1890 / 120 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

S Di

ct En

Li R

perlen die in allen Registern glei \ch{chönen Töôre von den Lippen und überall weiß die Künstlerin ibnen denjenigen Ausdruck und die- jenige Gestaltung und Färbung zu geben, welche der Stimmung und der Situation entspriht, Ihre Nachtwardlerin ift eine ihrer hervorragendften Leistungen, vor der man bewundernd stehen bleiben muß: die Kritik muß verstummen vor diefer gottbegnadeten Sängerin. Das bis auf den leßten Play gefüllte Haus war mit Ret von ihrem Gesang fo enthufiasmirt, daß sie zum S{&luß wohl zehnmal let baft gerufen wurde. Da der Saal stch nit leeren und die lauten Beifalilsbezeugungen kein Ende nehmen wollten, wiederholte sie die SHlußpolonaise, nah deren Beendigung das Publikum von Neucm in laute Beifalls- rufe auëbrach. Ihr Partner, Hr. Heu ckeshoven (Elwino), unterstützte die gefeierte Künstlerin mit seinem gesunden, {ören Tenor, der freilich noch etwas an Biegsamkeit und Modulationsfähigkeit ver- missen läßt, recht brav und mit gutem Erfolg; Frl. S ch acko war für die Partie der Lise wohl nit ganz am Play. Im Ganzen boten die Leistungen der übrigen Mitglieder Genügendes; sie waren alle bestrebt, das Vild der großen Künstlerin mit einem würdigen Rahmen zu umgeben.

Marcella Sembri’8 dritter Gastspielabend bringt air Donnerstag

die „Traviata“. Das Gastspiel der berühmten Sängerin nimmt künstlerish wie materiell den glänzendsten Verlauf, nicht minder das thres gegenwärtigen Gaft-Kollegen, des Hrn. Emil Göße, dessen nächstes Auftreten als „Edgardo“ in „Lucia von Lammermoor" auf Sonnabend angeseßt ift. i Ad olph-Erust- Theater

Das morgen stattfindende Jubiläum der 1009. Aufführung der Gefangtposse „Der Goldfuhs“ gewinnt durch die Thatsache an Be- deutung, daß Direktor Ernst in der angenehmen Lage ist, bereits zum 18. Male als Bühnenleiter eine Jubiläums-Vorstellung zu feiern, Die an die Besucher der morgigen Vorstellung zur Vertheilung ge- langenden Scuvenirs enthalten außer den Porträts der Mitglieder es Adolph Ernst-Téeaters diesmal sämmtliche in der Gesangéposse vorkommenden Couplets.

Mannigfaltiges.

Das neue ftatilide Gotteshaus im benahkarten Friedri s- felde ift geflern feierlich geweiht worden Dem festlihen Akte wohnten zablreihe Ebrengäste bei, die sch mit den Mitgliedern der Gemeindebehörden zunächit in der dicht beim Neubau belegenen alten Kirche versammelten. In Vertretung der Regierung waren der Re- gterungs-Präsident Graf Hue de Grais, in Vertretung der vorgesetzten Kirchenbebörde der Konsistorial-Präsident D. Hegel und der General- Superintendent D. Brüdckner ershienen. Au viele Geistliche aus den Nachbarorten waren anwesend. Die Kirhe ist in Backstein- bau auégeführt und enthält 800 Sigßpläte. Das Baumaterial hat die Regierung als Patron geliefert, die übrigen Kosten, ins- gesammt 130 000 M, hat die Gemeinde getragen. Die Galerie der Emporen sowie die Kirchenstühle find aus bellbraun gebeiztem, reich mit Schnitzwerk verziertem Holz, Kanzel und Taufstein aus Sandstein gefertigt; die Bekleidung besteht gleich der des Altars aus bordeaux- rothem Sammet mit {weren goldenen Franzen ; Krcuz und Altar- leuchter sind Geschenke der Hochseligen Kaiserin Augusta. Den Altarteppih hat der Frauen- und Jungfrauen- Verein gestiftet, die kostbare Bibel ist die Gabe eines Gemeindemitgliedes. Aus Anlaß der Feter war die Kirche mit Maien ge\{mückt.

Eine Ausstellung von Lehrmitteln auf dem Gebiet des Schul- und des Hausgesangs wird, wie die „N. A. Ztg.“ mittheilt, in Berlin an den Tagen vom 24 bis 28. Mai, Wasser- thorstraße 31, Hof-Swule, veranstaltet. Mit der Ausstellung wird die Gründung einer Gesanglehrer-Bibliothek verbunden, die bereits vom 15. Juni ab sowohl Lehrern wie Nichtlehrern Mittwoch und Sonnabend Nachmittags 2 bis 7 und Sonntags 11 bis 2 Ubr zur Entleihung von Büchern 2c. geöffnet sein wird

Die Jury der Hunde- Ausstellung hat, wie die „B. B.-Ztg.“ mittheilt, diejenigen Auéfteller festgestellt, wel@e zur Auszeich{nung

O EACHS R I N E EIRC A U A WetterberiWt vom 19 Mal, M orgens 8 Uhr.

Baterländis@es

| lustigen

"Serb von O, S.

gleihnamigem Lustspiel. 7

fang 7 Uhr.

G

M«ullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen , Stotholin Haparanda St. Peters8brga ia. Cork, Queens- O, Cherbourg E, V, Hamburg . Swinemünde Neufahrwafsser eda E

Ae... Münster. …. Karlsruhe . , Wiesbaden München

Chemnitz : Prin. 760 Ca 759 au, 760 Se e 754 Ra l 760

auber-Komödte

| Na A. W. v.

e “r

(9) ) ch2 s)

E

(N)

[Sp t

r Cs

| S

| pagnon,

li P

) l

6) (9) O

Wi (5) V L pt pel pr Jm dem aal pn Go S

Da S S S p

0 0M O

V S

Cnt L Cas r

O2 S

) /

O

O

1\wolkenl.2) 1\wolfig | 2beiter | 2\wolkenlos 2'heiter

__3|[Regen

till\wolkenlos | 1 Regen 4|Regen

O09 2 Regen

= S ae 20 =

thal,

90) = (S4 O

O

| dienste.

