1890 / 153 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

39 Extrazüge find bereits für Sonnabend, den 5., und Sonntag, ‘den 6. Juli, hier angemeldet. Sie werden den Haupttheil der Schützen bringen, welche das 10. deutsche Bundes\chießen besuhen. Auf dem Anhalter Bahnhof treffen allein in der Zeit von 11 bis 1 Uhr Mittags am Sonnabend vier (goße Sonderzüge ein, unter anderen der aus München, für dessen Empfang auch Seitens des Vereins der Bayern besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Verein wird in corpore auf dem Bahnhof erscheinen und in festlihem Zug, der von der Kapelle des Bayerischen Leib-Regiments eröffnet wird, nah dem Rathhaus geleitet werden. Die Münchener S{ügßen werden alle in gleiher Tracht, den Hut mit einer Stein-

adlerfeder geziert, ersheinen. Seitens des Empfangs-Comités für - das 10. deutshe Bundesshießen werden auf den 5 Hauptbahnhöfen, Pie i E E AlEE C P eganie Bahnhof, Lehrter und ettiner Bahbnho ändige Kommissionen mit Musikcorps zum Empfang der Schützen anwesend fein E

Das Comité für die Ferien-Colonien is, wie der „B. B. C.“ mittheilt, jegt in voller Arbeit. Es gilt, 1100 Mädchen und 1200 Knaben in die verschiedenen Kolonien zu vertheilen, nah Kammin, Harzburg, Eldena, Garß, Prerow, Zingst, Elsterwerda, Moys, Harzburg u. st. w. Das Gros geht am 7. Juli vom S&lesishen und Stettiner Bahnhof ab. Jede Kolonie erhält eine vollständige Ausrüstung: Betttüher, Strohsäcke, Kissen, Hand- und Wischtücher, Badehezmden, Seiflappen, Schwämme, Kopfbürsten, Kämme, Waschschüsseln, Medikamente, Fahnen, Spiele u. deral. Damen vom Comité sind täglich in dem Depot in dem früheren städtishen Siechenhause in der Gitschinerstraße thätig, um diese Aus- rüftungen zusammenzustellen.

Die „Lübbener Jäger“, das Branderburgishe Jäger- Bataillon Nr. 3, begehen, wie die „N. A. Ztg.“ S Are. am kom- menden Sonntag ihr 75jähriges Jubiläum. Mit dem Bataillon feiern au die „alten Jäger“ das Fest, urd um ihre Theilnahme auch äußerlih ¿zu bekunden, widmen sie dem Bataillon zu seinem Ghrentage cine Kolossalbüste Kaiser Wilhelm's I Auf der Vorderseite des Postaments steht die Inschrift: „Kaiser Wilhelm 1.“ ; auf der Rückseite die Worte: „Zum 75jährigen Jubiläum gewidmet von alten Kameraden, 1815—1890“ und weiter unten: „Die Treue ist der Chre Mark“. Seinen Ort wird das Denkmal in Lübben auf E A o P Pa es auch am Sonntag in Gegen- vart des Bataillons und zahlrei ersheinender alter Jäger die feier- liche Uebergabe stattfinden wird. M i

__ Fürstenwalde a. d. Spree, 25. Juni. (W. T. B.) Die in Fürstenwalde tagende Jahresversammlung des Branden- burgischen Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung hat beshlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser zu ser.den:

„Ew. Majestät, seinem erhabenen Protektor und hervor- ragendsten Mitgliede, wagt der Hauptverein der Gusftav-Adolf- Stiftung in der Provinz Brandenburg bei seiner YJahres- versammlung aus dem alten Bischofssiy Fürstenwalde seine allerunterthänigsten Grüße ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen, mit dem Ausdruck des Dankes für die dem Gustav-Adolf-Werke in unsrer Provinz wie in dem gcsammten deutshen Vaterlande gewährte Kaiserliche Huld, mit dem Gebete zu Gott um Segen und Schuß auf der Reise in die Lande Gustav Adolf’s, die Ew. Majestät anzutreten im Begriffe stehen und mit der Bitte um fernere aller- gnädigste Förderung des seinen Namen tragenden Werkes, Noël, Konsistorial-Rath, D. Rogge, Hofprediger, Melzer, Ober-Pfarrer.“

4 Posen, 25, Juni. Die Bauluft in den Vororten Posens Jersiß, St. Lazarus und Wilda ist fortgeseßt in Zunahme bi und hat \sich in diesem Frühjahr auch zum ersten Male des zur and Ie gber on aran a ersten Fefstungsrayon be- mächtigt, wose achwerk8bauten na de uesten techni Grundsäßen errichtet werden. 7 O

: Aachen, 26. Juni. (W T. B.) Das hiesige Zweig-Comité Gr R Nen b o L N O enkma ür den Fürsten von 8mardck in der Rei - stadt“ als erste Rate 6500 Mark. N,

Nürnberg, 25. Juni. Der Verwaltungsaus\{chuß des Ger- manischen National-Museums hat in seiner diesjährigen Versammlung eine Adresse an den Fürsten Bis marck gerichtet, der sowohl in feinen amtlichen Stellungen wie perfönlich dem Ger- manishen Museum vielfahe Bemeise seines Woblwollens gegeben und

Wetterbericht vom 26. Juni, Morgens 8 Uhr.

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: Temperatur

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u, d. Meeresfp. red. in Millim.!

Mullcaghmore | 759 wolkig Aberdeen .. | 760 NO wolkig Christiansund | 748 Regen Kopenhagen . | 761 wolkig Stocktholm . | 755 wolkig Haparanda . | 753 |S bedeckt St. Petersb. | 758 | bedeckt Moskau... | 756 \till|wolkenlos Cork Queens: D On 2 Bl eiter

Cherbourg . | 762 bedeit

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3 Regen Hamburg . . | 762 Nebel Swinemünde | 762 wolkig Neufahrwasser| 762 bedeckt Memel . .. |_ 761 bedeckt

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tünster. . . | 762 wt Karlsruhe . . | 764 1/Dunst Wiesbaden . | 764 till heiter München . . | 766 O 2\wolkenlos Chemniy .. | 764 |_ \tillheiter Berlin. .… . | 763 |SSW 3wolkig Wien .….. | 766 NW 1wolkenlos Breslau. .. | 765 till |woltenlos

Se d’'Aix . . | 764 |ONO 2 wolkenlos Nizza .….. | 765 still wolkenlos Triest... . | 766 ill wolkenlos | 25

Uebersicht der Witterung.

