1890 / 150 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Die Arbeiterschußkommission seßte am Sonn- abend ihre Berathungen bei §. 138a fort, welher wegen außer- gewöhnlicher Häufung der Arbeit auf die Dauer von 14 Tagen die Beschäftigung von Arbeiterinnen über 16 Jahre bis 10 Uhr Abends an den Wochentagen außer Sonnabend dur die untere Verwaltungsbehörde gestatten lassen will. Doch sol die tägliche Arbeitszeit 13 Stunden nicht über- schreiten und innerhalb eines Kalenderjahres die Erlaubniß einem Arbeitgeber für mehr als 40 Tage nicht ertheilt werden. Von den hierzu eingebrahten Abänderungsanträgen wurde nur der angenonmen, welcher die täglihe Arbeitszeit von 13 auf 12 Stunden reduziren wollte. Die Befugniß der unteren Verwaltungsbehörde, die Beschäftigung von Arbeiterinnen über 16 Jahre, welche kein Hauswesen zu besorgen haben und zum Besuh der Fortbildungs\hule nicht verpflichtet sind, an Sonnabenden auch nah 51/2 Uhr zu Reinigungs- und ähn- lichen Arbeiten zu gestatten, wurde auf Antrag Hiße dahin beschränkt, daß die Erlaubniß nicht für mehr als 40 Tage im Jahre gegeben werden soll.

Im 5. Stettiner Landtagswahlbezirk (Nau- gard-Regenwalde) ist an Stelle des Regierungs-Raths von Podewils, welcher sein Mandat wegen seiner Beförderung zum Ober-Regierungs-Rath niedergelegt hat, von Borke- Rienow (konserv.) mit sämmtlichen abgegebenen Stimmen, 205, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten ge- wählt worden.

Kunft und Wissenschaft.

x Jm Hochschlosse zu Marienburg sind die Wölbungs- arbeiten im Südflügel in Angriff genommen und ist der in polnischer Zeit zwischen Hochshloß und Mittelshloß nah Often zu eingebaute sogenannte Jesuitenbau, welcher zuleßt als Landwehrzeughaus benußt wurde, nah Ueberführung der Pan ine in das hierzu ausgebaute alte Ordens- Rüsthaus, den sogenannten Karwan, bis auf die darin enthal- tenen alten Baureste abgebrochen worden.

Verkehrs - Anftalten.

Hambura, 20. Sun, (W L D) Lee Postoalti her „Moravia* der Hamburg-Amerikanischen Packetfabrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern 9 Uhr Morgens in New-York, und der Postdampfer „Boh emia“ derselben Gesellschaft ist, von New-York kommend, gestern Nacht auf der Elb? eingetroffen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

In dieser Woche findet die leßte Zusammenstellung der beiden Theile des „Faust“ vor Sbluß der Spielzeit statt, und zwar twoird am Donnerstag „Faust, I. Theil“ und am Sonnabend „Faust's Tod“ gegeben. Das letztere Stück, welWes zur Eröffnung der gegen- wärtigen Spielzeit am 3, September zum ersten Mal in Scene ging, erreiht mit Sonnabend seine 50, Aufführung.

Berliner Sheater

Am Mittwoch wird zum leßten Male in dieser Saifon „Hamlet“

mit Friedri Mitterwurzer in der Titelrolle gegeben. Wallner-Theater.

Die Sonntagsvorstelung von „Mamsell Nitouhe“ mit Therese Biedermann als Gast fand wiederum vor ausverkauftem Hause ftatt, fodaß die Abendkasse kurz nah Eröffaung ges{lossen werden konnte. Die lustige und zugkräftige Novität führte dem Wallner-Theater ir den bisher stattgefundenen 16 Vorstellungen die stattlihe Anzahl von 20 000 Besuchern zu.

Mannigfaltiges. Der Staatssekretär des Reichs-Postamts Dr, von Stephan

überwies, „W. T. B.“ zufolge, dem Central-Comité zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten von Bismarck in

der Reicbshauptstadt als Ergebniß der von Angehörigen der

Reihs-Post- und Telegraphen-Verwaltung gezeichneten -

Beiträge 21 082

Die Vorlage des Magistrats wegen Anlegung eines Wasser- s urzes im Victoria-Park und Hergabe eines größeren Theils des zu Villenbaustellen reservirten Terrains zu den Parkanlagen ift, ter „N. A. Ztg.* zufolge, nunmehr der Stattverordneten-Versamm- lung zur Genebmigung zugegangen und wird dieselbe in der nächsten Sitzung beschäftigen. Nab dem Vorschlag? des Magistrats sollen die durch die bessere Ausgestaltung des Victoria-P-rks inklusive der Grunderwerbungsfkosten entstekenden Mehrkosten im Gesammtbetrage von rurd zwei Millionen Mark aus den Uebershüssen der Stadt- Hauptkasse pro 1829/90 entnommen werden.

