1890 / 141 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Grundsay der deutschen Zollpolitik zu rütteln, wie es Hr. Bam- berger thun möchte. Jrgend welhe zollpolitishen Erleichte- rungen von Fall zu Fall eintreten zu lasscn, find wir nie abgeneigt gewesen. Das Urtheil Staänley's ist nicht u Uunkérscen. Die germänischen Völker, die. viel- leicht dem Abg. Bamberger niht so nahe stehen wie uns, ben andere koloniale Bestrebungen als etwa die Franzosen. iese sind niht maßgebend für die Mehrheit des deutschen Volkes, und wenn der Herr so weit gegangen ist, jedem Offigier, jedem Landwirth und Beamten ein Urtheil über die Anlage von Geld abzusprehen, das solle man den Banquiers überlassen, so sage ih, die Mehrheit des Deutschen Reichstages kann doch“ niht aus Banquiers bestehen wie er. Es ist doch sehr merkwürdig, daß viele dieser Beamten u. st. w. von deutschen Gerichten zu Vormündern und zu Vermögens- verwaltern ernannt werden. Das wäre unverantwortli@, wenn diese Leute kein Verständniß von der Ver- mögensverwaltung hätten. Der Abg. Bamberger hat sehr geringsGähig von den Leistungen der Land- truppen in Oft - Afrika gesprochen, nur die Marine hätte etwas geleistet. Jh werde ihn an diese Anerkennung erinnern, wenn es sich um die Bewilligung der Kreuzer handeln wird, die zur Dur@führung der Kolonialpolitik nöthig sein werden. Wenn er aber gemeint hat, es sei nur ein Unter- offizier gefallen, und es so hingestellt hat, als ob das gar nihts wäre, so sind wir anderer Meinung. Jeder Soldat, der hier oder in Ost-Afrika sein Blut vergiekßt, darf der Sympathie des deutshen Volkes sicher sein. Das deutsche Volk sieht in seiner Mehrheit die kolonialen Bestrebungen niht so pessimistish an, wie Hr. Bamberger und seine reunde. hoffe, daß der ganze Reichstag in dieser eziehung der Welt beweist, daß Deutschland keinen Stritt zurüdlthut, wo es einmal seinen U hingeseßt hat. Der Abg. Bamberger hat von den Finanzverhältnissen esprochen. Sollte es nit seinem großen internationalen Ein- fuß gelingen, daß die internationalen Finanzkreise niht immer denjenigen Staaten Geld borgen, welche gegen Deutschland rüsten? Gelänge dies, dann würden auch nit die häufigen Forderungen an uns herantreten, über die man sich beklagt, niht etwa bloß auf Jhrer Seite. Steuerzahler sind auch auf der rehten Seite, und der Großgrundbesiß ist heute mehr altet wie hor mahils Nosit * dor kann nicht ontmishon mährond das mobile Kapital in egyptischen Anleihen angelegt werden kann. Möge der Reichstag einmüthig mit unserem Kaiserlichen Herrn den Schutz der deutschen Jnteressen in Ost-Afrika im Auge behalten! Abg. Dr. Dohrn: Der Vorredner hat meine Ausführungen über die klimatischen Verhältnisse in Ost-Afrika kritisirt und emeint, das dortige Klima könne nicht so {lecht sein, weil das gelbe Fieber niht da wäre. Statt dessen tritt aber das Sumpffieber dort verheerend genug auf. Meine Citate waren solhen Schriftstellern entnommen, welche Ost-Afrika bereist haben, noch ehe von diesen Bestrebungen die Rede war. Daß Jemand in wenigen Wochen sih über die dortigen Verhält- nisse, noch dazu vom Schiffe aus ein l a fertiges Urtheil bilden fann, halte ich für unmöglich. enn das roße mobile Kapital sich in Ost-Afrika nicht betheiligen will, o liegt es dacan, daß es ihm an dem Vertrauen dazu fehlt. freue mih übrigens, daß der Vorredner nichts von den estrebungen gezeigt hat, die leider wie ein rother Faden dur die Verhandlungen sich hindurchziehen, nämlich der Abneigung gegen die Semiten. Der Abg. von Frege hat sich, Gott sei Dank, vollständig von jeder Anwandlung von Antisemitismus freigehalten. Jch freue mi dessen um so mehr, als ich mit Sicherhei: darauf rechnen kann, daß Emin Pascha, -welcher doch auch dem semitishen Element angehört und dessen Be- deutung für die ganze wirthschaftlihe Entwickelung in Ost- Afrika nicht geleugnet werden kann, eine Garantie dafür bietet, daß wirthschaftlihe Leistungen an Stelle der Ver- sprehungen, mit denen wir heutzuiage immerfort abgespeist werden, eintreten werden. Sollten Herr von Frege und seine Freunde den Nachweis liefern können, daß wirkiüih mehr er- worben wird, als auf der anderen Seite zugeseßt wird, dann werde ih der Erste sein, der sein pater peccavi spriht und bereit ist, die Sache auch von Staatswegen zu unterstüßen. Abg. Dr. Hammacher: Die Abgg. Bamberger und Haußmann haben behauptet, daß im deutschen Volke ein leb- haftes Junteresse für die kolonialen Angelegenheiten gar nicht bejiehe. Hr. Haußmann ging sogar soweit, zu sagen, daß dieses in gewissen Vereinen hervorgetretene Jnteresse künstlich und vorwiegend durch nationalliberale Leute groß gezogen sei. Jch habe andere Beobachtungen gemacht. Leider ist die Kolonialpolitik von ihrem Anfange an in das Getriebe der politishen Parteien hineingezogen worden. Sie werden mir zugeben, daß, indem Sie eine unfreundlihe und stellen- weise negative Stelung zur Kolonialpolitik einnehmen, Sie niht frei bleiben von politishen Vorurtheilen gegen den Fürsten Reichskanzler. (Abg. Bamberger: Ganz falî{!) Da Hr. Bamberger es leugnet, so werde ih meine Behaurng auf ihn niht anwenden. Jene Behaup- tuns ift aver auch thatsählih nicht richtig, daß nur vereinzelt oder bci einer bestimmten Partei sich Sympathie für die deutsche Kolonialpolitik gezeigt hätte. Auch die Herren von der deutschfreisinnigen Partei wissen aus ihren Wahlkämpfen sehr gut, daß sie auf Widerspruh bei ihren politishen Freunden gestoßen sind, weil sie nicht warm für die deutshen Schuß- ebiete si zu interessiren verstanden, ih erinnere nur an die orgänge in Franken und in Bremen. Mitglieder aller Par- teien, namentlich auch das Centrum, es sih von Anzxtang an für eine zielbewußte Verfolgung der Kolonialpoliiik aus- Oen, Der Abg. Bamberger hat gesagt, daß auch die ewohner der Seesiädte sih der Kolonialpolitik gegenüber kühl bis ans Herz verhalten. Anfangs glaubte ih auch eine solche Beobachtung zu machen, neuerdings aber haben sich in anz überraschender Weise die Kaufleute von Bremen und Lambuts bei der Errichtung von Plantagenanlagen in den deutschen Schußgebieten betheiligt. Warum dieses Juteresse sich erst jeßt bethätigt, hat der frühere Kollege Woermann, der leider nicht mehr unter uns weilt, nachgewiesen. Die deutschen Kaufleute in unseren Hansestädten zweifeln an der Durchführ- barkeit desjenigen folonialen Systems, welches der frühere Reichskanzler unter dem Beifall des Reichstages inaugurirt g Er hat uns hier zu beweisen gesuht, es ei S daß man durch Privatgesellschaften staatliche ufgaben in den Kolonien lösen könne. | Es sei Aufgabe des Reichs, derartige ragen zu lósen. Nun, die Neu-Guinea:-Compagnie ist, glaube ih, diejenige deutsche Kolonialgesellshaft, welhe am korrektesten sich in den Rahmen der früheren Bismarck'schen Kolonialpolitik

