1890 / 144 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

F könnte nah dem Vortrage des Hrn. Abg. Dr. Porsch mich eder weiteren Ausführung enthalten, da ich den Eindruck gewonnen he daß er in erschöpfender Weise die Gründe ausgeführt hat, welche für die Bes{lüfse der mission anzuführen sind, aber ih möchte do nen éêngrund einêèr befonderen Be- Teuhtung unterziehën, der vom Abg. Hrn. Eberty* hervorgehoben ift. Der Hr. Abg. Gberty h..t den Kommissionsbeschluß, welher dahin gebt, daß zu Mitgliedern der gewerblichen Sthiedsgerihte nur Per- fonen, welhe das 30.- Lebensjahr - vollendet haben, berufen werden dürfen, als eine Verschlehterung des bestehenden Zustandes bezeichnet, und der Hr. Abg. Dreesbach ist der Tendenz dieser Ausführung da- durch beigetreten, daß er gemeint hat, es babe sich der gegenwärti e Zustand in denjenigen Städten, in denen Gewerbegerihte m ciner geringeren AUersgrenze bestehen, bewährt, und es liegt fogar ein Bedürfniß vor, diese ‘géringère Altersgrenze cufrecht zu erhalten, um deswillen, weil ja übérhaupt {on in ein- zelnen Distrikten über den Mangel an qualifizirtéèn Personen, die in die Gewerbegerihte berufen werden können, geklagt werde. Nun, meine Herren, finde i gar niht, pas in der Festsetzung der Alters- grenze auf das vollendete dreißigste Jahr eine Verslechterung liegt, im Gegentheil, ih finde eine Verbesserung für alle diejeuigen Orte, in denen bisher die Altersgrenze eine - geringere gewe!en ist. Aber ih gehe noch weiter und da kann ih mich au die Aus- führungen des Hrn. Dr Porsch beziehen und sage: in den analogen Vorschriften unserer Gesetzgebung bei Schöffengerichten, bei Handels8- gecihten, bei der Zusammensetzung der kirlichen Körperschaften u. sw. u.\.w. Sie finden das Nähere im Kommissionsberiht ift diese Alters- grenze von dreißig Jahren festgehalten. Es liegt deshalb nichts näher, als daß die Redaktoren | dieses Gntwurfs, der uns zur Berathung vor- liegt, auch an diese Altersgrenze fi hielten. Wer die Altersgrenze anders bemessen haben will, der muß meines Erachtens den Betveis führen, daß mit dieser Altersgrenze in diesem Gesetz und für dieses Verfahren nicht auszukommen ist, oder daß es fich (aus überwiegenden Rüdsihten empfehle, eine andere Altersgrenze zu wählen. Dieser Beweis ist von keiner Seite angetreten. Im Gegentheil, man wird zugeben müsen, daß das, was sich bei den Schöffengerichten, bei den Handelsgeri ten, bei allen denjenigen Korporatióonen, die im Kommissionsberiht näher an- gegeben sind, bewährt hat, bis zum Beweise des Gegen- theils, au hier beim gewerblihen Schiedsgeriht #ich be- währen wird. Und, meine Hexren, wenn man_ sih auf die ge- werblichen Schiedsgerichte in einzelnen größeren Städten bezicht, so möchte ih Sie do darauf aufmerksam machen, daß jeßt zum ersten Male, bei Gelegenheit dieser Verhandlung, die Zusammenseßung der gewerblihen Schiedsgerichte ex professo behandelt wicd. Früher cristirte allein der §. 120a der Gewerbeordnung, der die Befug- niß ertheilte, gewerblihe Schiedsgerichte zu errichten, ohne daß ir endwelche

Bort Gritten tber die -Qusammensehung-diefer Berichte gegehen waren. | wollen. _

Erst jeßt, an der Hand dieser Vorlage, sollen solche spezielle Fest- A getroffen werden, und da ist nihts natürlicher, als daß man einmal an die vorhandenen Vorgänge sich hält und daß man zweitens, wenn ein Antrag auf Feststelung einer anderen Altersgrenze gestellt ist, \sich fragt, welcher Vorschlag, ob der- jenige, der 25 Jahre will, oder derjenige, welcher 30 Jahre will, den Vorzug verdient, In dieser Beziehung aber halte ih dafür, daß das preißigste Lebensjahr das weitaus richtigere ift. Daß der Arbeiter 'und auch der Arbeitgeber im dreißigsten Jahre im Allgemeinen sehr viel reifer fein wird wie im fünfundzwan- zigsten, glaube ich, kann füglih nicht bestritten werden, und daß die Würde eines Gerichtshofs, der denn doch unter Umständen über recht wichtige Fragen eine Entscheidung zu treffen hat, eine größere und besser verblitgte sein wird, wenn das Kollegium aus älteren Personen R ist, darüber kann meines Erachtens ebenfalls kein Zweifel bestehen. Jch bitte Sie des- halb, meine Herren, {ließen Sie sh den Vors {lägen Ihrer Kom- mission an und halten Sie das dreißigste Jahr fest.

Was sodann den Antrag des Hrn. Abg. Dreesbach angeht, einen einjährigen Wohnsiß {hon für ausreichend zu erklären für den Beisißer eines gewerblihen Schiedsgerichts, so kann ih mich in dieser Beziehung auf die Ausführungen im Kommissionsbericht be- ziehen, wo luce clarius dargelegt ist, daß ein Mann, der nur ein Jahr an einem Ort seinen Wohnsiß gehabt hat, nicht in dem Maße die örtlihen Verhältnisse, welhe bei den der Kompetenz der Gewerbe- gerihte unterworfenen Streitigkeiten doch sehr bäufig in Betracht zu ziehen sein werden, übershaut, als wie derjenige, der einen längeren Wohnsiß an dem Orte gehabt hat. Daß es aber endlich niht erwünscht ist, Leute, die Armenunterstüßung empfangen, in die gewerblichen Schiedsgerichte als Richter auß unehmen, das, glaube i, kann keinem begründeten Zweifel unterworfen werden, Ich kann also nur bitten, daß Sie auch in dieser Bezichung die Beschlüsse Ihrer Kommission E erhalten.

Abg. Ackermann: Da es gegen die Gewerbegerichte keinen Jnstanzenweg giebt, sind erfahrene Männer in denselben erforderlih. Das 30. Lebensjahr allein wird natürlich für die Wahl nicht maßgebend sein, man wird auch die Er- fahrung und Jntelligenz des Mannes mit in Betracht ziehen. Bei zweijährigem Aufenthalt am Orte werden natür- li die örtlihen Verbältnisse auch besser gekannt werden als in einem Jahre. Der Hinweis auf die Wählbarkeit zum Schöffen {ließt die Armenunterstüßung nicht ein. Des alb war es nothwendig, über die E A in dem Paragraphen eine besondere Bestimmung zu treffen.