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hon als preußisher Gesandter beim Deutshen Bundestage zum Ehren- mitge des Germanishen Museums gewählt wurde. In Erwiderung der Adresse ist dem I. Direktor des Germanishen Museums, Dr. A. von Efsenwein nachfolgendes Schreiben zugegangen: „Friedr ihsruh, den 3. Juni 1890. Für die wohlwollende Zuschrift vom 29, v. M. bitte ih Ew. Hochwohlgeboren, meinen verbindlihsten Dank entgegennehmen und den Herren Unterzeichnern übermitteln zu wollen. Ih werde au in Zukunft Ihrer vortrefflih geleiteten Anstalt und den dur dieselbe erstrebten Zielen rege Theilnahme widmen und wünsche ihr von Herzen ferneres Gedeihen. von Bismarck.“

Nonn, 24. Juni. (Dtsch. Tgbl.) Hr. Friedri Vorderauer aus Salzburg beabsichtigt, eine aërostatishe Bahn auf die Spitze des ungefähr 1800 m hohen Dolomitberges „Hohenstaufen“ von der am Fuße des\elben gelegenen Ortschaft Nonn zu erbauen, und nachdem Seitens der bayerischen Regierung die Bewilligung zur Vor- nahme tehnischer Vorarbeiten zur Ausführung dieses Projekts für die Dauer von vier Monaten bereits ertheilt wurde, dürfte mit der Tracirung und den Grundproben {hon in den nächsten Tagen be- gonnen werden. Das Bewegungssystem der aërostatischen Bahn bildet eine praktishe Ausnüßung der aufsteigenden Kraft des Luft- ballons.

Stuttgart, 25. Juni. (St. - A. f. W.) Der unter dem Proteftorat Sr. Majestät des Königs stchende Württem- bergishe Landesverein der Kaiser Wilhelmstiftung für deutsche Invaliden hielt vorgestern unter dem Vorsig seines Präsidenten, des s Herrmann zu Sachsen- Weimar, Hoheit, seine Jahresversammlung. Der in derselben er- stattete Berit gedenkt an erster Stelle der Gaben des Königlihen Haufes, vor Allem des huldvollen Geschenks, das Ihre Majestät die Königin wie alliährlich zum Ge- dächtniß des 30, November und 2. Dezember 1870 hat überreichen lassen. An der Spitze der Beiträge gewährenden Amtskorpo- rationen stebt Ulm mit-1715 #, dann folgen Balingen, Biberach, Laupheim, Ludwigsburg mit je 300 4, Eßlingen, Heidenheim u. st. w: mit je 200 Æ bis herab zu 25 A Die allgemeine Kirchenkollekte ergab 11149 A (dur{schnittlich 9000 bis 11000 4). Diese Quelle i gefährdet, weil nach den neuen geschlichen Bestim- mungen das Kirchenopfer lediglich für Zwecke der Kirhenzemeinde bestimmt ist. In Stuttgart besteht eine besoudere gemeinderäthliche Kommission für Zwecke der Kaiser Wilhelmstiftung; die Hauptstadt hat für diese Zwecke 338 405 4 aufgebraht und für ihre Invaliden 105 183 6 erhalten. Ulm hat 43256 A4 gegeben und 22 876 46 empfangen. Heilbronn gab 34084 # und empfing 12845 M Reutlingen gab 26029 Æ und erhielt 51547 46 Nagold gab 6797 6 und empfing 32477 (4 u. st. w. Die seit 18 Jahren von der Stiftung çceleisteten Unterstüßungen betragen 931 776 4 an baarem Geld und 162658 46 an Anlehen an Invaliden. Die leßteren sind zurückbezahlt bis auf einen Rest von 29569 46 Der gesammte Betrag des Vermögens beläuft si es einer allmäbhlihen Einbuße von 123 554 A noch auf 509 135 Æ 1889 ergab si an Unterstüßungs- bedürftigen ein neuer Zuwachs von 15 Personen, der erforderliche Beitrag ist aber um 173 F zurückgegangen. Die Zahl der Invaliden sowie der Hinterbliebenen hat sich um 17, bezw. 14, zu- sammen um 31 Pfleglinge mit einem Aufwand von 1934 A. ver- mehrt. Dagegen haben die außerordentlihen Beihülfen um 16 Per- sonen und 1205 #4 abgenommen. Es werden folche Beihülfen auch an Invalidenkinder nah dem Austritt aus der Schule für die Berufs- bildung gewährt.

London, 22. Juni. (Frankf. Ztg.) Auf der Höhe von Folkestone fand gestern während eines Nebels ein Zusammen - stoß zwishen den englishen Schraubendampfern „Lotus* und „Thornhill*“ statt. Letzterer sank sofort und die 22 Köpfe starke Mannschaft wurde mit Sc{wierigkeit gerettet.

London, 23. Juni. (A. C) Die ‘Sonntags-Gesell- schaft, deren Streben die Abschaffung der puritanischen Sabbath- Heiligung ist, hielt am 21. Juni ihre Jahresversammlung unter dem Vorsig des Professors Romanes ab. Der Leßtere gab an, daß zur Zeit in London 23 öffentlihe Institute dem Publikum an Sonntagen eôöffnet wären, Die Vorstände des Britischen Museums und der

ational-Galerie brähten den Zielen der Sonntags - Gesellschaft Sympathie entgegen und hätten an den Schagamts-Kanzler cine Denkschrift gerichtet, um die geringe Summe bewilligt zu erhalten, damit auch diese beiden Institute an Sonntagen dem Besuche ofen stehen könnten.

