, zieren Rossini's „Rosina“ und Donizetti’'s „Regimentstocter“ ihre Partien meist mit besonderen Einlagen. Fr. Marcella Sembrich fingt morgen Abend am Séluß der Donizetti’ schen Oper den Arditi’schen „Parla-Walzer E G Göte's zweite Gastrolle am Sonnabend führt den gefeierten Sänger als Mar im „Freischüß* vor. Hr. Göße hat diefe Weber’s{che Partie bisher in Berlin noch nicht gesungen.

Sing-Akademie. i: /

Der Schauspieler Hr. Josef Kainz trat gestern Abend im Saale der Sing-Akademie als Vorleser auf. Das Haus war troy der sommerlichen Temperatur vollständig gefüllt. Die Zu- hörerschaft empfing den beliebten Künstler bei feinem CEin- treten mit lebhaftem Beifall. Hr. Kainz las zuer|l etnige dramatishe Scenen von Grillparzer aus dem unvollendeten Trauer- spiel „Hannibal“ vor; die Unterredung zwischen Hannibal und Scipio brahte der Künstler durch fraftvollen Ausdruck und lebendiges Mienenspiel zur schörsten Wirkung; fast möchte man sagen: er ftellte die Scene dar; denn die _Begeifterung, welche besonders aus der von glühendcr Vaterlandsliebe bewegten Rede Scipio’s strömte, riß den Künstler mit sich fort und machte iín ibm die \&auspie!crishe Kraft so lebendig, daß sie sich in Gebebrden und Bewegungen Ausdruck verschaffte. Die ideale Erregung übertrug ih vom Leser auf die Hörer und stürmischer Beifall folgte den Schlußkworten des Hannibal. i E

Noch vollendeter trug Hr. Kainz den „Gastfreund“ von Grillparzer vor z dieser bildet ein in sih abges{lossenes Ganze, ein Trauerspiel in einem Akte, und den ersten Theil dec Trilogie „Das goldene Vließ“. Phryxos landet in Kolchis und übergiebt Schätze und Waffen vertrauensvoll dem Kolchier - König; heiter und flar erflang die Stimme, in \{ônem Wohllaut; um so grauenvoller und herzbezwingeader wirkte dann das Rachegeschrei des hingemordeten Jüaglings und die düstere Weissagung Medea's auf Seele und® Gemüth der Hörer. Die Stimme des Vor- tragenden klang kräftiger und \chöner, das Mienenspiel half O Be in Lohem Maße nach. Mit diesen beiden Nummern war der dramatishe Theil der Vorlesung abgef{lofsen. Es folgte Goethe'’s „Der Gott und die Bajadere“, dann Bürgers

„Lenore“, deren fkraftvolle, dramatisch bewegte Handlung dem Vortragenden günstige Gelegenheit darbot, daran seine Kunst zu zeigen. Roseager's „Geschichte vom trußigen Bauern“ wurde im oberbayerishen Dialekt mit lieben8würdigem Humor vorgetragen und ebenso die bumoristishen Kleinigkeiten von Karl Stieler und Roseggec. Mit dem Ergebniß des Abends wird der Künstler zufrieden fein, denn ein gefüllteres Haus und mehr jubelnden Beifall, als ihm zu Theil ward, konnte er nit erwarten.

Philharmonie. i :

Der Abschluß der Coucerte des Philharmonischen Orchesters steht nabe bevor. Morgen Mittwoch findet das leßte Sinfonie-Concert Beethoven-Abend statt, in welhem das Violin-Concert des Meisters von Hrn. Bleuer und die Serenade für Flöte, Violine und Viola von den Hrrn. Andersen, Bleuer und Hülzow vorgetragen werden, Ein Abschieds-Concert, welches am Donnerstag {Himmel- fahrt) stattfindet, wird die Form der populären Sonntags-Concerte tragen. Für die Sommerzeit gedenkt die Kapelle sich nach dem Bade Sceveningen zu begeben.

machen ihn zu cinem äußerst

Rennen zu Hoppegarten. Montag, den 12. Mai.

