1890 / 134 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

lebenden Gustav Richter gemalt, und gemalten Porträt detselben Künstlers, Herzogs von Ratibor befindet.

An der Kaiser-Wilhelmbrücke sind

Bronze-Ornamente in der Mitte sind bis gebraht. Die Fertigstellung der \{chmüdckung is im - Monat August zu lautet, besteht bei der Bauleitung die figuren, damit die helle weiße Farbe

gefüllt, um neue Explosionen zu verhüten. an der Südseite

splittert waren.

Die diesjährige Sißzung des Gesammt-Vorstandes der_ t[ ev» Wilhelms: Stiftung für deutshe Invaliden ist auf den 18. Juni, Nachmittags 5 Uhr, im Reichstagsgebäude

worden.

Die siebzehnte ordentliche

der Mitglieder (

der Tagesordnung stechen: Vorlage des berichts für das Jahr 1889,

Decharge.

Der deutsche Frauenverein dea Kolonien (Vorsißende Gräfin

am 12. d. M. Marseille verlassenden Dampfer der maritimes eine neue Pflegekraft nah Ost- Afrika, die für den Pflege- dienst in dem eben eroberten Süden unserer Die feierliche Abordnung dieser Schwester aus dem bekannten Clementinen- Hause zu Hannover findet am Montag, den in der St. Matthäikir che

bestimmt ift,

9 Juni, Nachmittags 6 Uhr,

Hrn. Pastor Schul von der Dreifaltigkeitskirhe statt.

Chor des Vereins bat die gesangliche Aufführung des Engel-Terzetts aus dem Elias, des 19. Psalms (Beethoven) u. A. übernommen, und steht der Eintritt zu dieser kirhlihen Feter Jedem frei.

Für die Orientirung in Berlin Einheimishen wie Fremden zu empfehlen ist das „Berliner Berkehrs-Lerxicon®* i tashen-Format (Preis 35 §), welches im Verlage von Max Scild- Reihenfolge was Berlin und seinen Verkehr anbetrifft, Auskunft giebt ; namentlich

berger ershien und in alphabetischer

enthält es au die Fahrpläne der Berliner Eisenbahnen und Damvpf- \ciffahrten. Demselben Zweck dient die gleihfalls zu empfehlende Sommer- Ausgabe von Kießling's „Berliner Verkehr, praktisches

Pferdebahnen, A!s Ergänzung zu diesem Büchelcen ift in demselben Verlage (Alexius Kießling) ein Taschenplan von Berlin zum Preise von 20

Kursbuch der Eisenbahnen, schie 2c.“ (Preis 30 4). gleihfalls in Westentaschen-Format

ersMienen.

Die Solotänzerin vom Königlichen Opernhause Frl. Sonntag I, welche bekanntlich vor etwa Jahresfrist auf der Bühne bei einem Brand» unfall verunglüdte, hat sih am leßten Montag, wie der „Voß. Ztg.“ bei der General-Intendantur endlih als gesund Als se dann im Kreise ihrer Genossen wieder er- von allen Seiten mit Glückwünshen überhäuft ; \hnell waren Blumen und Sträucher herbeigeholt, mit denen die [ h Fel. Sonntag steht allerdings noch dahin.

gemeldet wird, melden kTônnen. hien, wurde sie

na langem Siehthum GBenesene erfreut wu zu ihrer Kunst wieder zurückehren kann,

Im Hardanger Fjord (Norwegen) soll Kuranstalt, verbunden mit Touristen-Hotel ange „Hardanger“ hat, da er unter dem Einflusse des

das mildeste und gesundeste Klima, und

zwar 1er 1 C SLUY Sr Majestät nah einem noch vor der Emser Reise Kaiser Fricdrich's welches fich im

ganzen

auf die

Absicht,

weniger hervorstiht, zu färben. Unter den Bürgersteigen sind jeßt die freien Zwischenräume mit Sand Die Gra nitplatiten, die bis auf drei oder vier wieder gelegt sind, find etwas dünner als früher; man hat nämlich auch die Platken ver- wenden wollen, von denen bei der Explosion nur einige

Generalversammlung der Lebensversicherungs-Anstalt Armee und Marine (efr. §. 11 des Statuts) ist auf Sonnabend, den 14. Juni 1890, Vormittags 10 Uhr, festgeseßt worden und wird im Situngsfaal der Anstalt, Linkstraße 42 I, abgehalten werden. Auf sebzehnten Rechenschafts- Prüfung dés\elben und Ertheilung der

für Krankenpflege in

e D

jeßt

t i legt, wie der

mittheilt, auch auf der Südseite die beiden Marmorfiguren verseßt

und kommen daselbst unter der technishen Leitung des Bildhauers

Ecúst Müller an Ort und Stelle zur weiteren Ausführung.

Krone {on an- bilènerischen

erwarten. @Vie ver-

afrikanishen Kolonien

Omnibus,

ein Seebad und eine legt werden. Golfstromes steht, vereinigt, was in Europa

im Auftrage j Natur der Schweiz.

Besiß des | mitteln der besceidensten Art.

B. B. C.“ sonst in Badeorten gewobnt ift. Die | ins Lben treten soll.

Aus- Potsdam, 4. Juni.

die Marmor-

Freihafens von entsprechend der eines Pfahlrostes, Bremen gebaut sind.

thatsächlichen Stücke abge-

anberaumt (den nungen von Majestäten der Kaiser U Ie

großen Werkes , Ober - Baudirek

Der Kater.

und sprah \ich

unter Leitung

Messageries Spandau, 4. Juni.

dur

Der Frauen- | Kaiser Wilhelm-Denkmal

in Weiten-

Alles,

über

Dampf- | werden.