MUNNP 0M:

S A

De du | pre prt ph e pr Prt per d pu | S

Cz

Go S

1) Abends Gewitter. 2) Gest, Mittag Gewitter. | Dänscheu. Uebersicht der Witterung.

Marimums über 764 mm über dem Bottnischen Busen, und einer Depression unter 751 mm \üdwest- lih von den britischen Inseln wehen in Central- Europa’ \{chwach östlihe Winde. Das Wetter ift in Deutschland warm, im Osten meist trübe, im Nebri- gen heiter. Auf Strecke Berlin—Breslau fällt Regen. Münster und Kaiserslautern hatten Gewitter, Die Itachmittagë-Temperaturen erhoben \sich in Süd: Deutschland vielfach bis zu 25 Grad. Altkirch batte 31 Grad.

Garten-Concert.

Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele.

haus, 121. Vorftellung. Flicf und

Dienstag: Overn- |

Flock,

Komisches Zauber-Ballet in 3 Akten und 6 Bildern | Concert=-Park:. Zum 123 Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann

von Paul Tagliori. Musik von P, Hertel. Anfang |

Dienstag: 7 Uhr. j

mit den Staatspreisen vorgeschlagen werden sollen. Die Fest- stellung gesckab nach dem Puntktirfystem, und zwar wurden erste Preise mit 6, zweite mit 5, höchst lobende Erwähnungen mit 3 und lobende Erwäbnungen mit 1 Punkt berebnet. Danach hatte Max Hartenstein- Plauen 59 Punkte und zwar 25 für Neufundländer, je 14 für deutsche Doggen und Bernhardiner und 6 für Black and Tan Die Königliche Militär-Reitshule zu Hannover erhielt 34 Punkte für Forhounds; Kort- halé-Bibesheim 32 für Griffons, S Fsermann-Nordhaufen 31 für kurzhaarige deutshe Vorstehhunde, C. Fsermann-Sonderéhaufen 6 für dieselbe Rasse und 14 für Dacshunde, zusammen somit 30 Punkte. Es erhielten ferner 21 Punkte Borchers-Hildesheim und 18 Punkte Hermann-Breslau für For-Terriers, Scbildba&-Greiz 14 Punkte für Pudel, Schütze-Heinsdorf 14 Punkte für Setters; 12 Punkte erwarb

John Louth, 13 Kollani-Berlin, und 19 Punkte erbielt endli Frei- berr von Rodde für Dabshunde. Die Punkte wurden nur für Zucht- leistungen gegeben.

Aus dem Zoologischen Garten sind wieder zwei interessante und kostbare Erwerbungen auf dcm Gebiete der großen Stelzvögel Zu melden: ein japanischer Grünscchnabelkranich und ein pbrasilianisher Maquaristorch sind in dieser Woche neu an- gekommen. Der Kranich ist der oftasiatishe Vertreter des europäischen

und gewissermaßen eine rergrößerte und vershönerte Ausgabe des- selben, indem er ftatt des düsteren Grau in blendendem Weiß leuchtet mit \{warzem Hals und \{chwarzen Sck{wingen und Shmuckfedern ; ein ganz besonderes Interesse erhält er noch dadur, daß es derjenige große Vogel ift, den die japanischen Künstler auf ihren Wand- \chirmen, Gefäßen, Fächern 2c. mit Vorliebe in der ihnen eignen, meister- haft naturwahren Weise darstellen. Der südamerikanishe Stor ist umgekehrt blafser und unscheinbarer gcfärbt als der europäische,-vor

o

Allem fehlt ihm der siegellackrothe Schnabel.

Ratibor, 16. Mai. Ueber das Unalück an der Fähre von Slawikau nah Thurze bringt die „Oberschles. Presse“ folgende Einzelheiten: Eine größere Anzahl von Kindern aus Thurze, Bud- zisf und Ruda, meistens Mädchen, welhe Sonntag zum Tische des Herrn geführt werden follten, kehrten nah Beendigung des dur ihren Seelsorger in Slawikau ertheilten Unterrihts gegen 3 Ubr bcim und wollten die Slawikau-Thurzer Ueberfähre des Johann Kostka benugen. Der Fährknecht Franz Czogalla aus Thurze lebnte «8 ab, die mittels Kahnes zu bewerkstelligende Ueberfahrt mehr als einmal zu machen, und nahezu 50 Personen, darunter mehrere Erwacsene, bestiegen deshalb tas Boot auf einmal. Der überladene Kahn, geführt nur von dem einzigen Fährmann, ge- langte nit an das jenseitige Ufer. Fast mitten im Strome, welcher hier beträchtliche Tiefe besitzt, {lug der Kahn in Folge der Ueberladung um und unter markershütternden Hülferufen sanken seine Insassen in die Fluth. Krampfhaft kiammerte i eines der armen kleinen Wesen an das andere oder an den Kahn, händeringend standen am Ufer wenige Menschen, die nicht im Stande waren, Hülfe zu bringen. In der Angst des Todes kämpften die Versinkenden um ihr Leben ohne Schonung des Anderen Einen entsetzlihen Anblick gewährte es, als die Stärkeren, von den Shwächeren zur Rettung ausersehen, mit diesen in der Tiefe versanken. Nah wenigen Minuten war auf der Un- glüdéstätte wieder tiefer Frieden, 42 Menschen waren auf einmal er- trunken, 6 Kinder nur zog man später lebend ans Land. Unter den Ertrunkenen befinden sich 7 Erwachsene. Die Kunde von dem Unglücck ver- breitete sih in den umliegenden Dörfern mit Windeseile. Schaaren von Menschen, Märner und Frauen, Kinder und Greise eilten herbei, um das Cntfeglihe zu vernehmen. Es spielten {i berzzerreißende Scenen ab. Eine Frau stürzte si© in den Fluß, um ihr Kind zu suchen, Männer sprangen nach und zogen die fast Wahnsinnige wieder beraus. Der Fährmann Czogalla batte i gerettet, auf ihm rubten

Schauspielhaus. 125. Vorstellung. Die Quitzow?s. | und Julius Barer i Drama in 4 Aufzügen von Ernft | In Scene gefezt von Julius Fritze. von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Or Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Mittwoch: Opernhaus. 122. Vorstellung. Die Weiber von Windsor.

phantastishe Oper in 3 Akten von O.