Abg. Grillenberger: Wenn sih die Arbeitgeber die Altersgrenze von 30 Jahren gefallen lassen, so mögen sie das mit sich abmachen. Die Arbeiter haben nicht das \pießbürger- liche Naturell, um sich eine derartige Zurüsezung bieten zu lassen. Gerade in dem Orte, wo Schiedsgerichte schon be- stehen, fühlt man das Reaktionäre diejer Bestimmungen um 0 E Es giebt Schiedsgerichte, wo nicht einmal das

5. Lebensjahr verlangt wird, sondern wo {hon das 21. genügt. Jn Nürnberg besteht seit 15 oder 16 Fahren ein Schiedsgericht, zu welchem die Leute schon mit dem 25. Lebens- jahre zugelassen werden; Wähler sind sie sogar shon, sobald sie überhaupt Gesellen sind. Nah dem Alter wird also hier gar nicht gefragt. Diesem Gerichte is von einem politischen Gegner erft neulih ein ganz vorzüglihes Zeugniß ausgestellt worden. Sie exemplifiziren auf die Schöffen; unter den Amts- richlern, beziehung8weise unter den Assessoren, welche Amtsrichter vertreten, befindet sich eine ganze Anzahl, die jünger als 30 Jahre sind und gleihwohl als Vorsißzende in Schöffen- erihten fungiren. Mit 25 Jahren ist man ja auch be- ähigt, in den Reichstag gewählt zu werden. Für die Wahl in die kirhlihen Organe, sagt man, ist das 30. Jahr auch nöthig. Wir leben im Nd 1890 und s{heeren uns wenig um das, was eine preußishe Verordnung von 1849 verordnet. Wenn Sie für diese Altersgrenze auf die Urtheilsfähigkeit verweisen, so frage ih, warum seßen Sie dann niht auch ein Alter fest, jenseits dessen man ' niht mehr wählbar ist. Jch würde, wenn gar fein anderer Grund gegen das 30. Lebensjahr vorhanden wäre, {hon deswegen dagegen stimmen, weil der Abg. Ackermann dafür ist. “Man fürchtet, daß bei einjährigem Aufenthalt am Orte die fluktuirende Bevölkerung bei den Wahlen zu dem Schiedsgerihte den Aus- {lag geben würde. Die Lohn- und Arbeitsverhältnisse find aber in den allerneisten Gegenden die gleihen. Bei dem

dig. Von dem Ausfall der Abstimmung über diesen Paramap nahen wir ufe Abstimmung über“ das ganze eses Abhängig. g:

Miquel: Allerdings haben in dem Frankfurter Gewerbeschieds( u . Arbeiter aktive und. passive y g i trauen der Arbeiter und Arbeitgeber, sie wählen abér in der Regel trogdem ältere und erfahrene Männer. Es* liegt auh im eigenen Jnteresse der Arbeiter, solche erfahrene Männer zu wählen, denn es ist keine Frage, daß die Autorität theil: weise auch vom Alter abhängt. - Außerdem können Bestimmungen für Frankfurt, Nürnberg und andere Städte, aber nicht für die übrigen und kleineren Städte passen. Die ganze Frage ist für und wider zu sehr aufgebauscht worden. Jh würde für 25g ahre stimmen, aber auch in der ‘Altersgrenze von 30 Jahren keine Verschle- terung exblicken, weil ih überzeugt bin, daß die Arbeiter that- sählih ältere erfahrene Männer in die Sciedsgerichte {iden werden. Dagegen lege ih persönlich sehr erheblihes Gewicht auf die Beibehaltung der Bestimmung betreffs des zweijährigen Aufenthalts. Ohne Kenntniß dec örtlichen und persönlichen Ver- hältnisse wird der Gewerberichter niht die nöthige Autorität haben. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Er kann do einmal gewählt werden. Diese Autorität ist besonders er: forderlich bei den Sühneversuhen. Bei häufigem Ortswechsel fann das geeignete Richtermaterial nicht gewonnen werden. Was die Armenunterstüzungen betrifft, jo glaube ih, daß nur diejenigen Arbeiter von dem Wahlrecht ane werden sollen, welche dauernd wirthschaftlih unselbständig find und aus öffenulihen Mitteln unterstüßt werden, w hrend Die- jenigen, die durch unvershuldete Unglücksfälle zeitweilig auf nterstüßung augen sind, allerdings zur Uebernahme des Richteramts geeignet sind. j - i

N Abg. deine: Die meisten Arbeiter erreichen garnicht das Lebensalter von 30 Jahren, das durschnittliche höchste Lebens- alter in vielen Gewerbezweigen beträgt 30—34 Jahre. Dies gilt insbesondere von den Hutmacern, Cigarrenarbeitecn, Tischlern, Schneidern und von der Spiegelindustrie. Der Aus\{luß von Personen, welhe Armenunterstüßungen erhalten haben, ist bedenklih; es giebt so vielfache 5 e, wo tüchtige Arbeiter Armenunterstüßungen empfangen, so z. B. Schulgeld- erlaß, Unterbringung kranker oder idiotischer Kinder in staat- lihen Anstalten u. s. w. Deshalb sollte man es den Ar- beitern überlassen, wen sie zu ihrem Vertrauensmann wählen

er 30

Abg. Rösick e: Jh halte die Altersgrenze von 29 Jahren für Tutétnibar. Bx den Schiedsgerichten für die Unfall- versicherung ist jeder volljährige Arbeiter wählbar, aue daß sih irgend ein Mißstand herausgestellt hätte. Die Festsezung der Altersgrenze von 30 Jahren würde in der That eine roße Unzufriedenheit unter den Arbeitern erregen, und das

ollte man vermeiden. | Um 43/4 Uhr wird die weitere Berathung vertagt.

Das Laufen.

Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten hat den König- lien Regierungen eine Anweisung zur Ausführung der Laufüb'ungen im Turnunterricht zugehen lafsen, welche den mit dem Turn- unterriht beauftragten Lehrern zur Kenntniß und Nachachtung mit- getheilt worden ist, Sie lautet:

Der Lauf gehört zu den wirksamsten Uebungen des Turnens. Dur allmählich gesteigerte Laufübungen wird die Thätigkeit der Lungen und des Herzens vermehrt, der Stoffwech{sel befördert, die Körper- wärme erhöht und eine Kräftigung der Rumpf- und Beinmuskulatur, vornehmlich der Brust- und. Athmungsmuskeln bewirkt. Auch für Verhältnisse des Lebens ist die Fähigkeit ausdauernd oder {nell zu laufen, häufig von großer Bedeutung.

