1890 / 156 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Sund statt, Beide Escadres näherten sich nun einander lang- sam, während die Salutschüsse erdröhnten und an den Groß topps die deutsche bezw. die dänishe Flagge gehißt wurde. „Dannebrog“ lief dann dicht auf zum „Kaiser“, und Köni Christian, begleitet von den Prinzen und dem Ehrendienst, bega Sich mit einer Schaluppe nah dem „Kaiser“ zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm. Nach kurzem Verweilen fuhren die Allerhöchsten und Hohen dänischen Herrschaften wieder nah dem „Dannebrog“ zurück, während nur Admiral Meldal an Bord des „Kaiser“ blieb. Während „Dannebrog“ nach dem Hafen von Helsingör zurückging, legten fich um 31/5 Uhr „Kaiser“ „Jrene“ und „Hohenzollern“ fowie die dänishen Panzer- schiffe „Valkyrien“ und „Jver Hvidtfeldt“ in langer Linie auf der Rhede vor Anker. Nach kurzer Zeit wurde die Kaiser- flagge auf dem „Kaiser“ gestrihen, und mit einer Barkasse kamen Kaiser Wilhelm Und Prinz Heinrich, Beide in Marine - Uniform und mit dem blauen Bande des Elephanten-Ordens, an das Land. Der Kaiser war heiter, grüßte freundlih und machte überhaupt einen besonders frishen und gewinnenden Eindruck.

Den Berichten des „W. T. B.“ aus Helsingör und Fredensborg entnehmen wir noch Folgendes:

Das deutshe Geschwader ging Sonnabend Nachmittag 33/4 Uhr auf der Rhede in Helsingör vor Anker. Der „Danne- brog“, an dessen Bord sich Se. Majestät der König von Dänemark, der Kronprinz, die Prinzen Christian, Waldemar und Karl befanden, war Sr. Majestät dem Kaiser entgegengedampft und lief kurz nah 4 Uhr dort ein. Se. Majestät der Kaiser begab Sih unter dem Salut der Kanonen und den Hochrufen der zahlreich auf der Rhede versammelten Menge von dem Panzerschiff „Kaiser“ ans Land und wurde an der Landungsbrücke von dem König, den Prinzen und den Spißen der Civil- und Militärbehörden begrüßt. Der Kaiser schritt unter den Klängen des Fahnenmarshes die aufgestellte Ehrenwache ab und begrüßte sodann die von dem König vorgestellten Offiziere und andere hohe Persönlichkeiten, darunter auch den Geheimen Etats:Rath Tietgens, der jüngst als dänischer Delegirter der Berliner Konferenz beiwohnte. Nach kurzem Aufenthalt fuhren die beiden Majestäten in einem Wagen, Se. Königlihe Hoheit der Kronprinz von Dänemark und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen in einem zweiten Wagen durch die flaggengeshmüdckte Stadt nah dem Bahnhof, von wo mittels Extrazugs die Fahrt nach Fredensborg angetreten wurde. Der Weg nach dem Bahnhof war von einer großen Menschenmenge angefüllt, welche enthusiastishe Huldigungen darbrachte.

Die Ankunft in Fredensborg erfolgte Nachmittags um 59 Uhr. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm wurde an der Treppe des Schlosses von Fhrer Majestät der Königin von Dänemark, der Kronprinzessin, der Prinzessin Waldemar und der Erbprinzessin-Wittwe Elisabeth von Anhalt emfpangen. Die Stadt war reich mit Flaggen ges{hmückt.

Um 7 Uhr Abends fand zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers im Schlosse Tafel statt, Allerhöchstderselbe hatte zwischen der Königin von Dänemark und der Kronprinzessin Play ge- nommen, während Prinz Heinrich zur Seite der Kronprinzessin und der König von Dänemark zur Seite seiner Gemahlin saß. Se. Majestät der König brachte den Toast auf Se. Majestät den Kaiser, Fhre Majestät die Kaiserin und das ganze Kaiserliche Haus aus. Sodann spielte die Kapelle das „Heil Dir im Siegerkranz“, welches stehend angehört wurde. Hierauf erwiderte Se. Majestät der Kaiser: Es sei Jhm eine wahre Freude, die Majestäten begrüßen zu können. Er trinke auf das Wohl Fhrer Majestäten und des Königlichen Hauses: Goit behüte den König und die Königin noch viele Fahre!

Gestern Mittag nahm Se. Majestät der Kaifer die Sammlungen und andere Sehenswürdigkeiten auf Schloß Frederiksborg in Augenschein. Nah dem Dejeuner erfolgte alsdann die Nückfahrt nah Fredensborg durch die prachtvollen Buchenwaldungen.

Ueber die bevorstehende Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Christiania, welche am Dien- stag erfolgen soll, wird uns von dort berichtet : ;

Des Kaisers und Köaigs Majestät wird, nahdem das die Kaiser- standarte führende deutsche Kricgs\chifff im Christianéfjord Anker ge- worfen, an Bord deéselben von Sr. Majestät dem Könige Oskar begrüßt und mittels Königlicher Barkasse zur Landungstreppe am LTordenskioldplads und von dort in den unmittelbar vor der Landungétreppe erbauten Empfangspavillon geführt werden. Letzterer ift ein Practbau, der eine neite Kuppel in den deutshen Farben trägt und als Krönung eine riesige goldene Kaiserkrone zeigt. Die Decke im Innern ist fächerartig aus rothem Tuch ausgeführt, während die Seitenwände hauptsächlich in Gold und Weiß gehalten sind. Der Tordenskioldplads selbst ist zu beiden Seiten von je einer großen Tribüne flankirt, während die mächtige, lange Tribüne der Deutschen N seitwärts der Landungêtreppe an der Piperviks-Brüke

inzieht.

