1910 / 107 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 May 1910 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Königliche Hof legt heute für den König von Großbritannien Trauer auf vier Wochen 3. Juni an.

Die Damen tragen shwarzseidene Kleider, und zwar die ersten drei Wochen (bis einschließlih 27. Mai) mit shwarzem und Schmuck, die leßte Woche (vom 28. Mai bis ein- grauen Handschuhen,

Kopfpußs, shwarzen Handschuhen, schwarzen s{chwarzem l ] ; h \chließlih 3. Juni) mit weißem Kopfpuy,

weißen Fächern und Perlen.

Fächern

Die Herren nehmen für die ganze Zeit der Trauer einen Die Herren vom Zivil tragen zum großer va Strümpfe, Schuhe mit Schnallen und Degen mit s{chwarzer Scheide, in Gala der : dem in dem anderen Halle den gold- beziehungsweise silberbordierten Hut mit weißer

Flor um den linken Arm. ‘gestickten Rock in den ersten drei Gala s{chwarze Kniehosen, s{hwarze \chwarzen der lezten Woche blanke Schnallen, zur halben die gold- beziehungsweise silberbordierten Beinkleider von Farbe der Uniform und in dem einen wie

C

Wochen bei

Feder ; zur fleinen Unifornr dagegen schwarze Unterkleider (be- ziehungsweise Kniehosen, schwarze seidene Strümpfe, Schuhe mit shwarzen Schleifen und den dreieckigen Hut mit shwarzer Feder). Jn den ersten drei Wochen tragen die Herren schwarze wollene Westen und \hwarze Handschuhe, in der leßten Woche \hwarze seidene Westen und graue Handschuhe. Berlin, den 7. Mai 1910. Der Oberzeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.

Justizministerium.

Der Oberlandesgerihtsrat Volmer in Hamm ist als Kammergerichtsrat an das Kammergericht, der Landgerichtsrat Schmieder in Frankfurt a. O. als Amtsgerichtsrat an das Amtsgericht daselbst und der Amtsrichter Dr. Siebert in Krossen als Landrichter nah Frankfurt a. O. verseßt.

Zu Handelsrichtern sind ernannt: der Kaufmann Mar Müller in Breslau bei dem Landgericht daselbst, der Fabrik- besißer August Reins hagen in Bochum bei dem Landgericht daselbst, der Bankdirektor Wilhelm Rehn in Essen bei dem Landgericht daselbst, wiederernannt: der Kaufmann Hugo Mann in Barmen bei der Kammer für Handelssachen daselbt, der Bankier Josef de Weldige-Cremer in Dorsten i. W. bei dem Landgericht in Essen, der Kaufmann Christian Nikolaus Theodor Andersen in Kiel bei dem Landgericht daselbst und der Kaufmann und Konsul Henrik Sko ugaard in Memel bei dem Landgericht daselbst.

Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Kaufmann Konstantin Buschius in Berlin bei dem Land- geriht ITT in Berlin, der Kaufmann Rudolf Goldschmidt in Breslau bei dem Landgericht daselbst, der Fabrikant Louis Sabin in Solingen bei dem Landgericht in Elberfeld, der Direktor Emil Lange in Bochum bei dem Landgericht da- selbst, der Kaufmann Ernst Bischoff in Gelsenkirchen bei dem Landgericht in Essen, wiederernannt: der Brauereibefißer Dr. August Meininghaus in Dortmund bei dem Land- gericht daselbst.

Dem Notar, Justizrat von Gowinski in Neustadt i. Westpr. ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt zum 1... d: I. erten i

Dem Notar Dr. Schenke in Sohrau i. O.-S. Amts\siz in Ober-Glogau angewiesen.

Zu Notaren sind ernannt: die Rechtsanwälte Justizrat Louis Memelsd orff in Schöneberg und Dr. Döhring in Bütow.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelösht: die Rechts- anwälte Daase und Dr. Erlinghagen bei dem Landgericht T in Berlin, Wize bei dem Amtsgericht und dem Landgericht O und Dr. Schenke bei dem Amtsgericht in Sohrau i. O.-S.

Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen : die Nechts- anwälte Dr. Elsas in Rödelheim, Amtsgerichtsbezirk Frank- furt a. M., bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., Dr. Schenke aus Sohrau i. O.-S. bei dem Amtsgericht in Ober- Glogau, die Gerichtsafsessoren Albert Kersting bei dem Land- geriht T in Berlin, Dr. Hosbach bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., Boh mrich außer bei dem Amtsgericht in Dortmund auch bei dem Landgericht daselbst, Dr. Paul Posener bei dem Amtsgericht in Charlottenburg, Dr. Breuer bei dem Amtsgericht in Mülheim (Ruhr) und Zeidler bei dem Amtsgericht in Westerland.

Der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Tichauer und der Rechtsanwalt Dr. Hans Hager in Berlin sind gestorben.

ist der

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der theologischen Fakultät der Universität Marburg Lic. Dr. Gustav Westphal ist zum außerordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Der Abteilungsvorsteherin am Hygienischen Jnstitut der Universität zu Bonn Dr. Maria Gräfin von Linden ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Die Kreisarztstelle des Kreises Westerburg, Regierungsbezirk Miesbaden, mit dem Amtssiz in Westerburg, ist zu beseßen.

Königliche Akademie der Künste. Bekanntmachun g- für das

S “n Lem "a,

G1s 9 I 441,5 1910 erê ezn Wettbewerbe

um den Stiftung einjährigen Studienreise nach gegebenen Urteils der durch das ihter den Preis Nobert Bednorz, in Pilzendorf, Kreis Tarnowiß, gegen- it der Akademie der Künste verbundenen uerei (Vorsteher Professor Manzel) ver-

1910.