Theater - Änzeigen.

Schauspielhaus. 161. Vorstellung. Die Quitzow's. Vaterländisbes Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch Anfang 7 Ubr.

Sonnabend: Opernhaus. 157. Vorstellung. Der o Freischüß. Oper in 3 Akten von C. M. von Weber. | Gesangs-Künstler. Text zum Theil nach einem Volksmärchen: „Der

Schauspielhaus. 162, Vorstellung. Die Picco-

Sonntag: Der Unterstaatssekretär. Der Richter von Zalamea.

haus. 156. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Freitag: Zum 161. Male: Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Dirigent: | Jonathau. Operettc in 3 Akten von Hugo Wittmann ; : Kapellmeister Sucér, Anfang 7 Uhr. und Jultvs Bauer. Musik von Carl Millöcker. Frl. Hedwig Wittekop mit Hrn. L R E

In Scene gesezt von Julius Frißshe. Dirigent: Madckensen von Aftfeld (Hannover). Hr. Kapellmeister Knoll Anfang 7 Uhr. R 1 Großes Doppel- | Kalbe a. S.). Frl. Gertrud Menzel mit Hrn. Concert. Auftreten sämmtlicher Instrumental- und | Zimmermeister Karl Schröter (Berlin). Fr.

Im prachtvollen Park um 6 Uhr:

Rroll's Theater. Freitag:

r. Luger.)

Anfang dt, der Vorstellung 7 Uhr.

Berliner Theater. Freitag: 40. und legte | Belle-Alliance-Theater. P gnaem elte Dorsten S Lea. A Male For MARtina, G onnabend: Die Räuber. (Friedr. Mitter- m prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes | Gestorben: Hr. Theodor ai Elite- und Monstre-Concert, ausgeführt von drei | und Erlencamp S e G h pre Sonntag: Kean. Anfang 7# Ubr. Musikcorps. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. RE Rischbieth

j Mritgnte. Mameton pen ori Garten-Etablisse- H

ments. Anfang des Concerts r, der Vorstell omänenpächt d j Lar Wallner-Theater. Freitag: 21. Gastspiel von | 74 Ubr. a Ftentier Albert Sthucke (Tempelhoh), Therese Biedermann vom Theater an der Wien in Wien. Zum 21. Male: Mamsell Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Mufik von M. Hervé. l Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung : | Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Das Minimum, welhes gestern bei den Shet- be Maia E Anfang des Conterts 64, E Ine S UeN N Sonnabend u. folg. Tage: Gastspiel von Therese

wegishen Küste, das barometrische Marimum etwas | Biedermann. Mamsell Nitouche [13804]

ostwärts fortgeschritten. Das Wetter ist in Central- Europa ftill, wärmer und vielfach beiter; nur an

der deutschen Nordsee fällt Regen. In Deutschland | Victoria-Theater. Freitag: Zum 311, M.:

Stanley in Afrika. Zeitaemälde in 10 Bildern

Deutsche Seewarte, E p Le. 2 O und Richard Nathanson.

liegt die Temperatur noch etwas unter der normalen.

Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Raida. Ballet von G. Seyerini.

Nen eröffuet.

Paris, 25. Juni. (W. T. B.) In S1. Jean nahe bei Brest bra gestern die von einem Scchiffe nah dem Lan- dungsplaße führende Brücke unter dem Gewicht der von dem Sciffe kommenden Reisenden zusammen. Gegen 50 Personen fielen in das Meer. Die Zahl der Ertrunkenen ist noch nit festgestellt. Bis heute Vormittag sind 7 Leichen aufgefunden worden. Die Taucher seßen ihre Be- mühungen fort. :

Rom, 26. Juni. (W. T. B.) Wie aus Favara (Provinz Girgenti) gemeldet wird, kam es dort am Johannistage zwischen etwa 3000 Arbeitern der dortigen Schwefelgrube, welche wegen der Lohnfrage und der Arbeitszeit die Arbeit eingestellt hatten, und der Polizei zu einem Handgemenge, bei welwem drei Gendarmen und ein UnterLieutenant verwundet wurden. Die strikenden Arbeiter steckten das Gebäude des Bürgerclubs in Brand; etwa 50 Mäxener und- Frauen wurden verhaftet.

Sofia, 25. Juni. (W. T. B.) Als Prinz Ferdinand gestern auf dem Regierungëdampfer „Kroum“ von Rustshuk aus cine Fahrt auf der Donau unternahm, \{chlug während eines Gewitters der Blitz in den Mast des Schiffes. Der Prinz, welcher ih gerade einige Schritte von dem Mastbaum befand, blieb unbeschädigt.

Washington. Im Kongreß soll eine Bill zur Erhaltung der le S Büffel einoereiht werden. Wie der „Milw. Herold“ mittheilt, befindet sich noch eine kleine Heerde von Büffeln, ungefähr hundert Stück, in „No Mans Land“, wo sie von Hrn. C. J. Jones in Garden City, Kans, gesammelt und bisher vor Vernichtung. be- wahrt wurde. Außerdem giebt es noch einige Büffel in der Nähe von Salt Lake City, welchen Hr. Jones gleichfalls seine Sorge zu- gewendet hat, um sie in einer Heerde beisammen zu halten. Das ift der ganze Rest dieser Thiere, die noch vor weniger als einem Menschen- alter na Millionen zählend die Jagdgründe der Rotbhäute bevöl- kerten Die Bill bezweckt, den wenigen Büffeln (oder Bifons, wie die wilden nordamerikanischen, dem Auerochs verwandten Rinder eigentlih heißen), die noch da sind, eine sichere Heimath zu geben, auf daß sie der Ausrottung entgehen und sich fortpflanzen können.