In See wird Se. Majestät der Kaiser und König von den bereits bekannten norwegischen Kriegsschiffen begrüßt werden, und \o- bald die Kaiserliche Flotte das norwegische Fahrwasser erreiht, begeben sid der deutsde Gesandte am Hofe zu Stockholm, Wirklicher Geheimer Legations-Rath Dr. Busch, der hiesige èeuts§e General- konsul Freiherr von Oerten und der bei Sr. Majestät befohlene Dienst an Bord des Kaiserschiffes, Zum Dienst bei dem Erlauchten Gaste des Königlichen Hofes sind von Sr. Majestät dem Könige Oskar TI, befohlen worden: der General-Feldzeugmeister, General-Major Ki erul f, der Ober-Adjutant Sr. Majestät des Königs von Swweden und Norwegen, Oberst Nyquist und der Adjutant Sr. Majestät des Königs, Kapitän der Marine (Kapitän-Lieutenant) Dannevig. Zum Dienst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen wurde Marine-Kapitän (Kapitän-Lieutenant) I. Salvesen befohlen, während zum Vize-Admiral Deinhardt der Commandeur- Kapitän (Korvetten-Kapitän) Sverdrup, zum Contre-Admiral Scchröder der Marine - Kapitän Oscar Rieck kommandirt worden ift. i E

_Ob irgend eine offizielle Begrüßung des Kaisers und Königs Seitens der Stadt Christiania unmittelbar nah erfolgter Landung stattfinden wird, unterliegt noch der Entscheidung Sr. Majestät des Königs Oskar 11. Wenn eine solche genehmigt werden follte, so mird dieselbe durch eine Ansprache Seitens des neuen Stadt-Chefs und erst vor Kurzem in sein Amt eingeführten Bürgermeisters Christie er- folgen, der als ebemaliger Beamter des \chwedischen Ministeriums des Innern Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser nit unbekannt ist und, wie wir erfahren, auch in Berlin früber einmal s{ der Ehre zu erfreuen hatte, von Sr. Majestät empfangen und in ein Gespräch gezogen zu werden : s

Beim Empfangspavillon werden nah ftattgehabter Vorstellung die Königlichen Equipagen bestiegen werden und geht dann die Fahrt über den Tordensfkioldplads, durch die Rosenkrantßgade, am Eid8volds- plads vorüber in die Karl Johansgade links einbiegend, die Anhöhe hinauf zum Königlihen Schlosse. Ob Ihre Majestät die Königin den Erlauchten Gast hier oder bereits im Empfangspavillon bei der

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Landung begrüßen wird, ist noch niht bekannt. Se. Majestät der Kaiser und König begiebt sich nach Allerböchstseiner Ankunft zunächst in die für ibn eingerihteten Zimmer, worauf dann gegen 7 Uhr Abends Familiendiner stattfindet.

Am Mittwoch, 2. Ivli, soll na den bisberigen Bestimmungen Vormittags ein Ausflug nah dem Landsitze der Erben des Konsuls

eftye, Frognerfaeter, 84 km von Christiania und 415 m über

eeresfläche gelegen, stattfinden, woselbft auch das norwegische Fest- Comité cin Frühftück arrangirt. Erwähnt sei nämlich, daß sich hier sowobl ein deutsches, als auch ein norwegi- \ches Fest-Comité gebildet hat; beide wollen zu Ehren des Besuhes Sr. Majestät des Deutschen Kaisers besondere Festlihkeiten veranstalten. Am Abend is dann Galatafel im König- liden Sclofse, während am Donrerftag, 3. Juli, . das große SFeft- essen der Deutschen gehalten werden soll, und zwar auf der mit zahl- reihen Villen bedeckten Halbinsel Bykdös, woselbst sich auch das berrlihe Schloß Oskarhall befindet, dem wie man vermuthet des Kaisers und Königs Majestät an diesem Tage einen Besuch ab- statten wird.

Unsere obigen Mittheilungen ergänzend, mag noch erwähnt sein, daß der erfte Triumphbogen auf der Fahrt vom Landungsplate nah dem Königlihen S{hlosse fih den Augen Sr. Majestäc an der Ee der Rosenkrantz- und Storthings-Gade darbieten wird. Der Bogen wird durch einen in deutsh:n und einen anderen in norwegischen Farben gefkleideten Obelisken getragen, welche an beiden Seiten jeder den goldenen, die Axt in den Pranken tragenden Löwen im rothen Felde zeigen, während der Bogen nach der Hafenseite zu einen weißen Stild mit einem großen W, nach der Stadt zu einen eben solchen mit dem Namenszuge O. IL. aufweisen. Ein großer Globus krönt das Ganze. Eine zweite Ehrenpforte wird den Kaiserlichen Herra an der Universität in der Karl Jobans - Gade, unmittelbar vor dem Denkmale Scweigaard’s, begrüßen Hier wachen vor jedem Obelisken zwei riesengroße, aus Gips hergestellte Löwen, und die Obelisken selbft tragen an ihrem oberen Ende urnenartige Knaufe, aus denen si je ein kurzer Flaggenmast mit der deutschen bezw. der norwegischen Flagge erhebt. Beide Seiten der festlihen Einzugs- straße sind mit Masten in vershiebener Höhe beseßt, welche dazu be- stimmt sind, abwechselnd deutsche, {wedis{e und norwegische Fahnen zu tragen, leßtere natürli in größerer Anzahl, weil es die nor- wegische Hauptstadt ift, in die der Kaiser einzieht.