fännts fo

eingefügt hat. Gerade im Gebiete dieser Compagnie sind nun neuerdings von Bremer und Hamburger Kaufleuten unter

Aufwendung | erheblicher Kapitalien Pflanzungen von Kakao, Kaffee und Taback geplant und zum Theil GUeEeE Ließe sih denn überhaupt ein einsihtsloserer Kaufmann in unseren deutschen Seestädten denken, als ein solcher, der niht mit

euden den Eintritt der deutschen Politik in die zielbewußte

rfolgung überseeisher Jnteressen verfolgt hätte? Ebenso wie der Widerstand der deutschen Seestädte gegen die Hereinziehung in dén Zollverein nur allmählih überwunden wurde, so tritt eine günstige Veränderung der Stellung der Seestädte zur Kolonialpolitik nur nah und nach ein und is jeßt glücklicher Weise schon zu beobahten. Daß das Juteresse für Kolonien im deutsh:n Volke an die Auswanderungsfrage anknüpfte, fann ich bis zu einem gewissen Grade zugeben. Die Shriften des Dr. Fabri in den 70er Jahren haben weite Kreise von der Nothwendigkeit der Erwerbung ausländisher Gebiete überzeugt, in welchen deutshe Auswanderer ein wirthschaft: lihes und moralishes Unterkommen finden können. 0 habe in meiner Thätigkeit außerhalb des Parlaments für die Förderung der deutschen Interessen im Auslande fortgeseßt den Werth darauf gelegt, dem Strom der Auswanderer solche Betten anzuweisen, in denen sie mit dem Vaterlande in wirthschaftlihem und moralishem Zusammenhange bleiben, enger als jeßt, wo das Deutshthum der Auswanderer im fremden Lande bald aufgesogen wird. Es ist fraglich, ob es rihtig war, daß unser Auswärtiges Amt in den leßten 20 Jahren gegenüber der Auswanderung nah Süd-Brasilien und Süd-Afrika sih so zurüchaltend gezeigt hat. Es macht sich in dem deutshen Volke seit 1870 das Gefühl einer gewissen elementaren Stärke, zu deren Bethä- tigung es der Unternehmungen in überseeishen Ländern be- darf, geltend. Leider sind die wirthschafllih kräftigen Elemente in unserem deutschen Vaterlande sehr t geneigt, sih auf gewagte Geschäfte, wie sie in den kolonialen Gebieten ihnen geboten werden, einzulassen. Das Bild, das Bamberger über die Art und Weise, wie die Gelder für unsere kolonialen Unternehmungen zusammengebracht werden, entwickelte, muß aber zur Ehre der Betheiligten doch korrigirt werden. Die gewaltige Persönlichkeit des Fürsten Bismarck hat allerdings auf gewisse Finanz: und Bankkräfte zur Hergabe von Geldern Einfluß çeübt; ih have aber niht eine so geringe Meinung von den betreffenden Personen, daß ih annehmen soion dahei ledialih von servilen Anschauungen

Christen geworden und ich glaube, bei den Negern wird es noch länger dauern. Große Kulturaufgaben sind auch noch bei uns zu lösen. Jch erinnere nur an die agrarishen Ver- nisse in “Mecklenburg und orxpommern. - Trogdem imme ih für die Vorlage. Ost-Afrika ist für die Zwecke und kräftige Entwickelung der - deutshen Marine nothwendig. Dazu kann sie nur kommen, wenn sie ihre Kräfte eeisch bethätigt. Aus diesem Grunde sollen wir die Position, die wir in Ost: Afrika gewonnen haben, niht aufgeben.

