1890 / 150 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

des Vorsißenden, fie überläßt ihm, entieiden, ob er den Versuh machen will, dur seine pertönlihe aus\{ließlide Verhan dlung mit den Parteien die Sacbe zu Ende ¡u führen, oder ob er von vornherein unter Theilnahme der Brisiger die Sawe in Anzriff nehmen will. Dieses vernünftige, sachgemäße Er- messen werden Sie aber, glaube i, au in der Regel dem Vor- fißenden wohl zutrauen können, und da, wo er diefes Zutrauen nit da ist der arößte Schade der, Also lassen Sie es dabei, überlassen Sie dem Borsiyenden, ¡u entscheiden, ob er zunächst allein verhandeln will, nôtbigen Sie ibn aber nit, unter allen Umständen allein zu ver-

veraunftige

verdient, nun, y Termin obgebalt:n wird.

Ich bitte Sie, die Regierungsvorlage anzunehmen.

Es werden eine Menge Klagen ein- gereiht werden, welhe der Vorsißende für ganz unhaltbar erklärt; wozu jollen da erst die Beisißer berufen werden? Jn anderen Fällen wird der Vorfißende ersehen, daß nah der Sachlage ein Vergleich leiht herbeizuführen ist. ) Zuziehung der Beisißer erspart werden, wenn auch ein Pressen zum Vergleich nicht stattfinden soll. Jm Interesse der Scnelligkeit der Entscheidung is es gut, die Zuziehung der Beisißer niht unter allen Umständen zu fordern. Vorsitzenden zwingen, die Beisißer unter allen Umständen zum ersten Termin niht einzuladen, das würde zur Verzögerung Die Mitwirkung der Beisißer wird auch in manchen Fällen das Zustandekommen eines Vergleiches erleichtern. Deshalb ist der Beshluß der Kommission zu verwerfen. : Dieselben Gründe haben meine Partei in der Kommission veranlaßt, gegen den beantragten Zusaß zu stimmen, und deshalb werden wir auch hier für die Re- gierungsvorlage stimmen.

Abg. Stadthagen:

Abg. Miquel:

Auch da soll

Abg. Schier:

Es werden allerdings viele Ver- gleiche geshlofsen, aber aus meiner Erfahrung weiß ih, daß die Arbeiter darüber niht immer befriedigt sind; sie wissen manchmal s{lofsen und fih aller Rechte begeben haben. D daß die Vorsitzenden oft niht so zu verhandeln verstehen, Wenn darin ein Mißbrauch der Amts- gewalt liegt, daß die Amtsrichter die Parteien zur Versöhnung zu bewegen suchen, so trifft dieser Vorwurf den ganzen Richter- stand; denn alle Amtsrichter machen dies so. ß Arbeiter Mißtrauen

gar nit Das liegt daran,

wie es nöthig wäre.

Es muß dem 1 wenn er sich nach diesem Paragraphen sagen muß: Du kannst zu einem Vergleich çge- zwungen werden. Fch bitte daher, den ganzen Paragraphen oder event. wenigstens den Zusaß der Kommission zu streichen. Ih bin mit ein Urheber des

Abg. Me yer- Berlin: aber wenn

welchen die Kommission beschloßen, nicht unglücklih Abschlagszahlung dafür, Umständen ein Vergleichëverfahren dem eigentlihen Verfahren Der Vorsitzende eines Gewerbegerihts wird ebenso wie ein Handelsrihter bald dahin kommen, daß er si in den Geist seiner Beisißer verseßt und allein ebenso handelt, als wenn die Beisißer zugegen wären. ihm denn übertragen ?

er abgeiehnt wird, ( daß unter allei

vorgeben sollte.

Welche Befugniß wird Er kann ein Versäumnißuitheil er- lassen, er kann einen Vergleih zu Stande bringen oder ein Urtheil fällen, wenn die Parteien sich seiner persönlichen Ent- scheidung unterwerfen. sein und der Vorsißende wird bald herausfüßlen, in welchen Fällen er allein vorgehen kann und in weihen Fällen er die Beisizer zuziehen soll.

Abg. Eberty: Nach der Erklärung der Regierung, daß der Vorsißzende ganz und gar das Ermessen hat, also nit ezwungen werden kann, die Beisißer zuzuzichen, würde viel- eiht mit der Regierungsvorlage auszukommen sein. Stadthagen hat bei Schiedsgerichte

Ein Vergleih wird immer zulässig

seinem Vorwurfe, Vorsißenden verfahren, Arbeiter oft Stande gekommen sei oder niht, Berlin zwar nicht genannt, Da stelle ih thatsächlich fest, daß die G-werbe- ftre.tsahen in Berlin gegenwärtig nicht von einem Juristen, sondern von einem unbesoldeten Stadtrath, der früher dem Kaufmannsstande angehörte, entshieden werden. dieses abwesenden Herrn muß ich diefe Unterstellung des Abg. Stadthagen ganz entschieden zurückweisen,

S. 48 wird darauf unter Streichung des vou der Kom- mission beschlossenen Zusaßes angenommen.

Zum §. 49, nah welchem gegen die Entscheidungen der Gewerbegerihte dieselben Rechtsmittel zulässig find, wie bei den amtsgerichtlihen Streitigkeiten (also die Berufung an das Landgericht, in dessen Bezirk das Gewerbegeriht seinen Sig hat), hat die Kommission einen Zusaß beantragt, daß die Be- rufung nur dann zulässig sein sol, wenn der Werth des Streitgegenstandes den Betrag von 100 # übersteigt.

Abg. Freiherr von Stumm will diesen Zusatz streichen.

Abg. Klemm (Sachsen) beantragt, stati „Werth des Streitgegenstandes den Betrag von“ zu seßen „Gegenstand der Berufungsbeshwerde den Werth von“.

Abg. Klemm (Sachsen): Die Frage der Berufung in gerichtliten Sachen ist nicht theoretisch, philosophisch, dern nah der Erfahrung zu entscheiden; die in der Kom- fahrungen der bisherigen Gewerbe- ehrheit dahin geführt, die Berufung 100 M. zuzulaffen.

aber gemeint.

«5m Namen

mission vorgetragenen Er gerichte haben aber die V nur bei Abgaben über „Werth des Streitgegenstandes“ läßt zweifelhaft, ob die Streit- summe oder nur die appellable Summe gemeint ist. Mein Antrag will hier Klarheit schaffen.