Das Präsidium des Akademisch-Dramatischen Vereins an hiesiger Universität theilt mit, taß am 830. Juni eine öffent- lie Studenten-Aufführung unter Direktor Barnay's Regie stattfindet und daß die Königlichen Hosshau!pielerinnen Fr. Stolberg und Frl. Klara Meyer sowie Frl. Anna Storm vom Berliner Theater und Fr. Becker-Nelidoff die weiblicen Rollen gütigsi übernommen haben und allen Bühnenproben beiwohnen. Der Ertrag der Vor- stellung ift für wohlthätige Zwecke bestimmt.

Ueber 17 000 Personen haben am gestrigen Eröffnungstage die 14 Kassen des Fest- und Schaustellungsplaßes vom 10 deutschen Bundess\chtießen pasfirt, weit über 1000 Perfonen haben außerdem auf Grund der gestern noÞ gültigen Arbeiterkarten u. dergl. unentgeltlihen Eingang auf den Plag erbalten.

München, 23. Juni. ck (W. T. B.) Der 18, deut\ŸGer Aerztetag wurde heute im Raibhause von dem Vorsigenden Eraf - Elberfeld er öffnet und von dem Minister des Innern sowie de:n Bürgermeister begrükt, Nach v-rschiedenen aeschäftlichen Mit- theilungen referirten Wallichs - Altona. Henrics - Leipzig, Ziemssen- Münhea und Hartmann - Berlin über die Reform der ärztlichen Prüfung8ordnung. Die Kommissionsa-träge wurden im Wesentlichen angenommen. Änwesend waren 107 Dclegirte, welche 9177 Stimmen

vertraten.

Breslau, 21. Juni. (S@lef. Ztg.) Der “Bauzaun “des Tauentzien-Denkmals ift heute beseitigt worden Das wieder- hergestellte Monument zeigt sch nunmehr frei den Blicken des Be- \chauzrs. 2

Ulm. Das Münsterfest, welhes mit_seinen umfassenden Vorbcreitungen \eit Monaten alle Kreise der Stadt in Athem bält, steht vor dcr Thür. Der Festzug dürfte nah Pracht und Größe von keiner derartigen Unternehmung der lezten Zeit Übertroffen werden. Das im Münster zur Aufführung kommende VDratorium „Elias“ von Mendelssohn wird ungekürzt und unter Mitwirkung von etiva 320 Sängern und Sängerinnen, worunter hervorragende Künstler, aufgeführt werden. Zum Fe st spiel ist der Andrang bereits gewaltig ; es waren 2 Aufführungen am 30, Juni und 1. Juli zunächst vor- gesehen. Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, wird am Mitt- woch, 2. Juli, noch eine dritte Aufführung einges{oben, in welcher ohne Vorverkauf Billete nur für Fremde an der Kasse abgegeben werden. Es verspricht das Festspiel schr anziehend zu werden, indem es in großartigen Bildern unter Mitwirkung von ca. 600 Personea 3 Jahrhunderte vorführt, aus denen nur das erste, die Darstellung der Grundsteinlegung im Jahre 1377, hier hervorgehoben sei, welche besonders ergreifend wirkt. Um den großen Fremdenandrang zu bes wältigen, sind für die bevorstehenden Festtage 34 Extrazüge eingestellt worden.

Dresden, 23, Juni, (W. T. B.) Das hiesige Zweig-Comité überwies dem Cent:al-Cowité zur Errichtung eines National- Denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichs- Hauptstadt als erste Rate 8877,75 M.

Oldenburg, 21. Juni. (Kiel. Ztg.) Für das bier zu errihtende Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind bis jeßt ca. 1800 4 zusammen- gebraht; die Gesammtkosten werden sih auf ca. 2700 # belaufen. Das Comité hat nunmehr der Gießerei den Auftrag zur Anfertigung des Denkmals ertheilt.

Bremen, 23, Juni. (W. T. B) Heute Vormittag 10 Uhr versammelten sich im Convenisaagle ter neuen Börse in Folge einer Einladung der Bremer Handêlékammer die Mitglieder des Bezirks-Eisenbahnraths zu Hannover, darunter der Präsident

MWetierbericht vom 23. Ju t orgens 8 Ukr.