T

a Der Senat,

Zim für Die bilbent Panf Sektion für die bildenden Künite. A. Kanip f.

30. Apri

Seine Majestät und Jrland die - und zwar bis einschließlih den

am 6. Mai in Las Palmas auf Gran Canaria eingetroffen und segt am 13. Mai die Reise nah Santa Cruz de Teneriffa fort.

eingetroffen und geht morgen von dort ab.

vorgestern bei der englischen Botschaft vor und drückte dem englischen Botschafter anläßlich sein Beileid aus. Graf Aehrenthal, der deutshe Botschafter von Tschirsch ky und Bögendorff, der | der bayerishe Gesandte Freiherr von lischen Botschaft, um ihr Beileid auszusprechen.

Königs Eduard am bracht und dort drei Tage öffentlich aufgebahrt bleiben. dann wird die Leiche zur Beisezung am 20. Mai nah Windsor übergeführt.

Marlborough House nah dem St. James Palast, Mitglieder des Geheimen Rats versammelt hatten. dem gebräuchlihen Zeremoniell unterzeichnete der König die Proklamation und hielt darauf, „W. j stehende Ansprache :

heute mebr als wenige Worte an Sie richten könnte. ichmerzliche Pflicht, des Königs, mitzuteilen. und das ganze Reich so plößlich getroffen hat, tröstet mich das Gefühl, daß ih die Sympathie mir trauern werden um Glü darin fand, das ihrige zu teilen und zu fördern. nur des Vaters Lebe verloren, sondern das herzliche, hältnis zu einem teuren Freund und Natgeber. versitlich bin ih angesichts der allgemeinen liebenden die meiner teuersten Mutter in ihrem überwältigenden Kummer ge- sichert ist. bier stand, erflärte er, solange ein Atemzug in seinem Körper wäre, würde er für das Wohl und die Verbesserung der Lage seines Volkes arbeiten. Ich bin sicher, die Meinung der ganzen diese Erklärung voll ausgeführt worden ist. seinen Fußtapfen zu folgen und zu gleicher Zeit die konstitutionelle Regierung \ Ziel meines Lebens sein. lichkeit, die mir zugefallen ift, auf das Parlament und das Besitzungen verlassen kann, {weren Pflichten und ihre Gebete, daß Gott mir und mich führen möge. ih in meiner lieben Frau eine treue Gehilfin in jedem Streben für

Bekanntmachung. _ Den für das Jahr 1910 auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei ausgeschriebenen Preis der Karl Blehen-Stiftung im Betrage von 1500 4 haben wir nah stattgehabtem Wettbewerb auf Grund des Urteils der berufenen Preisrihter dem j . Maler Hans Bremer, geboren am 25. Ceoruar 1885 zu Berlin, gegenwärtig Studierender der akademishen Hochschule für die bildenden Künste, verliehen. Berlin, den 28. April 1910. Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. A. Kampf.

Kriegs8ministerium.

Der Militärintendanturreferendar Mund von der Jnten- dantur des Gardeforps ist unter Ueberweisung zu der Jntendantur des I. Armeekorps zum etatsmäßigen Militärintendanturassessor ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 9. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst- welcher gestern vormittag von Wiesbaden wieder in Potsdam eingetroffen war, begab Sich, „W. T. B.“ zufolge, um 2 Uhr nach Berlin zum englischen Botschafter Sir Edward Goschen, um Seine tiefe Teilnahme an der Trauer um den König Eduard auszusprechen.

Am Sonnabend, den 14 d. M. Nachmittags bleiben die Bureaus und Kassen der Reichshauptbank geschlossen.

Für das abgelaufene Etatsjahr haben aus den im Etat der Staatseisenbahnverwaltung zur Prämiierung nüßlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln 55 Beamten und Arbeitern der Eisenbahnverwaltung Belohnungen im Gesamtbetrage von 20 000 „f für Erfindungen und Verbesserungen, die zur Er- höhung der Betriebssicherheit oder in wirtschaftlicher Beziehung von Bedeutung sind, bewilligt werden können. / j

4er russische Botschafter Graf von der Osten-Sacken ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen. i

Der Königlih niederländishe Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Der Königlich norwegishe Gesandte von Ditten hat Berlin verlassen. Während „seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Lie die Geschäfte der Gesandtschast.

t

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Eber“

S. M. S. „Iltis ist am 6. Mai in Jtschang (Yangkse)

Oefterreich-Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph fuhr, „W. T. B.“ zufolge, ch des Todes des Königs Eduard Später erschienen der Minister des Aeußern

ächsishe Gesandte Graf Rex und Tucher in der eng-

Grofßbritanuien und Frland. Amtilicher Bekanntgabe zufolge wird die Leiche des 17. Mai in die Westminsterhalle ge- Als-

D

Der König Georg fuhr vorgestern nahmittag vom wo sich die Nach T. B.“ zufolge, nach- Mylords und Gentlemen! Mein Herz ist zu voll, als daß ih gl rie an ( richten Es ist meine Ihnen den Tod meines innig geliebten Vaters, Bei diesem unerseßlihen Verlust, der mich

meiner zukünftigen Untertanen bejiße, die mit den geliebten Herrscher, der sein eigenes Ich habe nicht innige Ver- Nicht weniger zu- Sympathie,

Als unser geliebter König vor wenig mehr als neun Jahren

ation ist, daß Mich zu bemühen, in diesem Reiche aufrecht zu erhalten, foll das ernste Ich bin mir der sehr schweren Berantwort- tief bewußt. Ich weiß, daß ich mih Volk dieser Inseln und der überseeischen auf ihre Hilfe bei der Erfüllung dieser Stärke verleihen Dabei gibt mir die Ueberzeugung Mut, daß

das Wobl unseres Volkes habe.