Geheimer Hegierungs-Rath Hoffmann: Die hat den Beschluß der Kommission dahin aufgefaßt, Berufung der Gesammtwerth de Werth der später erhobenen Bes wiegende Zweckmäßigkeitsgründe sprechen dafür, daß, wenn die Berufung überhaupt an eine Summe geknüpft witd, dies eine Summe in dem eben erwähnten Sinne ist. Parteien müssen alsbald Appellation stattfindet oder nicht.

Abg. Freiherr von Stumm: Jch bin für di der Berufung. Der Arbeiter hat kein Interesse d endgültiges Urtheil und sofortige Vollstreckung bei dem Ge- werbegeriht zu erlangen; er wird noch vollkommen in der Lage srin, wird, sich von dem Arbeitgeber zu vershaffen. Der Arbeit- gen wird später unter Umständen nicht zu seinem 1 Ausfluß führt zur Erleichterung der Vergleiche ; Statistik der Gewerbegerihte beweist aber das Gegen- theil. Die Zulassung der Berufung wird nicht eine Menge Berufungen hervorrufen, sondern dahin wirken, daß die jedenfalls einheitliher wird. die JFnteressenvertretungen endgültig ent- weil dem Einzelnen nicht freisteht, sich

Der Ausdruck

Regierung daß für die r ersten Jnstanz und nicht der chwerde entscheiden soll. Ueber-

E ist. Die Gerichte und übersehen können, ob später eine

Zulassung

nah der zweiten Jnstanz das, was ihm zugesprochen

aeber hinge Recht mehr kommen rufung, sagt man,

Rechtsprehung fkorrekter, wäre sehr bedenklich, scheiden zu lassen,

unter die Schiedsgerichte zu begeben, wie es bei anderen Schied3gerichten der Fall ‘ist. Die Erfahrung / bei den rheinischen Gerichten, deren Vorsitzende von den Handelskamniern nah Anhörung des Regierungs-Präsidenten crnannt werden, können für uns nit entscheidend sein, um so weniger als fie nur in großen Städten funktioniren, wo leichter qualifi-

zirte Beisiger sich finden, und sie durch ihr langjähriges Be-

stehen ein hohes Ansehen sih erworben haben. Die Gewerbe- gerihte nah diesem Gesege sollen ja aber in jedem beliebigen Orte dur Ortsstatut eingeführt werden können. Jm Jahre 1878 waren alle Arbeiter dafür, daß ihnen die Berufung nicht verschränkt werde. Seitdem hat im Algemeinen die Jdee der Berufung erheblihe Fortschritte gemacht. Auh bezügliß der Entscheidungen der Strafkammern neigt die öffentliche Meinung immer mehr der Wieder- einführung der Berufung zu, niht bloß die Juristen. Die Schiedsgerichte bei Unfällen sind ja ebenso zusammengeseßt, wie die Gewerbe-SchiedsgeriYte; ein Furist ist Vorfißender, und ein Arbeiter und ein Arbeitgeber sind die Beifiger. Häufig wird gegea die Entscheidungen der Unfall-Scieds- gerihte Rekurs eingelegt; wenn Sie diesen Rekurs streichen, so würden Sie die allergrößte Unzufriedenheit unter den Arbeitern erzeugen, und ic bin erstaunt, daß gerade von Seiten der Sozialdemokraten, die die Jateressen der Arbeiter in erster Linie vertreten oder zu vertreten wenigstens behaupten, die völlige Beseitigung der Berufung beantragt wird. Die Sozial- demokraten haben selbst seiner Zeit in ihrer Novelle zur Gewerbeordnung die Berufung an die Arbeitskammern gefordert. Wenn die Theorie der Sozialdemo*ratie rihtig wäre, daß der Vorsizende des Gewerbegerichts, als von der Stadtvertretung gewählt, ein Vertreter der Kapitalisten sein wird, so würde dieser ja mit dem Arbeiter zusammen jedes Mal die Ma- jorität in dem Gewerbegericht bilden. Man macht gegen die Berufung die Kosten dieses Verfahrens geltend. Einem Vor- schlage, die Berufung an die Landgerichte mit gewerblichen Beisizern einzuführen, würde ih meinerseits sehr gern zu- gestimmt haben. Jh sehe in der Wiederberst:llung der Be- rufung einen erheblichen Theil des Arvbeitershußes, erheblicher als manche Paragraphen der Gewerbenovelle sind, über die wir in der Gewerb:kommission tagelang diskutiren. Mancher Theil des Arbeitershußes ist wirkungslos, wenn wir nicht dafür sorgen, daß dem Arbeiter in den gewerblichen Streitig- keiten Gerechtigkeit widerfährt. Wenn mein Antrag auch heute keine Aussicht auf Annahme hat, so habe ih doch die Hoffnung, daß Sie nah Jahren ihn annehmen werden.

Abg. Singer: Die Ausführungen des Herrn von Stumm stimmen überein mit dem heutigen Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, in welchem mir zum Vorwurf gemacht wird, daß ih die Gewerbegerihte zum Tummelplaß sozial- demokratisher Agitationen machen wolle. Hr. von Stumm scheint ein stiller Mitarbeiter der „N. A.“ zu sein. Jch habe nur gesagt und daran balte ih fest, daß es allerdings im Interesse der Sozialdemokratie liegt, daß Mitglieder der sozial- demokratischen Partei in den Schiedsgerichten sigen, weil dadur eine gerechte, sahgemäße und vernünftige Urtheilsfällung garantirt wird. Daß das Vorhandensein von Sozialdemokraten in den Schiedsgerichten diese niht zum Tummelplaß sozialdemokra- tischer Tendenzen macht, wird mir Herr Miquel bestätigen in Bezug auf das Gemwerbeschiedsgeriht in Frankfurt a. M., das seiner überwiegenden Mehrzahl nach aus Sozialdemokraten besteht. Die Einfühcu:-g der Berufung gegen die Urtheile oer Gewerbegerihte halten wir für be- denklich, Der Hinweis auf die Berufung bei den Unfall- erkenntnissen ist nicht zutreffe:d. Was die Berufung bei dem Reichs: Versicherungsamt so werthvoll macht, ist die Mög- lichkeit, alcidhartige präjudizielle Entsheidungen für dieses Gebiet zu bekommen, Dies fällt bei der Berufung an die Amtsgerichte vollkommen fort. Fachjuristen haben von diesen gewerblihen Verhältnissen nihr die genügende Kenntniß und sie vershleppen nur die Sache. Die vorläufige Vollstreckbarkeit der Urtheile garantirt auch nit, daß der Kläger zu dem R:cht kommt, was er erstreiten will, denn es steht ja immer noch die Berufung offen. Allenfalls würde durch einen Senat beim Gewerbe- geriht die Sache nahzuprüfen sein. Daß die Berufung nur bei Streitobjekten über 100 M zulässig sein sol, kann ih als eine Verbesserung niht anerkennen. Winn man überhaupt die Berufung für zulässig hält, dann hat daë kieine Objekt dieselbe Berechtigung wie das größere. Die Berufung an die Landgerichte is vollends bedenklich. Dort herrs{t der Anmwaltszwang, und die Sahe würde für die Parteien sehr kostspielig werden. Eine Erweiterung des Armenrehts widersprähe dem Geiste dieses Ge- seßes und unserer Auffassung von der Gleichberehtigung der unbemittelten mit den bemittelten Bürgern, ganz abgesehen von der politishen Benachtheiligung. Gelehrte Gerichte mit juristishen Fincssen führen viel weniger zu guten Entschei- dungen, wie die sahlihen Entscheidungen der Gewerbegerichte. Der Vergleih mit den Arbeitskammern ist nicht zutreffend. Denn die Arbeitskammern sollen aus Sachverständigen zu- sammengeseßt werden. Die gewöhnlichen Gerichte sind es nicht.