Zeit geschehen.

gingen am fallendes Wiederaufnahme hergegangenem damals nämli

Bergdankfeft,

{weren (man nimmt

Anderen sogar sodaß die Gruben, weil

stand, lange Jahre konnten.

Der | feiert.

1

Temperatur | in C

tationen. Wind. Wetter.

1. d. Mecres8\p.|

Bar. auf 0 Gr.

2 \bededt

92 halb bed. 2 wolkig

3 wolkenlos

| | |

Mullaghmore| 756 |SW A! o (SS GHriftiansund| 757 |OSOD Kopenhagen . | 762 |SSW Stockholm . | [SSO 2P2bedeckt aparanda . | SW 2 Nebel COSTaU. .. | (602 M 1| Gork ,Queens- | Ton Cherbourg

L

4 halb bed. 4 Nebel

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2 bedeckt

9 wolfenl.1) 1\wolkenlos 1/halb bed, 2\bedecktt

Hamburg Swinemünde Neufahrwafser Meinel

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14 15 14 1 18 18 18

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Oer... | (68 5\bedeckt Karlsruhe. . | 769 9 heiter Wiesbaden . | 769 2 halb bed. O l 9 bededtt | 764 __ {tillwolkenl.?) | 763 \SSW 2\wolkenlos 766 [WSW 1 wolkenlos | 766 |SO __1wolkenlos Fre: D'LUX 769

Sa 7 (764 D 2/halb bed. H. 764 till wolkenlos

1) Dunst. 2) Thau. Uebersicht der Witterung. Die Luftdruckvertheilung über Nordwest ist gleihmäßiger geworden, Die {wache

18 16 20 20 15 16

NW bede | 17

25

| 20

«Europa südliche

und südwestlihe Luftströmung dauert in Central-

Europa bei warmer, vorwiegend heiterer und Witterung fort. In Deutschland liegt die ratur bis zu 6 Grad über der normalen.

trocktener Tempe-

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. haus. 136. Vorstellung. von Hameln.

Freitag :

Opern-

] Der Rattenfänger Oper in 5 Akten von Victor E.

Neßler. Text (mit Zugrundelegung der Sage und

d

der Fabel von J. Wolffs gleichnamiger „Aventiure“) von Friedrih Hofmann. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus, 141. Vorstellung. Hans Lange.

SQAUIRE in 5 Aufzügen von Paul Heyse. Anfang IL

Sonnabend: Opernhaus. 137. Vorst. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Luvovic Halévy, nah einer Novelle des Pro8per Mérimée. Tanz von Paul Taglioni. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus: 142. Vorftellung. Die Braut von Messina, oder: Die feindlichen Brüder. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Schiller. Die zur Handlung gehörige Musik von B. A. Weber. (Beatrice: Frl. Nerson, vom Königl. Theater in Kassel, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. spänstigen Zähmung. Sonnabend: Faust, L. Theil. Sonntag: Der Compagnou. Montag: Fausft’s Tod.

Freitag: Der Wider-

Berliner Theater. Freitag: 37. Abonnements-

Nt Der Kriegsplan. (Friedrich Mitter- wurzer. Sonnabend: Der Kaufmann von Venedig. (Friedrich Mitterwurzer.)

Sonntag: Kean. Anfang 7F Uhr.

Lessing - Theater. Freitag: Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d’Artots. j

Sonnabend: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonntag: Die Ehre.

Montag: Nora. Schauspiel in 3 Akten von H. Ibsen.

Wallner-Theater. Freitag: Geschlossen.

Sonnabend, den 7. Juni. Beginn der Sommer- Saison, Gastspiel Therese Biedermann vom Theater an der Wien in Wien. Zum 1. Male: Mamsell Nitouche. Gesangsposse in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervé.

Victoria - Theater. Freitag: Lum 290. M.: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Mosz¿kowski und Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von G. Severin},

Ynfang 7# Uhr. Sonnabend; Dieselbe Vorstellung.

des Bergbaues Unglück

nicht wieder vorkommt, mit Seebäde Bis jetzt aber r Diesem Uebelstande foll dur Gründung einer Bade- und Kuranstalt abgeholfen werden, welhe bei allem Comfort, bei freien Bädern und freier ärztlicher Behandlung feine böberen, sondern eher niedrigere Ausgaben erheischt, als man sie Berliner und norwegische Kreise

haben das Unternehmen in die Hand genommen, welches demnächst

(Berl. Fremdenbl.) Flügel des Orangerie-Hauses zu Potsdam waren gesiern Nach- mittag die von der Freien Hansestadt aufgestellt, welche die Tieferlegung Weser und des Freihafengebie Es sind dies die folgenden Modelle : Bremen, im

Aus

auf welchem die (1/10 Größe.) Stück einem Druckwasserkrahn von 4000 kg Tragfähigkeit. Der Krahn (Modell) ift arbeits\ähig. Arbeiten bei der Unter-Weser-Korrektion. des Weserlaufes von Bremen bis zur See, Verlauf der Korrektion darst Arbeitsmaschinen. ( und die Kaiserin, Se.

liche Hoheit der Prinz Heinrich und Gefolge.

tor

Entwürfe hierzu angefertigt hat, machie den Erklärer. Se. Majestät welcher Marine-Uniform angelegt hatte, j größte Interesse, unterzog die Modelle einer eingehenden Besichtigung sehr befriedigt aus. n des Maschinenmeisters Doerk-Bremen in Thâtigteit geseßzt. Nach einem Aufenthalt von einer Stunde verließen die Aller- böten Herrschaften die Orangerie. on Monts) sendet mit dem A O E i V i (Köln. Zig.) Zur Errichtung eines Kaiser-Friedrih-Denkmals am hiesigen Lindenufer, wo die Bevölkerung den Kaiser auf seiner Fahrt nah Gkarlottenburg und Potsdam begrüßte, bildete sich geftern ein Comité.