Abg. Haußmann: er Abg. von Frege hat mir Mangel an nationalem Bewußtsein unterstellt, weil mir die württembergishen Kolonialvereine nicht imponiren. (Vize- Präsident Graf Ballestrem: Die Worte gel an nationalem Bewußtsein“ sind Jhnen gegenüber nit gebraucht worden, sonst wäre der Abg. von Frege zur Ordnung gérufen worden.) berufe mi dafür auf den stenographischen Bericht, daß diese Worte hier ausgesprochen sind und zwar im Zusammenhang mit ‘der Polemik gegen meine Person. Das muß ih zurückweisen. Wenn man allerdings einem Abgeord- neten von dem Verdienst des Hrn. Bamberger immer wieder mit einem Mangel des Verständnisses für christlihe Kreise fommt, und mit derartigen Unterstellungen gegen einen verdienten Parlamentarier operirt, dem wir ebenso wie das deutshe Volk für seine Warnungen zu danken allen Anlaß haben, dann kann ich mich niht beschweren, wenn einem Neu- ling, wie mir, derartige Unterstellungen gemacht werden. Wir sind fie auch aus dem Arsenal des Kartells leider gewöhnt. Jch bestreite aber dem Abg. von Frege das Recht, im Namen von Württemberg zu sprehen, wie dort die Kolonia{politik aufgenommen wird, so wenig ih mir zu sagen erlaube, was die Sachsen von der Kolonialpolitik denken. Der Kolonial- verein, der in meinem Bezirk besteht, vegetirt jedenfalls ein außerordentlich kümmerlihes Dasein, obwohl er mit aller Macht von Demjenigen betrieben wird, der ihn ins Leben ge- rufen hat, und der ein Pulverfabrikant ist, von dem ih des- halb verstehe, warum eer sich für ostafrikanishe An- gelegenheiten interessirt. Hr. von Frege hat dann darauf hingewiesen, daß wir in Folge der deut- hen Auswanderung nach Amerika und in Folge der Ableitung deutsher Jutelligenz von Amerika überflügelt werden. Jch kann mich ja mit dem Wunsche einverstanden erflären, daß Deutschland einen Theil von Amerika besißen

nie einseitig auf Profit sehen, d. h. niht darauf, ob die Unternehmungen, die man vor hat, {hon in- den nähsten zehn einen Ertrag liefern, d. h. denken wie jener nabe, der einen Dattelkern pflanzte, um als Greis die Früchte zu genießen. Wenn aber der Knabe statt eines ttelkerns einen anderen Baum pflanzt, der keine Früchte trägt, ‘dann wird seine Arbeit vergeblih aufgewendet sein. Wer seine Kräfte an Dinge seßt, die nah allem menschlichen Ermessen in Zukunst keinen Vortheil abwerfen werden, handelt thöriht, weil er die Kräfte nüßlichen Zwecken entzieht. So wird in: kaufmännischen Kreisen gedacht. Hr. von Frege kennt allerdings nur die christlihen kaufmännischen Kreise. Wir wollen den civilisatorishen Aufgabén des Handels freie Bahn lassen; weil sie durch gewaltsame Ablenkung auf einen falschen Weg gebracht werden.

__Abg. Goldschmidt: Jn meinen Anschauungen lasse ih mi nur von sachlichen Gründen leiten, niemals von Partei- rücksichten. Jh gönne der Ostafrikanischen Gesellshaft alles Gute von ‘ganzem Herzen. Es wäre aber der Gesellschaft dienlih e wenn sie weniger hätte von sih reden lassen. Eine Menge “anderer deutsher Kolonien blühen und gedeihen , ohne daß sie an das Reih heran- etreten sind. Den Kolonien geht es wie den Frauen:

iejenigen sind die besten, ‘von denen man am wenigsten spricht. Ueber kurz oder lang wird doch das Besißthum der Ostafrikanischen Gesellshaft in den Befiz des Reichs über- gegen denn alle Anzeichen und die H En S prechen dafür. Jh habe früher für die Kolonialpolitik ge- timmt, jeßt aber ann weil der Reichskanzler sagte, wir könnten nicht stehen bleiben, sondern müßten vorwärts gehen. Jch bin ein Freund der Kolonien, sobald fie aus der Jnitiative der Bevölkerung hervorgehen, kann aber nicht die Verant- wortung für die Zukunst der ostafrikanishen Kolonialpolitik übernehmen. i

Abg. Dr. Windthorst bemerkt dem Abg. Haußmann nohmals, daß er die jeßige Forderung bewillige, weil sie die nothwendige Konsequenz früherer Bewilligungen sei. Für das Zukunftsproaramm, was die Regierung im nächsten Jahre vorlegen wolle, behalte er sih seine Stellung vollkommen vor.

Damit {ließt die Diskussion. j

Nach einigen persönlichen Bemerkungen wird die Position gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten, Frei-

estût Allstedt. Vertreten sind ferner Hessen - Nassau, Rbeinprenßen, Shlesier. u) Sachsen. j

Die Staatsgestüte Gradiß, Trakehnen, die bayerische Landesgestütsverwalturig, das Kaiserlihe Landgestüt für Elsaß-Lothringen und die Muster-AuW:ellung von Armeepferden sind außer Konkurrenz, desgleichen die Pferde eines Sechs- gespanns der . reitenden Abtheilung des ersten Garde-Feld- Artillerie-Regiments und der 3. und 8. Batterie des 2. Garde-

[d-Artillerie-Regiments, die Remonten der Garde-Ulanen, ragoner, Husaren und Gardes du Corps.

Hat man-sich satt geshaut an all den prächtigen Thieren, so schlendert mar. behaglih durch die weiten Räume des park- ähnlichen Terrains, oft Halt machend vor den kleinen Miniatur- ausstellungen, welhe von Geschäften veranstaltet sind, wie z. B. Proben von Holzwolle, die in den hannoverschen Ställen als Pferdestreu zur Verwendung kommt, ferner getrocknete Bierträber und Getreideshlempe, Moos- torfstreu, Drahtgitter u. a. m. Aber längst hat das zierlihe Ausstellungsgebäude unsere Neugier gereizt und wir lenken nunmehr unsere Schritte dorthin. Eine angenehme Ueberraschung erwartet uns, denn was wir hier sehen, ist eine allerliebste Gewerbe- und Kunst-Aussftellung für si, sodaß wir mehrere Stunden brauchen würden, um Alles genau in Augenschein nehmen zu können. Aber die Zeit drängt, und nur ein flühtiger Rundgang ist uns für diesmal gestattet. Alles, was praktische Erfahrung, Geshmack und Luxus auf dem Ge- biet des Reit- und Fahrsports ersinnen konnte, finden wir hier vereinigt, kaum ein Bedürfniß, welhes uns die Noth- wendigkeit oder unser Hang zum Luxus auferlegt, könnte hier nicht in der reihlihsten Weise befriedigt werden.