Das Parlament trat vorgestern, wie üblich, ohne q liche Aufforderung zusammen. Das Unterhaus vertagt ck in Abwesenheit des Sprechers auf den Antrag von M: M Churchill. Jm Oberhause leisteten der Lordkanzler und qu Peers den Huldigungseid. Wey

Die Proklamation des Königs Georg zum Souve hat heute früh mit dem alten Zeremoniell in der City A

gefunden. Frankreich.

__ Aus Anlaß des Todes des Königs von Engl; richtete der Präsident Fallières an die Königin-Witwe j den König Georg ein Telegramm, in dem er, „W. T. y: zufolge, seine Teilnahme an dem unerwarteten Verlust e, Souveräns aussprah, der Frankreich foviele Beweise »° Freundschaft gegeben. / S Die gestern abgehaltenen Stichwahlen haben nas Meldungen des „W. T. B.“ folgendes Er abnsg en mi Es sind 20 Republikaner, 104 Radikale und Sozialistia Radikale, 13 Unabhängige Sozialisten, 47 Unifizier Sozialisten, 28 Progreßisten, 4 Nationallisten D 9 Konservative oder Liberale gewählt worden. V, Wahlergebnisse stehen noch aus. Einschließlich der E gebnisse der Hauptwahl gewinnen die Republikaner 11 Si, und verlieren 12, die Radikalen und Sozialistisch-Radifack gewinnen 99 und verlieren 42 Sitze, die Unabhängigs Sozialisten gewinnen 5 und verlieren 11 Sitze, die Unifizieri Sozialisten gewinnen 29 und verlieren 9 Sitze, die Progressis gewinnen 18 und verlieren 9, die Nationalisten gewinnen 3 verlieren 5, die Konservativen und Liberalen gewinnen ch4 yz verlieren 9 Siße. Die Kammer wird also aufweisen 79 3, publifaner, 262 Radikale und Sozialistisch-Radikale, % Un. abhängige Sozialisten, 76 Unifizierte Sozialisten, 72 Progressistey 16 Nationalisten und 62 Konservative. Die Zahl der N gewählten beträgt 201, von denen 8 in neuerrichteten Wabl. reisen gewählt wurden. e

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Rußland.

__ Sofort nah ‘dem Eintreffen der Nachricht von dem Hin: scheiden des Königs von England drückten der Kaise: und die Kaiserin telegraphisch der verwitweten Königz Alexandra und dem König Georg V. ihr tiefstes Beileid au Auf Befehl des Kaisers hat der Minister des Aeußere Jswols fi den russischen Botschafter in London beauftra: der englischen Regierung das aufrichtige Beileid der Kaiserlich Regierung auszudrücken. À S Der finnische Landtag hat vorgestern, „W. T. Y! zufolge, einstimmig den Antrag der Kommission für die Grund geseze angenommen, folgende Erklärung abzugeben :

_Da die Geseßesvorlage über die das gesamte Reich betreffende Gesetze die finnishen Grvndgesege stark verändere und der Untdiat sein Recht, solhe Fragen zu entscheiden, niht im Stiche lassen fönz, so balte er es für unmöglich, sein Gutachten zu dieser Geseßzesvorlzz abzugeben. z ? L E Zentralverwaltung aller kommerziellen Orgari sationen Finnlands hat, obiger Quelle zufolge, beschlossen, gegez die in Aussicht genommenen Mayregeln, betreffend dai Lotsenwesen, Protest zu erheben.

Ftalien.

Aus Anlaß des Todes des Königs von England ha der Minister des Aeußern di San Giuliano den italienisdea Geschäftsträger in London beauftragt, der tiefen Anteilnahm der italienishen Regierung und des italienishen Volkes Auë druck zu geben.

—— FIE DET Deputiertenkammer machte vorgestern de Minister di San Giuliano von dem Ableben Königs Eduard Mitteilung und gedachte, „W. T. B.“ folge, der hervorragenden persönlichen Eigenschaften des Ver storbenen sowie dessen großer Verdienste um sein Land un? die ganze Welt. - Auf Antrag des Präsidenten Mar core der sich im Namen der Kammer den Worten des Minister anschloß, beschloß diese einstimmig, die Sizungen zum Zeitz der Trauer bis zum Mittwoch ausfallen zu lassen, für dies Zeitraum auf dem Parlamentsgebäude die Trauerfahne hissen und dem Sprecher des englischen Unterhauses über dez Verlauf der Sizung einen Bericht zu übersenden.

Der Senat, in dem in ähnlicher Weise wie in de Kammer des Ablebens des Königs gedacht wurde, beschloß, ebenfalls bis zum Mittwoch zu vertagen sowie dem englischez Oberhause, der Regierung und dem Volke Englands Beileid?

fundgebungen zu übermitteln.

Spanien.

Die Wahlen zur Deputiertenkammer sind naŸ Meldungen des „W. T. B.“ im allgemeinen ruhig verlaufen nur in Bilbao und Ciuadela ist es zu ernsteren Ausschreitung? gekommen.

Türkei.