Laufübungen sollen daher oft vorgenommen werden. Am besten geschieht dies fi Freien, auf festem, #aubfreiem Kiesboden oder furz- ehaltenem Rasen an kühlen, windstillen Tagen. Mäßige Winterkälte schadet nit; bei rauhen Ost- und Nordwinden soll nit gelaufen werden, in keinem Falle gegen den Wind. Auch in einer staubfreien Turnhalle, bei leiht angeseuhtetem Fußboden und geöffneten Fenstern ist die Vornahme von Laufübungen nicht bedenklih. Dagegen er- scheinen Laufübungen in künstlih erwärmten und durch Gas oder durch fih erhigende Lampen beleuchteten Hallen nicht rathsam.

Beim Lauf ist auf eine natürlihe, gute Körperhaltung und auf eine elastishe Bewegung zu achten. Dec Körper mäßig vorgeneigt, der Kopf aufrecht, die Schultern zurückgenommen. Um eine gute Körperhaltung zu erzielen, empfiehlt es si, bei mäßigem Tempo mit „Hüften fest“ oder mit aufgehobenen die Brust berührenden Unter- armen und mit geschlossenen Fäusten oder mit Stabhaltung rücklings, sodaß der Stab in den Cllenbogen liegt, zu laufen. Bei starkem Tempo bewegen sich die Unterarme für gewöhnli bis zur wagere{ten

altung vorgehoben während des Laufens ungezwungen vor und zurüd. L seitlihe Schlenkern der Arme ist zu verhindern. Nur der Ballen des Fußes und der Zehen dürfen im Lauf den Boden berühren; bei jedem Niedertritt beugt sih das Knie ein wenig und streckt sich beim bstoß vom Boden für einen Augenbli.

Während des Laufens soll ruhig und langsam, in der Regel mit geschlossenem Munde durch die Nase geathmet werden; die Kleidung soil leiht und bequem sein, sie darf Hals und Brust nit beengen. Der Kopf sei unbedeckt. Nah Beendigung des Laufes dürfen die Uebenden nit stille stehen oder gar si niederlegen, sie werden vielmehr eine Zeit lang mit ruhigen Schritten umherzugehen oder einige ruhige, leihte Freiübungen auszuführen, bei kühler oder bewegter Luft au die Ueberkleider anzulegen haben.

on den Laufübungen find herzkranke Schüler fern zu halten; mit Katarrhen der Athmungsorgane Behastete und Schüler mit be- hinderter Nasenathmung {sind tettweilig. auszuschließen; Schwach- brüstige, Bleichsüchtige und solche, die häufig an Blutandrang nah dem Kopf, Kopfshmerzen, Nasenbluten oder an Seitenstihen leiden, dürfen nur bei vorsihtiger Beobachtung zu mäßiger Laufübung zu- gelassen werden; Ueberanstrengung ist auch bei gesunden Schülern durchaus zu vermeiden. Auf Schüler mit behinderter Nasenathmung ist zu achten und ihnen bezw. ihren Eltern und Pflegern zu em- pfehlen, eine ärztlihe Untersuhung der Athmungswege vornehmen u lassen. i i Die am meisten zu übende Form des Laufes ist der Dauer - lauf. Er darf anfänglich nur für kurze Zeit (bis zu 2, höchstens 3 Minuten) geübt werden, ift aber allmä lih immer mehr aus- zudehnen auf 5, 10 bis 15 Minuten au in deu Formen des Kunst- lauf es im Kreise, in der Achte in der Spirale.

Im Freien ist auch der Schnelllauf (als Wettlauf) vor- zunehmen, zuerst nur für kurze Entfernungen (in den ersten Turn- jahren auf 35 bis 70 Schritt, später bis 150 Schritt) in gerader Richtung, mit Umkehren und im Kreise. (Der Wettlauf im Kreise läßt fich am P Ema alen in sandigem Boden ausführen. Beispiel : Die Peripherie eines Kreises von 5 m Durchmesser beträgt gegen 16 m.

Mit ca. 4 m oder ca. 5 m Abstand werden 4 oder 3 Läufer aufgestellt. Jeder Läufer sucht seinen Vördermann zu berühren. Der Läufer, welcher vom Hintermann betührt ist oder nach Innen ausbrit, scheidet aus und entfernt \sih sofort aus der Bahn. Je kleiner der Kreis, desto \hwieriger das Laufen). Gelegentlich sind auch Abwechselungen in den Laufformen zu

d Kiebißlauf; oder der Lauf ift mit Belastung auszu-

Sranp or o atbätigkeiten zu verbinden oder über Hindernisse (in erbindung mit Springen, Voltigiren, Klettern) zu leiten.

An die eigentlichen Laufübungen {ließen si die Laufspiele an.

s e l , “Bärenshlag, Jagd, Shlag- be Jaluen, das Prie dene Dritten 'alsGidgen ;] Batiauf ‘und ämlibe find Spiel tund fungiren zum eni Ver: { formen,-wél{e in angemefsener- Ffürdie verschiedenen Alters-

stufen immer anregenden ‘und wirksamen Beschäftigungsftof darbieten werden.

Das fünfzigjährige Jubiläum der Briefmarke. Von Herrn Landrichter C. Lindenberg in Berlin.

(Aus dem „Ar(chiv für Post und Telegraphte“.)