__ Da treffen wir zunächst auf die erste Gruppe: Stall- einrichtungen und Zubehör, für welhe Graf Redern, von Oettingen und Graf Bismarck als Preisrichter fungiren. Renommirte Firmen haben \ich hier vereinigt, um zu zeigen, was deutsche Jndustrie auf diesem Gebiet zu leisten vermag. Da sieht man Musterställe, Geschirrkammern, Stall - Utensilien, Reit- und Fahrrequisiten, Boden- belegplatten, Feldschmieden, Ventilationsgegenstände u. \. w. vom einfachsten Muster bis zum elegantesten Exemplar. Eine zweite Gruppe zeigt uns Ausrüstungen für Zug und Reiter; Geschirre und Sättel, Kummete, Pferde- deckden, Peitschen, Trensen, Halfter, Pferdestränge u. a. m.

der Pferdezucht gewidmet ist, auch alle diejenigen Maschinen und Geräthe in Betracht kommen, welche damit in irgend welchem Zujammenhange stehen, und so findet man denn auhch hier“ eine reichhaltige Kollektion derartiger Gegenstände ver- einigt. Jhr ist ein Play eingeräumt, zu dem man gelangt, - wenn man durch den Haupteingang am Wasser- thurm tritt, und zwar trifssb man zunächst diesseits der Stadtbahn auf die kleine Sonder-Ausstellung, welche die Actiengesellshaft H. F Eert t veranstaltet hat. ier sieht man Häckselmaschinen, Quetshmaschinen, Heupressen, *Futtertransportwagen und andere Utensilien, ohne welche der etrieb einer rationellen Pferdezucht heute kaum noch denkbar ist, Zwei andere Firmen, Carl Beermann und Ph. Maybah u. Co., sind gleihfalls mit Maschinen und Geräthschaften ver- treten, - Ad. Pieper (Mörs) hat transportable Heu- und Strohpressen ausgestellt, und die Feldbahnen von Dolberg: S s sicherlih die Aufmerksamkeit jedes Landwirths auf sih ziehen. Von der Vielseitigkeit der Ausstellung legt ferner der Umstand Zeugniß ab, daß auch eine Hundezüchterei den Hunde ju des Jagdsports Gelegenheit giebt, gute und edle

unde zu besihhtigen, es ist dies die Hundezüchterei „Victoria“ erlin), von deren Sonder-Ausstellung die Foxterriers, die indhunde, Jrish-Setlers und Schweißhunde befonders er- wähnt seien. T Das Programm des heutigen Tages bildete die Prä- miirung der Zuchtgruppen und der Remonten im großen Ringe. Die Vorführung der einzelnen Zucht-Abtheilungen nah Klassen, womit bereits gestern begonnen wurde, fand heute ihre Fortsegung; daran schloß sih die Vorstellung der in der Gebrauchs-Abt eilung ausgestellten Reit- und Wagenz- pferde unter dem Reiter und im Gespann. Morgen stattet, wie verlautet, Se. Majestät der Kaiser der Ausstellung einen Besuh ab und auf den Sonntag ist eine Vorführung sämmtlicher Pferde der Zucht- und Gebrauchs- Abtheilung an der Hand bezw. unter dem Reiter und im Gespann nah Klassen und Katalognummern gugelegt wren am Montag die Morgenstunden durch besonders ausge\schriebene Reit- und Fahr- konkurrenzen ausgefüllt werden, woran sih die Besichtigung der Privatequipagen, der Berliner Droschken und anderer Berliner Miethsfuhrwerke \{chließt; der Nachmittag bringt die Vor- führung in Kollektiv-Ausstellungen von Staatsgestüten und

oder gar von 1 niedrigen Jnteressen geleitet worden. Jch weise nur ¿u den verstorbenen Geheimen Kommerzien-Rath Delbrück hin. Mit der Deutsch - Ostafrikanischen Gesellschaft habe ih nichts zu schaffen gehabt und auch heute nichts zu schaffen. Das aller weiß i, daß bei den Geldopfern für diese Gejsell- schaft Leute betheiligt waren, in denen neben dem Rechenstift auch das Herz für allgemeine Jnteressen mitredet. Js diese Begeisterung etwas, wovon wir wünschen mögen, daß es unserem Volk abhanden kommt? War Hr. Bamberger, als das Projekt des Suezkanals aufgestellt wurde, im Stande, rechnungsmäßig die Rentabilität nachzuweisen? Man ver- langt, daß die sämmtlihen Kosten für Ost-Afrika auf die Ostafrikanishe Gesellshaft abgewälzt werden. Das Gebiet der Gesellschast nimmt aber nur den zehnten Theil des ganzen durch den Vertrag mit England im Jahre 1887 festgestellten deutshen Schußgebiets ein. Dann sagt man, wir \hüfen Kronkolonien. Jh weiß nicht, wie die Herren sih das denken. Fehlt der Gedanke, so stellt zur reten Zeit ein Wort sih ein. Glauben Sie, daß dieser oder ein anderer Deutscher Kaiser si jemals unter die Souveränetät des Sultans von Sansibar stellen, einen Streifen Land in Verwaltung nehmen würde, der unter der Oberhoheit des Sultans steht? Man nimmt hier an, als hätten die Eng- länder ausschließlih oder vorwiegend Charterkolonien. Nichts ist falsher. Die meisten Kolonien Englands sind eigent- lihe Kronkolonien. Diejenigen Kolonien, die England, seitdem Deutschland in die Kolonialpolitik eingetreten ist, erworben hat, sind sämmtlih Kronkolonien, während Deutjch- land im Westen und Centrum Neu-Guineas eine eigentliche Charierkolonie errichtet hat. Der östlihe Theil von Neu- Guinea, der im Besiße Englands ist, ist eine eigentlihe Kron- folonie geworden. Die reine Durhführung der Kronkolonien ist ebenso unmöglich, wie die reine Durhführung der Charter- folonien. Moralisch und politisch ist es wünschenswerth und nothwendig, an die eigene Kraft der Person zu appelliren, um gewisse wirthschaftlihe Ziele im Jnnern wie im Aeußern zu erreichen. Jch bin entschlossen, Staatshülfe nur dann eintreten zu lassen, wenn die Q große Aussichten eröffnet und zur Zeit die Mittel zur Erreihung des Zwedes fehlen, oder wenn die Aufgabe dur Private überhaupt nicht gelöst werden kann. Wir mögen hier vom grünen Tische welches Vorbild und welhe Schablone auch immer für die Kolonisation schaffen, nur nach den Erfahrungen, die wir machen werden, werden wir uns einzurihten haben. Fch be- sorge niht, daß wir im nächsten Winter das ostafrikanische Gebiet zu einer Reichs- oder Kaiserkolonie umgestalten ; anderer- seits wird auch die Reichsregierung noch niht im Stande sein, ein absolut klares Bild zu geben. Jh bin aber überzeugt, daß die Reichsregierung ihre Bemühungen darauf richten wird, der Ostafrikanischen Gescllschaft dazu zu verhelfen, daß sie in Zukunft in einer ihren Kräften und Aufgaben ent)prechenden Weise zur Aufrechterhaltung der Ordnung und auch zur Be- kämpfung der Sklaverei beitrage. Ob das schon so bald ge- regelt werden kann, ist mir zweifelhaft. Jh hoffe, daß das Centrum die Konsequenzen seines Antrages ziehen wird, welcher damals der Ausgangspunkt für die neuen Unternehmungen war. Zur Regierung haben wir das Vertrauen, daß sie abenteuerlihe Wege vermeiden und die kulturellen Ziele im Auge behalten wird. Wer den meisten Dank für feine Leistungen dabei verdient, darüber wollen wir nicht streiten. Hr. Bamberger lobt die Leistungen der Marine auf Kosten der Leistungen des Majors Wissmann. Jch glaube, Beide haben ihre Schuldigkeit gethan und dem Jnteresse des Vater- landes gedient und wir können ebenso wie in Bezug auf den Streit, ob Schiller oder Goethe der Größere sei, sagen, wir können uns freuen, daß wir zwei solche Kerle haben.