Abg. von Cuny: Jh bitte Sie um Annahme der Kommissionevorlage, weiche einen Mittelweg darstellt. Die Berufung wird zulässig sein bei den größeren Streitgegen- ständen, bei welhen sich auch eher verwickelte R rge zeigen werden. Die Entscheidung der Landgerichte, welche auf Grund folher Berufungen erfolgen wird, wird dann au ein Piäzedenz bilden für die weiteren Entsheidungen der Gemwerbegerichte.

Bei Objekten unter 100 # würden die Gewerbegerichte ausreichen.

Darauf wird die weitere Berathung vertagt.

Präsident von Levet ow theilt mit, daß die Jnterpellation Thomsen zurückgezogen ist.

Schluß 3 Uhr.

Die Seefeuer der deutschen Küsten.

Vom Civil-Jngenieur L. A. Veitmeyer liegt ein mit Unterstüßung des preußischen Ministers der öffentlichen Ar- beiten als Manuskript gedrucktes, höchst interessantes Werk über die „Seefeuer (Leuchtthürme) und Leuchtschiffe der deutschen Küste.: und diejenigen Binnen- und Einsegelungsfeuer, welche mit Fresnel’shen Apparaten oder Fresnel'’shen Laternen aus- gerüstet sind“, vor.

Ein Blick auf die dem Werke beigegebene Karte zeigt, daß die Feuer an den deutschen Küsten bis auf eine kleine un- bedeutende Stelle vor der Frishen Nehrung bei Kahlberg geschlossen sind, und daß an der westlichen holsteinshen Küste

zwischen der Mündung der Eider und Elbe wohl nohch t Deckung des Festlandes ein oder zwei kleine Feuer erwünsht wären. Die Feuerkreise shneiden sih in meist hinreichender Entfernung von der Küste, aber nur bei mittlerer Luft. Bis vor nicht langer Zeit galt dies als ausreichend. Aber die über alle Erwartung gesteigerte Schiffahrt, die mit der allgemeinen Benußung der Dampfschiffe und mit ihrer immer zunehmenden Größe außerordentlich erhöhte Geschwindigkeit derselben und damit auch der Gefahren hat das Bestreben hervorgerufen, die jeßt für mittlere Luft, etwa 180 Tage im Jahre, auftretenden Lichtkreise auch für ungünstigere Luftbeschaffenheiten, ja selbst für nebelige Luft oder etwa 309 bis 320 Tage zu decken. Namentlich Frankreih hat angefangen, planmäßig in dieser Richtung vorzugehen und seine Seefeuer dementsprehend zu lichtstärkeren umzubauen, und auch in England ist dies bei den Neubauten geschehen.

Die hierzu erforderlihen Lichtstärken sind aber den bisher angewendeten gegenüber jo gewaltige, daß allein elektrisches Licht, und auch dies nur in Apparaten, welche als Blinkfeuer oder als mehrfahe Apparate gebaut sind, dieselben liefern kann. Sind z. B. für 5 geographishe Meilen = 20 See- meilen bei mittlerer Luft, etwa 180 Tage im Jahr, etwa 600 becs. Carcel für Mineralöl erforderlih, so werden für nebelige Luft, etwa 300 bis 320 Tage im Jahr, etwa 700 000 b. C. derfelben Lichtquelle nöthig. Beides selbstver- ständlih vom Apparat ausgehend. Für 16 Seemeilen stellen fih obige Zahlen auf etwa 180 und 50000 b. C. Nun hat aber das elektrishe Licht nicht dieselbe Nebel durhdringende Kraft wie das Mineralöl-Licht, weil es weniger rothe Strahlen enthält, weiche allein bei nebeliger Luft wirksam bleiben. Das Verhältniß beider zu einander ist nah den dem Verfasser zu Gebote stehenden Quellen reihlich 1:2, Jn diesem Ver- hältniß wären also die ersteren der obigen Zahlen noch zu erhöhen, wenn 20 Seemeilen, die Sichtweite der deutschen jezigen Feuer T. Ordnung bei mittlerer Luft, als Nocm bei- behalten würden, ein Maß, auf welches ungefähr die Ent- fernung der deutschen Leuchtthürme gegründet ist. Eine Be- \chränkung auf weniger als 20 Seemeilen für nebelige Luft müßte daher wohl eintreten.

So gewaltige Lichtquellen sind nur mit sehr kräftigen Dynamo- und Kraftmaschinen zu erreihen, für welche beider- seits auch starke Reserven vorzusehen wären. Auch wären durgehends neue Leuchtapparate und auch neue Laternen zu beschaffen. Die mit so hohen Kosten hergestellten jeßt vor- handenen, größtentheils ganz neuen Apparate und Laternen wären, wenigstens bei dem heutigen Stand der Dynamso- Elektrik, zu verwerfen. y