Ueber die Ankunft Jhrer Majestäten des Königs ;

und der Königin von Shweden und Norwegen in Christiania wird uns geschrieben :

Die Ankunft Ihrer BVlajestäten erfolgte am Freitag Vormittag um 10 Uhr; in ihrer Begleituna befand sch auch Se. Königliche Hobeit Prinz Eugen. Schon längere Zeit voc der Ankunft der Höchsten Herrschaften hatten si alle hier weilende Autoritäten vom Civil und Militär, der erste Geistlile der Stadt, zahlreide Damen und Herren der höheren Gesellschaft auf dem Bahnhofe zur Begrüßung eingefunden, die Damen meist mit kostbaren Blumen- spenden, welckche Ihre Majestät die Königin huldvollst na erfolgter Ankunft entgegenzunehmen geruhte. Unter den zur Begrüßung des erlauWten Königépaares auf dem Perron anwesenden Personen be- fanden sih au der bereits vor einigen Tagen hierselbst eingetroffene deutshe Gesandte in Stockholm, Wirklihe Geheime Legations-Rath Dr. Busch sowie der biesige deutshe Generalkonsul Freiherr von Oerßen. Als der Königliche Sonderzug \sich der Bahnhofshalle nahte, wurde von zwei Trompetern der Kavallerie ein Signal ge- blasen, wora:f die Geschüße den Königssalut abgaben. Die erlauhten Herrschaften wurden nach dem Halten des Zuges ehrfurchtsvoll von den auf dem Perron Versammelten begrüßt und nahmen in den Königlichen Zimmern des Westbahnhofes die üblichen Vorftellungen entgegen, welhe ungefähr 15 Minuten erforderten. Dann wurden die inzwischen vorgefahrenen Königlichen Hofequipagen bestiegen. Im erften Zweispänner hatten der Hof-Chef General- Lieutenant Nöfer, der Kabinets-Kammerherr Schlytter und der Adjutant, Oberst-Lieutenant Stillesen Plaß genommen. Es folgte sodann ein vierspänniger, lang vom Vock aus gefahrener Hofwagen mit dem sckwedisch-norwezishen Königêpaare, dem der Hof-Stall- meister Sverdrup in Gala-Uniform voraufritt. Se. Majestät der König trug Marinc-Uniform, Ihre Majestät hatte eine braunseidene Robe mit Spitenmantille und Capothüthen angelegt, Schon beim Verlassen des Bahnhofs hatte die zahlreih versammelte Volksmenge die Majestäten mit freudigen Zurufen begrüßt, und dies wiederholte sih auf dem ganzen Wege dur die Karl Johans-Gade nach dem Königlichen Schlosse, Die Häuser zeigten sich sowohl auf dieser Hauptstraße als auch in den Nebenstraßen vielfah im norwegischen Flaggens{chmudck. Eine \{chwedishe Flagge wehte neben der norwegischen nur auf dem Dach deë Grand Hôtel.

Ïn einem Zrwei!pänner, unmittelbar hinter dem Königlichen Wagen, folgten die Ober-Hofmeisterin Ihrer Majestät Frau Lövenskjold mit dem Hoffräulein Büll und dann, ebenfalls in einem Zweispänner, Se. Königliche Hoh-it der Prinz Eugen mit seinem militäriscen Begleiter, dem Artillere-Kapitän Roder und dem Leibarzt Sr. Majestät des Königs, Egeberg. Hofbeamte und Dienerschaften bildeten den Schluß des Wagenzuges.

Auf dem Platz vor dem Königlichen S{losse von der Zinne desselben wehte die norwegishe Flagge war inzwischen eine Compagnie der Norske - Garde als Ehrenwahe auf- marschirt, welche bei Ankunft der Majestäten das Gewehr präsentirte und das Spiel \ch{lug. Hier war es, wo der erste Hof- marschall Oberst Frölich die Honneurs machte und die hohen Herr- schaften in ihre Gemächer geleitete, Ueber Naht waren die zu Ehren des Deutschen Kaisers errichteten Triumphbogen und Ehrenpforten fertiggestellt worden, sodaß die Majestäten, wenigstens in der Karl JIohans- Gade, {on bei ihrem Einzuge etwas von den festlihen Vor- bereitungen zum Empfange des befreundeten Monarcher wahrzunehmen vermochten.

Es wird uns bei dieser Gelegenheit wobl gestattet sein, der Stadt Christiania und dem Leben und Treiben hierselbst einige flühtige Worte zu widmen Die romantische Lage der norwegischen Want ift so häufig gerühmt worden, daß wir uns einer näheren Beschreibung in dieser Beziehung wohl enthalten können. Dennoch können wir nicht umhin, der föstliden Umgebung furz zu gedenken, von der man erft den rihtigen Begriff erbält, wenn man vom Dae des Königlichen S{lofses aus, wie s uns gestattet worden war, den Blick ut die Stadt selbst und dann auf die herrlichen Naturschönheiten ringsumher \{weifen läßt. Der Eindruck dieses berrlihen Panoramas ist ein bleibender, und Niemand, der sih desselben einmal im Leben zu erfreuen gehabt hat, dürfte ihn jemals wieder vergessen können. Christiania selbst bietet allerdings nit viel für den Fremden. Das Etablissement Tivoli ist ein {wacher Versu, dem Publikum „Kunst- genüfse“ zu bieten, und man würde sehr enttäusct sein, fih von dem- selben etwa das zu versprehen, was das Kovenhagener Tivoli, Sternecker und Neue Welt bei Berlin oder die bekannten Hamburger Vergnügungsorte bieten. Die Norweger sind aber au in dieser Be- ziehung in ihren Anforderungen fehr bescheiden und begnügen \ich mit dem Wenigen, was ihnen hier geboten werden kann, recht gern.

