1890 / 144 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

In Oesterreih-Ungarn waren zeitweise die empfindlichen ] Klagen über Rost auf den dortigen Weizenfeldern Anlaß zu einer Werthsteigerung, die jedoch nit lange anhielt und demnächst im An- {luß an die allgemeine Situation des Itmarktes weichender Preisrihtung Plaß mate. Das Mehlges zeigte nur hin und wieder einen mäßigen Aufschwung, und konnten namentlih im ersten Theile des Monats nach Großbritannien einige Ab- \{lüfse stattfinden. Im weiteren Verlaufe kehrten die früheren Klagen der Mühlen über {wachen Absaß wieder zurück. Dem- ungeachtet war der einheimishe Bedarf der ungarischen Landwirthe im Großen und Ganzen ziemlich gewachsen. Die Ausfuhr von Getreide, welck- in dieser Saison in Oesterreih-Ungarn überhaupt keine große Rolle spielt, hat fich au bis heute noch in keinem Artikel fonderlih beleben können. Die dortige offizielle Statistik hinkt leider den Thatsahen immer um mehrere Monate na, und ift erst jeßt die Statistik bis zum März bekannt geworden. Dana betrug in den ersten drei Monaten die

Einfuhr Ausfuhr

1890 1889 1890 1889

Doppel-Ctr. Doppel-Ctr. Doppel-Ctr. Doppel-Ctr. 15 510 1830 256 475 801 811 33 950 3 409 5 223 19 806

«d Jt 48/000 8 387 681 828 787 395

Hafer. . . . 168365 40 991 30 696 112 952

Mehl . 149 589 49 757 44 564 198 520

Mais... 4e 110 162 270 226 447 104

Deutschland bekundete in der erften Monatshälfte noch ziemli ansehnlihen Bedarf, demnächst aber schränkte sfich der Konsum offen- bar nur auf den Kauf desjenigen ein, was täglich und nothwendig gebrauht wurde, sodaß der Verkehr überall fehr ruhig wurde und der Verkauf des Getreides sich nicht mehr so \{chlank bewerkstelligen licß als zuerst. s

Am Berliner Markt machte sich dies für Weizen ebenfalls bemerklich, indem nur noch in den ersten Tagen Waare vom hiesigen Lager fortging, während demnächst der Absay stockte. Troßdem be- hauptete si der Werth für die nahen Termine hier wesentli besser, als derjenige für den Herbstmonat, da für erstere der zur Kündigung

elangende Weizen für Rechnung einer Hamburger Firma chlank aufgenommen wurde und weiteres Haufe - Interesse besonders für den Juni-Juli-Termin in umfangreihem Maße bestand und im Laufe des Mai noch ansehnlih vergrößert wurde. Bei der Schwierigkeit, die den hiesigen Lieferungsbedingungen entsprehenden Qualitäten heranzuschaffen, gebietet dies naturgemäß Blancoverkäufern größte Vorsiht, und war es nicht zu verwundern, dab s der Werth der vorderen Monate durch\chnittlich 16—17 # höher stellte, als der der späteren Sichten. Letztere, worunter der Juli-August- und der September-Oktober-Termin zu verstehen sind, unterlagen dem Einfluß der \sich zunehmend befsernden Ernteaussihhten,

Weizen Roggen Geríîte .

In Mannheim hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, am 16, Juni die Mehrzahl der Infstallateur- und Klempnergesellen we E tbewilligung ihrer Lohnforderungen die Arbeit ein- estellt. g In der Metallwaarenfabrik der Gebrüder Thiel in Ruhla, in der vorzugsweise Spieluhren für Kinder gefertigt werden, ist wegen der Löhnung eine Differenz zwishen Arbeitgebern und Arbeitern aus- gebrochen, welche zur Folge batte, daß etwa zwanzig der Letzteren, wie das „Erf. Tagebl.* mittheilt, seit Montag die Arbeit ruhen assen. In den Hamburger S{blächtereien ist laut „W. T. B.“ am 16. Juni ein theilweiser Strike ausgebrocen. d

Ueber den gesfers bereits unter „Hamburg“ erwähnten neuen Arbeitgeber-Verband, welher die namhaftesten Industriellen und Gewerbetreibenden von Hamburg umfaßt, {reibt man der „Nat. - Ztg. *: Die in dem Verbande geschaffene Organisation der Arbeitgeber richtet sich gegen die UÜebergriffe und Ausschreitungen der Sozialdemokratie und deren Führer, zum Schuß der besonnenen Elemente unter den Arbeitern. Als seine wichtigste Aufgabe wird es der Verband betrachten, gerechten und billigen Forderungen der Arbeiter Gehör zu verschaffen und aus- brehende Streitigkeiten über Lohnfragen und Arbeitsbedingungen dur friedlichen Ausgleich so zu erledigen, daß endli die fortwährenden Arbeitseinstellungen aufhören, welhe den Arbeitgeber und Arbeit- nehmer gleich schädigen und auf die Erwerbsthätigkeit Hamburgs lähmend einwirken. 2H ; Die Klempnergesellen in Leipzig hielten, wie die „Leipz. Ztg.“ mittheilt, am 14. Juni eine von 120 Personen besuchte Versammlung ab, um zunächst die Lohnbewegung zu berathen. Die aufgestellten S drbériékiidn bestehen in der Einführung eines 10stündigen Arbeitstages, eines Mindest-Stundenlohnes von 35 A, eines Lohn- zushlags von 2 9/6 für Ueberstunden, und von 50 %/o für Nacht- und Sonntagsarbeit. Der Vertrauensmann war ermächtigt worden, in eine Herabseßung der Lohnzuschläge zu willigen. Na einem Antwort\chreiben der Innung (die Nichtinnungsmeister sollen auf die Forderungen ein- gegangen n verhält dieje sich gänzlich ablehnend und hat den Beschluß gefaßt, die Inhaber der etwa von den Gehülfen gesperrten Innungswerkstätten materiell zu unterstüßen und bei einer Kon- ventionalstrafe von 300 M fkeinen bei Ausbruh eines Strikes jeßt wieder die Arbeit einftellenden Gehülfen vor Ablauf eines Jahres und auch dann nur zu einem niedrigeren Lohn als dem zuleßt gezahlten wieder in Arbeit zu nehmen. Dieses Schreiben rief zwar eine große Entrüstung unter den Versammelten hervor, indessen beschlossen diese auf den Rath der anwesenden Vertrauens- männer, bei der mangelhaften Organisation, dem {lechten Geschäfts- gang und der geleerten Central-Strikekafse von einer Arbeitseinstellung jeßt abzusehen und die Durchführung der Forderungen auf einen günstigeren Zeitpunkt zu vertagen... Die gestrige Versammlung der Former in Leipzig war demselben Blatte zufolge von 100 Per-

Erhs der Beiträge, die Leistungen der Krankenkasse für Arzt, Apotbefer und Sterbegelb au auf die Familienangehörigen ausdehnen zu nnen,.

