1890 / 125 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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andemer in Neusten der kommenden Woche, um in der üb- dem Landgericht TLn Ferienzeit den Mitgliedern die nothwendige vie kommende Saison zu gewähren. Von der zug- wesangéposse „Der Goldfuhs“ finden demnach nur noch

« Aufführungen statt.

Mannigfaltiges.

Das Palais Kaiser Wilhelms I. wurde, wie das „Dts. Tagebl,“ mittheilt, gestern dem Publikum wieder geöffnet. Jn den Gemächern ist fast Alles unverändert, Die Wäsche, das Glas- und Silbergeschirr des Kaiserlichen Hofftaats ist nach dem Schloffe ge- braht worden. Nur die Bücherschränke in der Bibliothek Kaiser Wilhelm's find jeßt leer, da Prinz Heinri die von ihm geerbten Bücher hat nah Kiel hafen lassen. Auf einem der Bücherbretter steht jeßt eine früher dem Kaiser gehörige Büste des Fürsten Bismark. Alle die Hundert dem Kaiser gewidmeten Angedenken liegen an alter Stelle. Unweit von einem von der Kaiserin Friedri mit Malereien ge- \{müdckten Lesepult fällt ein Miniaturgemälde von Merkel-Heine (Wiesbaden) ins Auge, das den Fürsten Bismarck am Arbeitsti\h zeigt; Kaifer Wilhelm hatte das Bild selbs in Wiesbaden gekauft ; ferner die von der Kaiserin Friedrih mit den Bild- nissen der Urenkel des Kaisers verzierte Uhr, welche die hohe Frau dem greisen Kaiser zum 90. Geburtstage verehrte. Im Arbeitszimmer des Kaisers is die Stelle besonders gekennzeichnet, auf der Fürst Bismarck feinen Vortrag zu halten pflegte. Die letzten Briefeingänge, darunter ein Aktenfascikel mit dem Vermerk „Haus der Abgeordneten“, au die am Sterbetage des Kaisers eingegangenen Zei- tungen liegen wie an jenem Tage auf dem Arbeitstisch. Auf einer Causeuse steht ein Bild Kaiser Friedrichs, unweit davon hängt ein Gemälde, das den jeyt regierenden Kaiser als Knaben darstellt. An Kaiser Friedrich erinnern außer zahlreihen Bildern, die ihn no in blühender Manzeskraft darstellen, auch die kolorirten Zeich- nungen des Kostümfestes zur Silberhochzeit Kaiser Friedrih's und feiner Gemahlin Ale die bekannten, von Kaiser Wilhelm selbst auf den Kunstausstellungen erworbenen Gemälde zieren die Gemächer des Palais wie zu jener Zeit, da der Kaiser sich am historischen Eck- fenster dem Volke zeigte. Auch in dem Arbeiiszimmer der Kaiserin Augusta hat man jedes Stück pietätvol so belassen, wi: es in den leßten Lebenstagen der Ka!serin noch von ihr benußt wurde Die \chöônen Palmen aus dem Gartenzimmer der Kaiserin sind jeßt na Potsdam gebracht worden. Neu für alle Diejenioen, welhe in früheren Jahren das Kaiserlihe Palais bereits befuht haben, ift das noch von der Kaiserin Augusta angeordnete Arran- gement im Fahnenzimmer, zu dem auch der regierende Kaiser einen Kranz gestiftet hat, dessen Atlas\chleife in großen Goldbuchftaben folgende Inschcift ziert: „Dem Andenken Meines unvergeßlihen Großvaters zur Erinnerung an die Zeiten, wo die Fahnen des Garde-Corps vor Seinen Augen hier ruhen durften.“ Darunter: „Sein Enkel Wilhelm 11, Deut!her Kaifer und König von Preußen“. Ueber dem ehemaligen Fahnenständer erhebt si ein großes Lanner aus weißem Atlas mit den Worten: „Hier standen Preußens siegreihe Fahnen“. Unter diesem Banner ‘steht auf einer Etagère die Büste Kaiser Wilhelm's 1 und darunter befinden \sich die Büsten Bismarck's und Moltke?s. Am Fuße des ganzen Arrangements liegt ein bescheidener Kranz, gewidmet von der Großherzogin von Baden. Von den un- zähligen Andenken, welche patriotishe Hingebung dem Begr ünder des Deutschen Reichs gewidmet, wäre nochþ Vieles zu erwähnen. Die Sterbezimmer des Kaisers und der Kaiserin werden nit gezeigt.

Die Altersversorgungsanstalt der Kaiser Wilhelm- Augusta-Stiftung, welhe anläßlich der Feier der goldenen Hochzeit des Kaiserpaares, dessen Namen fe trägt, von der Stadt

Berlin begründet und seitdem zweimal aufs Neue von der Stadt mit Kapitalzuwendungen von je 300 000 4 bedaht wurde, hat, der „Voss. Ztg.* zufolge, auch in der Bürgerschaft ein lebhaftes Interesse hervorgerufen, welhes ihr \{chon alsbald nah ihrer Gründung namhafte Zuwendungen von Privaten ver- schaffte. Sie beziffern sich auf die bedeutende Summe von 87000 A Bei einem so großen Vermögen und mit den jährlihen Zushüssen aus der Stadtkasse war es mögli, das Anstaltsgebäude durch Erbauung zweier Seitenflügel zu erweitern und eine größere Zahl von Hospitaliten aufzunehmen. Indessen ge- statten es die laufenden Mittel zur Zeit do noch niht, alle Räume der Anftalt zu Hospitalzwccken nutzbar zu machen; es wird deéhalb vorläufig noch ein Theil vermiethet. Die Anstalt ist am 1. April 1882 eröffnet. Während im erften Jahre 45 Benefizianten in der- selben wohnten, konnten Ende März v. J. 144 Personen die Wohl- thaten derselben genießen.