Es ift eine wahre Freude zu sehen, mit welher Emsigkeit die biesigen Comi1és für die Vorbereitungen zum Kaiserbesu%e Sorge tragen. Auch die biedere Bevölkerung fühct nur noch letzteren im Munde und hebt stets als besonders chrend für Norwegen hervor, daß zum ersten Male ein „Kaiser * den Boden Christianias be- treten wird. In aujfrihtiger Sympathie {lagen ihm Aller Herzen entgegen. Es ift in der That erhebend, Zeuge dieser Freude zu sein und wahrzunehmen, wie Alles hier in gespannter Erwartung den kommenden Kaisertagen entgegenharrt. 9

Die seit dem 1. April d. Js. im Auswärtigen Amt gebildete 1IV. Abtheilung wird nah einer Verfügung des Reichskanzlers vom 29, Juni fortan den Namen „Kolonia l-

dortselbst

Abtheilung“ führen; ihre Leitung ist nach Beurlaubung des Geheimen Legations-Raths Dr. Krauel, welcher für einen diplomatishen Posten ausersehen ift, dem Geheimen Legations: Nath Dr. Kayser als Abtheilungs-Dirigenten über- tragen.

Ps weit es sich um die Beziehungen zu auswärtigen Staaten und um die allgemeine Politik handelt, bleibt die Kolonial: Abtheilung dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts unterstellt. Fa allen eigentiihen Kolonialangelegen- heiten dagegen, insbesondere auch in allen organisatorischen Nauen: wird in Zukunft die Kolonial: Abtheilung derartig selbst- tändig unter der Verantwortung des Reichskanzlers fungiren, daß der Abtheilungs-Dirigent dem obersten Chef der Reichs3- verwaltung unmittelbar die erforderlichen Vorträge erstattet und unter der Bezeichnung „Auswärtiges Amt, Kolonial- Abtheilung“ die von der leßteren ausgehenden Schriftstücke selbst zeichnet.

Der Bundesrath hielt am Sonnabend unter dem Vorsitz des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staats- sekretärs des FJFnnern Dr, von Boetticher eine Plenar- sizung ab. Jn derselben wurde dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Konsfulargerichtsbarkeit in Samoa und die Uebernahme einer Bürgschaft Seitens des Reichs für die durhch Einrichtung einer anderweiten Rechtspflege erwahsenden antheilmäßigen Kosten, die

ustimmung ertheilt. Außerdem wucde in megreren Zoll- und Steuer - Angelegenheiten Beschluß gefaßt. Für die erledigte Stelle eines nichtständigen Mit-

gliedes des Reihs-Versicherungsamts wurde die er- forderlihe Ersaßwahl vorgenommen. Der vom Reichstage an- genommene Geseßentwurf, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts-Etat für 1890 91, wird zur Allerhöchsten Vollziehung vorgelegt werden.

Das Königlihe Staats - Ministerium hatte in seiner Sißung vom 2. März d. F. beschlossen, daß die wegen der Erbauung von Geschäftsgebäuden für die beiden Häuser des Landtages angefertigten Entwurfsskizzen den parlamentarischen Körperschaften Behufs einer Aeußerung in der Angelegenheit vorzulegen seien. Demgemäß sind diefe Skizzen an den Präsidenten des Herrenhauses, sodann auch an den Präsidenten des Hauses der Abgeordneten mit dem Ersuchen um eine entsprehende weitere Veranlassung gesandt worden. Darauf hat der Gesammtvorstand des Herren- ful es sich am 10. Mai für die neu gefertigte Entwurfs- fizze vom Jahre 1889 ausgesprochen, welche eine Anordnung von zwei getrennten, durch einen Zwischenbau mit einander verbundenen Geschäftsgebäuden nach der Tiefe der Grundstücke Leipzigerstraße 3 und 4 in Aussicht nimmt und auch die Be- schaffung der erforderlihen Dienstwohnungen berücksichtigt. Der Vorstand hat jedoch dabei den Wunsch ausgesprochen, daß bei der weiteren Bie iRiae der Angelegenheit von einer Gemeinsamkeit der Repräsentationsräume der Präsidenten der parlamentarischen Körperschaften abgesehen, auch dem Herren- hause seiner Zeit ein gesonderter Gartentheil über- wiesen werden möge. Weiterhin hat der Vorstand für wünschenswerth erachtet, daß das Geschäftsgebäude für das Haus der Abgeordneten, unter entsprechender Verlängerung des Zwischenbaues, bis auf 25 m Entfernung an die Zimmer- straße herangerückt werde. Der leßtgedahte Wunsch geht davon aus, daß die im Jnnern des Bauplates verbleibende Gartenfläche thunlihst groß zu erhalten und daß dies nah dem Vorshlage auch ohne Beeinträchtigung der Beleuch- tung der Unterrihtsräume an der Nordseite des Kunst- gewerbe - Museums zu erzielen sei. Der Gesammt- vorstand des Haufes der Abgeordneten ist am 14, Mai der Auffassung des Gesammtvorstandes des Herren- hauses beigetreten, au insoweit, als es sich um die stärkere Heranrückung des Geschäftsgebäudes des Hauses der Abgeord- neten an die Zimmerstraße handelt. t

Wie wir hören, lieat es demgemäß in der Absicht, auf Grundlage dieser Beschlüsse zunächst die erforderlihen Bau- sfizzen und Kostenberehnungen auszuarbeiten und gegebenen Falls bereits in den Etat für 1891/92 eine Baurate einzu- stellen.

Der Kaiserlihe Botschafter am Königlich italienischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf zu Solms-Sonne- walde ist nah Rom zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Der Königliche Gesandte in Weimar von Derenthall ist von dem ihm Allerhöhst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Der Gesandte der \{chweizerishen Eidgenofsenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hofe Oberst Roth hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär Dr. Fininger als Geschäftsträger.