Kiel 4. Juni. (Kiel. Ztg ) Der Provinzial-Aus\chu ß für das in Kiel hielt am 30. v. Kiel unter dem Vorsitz des Landtagsmarschalls Grafen von Reventklow aus Precy eine Sißung ab. In derselben wurde festgestellt, daß der für die Ausführung des Denkmals ursprünglich in Aussiht ge” nommene Betrag nunmehr als vorhanden anzutehen fei. j bei der weiteren Förderung des Unternehmens wibtige Platfrage innerhalb dèr Stadt Kiel kam es zu ciner Verständigung, x die versciedenen, für die Aufstellung des Denkmals möglichen Pläye 4. ins Avge gefaßt worden insbesondere auch das durch den bevorstehenden Bahnhofsumbkau freiwerdende Terrain wurde endgültig beschlossen, fh für den Schloßgarter zu entscheiden über den speziellen Standort auf diesem \{önen Plaße soll von dem Einvernehmen mit dem ausführenden Künstler abhängig gemacht Die nöthigen Schritte hinsichtlih der Ausschreibung einer Konkurrenz zur Einreichung künstleris@zer Entwürse werden in nächster

Goslar, 2. Juni. Die Bergleute von Goslar am Harz be- 9, Juni ihr alljährlich auf Montag na Pfingsten , welches im Rammeléberge gefeiert

das

Gruben des Rammelsberges ein, bei welcher Gelegenheit 400 (nah 1000) Bergleute ums Leben kamen. folgtem Bru geshah bald nachher man das hindur nicht wieder Das Bergdankfest wird von unsern Bergleuten unzähligen Böllershüssen, Kirbgang, Concert und Tanzvergnügen ge- Fede Bergmannsbraut hat heute wie zu Pfingsten Maibäume vor der Thür, ein althergebrahtes Geschenk des Bräutigams.

Hr

me

97

Bremen angefertigten Modelle

Maßstab,

ellend).

Wasser nit zu bewältigen ver-

Concert-Park.

Meilitär-Elite-Concert. zialitäten, Brillante Illumination des ganzen Garten- Etablissements. Borstelung 7+ Uhr

rn Waldesluft und die alpine fehlt es dort an Unterkunfts-

In dem westlichen

und Regulirung der ts von Bremen darstellen. 1) Ein plastisbes Mod-Ull des 1: 500, duraus führung, 2) Das Modell Ufermauern des Freihafens 3) Ein Stück Ufermauer mit (1/10 Größe ) 4) Gin Modell, darstellend die 5) Ein plastisches Modell lang 1/10000, hoch 2/600

6) Pläne und Zeich- Um 3 Uhr erschienen Ihre s König- Der Bauleiter dieses L Franzius, welher au die

und der Gräfin

zeigte das Der Druckwasserkrahn wurde

. Düsseldorf, 5. Juni. genehmigte die Revision Schwurgerihts gegen die Zeugen Rieckmann, Gemmer, welche wegen Meincides, thaler Sozialistenprozeß, zu 1 f l urtheilt worden waren, und verwies die Angelegenheit zur abermaligen Berbandlvng an das Schwurgericht in Eiberfeld.

Hamburg, 4. Juni. D voa Hartmann aus Berlin hat sich im _Hc Foermann nah dem südlihen Kamerun zur Leitung kaufmännischer Expeditionen nah dem Innern und zur Herstellung eines geregelten Handeléverkehrs zwischen dem Hinterland und der Küste begeben.

Paris, 5. | ftellung im Théâtre français entftand in Folge der Entzündung eines Leitungsdrahtes Publikum, die fich jedoch bald legte, sodaß die Vorstellung un- behindert zu Ende ge\ührt werden konnte,

Belgrad, 4. Junï. ) Lande niedergegangenes Gewitter hat ; verursaht; auch Menschen sollen dabei umgekommen sein.

(W. T. B.) Das Reichsgeri Þt des Urtheils des Elberfelder Krause und

begangen in dem Wupper- L resp. 1 Jahr Zuchthaus ver-

(W. T. B.) Hauvytimann a. D. Emil Auftrage des Hauses

Paris, 3. Juni. (Köln, Ztg.) Aus Tongking meldet man,

,

daß der Dampfer Kosmopolit dort mit einer in Frankrei angefer- tigten und für eine spanische fatholische Mission bestimmten Kirche aus Eisen angekommen ist 834 Ballen verpackt und hatten im Ganzen ein Gewicht von 76000 kg. Das Gebäude wird 55 m lang, 20 m breit und 15 m hoh sein und zwei eiserne Kreuze von 200 kg tragen.

Die Familie von Ludwig XVI. angefertigte 30 090 Pfd. Sterl. angekauft.

Die verschiedenen Stücke waren in

Rothschild hat vor einigen Tagen die historische Standuhr für die Summe von Diese Uhr, welhe 14 Fuß hoch ist

Fißwilliam zum Hochzeitsgeshenk gemacht wurde,

befand si seit einigen Jahren in Milton Hall in Nortkamptonshire.

uni, (W T. B) Während der gestrigen Vor-

des Kronleuchters eine Panik im

BVevey, 4 Juni. (W. T. B.) Der Spraclehrer Dr. Schweitzer aus Weimar, welter seit einiger Zeit hier mit seiner Familie weilt, rwourde seit Sonnabend vermißt. (Savoyen) gefunden worden, Dr. Schweißer scheint von einem hohen Felsen herabgestürzt zu sein,

Scine Leiche ist jeßt bei CEvian

(W. T. B.) Ein vorgestern über dem ungeheuren Schaden

M. in

Veber die

Nachdem

Die nähere Bestimmung | sprache

cs Se.