Chrende Denkmäler sollen, wie das „Berl. Fremdenbl.“ mit- theilt, im Laufe dieses Sommers den in Apia und Sansibar im Kampfe gefallenen, verunglückten und verstorbenen Offi- zieren und Mannschaften der deutshen Marine errichtet werden, zu denen die Mittel von den Offizieren der Kaiserlichen Marine durch Sammlungen aufgebracht worden sind. Beide Denk- mäler sind von gleicher Form und gleihem Material und stellen einen etwa 25 m hohen Obelisken aus fkarrarishem Marmor dar, welcher etwa in halber Höße durh ein ftark profilirtes Gesims in einen oberen und einen unteren Theil getheilt ist. Der obere zeigt auf der Vorderseite in Reliefarbeit den Marine-Adler mit Anker und einen Lorberkranz nebst Widmung; der untere Theil trägt die Namen der gebliebenen Offiziere und Mannschaften in eingemeißelter, vergoldeter Schrift. Beide Denkmäler, welche je 2500 F kosten sollen, werden von dem Professor Eduard Lürßen in Berlin, einem geborenen Holsteiner, angefertigt.

Mitglieder des Touristen-Klubs für die Mark Branden- burg veranstalten einen Ausflug nah der Insel Bornholm vom 14.— 20. Juni, Die Abfahrt geschieht am Sonnabend, 14, Juni, Nachmittags etwa um 4 Uhr vom Stettiner Bahnhof nah Swine- münde. Ein dänischer, schr bequemer, mit Kojen ausgestatteter Posft- dampfer stickdt vm 11 Uhr Abends in See und erreicht die Stadt Rönne urgefähr um 7 Uhr Morgens. Im Verlaufe der Partie wer- den berührt: Hasle, Jons Capelle, die Ruinen von Hammershuus, der Hammer, (Nordspize mit Leuchtthurm) Sandvig, Allinge, Hellig- domen, Rö, Gudbjem, (Fischerei und Rettungéstation) Svanicke, Almindingen, Rytterknegten, NRönne. Gelegentlich der Rück- tour wird am 20, Juni eine Rundfahrt um die Insel Bornholm, sowie ein mit zweistündigem Aufenthalt verbundener Absiecer nah der Insel Christianes unternommen. Der Preis für Verpflegur.g und Beförderung ist auf 85 4 festgeseßt. Den Vertrieb ter Tkeilnehmcrkarten haben der Invalidendank, Markgrafenstr. 51 a, sowie die Hrrn. Franz Tiémar, Voßstr. 34, und Max Brandenburg, Mitter walderstr. 55, part., übernommen. Der Auéflug findet, da keinerlei Strapazen mit demselben verbunden, mit Damen ftatt. Die Theilnehmer; abl if auf 100 Personen be\{ränkt und werden die Meldungen bis spätestens zum 7. Juni erbeten. Findet der Ausflug wegen mangelnder Betheiligung nit statt, fo werden die eingezahlten Beträge cegen Rückgake der Billetbüher spätestens am 12. Juni zurückgezahlt, S

Im „Nordland-Panorama“, Wilhelmstraße 10, läßt fich \ckon jeßt aus tem Touristenbesuh erkennen, welchen Umfang die dies- jährigen Reisen nah dem boben Norden annehmen werden. Reisende aller Nationen besichtigen alltäglih die Gemälde. Der Eintritts- preis im Nordland-Panorama soll für die Pfingstfeiertage nur

50 S betragen. Dieser Hinweis dürfte Vielen, welche sich noch die interessanten Ausstellungen ansehen wollen, genehm sein.

Lübbenau, 22. Mai. (Voff. Ztg.) Heute Nachmittag 2 Uhr 30 Minuten ist hier unter donnerähnliem Getöse eine Erdfläche, über 3 Morgen groß, mit vier Gebäuden versunken. Drei Ae und ein Pferd werden vermißt, Menschenleben sind nicht zu eklagen.

Ratibor, 23. Mai. Bctreffs des Unglücks an der Thurzer Fähre theilt die „Rat. Ztg.“ mit, daß die Zahl der bis jeßt auf- gefundenen Todten 27 beträgt. Es fehlen noch 16. Die Angehörigen der Leßteren betheiligen sich Tag und Nacht an den Nachforschungen unter Aufsicht von Gendarmen. Bis sämmt!lihe Leichen geborgen sein werden, dürften noch Wochen vergehen, da die Strömung in der Oder an der Unglücksftelle sehr reißend if und die ertrunkenen Mädchen, der Landesfitte gemäß, zahireiwe Festtagskleider angelegt hatten, die, mit Waffer getränkt, die Leichen auf dem Grunde des Flusses zurückhalten.

Goslar am Harz, 22. Mai. (Wes.-Ztg.) Militärishe Hülfe wurde heute früh von Harzburg aus erbeten wegen der gestern dort eingetretenen UÜeberschwemmung in Folge von Gewitter- wolkenbrüchen. Zwanzig Mann vom hiesigen Bataillon fuhren mit dem Mittagszuge dorthin. Eine Unmasse von Bauholz foll vom Gebirge nah Harzburg ges{wemmt worden fein; viel todtes Wild ist aufgefunden worden, der sonstigen Verwüstungen dur Sewalt der niederstürzenden Wasser nicht zu gedenken. Bei Bahnhof Börßum steht Alles unter Wasser. Wir hatten gestern neben dem stärksten Gewitter ebenfalls sffundenlange Wolkenbrüche.