Abg. Freiherr von Huene: Es is getadelt worden, daß die Kommission keinen schriftlichen Bericht erstattet hat; sie hat darauf verzichtet, weil sonst die Behandlung des Nachtrags- Etats unmittelbar nach dem Pfingstfeste niht möglich gewesen wäre.

__ Abg. Wisser geht auf die Ausführungen Frege's über die Getreidezölle ein, welhe 1887 so sehr erhöht sind, daß sie die Jndustriezölle weit überwiegen. Deshalb hat die frei- sinnige Partei Recht, wenn sie eine Ermäßigung der Getreide- zölle mit (Vize-Präsident Graf Ballestrem ruft den Redner zur Sache.) Das Christenthum besteht in Europa seit beinahe 2000 Jahren, und wir sind Alle noch keine guten

möchte, und zwar einen möglichst shönen. Es ist das aber so leiht niht mehr möglich. Wenn Amerika Europa über- flügelt, so sehe ih den Grund dafür zum Theil in dem ganz ungesunden Uebertreiben des Miiitarismus, der in Deutsch- land herrscht, während Amerika ohne diesen eisernen Panzer vorwärts schreiten kann. Wenn Amerika im Begriff ist, eine extreme Schußzollpolitik einzugehen wie die anderen Länder auch, so bedauere ih, daß wir ihnen ein s{hlechtes Beispiel gegeben haben. Das Compliment, welhes Hr. von Frege dem Abg. Bamberger gemacht hat, day seine Rede vom vorigen Montag eine geistreiche Unterhaltung gewesen sei, ein Urtheil, welches ich vollkommen unterstüße, kann ih ihm leider nicht erwidern. Daß die Ausführungen vom vorigen Montag einen sehr bedeutenden Eindruck auf ihn gemacht haben, freut mich aufrichtig. Der Abg. Windthorst findet einen Mangel an Konsequenz in meinem Standpunkt, weil ih Deutschland nicht ausgeschlossen wissen will von den Bestrebungen, Afrika mit den Mitteln der abendländischen Kultur zu heben, und anderer- seits gegen die Vorlage bin. Jh habe aber ausdrüdlich hinzugefügt, daß ich den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für geeignet halte, mit derartigen Operationen vorzugehen. ir haben ja jeßt, wo unsere Fnteressensphäre gegenüber England abgegrenzt wird, die Möglichkeit, sie so weit festzustellen, daß es nicht unbedingt nothwendig ist, daß wir im gegenwärtigen Jahre oder Jahrzehnt die Ausgabe übernehmen. - Jn den 41/4 Millionen stecken auch die 200000 M für die Expedition in das Jnnere. Das ist der kleine Finger, den wir geben sollen, und die Regierung wird dann die ganze Hand von uns nehmen, indem wir dazu übergehen, das ganze große Gebiet im Jnnern in Angriff zu nehmen. Mit der Berufung auf das Gefühl weiter Kreise sind shon die ver- derblihsten Maßregeln eingeleitet worden; beim Kulturkampfe

berief man sich ebenfalls auf das Gefühl weiter evangelischer:

Massen. Das sollte gerade den Herren vom Centrum eine Warnung sein. Auch beim Sozialistengeseß sagte man, große Kreise verlangen diesen Schuß. Jn fün) Jahren wird Hr. Windthorst vielleicht sagen, daß der Standpunkt meiner Partei konsequenter gewesen ist als der seinige; wir werden dann aber erwidern: tua culpa, tua culpa, tua maxima culpa! Abg. Meyer- Berlin: Was berechtigt Hrn. Hammacher es auszusprechen, daß nur der Gegensaß zum früheren Reichs- kanzler uns zum Widerstande gegen die Kolonialpolitik ge- trieben habe? Sind die Reden meiner Freunde denn sachlich so inhaltlos gewesen, daß er dieses persönlihe Motiv an- nehinen mußte? Als Fürst Bismarck sein kolonialpolitisches Programm aussprach, daß der Thätigkeit der Kaufleute der siaatliche Schuß folgen sollte, haben wir zugestimmt und er Widerspruch erhoben, als Fürst Bismarck gegen \ich selbst kämpfte, als er sich majorisiren ließ, und auch uns zumuthete, daß wir uns majorisiren lassen sollten. Wir find auf unserem Standpunkt stehen geblieben. Noch vor 30 Jahren war es

