1890 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

begnügen, die heutige Verhandlung angehört zu haben und zu er- warten. was das Hohe Haus zu thun beschließe; dabei sei es aber eigenthümlich. wenn nuna verlangt werde, daß die Petition der Groß- herzoglihen Regierung empfehlend überwiesen werden solle. Die Großherzogliche Regierung wolle sih aber niht an die Worte halten, sondern an den der Petition zu Grunde liegenden Gedanken, wonach die Frage der Großherzoglichen Regierung zur Grwägung aegeben werden solle. Namens der Großherzoglichen Regierung könne Redner nun er- klären, daß dieselbe, welhe wiederholt vor den Ständen in der Lage gewesen, zu der Frage Stellung zu nehmen, voll- ständig orientirt und fest ents lossen sei, auf die Einführung des direkten Wahlrechts für die Landtagswahlen nicht einzugehen, khauptsählih aus dem Grunde, weil ein allgemeines direktes Wablret, das, wie es hier verlangt werde, ohne jede Ein- \{ränkung gewährt werden folle, zum Umsturz unseres Staatswesens führen würde. Es wäre eine Unwahrheit und Unnatürlich- keit zu sagen, es sei cin Jeder gleih befähigt, die Ver- hältnisse unseres Staatsweiens zu erkennen und in demselben mitzuwirken; man würde fich{ch damit von der Natur entfernen. Diese Erwägungen hätten auch die Großherzoglihe Regierung in ihren Entschließuygen im Jahre 1869/70 geleitet, als sie bei den damals durchgefübrten wesentlihen Aenderungen und Erleichterungen in freiheitlihem Sinne das direkte Wahlsystem niht eingeführt habe; nur unter der Vorausseßung des in der indirekten Wahl liegenden Korrektivs habe sih die Großherzogliche Regierung entschließen können, die Zahl der Urwähler so bedeutend zu vergrößern und die Vors bedingung der Eigenschaft eines Gemeindebürgers bezw. der Bekleidung eines Gemeindeamts fowie einen bestimmten Census aufzuheben. Statt der öffentlihen hätten wir die geheime Wahl, mit der Ver- größerung der Zaÿl der Wähler fei auch die Zahl der Wahlmänner vermehrt worden. Bei all diesen Einräumungen sei die Verfassung im liberalsten Sinne erweitert und der Bevölkerung ein Vertrauen entgegergebracht worden, das nicht mehr überboten werden könne. An diesen Beschränkungen aber müsse man festhalten; jede andere Ve- \{ränkung, die bei Einführung des direkten Wahlrechts geboten wäre, würde an das allgemeine Wahlreht hinreichen, das man ja doch nicht unterschäßen solle.

Wenn von ciner „Bevormundunz* bei der indirekten Wahl ge- prochen werde, so müsse doch gefragt werden, ob denn das Geschäft bei der direkten Wahl ein freies Wählen sei? Ein Stimmen sei es, aber kein Wählen, Es müsse bei einer jeden Wahl dem Wähler gehclfen werden, und wenn kein kraft Geseßzes bestimmtes Wahlkollegium vorhanden sci, so müsse sich ein Comité der einzelnen Wähler annehmen; der Abgeordnete sei den Wählern ja in der Regel gar nicht bekannt, denn aus einer einmaligen Wakblrede könnten sie das nit erfahren, was ihnen zu wissen Noth thâte. Diesem unnatürlihen Mißstande helfe das indirekte Wahl- system durch die Einrichtung eines geseßlihen Wahlkollegiums ab. Er glaube deshalb, daß es in unser Aller Interesse sei, daß dieses bei uns eingelebte, allgemein aber mit Kautelen eingerihtete Wahlsystem beibehalten werde.

Der Abg. Gerber habe bemerkt, es sei nit gefährlih, wenn auch einmal ein Sozialdemokrat in die Kammer komme; auch Redner fürhte sich nit vor einem, au nicht vor mehreren Sozialdemokraten ; es bestünden aber z. Zt. noh andere Richtungen, die die Großherzogliche Regierung als dem dermaligen Gang der staatlihen Entwickelung ge\ährlih erahten und denen fie entgegentreten zu müssen glaube. Da die Großherzoglihe Regierung fest ents{chlossen fei, das Beste des Staats zu wollen und die bewährten Grundsätze eines et liberalen Regiments bei gleicher Berechtigung aller Konfessionen festzubalten, werde sie die Mittel dazu nicht gewähren, daß in diesen Grundsäßen eine Aenderung eintrete, und sie werde deshalb, solange sie am Ruder sei, von dem indirekten Wahlsystem bei ven Landtags- wahlen nit abgehen. :

_Die Petition wurde bekanntlih, dem Antrage der Kom- mission gemäß, durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Gestern und heute berieth die Zweite Kammer den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Gemeindeordnung. Der Gesezentwurxf schlägt im Wesentlichen folgende Aenderungen der bestehenden Gemeindeordnung vor: Ausdehnung des Rechts und der Pflicht zur Theilnahme an der Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretung auf alle Reichsangehörigen; Klassen- eintheilung für die Wahl des Bürgerausschusses gemäß der in der Städte-Ordnung festgeseßten Abgrenzung; Wahl des Bürgermeisters und des Gemeinderaths durch den Bürger- aus\schuß; Verlängerung der Amtsdauer für den Bürgeraus\{huß auf neun Jahre. Die Bürgernußzungen bleiben von dem Geseßentwurf unberührt; die Gesammt- heit der jezt Genußberechtigten besteht als be- sonderer Verband fort mit der Befugniß, durch ein eigenes Vertretungsorgan (die Versammlung der stimmfähigen Genuß- berechtigten) alle diejenigen Fragen, - welche sih auf den Be- stand des Allmandgutes, die Benußung und Vertretung des- jelben beziehen, selbst und unabhängig von der Gesammtgemeinde zu ordnen. Jm Laufe der De- batte erklärte Staats-Minister Dr. Turban das, was gegen die Vorlage gesagt worden, für Uebertreibungen. Daß man das Gese reaktionäár nenne, sei zu erwarten gewesen. Die Regierung habe bei dem Entwurf nicht die Politik, sondern das Bedürfniß im Auge, und \ie glaube, das Richtige getroffen zu haben, wenn sie die Bürgerrehte auf der einen Seite erweitert und auf der anderen die nöthigen Schranken gezogen habe. Jn der Einzelberathung wurde Artikel 1 nah dem An- trage der Kommission angenommen (Anwendung des Gesetzes hon bei Gemeinden von 500 Einwohnern, \tatt erst bei 1000, wie der Entwurf gewollt). Die Dienstzeit der Bürger- meister hatte der Entwurf auf 9 Jahre verlängert, die Kom- mission [lug Beibehaltung der jeßigen sechsjährigen Dienst- eit vor. Es wurde indeß der Entwurf angenommen. Geheimer