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Wind. | Wetter.

Stationen.

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Temperatur 59G.

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Anfang 7 Uhr.

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Lustspiel

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Donnerstag:

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1) Nachts starker Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung if andauernd z¿i:mlich glei&mäßiz, daher ist die Luftbewegung allenthalben schwa, in Central-Europa aus meist südwestlicher bis nordwestliher Richtung, Das Wetter if in Deuts(land kühl und veränderlih, vielfa if daselbst Regen gefallen. Curhaven und Hannover hatten Gewitter. Aus Oesterreich-Ungarn werden zahlreiZe

Gewitter gemeldet. DeutsÞde Seewarte

wurzer.

Wien,

Theater - Anzeigen.

Bönigliche Szauspiele. 153. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Französishen des Scribe, i: Tanz von Emil Graeb. Jn Scene geseßt vom Ober- Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl.

Schauspielhaus. 158. Vorstellung. Die Copiften. Mm L Aufiua von S L In Scene geseßt vom Virektor Dr. Otto Devrient. Graphologie. von A. C. Strahl und Emil Lessing. gesezt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Die Prüfung. von Lothar Clement.

Mittwoch: Opernhaus. 154. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. enry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer tovelle des Prosper Mérimée. . Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 159, Vorftellung. Der Sturm. gm le in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. S(legel’'s Ucberse ing. Musik von W. Taubert. Tanz von E, Graeb. Anf

Deutsches Theater. Dienstag: Der Pfarrer vou Kirchfeld.

Mittwoch: Der Richter von Zalamea. Faust, L. Theil.

Die nächste Aufführung von Fauft's Tod findet am Sonnabend, den 28, Juri, ftatt.

Berliner Theater. Dienstag: Mein ueuer

__ Der Kriegsplan. Mittwoch: Hamlet. Donnerstag: Der Probepfeil. (Friedr. Mitter- Ludw, Barnay.)

Waliner-Theater, Dienstag: 18. Gastspiel von Therese Biedermann vom Theater an der Wien in Zum 18. Male: Baudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A, Millaud.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung : Großes Garten-Concert. der Vorstellung 7} Uhr.

Mittwoch u. folg. Tage: Biedermann.

Dienstag: Opern- / ; ou. S Pictoria-Theater. e Wexk nah dem | Stauley in Afrika. überseßt von Castelli. | yon Alex. Moszkowski Musik vor G. A. Raida. Anfang 7X Uhr.

Bulthaupt.

Concert-Park. Direktion:

Dienstag:

Lustspiel in 1 Aufzug In Scene Lustspiel 1 acn

ustspiel in ufzug li h Anfang 7 Ubr. und Julius Bauer

Text von

Concert.

Tanz von Paul | Gefangs-Künstler.

Im Park: Kroll's Theater.

(Recha: Fr. Angelina Luger.) Mittwoch :

ang 7 Ubr.

von Sevilla.

leuGtung des Sommergartiens:

(Friedr. Mitterwurzer.) 115. Male: Der Nautilus.

(Friedr. Mitterwurzer.) Militär - Doppel - Concert.

Spezialitäten. Garten-Etablifsements, der Vorstellung 7+ Uhr.

Anfang 7f Ubr.

préisen.

Thielen, der Ober-Regierungs-Rath Thome, der Geheime Regierunas- Rath Rampoldt, die Regierungs-Räthe Herwig, Dr. Kieschke, Foerster, die Mitglieder des Deutsben Handelstages, darunter Direktor Dr. Sicmens und Stadtrath Dr. Weigert (Berlin), die Mitglieder der Handelskammern von Hamburg und Lübeck, Ler Präsitent der Handelskammer Dr. H. H Meier bewillkommnete die Gäste im Namen der Lremer Harndelekammer. Um 107 Uhr beaaben ih die Theilnehmer an der Versammlung mittelt der bereitstebenden Wagen noch dem Freihafen, welher auf dem Damvfer des Nord- deuten Loyd „Lachs“ besichtigt wurde. Später soll eine Umfahrt dur die Stadt und dann ein Besuh der Nordwestdeutshen Ge- werbe- und Industrieausftellung im Bürgerpark stattfinden.