communis opinio aller Derjenigen, welche mit Volkswirth--

schaft sich beschäftigt haben, daß die Zeit der Kolonial- politik für ewig vorüber sei. Damit ist aber niht gesagt, daß wir uns niht um die Kultivation überseeisher Länder kümmern sollen. Das hat stattgefunden, lange ehe die Kolonial- politik anfing. Von Bremen, Hamburg und anderen See- städten aus gingen die jungen Leute „nah drüben“, nah Amerika, Afrika, Asien u. st. w. An allen Gestaden aller Ozeane bestanden deutshe Handelsstationen. Diese Thätigkeit unserer Handelswelt hat unsere Handelsmarine gehoben, den e weit über die Ausdehnung unserer Küsten hinaus ver- mehrt. man es belassen sollen. Das Großkapital erfüllt freiwillig die Mission, große Unternehmungen anzubahnen; Unternehmung glückt, wird der Kapitalist als allge- meiner Wohlthäter gefeiert, wenn sie mißglückt, spricht man vom Gcündungsshwindel, dann erst untersucht man die Konfession. Aber das Großkapital erfüllt diese Mission nur fceiwillig und läßt sich niht dazu rgen. Man spricht von den elementaren Kräften der Volksseele, welche die Kolonisation wünsche. Früher nahmen die Sachverständi- gen die Sache in die Hand, jeßt die elementaren Kräfte, d. h. die niht Sachverständigen. Die Kultivation mit Flinte und Bibel allein hilft nicht; der Handel ist der Hauptmotor dabei, und- ih wollte, es wäre dabei geblieben. Der Rückfall zur alten Sitte hat geschadet, hat die Anfänge der Kultivation, die vorhanden waren, zerstört. Nun wird gesagt: man soll

Bei dieser echt deutsczen deem der Kolonisation hätte-

wenn die-

sinnigen und einiger Centrumsmitglieder angenommen, serner ohne Debatte die Forderung von 350 000 # für die Fahrten

der ostafrikanishen Postdampferlinien bis 1. April 1891. Sthluß nah 5 Uhr.

Die Erste Allgemeine Deutsche Pferde-Ausftellung.

Auf jenem Terrain, welchem seit einer dort im vorigen Jahre veranstalteten Vorführung von Jndianern der Volks- mund den Namen „Wild-Amerika“ gegeben hat, erheben sich gegenwärtig die weiten Gebäude und Stallungen der Ersten Allgemeinen Deutschen Pferde-Ausstellung, die am gestrigen Tage eröffnet worden ist. Es ist eine ftattliche Ausdehnung, welche fie hat; denn das in Benußung genommene Gebiet umfaßt 100 000 Quadratmeter, und der Vortheil, den ein so gewaltiger Raum bietet, wird erhöht durh die bequeme Gelegenheit, welhe zur Unterbringung der Pferde die Bögen der den Thiergarten dort begrenzenden Stadtbahn bieten. Nicht weniger als 26 von ihnen sind zu Ställen um-

ewandelt. Zahlreih sind ferner die mannigfachen provisori-

fts Gebäude, welche für die Aussielung errichtet sind, die jog. Borenställe, die Wagenhallen, de Erfrishungs- „und gewerblihen Lokalitäten; eine hözerne Ueberbrückung führt über die Kurfürsten - Allee und verbindet die jog. todte Ausstellung mit derjenigen, welhe die Pserde birgt. Der stattlihste Bau ist die große Ausstellungs- Halle, ein gefälliges Gebäude im sog. Ausstellungsstil, mit Thürmen und vorgeschobenen Hallen. Er repräsentirt si recht {muck, wenn man vom Wasserthurm her dur den mit monumentaler Pforte versehenen Hauptgang eintritt und durch den Stadtbahnbogen hindurczblickt auf den weiten Vorführungs- laß, der von dem erwähnten Hauptgebäude beherrsht wird. Ari man bei einem Besuch mit der Besichtigung der Pferde selbst, so wendet man sih am besten gleih den Stadt- bahnbogen zu und wandert von Provinz zu Provinz, dem Plan dcr Ausstellunz folgend, welche in dieser übersichtlichen Weise angeordnet ist und jeder Provinz, jedem Lande seinen abgegrenzten Bezirk zugewiesen hat, was um fo angeuehmer ist, da nian si auf diese Art am leichtesten ein Bild’ von dem Stande der Pferdezucht in dem in Betracht kommenden Gebiet machen kann. : | i

Die dem Bahnhof zunächst gelegenen sieben Bögen sind belegt mit ostpreußishen Pferden. EÆs ist eine besonders reihha!tige Kollektion, denn 17 ostpreußische Großgrund- und Bauerhofsbesißzer haben im Ganzen !74t Pferde her- gesandt, während aus Westpreußen 20 ‘Pferde stammen, die von 13, dem Westpreußishen Centralverein angehörigen Züchtern ausgestellt werden, zu denen sih als Einzelaussteller Hr. von Tepper - Fergusson gesellt. An die westpreußischen Aussteller schließen fich diejenigen aus der Provinz Posen an mit 11 verschiedenen Ausstellern. Die Aa ae Ausstellung ersireckt sich auf 5 Bögen dez. Ställe, das angestellte Personal is gleihmäßig uniformirt, was einen hübschen einheitlihen Eindruck macht. Um 4 Vögen zahlreiher is die Kollektion der Pro- vinz Schleswig-Holstein, die niht weniger als 139 Pferde nach Berlin sandte. Auch ihre Wärter sind gleihmäßig gekleidet und tragen dazu bei, den ge- diegenen Eindruck dieses Theils der Ausstellung zu verstäiken. Die Provinz Pommern isst nux s{hwach vertreten, was eigentlih verwundern muß, da diese gesegnete Provinz doch bedeutende Viehzucht treibt; nur zwei Einzelaussteller haben sich mit 10 Pferden betheiligt. Auf dem Terrain, welches an den großen Reitweg grenzt, sind große Ställe errichtet, in welchen die Brandenburgische Abtheilung ein Unterkom- men gefunden hat. Es sind im Ganzen 75 Pferde, von denen 27 und zwar bäuerlihe Stuten vom Brandenburgischen Provinzialverein ausgewählt sind. Oldenburg ist mit 52 und Mecklenburg-Schwerin mit 43 Pserden vertreten. Von Hamburg aus haben zwei Züchter die Ausstellung be- \{hickt und aus dem bremer Gebiet erblickt man 4 bäuerliche Stuten. Braunschweig ist dur eine Kollektivausstellung des Landwirthschaftlihen Centralvereins vertreten; “auch das Harzburger Hauptgestüt hat die Ausstellung beschickt. Die bayerische Kollektion ist 48 Stü stark; von den 10 sahsen-weimarischen Pferden stammen 9 aus dem Hof-

