1890 / 153 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlih \{chwedis{- nor- wegischen L irklihe Geheime Legations - Nath Bus ch

hat ih zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers und N p s Na Christiania begeben. Während seiner Abwesen- heit von Stoholm is der Legations-Sekretär von Gaertner mit der Erledigung der laufenden Geschäfte beauftragt.

Sigmaringen, 26. Juni. (W. T. B.) Der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. von Goßler begab fih gestern nah der Abtei Beuron und folgte einer Ein- ladung des Erzabts Wolter zum Mittagessen mit den Benediktinern.

: Bayern.

München, 25. Juni. Der Staats-Minister Dr. Freiherr von Lug feierte gestern sein Namensfest. Aus diesem Anlaß übersandte, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, Se. Königliche Hoheit der Prinz - Regent dem hochverdienten Staatsmann einen überaus prächtigen Blumenstrauß; außerdem liefen von den verschiedensten Seiten Blumenspenden und viele Hunderte von Glückwunschbriefen und Telegrammen im Hause des Ministers ein. Das heutige Bulletin lautet: „Nacht gut. Kräfte- zustand läßt noch immer zu wünschen übrig. Nahrungs- aufnahme gestern weniger befriedigend als die Ug M 0 Tage. München, 24. Juni. Dr. Stieler.“ Vorgestern be ute der Erzbischof zum dritten Male den Patienten.

Württemberg.

i Stuttgart. Dem ständischen Ausschuß ift, wie s{chon kurz gem eldet, der Entwurf eines Geseßes wegen Abänderungen und Ergänzungen der Geseße über die Verwaltung der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlihen Körperschaften zugegangen. Von den noach diesem Entwurf eintretenden Aende- rungen des bestehenden Rechts erwähnen wir folgende: gur Zeit wird der Ortsvorstcher aus drei von den

emeindebürgern mittelst Wahl vorgeshlagenen Kan- didaten in Gemeinden I. Klasse (Städten von mehr als 5000 Einwohnern) von dem König, für die übrigen Gemeinden von der Kreisregierung ernannt. Künftig soll der Orts- vorsteher von den Gemeindebürgern gewählt werden und die Wahl der Bestätigung durch den König beziehungsweise die Kreisregierung bedürfen. Jn dem Gemeinderathe sollen künftig Personen, welche mindestens den 4. Theil der Gemeindeabgaben entrichten, in Etatsangelegenheiten Siß und Stimme erhalten. Die Wahlperiode der Mitglieder des Bürgeraus\shusses wird von 2 Jahren auf 4 Jahre verlängert. Der bis jeßt dur Wahl der Gemeindebürger bestimmte Obmann des Bürger- ausschusses soll künftig durch dessen Mitglieder aus ihrer Mitte erwählt werden. Jn den Gemeinden 1. Klasse wird bezüglich des Gemeinde-Etats die Aufsichtsbehörde auf das Recht der Einsprache gegen den vorgelegten Etat beschränkt, in den übrigen Gemeinden verbleibt es bei dem bisherigen Erforderniß der E!atsgenehmigung. Für die Verwaltung der größeren Stadtgemeinden von über 10 000 Einwohnern (der- zeit 11 Gemeinden) können ein oder mehrere Hülfsbeamte (besoldete Gemeinderäthe) durch die vereinigten Gemeinde- follegien angestellt werden und zwar auf bestimmte Zeitperioden (nicht unter 6 Jahren) oder auf Lebenszeit. Diese Hülfsbeamten müssen die zweite höhere Dienstprüfung im Departement der Justiz, des Jnnern oder der Finanzen abgelegt haben. An dem Besland der Amtskörpershaften wird durch den Entwurf nihts geändert, dagegen sollen die Deputirten zur Amtsver- sammlung durh den vereinigten Gemeinderath und Bürger- aus\chuß jeder Gemeinde auf 3 Jahre gewählt werden. Das passive Wahlreht für diese Deputirten wird auf alle Ge- meindeangehörigen ausgedehnt. Neu ist die Bildung cines aus 7 vom Könige ernannten Mitgliedern (richterlichen, Regiminal- und Korporationsbeamten) bestehenden Diszi- plinarhoss für Körperschaftsbeamte, welcher über die Dienstentlassung der Mitglieder der Gemeinde-Kollegien und der Beamten der Gemeinden, sowie der Mitglieder und Beamten der sonstigen dem Ministerium des Jnnern unter- stehenden öffentlichen Körperschaften nach vorangegangenem Disziplinarverfahren entscheidet.

Vaden.

Karlsruhe, 25. Juni. Se. Königliche Hoheit der Geo ßherzog empfing, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, gestern Mittag in Schloß Baden eine Abordnung der Mannheimer Rudergesellschasten, bestehend aus den Herren Dr. Alt und Dr. Eschelmann, welhe Höchstdenselben zu der am 20. Juli d. P stattfindenden Regatta einluden. Der Großherzog 4 eine Anwesenheit in Mannheim bei den Wettfahrten in ussiht gestellt, soweit ihm dies immer möglich sein werde. Für die durh Hagelshlag s{hwer geschädigten Gemeinden in den Amtsbezirken Engen, Stocah und Meßkirch hat der Großherzog eine Unterstüßung von 9000 F und für die Preisvertheilung auf der Ausstellung der Deutschen Land- wirthschafts - Gesellschaft in Straßburg einen Beitrag von 2000 M gespendet.

Die Kronprinzessin von Shweden und Nor- wegen wird, soweit nah „W. T. B.“ bis jeut bestimmt ist, den Sommer in Baden-Baden verbleiben, wo in den nächsten Tagen der jüngste Sohn Jhrer Königlichen Hoheit eintreffen wird. Der Kronprinz wird im August 14 Tage in Baden- Baden verweilen und seinen Besuch im September wiederholen.