Straßburg, 20. Juni. (Straßb. Post.) Der Kaiserliche Statthalter hat auf der landwirtbschaftlihen Ausftellung den von einem Pfarrer aus Bayern ausgestellten Al1venziegenbodck mit vier großen Hörnern, wovon zwei je 76 und. zwei je 64 cm lang sind, sammt dem ebenfalls mit 4 Hörnern versehenen Jungen, die auch mit Preisen versehen wurden, für den hiesigen Zoologischen Garten angekaust.

New-York, 21. Juni. (W. T. B.) Durch einen Cyklon, verbunden mit einer Windho!e, wurde gestern in Illinois be- deutender Schaden verursacht. Jn Earleville wurde das Schul- gebäude zerstört und der Lehrer sowie7 Schüler getödtet; ebenso wurde cine große Anzahl Farmen zerstört; die Orts- haften Sublette und Pawpaw sind ebenfalls vernichtet. In Brooklyn liegt das Sculgebäude in Trümmern. Wie verlautct, sollen viele Todte und Verwundete allenthalben die Opfer des verheerenden Elements geworden sein.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Rom, 23. Juni. (W. T. B.) Der Papst hat heute Vormittag ein Konsistorium abgehalten, welhes, dem her- fömmlihen Gebrauch zuwider, theilweise öffentlich war. Beim Anfang des Konsistoriums waren eine große Anzahl Prälaten und Priester zugegen, nament- lich aus dem Orient mit Zöglingen der _maronitischen, armenishen und griehishen Seminare. Dieses außerge- wöhnliche Kirchenfest fand anläßlih der Präkonisation des neuerwählten maronitishen Patriarhen von Antiochia statt. Der neuerwählte Prälat, Mgr. Jean Hagg, hatte als seinen Vertreter den maronitischen Erzbischof von Arca gesandt, welher vom Papste das Pallium in Empfang nahm. Bei dieser Gelegenheit hielt der Papst eine Ansprache über die neue Wahl, in welcher er die treue Anhänglichkeit der Maroniten an die römische Kirche hervorhob. Nachdem die Wahl des neuen Patriarchen profla- mirt worden war, hielt der Papst ein geheimes Konsistorium ab, in welhem folgende Prälaten zu Kardinälen ernannt wurden: Mgr. Vanutelli, päpstliher Nuntius zu Lissabon, Mgr. Galeati, Erz- bishof von Ravenna, Mgr. Mermillod, Bischof von Lausanne und Genf, und Mgr. Dunajewski, Bischof von Krakau. Hierauf hat der Papst noch folgende Prälaten präkonisirt : die Erzbischöfe von Otranto und Acerenza, die Bischöfe von Ripatransone, Murcia, Nola, Livari, Atri und Penna, Guastalla, Tortona, die Hülfsbishöfe von Loreto, Cerreto, S. Angelo dei Lombardi und von Nusco; férner die Bischöfe in partibus von Cidonia und Tiberias. Nah dem Schluß des Kon- sistoriuums empfing der Papst die neuernannten Bischöfe im Thronsaale und überreihte ihnen die Jnsignien des Episkopats.

Rom, 23. Zuni. (W. T. B.) Laut Meldung des „Capitan fracassa“ aus Neapel hat die Untersuhung des vorgestern Nachts unter Cholera - Symptomen gestorbenen armen Arbeiters ergeben, daß derselbe sfich dur verdorbene Nahrungsmittel längere Zeit genährt und seit 10 Tagen an Dysenterie gelitten hatte, daß somit kein Cholerafall mit möglichen epidemischen Konsequenzen vorgelegen.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Gastspiel von Therese Mamsell Nitouche.

Dienstag: Zum 3098 M.: Zeitaemölde in 19 Bilderr und Richard

Ballet von &. Severini.

In Scene gesezt von Julius Frißzsce. Hr. Kapellmeister Knoll. Anfang 7 Uhr

Im practvollen Park um 6 Uhr : Auftreten sämmtlicher Instrumental- und

Mittwoch: Im Theater: Der arme Oa Großes Sommernachtsfefst. f

Dienstag:

Letßtes Gastspiel der Fr. Marcella Sembrich und des Hr. Anton Erl.

Täglih: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter eiektr. Be-

Anfang dè, der Vorstellung 7 Uhr. Belle- Alliance-Theater. Dienstag: Zum

Im prachtvolien glänzenden Sommergarten: Großes Auftreten sämmtlicher Brillante Illumination des ganzen Anfang des Concerts 6 Uhr,

Mittwoch: Großes Volksfest zu halben Kafsen-

Familien-Nachrichten.