Andenken an die nach vor- wird. Es stürzten 1376 an) faît alle

zum

Jahr

Ma (0V* ein gewaltiger Wasseraufgang,

aufgenommen werden mit fast

Straßburg i. Els., 5. Mittag 12 Uhr Wanderausfstellung : \chafts-Gesellschaft dur deren Protektor, den Statt- halter E Hohenlohe statt, welher in längerer An- auf die Gesellshafi hinwies reihen Versammlung begeistert aufgenommenen Hoh auf Majestät der Unter-Staatssekretär des Landwirthschaftsraths, Zorn von Bürgermeister Back Ansprachen. sehx reich beschickt ist, reihen Besuchs, namentlich vom Lande; doch reiche Landwirthe aus Altdeutshland eingetroffen.

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen - Korrespondenz - Bureaus“ aus Belgrad überschritt eine Anzahl von Arnauten die Grenze und drang, um zu plündern, in das serbische Gebiet vor. Nah längerem Widerstande gelang es den Grenzwaten die Arnauten zurückzutreiben.

Konstantinopel, 5. Juni. Pascha ist heute hier aus Kreta angekommen.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Un Q S V) qute fand hier die offizielle Eröffnung der der Deutschen Landwirth-

der Deutschen mit einem

Landwirthschafts-

Zwedte von der zahl-

und

\{chloß. Weiter Schraut, der Bulach,

hielten Präsident und der Die Ausstellung, welche erfreut sich eines äußerst zahl- sind auch zahl-

Kaiser von

den

B. T. B) Ste

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Friedrih-Wilhelmstädtisches Theatec und

Dircktion: 140, Male!

Fritzsche.

arme

Julius

Freitag: Zum Der

Fonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. j E Fn Scene geseht von Julius Frische.

Carl Millôcker. Dirigent :

Mußk von

Kapellmeister Knoll Anfang 7 Uhr

Fm prachtvollen Park um 6 Uhr: Großes Doppel- Concert,

Auftreten erster Gesangs- und Instru- ntal-Künstler.

Sonnabend: Orientalishes Laternenfest verbunden mit großer Freilotterie litär-Concert. volle Jilumination des ganzen Parks.

Drei Musik - Corps. Mi- Bengalishe Beleuchtung und pracht-

Kroll's Theater. Freitag: Lcßtes Auftreten

des Hrn. Eugen Gura. Vampyr. Sonnabend : Windsor. (Fr. Fluth: Frl. Richter, als Gast.) Sonntag: i Hrn. Anton Erl. Der Varbier von Sevilla. Täglich: Bei günstigem Wetter vor und na der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- leuchtung des Sommergartens: Anfang °s, der Vorstellung 7 Uhr.

Der

vou

Auf Verlangen: Hr. Gura.)

(Ruthwen : lustigen Weiber

Die Gastspiel von Marcella Sembrich und

Großes Concert.

Zum

Belle-Alliance-Theater. . Male: Der Nautilus. Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes Nuftreten sämmtlicher Spe-

Freitag :

Anfang des Concerts 6 Uhr, der

Sonnabend; Dieselbe Vorstellung.

12

Neu eröffnet.

Geöffnet von

Urania, Invalidenstraße 57/62. Die Ge-

—104 Uhr. Freitag, um 8 Uhr:

schichte der Urwelt.

[13804]

Natiounal-Pauorama. SHerwarthfstr. 4, Königs8platz.

Das alte Rom

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. I. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u, Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor- gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit, Eintritt 1 A6

Familien-Nachrichten.

Berlobt; Frl. Emmy Schaß mit Hrn. Königl. Regierungs-Baumeister Georg Büttner (Berlin). Fel. Elise Kühne mit Hrn. Fabrikbesizer Georg Lestmann (Berlin). Frl. Agnes Fansch- fow mit Hrn. Kaufmann Robert Brausendorf (Dresdzn—Berlin). Frl. Pauline Obst mit Hrn. Hermann Mehbwald (Lüben). Frl. Therese Beck mit Hrn. Herm. J. Kröger (Hamburg—Rio de Janeiro). Frl. Johanne Koop mit Hrn. Gerihts-Assessor Hermann Schneider (Celle). Frl. Martha Falk mit Hrn. Kaufmann Theodor Wagner (Danzig—Braun}|chweig). Frl. Auguste Wiechelt mit Hrn Rittergutsbesitzer Heinrih Ebe- ling (Schwerin—Strigleben).

Bereheliht: Hr. Nobert Scharfe mit Frl. Hedwig Cords (Schöôneberg—Berlin). Hr. Dr, med, Georg Krish mit Frl. Margarethe Scholy (Bres- lau), Hr. Friedr. Wilh. v. Woisky mit Frl. Lulu Töbing (auf Ballau), Hr. Kaufmann Rudolf Eisenecker mit Frl. Hedwig Nitschke (Lipine—Königshütte). Hr. Hermann Linden mit Frl. Wilhelmine Römheld (Iserlohn—Mainz). Hr Iohannes Winkelmann mit Frl. Emma Loe (Schwerin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major Konstantin v. Schweinichen (Schönfeld). Hrn. Dr. Hart- mann (Meldorf). Hrn. erag G Bruno Schenk (Limêédorf). Hrn. H. Denecke (Kiel). Hrn. H. Döpner (Dösenbruh). Eine Tochter: Hrn. Rittmeister v. Maubeuge (Leob- \{chüß). Hrn. Rechtsanwalt Hering (Pritzwalk). Hrn. Dr, med. Paul Compes (Aacen).

Gestorben: Hr. Rentier August Hannemann (Berlin). Frau Marie Peck, geb. Naumann (Berlin). Frau Pauline Lubiy, geb. Kubß (Berlin). Hr. Königl. Staatsanwalt Konstantin RNüling (Köslin). Frau Wilhelmine Brandt, geb. Küßner (Rastenburg).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (S {hol z).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag - Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (eins{ließlick Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

e 134.