Hessen.

Darmstadt, 2, Juni. Se. Königliche Hoheit der Großherzog gedenkt ih, der „Köln. 4 zufolge, mor E zu zehntägigem Aufenthalt nah Schloß Romrod zu

egeben.

Die Zweite Kammer berieth in ihrer heutigen Sißun den Antrag der Abgg. Schröder und Gen., beltottend? die Uebernahme der Kosten aller öffentlihen Schulen auf die Staatskasse, und nahm den Ausschußantrag, die Regierung zu ersuchen, durh Uebernahme der Scullasten für die Volks\hulen auf den Staat die Gemeinden (namentlich die ärmeren) allmählih immer mehr zu entlasten, mit allen gegen 7 Stimmen an.

Waldeeck. Arolsen, 26. Juni. (W. T. B.) Der Fürst von Waldeck und Pyrmont hat dem „Central-Comité zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten

von Bismarck in der Reichshauptstadt“ einen Beitrag von 300 M überwiesen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 26. Juni. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Ernennung des bisherigen Statthalters von Ober-Oester- reich Grafen von Merveldt zum Statthalter von Tirol und Vorarlberg unter Verleihung der Würde eines Geheim-Raths und des Hofraths Freiherrn von Puthon von der Statthalterei in Jnnsbruck zum Statthalter von Ober-Desterreich. Es E

Die Journale besprechen die zehnjährige Minister- Thätigkeit des Finanz-Ministers Dr. von Dunajewski und des Ministers für Landesvertheidigung Grafen Welsersheimb und heben die außerordentlihe Besse- rung der österreihishen Finanzen als Verdienst Dunajewski's hervor. Während seiner zehnjährigen Thätigkeit seien fast 260 Millionen für Jnvestitionen und exceptionelle Auslagen verausgabt und Reformen auf fast

allen ökonomischen Gebieten durchgeführt worden. Ferner sei |-

ein Uebershuß im Budget erzielt und die Herstellung der Va- luta in Angriff genommen worden. Dem Minister von Dunajewski sei es ferner zu verdanken, daß Oesterreih die schweren Aus- gaben für militärishe Zwecke zu tragen vermöge. Graf Welsersheimb habe die einheitlihe Organisation der Land- wehr dur{geführt, deren Mobilisirungsfähigkeit erhöht und es so erreiht, daß die Landwehr als ein Bestandtheil der Armee ins Feld rücken könne. Endlich sei der Landsturm während seiner Ministershaft ins Leben gerufen worden.

Jn Budapest findet, dem „Prag. Abdbl.“ zu- folge, jeßt eine gemeinsame Minister - Konferenz, betreffend die Erweiterung des Militär - Wittwen- geseßzes, sowie betreffend die Militär - Einquar- tirungsfrage statt. Der Finanz-Minister Dr. Ritter von Dunajewski wird außerdem mit dem ungarishen Finanz: Minister Wekerle über die Valuta-Regulirung und die Abänderung der Branntweinsteuer konferiren. Fn Semlin is eine ungarishe Veterinärkommission zu- sammengetreten, um über den Zustand der serbischen Vieh- transporte zu berichten.

Großbritanuiex und {zrlanDd.

London, 2. Juni. (W. T. B.) Die heutige „Morningpost“ erklärt: Nichts könne weiter von der Wahr- heit enifecnt sein als die Behauptung, Helgoland bilde lediglih den Preis für die deutshen Zugeständnisse in Afrika. Der Vertrag mit Deutschland sei diktirt worden durch Rücksichten von unendlich größerer Bedeutung für beide Reiche; höher als alle territoxialen Vortheile müsse das zwischen England und seinem natürlihen Bundesgenofsen hergestellte gute Einvernehmen angeschlagen werden. Üm dasselbe vollkommen und wirksam zu machen, fei erforder- lih gewesen, an Deutschland die kleine Jnsel abzutreten, die für England nuslos sei, aber für Deutschland einen Werth habe. Dadurch habe Lord Salisbury in Europa das in Afrika begonnene freundschaftlihe Abkommen befestigt und die Freund- schaft der beiden Mächte auf e:ne breite dauernde Grundlage zum Gewinn sür beide Theile gestellt. Die Periode der Fsolirung Englands sei nunmehr zu Ende.