ath Eisenlohr hatte u. A. auf die umfassende Jnanspruch- nahme der Bürgermeister durch die soziale Geseßgebung hin- gewiesen. Noch wurde ein Antrag angenommen, wonach mit Gémeindebeschluß unter ministerieller Zustimmung in Städten über 3000 Einwohner für die Grund- und Pfandbuchführung ein besonderer Beamter bestellt werden kann, Das ganze Gese wurde bei der Endabstimmung gegen die Stimmen des Centrums und des Abg. Schmitt (Demokr.) angenommen.

Sachsen - Meiningen.

[]) Meiningen, 3. Juni. Se. Hoheit der Herzog ist mit Höchstseiner Gemahlin von einer Reise nah Athen und Konstantinopel sowie nah längerem Aufenthalt auf der Villa Carlotta am Comer See hierher zurückgekehrt und wird \ih in einigen Tagen zu längerem Aufenthalt nach der Sommer- Residenz Altenstein begeben.

Hamburg.

Hamburg, 4. Juni. A Die Vorlage der Staatshaushalts-Abrechnung über das Jahr 1888 nebst Schäzung des Ergebnisses des Jahres 1889 lautet: Der Senat übergiebt der N die von der E am 31. März d. F. festgestellte, per ultimo

ezember 1889 abgeschlossene Staatshaushalts-Abrehnung über das Jakbr 1888 nebst Abrechnung über die im Jahre 1889 eingegangenen, bezw. verausgabten Rückstände von 1887 und

früher, sowie ferner die Abrechnung über das Staatsschulden- wesen für 1888 und die Bilanz der Haupt-Staatskasse per ultimo Dezember 1889. Der Ueberschuß der budgetmäßigen Einnahmen des Jahres 1888 über die entsprehenden Ausgaben beläuft sih ausweislih der Abrehnung auf 1 641 405 4 73 F, hat sich also gegen die der Bürgerschaft am 20. Mai vorigen Zahres mitgetheilte vorläufige Shäßung um 244 605 46 73 Z erhöht. Noch sehr viel günstiger stellt sich nach Mittheilung der Finanzdeputation die Abrehnung über die budgetmäßigen Einnahmen und Ausgaben des Jahres 1889. Die vorliegende ungefähre Schäßung der legteren ergiebt: Einnahme ein- \ließlih der veranshlagten Rückstände 54 319 900 4, Aus- gabe, einschließlich der veranschlagten Rückstände 48 365 600 M, also Ueberschuß, soweit das Rechnungsergebniß bis jeßt zu übersehen ist, 5954 300 M

Elsaß: - Lothringen. ;

Straßburg, 6. Juni. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden, welcher gestern Abend hier eingetroffen ist, besichtigt seit heute früh in Begleitung des Statthalters die landwirthschaftlihe Aus- stellung mit großem Jnteresse. Um 11 Uhr fand ein Auf- zug von 120 badischen Bauern zu Pferde in ihrer Landes- tracht statt. Der Fremdenverkehr ijt ein außerordentlich großer.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 4. Juni. Die Wiener „Presse“ schreibt über das den beiden Delegationen vorgelegte Budget:

„Das Budget ist ein getreues Spiegelbild der momen- tanen Situation. Es ist zwar um 3,2 Millionen höher als das gemeinsame Budget des vorigen Jahres, es bedeutet also eine erneuerte Mehranspannung der Steuerkraft, doh bietet es keinen Anlaß zu einer besonderen Be- sorgniß oder Beunruhigung. Nachdem alle Großmächte das rauchlose Pulver einführen, nachdem alle anderen Staaten die Vermehrung ihrer Reiterei anstreben, kann auch Oésterreih:Ungarn nicht zurübleiben. Und wenn es den Fortschritt auf dem Gebiete der unausgeseßt steigenden Wehrkraft mitmachen will, so muß auch unsere Monarchie an Mehrauslagen denken; es müssen leider alljährlich einige Millionen mehr in das Budget eingestellt werden, welches den beiden Delegationen zur Beurtheilung vorgelegt wird. Fn Würdigung dieser nihts weniger als erfreulichen, aber durhaus naturgemäßen und unentrinnbaren Lage dürfte die bevorstehende Delegations-Session ziemlich glatt ver- laufen. Es wird wohl an kritishen Randbemerkungen bei der Debatte über das Kriegsbudget wie über das Budget des Ministeriums des Aeußern wahrscheinli nicht fehlen, indessen darf man doch annehmen, daß die Delegationen innerhalb drei Wochen ihre Arbeiten beendigt haben werden.“ P

Demselben Blatte entnehmen wir folgende Mittheilung über die Reorganisation der Festungs-Artillerie, für welche im Ordinarium 344 600 Fl. gefordert werden:

Die Festungs- Artillerie besteht na der gegenwärtigen Drganisa- tion aus 12 Bataillonen zu je 6 Compagnien, im Ganzen daher aus 72 Compagnien, von welchen im Frieden 12 en cadre gestellt sind. Im Verbande des Festungs-Artillerie-Bataillons Nr. 9 befinden #ich überdies im Frieden 3 Gebirgs-Batterien, welche im Kriegsfalle 6 GBe- birgs-Batterien zu formiren haben. Eingehende Studien haben zu der Ueberzeugung geführt, daß in einem größeren Kriegsfalle zur entîprehen- denDotirung der inKriegs8ausrüstung zu seßenden festenPläße und der aufzu- ftellendenBelagerungs Artillerieparks mitFestungs- Artillerie abgesehen von den erst im Mobilisirungsfalle zu errihtenden befonderen For- mationen mindestens 90 Feftungs - Artillerie - Compagnien unum- gänglich nothwendig sind. Im Hinblick auf diesen ermittekten Bedarf von 90 Festungs-Artillerie-Compagnien und mit Rücksicht auf die weiter bestehende Nothwendigkeit, die beim Festungs-Artillezie- Bataillon Nr. 9 eingetheilten 3 Gebirgs -Batterien von diesem Bataillon abzutrennen und aus denselben eine felbständige Batterie- Division zu formiren, hat das gemeinsame Kriegs-Ministerium die nachfolgend skizzirte Reorganisation der Festungs-Artillerie in Aus- sicht genommen: 1) Die bestehenden 12 Festungs-Artillerie-Bataillone werden umgewandelt: a. in drei Festungs-Artillerie-Regimenter zu je 3 und in drei Festungs - Artillerie - Regimenter zu je 2 Bataillonen, dann in drei selbständige Feitungs - Artillerie- Bataillone, im Ganzen daher in 18 Bataillone zu je 4 Feld Compagnien und eine im Frieden en cadre gestellte Grsayz- Compagnie, þÞ, in eine selbständige Batterie-Divisicn für Tirol mit drei Gebirgs-Batterien und einem Ersatz-Depotcadre im Frieden, be- ziehungsweise mit sech8s Gebirgs-Batterien und einem Ersaßdepot im Kriege. 2) Die Stellen der Festungs-Artillerie-Direktoren in Krakau, Przcmysl, Pola, Komorn, Cattaro, Trient, Karlsburg und Peter- wardein werden aufgelassen. Die Dienstgeshäfte derselben gehen an die Kommandanten der in den genannten festen Pläßen statio- nirten Festungs-Artillerie-Regimenter oder selbständigen Festungs8- Artillerice-Bataillone über, 3) In Wien und Budapest,wird je ein General der Artilleriewaffe als Jnspizirender der Festungs-Artillerie auf- gestellt. Jedem derselben wird cin Hauptmann für die Kanzlei- geschäfte und ein Subaltern-Offizier als Adjutant beigegeben.

Jn dem Budget wird ferner zur Hebung der Widerstands- fähigkeit der galizishen Festungen Krakau und Przemysl eine N verlangt. Diese Forderung is wie folgt be- gründet :

„Die in den leßten Jahren auf dem Gebiet der Artillerie- und Kriegsbau-Tehnik zu verzeihnenden Fortschritte bedingen eine erhöhte Widerstandsfähigkeit der Befestigungs - Anlagen, wozu die Anwendung der bisher hiefür gebrauchten Mittel nicht mehr ausreiht. In Absiht auf die rashe Kampfbereit- stellung der exponirt liegenden Festungen Krakau und Przemysl, sowie um diese Pläße der ihnen im Kriege zufallenden Aufgabe ent- \prehend zu einem nahhaltigen Widerstande zu befähigen, ist daher eine Reihe von Maßnahmen nothwendig, deren successive Ausführung als unaufschieblich beze inet werden muß.“ \ s

Im Budget des Ministeriums des Aeußern wird für den Posten „Dispositionsfonds und nicht speziell zu verrechnende Auslagen für politishe Jnformationen“ eine Erhöhung der bisherigen Bewilligungen von 500 000 Fl. auf 600 000 Fl. beantragt. Zur Begründung wird angeführt:

„Das Ministerium des Aeußern is zur Ueberzeugung gelangt, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen und fo lange dieselben anhalten, die bisher beroilligte Summe per 500 000 Fl. eine ungenügende ist Hees Erhöhung dersélben sich als dringend nothwendig heraus-

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Großbritannien und Jrland,

London, 5. Juni. (W. T. B.) Unter dem Vorsitz des Herzogs von Fife fand heute Nachmittag im Mansionhouse eine sehr zahlreich besuhte Versammlung statt, welhe einen Aufruf an das englische Publikum zu Sammlungen für die Beschaffung eines Dampfers auf dem Viktoria-Nyanza beschloß. Der Herzog von Fife ertlärte in seiner Ansprache: England werde sich keinen Falls von dem Eifer Anderer in Afrika überflügeln lassen.

Stanley, welcher der Versammlung b-iwohnte, trat für die Nothwendigkeit eines Dampfers für den Viktoria-Nyanza ein, an dessen Ufern 12 Millionen Menschen wohnten. Was die zwischen Deutshland und England schwebende Streit- frage anbelange, so würden beide Länder hoffentlih im Jn- teresse der Civilisation und der Entwickelung Afrikas zusammen- wirken.

Jm Unterhause erklärte heute der Unter-Staatssekretär Fergusson in Beantwortung einer bezüglichen Anfrage : das jüngst vom deutshen Reichskommissar Major Wissmann gegen den Eintritt von Karawanen in die deutshe FJnteressensphäre hinter Tanga und Pangani erlassene Verbot hänge mit den militärischen Operationen des Majors Wissmann zusammen, die damals gerade in Ausführung begrisfen gewesen seien. Das ge- dachte Verbot sei auf Vorstellungen des englischen General- Konsuls Evan Smith kurz darauf zurückgenommen worden. Auf eine weitere Anfrage erwiderte der Unter-Staatssekretär Fergusson: es seien weder in der Georgs-Bay noch anderwärts inNeufundland bewaffnete französische Streitkräfte gelandet, Ein französisher Marine-Dffizier sei an einer Werft ans Land gegangen und habe die Beseitigung von Neten verlangt, die darauf auch von den Eigenthümern entfernt worden seien. Das Verlangen der Offiziere sei ein völlig berehtigtes gewesen. Jn die Fischerei hätten sih die Franzosen in keiner Weise Cg, Die Kanal - tunnel-Bill wurde vom Unterhause mit 234 gegen 153 Stimmen abgelehnt; die Regierung hatte dieselbe be- kämpft, während Gladstone für die Vorlage eingetreten war.