Den elektrishen Feuern gegenüber sind aber Bestrebungen aufgetreten, auch die Mineralölfeuer in ihrer Wirkung zu beben. Es beziehen fih diese Bestrebungen einmal auf die- jenigen Apparate, welche von Wigham zuerst vorgeschlagen und ausgesührt wurden und als zweifache, ja dreifache über ein- ander gebaute Apparate, jeder mit selbständigem Brenner ver- sehen, zu bezeihnen sind; sodann aber auf die Brenner selbst, indem Mineralölbrenner bis zu 7 Dochten (gegen 5 bei den deutshen Thürmen) oder Gasbrenner von großem Durhmesser eingeführt worden sind. Fs von letzteren wenigstens vorläufig für die deutshen Thürme der Anlagen der Gazanstalten am Thurm wegen abzusehen, so regt doch der Verfasser im Vorwort die Frage an, ob nicht mit 6- bezw. mit Tdoctigen Brennern bei den Apparaten T. Ordnung versuhs- weise vorzugehen sei. Die deutshen Thürme I. Ordnung hatten für Rüböl seiner Zeit vier, diejenigen 11. Ordnung drei Dochte ; bei der Einführung des Mineralö!s erhielten sie 5 bezw. 4 Dothte, doch sind bei den Apparaten Ikl. Ordnung auf Darscherort und Hiddensoe bereits 5 dohtige Brenner mit Erfolg im Dienst. Es wären dementsprechend für I. Ord- nung 6 oder 7 Dochte anzustreben, und bietet die auf dem Königlich preußishen Bauhofe zu Grabow a. O. unter Leitung des Ober-Maschinen-Jnspektors Truhlsen eingerihtete Ver- suchsanstalt zu den nöthigen Vorversuchen die beste Gelegen- heit. Es empfehlen sich zu diesen die Douglas-Brenner, sowie die Fresnel-Brenner. Diesem Vorschlage entsprehend, bean- tragt der Verfasser weiter, auf allen Seethürmen IT. Ord- nung also auf Brüsterort, Funkenhagen und Buckspize Brenner mit 5 Dochten einzuführen, was ohne erhebliche Schwierigkeiten geschehen könne.

Auf noch eine Aenderung, und zwar an den Apparaten der Blinkfeuer mit Blinken in der ganzen Höhe des Apparates (holophotal), w2lche gelegentlih vorgenommen werden sollte, weist der Verfasser hin. Als der erste derartige Apparat an den deutshen Küsten (Groß-Horst) 1866 gebaut wurde, war in allen Ländern das Bestreben vorherrshend, das ganze vor- handene Licht zusammenzufassen, lbst auf Kosten d. h. unter Beschränkung der Lichtwink:l und dadurch der Dauer der Lichterscheinung d. h. des Blinkes. Die entgegenstehende Ansicht, daß ein angemessenes Vergrößern des Lichtwinkels und dadurch der einzelnen Lichtersheinungen eine Ver- längerung des Blinkes für die Praxis werthvoller und ohne irgend eine wesentlide Schwähung der Licht- stärke möglih sei, mußte damals zurücktreten. Die an- gedeutete Vergrößerung ist einfah und leiht durch ein Ver- seßen der Axen der Polyzonal-Linsenschirme gegen einander, d. h. ein Voreilen der Schirme der Kuppel und des Unter- theiles gegen diejenigen des Tambours hervorzurufen. Für Groß-Horst ist alles hierzu Nöthige seiner Zeit mitausgeführt worden, und ist diese Anordnung zur Verlängerung der Blinke bei Wangeroog und Hiddensoe auch in Wirksamkeit und hat sich auf das Beste bewährt. Dasselbe dürfte mit Vortheil bei allen Blinkfeuern 1. Ordnung einzuführen sein.

Schließlih geht der Verfässer noch auf einen Punkt ein, nämlih auf das System, nah welchem die Kennzeihnung der Feuer längs der deutschen Küsten gewählt ist. Als in der ersten Hälfte der sechziger Fahre mit dem Bau neuer Thürme an der Ostsee vorgegangeu werden sollte, hatte derselbe darauf hinge- wiesen, daß ein Plan zunächst für die ganze Küste aufzustellen jei, nah welchem die einzelnen Thürme nah Bedürfniß auszu- führen wären, um später eine geschlossene Kettein planmäßiger Ab- wechselung zu bilden. Zeine Vorschläge für die Ostsee wurden auf einer Berathung zu Stettin ange: ommen, ebenso wie die- jenigen für die Nordsee auf der betreffenden Berathung zu Berlin. Leßtere sind auch ausgeführt, an der Ostsee dagegen sind 2 Aenderungen angeordnet worden. Wird nun auch vorläufig wohl Nichts in den jegigen Kennzeihnungen der Feuer geändert, so giebt viellciht der Umbau des alten Feuers auf Arkona bezw. die Einführung elektrisher Feuer Gelegen- heit, auch an der Ostsee ein einheitlihes System aufzu- nehmen, nämlich dahin gehend: für alle Häfen- und Ein- segelungsfeuer das feste Feuer zu wahren, alle Vor- gebirge und zu vermeidenden Küstenpunkte mit den

jo viel stärkeren Blinkfeuern, Gruppen - Blin uern Doppelfeuern, unterbrochenen Feuern Ie mit so- daß die Häfen {on dur ihre Feuer sich unmittel- bar als solhe kennzeihnen würden. Hierdurh wäre dem Schiffer eine niht hoh genug anzushlagende Sicherheit zur Bestimmung seiner Fahrt geboten. Nur 3 Feuer würden bei der M Ee zu verändern sein: Arkona, Funkenhagen, Stolpin; alle übrigen entsprehen dem genann- ten System. Nothwendigkeit einer Aenderung is vor Allem bei Arkona vorhanden, welches das gleiche Feuer wie der nahe Hafen Swinemünde, nämlich festes Feuer zeigt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

_ Eine von 40 Personen am 20. Juni besuchte Versammlung der Gärtnergebülfen in Leipzig berietb, der „Leipz. Ztg.* zufolge, die Lobnbewegung. Die \{on vor einiger Zeit aufgestellten Forderungen bestehen in 11 stündiger Arbeitszeit , Arbeitsruhe an jedem zweiten Sonntag bez. gänzliche Abschaffung der Sonntagsarbeit, 24 A Monats- lohn bei freier Station oder 15 #4 Wochenlohn ohne freie Station und endlih 35 =& Lohn für Ueberstunden. Nah dem Bericht der Lohnkommission hat der Verein der Arbeitgeber, dem diese Forderungen unterbreitet worden, die Antwoet ertheilt, daß man keine Veranlassung finden könne, wegen der berührten Punkte mit der Lobnkommission in Unterbandlung zu treten. Die Verjammlung schien von der sofortigen Durchführung der e ederitallen abseben und an dieselbe erst im nächsten Frübjabr gehen zu wollen. Wie das genannte Blatt ver- nimmt, ift die glatte Ablebnung der an sih nicht unbillig ers{heinen- den Forderungen weniger auf eine grund\äßlihe Abneigung der Ar- beitgeber gegen eine Aufbesserunz des Lohnes der Gehülfen, als viel- mehr darauf zurückzuführen, daß man den Gazitenacbeitern, aus denen si die Gärtnerverfammlungen zusammenseßen follen und der von ibnen gewählten Kommission nicht das Recht zugesteht, im Namen der Gehülfenschaft aufzutreten.