Der Sultan, das diplomatische Korps, die Abordnungen der Deputiertenkammer und des Senats habez dem englishen Botschafter anläßlih des Todes des Königé Eduard ihr Beileid übermittelt. Die Deputiertenkammer u? der Senat haben Trauerkundgebungen veranstaltet. Der Sultan, die Regierung und die Vorsißenden des Parlament haben dem Königshaus und der englishen Regierun2 telegraphish ihr Beileid ausgesprochen.

_— ‘Die militärishen Vorkehrungen in Oberalbanie® werden fortgesest und die Truppentransporte dauern Aus Wutshitra werden, „W. T. B.“ zufolge, neue W gemeldet. Mehrere Treffen mit den Aufständischen have? östlich von Katschanik stattgefunden. Nadowina u? Korbulif sind bombardiert worden. Der Paß von Crne ¡ewo wurde von vier Bataillonen ohne Widerstand v filien der Arnauten beseßt. Nach amtlichen türkischen Na richten fehren die Bauern des Bezirks Gilan, die sih den Av? ständischen angeschlossen hatten, in ihre Dörfer zurü. Für! Bataillone sind in Prizrend eingetroffen, wo Ruhe herr Die allgemeine Lage im Wilajet Kossowo hat sich gebessert.

Minister so

Schweden. M d

Die Präsidenten der Kammern gaben, wie das „W. T. D. meldet, in den vorgestrigen Sizungen der Teilnahme 8

der Trauer des englischen Volkes Ausdru.

-

Amerika.

Das amerikanische Repräsentantenhaus hat 007 gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, vor der Vertagung eint

Resolution angenommen,

die der Teilnahme mit dem britische?

Volk Ausdruck gibt an dem Verluft eines Herrschers, dessen großes Ziel die Pflege freundlicher Beziehungen mit allen Nationen und die Erhaltung des Friedens gewejen Jet.

1 Die Vereinigten Staaten von Brasilien und die Republik Chile sind, obiger Quelle zufolge, überein- getommen, in dem Konflikt zwishen Peru und Ecuador zu vermitteln.

Asien.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“’ aus Teheran ist der Plan für die Reform des Kriegsministeriums, abgeschlossen. Es werden danach Jnfanterie- und Kavallerieinspektoren eingeführt und die Zahl der Truppen wird auf 40 000 festgeseßt, von denen 10 000 Mann in Aserbeidshan untergebracht werden sollen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (68.) Sizung zunächst die Mitteilung des Vize- präsidenten Dr. Porsch, daß Seine Kaiserliche und König- liche Hoheit der Kronprinz für die zu Höchstdessen Geburtstage ausgesprochenen Glücfwünsche des Haujes telegraphisch gedankt habe, entgegen und seßte dann die erste Beratung des Ent- wurfs eines Eisenbahnanleihegeseßes fort.

Abg. Haarmann -Altena (nl) wünscht den Ausbau der Bahnen im Sauerland, insbesondere der Strecke Herscheid—Lüdenscheid. In dem internationalen Zug Berlin—Paris folle auf der preußischen Strecke für die Speisewagen eine Auênahme von dem Rauchverbot cemact werden, wenigstens solle ein Abteil der Speisewagen für das Rauen freigegeben werden. 282) ; -

Abg. von Kalckreuth (kons.) bittet um baldige Ausführung der bereits genehmigten Bahnprojekte Landsber —Soldin, Roßwie]e— Zielenzig und der Höberlegung der Ostbahn bei Landsberg a. W.

Abg. Eickhoff (fortshr. Volksp.) wünscht eine Eisenbahnverbin- dung Schwelm—Lennep—Solingen—Cöln, ; 4

Abg. Krieg e- Bentheim (freikonf.) eine bessere bindung von Osnabrück an die Bahn Hanmnover—Berlin, :

Abg. Klo cke (Zentr.) die Herstellung einer Bahn von Mein- erzhagen über Olpe nah Kreuztal und die Beschleunigung des Baues der Bahn von Finnentrop nah Meschede mit Abzweigung nach Fredeburg. S :

Unterstaatssekretär Fle ck: Wir werden auf bes{leunigte Bau- ausführung Bedacht nehmen, \fobald die Nachforderung bewilligt ist. Die Rentabilität ist für den Bau von Staatsbahnen nicht allein maßgebend, wir berüsihtigen in erster Linie die durch neue Vahn- linien berbeizuführende wirtschaftliche Hebung der betreffenden Landesteile.

Abg. Graß (freikonf.) wünscht bessere Verbindungen für Torgau, besonders nah der sächsischen Grenze. j \ i

Abg. Barts cher (Zentr.) befürwortet die Verstaatlichung der Bahn Miedenbrück—Sennelager. Die Schnellzüge sollten in Nheda balten.

Abg. Dr. Schröder- Cassel (nl.) beshwert ih über Nicht- berücksihtigung Hessen-Nassaus, insbesondere des Regierungsbezirks Cassel, in der Vorlage. Die Babnhbofsverhältnisse in Cassel seien unhaltbar. i: N )

Abg. Dr. Grunenberg (Zentr.) beschwert fi über Zurück- sezung der Cöln-Mindener Streckte. Für gute und billige Verbindung nad den Nordsecbädern müsse gesorgt werden.

Aba. von Strombeck (Zentr.) dankt für die in der Vorlage vorgesehene Nebenbahn Schwebda—Heiligenstadt und bringt Eichs- felder Wünsche vor. i, ;

Abg. Spinzig (freikons.) wünscht eine Verlängerung der Bahn Clausthal—Goslar. 6

Abg. Reimer (kons.) unterstüßt die Wünsche, betreffs des Aus- baues der Strecke Berlin—Görliß.