5. Juni. (Köln. Ztg.) Jn der Andreas - Kirche (Wells - Street) fand gestern die Trauung des Grafen Alexander Münster mit Lady Muriel Hay, der zweiten Tochter Lord Kinnoulls, statt. Der Bräutigam trug die Uni- form der Gardes du Corps und sein Trauzeuge Prinz H. H. Pleß die der Garde-Husaren. Das. Hochzeitsfrühstück ward in Grosvenor-Square im Hause der Lady Londesborough, einex Tante derx Braut, eingenommen.

Frankreich.

Paris, 4. Juni. (W. T. B.) Jn der Deputirten- fammer verlangte heute der sozialistishe Deputirte Dumay, die Regierung wegen der Freilassung des Herzogs von Orleans zu interpelliren. Der Minister: Präsident de Freycinet erklärte sich zur sofortigen Diskussion bereit. Dumay verlangte zu wissen, von welhen Erwägungen si die Regierung bei der Begnadigung des Herzogs hätte leiten lassen, während Familienväter die Opfer einer fehlerhaften Dr- ganisation seien, wie sih aus der Verhaftung der russischen Nihilisien ergebe. Es sei dies eine reaktionäre Politik. Hr. de Freycinet erwiderte: der Gedanke zur Freilassung des Herzogs von Orleans sei dem Präsidenten Carnot gekommen, als er auf seiner jüngsten Reise bei Clairvaux vorüberkam. Die Politik fei dieser Maßregel vollständig fremd. Die Republik fei stark genug, um nicht vor einem derartigen Aktie der Milde zurüczushrelen. Es seien erst kTürz- lich Begnadigungen füc Strikevergehen erfolgt, und weitere Begnadigungen würden demnächst folgen. Der Minister verlangte die einfache Tagesordnung, welhe auch mit 313 gegen 194 Stimmen von der Kammer angenommen wurde. Ferroul und andere Arbeiter-Deputirte forderten sodann vollständige Amnestie für alle Strike- vergehen. und beantragten hierfür die Dringlichkeit, welche jedoch mit 312 gegen 141 Stimmen abgelehnt wurde. Jm Fortgange der Sißung nahm die Kammer mit 341 gegen 170 Slimmen eine Steuer von 3 Fr. auf Mais in Körnern und von 5 Fr. auf Maismehl an.

Schweiz.

Bern, 4. Juni. (A. Z.) Der Nationalrath beschloß nach dem Antrag des Bundesraths die Einführung der Kranken- und Unfallversicherung mittelst Geseßz- gebung. Der Ständerath genehmigte den Gesecgentwurf, betreffend die Nücktrittsentshädigung dienstunfsähiger Beamten. ;

Die Zolleinnahmen ergaben auch im verwichenen „Mai wieder ein außerordentlih günstiges Resultat, indem sie sih auf 3 565301 Fr. 38 Cts. beziffern, oder 1 287 736 Fr. 16 Cts, mehr als im Vorjahre. Seit Fahresanfang betragen die Einnahmen 13 152 325 Fr. 14 Cts. oder 2 769 813 Fr. 61 Cts. mehr als 1889.

Belgien.

Brüssel, 5. Juni. (W. T. B.) Als der König nah dem Schlosse Laeken fuhr, um den Herzog von Orleans zu empfangen, stürzten die Pferde vor dem Wagen. Der König stieg, ohne Schaden genommen zu haben, aus und begab sich zu Fuß nah dem Schlosse. Der Herzog von Orleans verblieb im Laufe des Tages im Kreise der Königlichen Familie. i

(Wes.-Ztg.) Am 10. d. M. finden die Kammer- wahlen statt. Die Hälfte der Kammer isst zu er- neuern; fomit sind 69 Deputirte zu wählen. Von den dies- mal ausscheidenden Deputirten sind 38 Liberale und 31 Kleri- kale. Die Neuwahlen finden in den 19 Bezirken der Pro- vinzen Hennegau, Lüttich, Ostflandern und Limburg statt. Der Ausfall dieser Wahlen ist im Voraus nicht berechenbar. Die Klerikalen traten in 18, die Liberalen in 14 Bezirken in den Wahlkampf ein. Am ernstesten ist der Kampf in Mons und Gent. Fn Mons machen den Liberalen nicht nur die Klerikalen, sondern au der von 15 587 Bergleuten aufgestellte Arbeiterkandidat Defuisseaux die Sitze streitig.

Serbien.

Belgrad, 5. Juni. (W. T. B.) - Der Präsident der Skupschtina Paschic wurde bei den in Shabatz stattgehabten Festlihkeiten vom König Alexander im Beisein des Königs Milan durch Verleihung des Groß- kreuzes des Takowo-Ordens ausgezeihnet. Man sieht dies als eine indirekte Widerlegung der Gerüchte an, welche von einer Spannung zwischen König Milan und der radikalen Partei wissen wollten. ;

6. Juni. (W. T. B.) Die „Agence de Belgrade““ meldet aus Uesküb: Edem Pascha und Salib Pascha

riffen mit vier Bataillonen und einer Eskadron die Ave in der Richtung auf Devitsch an, wo ein tür- kishes Streif-Corps augenscheinlich von Arnauten blocirt wurde. Die Maissoren in Jzek und Djakova unter- stüßten die Truppen der Regierung. Jn Begleitung Edem Paschas befinden sich Mutessarif-Mufti und zwei Richter des Gerichtshofes in Mitrovita.

treten, so werde die Sache hoffentlih so weit gefördert werden,

Schweden und Nortvegen. (F) Stockholm, 3. Juni.

die „Post-och Jnr. Tidn.“ folgende Mittheilung machen: „Der

fältung etwas unwohl, aber bereits am Tage wieder hergestellt.

sein dürfte.“

aufenthalt in Schloß Ulriksdal nehmen.