„Der Scneidergehülfen-Ausftand in Hannover in diesem Frühjahr hat, wie die „Magdb. Ztg.“ berihtet, zur Folge gehabt, daß die meisten Inhaber von Herrengarderobegeshäften eine freie Vereinigung neben der Innung zu dem Zwet gründeten, gemetis- same Interessen zu fördern und besonders jede unbere{tigte Lobn- bewegung oder Geshäftssperre dur gegenseitige Unterstüßnng mösg- lichft wirkungslos ¿zu machen,

Zum Strife der Bauarbeiter in Stettin schreibt die „Pomm. Reichépost“ : Am 21, Juni waren die auéständishen Maurer- und Zimmerleute versammelt, um zunäcbst einen Vortrag des Maurers Lorenz aus Hamkurg entgegenzunehmcn, welcher in 13 ftün- diger Rede _ über „die Lage ter Bauarbeiter Deutschlands und die Strikes älterer und neuerer Zeit“ spra und mit der Mahnung \{1oß, an den einmal aufgestellten Ferdernogen festzubalten. In der nuamebr folgenden lebhaften

iskussion wurde die Lage der ftrikenden Bauhandwerker besprochen und die Maßregeln der Arbeitgeber abfällig kritisiut. Namentlich sei Werth darauf zu legen, die ron autwärt5 kommenden Kollegen über die Lage der Bewegung aufzuklären und mit allen Mitt-ln zu ver- ¡uhen, fie nieder zum Verlassen der Arbeit zu veranlassen Hr Berger, der Führer der Kalk- und Steinträger, mate Mittheilung von einem in der ebenfalls gestera abgehaltenen Versammlung seiner Kollegen gefaßten Beschluß, wona dieselben gesonnen find, unter allen Umständen an dem Generalstrike festzu- halten und die Arbeit nit eber aufzurebmen, bis auc die Forde- rungen der Maurer und Zimmerleute bewilligt sein würden.

Ueber die Bokbris@’\che Brauerei, in welcher die \ch{lsis&en Baukhandwerker untéergebracht und be\chäâftigt worden sind, wurde der Boykott verhängt, bis die ausnärtigen Arbeiter wieder entlassen sein würden.

Zu der Arbeiterentlassung in St. Ingbert giebt die „Saarkr. Ztg.“ folgende berichtigerde Mittbeilung: In St. Ingbert ift Seitens des Königliwen Bergamts 125 Bergleuten die Arbeit zum 1. Juli cr. gekündigt worden. Während der Strikebewcgung auf den preußishen Saargruben hatte die bayverishe Grubenverwal- tunz fo viele Lieferungëaufträge erhalten, taß eine Vermehrung der Belegschaft nothwendig war, Mit der Wicderkehr regel- mäßiger Förderung in Preußen vermirderten sich aber diese Austräge für die St. Ingberter Gruben, deren Koktlcnflögz ohnehin bald abgebaut werden düifte. Aus allen diefen Gründen empfahl si eine Verminderung des Arbeiterbeftandes. Mit einer Maß- regelung wegen des leßten Strikes tat die Ablegung ganz und gar nichts zu tus, und es beruben die gegentheiligen Behauptungen der „Franif. Ztg.“ und anderer Vlätter auf Unwahrheit Richtig ift es indeß, daß die Maßregel auf die Strikeluft der Arbeiter sehr abküh- lend gewirst hat l

Aus U ltona schreibt die „Hamb. Böcfenhalle* ; Von dem Ver- bande der Baugewerke des Städtekompleres sind Bogen an die Mitglieder in Umlauf gescßt, um die Anzabl der in den ein:elnen Betrieben beschäftigten N aurer und Zimmerer feststellen. Es siebt für Lltora-Ditensen noch die Liste von 18 Meistern aus, wo- dur die Anzahl bedeutend vermekbrt wird. Abgesehen von den Er- aebnissen dieser ist konstatirt, daß etra 809 Maurer im kicsigen Bezirk jeßt arbeiten. Da die Meister hinreichend mit Arbeitern ver- sehen sind, beabsichtigen sie, demnächst das Publikum zu ersuchen, ibnen Aufiräze von Neubauten wieder zuzuwenden.

Die berciis zu einem Verbande zu \c{iedsgericktlichen Zwecken vereinigten Eisen- und Stablindustriellen Berlins haben jeßt au), wie versiedene Blätter melden, diz Organisation eines Arbeitsnachweises für Berlin bes&lossen. Auch hieran sind die sämmtlichen Arbeitgeber in der Eisen- und Stahlindustrie Berlins otne Auênabme betheiligt. Es wird ein Na&weisebureau errictet werden, bei dem fämmilihe Vakanzen anzumelden sind und obne dessen Mitwirkung kein Arbeitgeber einen Arbeiter einstellen wird.

Wohlfahrts-Einrichtungen.

Geh, Kommerzien-Rath Kr upp in Effen bat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zwei neue Wohlfahrtseinri&tungen getroffen: eine Unfall- versierung der Beamten und eine Beamten-Pensions-Wittwen- und Waisenkasse. Die Kosten der Unfallversicerung träat ausschließlich die Firma; den Beamten ist es freigestellt, ob sie Entschädigung na den dafür aufzestellten Bestimmungen oder nach dem Hastpflihtgeseß beanspru&en wolien, Sur die Pensionskasse hat die Firma ein Kapital von einer halben Million Mark hergegeben und wird jährlich an Zuschüfssen eben- soviel zahlen wie die Mitglieder. Der Pensionsanspruch wird begründet dur Dienstunfähigkeit rah fünfjähriger Mitgliedschaft, dur 35jährige Mitgliedschaft, na Erreicung des 66. Lebensjahres oder dur Pensionirung auf Antrag der Firma. Die Pension be- träat rach vollendetem fünften Beitragsjahre 15/¿ des Diensteinfom- mens und steigt jährli um !/eo bis zum Hötstbetrage von #*/60. Die Beamten haben ein Eintrittsgeld in Höbe eines Monatégehalts und tinen Beitrag von 39%/o des Diensteinkommens zu leisten.

Zur Lage der Landwirthschaft.

__ Die Einnabmen der Landwirthe sind im Reg.-Bez. Köslin zufolge des vorjäbrigen \{lechten Erdrushes aus dem Getreide durckchweg gering geblieben und baben in sehr großem Umfange zum Ankauf des f¿hlenden Saatkornes verwendet werden müssen. Die Lage der Landwüthe ift daher, wie uns von dort geschrieben wird, ungeacktet der bößercn Viebpreise nah wie vor eine gedrückte.