Der hiesige japanishe Gesandte Marquis Saïonzi a0 fih auf einige Wochen nah Brüssel begeb-n. Für die auer seiner Abwesenheit fungirt der Legations - Sekretär Jnouye als Geschäftsträger.

Der Archiv-Hülfsarbeiter Dr, phil. Konrad Wutke bei dem Staats-Archio in Breslau i#t zum Archiv-Afsfistenten ernannt worden.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Freiherr von Sohlern, ist am 27. Juni in Port Nolloth (Cap-Kolonie) angekommen und an demselben Tage wieder in See gegangen. Der Dampfer „Adler mit dem Ablösungskommando für S. M. Kreuzer-Korvette „Carola“ und S. M. Kreuzer „Schwalbe“, Transport- führer Kapitän-Lieutenant Brinkmann, ist am 29. Suli in Sansibar eingetroffen, und wird der Dampfer am 3. Juli mit den abgelösten Mannschaften die Heimreise antreten.

Bayern.

München, 29. Juni. Se. Königlihe Hoheit der Prinz Arnulf hat fi, dem „W. T. B.“ zufolge, als Ver- treter Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten mit den Ministern Freiherren von Crailsheim und von Fei- (igid nah Ulm zur Theilnahme an dem Münsterfest be- geben.

] In dem Befinden des Freiherrn von Luß ist eine wesent- liche & es j i E e s

_ Der frühere Professor der Theologie, Domkapitular, Ober- Kirchen-Rath Herb ist gestern gestorben. :

Vaden.

Karlsruhe, 29. Juni. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat den Legations. Sekrettr L0L Ehelius zum Kabinets-Sekretär Jhrer Königlichen Hoheit der Groß- herzogin ernannt. i

Am Freitag Nachmittag traf, wie: die „Karlsr. Ztg.“ mit- theilt, der jüngste Sohn JZhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen, Prinz Erik von Schweden, Herzog von Westermanland, in Baden-Baden ein, Die Kronprinzessin mit ihren Söhnen, den Prinzen Gustav und Wilhelm von Schweden, Herzögen von Schonen und von Södermanland, sowie Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin empfingen das Fürstlihe Kind am Bahnhofe und geleiteten dasselbe zum Großherzoglichen Schlosse.

Hessen.

Darmstadt, 28. Juni. (Darmst. Ztg.) Der Landtag wurde heute Mittag durch Se. Königliche Hoheit den Gro ß- herzog mit folgender Anrede ge\{lo}en :

_Meine Herren Stärde!

Es ift Mir eine angenehme Empfindung, Ihnen bei tem Swlusse dcs XXVI. Landtages persönli Meinen Dank und Meine Anerken- nung ausfprechen zu fönnen für die Hingebung und Pflichttreue, mit wel@en Sie während deéselben sich den Angelegenheiten des Landes aewidnet baben.

Nackdem in den vorausgeçcangenen Landtagéperioden die Gesetz- gebung auf fast allen Gebicten, zu!eßt in Bezug auf die direkte Bé- steuerung und die Landeskultur, zu einem gewissen Absch{lufse gelangt war, sind es jeßt nuc verbältnißmäßig wenige, wenn au nit un- wichtige gesetg-berishe Aufgaben gewesen, welche Ihre Thätigkeit in Anspru nahmen.

Um fo mehr durften Sie, Dank dem günstigen Stande der Finanzen *des Landes, im Einvernehmen mit Meiner Regierung sich mit Einrichtungen und Maßnahmen zur Förderung der Wissen\caft, des Unterrichts, der öffentlihen Woblfahrt im Allgemeinen, ins- befondere der Landwirtb\ch&aft, des Handels und der Gewerbe und vor Allem des Verkehrswesens befassen.

._ Lahlreiher und namhafter als je sind die Mittel, wel&e Sie für die Zwrecke der Hochschulen, des Volks\chulwesens, der verschiedenen Zweige der Landwirtbschaft sowie zur Unterstüßung der Kreise und Gemeinden in Bezug auf öffentliche Unternehmungen Meiner Regie- rung zur Verfügung gestellt haben ; vor Allem reihlich haben Sie die Mittel bemessen, welche der Ausdehnung und Vervollkommnung des Eisenbahnnezes im Lande zu dienen bestiwmt sind.

Ich gebe Mich der Hoffnunz hin, daß all: diese Mittel unter dem Schuße und Swirme des Friedens, welhen das Reich und die Gesinnungen seines Oberbauptes uns gewäbrleisten, zum Woeble eva geliebten Landes und Volkes ihre urgestörte Verwendung

nden.

Indem Ih Sie mit dieser Hoffnung und diesem Wunsche zu Ihrer gewöhnlichen Thätigkeit entlasse, ertheile Jh Jhnen aleihzeitig die Versicherung Meines fortdauernden landesfürstliden Wohlwollens.

_Später fand im Kaiserfaale des: Großherzoglichen Schlosses Tafel statt, zu welcher an die Mitglieder der Ersten und Zweiten Ständekammer sowie an die Großherzoglichen Ministerien und Hofstaaten Einladungen ergangen waren.

Oesterreich - Ungarn.

Wien, 29. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König ist heute früh aus Budapest hier wieder eingetroffen. Fhre Majestät die Kaiserin und Königin ist mit der Erzherzogin Marie Valerie vorgestern Abend nah Gastein abgereist, wo die Ankunft gestern früh erfolgte.

Die hiesige türkische Botschaft ist, wie „W. T. B.“ meldet, ermächtigt, das Gerücht von einer angeblichen Abficht der Pforte zur Beseitigung des Verwaltungsraths der „Dette plublique“ und zur Uebertragung der Be- fugnisse dieses Verwaltungsraths an die „Ottomanische Bank“ in aller Form zu dementiren.