Scauipielbaus.

N Swlegel's UVebersezung. Musik von | 6 Uhr. W. Taubert. Tanz von E, Graeb. Anfang 7 Ubr.

Deutsches Theater.

Mittwoch: Ein Erfolg.

Berliner Theater. Dienstag: Demetrius. Mittwoch: Kean. Donnerstag: A tempo. Der Weg durch!s Fenster. Hexenfang. (Hedwig Niemann.) Anfang 7# Uhr.

Tessing - Theater. | Glocke. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumen- als Gast.) : E L, L Sonnabend: Vorletßztes Gastspiel des Kgl. preuß. / Mittwoch: Eine alltägliche Geschichte. Schau- Kammersängers A Eil Göte. ó \ptel in 3 Akten von G. Costetti. Hierauf: Ritter- ; er „Scherz in 1 Akt von Labiche.

Vonnerstag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 10. Male: | 80. Male: Der Nautilus. Sck#wank in 3 Akten | ffück mit Gesang und Tanz in G 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. hriftiani und A. Wicher. Im prachtvollen glänzend renovirten Sommergarten Auftreten sâmmt- Brillante Illumination des Anfang des Concerts

chen. (Vébé,) von A. Hennequin und E. de Najac. Hierauf: Guten

L Gn A j ; Morgen, Herr Fi . Unter der Wechselwirkung eines barometrishen | in 1 r E L W. Friedri

von Ed. Stiegmann. : E Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung : | licher Spezialitäten. Im \chattigen prachtvollen Sommergarten: Großes

Vorstellung 7F Uhr. Mittwoch u. folg. Tage: Dieselbe Borstellung.

Victoria-Theater. Dienstag: Zum 273. M.: : L Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern Deutsche Seewarte, von Alex. Moszkowski U Richard Nathanfon.

i i Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severin. E I 74 Ohr.

Mittwoh; Dieselbe Vorstellung

Friedrih-Wilhelmstödtisches Theater und

bunderte von Augen und verlangten Rechenschaft. Der Mann wurde verhaftet.

Swinemünde. Das in jeder Beziehung großartige Scebade- Etablissement „König Wilhelm-Ba d“ liegt unmittelbar am

S a

Mußk von

D Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Komisch- | Concert.

von Mofenthal, nah Shakespeare’s | Vorstellung 7 Uhr. Tanz von Hoguet, An-

126, Vorstellung. Der Sturm. in © Aufzügen von Shakespeare. Entrée 30 s.

Dienstag: Der Com- burg.

Mittwoh: Marquise.

Kroll's Theater. Dienstag:

leuGtung des Sommergartens: Anfang 55, der Vorstellung 7 Uhr. Donnerstag: La Traviata.

Dienstag: Die große

Lammermoor.

Belle-Alliance-Theater,

Vaudeville - Burleske | Musik von E.

Musik 1 ISHE M Großes Militär- Doppel-Concert,

ganzen Garten-Etablissements. Anfang des Concerts 64 Uhr, der | © Uhr, der Vorstellung 74 Uhr Voranzeige.

Görß. Musik von Franz Roth.

ein Souventir-Exemplar gratis. Der Sommeraarten ist geöffnet.

Direktion: Julius

Male: Der

Frißs\che. arme | Lehnhardt.

fi für Thiere gleiher Rasse Prinz Solms, für Pointers 15 Punkte

Auftreten erster Gesangs Nicolai. | mental-Kürstler. Beginn des Conce Mittwoch: Im Theater: Der arme Jonathan. Im Park: Großes Doppel-Councert. Gesangs- und Inftrumental-Künstlern ersten Ranges. 1, und 2. Pfingsffeiertag : Früh-Concert. Anfang

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- rg. Dienstag: Zum 100, Male: Lustspiel in 3 Akten von Victorien S von Robert Bucholz, Anfang 7# Uhr.

Der Freischüt. Mittwoh: Die weiße Dame. Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nah der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- Großes Concert.

Marcella Sembrich, Königl. preuß. Kammersängerin,

Sonntag und Montag (T. u. Il. Pfingstfeiertag) : Gr, Früh-Concert. Anfang 6 Uhr.

Dienstag: Zum Großes Ausstattungs-

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Sonntag, den 2ò,, und Montag, den 26, am 1. und 2. Pfingstfeiertage: Großes Viilitär- Früh-Concert und Früh-Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Dienstag: Zum 100, Male: Der Goldfuchs8,. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Mu Anfang 7# Uhr Jeder Vesucber der heutigen Vorstellung erbält