Die auffallende Erscheinung, daß aus einzelnen Theilen des Regierungsbezirks Gumbinnen die Arbeiter, obwohl sie überall genü- gende Beschäftigung bei guten Löhnen finden könnten, nah den west-

lichen Provinzen auswandern, bestebt nach wie vor. Unter dem hier- e entstehenden Arbeitermangel haben die ländlichen Besitzer {wer zu leiden.

Verein für Sozialpolitik,

, Die diesjährige Generalversamwlung des Vereins für Sozial- pclitik wird am 26. und 27. September in Frankfurt a. M. ab- gehalten werden. Gemäß der Tagesordnung werden zunächst die Herren Landtags- Abgeordneter Sombart und Ober-Präsident a. D. von Ernsthausen über „die Reform der Landgemeinde-Ordnung in Preußen“ referiren; den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bilden „die Arbeitseinftellungen und die Fortbildung des Arbeitsvertrags*. Der Verein wird wenige Wochen vor der Versammlung _ein2 darauf bezügliche Verecins\{rift sowie eine Abhandlung Oldenbergs über die rheinisch-wefst - fälis he Bergarbeiterbewegung an seine Mitglieder versenden. Die Vereins\ch{rift wird durch ein Referat des Profefsors Brentano über das Thema eröffnet werden, der es auß übernommen hat, die Dekatte der Versammlung mit einem kurzen Vortrag vom Stand- punkte der Interessen der Gesammtheit eirzuleiten. Neben ihm sind zwei Korreferenten bestellt, und zwar wird Herr Bueck, Geschäfts- führer des Centralverbardes deutscher Industrieller, die Frage vom Standpunkte der Arbeitgeber, das Reichstagsmitglied Herr Redacteur Stögzel dieselbe vom Standpunkte der Arbeiter behandeln. Au ift zu erwarten, daß die vershiedenen z. Z. in Deuts§land vorhandenen lozialpolitischen Bestrebungen dirch repräsentative Männer in der De- batte vertreten werden. L

Man darf hoffen, daß für die Berathungen des Vereins, der nunmehr seit 18 Jahren den wichtigsten Gesezeëvorlagen auf ver- waltungsrechtlichem wie auf sozialpolitishem Gebiet vorgearbeitet hat, fi aus allen Kreisen der Bevölkerung ree Theilnahme kundgeben wird. Die Aufnahme in den Verein für Sozialpolitik, mit welcher selbstverständlih das Recht, si an den Verhandlungen zu betheiligen, verbunden ift, erfolgt zu jeder Zeit auf scriftlibe Anmeldung welcher 10 M Jabresbeitrag beizulegen sind bei dem Schrift- führer (Verlagsbuhhändler C. Geibel _in Leivzig); sie kann au gelegentlich ter Generalversammlung selbst bewirkt werden. Der Eintretende erbâlt die sämmtlichen Vereinsypublikationen des laufenden JIabres, die sich zumeist auf die Gegen|tände der Tagesordnunz beziehen, unberechnet zugesandt.

Elektrische Eisenbabnen.

__In den Vereinigten Staaten von Amerika finden die elcktrischen Eisenbabnen in immer ausgedehnterem Maße Verwendung, wie folgende, den „Eng. News“ entnommene Zusammenstellung ausweist. Es wurden erbaut bezw. in Betrieb gesetzt: elektriscke

Babnen

mit einer und einer

im Jahre Babnlänge

überbaupt (km) 3 12

O o E E f S T Tad «atis 5 45

In uer, etc +3 7 46

E S 210

1829 im 1. Halbjabre .. 19 181 184,

Da am 1. Juli 1889 noch 42 elektrishe Bahnen mit einer Bahr- länge von 428 km und 364 Wagen im Bau begriffen waren, so be- trug die Gesammtzahl der am Sluß des genannten Jahres im Ge- biete der Vereinigten Staaten vorhandenen Bahnftrecken 109; die- Bea taten eine Bahbnlänge von 922 km und einen Wagenpark von 46 Stü.

Roheisfen-Produktion.

Nath den ftatistishen Ermittelungen des Vereins deutsHer Eisen- und Stahlindusftrieller belief si die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (eins{chließlich Luremburgs) im Monat Mai 1890 auf 400 234 É darunter Puddelroheiscen und Spiegeleisen 187 228 t, Bessemerroh- eisen 45 862 t, Thonmiasërohcisen 123813 t und Gießereiroheisen 43 331 t, Die Produktion im Mai 1889 betrug 306 299 t, im April 1890 398 457 t. Vem 1, Januar bis 31. Mai 1890 wurden produzirt 1 951 731 t gegen 1761 564 t im gleihen Zeitraum des Vorjahres.

Literatur.