(A. C.) Im Unterhause wurde vorgestern nah Erledigung der Anfragen, worüber der Telegraph bereits be- rihtet hat, der erste Lord des Schayamtes von Caine (liberaler Unionist) befragt, ob die Regierung gesonnen fei, an den Artikeln der Lokalsteuervorlage, betreffend die Schließung von Schankwirthschaften, festzuhalten. Smith antwortete, diz Regierung wäre nah reiflicher Er- wägung der zu dieser Vorlage angemeldeten Amendements und der Natur der gegen dieselbe gerihteten Opposition zu der Schlußfolgerung gelangt, daß es im gegenwärtigen Stadium der Staatsgeschäfte thatsählich unmöglich sei, die Vorlage gänzlich zur Annahme zu bringen. Die Vorschläge der Vorlage mit Bezug auf Schankgerechtigkeiten beständen aus drei Theilen: 1) die Verwendung eines gewissen Theiles der neuen Steuer auf berauschende Getränke für die zwangsweise Schließung von Wirthschaften; 2) die Grafschaftsräthe zu ermächtigen, Wirthschaften kaufen und schließen zu können, und 3) die Einstellung der Ertheilung neuer Schankkonzessionen. Der §. 1 hätte bereits die Zustimmung des Hauses anläßlih der zweiten Lesung fowie in der Kom- missionsberathung erhalten, und die Regierung gedenke an demselben festzuhalten. Den §8. 2 ziehe fie zurück, gedenke aber, dem Hause vorzuschlagen, daß die für die Schließung von Wirthschasten ausgeworfenen Gelder (350 000 Pfd. Sterl. jährlih) angesammelt werden sollen, bis das Par- lament über deren Verwendung eine Bestimmung tref. Der §. 3, demzufolge keine weiteren Schank- kfonzessionen ertheilt werden sollen, habe die Zustimmung aller Parteien des Hauses. An diese Erklärung des Ministers knüpfte fich eine kurze Erörterung, im Verlauf welcher Gladstone, Sir W. Havcourt und andere Mitglieder der Opposition sich abfällig über den neuen Vorschlag der Re- gierung, betreffend die Ansammlung der sür die Schließung von Wirthschasten ausgeworfenen Gelder, äußerten. Smith beantragte hierauf die Niedersezung eines Sonder-Aus- \chusses, welcher prüfen foll, ob mittels einer abgekürzten Prozedur over in anderer e die Erörterung von Vorlagen, welche vom Hause bereits theilweise erwogen worden, in nächstfolgender Session desselben Par- laments erleihtert werden könnte. Dieser Antrag wurde, nachdem sich Gladstone im Laufe einer längeren Diskussion zustimmend darüber geäußert, ohne Abstimmung ange- nommen.

Die für den neuen Vorschlag der Regierung ungünstige Entscheidung des Unterhauses wird voraussichtlich die o e haben, daß die Regierung diejenigen Abschnitte der

okfalsteuervorlage, welhe auf die Behandlung der Schankwirthschaften Bezug haben, gänzlich fallen läßt. Durch einen solchen Schriit dürfte die Regierung die liberal-unionistishen Anhänger, deren Treue durh die er- wähnten Klauseln etwas wankend geworden war, zufrieden- stellen und ihre Stellung wieder befestigen. Die F ührer der liberal-unionistishen Partei Lord Hartington und Mr. Chamberlain nahmen gestern an einer Minister berathung Theil, in welher sie die Preis- gebung der erwähnten Klausel dringend anempfahlen. Jn diesem Falle, so wurde den Ministern versichert, würde ihnen künftighin die treue Unterstüßung des liberal-unionistischen &Slügels nit mangeln. Es verlautet, daß die Minister Go schen und Ritchie anfänglich die Beibehaltung der erwähnten Klausel der Schanksteuervorlage als Bedingung ihres Verbleibens im Kabinet stellten, aber Angesichts der drohenden Haltung der liberalen Unionisten nachgaben und gegen ein L der Klausel nihts weiter einzuwenden haben. Unter diesen

Umständen ist daz Schicksal dieser Klausel befiegelt, und in der Donnerstagssißung wird die Regierung voraussihtlich Er- klärungen abgeben, welche die Opposition wie ihre Anhänger befriedigen dürften. ;

Jm Namen des am Hofe von St. James beglaubigten diplomatishen Corps überreihte der französische Botschafter dem Premier Lord Salisbury gestern eine Kollektivnote, in welher Einsprache dagegen erhoben wird, daß die Londoner Distrikts-Verwaltungsbehörden (vestries) in Verlegung der Rechte und Privilegien der Diplomatie die Prätenfion erheben, die von den aus- wärtigen Botschaftern und Gesandten bewohnten Häuser zu b e- steuern. Da die Distriktêbehörden die Steuern von den Mitgliedern des diplomatisher Corps nicht eintreiben können, E kassiren sie die Steuern von den Eigenthümern der Ge- Oa ein. Die Folge ist, daß die Eigenthümer, wenn sie Häuser an Botschafsten und Gesandschasten vermiethen, den Betrag der städtishen Abgaben auf den Miethpreis schlagen. Auf diese Weise hat jedes Mitglied des diplomatischen Corps eine um 25 Proz. höhere Miethe zu zahlen als irgend ein Privatmann. Die Kollektivnote protestirt energisch gegen das Verfahren der Distriktsbehörden und betont das Prinzip der Exterritorialität, welches niht nur auf das von einer Bot- haft oder Gesandtschaft benußte Haus, sondern sogar auf den Grund und Boden Anwendung findet, sodaß auch der Eigenthümer keine Abgaben

- darauf zu zahlen hat. Das diplomatische Corps ersucht Lord

Salisbury, der bestehenden Anomalie ein Ende zu machen, welche seit langen Jahren die Getuïd der am Hofe von St. James beglaubigten Diplomaten auf eine harte Probe gestellt habe.

cFtalien.

Rom, 26. Juni. (W. T. i Der Papst hielt heute Vormittag ein öffentliches Kon]istorium ab, in welhem er den neu ernannten Kardinälen Mex millod und Galleati den Kardinalshut überreihte. Jn einem sich daran an- schließenden geheimen Konsistorium hat der Papst unter anderen Prälaten den Weihbishof G ockel von Paderborn präkonisirt.

Spanien.

Madrid, 25. Juni. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches die Einfuhr von Lumpen aus der Provinz Valencia untersagt wird. Ebenso wird ein Cirkular bekanntgegeben, in welchem die M LIES ten zu energischen sanitären Maßregeln aufgefordert werden.