Abg. von Gescher (fkons.) befürwortet den Ausbau der Strecke Münster—Bielefeld. A E

Abg. Prinz zu Lzöwenstein-Wertheim-Freudenberg (fonf.) bittet um Weiterführung der Bahn Meserip—Kroh)jen nah Sagan.

(Schluß des Blattes.)

Anschlußver-

Die Präsidenten des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten haben, wie «M: D. B. beriitel, Seiner Majestät dem Kaiser und König telegraphisch die Teilnahme der beiden Häuser des Landtags an der Trauer über das Hinscheiden des Königs Eduard von Groß- britannien und Jrland ausgesprochen. Darauf sind bei den Präsidenten beider Häuser Danktelegramme Seiner Majestät eingegangen.

Nr. 18 der „Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesund- heitsamts“ vom 4. Mai 1910 hat folgenden Inhalt: Gesund- heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im März. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung usw. (Sachsen.) Arzneimittel. (Oesterreich.) Nußtz- und Zuchtviehausfuhr. (Ungarn.) Viehseuhenübereinkommen. (Schweiz, Kant. Solothurn.) Konzeptionshinderung. (Belgien und Frankreich.) Genikstarre. (Belgien.) Gesundheitspässe. (Neu- Süd-Wales.) Nahrungsmittel 2c. Tierseulhen im Auslande. Le Maßregeln gegen Tierseuhen. (Elsaß - Lothringen,

roßbritannien, Britisch - Ostindien). Verhandlungen von gesezgebenden Körperschaften. (Norwegen) Staatshaushaltsetat 1910/11. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Aussat, 1909. (Baden.) Infektionskrankheiten, 1908. (Schweiz.) Faulbrutver- sicherung, 1909. (England und Wales.) Ansteckende Krankheiten, 1908. Schutßpodenimpfungen, 1908. Nahrungsmittelunter- suhung, 1908. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbe- fälle in deutshen Orten mit 15000 und mebr Einwohnern, März. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Ein- wohnern. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Er- krankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgleichen in deutshen Stadt- und Landbezirken. itterung. Beilage : Gerichtlihe Entscheidungen , betr. den Verkehr mit Nahrungê- mitteln (Wein).

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. Zum Kampf im Baugewerbe wird vom Deutschen Arbeit - geberbund für das Baugewerbe mitgeteilt, daz auch die Ver- ände von Berlin und Hamburg die allgemeine Aus)perrung nah

Kräften untersiswen, obaleih fie Sonderverträge mit den Arbeitnehmer-

Fn Frankfurt a. M. hat am des mitteldeutschen die folgende Resolution

organisationen abgeschlossen haben. Ar tine Captvee ano

geberverbandes stattgefunden, gefaßt hat: f

„Die am 4. Mai 1910 im großen Saale des Kaufmännischen Vereins zu Frankfurt a. Main tagende außerordentliche Generalver- sammlung des Mitteldeutschen Arbeitgeberverbandes für das Baus- gewerbe hat mit Interesse und Befriedigung von dem derzeitigen Stande des Kampfes im Baugewerbe Kenntnis genommen. _ Die Generalversammlung spricht \ich dahin aus, daß troß des nit zu billigenden Abfalles von Berlin, Hamburg und Bremen die Aus\perrung mit 187 000 Arbeitern als durgeführt zu betraten ist. Die Generalversammlung erwartet, daß der Bundes8vorstand in der biéherigen Weise die gute Sache der Arbeitgeber im Baugewerbe fördern wird und spricht die Zusicherung aus, alles zu tun, was zur Durcführung des Kampfes nötig wird, um endlich Ruhe und Frieden dem Erwerbsleben zu sichern.“

Eine von über zweitausend Arbeitern der Felten u. Guil- leaume-Lahmeverwerke in Frankfurt a. M. besuhte Ver-

sammlung beschloß am Sonnabend, „W. T. B.“ zufolge, auf die von der Firma gestellten Bedingungen einzugeben und den Str eif für beendet zu erklären. (Vgl. Nr. 103 d. Bl) |

Fn Tuttlingen ist, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, am 7. d. M. dem gesamten Arbeiterpersonal der dortigen Schuhfabriken gekündigt worden. Die organisierten Arbeiter zweier Schub- fabriken hatten zwecks Erreichun( einer 14 ftündigen Mittagspause die Kündigung eingereiht. Der Schuhfabrikantenverein gab bekannt, daß unter allen Umständen an der bisherigen Arbeitszeit festzuhalten sei. Wenn die Kündigung bei den beiden Firmen niht zurückgenommen würde, werde der gesamten Arbeiterschaft am 7. Mai gekündigt werden. Dies ist also nun gesehen. j :

Mie dasselbe Blatt von gut unterrichteter Seite aus Manchester erfährt, neigen die dortigen Fndustriekreise der bestimmten Ansicht zu, daß der drobende große Lohnkamp} in der englischen Baum- wollindustrie vermieden werden wird. Nach den bisherigen Ver- handlungen der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer erscheine es sicher, daß eine Einigung erzielt und die angedrohte Aussperrung der Svinnereiarbeiter nicht stattfinden werde. (Vgl. Nr. 104 d. Bl.)