New-York, 24. Juni. (A. C.) Die Bevölkerung der großen nord-amerikanishen Städte wird auf Grundlage des jüngsten Census wie folgt ge New: York 1 700 000, Phila- delphia 1 040 000, Chicago 1 000 000, Brooftlyn 931 090, Boston 417 720. Rechnet man zur Bevölkerung New! Yorks die ECinwohner- zahl der Nachbarstädte Brooklyn, Jersey City, Hoboken 2c. mit, so zählt New-York 2800 000 Einwohner. Chicago behauptet, daß es jeßt nah New-York die größte Stadt der Vereinigten Staaten ist.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wiesbaden, 26. Juni. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ist bete Baues zum Gebrauch der Massagekur bei dem Dr. Meßger hier ein-

p i :

ashington, 26. Juni. (W. T. B.) Der Text der vom Finanz-Aus\{chuß empfohlenen Zolltarifvorlage, die im Senat eingebraht wurde, enthält außer den schon gemeldeten noch folgende Aenderungen: Der Zoll auf Phantasieartikel wird auf 5 Proz. der angekündigten Erhöhung reduzirt. Der Zoll auf Spiegelglas und Linsen sei nöthig zur Förderung der heimishen Jndustrie. Der Zoll auf Bausteine wird um 20 Proz. erhöht, um der Einfuhr des auswärtigen Granits zu steuern. Aluminium wird mit einem Zoll von 20 Proz. belegt. Der Kupferzoll wird wegen des großen Kupferexports reduzirt. Zucker bis Nummer 13 holländisch wird auf die Freiliste geseßt und eine Exportprämie tebt Förderung der einheimischen Produktion vorgesehen. Jn Folge des Ver- langens der Wollindustriellen nah einem bedeutend erhöhten

oll empfiehlt der Auss{huß ei l Wollzolles ) {uß eine neue Klassifizirung des

Sonnabend: Dieseibe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde B stud. jur, Heinrich Conrad (Stendal). Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Vorstellung im

National-Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplat. Druck der Norddeutshen Bucbdruckerei und Verlags-

Das alte Rom Anstalt, Berlin 8SW., Wilbelmstrafie Nr. 32.

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 Sechs Beilagen Wagner in München. Tôelih gebftart y Moe:

n. ali v. s gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit, Hr

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater und ilien- : Königlihe Schauspiele. Freitag: Opern- | Concert-Park. Direktion: Julius Frißsche. Ma e Strie

Verlobt: Frl. Luise Haberer mit Hrn. i Der arme |" Maximilian Stünkel (Magdeburg. Neustati

i Frl. Eli Heyer mit Hrn. Robert Rohne Gl

Ugnes S{hlincke mit Hrn. Franz Kraus (Berlin—

Sonnabend: Im Theater: Der arme Jonathan. | Rummelsburg). Frl. Ella Sroeter mit Hrn.

Freischüg“, von Friedrich Kind. Anfang 7 Uhr. | Im Park: Großes Kinder «Partie Gratia: | Johannes Hepp (Landsberg a. W-—Prenzlaw). 162. erloolung einer leben8großen Puppe. Nebelbilder. | Vereheliht: Hr. Georg Hoff

lomini. Séauspiel in ck Aker von Schiller. | Chincsishe Farbenspiele. 3 Musik-Corps. Militär- | Julie Wesel D Be Röbert

somini, Süausbiel in 5 Ab n a N er. epelle Gita e S O orps. Militär Julie Wesselhoeffft (Hannover). Hr. Robert

1 Akt von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Stelyner mit Frl. Martha Kasper k a. M. Münsterberg). Hr. dirgiran n Gastspiel von Reichen mit Frl. Rudolphine Aßling (Diepholz).

Hr. Otto Fechner mit Frl. Gertrude Jachuert

Deutsches Theater. Freitag: Der Com- | Îr- Angelina Luger. Die Favoritin. (Leonore: | (Berlin). or. Heinrich Schneidemühl mit Frl.

; 4 Sonnabend: Der Waffenschmied. Julie Ruhm (Berlin).

onnabend; Zum 50. Male: Faust’s Tod. N günstigem Welter vor ub nah Su A Ss Sohn: Hrn. Pastor C. Pfaff i ( l ellung, Aben ei brillanter elektr. Be- ilz be fer . Di j

Montag: Letzte Vorstellung in dieser Saison. leuchtung des Sommergartens: Großes Sonedtt A ¿E B En

Berlin). Hrn. Willy Pusch (Berlin). —- ine Tochter: Hrn. Hauptmann Karl von

Freitigt ‘Zum Werner (Schöneberg b. Berlin). Hrn. Gymna-

siallehrer Roeder (Hannover).

(Neustadt a. Rbge.). ohanna Koch, geb. S{hroeder (Taoind. N

Hr. Rentier Albert Shucke (T lhof). Hr. Friedrih Schneider (Berlin), He Phbrit- besißer Friedrih Wilhelm Keßler (Berlin).

r Paul Richard Nöselt (Leipzig-Reudniß).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

(einschließli@ Börsen-Beilage).

Eintritt 1 M

Ich habe gesagt, ih kann mi

Ic produzire ab und

eigen gemacht haben. - Der Auffassun

, auch zu erbalten. einung ift, wird die Vor-

Nur dann würden finanzielle

u erhalten. hat der Hr.

ickert gestern versucht.

18 Millionen Wehrhaftigkeit Behauptungen Abgeordnete et wären als

im Interesse

unanfechtbar. zunäcbst ausgeführt, daß wir pro Kopf höher belastet 1 and. Er ist bei dieser Diskussion zurückgegangen er Hr. Abg. von Kardorff früher vorgebracht hat. tte ¡einerseits ausgeführt, daß die Belastung pro d 35, in Deutschland 19 4 betrage. Abg. Ridckert eine ngeblice in- urch Preis-

Frankreich und Engl auf Zahlen, welche d Hr. von Kardorff hatte Kopf in Frankrei 55, in Englan Um dieses Exempel umzugestalten, hat der Hr. ziemlih künstlite Rechnung anstellen müssen, indem er a direkte Belastungen der Steuerzahler in Deutschland d von Schutzzöllen hinzugerechnet hat, um das

steigerungen in Folge ) ) thatsählih die Belastung in Deutschland eine

Resultat zu finden, d

er Herr Abgeordnete hat ferner ausgeführt, ben! Vollständig;