__(F) Malmö, 4. Juni. Fm Zusammenhang mit der Arbeits- | nicht niederlegung der Bautischler haben hier während der leßten Abende Straßentumulte stattgefunden, die gestern Abend einen folhen Umfang annahmen, daß die gesammte Polizeimannschast | genug, daß sie bei jeder Gelegenheit geltend gemaht werden

Jhn beunruhigten nit die Zuwendungen an die sondern das, was für die evange-

N L daß ‘bxr “m : i nit reie Hand gegeben Gegen die Sozialdemokratie könne nur die Neebrci: tung des Glaubens an den dreieinigen Gott helfen. Be- unruhigen müßten auch so widerchristliche Reden, wie sie auf dem jüngsten Lehrertage unter stürmischem Beifall der Ver- sammlung gehalten worden seien. Die Stimmung gegen die evangelische Kirche sei allerdings in der leßten Zeit eine freundlichere geworden. Neben der Frage der Selbständigkeit der evangelischen Kirche sei auch die 7Frage der Dotation der-

mit Unterstüßung von 50 Husaren

Major Freiherr G. O. Peyron, trifft heute Abend hier ein.

(F) Christiania, 3, Juni. Das Storthing hat fast sämmtliche Anträge des Kriegsdepartements bewilligt, E 29 900 Kronen von geforderten 7297 000 Kronen; für das laufende Finanzjahr beträgt das Budget dieses Departements

6 792 000 Kronen.

Die Zoll einnahmen in den ersten elf Monaten des gegenwärtigen Finanzjahres haben 22 627 806 Kronen gegen 19 734 463 Kronen in der gleichen Zeit des vorigen Finanz-

jahres betragen.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Das Ergebniß der vom

Hdls. - Ztg.“ zufolge, sein, en

stimmungen nit einverstanden sein. 5, Juni.

Häuser vereinbarten Silbervorlage an. Di Kinley'sche Vorlage stimmt i E der Caucusbill überein, ausgenommen darin, . daß fie einen monatlihen Ankauf von Silber im Werthe von 41/2 Millionen Dollars anordnet. Die hierfür ausgegebenen Certifikate sollen ein volles geseßlihes Zahlungsmittel und in Münze oder Bullion einlösbar sein; ferner darf Silber- bullion ausgeprägt werden, um dem Bedarf für die Ein- lösung der Certifikate zu genügen. Die Vorlage enthält ferner die Bestimmung, daß, sobald das Gold und das Silber den al pari-Stand erreichen, eine freie Silberausprägung statt- finden soll.

5. Zuni. (W. T. B.) Das Repräsentanten- haus begann heute die Berathung der vom republifanischen Caucus an enommenen Mc Kinley*schen Silber- vorlage. ie Abstimmung soll nah einem vorher ge-

fen Beschlusse am Sonnabend, Nachmittag 3 Uhr, statt- nden.

Parlamentarische Nachrichten.

«n der heutigen (68.) Sizung des Hauses der Ab- geordneten, welcher am Ministertishe der Staats - Minister Dr, von Goßler beiwohnte, stand an erster Stelle auf der Tagesordnung die Berathung der Resolution zu dem Geseßentwurf zur Ausführung des §8. 9 des Gesetzes, bez treffend die Einstellung der Leistungen aus Staats- mitteln für die römish- katholischen Bisthümer und Geistlichen vom 22. April 1875.

Die Resolution lautet :

A Die bestimmte Erwartung auszusprechen, daß die Königliche Staatêregierung ohne Verzug mit den geordneten Organen der evangelisden Landeskirhe zur Herbeiführung einer fachgemäßen ce eR C E e O O E und die hierzu orderlihen Staatsmitte unli on du ä Staatshaushalts. Etat flüssig mache. 2 E

Dazu brachte Abg. Windthorst einen Antrag, welcher vorstehende Resolution auch auf die katholische Kirhe ausge- Via A Ï

erihterstatter der Kommission war Abg. Dr. Hart- mann (Lübben). Z L / L ia _ Abg. Mosler erklärte, der Resolution freundlih gegen- überzustehen, hielt aber deren Erweiterung im Sinne der Parität für nothwendig; dies bezwede der Antrag Windthorst.

Abg. von Benda verkannte die Schwierigkeit der Stol- gebührenregelung niht. Dieselbe liege namentlich in der Verschiedenheit der Verhältnisse in den einzelnen Provinzen, andererseits darin, daß in einer Anzahl von Städten die Stolgebühren bereits abgelöst seien. Es empfehle si eine provinzielle Regelung, wie sie das Herrenhaus und die Mehr- zahl der synodalen Vrgane gewünscht und auch der Kultus- Minister für zwe mäßig erahtet habe. Da die

rovinzial-Synoden noch im Laufe dieses Jahres zusammen-

daß in der nächsten Session eine bezüglihe Vorlage erfolgen werde. Wenn die katholische Kirche den Nachweis pee baß

, Aus Anlaß verschiedener während der leßten Tuge im Umsauf gewesener beunruhigenden j Gerüchte über den Gesundheitszustand König Oscar's kann | keinen inneren Zusammenhang mit dem Sperrgeldergeset habe. : C h ? Die im Etat jährlich zur Verfügung gestellten 500 000 M König war am Sonntag in Folge einer gelegentlihen Er- | reihten aus, um die durch den Wegfall der Stolgebühren entstan- denen Ausfälle auszugleichen. Wenn die Kirche solche Mittel, wie

die Resolution sie wünsche, dauernd vom Staate erhalte, so sei eine Abhängigkeit der Kirche vom Staat nicht zu vermeiden. Die Kirche sei reih genug, um das, was* sie für ihre Zwecke brauche, aufzubringen; eventuell könne sie hierzu von ihrem Rechte, Steuern von den ihr Angehörigen zu erheben, Ge-

3 folgenden 6 Dagegen läßt das Leiden in der linken Schulter noch recht viel zu wünschen übrig. Gestern wurde eine Konsultation abgehalten, zu der Professor J. Berg hinzugerufen war, und in welcher eine fortgeseßte energishe Massage und cine passive Gymnastik- behandlung beschlossen wurde, womit man auch einige Zeit während des Sommers fortzufahren wahrscheinlich genöthigt