Berlin, Donnerstag, den 5, Juni

1890.

u m Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht über die gestrige (67.) Sißzung des Hauses der Abgeorvneten. Schluß der zweiten Berathung des Geseßentwurfs zur Ausführungdes§.9 des Gesetzes, betreffend die Einstellung der Le!stungen ausStaats- mitteln für die römisch-katholishen Bisthümer und Geistlihen von 1375.

Nah den Abgg. Stöcker und Dr. Windthorst er- greift das Wort

Abg. von Cuny: Die Erklärung, welche der Abg. Windthorst erwartet hat, gebe ih ab: Wir bestreiten ihm das Recht, im Namen der Katholiken Preußens zu sprehen. Er ist nit Vertreter der katholishen Bevölkerung ; wir hier und die Herren drüben (rechts) sind in derselben Weise wie er Vertreter des ganzenStaates, der Katholiken wie der Protestanten. Und weil wir das sind, darum wünschen wir den Frieden, und wir wissen au, daß Hr. Windthorst und seine Freunde in der Lage sind, den Frieden zu verhindern. Darum stimmen wir für das Geseß, wenn das Centrum mitstimmt und dadur garan- tirt, daß wir den Frieden wirklich bekommen, fonst nicht. Denn der Staat ist nit verpflichtet, dieses Geseh zu geben; wir erkennen eine solche rehtlihe Verpflichtung nicht an. Wenn heute gegen den Abg. Stöer shwere Angriffe gerichtet worden sind, so muß ih erklären, diese Angriffe waren durch- aus ungereht. Nicht gehet hat Hr. Stöcker, sondern in red- licher Abwehr gegen den Abg. Brüel si{ch bemüht, den- jenigen Standpunkt wieder richtig zu stellen, welchen die Centrumsredner vershoben haben. Diese sind immerfort davon ausgegangen, daß der Staat Privatrechte verleßt habe und verpflichtet sei, dies wieder gut zu machen. Jch kenne Hrn. Brüel aus den Kämpfen dieses Hauses seit Jahren, ih \chäße ihn als einen sehr scharfsinnigen, namentlih auf dem uns beschäftigenden Gebiete sehr kenntnißreihen Juristen ; aber um so mehr wundere ih mi, daß er eine Thatsache, die sein ganzes System sofort über den Haufen wirft, ent- weder nicht kennt oder vershweigt, die Thatsache nämlich, daß die höchsten Gerichtshöfe Preußens {hon vor Fahren übereinstimmend ausgesprochen haben, daß es si hier um privatrechtlihe Ansprüche nicht handele. Bekanntlich fand der Ulle Kont. Mil don Bischof von Ermland statt. Er wurde zu der Erklärung aufgefordert, die Staatsgeseze zu befolgen; und als er dieser Auf- forderung in der sechsmonatlichen Frist niht nach: gekommen war, wurde über ihn durch Erlaß vom 25. Sep- tember 1872 die Temporaliensperre verhängt. Was durch das Gese von 1875 allgemein geschah, wurde hier gegen einen Einzelnen verhängt, ein Unterschied, der für die juristische Be- urtheilung gleihgültig ist. Darauf hat der Bischof von Erm- land beim Stadtgericht in Berlin gegen den Fiskus geklagl!, und dieses hat ihn im März 1873 ebenso wie das Kammer- gericht und das Ober-Tribunal nah einander in demselben Zahre übereinstimmend abgewiesen, weil es sich nicht um privatrehtlihe Verpflichtungen handle, sondern das Ver- hältniß durchaus öffentlich-rehtlicher * Natur sei. Das ist genau das Gegentheil von dem, was Hr. Dr. Brüel als ganz feststchend ausführte, und damit zerfallen auch die emphatischen Schlußfolgerungen des Abg. Lieber. Eine Restitutionspfliht liegt mithin dem Staat nihti ob. Der Bischof von Ermland wollte also die eben erwähnte Erklärung nicht abgeben. Drei Jahre später erging die noch viel weiter gehende Be Encyklika, welche die preußischen Geseße für null und nichtig erklärte, und welche der Abg. von Wendt für gut fand, von dieser Tribüne zu verkünden. Auf diese Encyklika war die Antwort die generelle Temporalien- sperre. Zeßt heißt es, was damals geschehen ist, sei unerhört, sei eine Erfindung des Fürsten Bismarck, Diese Behauptung ist ebenso unwahr, wie sie bestimmt auftritt. Was damals ge- schehen ist, ist ein Mittel, dessen sih die Staaten, die fatholischen vor Allem, seit Jahrhunderten in ihren Konflikten mit der Kirche oder einzelnen Kirchenoberen bedient haben. Diese „Ausgeburt des Fanatismus“, wie Hr. Pr. Windthorst es nennt, ist ausgeübt worden von den habsburgischen Kaisern, von den Königen von Spanien, namentilih von Philipp IL., der do gewiß kein protestantisher Fanatiker war, von Ludwig XIV,, dem allerchristlihsten Könige von Frankreich, und anderen ausländishen Herrshern. Jn Deutschland war es der Staat, dessen Dynastie eine Säule des Katholizismus und die Haupiträgerin der Gegenrefocmation von je her war, nämli Bayern, das von altersher in zahlreichen Fällen zur Aufrechterhaltung des Placets, beim Eide auf die bayerische Ver- fassung 1818 und bei anderen Gelegenheiten die Temporalien- \perre theils androhte, theils zur Ausführung brachte. Ebenso falsch is die Behauptung, daß erst heute der Kirche das Jhrige