Sauitäts-, Veterinär- und Quarautäunewesen.

Nachrichten : über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande.

R u Âr and. Im März 1890. Rinderpest. Gouvernements: Zahl

des des getödteten

efallenen Viehs: 4

A an 7 2e Ke fs Ea (Kaukasus) 244 11

Gebiete : Ural . è fai y rg S 23 Kuban (Kaukasus) . . O esterreichch. Laut der am 7. Mai 1890 vorliegenden Meldungen. Land: Zahl- der infizirten x Orte: Höfe; Maul- und Klauenseuche. Nieder-Desterreih . e tagt E BDE 37 Küstenland . ... 5 19 Tirol-Vorarlberg . . 1 1 Bohm... 24 ett ace 00 80 Db 2 2021 12 Dée 2H 32 Cet i cia e e E 4 7 Gallen ate ate S LOE 536 Bulowina: 4 s. eta 1 1 Lungenseuche. ; Nieder-Oesterreihß . . . 7 12 Mohn 1 tes 23 31 Mähren 2.2 1a 2 ILP 12 GSGLRR L 4 6 Gatten E S M e 2 2 Milzbrand. Nieder-Oesterreich . . . 2 Galuin . Be s a 3 5 Laut der am 14. Mai 1890 vorliegenden Meldungen. Maul- und Klauenseuche. Nieder-Oesterreih . L 1 40 Ober-Oesterreih Steiermark Küstenland Böhmen .

bil

i Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 17. Juni

1890.

N 144.

Kunft und Wissenschaft.

_ X ImGermanischenNational-Museum zu Nürnberg ist, wie wir der neuesten Nummer des „Anzeigers“ (1890, Nr. 3, Mai und Juni) entnehmen, Direktor Dr. A. von Essenwein, welcher dur Krankheit genöthigt gewesen war, zu Beginn des November v. I. sein Amt niederzulegen und fern von Nürnberg Genesung zu suchen, am 1. Mai d. I. auf seinen Posten zurückgekehrt, Zu seiner Entlastung hatte der Verwaltungsaus\chuß bescchlossen, sofort einen zweiten Direktor zu ernennen, welhe Stelle seit Dr. Fromman's Tode niht beseßt war; ferner aber beschloß er eine Saßungsänderung, wonach der Ausschuß befugt sein sol, auch einzelne Theile der Aufgabe des Direktoriums, für die seither der erste Direktor allein einzustehen hatte, dem zweiten Direktor ebenso wie dem Rechtskonsulenten selbitändig zu übertragen. Diese Aenderung der Satzungen bedarf der Zustimmung der Königlich bayerishen Regierurg, welche sofort erbeten werden wird. Die Finanzverwaltung, ins- besondere die Beschaffung der Mittel, soll nunmehr vollständig von der übrigen Verwaltung des wissenshaftlihen Theils der Anstalt, insbesondere der Sammlungen, getrennt und diese Finanzverwaltung dem zweiten Direktor übertragen werden. Der Verwaltungsaus\{uß erklärte si mit diesem Vorschlage um so mehr einverstanden, als aus den Kreisen der Freunde und Gönner der Anítalt, insbesondere der

fleger, \chon oft betont wurde, daß gegenüber den Gelehrten und

ünstlern auch das Laienelement im Direktorium und dem Ver- waltungsaus\chuß mehr vertreten sein sollte. Diesen Wünschen konnte auf die Weise entsprohen werden, daß man zwischen den Aufgaben des erjten und denen des zweiten Direktors einen vollständigen Unterschied machte und einen auf den Verwaltungs- und Finanzgebieten geshulten zweiten Direktor einem künstlerish und wifsenschaftlih thätigen zur Seite stellte. Ebenso wurde bei den Neuwahlen zweier Mitglieder des Ausschusses selbst ein solches dem Kaufmannsstande, und zwar speziell dem Kreise der Pfleger, entnommen. Sein Name sowie der des zweiten aus dem Gelehrtenstande ge- wonnenen Mitgliedes soll, wenn dieselben die Wahl angenommen haben, bekannt gegeben werden. Zum zweiten Direktor ist der seitherige Sekretär des Museums Hr. Hans Bös ch (den Lesern der „Mittheilungen“ bekannt durch seine erläuternden Publikationen von

Kaisers, von E. von Hartißsch{ch, das Bildniß des Fürsten von Bismark von Franz von Lenbach, beide im Museum zu io o E Warthmüller's „Liebesmahl“ ; ferner von den Skulpturen, an denen die borliegenden Lieferungen reich sind, den „Kaiserbrunnen“ von Reinbold Begas, Herter's Heine - Denkmal für Düsseldorf und das Standbild Walther's von der Vogelweide in Bozen, von Natter, Unter - den Architekturen interessirt besonders der preisgekrönte Entwurf zu der Gedächtnißkirhe der Protestation in Speyer. Die Abonnenten er- werben in dieser Sammlung zu einem geringen Preise eine werthvolle Galerie älterer und moderner Kunfstschöpfungen.