Wie „Aftonbladet“ berihtet, werden der

zung nur nah energischem an- | müsse. dauerndem Eingreifen den Großmarkt und A Gua ate: markt von der Volksmenge zu säubern vermochte. Ein Polizist wurde durch einen Steinwurf {wer verlegt; | Bezug 30 Tumultuanten wurden verhaftet, Heute Nachmittag sind | werde. hier 200 Mann Artillerie, bewaffnet mit Karabinern, aus Landskrona eingetroffen, auch Jnfant erie wird erwartet. Der General-Commandeur des ersten Militärdistrikts, General-

Washington, 24. Mai. Nepräsentantenhause mit 162 gegen 142 Stimmen angenommenen republikanischen Tarifbill (Mc Kinley-Bill) würde, der „New: Yorker

; j „daß die Zolleinnahmen ch der an Zudckerprämien Seitens der Regierung zu zahlenden 7500 000 Doll. um ca. 73500 000 Doll. erhöht werden. Diese Erhöhung würde sich folgendermaßen auf die einzelnen Abtheilungen des Tarifs vertheilen : Chemikalien 2 491 000 Doll, Frdenwaaren u. \. w. 6260000 Doll., Metalle 9 329 000 Doll, Taba 17 965 000 Doll., Ackerbau- Produkte 8 309 000 Doll, Baumwollwaaren 1 553 000 Doll., Hanf, Flahs und Jute 6807 000 Doll. und der Rest auf Verschiedenes. Die Gegner der Vill interessirt vor Allem die Frage, was der Bundes-Senat thun wird. Wie es heißt, soll ein Theil der republikanishen Senatoren mit vielen Be-

B L. B)» Dér republikanische Caucus des Repräsentantenhauses nahm den Ent- wurf Mc Kinley's an Stelle der von dem Caucus beider

in den Hauptpunkten mit

der Resolution nit widersprechen können.

brauch machen.

eintritt. Er mache die Annahme des

katholische Kirche,

lische Kirhe niht geschehe,

auf die Kirchenzucht

_

gehöre auch die der Stolgebührenfrage.

stimmen.

Dr, von Goßler.

Person der von dem Abg. Windthorst beantragten Erweiterung

Abg. Langerhans sprach gegen die Resolution, weil sie

Abg. Freiherr von Hammerstein erklärte i ür die “S : Wie „f de : Resolution, event. mit dem Amendement Winde unter König und die Königin am Sonnabend ihren Sommer- | der Vorausseßung, daß dur das leßtere cine Verzögerung

der Regelung der Angelegenheit für die evangelische Kirche

j Sperr-

geseßes nicht von der der Resolution abhängig, abet er halte die Ansprüche der evangelischen Kirche für stark

selben von großer Bedeutung. Zur Lösung der Dotationsfrage

__ Abg. Mosler erklärte, daß die katholische Kirche eben- falls dur das Civilehegeseß materiell aesGätiar sei. Die Höhe dieser Einbuße dur den Wegfall der Stolgebühren werde Gegen- standthatsächlicher Feststellung sein müssen. Vorarbeiten dazu seien katholischerseits allerdings noch nicht vorhanden. Das Centrum werde im Fall der Ablehnung des Antrags Windthorst gegen die Resolution, im Fall der Annahme desselben, unabhängig von der Entscheidung über das Sperrgeseß, für dic Resolution

Bei Schluß des Blattes sprach der Staats-Minister

Kunft und Wissenschaft.

könne.

saft ift „mit dem Provisorium eines [kleineren Ausftellungs- gebäudes für permanente Kunstausstellungen dem dringenden Be- dürfniß nit Rechnung getragen. Die Berliner Künstlershaft habe nit nur den Wunsch, ihre eigenen Erzeugnisse in Berlin permanent auêstellen zu Tönnen, fundern das lebhasteste Fnteresse daran, au die Kunstthätigkeit anderer Nationen und Kunststädte in umfassendster Weise hier in Berlin zur Anschauung des Publikums zu bringen Da durch Allerhöchste Initiative die denkbar günstigste Stelle, die historishe Stätte Unter den Linden in Aussicht gestellt sei, so könne die Künstlerschaft nur den dringendsten Wunsch aussprechen, daß als Definitivum auf dieser Stelle das Kunstausstellungsgebäude in einer den weitestgehenden Bedürfnissen voll entsprechenden Größe und Anlage errichtet werden möge. Die Verlegung der permanenten Aus- stellung, für welche eine für das Kunstgeschäft günstige Lage das WerthvoU ste sei, nach der Dorotheenstraße oder an eine abgelegene Seitenfront dieses Viertels, bedeute keine erheblihe Verbesserung gegenüber den jeyigen Verhältnissen.

Die Berliner Künstlerschaft ist der Ansicht, daß einzig und allein die historishe Stätte Unter den Linden die geeignetste ist, um auf ihr ein der Bedeutung der Berliner Kunst würdiges Heim zu errichten. Es wird in der Denkschrift auf die bisherigen unzulänglihen Ver- hältnisse hingewiesen, unter denen das Kunstausstellungswesen in Berlin zu leiden hatte. Es wird namentli betont, daß selbst das für die Kunstausstellung bestimmte Gebäude im Landesausftellungspark im vergangenen Jahre seinem Zweck dur die darin untergebrahten Gegenstände der Aus- stellung für Unfallverhütung entzogen worden war, sodaß die vor- jährige Akademische Kunstausstellung in den unzureihenden Räumen der Kunft-Akademie habe stattfinden müssen. Ein Kunstausstellungs- gebäude gehöre überdies in das Herz der Hauptstadt, wie es in allen großen Städten der Fall sei. Nur wenn unüberwindliche Hindernisse sih der Verwirklihung dieses Gedankens in Berlin entgegenstellten,

jollte von diesem Grundsaß abgewichen werden. Besonders hingewiesen

wird auf den bedeutenden Auf\chwung, welchen das Kunstausstellung3-

wesen in Berlin im Laufe der Jahre genommen hat. Seit 1875 seien „die

Ausftellungen während ihrer ca. zweimonatlihen Dauer von rund

130 000 Personen (im Jahre 1886 während 6 Monaten von ca.