Die Großherzoglihen Gärten und Parkanlagen zu Oldenburg, dargestellt in Wort und Bild von Heinri Obrt, Großberzoglibem Garten-Infpektor in Oldenburg. Mit vielen Holzscnitten und landschaftlidben Vollbildern in Libtdruck von Degode, Müllcr-Kacwpf u. W. Otto. Oldenburg und Leipzig, 1890. Sculze's@e Hof-Buchandlung und Hof-Bucbdrvckerei A. Schwarg, Die Residenzstadt Oldenburg is wegen ibrer berrliben Garten- anlagen weitberübmt, sie haben ihr fogar den Ehrentitel „Garten- ftadt“ eingetragen, Eire kurzgefaßte Gesci‘e der Entstehung des Swloßgartens und der anderen Iniagen darf daher einer guten Auf- nahme, zumal bei Fach{männern, gewiß sein, da ein solcher, dem seit 33 Jahren die Leitung der in, um und bei der Stadt befindlichen Gärten und Parkanlagen obliegt, dec Verfasser des Butes ift. Aber auc der naturliebende Laie wird seinen intercssant ge\{ricbenen Larlegungen gern folgen und kann daraus ertnehmen, welde Opfer an Zeit und Geld cs kostete, bis Oldenburg sein beutiges Prädikat mit Ret führen konnte, und welde Ausdauer erforderli war, um fo umfangreiche Arbeiten zu fol einem Herz und Auge erfreuenden Abscluß zu bringen. Die geschihtliden Daten beruhen nah der Ver- sicherung des Verfassers auf gewissenhafter Benußung des vorhandenen Aktenmaterials ; Anderes entsiammt mündlichen Ueberiieferungen des 1864 verstorberen Garten-Inspcktors Bosse. Die Aufzeihnungen um- faffen daber gärtnerische Becbachtungen und Erfahrungen, welce einen Zeitraum von ca. £0 Jabren umscließen. Fahmänner werden diese mithin wobk zu nürdigen wissen. Ein besonderer Reiz der Oldenburger Gärten ist es, daß sie der Vogelwelt ein gern gesuhtes und freundlich ge- währtes Heim bieten; Ornitbologen finden denn auch in dem Bube ein von den Hrrn. Museums-Direktor Wiepken und Apotheker Kelp auf Grund jabrelanger Beobachtungen aufgestelltes Verzeichniß der in den Garteranlagen rorkommenden Vogelarten. Obhrt empfiehlt bei dieser Gelegenheit allen Gartenbesitßern die Anpflanzung von pyramidal gezogenen Taxuëbäumen (taxus baccata), weil diefe den Vögeln Schuß gegen Kälte und im Sommer des engen Flechtwerks der Zweige wegen sichere Brutstätten bieten, zu welen Kaßen und anderes Raubgesindel nicht gelangen können. Das Buch ist in drei Abschnitte getbeilt, denen eine allgemeine geshihtli®e Einleitung vorangeht. Am Ausführli{sten is selbstverständlih der sckône Séloßgarten mit seinen Blumen- und Obstpflanzungen, Gewächshäusern und dem Wintergarten geschildert. Der zweite Abschnitt ift dem Oldenburger Thiergarten, dem anmutbigen Everstenbolz gewidmet, der dritte den Wallpromenaden, den S{hloßanlagen und dem Palaisgarten. Die beigefügten Arsihten einzelner besonders \{öner und malerischer Partien des SwWlcßgartens und des Everstenholzes sind nah Zeich- nungen junger Oldenburger Künstler in Lihtdruck reproduzirt. Auch ein Porträt des Gründers des Sch{hloßgartens, des Herzogs Peter Friedrich Ludwig R ziert die Schrift. Die Verlags- buéhandlung hat das Buch außerdem dur reizvoll erfundene Rand- und Kopfleisten, verzierte Initialen und Textillustrationen ge- s{mackvoll ausgestattet. Den zablreihen Fremden, welche all- jährlich auf der Reise nah den heilbringenden Nordseebädern au Oldenburg auf kurze Zeit zu besuchen pflegen, wird der beigegebene Grundriß des S{loßgartens ein bequemer Wegweiser sein. Jm vorigen Jahre war gerade ein Jahrhundert verflossen, seit der erfte Spatenstih gethan wurde zu den jeßigen landschaftlichen Schmuck- anlagen, auf welche jeder Oldenburger mit Stolz und ute blickt. Mit dem Verfafser stimmen wir gern in den Wunsh ein: „Mögen diefe Körper und Geist erquickenden gärtnerishen S{öpfungen denn au ferner zur Zierde Oldenburgs gedeihen, möge ibnen vor allen Dingen aber auch ihr naturliebender hoher Herr, dem sie eng

ans Herz gewachsen, noch lange Jahre als ihr treuester Freund und Beschüßer erbalten bleiben!“ 4 ; Herz, Blut- und Lymvhgefäße, Nieren und Kropfdrüse. Ihre Pflege und Bb eukluns in gesundem und krankem Zustande. Von Dr.Paul Niemeyer, Sanitäts- Rath und Arzt des „Berliner Hygieinishen Vereins“. Leipzig, Ver- lagsbuhbandlung I. I. Weber, (Preis 2 #4) Dieses in zweiter, völlig umgearbeiteter Auflage vorliegende Werk, welches glei bei seinem ersten Erscheinen einer sehr beifälligen Aufnahme begegnet ift, reibt fi den besten Erzeugnissen der populär-medizinishen Literatur an. In gemeinfaßliher und eingebendster Weise giebt der Verfasser, ein bekannter Spezialist, dem belchrungsbedürftigen Laien Aufilärungen über den Organismus und die Funktionen des menshlihen Gefäß- systems, wie au über defsen naturgemäße Behandlung in gesundem und krankem Zustande. Neunundvierzig in den Text gedruckte Ab- bildungen erleichtern das Verständniß und tragen wesentli zur Ver- anshaulichung bei Wanderbuch. Handschriftliße Aufzeichnungen aus dem Reisetagebu von H. Graf Moltke, General-Feld- marschall. Fünfte Auflage. Berlin. Verlag von Gebrüder Paetel. 1890. (Preis 3 46) Inhalt: I Wanderungen um Rom. Aus Graf Moltke’s handscriftlihen Aufzeihnungen au8gezogen und berauëgegeben von Georg von Bunsen. II. Tagebuthblätter aus Spanien. II. Briefe aus” Paris. Als der damalige Freiherr von Mosltke in seiner Eigenschaft als persönliher Adjutant des Seile Heinri von Preußen in den Jahren 1845 und 1846 in om weilte, benußte er die ibm dadur gewordene Muße zur fried- lihen Groberung der wissenshaftlich beinahe unerforshten Campagna di Roma, des berühmtesten Bracfeldes der Welt. Das Er- gebniß dieser Forshungen sind zwei Karten, von denen die eine in zwei Blättern das Auge auf die Orte Veji, Fidenae, Mons s\acer 2c., welbe uns als Knaben bereits lebhaft interessirt haben, lenft, die andere, verkleinerte, die Bodengeftaltung und gewissermaßen das Landschaftlihe der denkwürdigen Gegend ver- anshauliht. Das den beiden Karten als Textbuch beizugebende Werk über die Umgegend Roms, von dem Freiherr von Moltke in der Vorrede u. A. jagt, daß es keine neuen Entdeckungen auf dem Ge- biete der Gesbihte und der Kritik, sondern nur die Meinungen der Forscher in den Rahmen forgfältig geprüster und berihtigter Orts- verbältnifse zu bringen bezweckt, ift ni&t zum Abschluß gediehen, Aus der werthvollen Handschrift theilt Georg von Bunsen zunächst drei Auszüge mit, wele dem Leser das Resultat der Studien unseres großen Strategen über die Entstehung des Bodens der Campagna, über das dâlteste Aussehen der Gegend von Rom, als sie bewohnter zu ‘werden anfing, und über das Klima vorführen. Die Absidt des Freiherrn von Moltke ging dahin, den Leser in systematisGer Ordnung zu jedem Thore der ewigen Stadt hinaus und in jedes hinein zu geleiten, „den Wegen in ihren Verzweigungen aaczugebhen, bei jedem noch fo unscheinbaren Trümmerkaufen till zu stehen“. Eine Reibe erzät lender Aufsätze sollte diese Ruhepunkte bezeihnen, indem sie für jeden Ort der Um- gebung Roms die Geschichten und Sagen, durch welche er bemerkens- werth geworden, auf Grund umfassender Quellenstudien anscwaulich vorfübrten. Von der eigentlihen Wanderung sind kaum etliche Zeilen zu Papier gebracht worden. Von den bistorishen Aufzeihnungen finden fich fünf zum Theil nur bruchstückweise vor. Daher hat ih der Herausgeber auf die Wiedergabe von drei Erzählungen beschränkt, die Rom, wie am Anfang, so am Ende seiner antiken Laufbabn, kenn- zeiwncn: den Auszug der römis&en Bauerschaft nach dem „heiligen Berg“ 494 v. Chr, den Untergang der Fabier am Cremera 477 v. Chr. und die Entscheidungs\chlacht zwischen Konstantin und Marentius 312 n. Chr, Die „Tagebuchblätter aus Spani en“ beweisen von Neuem die Virtuosität, welche Frei- berr von Moltke im rasen Erfassen aller Eigenthümlichkeiten von Land und Leuten sih angeeianet batte. Im Jahre 1846 erbielt der- selbe den Königlichen Befehl, die Ueberführung der Leiche des Prinzen Heinri nach Berlin zu leiten. Während das Schif die Prinzliche