___— Beim Acern fand ein Knecht auf dem Grundstück des Do- miniums Tillendorf bei Bunzlau einen irdenen Topf, in welchem sid 1617 Silber- und Goldmünzen befanden. Der Pächter des Dominiums hat feinen Fund an den Magistcat ven Bunzlau, den Besitzer des Grundstücks, abgeliefert. Die Münzen haben die Größe von Zwanzigpfennigstücken bis Zweimarkitücken. Der größte Theil der Münzen, die einen Werth von 10 000 darstellen, stammt aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges.

Handel und Gewerbe.

Berlin, 15. Juni. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil- Ind.) Der Verlauf der bisher stattgefundenen Wollnärkte bard wie rihchtig in dem leßten Bericht die Situation geschildert wurde. Die- jenigen Gattungen des Artikels Wolle, welche vom Weltmarkt in ihrer Preisbestimmung abhängen, alfo Kamm- und geringere Stoff- wollen, haben einen bedeutenden Preisabshlag gegen das vorige Jahr erfahren, während feinere Tuch- und Stoffwollen nur unwesentlich gegen die lettjährigen Preise nachgegeben haben. Auf dem Breslauer und Posener Markt, wo diese feineren Wollen vorzugsweise zugeführt werden, waren die inländishen Fabri- kanten, welche durch die herrshende Mode in ihrer Fabrikation be- günstigt werden, in reger Weise thätig und veranlaßten dur ihre Konkurrenz, daß die Preise ihren Standpunkt behaupteten. In scharfer Weise mate si aber bereits in Stralsund und überhaupt in Vor- pommern der Rückschlag bemerkbar, wo die dortigen Kammwollen mit 10% Absch{lag verkauft wurden. Auch in Hinterpommern wird auf Bafis dieser Preise Man ft it Mit quf diz |

welche sowohl die Landwirthe als auswärtige und hiefige Kaufleute zu ftarken Abgaben veranlaßten, welhe die Preise zeitweise recht empfindlih drückten. Mit der Entwerthung dieser Monate ging allerdings auch der Preis der vorderen Sichten zum Theil mit, wobei sich jedoch, wie {hon oben erwähnt, deren Mehrwerth eher noch vergrößerte. Für Roggen bedeutete der Mai einen voll- ständigen Krach der bisher für diesen Artikel besonders am Berliner Markt bestehenden Hausseansihten, und zwar waren hierbei im Gegen- faß zum Weizen weit mehr die vorderen Termine als die späteren in Mitleidenshaft gezogen. Der frühere Glaube an die nur noh geringe Leistungsfähigkeit Rußlands wurde durch die starken Abladungen der Häfen des Schwarzen und namentlich des Asowschen Meeres im April und Anfang Mai gründlich zunihte gemacht und die für Berlin in Ausficht stehenden, geradezu überroältigenden Zufuhren ließen es der Haufssepartei denn doch gerathen erscheinen, mit starken Realisationen vorzugehen, sodaß die bisher so hohen Preise Berlins nunmehr die weitaus billigsten \ämmtliher Roggenmärkte wurden, was der Rhein, Süddeutshland, Niederland und Skandi- navien benußten, um eine ganze Reihe der für Berlin unterwegs be- findlihen Roggen-Dampfer für sich anzukaufen, wodurch wohl nahe an 40 000 Wispel vom Berliner Markt abgelenkt wurden. Troßdem trafen noch ca. 22 000 Wispel im Laufe des Mai hier ein, die keineswegs sonderliher Kauflust begegneten und erst im leßten Theil des Monats Seitens der Mühlen reger in Anspruch genommen wurden, da dieselben in Folge der billigen Mehlpreise sehr flottes Mehlge[chäft erhielten, zumal die Provinzialmühlen nur wenige Zufuhren nach dem zum N niht mehr rentirenden Berliner Markt machen konnten. Für den JÎuli-August- und Herbst-Termin führten die günstigen Ernte- aussihien sehr starke Verkaufsordres von auswärts und Seitens des Plates in den Markt, welche deren Preise ebenfalls empfindlich drückten, wobei aber ihr früherer Minderwerth gegen die vorderen Sichten doch bedeutend geringer wurde. Erst zum Schluß des Monats kam in Folge der kalten, zu Besorgnissen für die Felder Anlaß gebenden Nächte eine mäßige Befestigung der Tendenz wieder auf. Bemerkenswerth ist, daß die Entwerthung des Artikels stattfand bei gleichzeitiger Steigerung des Rubelwerths.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Herausgegeben im Reihsamt des Innern. Nr. 24, Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Einschränkung der im Bezirk des Haupt-Zollamts Kleve für den Handel mit Getreide eingeführten Kontrole; Bestellung eines Stations-Controleurs. Bankwesen: Status der deutshen Noten- banken Ende Mai 1890. Finanzwesen: Nachweisung der Ein- nahmen des Reichs für das Etatsjahr 1889/90. Konsulatwesen: Ernennung; Exequatur-Ertheilung, Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Anhang. Militärwesen: Gesammtverzeihniß der zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenshaftlibe Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militär- dienst berechtigten höheren Lehranstalten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die von dem Vorsißenden des rheinisch-westfälischen Bergarbeiterverbandes am 15. Juni in Dortmund ein- berufene Versammlung war, der „Nat.-Ztg,“ zufolge, ungefähr von 500 Bergleuten besuht. Der Vorsißende Bunte berichtete über den internationalen Bergarbeiterkongrëß in Jolimont. Im Verlauf seiner Rede wandte er si gegen die jeßt bestehenden Knappschafts- kafsen und nannte diejelben einen Hemmshuh für die Arbeiter- bewegung, weil dieselben der Lohndrüctkerei Vorschub leisteten. Man müsse die Verschmelzung der drei Kassen (Bochum , Essen und Mülheim) zu verhindern \uchen und deshalb müsse ein Genen in dieser Sache erhoben werden. Eine Eingabe an den

undesrath müsse bald abgesandt werden, damit die Genehmigung der Verschmelzung dieser Kassen niht erfolge. Scließlih wurde folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung beschließt, an den Bundesrath eine Petition zu richten, dahin gehend, daß der Bundesrath die Der On der drei Knappschaftsvereine (Bochum, Essen, Mülheim) nicht genehmige, vielmehr die Knappschaftsvereine unter Berücksichtigung der internen Verhältnisse und besonders der Ansprüche der älteren Bergleute an die Knappschaftsvereine in die Alters- und ÎInvaliden-Verforgungsinstitute übergehen lasse.“