England sei reicher aber der Grund, laggebend. Er hat nur über 3000 16 in Cngland Ja, ih glaube, dabei me der großen Einkommen in eren Prozentsay des gesammten land, daß in Deutschland das sehr erheblih größeren Theil erweise noch ausmacht. L er Herr Abgeordnete uns vorgeführt, sind ja immer die 10 Jahre, die er und Zollpolitik zu kritisiren pflegt wie er angegeben hat, von gestiegen. Der Herr Abgeordnete hat aber iemlich erhebliher Posten in Gegenrehnung Erleichterungen, welche auf Grund eben Zollpolitik den Einzelstaaten zu Gute kommen, Steuerzahler und gerade der minderbegüterten

ih exemplifizire auf das Jahr dieser Beziehung in Betracht : der E en Stufen der Klassensteuer mit 16 030 700 F; n Stufen der Klassenstruer mit 8 011 000 ; drei untersten Stufen der Einkommensteuer 395 700 4 Es kommen aber noch ßishen Staatshaushalts, welche den oblagen und auf die fi den kleinsten Kommunalverbänden, In dieser Be-

die habe ich welches seiner

und wohlhabender als wir. Zugegebe den er angeführt hat t ausgeführt, daß die Summe der Einkommen sehr erheblich höher sei als in Deutsch ist doch au zu erwägen, j } England relativ einen sehr viel größ Einkommens ausmacht, als in Deutsch mittlere und geringere omn des Nationalwohlstandes glücklich

Dann, meine Herren, hat d seit den leßten 10 Jahren es als Gegner der jeßigen Finanz- sei die indirekte Besteuerun 2, 3 auf 7,3 4 pro Kopf dabei übersehen, daß ein z zu stellen ist, das fin dieser Finanz- und die zu Gunsten der Klassen eingeführt worden sind.

Meine Herren! 0 fommt in

, ist allein nit aus\ch daß die Sum

Einkommen einen

g durch Zölle,

In Preußen

untersten beid l Ermäßigung der übrige die Ermäßigung der

mit 1 284 000 M, zusammen 26 hinzu diejenigen Ausgaben d früher den Kommunalverbän übernommen wurden, welche sogar | l den Landgemeinden, für Schulen bis dahin oblagen. ziehung kommt also zunächst in Betrach nur mit 23 Millionen angeseßt nach r. von Scholz aufgemacht ha

Staatskasse

D Elb it soviel id weiß , au , lovtel 1 ey, 2 t in Betracht Lehrerpensionen

\ Volks\chullasten die Uebernahme der Stikaise mit 20 Millionen Mark, 31. März 1889 mit 6 Millionen: (lem rund 78 000 000 4G Meine in welchem Grade in den leßten teren Klassen in Deutschland höher

se Gegenrehnung machen, oder

wegen Erleichterung der Lehrerbesoldungen auf die und die Novelle zu diesem Geseß vom sind zusammen 52 600 000, a Herren, wenn Sie uns vorrehnen,

10 Jahren die Steuerzahler der un belastet wurden, so müssen Sie die JFhre Rechnung ist nicht richtig Herr Abgeordnete hat eindringliher Weise wollte, auf welhem werden sollten, und ih

und zwar in sehr cht angeben ehrausgaben gedeckt ein „Nein“ ent- Ich werde Ihnen ern oder Erhöbungen e etwa gefordert Es steht zunächst Die Abstriche, welche

mi nun gefragt, ragt, weshalb ich den ege die bevorstehenden L

abe diesem Appell bereits Dieses Nein habe ih zu begründen. ob und welhe neuen Steu demnächst von dem Reichstag werden könnten, und zwar aus folgenden Gründen. die Höhe des Bedürfnisses noch gar nicht fest.

eute niht sagen, bestehender Steuern

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 26. Juni

Ihre Kommission an dem Etat über die Besoldungen vorgenommen hat, betragen nach der Fußnote auf der dritten Seite des Kommissions- berihts etwas über 7 Millionen Mark; wir werden also zunächst abzuwarten haben, wie der Reichstag si zu diesem Beschlusse stellt. Dann aber, meine Herren, habe ich Ihnen wiederholt das - Exempel aufgemact, daß in einigen Jahren bereits die ordentlihen Ausgaben

unseres Jahres-Etats rund 60 Millioren höher sein werden, als sie 1

im vorigen Jahre gewesen sind; aber, meine Herren, der Hauptposten dazwischen ist ein recht unsicherer, das ist die Ausgabe für die . Alters- und Invalidenversiherung, und ih möchte ganz scharf hervorheben, daß die Belastung, welche in Zukunft der deutschen Reichskasse mehr erwachsen wird, und die ich Ihnen ganz klar vorzurechnen als Vertreter der Finanzen des Reichs in dec Kommission mich für verpflichtet gehalten habe, daß diese Ausgabe hauptsächlich und am Meisten steigeno auf diesem Gebiet der Arbeiterversorgung liegt und keineswegs auf dem Gebiet der Militärverwaltung. Also, meine Herren, wenn diese Ausgabe uns in ihren näheren Umrcissen zur Zeit noh ret wenig bekannt ist, so empfiehlt es sih, überhaupt die Entscheidung der Frage, ob wir zur Deckung der Ausgaben neue Einnahmequellen eröffnen müssen, auf die Zukunft zu vertagen, es sei denn, daß wir die RLusgaben, die? jeßt vorliegen, niht mebr deten fönnten. Das aber, meine Herren, meine ih, habe ih wiederholt und durchschlagend nahgewiesen, daß wir zur Zeit völlig im Stande sind, ohne Mehrbelastung der Einzelstaaten die Ausgaben für die nächsten Jabre noch zu decken. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir aus dem Jahre 1889/30 73 Millionen mehr an die Einzelstaaten überwiesen, ih habe Ihnen im Anschluß daran eine Wahrscheinlihkeitsrechnung für die nähsten Jahre aufgemachht, es sind gleihe Ausführungen auch in Bezug auf die etatsmäßige Gestaltung in der Kommission vom gu: Direktor Aschenborn gemacht. Jch balte es niht für meine Aufgabe, diese Exempel heute noch einmal zu wiederholen. Also, meine Herren, die Frage, ob wir mehr brauchen, ist zur Zeit noch zweifelhaft, obwohl ih kein Hehl daraus mache, daß ih persönlich nit glaube, daß man diese steigenden Ausgaben, die namentlih aus der Alters- und Invalidenversorgung der Arbeiter folgen, auf die Dauer werde bestreiten können, ohne daß man entweder die jeßigen Einnahmen des Reichs reichlicher fließen macht, oder daß man neue Einnahmequellen eröffnet. Es ist aber keineswegs sicher, wann dieser Zeitpunkt eintritt, Und nun kommt hinzu, daß Sie in der That do fein Interesse daran baben, in diesem Augenblick dargelegt zu sehen, wie der Staatssekretär für das Reichs-Schagamt sih eventuell diese weitere Gestaltung der Reichsfinanzen denkt. Ich bin hier berufen, die Beschlüsse der verbündeten Regierungen zu vertreten, und die ver- bündeten Regierungen werden zunächst Erwägungen zu pflegen und Beschlüsse zu fassen haben. Dann erst wird Ihre Kritik verfassungs- mäßig im richtigen Moment eintreten.