Der Verband der Bergarbeiter im Becken von Borinage hat, wie die „Köln. Ztg." meldet, am Sonnabend den Gesamt - ausstand aller Bergleute vom beutigen Montag ab beschlossen. Es werden bierdur die Bergarbeiter des ganzen Beckens von Mons und Borinage, etwa 33 000 Mann, in den Ausstand treten. Nur die Arbeiter der Gemeinden Wiheries, Dour und Elouges (etwa 2000 Mann) wollen die Entscheidung des Nationalkongresses Ende Mai über einen Ausstand in sämtlichen Koblenbecken abwarten. (Vergl. Nr. 106 d. Bl.)

(Weitere „Statistische Nachrichten" \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Die „Gesellschaft für Erdkunde" in Berlin hatte am Sonnabendabend ihre Mitglieder und zahlreiche Gäste wieder zu einer besonders denkwürdigen Sipung geladen. Galt es doch den Com- mander Robert E. Peary zu begrüßen und von ibm einen Vortrag über seine leßte erfolgreiche Expedition zur Erreichung des Nordvols entgegenzunehmen. Der große Kaisersaal des Landwehr- offizierkasinos in der Hardenbergstraße in Charlottenburg konnte die Erschienenen kaum fassen und \chon geraume Zeit vor Beginn der Sitzung waren nicht nur alle Pläße beseßt, sondern die Hörer drängten sh auch in den Gängen und an den Saalwänden. Bald nab 7 Ubr wurde Peary von den Vorfißenden der Gesell- schaft, den Geheimräten Professor Dr. Penck und Profe}jor Dr. Hell- mann, in den Saal geleitet: eine hohe, fehnige Gestalt mit dichtem, leiht ergrautem dunkeln Haar und markanten Zügen. Geheimrat Penck begrüßte die ershienenen Ehrengäste, unter denen fh Ihre Hoheit die Herzogin Maria Antoinette zu Mecklenburg, der Staats- \efretär Dernburg und der Geheime Oberregierungsrat Schmidt vom Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten befanden. Die Mit- teilung, daß au die Gattin des Forschungsreisenden und. Graf von Zeppelin unter den Hörern weilten, erweckte bei der Zuhörershaft große Freude. Dann erteilte Geheimrat Penck dem Commander Peary das Wort. Der Vortragende sprach englijch, aber so deutli in der Aus- sprache und so eindringlich, daß sein durch zahlreiche Uchtbilder er- läáuterter Vortrag auch denen, die dieser Sprache nicht vollkommen mächtig waren, in der Hauptsache verständlih geworden sein dürfte. Die über eine Stunde währenden Ausführungen waren sehr sorgfältig und klar disponiert und gaben nit nur einen genügend unterrihtenden Abriß von den Ereignissen der Forschungsreise selbst, sondern gewährten auch einen trefflichen Einblick in die ihr zugrunde liegenden, auf einer in mebr als zwei Jahrzehnten erworbenen Erfahrung beruhenden Anordnungen, denen der Erfolg der Expedition in erster Linie zu verdanken ist, nämlich der Verwendung der Esfimos und ihrer Hunde, der Kon- struftion der auch auf dem Wasser als Boote benugzbaren, eigenartig gebauten Schlitten, der sorgsamen Anlegung einer förmlichen Ctappen- straße, die den Rückzug sichern sollte, u. a. m. Auf den Verlauf der Ervedition, wie Peary sie fesselnd und oft auch humorvoll \cilderte, kann hier nur in thren Hauptpunkten kurz hin- gewiesen werden. Die eigentliche Reise wurde an Bord des Dampfers „Noosevelt“ am 18. August 1908 vom Etah-Fjord aus angetreten. An Bord befanden si außer den teilnehmenden Weißen, unter denen oft erprobte Teilnehmer früherer Expeditionen den Stamm bildeten, 99 Esfimomänner, 17 Esfimofrauen, 10 Kinder und 246 Hunde. Ueber Kap Sabine fuhr man über Kap Albert nach Kap Frafer, dann dur den Robesonkanal, den man eisfrei fand, nah der Lady Franflin-Bay. Der weitere Weg führte, teilweise durch Nebel und Eis sehr erschwert, über Kap Lugton und Kap Union zur Nordküste der Lncolnbay. An der Mündung des Sheridan River erridtete man die erste Vorrats- und Ausrüstungsniederlage und brachte die „Roosevelt“ auf sichern Ankergrund. Mebrtägige ergiebige Jagden dienten dazu, den Fleischvorrat für die weite Reile zu ergänzen. Ein Teil der Expedition errichtete ähnliche Proviant- pläze am Kap Belknap und an der Porterbay, am Kap Colan und bis zum Kap Columbia, um für die Schlittenreisen des tommenden Frühjahres gerüstet zu sein. Peary selbst brach am 1. März 1909 mit 17 Esfimos und 19 Schlitten, zu deren Bespannung 133 Hunde zur Verfügung standen, von KaÞ Columbia zur großen Scblitten- erpedition auf. Schon am Tage darauf hatte er den nôrd listen Punkt erreicht, bis zu dem im Mai 1876 Sir C. Markham gelangt war; er befindet ih in 87° 20*' nördlicher Breite. Nachdem einzelne Abteilungen der Expedition etappenweise zurückgelasjen waren, ing Peary bei 84 ° 48 n. Br. allein vor, mit nur vier erprobten Estimos und einem Neger und mit den besten Schlitten und Hunden, Es galt einen forcierten Norstoß auf den Pol zu. An Proviant wurden Rationen für 40 Tage mitgenommen, im Notfalle hatte man ih noch 10 weitere Tage mit Hundefleisch nähren können. Es sollten in 5 Tagemärschen je 25 Seemeilen zurüdck- gelegt werden. Am 1. April gelangte man über den 88., am 2, fast bis zum 89. Parallelkreis, wo man bei einer Temperatur von 46° Halt mate. Nah 5 Tagemärschen war man bei 89° 57* nöôrdl. Breite angelangt, nach einigen weiteren Stunden hatte man das Ziel erreicht und Peary fonnte in sein Tage- A die Eintragung maden: „Endlich der Pol. Der Preis dreier Fahrhunderte, mein Traum und Ziel seit dreißig Jahren.“ Es war am 5. April, als Peary hier das Sternenbanner aufpflanzen konnte. Die Lotungen ergaben 1500 m Tiefe, 9 Seemeilen vom Pol fand man bei 2900 m tiefen Lotungen keinen Grund. Das Temveraturminimum betrug während der 30 Stunden, die man am Pol verweilte 33°, das Maximum 12°, Die Rück- reise, an Mühen und Gefahren rei wie der Hinmarsch, führte den Forscher am 25. April bis zur „Roosevelt“. Am 18. Juli verließ das Schiff sein Winterquartier und langte am 8. August in Kap Sabine an. In Etah wurden die wackeren Esfkimos, reich beschenkt, entlassen; am 26. August verließ man Kap York, um am 3. Sep- tember Indian Harbor zu erreihen, von wo man die erste Nachricht von dem glücklichen Erfolg der Rei)e nach Süden und in die Heimat