Zur Lohnbewegung der Zimmergesellen in Barmen wird der „B. P mitgetheilt, daß von den in Barmen beschäftigten 200 Zimmergesellen nur 70 bis 80 wegen der bestehenden Lohndifferenzen ekündigt haben. Die Zimmermeister von Elberfeld und Barmen Falten fh unter dem Namen „Wupperthaler Zimmermeisterverein“ vereinigt. Sie lehnen den von den Gesellen aufgestellten Lohntarif ab, und da Reservekräfte zur Genüge vorhanden sind, auch die Arbeit keine besonders dringliche ift lo wird der von einem Theil der Ge- sellen in Aussicht gestellte Ausstand allem Anscheine na resultatlos

fonen besucht und nahm cinen Bericht über den allgemeinen Kongreß der Metallarbeiter und den Branchenkongreß der deutshen Former in Weimar entgegen. Auhh die forner traten den Beschlüssen des allge- meinen Metallarbeiter-Kongres}es bei.

Die „Kiel. Ztg." theilt mit, daß die Kieler Maler- JInnungsmeister als Ausgleich den Gehülfen bei zehnstündiger Arbeits- zeit einen Minimallohn von 40 H pro Stunde in Vorschlag gebracht hatten, was indeß von den Gehülfen nicht acceptirt worden ift. Anderweitige Berichte, wonach „die Arbeitszeit nach Belieben der Meister zu regeln sei“, sind unrichtig. Bemerkt mag noch werden, daß die bei den Innungsmeistern beschäftigten Gehülfen gegenwärtig 45 bis 50 „S pro Stunde verdienen. Der Strike der Sch uh- machergesellen in Preeg ist durch gegenseitiges Entgegenkom- men der Meister wie der Gesellen beigelegt und haben die legteren die Arbeit wieder aufgenommen. i

Die „Voß. Ztg.“ schreibt: Troßdem die Spinner der Hannos=- vershen Baumwollspinnerei und Weberei in Linden erst fürzlih durch einen langwierigen Ausstand wegen Herabsetzung der Arbeitszeit niht unbedeutende Zugeständnisse erzielt haben, forderten fie jeßt von der Direktion abermals eine Erhöhung der Arbeitslöhne, was jedoch rundweg abgeschlagen wurde. Darauf haben sich die Spinner erboten, wieder wie früher zwölf Stunden zu arbeiten, um dadurch eine Erhöhung der Löhne Perbehzuifübren, aber auch dieses Ansinnen hat die Direktion der genannten Fabrik abgeschlagen. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Spinner abermals in einen Ausftand eintreten werden.

In einer gemeinschaftlihen Versammlung der Breslauer Maurer- und Simm T ehalt die, laut Mittheilung der „S(hlef. Ztg.“, am 15. d. M. stattfand, und von etwa tausend Personen besucht war, sprachen mehrere Redner aus beidenGewerken über das Thema: „Die wirth- \haftlihe Lage der Breslauer Maurer und Zimmerer, und wie ift dieselbe zu verbessern?" Sämmtliche Ausführungen liefen im wesent- lien darauf hinaus, daß ein stärkerer Anschluß an die bestehenden Organisationen nöthig sei, um der , Ausbeutung des Arbeiters dur das Unternehmerthum“ entgegentreten zu können.

In der legten Sitzung des Vereins der Cigarren- und Taba ck- fabrikanten in Berlin und Umgegend kam, laut der „Voff. Ztg.“, die dur die sogenannte Lohn-Ueberwachungs-Kommission der hiesigen Cigarrenarbeiter über sieben hiesige Cigarrenfabrikanten verhängte, theilweise hon seit Ausgang vorigen Jahres andauernde Sperre zur Sprahe. Von Maßregeln gegen die Sperr-Kommission fo- wie die unruhigen Arbeiter wurde vor der Hand Abstand genommen, da säâmmtlihe, auch die gesperrten Fabriken vollauf mit Arbeits- kräften versehen sind und die sich anbietenden Arbeitskräfte oft nit einmal einstellen können. Wie es in dem Central-Organ der Taback- arbeiter, dem „Gewerkschaftler", offen ausgesprochen wird, ift mit dem regelmäßigen Bekanntgeben der gesperrten Fabriken durch die hiesigen Arbeiterorgane „nur das Boykottiren der Läden habenden Cigarrenfabriken verbunden.“

Zur „Sawsengängerei*“.

Die wirthschaftliche Lage der arbeitenden Bevölkerung auf dem Lande in Ostpreußen wird als eine befriedigende bezeihnet. Den Arbeitern wurde durch die viel zeitiger als sonst beginnenden Arbeiten zur Frühjahrsbestellung um fo mehr Gelegenheit zu lohnendem Verdienst geboten, als die Arbeitskräfte in Folge der immer zunehmenden Au 6- wanderung der Leute nah den westlichen Provinzen ohnehin sehr knapp waren. Die in leßterer Hinsicht stattgehabten Erhcbungen lassen erkennen, daß fast in allen Kreisen des Regierungs- bezirks K öv igsberg während der Jahre 1885—1889 der Umfan der Auswanderung eine {nelle Steigerung erfahren hat und da insbesondere das Jahr 1889 eine ganz erheblihe Zunahme aufweist.

Fürsorge für Arbeiter.