Verlobt: ürl. Trautchen Schaefer mit Hrn. Wilhelm Bölert (Duisburg Ruhrort). Frl. Ida Stockmar mit Hrn. Amtsrichter Dr. jur. Hermann Habicht (Weimar—Sontra). Frl. Unna Frentel mit Hrn. Geribts-Affessor Heinrich Starke (Berlin—Kiel). Frl. Minna Dietrich mit Hrn, Louis Sohl (Wanzleben). Frl

Netbanson.

Mittwoh: Dieselbe Vorstellung. Agnes Reuter mit Hrn. Domänerpächter Georg

Friedrih-Wilhelmfstädtishes Theater und Julius

Zum 158, Male: Fonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann Musik von Larl Millöcker.

Scallehn (Gruna b. Eilenburg—Leubus i. Schl.) Frl. Marie Kramer mit Hrn. Hermann Zappel (Berlin). Frl. Wilhelmine von Forstner mit Hrn. Kaufmann Eduard Fonrobert (Friedenau— Berlin).

Vereheliht: Hr Happtmann von Detend mit Dirigent : Frl. Koh (Wernigerode). Hr. Louis Quensel mit D Pa O Mell E ed Eitel Hr. Heinri eller mi erl. Sibylla roten Hopp Weidt (Gr.-Mönhhof—Gr.-Königsdorf). Hr. Heinrich Bodensieck| mit Frl. Marie Sewig (Hannover).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hermann Linde- fugel (Wolmirstedt). Hrn. Karl F. Schmidt (Horhheim). —- Eine Tochter: Hrn. Königl. Verwaltungsgerichts-Direktor Rennen (Königsberg). Hrn. Edmund Herzog (Dresden).

Gestorben: Hr. Gutsbesißer Johann Konrad Dobrn (auf Kronsburg). Hc Amtsgerichts- Assistent Wilhelm Behrens (Hannover). Hr. Geh. Regierungs-Rath a. D. Wilhelm Schwende (Hannover). Hr. Brennereibesißzer Heinrich Haake (Leese). Hr. Major a. D. Karl Franz von Poncet (Niederlößniz b. Dresden). Hr. Kaufmann Karl Silling (Küstrin). Hr. Geb. Hofrath a. D. Adolf Pabl (Berlin). Hr. Kaufmann Ludtoig Lindenberg (Berlin).

Fritsche. Der arme

reilotterie.

Die Jüdin.

Der Barbier

Großes Concert.

Redacteur: Dr. H. Klee, Berlin:

Verlag der Expedition (I. V,: Heidrich). Dcruck der Norddeutshen Buchdruderei und Verlacs-

Mamsell N ube:

Mußk von M. Hervé. Geöôffnet von 12—11 Uhr. wifsenschaftlichen Theater.

Anfang des Concerts 6, e zettel.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof) Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag-

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32. Sechs Beilagen

(einschließlick Börsen-Beilage). (10335)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

„¿ 150.

Die Betriebsergebnisse der Rübenzuckerfabriken uckterraffinerien u ; i / nd Mel s im Monat Mai 1690 bezw. in elasse-Ent

Berlin, Montag, den 23. Juni

Deutsches Reich.

I Bez wendete

es : Zeitabschnitt, À

Ver- arbeitete Rüben.

auf welchen

die Betriebsergebnifse si beziehen.

ZuüUuCerCo e.

1890.

l zuderungsanstalten des deutshen Zollgebiets der Zeit vom 1. August 1889 bis 31. Mai 1890. [Gen DEIo

II. P r

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B. Verarbeitete Melasse. 1)

__C. Verarbeiteter (eingeworfener oder zum A Decken verwendeter) l : Zucker.

Robzucker. B. Raf-

Hiervon (Sp. 3) wurden entzuckert mittelst

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Substitution.

der Osmose. Füllung. der Ausscheidung. der Strontian- verfahren.

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zucker.

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10, I] 2. B 14 15.

Im Monat Mai 1890 ...., Dazu in den betreffenden Vormonaten

98 250 394] 1 317 211

Betriebsergebnifse der : 1) Rübenzuckerfabriken.?)

27 178] = 5 248

32 426| 275 385| 639 502 327 049

52 653

75 652!

24 358! 1 065 737!

2111 158 344

77 344 265 426

96 340 1 547 590

Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 ‘bis e T In demselben Zeitraum des Vorjahres .

m Monat Mai 1890 Ce azu in den betreffenden Vormonaten

98 250 394] 1 349 637 78 961 830] 1411 037

j [ 302 563! 639502] 52 653) 332 297

3225551 653 995! 82451] 306591 2) Zudckerraffinerien.?)