Wien. Aus Adelsberg, 18. d. M., wird der „Wien. Ztg.“ ge- schrieben: Als im vorigen Iahre die Ottokar-Grotte nägst Adelsberg entdeckt worden war, muthmaßte man, daß diese ungefähr 400 m lange Grotte einen Bestandtbeil des Adelsberger Höhblenreviers bilde. Kürzlih ents{chloffen si einige Adelsberger Bürger, dem unterirdishen Lauf der Poik von der Adelsberger « Grotte aus zu folgen, und erreichten alücklich das Belvedere der Ottokar - Grotte. Die Fahrt, durch welche ungefähr 1000 m neuentdeckter Gänge ers{chlossen waren, legten sie der vielsahen Hindernisse wegen in nahezu sechs Stunden zurü. Die Müben und Gefahren wurden aber reilich belohnt, da nit nur der Zusammentang der beiden Grotten, sondern auch An- zeichen von vicifaden Verzweigungen gefunden wurden, die noch eine ganze Reihe von interessanten Entdeckungen gewärtigen lassen.

London, 21. Mai, (A. C.) Der am Themsequai stehende egvptishe Obelisk, die sog, „Nadel der Cleopatra“, liefert den deutlichsten Beweis der Rauhheit des englischen Klimas. Das Denkmal, welchcs Jahrtausenden ohne Schaden getroßt hat, zeigt bereits Symptome \chnell forts{reitender Verwitterung und die Zeit dürfte niht mehr ferne sein, wo die bieroglyphishen Inschriften ab- gebröckelt sind. Es wird daher vorgeschlagen, den Obelisken mit einem wetterbeständigen Firniß zu überziehen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

London, 24. Mai. (W. T. B.) Der Großherzog

und die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitß

sind heute früh nah Deutschland abgereist.

(Fortseßung des Nichtamtli®en in der Ersten Beilage.)

P

Wetterbericht vom 24. Mai, Montag:

M orgens 8 Uhr. rin.

ius

Temperatur in 9 Gel 4- R,

°° [69C.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d, Meeressp, red, in Milli

m.

Anfang 7 Uhr.

S - or S T e)

Mullaghmore 765 Aberdeen . . | 770 Christiansund 768 |SW Kopenhagen . | 771 O Stodtholm . 769 [W aparanda . | 764 |NO St. Petersbrg. 768 |NO

[ONO ¡OSOD

5 wolkenlos 1/Dunst 2 bedeckt 1 wolkenlos 2 wolkenlos 2 halb bed. 1 wolkenlos Moskau . 760 N 3|bededt Cork, Queens- | n. | 762 DSD dhhalb bed. Cherbourg . 761 |ONO (beiter EIDEE ee 766 |D 2 wolkenlos 769 D 1 wolfenlos Hamburg . . | 768 |O 3 roolïenlos Swinemünde | 769 |NO 3 wolkenlos Neufahrwafser| 768 [NO 3 wolkenlos Memel .. . |_768 |NO 3 beiter

Paris Al 162 (D 1\wolfenlos iter... | 765 \NO 4 wolkenlos Karlsruhe. . | 763 |NO 4 wolkenlos Wiesbaden . | 764 |NO 3 wolkenlos München . . | 764 |NO 4 wolkenlos Chemniy .. | 767 \NO Ulbedeckt Berlin... . | 767 |ONO 4hhalb bed. Breslau. . . | 766 |NW 2'bedeckt ZlE d'Aix. 760 |SSW 3 wolkenlos Nizza R 761 O 3 wolkenlos E 4 | C01 [D 1halb bed.

Vebersit der Witterung.

der Wildnif. Montag: Dienstag:

Donnerstag:

Dierstag: 7{ Ubr.

Montag: ist er über der Nordsee und der westlihen Ostsee, Dienftag: am niedrigsten über Süd-Europa. Bei s{chwaer, meist östlicher Luftstrêmung ist das Wetter in Cen- tral-Curoya heiter, troten und ziemliß warm.

burg a. G.)

Opernhaus. 126. Vorstellung. Lohen- Romantishe Oper in 3 Akten von Richard E j agner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Wally. Schauspiel in 5 Aufzügen und einem Vor- spiel „Die Klöße von Rofen*“, nah ihrem Roman gleichen Namens von Wilhelmine

Dienstag: Opernhaus. 127, Vorstellung. Othello. Oper in 4 Akten von Boito. Für die deutshe Bühne übertragen von Max Kalbeck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. in 5 Aufzügen von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Die sämmtlichen Billets zu dieser Vorstellung sind auf Alle: höhjten Befehl dem hier tagenden Deutschen Lehrerverein zur Verfügung gestellt. verkauf findet somit nicht statt.

Deutsches Theater.

Der Widerspänstigen Zähmung. Der Pfarrer von Kirchfeld. Mittwoch: Mein Leopold.|

Berliner Theater.

(Friedrih Mit terwurzer.) Montag: Kean. Der Veilcheufresser. Anfang

Tessing - Theater. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Die große Glocke.

Der Luftdru ist gleihmäßig vertheilt, am höchsten | 4 Akten von Oscar Blumenthal. Das letzte Wort. 4 Akten von Franz v. Sch{önthan.

Mittn:och : Die Ehre.

Victoria-Theater.

von Alex. Moszkowskt

ufik von G, A. RNaida.

Anfang 7X Uhr. i Montag und Dienstag:

131. Vorstellung. Die Geier-

von Hillern.

G. Verdi. Text von Arrigo

Concert-Park. Sonntag: Zum

Direktion:

lhel Il. Wilhelm Te und Julius Bauer.

Hr Kapellmeister Federtnann Ein Billet- Concert. mental-Künstler. Montag: Großes Früh-Concert. A 2 Entrée 30 s. Sonntag: Der Sohn | Naqhmittags 44 Uhr im Park: Jonathan. Dienstag: Im Park:

Sonntag: Die Räuber. | 105 Make: Victorien Sardou. Anfang 74 Ub-7

Montag: Marquise.

Marguise.

E E Kroll’s Theater.