senden konnte. Dies die dürftigen, hauptsächlichsten Daten der

1 beroisch ertragenen Mühen und Gefahren. Die -zahlreihen, den Vortrag begleitenden Licht- bilder, meist in Farben ausgeführt, ergänzten Und beleuhteten ibn aufs glüdcklihste. Sie zeigten die „Roosevelt“ auf der Fahrt im Eis und im Standguartier, Tyven der Eskimos, ibre Lager, die Fagdbeute und die zähen Hunde, denen der Erfolg mitzuverdanken war, ferner die Schlitten in den verschiedensten Stadien der gefahr- vollen Fahrt, endlih die. shwererrungene Stätte des Triumphes mit dem wehenden Banner auf einer Ciépyramide. Der Vortragende erntete den reihen Dank der Zuhörer, dem der Geheimrat Penck in warmen Worten Ausdruck verlieh. Hierauf wendete er sich an Peary, um ibm die höchste Auszeichnung, die die geographische Gesellschaft zu vergeben bat, die goldene Nachtigal- Medaille zu überreihen. Es folgten zahlreiche Glückwünsche. Als Graf von Zeppelin an Fee berantrat, ihm glückwünschend die Hand zu s{ütteln, brach die Zuhörerschaft erneut in Jubel aus. Den Mit- gliedern der Gesellschast für Erdkunde wie den Gästen, die diesen Abend miterleben durften, wird er dauernd im Gedächtnis bleiben.

Ervedition, die reich war an

Ungeheure Meerestiefen innerbalb der deutschen Südsee sind dur die Lotungsarbeiten S. M. S. „Planet“ fest- gestellt worden. 1907 gelang die Entdeckung und Vermessung des über 8900 m tiefen Philippinengrabens, 1908 wurde westlih von der zur Gruppe der Salomonen gehörigen deutshen Insel Bougainville die Tiefe von 8045 m gelotet, zu Anfang des Jahres 1909 wurde bei Kap Lüdtke auf Neuvommern die Tiefe von 7406 m er- reit, und jeßt gelang es, diese beiden leßten Tiefen durch Lotungs8- reiben zu verbinden. Es wurde dadurch, wie W. Behrmann in dem neuesten Heft der „Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin“ hervor- hebt, eine neue Tiefenrinne entdeckt, die sich in einer Tiefe zwishen 7000 und 8000 m von Bougainville in \{chwahem nördlihen Bogen an der Südküste von Neu- pommern hinzieht und in der {on vermuteten Richtung auf den Huongolf auf Kaiser Wilbelm - Land deutet. Die von diesem Golf ins Innere führende, von Markham und Ramu durh- strômte \chmale Tiefebene, die 1908 dur die Reise von Damm- föbler und Fröhlih entdeckt wurde, erscheint jeßt als einfahe Fort- setzung dieser teftonishen Unie. Nicht weniger wichtig als diejes in die Augen fallende Ergebnis erscheint W. Behrmann der Nachweis, daß wir östlich der Hebriden keine Tiefenrinne vor uns* haben. Lotungen bei der Santa Cruz-Insel lassen wieder eine neue Depression in diejer Gegend vermuten, deren Untersuhung künftigen Lotungen vorbehalten bleibt. Neben der Fesistellung dieser für die Tektonik des ganzen Gebiets überaus wichtigen Leitlinien hat der „Planet“ ein dihtes Ne von Lotungen im Innern des Bismarckarchipels aus- geführt, die_das Bodenrelief dieses Gebiets in völlig neuem Lichte erscheinen lassen.