Veranlaßt durch das 10 jährige Bestehen der am 1. Juli 1880 als bewi ed a rage gegründeten , Württembergischen Metall- waarenfabrik“ in Geislingen hat die Gesellshaft zum Besten der Fabrikangehörigen große Stiftungen gemacht. Dem Unterstüßungs- und Pensionsfonds wurden, dem „Schwarzw. Boten* zufolge, neben der jährlihen Zuwendung von 15000 4, 100 000 , dem Krankenkassen- und Wohlfahrtsverein je 2500 #4 zugewiesen. Ueber die Verwendung dieser Jubiläumsspende hat der Vorstand des Wohlfahrtsvereins folgende, von der Direktion gutgeheißene Beschlüfse gut: An Arbeiter mit 10 jähriger Dienstzeit, welche den Stammfabriken in Eßlingen und Geislingen angehört haben, werden 10000 # ver- theilt. Für die Errihtung eines Arp eangios mit Bibliothek, mner u. \ w. und in Verbindung damit eines Wirthschafts- gebäudes mit Speisesaal werden für ersteres 20 000, für leßteres 25 000 „G aufgewendet. Die Direktion plant ferner die Gründung eines Arbeiterheims für jugendlihe, unverheirathete Arbeiter, ent- sprebend dem {hon bestehenden Mädchenheim, und einer Kinder- bewahranstalt, zu welcher ein Anfang {hon gemacht ist, indem der

Mahren . Schlesien . Galizien Bukowina

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baá D Rio D M D 07 V-A P p p D

Lungenseuche. Nieder-Oesterreih . ¿ i Böhmen . . Mähren . Schlesien . E Galizien E L AS Milzbrand, Nieder-Oesterreih . E h Krain S Lp Mähren 7 (Balizien 124) t 2e «A Laut der am 21. Mai 1890 L geEA Meldungen. Maul- und Klauenseuche. Nieder-OesterreiG . . . .. 28 Ober-Oesterreih S Steiermark Küstenland . . Tirol-Vorarlberg öhmen . Mähren Schlesien . Galizien Bukowina

? Lungenseuche. Nieder-Oesterreih . . A A Bobmen E r o SL AbteR e l e ES Sen S 6 Ge a a 1 Milzbrand. Nieder-Oesterreihß . . . A t Ii atze Es 2 Ungarn. Vom 22. bis 29. April 1890. : Maul- und Klauenseuche in 39 Komitaten, 368 Gemeinden, sowie in 6 Städten. Lungenseue . . . . „11 E 49 Gemeinden. Dra ¿2 4 « a0 ¿ 17 Gemeinden. Vom 29. April bis 6. Mai 1890.

Maul- und Klauenseuhße in 41 Komitaten, 366 Gemeinden, sowie in 7 Städten.

Lungenseue . . . . „11 Z 50 Gemeinden, sowie in 1 Stadt. Milzbrand . A A0 2 21 Gemeinden. Vom 6. bis 13, Mai 1890.

Maul- und Klauenseuche in 43 Komitaten, 343 Gemeinden, sowie in 6 Städten.

e AL M 50 Gemeinden. D ase LO Z 27 Gemeinden, sowie

in 1 Stadt. Vom 13. bis 20. Mai 1890. Maul- und Klauenseuche in 41 Komitaten, 361 Gemeinden, sowie

in 6 Städten. Lungenseue . . . . „10

L 52 Gemeinden. SDETSUrand 2.» % „p 20 L 21 Gemeinden, sowie S

in 2 Städten. ch weiz. Vom 16. bis -30. April 1890, Maul- und Klauenseuche.

Zürich 3 Ställe mit 24 Rindern, 2 Ziegen und 2 SHweinen. Appenzell i. Rh. 1 a 2 Ställe mit 86 Rindern, St. Gallen. . 8 Gemeinden 9 , „66 Í 3 Ziegen, 1 Schwein und 8 Schafen. Graubünden. . 1 Gemeinde 1 Stall mit 6 Rindern. Thurgau . 10 Gemeinden 21 Ställe mit 172 Rindern

und 2 Ziegen. Vom 1. bis 15. Mai 1890. j S in 2 Gemeinden 2 Ställe mit 13 Rindern, penzell a. Rh.

Ad L Rb j Gemeinde é A B Z penze i r e » St. Gallen . . 3 Gemeinden 4 S8T ë Thurgau . 3 4

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Ol eue .

Kantone : . in 1 Gemeinde

Belgien. Im April 1890. Lungenseuße: in 9 Provinzen, 19 Gemeinden 24 Ställe mit 91 Rindern

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Wohlfahrtsverein die Versorgung kleiner Kinder in Nothfällen ver-

verlaufen.

mittelt. Ferner stellt die Direktion Mittel zur Verfügung, um, ohne

Urkunden aus dem ArFiv des Museums und andere Beiträge) ge- wählt worden. Zum Vorsiß im Verwaltungs- und Lokalaus\{chuß, von Kommissionen 2c. soll bei Verhinderung des ersten Direktors, nach Genehmigung der Saßungsänderung, der Rehtsklonsulent des Museums Freiherr von Creß bestimmt werden.

Der bei den kunst- und kulturgeshichtlicea Sammlungen seithe thätig gewesene Assistent Hr. Dr. F. F. Leitshuh und der Arhiv-Hülfsr arbeiter Hr. Dr. M. Bendiner haben die Anstalt verlassen, und es sind- an ihre Stellen Hr. Dr. Ernst Gasner aus Hannover und Hr. Dr. Heinri Wendt aus Breslau eingetreten.

Zu den Kosten des Erwerbs der Sulkowski'schen Samm- lung haben, wie der „Anzeiger“ meldet, Se. Maiestät der König von Württemberg und Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzöge von Baden und Hessen sowie Se. Dur@&laucht der Fürst Reuß j. L je 500 M gespendet, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Marie von Belgien und Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen-Alten- burg je 200 M, Se. Hoheit der Herzog von Anhalt 100 4 Die Gräflich Königsegg \{che Standesherrshaft in Aulendorf überwies zu demselben Zweck die Summe von 200 , und eine Liste privater Beitragspender {ließt sich an.

Die Porzellan-Sammlung des Museums hat ihre Bedeu- tung vor Allem dem Mitgliede des Verwaltungs-Aus\chusses Ritter A. von Lanna in Prag zu danken, der sie seiner Zeit dur cin Geschenk interessanter Stücke begründete, welche er der eigenen Samm- lung entnahm. Dann ließ er dur fortgeseßte Geldstiftungen der Anstalt die Mittel zu ihrer fortwährenden Bereicherung zukommen, sodaß nur auênahmêweise aus den Mitteln des Museums Ankäufe gemacht zu werden brauchten, Auch neuerdings hat Hr. von Lanna wieder eine Gabe von 300 „6 dazu bestimmt.