Stcande und ift von \{attigen Wald- und Parkanlagen umzeben, unter wel@en besonders die zwiswen Stadt, Hafen und Strand be- legene, mebr als 100 Morgen umfassende, \chattige Plantage hervor- zuheben ift, welhe auf Befehl Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm 1V. nah den Entwürfen des Hofgartendirektors Lenné an- gelegt wurde Vor dem König Wilhclm-Bad befindet sich ein, über 100 Meter in die See hineingebauter, als Promenade dienender Steg, zuglei Landungsbrücke für Segelboote. Die ganze Anlage, welche si inmitten einer entstehenden Villenkolonie befindet, ist nit nur als Seebad, sondern des vorzüglihen Strandes und reihen Ozongehaltes wegen, als klimatisher Kurort zu empfehlen. Für das ÄAmüsement der Bade- gâste ist durch Bälle, vorzüglihe Concerte der daselbft garnisonirenden Regimentskapelle, Feuerwerke, Theater, Korso und Etxtrafahrten gesorgt. Selbst bei dem ungürstigsten Wetter ist der Aufenthalt an der See dur eine Strandhalle gesichert, und es bieten die große Anzahl von Dampf- und Segelschiffen, welche bei der Hafen-Ein- und Aus- fahrt hier vorbeipassiren müssen, eine stets wechselnde angenehme Unterhaltung. Der Weg zur Stadt und dem inneren Hafen führt dur die scattize Plantage. Für die leiblihe Verpflegung und gute Wohnung ist aufs Beste Sorge getragen. Direkte Eisenbahn- verbindung dur{ die Stettiner Bahn; Fahrzeit von Berlin ohne Umzusteigen: 4 Stunden.

Aus Hessen, 15. Mai. (Wes.-Ztag.) Von allen Ecken und Enden des Hessenlandes laufen Hiobs8posten über große Schäden ein, welwe wolkenbruchartige Unwetter in großer Zahl, mit Hagelschauern, Blißshlägen und gewaltigen Regenmassen verbunden, angerichtet baben. Insbesondere ist dem reih gesegneten Shwalm- thal, den obcrbessis&en Kreisen und den fruchtbaren Landstrihen an der Fulda, Ohm und Haun gar übel mitgespielt worden, und unab- sehbar ist ter Schaden, welcher den gut stehenden Feltfluren der Sommer: wie Winterernte zugefügt ist.

Hamburg, 19, Mai. (W. T. B) Einer Llovddeveshe aus Suez vom 18. d. M. zufolge is oer Postdampfer „Dacca* der British-India- Gesellschaft am 16. auf dem sogenannten Daedalus-Riffff gescheitert und sofort untergegangen. Die Passagiere und Mann-

aft sind vom Dampfer „Palameotta* aufgenommen worden und reits in Suez eingetroffen, Der Dampfer „Dacca* war auf der c

Reife nah Australien.

Marseille, 17. Mai. (W.T. B) Auf dem der „Compagnie trangatlantique“ gehörigen Dampfer „Ville de Tangre“ explo- dirte während der Abladungsarbeiten der Dampfkessel. Das Sciffsdeck wurde vollständig zerstört; biéher sind 4 Todte und 12 Verwundete konstatirt.

St. Gallen, 19. Mai. (W. T. B) In Balgach (N-ein- téal) sind gestern Nachmittag 28 Häuser und 16 Ställe nieder- gebrannt.

New-York, 18, Mai. (W.T. B.) Hier eingegangene Depeschen aus Havana berihten von einer daselbst gestern Abend stattgehabten s&recklihen Explosion. In einem Kurzwaaren-Magazin explodirte ein Faß mit Schießpulver, wodurch das Haus vollständig Zerstort, 22 Personen, darunter der Konsul von Venezuela und vier Chefs der Feuerwehr, getödtet und gegen 100 Personen verwundet sein sollen. Die Katastrophe habe große Beftürzung in Havana hervorgerufen.

Na Schluß der Redaktion eingegangene

| Depeschen.

Spandau, 19, Mai. (W. T. B.) Eine Anord“ung Der Staatsfabriken verbietet den darin beschäftigten Arbeitern, Geldsammlungen für strikende Arbeiter Zu veranftalten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

i A P P A E D D LRCLZMC P E. E ZNCANSHTE

Geöffnet von Die Ge-

Garl Miller, Urania, Invalidenstraße 57/62. Dirigent :

7 —107 Uhr. Dienstag, um 8 Uhr:

L 12 Großes D, vel- | sHichte der Urwelt.

UD Sn S E rts 6 Uhr, der | u Ee 2x

Familien-N

Verlobt: Frl. Helene Lindow mit Hrn. Ar bi- tekten Emil Johow (Berlin). Frl. Auguste Loose mit Hra. Kaufmann Georg Klein (Berlin). Frl. Margarethe Dehmann mit Hrn. Arthur Stalmann (Springe—Deli-Sumatra). Frl. Martha Pfißmann mit Hrn. Kauftnann Alexander Fiedler (Pirna—Leipzig), Frl. Hermine Otto mit Hrn. Heinrih Wegner (Damgarten Rosto). Frl. Helene Möller mit Hrn. Karl Schuldt (Doberan—Tesfsin).

Verehelicht: Hr. Apotheker Karl Fischer mit Frl, Anna Krug (Homburg, Reg.-Bez. Kassel) Hr. Prem.-Lieut. Friedri Riecke mit Frl. Alice Osterlob (Dreéden—Leipzig). Hr. Fabrikdirektor Wilhelm Reimann mit Fel. Margarethe Beyer (Rasten- burg). Hr. Zimmermeifter Friedrich Naumann mit Frl. Marie Becker (Gröbzig). Hr. Otto

‘Nioletta: & Lehrndt mit Frl. Emilie Müller (Berlin).

Q! Dr Qu Adolf Drels mit Fel, Elise Neliaug

(Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. August Hensel (Berlin). Hrn. Oskar von der Osten-Warnitz (Warniß). Hrn. Max Wieser (Berlin). Hrn. Albert Vierow (Berlin). Hrn. Apotheker J. P. Roth (Kirchberg, Reg -Bez. Koblenz). Cine Tochter: Hrn. Willy v. Zimmermann (Leipzig). Hrn. Dr, Rogivue (Magdeburg). Hrn. Landgerichts-Direktor Dr. Wagner (Zwickau).

Gestorben: Hr. Königl. Oekonomierath Ludwig Madensen (Geglenfelde bei Hammerstein in Westpr.). Hr. Königl. Amtsrath Friedri Schroeder (Alvensleben). Hr Ferdinand Barth (Berlin). Hr. Rentier H, Landsheim (Lands- berg a. W) Hr. Franz Marggraf (Berlin). Hr. Wilhelm Rasenack (Frankfurt a. O.). Frau Hermine Petersson, geb. Schröder (Berlin).