Die älteste ägyptische Mumie. In Fahre 1891 fand Flinders Petrie in der Nähe der etwa um 9900 v. Chr. errichteten Medumvyvramide des Königs Snefru in einem beraubten Grabe eine merkwürdige Mumie, anscheinend die eines gewissen Ranefer oder Nanofir. Die Tatsache, daß sie die älteste bekannte Mumie war, war damals sowohl durch den Entdecker wie auch durch Maspero anerkannt worden, und fie wurde mit aller Sorgfalt nah England in das Museum des Royal College of Surgeons gebraht. Aber die Bedeutung des Fundes wurde damals nicht völlig erkannt, weil allgemein vorausgesezt wurde , daß die Kunst des Cin- balsamierens so alt wie die Geschichte Aegyptens wäre, und viele Museen fast ebenso oder ebenso alte sogenannte Mumien enthielten. Au {ien jener Fund in der Folgezeit an Bedeutung zu verlieren, als manche Archäologen noch ältere, ja prädvynastishe „Mumien“ zu beschreiben begannen. Als sich aber berausstellte, daß sowohl das Kairiner wie das Britishe Museum keine eten Mumien ent- hielten, die älter als das Neue Reich (etwa 1580 v. Chr.) waren, und daß die 1907 von Quibell bezw. LWthgoe und Mace ge- fundenen einbalsamierten Leichen aus der zehnten und zwölften Dynastie (2200 bezw. 2000 v. Chr.) so zerbrechlich waren, daß sie bei der Berührung in Knochen und Staub zerfielen, wurde der Mert der Medummumie wieder klar. Allerdings war das Alter einer in einem ausgeplünderten Grabe gefundenen Mumie wie dieser nicht ¿weifelsfrei; aber die wichtigen Forschungen George A. Reisners bei den Gizapyramiden während der leßten Sahre haben nun, wie der „Globus“ mitteilt, Daten geliefert, die, auf die merkwürdigen ab- weichenden Eigentümlichkeiten der Medummumie angewendet, als ihr Alter bestimmt die Zeit der fünften Dynastie (etwa 2700 v. Chr.) firieren. Sie ist deshalb über 1100 Jahre älter als jede andere jeßt in einem Museum vorhandene Mumie, und 500 Iahre älter als jede bisher überhauvt gefundene Mumie.

Land- und Forstwirtschaft. Getreidemarkt in Antwerpen. Das Kaiserliche Generalkonsulat in Antwerpen berichtet unterm 3 d. M.: Nachdem auf dem Antwerpener Getreidemarkt Weizen zu Anfang des Monats April fest, mit guter Nachfrage für den Konsum war, flaute der Markt bald ab. Die Preise gingen zurück, der Monat endete sehr rubig; es wurden nur wenig cif Geschäfte gemacht. Da- gegen wurden von Deutschland zahlreiche Partien, besonders russischen Weizens, erheblich unter den BVerschiffungspreisen zum Wiederverkauf angeboten. Für Donauweizen neuer Ernte wurden große Zugeständ- nisse gemaht. Die Feldarbeiten in Belgien machten \chnelle Forts \chritte, und dle Ernkeaussichten sind fortgeseßt günstig. Mehl fand während des Monats April normalen Absaß. Die Vorräte wurden Ende Avril etwa, wie folgt, geschäßt:

t Gerste .

Mais

Noggen

425 000 dz 60 000 , 70 000 ,„ 40 000 „+

Der „Schweizerischen Landwirtscaftlichen Zeitschrift“ vom 6. Mai wird über die Witterung, den Stand der Kulturen und die Feldarbeiten aus Ba)elland unter dem 30. April geschrieben : Ziemlich strenge wiederholen sich bei uns die manchmal starken Früh- lingsfröste. Beinahe hätten sie am 28. d. M. Morgens an vielen Kulturen großen Schaden angerichtet. 1_—1 Grad Kälte hätte den Entscheid gebraht. An höher gelegenen Orten mag das „Kirschbaum- bluest“ dem Froste unterlegen sein. Das sonst bis dahin üppig ge- wachsene Gras macht nun bei diesem fröstlißen Wetter ein wenig Halt. Doch stehen sehr große S in Ausficht, weshalb die Heupreise gegenwärtig eher ge unken als gestiegen find. Mit den Feldarbeiten find wir bei uns {hon ziemlich vorgerückt. Das Kar- toffelseßen ist bei dem s{chöônen Wetter fast ausnahmslos zu Ende ge- gangen und würde nun bei troŒenem Wetter dem „Anblüemen“® und bei den Rebbesißern dem Rebenhacken Play machen.

Derselben Zeitschrift wird aus der Oftschweiz unter dem 99. April geschrieben: Die Wiesen in den Talschaften machen unter dem Einflusse der nassen Frühlingswitterung ganz gewaltige Fort- schritte, sodaß nicht nur die Frühlingsweide in schr ausgiebiger Weise benußt werden kann, sondern in den gutgepflegten Mähewiesen seit einigen Tagen mit dem Einmähen begonnen werden konnte. Die Aussichten für einen ertragreichen ersten Schnitt, somit also auh für eine reihlihe Futterernte find durhwegs sehr günstig. Nachdem nun genügend Grünfutter vorhanden ist, sind im Heuhandel bedeutende Stockungen eingetreten und die Preise wesentlich gefallen. Von allen Seiten wird gemeldet, daß noch größere Mengen letztjähriges Futter, sowohl Heu wie Emd vorhanden und verkäuflich seten. In- folge der geringen Güte des Futters mußten im Winter größere Mengen von Kraftfuttermittel verschiedener Art verfüttert werden, weshalb viel Futter, zumal das in der Ueberreife eingesammelte Heu zurüd- blieb. Die „wüchsige“ Frühlingswitterung hat au die Bäume und Sträucher, die Spaliere und Reben aus dem Winterschlafe geweckt.

Die Knosven füllen und dehnen sih mit überrashender Schnelligkeit,