bilden den „Mhalt dieser Sammlung, für welche vön Alvêns- leben, von Keszycki und Prinz Reuß XXVIII. die Preis- rihter sind. Wir kommen nun zu dem werthvollsten Bestand- theil dieser Ausstellung, zu derjenigen fürKunft und Kunst- gewerbe. Mit hoher Befriedigung wird man all diese interessanten und kostbaren Dinge sehen, welche einen treff- lihen Beweis dafür ablegen, daß das Kunstgewerbe mit dem Aufschwung der Jndustrie im neuen Deutschen Reich gleichen Schritt hält.

Es genügt, wenn hier Namen angeführt werden, wie Sy und Wagner, Joh. Wagner, Friedländer, Friedeberg, Bellair, Rakenius, Gladenbeck, um errathen zu (assen, welche Pracht und weiche Summe von künstlerishem Fleiß in dieser Ab- theilung enthalten ist. Besonders erwähnt sei ein Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers, ein silbernes gepanzertes Streitroß, ausgestellt vom Verein zur Beförderung der Zucht und Dressur zum Dienst der Kavallerie im Regierungsbezirk Arnsberg. Aber auch der Liebhaber von Sportsbildern und Thier- malerei findet hier seine Rechnung und wird seine ganz be- sondere Freude haben an all den interessanten und zum größten Theil künstlerisch werthvollen Gemälden. Der bekannte Thiermaler H. Sperling bietet eine ganze Kollektion seiner anerkannt tüchtigen Bilder, Darstellungen berühmter Pferde. Professor Steffeck ist gleihfalls mit einer Elite seiner Thier- bilder vertreten. Genannt sei ferner der Kunstverlag Schnaebeli mit seiner reichhaltigen Kollektion und der rühmlichst bekannte Anshüß, dessen Momentaufnahmen die Aufmerksam- keit Sr. Majestät des Kaisers auf sih gezogen haben. Preisrichter für die Kunst-Abtheilung sind Graf Hahn-Basedow, Professor Wichelhaus, Hofrath Graff. Von- interessanten Pferdzn sei der „Defensor“ genannt, der die Siegeseinzüge in Berlin 1864, 1866 und 1871 mitgemacht hat. Die Kunst- Abtheilung ijt so mannigfaltig, daß sie einen eigenen Katalog erforderte. Längere Zeit zur Betrachtung erfordert die wissen- shaftlihe Abtheilung (Gruppe 7), zu welher auch staatlihe Jnstitute beigesteuert haben, so die Königliche Thierärztliche Schule Berlin mit einer ausgewählten Kollektion. Die Krankheiten des Pferdes werden hier an Präparaten ver- anschaulicht, die zum Theil ganz absonderlicher Art sind. Das Gerippe des Leib-Reitpferdes Condé, welhes Friedrih den Großen trug und über 40 Jahre alt wurde, findet hier siherlih viele Beschauer. Aucy das Militär-Veterinärwesen hat sich betheiligt, Fnstrumente für den Roßarzt, Hufe von kranken und gesunden Pferden, Kranken- und Nothställe in Modellen, Literatur u. }. w. finden ih hier in dem kleinen Raum vereinigt. Die Königliche Thierärztlihe Hochschule Hannover stellt eine Hufeisensammlung aus, ferner Huf- beshlagmodelle, Kieferabshnitte vom Pferde zur Demonstration der Alterslehre u. a. m. Vertreten sind ferner der Schleswig- Holsteinische landwirthschaftliche Generalverein Kiel, der Pferde- zuhhtverein der Pfalz, die Königliche landwirthschaftliche Gesell- \haft Hannover, der Berliner Thierschußverein und eine ganze Reihe sonstiger Privater und Firmen. Die Preisrichter bestehen aus: Graf Lehndorff, Professor Schüß, Geheim - Rath von Nathusius, Freiherr von Canstein, Professor Die:hoff, Domnick, von Oettinger, Medizinal-Rath Simongrocki.

Elegante Fuhrwerke (Gruppe 6) jeder Art bilden eine Ausstellung für sich. (Preisrichter: von Plüskow, Graf Wedel, Freiherr von Girsewald.) Gruppe 4 zeigt Beklei- dungsstücke; Preisrihter sind Prinz Reuß XXVIIL., von Prillwiß und der Erbprinz von Fürstenberg. Gruppe 5 enthält Futtermittel, Streumaterial und dazu ge- hörende Maschinen; die Preisrichterkommission sezt sich zusammen aus dem Geheimen Rath Professor Settegast, Freiherrn von Canstein und von Nathusius.

So bietet denn ein N durh diese geräumige Halle einen außerordentlihen Genuß und dient Jedem, der für Pferdezucht und Sport Jnteresse hat, in hohem Grade zur Belehrung und Anregung. i j

Hat man sich müde geschaut, so tritt man wieder hinaus auf den großen Play und wird hier sein Vergnügen daran haben, zuzuschauen, wie in immer we{selnder Folge und Mannigfaltigkeit die Vorführungen stattfinden. Bald ist es ein shnaubender Renner, der nur widerwillig dem Führer

ehorht, bald cin elegantes Break, ein Rennwagen, ein

leiten Landauer, die sih auf diesem neugeschaffenen Hippo- drom auf und ab bewegen. j

Es lag auf der Hand, daß auf einer Ausstellung, welche

Bereinen Und das Borreiten und Vorfahren von ausgesteüterr Trabecn. Auch das Programm sür die übrigen Tage der Woche zeigt große Mannigfaltigkeit; es findet am Sonntag, 22. Juni, seinen Abschluß mit einer Parade fämmtliher Berliner Fahrzeuge, die durch Preise ausgezeichnet worden sind. So nimmt die Erste Allgemeine deutsche Pferde-Ausstellung eine hervorragende Stelle unter allen Ausstellungen ein, an denen die Residenz in den leßten Jahren so reih war, und der lebhafte Besuch, welchen der Park an den beiden ersten Tagen troß der ungünstigen Witterung erfuhr, beweist am besten, daß der Gedanke, ein solhes Unternehmen zu veranstalten, ein entschieden glückliher und hoffentlih von dem besten Erfolge begleitet ift.