Leiche durch die Pforten des Herakles und um Europa berumführte, benußte er die fur;e Spaune Zeit zu einem fliegenden, aber keineswegs flühtigen Besuch Spantens, wie aus seinem Tagebuch ersihtlich. Jm Jahre 1856 begleitete Freiherr von Moltke den damaligen Prinzen Friedrich Wilbelm, späteren Kaiser Friedrich IIT., als persönlicher Adjutant auf der Reise nach London. Der Rückweg wurde über Paris genommen, um dem Kaiserlichen Hofe einen Besu abzustatten. Den dortigen Aufenthalt schildern die „Briefe aus Paris.

Die „Illustrirte Frauen-Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperbeide, Berlin W., Potsdameritraße 38) bringt in ihrer neuesten Nummer eine komische Novelie „Spätes Glück“ von A. Trinius, wel@e zum Theil im Berliner Dialekt geschrieben ift. Unter dem Titel „Ein Fest in der Unterwelt“ schildert A. von S@weiger-Lerhenfeld ein Vergnügen von Pfingftausflüglern in der berühmten Adelsberger Grotte. Eine fulturgeshihtltche Skizze von Défar Klaußmann hat die „Hof-Etikette“ und ihre Wandlungen zum Gegenftande. S. Münz widmet unter der UVeberschrift „Beatrice und die Frauen Italiens“ einen Beitrag ¡um Beatrice-Jubiläum in Florenz, Vielerlei Anziebendes und Nütßliches finden die Leserinnen in den Abschnitten: „Praktishe Winke für die Reise“, Verschiedenes, Für's Haus, Gärtnerei, Briefmappe, Die Mode, Handarbeiten, Aus der Frauenwelt, Literaris®es. Die vornehme illustrative Ausftattung der Zeitung ift bckannt. Die der großen Ausgabe beiliegende Mode- Nummer bietet das Neveste und Scyönste in Sommer-Toiletten und Handarbeiten für Damen, auch sie is reid mit vorzüglichen Illustrationen in Sch{warz- und Buntdruck versehen Die „Illustrirte Frauen-Zeitung“ erscheint in Heften monatlih zweimal mit je 2 bis 3 Doppelbogen; sie enthält jährli 24 Unterhaltungs- urd 24 Mode-Nummern mit Beiblättern, 14 S(nittmuster-Beilagen, 12 große farbige Modebilder, 8 farbige Stickmuster-Vorlagen und 8 Extra-BVlätter zum vierteljährlihen ÄAbonnementspreise von 2 M 90 (einzelne Hefte 50 H). Die große Ausgabe mit allen Kupfern bringt außerdem jährlich noch 36 große farbige Modenbilder, alfo jährlih 64 besondere Beigaben und kostet vierteljährlith 4 4 25 y. Alle Buchhandlungen und Postanstalten nehmen jederzeit Be- stellungen an.

Handel und Gewerbe.

E Berlin, 21. Juni. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ky.) Ia. Kar- toffelmebl 153—167 é, Ia. Kartoffelstärke 1523—164 Æ, IIa. Kar- toffelmebl und -Stärke 133—147 #, feuchte Kartoffelstärke _, gelber Syrup 18}—18} „#, Cavpillair: Erport 202—21 4, Capillair Syrup 19¿—20 Æ#, Kartoffelzucker Capillair 20—20# #, do. gelber 18#—19 Æ, Rum-Couleur 34—35 , Bier-Couleur 34—35 i, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 253—264 Æ, do. sekunda 22{—234 M, Weizenstärke (kleinst.) 36—37 , Weizenftärke (großst.) 40}1—414 M, Hallesche und S(lesishe 403—42 (, Schabe-Stärke 31—32.4, Mais- Stärke 303—31 #, Reisftärke (Strahlen) 453—47 4, do. (Stüdten) 43 —44 e, Bictoria-Erbsen —20 4, Koerbsen 18—21 Æ, Futtererbsen 154—16 M, grüne Erbsen 17—20 #, Leinsaat 22—24 Æ, Linsen, große 26—44 Æ, do. mittel 20—26 é, do. kleine 14—20 Æ, gelber Senf 20—24 , Kümmel 42—44 (6, Buchweizen 15—18 „«, Mais [loco 113—12 Æ, Pferdebohnen 16—18 4, inländishe weiße Bohnen 17—20 5, breite Flahbohnen 20—22 S, ungarische Bohnen 17— 19 , galizische und russische Bohnen 15—17 4, Wien 16—17 , Hanfkörner 17}3—21 „4, Leinkucher 144—15 #4, Weizenshale 9#—10 4, Roggen?leie 9{#—10 4, Rapskuchen 12¿—13} „6, Mohn, weißer 94—68 Æ#, do. blauer 40—46 4, Hirse, weiße 20—23 # Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg. Leipzig, 21. Juni. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4,223 4, pr. uli 4,20 , pr. August 4,17} &, pr. September 4,175 4, pr. ftober 4,173 „4, pr. November 4,17} #, pr. Dezember 4,17} K, pr: Januar 4,17} #, pr. Ms 4,15 #4, pr. März 4,124 4, pr. April 4,125 Æ, pr. ai 4,125 A, Umsay 180000 kg.

Rubig.