enommen werden soll, daß die Konfiskation, die Säkulari- ation von Kirchengut erst heute erfolgen soll. Aus dem Wortlaut des Sperrgeseßes geht hervor, daß in dem Augen- blick, wo angeordnet wurde, die Leistungez: finden niht mehr statt, das vermeintlihe Recht der katholishen Kirche und ihrer Angehörigen darauf erlosch. Die Rede des Hrn. von Kröcher ist gestern niht vom ganzem Hause, sondern nux vom Zentrum verlaht worden, Jh bemerke dies, um Entstelungen über die Vorgänge hier im Hause vorzubcugen, wie sie in der uliramontanen Presse be- reits zu lesen sind. Sie haben in dieser Beziehung ein ganz besonderes System. Wenn Hr. Windthorst spricht, wird jedes Wort vom ganzen Hause mit Begeisterung auf- genommen im gewöhnlichen Leben würde man da vielleicht von einer wohlorganisirten Claque sprehen. Der Gegner aber, der Jhren Beifall nicht findet, ist vom ganzen Hause ausgelaht worden. So wollten Sie auch Hrn. von Kröcher diesmal mitspielen. Jh muß sagen, was Hr. von Kröcher sagte, war der Ausdruck des gesunden Menschenverstandes. Wix stehen rechtlich auf einem anderen Standpunkte als Sie. Wir erkennen eine Pflicht des Staats zur Nestitution nicht an; der Staat wäre vielmehr berechtigt, diesen Fonds zu ganz anderen, abseits liegenden Zwecken zu verwenden. Wenn wir gleihwohl im Prinzip der Vorlage zuslimmen und, um sie zu Stande kommen zu lassen, sogar Anträge eingebracht haben, so ge-

M Ea 5 Bk ratk M t ada 1B

schieht dies niht, weil wir eine Pflicht dazu anerkennen, fondern weil wir den Frieden wollen. Mir wäre es am liebsten, wenn die Gelder zur Enlschädigung Derer verwendet würden, welche in Folge der Sperre zu Schaden gekommen sind. Aber der Abg. von Kröcher hat gestern shon nah- gewiesen, daß das leider unausführbar ist. Das Centrum wünscht, daß die ganze Summe den Bischöfen zur Verfügung gestelt werde. Eine solhe Lösung der Frage entspriht weder dem Recht noch der Billig- eit. Hätte die Temporaliensperre gar nicht statt- gefunden, so würden die betreffenden Summen doch nicht den Bischöfen gezahlt worden sein, sondern den einzelnen Pfarrern als Empfangsberechtigten. Die Bischöfe haben also gar feinen Anspruch auf diese Gelder. Wir werden jeßt für den Antrag Hobreht stimmen, um den Frieden herbeizuführen. Stimmt in dritter Lesung das Centrum gegen das Gesetz, dann werden auh wir gegen das ganze Geseß stimmen, Wir haben dann für spätere Versuche, die Frage zu lösen, voll- ständig freie Hand. Das ist unser Standpunkt.