Sonntag: Die Ehre. (Frau

Lustspiel in

Schauspiel in (Clara Seld-

Di * Negimentstochter.

leuchtung des Sommergartens:

Sonntag: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern | Leßte Woche. und Richard Nathanson. Ballet von &. Severini.

Dieselbe Vorstellung.

Friedrih-Wilhelmfstädtishes Theater und Julius

I h Operette | Mt S Wit

Schauspiel onathau. PWperette tn 3 en von Hugo tmann Maul Musik von Carl Millöcker. In Scene gesegzt von Julius Frißz|che. Anfang 7 Ubr.

Im prachtvollen Park um 43 Uhr: Großes Doppel- Auftreten erster Gesangs- und Instru-

Großes Doppel- Concert. Abends 7 Uhr im Theater: Der arme

Im Theater: Der arme Fonathan. Großes Doppel-Concert.

Fausft, A. Theil. S e

—— Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- bura. Sonntag: Leßte Sonntags-Vorsiellung. Zum Lustspiel in 3 Akten von Deuts von Robert Buhholz. | (W

Sonntag:

Montag: Die lustigen Weiber von Windfor. u Fluth: Frl. Johanna Richter, als Gast ) Dienstag: Gastspiel der Königl. preuß Kammer- fängerin Fr. Marcella E Auf Verlangen : arie : Täalih: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- E Großes Concert. | Hrn Anfang Sonntaa 4, an den Wochentagen ddt, der :

Gefterin Nachmittag wehten an der ostpreußishen Küste kurze Zeit stürmische nördlibe Winde, Bd Deutsche Seewarte,

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opecn- haus. 125, Vorftellung, Das Käthchen von Heilbronn. MRomantiswe Oper in 4 Akten von Carl -Reinthaler. Text frei nach H. von Kleist's gleichnamigem Schauspiel von H. Bulthaupt. In Scene gesetzt vom Oberregisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Scauspielhaus, 130. Vorstellung. Der Sturm. auber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v, SHlegel’s Ueberseßung. Musik von W. Taubert. Tanz von E Gracbh, Jn Scene gescßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. MuKkalische Direktion: Hr, Steinmann. Anfang 7 Vhr.

Donnerstag : Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 9 Akten von A. Dumas und A. d'’Artois.

Freitag: Der Zaungaft. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.

Wallner-Theater. Sonntag, Montag und Dienstag: Hänschen. (Vébé.) S{wank in 3 Akten von A. Henneguin und E. de Najac. Hierauf: Guten Morgen, Herr Fischer. Vaudeville - Burleske in 1 Alt nach Lockroy von W. Friedri. Musik von Ed. Stiegmann. Pairs « Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Im schattigen prahtvollien Sommergarten: Großes Garten-Concert. Anfang des Cencerts 64 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr.

Mittwoch: Zum 1. Male: Jn falschem Ver- dacht. Schwank in 4 Akten von Georg Cohnig. Hierauf : Guten Morgen, Herr Fischer.

Vorstellungen 7 Uhr.

Mittwoch: Lettes Auftreten des Hrn. Emil Götze.

Auf Verlangea: Martha.

Sonntag und Montag (T. u. 11. Pfingstfeiertag) : Bei günstigem Wetter: Großes Früh-Concert im Entrée 30 s. Hr

Sommergarten. Anfang 5 Uhr.

Beile-Alligace-Theatec. Montag: Der Nautisus. üt mit Gesang und Tanz

licher Spezialitäten.

4 Ubr, der Vorstellung 7# Uhr. Am 2. Pfingstfeiertage : Concert und Früh-Vorstellung.

Dienstag: Großes Pfingst-Volksfest,

(Großes Anustaitungs-

in 4 Aften und 13 Bildern na@ Jules Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani und A. Wider.

Im prachtvollen glänzend renovirten Sommergarten Großes Militär-Doppel-Concert. Auftreten sämmt- _ Brillante Illumination des ganzen Garten-Gtablifsements. Anfang des Concerts

Großes Militär-Früh-

Adolph Ernft-Theater. Dresdenerstraße 72. Sonntag; Zum 105. Male: Der Goldfuchs. Gesangspofse in 4 Akten von Ed. Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Göôrß. Musik von Franz Roth. Axafang 74 Uhr. Montag: Diefelbe Vorstellung. Der Sommergarten ift geöffnet.

Zum 278, M.:

Frigsche Urania, Invalidenstraße 57/62, Geöffnet von ; 1 12—10} Uhr. Sonntag, um 8 Uhr: Die Ge-

Der arme | \Hizte der Urwelt.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Dirigent: | m Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Kux mit Hen. Waldemar Stahlknecht (Neuhaldeasleben). Frl. Ida Müller mit Hrn. Friß Thiele (Gerwisch— Dannigkow) Frl. Anna Gaupel mit Hrn. Thomas Bösing (Coesfeld). Frl. Martha Wippern mit Hrn. Otto Fischer (Schönwalde, Dstpr.—Berlin). Frl. Elise John mit Hrn. Landwirth Bruno Schlichteweg (Nordhausen— Auleben). Frl, Klara Ottmer mit Hrn. Georg Wapler (Hatnburg—Leipzig).

Vereheliht: Hr. Rudolf Brandt mit Frl, Margarethe Chodowieckta (Charlottenburg). Heinrih Engelbrèeht mit Frl. Johanna Degert

Pismar—Wandsveck). Hr. Gerichtsreferendar Richard Martens mit Frl Christine Andly (Köln), Hr. Emil Mactshke mit Frl. Emma Seidel (Liegniß Wüstegiersdorf), Hr. Baumeister Ferdinand Adolf Gelbcke mit Frl. Luise Gerig (Köln—Wassen, Schweiz),

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor A. Schorn (Teichwclframsdorf, Weimar. Hrn. Direktor Friedr. Springorum (Zehe Borussia bei Marten). Hrn, Privatdozenten Dr. Erich Mars (Berlia), Eine Tochter: Hrn. Alfred Grafen Strahwiß (Bertelsdorf). Hrn. Lieutenant v. Woisky (Mittel-Gerlachsheim),

Oskar Giesau (Magdeburg-Neustadt). Hrn. Hugo Henze (Leipzig). Hrn. Hugo Strube (Berlin).