Großbritannien und JFrland.

Lonbon, 29. Jun De Konigin lan, ver M C2 zufolge, am Freitag nah London, um das Grab ihrer lang- jährigen, fkürzlih verstorbenen vertrauten Freundin, der Mar- quise von Ely, auf dem Kensal Green-Friedhof zu besuchen. Der gestrige Krönungstag wurde in Windsor und London auf die übliche Weise gefeiert. Am Abend fand im Schlosse Windsor ein Festmahl statt, welhem auch die am Morgen mit ihren Töchtern, den Prinzesfinnen Victoria und Marga- rethe von Preußen, angekommene Kaiferin Friedrich bei- wohnte.

Y Eine gestern Abend in der Central-Halle abgehaltene große Versammlung nahm, wie „W. T. B.“ meldet, mit Einstimmigkeit eine von dem Deputirten Borthwick beantragte Resolution an, in welcher die Versammlung ihr Vertrauen zu der Regierung aussprach. Später nahmen der Kanzler der Schaßkammer Goschen, der Staatssekretär des Ktiieges Stanhope und der General- Sekretär für Jrland Balfour das Wort; Letzterer bemerkte, daß das jüngste Uebereinkommen mit Deutschland jede Möglichkeit von Differenzen mit Deutschland beseitigt habe, mit welchem England durch viele enge Bande verknüpft sei, i

Lord Carnarvon, früher Minister der Kolonien und ehemaliger Lord-Lieutenant von Frland, ist gestern Nach- mittag gestorben.

Frankreich.

Paris, 28. Juni. Der Ministerrath hat, nah einer Mittheilung der „Köln. B sih dahin entschieden, daß im j Journal officiel morgen folgende Aktenstücke über den „Crédit

oncier“ veröffentliht werden sollen: 1) der Bericht der Finanz-Inspektoren, 2) die Antwort Christophle's, 3) der Bericht des Ministers Rouvier, 4) der Brief Rouvier's, in welhem er die Beobachtungen, welche aus der Untersuhung si er- gaben, aufzählt und die Veränderungen angiebt, die am „Crédit Foncier“ vorgenommen werden sollen. Christophle bleibt Leiter des „Crédit Foncier“.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 29. Juni. (W.T.B.) Der Kaiser und die Kaiserin haben sih gestern mit den Großfürsten Georg und Michael und der Großfürstin Xenia nach den finnländishen Scheeren begeben. :

Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht die Gesetze, be- treffend die Prägung silberner Scheidemünzen im Be-

trage von 6 Millionen Rubel, und betreffend die Einführung einer Zuschlagssteuer auf Zucker von 40 Kopeken pro Pud, ferner das Cirkular des Eisenbahn-Departements und des Finanz- Ministeriums, betreffend die vorgestern angekündigte Einführung der neuen Tarife für den Transport ausländischer Waaren auf den Bahnlinien, welche von der Grenze bezw. den Häfen in das Jnnere des Reichs führen.

830. Zuni. (W. T. B.) Das heutige „Journal de St. Pétersbourg“ bespriht die Hinrichtung Panigza's und bemerkt dabei: Prinz Ferdinand habe vor derselben das Land verlassen, indem er darauf verzictete, von dem ihm allein zustehenden Recht der Gnade Gebrauch zu machen. Der Prinz habe hierdurch bewiesen, daß er niht allein nicht herrshe, sondern, daß er sogar nicht einmal in Bulgarien regiere, und daß Stambuloff doct zu- gleih Herrscher und Regent sei. Was Stambuloff angehe, so hätte es wahrlich nicht dieses neuen Akts von Grausamkeit bedurft, um die Art seiner Herrschaft kenntlih zu machen, die ein Shreck?n sei; er habe auf diese Weise zu gleicher Zeit den weniger Voreingenommenen die flüchtige Dauer derselben nezeigt.

Ftalien.

Rom, 30. Juni. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massovah: Die Derwisde fielen in das italienishe Schußgebiet von Beni-Amer cin. Kom- mandant Kerer sandte ihnen einheimische Truppen entgegen, welche die Derwishe überrumpelt n und in die Flucht schlugen, wobei leßtere 150 Todte, 100 Gewehre und die Fahnen verloren. Die einheimishe Compagnie verlor 2 Todte und 4 Verwunde!e.

Schweiz.

Bér, 30 Zu Œ S B) Bei der gestrigen Volksabstimmung im Kanton Zürih wurde eine Gesezesvorlage, nah welcher vie Kosten d-r Leichen- bestattungen vom Staate bestritten werden sollen, mit 34 699 gegen 16 484 Stimmen angenommen.

Belgien.

Brüffel, 28: Jimi: Dié Antisklaverei-Konferenz hält am Montag ihre leßte Sizung ab, in der die General- akte unterzeihnet wird. Morgen findet ein großes Diner im Königlichen Schlosse statt. Die Generalakte bestimmt, nah der „M. Allg. Ztg.“, im Wesentlichen Folgendes :