Fur Sammlungszwecke im Allgemeinen hat Hr. Ad. Bachofen von Echt in Nußdorf bei Wien den Be- trag von_ 500 #4 gespendet ; von ungenannt bleiben wollender Seite sind dem Museum 300 # zugegangen. Die Ja hresbeitr äge einer ganzen Reihe deutsher Stadtgemeinden sind von diesen gegen früher bedeutend erhöht worden, au eine an- sehnlihe Anzabl von Neubewilligungen ift erfolgt. Den Förderern der nationalen Anstalt haben sich in neuester Zeit ferner eine Reihe bayerischer militärischer Korporationen beigesellt, darunter das 6. Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen in Amberg und andere Truppentheile in Nürnberg, Eichstätt und Neu- burg a. D. Die kunst- und kulturgeshihtlihen Sammlungen, das Kupferstihkabinet, die Bibliothek und das Archiv haben dur Geschenke und Ankäufe weitere werthvolle Mehrung erhalten, ebenso das Historisch-Pharmazeutishe Central-Museum.

Was die leßtere Abtbeilung betrifft, so ist in einem bisher un- benußten Raum jeßt die Aufftellung der reihen Sammlung von alten Driginalgeräthen zur Geschichte der Chemie bewirkt worden, und zwar der Art, daß durch streng rihtige, na Abbildungen aus dem 15. bis 17, Jahrhundert errichtete Oefen, Herde und sonstige Einrich- tungen das Bild eines Laboratoriums entstanden ist; das mit seinen Destillir-Apparaten und sonftigen Geräthen böhst malerisch und belehrend zugleih wirkt.

In den dem „Anzeiger“ beigegebenen , Mittheilungen aus dem Germanischen National-Museum* (Bogen 6 und 7 Jahrgangs 1890) bespriht Karl Zangemeister zwei römishe Inschriften des Museums und sucht dieselben zu deuten. Eine \{öne ornamentale Elfenbeintafel, welhe das Museum vor Jahresfrist in Köln erworben hat, weist F. ÿ. LeitsWuh der Epoche der Karolinger zu und findet darin eine nahe Verwandtschaft mit dem Diptychon im Kloster zu St. Gallen, welches Karl dem Großen als Schreibtafel gedient hat. Direktor ‘4, von Essenwein handelt über einige neuerdings angekaufte interessante Feuerwaffen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Alle drei Beiträge sind mit forgfältigen Abbildungen ausgestattet. Bei- liegt dem „Anzeiger“ ferner Bogen 3 und 4 von dem illustricten Ka- | talog der Originalskulpturen des Germanishen National-Museums.

Der Vorstand des Deutschen Anwaltvereins hat auf den 12. und 13, September 1890 den Anwaltstag nah Ham- bur g berufen. Gegenstände der Verhandlung sollen sein: 1) Die Umgestaltung des Vertheidigungsrechts in Strafsachen. Bericht- erstatter: Rechtsanwalt Munckel-Berlin und Rechtsanwalt Payer I. in Stuttgart. 2) Die dem Rechtsanwalt gegenuaee seinem Auftrag- geber in dem deutschen bürgerlichen Gescßbuch zuzuweisende Rechts- stellung. Berichterstatter : Rechtsanwalt und Dozent Dr. Löwenfeld in München und Justiz-Rath Reaß in Gießen. Auf den 13. Sep- tember 1890 ift au die ordentliche Generalversammlung der Hülfs- kasse für deutshe Rechtsanwälte nah Hamburg berufen, deren Ver- handlungs8gegenstände \päter bekannt gegeben werden.

Meisterwerke der Holzshneidekunst aus dem Gebiete der Argtitektur, Skulptur und Malerei. X11. Band, 1,—6. Lieferung (der ganzen Publikation 133.—138, Lieferung), Preis der Lieferung 1 . Leipzig, Verlag von J. J.

eber. Auch diese neuen 40 Groß-Foliotafeln bieten, in voll- endeter Holzschnitt-Technik wiedergegeben, eine ganze Reihe werthvoller

ungewisse Zukunft gehen auch hierbei Käufer sehr vorsihtig zu Werke. Die Ungewißheit über den Ausfall der Londoner Auktion, lähmt die Operationen der Käufer in empfindliher Weise, und die Furt vor weiteren Rückgängen veranlaßt Jeden, so wenig wie möglich fih zu T EAON heinisch fffälisch E