Gestorben: Hr. Architekt Paul Lange (Breslau). Or. Direktor Friedrih Schulß (Berlin). Frau Alwine Meerkoppe, geb. Pus (Berlin). Hr. Geh. Kanzlei-Rath Karl Scharf (Berlin).

Rentier Johann Willmann (Berlin).

Hr. Kaufmann Wilhelm Walzberg (Bergkirchen-

Schaumburg-Lippe), Hr. Privatmann Wilhelm

Velten (Harkke), Frau Marie Elisabeth

Regener, geb. Meyer (Groß-NRodensleben). Frl.

Luije Glasieus (Berlin).

Anfang 6 Uhr.

Undine.

Fr. Sembrich).

Sonntag und

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (S cholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Beclin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 129.

Berlin, Sonnadend, den 24. Mai

1890.

E AUN T F a

Deutsches Rei ech.

Be Lan n ma Gu n.9: Vom 1. Juni ab erhalten die für die Dauer der diesjährigen

Badezeit in

Bad Landeck und Bad Reinerz eingerichteten Postämter mit O sowie der Badeort

udowa

an Stelle der vorhandenen Postverbindungen folgende Posten, welche mit den Zügen der Eiscnbahnstrecken Breslau—Mittelwalde und (Berlin—) Kohlfurt— bezw. Görliß —Dittersbah—Glaß (Schles. Gebirgsbahn) in unmittelbarem Zusammenhange stehen :

1) Bad Lande ck (über Ullersdorf): a. Hin. Im Ans{luß an die in Glaß eintreffenden Eisenbahnzüge | Vmn. | Vi. | Nm. | Nm. | N. | Abds, 913| | 13 | 3329| | 8,28

aus Bela! | aus Kohlfurt bzw.Görliz| | 10,53 | 345 | T7 (Er

| (Zoe T F | | E aus Glaß Bahnhof . 940 | I 1801 4,15 | 7,39 | 9,0 in Landeck Bad . .| 1,20| 2/15| 4,55 | 7,25 | 10,35 | 12,25 | Nm. | Nm. | Nm. | Nm. | Abds. | Nchts. b. Zurück. : L V1 | . | Vmæ. | Vin. Vim. | Nm. |/ Nm. aus Landeck Vad. ..| 150,001: 7/55 110,0! 22,094 (8/9 in Glaß Bahnhof 9,35 | 11,15 | 12,50] 3,40 | 6,40 zum Anschluß an die laß abgehenden Eisenbahnzüge Na tell l F [2007| G14 na Kohlfurt bzw.Görliß| 6,0 | 10,00| | 1,13| 7,10 B. | Bm V n San. | Nut 2) Bad Reinerz (über Altheide) : a. Hin. Im Anschluß an die in Glatz eintreffenden Eisenbahnzüge | Vm. | Vin. | Nm. | Nm. Nm. [Abds aus Breslau 44] 9,13 | | 1B ajr78,29 1 11] 28,28 aus Kohlfurt bzw.Görliß| {1053| 4 3465| 77 | 8 +7 f Vorr F | | j j G Ote Deriainas E E T aus Glaß Bahnhof . .| 9,40 | 1115| 1,30| 415| 7,35| 9,0 in Meter; Bad. L191 230 4200) 730. 1056| 1215 | Nm. | Nm. | Nm. | Nm. | Abds. |Nchts. D Su : : E N V. : | Vin. |- Vmn. | Vin. | Vin. | Nm. | Nimm. als Meiner d 2 C0 O 40 1230) 320 in Glaß Bahnhof .| 5,35 | 9,35 | 11,15 | 12,50 3,40 | 6/40 zum Anschluß an die aus Glaß abgehenden Eisenbahnzüge nah: Breslau: [88 [1144 (3,57 T4 nach Kohlfurtbzw.Görliß| 6,0 | 10,0 O 710 j | Vin. | Vim. | Vin. | Nm. | Nm. | Nm. *) Die Post verkehrt nur bis Ende August. **) Die Post verkehrt bis einschliceßlich 15. September.

3) Bad Kudowa: Zwei täglihe Perfonenposten zwischen Reinerz Stadt und Kudowa im Anschluß an die unter 2 bezeichneten Posten von und nach Glaß

Bahnhof. i a, Pin. | E) b. Zurüd. la, E29 aus Reinerz Stadt | 2,40 laus Rudow: . |. 1210) 110 in Kudowqa. 1: ) 2:0 4,30 in Reinerz Stadt | 2,10} 3,10 N E, | Vin. | Nm.

**) Die Post verkehrt nur bis eins{ließlich 15, September.

Bei den vorgenannten Personenposten werden auf den Stationen Glatz, Landeck und Reinerz nach Bedürfniß Beiwagen gestellt.

Zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums werden vom 1. Juni bis gegen Schluß der Badezeit im Verkehr zwischen den Eisenbahn- stationen Verlin, Beuthen (D.-S.), Breslau, Brieg (Bz. Breslau), Bromberg, Camenz (Schl), Frankenstein (Schl.), Gleiwiß, Glogau, Gnesen, Görliß, Inowrazlaw, Kattowitz, Königshütte, Kandrzin, Kosel, Kreuz, Leobschüß, Liegniß, Lissa (Bz. Posen), Neisse, Neustadt (O.-S.), Oppeln, Posen, Ratibor, Rawitsch, Schweidniß, Stargard (Pom) Thorn und den Badeorten

Landeck und Reinerz hin und zurück direkte Fahrkarten ausgegeben, welhe auf dem Wege über Glaß sowohl für die Eisen- bahnfahrt in I., I]. und 111. Wagenklasse, als auch für die Fahrt mit den ansch{ließenden Personenposten, also für die ganze Reisestrecke, Gültigkeit haben.