_ Die Bekämpfung des Sklavenhandels in Inner- Afrika ist dur eine progressive Organisation der Administration, der Justi:, der religiösen und militärishen Verwaltung des Territoriums und allmählicber Errichtung stark besetter Stationen, ten Bau von Straßen und Eisenbabnen zu bewirken, ferner durch vorge’ chobene Stationen, die mit der Küste zu verbinden sind, dur Dampfer- linien auf den Seen und Flüssen im Innern, Uferforis, Telegraphenlinien mit Zwischenstationen Verwaltuncscentren und der Küste, endlich durch Organisation von Erpeditionen fliegenden Kolonnen zur Unterbaltung der Verbindung untereinander und mit der Küste, Sicherung der Straßen und Beschränkung der Waffeneinfuhr. Die Regierungen können diese Verpfliturgen an mit Ckarter versehenz Compagnien übertrazen, bleiben indeß selbst verantwor!lih. Befreite Sklaven find in die Heimath zurützufüßren oder anzusiedeln, flücktige Sklaven staatlich zu beshüßen. Die Einfuhr von Feuerwaffen, Pulver und SwSnaps ist verboten zwischen 20 Grad nördliher und 22 Grad füdliher Breite, auf dem Atlantishen und Indishen Ocean inclusive der Infeln bis 110 Meilen von der Küste. Indi- viduelle Ausnahmen und Transit sind unter Regierungékontrole zulässig. Wachtvosten werden errihtet zur Aufhebung und Befreiung der Sklavenkarawaren. Die genaue Ueberwachung der Küstenstride zur Verhinderung des Sklavenhandels, sowie Maßregeln wider Flaggenmißbräuhe und Sfklaventransporte auf autorisirten Schiffen werden festgestellt. Ein internationales Kontrol- bureau wird in Sansibar eingeseßt. Die \{ärfste Kontrole der Fahrzeuge von Eingeborenen bat Plat zu greifen; kein Fahrzeug von Eingeborenen darf an der Küste und auf den Inseln von Afrika {warze Passagiere aufneymen, außer unter Kontrole europäischer Residenten. Kein Schwarzer darf gleicerweise innerhalb der maritimen Zone gelandet wer- den. Zuwiderhandelnde verfallen den Gesetzen des Landes, dessen Flagge das Schiff führte. Weitere Artikel bestimmen die Einzelheiten der Aus- fübrung von Maßnahmen zum Sck&uh befreiter Sklaven und bezüglich des Auffangens von Sklavenschiffen. Vas V isitationsrecHt erstreckt sid auf ve:däcbtige Sciffe in der maritimen Zone von Beludschistan bis Quilimane ; die Türkei, Persien und Sansibar unterdrücken die Sklaverei in thren Gebieten. Die Signatarmägte notifiziren dem König Leopold die Ratifizirung der Eeneralakte, die 60 Tage nah dem Eintreffen der leßtcn Beitrittserklärung in Kraft tritt. Ver- bandlungen finden statt b:züglih der Einfübrung von 109% W ertbzöllen im Coneo-Becken. Diese" Bestimmungen gelten für 12 Jahre. |

A: n zrisden den

Vulgarien.

Sofia, 29. Funi. Nachdem der Prinz Ferdinand dem Antrag des Gerichtshofes auf Umwandlung der gegen den Major Panita verhängten Todesstrafe in fünfzehn- jähriges Gefängniß abgelehnt und das Todesurtheil bestätigt hatte, wurde dasselbe, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag im Militärlager bei Sofia in Anwesenheit der Truppen und des Prokurators Markoff vollstreckt. Panigza starb vollkommen gefaßt mit den Worten: „Es lebe Bulgarien!“ Der Leihnam wurde der Frau Panigza's zur Bestattung übergeben. Aus Anlaß der Exekution hielt heute der Kommandant des Lagers an die Truppen eine An- sprache, in wlcher er. das Verhalten Paniga's, der eine Vershwörung zum Umsturz der gegenwärtigen Regierung an- gezettelt habe, auseinanderseßte und auf die im Falle des Gelingens für das Vaterland hervorgehenden Gefahren hin- wies. Paniga habe die Strafe verdient und man könne das Urtheil nur billigen. Ein solches Ende erwarte alle Vater- landsverräther.

Schweden und Norwegen.

(F) Stodckholm, 27. Juni. König Oscar und E E Sofia sind gestern Abend nach Christiania abgereist.

Als Mitglieder der Abtheilung des Staatsraths, welche verfassungsmäßig anwesend sein muß, im Falle der König über eine Regierungsangelegenheit selbst zu beschließen für gut befinden sollte, sind, wie die „Post- och Jnr. Tidn.“ be- richtet, der Minister des Aeußern Graf Lewenhaupt fowie die Staatsräthe pee von Otter, Freiherr von Essen und ene von Äferhielm vom König nah Christiania berufen worden.

Der Marine-Attahé bei der hiesigen Kaiserlih deutschen Gesandtschaft Freiherr von Plessen sowie der \{wedis{h- norwegische Gesandte in Berlin, Kabinets-Kammerherr von

Eine Deputation des Königlich preußishen Neu- märkishen Dragoner - Regiments, bestehend aus Oberst-Lieutenant von Krause und den Offizieren von Barnekow und von B'hr, ist heute hier angekommen.

Der hiesige Gesandte des Deutschen Reichs hatte fürzlih dem König gemeldet, daß der preußishe Minister der öffentlihen Arbeiten anläßlih der in Frage stehenden Anordnung einer direkt:n Kommunikationslinie zwishen Schweden und Deutschland über Saßniß auf Rügen beabsichtigt, im Laufe dieses Sommers denG-heimen Ober-Baurath Dberbeck und den Geheimen Baurath Dresel nah Schweden zu jenden, um die Hafenverhältnisse in Ystad und Trelleborg sowie die Betriebsv?rbältnisse derEisenbahnen zu untersuchen, deren Endpunkte die genannten Städte bilden. Der Gesandte rihtete in dieser Veranlassung die Anfrage an den König, ob er geneigt jet, die hierzu erforderliche Erlaubniß zu geben und den betreffenden Behörden zu empfehlen, den Hrrn. Oberbeck und Dresel bei der Ausführung ihres Auftrages behülflih zu sein. Daraufhin hat jeßt der König den beiden genannten deutshen Beamten gestattet, die in Frage stehenden Unter- juhungen vorzunehmen, und hat gleichzeitig dem Minister des Jnnern befohlen, g-eiqgnete Personen zu beauftragen, den Hrren. Oberbéck und Dresel alle gewünschten Aufflärungen zu gében. - L

Der Erste Fischerei-Assistent Dr. F. Trybom hat von der Regierung den Auftrag erhalten, der am 15. August in Danzig beginnenden fünften Konferenz der deutschen Fis ch- züchter beizuwohzuen.