Aus der Hauptstadt der Provinz Valencia wird ge- meldet, daß Angesichts des vortrefflichen dortigen Gesundheits- zustandes der L T E beshlossen hat, den Jahrmarkt und die üblichen Zulifestlihkeiten abzuhalten. Die Gesammt- zahl aller bisher in der Provinz Valencia vorgekommenen choleraartigen Krankheitsfälle beträgt, laut amtlichen Ausweises, 196, von denen 113 tödtlich verliefen.

Schweiz. Bern, 26. Juni. (W. T. B.) Der Ständerath hat den Niederlassungsvertrag mit Deutschland ebenfalls einstimmig genehmigt.

Türkei.

Konstantinopel, 26. Juni. (W. T. B.) Wie die „Agence de Constantinople“ meldet, cirfulire in diplomatischen Kreisen ein Gerücht, dem von vielen Seiten Glauben geschenkt wird und wonach die Absicht bestehe, die Ver- waltung der ottomanishen Staatsschuld zu beseitigen. Die Konversion der Prioritäts\{huld habe den Anfang gebildet, die Unifikation der verschiedenen Serien der türkishen Schuld werde folgen. Nachdem die Voraus- seßungen fortgefallen, auf Grund welcher 1882 die Einseßung des internationalen Konseils erfolgte, sei dieser überflüssig geworden. Man beabsihtige ferner, die Verwaltung sodann als einen besonderen Theil der Ottomanbank zu gestalten. Der Urheber dieses Planes soll Sir Edgar Vincent, von dem gegenwärtigen englischen Präsidenten der Verwaltung der öffentlichen Schuld, Collaro, unterstüßt, sein. Der Finanz- Minister soll prinzipiell mit dieser Vereinbarung einverstanden sein, da er die Verwaltung der türkishen Staatsschuld von jeher als eine Beeinträchtigung der Souveränetät des Sultans angesehen habe.

Bulgarien.

Sofia, 25. Juni. Der Prinz Ferdinand wird, wie „W. T. B.“ meldet, heute in Sistowo euwvartet, wo der Minister-Präsident Stambulow bereits eingetroffen ist.

Schweden und Norwegen.

(F) Christiania, 23. Juni. Das kommunale Comité für den Empfang Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm hat für die private Dampferflottille folgende Ordnung be- stimmt: Am 1. Juli, Mittags 1 Uhr, versammeln sich die Dampfer westlich von Jldjernet, jedes Schiff mit der National- flagge unter der Gaffel, der deutschen Flagge am Vortopp und im Uebrigen mit Flaggen und Wimpel ge- \{müdckt, wie bei festlichen Gelegenheiten gebräuchlih ist. Nach einem Signal von dem Kommandoschiff „Mjölner“ formirt die Eskadre sich in zwei Kolonnen, die geführi von „Mjölner“ und „Thor“ in geschlossener Linie iangsam südwärts bis zum Fahrwasser ¡wien Spro und Langaaren gehen, so daß die Das E passirende Kaiserliße Eskadre zwischen beiden Kolonnen hindurchfährt. Auf allen Dampfern wird dann die Nationalflagge gesenkt, bis das Kaiserschiff passirt ist. Salutirung mit Kanonen is nicht gestattet. Wenn das Kaisershiff passirt ist, s{chwenken die Dampferkolonnen links und rechts ab und laufen mit voller Fahrt wieder zu beiden Seiten des Kaiserschiffes hinauf, um dasselbe nochmals zu salutiren; vor dem Piperviksfjord, der nur von dem Kaiser- chiffe und den übrigen Kriegsschiffen A werden darf, er- folgt die Aufiösung der beiden Dampferkolonnen.

Das britische Uebungsgeshwader (the training- squadron) unter dem Befehl des Commodore Powlett ist am Sonnabend auf der hiesigen Rhede eingetroffen. Das Ge- schwader besteht aus den Schiffen „Calypso“ (2770 t, 26 Ka- nonen und 314 Mann Besaßung), „Active“ (3080 t, 20 Kanonen und 350 Mann), „Volage“/ (3090 t, 20 Kanonen und 350 Mann), sowie „Ruley“ (2120 t, 16 Kanonen und 230 Mann Besaßung.)

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 25. Juni. Das Repräsentantenhaus lehnte, einem Kabel- telegramm zufolge, sämmtlihe vom Senat zu der

Vorlage nachgewiesen zu haben.

Silberbill angenommenen Amendements, einshließlih degjenigen über die freie Ausprägung von Silber, ab. Die Bill wird nunmehr an den Senat zurückgehen mit dem Antrage, ein aus Mitgliedern des Repräsentantenhauses und des Senats bestehendes Comité zur weiteren Berathung der Frage zu ernennen.

Der Appelthof des Staates New-York entschied,

daß der Zucker-Trust ungeseßlich sei und daß alle

Korporationen, wel{e in denselben eintreten, ihren Freibrief verwirken.

Mexiko. Nach in New-York eingegangenen Meldungen des „W. T. B.“ aus St. Louis handelt es sih bei den Nachrichten von a ngeblicen Unruhen in Mexiko lediglich um das Auftreten einzelner Räuberbanden, weiche Plünderungszüge untern:hmen. Namentlich wurde am 20. d. M. ein Eisenbahnzug von Räubern überfallen. Die den Zug bewachenden Soldaten gaben Feuer, tödteten mehrere Räuber und nahmen den Anführer fest, welcher als- bald erschossen wurde.

Afrika.

Süd-Afrikanische Republik. Praetoria, 23. Juni. (R. B.) Dec Volks raad genehmigte das O System. Die Verfassung verfügt jeßt, daß der Präsident und der General- Kommandant von den Bürgern, welche für die Erste Kammer stimmen, und die übrigen Mitglieder i Vollzugéregierung von der Ersten Kammer gewählt werden ollen.