Or. Dr. Hermann Dewitz (Berlin),

Auftreten von

Marquise. ardou. Deuts

Lucia von

Entré? 30 4,

4 Akten und

Redacteur: Dr. H. Klee.

Berlin: Verlag der Expedition (S holz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag? s Anstalt, Berlin SW,, Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (eins{ließli® Börsen-Beilage), und der Sommer - Fahrplan für den Bezirk

(8365)

Mittwoch: Benefiz für den Kapellmeister Gustav | der Königlichen Eisenbahn-Direktion (links-

rheinische) zu Köln.

zum Deutschen Rei

./¿ 120.

Erste Beilage

s-Anzeiger und Königlich Preuß

Berlin, Montag, den 19. Mai

ischen Staats-Anzeiger.

1890,

(s

Königreich Preußen. Beneke’sche Preis-Stiftung.

Die philosophische Fakultät zu Göttingen hat am 11. Mär, "890 von den beiden BewerbungëEschriften, welche als Beantwortungen der im Jahre 1887 gestellten Beneke’shen Preisaufgabe : „Zenonis,

Cleanthis, Chrysippi stoicorum principum et discipulorum quae /

supersunt reliquiae ad res ethicas politicas divinas spectantes colligantur et pertractentur ita, ut libri cujusque quantum quidem fieri possit et argumentum illustretur et vestigia apud posteriores scriptores latentia indagentur“ eingegangen waren, der mit dem Motto: „Ev oîzíaus ueitoot TapaninTte T/d ritTUpa xai rogoì 7upoi rtvég * versehenen den crsten Preis zuerkannt.

Als Verfasser ergab \ich Herr Dr. phil. Hans von Arnim- Fredenwalde zu Halle a. Saale.

Die Beurtheilung der eingegangenen Bewerbungs\riften soll in den Nachrichten von der Königlichen Gesellshaft der Wissenschaften und der Georg-Augustis-Universität zu Göttingen aus dem Fahre 1890 Nr. 4 erscheinen.

Für das Jahr 1893 ftellt die philosophische Fakultät folgende

neue Beneke’sche philosophische Preisaufgabe : ___ Die Bahnbewegung des in mehrfacher Beziehung so sehr interessanten Biela’s{en Kometen hat im Sahre 1861 dur Hubbard insofern eine ausgezeihnete Bearbeitung ge- funden, als dieser Astronom die Beobahtungen der beiden Komponenten des Kometen während der Erscheinungen in den Iabren 1845/46 und 1852 mit Berücksichtigung der inzwishen dur die großen Planeten verurfahten Störungen mit einander in Verbindu 1g gebracht und daraus Elementcnsysteme bergeleitet hat, welche den Vorausberechnungen für die freilich erfolglosen Natforschungen während der zu erwartenden Wiederersheinungen als Grundlagc gedient haben.

Die philosopkbische Fakultät stellt nun die Aufgabe, daß cine strenge, na einbeitlihen Grundsäßen und mit Benutzung der neuesten und besten Hülfsmittel in Bezug auf die Oerter der Vergleichsterne und die ange- wandten Sonnen- und Planeten-Tafeln sowie die Planetenmassen ausgeführte Untersuchung mit Berücksichtigung aller in Betracht tommenden Störungen au über die vorhergegangenen Erscheinungen in den Jahren 1832, 1826, 1805/6 bis zu 1772 zurück ausgeführt werde und daß diese Untersuhung, wenn au der Komet nah 1852 niht wieder aufgefunden worden ist, mit Innehaltung der dazu er- forderlichen Genauigfkeitsgrenzen in der Rechnung und mit RNückskch{t auf die fernerhin erfolgten größeren Störungen bis zum Jabre 1872 auêgedehnt werde, um neue Nufschlüse über die noch nicht aufgeklärte Beziehung dieses Kometen zu dem nab Klinkerfues' Anzeige bon Pogson aufgefundenen kometenartigen Objekt zu erbalten, Es wird dabei Gewicht darauf gelegt, daß die Störung8werthe in der einzureihenden Abhandlung nicht nur in ibrer Gefammtwirkung von einer Erscheinung zur anderen, sondern wenigstens für die hauptsäclich in Betraht kommenden Planeten Erde und Jupiter in den End- resultaten in geeigneten Abständen für den ganzen Zeitraum mitgetheilt werden, um zu Zeiten der wiederholten großen Annäherungen des Kometen die Wirkungen einzeln erkennen zu können; ferner dürfte noch die Frage zu erörtern sein, ob die von Winnecke besprovenen Anzeichen einer {on im Jahre 1805 angedeuteten Duvlicität des Kometen (siehe Vierteljahrs\chrift der Astroxromishen Gesellschaft Jahrgang 15) bei der gesonderten Behandlung der Bewegung der beiden Komponenten cine Bestätigung finden.

Es wird hierbei daran erinnert, daß nach ftatutarischer Be- stimmung bei der Stellung und der Bearbeitung der Benek-'\Hen Aufgaben das Gebict der fogenannten spekulativen Philosophie zu vermeiden tit.