I. Oberhof- Nennen. Klubpreis 2000 46 Für 3jähr. urd ältere inländ. Pferde. 80 # Eins., balb Reug. Distanz 1200 m. Königl. Hauptgeszüts Gradit dbr. H. „Panther“ 1., Hrn. O. Spie- ïermann’s F.-H. „Kirawedda“ 2., Frhrn. E. v. Falkenhausen's F,-St. „Reuchen“ 3. Sicher mit drei Längen gewonnen; zwei Längen zurück Reuchen dritte. Werth: 2000 4 dem Sieger, 360 4 dem zweiten, 80 (6 dém dritten Pferde.

II, Henckel-Rennen. Ehrenpreis, gegeben von Graf H. Hendel von Donnerêmarck sen , und 8000 4 Staatépreis. Für 1884 geb. inländ, öôsterr.-ungar. und deutshe Hengste und Stuten. 200 Eins, 150 # Reugeld. Distanz 2000 m. Frhrn. E. v. Fürsten- berg's F -H. „Nickel“ 1.,, Hrn. V. May's br. H. „Dalberg* 2., Königl. Haupt-Geitüt Gradit's F.-St. „Gustel v. Blasewißz“ 3. Nah Gegenwehr um einen Kopf herausgeritten; fünf Längen zwischen „Dal- berg* und „Gustel v. Blasewiß. Werth: Gbrenpreis und 8275 6 dem ersten, 2275 #4 dem zweiten, 800 f dem dritten Pferde.

1II. Burgwart-Rennen. Gradißer Gestütspreis 2000 Für dreijährige und ältere inländische Pferde. 60 „#6 Einsaß, halb Meta, Der Sieger ist sür 5000 6 käuflich. Distanz 1400 m. Hrn. Albert's br. H. „Hörsten“ 1., Lieut. Prinz G. Radziwill s \{wbr. W. „Cosmopolit“ 2., Kapt. Jcë's dbr. H, „Barbar“ 3, Siegte mit anderthalb Längen; zehn Längen hinter „Coëmopolit“ fam „Barbar* als Dritter ein. Wert: 2180 „#6 dem Sieger.

19. Gastgeber-Rennen. Klubprcis 2000 6 Für 3 jähr. und ältere inländische Pferde. Internationales Herren-Reiten. 604 Einf., halb Reug. Distanz 1800 m. Frhr. Ed. von Oppenheim's br. W. „Page“, Baron S. A. von Oppenheim 1. Nittm. Suer- mondt's F. W. „Marcel“, Bes, 2. Lieut. Prinz G. Radziwill's br. H. „Notar“, Lieut. von Gräveniß 3. Ganz sicher mit fünf Längen gewonnen; eine halbe Länge inter „Marcel“ „Notar“ als Dritter. Werth: 2000 # dem Sieger, 90 „#6 dem zweiten, 60 #4 dem dritte Pferde. : | E

y. SchHwarzkünstler-Handicap. Gradißer Gestütêpreis 3000 A Für 3jähr. und ältere inländ. Pferde. 190 Einf, €0 M. Reug. Distanz 2000 m. Hrn. Ehrich's F. O. „Wilddieb L, Frh:n Ed. von Oppenheim's {wbr. St. „Micaëla“ 2, Hrn. I. Saloshin's dbr. St. „Actreß" 3. Siegte mit einer Länge ; drittehalb Längen zurück „Actreß" Dritter. Werth 3475 4 dem Sieger, 475 dem zweiten, 60 4 bem dritten Pferde. 5 Es

Ÿ1, Mai-Hürden-Rennen. Gradißer Gestütspreis 2000 M Für 4jähr. und ältere inländ. Pferde. 60 H Eins, halb Reugeld. Der Sieger is für 6000 6 käuflich. Hrn. Albert's F.-Sk. e Roth haut“ 1, Hrn, v, Tepper-Laski's F.-St. „Ceres“ 2.,, Hrn. Oëêcar's Sch. W. „Humor“ 3. Siegte mit! ca. 15 Längen. Humoc war aus- gebrochen und kam weit zurück als Dritter ein. Werth: 2270 M der Sicegerin, 540 4 dem zweiten, 220 A dem dritten Pferde.