m 6. Mai d. I. waren 50- Jahre verflossen,- seit zum ersten Male Briefmarken an das Publikum verausgabt wurden. Vorläufer der Poftwerthzeichen sind: zwar bereits bis in frühere Jahrhunderte zu verfolgen; insbesondere hat der Pariser -Postmeister de Valayer im Fahre 1653 fogenannte Billets de post payé eingeführt, welche den damit versehenen Briefen die freie Beförderung sichern sollten. Wie diese Billets ausgeschen haben, weiß «man leider nit, weil keines derselben erhalten ist. Ein Pariser Antiquitäten- sammler soll zwar ein ‘derartiges Billet bésißen, da er es aber Niemandem zeigt und jede Beschreibung, Abbildung oder Vervielfältigung verweigert, if dieses Stück für die Oeffentlichkeit verloren, und man kann beinabe bezweifeln, ob es wirkli vorhanden ist. Daraus, daß diefe Billets, wie es in-der amtlichen Bekannt- machung vom 8. August: 1653 heißt, „an dem Briefe befestigt oder um ihn berumgeschlagen oder auf irgend eine Weise angebract werden sollten, jedo in der Art, daß der Beamte sie sehen und leicht binwégnehmen könne“, slit man, daß es Papierstreifen, vielleicht am ersten unseren Streifbändern vergleihbar, gewesen sein müssen. Sie trugen, wie durch eingehende Forschungen festgestellt ist, die Worte post payé und Le . .. jour de lan 1653, vielleiht au noch die Werthbezeihnung von 1 sol (sou). Das Datum hatte der Absender auszufüllen, wahr- \heinlih aber viht zum Zwecke der Entwerthung, sondern zut Kon- trole betreffs Ablieferung der Briefe. Eine eigentlihe Entwerthung der Billets war nicht nothwendig, da der Beamte die Billets vom Briefe abzunehmen, also wohl zu vernichten : hatte. Dieser leßtere Umstand malt es auch erklärlih, daß si diese Billets so spurlos verloren haben. Ueberhaupt hatte die Schöpfung Valayer's nur kurze Zeit. Bestand und war nach wenigen Jahren wieder völlig vergessen, Au andere postalishe Einrihtungen, welhe an die Idee der Er- hebung des Portos durch Werthzeichen erinnern könnten, 3. B: die Einführung von gestempelten Briefumschlägen in Sardinien Zwecks Befreiung vom Posftregal im Jahre 1818, waren nur vorübergehend. Die eigentlibe „Erfindung“ der Briefmarke hat in England stattgefunden. Die Unzutcäglichkeiten, welche die engli\cen Poste einrichtungen, insbesondere das hohe und ungleihmäßige Porto für das Publikum mit \sih brachten, veranlaßte in den dreißiger Jahren eine Anzahl von hervorragenden Männern, i zur Durchführung von Reformen auf deni Gebiete des Postwesens zusammenzuthun. Aus dem Kreife diefer sogenannten „Poftreformer ging die Idee einer Schaffung von Postwerthzeichen hervor, und zwar ist es der Buchhändler James Chalmers in Dundee gewesen, der zuerst mit Entwürfen für aufflebbare Postmarken hervortrat. Cs war dies im Sahre 1834. Im folgenden Jahre seyte die Regierung eine Kommission ein, die in mehreren Berichten die Einführung eines einbeitlihen biligen Portos wenigstens für Preislisten und ähnliche geschäftlihe Mittheilungen befürwortete. Wieder ein Jahr darauf arbeitete Rowland Hill seine berühmte Flugschrift: „Post-Office Reform: its Importance and Practicability“ („Die Postreform, ihre Wichtigkeit und Durchführbarkeit“) aus, in welcher er u. A. den Vorschlag machte, das Porto mittels eines auf den Ums@lag geseßten Stempels zu erheben, und nun erst kamen die Reformbestre ungen in rechten Fluß. Eine neue Kommission wurde eingesegt, und dieser legte Chalmers eine Denkschrift, die aufklebbare Marke betreffend, vor, indem er deren Vorzüge vor den von Hill vorgeschlagenen ge- stempelten Umschlägen nachwies. Nach langen Verhandlungen und harten Kämpfen wurde im August 1839 von den geseßgebenden Körper- schaften die Penny-Porto-Bill angenommen, die daun am 17. August 1839 die Beftätigung der Königin erhielt. Rowland Hill wurde im Scaygamt angestellt, welches durch Erlaß vom 26. Dezember 1839 die Anfertigung von Frankirungszeichen verfügte, und zwar von gestempelten Briefbogen (stamped covers), gestempelten Umschlägen (stamped enve- lopes) und aufflebbaren Marken (adhesive stamps). Am 10. Januar 1840 trat das Pennyportosystem ins Leben, das Porto aber mußte vorerst noch baar erhoben werden, weil die Postwerthzeichen noch nicht fertig waren. Sn Folge öffentlicher Aufforderung waren nämlich dem Schaßamt ungefähr 3000 Muster eingeschickt, und Hill ‘mußte aus denselben die passendsten auswählen. Da aber unter allen kein einziges war, welhes für die Postmarken geeignet erschien, so wurde einer berühmten Londoner Kupfersteherei der Auftrag ertbeilt, eine Marke anzufertigen, welhe das Bildniß der Königin Victoria nah William Wyon's Er- innerungsmedaille an den Besuch der Königin in der City (9. November 1837) tragen sollte. Die hiernach hergestellte Marke enthält die Büste der Königin Victoria nach links auf gemustertem Grunde, oben die Inschrift Postage (Post) und unten die Werthbezeihnung One Penny bezw. Two Pence. Absfonderliher als diese Marke, deren einfache Schönheit ungemein anspri{t, find die Umschläge u. \. w., bei denen die Zeichnung mehr als die Hälfte der ganzen Vorderseite einnimmt. Sie tellt eine auf einem Felsblock fißende Britannia dar, welhe nah den vier Himmelsrichtungen ge- flúgelte Boten aussendet. Jm Hintergrunde jagt rehts ein Rennthier- \chlitten dahin, links segeln Schiffe. An den beiden Seiten stellen verschiedene Menschen- und Thiergruppen den Handel mit Amerika, Asien und Afrika dar; darunter befinden sch Familiengruppen, welche soeben empfangene Briefe eifrig lesen. Das Ganze mat einen recht überladenen Eindruck und bot dem Witz und Spott Zielscheiben aller Art. Es war daher niht zu verwundern, daß alsbald die mannig- fahsten Karikaturen erschienen, welche die Darstellungen dieser Um- \chläge, deren Zeichner ein gewisser Mulready war, ver spottetenl Marken und Um\{läge wurden am 1. Mai Seitens der Steuerbehörde, welcher in England die Herstellung der Postwerthzeichen obliegt, an die Postanstalten vertheilt, und am 6. Mai 1840 konnte die Veraus- gabung an das Publikum beginnen. El : :

Verhältnißmäßig langsam -fand die neue Einrichtung Eingang in den übrigen Staaten. 1843 erft folgten Brafilien fowie die Cantons Zürich und Genf. 1845 wurde die Einführung von Freicouverts in Finland und für die Stadtpost in St. Petersburg beschlossen, auch gab der Canton Basel Marken aus; 1847 wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika, in der englishen Kolonie Mauritius und im Canton Waadt Marken ausgegeben; 1848 folgte Rußland, 1849 Belgien, Frankreich und am 1. November als erster deutsher Staat Bayern ; 1850 die ganze Shweiz, Neu-Süd-Wales, Spanien, Britisch- Guayana, Victoria, Toscana, Oesterreich (1. Zun, Sacbsen (Juni), Preußen (15. November), Schleswig-Holstein (15. I ovember) und Han- nover (1. Dezember). 1851 finden wir dann Marken in Sardinien, Dâne- mark, Baden, Württemberg, Kanada, Trinidad, Neu-Braunshweig, Neu-Scottland und Oldenburg. Der leßte deutsche Staat, welcher Marken einführte, war Mecklenburg-Streliß im Jahre 1864. Zur Zeit giebt es in fast allen Staaten der Welt Briefmarken ; selbst die indishen Vasallenstaaten haben zum Theil {hon ihre eigenen Marken. Man kann annehmen, daß bis jeßt mehr als 13000 verschiedene Ae R verausgabt sind. Die amtliche Sammlung des

eich8-Postmuseums enthielt im Januar 1888 9500 Stü, dürfte zur Zeit aber bereits auf 11 500 angewachsen sein.