Bewerbungsschriften sind entweder in deutsher oder in lateinisher oder in fran;osisher oder in englisher Sprache, auf dem Titelblatt mit einem Spruche versehen, bis zum 31. August 1892 an uns einzusenden. Der Bewerbungsschrift ist cin versiegelter Brief beizugeben, welher auf der Außenseite mit dem Syruche der Abhandlung bezeichnet ist und innerhalb Namen, Stand und Wohnort des Verfassers ang ebt. In anderer Weise darf der Name des Ver- fafsers niht angegeben sein. Auf dem Titelblatte der Arbeit muß ferner die Adresse bezeichnet fein, an welche die Arbeit für den Fall, odaß sie niht preiswürdig befunden wird, zurückzusenden ist, Der erste Preis beträgt 1700 M, der zweite 680 A Die etwaige Zuer- kennung dieser Preise erfolgt am 11. März 1893, dem Geburtêtage des Stifters, in öôffentliber Sitzung der philosophischen Fakultät zu Göttingen. Die gekrönten Arbeiten bleiben unbeschränktes Eigen- thum der Verfasser. Die Preisaufgaben, für welche die Be- werbungss{riften bis zum 31. August 1890 und bis zum 31, August 1891 einzusenden sind, finden si in den Nachrichten von der König- lichen Gesfellsbaft der Wissenschaften und der Georg - August'é- Universität zu Göttingen im Iahrgange 1888 auf Seite 132 und im Jahrgange 1889 auf Seite 345.

Göttingen, den 1. April 1890,

Die philofophishe Fakultät. Der Dekan. C. A, Volquardsen

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der vorgestrigen (8.)Sißung des Reichstages. Fortseßung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung.

Abg. Dr. Hartmann : Was der Vorredner über die poli- tische und soziale Gleichberehtigung sagte, unterschreibe ih auch. Jm Uebrigen beabsichtigte er, uns ein Präludium für den freisinnigen Geseßentwurf über die Berufsvereine vorzutragen. Dieser Entwurf, wie der des sozialdemokratischen Abg. Auex U. Gen. kommt aber erst später zur Verhandlung. Was uns hier vorgelegt ist, ist ein Werk des Friedens im eminentesten Sinne. Der Vorredner nahm die Viene an, als ob die Thaten des Reichstages auf dem Gebiete der Arbeitershuß- Geseßgebung wesentlich oder gar allein das Verdienst der freisinnigen Partei seien. Dem muß ih widersprechen. 1869 wurde bei der Berathung der Gewerbeordnung auf dem Gebiete des Arbeitershuges nicht von den Freisinnigen, sondern von den Mitgliedern des Centrums und der konser- vativen Fraktion vorwärts gedrängt. Jh erinnere an die Anträge von Stumm und von Helldorff vor 12 Jahren. Die Freisinnigen waren die Letzten, welhe ihren Widerspruch da- gegen aufgaben und sich aus dem Banne des Manchesterthums befreiten, und zwar zunächst nur mit einem weißen Sperling, dem früheren Abg. Halben. Die Vorlage {ließt fich im

esentlihen an das an, was der Reichstag wiederholt mit großer Mehrheit angenommen hat. Nach der Rede des Abg. Sthrader fürchte ih aber, daz die Einzelberathung nicht so glatt abgehen wird. Es klang noch ein Ton aus alter Zeit durh diese Rede. Wir können nicht einzelne Bestimmungen herausstreichen

ohne daß die Einheitlichkeit des Ganzen verloren geht Die Bestimmungen über den Kontraktbruch und die Auswüchse des Koalitionsrechts gehen mit denen über den Arbeitershuß Hand in Hand; denn dem Arbeitershuß steht der Schuß der Arbeit- geber gegenüber, und die leßteren sind nah der Entwickelung der Dinge des Schutzes dringend bedürftig. Bezüglich der Sonntagsruhe is zu prüfen, ob die Dauer und namentli der Beginn der Ruhezeit richtig gewählt ist. Bezüglich der Be- fugnisse der Verwaltungsbehörden habe ih auch einzelne Be- denken, aber ohne weitgehende Vollmahten für die Verwal- tung geht Derartiges niht. Der Vorredner will die Voll-

machten dem Reichskanzler statt dem Bundesrath ein-

j räumen. Dem muß ih widersprechen, denn in dem leßteren, | dem Kollegium der Vertreter der Bundesregierungen, ift eine

solche Fülle von Kenntniß und Erfahrungen auf jedem Gebiet vereint, wie man an keiner anderen Stelle findet. (Zwischen- ruf links.) Ja, Sie sprechen ih allerdings für die Vorlage aus, werfen ihr aber im Einzelnen Steine in den Weg, damit das Ganze fällt. Das ist immer die Taktik. Gegen die Beschränkung der Kinderarbeit in den Fabriken habe ih Bedenken, so lange nicht den Kindern in der Hausindustrie Schuß gegen die dort herrschenden und anerkannten Uebel- stände gewährt wird. Jn der Hausindustrie werden die Kinder rüctsihtsloser und unverständiger ausgebeutet als in den Fa- briken, Die Bestimmungen über die Beschäftigung der Arbei- terinnen über 16 Jahre bedürfen einer ganz besonders sorg- sältigen Prüfung. Denn hier sprechen sehr shwerwiegende Interessen sowohl der Arbeiterfamilien als auch der bethei- ligten Fndustrie mit. Jm JFnteresse der Erhaltung der Ge- sundheit der Nation muß die schonungslose Ausnußzung der weiblihen Arbeitskräfte verhindert werden. Jm Großen und Ganzen wird hierin die Vorlage Annahme find-n müßen. Die Befugniß des Bundesraths, in gewissen Fabrikations- zweigen auch die Beschäftigung der Arbeiterinnen über 16 Jahre in der Nachtzeit zuzulassen, geht auch uns zu weit, und wir werden in der Kommission eine Aenderung erwägen. In Bezug auf das Trucksystem is nihts Wesent- liches in der Vorlage geändert: es is nur das Verbot desselben, das wir bereits geseßlich haben, weiter ausgedehnt. Unseren Beifall finden die Bestim- mungen, nah welchen die jugendlihen Arbeiter wieder mehr unter die Zucht des Arbeitgebers und der Eltern gebracht werden. Für die Ausbildung der Arbeiterinnen im Hauswesen müssen da, wo viel Frauen beschäftigt sind, Haushaltungs- shulen neben den Fortbildungs\chulen sorgen. Die Einrich- tungen für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiter, sowie für die Wahrung der Sittlichkeit und des Anstandes sind eigentlih selbstverständlihe Dinge, die ein einsihtsvoller Arbeitgeber auch ohne geseglihen Zwang treffen wird. Aber gleihwohl sind in manchen Fabriken nicht erfreuliche Zustände vorhanden, und daher ist es nul, daß das Geseg eine Art |