1 200 000) besucht worden, und das Doppelte und Dreifache dieser Zahl

könne wohl noch in Ansaß gebraht werden für die permanenten und

außerordentlihen Ausstellungen in den übrigen zehn Monaten des

Jahres, vorausgeseßt, daß das Ausftellung8gebäude permanent und

unbeschränkt zur Verfügung fteht und der Besuch dem Publikum

leiht zugänglih gemamt wird, wenn also dasselbe an dem Central-

punkt der Stadt Unter den Linden liegt und nit etwa an

E E der Stadt; auch müsse das Gebäude hinreichend

groß jein.

In der Denkschrift wird über das Raumbedürfniß für ein Kunst-

ausftellungsgebäude für Berlin folgende Aufstellung gemacht. Zu-

nächst werden Vergleiche angestellt zwischen den Kunastauss\tellungs-

gebäuden in München und Wien. Der Glaëpalast in München be-

dect cine Grundflähe von rund 12500 qm und hatte nah Abzug von

10% für Thüren bei der Kunstausstellung 1883 wie 1888 eine Be-

hangflähe von rund 3000 laufenden Metern, wobei der große Mittel-

saal nicht eingerechnet i. E waren ausgestellt im Jahre

1883 unter 3470 Kunstwerken 264 plastishe Werke, im Jahre

1888 unter 3218 Kunstwerken 264 plastishe Werke. Das

Künstlerhaus in Wien (Parterre und I. Etage zusammen) bedeckt

eine Fläche von rund 4800 qm bei einer Behangflähe von ca 700

laufenden Metern. Laut Katalog waren bei der internationalen Ausftellung

in Wien 1888 untergebraht insgesammt 1456 Kunstwerke, darunter

sie durch den Ausfall der Stolgebühren dieselben Nachtheile er- litten wie die evangelische Kirche, h würde Redner für seine

Die Berliner Kunstgenofsenshaft, deren Vorsikßender der Direktor der Königlichen Akademishen Hochsule für R bildenden Künste, Professor Anton von Werner ist, veröffentlicht soeben eine „Denk: [chrift der Berliner Kunstgenossenschaft über die Er- ritung eines Kunstausstellungsgebäudes in Derlin, welche in den außerordentlihen Versammlungen der Berliner Kunst- genossenschaft vom 29, April und 6. Mai 1890 berathen und beschlossen worden ift. Bekanntlich hat der Minister für geistliche 2c. Angelegen- heiten Dr. von Goßler in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 19. April 1890 erklärt, daß auf dem fog. Akademieviertel cine Aus-- handel. La Plata stellungslokalität geschafen werden könne, welche für permanente, unter 140 Of Umständen kleine Ausstellungen zur Verfügung ftche, und daß man vielleicht in den vorderen Theil die Akademien der Wissenschaften und Künste unterbringe, d. h. den Senat; der mittlere Theil sei vor- läufig für cinen Bibliotheksbau in Vorschlag gebraht, bei welchem allerdings ein Erweiterungsbedürfniß in späterer Zeit hervortreten

Nah Ansiht des Vorstandes der Berliner Kunsfstgenofssen-

1886 bedeckt eine Grandflähe von 12 750 qm und hatte an Behang- flähe exkl, Eingangshalle und Skulpturensaal 1900 laufende Mete Es folgt in der Denkschrift eine Tabelle, aus welcher ersihtlih ift, wie stark die Berliner Ausstellungen seit 1880 beschickt waren; daraus geht bervor, daß die am s{lechtesten beshickte die im Charlottenburger Polytechnikum im Jahre 1883 war, woselbff# nur 949 Kur \twerke ausgestellt wurden ; die am besten beshickte war die Jubiläums-Ausstellung im Landesausftellung?gebäude 1886 mit 2323 Werken, 1887 wurden 1324, 1888 1455, 1889 im Afademiegebäude aber nur 1104 ausgestellt. Die Beachtung dieser Zahlenergebnisse führt nach der Denkschrift zu der Annahme, daß bei größeren Kaunstausstellungen durchscnittlih per laufenden Meter Wandfläche 1 Bild zu rechnen ist, wenn genügend Zwischenraum beim Hängen 2c. vorhanden fein soll, während eine allgemeine Negel per Bild 2 qm Wandfläve für ausreichend erklärt. Unter Berücksichtigung dieser Angaben und der Annahme günstigster Beleuchtungs- und Raumverhältnisse ergeben die von dem Baumeister Kayser als Mitglied der Kommission aufgestellten Pläne für ein Kunstausftellungégebäude na Projekt 1 der Denkschrift 4717 qm Grundfläche und 1200 laufende Meter Wandfläche, nah Projekt 11 9280 qm Grundflähe und 1300 laufende Meter Wandfläche ohne den großen Saal für Skulpturen. Diesen mit eingerechnet ergiebt Projekt I] eine Grundfläche von rund 7450 qm und eine Behang- flähe von rund 1550 [laufenden Metern. Die jeßige permanente Kunstausstellung des Vereins Berliner Künstler im Architeltenhause bedeckt eine Grundflähe von 500 qm, mit Bureau 2c. zusammen 600 qm und ergiebt 110 laufende Meter Wandflähe für Bilder, müßte aber mindestens ca. 1000 qm Grundflähe und 150—200 laufende Meter Wandfläche haben.

Land- und Forftwirthschaft.

: Central-Moor-Kommission.,

Die Central : Moor - Kommission beabsichtigt, wie die „Wes.- Zta.“ mittheilt, unter ibrem Borfitßenden, Unter-Staatssekcetär von Miarcard, gegen Fnde Juni in der Bremer Moorversu{s- station eine Sißung abzuhaiten. Daran foll ein Besuch der Heimath- folonie des Pastors Cronemeyer bei Loxstedt sowie der interessanten Moorkulturen im Hellweger Moor- oder derjenigen bei Lilienthal ge\ügt und mit einer Besichtigung des Toftedter, vielleiht au des Bederkesa umgebenden Moores geschlofsen werden. i

Sanitäts-, Veterinär- un5 Quarantäueweseu.