Das Jubiläum der Marke ist besonders in den Kreisen der Briefmarkensammler festlich begangen worden. Es sind u. a. drei Ausstellungen von Postwertbzeichen veranstaltet worden; die erste in Wien hat Ende April stattgefunden ; sie war sehr reihhaltig und er-

Schiedsgericht in ‘Nürnberg ist nur "die Bescheinigung des Arbeitgebers, daß der zu Wählende bei ihm in Arbeit steht,

üben, wie Springlauf, Lauf mit Knieheben oder Unterschenkelheben,

regte auch das Interesse Sr, Majestät des Kaisers von Oesterreich,

der längere 4, Mei erô me Z

e ist besonders von norddeutschen Sammlern dbe-

\{chick und recht sehenswerth; die dritte wurde in London in - der

zweiten Hälfte des Mai eröffnet.

Jn Berlin hatte ein Comits eine öffentliche ‘Festsißung ver-

fialtet, welhe am 7. Mai im-Rath ebalten wurde. Ein L die Entstehungsgeschichte der B aanse ps ihre Bedeutung in

postalischer, kulturge\hichtliher und kaufmännischer Hinsicht eingehender

Vortrag, welchen Dr. Brendicke hielt, fand reihen Beifall.

Rundschau auf dem Gebiet des Getreidehaudels im Mai 1890.

Der Getreidehandel im Monat Mai stand wie alljährlich in dieser Zeit unter der Herrschaft der Witterung und der davon ab- hängenden Ernteausfihten. In Amerika haben si“ dieselben im Großen und Ganzen nicht sonderlih gegen diejenigen des April ver- ändert, und ist dies um so bemerkenswerther, als aus dortigen, offenbar spekulativen Kreisen mit einer etwas dreisten Sicherheit vor- aus t war, daß die Maiziffern des landwirthschaftlichßen Bureaus ¿zu Washington um 10/9 niedriger als diejenigen des Vorjahres sein

würden. Statt dessen bezifferte dasselbe den Stand des Winter- weizens am ersten Mai nur um 1 %/ niedriger, und zwar 80 °/o gegen 81% im April und 96% im Mar 1889, und kann man nicht umhin, felbst dieser Aufnahme einiges Mißtrauen entgeaenzusezen, wenn man die versuhten Beeinflufsungen liest, welche Seitens dortiger wirthshaftliher Kreise zur Herbeiführung einer ungünstigen Schäßun versucht werden. So \chreibt man beispielsweise aus New-York, da der Vorstand der „Industry and farmers alliance“, einer fogenannten wirthshaftlihen Vereinigung, an Diejenigen, die mit Feststellung der Berichte beauftragt sind, Cirkulare erlassen habe, die betreffenden Scäzungen so niedrig als möglich zu machen, und zwar, weil die Regierungsberichte am internationalen Weltmarkt eine große Rolle für den Preisgang spielen und durch günstige Bérichte ein Rückgang eintreten würde, der durch minder gut gefärbte vermieden werden sollte. Wir registriren diese Nachricht, ohne sie selbst auf ihren wahren Werth prüfen zu können, bemerken aber, daß sie von einer wohlrenommirten Getreidefirma New-Yorks na hier übermittelt worden ist. Ueber die Ernte Rußlands lauteten die Mittheilungen sehr verschiedenartig, da in vielen Gouvernements Dürre die Felder bedrohte und daraufhin von manchen Seiten eine Wiederkehr der vorjährigen Erfahrungen befürchtet wurde. Inzwischen find nun aber bedeutende Niederschläge gefallen, und sieht man von einigen weniger begünstigten Gegenden ab, so lautet das gegenwärtige allgemeine Urtheil recht günstig, namentlih bezieht si dieses auf Süd- Rußland, wo wiederum besonders die Gegend des Schwarzen Meeres auf eine fehr starke Ernte rechnet, während vom Asowschen Meere auch hin und wieder minder aünstia gefärbte Berichte mit unterlaufen. Großbritannien und Irland hatten sich im April noch vielfach über das Zurülbleiben der Saaten in ihrem Wachsthum in Folge zu rauher Witlerung empfindlich beklagt; der Mai half jedoch au hierin fo bedeutend nah, daß \{chließlich der dortige, im Allge- meinen recht zufriedenftellende Saatenstand auch in der Entwicke- lung, der Jahreszeit entsprehend, als nicht zurückgeblieben bezeichnet werden muß. Frankrei hatte zeitweise im Centrum und Süden etwas zu viel Nässe, jedo verstummten im weiteren Ver- lauf die hierauf bezüglihen Klagen der dortigen Landwirthe, und war. das Lob Über den dortigen Saatenstand durchaus einheitlih. Weniger günstig präsentirt sih der Saatenstand in Italien und wird in dortigen Berichten versichert, daß der in den leßten Jahren fo stark gewordene italienische Bedarf für auswärtiges Getreide auch in der neuen Campagne #\ werlih nachlassen werde. Jn Oesterreich- Ungarn hat der Saatenstand in der ersten Hälfte des Mai zu vielen Klagen über Befallen mit Rost Anlaß gegeben, und zeigten auch die regierungsseitigen Berichte, daß eine Vershlehterung stattgefunden hatte. Mehr und mehr verbesserten si jedoch im Verlaufe des Monats die Mittheilungen, und den leßten Berichten zufolge ift, voraus- gese t, daß die Gunst der itterung den Saaten zugewandt leibt, auf eine starke Ernte daselbst zu rechnen. Gegen Ende Mai wurde für Ungarn Seitens ständiger landwirth\chaftliher Referenten der Saatenstand dahin beziffert, daß circa 609% des Anbauareals für Weizen einen Stand über Mittel, circa 39 °/9 von Mittel und nicht ganz 1% unter Mittel aufweise. Roggen hat 41 °/0 über Mittel, 57% Mittel und nuc 2% unter Mittel. Die ungarishe Ernte fällt niht nur ihres quantitiven Ergebnisses wegen, fondern hauptsählich deswegen ins Gewicht, weil sie verhältnißmäßig früh stattfindet und für dea Export \{chon zur Ergänzung des für die alte Campagne etwa noch nothwendigen Restbedarfs in Süddeutsch- land und der Schweiz auszubelfen pflegt. Speziell diesmal braucht Deuts ch- land zweifellos noch verhältnißmäßig viel Weizen, und wünscht man daher die frühe Ernte in Ungarn um so lebhafter, als das dortige neue Gewächs in den ersten Wochen seines Erscheinens gewöhnli wenig Konkurrenz findet, während später niht nur die eigenen Ernten der Konsumländer, sondern au die Anerbietungen der übrigen Export- ebiete in Wettbewerb treten. Achnlih liegt die Sachlage in Rumänien, das übrigens auch, nachdem manche Witterungsfährnisse überwunden sind, guter Erntehoffnungen voll ift.