Ferner werden s

1) zu Reisen von Berlin und Frankfurt (Oder) nah den Bade-

orten Lndeck und Reinerz über Lauban oder Liegniß—

Königgzelt (für I. bis 111. Wagenklasse),

zu Reisen von L'euthen (D.-S.). Bromberg, Gleiwiß, Glogau,

Kattowiß, Königshütte, Posen, Ratibor und Thorn nach den

Badeorten Landeck und Reinerz (für IT. und 111. Wagenkla}se) vom 1. Junt bis Ende August Sommwerfahrkarten mit sechs8wö{chiger Gültigkeit zu ermäßigten Preisen und zwar in Berlin auf dem Sclesishen und dem Görlißer Bahnhofe und, auf den Stationen der Stadtbahn verabfolgt.

Das Reisegepäck wird in beiden Richtungen durhbefördert. Frei- gewicht auf der Eisenbahn 25 kg, auf der Post 15 kg. Die Ueberfracht wird am Abfahrtsorte für die ganze Strecke erhoben.

Sechs tägliche Personen- posten

Sechs tägliche Perfonens- | T posten [C7

r,

Bei Benußung dieser Einrichtungen brauchen die Reisenden bei :

der Ankunft in Glatz keinen neuen Fahrschein zu lösen und sind der Sorge um ihr Reisegepäck enthoben. Breslau, den 10, Mai 1890. Der Kaiserliche Ober-Postdirektor. chopper.

Die wirthschaftliche Lage im Fahre 1889.

Die soeben veröffentlichten, im Verlage von W. T. Bruer (Berlin, Lüßow-:Ufer 11) erschienenen Jahresberichte der preußischen Gewerberäthe gewähren ein umfassendes Bild von der wirthschaftlihen Lage im Fahre 1889. Sie war im All- emeinen als eine recht günstige zu bezeihnen. Es ergiebt fd) dies zunächst daraus, daß für alle Bezirke eine niht un- erheblihe HZunahme der Zahl der Fabriken und der in ihnen beschäftigten Arbeiter konstatirt wird. Jn dem Bezirk Berlin-Charlottenburg, weichem die Kreise Nieder- Barnim und Teltow angeschlossen sind, hat sich die

Zahl der Fabriken allein um 316, die Zahl der Arbeiter um 8964 männlihe und 1685 weiblihe Personen vermehrt; in diesem Bezirk sind im Ganzen zu b?eaufsihtigen 4975 Fabriken, in welchen 144 280 Arbeiter (110 741 männ- lihe und 33539 weibliche) beschäftigt werden. Jm Regie- rungsbezirk Dppeln vermehrte si die Zahl der gewerblichen Anlagen von 2697 im Jahre 1888 auf 2751, die Arbeiterzahl von 68154 auf 73333 (wovon 21400 weiblihe). Eine ziffernmäßige Angabe über die Vermehrung der Anlagen fzhlt in den Berihten aus den übrigen Bezirken; doch wird fast allenthalben eine Vermehrung konstatirt. Die meisten Berichte enthalten überdies in verschiedener Weise begründete, bestimmte Urtheile über die wirthschaft- liche Lage. So bemerkt der Gewerberath für die Regierungs- bezirke Frankfurt a. O. und Potsdam, daß die allgemeine Lage der Jndustrie in dem Jahre 1889 „eine günstigere ge- wesen ist als in den leßten Vorjahren“. Selten konnte so andauernd, ohne irgend eine größere Ünterbrehung, gearbeitet werden, wie in jenem Jahre. „Fn vielen Fabrikationszweigen fo heißt es in dem Bericht reichten die vorhandenen maschinellen Einrichtungen niht aus, um den wahsen- den Ansprühen zu genügen, sodaß zumeist be- deutende Erweiterungen erforderliG wurden.“ In Der Provinz Pommern wird die Gesammtlage der Jndustrie als aut bezeihnet. Fn allen Branchen herrschte reges Leben, meist UVeberhäufung mit Aufträgen. Nur in der Brennerei-Jndustrie wurde geklagt, und ebenso haben die Tuchfabriken in den Kreisen Rummelsburg und Dramburg schlechte Geschäfte ge- macht ; dagegen haben die Molkereien prosperirt. Für Posen wird die Lage der Fndustrie „im großen Ganzen als günstig“ bezeichnet: die Preise waren ausfömmlich, der Absatz befriedi- gend; ein Rückgang der Produktion und Klagen über die Konjunktur sind hauptsächlich nur bei der Spiritusfabrikation jowie theilweise bei den Stärkefabriken wahrgenommen worden. Jn den Regierungsbezirken Breslau und Liegniß war die Lage der Fndustrie „mit wenigen Ausnahmen eine befriedi- gende“; zu diesen Ausnahmen zählten namentlich die Zündholz- Fabriken, welche bei sehr gedrückten Preisen arbeiten mußten. Schuld hieran war die große Ueberproduktion; ähnliche Ver- hältnisse waren bei den kleineren Baumwollenspinnereien. Eines ganz außergewöhnlihen Erfolges hat sih die schlesische Spitßenindustrie in den Thälern des Riesengebirges zu erfreuen gehabt. Von Brennereien haben viele ihren Betrieb eingestellt.