Das ist dasselbe, meine Herren, was ich in der Kommission gesagt habe. Wir werden seiner Zeit, ih habe gesagt „in den nächsten Sessionen“, im Gegensaß zu der gegenwärtigen, nicht in der gegenwärtigen Session, sondecn in den nähsten Sessionen, wenn es nôtbig ist, mit einer Vorlage der verbündeten Regierungen zu hnen kommen auf Grund vorhergegangener Erwägungen zwischen den verbündeten Regierungen. Ob diese Erwägungen zwelmäßiger Gil: in der von dem Hrn. Abg. Dr. Windthorst gestern skizzirten Weise von Konferenzen zwishen den Finanz-Ministern stattfinden werden, das vermag ih heute niht zu sagen. Ich habe meine Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit eines solhen Verfahrens. Verständigungen aber zwischen den verbündeten Regierungen müssen vorbergehen, ehe wir neue Cinnahmen von Jhnen fordern, und Sie werden dann ausreichende Gelegenheit haben, sich wit diejen Dingen zu befassen, wenn wir solhe Vorlagen Ihnen machen werden. Aus diesen Gründen bin ih in der That zur Zeit nicht im Stande, ein- gebender, als ich es gethan habe, Ihnen zu zeigen, wo eventuell das vermehrte Einnahmebedürfniß zu decken sein wird. Völlig habe i ja niht geschwiegen; ich habe vor Allem hervorgehoben und das wiederhole ich auch heute wenn wir wissen, daß unsere, von den verbündeten Regierungen und dem Reichstage als nothwendig erkannten Ausgaben in den nächsten Jahren in steigender Richtung \fich bewegen werden, so dürfen wir finanziell erhebliche Einnahmen, die wir zur Zeit haben, nicht aufgeben. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ih gegen die Anträge gesprohen, welche auf die Aufhebung der Kornzölle gerichtet sind. Jch habe ferner mich gewendet gegen einen Vorschlag, welcher von Seiten von Herren Abgeordneten der deutsGfreisinnigen Partei gemacht worden ist, daß eventuell die nöthi- gen Mehreinnahmen durch eine Reichs-Cinkommensteuer geschafft werden sollten. Jch habe dem gegenüber ausgeführt und ich wieder- bole das auch heute, daß nah Artikel 70 unserer Verfassung eine Reichs-Einkommensteuer zwar niht ausgeschlossen ist, daß aber do zunächst dem Reiche ganz beftimmte Einnahmegebiete überwiesen, andere Gebiete den Einzelstaaten reservirt sind, und daß man zunächst ab- zuwarten hat, ob niht aus diefen Einnahmen ohne ein Hinübergehen über den im Artikel 70 zunächst \kizzirten Zustand ein eventuelles Mehrbedürfniß an Einnahmen gedeckt werden kann. Nun, meine Herren, es is immer von der Zuckersteuer die Rede gewesen. Ih will Ihnen ganz ehrlich fagen, daß, wenn ich von Einnahmen gesprochen habe, welche dem Reiche in den nächsten Sessionen geschaft werden könnten, ih dabei zunächst an die Zuckersteuer gedacht habe. Aber, meine Herren, Sie wissen ja Alle, wie die Sache hier liegt. Die Reichsregierung hat dadurch, daß sie an den Verhandlungen, die der Londoner Konvention voran- gegangen und nahgefolgt sind, theilgenommen hat, dadur, daß sie der Konvention selber vorläufig beigetreten ist, klar ausgesprochen, daß sie die Abschaffung der Zuckerprämie für eia an und für sich wünschenswerthes Ziel hält. Die Frist für die Ratifikation dieser Konvention ist zur Zeit noch nicht abgelaufen, ih glaube, es würde sowohl den übrigen Theilnehmern an der Konvention, als der von diesen Maßregeln eventuell betroffenen Industrie gegenüber unfair gehandelt sein, wenn wir vor Ablauf dieses Termins irgend etwas auf diesem Gebiet änderten. i :

Je nah der Entscheidung, die der 1. August uns bringt, wird, selbs wenn man aus dem Zucker mehr Einnahmen schaffen wollte,

wahcscheinlih die Gestaltung des Geseßes eine wesentli verschie- !