Deutschlands Feldstand hatte dur die außerordentlich günstige Maiwitterung die besten Fortschritte gemacht, und gab es keine Körnerfruht, welche niht zu den besten Hoffnungen Anlaß gegeben hätte. Die gefürhteten drei gestrengen Herren verliefen in theil- weise tropi her Wärme, so daß man über die \{chlimmften Gefahren damit hinaus zu sein glaubte. Die leßten Tage des Mai indessen holten nah, was jene Kalenderheiligen versäumt hatten, indem eine Reibe von Nächten sih bis zu Reif und hier und da leichtem Frost abkühlten, wodurch besonders an Bohnen viel Schaden geschah, außer- zan das Kartoffelkraut_ und zwar namentli dasjenige der Rosen-

artoffeln si {warz färbte, ferner aber der zumeist im Abblühen be- griffene Roggen strihweise und namentlih an exponirten Stellen ge- [chädigt sein soll. Ein Urtheil hierüber läßt ih - zunächst G niht fällen, da es immerhin einiger * Zeit be- darf, um diese behaupteten Schäden dem Auge erkennbar in Erscheinung treten zu lassen. Jedenfalls muß aber kon- O werden, daß, selbst wenn ein mäßiger Prozentsaß durch die R vernichtet sein sollte, die Gesammtheit der zu Felde stehenden oggenernte doch so außerordentlih hohe Ergebnisse verspricht, daß, natürlih immer günstiges Wetter vorausgeseßt, die 1890er Ernte wohl die größte werden dürfte, welche seit langen Jahren in Deutsch- land eingeheimft ist. Auch der Hafer hat si hier und da in Folge des Frostes roth gefärbt, man hofft jedo, daß das inzwischen ein- getretene fruchtbare Wetter wieder viel ausheilen werde. Letzteres ist auch bezügli mehrfacher Bemängelungen des Weizens der Fall. Der Getreidehandel im Mai stand, wie Eingangs erwähnt, in aller- erster Reihe unter dem Einfluß dieser günstigen Ernteaussihten und es fiel auch wenig in die Waagschale, daß die eigenen Bestände der Konsumländer Europas verhältnißmäßig geringe sind, weil die Export- ebiete und namentlich hierbei Rußland fo starke Verschiffungen nach uropa bewirkten, daß troß großer Ankünfte an den diesseitigen Küsten die Menge der unterwegs befindlihen Zufuhren von Weizen und Mehl fo weit ans{chwoll, daß zeitweise bis 2 Millionen Quar- ters, das sind in runder Summe etwa 450 000 Wispel, sich mehr unterwegs befanden als gleichzeitig im Vorjahre. Es \{wammen an Weizen und Weizenmehl nach Großbritaunien nach

und Irland dem Kontinent

Quarters Quarters 1890 1889 1890 1889 2479 000 1 857 000 696 000 346000 2552 000 - 1 731 000 724 000 515 000 1% 2675 000 1 669 000 734 000 328 000 20. 2853 000 1635 000 880 000 362 000 2954 000 1 572000 936 000 367 000

Am 29, April . 6. Mai .

eit besichtigte; die zweite in Magdeburg ift am

Campagne indeß s{on

welche die dorti lange reservirt

endend am:

3. Mai . 10

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Œrnts- (Tann ries Gr A eri

im April das

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Verkauf der wurden die

halten suchten. günstiger und ferner aber mengen immer Leistungen

Beachtung

Yorker und gefunden hatte, geboten hâtten.

New-York Pennsylvanien . Ohio ¿ Michigan . Indiana . [linois iffsouri . Kansas Californien . Oregon

Durcz\chnitt

Demnach ift die \{chwimmende Zufuhr im Mai von 3 175 000 Quarters

i I zusammen

frübér

__ Die Perspektive hierbei für Rußland

pflegt, haupts ädlid

Manipulationen der Heft in

uerst zogen die Mitläu

dessen die für

fanden, Chicagoer Preife daß sie Die

in die Wagschale fiel.

t mehr

eizen 1890

zu heben,

Rußlands

uarters fiel.

1889

398 092 326 040 392 888 3952 335

der des

geschehen

Steigerung des Rubelcourfes

fe ges T &T

weiter

als

91 96 82 73 63 64 82 92 82 95 80

Tendenz

au nus TTTie

Europa.

Europa

anscwollen Rußlands es den Herren deutlih zu Gemüthe führten, daß unser Erdtheil auch ohne das amerifkanishe Getreide \{limmsten- falls seine Versorgung _hâtte, da endlich hörte die fünstlihe Be- einflussung der übersecishen Terminmärkte auf, und während der zweiten Hälfte des Monats zeigen deren Notirungen nur fehr unbe- deutende Fluktuationen, die umsoweniger Seitens des Weltmarkts ohnehin die e nicht für den Export nachträgliche

Weizen

1890 Quarters 145 500 170 000 96 500 90 500 147 509

650 000

1889 Ouarters 69 500 66 500 92 000 113 0900 106 009

147 000

garns und Rumän

immer

1. April 1890 88

da es nicht allein darauf sondern auch eine in Qualität

bekommen

zum fTommissionsweifen i Zur Stütung der erwähnten Angaben kolportirt, Saatenstand sich im Laufe des April vershlechtert hätte, und als die dortige Regierung durch ihren Mai- bericht diese Vorspiegelungen Lügen ftrafte, da war es mit der errlihkeit des amerikanishen Haussetaumels naturgemäß vorbei. U n die fer der Haufse ihren Kopf aus der Stlinge, während die eigentlihen Träger der Spekulation noch die Partie zu Als indessen die Erntenachrichten aus Europa immer lauteten, \chwimmenden und die

um fernere 10 9%

flauer

Ermäßigung Maße sonderlihen Nutzen irrthümlich

in dem

Motivirung der vorausgesagten Aussichtsverschlechterung der Ernte geshah dur den Hinweis auf einzelne Staaten, die allerdings au nach dem Regierungs- beriht eine bedeutende Verslimmerung ihres Feldstandes aufweisen, jedoch war die dem gegenüberstehende bedeutende Befferung anderer Staaten außer Acht gelassen, von welchen namentli Californien erheblich Eine Uebersicht über diese Verschiebungen der Aussichtszahlen der Vereinigten Staaten giebt folgende Tabelle. Das offiziell festgestellte Verhältniß des Feldstandes im Vergleich zu einer Durchschnittsernte, welhe mit 100 angenommen wird, ift: in am 1. Mai 18909