l E Regulativ da- für aufstellt, welhes die Unternehmer anleitet zu dem,

was sie zu thun haben, und den B:hörden ein Maß Des-

jenigen giebt, was sie zu fordern berechtigt sind, Nüglich sind auch die Bestimmungen über die Arbeitsordnungen, welche allerdings {on vielfach vorhanden sind. Alle diese Bestim- mungen über den Arbeits\huß gewinnen dadurch an Bedeu- tung, daß ihre Ausdehnung auf die Hausindustrie vor- behalten ist. Damit wächst aber der Wirkungskreis der Gewerbeinspektoren. Wenn diese auch dem Handwerk und der Hausindustrie ihre Wachsamkeit, ihre Hülfe und ihren Rath zuwenden sollen, dann muß eine Vermehrung der- elben cite, Die ja QUO n At gestellt (L Daß die Sonntagsruhe auch für das Handelsgewerbe eingeführt werden soll, begrüße ih mit besonderer Freude, da dafür ein großes Bedürfniß vorliegt. Die Prinzipale haben auch nichts dagegen, wenn alle ihre Konkur- renten gleichfalls die Geschäfte am Sonntag schließen. Es ist zu erwägen, ob niht auch den jugendlichen und weiblichen Arbeitern im Handelsstande der ganze Schuß dieses Geseßes zu Theil werden soll. Wo bleiben nun aber die Arbeitgeber ! Diesen sind dur die Arbeiterversicherungs: Geseße große Lasten auferlegt, die am \{chwersten von den kleineren und mittleren Gewerbetreibenden empfunden werden, umsomehr, als sie keinen Dank und Anerkennung dafür haben, Was thut nun der Geseßentwurx|f auch zum Schuß des Arbeitgebers ? Das . Wichtigste dieser Vorlage liegt auf dem Ge- biet des Kontraktbruhs und der Arbeitseinstellung. Vev orre U u meinem guoßten Grstaunen sich dagegen ausgesprohen, daß auf diesem Gebiet CIURS GeOnoer eve O giaube daß einer der Haupt.lagen und Beschwerden unserer Arbeitgeber Genüge ge- leistet und der vielfa auftretende, Aergerniß erregende Unfug beshränkt und beschnitten werden muß. Das Häßlichste in unseren Arbeiterverhältnissen ist diese chnöde Nichtahiung des Rechts, die massenhafte Arbeitseinstellung ohne Gründe und der {mählihe Terrorismus der strikenden Arbeiter gegen ihre Kameraden, die weiterarbeiten wollen, und gegen die Arbeit- geber. Wir können nicht zugeben, daß hier zu weit gegangen ist, im Gegentheil, man hält den Schuß, welchen der §. 121 gegen den Kontrattbruh giebt, niht für ausreichend. Die wohlwollende Absicht des Geseßentwurfs ist ja klar, aber die Ausführung läßt doch zu wünschen übrig. Uebrigens behandelt der Geseßentwurf Arbeit- GeUeT Uno Mueller n Vou aur den Sonate bruch paritätish, die sozialdemokratishen Geseßentwürfe thun dies micht. Der Arbeitgeber, der einen Kontraktbruh bisher beging, konnte verklagt und verurtheilt werden, während der kontraktbrüchige Arbeiter fih in die Büsche s{hlug und keine Entschädigung leistete. Die Buße, welche in diesem Geseg an die Stelle der Entschädigung treten soll, ist ja eine sehr ge- ringe. Was die Bestrafung der Verleitung zum Kontrakt- bruch durch widerrechtlihe Mittel betrifft, so verstehe ih nicht, wie man im Namen der Freiheit eine solche Tyrannei, wie sie sih durch körperlihen Zwang oder durch andere Drohungen kennzeihnet, irgendwie vertheidigen kann. Jn Bezug auf das Strafmaß halte ih ein Minimum von einem Monat für vollkommen berechtigt, ebenso, daß das ck gewohnheitsmäßige Vornehmen derartiger Dinge unter

schwere Strafe gestellt wird. Der Begriff „gewohnheitsmäßig“ ist längst in die Geseßgebung eingeführt, und die Behörden werden damit fertig werden wie bisher. Ebenso bin ih dafür, daß die gleihen Strafvorschristen Anwendung finden auf Den- jenigen, welcher die Arbeiter zur widerrechtlihen Einstellung der Arbeit oder den Arbeitgeber zur widerre{tlihen Entlassung von Arbeitern auffordert. Diesen Aufforderungen \ind oft Ausschreitungen und Gefährdungen des öffentlichen Friedens und der Ordnung zuzuschreiben. Man muß hier die Humanität nicht zu weit treiben, Wenn der Vorredner meint, das Ver- bot einer solhen Aufforderung würde die Dinge in das Ver- borgene treiben, so läßt sich derselbe Einwand auf jedes Verbot anwenden. Diese Aufforderung ist aber auh nicht mehr so s{chädlich, wenn sie geheim geschieht. Nun ift niht zu leugnen, daß guch durch diese Vorlage den Arbeit- gebern {were Opfer zugemuthet werden. Sie mögen aber bedenken, daß dieje Opfer niht allein dem Arbeiter, sondern mittelbar dem Vaterlande und auch ihnen selbst wieder zu Gute kommen. Durch die bisherige soziale Geseßgebung haben wir etwas erreiht, was noch niemals dem Arbeiterstande gegeben worden ist. Die Opfer, welche damals von der Ge-

S

7 4

sammtheit und von den Arbeitgebern übernommen worde sind, werden ihre Früchte tragen. Die ganze Kulturwelt hc