: : ; Spanien.

Nath einem in der „Gaceta de Madrid“ veröffentlibten Rund- schreiben des Königlid spanishen General-Direktors für das Gesund- heitswesen vom 23. Mai 1890 sind die wegen der Pest durch Ver- fügung vom 14. Mai 1884 angeordneten Quarantäne-Maßregela für Provenienzen aus Persien außer Kraft geseßt worden.

Australien.

Der Gouverneur in Sydney hat mittelst Verordnung vom 8, April 1890 die unterm 11. Juni 1889 gegen die Provenienzen von Mauritius und den Mahé-Jaseln (Sechellea) angeordnete Quarantäne aufgehoben. (Vergl. N. A. Nr. 207 vom 31. Iluguft 1889.)

Handel und Gewerbe.

_ Vom Berliner Pfandbrief - Institut sind bis 24. Mai 1890 15585 000 4 319% ige, 20 676.300 M 4°/oige, 45 073 200 M 45 %%oige und 9559800 5%ige, zusammen 90 394 300 6 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 151 200 6 s /o ige, 15 058500 M 49%oige, 19687200 A 4¿%ige und 3 349 200 6 5 °/oige, zusammen 53 246 100 A Vfandbriefe Seitens der Grundstükseigenthümer verzinslih sind. Zugesichert, aber noch nicht abgehoben sind 484 200 M i:

Lein, 9 Su Œ T B) Kammzug-Termin- han : Grundmuster B. pr. Juni 440 4, pr. Juli 4,40 4, pr. August 4,35 M, pr. September 430MM br. Oktober 4,35 46, pr. November 4,35 , pr. Dezember 4,321 M, pr. Januar 4,30 Æ, pr. Februar 4,30 X Umsay 150 000 kg. Weichend. h

_Kämmlingsauktion. Zahireiße Käufer anwesend, beste australishe unverändert, mittel und geringe bis 20, Buenos-Ayres durchs{chnittlich 25 S billiger als bei der leßten Auktion. Verkauft wurde reichlich die Hälfte des Angebots.

London, 5. Juni. (W. T. B.) An der Küste 9 Weizen- ladung en angeboten :

A oeD, 9, U. (V D B) Wolle rubig, aber stetig, Merinowolle vernachlässigt, Garne ruhig, williger, Stoffe ruhig, aber stetig.

Uner Pen, 5 Sun (W, T B) Wollauktion. An- geboten wurden 1043 B, Laplata, 582 B. Montevideo und 55 B. australishe Wollen. Verkauft wurden 707 B, Laplata, 388 B. Viontevideo und 14 B, australishe Wollen. Der Preisrückgang trat SOUNE erOgoliW schärfer hervor und betrug im mittleren Durchscnitt

Verkehrs - Anstalten.

(W. T. B.) Die Post von dem am 3. Mai aus Shanghai abgegangenen Neihs-Postdampfer „Bayern“ ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussihtlih am 8. d. M. Vormittags zur Ausgabe. -

Hamburg, 5. Juni. (W. T. B.) Der Swnelldamvfer «Auguste Victoria“ und der Postdampfer ¿APUtraltia der Hamburg - Amerikanishen Patcketfahrt - Aktien-

gesellschaft haben, von New-York kommend, heute Nachmittag Scilly passirt; der Postdampfer , Wieland“ derselben Ge- sellshaft ist, von Hamburg kommend, beute Mittag in New - Vork eingetroffen L :

6. Juni (W. T. B.) Der Post damvfer eGothia*“ der Hamburg- Amerikanischen L E \chaft ist, von Hamburg kommend, am 4. d. M. in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Bavaria* der Hamburg- Amerikanischen Padcketfahrt-Aktiengesellshaft bat, von New-York kommend, heute Morgen Lizard passirt. 4

S 9. Juni. (W. T. BJ_- Der Union- Dampfer „Mexican“ is auf der Auêreise heute in Capetown und der Union-Dampfer „Nubian*“ gestern auf der Heimreise in Southampton angekommen.

6. Juni. (W. T. B.) Die Caftle-Damypfer eGarth Castle* und „Taymouth Castle“ sind am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abgegangen. Der Castle-Dampfer „Pembroke Castle“ hat an demselben Tage auf der Ausreise die Canarischen Inseln passirt.

Theater und Musik,

. Königliches Schauspielhaus.

_ Gestern Abend ging Schiller's „Don Carlos* neu einstudirt auf der Königlihen Bübne in Scene und fand Seitens des sehr gut beseßten Hauses bei regster Theilnabme während des ganzen langen Abends fortgeseßt warmen und woblverdienten Beifall, Stiller's himmelstürmender Geist; wie er besonders in den Iugendwerken fefsel- los durchbricht, fand die Wege zum Herzen des deutsGen Volkes und übt seinen Zauber unvermindert heut wie je zuvor. Die blendende und zündende Macht seiner Sprae tritt kaum irgendwo stärker und Üüberscwängliher hervor als im „Don Carlos“, und diese ist es, welhe die innere Antbeilnabme auch dann lebendig erhält, wenn der Dichter zwei verschieden geartete Gedankcnkreise in ein StüX bannt, wie im Don Carlos, Die tragische Liebesleidenschaft des Infanten, welGe die erste Hälfte des Trauerspiels8 beberrsht, tritt in den lezten Akten zurück vor dem Kamps um die Menschheitsideale, wie fie Marquis Posa vertritt. Schiller selbst war sich dieser Zwiefvältigkeit bekanntlich voll bewußt und begründet sie damit, daß er ih mit dem Stüdcke

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132 Bildwerke. Das Gebäude der Berliner Jubiläums-Ausstellung

zu lange beschäftigt habe; er brachte für den Schluß ein