99 87 67 75 75 83 87 71 92

81

1890

135 500 230 032 112 170

94 635

es

wie dies seit

auf 3 890 009 ewa en, während Lei itig i Z ps : 203090 uf 15% 000 Quart S f g im Vorjahre dieselbe unabme überall eine außerordentlihe Ueberrashung, d t- li auf. größere Leistungsfähigkeit Rußlands eir deu Ref b durhaus ni mehrfach

Zweifellos bot diese

für den Rest i Veivorgebonen aken E E A n S a cgtbiakeit S E G: L Geer de Enden noch bedeutende Restbestände an den E

Wie

i L xportmärkten zusammenrief, en Landwirthe. in der Hoffnung auf höbere Preise so atten und nun aus Furt vor Andrang des neuen Gewächses dem Auslande entsprehend belief sich der MEpet Rußlands

dem überwältigenden zuführten. in den Wochen Roggen Quarters Quarters Quart E uarte 337 750 eo; Quartans

. 432 030 . 289 512 , 338 760

Wenn nah einer so unerfreulihen Ernte, wie die 1889er in Rußland gewesen, ein Land aus älteren Beständ i so riefige Quantitäten über seinen Bedarf hinau erübrigt hat, fo kann es nicht Wunder nehmen, daß es einer glüd- lihen und fachkundigen Hand, wie Finanz-Ministers, gelingt, den Kredit des Land ordentliher Weise wieder demjenigen e bedeutende Mai war zunächst der dortigen Ausfuhr keineswegs günstig, oftmals das Rentiment mit den auswärtigen Länd andererseits aber überhaupt, in Folge der mannigfache tionen, die Kalkulation den Erxportfirmen erschwerte hat es sih jedoch bereits jezt herausçestellt, daß die S Valuta auf die Dauer \{wérlich Kußlands Ausfuhr ver wenn die Konstellationen der vershiedenen Grnten diesel d. h. wenn die Konsumländer eines Imports bedürfen und Ergebuiß die Leistung desselben gestattet. für das O E ca Mteabe zeigt fch zunächst L nur zum Theil günstig, und zwar günstig insofern, als den bisherigen Berichten zufolge die melken l lf hinter denen des Vorjahres zurückstehen, Leistungsfähigkeit verspriht und Australien das Hauptquantum ihres Ueberschusses bereits auf dem Meere \chwimmen haben, demgegenüber Rußland aber auf sehr bedeutende Ergebnisse rechnet ; ungünstig dagegen in Folge der gleichfalls voraus- zusehenden starken Exporte Un

en her immer noch 8 für das Ausland

jeßigen russischen in so außer- vorigem

Die

im Laufe

iens, deren frühere e —Rang atzutaufenr aber in Folge der in allen Konsumländern Curopas so durchaus günstigen Erntehoffnungen, welche, realisiren, an und schränken müssen. Wie Betreffs Weizen, dasfelbe Betreffs Roggen au der augenblicklihe Feldstand jährigen Ertrag verheißt, daß zweifellos au den diesseitigen einshränken müßte.

L Inge wenn sie sti für fih das Importbedürfniß derselben wvestitig Ae

besonders für Weft-Europa, so trifft ch namentlich für Deutschland zu, indem ein so enormes Plus gegen den vor- die eventuelle Verwirklichung desselben Reoggenabsati unseres östlichen Nachbars

_Naturgemäß hängt alles hierbei von dem weiteren Verlauf der Witterung ab, und namentlich wird dieselbe noch während der Ernte selbst außerordentlih bedeutungsvoll sein, ankommt, eine quantitativ reihliche, \{chöône und trockene Ernte in die Speicher zu bekommen, deren Ver- wendung sofort für die Menschennahrung mögli und nit erst einer Bearbeitung, und wie dies gar zu oft der Fall mit fremdem Gewächs bedürftig ist. Der Geschäftsgang in Amerika zeigte namentliG im ersten Theil des Monats noch eine gewisse Aufregung großen Chicagoer Haussiers, 1 P die Hände die Geschäftslage daselbst ohne Rücksiht auf den Weltmarkt ver- gewaltigten, Die naturgemäße Folge war eine Isolirung der dor- tigen Preise, welche einen lohnenden Export verboten, und wenn trot- dem derselbe immer _noch in nit unerhebliGhem Maße fortdauerte, so geschah dies einerseits in Erfüllung früher eingegangener Lieferungs- ferner aber zur Füllung ballastbedürftiger Dampfer, wo- dur die ohnehin billige Fraht si{ch noch weiter verringerte, \chließ- lich durch Mehblsendungen der Müller

Waare in Eingangs

, einer Vermischung

in Folge welche hatten

daß

Weizen- gewaltigen

der New- statt-

1, Mai 1889

96 96 90 92 95 98 98 98 99 99

96

Die Verschiffungen der Vereinigten Staaten nah Europa be- trugen: in den Wochen, endend am:

Weizenmehl

1890 Sack 267 000 207 000 231 000 204 000 116 000

1 025 000

1889 Sack 75 500 142 000 147 500 151 000 83 000

599 000

läßt fi rufsishen Reichs au

Dem-

185 863 169.933 233 121 136 800

indem sie ern unterbrach, n Coursfluktua- Im Ganzen teigerung der ringern wird, be erfordern, das russische

rgebnifse Indien keine allzugroße sowohl wie Argentinien

\{on

Preise

vers»

Von Mais betrugen die amerikanisGen Abladunge Wochen, endend am: G s nee E 1890 1889

Quarters Quarters 331 000 110 000 292 090 174 500 317 500 204 500 a 302 000 251 000 Pa 189 500 197 000

: ; zusammen 1 432 400 937 000 Die kontrolirten Handelsvorräthe haben {ih im Laufe des Mai für Weizen nur noch um ca. 1 Million Bushels vermindert, während im Mai des vorigen Jabres die Bestände sih um 5 Millionen Bushels vermindert hätten. Von Mais zeigt der: Vorrath zum Sthlusse des Monats fast dieselbe Ziffer wie zu Anfang. Es fstelite si die visible supply nat offiziellen Angaben: Weizen Mais Buscle JEES 1890 / usbhe ushels ushel8 Anfang Mai 23456 599 925 210 734 12 689 935 Ende Mai s 22451 931 20205816 12685271 11 607 931 Verminderung 1004668 5064918 4664 505 930

, _ Die Ablieferungen der Landwirthe an den amerikanishen Märkten ließen zwar im Laufe des Monats allmählih nah, jedoch blieben sie immer noch wesentli größer als "in den beiden Jahren zuvor, und zwar bezieht si dies mehr noch auf Mais als auf Weizen. An den acht Hauptmärkten des Westens, Chicago, Milwaukee, Toledo, Detroit, Cleveland, St. Louis, Peoria und Duluth, kamen zur Ab- lieferung in den Wochen endend am

eizen Mais

1890 1889 1888 1890 1889 Ourtrs. Qurtrs. Qurtrs, Qurtrs. Qurtes. 184375 97500 115000 8359333 172 083 156 250 107500 118750 8320833 277 803 Pa 143 750 110000 133750 471333 495833 294583 813, 140 000 112500 97500 612500 481250 172083