…_ Die gestern von dem Ehren-Präsidenten der Ausstellung Staats-Minister Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen gehaltene Eröffnungsrede hatte, nah der „Neuen Preuß. Ztg.“, folgenden Wortlaut :

„Ew. Königliche Hoheit bitte ih, den ehrfurchts8vollen Dark des Ausftellungs-Comités entgegen zu nehmen dafür, daß Höchstdieselben die Gnade gehabt haben, das Ehren-Protcktorat zu übernehmen und die heutige Eröffnungs-Feier durch Höchstihre Gegenwart auszuzeihnen.

Die Fürsorge für die Landwirthschaft und das Interesse für den edelsten Zweig der Thierzuht für die Landeë-Pferdezuht entspricht den Traditionen des preußishen Königshauses. Wobl von keinem anderen Zweige lantwirthschaftlicher Thätigkeit kann man sagcn, daß er in höherem Mafe ein Produkt der Pflege des von dem erlauwten Hobhenzolleruhause persönlich regierten Staats ist als das von der Pferdezucht gilt. Rücksihten auf die Hebung der wirthscaftlihen Entwickelung, wie auch die Wehrhaftigkeit des Landes wirkten hier zusammen. Schon im Iahre 1727 gab König Friedrih Wilheim T. den Befehl, die noch jeßt das Hauptgestüt Trakehnen bildenden Ländereien damals Sumpf und Strauch zu wässern und zu roden, um daselbst die bereits in Ostpreußen bestehenden König- liben Geftüte Balga, Petr cken, Brandenburg. Insterburg, Ragnit, Budupönen und Schreitlanken in cinem zu vereinigen. Und schon im Iahre 1732 umfaßte das Stutamt Trakehnen einen Bestand von 1101 Köpfen, darunter 513 Mutter - Stuten. Bis 1786 geschah die obere Leitung der Verwaltung durch die in Königbberg residirenden obecsten Provinzial - Beamten ; erst mit dem damals erfolgenden Eintritt des Ober-Stallmeisters Graf Lindenau begann eine neue Aera und Trakehnen wurde von jener Zeit ab dur selbständige Land-Stallmeister verwaltet, unter welchen insbesondere die langjährigen Dirigenten von Below, von Burgstorf und von SEwichcw einen entscheidenden fördernden Einfluß geübt und dauernde Spuren ihrer Thätigkeit hiaterlafsen baben. Die Gründung der Land-Sestüte, die Errichtung von Hengitdepots und die Aufstellung von Hengst-Stationen ges{wah Anfang der 1770er Jahre durch den Ober-Präsidenten von Dombardt. Anfangs gegen den Wider- spruch des großen Königs Friedric 11. in kleinerem, später mit seiner Genehmigung in stetig wawfendem Umfange.

So fand die oftpreußishe und später die gesammte preußische Pferdezucht ihre Grundlage in dea staatliden Haupt- und Land- gestüten bis zum heuti3en Tage. Aehnlich ist die Entwickelung in den größeren anderen deutschen Staaten gewesen und überall find die deutschen Fürstenhäuser eifrige Förderer der Pferdezudt gewesen. Und wenn au die großen Kriege zu Anfang dieses Jahrhunderts empfind- liche Verluste an den Pferdebeständen brachten, wenn auch die An- schauungen über tie rihtigen Züchtungs-Prinzipien vielfach ge]chwarkt und gewechselt haben, so sind do sicher im Ganzen überall in Deutsch- land bedeutende Fortschritte zu größerer Vollkommenheit qualitativ und quantitativ zu konstatiren.

Wenn man bört, in welchen wunderlien Kreuzungen nicht nur zwischen den verschiedenen Pferderassen, sondern fogar zwischen Pferd und Kuh man sib früher gefiel solle Versuche wurden noch 1787 in Trakehnen auf höhere Anordnung gemacht, —- wenn man fi vergegen- wärtigt, daß noch bis Anfang der 1860er Javte durch Paarung der nächsten Verwandtschaftsarade Jmucht getrieben wurde, bis zur völligen Degeneration und Unfruchtbaikeit der Abkömmlinge fo wird man in diesem Falle nicht von den guten alten, soadern vielmehr von den besseren neueren Zeiten sprehen dürfen. Man züchtet jeßt nach Grundsätzen, welche si auf naturwissenschaft- lihe Erkenntniß und auf Erfahrungssäße gleih:näßig gründen. Man paart als Regel gleichartige Schläge und versut, dieselben turch nah Abstammung und durch Leistungen erprobte Iadividuen zu ver- edeln und ¿u vervollkommnen. Man vershließt sich nicht mebr der Einsicht, daß es nit mögli ist, gewissermaßen ein Universalpferd zu zühten, welches alle möglihen vhysiswen und moralischen Eigenschaften in \sich vereinigen und allen Zwecken gleich- mäßig dienen soll. Man züchtet vielmehr zielbewußt für die verschiedenen Zwede verschiedene Swläge, für militärische das edle Blutpferd, welhes Knochenstärke mit Schnelligkeit und Ausdauer vereinigt, für die langsame Bewegung schwerer Lasten den kaltblütigen frühreifen Schlag. Man bestrebt sich in den verschiedenen Provinzen und Landschaften, diejenigen Schläge zu kultiviren, welche dem Klima, der Bodenbeschaffenheit, den wirthschaftlichen Bedürfnissen

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