Dom rheinisch - westfälischen Eisen- und Stahl- markt schreibt die „Rhein.-Westt. Ztz.*: Auf dem rheinisch- westfälishen Eisenmarkt hat die Kauflust in der verflossenen Woche noch nicht zugenommen, die Stimmung ist daher eine wenig ver- trauensbolle gewesen. Die Käufer decken noch immer nur den nöthigsten Bedarf, sowohl in Roh- wie in Fertigeisen. Die ab- wartende Haltung zeigt sich namentlich in Folge dec diesfeitigen Preis- ermäßigung von Roheisen auch in Schlesien, bis jet hat dieselbe jedoch feine andere Wirkung gehabt. Oesterrei hat \ich von den durh die übrigen Märkte hervorgerufenen Beunruhi- gungen im leßten Monat wieder einigermaßen erholt. Auh aus England und Schottland kommen in der leßten Woche oünstigere Nachrihten. Die Tendenz ist eine bessere, und die Preise haben bereits wieder angezogen. In Belgien hält das unregelmäßige Geschäft noch an, und weitere Preisnachlässe sind erfolgt. Auch der französishe Markt hat eine Wendung zum Besseren zu ver- zeihnen. Das amerikanische Eisengeshäft zeigt fast in allen Zweigen eine Besserung. 7 Auf dem rheinish-westfälishen Eisenerzmarkt hat sich noch keine Aenderung gegen die vorige Woche bemerkbar gemacht, Preis- und Absazverhältnisse sind dieselben geblieben, Im Roheisengeschäft hercscht eine durchaus lustlose Stimmung; wie \chon mebrfach bemerkt, wird von Seiten der Käufer nur der aller- dringendste Bedarf gedeckt. Die {wache Haltung und die niedrigen Preise des Auslandes haben ihren ungünstigen Einfluß auf unsere Verhältnisse nicht verfehlt. Nicht nur, daß uns der Wettbewerb im Auslande fast unmöglich wurde, es find sogar größere Posten Roheisen auf dên heimischen Markt geworfen worden. Die Vec- shiffung allein aus England nach Deutschland hat im Mai um ungefähr 12000 t gegen Mai 1889 zugenommen, zeigt da- gegen im Verglei zum April eine Abnahme um rund 6000 t (49 255 gegen 55 540). In richtiger Erkenntniß dieser Thatsache hat der Roheisenverband in der abgelaufenen Woche seine Preije aber- mals heruntergeseßt, um den vorhandenen PNißständen abzuhelfen. Die Kohlenpreise sind noch nicht in demselben Maße herabgegangen, und wenn unsere Industrie dem Auslande gegenüber ihre Stellung behaupten soll, so wird es aud im Interesse der Kohleninduftrie selbst liegen, die Ader, welche sie nährt, nicht ganz zu unterbinden, wenigstens nicht durch künstlihe Mittel die Preise höher zu halten, als die Kon- junktur es zuläßt. Die Roheisenproduzenten stehen jeßt einer Schranke gegenüber; wird die Lage im Auslande eine \{chlechtere, was vorläufig vielleicht niht zu befürchten ist, fo steht bei den heutigen Kohlen- preisen die Eisenindustrie ziemlich an der Grenze ihrer Leistungs- fähigkeit, und weitere Konzessionen würden nur ins eigene Fleis ch schneiden. Daß der Mai eine Vermehrung der Lagerbestände in Roh- eisen bringen würde, haben wir bereits angedeutet; in der That haben dieselben um 2500 t zugenommen, und betrugen am 1. Juni rund 97 000 t, Gleichzeitig hat der Versandt um 5000 t abgenommen. Für Juni dürfte ein weiteres Anwah]en der übrigens troß alledem noch nit hoh zu nennenden Bestände zu erwarten sein. Ueber die Roh» eisenarten im Einzelnen ist nichts Befonderes zu beri{ten. Alle leiden unter dem gemeinsamen Druck der Verhältnisse. Für das Walz- eisengeschäft wird es nach den Preisherableßungen der Roheifen- erzeuger nur eine Frage der Zeit sein, wann die Fertigeisenprodukte dem Roheisen zu M haben. Einzelne Nachrichten wollen von bereits stattgehabten Zusammenkünften des Verbandes wissen ; es liegt auf der Hand, daß die Abnehmer die Produzenten zu einer Preisermäßigung drängen werden. Bis jeßt wird für Stabeisen der frühere Grund» preis 180 A behauptet, doch war die Nachfrage sowohl im Inlande wie im Auslande eine geringe und stellenweise noch s{chlechter als in der Vorwoche. Einstweilen reihen die Aufträge noch, um die Betriebe einigermaßen in regelmäßigem Gange zu halten, doch fieht man mit einigem Mißtrauen der näbften Zukunft entgegen, In Formeisen ist die achfrage besser. Auf dem Bandeisenmarkt dauert die Zurückhaltung der Abnehmer noch an, und es wird nur der nothwendigste Bedarf gedeckt. Man rechnet in diesen Kreisen offenbar auf eine weitere Ermäßigung der Preise. Nachdem neuerdings die Roheisen- und Kohlenpreise eine Herabseßung erfahren haben, dürfte dieselbe au wohl nicht ausbleiben, und damit die Grundlage für eine gesunde und stetige Entwickelung des Marktes von Neuem geschaffen werden. In Grobblech scheint sih stellenweise in leßter Zeit die Nachfrage etwas gebessert zu haben, im Ganzen und Großen leidet auch dieser Geschäftszweig unter den jeßigen Verhältnissen. In Feinblechen ist noch alles beim Alten geblieben. Walzdraht, gezogene Drähte, Drahtstifte sind na wie vor vernachlässigt. Die ein- gehenden Aufträge sind ungenügend, um den Werken auch nur einiger- maßen auskömmlihen Betrieb zu sihern. Die Beschäftigung der Eisengießereien und Maschinenfabriken ist dieselbe ge-

und anziehender Kunstwerke aus allen Zweigen. Wir heben aus der großen Fülle nur hervor: das Reiter-Porträt Sr. Majestät des

Königsberg i. Pr., 17. Juni. (W. T. B) Wollmarkt Das Geschäft ist flauer, Preise weitere 3 4 niedriger. Einige Haupt- user. e heute.

3 ettin, 16. Juni, Mittags. (W. T. B.) Wollmarkt. Súluß fester, 3—6 M höger wie Anfangs. Alles geräumt.

Breslau, 17. Juni. (W. T. B.) In Folge Ausbruch{s der Maul- und Klauenseuche auf dem hiesigen Slaht- viehmarkt is der Abtricb von Swlachtvieh vom Markt nah auswärts bis auf Weiteres verboten. Das am Markt auf- getriebene Vieh muß während dzr Dauer des Verbots in Breslau felbst abgeschlachtet werden.

Halle a. S, 16. Juni. (W. T. B) In der beute abge- haltenen Generalversammlung der A. Riebeck'\{chen Montan- werke, Aktiengesellschaft, waren 3804 Aktien mit ebensoviel Stimmen vertreten. Die Generalversammlung ertbeilte dem Vorstand und dem Aufsichtsrath Entlastung und seßte die Dividende für das am 31, März d. I. ahgelaufene Geschäftejahr auf 15 9% fest Die aus dem Aufsichtsrath ausscheidenden Mitglieder wurden einstimmig wiedergewählt. Auf eine Anfrage über die gegenwärtige Geschäftslage theilte der Vorstand mit, daß dieselbe unverändert günstig sei und namentlih in Paraffin und Oelen die im Geschäftsbericht bereits er- wähnte Preissteigerung weitere Fortschritte gemaht kabe. Die Dividende gelangt bei den bekannten Stellen fofort zur Auszahlung.