4 060] L O 4 539] 24 302| | 9513| 6 576)

8 999

33 751 2360|

1141389 1010 365!

11 182 702 S 630 292

342 770} 1 643 930 304 186] 1 398 597

528 233 3 860 613

17 1221 470 240 138 090| 3 193 577

Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 bis a S L O 2 In demselben Zeitraum des Vorjahres .

Im? Monat Mai 18900... Dazu in den betreffenden Vormonaten

42 350| 28 362 S4 513) 11115) 92360 62 158] 32 395] _ | | P 20 (03 3) Melasse-Entzuckerungs8anfstalten.

79 444] 4B | 2 73 402! 845 246| 418277 799 056!

4 338 846) 3 901 880

155 212] 3 663 817 138 444] 3 305 204

12 459 125 363

13 179 146 081

31413 317 385

Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 ‘bis D Ol 10 aa o In demselben Zeitraum des Vorjahres .

m Monat Mai 18930 ...., azu in den betreffenden Vormonaten

98 250 394j 2 196 208|

| 924690 4672 | E Se 458, 945 759) 67650 | | | 864055

s Suderfabriben überbaupt (1 bis 3),

120469] 36133 E T S 9787| 73402] 341514 639502 53166 333625) 823931

137 822 115 409

159 260 155 354

348 798 313 653

616 344 5 051 713

24 358 217 718/11 158 344

597 993 5 058 552

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Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 bis L at A S O t eia In demselben Zeitraum des Vorjahres .

98 250 394] 2 316 677! 4) 78 961 830] 2418 954|

| j | | 53166| 343412| 897 333

82451| 306591| 939 263|

639 502 653 995

377 647 422 600

1) Unter Melasse sind die Abläufe aller Art einschließli perletigen vom ersten und zweiten Produkt verstanden.

2) Das sind sämmtliche Fabriken, in welchen

Rüben auf Ro

14 054

247 608|11 182 702 200 318] 8 630 292

5 617 23 313

16 260

657 242] 5 656 545 597 984j ò 017 454

668 057 027 654

zucker oder Konsumzucker verarbeitet werden, sei es ohne oder mit Melasse-Entzuckerung, ohne oder mit Einwurf von Zucker.

3) Aus\cließlih der die Herstellung raffinirter Zucker betreibenden Rübenzuckerfabriken und selbständigen Melafse-Entzuckerungsanstalten. 4) Die Abweichungen von der vorjährigen Uberibt beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen. ff \ E

Berlin, im Juni 1890.

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der vorgestrigen (23.) Sizung des Reichs- tages. Fortsezung der zweiten Berathung des Ges eßt- entwurfs, Ler eFfend die Gewerbegerichte.

Die 88. 38—47 über die Vereidigung, die Aufnahme der Protokolle, die Verkündigung der Urtheile u. \. w. werden unverändert angenommen. :

Nach §8. 48 kann in dem erften, auf die Klage angeseßten Termine die Zuziehung der Beifißer unterbleiben. Das Statut soll, nah einem von der Kommission gemachten Zusatz, bestimmen können, daß die Zuziehung der Beisißer in diesem Termine stets zu unterbleiben hat.

Reid Abgg. Auer und Genossen beantragen, §. 48 ganz zu streichen.

Abg. Stadthagen: Zweck dieses Gesetzes ist, Gewerbe- gerichte zu schaffen, welhe aus Sachverständigen bestehen, und an welche sich deshalb die Arbeiter mit Vertrauen wenden können. Der 8. 48 der Kommissionsvorlage ändert das, indem er sagt, daß im ersten Termin auch ohne die sachverständigen Beisitzer durch den Vorsitzenden entschieden werden kann. Der Vorsitzende wird in der Regel ein Jurist sein, der nicht aus eigener Sachkunde und gesundem Menschenverstande, jondern nah juristisher Konsequenz und Logik entscheidet. Ein Grund, weshalb dies geschehen soll, findet sich im Kommissionsberiht nicht, wie er sfich denn überhaupt aus- zeihnet durch eine gewisse Fülle von mangelndem Material. Wenn der Vorsizende im eriten Termin ausreichen soll, wozu machen Sie denn überhaupt die Gewerbegerihte? Der Ar- beiter kann einem solhen Gericht kein Vertrauen entgegen- bringen. Man sagt, es solle shon im ersten Termin so {nell als möglih ein Vergleich herbeigeführt werden. Nun kann es sehr leiht vorkommen, daß der Vorsißende dem Ar- beiter sagt: Nimm Du lieber die drei Mark, und wenn Du das nicht thust, so findet 2 Monaten abermals ein Termin statt, und Du bekommst garnihts. Dadurch stellt sih der vorsißende Richter ein testi- monium paupertatis {limmster Art aus. Was würde man age wenn das bei anderen Gewerben stattfände, wenn z. B. er Arzt sagte: Ych weiß nicht, ob die Krankheit im Herzen oder in der Lunge ligt, einigen wir uns über ein Beinleiden. Dieser Grund zum Vergleich fällt weg bei einem Sachverstän- digen-Gericht, wie es hier eingeführt werden soll. Jch bitte Sie, diesen Paragraphen zu streichen und damit dem Arbeiter das Recht einzuräumen, sih zu vergleichen, wenn er will.