dene sein. | : l Nun, meine Herren, der Hr. Abg. Rikert hat, wie bereits früher,

so auch gestern wieder, die von dem Reiche, in Verbindung mit dem preußishen Staat, in den leßten Jahren verfolgte Finanzpolitik als eine niht nur fehlerhafte, sondern auch in ihren Resultaten erfolglose zu schildern versucht. Dem gegenüber gestatte ih mir do, Ihnen ganz kurz einige Zahlen in®2 Gedächtniß zurückzurufen. Ich nehme das Jahr 1878/79, das leßte vor dem Eintritt der Wirkung unserer neuen Finanzpolitik. In jenem Jahre zahlten die Einzelstaaten an Matrikfularbeiträgen dem Reiche netto 70 Millionen. Dem gegenüber haben im Jahre 1889/90 die Einzelstaaten vom Reiche 355 Millionen Mark bekommen. Sie haben das geht davon ab an wirklichen Matrikularbeiträgen 217 Millionen gezahlt. Es bleiben also immer „noch 137 bis 138 MiUionen übrig, welche nah voller Deckang der inzwischen erheblich erhöhten Ausgaben des ordentlihen Etats den Einzelstaaten vom Reiche zuflossen, während sie im Jahre 1878/79 fFebzig Mil- lionen an das Reih bezahlen mußten. Und gleichzeitig hat die Sache in Preußen \sich so gestaltet , daß die Verstaat- lichung der preußishen Eisenbahnen es bewirkt hat, daß aus dem

Erträgniß dieser verstaatlihten Bahnen niht nur die gesammte -

preußishe Staatsschuld verzinst und planmäfig amortisirt wird,

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 153.

Parlamentarische Nachrichten.

Séhlußbericht der gestrigen (26.) Sizung des Reichs- Fortseßung der zweiten Berathung des Gese entwurfs, betreffend die Friedens-Präsenzst des deutschen Heeres. Nah dem Abg. Freiherrn von Huene, dessen Rede wir bereits gestern kurz wiedergegeben haben, nimmt das Wort der Reichskanzler von Caprivi:

_Ich kann dem Hrn. Abg. Freiherrn von Huene nur dankbar dafür fein, daß er mir die Gelegenheit giebt, eine Aeußerung, die uw gestern gethan, rit en. über - die unerschwinglihen Kosten eines Projekts niht äußern, das s a n Ich Hue un Le ju sagen: das ih n eige anzler n enne, oder das die verbündeten Regierungen nit kennen. Als Mensch kenne ih eine Menge Projekte. Z z 7 zu felbst dergleichen ; aber ih habe hier nur die Pflicht, mi über die- jenigen Projekte zu äußern, die die verbündeten Regierungen {ih zu

7 1 des Hrn. Abg. Freiherrn von Huene in Betreff meiner gestrigen Er (ärung über die Dispositionsurlauber, insbesondere darüber- daß es die Absicht der verbündeten Regierungen nit ist, diese Maßregel nur für einmal eintreten zu lassen, kann ih nur volikommen beipflichten.

Staatssekretär Freiherr von Malßahn:

Die finanziellen Erwägungen, die allein zu vertreten ih hier be- rufen bin, müssen einer Vorlage wie der gegenwärtigen gegenüber zurücktreten; denn die verbündeten Regierungen fordern die in der Vorlage vorgesehene Verstärkung unserer Wehrkraft von Ihnen, weil sie sie für unumgänglih nothwendig halten, nicht um die Macht und das Ansehen Deutschlands auszudehnen, sondern um uns auf dem Stand- punkt der Wehrhaftigkeit zu erhalten, die uns in den Stand seßt, das, was wir errungen haben und be mit den verbündeten Regierungen diefer lage bewilligen müssen und die Bewilligung wird, wie ich wohl jeßt nah dem Gang ver Diskussion erwarten darf, mit erheblicher Ma- orität auch hier im Reichstage erfolgen. rwägungen das Recht geben, einer derartigen Vorlage die Zustim- mung zu versagen, wenn der Nahweis erbracht wäre, daß Veutsch- land riht im Stande wäre, die hier im Interesse seiner Erhal- zugemuthete Deutschland zu arm wäre, um sih auch für die Zukunft voll wehr- Diesen Nachweis zu erbringen, Der Versu is mißlungen.

Der Herr Abgeordnete hat drei Erwägungen angeführt, welche vom finanziellen Standpunkt aus seinen Widerstand gegen die Vor- lage rechtfertigen sollten: er hat uns gesagt, Deutschland trage zur Zeit bereits auf den Kopf der Bevölkerung eine höhere Belastung als Frankreih und England ; er hat uns ferner gesagt, England sei erheblih reicher als wir; und drittens, es habe seit den leßten 10 Jahren in Deutschland eine erheblihe Steigerung der Zölle und indirekten Steuern, stärker als in den Nachbarländern, stattgefunden. diese drei Behauptungen, selbst wenn sie wahr und unanfechtbar wären, würden das thema proponendum nihi beweisen, Deutschland nicht im Stande ift, etwas mehr

1890.

fondern daß außerdem eine fehr erveblide Zahl von Millionen dem preußischen Staatskaushalt aus diesem Erträgniß der Eisenbahnen zur Verfügung steht. Meine Herren, derartige Resultate einer 10 jährigen Finanzpolitif als „Fiasko* zu bezeihnen wir haben den Ausdruck wiederholt gehört —, kann seine Rechtfertigung nur etwa in dem Willen dessen finden, der einen solchen Ausdruck braucht. Die Logik der Thatsachen rechtfertigt ihn nicht.