F L 4 l

davon einen Gewinn. Andere Staaten sind uns bereits n gefolgt, andere schicken si an, es zu thun. Die Aera Wilheln ist abgeschlossen, eine neue Aera ist angebrochen in verheißungs- vollem Maße durch die Erlasse Sr. Majestät des Kaisers vom 4. Februar dieses Jahres. Nachdem die Arbeiter vor Sorgen und Bedrängnissen geshüßt find, handelt es sich nun darum, auch ihre Gesundheit, Sittlichkeit, Kraft und Arbeitsfreudigkeit zu shügen. Mit dieser Vorlage übernehmen wir die Führung; das muß uns mit besonderer Freudigkeit

A

erfüllen, Wir werden, wenn wir dieses Geseß zu Stande gebracht haben, etwas gethan haben, was bisher in dieser Ausdehnung noch nirgends geschehen ist, i

Abg. Graf von Galen: Vieser Gegenstand ist nit neu. Bereits im Fahre 1877 hatte ih die Ehre, Jhner einen Antrag des Centrums zu unterbreiten und ein allgemeines sozial- politishes Programm zu entwickeln. Wir forderten da- mals [hon die Negierung auf, mt den Grundsäßen des laisser faire, laisser aller und der uneingeshränk- ten Gewerbefreiheit und Freizügigkeit zu brehen, weil sonst eine Arbeitergeseßgebung nicht wirksam sein könne. Der von Gott und seinen Geseßen losgelöste Egoismus hat sich dieser Freiheit bemächtigt, und hierdurch ist die bestehende Ordnung in ihren Fundamenten bedroht. An diesen Grund- säßen hat das Centrum festgehalten troy der ablehnenden Haltung der Regierung und Anfangs au des Reichstages. Durch das thatsächlihe Eingreifen Sr. Majestät ist heute eine Wendung eingetreten, deren Resultat in dieser Vorlage uns vorliegt. Wir begrüßen deshalb dieselbe mit großer Freude. Die Hauptsache is für uns der Shußz der Sonntagsruhe. Das Geseß will den Unterthanen die Freiheit gewähren , den Sonntag nah den Geboten Gottes und seiner Kirche zu feiern. Wir erkennen darin die Durhbrehung eines Prinzips, welches bisher geherrsht hat. Schuß der Familie und demgemäß der Ehe schließt sh an die Sonntagsruhe enge an. Dies kann aber nur erreiht werden, wenn die Kirche und ihre Tochter, die Schule, frei ist und sie ihre alten Rechte wiederbekommt. Geschieht dies nit, so ist alle Arbeit hier vergeblich.

Abg. Miquel: Wir haben es gewiß Alle mit großer Freude begrüßt, wenn der Kaiser entschlossen den großen Schritt gethan hat, cine Konferenz aller euroväishen Kultur- staaten zu berufen, um gemeinsam die hier vorliegenden Fragen zu beantworten. Einige Länder, beispielsweise Oester- reih und die Schweiz, sind uns {hon erheblich voraus. Es hat also gar kein Bedenken, auch ohne daß unmittelbar diese internationale Konferenz einen Erfolg gehabt hätte, bereits diese Borlage als eine nationale zur Verabschiedung zu bringen. Jh glaube nicht, daß: diese Vorlage die deutsche Jndustrie in ihrem Wettringen mit den großen Konkurrenzländern in irgend einer Beziehung wesentliG schädigen würde. Die Produktionsbedingungen in den verschiedenen Ländern in Bezug auf Klima, Kapitalreihthum, Geschiklichkeit der Ar- beiter, Steuer- und Zollverhältnisse 2c. sind an ih {on so groß, daß eine mäßige Verschiedenheit in Betreff des Arbeiter- \hußes nur in sehr geringem Maße die Konkurrenzfrage be- rührt. Eine zweite Bemerkung richtet sich an die deutschen Arbeitgeber. Es läßt sich nicht verkennen, daß gegenwärtig durch die Sozialpolitik den Arbeitgebern erheblihe Kosten erwachsen sind und daß eine gewisse Beunruhigung \ich der Fndustrie bemächtigt hat. Jm Jnteresse der Arbeit- geber und Arbeiter muß immer die Grenze inne ge- halten werden, daß durch geseßliche Vorschriften die Produktion nicht wesentlich lahm gelegt werden darf. Für die deutschen Arbeitgeber liegt aber in dieser Be- ziehung wirklich keine Gefahr vor. Diese sozialpolitische Geseßgebung ist mehr wie jede andere eine allmählich fort- schreitende. Das isst auch für diejenigen eine Beruhigung, denen dieser Gesezentwurf noch nicht weit genug geht. Aller- dings müssen si die gesammten Verhältnisse noch einer solchen neuen ge]eßgeberishen Arbeit widerseßen. Alle diese Be- stimmungen find im Wesentlichen Zwangsbestimmungen. Wir verlassen das Gebiet der reinen, freien Entschließung bis zu einer gewissen Grenze. Auch auf anderen Gebieten erscheint ein solches Vorgehen zunächst ungewöhnlich und ruft Klagen über die Eingriffe ins Eigenthum, über das Neglementiren, über das Ueberwuchern der Polizei 2c. hervor. So geht es zum Beispiel beim Erlaß neuer Bauoronungen. Was im Anfang als lästiger Zwang erschien, wird nachher Sitte und Gewohnheit. Gerade so wird es dem Arbeitgeber mit dieser Vorlage gehen. Auch als der Slaal aning, die alten zeudalbérren unler die Staatssouveränetät zu beugen, waren zuerst die Klagen über die Beschränkungen der alten deutshen Freiheit allgemein. Was die Vorlage selbst betrifft, so sind die Be- stimmungen über die Sonntagsruhe, die Frauen- und Kinder- arbeit streitig niht in materieller Hinsicht, sondern nur noh bezüglich der Kompetenzverhältnisse ihrer Durchführung. Hr. Schrader hat eine Reihe von Bestimmungen der Vorlage