Parlamentarische Nachrichten.

«in der heutigen (27.) Sihung des Reichstages, weiche: der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von

Boetticher, Dr. von Stephan, Freiherr von Maltahn, der |

Kriegs-Minister, General von Verdy du Vernois, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsh sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Friedens- präsenzstärke des deutschen Heeres, fortgeseßt.

Abg. Payer erklärte sich gegen die Vorlage, wenn nicht weitere Erleichterungen in Bezug auf die Dienst: zeit gewährt würden; die angebotenen könnten feines- wegs genügen, Es sei ein Frrthum der Militärver- waltung, wenn sie glaube, die Nothwendigkeit der ( : Nicht der Hinblick auf das Fortschreiten der Rüstungen in anderen Staaten allein könne maßgebend sein, sondern auch die Rücksicht auf die Wohlfahrt im eigenen Lande. Die Ziffern der Militärverwaltung würden auch durchaus niht zur Annahme der Vorlage führen, wenn nicht andere Erwägungen politischer Art mit in Betracht kämen. Die durch die Vorlage nothwendigen Aufwendungen vertrügen sih niht mit der Leistungsfähigkeit des deutihe:n Volks. Der Schaßsekretär habe auf die Nothwendigkeit der Aufrechterhal- tung der Getreidezölle hingewiesen, aber wehe dem Lande, das Zölle aufrehterhalten müsse, die nur dann ausreichende Erträge ab- werfen, wenn Mißernten das Land treffen. Die neue Vorlage werde sicher im Reih wie in den Einzelstaaten neue Steuern nothwendig machen. Der Reichskanzler meine, diese Vorlage habe mit den Zukunftsplänen nichts zu thun. Man könne aber doch bei der Stellungnahme zu der Vorlage sich niht da- gegen blind stellen, daß sie der erste Schritt zur För- derung des Zukunstsplanes sei. Der Genexal Vogel von Falckenstein habe von der Kaserue als Ferien- kolonie gesprohen. Wenn es wirklich Landestheile gebe, wo die Ernährung noch s{le{chter sei als in der Kaserne, wie fomme man dazu, diefen Landestheilen das Brot noch dur die Zölle zu vertheuecn ? Das Septennat sei thatsählih Seitens der Regierung nie inne gehalten worden. Die Forderung der einjährigen R liaung der Präsenz wolle daher nur einen thatsählihen Rechtszustand auch formell geseßlih her- stellen. Von einer parlamentarishen Viachtfrage und Krast- probe könne dabei nichi die Rede sein. Wer da wisse, wie seit 14 Jahren der Reichstag immer mehr von jeiner Machtstellung zurückgedrängt worden sei, wisse auch zu würdigen, wie wenig Grundlage eine solhe Behauptung habe. Man könnte sie fast nur als einen bitteren Scherz ansehen. Wenn die 6000 Mann mehr Dis- positionsurlauber die Konzession für diese Vorlage vorstellen sollen, dann könne man sich einen Begriff machen, welche ungeheuren Forderungen die Militär- verwaltung für die Konzession der zweijährigen Dienstzeit stellen würde. Für die Refolution Windthorst bezüglich der Zukunftspläne werde die Volkspartei eintreten, um auszudrücken, daß sie auf dem Boden der bisherigen Viilitärorganisation eine Vermehrung der Friedenspräsenz nicht wolle; sie lasse dabei dahingestellt, wie sie sih bezüglich der Präs2nz bei ver- änderter Organisation verhalten würde. Man habe den Konflikt an die Wand gemalt. Die Abgeordneten seien aber in den Reichstag geschickt durh das Vertrauen der Wähler und dürften dies aus solchen Rück- sihten niht mißbrauchen; der Mangel an Widerstandsfähig- keit habe sich an den betreffenden Parteien stets gerächt. Man sage, diese Debatten würden im Auslande einen {lehten Eindruck machen. Einen e Seid Eindruck müsse es aber machen, wenn man sehe, daß der Reichstag blindlings den Militärs folge, statt sih in ehrlicher Arbeit zu mühen, das Rechte zu finden. i ; i

Abg. Dr. von Bennigsen wies darauf hin, daß die Stimmung im Aa ene gegen die None seit der ersten Lesung sich erheblich verschlimmert habe. Daran sei in der Hauptsahe der in der Kommission er- örterte Zukunftsplan der Heeresverwaltung Schuld gewesen. Zweifellos sei dadur eine bedeutende Unruhe und Besorgniß im Lande hervorgerufen worden. Dies sei veruxsach: nicht sowohl pur den Gedanken der Ausbildung aller Waffen- ähigen an si, als dadurch, daß es an einem bestimmten

lan darüber mangele. Gerade diese Unbestimmtheit sei in einem Theile der Presse in unerhörter Weise ausge- nußt worden. Von alle dem müsse aber abgesehen und die gegenwärtige Vorlage für si geprüft werden. Die freisinnigen Anträge wegen einjähriger Bewilligung des Militärbudgets und Einführung der zweijährigen A seien nah den Er- klärungen des Reichskanzlers gleihbedeutend mit der Ab- lehnung der Vorlage, für deren Nothwendigkeit in der Kom- mission wie im Plenum die zwingendsten ahweise gegeben worden seien. Von diesem Verhalten der Freisinnigen unterscheide sih vortheilhaft das des Centrums, welches troß des roßen Gegen- saßes der Meinungen auf anderen wichtigen Gebieten, hier zu

emeinschaftliher Arbeit mit den anderen großen Parteien des Reichstages sih zusammenfinde. Bei Schluß des Blattes dauerte die Rede fort.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sißzung des Neichs- tages befindet fich in der Ersten B-ilage.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die wirthschcaftliche Lage in Ostpreußen.