Abg. Por]ch: Von einer Beunruhigung unserex evangelishen Mitbürger kann hier doch keine Rede sein. Es handelt si hier um nichts weniger als um die Rückgabe von Geldern, die von Gottes und Rechtswegen der katholischen Kirche, ihren Fustituten und Priestern gehören. Diese 16 Millionen sollen angeblich ein gefährlihes Kampfmittel im Dienst der fkatholishen Propaganda sein. Was sind 16 Millionen für eine Kirche in Preußen gegenüber so außer- ordentlichen Anforderungen an die Befriedigung \seel- sorgerisher Bedürfnisse? Was fürhten Sie fsich denn vor diesen 16 Millionen? Wenn aber wirklich in weiten Kreisen der evangelishen Bevölkerung f{chon dieses Gesey Beunruhigung hervorgerufen hat, dann weiß ih nMchO, wie die christlichen Kirchen neben einander stehen sollen, um dem Anprall der sozialen Bewegung zu widerstehen. Dann thut es mir um unser Vaterland leid, Hätten alle Evangelischen die Gesinnungen des Abg. Stöcker, dann wäre es unmöglich, daß wir einträchtig neben einander wohnen. Die Rede des Abg. Stöcker war nicht eine Abwehrrede, sondern eine Heßrede s{limmster Art. Was brauchte seine Abwehr ein Zurückgehen auf die Papst- geschichte, was geht Sie das Dogma an? Es hat mich auf das Unangenehniste berührt, wie dieser Diener der evangelischen Kirche sih über unsere Dogmen geäußert hat. Wir können hier doch unmöglih fkontradiktorisch über die Papst- geshihte verhandeln. Wohin sollte es führen, wenn wir etwa von den Reformatoren, Fürsten und Königen sprächen? Hr. Stöcker müßte eigentli in logischer Konsequenz verlangen: Fbr Katholiken müßt aus Preußen heraus! Dann hätte seine Rede einen Sinn. Wir sind preu- ßishe Staatsbürger und verlangen, daß wir nah Maßgabe der Verfassung beyandelt werden. Hätten wir aber wirkli in vergangenen Jahrhunderten Unrecht gethau, sind Sie von Jhrem christlihen Standpunït aus berechtigt, uns wieder Unrecht zu thun? Sie sprehen immer nur von einer Be- unruhigung der Protestanten, aber niht von einer Be- unruhigung der Katholiken. Der katholishe Klerus und das katholishe Volk wünscht die einfahe Nückgabe der angesam- melten Fonds an die betroffenen Geistlihen uns Fn- stitute. Dieses Gese is nicht tolerabel, geshweige denn acceptabel. Sie wollen auch den Frieden, verlangen aber, daß wir unsere Schmerzen behalten und dazu ein vergnügtes Gesicht machen und an der Mehrheit Theil nehmen, welche unsere Rechte beeinträchtigt. Sie wollen uns durchaus die Verantwortlichkeit in dieser Sache aufbürden. Sie nöthigen uns, dies Gesch anzunehmen oder abzulehnen; beides ist mir unbequem, Muß ich aber meinen ehrlichen Namen zu einer von beiden Lösungen hergeben, dann soll in Gottes Namen dieser Geseßentwurf abgelehnt und die Lösung dieser Frage vertagt werden. Der Abg. Brüel hat keinesweas den rechtlichen Standpunkt vershoben. Solche jura quaesìta, wie sie die katholische Kirche und ihre Geistlichen haben, köunen auch auf dem Boden des öffentlichen Rechts erwachsen. Jch weiß nit, ob der Laie Stöcter und der Jurist von Cuny das in Abrede stellen könen. Nechte müssen zur Geltung gebraht werden, selbst wenn sie im Augenblick nicht realisirt werden können. Das Recht ist die Grundlage des Staats. Es hat eine Reihe von Rechtsjtreitigkeiten statt- gefunden bis in das Reichsgericht hinein, aus denen hervor- gebt, daß es fich niht bloß um eine Verleßung wohlerwor- ener Rechte auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts, sondern auch privater Rechte handelte, und mit Recht sagt Graf Strachwiß, daß diese Vorlage verstößt gegen das siebente Gebot. Jh möchte einmal die Staatsbeamten sehen, die ruhig sind, wenn man ihnen die Gehälter vollständig sperrt, wie dies den fatholishen Geistlihen gegangen. Die Herren reden si ein, daß die Rehtsansprüche alle auf der Bulle de salute animarum beruhen. Das ist nux zum Theil der Fall. Der Staat hat sich niht varauf beschränkt, diese Geldèr zu sperren, sondern hat alle Leistungen gegenüber der tatho- lischen Kir%we eingestellt, ganz gleih, worauf die An- sprüche si stüßen. Das Reichsgeriht hat in wiederholten Entscheidungen scharf ausgesprochen, daß es keinen Unterschied mache, ob die Staatsleistungen auf öffentlihen oder privaten Nechtstiteln beruhen, und in zahlreihen Fällen sind privat- rehtlih begründete Ansprüche deshalb zurückgewieseu worden. Als 3z. B. in Schlesien 1810 säkularisirt wurde, waren die Kommissarien nux befugt, das Kirchen- und Klostervermögen zu säkularisiren; die mähtige Hand des Staats hat sih aber auf Alles gelegt und hat auch das Stifts- und Fundations- vermögen säkularisirt. Der Staat hat sein Unrecht später auch. anerkannt, hat aber das Kapital nicht restituirt, sondern dafür eine Rente gewährt, die nun auf Grund des Sperr- geseßes nicht gezahlt wurde. Hier handelt es sich also um rein prioatrechtlihe Dinge. Wenn solche Gelder nicht mehr ficher sind, so ist es ja überhaupt nicht mehr möglich, eine Stiftung in unserem Staat zu machen. Gerade in Fällen dieser Art, wo man nicht weiß, wo die Erben der Fundatoren sind, hat der Staat die Pflicht, das Geid an die Pfarrgemeinden herauszugeben, damit die Stiftungsonera prästirt werden. Nicht darauf kann es ankommen, daß wir

diese shwierige Frage lösen, um sie aus der Welt zu schaffen,

| sondern wir müssen sie so lösen, daß eine Befriedigung des

verlezten Rechtsgefühls eintritt. Wenn wir uns hier leiht über diesen privatrehtlihen Anspruch hinwegseßen wollen, so würden vielleicht später auch die Güter der lebendigen Hand ebenso leicht beseitigt werden. Es wurde darauf hingewiesen,

| daß die Encyklika Staatsgeseze für nichtig erklärt habe. Es

würde mih zu weit führen, den Ursprung hiervon auseia- anderzuseßzen. Jch will nur dies erwähnen, das preußische Staatsgeseß \{chuf einen kirhlihen Gerichtshof, dem die Macht gegeben wurde, das Band, das den Bischof mit seiner Diözese verbindet, zu lösen. Wenn wir überhaupt noch katholisch fein wollten, war es doch unmöglich, diese Bestimmungen als zu Recht bestehend zu erklären. Der Fürstbishof von Breslau war au nach seiner Absezung unser Bischof. Unter den gesperrten Geldern befindet si{h- jedenfalls auch Eigenthum, über das wir ohne Verlegung der Verfassung zu ver- fügen nicht befugt sind; darum muß die Rückgabe des Kapitals erfolgen. Es ist “das vielleicht zum Theil mit großen Schwierigkeiten verbunden, aber der Staat, der die Mühe des Sperrens nicht gescheut hat, darf auch diese Schwierigkeit nicht scheuen. Selbst wenn Sie übrigens restituiren, so können Sie nicht die Bitterkeiten und die \hweren Stunden erseßen, die das Sperrgesey in weite Kreise des katholischen Volks gebraht hat. Mir s{chwebt ein Fall vor, in dem man die Geistlihen aus dem Gemeindehause hinauswarf und nachher den Nachweis überließ, daß das Haus Privateigenthum ist. Gerade weil wir das Volk nicht auf- bringen wollen, sondern das vollsle Bedürfniß empfinden, voll- ständigen Frieden zu schaffen, um den großen Aufgaben des Staatslebens gewachsen zu sein, bitte ih Sie, eine Lösung zu geben, wenn nicht in dieser, so in der nähsten Session, die das Rechtsgefühl der Katholiken befriedigt.