Dänemark,

Kopenhagen, 28. Juni. (W. T. B.) Abbas Bey und Mehbhemed Ali Bey, die Söhne des Khedive von Egypten, sind heute Abend hier eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten.

„n der heutigen (30.) Sißung des Reichêtages, weicer am Tische des Bundesraths die Staats-Minister Dr. von Boetticher und von Verdy, die Staatssekretäre Freiherr von Malgahn und von Oehlschlaeger, sowie andere Bevollmächtigtezum Bundesrath beiwohnten, stand zunächst auf der Tageëordnung die Fortsezung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesegzes, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichhshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1890 91, auf Grund des münd!ichen Berichts der Komm.ssion für den Reichshaushalts-Etat. Berichterstatter war

gestüßt auf |

| risch beschäftigte

Abg. von Strombeck.

Die Berathung wurde fortgeseßt bei Tit. 4 der Au®ëgabe „ZU Diensteinkommensv:rbesserungen für diäta- Beamte Und Unleebéamte: 2536 6OT M“.

__Die Kommission b-:antragt unveränderte Bewilligung und außerdem folgende Resolution :

1) Zu Titel 4:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, das Verhä tniß der etat:mäßigen Stellen zu den diätarish besLäftizten Beamten al- gemein einer Prü'ung zu unterziehen und vorhanden-n Mifverbält- nissen, nöthigenfalls durch Vermebßrunz der etatsmäßigen Stellen, abzuhelfen

A

D T3 “Mo n +5 D nto 12 9 5 ç n 2) «Die verbündeten Regierungen werden ersucht, Erwägungen

Lagerheim werden zum Empfange der Allerhöchsten Herr- s{aîsten in Christiania eintreffen. Ó

dabin eintreten zu laffen, ob nit eine allgemeine Einführung der

Dienstaltersstufen für die Besoldungen der etatzmäßigen Beamten

fi empfiehlt,‘ :

Abg. Auer u. Gen. beantragen: Dea Kommissionsartrag V wie folgt abzuändern : V. Kapitel 85 Titel 4 der fortdauernden Ausgaben: Zu Diensteinkommensverbesserunzen für diätaris beschäftigte

Beamte und Unterbeamte nah Maßgabe der Anlage XIl

3 804 985 M zu bewilligen.

_Aba. Singer begründete die erhöhte Forderung, die wesentlich der Postverwaltung zufalle, mit dem Hinweis auf die kärglihe Besoldung der Hülfsarbeiter im Postfach, auf die hieraus entspringenden zahlreichen Unterschlagungen Seitens der Posthülfsbeamten und auf den Ueber- {uß von 30 Milionen, den die Postverwaltung erziele. Die Erhöhung der Gehälter dieser Beamten, die sich zumeist in sehr s{hlechter wirthschaftliher Lage be- fänden, empfehle sich sowohl im Interesse der Beamten wie der Verwaltung. BezügliGß der Hülfsbeamten beim Kaiserlih Statistischen Amt sei zu bedauern, daß die Unter- suhung über die Zustände in demselben mit der Entlaffung der beiden Hülfsbeamten, die die Beshwerden durch Ver- öffentlihung eines Artikels in der „Volkszeitung“ in die Oeffentlichkeit gebracht, geschlossen worden sei.

__ Staats-Minister Dr. von Boetticher hob hervor, daß mit der Untersuhung der Staatsanwalt beim hiesigen Land- geriht beauftragt sei; dies bürge für die Objektivität derselben. Die Entlassung von Hülfsarbeitern stehe dem Direktor des Statistishen Amts zu. Eine Beschwerde dagegen bei ihm, dem Staatssekretär, sei bisher nit eingegangen ; es sei deshalb an- zunehmen, daß die Betroffenen niht der Ueberzeugung lebten, daß Buen Unrecht geschehen sei.

ei Shluß des Blattes sprach Abg. Baumbach,

(Der Schlußbericht über die vorgestrige Sizung des Reichs- tages befindet fih in der Ersten B.ilage.)

__— Dem Reichstage ist der nachstehende Entwurf eines Geseßes, betreffend die Konsulargerihtsbarkeit in Samoa und die Uebernahme einer Bürgschaft Seitens des Reichs für die dur Einrichtung einer anderweiten Rechtspflege dortselbst erwachjenden antheilmäßigen Kosten, zugegangen:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von

Preußen 2c. verordnen im Namen des Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesratbs und des Reichstages, was folgt: : l Artikel 1 Die dem Konsul des Deutschen Reis in Samoa für die Inseln von Samoa zustebende Gerichtsbarkeit kann mit Zustimmung des Bundesraths dur Kaiserlide Verordnung eingeshränkt oder außer Uebung gescßt werden. Artikel 2,

_ Die Uebernahme einer Bürgschaft zu Lasten des Reichs für die Kosten der an Stelle der Konsulargerihtsbarkeit einzurichtenden Rehts- pflege in Samoa im Höhstbetrage von 2009 amerikanishen Dollars jährli wird genehmigt.

veri E ZEC S E Zw arne r t E E Ew E É 5 E, wE G

T T E tr p E R N T E Tw R e Zewa wT

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