6 S dem Bericht der Handelskammer von Königsberg i. Pr. eit es:

Der Wohlstand unserer Provinz ist in den beiden lezten Jahren in Folge des ungünstigen Ausfalls der Getreideernten von 1888 und 1889 offenbar stark zurückgeganaen War die 1888 er Ernte in Ost- preußen {on unter dem Mittel, theilweise sogar verdorben gewesen, sodaß aus derselben wenig Getreide zum Verkauf nach Königsberg gebraht werden konnte, so ift die 1889 er Ernte sogar, von einzelnen wenigen Distrikten abczeseben, als äußerst {lecht nnd mißrathen zu bezeihnen. Statt übers üssiges Getreide zum Verkauf zu bringzn, mußten deshalb unsere Landwirthe viclfah Getreide :um eigenen Be- darf zukaufen. Woh! weisen einzelne Nebenzweige der Landwirthschaft befriedigende Ergebnisse auf beispielsweise erzielte auf unserem diesjährigen Wollmarkt die zum Verkauf gestellte Wolle höhere Preise als im Vorjahre —, aber der Mikßerfolg des Getreidebaues war do cin so starker, das die Kauffähigkeit der Provinz entschieden ab- rabm. Als deutli@es Anzeichen können die \{chmwierigen Absaßzver- hältnisse für Manufakturwaaren, Klavicre, Glas, Porzellan, Wein, Kolonialwaaren u. \. w. gelten. Die Bericbte aus diesen Branchen flaz:en, daß die Konsumenten si vielfach eirschränkten, mögli nur minderwerthige Waare kauften und dadurch das Geschäft unlohnend wadten. Beispielsweise ging der Konsum der Provinz an Kaffee, soweit derselbe von Königsberg gedcck wird, von 42193 auf 33 514 Ctr. zurück.

Zur Sachsengängere i.

Man {reibt uns aus Breslau: e der für die Be- völkerung überav8 günstige Winter und das frühzeitige Frühjahrs- wetter reichlide Gelegenheit u fohnender Beschäftigung boten, zogen dennoch jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen im Frübjahr nah den westliden Provinzen, insbesondere nach Sadhfen in noh größerem Umfange als in früheren Jahren, so daß diese fogenannte Sachsengängerei \chon wie eine ansteckende Krank- heit auf die Arbeitcrbevölkerung einzuwirken \{cheint. Von den Land- wirthen wird dies mit um fo größerer Besoraniß wahrgenommen, als dadur der Arbeitermangel in einer besorgnißerregenden Weise fh steigert und die Grundbesitzer nur minder geeignete Arbeiter bei höheren Löhnen erhalten können.

Knappschafts-Berufsgenossenschaft.

Aus dem uns vorliegenden Verwaltungsberiht der Knappschafts- Berufsgencfsen\haft für das Jahr 1889 entnehmen wir Folgendes: Die in 188€ Betrieben versicherten 375 410 Personen hatten einen anrechnungéfäbigen Arbeitsverdienst von zusammen 310 114 152,80 M, d i. auf 1 Arbeiter im Durbschnitt 826,07 #4 pro Jahr Bei den Scied8gerichten \{webten 1566 Berufungen, von denen 1375 erledigt wurden und 191 auf das Fabr 1890 übergingen. Das Reichs-Versiche- rungsamt hat im Berichtsjahre über 283 NKekurse entschieden; 51 derselben roaren vom Genofsenschaftêvorstande und 232 von den Verletten bezw. deren H:nterbliebenen eingelegt. Es sind nur 3 Ordnungsstrafen im Ge- fsammtbetrage von 40 M verfügt worden. Die GBesammtumlage be- zifffert sich auf 5055 580,58 „6 Der Reservefonds elt fi am Sthlusse des Jahres auf die betrôctlihe Summe von 9 296 997,39 4 Die sämmtlichen Verwaltungskoften, eins{hließlich Kosten der Unfall- untecsuhungen und der Feststellung der Enlichädigungen, aller Schiedsgeritsfosten und Unfallverhütungskosten betrugen 1m Ganzen 295 277,38 M oder 5,8% der Umlage. Da sich dieser Prozentsaß nur auf die einmalige Jahresausgabe ohne Berücksichtigung von Kapitaldeckung berechnet, so müssen die Verwaltungs8- fosten als ganz minimale bezeihnet werden. An Unfallentschädi- gungen wurdea gezahlt 2378 700,92 4 Zur Anzeige gelangten 27 038 Unfälle, d. st. 72 auf 1000 versicherte Personen. Hiervon waren 3163 = 8,4 9/0 entschädigungépfli&tizg. In leßteren sind 816 Unfälle oder 2,2 auf 1000 versicherte Personen mit tödtlihem Ausgange enthalten.

Musterzeichner-Verband Deutschlands.

Der Musterzeichner- Verband Deutsdl:lands, Siß Berlin, welcher vor kaum Jahresfrist sh konflituirte und alle Zeichner für Weberei, Stickerei, Gobeclin-Malerei, Tapeten und Stoffdruckerei umfaßt, hat neuerdings für seine Mitglieder eine Stellenvermittelung eingerichtet, die auch schon von den Herren Fabrikanten gern benutt wird und die wir hiermit bestens empfchlen. Der Verband, welcher weder politishen noch konfessionellen Charakter be- sitzt, will seinen Mitgliedern eine Angehörigfkeit aen, wo sle sich ihrer Berufêart entspre{enden Rath und Auskunft einholen können. Ferner hat der Verband im Auge, eine Kranken- und Unterstüßzungskafse (auch auf Stellungslosigkeit ausgedehnt) ein- zurihten Die Gründung ciner Fachzeitung oder der Anschluß an eine ähnliche, {hon bestehende, ift geplant, mit deren Hülfe die Fnteressen des Standes im Allgemeinen vertreten werden follen. Anfragen betreffs Stellungen sind an den Vize-Vorsißenden Herrn Kratz, Louisenufer 17, zu richten, sonstige Anfragen an den Vor- sigenden Herrn C. Hörning, Melchiorstraße 32.