Staats-Minister Dr. von Goßler: ji¿eine Herren! Ich bedauer:, daß ih entgegen meiner von vorn- erein eingenommenen Haltung auch heute wieder auf einen Punkt zurückkommen muß, der außerhalb der eigentlihen Diskussion liegt. Ih habe mir aus voller Ueberzeugung und mit Beftimmt- heit auch in diesem Fall die Linie gezogen, daß. wenn man zum Frieven gelangen will, das Ausscheiden alles Dessen, was nicht zur Klärung der Sache beiträgt, nothwendig ift. Aber na dem Eindruck, welchen ih gewonnen habe, find die Worte des Hrn. Aba. Dr. Windthorst in Bezug auf die von mir zu der Lehrerversammlung in ter vorigen Woche eingenommene Stellung in dem hohen Hause in sehr weitgehender Weise ausgelegt worden. Ich bedauere, daß ih diese Worte ihrem genauen Inhalt und ihrer genauen Form nah nicht vernommen habe; es liegt eben in der Konstruktion dieses Saales und in der Stellung des Herrn Redners, daß ih die Feinheit sciner Wendungen nicht genau verfolgen konnte. Soweit ich im Stande gewesen bin, mich zu informiren, zerlegen sh die Bor- würfe, die er mir gegenüber gemacht hat, in folgende einzelne Punkte. Zunächst ist mir ein Vorwurf daraus gemacht worden, daf ih dcutshe Lehrerversammlung habe durch einen Vertreter begrüßen lassen. Meine Herren, ich besube grundsäßlih entweder selbst oder durch Vertreter alle Versamnuilungen, die innerhalb meines Ressorts sich in Berlin abspielen, selbst solche Versammlungen, von denen ich genau weiß, daß sie in ihren Aus- führungen und ihren Beschlüssen sh gegen Grundsäße aussprechen, welche ih für die richtigen halte; ih erinnere in leßterer Hinsicht an die Stellung, welche vielfach Realschuliehrer eingenommen haben. Das hält mich aber in keiner Weise davon ab, und es ist in meinen Augen meine Verpflichtung, die Bestrebungen und die Gesinnungen, welche fich in freien Versammlungen innerhalb meines Ressorts ent- wickeln, zu hören, aub, soweit es irgend möglih ift, zu berüd- qhtigen, Mich gegen die deutsche verhalten,

diese

Lehrerversammlung von wvorn- herein ablehnend zu wäre von meinem Stand- punkt aus geradezu komisch gewesen. Ja dem Programm diefer Lehrerversammlung war nichts eathalten, was irgendwie als staats- gefährlih oder als abwegig bcurtheilt werden könnte. Für mi war alío nur zu übeclegen, ob ich persönlih h ngehen oder einen be- währten Kommissarius entsenden sollte. Jh habe das leßtere ge- wählt, weil das Maß meiner Belastung in der That fo groß ift, dat 0 Mit [Over L emtge Stunden aus meinem Arbeitspensum auszusheiden. Dieser mein Kommissarius hat nun eine Rede gehalten, die ic nur aus den Zeitungen kenne, die aber, soweit ich die verschiedenen Blätter der ver|chiedenen Richtungen verfolgt habe, allgemeine Anerkennung gefunden hat. Er hat ih sehe hier eben eine zustimmende Bewegung des Hrn. Abg. Stôöder, der, wie ih gelesen habe, in der Versammlung war er hat, wie ih gerade aus hochkonservativen Blättern ersehen habe, schr viel fahlihes Material offenbar absichtlich gegeben, um den Inhalt für die Berathungen der Lehrerversamulung schon einigermaßen zu gruppiren. Dann hat er am S{hluß seiner Rede so habe ich aus den Zeitungen entnommen in durchaus verständliher Weise darauf dingewiesen, die Lehrer möchten sih eben um die Sachen beküm:nern, bie thres Amtes feien.

Zweitens ist nun der Vorwurf erhoben worden, daß, nachdem der Lehrer Dittes den einleitenden Vortrag wenn ic recht gelesen habe, in 2 oder 24 Stunden gehalten, von meinem Vertreter nicht \ofort Protest einge!egt sei. Meine Herren, diese Fragen sind ja oft an mich und meine Vertreter herangetreten, Ich habe den Grundsaß aufgestellt, daß man genau si gegenwärtig halten solle, ob man Regierungs-Kommissarius sei, der das Recht habe, auf Grund der Verfassung oder sonst bestehender Vorschriften das Wort zu verlangen. Hat man das Recht nit, so halte ich es für cihtig zu \{chweigen. Denn auch diejenigen, welche eine Versammlung begrüßen, sind Gästez sie stehen unter dem Hausrecht derjenigen, welche die Versammlung cinberufen haben, und ih halte es für vil ritiger, daß man unbequeme Sachen hört und stillschweigend si entfernt, als daß man versucht einzuschreiten, aber das Wort nicht erbält, oder daß Einem das Wort naher entzogen wird, Dann ist der Vertreter der Staatsautorität hülf- und rechtlos. Mir liegt ein sol%er Fall genau in der Erinnerung und ic weiß, daß, als ich junger Minister oder noch Unter-Staats]ekretär war, ein Regierungs- Sqculrath in durchaus guter Absicht in der, wie es sheint, von dem Hrn. Abg. Windthorst gewünshten Weise eingeschritten ist und ein so gründliches Fiasko erlitten bat, daß die Aufsichtsbehörde in die peinlihste Verlegenheit verseßt worden und genöthigt gewesen ift, dein Herrn einen anderen Wirkungskreis anzuweisen. Ein folcher Rertreter ist in einer unkontrolirten und unter keiner Disziplin der Re- gierung unmittelbar stehenden Versammlung nicht in der Lage, seine Autorität zu wahren.

Der dritte Punkt, wenn ich recht verstanden habe, betraf das Telegramm, welches ih an die Lehrerversammlung gerichtet habe. Ich muß bei diesem Punkt an meine gestrigen Worte erinnern. Es liegt ein gewisses Bedürfniß vor im deutschen Volke, Legenden zu bilden; ih habe aber cin anderes Interesse, daß die Thatsachen, wie