Im Regierungsbezirk Magdeburg war die Lage der Industrie „im Allgemeinen eine günstige“. Jn Folge dessen mangelte es an Arbeitsgelegenheit nicht, in den Zuckerfabriken fehlte es bei Beginn der Arbeit sogar an Arbeitern. Die Zuckerindustrie hatte eine günstige Campagne, wenn auch bei sehr niedrigen Preisen. Die Ziegeleien und Maschinenfabriken waren voll beschäftigt; dagegen blieb die chemishe Jndustrie hinter den Erwartungen etwas zurück. Die Textilindustrie litt unter der Konkurrenz rheinisher Tuchfabriken.

Auch in den Regierungsbezirken Merseburg und Er- furt war die Lage der Jndustrie „im Allgemeinen eine günstige“. Einer recht regen Thätigfeit erfreute sich die Metall- und Maschinenindustrie, welhe 4083 Arbeiter mehr als im Vorjahre beschäftigte 16903 gegen 12820; „wenn auch über einen geringen Verdienst wegen der hohen Eisen- und Kohlenpreise geklagt wird, so dürfte dennoch thr Aufshwung als ein günstiges Zeichen für die industriellen Verhältnisse im Allgemeinen erachtet werden, deren Barometer dieselbe wohl mit Necht genannt werden kann.“

Aus dem Regierungsbezirk Schleswig werden gute Verhältnisse insbesondere von der Ziegelindustrie (Zunahme des Personals gegenüber dem Vorjahr 12,7 Proz.), der Cementfabrikfation (Zunahme der Arbeiter 12,7 Proz.), dem Eisenschiffsbau (Zunahme 30,8 Proz.), der Maschinenfabri- kation (Zunahme 9,9 Proz.) und von der Nahrungs- und Genuß- mittelindustrie (25 Proz.) berichtet. i

Im Hannoverschen war die Lage der Jndustrie in- sofern eine günstige, als alle Werke vollauf zu thun hatten, die Zahl der Arbeiter gewachsen is und mit der Nachfrage nah Arbeitskräften auch die Löhne entsprechend gestiegen sind. Einen erheblihen Aufshwung hatten die mit der Bau- thätigkeit in Beziehung stehenden FJndustriezweige auf- zuweisen, vorwiegend die Ziegeleien und Cement- fabriken. Die Maschinenfabriken, Eisengießereien und Kesselfabriken sind für geraume Zeir noch mit Auf- trägen versehen. Am wenigsten gün}tig ist die Lage der Textilindustrie, welche in 255 Betrieben 14 392 Personen be- schäftigt; mit den wachsenden Kosten für Löhne und Betriebs- material können die Preise für fertige Waaren niht Schritt

alten.

9 Jn den Regierungsbezirken Minden und Münster war die Lage der Jndustrie „im Allgemeinen ret befriedigend“, wenngleih der Verdienst in Folge von Lohnerhöhungen und erheblicher Preissteigerung der Rohmaterialien, namentlich in Steinkohlen, niht überall besonders lohnend gewesen ist, da eine entsprehende Preissteigerung der Fabrikate nit erreiht werden Tonnte. Die Maschinenbau - Anstalten waren gut beschäftigt, in der Textilindustrie war die Lage der Spinnereien für Leinen, Baumwolle und Jute recht befriedigend; in den Webereien für Leinen, Baum- wolle, Jute und Plüsch haben sih die Verhältnisse gegen das Vorjahr günstiger gestaltet, in der Seidenweberei konnten, troß erheblicher Vermehrung der mechanischen Stühle, die Hausweber voll beschäftigt werden. Ein bedeutender Aufschwung ist in der Kunstwollindustrie eingetreten; der Absaß im Fn- und Ausland hat zugenommen. :

Bedenken werden hingegen aus den Bezirken Kassel und Wies baden geäußert: durh den bedeutenden Aufschlag der Kohlen, die Unsicherheit der Arbeiterverhältnisse, die zunehmende Theuerung aller Metallapparate 2c, werde die Rentabilität mancher Fabriken, besonders der chemischen Fndustrie, beein- trächtigt.

A den Regierungsbezirken Köl n und Koblenz wird aber die Lage der Jndustrie als eine außerordentlich günstige be- zeihnet. Die bedeutendsten Fndustriezweige waren in fort- während steigendem Maße reihlich mit Aufträgen zu höheren Preisen als im Vorjahre versehen. „Von

produktion so heißt es in dem Bericht kann noch niht gesprochen werden, vielmehr scheint, wenigstens was die Eisenindustrie anbetrifft, der Höhepunkt des Aufs{hwungs noch nicht erreiht zu sein, während in der Textilindustrie innerhalb des legten Quartals die aufsteigende Konjunktur einen gewissen Stillstand erfahren haben dürfte. Jm Allge- meinen hat die Fndustrie die Folgen des s{hweren Aus- stands der westfälishen Bergarbeiter {wer zu empfinden : die allmählih beinahe um 100 Proz. gestiegenen Kohlenpreise bedingten eine niht unwesentlihe Echöhung der Produktions- kosten, wogegen eine der leßteren entsprechende Preissteigerung der E niht in allen Fadusiriezweigen erzielt werden onnte.