Abg. Bebel: Es war mir interessant, daß der Schaßz- sekretär, nahdem er in der Militärkommission die Getreide- zölle gewissermaßen als einen eisernen Einnahmeposten be- zeihnet hat, nicht daran denkt, die Zuckerprämien, die einer kleinen Minorität reicher Leute alljährlih Millionen in die Tasche schieben, zu beseitigen, ebenso menig wie dieSteuerdifferenzprämien aus der Branntweinsteuer an die Großbrenner, daß er aber wohl an neue Steuern denkt, die in der Hauptsache immer wieder auf die niederen Klassen fallen. Diese Zugeständnisse möchte ih festnageln. Den militärischen Ausführungen des Abg. von Huene will ich als Laie nicht folgen. Seine Rede hat aber doch auf mich den Eindruck gemacht, als ob weit mehr seine Stellung als Freiherr und Major, wie als Ab- geordneter zum Ausdruck gekommen ist. Er hat mehr gegen als für die Resolutionen seiner Partei gesprochen. Er sagte, daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit eine ganz besondere Ungleichheit in den verschiedenen militärischen Kate- gorien herbeiführen würde. Herr von Huene muß als Militär wissen, daß diese Ungleichheit troß der dreijährigen Dienstzeit schon jest in hohem Maße vorhanden ist. H erinnere nur an das Jnstitut der Ersagzreserve und der Einjährig - Freiwilligen. n Folge des Systems der Dispositionsurlauber besteht hon jeßt die zwe1- jährige Dienstzeit bei einem sehr erheblihen Theile der Fuß- truppen. Es brauchte im Wesentlichen nur geseßlich festgelegt zu werden, was jeßt shon besteht. Jnteressanter waren mir die Ausführungen des Abg. Windthorst, der in seiner Partei- stellung kaum wieder zu erkennen war. Er hat gesprochen wie eiu Mann, der zur Kartellpartei gehört, der mit allen Mitteln der Angstmacherei dem Volke vor Augen stellen will, daß, wenn wir diese Forderung nicht beiwilligen, das deutshe Vaterland der Gefahr ausgeseßt sei, dem ersten feindlihen Ansturm zu erliegen. Es lag in seinen Worten, daß, wer dieser Vorlage niht zustimme, sih einer Art des Vaterlandsverraths schuldig mache. Das war der- selbe Ton wie 1887. Das kommt davon, wenn man, wie er und seine Partei, auf dem besten Wege ist, Regierungspartet sans phrase zu werden. Jm Wahlkampf ist das Centrum

enau wie die Linke für eine Verminderung der militärischen Uasten eingetreten. Diesem Auftreten hat es wesentlich seine

- Wahlerfolge und die Unterstüßung zu danken, die es bei den

Stihwahlen von der Linken erhalten hat. Heute, wo es die ausshlaggebende Partei in diesem Hause ist, hat es sein Vec- sprechen vollständig vergessen, milder kann ih mih nicht aus- drücken. Sie werden mir doch zugeben, daß, selbst wenn diese Vorlage in allen ihren Theilen abgelehnt wird, do gar nicht daran zu denken ist, daß Deutschland wehrlos, der Bestand des deutschen Vaterlandes in Frage gestellt sei. Angesichts der ungeheuren Bewilliaungen der leßten Jahre wäre das eine starke Behaup- tung. Abg. Windthorst hat sich denn auch in dem Gefühl, daß seine Begründung einen erheblichen Theil der Wähler des Centrums nicht befriedigen werde, um einige Beruhigung über die Zustimmung zu schaffen, für eine allgemeine mili- tärishe Abrüstung ausgesprohen. So sehr ih nun mih selbst mit diesem Gegenstande befaßt habe, so bin ich doch bis heute noch nicht dahin gekommen, anzuerkennen, daß dieser Gedanke ausführbar ist. Ein solher Antrag hat einmal nah Maßgabe der Stimmung der maßgebenden Kreise keine Aus- siht auf Annahme, und vor Allem hat ein etwaiger Beschluß feine Garantie der Ausführung. Jm Ernstfalle wird man eben an die Stelle der offenen die geheimen Rüstungen seßen. Die gegenwärtige Situation ist eine Wirkung der Ereignisse von 1870/71. Mit der Annexion von Elsaß-Lothringen mußte es jedem politisch Gebildeten zweifellos sein, daß Frankreichs und Rußlands Jnteressen solidarisch seien und dazuführen müßten, si gegen Deutschland zu stellen. Als 1870 Liebkneht und ih und 1871 ih allein etwas Aehnliches aussprachen, wurden wir ausgelacht. Heute kann ih mit Genugthuung konstatiren, daß diese Voraussage sih verwirklicht hat. Kein einziger Mensch in Deutschland mit gesunden Sinnen wird die Richtig- keit dieser Auffassung bestreiten. Jch gebe dem Referenten zu, daß Deutschland keine Eroberungen machen will, daß in den höchsten Kreisen oder sonst die Absicht nicht besteht, Deutsch- land in einen Krieg irgend welher Art zu stürzen. Das hängt aber niht von unserem Willen ab. Fn weiten Kreisen Frankreihs besteht nah wie vor der Gedanke, man mag das ja verurtheilen oder auch bedauern, die Thatsache steht aber fest, Elsaß-Lothringen wieder zu erobern. Dieser Umstand aber war es in ersier Linie, der Rußland bewogen hat, si Frankreich zu nähern. Rußland hat von je her darnah gestrebt, sih in die Verhältnisse Deutschlands zu mischen und eine Zersplitterung aufrecht zu erhalten. Diese Art, im Trüben zu fischen und Deutschland zu \{wähen, wurde durh das Jahr 1870 zerstört. Es hat nah wie vor die Absicht bestanden, die M niht nur über das Schwarze und Mittelländishe Meer, sondern auch über die ganze Ostsee zu bekommen. Der Verfasser der Broschüre „Videant consules“ der unzweifelhaft den höchsten militärischen Kreisen angehört und die politishen Beziehungen Deutschlands genau kennt, hat direkt erklärt : Rußland is ein Feind, gegen den wir unsere ganze Macht zu richten haben. ‘Mit Recht hat demgegenüber der Reichskanzler darauf inge daß wir nicht daran denken können, die russi]hen _Ostseeprovinzen zurüdckzuerobern. Mit Rußland und Frankreih können wir allein unmöglich fertig werden, wenn wir auch den leßten Mann und lezten Groschen aufböten. Der Dreibund Deutsch- land, Oesterreih und Jtalien ist zu Stande gekommen in der Erkenntniß der Solidarität der Interessen. Kommen wir aber mit m Bundesgenossen gegen Frankreich und Rußland in Krieg, so würden die Türkei und Rumänien ni t müßig bleiben. Rußland müßte sih auf einen Defenfivkrieg beshränken, Mane reih müßte seine Grenzen nah Savoyen und Belgien deen,

und Englands Neutralität würde sicherlich niht Frankreich