Kunft nnd Wissenschaft.

x Authentish erfahren wir, daß die Entscheidung über den großen Staatspreis für Geschihtsmaler welhe fkürzlih erfolgt ist und vielfahen Mißdeutungene- ausgeseßt war, das Ergebniß einstimmigen Urtheils der betheiligten Senatoren der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin gewesen ist; unter den Preis- rihtern befand sich auch der Direktor Professor Anton von Werner. Es handelte sich überdies in vorliegendem Fall nit aus\chließlich um Arbeiten von Angehörigen der Berliner Akademie, sondern es war au ein Mitglied einer anderen pureußishen Akademie an dem Wettbewerb betheiligt.

x Das Grab der Marathonkämpfer. In der Ebene von Marathon licgt ein künstliher etwa 9 m hoher Hügel, heute owpós genannt, in welhem man früher das Grab der 192 bei Mas- ratbon gefallenen Athener erkannte, eine Ansicht, die in Folge ergebnißloser Untersuhungen, die zuleßt durch Hrn. Swlie- mann angestellt worden waren, sehr an Boden verloren hatte. Jet hat die griehijche Regierung im Anschluß an ihre so erfolgreihen Ausgrabungen anderer Grabhügel in Attika auch diesen von Neuem erforsht und dabei eine höchst wichtige Ent- deckung gemaht. Da der Boden in dieser Gegend seit dem Alterthum um ctwa 3 m gewachsen ist, hat der Hügel ursprünglih eine Höhe von mindestens 12 m gehabt. In dieser Tiefe unter der höchsten Spiße, 3 m unter der jeßigen Oberfläche breitet sich unter dem Hügel eine Art Estrih aus, Über welchen eine 2—6 cm die Aschenschiht ausgebreitet liegt. Dieselbe enthält noch zum Theil Holzreste, besonders aber stark zerseßte Knochen und zahlreiche Thon- gefäße, meist von geringer Gröfe (Lekythen). Da diese leßteren, alle nachlässig mit flüchtigen shwarzen Figuren bemalt, etwa in die Zeit von 490 v. Chr. gebören, und hier offenbar ein Mafsengrab vorliegt, das die Asche einer größeren i gleichzeitig an dieser Stelle verbrannter Leichen enthält, so ist an der Beziehung auf

die Shlaht voa Marathon nicht zu zweifeln. Der Fund ist nicht nur geschichtlich vom höchsten Interesse, indem er eine sichere Thatsache zur Beurtheilung der Slacht selbst biztet, sondern auch kunst- ges@ichtlih, indem die gefundenen Gefäße sicherer datirt find, als dies sonst je der Fail ift. Es ist bis jet nur ein Theil des Hügels unter- sucht; die weitere Erforshung ift, der ungünstigen Jahreszeit wegen, verschoben worden.

Der Ausbau des Marienkirchthurms in Berlin wird, wie die „Voss Ztg.“ mittheilt, gegenwärtig zum Gegenstande eines Wettbewerbes gemaht, der unter den Mitgliedern des Architekten- vereins ausgeschrieben ist. Dem Preisgeriht gebört außer namhaften Architekten, wie Eggert Cremer und Schmitz u. A. auh der Kon- servator der Kunitdenkmäler, Gebeime Ober : Regierungs - Rath Persius an. Die besonderen Bedingungen verlangen Aufbau und Abschluß des Thurmes an Stelle des obersten Thurmgeschosses mit der jeßigen Spitze. Der Entwurf soll sich der mittelalterlihen Baksteintechnik Norddeutschlands anschließen, in Uebereinstimmung mit den älteren Theilen gehalten werden und auf die Anlage einer Glockenstube Bedacht nehmen. Die besten der zum 1. Dezember d. I. cinzureihenden Arbeiten werden durch Andenken ausgezeichnet und geeignetenfalls später in der Sammelmappe des Architektenvereins veröffentlicht.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Herzoglihe Regierung von Braunschweig hat, der „Magd. Ztg * zufolge, in einer Verfügung auf die Gefahr der Ein- \ch{chleppung der in’ Oberitalien berrshenden Hüßner-Ch olera aufmerksam gemaÞt uad angeordnet, daß alle einzelnen Fälle des Auftretens dieser Seuche sofort bei den betreffenden Kreisdirektionen oder bei der Polizei-Direktion in Braunsck(weig anzuzeigen sind. Diese Behörden sind mit besonderen Anweisungen versehen, wie in solchem Falle zu verfabren ist, Jeder aus Italien eintreffende Transport von lebendem oder geshlahtetem Eeflügel foll einer sorgfältigen Kontrole unterzogen werden.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Italien.

Ia Folge des Ausbruchs der Cholera in Spanien sind Pco- venienzen aus den spanischen Häfen des Mittelrmneers in Genua einer strengen ärztliä&cn Untersuchung unterworfen.

Schweden.

Laut Befkanntmahung des Königlih \{wedisHen Kommerzj- Kollegiums sind die \panischen Provinz-n Castilien, Valencia und Alicante als von der Cholera befallen erklärt worden.