__ Abg. Hammacher: Auch ih habe große Bedenken gegen diesen Mavkaraüliei: jedenfalls bitte ih den Zusaß der Kom- mission abzulehnen. Ein Jurist ist weniger im Stande, einen Vergleich zwischen den streitenden Arbeitgebern und Arbeitern

erbeizuführen, als ein Sachverständiger. Wenn es in das reie Ermessen des Vorsißenden gestellt wird, zum ersten Termin

in 14 Tagen oder gar j

Kaiserlihes Statistishes Amt. Beer.

Beisißer einzuladen oder niht, so wird damit gewissermaßeu die Thätigkeit der Beisißer herabgedrücckt. Es ist wünschens- werth, daß von dieser Befugniß des Präsidenten möglichst wenig Gebrauch gemacht wird, um so bedenklicher ist der Zu- sag der Kommission. Wenn auch der Wunsch bestehen muß, möglih viel Streitigkeiten durch Vergleih zu beenden, wie dies thatsählih bei den rheinishen Gewerbegerihten der Fall ist in Bezug auf 2/ aller Fälle, so geht der Antrag der Kom- mission doch wohl zu weit. Ein Vergleich ist doch meist nur dann mit Ausfi ht auf Erfolg anzubahnen, wenn der Vergleichende die Ver- hältnisse des betreffenden Gewerbes, aus welchem der Streit entstanden ist, genau kennt und sahverständig urtheilen kann. Es muß deshalb mindestens dem Vorsizenden überlassen blei- ben, die Beisißer zu den Vergleihsverhandlungen heranzuziehen, wenn er es sahlich für nothwendig hält. Die Beisißer dur Statut von dem ersten Termin ganz auszuschließen, halte ih für höchst bedenklich.

Abg. Eberty: Man spricht oft von gesundem Menschen- verstand, wo vernünftige Gründe fehlen. Der Jurist hat eben so gut wie jeder andere höher Gebildete einen gefunden Menschenverstand, und meist einen besseren als solche, die auf einer anderen Bildungsstufe stehen. Diese Streitigkeiten sind meistens Ausflüsse des Temperaments, und es gehört nur Mäßi- gung und Geschick dazu, eine Einigung zwischen den streitenden Parteien herbeizuführen. Gerade im ersten Termin können viele dieser Angeli eiten durh das Ansehen eines autoritativen Vorsitzenden geschlihtet werden. Erwägen Sie auch, daß die Zuziehung von beisißenden Sachverständigen den Gemeinden jehr erhebliche finanzielle Opfer auferlegt, denn für die Bei- sißenden werden Diäten gezahlt. Das praktishe Fnteresse, welches ih in den Vordergrund stelle, fordert, daß eine große Anzahl von Sachen, bei denen in der That die Zuziehung [pegifisch Sachverständiger nicht nöthig is, auf dem

ege eines gewerblihen Vergleihs erledigt werden. Von 100 Sachen können 60 im Fahre einfah im ersten Termin abgemaht werden; namentlich in den größeren Jndustriebezirken, nicht bloß in Städten, ist es von dem allergrößten Jnteresse, von vornherein eine Sichtung der Sachen vorzunehmen, die durch Vergleih entschieden werden können. Daß der Vorsißende einen Vergleih auf jeden Fall herbeiführen könnte, wie der Abg. Stadthagen meinte, auch wenn er sieht, daß eine Partei Unrecht hat, ist nicht anzu- nehmen. Ein solcher Richter würde einfah seine Pflicht ver- leßen. Jch glaube, wir können es ruhig bei den Beschlüssen der Kommission belassen.