__ England blieb von der anfänglicen amerikanischen Bewegung nicht unbecinflußt, und konnte man nicht umhin, für Getreide und namentlich für amerikanishes Mehl die nit unerheblih erhöhten Forderungen der Eigner zu bewilligen, zumal derzeit au der Kon- tinent einige Ansprüche an die an der englischen Küste angekommenen Weizenmengen stellte, Mit zu der Befserung trug auch die auf Grund der amerikanischen Silber-Bill eingetretene Steigerung des Silber- preises bei, indem dieselbe [namentlich von Indien die Bezüge von Waare erschwerte. Indessen hielt die günstige Marktlage nicht lange an, denn die zunehmende Befferung des Feldstandes versheuchte die Kauflust, sodaß Abgeber allmählich nachgiebiger wurden und die leßte Hälfte des Monats lustlose Tendenz aufwies. Eine Aufnahme der Bestände

Bnbot an 1 Me A Bi... N C. C1 Die I LIII R S. T T T A atur betr VETUNLUTLLCH Ae (Lai, Si Ce Wege

3, Mai . : cs ea - G

1859 Bushels 12113 861

1888 Qurtrs. 175 000 186 600

10. Mai ETISSA.

gema(ten Aufnahmen aber interessirt diejenige Liverpools besonders durch die starke Verringerung der dortigen Vorräthe. Es lagerten in

Liverpool am A S S el 1890 1889 1888 z Quarters . 201462 467 069 463 531 Mais L 177003 149344 61710 70393 Weizenmehl] Sack 181502 149500 115231 96402

Liverpool bildet mit den Hauptstapelplaß für kalifornishen Weizen, und ist es bemerkenswerth, daß ih gegenwärtig von Weizen dieser Herkunft nur 79 747 Quarters auf dortigem Lager befinden gegen 127 472 am 1. Mai 1890, 230154 am 1. Juni 1889 und 320322 am 1. Juni 1888. Allerdings befinden \sich unter den \{chwimmenden Zufuhren weitere bedeutende Mengen kalifornishen Gewätses. Beispielsweise vertheilten sich die am 20. Mai für Groß- britannien und Irland auf allen Meeren chwimmenden Weizenmengen, ihren Heimathsländern na, wie folgt: 1890 1889 1888

Quarters Quarters Qnuarters 1 275 000 885 000 1 010 000 575 000 62 000 510 000 160 000 183 000 192 000 6 000 34 000 193 000 410 000 260 000 130 000 190 000 —— 50 000

i 155 000 150 000 verschiedenen . 82 000 59 000

zusammen Lilie 2853000 1635000 2294 900 Die Zufuhren des britishen Reichs stellten sih in den Wochen

endend am Weizen Mehl Mais j Ctr. Ctr. Ctr. 10, Mai A 734 724 371 294 1 390 346 17S L ¿L SPT6PVD9 403215 1431568 E ¿ i LOBG BES 212 807 822 769 li ¿uro , dit 71847 849://)7 33100677 LOSABIT In Indien drängte das neue Gewächs zwar hon etwas mehr an die Hafenpläte, jedoch zog man in Folge der starken S{chwan- kungen des Rupienwerths es vielfah vor, den Weizen zu Lager zu nehmen, da sich die Kalkulirung \{wierig gestaltete und \sich für die betreffenden Häuser mehrfach verlustbringend erwiesen hatte. Trot- dem baben sich die indischben Abladungen etwas vermehrt. Die Aus- fuhr Indiens betrug von Weizen in den Wochen endend am nach England nach dem Kontinent Quarters Quarters 1890 1889 1890 1889 10 000 12 000 52 000 50 000 E 68 000 91 000 16 000 48 000 L O 49 090 27 000 52 000 Ee e T DSODO 27 000 18 000 31 000 Vom 1. Januar bis 31, Mai betrug der Gesammterport Indiens von Weizen 1102 000 Quarters gegen 1 300 000 gleichzeitig 1889.

__ In Frankrei ch haben die Landwirthe im verflossenen Monat die gleihe Zurückhaltung bewahrt wie die Konsumenten, jedoch waren leßtere in den erften Tagen des Monats gezwungen, unter ent- sprechender Wertherhöhung größere anan Weizen vom Auslande zu beziehen, da diè Bestände davon erheblich zurückgegangen waren und die Versorgung durch einheimishes Gewähs sih nit immer als genügend erwies. Im weiteren Verlaufe ließ der Import nah, da die zunehmend Cünstigen Ernteaussihten die Anfangs erhöhten Preise wieder etwas ertnäßigten und das Rendiment von auswärts fehlte. Auf den zoUfreien Niederlagen der Steuerbebörden zeigten fich

1, Juni 1890

Weizen 171 212

aus Californien und Oregon . Oi E Indien . é (C orth E A E A Rußland und Rumänien . E den atlantischen Häfen der Ver- FRE, SaEi, E E 130 000 81 000

10. Mai .

am 1. Mai nur noch 685 000 Doppel-Ctr. Weizen gegen 2803 075

am gleichen Termin 1889, Belgien erfreute \ih in der ersten Hälfte des Monats eines recht flotten Geschäfts mit dem Inlande, wozu die reichen Ankünste an Weizen sowohl wie an Roggen genÜü- endes Material boten. In der zweiten Monatshälste ließ der erkebr wesentlich an Ausdehnung nach, und ging von den An- fünften viel zu Lager. Gegen Monats\{luß \{wamumen auf Ant- werpen noch 225 000 Quarters Weizen gegen 75 000 gleichzeitig 1889. Die Niederlande beshwerten sich in zunehmendem Grade über die gerade dort fo empfindliche Konkurrenz des amerikanishen Mehls, welches die Weizenmühlen lahm legt und damit gleichzeitig auch das Weizen- geschäâft einschränkt. Für Roggen bekundet dagegen das Land einen ansehulichen Bedarf, denn als in Berlin für diesen Artikel die Preise erheblich heruntergegangen waren, kaufte man für dort eine ganze Anzahl der ursprünglich für die deutshe Hauptftadt bestimmt gewesenen südrufsischen Roggenladungen, und hatte außerdem au besonders Rotter- dam nach dem Rhein und Süddeutshland hierin große Transit- expeditionen zu machen. Nach anfängliher Festigkeit neigten die Preise in der zweiten Monatshälfte erheblich zum Sinken, worauf theils die

guten Ernteausfihten Südrußlands und des eigenen Landes, theils

die Flaue des Berliner Marktes hinwirkten,