Leipzig, 16. Juni. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4,17} #, pr. Juli 4,15 4, pr. August 4,15 Æ, pr. September 4,15 #4, pr. Oktober 4,15 A, pr. November 4,15 X, pr. Dezember 4,15 , pr. Januar 4,15 MÆ, pr. Februar 4,15 Æ, pr. März 4,15 Æ, pr. April 4,15 A pr. Mai 415 #4 Umsay 145 000 kg. Behauptet. :

17, Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufubren be- trugen 480 Ctr. gegen 650 Ctr. im Vorjahre Der Markt wurde \chnell geräumt. Die Preise waren dur{chschnittlich 10 4 niedriger gegen das Vorjahr.

Weimar, 16. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu- fuhr beträgt 1378 Ctr., Preise 110 bis 148 46, gegen Vorjahr 123 bis 1592 A Nachmittags war alles geräumt.

London, 16. Juni. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen-

Tadunaon angeboten Glasgow, 16, Juni. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4609 gegen 3300 t

in derselben Wocbe des vorigen Jahres. Wolle fester, ruhig,

DTADIDTO, 16. Juni. (W. L. B) Garne ruhig, unregelmäßig, Stoffe flau.

Luzern, 17. Juni, (W. T. B.) Die Berxriebs8einnahmen der Gotthardbahn betrugen im Mai 1890 für den Personen- verkehr 416 000 (im April 479 500) Fr., für den Güterverkehr 704000 (im April 700500) Fr., vershiedene Einnahmen Mai 35 000 (im April 35 000) Fr., zufammen 1 155 000 (im April 1890 1 215 000) Fr. Die Betriebsaus8gaben betrugen im Mai 1890 920 000 (im April 520 000) Fr. Demnach Uebershuß 635 000 (im 1 N 000) Fr. Der Betriebsübershnß im Mai 1889 betrug

VU Sr.

_ Belgrad, 16. Juni. (W. T. B.) Die Stadtvertretung hat die Aufnahme einer Stadt-Anleibe in Höhe von 10 Millionen Francs genehmigt.

New-York, 16. Juni. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 21 578 090 Bushels, do. an Mais 16 204 000 Bushels.

Verkehrs -Anftalten.

Hamburg, 16. Juni. (W. T. B) Der Postdampfer „Croatia“ der Hamburg-Amerikanis{hen Padckerfahrt-

Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, heute Mittag 1 Uhr Prawle-Point passirt. Der Postdampfer „Rhaetia* der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesell- \chaft ist, von New-York kommend, heute 8 Uhr Abends auf der Elbe eingetroffen.

17. Juni. (W.T.B.) Der Postdampfer „Thuringia“ der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt - Aktien- gesellschaft ist, von Hamburg kommend, am 16. d. M. in St. Thomas eingetroffen.

London, 16, Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Dane“ ist heute auf der Heimreise in Southampton und der Union-Dampfer „Arab“ gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Union-Dampfer „Spartan“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.

10 Zun (W. V, B): Der Caftle-Dampser «Melrose“ ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal) angetomnmen.

Mannigfaltiges.

Der Gesundheitszustand in Berlin blieb in der Woche vom 1. bis 7. Juni ein der Vorwoche sehr ähnliher und auch die Sterblichkeit war eine nur wenig größere (von je 1000 Bewohnern starben, aufs Jahr berehnet, 23,5). Auch in dieser Woche kamen Darmkatarrhe und Brehdurchfälle in großer Zahl zum Vorschein und führten in fast gleicher Zahl wie in der Vorwowhe (in 110 Fällen) zum Tode. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblich- keit blieb eine große. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr be- rechnet, 99 Säuglinge. Auch akute Entzündungen der Athmungs- organe wurden häufig Todesveranlassungen. Das Vorkommen der Infektionskrankheiten war gleihfalls ein der Vorwoche ähnliches. Sehr zahlreich waren noch immer Erkrankungen an Masern, wenn auch die Zahl der gemeldeten Erkrankungen (399) eine [kleinere als in der Vorwoche war, in welcher 445 zur Anzeige kamen. Besonders pzahlreich waren sie in der jenseitigen und diesseitigen Luisenstadt, im Stralauer Viertel, in der Königstadt, in der Rofen- thaler-, Schöneberger- und Oranienburger-Vorstadt, in Moabit und auf dem Wedding. Erkrankungen an Sharlach kamen nur im Stralauer Viertel in größerer Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Diphterie wurden wieder zahlreicher beobahtet und zeigten sich am häufigsten in der jenseitigen Luisenstadt, in Moabit und auf dem Wedding. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben in beschränkter Zahl, Erkrankungen an Kindbettfieber waren selten, Erkrankungen an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut sowie rheumatishe Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen. Erkrankungen an Keuchhusten blieben zahlreich, die Zahl der Opfer war nur wenig kleiner (11) als in der Vorwoche, wo demselben 12 Kinder erlagen.

New-York, 12. Juni. (A. C.) Drei Personen erlagen geftern der enormen Hitze, welche gegenwärtig in New-York herrscht. Doch wurden sie wieder ins Leben pee. Gestern entwickelte sih ein Wirbelwind nördli von Milton, Ontario. Es wurde viel Eigen- thum zerstört, Verlust von Menschenleben ist jedoh nicht zu beklagen. Die ankommenden europäischen Dampfer sindanEisbergen vorbeigefegelt in niedrigeren Breiten als kürzlich. Der „Westernland“ passirte einen großen Eisberg im 410 27‘ n. B. und 390 42“ w. L. Als das Schiff sh ungefähr 500 Fuß von dem Berge entfernt befand, war die Temperatur 51° Fahrenheit, was die Unverläßlichkeit der Wasser- thermometer-Messungen zeigt. Die „City of New-York“ passirte

blieben, und die Bahnwagenfabriken sind ohne Ausnahme gut beschäftigt. E

vier Eisberge im 419 46' n, B. und 500 20! w. L.