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Ich würde es gegenüber den Ausführungen des Herrn Vorredners gern sehen, wenn das Haus si dazu entschließen möchte, den Para- graphen so anzunehmen, wie ihn die verbündeten Regierungen vor- geschlagen haben, also den Absatz, den Ihre Kommission in den Paragraphen eingefügt hat, abzulehnen Ih kann es niht als

\chlüssig ansehen, daß aus den Ausführungen des Herrn Vorredners, die ih in vieler Beziehung für ganz zutreffend halte, die Folgerung gezogen wird, daß, weil man bemüht sein müsse, bei gewerblihen Streitig- keiten zunächst auf den Abs{chluß eines Vergleichs hinzuwirken, eine Bestimmung erforderlich werde, wonach es dem Vorsitzenden versagt sein soll, zu dem ersten Termin überhaupt die Beisißer zuzuziehen. Wenn ih gesagt habe, ic könne vieles von den Ausführungen des Herrn Vorredners unterschreiben, fo bezieht si dies gerade auf die Aus- führung desselben, daß der Vorsißende bemessen muß, ob die Sache so angethan ift, daß sie sich durch Vergleich erledigen läßt und auch ohne die Theilnahme der Beisißer eine definitive Er- ledigung des Streits zu Stande kommen wird. Es handelt si hier in der That nit um eine Vergleih8mühle, und es ift keineswegs die Absicht des Paragraphen, den Arbeiter oder Arbeitgeber unter allen Umständen zu nöthigen, #ich auf einen Verglei einzulassen dazu würde es auch an den hierzu erforderlihen Zwangsmitteln fehlen —, sondern es ift bei dieser Be- stimmung nur die wohlbedahte und woblgemeinte Absicht zum Aus- druck gelangt, bei diesen Streitigkeiten, gerade weil sie vielfaH, wenn auch nicht in allen Fällen, ihren Ursprung im Temperament der

streitenden Theile haben, zunächst auf eine beide Theile befriedigende Erledigung hinzuwirken. Diese Absicht, glaube ich, wird \{werlich S werden können, um fo weniger, als wir sie au in der P UDFeGang unserer ordentlihen Gerichte zum Ausdruck gebracht aben.

Der Bagatellprozeß fängt in der Regel bei der mündlihen Ver- handlung damit an, daß der Richter sich die Mühe giebt, die streiten- den Parteien zu vergleiGßen und ein Arrangement unter ihnen zu Stande zu bringen, das beiden genehm ist. Ich sehe darin nichts Gefährlihes, im Gegentheil, ih sehe das als eine legitime und gute Erledigung solcher Streitigkeiten an.

Nun will der Absag, den Ihre Kommission beschlossen hat und der seine Entstehung, glaube ich, einem Antrag des Herrn Vorredners verdankt, den Vorsißenden verhindern, gleich im ersten Termin, wenn die Sache zum ersten Male zur Verhandlung kommt, die Beifiger zuzuziehen. Ich halte die Zuziehung der Beisitzer in allen denjenigen Fällen für überflüssig, wo die Sache von vornherein dazu an- gethan scheint, durch die Besprehung unter den Parteien in Gegen- wart des Vorsigenden und dur die legale Einwirkung des Dele den auf die Parteien zum Abschluß gebracht zu werden. ber man wird meines Erachtens kaum annehmen können, daß alle Sachen so liegen. Bei vielen Sachen wird sih vielmehr der Vorsißende von vornherein sagen müssen: diese Sache ist \{chwierig, entweder in facto oder in jure, oder weil das Verbältniß unter den Parteien eine Ein- wirkung auf dieselben von vornherein als ganz aussiht2los erscheinen läßt. Da sehe ih in der That niht ab, weshalb man solhen Sachen gegenüber den Vorsißzenten nun bindern will, glei unter Zuziehung der Beisitzer in medias res zu gehen und einen Termin zu vermeiden, von dessen Ausfichtslosigkeit er von vornherein überzeugt ift.

Gerade der Herr Vorredner hat mit Reht hervorgehoben, daß eine Vermehrung der Termine unter Umständen für die Parteien recht peinlich, lästig und kostspielig sein kann, und da, sage i, ift es doch nit rationell, nun durch eine Gesezesvorschrift den Vorsitzenden zu nöthigen, in Dingen, in denen er voraussieht, daß der Termin ver- geblih fein wird, aus einem Termin zwei zu machen. Deshalb, glaube ih, ist es das Richtige, wenn Sie es bei der Regierungs-

vorlage lassen, diese rechnet ja dabei auch auf das sahverständige und