Handel und Gewerbe.

Die Königlich sähfischen Staats-Eisenbahnen hatten im Monat April 6894530 4 Einnahmen (358390 #6 mehr als im April 1889) Die Gesammteinrahme des Jahres bis Ende April bezifferte sich auf 26 173 743 e (1977 600 Æ mehr als in derselben Zeit des verflossenen Jahres) Von den in Staatsverwaltung befind- lihen sächsishen Privateisenbahnen hatte Zittau—Reichenberg im Monat April 59 327 A Einnahmen (3720 # mehr als im April 1889), vom 1 Januar bis Ende April im Ganzen 212071 (2137 4 weniger als 1889); Altenburg—Zeih 66442 „4 (1128 M mehr), bis Ende April 261 656 4 (8440 Æ mehr als 1889).

Nürnberg. Das Bayerische Gewerbe-Museum macht in der von ihm herauégegebenen „Bayerische: Gerwerbezeitung“ (Nr. 12) bekannt, daß in der Zeit vom 15. Septeinber bis 1, Ofk- tober d. I. im Ausfstellungsgebäude des Bayerischen Gewerbe- Museums dic erste Landesausstellung von prämiirten Lehrlings8arbeiten stattfindet. Das Programm wurde {hon vor

. längerer Zeit den Gewerbevereinen des Verbandes zugeschickt und die

Gewerbevereine des Landes werden ersucht, eine möglihst große Be- theiligung an dieser Ausstellung herbeizuführen.

Hildesheim, 25. Iunt, (W. T B) Wokllmärkt. Die Anfuhr beiruz 2300 Ctr. gegen 5100 Ctr. im Vorjahr. Die Wäsche war vorzügli. Der Markt war Anfangs sehr lebhaft, feine Wollen wurden mit 9—10 4 höher bezahlt als im Vorjahr, später ließen die Lebhaftigkeit des Handels und die Preise etwas nah. Feine Wollen wurden mit 130 bis 145 #Æ, Mittelwollen mit 105 bis 115 Æ, ordinäre mit 90 bis 100 M bezahlt. Der Lagerbestand ift bis auf einen kleinen Rest geräumt.

Leipzig, 25. Juni. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juli 425 F, pr. August 4,174 , pr. September 4,15 #4, pr. Oktober 4,15 H, pr. November 4,15 4, pr. Dezember 4,15 .(, pr. Januar 4,15 4, pr Februar 4,15 #, pr. März 4,125 4, pr. April 4,12 A, pr. Mai 4,125 #. Ums38 340 000 kg. Behauptet.

London, 25. Juni. (W. T B.) Bei der heutigen Woll- auktion war die Betheiligung mäßig, Preise unverändert.

%6, Juni. (W. T. B.) Die Bank von England hat den Diskont von 3 auf 49/0 erhöht.

Verkehrs - Anstalten.

London, 25. Juni. (A. C) Die Inter-Oceanic Eisen- bahn in Mexiko ift, einem Bericht des englishen Auswärtigen Amis zufolge, jeßt zwishen Paebla und Perote, d. i. auf eine Ent- fernung von 212 Meilen, dem Verkehr eröffnet. Die Strecke von Perote nah Jalapa wird im Juli und die nah Vera Cruz Anfangs 1891 für den Betrieb eröffnet sein. Der Zweig nach dem Stillen Ocean wurde von Yantepec nach Tlaltizapzam au®sgedehnt, bis zu welchem Punkte Züge jeßt verkehren.

95. Juni, (W. D. B) Der Gastle - Dampfer „Methven Castle“ ist heute auf der Ausreise von London ab- gegangen. Der Castle-Dampfer „Norham Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt Der Castle-Dampfer „Garth Castle“ ist gestern auf der Heimreise in London angekommen.

Theater und Musik,

Berliner Theater.

In der morgigen leßten Abonnements-Vorstellung, „Gräfin Lea“, spielt Ludwig Stahl zum ersten Mal die Rolle des Grafen Fregge; die übrige bekannte Besezung mit Nusha Buße, Margarethe Ton- deur, Helene Odilon und Ludwig Barnay in dea Hauptrollen hat für diesen Abend keine Veränderung erfahren.

Fricdrih-Wilhelmstädtishes Theater.

Das am Sonnabend bevorstehende Parkfest soll diesmal au sommerlihe Unterhalturgsnummern für die Kinderwelt enthalten und demgemäß als ein großes Kinder-Parkfest fich charakterisiren. Die Tombola bringt die Gewinne einer reizenden Puppe und eines Glü8- engels, der an Größe hinter keinem auêgewahsenen Kinde zurückstehen dürfte. Auferdem follen Nebelbilder zur Unterhaltung der Kleinen und Großen beitragen und werden sämmtlihe Spezialitäten ein völlig neues Programm zu Gehör bringen.

__ gKroll’s Theater. :

In der Neuaufsührung von Donizetti's „Favoritin“, deren Titel- rolle morgen die zweite Gastvyartie der Frankfurter Primadonna Fr. Angelina Luger bildet, wirken von den einheimischen Mitgliedern der Kroll’shen Oper die Herren Henckeshoven (Ferrando), Demuth (Alphonso) und Lurgenstein (Balthasar) mit. Für näcbste Woche steht als besonderes musikalishes Ereigniß die Erstaufführung der neuen Oper „Don Pablo* von Theodor Rehbaum bevor.

Mannigfaltiges.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Jtalien hat, wie die N a 59, vernimmt, bei seiner leßten Anwesenheit in Berlin dem Augusta-Hospital einen Beitrag von 1000 4 überwiesen.

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