Im Regierungsbezirk Düsseldorf zeigten Handel und Ge- werbe fast überall und in allen ihren Zweigen eine lebhafte Be- wegung in merkbar aufsteigender, Linie; reihliche, ja zum Theil überreichlihe Austräge bei steigenden Preisen bildeten die Regel, und nur vereinzelte Ausnahmen hiervon kamen zur Kenntniß. Besonders-trat -der Aufschwung in der Metall- industrie, welche annähernd 35 Proz., und in der Textilindusirie, welche etwa 42 Proz. sämmtlicher dortigen Jndujstriearbeiter, von den Bergleuten abgesehen, beschäftigt, zu Tage. Die Spinnereien vermehrten ihre Spindelzahl und erweiterten ihre Anlagen, neue mechanische Webereien wurden errichtet, und selbst die Sammet- und Seiden: Handweberei zeigte eine be- merkenswerthe Wendung zum Bessern. Die Zahl der Hand- webestühle vermehrte sih in diesem Jahre von 3 bis 4000 auf 10 000. Durch den flotten Gang fast aller Geschäfte kamen Mehreinstelungen von Arbeitern in zahlreihen Anlagen der verschiedensten Art vor. Schon im ersten Quartal vermehrte beispielsweise die Firma Krupp in Essen ihre Arbeiterzahl um 500; andere Werke der Montan- und Eisen- industrie thaten in mehr oder weniger großem Umfange das- selbe. An Arbeitsgelegenheit hat es demnach während des abgelaufenen Jahres wohl nirgends gefehlt, und selbst zur Zeit des Bergarbeiterausstands haben nur auf wenigen Werken vorübergeh-2nde Betriebseinschränkun- gen oder Einstellungen staltgefunden. Arbeiterentlassungen oder Beurlaubungen sind auch damals in größerem Umfange kaum vorgekommen. Fn einer niht unbedeutenden Zahl von Fällen sind Erhöhungen der Lohnsäße, bis zu 15 Prozent und mehr, theils ohne jede von Außen kommende Nöthigung, theils E Arbeitermangel und Aehnliches verursaht, bewilligt worden.

Auf allen Gebieten der vielseitigen Fndustrie des Auf- sichtsbezirks Aachen und Trier herrschte eine außer- ordentli lLebhaste Thätigkeit, welhe, da le, DUrO gesteigerte Nachfrage hervorgerufen, sich auf gesiherten Absatz zu allmählich anziehenden Preisen gründete, sowohl Arbeitgeber wie Arbeiter im Allgemeinen wohl zu befriedigen geeignet war. »- Ein Rückgang war lediglich bei der Nähnadel- fabrikation bemerkbar. Der Wochenverdienst der Arbeiter stieg, die wirthschaftliche Lage der Arbeiter hat sich gehoben. Auch der dur die Ausstandsbewegungen der Bergarbeiter zeitweise ein- getretene Mangel an Steinkohlen erreichte erfreuliher Weise niht eine derartige Höhe, daß eine ernste und dauernde Schädigung der übrigen blühenden Fndustriezweige des Auf- sihtsbezirks und damit Beschäftigungslosigkeit und Brotlosigkeit der Arbeiter herbeigeführt werden konnten.

Endlih wird von der Lage im Regierungsbezirk Sig- maringen berichtet, daß sie im Allgemeinen als günstig be- ¿eihnet werden fann, wenngleich in der Hauptbranche, der Tricotfabrikation, eine sehr bedeutende Konkurrenz, verbunden mit Herabdrückung der Preise, eingetreten ist.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie die „Rhein.-Westf. Ztg.* aus Dortmund berichtet, haben die bekannten Bergleute Bunte, Schröder und Siegel auf den zweiten Festtag eine offentlihe Bergarbeiterversammlung nah Dort- mund berufen, um über die jeßige Lage der Bergarbeiter und die Be- lie der leßten Generalversammlung in Bohum vom 11. d. M. zu verhandeln,

In Essen hoben, demselben Blatt zufolge, die Brauerburschen eine Lohnerhöhung von etwa 2099/0 beantragt. Auf der Aktien- bierbrauerei soll eine Einigung erzielt worden sein, während in der Brauerei von Fehrenberg u. Stinnesbeck bis jeßt eine vollständige Beilegung noch nicht ecsolgt ift, obgleih die Besizer der letzteren ihrem Personal früher bereits entgegengekommen sind. Eine Anzahl der Brauer hat dort die Arbeit verlassen, doch wird der Betrieb da- durch eine Störung nicht erleiden

Der Arbeiterausstand in der RavensburgerSpinnerei ist, wie verschiedene Blätter aus Bielefeld berichten, beendet.

In Nordhausen ist der von den dortigen Maurergesellen vor etwa vierzehn Tagen angedrohte Strike am 19. d. M. ein- getreten. Die Meister sind, wie die „Goth. Ztg.“ schreibt, einig, und hoffen dadurch in dem Kampfe die Oberhand zu behalten. Die zahlreihen Maurer aus den umliegenden Orten, die in der Stadt fortgeseßt ihr Brod finden, haben sich dem Strike nicht an- geschlossen, sind aber gleihwohl am Dienstag niht zur Arbeit er- schienen, wohl in der Besorgniß, mit ihren feternden Genossen zu- fammenzugerathen.

In Leipzig wurde am Mittwoch in einer ösfentlihen Ver- sammlung der dortigen Buchbindergehülfen die für den Herbst dieses Jahres in Ausficht gestellte Lohnbewegung besprochen, und dabei, wie wir dem „Chemn. Tgbl.“ entnehmen, hervorgehoben, daß es sih namentlich um die Einführung einer neunstündigen Arbeitszeit, einen Minimalstundenlohn von 35 H und ver- schiedene Zuschläge handeln foll. In einer Versammlung der Bädergehülfen Leipzigs wurde bekannt gegeben, daß die Innung si bereit erklärt habe, je einen freien Tag an den drei hohen Festen im Jahre zu bewilligen. l

In Gera hat sich, der „Mgdbg. Ztg." zufolge, wie wir in Er- gänzung der gestrigen Mittheilung hinzufügen, das Strikecomité der Weber und Weberinnen aufgelöst, ta es endlich zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß der Ausstand sih niht länger auf- recht erhalten läßt. Ja dec Unterstüßungskasse ist vollständige Ebbe, und die Beiträge von auswärts sind ausgeblieben. Zahlreiche Ar- beiter meldeten sih vorgestern in den Betrieben und wurden theilweise angenommen. Eine größere Anzahl wird aber nit wieder eingestellt

einer Ueber- | und bleibt für längere Zeit brodlos.